Laibach. Selbstverlag des Verfassers. 1876. Anleitung. M A - Z m sich über die Erscheinungen des Magnetismus, der Elektricität, der ^^Wärme und des Lichtes eine richtige Vorstellung zu machen, ist das Verständniß des Wesens und Lebens der Natur nothwendig. L) Alle Himmelskörper mitsammt unserer Erde bilden ein für sich abgeschlossenes Wesen, Eine Substanz. Es gibt nur eine einzige Natur¬ substanz; aber sie besteht aus unendlich vielen Bruchstücken in mannig¬ faltigsten Formen. Alle diese Bruchstücke sind wie die Glieder eines Leibes in einem harmonischen Zusammenhänge. 2) Während alle Natnrkörper zusammen Ein Wesen, Eine Welt, Eine Substanz ansmachen, ist jeder vernünftige Geist ein für sich abge¬ schlossenes Wesen, für sich Eine Welt, für sich Eine Substanz. 3) Die Naturwelt ist eine Einheit aus lauter Bruchstücken, eine in sich gebrochene Einheit. Jeder vernünftige Geist ist aber eine absolute Einheit. Der Ichgedauke ist untheilbar, und gibt dadurch dem Geiste das Zeugniß, daß er eine absolute Einheit ist. 4) Die Natursnbstanz lebt und die geistigen Substanzen leben. Das Leben ist die Entfaltung deS Seins. Weil ich bin, so muß ich auch zeigen, daß ich bin. Das Leben ist ein Vermögen, Eindrücke von der Außenwelt in sich anfzunehmen, d. h. sich zu verinnern,. und Eindrücke aus sich heraus auf die Welt zu machen, d. h. sich zu veräußern. Das Leben ist ein Wechsel von Veriunerung und Veräußerung. 3) Wie die Natursubstanz sich wesentlich verschieden erweist von der geistigen Substanz, so sind auch die Arten ihrer Veriunerung und Veräuße¬ rung von einander verschieden. Jedes muß sich in seiner Lebensentfaltung als das zeigen, was es ist. Das Sein kann Niemand ändern und auch nicht die Arides Seins, insofern sie mit dem Sein unzertrennlich zusammen- hängt. 1* 4 K) Der Geist verinnert sich durch die Unterscheidung seines Wesens von andern Wesen in dem Bewußtsein seiner selbst und in der Aufnahme beseligender oder unseliger Gefühle; er veräußert sich durch den Gebrauch seiner Freiheit, durch den Eingriff in die Außenwelt. 7) Weil die Natur als ein für sich abgeschlossenes Wesen lebt, muß sie die Verinnerung haben; weil sie aber als ein Ganzes aus lauter Bruchstücken lebt, kann ihre Verinnerung niemals zum Selbstbewußtseiu vordringen, indem der Jchgedanke des Selbstbewußtseins Ausdruck der absoluten Einheit ist, während die Natur eine in sich gebrochene Einheit ist. Zn der Materie und ihren Formen und in den mannigfaltigen Erscheinungen hat die Natur ihre Veräußerung. 8) Wie sich die Natur nur in Bruchstücken mit verschiedenen Formen und Lebensabstufungen veräußert, so kann sie sich auch nicht als Ein Ganzes und nicht aufeinmal verinnern, sondern nur in Bruchstücken, wobei jedes Bruchstück seine eigene Art und Zeit der Verinnerung und Veräußerung hat. K) Die Geister- und Natnrwelt sind in ihrem Dasein angewiesen, sich gegenseitig zu beseligen. Die Natur ist aber nicht derart in dem Besitze ihres Seins, wie der Geist, weil sie kein Selbstbewußtseiu hat, sie muß ihr Leben mehr dem außer ihr liegenden freiem Geiste widmen. Es liegt daher der Schwerpunkt ihres Lebens in der Veräußerung, während der Schwerpunkt des vernünftig freien Geistes in der Berinnernng liegt. 10) Die Triebfeder zur Thätigkeit des Geistes ist das bewußte Selbstgefühl und die Freiheit, die Triebfeder zur Thätigkeit der Natur sind die zwei in ihrem Wesen liegenden, sich selbst entgegengesetzten Polarkräfte, diese bilden das inokils psrpstuum, das versinnlichte Lebensprinzip in der Natur, zur fortwährenden Anziehung und Abstoßung, Verinnerung und Veräußerung. Während der Geist mit Freiheit handelt, wirkt die Natur mit Nothwendigkeit. 11) Vermöge der zwei entgegengesetzten Pole, welche die Natur in sich hat, ist sie in den fortwährenden Gegensatz zu sich selbst gestellt, in den Gegensatz von Ich und Du, von Subjekt und Objekt. Dieser Gegen¬ satz ist am deutlichsten ausgedrückt in deni Verhältnisse des männlichen und weiblichen Geschlechtes. Beide Geschlechter gehören zu einem und demselben Wesen der Natur, welches durch die beiden Gegensätze in zwei sich gegenüber stehende Hälften gebrochen ist, die zusammen ein Ganzes ausmachen. Diese beiden Gegensätze bilden das Doppelleben der Natur, während der Geist einfach ist, ist sie emanirend, gebärend, sich räumlich ausbreitend. s 12) Auch der Geist kann zu sich in den Gegensatz treten, in das Verhältniß von ich und du; wenn man mit sich selbst spricht, in der Selbst¬ liebe, Selbstverachtung, Selbstbeherrschung; aber es ist immer nur ein und derselbe Geist sowohl als Subjekt, als auch als Objekt. In der Wirklich¬ keit kann sich der Geist nicht verdoppeln, weil er einfach ist, während in der Natur das Subjekt ein anderes ist, als das Objekt, z. B. Männchen und Weibchen, weil sie das Doppelleben hat. 13) Weil das Eine Wesen der Natur ein Ganzes aus Bruch¬ stücken ist, so niuß auch in jedem Bruchstücke der Lebenskarakter des Einen Wesens liegen, das ist die polare Wirksamkeit. Dadurch, daß die beiden Pole wirklich in allen Bruchstücken sich thätig zeigen, beweisen sie, daß sie zu Einem Wesen gehören. 14) Weil alle Bruchstücke zusammen Ein Wesen ausmachen, so hat kein Individuum z. B. ein Vogel ein für sich abgeschlossenes Leben, wie der Geist, sondern alle zusammen haben Ein Leben. Jedes Individuum hängt in seinem partiellen Leben vom Leben des andern ab. Eins lebt durch das andere, und eines beschränkt das andere. 13) Dadurch, daß die Bruchstücke in ihrem Leben von einander abhängig sind und verschiedene Lebensformen und Wirksamkeit haben, treten sie zu einander in den Gegensatz von Subjekt und Objekt; sie wirken auf einander, die lebenden schauen sich, betasten, beseligen, bekriegen sich. 16) Weil die Natur nur Ein Wesen und der polare Gegensatz mit ihrem Wesen unzertrennlich ist, so kann dieser Gegensatz nur ein formeller sein. Im männlichen und weiblichen Geschlechte liegen nicht zwei Wesen einander gegenüber, sondern nnr zwei Lebensformen des Einen Wesens. 4?) Das Leben der Natur, d. i. ihrer Bruchstücke mit den ver¬ schiedenen Formen und Lebensabstufnngen, ist durch die Wirksamkeit der polaren Gegensätze ein fortwährender Wechsel von Verinnerung und Ver¬ äußerung. Die beiden Gegensätze durchdringen sich gegenseitig, uni sich anfzuheben nnd zum größtmöglichen Ausdrucke der Einheit, zur Verinne¬ rung des Bewußtseins zu gelangen. Weil aber die Gegensätze mit Materie behaftet sind, so kann die Verinnerung nur einseitig durchgeführt werden. Ist die Verinnernng geschehen, so erneuert sich die vom Wesen unzertrenn¬ liche polare Wirksamkeit, welche der vollzogenen Verinnerung und Vereinigung entgegen wieder als Veräußerung, als Trennung durch erneuertes Hervor¬ brechen des Gegensatzes sich zeigt. Die Materie kann das Du aus ihrem Wesen nicht heransbringen, um durch Aufhebung der Gegensätze zum bloßen Ich zu gelangen, wie es der Geist hat. 6 18) Im Thierleben treten die beiden Gegensätze als geschlechtsver¬ schiedene Individuen auf; da ist die Zeuguug uur daun möglich, wenn die beiden geschlechtsverschiedenen Individuen auch die Form von zwei Hälften haben. Ein männlicher Adler und eine weibliche Krähe sind nicht zeugungs¬ fähig, weil sie nicht die Form zweier Hälften, die ein Ganzes bilden, dar¬ stellen. 18) Die Gebnrt ist der sichtliche Beweis der vollzogenen Verinnerung der beiden i Gegensätze. Die Gleichartigkeit der Frucht, die von beiden zu¬ gleich ausgeht, beweist, daß die Gegensätze blvs Formen des Einen Wesens sind. Der Jmmanation folgt die Emanation, der Verinnerung die Ver¬ äußerung. 20) Die Natur ist lebende Materie. Der Stein auf der Straße, die Luft, die wir athmen, das Wasser, das Wirtrinken, alles hat sein Loben. Es gibt keine todte Materie. Der Tod ist ein modifizirtes Leben mit entgegengesetzter, zersetzender Richtung; beim Tode verläßt die Materie ein spezielles entkräftetes Lebensprinzip im Thiere oder in der Pflanze, um anderswo seine Verwendung zu finden. Die Materie selbst ist unsterblich, wie der Geist, blos ihre Formen sind sterblich. Die alten Gebilde vergehen, um neuen Platz zu machen, dadurch verjüngt sich fortwährend die Materie. 21) Jedes Atom hat ein unveräußerliches Leben; es haben aber die Atonie die Eigenschaft, daß sie sich zur Lebensgemeinschaft verbinden können durch die Bildung eines Körpers,- von der Art, wie sich die Atome verbinden und von deren Menge hängt die Beschaffenheit und Größe des Körpers ab. Durch die Verbindung bildet sich eine Wechselwirkung zwischen dem gemeinschaftlichen und partiellen Leben, sowie zwischen dem öffentlichen und Privatleben der Bürger eines Staates. Wie sich die Atome zur Le¬ bensgemeinschaft verbinden können, so kann in dem Bereiche der weniger entwickelten Natur auch ein gemeinschaftliches Leben in mehrere Theile zer¬ legt werden. Eine Magnetstange in Stücke gebrochen gibt leicht unzählige kleine Magnete, die man alle wieder zu Einem Magnete zusammenfügen kann. 22) In der Thierwelt koncentrirt sich das Leben der Atome als Thierseele. DaS Leben der Thierseele läßt sich nicht so in Theile zerlegen, wie bei den unorganischen Körpern; sie ist ein untheilbares Lebensprinzip. Die Schlange in Theile getheilt, behält noch eine Zeit ein Leben, aber die Theile lassen sich nicht mehr zum gemeinschaftlichen Leben verbinden. 23) Sowohl in den einzelnen Atomen, als auch in den verschiedenen Körpern muß man unterscheiden die materielle von der geistigen Seite, den 7 Körper von der Seele; beide sind stark von einander unterschieden als äußeres und inneres Leben. Die geistige Freude des Hundes beim Wieder¬ sehen seines vermißten Herrn ist anderer Art, als sein Wohlbehagen an der Sounenwärme; der Schmerz über den Verlust seines Herrn anders, als der körperlichen Züchtigung. Im Wesen der Natur läßt sich das Körperliche vom Geistigen nicht trennen, in der Form sind sie aber getrennt und stark verschieden. Jedes Gebilde hat diese zwei Formen, sie sind unveräußerlich. Die materielle Seite läßt sich analisireu, weil sie die Form der Vielheit hat. Die geistige Seite ist untheilbar, hat die Form der Einheit, ist schöpferisches Lebensprinzip. 24) Die Natur ist ein Ganzes aus Bruchstücken von verschiedenem Lebensgrade und niannigfaltigen Formen. Obwohl das Leben der Natur nur Ein Leben ist, so ist doch das Leben des Steines ganz anders als das des Thieres, er hat eine andere Art von Seele, als das Thier. Die Thierseele erreicht eine ähnliche Form wie sie die absolute Einheit des selbstbewußten Geistes hat. Ist auch die einheitliche Form der Thierseele von der Einheit des Zchgedaukens absolut verschieden, so hat doch die Thierseele ein dem freien Geiste ähnliches Denken und Fühlen. Die Thiere haben Urtheilskraft, Schlauheit, Gedächtniß, Liebe, Zorn, Muth, Furcht, Dank- und Rachegefühl, Geselligkeitstrieb, Eltern- und Kindesliebe, Freude, Schmerz, Freiheit der Bewegung. 2») Weil alles Ein Leben ist, so ist auch das Leben des Steines zusammenhängend mit dem Leben des Thieres, der Pflanze rc. Die nieder» Organismen sind die Grundlage der höheren und alles im Zusammenhänge. Der Stein scheint todt zu sein, wird aber sein schlafendes Leben durch Reibung geweckt, so zeigt er sich elektrisch, gibt Wärme von sich, Licht, einen Geruch; ein niit scharfen Säuren begossener Kalkstein braust. Das Pulver steht auch todt aus, und wie gefährlich ist oft das Erwachen seines Lebens. Eine Mischung von Wasser und Schwefelsäure muß mit Vorsicht gemacht werden, weil auch die Flüssigkeiten lebendig sind. Die Wässer haben ihre Stimmen erhoben 92. Das Licht ist Lebensäußerung der unorganischen Natur, ihr Lachen und Jubeln, die bunten Farben der Ausdruck der Freude, die Photographie ihre Sprache. Die verschiedenen Grade der Wärme und Hitze, wie mannigfaltige Wirkungen bringen sie hervor; sie ist die Liebek- äußerung der unorganischen Natur; die Musik, die vielfachen Abstufungen von Gerüchen und Köstlichkeiten des Geschmackes bezeugen, daß die Stoffe lebend sind. 8 26) Obwohl alles Leben nur Ein Leben ist, so liegt zwischen den verschiedenen Formen der Gebilde doch eine große Kluft. Der Stein kann niemals eine Pflanze oder ein Vogel werden, der Vogel nie ein Affe. Die Lebensprinzipe sind für die verschiedenen Gebilde unabänderlich geregelt. Die Lebenskraft kann sich nicht selbst Bahn brechen, um von einem niederen Gebilde iu ein höheres vorzurücken, weil sie die gesetzte Kluft nicht über¬ springen kann. Jede Lebenskraft der Gebilde bewegt sich nur innerhalb ihrer festgestellten Grenze. 27) Obwohl aus einem Mineral nicht unmittelbar eine Pflanze und ans der Pflanze nicht ein Thier werden kann, dient doch das Mineral¬ reich den Pflanzen und die Pflanzen den Thicren zur Nahrung; aus der Pflanze bildet sich das Fleisch und Blut des Thieres. Die Lebensprinzipe der entwickelten Formen sind zwar stpirt, aber die Atome haben die freie Bewegung, daß sie aus einem Gebilde in das andere durch die Thätigkeit des Lebensprinzipes übergehen können. Unser Leib ändert fortwährend seine Bestandtheile, ohne daß wir einer Veränderung gewahr werden. 28) Jemehr sich einerseits die geistige Seite eines Gebildes der Form der Einheit nähert (wie beim Thier), desto mehr kommt anderseits in der materiellen Seite die Vielheit zum Ausdrucke, weil die Organisation desto feiner und komplizirter ist. Je geringer die Vielheit der materiellen Seite, desto geringer der Ausdruck der Einheit in der geistigen Seite, desto mehr nähert sich auch die geistige Seite der Vielheit, in welcher das Leben zerlegbar wird (während die Thierseele untheilbar ist); diese Vielheit ist eine Einheit des Lebens aus Vielheit, wie die Harmonie der Musik, eine Einheit aus vielen Tönen ist. 28) Oft ist die materielle und oft die geistige Seite mehr vorherrschend. Beim Eie des Vogels ist nichts Geistiges wahrnehmbar; wenn aber der Vogel erwacht und im Frühlinge seine Liebeslieder singt, da zeigt sich die geistige Seite vorherrschend. Unterschied zwischen Winter und Sommer. 30) Die Natur ist ein Ganzes aus Bruchstücken, aber auch die Bruchstücke haben die'Form des Ganzen. Die Planeten, das Thier, der Baum, der Apfel haben die Form des Ganzen. 31) Während der Geist ein in dem Brennpunkte des Jchgedankens konzentrirtes Leben hat, ist das Leben der Natur in Vielheit und Mannig¬ faltigkeit zerstreut, so daß sich ihre einzelnen Gebilde als Fremdlinge ein¬ ander gegenüber stehen. Die Zerstreuung ist jedoch keine Zerrissenheit; sie bilden ein harmonisches Ganze. d Magnetismus. 1) Weil die Natur nur Ein Wesen ist, so muß sie die Einheit dieses Wesens darstellen; weil sie zwei Seiten hat, muß sie in geistiger und materieller Richtung diese Einheit bewähren. Weil sie Einheit ans Bruchstücken ist, muß sie die Bruchstücke zum Ganzen verbinden; daher die gegenseitige Anziehung der Bruchstücke, das ist die magnetische An¬ ziehung. Der Ursprung des Magnetismus liegt nicht in der Materie, sondern in der geistigen Seite der Natur, im Streben nach Einheit. Der Magnetismus ist das äußerlich in der Materie bezeugte Streben der Natur, sich als ein Ganzes zu beurkunden; er ist der niederste Grad des Instinktes. Die Kuh und das Kalb haben auch gegenseitige Anziehung; da ist der Instinkt mehr entwickelt, der Magnetismus wirkt als Sympathie. 2) Weil alle Bruchstücke zu einem und demselben: Wesen gehören, müssen auch alle Bruchstücke dasselbe Streben nach Einheit haben; es müssen alle Bruchstücke gleich magnetisch sein. Es gibt keinen Körper in der Natur, sei er fest, flüssig oder gasförmig, der nicht magnetisch wäre. Obwohl uns der Bau der kosmischen Welt unbekannt ist, so gibt uns doch der Magnetismus die sicherste Bürgschaft dafür, daß sie eine orga¬ nische Einheit bildet. 3) Die magnetische Natur eines jeden Körpers zeigt sich a) durch sein Streben nach Bereinigung mit dem Ganzen; insoferne sind auch alle Körper gleich schwer, wie es der Fall im luftleren Raume beweist; ist) durch sein Streben nach Vereinigung mit der nächsten Umgebung. -4) Könnte man zwei Planeten sehr nahe an einander bringen, so daß die gleichnamigen Pole einander zugekehrt wären, so würden sie sich abstoßen, während sich die ungleichnamigen anziehen, wie es auch bei zwei Magnetnadeln geschieht. So wie bei Verbindung zweier Magnete der schwächere sich drehen und nach geschehener Verbindung seine Pole än¬ dern muß, so muß auch bei der Trennung ein Theil den Pol ändern. Bei Spaltung von Turmalinblättchen ist es gut wahrnehmbar. Würden sich auch hundert Planeten zu Einem Körper verbinden, so würden nur zwei Pole herrschen, welche unvertilgbar im Wesen der Natur liegen. Je größer die Masse, desto größer die Kraft der Pole. 10 K) Ebbe rind Flut sind Folge der Anziehung durch Mond und Sonne. Der Umstand, daß auch die vom Monde abgekehrte Seite gleich¬ zeitig die Flut hat, erklärt sich dadurch, daß während auf der einen Seite die Flut durch die Anziehung geschieht, auf der andern Seite auch die Flut aber durch die Abstossung erfolgt. So gut die Anziehung zur Flut wirken kann, so gut muß auch die Abstossung dazu wirken können, weil auf beiden Seiten das Wasser verschiebbar ist. 6) Die Kraft der gegenseitigen Anziehung zweier Körper nimmt ab in dem Maße, in welchem die zweite Potenz der Entfernung zunimmt. Kleinere Körper können deshalb nur auf sehr geringe Distanzen ihre magnetische Kraft äußern. 7) Obwohl alle Körper die gleiche Polarität haben, sehen wir doch, daß sie sich nach Graden der magnetischen Verwandtschaft anziehen. Oel und Wasser ziehen sich viel weniger an, als Wasser und Wein. Queck¬ silber hat zum Golde eine große Verwandtschaft, zum Eisen aber nicht, während der Stahlmaguet zum Eisen die Verwandtschaft zeigt. Wo zwei Körper in einer oder der andern Richtung gleichartige Zusammen¬ setzung haben, dort entsteht die Verwandtschaft. Weil in der Gleich¬ artigkeit schon mehr der Ausdruck der Einheit liegt, so wird dadurch die Anziehung befördert. 8) Die Wirksamkeit des Leimes, Kittes, Mörtels, Fließpapiers, das Zeichnen, Malen re. beruht auf der magnetischen Verwandtschaft. Hygrometer ziehen die Feuchtigkeit mehr an sich als andere Körper. Wäh¬ rend sich zwei naheligende Tropfen Quecksilber auf einer Glasplatte gegenseitig auziehen, zerfallen sie auf einer Zinkplatte, ohne sich anzuziehen, weil die An¬ ziehung des ZinkeS größer ist. Zwei Wassertropfen auf der Glasplatte zerfallen; wenn man aber die Glasplatte früher mit Fett bestreicht, so zer¬ fallen sie nicht, sondern ziehen sich gegenseitig an. Oelgattungen sind unter sich magnetisch verwandt, sie mischen sich. Manche Stoffe lösen sich im Wasser, andere im Weingeist rc. S) Regenwolken werden von Gebirgen angezogen. In strenger Kälte setzt sich der Nebelfrost an die Bäume in Folge der Anziehung. Die Wasserhosen entstehen, wenn die schweren Wolken sich zu nahe der Meeresfläche lagern. Das Meerwasser braucht 3.7" mehr Wärme zum Sieden als das Süßwasser, weil die Bindung mit den beigemengten Stoffen durch die Wärme überwunden werden muß. Quecksilber siedet erst bei 360 Grad. Je ge¬ ringer die spezifische Schwere der Flüssigkeit ist, desto früher siedet sie. 11 Während Wasser durch ein feines Drahtsieb durchgeht, bleibt das Queck¬ silber darauf, weil der Zusammenhang durch die starke gegenseitige Anziehung der Theile erhalten wird. Sehr wunderbar zeigt sich die als magnetische Anziehung wirkende Kraft der Kapilarität. Zum Absprengeu der Mühl¬ steine wird in eingeschnittene Löcher trokenes Holz eingekeilt und dann mit Wasser begossen. Das Holz ist mit dem Wasser magnetisch ver¬ wandt, cs quillt mit der Zeit so sehr au, das die festen Steine abge- sprcngt werden. 10) Wie die festen und tropfbaren Körper, so zeigen auch die Gase ihre durchaus magnetische Natur. Die festen und tropfbaren Körper haben durch die magnetische Anziehung das Vermögen, Gase zu absorbiren. Dieses Verniögen wird durch Druck und Abkühlung befördert, weil dadurch die Wärme, welche der magnetischen Anziehung entgegen wirkt, überwunden wird. Nicht eine vermeintliche Porosität der Flüssigkeiten ist Grund, daß sie Luft in sich haben, sondern das Wasser zieht die Luft an sich. Die Luft zieht auch Wasser an sich, wie es die Verdunstung zeigt. Die spezifisch leichtern Flüssig¬ keiten, wie Weingeist, Aether haben mit der Luft ein noch größeres An- ziehungsverhältniß, ebenso die näher verwandten Stoffe. Kohle absorbirt das LOfache Volumen Kohlsngas, der Platiuschwamm das SOOfache Volu¬ men Sauerstoff; und Wasser das 700fache Volnmen Amoniakgas. Wird über eine mit Kohlensäure gefüllte Flasche eine andere mit Wasserstoff gefüllte vorsichtig gestürzt, so mischen sich beide Gase. Die Kohlensäure, welche viel schwerer ist als der Wasserstoff, wird durch die Anziehungskraft zur Mischung hinaufgczogen. Gase und Flüssigkeiten, welche durch eine poröse Scheidewand getrennt sind, dringen durch, um sich zu mischen. 11) Wo die Naturkräfte ohne Hindernisse wirken, geschehen die Mischungen der Gase nach gewissen Verhältnissen, nach Acquivalenten. Zur Bereitung der Speisen werden auch die Mischungen nach Aeqnivalenten gemacht. Zu einer gewissen Menge Mehl wird eine gewisse Menge Salz, Fett, Milch w. gethan. Das Verhältnis) der Menge Sauerstoff, Kohlenstoff und Stickstoff ist in der Luft überall das gleiche, indem die Verkeilung nach Aeqniva¬ lenten geschieht. Die Nebelbläschen und Regentropfen sind in der Luft gleichmäßig vertheilt. Lösung, Absorbtion bis zur Sättigung. Die Ver¬ bindung der Stoffe nach Aeqnivalenten ist ein allgemeines Naturgesetz, weil die Natur organisirend ist. Der Mangel an Verschiebbarkeit der Materie ist das Hinderniß davon. 12 Ein gesättigter Körper verläßt oft einen Theil seiner Verbindung, wenn er mit einem andern näher magnetisch verwandten sich verbinden will; das ist magnetische Scheidung. 12) Obwohl jeder Körper zwei Pole hat, in denen die Anziehung und Abstossung gleich stark ist, so ist demnach in der Natur die Anziehung vorherrschend, weil sich die ungleichnamigen Pole anziehen. 13) Ein in die Luft geworfener Stein wird sowohl an den beiden Polen, wie am Aequator von der Erde angezogen. Die Erde hat als ein Ganzes zwei Pole; sie ist aber ein Ganzes aus Bruchstücken; weil sie durch¬ aus den polaren Karakter hat, so hat auch jedes Bruchstück für sich zwei Pole, daher die Anziehung überall möglich ist. WktricM. 1) Während der Magnetismus das Prinzip der Einheit darstellt, ist in der Elektricität das Prinzip der Mannigfaltigkeit vertreten. Der Magnetismus ist das Prinzip des Konservatismus, der Starrheit, die Elektrizität als modrls das Lebensprinzip. Der Magnetismus bezieht sich auf die Theile, insoferne sie zu einem Ganzen gehören, die Elektricität bezieht sich auf die Wechselwirkung der Theile; sie zerstört die alten Organismen, um mit schöpferischer Kraft neue zu bilden; sie ist zeu¬ gend, belebend, organisirend; ohne Elektricität müßte Alles erstarren. 2) Das Verhältniß von Magnetismus und Elektricität versinnlicht der Transversalmagnet. Wird über eine Magnetnadel der elektrische Strom geleitet, so wird die Nadel so abgelenkt, daß sie statt nach Nord und Süd nach West und Ost zeigen muß. Ist aber der Magnet stärker als der Strom, so muß der Strom die entgegengesetzte Richtung nehmen. 3) Obwohl sich Magnetismus und Elektricität in ihrer Richtung kreuzen, stehen sie doch in sehr naher Verwandtschaft zu einander, weil die Elektricität sowohl trennend, als auch verbindend wirkt. Der elektrische Strom macht Eisen magnetisch, und ein Magnet in eine Drahtspule ge¬ legt, erzeugt einen elektrischen Strom. Die Elektricität ist also vom Fleisch und Bein des Magnetismus. 13 4) Der Stahlmagnet kann als Bindeglied des Magnetismus und der Elektricität angesehen werden. Durch die stabile Richtung der beiden Pole und durch die magnetische Verwandtschaft zum Eisen zeigt er seine magnetische Natur; dadurch daß diese Erscheinung an der Oberfläche des Metalles stattfindet, und durch Reibung geweckt werden kann, zeigt er sich als elektrisch. 3) Zeder Körper ist ein Magnet, und jeder Körper ist mehr oder- weniger elektrisch. Dadurch daß die Elektricitat ungleich vertheilt, dabei aber sehr beweglich ist, ferner auch dadurch, daß nicht alle Körper gleich gute Leiter der Elektricitat sind, wird die Lebhaftigkeit und Mannigfaltigkeit der Verbin¬ dungen und Trennungen erhalten. Die Bildung aller Organismen und ihrer Lebensfunktionen beruhen auf der Thätigkeit der Elektricitat. Die Grundstoffe hätten ohne Elektricität keine Wirksamkeit. Im Mineralreiche, besonders aber im Pflanzen- und Thierreiche gibt es ganze Sisteme elektrischer Funktionen. Es ist immer ein und dasselbe Prinzip wirksam, wenn auch die äußern Formen sehr verschieden sind. 6) Sowohl durch den Magnetismus als auch durch die Elektricität werden Verbindungen gemacht; die magnetischen Verbindungen geschehen aus dem Grunde der Gleichartigkeit, der Verwandtschaft, die elektrischen aus dem Grunde der Geschlechtsverschiedenheit und Kopulation. Die ersten: lagern sich nebeneinander, die letzteren durchdringen sich gegenseitig und bilden ein neues Produkt. 7) Die magnetischen Verbindungen geschehen häufig, die elektri¬ schen aber jedesnial nach Aequivaleuten (Ebenbürtigkeiten). So z. B. kann sich ein Gewichttheil Wasserstoff nur mit 8 Gewichttheilen Sauer¬ stoff oder mit 14 Thcilen Kohlenstoff elektrisch verbinden. 8) Die nothwendige Bedingung zur elektrischen Verbindung ist r») die polare Verschiedenheit als Bedingung zur Kopulation; b) die auf beiden Seiten gleich elektrische Spannung, weil nur dann die Entladung zur Produktbildung wirksam sein kann. 8) Daß die gleichmäßige elektrische Spannung Grund der Verbin- ,dung nach Aequivaleuten ist, beweiset die Elektrolyse, indem auf demselben Wege, als die Verbindung geschah, auch die Trennung bewirkt wird. Blau¬ gefärbtes schwefelsaures Natron wird durch die Elektrolyse zersetzt in rothe Schwefelsäure und grünes Natron; bei Unterbrechung des Stromes tritt durch die Znduktionskrafl der Gegenstrom ei»; die getrennten Flüssigkeiten verbinden sich wieder mit blauer Farbe. Der Unterschied von 80^ 8Oz rc. schädiget das Prinzip nicht. In der unorganischen Natur, wo 14 sogar die Polwechsel häufig Vorkommen, ist die Elektricität nicht so all¬ seitig fixirt, wie in der organischen. LV) Wenn zu zwei elektrisch mit einander verbundenen Körpern sich ein dritter Körper nähert, welcher zu dem einen dieser zweier eine nähere magnetische Verwandtschaft hat, und zugleich in die elektrische Spannung mit ihm treten kann, so geschieht die chemische Scheidung. Die Verbindung muß nach Aeqnivalenten geschehen: a) damit ver¬ schiedenartige Körper gebildet werden; b) damit die verschiedenen Körper auch eine verschiedene innere Beschaffenheit erlangen: o) damit die fort¬ währende Verjüngung der Natur und Abwechslung der Gebilde möglich werde. Die Natur handelt nicht mit Freiheit, sondern mit Nothwendigkeit; damit sie ihrem Zwecke entspreche, ist ihre Thätigkeit durch mannigfaltige Lebensprinzipe normirt. Vermöge dieser Lebensprinzipe geschehen auch die Verbindungen derart, daß aus einem Weizenkorne keine Lilie aufwachsen, und aus denr Eie einer Amsel keine Taube auSgebrütet werden kann. Selbst in dem Instinkte der Thiere, welchen man einen Reflex der Freiheit nennen kann, zeigt sich die Norm der Nothwendigkeit, indem die Thiere einer Gattung immer nach gleichem Instinkte handeln, trotz der Freiheit ihrer Be¬ wegung. 11) Ein Karakteristiknm der elektrischen Verbindungen ist die da¬ mit zusamenhängende Entwicklung der Wärme. Ze größer die Masse und je größer die Spannung, desto mehr wird Wärme frei bei der Verbindung, wobei auch wegen der Verdichtung das Volumen kleiner wird. Wird Wasser auf Mehl gegossen, so zeigt sich dabei keine Wärmebildung, weil nur eine magnetische Verbindung geschieht; wird es aber auf ungelöschten Kalk gegossen, so wird dabei Wärme frei. Wasser mit Wein oder mit Milch gemischt zeigt sich ganz anders, als die gefährliche Mischung von Wasser und Schwefelsäure. Sodawasser mit Zucker braust nicht auf, mit Weinstein aber braust es. Der Athmungs-, Gährnngs-, Verbrennungs¬ prozeß sind elektrische Tätigkeiten, wobei Wärme frei wird. Würde sich vor uns ein großer Baum plötzlich in seine Bestandtheile, in Gase, auf¬ lösen, so würde durch die Verdünnung so viel Wärme gebunden werden, daß wir dabei große Kälte empfinden müßten; würde er sich aber aus den Gasen Plötzlich zusammensetzen, so müßte durch die Verdichtung derselben zum festen Baume eine große Hitze entstehen. 12) Die magnetischen Verbindungen sind nicht mechanischer, sondern organischer Natur, indem die Art der Lagerung durch die Lebenskraft der Stoffe angestrebt wird. Die Mischung von Sauerstoff, Kohlenstoff und rs Stickstoff in der Luft ist in der ganzen Welt die gleiche. Die Anreihung der Atome zu Kristallen ist auch nicht zufällig. — Die elektrischen Ver¬ bindungen stehen auf einer höheren Stuffe als die magnetischen. Die Elektricität hat in sich die schöpferische Kraft zur Bildung neuer Produkte. In der organischen Natur wirkt sie zeugend, in der unorganischen um¬ wandelnd. 13) Wie sich die magnetische Kraft im Großen durch Erhaltung des Weltsistems zeigt, so zeigt sich die elektrische im Kleinen als Moleku¬ larkraft zur Schöpfung verschiedener Formen. Die Kraft, mit welcher die Wurzeln der Bäume in der Erde haften, hat die Elektricität gebildet. Eine mit der Wurzel ausgerissene Pflanze wird nur dann wieder fest in der Erde haften, wenn die elektrische Kraft erwacht, und durch das Wachsthum die Verbindung der Wurzel mit der Erde geschieht. Es ist noch keiner mechanischen Kraft gelungen, durch Druck dem Wasser die Wärme zu entziehen und es zu Eis zu verdichten; was die mechanische Kraft nicht kann, das bewirkt die Elektricität. Bei vielen Hydraten kann das Wasser durch keine Hitze aus der Verbindung mit dem festen Stoffe ent¬ fernt werden, wohl aber durch eine neue elektrische Verbindung. 14) Die Krankheit ist Störung elektrischer Sisteme, welche die verschiedenen Funktionen des Körpers begründen. Nervenfieber ist überreitzie Thätigkeit der Elektricität, nach deren Erschöpfung der Magnetismus die Oberhand gewinnt. Bei Lähmung, Starrkrampf ist die Elektricität herab gestimmt, und Magnetismus vorherrschend; beim Tode erlischt das elek¬ trische Prinzip im Körper und er fällt dem Magnetismus anheim, daher die Leiche kalt und hart ist. Elektrisiren ist Aufregen der Lebenskraft, Magnetisiren ein Zurückdrängen derselben, daher der magnetische Schlaf. 13) Im elektrischen Gebiete tritt der Polwechsel häufig ein; in der Luft und den Wolken, bei Reibung, Temperaturänderungen. Wie die Pole wechseln, so wechseln auch oft die elektrischen Ströme ihre Richtung. Die Natur ist zu sich selbst im Gegensätze und hat deshalb die positive und negative Elektricität in sich. Wenn zwei Objekte, welche gemeinschaftlich einen Pol hatten, plötzlich auf einander zu wirken anfangen, in das Verhältniß von Subjekt und Objekt treten, so muß der Schwächere seinen Pol än¬ dern. In diesem Wechsel liegt der Beweis, daß die polaren Gegensätze blos Erscheinungen des einen Naturwesens sind und alle Körper zu dem¬ selben Wesen gehören, obwohl sie verschiedene Formen haben. Der Pol¬ wechsel kommt nur in der unorganischen Natur vor; wo die Organisa¬ tion vorgeschritten ist, dort ist die polare Verschiedenheit als Geschlechts- 16 Verschiedenheit fixirt. Durch den Polwechsel werden die hänfigern Ver¬ bindungen und Trennungen ermöglicht; aus wenigen Grundstoffen werden durch mehrfache Kombinationen die mannigfaltigsten Körper gebildet. 16) In Metallen ist die Elektcicität wirksamer, als in andern Körpern, weil sie elektrischen Ursprunges eine große Verwandtschaft zu der Elektricität haben; ferner haben sie eine mehr dichte und gleichförmige Masse, welche die Elektrizität anzieht und au der Oberfläche erhält, während durch die Organismen die Elektrizität in das Innere vertheilt wird. 17) Es ist ein durch optische Täuschung erzeugtes Vorurtheil, daß der glühende Schließungsleiter seine Wärme und das Licht aus den Platten der elektrischen Batterie erhält, ebenso daß man ans einem elektrisirten Menschen Funken entlocken kann. Weder die Metallplatke noch die leitende Flüssigkeit zeigen eine Spur von Wärmebildung. Der Mensch, aus dem die Funken zu kommen scheinen, empfindet wohl den Schlag, nicht aber eine Hitze, während die Funken doch zünden können. Das Feuer, welches sogar den Metalldraht verbrennt, kommt nicht aus den Platten, sondern wie bei ge¬ wöhnlichem Feuer aus dem Sauerstoffe der Luft. Der Sauerstoff wird vom elektrisirten Eisen derart angezogen, daß es zu brennen anfängt. Der Sauerstoff ist unter den Gasen das, was das Eisen unter den Metallen ist, er ist magnetisch und elektrisch sehr erregbar, weßhalb er auch sehr verbindungssüchtig ist. Sobald dem Schließungsleiter einer strömenden Batterie der Zutritt des Sauerstoffes abgeschnitten wird, hört auch das Glühphänomen gleich auf. Während ein Metalldraht brennt, bleibt das Holz als Schließungsleiter ganz unbeschädigt, als sichtbarer Beweis, daß das Feuer nicht aus den Platten kommt. Das Holz hat weder diese große Verwandtschaft zum Sauerstoffe, wie das Metall, noch ist es für die Elektricität so empfänglich. Aus gleichem Grunde empfindet der Mensch beim Anfassen des Schließungsdrahtes wohl den Schlag, aber keine Hitze, Der gewöhnliche elektrische Strom ist zu schwach, um Quecksilber zu opidiren; wenn aber der Schließungsdraht auf die Oberfläche gebracht wird, so verbrennt ein Theil davon, wie das Eisen. Beim Funkenschlagen wird durch Reibung Elektricität erregt, wobei der elektrisirte Sauerstoff der Luft in der Strömung Licht und Wärme bildet. Selbst Eisschollen geben Funken, wenn sie aneinander stoßen. 18) Bei einer strömenden Plattenbatterie bilden sich sowohl im Schließungsleiter als auch in der leitenden Flüssigkeit zwei Pole, ein Verdichtungs- oder Wärme-Pol und ein Zersetzungs- oder Licht-, auch Kältepol. Die zwei Pole des Schließungsleiters wirken auch auf den Sauer- 17 stoss der Luft, welche zur Strömung gebracht wird und selbst zwei Pole bildet, so daß der Sauerstoff am Wärmepole verdichtet, am Kältepole aber verdünnt, abgestossen wird. Das Gefühl von Spinnengeweben läßt die Strö¬ mung merken. Auch beim gewöhnlichen Licht und Feuer zeigen sich zwei Pole. Oxidations- und Reduktionsflamme. 18) Bei jeder Plattenbatterie wird durch die elektrische Srömnng die leitende Flüssigkeit zersetzt. Je schneller die Zersetzung, desto schneller die Strömung, desto größer die Entwicklung von Wärme, weil auch in der Luft die Strömung desto stärker wird. Sobald die Zersetzung auf¬ hört, hört auch die Strömung auf sowohl in der Batterie, als auch in der Luft, daher auch keine Wärme mehr gebildet werden kann. Das gleiche geschieht auch, wenn dem Sauerstoffe der Zutritt abgesperrt wird; es ist dann keine Strömung und hiemit keine Zersetzung in der Flüssigkeit mehr möglich. Die Strömung in der Flüssigkeit und in der Luft setzen sich gegenseitig heraus, und halten sich in der Wirksamkeit des Gleichgewichtes. 20) Eine trockene Zambonische Säule (anS Gold- und Silberpapier) kann wohl den elektrischen Schlag hervorbringen, aber keine Strömung; weil sie trocken und der Zersetzung unzugänglich ist, ist auch bei ihr die Strömung und die damit verbundene Wärmebildung unmöglich. Weil sie vor Zersetzung gesichert ist, kann sie sich viele Jahre für den bloßen Schlag wirksam erhalten, während die strömenden Telegrafenbatterien we¬ gen der Zersetzung sich bald erschöpfen. Der elektrische Schlag ist ein Be¬ weis, daß sich die beiden Pole bei der Entladung gegenseitig durchdringen. Je stärker die Spannung, desto stärker die Entladung und Durchströ- mung. Beim Oeffnen des Drahtes geschieht ein Schlag, weil das Durch¬ dringen unterbrochen und durch die Luft mit großem Leitungswiderstande übernommen wird. 21) Wird eine Wismuth- und eine Antimonstange zusammengelöthet in Form eines Rechteckes, und wird eine Löthstells erwärmt, so kühlt sich die andere Löthstelle von selbst ab. Wird auf den Kältepol Eis gelegt, so wird dadurch der Wärmepol desto wärmer. Mit der Umkehr der Strö¬ mung ist auch die Umkehr der Pole, und mit der Umkehr der Pole auch die der SUömuug verbunden. Selbst ein Rechteck aus bloßem Kupfer kann in lebendigen Gegensatz zu sich selbst gesetzt werden, wenn man eine Seite stark erwärmt, oder mit Eis belegt. Sobald die Luft abgesperrt wird, hört die Strömung auf. 22) Der Jnduktionsstrom ist ein sympathischer Strom, ähnlich, wie das sympathische Mittönen einer Klaviersaite. Durch den Hauptstrom 2 18 wird die Luft zur Bildung der zwei Pole in Bewegung versetzt. Ist der Leiter des Induktionsstromes dieser Bewegung genug nahe, so wird auch er durch diese Luftbewegung zum Strömen und zur Bildung zweier Pole veranlaßt, und zwar in entgegengesetzter Richtung, weil sich die gleichna¬ migen Pole abstoßen. Wegen der Sympathie kann auch durch Einen Magnet die Strömung und durch den Strom die Magnetisirung geschehen. Närmk. 1) Sowie es keinen Körper gibt, der nicht Magnetismus und Elek- tricitat in sich hätte, so gibt es auch keinen ohne Wärme. Die Warme kommt ans allen Körpern und durchdringt alle Körper, sie läßt sich nicht absperren, noch aufbewahren. Weil sie alle Körper ohne Unterschied durch¬ dringen und aus allen hervordringen kann, so ist sie offenbar keine Ma¬ terie, kein Stoff, sondern eine bloße Erscheinung der Natur, so gut als Elektricität und Magnetismus bloße Naturerscheinungen sind; sie ist aber dadurch auch der Beweis, daß alle Körper zu Einem Wesen gehören, ob¬ wohl die Formen verschieden sind. 2) Ist auch die Wärme kein Stoff, hat sie dennoch die Form und auch die Wirkung des Stoffes. Die materiellen Formen der Wärme sind: ihre Flüssigkeit, Leitungsfahigkeit, Anziehung, Reflexion, Gebunden¬ heit, Freiheit, Wachsen und Abnehmen ihrer Kraft nach dem Quadrate der Entfernung, Form des bestimmten Quantums im Brennmaterial, Ver- thcilung nach Aequivalenten. Die materiellen Wirkungen sind: Sie erwärmt als Gegensatz der Kälte, dehnt aus, brennt, kocht, siedet, schmiltzt, zersetzt die Körper, treibt Maschinen, befördert das Wachsthum, bringt die Früchte zur Reife re. 3) Die verschiedenen Wirkungen und Formen der Wärme geben Veranlassung, die Wärme selbst als einen subtilen Stoff zu betrachten, während sie blos eine Erscheinung mit materieller Wirkung ist. Sie kommt aus der Materie und wirkt auf die Materie, ohne selbst Materie zu sein, sowie im geistigen Leben Lob und Tadel, Miltheilung der Gedanken rc. aus dem Geiste kommt, und aus den Geist wirkt, ohne selbst ein Geist zu sein. 19 4) Der Uebergang der gasförmigen Körper in den flüssigen und festen Zustand und umgekehrt kann nur durch die Elektricität geschehen, welche mit schöpferischer Kraft den Aggregationszustand ändert, wobei die Wärme entweder anfgesangt oder ausgepreßt wird. Je mehr bei dem Uebergange des Körpers in einen dichtern Zustand die Wärme herausge- preßt wird, desto dichter wird er, und je dichter er ist, desto mehr Wärme mußte aus ihm heraus gepreßt worden sein; — Luftfeuerzeug, Kohlengas zu Eis gepreßt re. — Je mehr einem Körper die Wärme entzogen wird, desto mehr muß er sich verdichten und abkühlen, daher das Eiskrachen auf Seen, das Eispressen bei der Nordpolexpedition. Wenn aber ein Körper verdünnt wird, saugt er die dazu nothwendige Wärme auf. Durch zugeführte Wärme wird der Körper ausgedehnt. Bei der Ausdehnung wird oft der Umgebung derart die zur Verdünnung nothwendige Wärme entzogen, daß dadurch Kälte erzeugt wird. Man sagt daher, daß bei der Verdünnung oder Ausdehnung des Körpers Wärme gebunden, und bei seiner Verdichtung aber Wärme frei wird. F) Je dichter ein Körper ist, desto größere Anziehungskraft zur Wärme hat er; je mehr Wärme aus ihm heransgetrieben wurde, desto größer ist ihr Verlangen, wieder zurückzukehren; obwohl die Wärme blos Erscheinung ist, hat sie doch die Form der Anziehung. Je dichter der Körper ist, desto weniger ist er im Staude, die Wärme in sich aufzunehmen; die Wärme will viel Raum einnehmen, den Körper ausdehnen. Der Körper ist aber so fest zusammengepreßt, daß ihn eine gewöhnliche Wärme nicht ausdehnen kann. Man sagt deshalb: Je dichter ein Körper ist, desto ge¬ ringer ist seine Wärmekapacität. Dafür ist aber seine Leitungsfähigkeit um so größer, wenn er dicht ist; denn obwohl er sie angezogen hat, entläßt er sie auch schnell, weil er sie nicht uuterbringen und behalten kann. 6) Die normale Wärme des Vogels ist größer, als die des Men¬ schen, und diese wieder größer, als die des Fisches. Auch die Mineralien haben ihre eigenthümliche, das ist die specifische Wärme. Die specifische Wärme wird ermittelt, wenn man verschiedene Körper von gleichem Ge¬ wichte und gleicher Temperatur, z. B. 15°, mit Eis umhüllt und die Wassermenge des bei ihrer Abkühlung auf 0° geschmolzenen Eises mit einander vergleicht. Die Erfahrung lehrt, daß je dichter ein Körper ist, desto geringer ist seine spezifiche Wärme, denn je weniger er Wärme in sich aufzunehmen vermag, desto weniger kann er auch von sich geben. Weil ein dichter Körper sich nicht ausdehnen und nicht viel Wärme in sich aufnehmen kann, daher eine zugeführte Wärme nur mehr an der 2* LS Oberfläche haftet, so ist auch eine geringe Menge von Wärme hinreichend, um den dichten Körper von 0° auf 1° zu erwärmen. Quecksilber braucht 33mal weniger Wärme als das Wasser, nm von 0» auf 1° erwärmt zu werden; es wird aber auch ein LiloZr. Quecksilber von 15° Wärme 33mal weniger Eis schmelzen können als ein LiloZr. Wasser von 15°. 7) Es ist ein unumstößlicher Grundsatz, daß die Körper durch die Wärme ausgedehnt, und durch Entziehung der Wärme zusammengezogen werden. Weil aber die Körper gasförmig, flüssig oder fest sind und auch verschiedene Dichten haben, so muß auch die Ausdehnsamkeit verschieden sein. Je dichter der Körper ist, desto weniger ausdehnsam ist er; denn es hängen die Moleküle mit um so größerer Kraft zusammen, sie sind nicht so leickt verschiebbar, als die flüssigen und die Gase. Das Quecksilber ist zwar leicht verschiebbar, aber seine Dichte hindert die Ausdehnsamkeit, es siedet erst bei 360°. Der Luftdruck setzt ein großes Gegengewicht der Ausdehnsamkeit der Gase entgegen. Je geringer der Luftdruck, desto schneller verdunstet oder siedet die Flüssigkeit; im luftleeren Raume geschieht die Verdunstung sehr schnell. Daß nur die Wärme Grund der Ausdehnung ist, und nicht eine eigeu- thümliche Abstossungskraft, sieht man daraus, weil die Luft schwer ist, daher von der Erde angezogen wird, und auch die Lufttheile sich gegenseitig an¬ ziehen, wie es der Knall beweist. Hätten die Gase eine eigene Abstossnngs- kraft, so müßte sich die Luft im weitem Welträume ausbreiten. Woher soll auch eine Abstossungskrast kommen? 8) Der Grundsatz, daß je dichter und fester die Körper sind, desto geringer ihre Kapacitat und Ausdehnsamkeit ist, gilt nur für geringe Wärmegrade, solange nämlich der Aggrcgatiouszustand unverändert bleibt. Für große Wärmemengen, welche den Körper schmelzen, gilt aber gerade das Gegentheil. Je dichter der Körper ist, desto mehr Blasse hat er in sich, desto mehr Wärme muß er bei seiner Auflösung in Gase in sich aufnehmen, desto mehr Raum nimmt er in Gasform ein. 8) Daß die Metalle als solche nicht ursprünglich sind, sieht man aus ihrer Porosität. Die Poren sind das Zeugniß, daß die Wärme bei ihrer Verdichtung zu Metallen entweichen mnßte. Auch die Schmelzbar¬ keit der Metalle bezeugt es, daß ihr fester Zustand nicht ursprünglich ist. Die Poren sind die Aus- und EingangSthüren der Wärme. Wo die Poren durch poliren, hämmern rc. verstopft find, dort hat die Wärme keine Angriffspunkte, dort wird sie reflektirt. 21 IO) Sowohl die Elektricität, als die Wärme wirken ans den Aus¬ gleich der Gegensätze. Elektricität will de» Ausgleich der polaren Gegen¬ sätze, um zur Einheit in der Verinnernng zu gelangen, und wirkt dabei verdichtend. Die Wärme will den Ausgleich der Temperaturunterschiede, sie will alle Körper in den ursprünglichen gasförmigen Zustand zurück¬ führen, aus welchen sie durch die Elektricität gebracht wurden. Magne¬ tismus ist das verbindende, zusammenziehende, Wärmedustrennende, aus¬ dehnende Prinzip; sie sind sich so entgegengesetzt, wie der Nord-und Süd¬ pol, während die Elektricität bald verbindend, bald trennend wirkt, hiemit ans Magnetismus und Wärme senkrecht steht Die Wirkung des Magne¬ tismus ist alles beherrschend, unveränderlich, während die Wirkung der Wärme nur örtlich und veränderlich ist, wie es der Thermometer zeigt. II.) Elektricität und Wärme stehen im untrennbaren Zusammen¬ hänge von Ursache und Wirkung und zwar derart, daß bald die Wärme von der Elektricität, bald aber die Elektricität von der Wärme abhängig ist. Es gibt keine elektrische Thätigkeit mit Verdünnung oder Verdichtung ohne entsprechender Erwärmung oder Abkühlung. Die Elektricität schafft neue Gebilde, die Warme erzieht sie und befördert ihr Wachsthnm, trennt die alten, damit nene geschaffen werden. Die Thermo-Elektricität zeigt, daß die Elektricität nur bei einem gewissen Grad von Wärme wirksam fein kann. Elektricität ändert den Aggregationszustand, sie ist aber dabei von der Wärme abhängig, ebenso wie der Polwechsel oft durch Aenderuug der Warme veranlaßt wird. Wie es ohne Elektricität kein Leben gibt, so auch ohne Wärme; alles würde erstarren und zum Klumpen zusammenfrieren. Beide sind Lebensfaktoren der Organismen. Es kann jedoch die Elektricität nicht unmittelbar auf die Wärme wirken, noch die Wärme ans die Elektricität, sondern nnr durch die Materie. Eine Erscheinung kann nur auf die Materie wirken, und die beeinflußte Materie kann wieder eine Erscheinung veranlassen. 12) Dem unabänderlichen Prinzipe, daß durch die Wärme die Körper ausgedehnt und durch Abkühlung zusammengezogeu werden, scheint der Umstand zu widersprechen, daß das Wasser bei der Abkühlung bis zum 4° 0. sich zusammenzieht und bei weiterer Abkühlung sich wieder ausdehnt. Aber diese Erscheinung hat nicht ihren Grund darin, als wenn das Prinzip der Wärme nicht konsequent wäre, sondern darin, daß bei der Abkühlung des Wassers seine magnetische Anziehung zur Luft zunimmt, daher sein Volumen wächst. Ohne Verbindung der Luft mit kaltem Wasser müßte das Volumen bei zunehmender Kälte kleiner werden. Würde aber anderseits die Lnft bei der Erwärmung des kalten Wassers nicht 22 entweichen, so müßte das Volumen deS siedenden Wassers ein sehr großes werden. Es ist unrichtig zn sagen, daß durch die auSdehncnde Kälte Bäume und Felsen bersten. Nicht die Kälte dekmt ans, sondern die sich mit dem kalten Wasser verbindende Luft; wenn dann noch daS Wasser zum ge¬ frieren kommt, so wird durch die dabei eustehende Verdichtung Wärme frei, und durch diese freie Warme wird die im Wasser befindliche Luft ausgedehent, so daß sie im Stande ist, die stärksten Körper zu zerreiße». Weuu mau sagt, daß das Wasser bei 4" am dichtesten ist, so ist es un¬ richtig, weil hier nicht das Volumen für die Dichte entscheidet. 13) Wodurch wird der Flüssigkeitszustand der Körper, z. V. des Quecksilbers, Wassers rc. bedingt? Daß nicht die Abstossung Gruno der Flüssigkeit ist, sieht man daraus, daß sich die Tropfen gegenseitig «»ziehen. Die geringe Dichte ist auch nicht Grund davon; denn Quecksilber ist dichter, als hartes Silber. Es gibt auch dick- und dünnflüssige Körper. Indem die Flüssigkeiten gefrieren, so muß in der Wärme ein Grund des flüssigen Zustandes liegen; indem aber auch alle flüssigen Körper eine gleichmäßige Dichte haben, so muß auch diese dazu nothweudig sein. Der FlüssigkeitS- zustand wird durch die gleichmäßig vert'heile Wärme (bis znm Gefrier¬ punkte) und durch die gleichmäßig vertheilte Dichte bedingt. Gold, Silber rc. sind nur im geschmolzenen Zustande flüssig, weil damals die Wärme und Dichte gleichmäßig vertheilt sind; sobald sie sich aber abkühleu, geschieht eine ungleichmäßige Berthcilung beider, indem sich die Moleküle «»ziehen und in Folge dessen die Wärme durch die Poren heraustreiben. Würde sich das geschmolzene Silber gleichmäßig abkühlen und verdichten, hiemit zu einem Aeguivalent Wärme eins größere Anziehung haben, als zu dem Moleküle, so würde es auch flüssig bleiben und zwar noch mehr dünn¬ flüssig, als das dichtere Quecksilber. 14) Die Verbindung der Moleküle mit dem bestimmten Wärme¬ äquivalent als Bedingung der Flüssigkeit ist ebenso organischer Natur, wie die gleichmäßige Vertheilung der Bestandtheile der Luft oder Gruppirung der Moleküle zur Krystallbildung. Die Anziehungen der Moleküle zur Bildung der Körper geschehen nach normirten Lebensprinzipen. Die Krhstalli- sation geschieht ebenso instinktartig, als das Bauen des Vogelnestes, daS erste mit äußerer, das zweite mit innerer Nothwendigkeit. 1F> Die Wärme hat das beständige Streben, alle Körper in den gassörmigen Zustand zurückzusühren, sie verbindet sich sogleich mit ihnen, sobald ihrer Ausdehnsamkeit kein Hinderniß entgegensteht. Die Hindernisse der Ausdehnsamkeit flüssiger Körper sind: die Entziehung der Wärme, 23 der Luftdruck und der Druck des eigenen Gewichtes. An der Oberfläche der Flüssigkeit, wo blos der Luftdruck eutgegenwirkt, geschieht die Verdun¬ stung auch bei niederer Temperatur, weil die dazu nothwendige Wärme der Umgebung entzogen wird. Je mehr der Luftdruck abnimmt, desto schneller nimmt das Sieden und das Verdunsten zu. Im luftleeren Raume geschieht die Verdunstung sehr schnell, wobei durch Wärmeentführung Kälte erzeugt wird. sKältemischnngeu, Eismaschine). Jede Aenderung des Aggregations- zustandeS der Flüssigkeit hat auch eine Aenderung der Wärme und Dichte zur Folge, und unigekehrt, 16) Daß die strahlende Wärme die Luft durchdringe, ohne sie za erwärmen, ist eins irrige Ansicht. Sowie der Schall nach allen Richtungen dringt und verkehrt, wie das Quadrat der Entfernungen ab- uimmt, ebenso auch die Wärme. Sowenig man aus der Reflexion des Schalles bei den Flüstergewölben (PauluSkirche in London) es als allge¬ meine Regel anfstellen kann, daß man in der Entfernung besser hört, als in der Nähe, ebensowenig läßt sich aus der Reflexion durch Hohlspiegel Nachweisen, daß die Wärme in der Entfernung besser wärmt, als in der Nähe. Wenn man ein großes, kaltes Zimmer erwärmt, so wird allerdings ein in der Nähe stehender Ofenschirm bald warm werden und die mit Frost belegten Fensterscheiben werden aufthauen, während die Luft im Zimmer, selbst in der Nähe deS OfenS noch kalt bleibt. ES thauen jedoch die Fenster nicht deshalb auf, weil die Wärmestrahlen durch die Luft hin- gedrungen sind, sondern weil sich die dem Ofen zunächst liegenden Luft¬ schichten durch die Wärme ausdehnen, den kältern Schichten Platz machen, an die kalten Wände und Fensterscheiben gedrängt, dort ihre Wärme abgeben und solange fortströmen, bis das Gleichgewicht der Temperatur hergestellt ist. Ein Ofenschirm wird bald warm, weil er ruhig am Platze ist, wenig Wärme abgibt, und weil er vermöge seiner größer» Dichte, als die Luft sic hat, die Wärme mehr an sich zieht. Daß die Warme von festen Körpern angezogen wird, sieht man bei einer Feuersbrunst. Ein stark erhitztes Gebäude zieht die Flamme von weitem an sich. 17) Es ist eine irrige Ansicht, daß in heitern Nächten sich Wärme durch Ausstrahlung in dem weiten Himmelsraume verliere. Indem die Wärme kein Stoff, sondern nur Erscheinung ist, ist ein Abgang der Warme von unserer Erde nicht möglich. Weil aber die Wärmegewinnung für unsere Zwecke durch das Brennmateriale an die Form des Quantums gebunden ist, so kann auch in dieser Beziehung vom Verlust der Wärme die Rede sein. Die Wärme ist eine Erscheinung der Materie; wo keine 24 Materie ist, kam, auch keine Wärme sein; als Erscheinung ist sie an Formen gebunden. Hat sie die Form der Ausstrahlung, so hat sie auch die Form der Bindung. Die Wärme, welche vom Erdboden in die Höhe steigt, wird oben gebunden, und diese Bindung ist desto begieriger, je höher sie kommt; dieses beweist die schnelle Verdunstung im luftleeren Raume, wo so begierig die Wärme gebunden wird. Wie die Luftmasse in den hohen Regionen abnimmt, so auch die Wärme; wo die Luft ganz aufhört, dort ist auch eine Wärmestrahlung unmöglich. Richt. 4) Bis zum 17. Jahrhunderte hat sich in der Welt das Vor- urtheil erhalten, daß Sonne, Mond und Sterne sich um unsere Erde drehen; ein ähnliches Vorurtheil, welches auch in der Sinnestäuschung seine Wurzel hat, herrscht noch bis auf diese Stunde, nämlich das, daß Licht und Wärme unmittelbar von der Sonne zu uns kommen. 2) Licht und Wärme sind Erzeugnisse unserer Erde, welche durch den elektrischen Einfluß der Sonne in der Luft gebildet werden. So wie es Täuschung ist, daß Licht und Wärme aus dem Conductur oder elektri- sirten Menschen kommen, so ist die scheinbare Ausstrahlung von Licht und Wärme aus der Sonne eine Sinnestäuschung. Obwohl der Regen vom Himmel herabfällt, so erkennen wir ihn doch als ein Produkt unserer Erde. 3) Die Alten erdachten die Fabel vom Ikarus, welcher mit seinen Wachsflügeln der brennenden Sonne zu nahe kam, und dann zu Boden fiel. Unsere Luftschiffer wissen es aber, daß, je höher man steigt, man desto mehr in Gefahr ist, zu erfrieren, nicht aber zu verbrennen. Ebenso nimmt die Lichtstärke in den höchsten Regionen ab, und nicht zu. Je höher man käme, desto finsterer müßte es werden. 4) Wenn die Sonne wirklich Licht und Wärme ausstrahlen würde, wie vieles Materiale müßte sie dazu verbrauchen, um in so große Ent¬ fernungen nach allen Richtungen ausreichend wirken zu können! Wie schnell müßte ihre Größe und ihre Kraft abnehmen. Und dennoch ist nir¬ gends eine Spur der Verringerung bemerkbar, Oder sollte man es wirklich glauben, daß der Glühofen der Sonne durch Meteore geheitzt wird? 25 5) Wenn aber nach der Vibrationshypothese ein durch den Einfluß der Sonne in Schwingungen versetzter Aether Licht und Wärme erzeugen soll, so fragt es sich: Ist dieser Aether eine Materie? Woher erhält er die Leucht- und Wärmekrast? Woher erhält die Sonne dis Stoßkraft, um ihn in sotwährende Schwingung zu versetzen? Wie kann der Aether durch hartes GlaS, Kristalle, Wasser, Luft re. dringen? Ein schwin¬ gender Aether müßte der Schwerkraft ebenso unterworfen sein, wie die Lnft, dadurch aber auch seine gleichmäßige Vertheilung in der Luft un¬ möglich werden. <») Wie können Licht und Wärme zusammen den weiten Weg von der Sonne zur Erde machen, indem das Licht eine sehr große, die Wärme hingegen nur eine kleine Geschwindigkeit hat? 7) Zufolge der Erfahrung nimmt die Kraft des Lichtes und der Wärme in dem Grade zu, in welchem die Entfernung zum Quadrat er¬ hoben abnimmt. Wenn schon auf der Erde die Sonnen-Wärme und Lichtstärke sehr groß werden kann, wie groß muß die Zahl sein, welche demzufolge die Hitze und den Lichtgrad an dec Sonne selbst ansdrückcn soll? Und doch sind Sonnenflekken sichtbar. Sobald man annimmt, daß Licht und Wärme unmittelbar von der Sonne Herkommen, so geräth man in ein Labyrinth von Inkonsequenzen nnd Unmöglichkeiten, welche jeden Schein der Wahrscheinlichkeit benehmen. 8) Das Licht ist ebenso, wie die Wärme, kein Stoff, sondern eine bloße Erscheinung mit materieller Wirkung nnd Form. Aus der materiellen Form und Wirkung darf inan nicht auf materielle Ursache schließen. Die Erscheinung kommt aus der Materie und wirkt auf die Materie, ohne selbst Materie zu sein, so wie Lob und Tadel, Segen und Fluch, eine Erzählung rc. aus dem Geiste kommen und auf den Geist wirken, ohne selbst ein Geist zu fein. S) Die Formen des Lichtes sind seine Geschwindigkeit, Leitungsfähig¬ keit, Reflexion, Absorbtion, Sammlung, Zerstreuung, Brechung, Beugung, Vibration, Abnahme mit dem Quadrate der Entfernung, Farbenzerstreuuna, Interferenz, Polarisation, Form der Menge im Brennmateriale rc. Die Lichtfarben unterscheiden sich wie Musiktöne; jede hat ihre bestimmte Wel¬ lenlänge und Vibrationsgeschwindigkeit. Diese den Schallwellen ähnlichen Schwingungen gaben leicht Veranlassung zur Annahme eines schwingenden Acthers. Luks hat sogar dem Einflüsse des Aethers die Verspätung eines Kometen zugeschrieben! Beugung und Brechung des Lichtes sind der Ausdruck, daß es von 26 den festen Körpern angezogen wird. Brennbare Stoffe haben größere Anziehungskraft, daher die Brechung größer ist. In der Farbenzerstreuung liegt das Prinzip der Mannigfaltigkeit. Bei dem Anblicke einer Land¬ schaft kommen von unzähligen Punkten Lichtstrahlen in unser Auge; diese Lichtstrahlen beirren einander nicht, weil sie nichts materielles sind, son¬ dern bloS Erscheinungen, welche auf das Auge anregend wirken. 1V) Die materiellen Wirkungen des Lichtes sind: Es leuchtet und beleuchtet als Gegensatz der Finsternis;, belebt innerlich die Organis¬ men, welche bei Lichtmangel verkümmern, und belebt alle Gebilde äußer¬ lich durch verschiedenartige Färbung; wie düster wäre die Natur ohne Farben! Das Licht macht elektrische Verbindungen und Zersetzungen; die Pflanzen zerlegen unter dem Einflüsse des Sonnenlichtes die Kohlensäure und scheiden den Sauerstoff aus. — Photographie. Magnetismus, Elektricität, Wärme und Licht sind bloße Erschei¬ nungen, aber jede dieser Erscheinungen hat ihre eigenthümlichen Formen und Wirkungen. Das Singen, Lachen, Tanzen sind auch Lebensäußernngen des Menschen mit eigenthllinlicher Form und Wirkung. Es kann keine Erscheinung unmittelbar auf eine andere Erscheinung wirken, sondern jede kann nur auf die Materie wirken und durch die Materie eine andere Erscheinung Hervorrufen. Nur durch die Materie wird der Zusammenhang von Elektricität, Magnetismus, Licht und Wärme erhalten. 11) Indem Magnetismus, Elektricität, Wärme und Licht bloS Er¬ scheinungen oder Lebensäußerungen der Materie sind und nur auf vie Materie wirken können, so gibt es auch dort, wo keine Materie ist, kein Licht, keine Wärme, keine Elektricität und keinen Magnetismus, ferner auch keinen Schall, keinen Geruch rc. so wenig als vom Denken und Gefühle dort die Rede sein kann, wo kein Geist ist. Ober der Luftregion wäre es nicht möglich zu hören, zu sehen rc., daher es finsterer werden müßte, je höher man hinauf kömme; dort müßte unser Leben sogleich in Stockung gerathen, auch ein Vecwesnngsprozeß wäre nicht möglich. Der beste Hohlspiegel wäre unwirksam. Sowenig eS der Wärme möglich ist, in dem weiten Himmelsraume auszustrahlen, ebensowenig dem Lichte. Von fremden Pla¬ neten kann kein Licht zu uns kommen, und von uns keines über den Luftraum dringen. Haben auch Licht und Wärme die Form des Stoffes, so haben sie aber auch dis Form, daß sie bald frei sind und bald wieder gebunden werden; blos der Magnetismus und die Elektricität reichen von der Sonne Lis zu unserer Erde (sie werden nicht gebunden wie Licht und 27 Wärme), aber ihre Wirksamkeit kann sich nur an der Materie äußern; wo keine Materie ist, haben sie auch keine Krast. 12) Magnetismus, Elektricität, Wärme und Licht sind die Kräfte, von welchen alle Bewegung in der Natur ausgeht, mit Ausnahme der Mnskelbewegung; sie sind jedem Körper eigen, und alle vier haben das gemeinschaftliche Gesetz, daß ihre Wirksamkeit desto stärker ist, je näher sie sind, und zwar im quadratischen Verhältnisse. Jeder Körper hat Licht in sich. Dieses Licht äußert sich bei den gasförmigen Körpern durch Leuchten, bei den festen durch die Färbung. Die verschiedenen Farben und Farbcntöue des Fluß- und Scewassers sind Folge der Beleuchtung und der eigenen Lichtwirkung, z. B. das Helle Weiß des schäumenden Wassers. Das GlaS ist durchsichtig wie die Luft, und zerlegt das Licht in Farben, wie die festen Körper. V,ls Licht wird durch die Elektrirität gebildet, so ivie die Wärme. 13) Alle Himmelskörper stehen wie die Glieder eines Leibes im organischen Zusammenhänge. Das Eine Naturwesen hat trotz der Ver- schiedcnförmigkeit seiner Glieder durchaus denselben Karakter des polaren Gegensatzes, immer dasselbe Lebensprinzip in den größten, wie in den kleinsten Theilen, weil alles nur Ein Leben ist. Dadurch daß die Sonne von der Erde umkreist wird, zeigt sich der magnetische Einfluß der Sonne auf die Erde. Durch das schaffende und belebende Wirken der Sonne auf die Erde zeigt sich ihre elektrische Kraft. Die magnetische Kraft der Sonne bezieht sich auf das Centrum der Erde, die elektrische aber auf die Oberfläche. So gut als in allen Wclttheilen unter den Menschen die Heirathen vorkommen, so gut zeigt sich auch die polare Wirksamkeit unter allen Himmelskörpern und deren einzelnen Naturgebilden. 14) Wie es auf der Erde kein Licht, kein Feuer, keine Wärme gibt ohne vorhergehender Elektricität, so können wir auch mit Recht Sonnen¬ licht und Sonnenwärme als bloße Folge elektrischer Einwirkung der Sonne erkennen. Das Nordlicht ist auch nur Folge magnetoelektrischer Wirkung. Die Thermoelektricität beweist den Zusammenhang von Wärme und Licht mit der Elektricität; ebenso die Nobilischen Farbenriuge, Gaislerischen Röhren und die elektrolytische Färbung vonLuxusgegenständen. Unser elektri¬ sches Kerzenlicht rc. läßt sich durch das Prisma ebenso in Farben zerlegen wie das Sonnenlicht; wir haben beim künstlichen Feuerwerke, bei nacht- 28 kicher Beleuchtung ebendieselben Farben, wie beim Sonnenlicht. Es ist beider¬ seits derselbe Zusammenhang der Etektricität mit dem Lichte und den Farben. Wenn die in der Nordsee rc. schwimmenden Eisschollen an einander stoßen, geben sie elektrische Funken von sich. Zündhölzchen werden durch Reibung elektrisch und geben dann Licht und Wärme. 15) Durch das BrennglaS wird nicht Wärme gesammelt, sondern die elektrischen Strahlen der Sonne werden konzentrirt, und diese verur¬ sachen die Hitze. Das BrennglaS wird nicht warm, sowenig der Kon¬ duktor warm wird durch die Anhäufung der Elektricität. Durch die bloße Sammlung der Wärme könnte man nicht den Schwamm entzünden, während ein kleines BrennglaS auch bei großer Kälte und heiteren: Sonnenschein? durch Konzentrirung der elektrischen Sonnenstrahlen den Schwamm entzündet. Daß wirklich durch Konzentrirung der elektrischen Strahlen Hitze erzeugt wird, sieht man daraus, daß man auch aus Eis eine Sammellinse machen und damit zünden kann. Der Brennspiegel macht durch kouzentrirte Elektricität auf den Mekalldraht dieselbe Wirkung wie eine Plattenbatterie. Bei überzogenem Himmel ist die Elektricität im Brennglase unwirksam, weil die zündende Kraft in der Konzentrirung der elektrischen Strahlen liegt, durch die Wolken werden sie aber zerstreut und reflectirt. Je mehr sich der Einfall der Strahlen der senkrechten Lage nähert, desto wirksamer sind sie. 16) Die Wärmequelle ist auf nuferem Erdboden ; die Wärme geht von unten hinauf, nicht von oben herab, wie es auch die Luftströmung und Verdunstung zeigt. In der Höhe kühlen sich die Luftschichten ab. Die Wärme, welche von unten herauf kommt, wird oben schnell gebunden, weil sich oben die Luft und der Dunst leichter ausdehnen. Die schnelle Verdunstung im luftleeren Raume zeigt die große Anziehung der Flüssig¬ keiten zur Wärme. Würde die Wärme von oben herabkommen, so müßte die Luft ausgedehnt werden, daß wir nicht leben könnten. 17) Unser Sonnenlicht gibt durch seine elektrische Natur selbst das Zeugniß, daß es ebenso elektrischen Ursprunges ist, wie der Blitz, das Nordlicht, jedes Feuer und Licht auf der Erde. Die Wirkung des Son¬ nenlichtes auf Thiere und Pflanzen ist so auffallend, daß dessen elektrische Natur nicht verkannt weroeu kann, ebenso bei der Photografie. Die Er¬ scheinung der Polarisation zeigt auch die elektrische Natur des Lichtes. Die Kristalle sind auf elektromagnetischem Wege entstanden, daher die große Verwandschaft zum elektrischen Lichtstrahl. DaS GlaS wird durch Druck auch elektrisch. 29 Das Sonnenspektrum hat vier Pole: den magnetischen, elektrischen, Licht- und Wärmepol. Der Licht und Wärmepol sind um 70" von ein¬ ander getrennt, ebenso der magnetische und elek¬ trische Pol. Die blaue Farbe in N macht den Strahl magnetisch. LI- stehet nicht aus senkrecht weil dis Elektricität mehr verbindender, das Licht aber mehr trennender Natur ist. 18) Ein Beweismittel für die Geschwindigkeit des Lichtes glaubte Löwer in dem Iupiterstrabanten gefunden zu haben; aber die Erscheinung des Trabanten beweist nicht die Geschwindigkeit des Lichtes, sondern die der elektrischen Wirkung, durch welche das Licht entsteht. IN) Die Gegenstände werden uns gewöhnlich dadurch sichtbar, daß sie entweder selbst leuchten, oder einen Theil des empfangenen Lichtes zu¬ rück werfen. Wir sehen keinen Körper in dem Lichte, welches er empfängt, sondern nur in dem, welches er in seiner Farbe von sich gibt. Das Licht ist eine Erscheinung, kommt aus der Materie d. i. aus der Luft, und durchdringt die Materie ähnlich, so wie die Wärme. Das auf den festen Gegenstand auffallende Licht wird in Farben zerlegt. Eine Farbe wird zurückgeworfen, welche den Körper sichtlich macht, die anderen Farben werden von der Luft gebunden. Manche Gegenstände können uns nur auf außerordentlichem Wege sichtbar werden, z. B. durch Fernröhre, durch Reflexion mittelst Spiegel; viele Sterne werden in heiterer Nacht nur dadurch sichtbar, daß die Luft mit Dunst gefüllt ist. Sonne, Mond und Sterne können nur dadurch sichtbar werden, daß sie einen elektrischen Einfluß auf die Erde und die Luft ausüben, wodurch das Licht gebildet wird. Wir sehen niemals die Sonne selbst, oder den Mond und die Sterne, sondern wir sehen nur deren Bild, welches durch ihre elektrische Wirksam¬ keit in der Luft gebildet wird; ober der Luftregion ist dieses Bild nicht mehr. Im Spiegel sehen wir auch nur das Bild. Indem die Wirkung dieselbe zu sein scheint, ob Licht und Wärme unmittelbar von der Sonne kommen, oder erst in der Luft gebildet werden, so ist es natürlich, daß die Sinnestäuschung die Oberhand behielt, indem man die gewöhnliche Ursache zur Erklärung der Erscheinung angenommen hatte, statt der außergewöhnlichen, für welche ohnehin das Verständniß nicht hinreichend vorhanden war. Die Sinnestäuschungen sind so zahlreich in der Welt, daß nur viel- Z0 fache Erfahrung und Belehrung sie zu entkräften vermögen. Wie nahelie¬ gend war die Annahme, daß Sonne, Mond und Sterne sich um die Erde drehen. Wie verwundert schaut der Knabe in das Wasser, wenn er¬ den eingetauchten Stock darin gebrochen sieht! Der Unterschied zwischen dem Vorder- und Hintergründe einer Landschaft muß durch Uebung er¬ lernt werden. Die verschiedenen Zauberkünste beruhen auf der Täuschung unserer Sinne. 2V) Eine hohle Kugel aus Messingblech gut vergoldet und in der Größe und Entfernung des Mondes, würde uns trotz der dort möglichen Spiegelung im Sonnenschein unsichtbar bleiben, weil die Kugel ohne Masse keine elektrische Kraft auf die Erde auSüben könnte. Der magnetische Einfluß des Mondes zeigt sich durch Ebbe und Fluth, der elektrische durch die Einwirkung auf die Organismen. Die Mondesphasen sind uns sichtbar, weil durch die verschiedenen Stellungen des Mondes zu der Sonne, dessen elektrische Wirkung auf die Erde modificirt wird. Der Vollmond ist glänzend, weil seine geringe elektrische Kraft durch die Sonne eine große Verstärkung erhält, und diese gegen die Erde reflektirt wird. Wie wird Licht und Wärme durch die Sonne gebildet? 21) Nebst der gegenseitigen Anziehung von Sonne und Erde ge¬ schieht auch zwischen beiden eine elektrische Spannung mit langsamer, aber ununterbrochener Entladung. Die Sonne ist wie ein unerschöpflicher Kon¬ duktor, welcher sowohl die Erde, als die Luft in elektrischen Zustand versetzt und sie, wie beim Brennen, zum Leuchten und Wärmen veranlaßt. Das künstliche Solarlicht gibt uns eine kleine Versinnlichung, wie die Elektricität der Sonne auf unsere Erde wirkt. 22) Beim Brennen, Alhmen, bei den chemischen Mischungen ver¬ binden sich zwei verschiedene Stoffe, durchdringen und verdichten sich, wobei die Umwandlung geschieht und Wärme erzeugt wird. Bei der Bildung der Sonnenwärme geschieht jedoch kein derartiges Durchdringen, kein Um¬ wandeln von Stossen, sondern blos eine momentane Verdichtung der Luft. Wird z. B. eine polirte Marmorplatte im Sonnenscheine erwärmt, so weiß es jedermann, daß hier keine Umänderung mit der Platte geschieht. Durch den Einfluß der Sonne wird die Platte elektrifirt; hat sie z. B. Elektricität erhalten, so wird in Folge dessen — Elektricität der Luft angezogen und durch die Anziehung verdichtet, wobei Wärme frei wird. Der 31 leicht eintretende Polwechsel in der Luft ermöglicht überall ihre Anziehung zu den festen Körpern. Bei der Platteubattcrie wird die Anziehung der Luft durch den elektrisirten Draht so stark, daß er zu brennen aufängt; durch die Einwirkung der konzeutrirten Sonnenstrahlen vermittelst eines Brennglases wird von dem elektrisirten Körper die ungleichnamige Luft so angezogen und verdichtet, daß die Entzündung erfolgt. Die festen Körper sind konzentrirte Gase, aus denen die Wärme her- auSgetrieben wurde, daher die Luft zu den festen Körpern in so naher Beziehung steht. Zn den festen Körpern ist die Elektricität stärker, diese wirkt auf die Luft zur Anregung der Elektricität und Austreibung der Wärme. Die verschiedenen Grade der Wärme auf der Erdoberfläche hängen daher von der mannigfaltigen Thätigkeit der Elektricität ab. Die Elektricität würde alle Gase der Luft zu festen Körpern verdichten, wenn ihr nicht die Wärme das Gegengewicht halten würde. 23) Die Verdünnung und Verdichtung des Gases, d. i. die Strö¬ mung, welche zur Bildung von Licht und Wärme durch die Sonncnelektri- cität verursacht wird, ist in der Luft munerklich, daher auch nicht nach der Zu- uud Abnahme des Volumens zu schätzen. Das Kerzenlicht und jedes andere Licht und Feuer hat den Ver- dichtungs- und Verdünnungspol, d. i. die Oxidations- und Reduktions¬ flamme, welche als solche nicht sichtbar sind, weil auch die Strömung darin nicht merklich ist. Bei starker Ladung des Konduktors erregt die Strö¬ mung der Luft die Empfindung des Eingriffes in ein Spinnengewebe. Auch das Sonnenspectrum hat die zwei Pole. Eine Wunde muß ver¬ bunden werden, weil durch die elektrische Thätigkeit der Wunde leicht eine Luftströmung, hiemit ein Gährungsprozeß eingeleitet wird. In der Mit¬ tagszeit und am Aequalor ist die Strömung stärker, weil auch die Elek¬ tricität mehr wirksam ist. Je dichter ein Körper ist, desto mehr zieht er die Elektricität und Warme an sich, daher sich eine Bank an der Sonne mehr erwärmt, als die umgebende Luft. Wären unsere Körper dichter als sie sind, so würden sie im Sonnenschein mehr Wärme empfinden, wären sie schütterer, aber weniger. 24) Ohne Luft wäre die Licht- und Wärmebildnng durch die Sonne nicht möglich. Ein Breunglas kann im luftlereu Raume keinen Schwamm anzllnden; eine brennende Kerze müßte darin gleich erlöschen. Es ist nicht absolute Folge, daß Merkur und Venus eine um so viel wärmere Tempe¬ ratur haben müssen, als sie der Sonne näher sind. Der Wärmegrad ist nicht blos von der Sonnennähe oder von ter Stärke der Elektricität, 82 sondern auch von der Beschaffenheit der Luft, in welcher Licht und Wärme gebildet wird, abhängig. 23) Die Bildung von Wärme und Licht durch die Elektricität be¬ ruht nicht ans mechanischer Verdichtung und Verdünnung, sondern auf dem schöpferischen Principe der Natur. Tic schöpferische Natur ist zeugend, umwandelnd; sie umwandelt die Speise zu Fleisch und Blut, bewirkt das Wachsthum, die Blüthe und Frucht, ändert den Aggregationszustand. Die Töne, welche sich zu lieblichen Harmonien verbinden, die verschiedenartig¬ sten Wohlgerüche des Pflanzenreiches, der feine Wohlgeschmack reifer Früchte, der Speisen und Getränke beruhen auf demselben schöpferischeu Principe, wie die bunten Farben des Frühlings, die goldene Beleuchtung der Abend¬ sonne, die wohlthätige Erwärmung der Sonnenstrahlen. Diese Erscheinungen können durch keine künstliche Zusammensetzung der Stoffs ersetzt werden. DaS Essen und Trinken ist auch nicht bloße mechanische Anfllllung. 26) Nicht blos die Bildung von Wärme, Licht, Farbe, Geruch, Geschmack, Schall ist schöpferisch, auch deren Ausbreitung beruht auf gleichem Principe. Dieses Prinzip zeigt sich beim Mittöneu der Klaviersaite, bei der Verbreitung des Lichtes und Schalles nach allen Richtungen in weite Entfernung. Wie kann wohl der Hufschlag eines Pferdes einen Felsenboden so sehr erschüttern, daß das am Boden lauschende Ohr ihn auf weite Entfernung hören kann? Wie wunderbar ist die Wirkung des Telegraphen, wie weit ist das Licht aus einem Leuchtthurme sichtbar, ohne daß deshalb die Lichtquelle geschwächt wird? Durch den Glascylinder, das Laternglas wird das Licht ebenso verstärkt, wie der Saitenklaug durch den Resonanzboden. Der Grund dieser schöpferischen Mitwirkung liegt darin, weil jedes Bruchstück für sich den schöpferischen Karakter in sich hat, und alle Bruchstücke zusammen nur Ein Leben ausmachen, daher ein jedes Bruchstück das Leben des andern mehr oder weniger unterstützt. Das Licht steht zur Luft, zum Auge, Glas, Diamanten, Krhstall, Wasser im sympathischen Zusammenhangs. Der Stier, die Katze rc. sprühen in der Brunst elektrische Funken aus den Augen. Das Auge der Nachteule funkelt. 27) Sowie die Lebensäußerungsn der Natur schöpferisch sind, so auch bis Verinnerungen, das Aufnehmen fremder Eindrücke. Wie das Leuchten, Färben, Tönen auf schöpferischem Prinzips beruht, so auch das Schauen, Hören, Riechen rc. als Verinnerung. Beim Leuchten, Tönen bringt die geistige Seite der Natur eine materielle Wirkung hervor, beini Au- schauen des Beleuchteten, beim Höre» des Schalles aber umgekehrt die materielle Seite eine geistige Wirkung durch Verinnerung. Es ist kein 33 Unterschied im Wesen zwischen der tönenden und zuhörenden, der leuchtenden und der schauenden Natur. Es sind nicht zwei Wesen einander gegenüber, sondern zwei Formen des Einen Wesens. Die Natur schaut sich selbst, hört sich selbst, betastet sich, ohne sich zu kennen. Jedes Bruchstück hat ein inneres und ein äußeres Leben, und es ist das Gesammtleben der Natur eine Wechselwirkung von Verinnerung und Veräußerung der Bruchstücke. Die Photographie zeigt die große Empfänglichkeit der Natur für ihre eigenen Ausdrücke. 28) Die materielle Form und Wirkung des Lichtes läßt sich ana- lisiren, ebenso auch das Auge, das Ohr; aber das Leuchten, das Schauen, das Hören sind schöpferische Akte, welche keiner Analise unter¬ liegen. Vermöge dieser schöpferischen Thätigkeit sind wir im Stande, eine ganze Landschaft auf einmal zu übersetzen. Die Worte, welche die Grund¬ lage der Mittheilung der Gedanken bilden, lassen sich auch analisiren, aber weder der Sprechende noch der Hörende denkt an die einzelnen Buchsta¬ ben und Laute, aus denen jedes Wort besteht, weil das Fassungsvermögen schöpferischer Natur ist. Der Nerv ist der Vermittler zwischen der gei¬ stigen und materiellen Seite der Natur, er läßt sich auch analisiren; Lust und Schmerz, die er vermittelt, aber nicht; durch Nebung erlangt die schöpferische Anlage eine große Fertigkeit und ein Uebergewicht über die ma¬ terielle Grundlage, z. B. beim Lesen, Musiziren, Malen. Durch Uebung unterscheidet der Blinde die Farben. Oft ist ein kleiner Umstand, ein Schlagwort, eine Miene hinreichend, nm den Zusammenhang vieler Sachen zu entschleiern. Die schöpferische Kraft ist an die Grundlage mit absoluter Noth- wendigkeit gebunden, als Zeichen, daß sie keine unbedingte, sondern eine kreatürliche, eine beschränkte Kraft ist. Durch die schöpferische Kraft wird aus dem Keime ein großer Baum, aber nicht plötzlich; aus einem Kirsch¬ kerne kann kein Nußbaum aufwachsen, weil die schöpferische Kraft an un¬ abänderliche Gesetze gebunden ist. Mit welcher Kunst bauen die Vögel ihre Nester, die Biber ihre Wohnungen, aber es geschieht bei allen gleich durch den Instinkt aus innerer Nothwendigkeit. Druck von I. Blasnik's Erben in Laibach. 3