GOLDRING MIT EINER ISIS-SOTHIS-DAR5TELLUNG IM UNGARISCHEN NATIONALMUSEUM EDIT B. THOMAS Ungarisches Nationalmuseum, Budapest Im N ovem ber 1965 kam ein G oldring aus d er R öm erzeit (Abb. 1) m it einer Isis-Sothis-D arstellung in d er Fassung (Abb. 2) ins Ung. N ational­ m useum . Die runde, flache Fassung1 h a t einen D urchm esser von 2.7 cm, d er flache Bügel eine B reite von 0.4 cm. D er R ing h a t ein G ew icht von 7.10 g, eine Feine von 24 K arat. F undort: V âsârosnam ény, am O berlauf d er Theiss, also nicht in Pannonien, auch nicht in Dazien, sondern ausserhalb des röm ischen Im perium s, au f barbarischem G ebiete, im »barbaricum «. A nna D em jén fand ihn beim H auen auf dem H errschaftsgut im H otter von V âsâr osnam ény ? Die H erstellungsart des R inges ist trotz der A bnützung durch täglichen G ebrauch leicht erkennbar. D er Bügel und das zu r G rundfläche des B ildes Abb. 1—3. V âsârosnam ény (Nationalmuseum, Budapest). Goldring m it einer Isis-Sothis-D arstellung SI. 1—3. V âsârosnam ény (Narodni m uzej, Budimpešta). Zlat prstan z upodobitvijo Izide n a Sothisu 1 Standortsnum m er 65. 5. 1 ; R 552. * Der F undort soll später noch durchforscht w erden. dienende kreisförm ige B la tt ist in einem v e rfe rtig t (Abb. 3), indem das Gold durch T reiben v e rd ü n n t und geform t w urde. Das Bild selbst w urde erst aus dünnerem G oldblech getrieben, d ann auf der G rundlage ange­ b rach t, schliesslich die R än d er der G rund p latte ü b er die R änder der B ild­ p la tte gestülpt. Die U nebenheiten beim Z usam m entreffen beider R änder w u rd en durch A nlöten von G olddraht verdeckt. D er G olddraht ist zw ar grössernteils abgenützt, ab er bei stärk erer V ergrösserung noch gu t zu sehen. Die das getriebene Bild um gebenden Spirallinien, dann der innere S treifen d er von der G öttin hochgehobenen Sonnenscheibe, w ie auch der obere S treifen der zur G rundlage d er Szene dienenden P lin th e w u rd en ebenfalls aus G olddraht gebildet und nachträglich appliziert. Die eigentliche Szene: Isis auf Sothis sitzend, ist aus sehr dünnen G oldblech geschaffen. Beim T reiben bekam das Gold an m ehreren Stellen Einrisse und Beulen, da­ du rch ist das W erk im B ildfelde stark deform iert. A nscheinend sind die V erletzungen und die sta rk e A bnützung nicht dem dauernden G ebrauch, sondern der w eichen L egierung des Goldes zuzuschreiben (Abb. 4). Abb. 4. V âsârosnam ény (Nationalm useum , Budapest). G oldring (Detail, vergrössert) Sl. 4. V âsârosnam ény (Narodni muzej, Budimpešta). Z lat prstan (detajl, povečano) Abb. 5. V âsârosnam ény (Nationalm useum , Budapest). Zeichnung der D arstellung am Goldring Sl. 5. V âsârosnam ény (Narodni m uzej, Budimpešta). R isba upodobitve na prstanu D ie im R ingkopf eingefasste Szene stellt Isis auf dem H unde Sothis sitzend d ar (Abb. 5). Den K opf zurückgew endt, lä u ft der H und Sothis m it ausgestreckten V order- u n d H interbeinen dahin; dem B etrachter zugew andt sitzt die G öttin, auf F ra u e n a rt reitend, auf dem H und. A uf ihrem H aupte entdecken w ir ih ren gew ohnten Kopfschm uck, die aus K nospen gebildete K rone. Ih re bauschige H aartrach t, ih re G esichtslinie, ih r schm ales K inn ü b er dem langen H als sind leicht sichtbar. Die B rüste sind ziem lich betont. D en rechten A rm lässt sie, den Ellbogen ein w enig einbiegend, im Schoss ruhen, in der L inken h ält sie die Sonnescheibe hoch. Die K leid ertrach t b esteh t aus einem langen C hiton, m it einem k ü rzeren M antel darüber, dessen S aum vom hem dartigen U n terk leid schön abhebt. B eide Füsse sehen u n term K ittel hervor. Die Szene ist au f einer Plinthe appliziert, w elche aus einer getriebenen und einer d a rü b e r angebrachten g edrehten P latte gebildet ist. U ber die äussere E rscheinungsform und ü b er die H erstellungstechnik h in au s w ollen w ir n u n ins A uge fassen, w elchen In h a lt dieses Ringbild w i­ derspiegelt, um w elchen Z eitp u n k t der Ring v e rfe rtig t w urde, und w as er uns hinsichtlich der V erb reitu n g der ägyptischen K u lte zu sagen hat. W ir m öchten n u r auf jen e A spekte der G öttin Isis eingehen, w elche in engerem Sinn m it unserem Them a v erw an d t sind; eine vollständige U n ter­ suchung des gesam ten K ultes dieser pantheistischen G öttin w ürde zu w eit führen. Z unächst zitieren w ir in aller K ürze den D iodorus Siculus, einen S ch rift­ steller aus d er Zeit des A ugustus an, der von ein er in der arabischen S tad t N ysa befindlichen Stele folgende W orte der G öttin abgeschrieben h atte: »Ich bin Isis, K önigin über die ganze Erde. M ein L eh rer w ar H erm es; w as ich als Gesetz festgesetzt habe, kann niem and lösen. Ich bin die älteste T öchter des jüngsten G ottes Chronos. Ich bin die G attin und Schw ester des K önigs Osiris. Ich bin es, die zuerst die K ornn ah ru n g fü r die M enschen gefunden hat. Ich bin die M u tter des Königs Horos. Ich bin es, die im H u ndestern aufgeht. Die S ta d t Bubastos ist m ir zu r E hre gebaut w orden. Heil, H eil dir, Ä gypten, das m ich g en äh rt hat!«3 E ine Inschrift von d er Insel los, aus dem 2.-3. Jh d t. u. Z. schildert die G öttin beinahe m it denselben W orten.4 In d er Inschrift von Chios finden w ir aber eine w eitere, in den übrigen T exten nicht vorkom m ende A ussage: »... die die F instern is in das L icht fü r alle M enschen verw an ­ delte«.5 W egen der B estim m ung unseres R inges aus dem K arpathenbechen in­ te re ssie rt uns von allen E rscheinungsform en d er Isis diejenige, w orüber die G öttin sagt: »... ich bin es, die im H undestern auf geht«, und jene andere: »Ich bin es, die die F insternis ins Licht fü r alle M enschen verw an ­ delte«. Isis-Sothis ist die V erkörperung des S irius-S ternes (H undestern) und re ite t als G riechin gekleidet, m it ägyptischer K rone auf dem H aupte, auf einem Hund. Im S otbis-G estirn m einten die Ä gypter die Seele der Isis am H im m el zu entdecken.6 Isis als Schirm herrin d er S chiffahrt steh t ebenfalls in enger V erbindung m it dem astralm ässigen Sirius-Sothis.7 Isis ist iden­ tisch m it Re,8 sie ist der östliche Him m el und die m orgendliche Sonnenbar- 3 F. Roeder; PW -RE XIX. 2114. 40—49. Stichw ort »Isis«. 4 F. Roeder, ebd. 2114—2115. 5 F. Roeder, ebd. 2115. 24—26. 6 K. Parlasca, Das T rierer M ysterienm osaik und das ägyptische Ur-Ei. T rierer Zeitschrift 2. 1951. S. 119. 7 K. Parlasca, ebd. S. 117. ® F. Roeder, a. W. 2089. 4. ke.9 Es kom m t vor, dass Isis als w eibliche P arallele des Zeus-Helios, als Sonne angefleht w ird.1 0 Sie ist die Sonne, b eh errsch t den Him m el u n d ist das A uge von Re. Sie trä g t eine K rone auf dem H aupt, zu w elcher oft auch die Sonnenscheibe hinzugehört.1 1 Sothis (das Sirius-G estirn) w ird erst in den ptolem äischen Zeiten m it Isis identifiziert. Sowohl die antike L iteratu r w ie auch die m odernen A uto­ ren w idm en diesen Isis-Sothis-B eziehungen eine grosse A ufm erksam keit.1 2 N euestens zählt R. M erkelbach,1 3 von den antiken A utoren ausgehend, alle jene Stellen auf, wo die au f Sothis sitzende Isis erw ähnt w ird. M it dem A ufgehen des S irius-S ternes begann in Ä gypten eine Jahreszählung.1 4 D er A nfang des Sirius am 19. J u li bedeutet zugleich den A u stritt des Nils aus den U fern.1 5 M erkelbach b erich tet stim m ungsvoll: »Bevor im Ju li die N il­ flu t einsetzte, bew einte Isis den toten Osiris, ih re T ränen brachten den Fluss zum Ausschw ellen. D as W asser ü b erflu tet das Land, m an feierte die H ochzeit der Isis (des Landes) und des Osiris (des W assers).1 6 Die enge V erbindung zw ischen d er A nw esenheit von Isis und Osiris und dem K alen ­ der, u n d die zahlreichen D arstellungen ähnlicher A rt in den Provinzen w eist d arau f hin, dass dieses F est am 19. Ju li von den A nhängern des Isis-K ultes ü b erall begangen w urde, w o die G öttin in E h ren stand. Es w aren m eh rere T em pel ih r gew eiht1 7 und die Tym panongruppe derselben w ar höchstw ahr­ scheinlich von einer Isis-Sothis-Szene bestritten. A ll das h a t u ns bereits zum V erständnis d er Isis-Sothis-Szene unseres Ringes nähergebracht. D er A ufgang des Sothis-S ternes bedeutet d en A nfang des N eujahrs. Die N ilflut ist also der In h alt d er in d er getriebenen G oldplatte festgehaltenen Szene. A uffallend ist dabei d e r U m stand, dass bei solchen Isis-Sothis-D ar- stellungen die G öttin in d e r gehobenen H and m eistens das S istrum h ä lt (so z. B. bei der T ym panongruppe des Isis-H eiligtum s in Savaria),1 8 m it dessen K lirren sie den Nil zum ü b erflu ten b rin g t;1 9 oder als Sym bol des W assers eine S itu la em porhebt, w ie im T ym panonrelief des K irchner-M useum s, oder aber eine P atera in der H and h at,2 0 dagegen h ä lt sie auf unserem Ring in der gehobenen L inken die Sonnenscheibe. Wie schon erw ähnt, personifiziert sie ja auch die Sonne. D ie plastisch h erv o rtreten d e M itte der verh ältn is- 0 A. Dobrovits, A. róm ai esâszârkori O siris-valläs m egértéséhez (Beitrag zum V erständnis der Osiris-Religion zur Zeit des röm ischen Kaisertum s). Phil. Közl. 1934. S. 38. 1 0 F. Roeder, a. W. 2115. 45—50. 1 1 F. Roeder, a. W. 2092 u. ff. 1 2 Monographiemässig, G. Lafaye, Un m onum ent rom ain de l’étoile d’Isis. B as-relief inédit du Musee K irchner. Mélanges d’Archéologie et d’Histoire. 1881 Ecole française de Rome. I. S. 192 u. ff. 1 3 R. M erkelbach, Isisfeste in griechisch-röm ischer Zeit. Daten u. Riten (1963 M eisenheim am Glan). B eiträge zur Klassischen Philologie. Heft 5, S. 27. u. ff. 1 4 R. M erkelbach, a. W. S. 61 u. 77. 1 5 Parker, The Calendars of A ncient Egypt. Chicago 1950, S. 195. u. ff. 1 6 R. M erkelbach, a. W. S. 14. 1 7 G. Lafaye, a. W. S. 19Q u. ff. 1 8 T. Szentléleky, A szom bathelyi Isis-szentély (Das Isis-H eiligtum in Szom- bathely). Budapest, 1960. S. 17. u. ff. 1 9 W. Wessetzky, A felsopannóniai Isis-kultusz problém âi. Some Problem s of the Cult of Isis in U pper-Pannonia. Arch. Ért. Voi. 86. 1959. S. 29. G. Lafaye, a. W. SS. 193, 196. m ässig gross abgebildeten Sonnenscheibe ist m it ein er gesponnenen G old­ schnur um geben. D er h erstellende K ünstler w ollte durch den S trich der F äden die S trahlen der dahinrollenden Sonne versinnlichen.2 1 E ine solche Sonnenscheibe, m it einem gleichsam im vollen Schw ünge befindlichen Speichenrad kom m t auch in Pom pei im »Haus der vergoldeten A m oretten« vor, wo m an die Isis-A ttribute in einem R ahm en gefasst v o r­ finden kann.2 2 Die vorliegende Isis-Sothis-Szene ist am R ande des Ringkopfes m it dem »laufenden Hund« - M otiv um geben. Die Spirale, w elche — natü rlich n u r stilisiert — W ellen m it W ellenschaum darstellen, sym bolisieren seit den ältesten Zeiten das E lem ent W asser.2 3 W ir nehm en w ohl m it R echt an, dass der im Isis-K ult und dessen Sym bolik b ew anderte H ersteller, bezw. B e­ steller des Ringes m it dieser W ellenum rahm ung an die V erbindung Isis- O siris h indeuten w ollte: »Isis ist die G öttin, deren ü b er Osiris vergossene T rän en die W asserflut herv o rru fen . — Isis ist die E rd e Ä gyptens, sie w ird von Osiris, dem Nil, befruchtet. — Osiris ist d er im A uflösen begriffene Tote, aus dem an d er Stelle, wo er sich befindet, W asser ström t, das zum N il anschw illt.2 4 D obrovits fü h rt an, w ie O siris in den O siris-R itualien m it den N am en verschiedener G ew ässer u n d M eere angerufen w ird. Einige solche Invoka- tionen lau ten wie folgt: »Sieh, du bist gross und ru n d wie der Ring, d er H a N ibu (das Ägeische M eer) um gibt. Sieh, du bist gross und ru n d w ie das grosse, runde Szek-M eer.2 5 Die griechisch-röm ischen A utoren, H eiden w ie K irchenväter, w issen alle ü b er Osiris, sie sprechen ü b er sein Wesen, ü b er den in seinem N am en verborgenen Sinn, und erk lären einstim m ig: Osiris ist das W asser; Osiris ist d er Nil.2 6 Die Them atik, w elche au f d er vorliegenden R ingfassung, dem G egen­ stan d u n serer Besprechung, d arg estellt ist, können w ir nunm ehr folgender- m assen zusam m enfassen: zu r Z eit des A ufganges des Sirius-Sternes, am ersten Tag des Sothis-Jahres, dem 19. Juli, dem Tage des ägyptischen N eu­ jah rs, ru ft Isis-Sothis die N ilflu t hervor, Isis w eckt Osiris, den Nil, zu neuem Leben und b ereich ert die E rde m it ihren reifebringenden Sonnen­ strahlen. »Die Szene bezw eckte die D arstellung nicht n u r d er N ilüber­ schw em m ung, die von höchster B edeutung sowohl fü r Ä gypten als auch die K aiserstad t Rom w ar, sondern auch der als die Seele d er Isis gedachten und dam it indentifizierten S othis-N eujahrsternes. Ebenso zu Rom w a r das Fest des Jahresanfangs ein bedeutendes Ereignis: als jäh rlich e O ffenbarung des Schöpfungsgedankens gehörte es aber geradezu zu den ältesten ägyptischen 2 1 Die gedrehten G oldfäden sind teils verdrückt, teils abgenützt. Bei stärk erer Vergrössung sind sie sowohl auf der Sonnenscheibe wie auch an den Spirallinien recht gut zu sehen. 2 2 K. Schefold, Vergessenes Pom pei (München 1962) S. 149., I. Abb. A nhang II. Isis u.nd verw andtes. S. 197 u. ff. 2 3 F. Weege, Etruskische M alerei (Halle 1921) Tafel 49. Bild »A«. Tarquinia, 1. Jh. v. Ch.; W. Schuchardt, Die K unst der G riechen (Berlin 1940) Abb. 333, S. 364. 2 4 A. Dobrovits, Phil. Közl. 1934, S. 31. 2 5 A. Dobrovits, a. W. S. 11—13. 2 6 A. Dobrovits, a. W. S. 10, dann führt er die B ehauptungen der A utoren in Bezug auf Osiris-W asser an. religiösen V orstellungen«.2 7 U nser Ring knüpft, w as den In h alt der D ar­ stellung betrifft, bei den ägyptischen K ulten an, w iderspiegelt aber in der Form gebung des B ildtypus die röm isch-provinzielle Bildform ung. Es w äre überaus naheliegend, den U rsprung und die Entstehungszeit dieses G egenstandes im Sinne der grundlegenden Publikationen von A. A lföldi2 8 und vom D urchm esser des Ringkopfes ausgehend, m it den P rä ­ gungen in V erbindung zu bringen, w elche in einigen M ünzstätten der S tad t Rom (von Alföldi als »anonym e Gruppe« benannt) in der Zeit zw ischen 380 und 395 erzeugt w urden,2 9 hauptsächlich w egen der auffallenden Ä hn­ lichkeit. Die runde Form des Ringkopfes, die Isis-Sothis-Szene, alles stellt eine P arallele d ar m it dem kehrseitigen Bild d er Isis-Sothis-Szenen auf den pion-artigen anonym en P rägungen. Die M ünzstätten in Rom pflegten solche am Jahresbeginn herauszugeben, die Beziehung auf den 3. Jan u ar, die V ota Publica, ist also offenbar.3 0 Im K reise dieser anonym en M ünzstätten w urden die G epräge scho­ nungslos verw endet, d aru m w iederholte Male nachgem eisselt. Bezeichnend fü r die unum gängliche V ergröberung ist der U m stand, dass auf den degene­ rie rte n Typen nicht n u r die Q ualität der A rbeit leiden m usste, sondern dass oft selbst die A ttrib u te d er G ötter v erunstaltet, ja zu sinnlosen Schem ata v e rä n d e rt w urden.3 1 In der Isis-Sothis-Szene unseres Ringes bekom m t die Sonnenscheibe eine sta rk betonte Rohe, die G öttin hebt sie hoch: es kann also von keinem M issverständnis oder von keinem V ertausch gew isser A ttrib u te die Rede sein. Bei den Isis-Sothis-Szenen der erw äh n ten »anonym en Prägungen« erh eb t die G öttin in jedem Falle das Sistrum in d er Rechten. Sothis läu ft von links nach rechts, das G esicht der G öttin ist im m er nach rechts blik- kend, im P rofil dargestellt.3 2 B eim V ergleich unseres Ringes m it den anonym en G eprägen kom m t m an zu r Festellung, dass ausser der G estalt Sothis und der Person d er Isis keine sonstigen identischen M erkm ale auf beiden nachw eisbar sind. A uf unserem R ingbild dom iniert der solare C harakter, hingegen ist auf der K ehrseite der anonym en G epräge der solare C h arak ter der Isis nicht betont. Die H ervorhebung d er Sonne, die absichtlich w ellenförm ige W eiter­ fü h ru n g des H undsschw anzes in Gegensatz zum geradlinig w eitergeführten spitzen Schwanz, w ie es au f den in Rom h ergestellten G eprägen üblich w ar, wie auch das V orhandensein des O siris-W asser-M ythos, w eisen nach den östlichen Provinzen. 2 7 V. Wessetzky, Die ägyptischen K ulte zur Röm m er-Zeit in U ngarn (Leiden, 1961) S. 31. 2 3 A. Alföldi, A Festival of Isis in Rome under the Christian Em perors of the IV Century (Budapest, 1937) Diss. Pann. II. 7. 2 9 ebd. S. 9—13. 3 0 A. Alföldi, Die alexandrinischen G ötter und d 'e Vota Publica. Jahrbuch für A ntike und C hristentum . Jahrgang 8/9 1965/1966 (M ünster-W estfalen) S. 53—87. 3 1 ebd. A Festival of Isis. S. 12. 3 2 ebd. II. 20; III. 1; IV. 9, 22; V. 38; VII 19, 29, 34, 37, 38; V ili. 39. Auf der K ehrseite ist das Sistrum im m er in der rechten Hand, das Gesicht ist nach rechts gew andt; auf VIII. 34 ist das Sistrum in der Rechten, das Gesicht nach links gew andt; auf IX. 4 hält die G öttin das Sistrum in der Rechten, aber des G esicht ist undeutlich. Die E rscheinungsform d er G öttin gestaltet sich je nach G egenden oder G ew erbskreisen im m er anders. So w ird die Isis P an th ea im K reise der Seeleute zur Isis P haria, die B au ern am Nil v ereh ren die w asseranschw ellen- de Isis-Sothis, w ährend die V ölker an den A lpen die G öttin in d er G estalt d er Isis N oreia verehren.3 3 Es ist w ahrscheinlich, dass die W urzeln ih re r V erehrung als sonnenerhebende Isis, wie das auf unserem Ringe der Fall ist, in S yrien zu suchen sind, wo der Sonnenkult eine zentrale Stellung einnahm . Isis als Sonnengöttin erreich te besonders in den hellenistischen Zeiten eine besondere B edeutung, da frü h er die B etonung von him m lischen B e­ ziehungen der Isis noch g efeh lt h atte.3 4 Später, im 2. Jh d t. u. Z. finden w ir bei A puleius, wo er die E inw eihung in das Isis-M ysterium beschreibt, den solaren C h arak ter d er G öttin stark betont.3 5 D er Isis-K ult v erb reitete sich fortw ährend. B ezüglich der V erbreitung des Isis-K ults fü h ren w ir hier die W orte C um onts an: »U nter dem Schutze der ägyptischen G eschw ader v erb reiteten die Seeleute und die H ändler gleichzeitig den K u lt d er Isis an allen K üsten Syriens, K leinasiens und G riechenlands, auf den Inseln des A rchipels und bis zum H ellespont und nach T hrakien hinein«.3 6 D er Isis-M ythos, der au f unserem Ring darg estellt ist, stam m t aus Ä gypten und kam m it syrischer V erm ittlung, bezw . nach A ufnahm e sy ri­ scher Einw irkungen, schliesslich ü b er T hrakien und D azien — un serer A n­ sicht nach — auch in die P rovinzen im D onaubecken. In seiner grundlegen­ den A bhandlung bespricht D rexler eingehend alle auf den syrischen K u lt d er Isis bezüglichen D aten, w ie auch die B eziehung zw ischen Isis und D ea S yria.3 7 3 8 Es ist uns aber kaum ein D enkm al erh alten w orden, das diesen K u lt erk lären könnte. Die syrischen E inw irkungen sind im Isis-K ult d u rch ­ aus aufzufinden, aber ih re B eschaffenheit h at sich noch nicht k la r gezeigt. U nser Ring bietet n u r einen bescheidenen B eitrag zu r A ufklärung dieser Frage. Forscht m an nach den V erm ittlern der syrischen E inw irkungen im K arpathenbecken, dürfen w ir nicht ausser aller A cht lassen, dass in D azien eine grosse A nzahl von angesiedelten S yriern lebte.3 3 D er F undort des R in­ ges, V âsârosnam ény, liegt kaum 100 km nördlich von Dazien, in der N ähe des W eges nach Nord. D er F und stam m t also höchstw ahrscheinlich aus einem syrischen M ilieu in Dazien. D er G oldring ist ein T ypus fü r Frauen, kein Siegelring. Das dünne Goldblech, voraus das B ild getrieben ist, sowie d er U m stand, dass das Bild seitw ärts angebracht ist, g estatten einen G ebrauch als Siegelring keineswegs. 3 3 cf. C. Schneider, Geistesgeschichte des antiken C hristentum s (München, 1954). I. S. 351. 3 1 H. Bonnet, Reallexikon der ägyptischen Religionsgeschichte (Berlin, 1952) S. 326 u. 329. 3 5 Apuleius, Metam. XI. 23. — M. P. Nilson, Geschichte der griechischen Re­ ligion II. (München, 1981) S. 632 u. ff. 3 6 F. Cumont, Die orientalischen Religionen im römischen H eidentum (Leipzig—Berlin, 1914) S. 94. 3 7 W. Drexler, Isis. W. Roscher, Lexikon der griechischen Mythologie II. 1. (Leipzig 1890) S. 376 u. ff. u. 500. 3 8 A. Kerényi, Die dazischen Personennam en. Diss. Pann. I. 9. (Budapest 1941) S. 288 u. 290. Infolge d er dargestellten T hem atik m utet er eh er als ein A m ulett an, als ein Z auberring, dessen B eziehung zu einem gew issen K ult nicht, bezw eifelt w orden kann. W egen der Z auberkraft, die der Isis beigem essen w urde, rief m an sie bei allen m öglichen V orkom m nissen um H ilfe an: sie w ar die L ebenspen­ derin, die ihren V ereh rern das Leben verlängern konnte.3 9 Isis w urde aus­ gesprochen als G öttin der F rau en verehrt, als B eschützerin der F ru ch tb ar­ keit d er F rauen,4 0 als H elferin der gebärenden F rau en und d er K inder.4 1 Isis ist eine heilende G öttin, die Sieg und G esundheit spenden k an n .4 2 Ü berall ist sie hilfsbereit, wo L eute in N ot sind.4 3 K ein W under, w enn die F rau en eine besondere V erehrung fü r sie an den Tag legten. Die grösste E hre fü r eine A nhängerin des Isis-K ultes w ar die A ufnahm e in den engeren K reis der D ienstleistenden. In n erh alb der R eligionsgem ein­ schaft konnte einer F rau sogar die B ekleidung m it P risterpflichten zuteil­ w erden. Im Isis-K ult ist es besonders auffallend, w ie stark die F rauen an den religiösen H andlungen beteiligt w aren, w as auch aus der häufigen E r­ w ähnung von Isis-P riesterinnen hervorgeht.4 4 D en Ring mag eine in den K ult eingew eihte F rau g etrag en haben, m öglicherw eise diente er zum N eujahrsgeschenk, wobei d er Schenkende m it dem Isis-Sothis-B ild d er B eschenkten R eichtum , G esundheit und F ru ch tb ark eit w ünschen wollte. Vom bisherigen geht k la r hervor, dass unser R ing eine im H ellenism us verw urzelte, im griechisch-röm isch Typus verfasste, aus Ä gypten stam m en­ de, ab er m it provinziellen E lem enten bereicherte Isis-Sothis-Szene erhalten hat. B ei einem eingehenderen B estim m ungsversuch kann dem Forscher auch die F orm gestaltung des Ringes gute D ienste leisten. N ach Ü bersicht der an tik en Sam m lungen kom m t m an zur Einsicht, dass die goldenen Siegelringe m it einem ähnlich runden, platten K opf auf eine griechisch-röm ische Form gestaltung zurückzuführen sind. D er D urchm esser der p latten , runden R ingköpfe pflegt 2,2—2,6 cm zu betragen. Eins der frü h esten E xem plare dieses R ingtypus aus dem 4. Jh d t. v. u. Z. vom g rie­ chischen G ebiet ist bei M arshall angeführt.4 5 E benfalls griechischer H er­ k u n ft ist der von B attke gebrachte,4 6 in einem gegossene m it einem B and­ bügel versehene G oldring aus dem 4.-3. Jh d t.; einen ähnlichen b ringt er aus Italien, ebenfalls aus dem 4.-3. Jh d t.4 7 Viel n ä h e r stehen zu unserem im Ung. N ationalm useum befindlichen Ring jene vereinzelten Analogien, die M arshall u n ter dem S tichw ort »Graeco-Roman, and Roman« bringt. E iner dieser Ringe ist aus getriebenem Goldblech gefertig t und m it d er G estalt Isis-F ortuna geschm ückt.4 8 3 9 cf. S. Morenz, Ägyptische Religion (S tuttgart 1960) S. 78. 4 0 W. D rexler. a. W. S. 492. 4 1 ebd. S. 501. 4 2 ebd. S. 521 u. ff. 4 3 cf. Roeder. a. W. S. 2040. 4 4 ebd. S. 2132 und C. Schneider a. W. 514—515. 4 5 F. H. M arshall, Catalogue of the Finger Rings, Greek, Etruscan, and Roman in the D epartm ents of A ntiquities of the B ritish Museum (London 1907) 15. III. 73. 4 6 H. Battke, Geschichte des Ringes (Baden-Baden 1953) S. 23. IV. Tafel 21. 4 7 ebd. S. 17 u. ff. III. Tafel 13. 4 9 F. H. M arshall, a. W. W. 43, 250. H insichtlich d er A uffassung stehen zwei E xem plare unserem Ringe ganz nahe, und M arshall d a tie rt beide dem 1. Jh d t. u. Z. Es ist beachtens­ w ert, dass die G estalten bei allen beiden auf einer P lin th e stehen, die aus einer geraden Linie gebildet ist. D as eine Ringbild stellt Isis und Osiris auf einer P lin th e stehend dar. D er F u n d o rt dieses R inges ist leider unbekannt.4 9 A uf dem anderen Ringe sind ägyptische G ottheiten dargestellt, auf einer P lin th e stehend und ebenso w ie bei unserem Ringe ist die Szene seitw ärts appliziert. F undort dieses R inges ist A lexandrien, E ntstehungszeit das 1. Jh d t. v. u. Z. D er D urchm esser b eträg t 2,6 cm, bein ah e w ie bei unserem Ringe. Die U ntersuchung des R ingtypus h at also zu dem selben Ergebnis ge­ fü h rt, w ie die Forschung nach dem U rsprung des Isis-Sothis-K ultes. B eide sind hellenistisch, beide im L aufe der Zeit m it einigen V eränderungen w ei­ terbestehend. Z ur genaueren D atierung unseres R inges stehen uns leider keine A nhaltspunkte zur V erfüngung, so m üssen w ir uns m it einer Stellung­ nahm e fü r die F rühzeit des K aisertum s begnügen. POVZETEK Z lat prstan z upodobitvijo Izide na Sothisu v M adžarskem narodnem m uzeju Z lat ženski prstan (7,10 g, 24 karatni), najden ob zgornjem toku Tise v k raju Vâsârosnam ény, hranjen v M adžarskem narodnem m uzeju v Budim pešti (sl. 1—3). Locenj in okroglo ležišče za okrasni vložek sta iztolčena iz enega kosa zlate plo­ čevine. Reliefno okrašen vložek je položen na ležišče, čigar širši robovi so — zavihani, upognjeni in zatolčeni — prijeli okrasek, stični rob obeh je bil zakrit s prilotano zlato žico. U podobljena je na drvečem psu Sothisu sedeča Izis s krono iz b rstja n a glavi, z desnico n a krilu, z levico dviga sončni kolut, oblečena je v dolg hiton in ogrnjena s plaščem (sl. 4—5). A vtorica rekapitulira nekatere značilnosti Izidinega kulta z nam enom , da bi upodobljeno sceno vsebinsko po­ jasnila. Izis predstavlja sončno svetlobo in je zaščitnica življenja. Sothis pred ­ stav lja zvezdo Sirius. Ko ta 19. ju lija vzide, nastopi egiptovsko Novo leto in Nil začne preplavljati deželo. Legende razlagajo to dogajanje kot poroko med Izido (zemljo) in Ozirisom (vodovjem). V prstanu je torej upodobljen začetek novo­ letne Nilove poplave, oploditev zemlje-Izide, pričetek novega življenja, novega sonca. Spričo dejstva, da je v D akiji živelo mnogo Sircev — v Siriji je bil kult v rim skem času posebno razširjen — ter spričo dejstva, da leži najdišče približno 100 km severno od Dakije v barbariku, vendar ob karavanski poti n a sever, je več kot verjetno, da izvira p rstan od tam. Prejkone ga je prejela v m isterije vpeljana žena, m orda kot novoletno darilo. A nalogije kažejo, da gre za izdelek iz 1. stoletja n. š. 4 9 ebd. S. 23, IV. Tafel 118.