U-z',?.', durch Zolles Erkarmeu und des chio 8iut)tes Znade Fürstbischof van Loibnch, der Kottesgelehrtheit Doctor, allen Gläubigen seiner Diärese Heil und Segen in Christo Jesu! c^ls unser Herr und Erlöser nach seiner Auferstehung seinen Jüngern in Galiläa erschien, sprach er die bedeutungsvollen Worte zu ihnen: „Mir ist a l l e Matth. 28,18. Gewalt gegeben im Himmel und a n s E r d e u." Verweilen wir einige Augen¬ blicke bei diesen inhaltsreichen Worten, denn sie sind der Grund alles unseren Glaubens und Hoffens. Wer kann sagen: Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden? Konnte je ein vernünftiger Mensch nur behaupten, ihm sei alle Gewalt auf Erden gegeben? Wie beschränkt ist doch die Gewalt des mächtigsten Erdenherrschers, wenn sie sich auch, wie die der römischen Kaiser, über die meisten Länder unserer Welttheile erstreckt! Wie unbedeutend ist unsere Erde gegen die Unermeßlichkeit des Himmels, nur jenes Himmels, den wir in heiteren Nächten unsere Erde umgeben sehen! Wer ist im Stande die Sternenheere zu zähleu, vou denen Tausende und abermal Tausende unserem Ange nnr als ein lichter Nebel erscheinen? „Erhebet in die Höhe Jes. 40, 26. eure Augen," heißt es beim Propheten, „und sehet: Wer hat diese erschaffen? Wer führt nach der Zahl ihr Heer hervor und nennt sie alle beim Namen? Ob der Fülle seiner Stärke, Kraft und Macht wird kein Einziger von ihnen vermißt." — Welcher Sterbliche hat über diese Lichter am Firmamente nur die geringste Gewalt? Wer läßt den Morgenstern zu seiner Zeit hervorgehen? Wer hat das Siebengestirn zusammen- Job. 38. 1 2 geknüpft? Wer der Morgenröthe ihre Stelle angewiesen? Wer sendet die Blitze nnd sie gehorchen? Wer wickelte das Meer, wie in Windeln ein, wies ihm seine Schranken an und sprach: „Bis hieher sollst du kommen und nicht weiter gehen, hier breche sich deiner Wogen Stolz?" Ueberlegen wir alles dieses, dann erfassen wir den Sinn der Worte: Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden. Diese Worte spricht nun derjenige, der vor kurzer Zeit von den Kriegsknechten gefangen, vom Könige Herodes verspottet, von Pilatus zu Geißelstreichen, dann zum Kreuzestode verurtheilt ward, der mit einer Dornenkrone geschmückt, mit einem Rohr- Job. io, 5. stabe in der Hand als ein Gegenstand des Mitleids hingestellt wurde: Sehet, ein Mensch ! der zwischen Missethätern am Kreuze hängt und vom heftigsten Durste gequält Matth. 27,46. ausrnst: Mein Gott, mein Gott! Warum hast du mich verlassen? Der dann sein Haupt hiuueigt, stirbt uud in ein wohlverwahrtes Felsengrab gelegt wird, den alle Matth. 16,18. seine Jünger verlassen haben, ja Petrus, aus den der Herr, wie auf einen Felsen seine Kirche zu bauen verheißen hat, vor einer niedrigen Magd zaghaft verläugnete. — Aber der zerrissene Tempelvorhang, die bebende Erde, die gesprengten Felsen, die geöffneten Gräber, die verdunkelten Himmelslichter bekennen, daß der am Kreuze sterbende Mm. 9, s. Menschensohn zugleich ihr Herr und Schöpfer ist, daß er ist das Wort bei Gott und Col. 2, 9. Gott über Alles, gepriesen in Ewigkeit, in dem die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig Hebr. 1, 3. wohnt, der da ist das Ebenbild des Wesens Gottes, durch den Alles erschaffen ist im Himmel und auf Erden, das Sichtbare und das Unsichtbare, seien es Thronen oder Herrschaften oder Oberherrschaften oder Mächte, der da ist der Eingeborne des Vaters, voll Gnade nnd Wahrheit. Durch seine Auferstehung, von deren Wirklichkeit sich seine i Cor. is, 6. Jünger bei verschiedenen Gelegenheiten und in großer Anzahl versammelt, mit ihren Angen und Händen überzeugten, hat sich Christus, unser Herr, als denjenigen erwiesen, der in Wahrheit sagen darf: Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden. Warum erweckt und befestigt Christus bei seinem Abschiede in den Gemüthern der Jünger diesen Glauben an seine Macht und Würde? Er thut dieß darum, weil sie nur durch diesen Glauben zu dem Werke, für dessen Ausführung er sie auserwählt hatte, befähigt wurden; denn unmittelbar nach jener Versicherung von seiner göttlichen Matth. 28,19. Hoheit spricht er also zu ihnen: „Gehet also und lehret alle Völker und taufet sie im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes, lehret sie Alles halten, was ich euch befohlen habe." Es war dieß keine so leichte Aufgabe, wie sie uns vielleicht auf den ersten Anblick erscheinen 3 möchte. Wir sehen in unseren Tagen den Glauben an Jesus Christus, als den Gott¬ menschen, den Erlöser der Welt, mehr und mehr in Abnahme kommen; wir sehen großen Scharfsinn und eine bedeutende Gelehrsamkeit daran verwendet, um die Wahrheit der evangelischen Erzählungen zweifelhaft zu machen, sie als bloße Erzeugnisse der Einbildungskraft hinzustellen und ihres Einflusses ans das Leben zu berauben. Dieß sehen wir jetzt zur Erscheinung kommen, nachdem der Inhalt einer achtzehnhundert¬ jährigen Geschichte der christlichen Kirche und der Vergleich dieses Inhaltes mit Allem, was uns über das Entstehen, die Entwickelung und den Verfall der Völker und der Reiche außer dem Christenthume durch eine mehrere Tausend Jahre umfassende Ueber- licferung gestattet ist, und uns zu dem Bekenntnisse hindrängt, daß außer Jesus in Apost.,. 4, >2. keinem Andern Heil ist und kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben ist, wodurch sie selig werden sollen. Wie viele Wunder, welche im Namen Jesu und durch den Glauben an ihn vollbracht wurden und durch die unverwerflichsten Zeugen berichtet sind, wie viele Blutzeugen, welche für den Glauben an Jesus Alles, was dem sinnlichen Menschen theuer sein kann, freudig hingegeben haben, wie viele gelehrte Schriften, in denen eine eben so hohe Wissenschaft, als tiefer Forschnngsgeist sich beurkundet, wie viele staunenswürdige Tugenden, zu denen nur der Glaube an den Gekreuzigten begeistern konnte, wie viele Opfer und Werke der Nächstenliebe, welche nur aus Liebe zu Christus den schwachen Menschenkräften möglich wurden, bestätigen die Wahrheit des Ausspruches Christi in seinem letzten Gebete vor dem Hingange in den Opfertod: „Dieß aber ist das ewige Leben, daß sie erkennen dich, Joh. 17, 3. den allein wahren Gott und den du gesandt hast, Jesum Christum." Dennoch vermag diese Menge von Beweisen und Zeugnissen der Verflüchtigung des Glaubens an Christus in so vielen Gemüthern nicht zu wehren! Wie ganz anders waren die Verhältnisse der Welt und ihre Beziehung zum Glauben an Christus in jenem Zeitpunkte, als unser Herr seine Apostel beauftragte, in die Welt zu gehen und das Evangelium allen Völkern zu verkünden! Wohl lesen wir in der evangelischen Marc, m, l5. Geschichte, daß sich vieles Volk um Jesus versammelte, daß die Menge für ihre Kranken seine Hilfe suchte, über seine Wunder staunte, begierig sein Wort zu hören ihm in öde Gegenden nachsolgte und sogar der Sorge uni die leiblichen Bedürfnisse vergaß und ihn zu ihrem Könige zu machen sich Anfällen ließ; aber wie verschwand diese große Zahl der Anhänger, wie kleingläubig flohen selbst die auserwählten Junger, als ihn im Garten Gethsemane die Schergen festnahmen. Als in Jerusalem das tobende Geschrei erscholl: Kreuzige, kreuzige ihn! verwendete sich einzig die Frau des Pilatus für die Freilassung des Unschuldigen! Wie vollständig schien der Sieg seiner ergrimmten 1* 4 Feinde, als sein Leichnam von ein Paar geheimen Anhängern in das stille Grab zur ewigen Ruhe gebracht schien! Wie oft mußte Jesus nach seiner Auferstehung den Jün¬ gern erscheinen, um sie von diesem Wunder zu überzeugen! Diese schwachgläubigen, zaghaften Jünger sollten nun vor dem hohen Rathe der Juden und allen Völkern «post. 2, 22. auftreten und rufen: „Ihr Männer von Israel! Jesum, den Nazaräer, den ihr durch die Hände der Gottlosen an's Kreuz geheftet und umgebracht habt, hat Gott auferweckt. Thut Buße und Jeder von euch lasse sich taufen im Namen Jesu Christi zur Ver¬ gebung der Sünden!" Wenn sie es nun dennoch thaten, wenn sie es mit Erfolg thateu, wenn die Kirche zu Jerusalem als Erstling der Gemeinden Christi nach dem Zeugnisse der Geschichte unbestreitbar wie ein Helles Licht dasteht; wenn bei allem Aergernisse, welches Jesus, der Gekreuzigte, für die Juden war, der Glaube au ihu so sehr um . sich greift, daß die Vorsteher des Judenthums durch eine blutige Verfolgung ihu hemmen zu müssen meinen; muß da nicht Wunderbares in den Männern vorgegangeu sein, das sie zu einem solchen Unternehmen befähigte, das zugleich ihre Bemühungen mit Erfolg zu krönen im Stande war? Mußte also der Heiland, der sie sandte, ihnen nicht unbedingtes Vertrauen auf seine Person eingeflößt haben, um sie zur Vollziehung seines Auftrages geeignet zu machen? Deshalb war es nöthig, daß er ihnen sagt: Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden, und das Wunder am Pfingst- feste mußte als augenscheinlicher Beweis für diese Wahrheit in die Wirklichkeit treten. Wenn aber nach menschlicher Beurtheilung die Predigt vom Gekreuzigten, als dem Heilande und Richter der Welt, unter den Juden ein vergebliches Bemühen zu sein schien, vergeblich besonders aus dem Grunde, weil die Juden sich im Besitze göttlicher Offenbarungen wußten, weil sie sich als das auserwählte Volk Gottes betrachteten und im stolzen Selbstgefühle dieses Vorzuges aus die übrigen Völker mit Geringschätzung herabsahen, und daher unmöglich mit ihnen eine Gemeinde im Bekenntnisse an einen gekreuzigten Gottmenschen zu bilden willig sein konnten: so verspricht der Hinblick auf das Heidenthum eben so wenig Erfolg dem Worte vom Kreuze. Jeue, welche sich im Besitze der damaligen Bildung wußten, welche die geistigen Schätze, gesammelt durch das Strebeu uud Ringen bevorzugter Geister, zu übersehen und beurtheilen zu können meinten, hielten entweder die Erkenntniß jeder übersinnlichen Wahrheit für unerreichbar und huldigten in Allem, was über die leibliche Lust oder Unlust hinausgeht, dem Zweifel; oder sie stellten über das höchste Wesen oder Gott solche Lehrsätze auf, daß eben so der Mensch, wie das Thier und die Pflanze, nur als vergängliche, flüchtige Erscheinungen aus dem unerfaßbaren Urwesen hervortreten und wieder verschwinden, daß also von 5 einer Vergeltung nach dem Tode des Leibes keine Rede sein könne. Jene aber, welchen diese Weltweisheit nicht gefiel, waren dem sinnlosesten Götzendienste ergeben und fröhnten allen Lastern, zu denen die Lüsternheit antrieb, das Beispiel der Umgebung lockte, eine zügellose Dichtung ermunterte und die allgemeine Sitte berechtigte, zugleich aber hielten sie den Götzendienst für die Grundlage alles Glückes im Staats- und Familienleben. Einer solchen Welt sollten nun einfache Fischer aus Galiläa oder ein Teppich¬ macher aus dem verachteten Judenthume den Glauben an Jesus, den Gekreuzigten, als den Weg zum ewigen Leben predigen, die Reinheit des Herzens als das Mittel zur Anschauung Gottes zu gelangen, die Gnade Gottes als Bedingung zu einem heiligen Leben, die Losreißung von irdischen Gütern als eine höhere Stufe sittlicher Vollkom¬ menheit, die sich selbst aufopfernde Nächstenliebe als das wahre Kennzeichen der Nach¬ folge Christi, die Taufe mit Wasser und dem Worte als geistige Wiedergeburt, die Auferstehung des Fleisches als die letzte Vollendung der Menschennatur! Wenn wir dieß Alles Wohl beachten und uns an die Stelle der Jünger in Galiläa versetzen, wenn wir ferner uns erinnern, daß durch die drei ersten Jahrhunderte mit Schwert, Feuer, wilden Thieren und allen erdenklichen Qualen gegen die Bekenner des Christenthums gewüthet wurde, und wenn dennoch die Predigt der ungelehrten Fischer in den berühm¬ testen Städten, wo sich alle damalige Bildung und alle Zügellosigkeit, aller Stolz und alle Niederträchtigkeit, aller Unglaube und aller Aberglaube vereinigte, aufmerksame Zuhörer und gläubige Anhänger fand, wenn das Wort vom Kreuze endlich den vollen Sieg davontrng: muß uns alles dieses nicht in der Ueberzeugung befestigen, daß den Aposteln der Glaube an die göttliche Macht ihres Herrn und Meisters unentbehrlich war und daß diese Macht Jesu Christi in dem wunderbaren Erfolge der apostolischen Predigt sich auf das deutlichste bewährte? Daher fügt auch der Heiland seinem Auftrage an die Apostel die Versicherung bei: „Sehet, ich bin bei euch alle Tage b i s Matth. 28,20. an's Ende der Welt." Wenn der Heiland also auch von den Jüngern hinging, wo er zur Rechten Gottes des Vaters sitzt und als ewiger Hoherpriester immer diejenigen retten kann, Hebr. 7, 2.7. welche durch ihn Gott nahen, da er allezeit lebt, um für uns zu bitten; so hörte er doch nicht auf bei ihnen zu bleiben, sie in der Vollziehung des erhaltenen Auftrages zu leiteu uud zu kräftigen. „Ich will euch nicht als Waisen zurücklassen," Joh. 14, >8. sprach er vor seinem Tode, „ich will zu euch kommen." Daß dieses Kommen nicht von jenen einzelnen Erscheinungen nach seiner Auferstehung zu verstehen sei, 6 Jvh. 16, 7. erklärte der göttliche Meister selbst, weiter sagend: „Es ist gut, daß ich hing ehe; denn wenn ich nicht hingehe, so wi r d d er Tröst er nich t zu euch kommen; gehe ich aber hin, so werde ich ihn euch senden, den Geist der Joh.io,13,14. Wahrheit, der wird euch alle Wahrheit lehren und mich verherrlichen, denn er wird von dem Meinigen nehmen nnd es euch verkünden, und Joh. m, 16. diesen Tröster wird euch der Vater geben, damit er in Ewigkeit bei euch bleibe." Damit die Apostel ja recht Wohl den Sinn der Worte: er wird von dem Meinigen nehmen, fassen und die Größe der verheißenen Gabe zu würdigen Joh. 16. >5. wissen, sügt Jesus die Worte hinzu: „Alles, was der Vater hat, ist mein;" Joh. 17,9,io. und im Gebete zum Vater sagt er: „Ich bitte für die, welche du mir gegeben hast, denn sie sind dein und Alles, was mein ist, ist dein, und was dein ist, ist mein; und wie du mich in die Welt gesandt hast, so sende ich auch sie in die Welt, nnd heilige mich selbst für si e, damit auch sie in der Wahrheit geheiligt seien, damit Alle Eins seien, wie du Vater in mir bist und ich in dir bin, damit auch sie in uns Eins seien." — i Joh. s, 7. „Drei sind, die Zeugniß geben im Himmel: der Vater, das Wort und der heilige Geist und diese drei sind Eins." Dadurch also, daß der heilige Geist über die Apostel kani und sie mit seinen Gaben erfüllte, war der Heiland bei ihnen und sie waren im i Cor. 12, >3. Geiste Christi Eins mit dem Vater und Eins unter sich, durch den Einen Geist zu Einem Leibe getauft, zum Leibe Christi, zu Gliedern von Einem Gliede, welches das Eph. 4, i6. Haupt ist, Christus, durch welchen der ganze Leib znsammengefügt nnd verbunden wird und mittelst aller Gelenke der Hilfleistuug, nach der einem jeden Gliede zugemessenen Eph. i, 23. Wirksamkeit sein Wachsthnm erhält zu seiner Erbauung in Liebe." Dieser Leib ist Epl>. Kirche, für welche Christus sich selbst hingegeben hat, um sie zu heiligen nnd zu 1 Cor. 3, 16. reinigen in der Wasserlaufe durch das Wort des Lebens, um sich selbst herrlich sie darzustellen, als einen Tempel Gottes, in dem der Geist Gottes wohnt, erbaut auf Eph. 2, 20. die Grundfeste der Apostel und Propheten, während Christus selbst der Haupteckstein ist, durch welchen das ganze Gebäude zusammengefügt ist und heranwächst bis zur Vollendung der Zeiten, bis dieses Sterbliche angezogen hat die Unsterblichkeit und i Cor. is, 54. erfüllet wird das Wort: „Verschlungen ist der Tod im Siege." Petrus, Christum als den Sohn des lebendigen Gottes durch die Offenbarung Matth, io, m. des Vaters, der im Himmel ist, bekennend, wurde zum Felsen erwählt, auf den Chri¬ stus seine Kirche baute und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen. Darum nennt sie auch der Apostel Paulus eine Säule und Grundfeste der Wahr- 7 heit. Wie aber Christus als derjenige, dem alle Gewalt gegeben ist im Himmel und i Tim. 3, is. auf Erden, durch die Mittheilung seines Geistes die Apostel innerlich zur Vollziehung seines Auftrages befähigte, so hat er sie auch mit jener Macht ausgerüstet, die äußer¬ lich ihre Predigt vom Gekreuzigten zu fördern und iu die Gemüther der Zuhörer- Eingang zu verschaffen geeignet war. Er verspricht ihnen nämlich: „Es werden Marc. u>, 17. aber denen, die da glauben, diese Wunder folgen: In meinem Na¬ men werden sie Teufel austreiben, mit neuen Sprachen reden, Schlangen aufheben und wenn sie etwas Tödtliches trinken, wird es ihnen nicht schaden, Kranken werden sie die Hände auflegen und sie werden gesund werden." „Steige auf den hohen Berg hinan, so spricht der Herr zum Propheten, und Jes. 40, 9. bringe Sion die frohe Botschaft, erhebe mit Kraft deine Stimme und fürchte dich nicht. Sprich zu den Städten Iuda's: Sehet, euer Gott! Sehet, Gott, der Herr, kommt mit Macht und sein Arm wird herrschen; sehet, sein Lohn ist bei ihm und sein Werk geht vor ihm her. Wie ein Hirt wird er seine Heerde weiden, in seinem Arm die Lämmer sammeln, auf seinen Schooß sie heben." Wie herrlich, wie trostvoll ist diese Botschaft! Aber sie wird vergeblich, sie wird fruchtlos sein, wenn von den Zuhörern ein anderes Wort des Propheten gilt: „Geh' hin zu diesem Volke und Jes. 6, 9. sprich zu ihnen: Mit den Ohren werdet ihr hören und nicht verstehen, mit den Augen , -lo¬ schen und nicht erkennen, denn das Herz dieses Volkes ist verstockt; mit den Ohren hören sie schwer und ihre Augen haben sie zugethan, damit sie nicht etwa sehen und hören und verstehen und sich bekehren und ich sie heile." Streuet aus deu nackten Felsen den besten Samen, lasset erquickenden Regen darauf fallen, den warmen Strahl der Sonne leuchten, ihr werdet doch keine Frucht erzielen. Um körperlich zu sehen, wird ein gesundes Auge und ein erhellendes Licht erfordert; ebenso tritt ein geistiges Sehen nur in jenen Menschen ein, in welchen das belehrende Wort eine innere Empfänglichkeit findet. „Der natürliche Mensch faßt nicht, was des Geistes Gottes ist, 1 Cor. 2, 14. denn es ist ihm Thorheit und er kann es nicht verstehen, weil es geistig beurtheilt werden muß." Die innere Empfänglichkeit für das Göttliche ist ein Werk der Gnade, denn Christus sagt: Niemand kann zu mir kommen, wenn ihn nicht der Joh. 6, 44. Vater zieht; aber auch ein Werk des eigenen Willens, denn Niemand kann sehen, wenn er nicht sehen will, bemerkt der heil. Augustin. Oft liegt aber bloß eine fremde Hülle über das geistige Auge, die sich entfernen läßt, und die Sehkraft wird herge¬ stellt. Die Wunder sind jene wohlthätige Hand, welche den Schleier vor dem gei- 8 fügen Auge lüftet. Sie erregen die Aufmerksamkeit, führen zum Nachdenken, weisen ans eine übersinnliche Welt hin, erwecken den Glauben an einen allmächtigen Herrn der Welt, sie öffnen die geistigen Augen und Ohren, und ist nun ein verständiges Herz vorhanden, so wird die geistige Lehre mit Freuden ausgenommen und mit der Ueberzengnng festgehalten, daß sie gerade wegen der sie begleitenden Wunder göttlichen I Cor. 14, 22. Ursprunges ist. Darum sagt der h. Paulus von einem Wunderzeichen, es sei nicht für die Gläubigen, sondern für die Ungläubigen. Es ist eine Unvollkommenheit des Menschen, zur Annahme der göttlichen Wahrheit der Wunder zu bedürfen, wie dies Soh. 4, 48. Christus selbst andentet, da er sagt: „Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder Joh. s, 47. sehet, so glaubet ihr nicht. Wer aus Gott ist, der höret auf Gottes Wort." Daß auch Zeichen und Wunder den Glauben an das Göttliche nicht erzwin¬ gen können, lehret und erweiset die Geschichte aller Jahrhunderte. Da sie jedoch für die menschliche Schwäche wie ein unentbehrliches Heilmittel anzusehen sind, so läßt sich die göttliche Barmherzigkeit zu derselben herab und bekräftigt zu verschiedenen Zei¬ ten und auf mancherlei Weise ihre Offenbarungen durch Zeichen und Wunder. Unser Joh. io,37. Heiland beruft sich selbst auf seine Wunderwerke, sprechend: „Thue ich die Werke meines Vaters nicht, so möget ihr mir nicht glauben; thue ich sie aber, so glaubet den Werken, wenn ihr mir nicht glauben wollet, damit ihr erkennet und glaubet, daß der Vater in mir ist und ich in Soh. 9, 32. dem Vater." Ganz richtig schließt der von Jesus geheilte Blindgeborene: „So lange die Wclr steht, ist nicht gehört worden, daß Jemand die Augen eines Blind¬ geborenen geöffnet hat. Wenn dieser nicht von Gott wäre, so hätte er nichts wirken können." Wenn aber auch Christus die ganze Gewalt und Macht seines himmlischen Hebr. 1, 8. Vaters besitzt, wenn es auch von ihm in der Schrift heißt: „Dein Thron, o Gott, steht immer und ewig. Du hast im Anfänge, o Herr! die Erde gegründet und die Werke Deiner Hände sind die Himmel. Sie werden vergehen, Du aber wirst blei- Phil. 2, io. ben." Ferner: „In dem Namen Jesu sollen sich beugen alle Knie derer, die im Himmel, auf der Erde und unter der Erde sind, und alle Zungen bekennen, daß der Herr Jesus Christus in der Herrlichkeit Gottes des Vaters ist;" wenn er auch mit dieser seiner göttlichen Macht seine Jünger in die Welt sendet, da er nach seiner Auf- Joh. 20, 2i. erstehnng ihnen sagt: „Wie mich mein Vater gesandt hat, so sende ich euch," sie dann anhauchet und spricht: „Empfanget den heiligen Geist!" so verdient doch die Art und Weise dieser Sendung eine ganz besondere Beachtung. Wie 9 hat der himmlische Vater seinen Sohn ans die Erde gesandt? Gleich bei seiner Dar- Luc. 2. 34. stellung im Tempel weissagte der fromme Simeon von dem göttlichen Kinde: „Siehe, dieser ist gesetzt zum Falle und zur Auferstehung Vieler in Israel, und als ein Zei¬ chen, dem man widersprechen wird." Johannes, der Täufer, wies aber mit den Wor¬ ten auf ihn: „Siehe, das Lamm Gottes, das da hinweg nimmt die Sün- Joh. 1, 29. den der Welt." Mit diesen Worten deutet er auf die bevorstehende Erfüllung jener wichtigen Weissagung beim Jesaias hin, wo wir lesen: „Er ist verwundet um unserer Jes. Z3. Missethaten willen, zerschlagen um unserer Sünden willen. Er wird geopfert, weil er selbst wollte; wie ein Schaf wird er zur Schlachtbank hingeführt." Christus selbst bestimmt die Art seiner Sendung mit den Worten: „Des Menschen Sohn i st Mam. 20,2.^. nicht gekommen, sich bedienen zu lassen, sondern zu dienen, und sein Leben zur Erlösung für Biele hinzugeben." Allen aber, die seine Schüler werden wollen, ruft er zu: „Lernet von mir, denn ich bin sanft- Matth. 11,23. müthig und demüthig von Herzen." Der heilige Apostel Paulus faßt aber die Erscheinung Christi auf Erden in die Worte zusammen: „Da er in Gottes Ge- Phil. 2, a. stalt war, hat er sich selbst entäußert, ward den Menschen gleich, erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja, bis zum Tode am Kreuze." Die Ursache dieser Art der Erscheinung wird in dem Briefe an die Hebräer mit diesen Worten angegeben: „Damit er diejenigen erlösete, welche in der Furcht d e s Hebr. 2, is. — Todes durch das ganze Leben der Knechtschaft unterworfen waren, mußte er in Allem seinen Brüdern gleich werden, damit er barmherzig würde und ein treuer Hoherpriester vor Gott, um zu versöhnen die Sünden des Volkes; denn darin, worin er selbst gelitten hat und versucht worden ist, kann er auch denen, die versucht werden, helfen, und ist Allen, die ihm gehorsam sind, Urheber der ewigen Seligkeit geworden." Wenn nun Jesus zu seinen Aposteln sagt: „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch;" so konnte ihnen ebenso wenig die innere Bedeutung, als die äußere Art und Weise dieser Sendung unverständlich sein. Um ja jede Täuschung von seinen Jüngern fern zu halten, sagte er ihnen ganz klar: „Geht hin Matth. 10, m, und prediget und saget: Das Himmelreich ist nahe! Ich sende euch wie Schafe un¬ ter Wölfe. Ihr werdet von Allen gehaßt werden um meines Namens willen; wer aber ausharret bis an's Ende, der wird selig werden. Selig seid ihr, wenn euch Matth. 5, 11, die Menschen schmähen und verfolgen, und alles Böse mit Unwahrheit wider euch reden um meinetwillen. Freuet euch und frohlocket, denn euer Lohn ist groß im Himmel." 2 10 Die Apostel bewiesen auch durch ihr Leben, daß sie die Art ihrer Sendung wohl begriffen haben. Unerschrocken verkündeten sie vor dem hohen Rathe der Juden den Gekreuzigten und Auferstandenen als den von Gott gesandten Weltheiland. Als ihnen die jüdischen Vorsteher Stillschweigen geboten, antwortete Petrus im Namen Apostq. 4, m. Aller: „Ob es recht ist vor Gott, euch mehr zu gehorch-en als Gott, das urtheilet selbst." Als der hohe Rath sie geißeln ließ, gingen sie freudig von seinem Angesichte hinweg, weil sie gewürdigt wurden, um des Namens Jesu ApM. s, 4i. willen Schmach zu leiden. — „Ich bitte euch," schreibt der Apostel Paulus an die > 4, „ich bitte euch, seid meine Nachfolger, wie ich Christi Nach¬ folger bin." Worin bestand das Vorzügliche dieser Nachfolge? Der Apostel schreibt ja an Christen, die sich durch ihren Glauben als Nachfolger Christi erwiesen haben, warum bittet er sie so dringend, seine Nachfolger zu sein, wie er Christi Nach¬ folger ist? Die Korinther wollten als klug in Christo, als stark und angesehen er¬ scheinen, sie legten Gewicht auf Vorzüge, die nur die Eitelkeit nähren, betrachteten das Christenthum als den Weg zur irdischen Herrlichkeit. Diese Gesinnung war dem Apostel keine Nachfolge Christi. Worin bestand seine Nachfolge? Vernehmen wir > Cor. 4, !>. ihn selbst. „Ich glaube," schreibt er, „Gott hat uns Apostel als die Allergeringsten dargestellt, als die zum Tode Bestimmten; denn zum Schauspiele sind wir geworden der Welt, den Engeln und den Menschen. Wir sind Thoren um Christi willen, schwach, verachtet, wir hungern und dursten, sind entblößt und haben keine bleibende Stätte. Man verflucht uns, wir segnen; man verfolgt uns, wir dulden; man lästert uns, wir beten; wie ein Auswurf dieser Welt sind wir geworden, wie ein Abschaum von Allen." Sehet, darin bestand die wahre Nachfolge Christi, aber noch nicht vollständig. Bei Gal. a, i4. allen diesen Drangsalen sagt dennoch der Apostel: „Ferne sei es von mir, mich zu rühmen, außer in dem Kreuze unsers Herrn Jesu Christi, durch 2Crr. 4,6,16. welchen mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt. Gott hat unsere Herzen erleuchtet. Christus ist für uns gestorben, darum werden wir nicht beängstigt, nicht verlassen, ermüden wir nicht; wenn auch unser äußerer Mensch aufgerieben wird, so wird doch der innere von Tag zu Tag erneuert, und unsere gegenwärtige Trübsal Gai. 2, 2o. bewirkt eine überschwengliche, ewige, Alles überwiegende Herrlichkeit. Christus lebt in mir. Was ich aber nun lebe im Fleische, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hinge¬ geben hat." Das war die echte, vollkommene Nachfolge Christi. So verstanden die Apostel den Ausspruch: Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. n Der Heiland sagte kurz vor seinem Tode zu seinen Jüngern: „In der Welt Job. m, 4-;. werdet ihr Bedrängniß haben, aber vertrauet, ich habe die Welt über¬ wunden." Worin bestand dieser Sieg, wenn die Schüler des Siegers Bedrängnis haben sollen? Im irdischen Glanze, Reichthnm und Wohlleben gewiß nicht, denn mit diesen Gütern steht die Bedrängniß im Widerspruche. Worin besteht also der Sieg? „Der Sieg, welcher die Welt überwindet, ist unser Glaube," schreibt der r Job. 4. h. Johannes. Der Glaube ist ein Leben des Geistes, ist ein Denken und Lieben in Gott, ein Handeln aus diesem Denken und Lieben, ein Dulden und Sehnen in der Hoffnung und im Vertrauen, ein Streben nach dem Vollkommenen, eine ununterbro¬ chene Umbildung unseres sündhaften Wesens in das verklärte Vorbild unseres Erlö¬ sers Jesus Christus. Das ist der Glaube, welcher die Welt überwindet. In diesem Glauben vollzogen die Apostel den Auftrag ihres Meisters, in diesem Glauben ver¬ kündeten sie allen Völkern das Evangelium, gründeten die ersten Gemeinden, bestellten zur Erhaltung und Erweiterung desselben durch die Häudeauflegung ihre Stellvertreter. Der h. Clemens, ein Schüler der Apostel und ein Nachfolger des h. Petrus auf dem römischen Stuhle, schreibt in einem noch vorhandenen Briefe an die Korinther: „Die 1 Cor. 42. Apostel predigten und verkündeten uns von Christus, durch die Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus vollkommen überzeugt, im Worte Gottes gekräftigt, voll Ver¬ trauen im heiligen Geiste gingen sie in die Welt hinaus, die frohe Botschaft von: Reiche Gottes bringend, predigten sie auf dem Lande und in den Städten und bestell¬ ten die Erstlinge, welche sie im Geiste bewährt gefunden hatten, zu Bischöfen und Diaconen für diejenigen, welche in Zukunft den Glauben annehmen würden." Nach diesem Beispiele und Befehle zuerst unseres Herrn Jesus Christus, daun der Apostel und ihrer Schüler wurde in der christlichen Kirche durch alle Jahrhunderte für die ununterbrochene Nachfolge der kirchlichen Oberhirten in den einzelnen Kirchen Sorge getragen. Wenn der Bischof einer Kirche oder christlichen Gemeinde starb, so bestell¬ ten die benachbarten Bischöfe durch die Händeauflegung, welche ein äußeres Zeichen der Weihe ist, einen neuen Oberhirten. Dieß thaten sie auch, wenn durch die Pre¬ digt eine neue Gemeinde aus den bekehrten Ungläubigen gebildet wurde. Durch den Glauben an den Einen Christus standen sie alle mit einander in Verbindung und anerkannten in dem römischen Bischöfe, als dem Nachfolger des h. Petrus, ihr sicht¬ bares Oberhaupt, den Stellvertreter Christi auf Erden. Ja, die Verbindung mit den Nachfolgern des h. Petrus war das echte und sichere Kennzeichen, woran man die wahren Hirten von den eingedrungenen und falschen unterschied. 2* 12 Geliebte in Christo! Auf diesem Wege bin auch ich zu Euch gesandt mit der gleichen Vollmacht, wie die Apostel ihre Nachfolger bestellten, mit demselben Auftrage, den auch jene erhielten. Nicht mein Eigenwille macht mich zu Euerm Oberhirten, sondern die Sendung von Seite jener, welche wir als die sichtbaren Stellvertreter der göttlichen Vorsehung anzuerkennen und zu verehren durch das Wort Gottes angewiesen sind. Nicht irdisches Glück, nicht Gold und Silber, nicht fruchtbare Jahre, nicht Frieden vor äußeren Feinden kann ich Euch versprechen, noch weniger bringen. Nur was ich empfangen habe, werde ich Euch bieten können, das Wort vom Kreuze, die frohe Botschaft vom Reiche Gottes mit allen ihren Segnungen, Tröstungen und Ber- Joh. 14,27. Heißungen, mit allen ihren Hoffnungen, ihren Freuden und ihren Schmerzen. „Mei¬ nen Frieden gebe ich euch, nichtwiedieWeltgibt, gebe ichihn euch," so spricht Christus zu seinen Aposteln. Diesen Frieden trugen die Apostel unter die Völker, diesen Frieden verkündeten ihre Nachfolger, diesen Frieden predigten Euch Euere geistlichen Hirten. Daß Euch dieser Friede noch ferner dargeboten werde, zu beten, zu sorgen, zu arbeiten, ist das Tagewerk, mit dessen Vollbringung ich im Namen Christi zu Euch gesandt bin. Dieser Friede besteht in dem Bewußtsein der Versöh¬ nung mit Gott durch die in Christus erworbene Nachlassung unserer Sünden, besteht in dem Vertrauen der durch den würdigen Empfang der Sacramente vollzogenen Bereinigung mit dem Heilande, besteht in der Ueberzengung, daß eine weise und lie¬ bende Vorsehung alle. unsere Schicksale überwacht und lenket, besteht in der frohen Sicherheit, daß uns mit dem Beistände der göttlichen Gnade die Ueberwindung jeder Versuchung und die Ausübung jeder Tugend möglich ist, besteht endlich in der sichern Hoffnung, daß uns, wenn wir den Lebenskampf glücklich vollbracht haben, ein ewiges, seliges Leben als überschwenglicher Lohn für eine kurze Arbeit erwartet. Diesen Frieden gab Christus seinen Aposteln und allen denen, die auf ihr Wort glauben, bis an's Ende der Welt. Diesen Frieden kann die Welt nicht geben, denn er ist in dein fleischgewordenen Worte vom Himmel ans die Erde herabgestiegen, und nur die sich mit dem erhöheten Christus aus dem Getümmel dieser Welt emporheben lassen, die ihren Sinn dahin richten, wo.Christus, ihr Haupt, zur Rechten des Vaters sitzt, genießen diesen Frieden. Als Christus geboren war, erschien den Weisen im Morgenlande ein Stern. Sie verstanden dieses Zeichen, machten sich auf den Weg, zogen bis nach Jerusalem und fragten nach dem nengebornen Könige. Sie haben also aus ihrer Reise den Stern nicht gesehen; denn erst als sie gegen Bethlehem zogen, ging der Stern wieder vor 13 ihnen her, bis er über dem Orte, wo das Kind war, still stand. Den Weisen war es also genug, den Stern im Morgenlande einmal gesehen zu haben, nm ohne Verzug die Reise anzutreten und nicht eher zu ruhen, als bis sie das ersehnte Ziel erreicht haben. Diesen Weisen sollen wir Alle gleichen. Uns Allen ist Christus geboren. Das Wort des Evangeliums, welches wir in unserer Jugend vernehmen, ist der Stern, der nns zu Christus einladet. In den Sorgen, Mühen und Arbeiten des Tages, in dem Drängen und Treiben der Weltgeschäfte, bei den Lockungen und Verführungen der Sinnlichkeit, bei den Nebeln des Zweifels und der Unsicherheit, die unfern Geist so manchmal einhüllen, entschwindet der Stern, der uns zum Heilande führen soll, unserm Blicke. Wohl uns, wenn wir es den Weisen gleichthun, unaufhaltsam fort und fort wallen, nur nach dem Heilande forschen und fragen, bis wir dahin gelangen, wo wir in Anbetung niederfallen, unsere Herzen als Opfer weihen und den Frieden finden, den bei der Geburt Christi die Engel allen Menschen, die eines guten Willens sind, verkündeten. Geliebte in Christo! Ihr habt bisher den Ruhm genossen, Euch im Glauben an Christus treu und eifrig erwiesen zu haben; Ihr wäret für die Schönheit Eurer Kirchen mehr besorgt, als für den Schmuck Eurer Familienwohnungen, Ihr eiltet an Soun- und Festtagen freudig in Eure Gotteshäuser, Ihr habt Euern Seelenhirten Achtung und Gehorsam bezeigt. Fremde, die durch Eure Heimat zogen, haben dieß mit Wohlgefallen gesehen und Euer Lob verkündet. Wie ost, wenn ich dieses Lob vernahm, habe ich mich innig gefreut, Euch durch Geburt und Erziehung anzugehören. Lasset Euch diesen Ruhm in Christus Jesus durch die Gefahren und Versuchungen der neuen Zeit nicht rauben. Sehet nur genauer zu und Ihr werdet Euch leicht überzeugen, daß der größte Theil jener Leiden, welche uns das Leben verkümmern, daher kommt, daß so viele Menschen außer ihrer Habsucht, ihrer Eitelkeit, ihrem Stolze, ihrer Lüsternheit kein anderes Gesetz mehr anerkennen, daß sie den Glauben an eine weise Vorsehung, an eine Vergeltung nach dem Tode, an einen gütigen, aber auch gerechten Gott und Vater im Himmel weggeworfen haben, daß sie keine That, sobald sie ihnen irdischen Gewinn verspricht, für eine Sünde halten, daher auch Christus nicht mehr als ihr Vorbild, als ihren Erlöser und Gott anbeten wollen. Christus hat seinen treuen Schülern das ewige Leben, aber keine irdischen Güter verheißen. Gott gibt zuweilen den frommen Menschen auch irdisches Glück, damit er sich auch als Herrn der Erde erweise; gar oft aber versagt er seinen treuesten Dienern die vergänglichen Güter, damit die Menschen nicht einzig nm dieser Güter willen seine Gebote beob- 14 achten lernen. Wer vom ganzen Herzen Gott liebt, kann die irdischen Güter auch entbehren, er kann selbst dem Tode muthig entgegen gehen, wie Tausend und Tausend Beispiele beweisen. Gewiß aber ist es, daß wenn nur der größte Theil der Menschen sich als gute Christen Lewährete, die Leiden dieses Lebens auf ein sehr geringes Maß gebracht würden; dagegen ihre Zahl mit jedem Jahre unberechenbar wachsen wird, je mehr sich der christliche Glaube verliert. Darum denn, Geliebte im Herrn! seid in dem Glauben Eurer Väter standhaft und unbeweglich, lernet eifrig die Worte des Evangeliums, bewahret sie im Herzen, stärket Euch durch den öfteren Empfang der heiligen Sacramente, seid voll Eifer im Werke des Herrn allezeit, da Ihr wisset, daß i Cor. Euere Arbeit nicht vergeblich ist im Herrn. Haltet au dem, spricht unser Herr Jesus Off. 2,26.- Christus, haltet an dem, was ihr habt, bis ich komme. Wer überwindet und hält meine Werke bis an's Ende, dem will ich Macht geben, wie ich von meinem Vater empfangen habe, dessen Namen will ich nicht aus¬ tilgen ans dem Buche des Lebens, sondern ihn bekennen vor meinem Vater und seinen Engeln. — Bleibet treu dem Herrn und sein Segen und sein Friede im heiligen Geiste sei allezeit mit Euch bis in alle Ewigkeit. Amen. Laibach am fünften Sonntag nach Pfingsten 1860. Druck von Carl Gerold's Sohn in Wim.