emdermM liathollscheMsswWreltschnst herausgegeben von der "Kongregation: Missionäre Söhne des heiligsten Herzens (Jesu. preis ganzjährig: Österreich 2'50 8, Deutschland 2 Mark. Italien 8 Lire, Ungarn 2'50 pengö, Tschechoslowakei 12 oK, Jugoslawien 25 Dinar, Schweiz 2*50 Franken, übriges Ausland 2 Soldmark. Unser heiliger Vater pius XI. hat wie schon früher papst pius X. ’der "Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern den Aposto-lischen Segen erteilt. Für Wohltäter werden täglich heilige Messen gelesen. Mit Lmpfehlung der hochwürdigsten Oberhirten von Grixen, Grünn, 0raz, Leitmeritz, Linz, Olmütz, Marburg, Trient, Triest und Wien und Druckerlaubnis des Seneralobern. Left 7. Juli 1930. XXXIII. Jahrgang. Franziskus - Aaverius - Verein und Missionsinstitute. Verschiedentlich haben sich erfahrene Missionskenner in dem Sinne geäußert, das katholische Missionswerk stehe in seiner elften Stunde. Denken wir nur an die großartige Missionsbewegung in Afrika, an das gewaltige Ringen um die Seelen der Schwarzen, so ahnen wir die Bedeutung solcher Stimmen, die warnend und mahnend zum letzten Aufgebot rufen. Ist es die tiefere Erkenntnis des heidnischen Elends, welches die Schwarzen im vordringenden Lichte der Kultur immer kontrastvoller schauen; ist es der sich ausbreitende Ruf von all dem Großen und Schönen, das in den schon bestehenden katholischen Stationen gewirkt wird; ist es der Hauch der göttlichen Gnade, der in manchen Teilen Afrikas zum Pfingststurm wird, oder wirkt das alles harmonisch zusammen, — eines ist sicher: Es geht durch große Teile Afrikas ein gewaltiger Zug zur katholischen Kirche, der sich in einem tausendfachen Rufe nach Glaubensboten kundtut. Zu gleicher Zeit dringen auf allen Verkehrswegen, von Nord und Süd, von Ost und West, die Sendlinge ungezählter protestantischer Sekten ins Innere Afrikas ein. Vermöge der fast unerschöpflichen Geldmittel ist es diesen oft ein Leichtes, die armen Schwarzen, diese für alles Sinnfällige empfänglichen Naturmenschen, zu locken und dem katholischen Missionär zu entreißen. Dort aber, wo die Neger nicht mit der christlichen Religion, sondern nur mit der europäischen Industrie in Berührung kommen, fallen sie unserm modernen Heidentum, dem Materialismus, zum Opfer. So begreifen wir das fieberhafte Ringen um die Seelen der Schwarzen und können wir das Wort von der „elften Stunde" verstehen. Die Kirche hat in ihrem bekannten Weitblick diese Zeichen der Zeit schon lange und ganz verstanden; daher die wiederholten flammenden Aufrufe an die gesamte katholische Welt, sich mit allen Kräften an diesem entscheidenden Ringen um die Heidenseelen zu Beteiligen; daher die verschiedensten Verfügungen von weittragendster Bedeutung, tote die Gründung des Opus St. Petri zur Heranbildung eines einheimischen Klerus und die Verwandlung des Vereines der Glaubensverbreitung in einen päpstlichen oder allgemeinen Missionsverein für die ganze Welt (Franziskus-Zlaverius-Berein). Diese allgemeinen Missionsvereine, deren Einführung der Heilige Vater allen Bischöfen aufgetragen hat, sind ebenso für die Missionsbewegung in Europa wie für die Missionsländer von unabsehbarer Bedeutung. Tausende von Katholiken, die bisher noch untätig abseits standen, sollen dadurch erfaßt und zur Mitarbeit gebrächt werden, und während die Missionsalmosen für die Heidenländer ins Ungemessene wachsen, wird allmählich auch das Interesse für die Missionsanstalten Europas gesteigert werden und — was das Wichtigste ist — immer mehr Missionsberufe geweckt und gefördert werden. — Bei diesen erfreulichen Aussichten um die nächste Missionszuknnft dürfen wir freilich eine augenblickliche Auswirkung der gegenwärtigen Bewegung nicht übersehen, eine unangenehme Folgeerscheinung, deren Außerachtlassung zu gefährlichen Erschütterungen führen könnte. Dem gewaltigen Aufblühen des Bekehrungswerkes der letzten Zeit stand in Europa ein entsprechender Aufschwung gegenüber. In allen Ländern entstanden neue Missionsanstalten und diese füllen sich gottlob immer mehr mit Kandidaten. Und nun stehen wir vor der nackten Tatsache, daß einerseits die Missionsanstalten wegen ihrer notwendigen Fortentwicklung immer größere Anforderungen an die Hilfsbereitschaft des katholischen Volkes stellen müssen und ihre speziellen Vereine und Schriften noch intensiver zu verbreiten genötigt sind, andererseits durch die Zentralisierung der Missionsbewegung und durch die offizielle Einführung der allgemeinen Missionsvereine begreiflicherweise die Propagandaarbeit der Missionsgesellschaften behindert und deren Vereine und Werke auf die Seite gedrückt wurden, so daß manche statt des gewohnten jährlichen Aufschwunges einen bedenklichen Rückgang und Ausfall zu verzeichnen haben. Wohl hat der Heilige Vater wiederholt die Bedeutung der Missionsinstitute hervorgehoben und seine große Sorge für das Wohl und Gedeihen derselben zum Ausdruck gebracht. Bei der Weihe des ersten japanischen Bischofs erklärte er selber: „Die Mis- sion s i n st i t u t e sind die Goldgrube, welcher der Papst die Schätzeentnimmt, umsieaufder Welt zu verteilen, die Glaubensboten, welche die Ankunft des Gottkönigs und den Triumph seiner Erlösung verkünden solle n." Aber es gibt gar viele, welche den Wunsch des Heiligen Vaters so ganz einseitig auf- fassen oder in beklagenswerter Gedankenlosigkeit sogar meinen, daß diejenigen, welche einzelne Missionsanstalten und deren Werke unterstützen und fördern, dem Wunsche des Heiligen Vaters nicht entsprächen oder gar entgegenarbeiteten. Die Folgen solcher Auffassungen liegen auf der Hand. Zu unserer Freude — und diese Freude werden wohl alle Missionsanstalten mit uns teilen — hat sich nun Se. Eminenz Kardinal van Rossum, der oberste Leiter der gesamten katholischen Weltmission, zum Dolmetsch der Wünsche des Heiligen Vaters gemacht. Im verflossenen Herbst tagte im großen Missionsseminar zu Mailand ein bemerkenswerter Kongreß von Missionsfreunden, an dem eben auch Kardinal van Rossum, der Präfekt der Propaganda, teilnahm. In seiner Rede führte der Kardinal aus, wie wichtig und bedeutungsvoll dieser Kongreß für die Missionsinstitute gerade in unserer Zeit sei, und schloß mit den ebenso klaren als aufmunternden Worten: „Wenn die allgemeinen Missionszwecke (Franziskus-Taverius-Verein usw.) n o t-wendig sind, nicht minder notwendig sind die M i s s i o n s i n st i-tuteundderenWerkeundSchrif-t e n, ohne welche die Missionen bald aus Mangel an Arbeitern a u s st e r b e n würden. Wenn es also eine erste Pflicht ist, den allgemeinen M i s s i o n s v e r eine n z ll h e l f e n, s o i st e s e i n e z w e i t e P f l i ch t, d i e s e r e r st e n ä h n l i ch, d i e M i s s i o n s i n st i t u t e kräftigst zu unterstütze n." Ja, so ist es! Die Missionsinstitute sind die Grundlage aller Missionstätigkeit und die Missionsberufe das weitaus Wichtigste der ganzen Missionsbewegung. All die Millionen, die für die Heidenmission gesammelt und geopfert werden, sind nicht imstande, einen einzigen Heiden zu bekehren, wenn nicht Glaubensboten da sind, die, durch jene Almosen unterstützt, den Heiden das Licht des Glaubens bringen. So werden es all die freundlichen Leser des „Stern der Neger" und die vielen Gönner unserer Gesellschaft begreiflich finden, wenn wir bei dieser Gelegenheit die ver- schiedenen Neugründungen unserer eben noch jungen Kongregation ihrem Wohlwollen neuerdings empfehlen und unseren eigenen Missionsverein „Werk des Erlösers" besonders ans Herz legen. Gerade dieser von verschiedenen Bischöfen warm empfohlene Verein hat die spezielle Aufgabe, durch die Mitgliedsbeiträge unseren Anstalten die Ausbildung von Glaubensboten zu ermöglichen und so das Werk der Heidenbekeh-rung gleichsam in seiner Wurzel wirksamst zu fördern. f Jt pl.äyl Bischofsbesuch in unseren deutschen Missionsseminarien?! Das vor vier Jahren eröffnete Missionsseminar St. Josef in Ellwangen (Württemberg) hat sich mit Beginn des neuen Schuljahres in der Osterwoche dicht gefüllt. 30 neuaufgenommene Zöglinge hielten ihren Einzug, so daß die Bewohnerzahl des Hauses auf 62 gestiegen ist. Am 10. Mai hat der hochwürdigste Diö-zesanbischof von Rottenburg, D r. J o h a n n B a p t i st S p r o l l, der zur Erteilung der heiligen Firmung in Ellwangen weiltej das Missionsseminar mit seinem Besuche beehrt. In seiner Begleitung befanden sich der hochwürdige Herr Stadtpfarrer von Ellwangen, Paul Traub, und der bischöfliche Zeremo-ntnr. Die Begrüßnngsworte des P. Rektor erwiderten Seine Bischöflichen Gnaden mit einer herzlichen, von weltweitem katholischem und apostolischem Geiste durchweh-ten Ansprache. Der hochwürdigste Herr führte ungefähr folgendes aus: „Liebe Studenten! Daß ihr meiner in eueren Gebeten gedenket, dafür danke ich euch. Ich versichere euch, daß auch ihr und dieses Missionsinstitut in mein Herz eingeschlossen seid. Viele Sorgen lasten auf der Seele eines Bischofs. Unter diesen ist tiicht die geringste die Sorge für die Erhaltung und Ausbreitung des Gottesreiches der katholischen Kirche auf Erden. Des Bischofs Gedanken und Blick gehen über die Grenzen seiner Diözese hinaus in die weite Welt, wo noch so viele Heiden auf den Glaubet: und die Kultur warten. Als Nachfolger der Apostel ist er vereint mit allen Bischöfen und Gläubigen des gesamten Erdkreises. Die Sorge des Bischofs hört erst da auf, wo die Welt aufhört. Sie umschließt also auch die fernen Heidenvölker und Missionen. Deshalb liegt mir auch das Gedeihen und Wachsen dieses Institutes am Herzen, und ich wünsche euch Glück und Gnade zu eurem Berufe. Der Missionsberuf ist ein hoher und edler Beruf. Es ist der Beruf des göttlichen Heilandes und der Apostel, zu denen der Herr gesprochen: „Gehet hinaus in alle Welt und predigt den Glauben allen Geschöpfen . . ." Der Missionsberuf ist schwerer als der Weltpriesterberuf. „Lehret alle Völker!" Wie schwer ist es, andere zu lehren, deren Sitte und Sprache fremd sind! Darum erwerbet euch schon jetzt in der Zeit der Vorbereitung ein reiches und gediegenes Wissen. Prüfet euren Beruf! Betet um Licht und Kraft! . . . Arbeitet aber auch an eurem eigenen Innern! . . . Als Zeichen meines Wohlwollens erteile ich euch nun den bischöflichen Segen ..." Während der anschließenden kurzen Besichtigung der Jnstitutsräume hatten die Studenten an der Pforte und im Hofe Aufstellung genommen. Ehe der liebe Oberhirte Abschied nahm, unterhielt er sich noch eine Weile mit den Patres und Studenten. Alle Bewohner des Hauses hat der Besuch des hochwürdigsten Diözesanbischofs freudig bewegt, und gerne werden sie seiner im gemeinschaftlichen Morgen- und Abendgebet gedenken. Wenige Tage vorher hatte Weihbischos Fischer auch unserer kleinett Niederlassung in Bad Mergentheim die Ehre seines Besuches gegeben. Im Jahre 1921 war das sogenannte Ritterhaus in den Besitz des P. Isidor Stang gelangt. Da es aber von Mietsleuten bewohnt war, konnte es lange Jahre den Zwecken der Genossenschaft nicht dienen. Erst im verflossenen Herbst wurde das Gebäude völlig frei. Es beherbergt indessen augenblicklich bereits 17 Studenten, die das öffentliche Gymnasium besuchen, Gewiß ein hoffnungsvoller Anfang! (Adr.: Bad Mergentheim, Mühlwehrstr. 29, Württemberg.) Mergentheim, das reizende Frankenstädtchen an der Tauber, hat im Mittelalter eine nicht unerhebliche Rolle gespielt; denn zwei Ritterorden waren dort ansässig: die Johanniter und die Deutsch- herrn. Die ersteren von 1207 bis 1554; die letzteren von 1219 bis 1809. Namentlich der Deutsche Ritterorden hat jahrhundertelang die Geschicke Mergentheims bestimmt. Er wurde auf betn dritten Kreuzzug, den Kaiser Barbarossa führte, vor Accon gegründet. Der Schauplatz seiner Tätigkeit war bis ins 13. Jahrhundert das Heilige Land. Nach dessen Verlust bot sich dem Orden ein anderes Kampffeld in dem noch heidnischen Preußen. Schon am Ende des genannten Jahrhunderts hat es der Orden unterworfen, und seit 1309 residiert der Hochmeister des ganzen Ordens auf der Marienburg im heutigen Ostpreußen. Der Deutschmeister, dem die vier deutschen Balleien unterstanden, nahm im 15. Jahrhundert seinen Sitz auf Burg Neuhaus bei Mergentheim. Am 8. April 1525 warf der damalige Hochmeister Albrecht von Brandenburg den Ordensmantel von sich, trat zum Luthertum über und machte sich mit Hilfe des Polenkönigs zum Herzog von Preußen. Ohnmächtig standen der ganze Orden und mit ihm der 70jährige Deutschmeister in Mergentheim, Dietrich von dienn, der unerhörten Gewalttat des 35jährigen Hochmeisters gegenüber. In voller Erkenntnis der Schwere der Lage legte der Greis sein Amt nieder. Das Generalkapitel wählte hierauf Walter von Kronberg zum Deutsch- und Hochmeister. So wurde Mergentheim von 1526 an Residenz des Hochmeisters und blieb es, bis Napoleon I. im Jahre 1809 den Orden aufhob und alle seine Besitzungen den weltlichen Fürsten überwies. Seit 25 Jahren wird Bad Mergentheim wegen seiner vorzüglichen Heilquellen in steigendem Maße von Kurgästen besucht. Die jährliche Fremdenziffer hat 10.000 schon weit überschritten. Eine denkwürdige Erinnerung. Bischof Artur HiÄey, der feit 1928 als Apostolischer Delegat die Missionen Afrikas visitierte, hat in den ersten Monaten dieses Jahres auch den Sudan, das frühere Arbeitsfeld unserer Genossenschaft, besucht und in den beiden Vikariaten Khartum und Bahr el Ghäsal sowie in der Präfektur Bahr el Gebe! seines Amtes gewaltet. Der Vertreter des Papstes kam am 14. Februar in Port Sudan an und verließ die sudanesische Hauptstadt am 2. April. In dieser kurzen Zeit hat Msgr. Hinley eine Strecke von fast 8000 Kilometer zurückgelegt, und zwar 3008 Kilometer mit der Bahn, 2966 Kilometer auf dem Schiffe und 1929 Kilometer im Auto, eine Schnelligkeitsleistung, wie sie im Sudan noch nie erzielt worden ist und auch nicht sobald mehr erreicht werden wird. Am letzten Tage seines Aufenthaltes in Khartum feierten zwei italienische Ordensschwestern, Katharina Chinearini und Elisabeth Venturini, ihr 50jähriges Missionsjubiläum, das vor allem deswegen erwähnenswert etscheint, weil beide Schwestern zehn Jahre in der Gefangenschaft des Mahdi und seines Nachfolgers Abdullahi verleben mußten. Sie gehören zu den ältesten Mitgliedern der 1875 von dem ehrwürdigen Diener Gottes Bischof Daniel Comboni gegründeten Schwesterngenossenschaft der „Frommen Mütter des Negerlandes". Nach ihrer Ankunft -im Sudan im Jahre 1880 wirkten sie zuerst in El Obeid, dem Hauptorte Kordafans, bei dessen Eroberung durch die Mah'disten sie mit dem übrigen Missionspersonal in die Gefangenschaft gerieten. Für die armen Schwestern begann nun ein wahres Sklavinnenleben. Schon auf dem Marsche von El Obeid nach Rahad hatten sie schwer zu leiden. P. Josef Ohrwalder berichtet hierüber: „Sie mußten ohne Schuhe zu Fuß gehen auf dem mit Dornen besäten und mit glühendem Sande bedeckten Boden. Man ließ sie hungern und dürsten. Einige mußten noch Lasten tragen. Eine Schwester Missionsseminar Bad Mergentheim. erhielt einen ganzen Tag hindurch keinen Tropfen Wasser. Fortgesetzt wurden sie von den brutalen Barbaren geschlagen, verlacht und gescholten; wenn sie vor Müdigkeit etwas ausruhen wollten, trieb man sie mit Peitschenhieben vorwärts. In Rahad angelangt, glichen sie kaum mehr menschlichen Wesen; die Sonne hatte sie verbrannt, so daß sich die Haut vom Gesichte löste. Dort warteten ihrer neue Martern und Schläge. Eine wurde an einem Baume ausgehängt und solange auf die Fußsolen geschlagen, bis diese ganz schwarz wurden; infolge dieser stundenlangen Schläge verlor sie nachher alle Nägel an den Zehen." Dennoch blieben die Schwestern im Glauben standhaft. Nach der Eroberung Khartums wurden die Schwestern nach Omdurman gebracht, der Hauptstadt des Mahdi-Reiches. Auch dort schwebten sie in ständiger Todesgefahr, weil sie den Glauben nicht verleugneten. Ihre Wohnungen waren elende Hütten aus Schilfrohr und gehärtetem Lehm. In mühseligster Arbeit mußten sie ihr Brot, eine Handvoll Korn, verdienen. Kein Briei gelangte an sie; kein Stückchen Papier, kein Buch wurde ihnen gewährt; keine Lampe zur Verfügung gestellt. Manche erlagen diesem Elend und starben. Erst im Dezember 1891 gelang es P. Josef Ohrwalder, mit den beiden über- lebenden Schwestern Katharina und Elisa-bet!) gu flies)ctt. Nachdem sich die Missionärinnen in ihrer italienischen Heimat erholt hatten, kehrten sie zunächst nach Ägypten zurück. Als 1898 durch die englisch-ägyptischen Truppen die Mahdi-Herrschaft niedergeworfen und der Sudan wieder erschlossen wurde, nahmen sie von neuem das Apostolat in Khartum-Omdurman auf, wo sie viele Jahre in der Gefangenschaft geschmachtet hatten. Alle Leidensgefährten der zwei Schwestern sind nun tot. Sie allein haben das Glück gehabt, ihr gotdenes Missionsjubiläum feiern zu können. Der Apostolische Delegat las in der Schwesternkapelle die heilige Messe und erteilte den Jubilarinnen den Segen des Heiligen Vaters. Der Generalstatthalter des Sudan, Exzellenz Maffey, hatte zu dieser Feier seinen Adjutanten mit Geschenken und einem Glückwunschschreiben entsandt, in dem es hieß: „Die Namen der heldenmütigen Schwestern, ihre langjährige Gefangenschaft und die von ihnen geleistete Arbeit werden ebenso unvergeßlich sein wie Gordons Name . . . (Gordon war der Verteidiger Khartums gegen die Mahdisten). - Sie dürfen das tröstliche Bewußtsein haben, daß ihre Opfer nicht vergeblich gebracht worden sind. . ." Die Erscheinungen in Fatima und deren Folgen. (Fortsetzung.) Die Wallfahrtsbewegung nach Fätima ist vom Volke ausgegangen. Begleiteten am 13. Juni 1917 nur etwa 50 Personen die Hirtenkinder auf ihrem Gange zur Mulde, so waren es am 13. August schon 18.000, im September 30.000 und im Oktober des gleichen Jahres nach vorsichtiger Schätzung an 70.000 Menschen, die das Glück hatten, Zeuge des „Sonnenwunders" zu sein. Seither galt die Flur von Jria als heiliger Ort, wohin bald aus allen Teilen des Landes Mafsenpilgerscharen strömten, Heilung und Hilfe in Leibes- und Seelennöten suchend und findend. Die Bewegung verstärkte sich zusehends. Dessenungeachtet bewahrte die kirchliche Behörde äußerste Zurückhaltung. Mehr als ein Jahr war bereits verstrichen, bis die von der erhabenen Jungfrau-Mut- ter geforderte Kapelle endlich zu Beginn des Jahres 1919 errichtet wurde. Sie war nur ein Betkapellchen. Die Wallfahrer mußten dem heiligen Meßopfer in der kleinen Pfarrkirche von Fätima oder in den Gotteshäusern der Umgebung beiwohnen. Die Geistlichkeit blieb amtlich den großen Kundgebungen der Frömmigkeit in der Coda fern. Im Oktober 1921 hatten sich an der Erscheinungsstätte mehr als 70.000 Personen eingefunden. Nach Anhören der Messe richteten die Pilger durch Vermittlung der Geistlichkeit an den Bischof die Bitte, eine Kapelle zur Darbringung der heiligen Geheimnisse erbauen zu dürfen. Im November desselben Jahres wurde die erste heilige Messe in der Cova unter freiem Himmel gelesen. Bei dieser Gelegenheit entsprang, wenige Schritte von der Steineiche entfernt, eine kristallklare Quelle. In Fatima und Umgebung findet man keine Quellen. Man kennt nur das in Brunnengruben und Zisternen gesammelte Regenwasser. Der Schluß lag unmittelbar nahe, daß das Wasser dieser wunderbaren Qilelle nicht sosehr dazu bestimmt sei, den Durst zu löschen, als vielmehr die Krankheiten zu heilen. Später Inzwischen hatte der Sturm der Freidenker gegen Fatima ununterbrochen gewütet. Die freisinnige Presse knirschte vor Wut. Schmähschriften niedrigster Art erschienen. Die Wallfahrten wurden als Zusammenrottungen der reaktionären Elemente verschrien, die nur den Zweck hätten, die Regierung zu stürzen. Die polizeilichen und behördlichen Verhöre der begnadeten Hirten- Dic ersten Studenten des Missionsseminars in Bad Mergentheim. brach in der Nähe dieser wuirdevbaren Quelle kinder würden einen gaitzen Band füllen, noch eine andere, reichhaltigere auf. Aber nicht nur in Wort und Schrift, son- Allmählich ging man auch daran, den Er- dern auch durch Gewaltmaßnahmen führten sch einungsbezirk herzurichten. Der Bischof er- die Kirchenfeinde und die sreimaurerische Reward durch Kauf die Grundstücke von Luzias gierung den Kampf gegen Fatima. Als das Elterai, ließ sie einfrieden und begründete Verbot, die Gnadenstätte zu besuchen, die zur Aufrechterhaltung der Ordnung, zur Be- gewünschte Wirkung nicht hervorbrachte, er- treuung des Heiligtums und zur Bedienung hielten am 13. Mai 1929 die Bürgermeister der Kranken die frommen Vereinigungen der ganzen Umgebung den Befehl, alle Fahr- der Diener und Dienerinnen Unserer Lie- zeuge festzunehmen, die sich nach der Cova den Frau vom Rosenkranz. Durch bischöf- begeben wollten. Ja, es wurde sogar Mili- lichen Erlaß vom 3. Mai 1922 wurden die tär aufgeboten, Infanterie und Kavallerie, Feier des Meßopfers und das Abhalten von um den Wünschen der herrschenden Partei Predigten für die Wallfahrer gestattet. Da- Nachdruck zu verleihen. Allein Jria war be- mit erhielt die dem Erscheinungsorte gezollte reits so sehr zum Magnet der Seelen ge- Verehrung die kirchliche Genehmigung. worden, daß alle Schikane und feindlichen h ALM 3 'z TZM Das Hoch- und Deutschincisterschloß in Bad Mergentheim. Maßregeln fehlschlugen. Nun kam es zu der furchtbaren Gewalttat in der Nacht vom 6. März 1922. Durch Dynamitbomben wurde das Kapellchen samt dem Stumpf der Steineiche — die Pilger hatten den Baum förmlich zusammengeschnitten — in die Luft gesprengt. Dieser scheinbare Sieg der Kirchenstürmer war in Wirklichkeit ihre schwerste Niederlage. Im ganzen Lande wurde die Untat als sakrilegisches Verbrechen gebrandmarkt. Es regnete Proteste. Die Sache kam im Parlament zur Sprache und der Minister mußte die Bestrafung der Übeltäter versprechen. Auch die Presse konnte nicht umhin, ihr Bedauern über den abscheulichen Anschlag zum Ausdruck zu bringen. Und schon sieben Tage nach der Sprengung bewegte sich eine Prozession von 10.000 Personen zur Mulde, um der Hochgebenedeiten und ihrem göttlichen Sohne Abbitte und Genugtuung zu leisten. Weitere Sühneprozessionen folgten. Die Maiprozession zählte mehr als 60.000 sühneleistende Beter. Ge- gen solche Massen, die von allen Seiten heranströmten, halfen keine bewaffneten Aufgebote mehr. Man mußte sich mit der amtlichen Ableugnung der Tatsache begnügen. Maria, die mächtigste Jungfrau, deren Fuß das Haupt der höllischen Schlange zertritt, hatte gesiegt. Auch die Anstrengungen der Kirchenfeinde in den folgenden zwei Jahren vermehrten nur den Triumph der großen Siegerin. Am 10. März 1923 verbot der Zivilgouverneur von Santarem neuerdings die Wallfahrt nach Fatima. Republikanische Schutzwehrposten wurden aufgestellt. Die Erscheinungskapellc war inzwischen wieder aufgebaut und mit einem Altar zur Darbringung des heiligen Meßopfers ausgestattet worden. Am dritten Tage nach Veröffentlichung des Verbotes sammelten sich in Fatima 100.000 Menschen an. Tausende von Automobilen und Wagen kreuzten auf der Straße, ohne daß ein Unfall sich ereignete. Die Miliz wagte nicht, einzugreifen. Ohne von der Anwesenheit des Militärs weiter Notiz zu nehmen, wurde das Wallfahrtsprogramm durchgeführt. Und die Kranken bedienten sich des heiligen Wassers mit einem so felsenstarken Glauben, daß selbst die Ungläubigen sich eines tiefen Eindruckes nicht erwehren konnten. Im Oktober des folgenden Jahres 1924 machte die Regierung nochmals den Versuch, die Wallfahrten zu unterdrücken. Ungeachtet der militärischen Vorkehrungen fanden sich 150.000 Personen an der geweihten Stätte ein. Das diesbezügliche Kabeltelegramm des Vertreters der United Preß für Südamerika wurde von der Regierung zurückgehalten, verstümmelt und eine Null gestrichen, so daß es statt 150.000 Pilger 15.000 hieß. Ein solcher Schwindel und eine solche Verletzung der Bestimmungen des internationalen Telegraphenverkehres mußten heftigsten Protest hervorrufen. Die maurerische Regierung gab durch den aussichtslosen Kainpf gegen Fatima sich selbst immer mehr der Lächerlichkeit Preis. Sie mußte sich schließlich als unterlegen erkennen und die Schlacht verlorengeben. Der Glaube und die Demut der Pilger hatten sie gewonnen unter dem Banner Mariens. O wunderbarer Sieg, o erhabener Triumph der „Königin voll Herrlichkeit" in der Cova von Jria! 1 W e«** ^ fjjä ~ Üi 1 Pilgcrmassen in Fätima, In der Schatzkammer des göttlichen Herzens. Besucht Bad Mergentheim! Kommt nach Reichenhall! Auf nach Karlsbad! So laden gegenwärtig ausdringliche Plakate in schreienden Farben auf Bahnhöfen und öffentlichen Plätzen die Reisenden zum Besuche ein. Ein ganzer Menschenstrom folgt der Einladung. Und was suchen sie? Den Quell, „der Sieche heilt unč) kräftigt und Greise wieder jungt". Wie mancher, der müde und matt in das Heilwasser hinunterstieg, erlebte Wunder an seinem kranken Leibe! Hartnäckige, langjährige Leiden mußten der Heilkraft dieser Quellen weichen. Ich kenne eine andere Quelle, zu der Reiche und Arme, Hohe und Niedere, unentgeltlich Zutritt haben, zu der jedermann zwar nicht in der aufdringlichen Weise moderner Reklame, sondern in der sanften, herzgewinnenden Art des Menschensohnes eingeladen wird: „Kommet alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken. — Ihr werdet in Freuden schöpfen aus den Quellen des Heilandes!" — Der euch einladet, ihr habt's schon erraten, ist der Herr, die Quelle —die Liebe seines Herzens. Wie ein Herold erhebt die hl. Margareta ihre Stimme und ruft der an tausend Seelenkrankheiten leidenden Menschheit im Namen Jesu zu: Die Sünder werden in meinem Herzen die Quelle und das unendliche Meer der Barmherzigkeit finden. Unsere Dichter fingen und sagen so gern von nie versiegender, immer verzeihender Mutterliebe. Allein, was unter Menschen bloß ein erträumtes Ideal ist, das ist beim Heiland lauterste Wirklichkeit. Denn wo wäre eine Mutter, die, tausendmal in ihrer zartesten Liebe aufs schwerste gekränkt, tausendmal verzeihen könnte, ohne entweder in Haß oder in Kummer zu zerbrechen! Doch die verzeihende Liebe Jesu gegen die Sünder hat keine Grenzen. Sie ist wie eine nie versiegende Quelle, wie ein unerschöpfliches Meer. Schon als der Herr noch auf Erden wandelte, war er groß im Erbarmen und ^ Verzeihen. Zu ungezählten Sündern, die ihn lange durch die schwersten Sünden beleidigt hatten, sprach er das Wort: „Ich verzeihe dir; gehe hin im Frieden!" Und selbst seinen liebsten Freunden gegenüber, die ihn verließen, verrieten und verleugneten, kennt er nur eine Antwort — liebendes Verzeihen. Ja, sogar Judas bietet er seine Freundschaft an: „Freund, wozu bist du gekommen?" Und noch vom Kreuze aus will er gleichsam jedem Sünder sagen: „Mein Haupt ist geneigt, dich zu küssen, mein Herz ist geöffnet, um meine Erbarmungen auszuschütten über jeden, selbst den schwersten Sünder." Staunend stehen wir da an den Ufern des Meeres göttlicher Erbarmungen. Aber das Wenige, was uns die Heilige Schrift berichtet und was wir vielleicht selbst erleben, ist nur ein winziger Bruchteil jener Wunderwerke göttlicher Liebe und Barmherzigkeit, die der Herr gewirkt hat und noch immer wirkt. Wer zählt nur die Beichtstühle in allen Kirchen auf der ganzen Erdej in denen die Barmherzigkeit Gottes Tag für Tag, Jahr für Jahr, Jahrhundert für Jahrhundert über schwerbeladene Sünderseelen sich ergießt, reinigend und begnadend! „Und wären deine Sünden rot wie Scharlach, weißer denn Schnee würde deine Seele." O möchten doch alle, die an schweren Sünden krank, mit Schuld beladen, mit beflecktem Gewissen unglücklich sich durchs Leben schleppen, den Weg finden hin zur Quelle, zum Wunderbad des Herzens Jesu, zum Sakrament der Buße! Werde niemand mutlos und sage wie Kain: „Meine Schuld ist zu groß, als daß ich Verzeihung finden könnte; meine Rückfälle sind zu häufig, als daß ich die Lossprechung verdienen würde; meine Sünden sind zu schwer, als daß sie mir ein Priester von der Seele nehmen könnte." Höre! In einer Kirche in Spanien wird ein altes Kruzifix verehrt, dessen rechter Arm, vom Nagel gelöst, sich herabneigt. Dieses Kreuz hat folgende Geschichte: Zu seinen Füßen beichtete einst ein großer Sünder mit allen Anzeichen aufrichtiger Reue. Der Beichtvater zögerte mit der Lossprechung, so schwer, so zahlreich waren die Sünden! Der Sünder flehte um Verzeihung. „Ich gebe Ihnen die Lossprechung," sagte der Priester, „aber werden Sie nicht rückfällig." Der Büßer versprach es und blieb auch eine Zeitlang seinem Versprechen treu; aber er war schwach und wurde rückfällig; jedoch die Reue führte ihn in den Beichtstuhl zurück. „Diesmal gibt es keine Absolution", sagte der Priester. Der Büßer erwiderte: „Ich bereue, ich war aufrichtig, als ich das Versprechen gab, aber ich bin schwach. Verzeihung! Gnade!" Und der Beichtvater verzieh, fügte aber hinzu: „Zum letztenmal!" Nach längerer Zeit wurde der arme Sünder, von seiner Gewohnheit überwältigt, wieder rückfällig. „Jetzt gibt es keine Verzeihung mehr", sagte der Priester. „Sie fallen immer wieder in Ihren alten Fehler zurück. Ihre Reue ist nicht echt." „Sie ist echt, Hochwürden, ich falle, weil ich schwach bin; ich bin aufrichtig, aber ich bin krank." — „Nein, für Sie gibt es keine Vergebung ..." Da war es, als ob jemand weinte. Das Weinen kam vom Kruzifix herab. Siehe da! — Der Gekreuzigte löste seine Hand vom Nagel, erhob sie und machte über dem Haupte des Büßers das Zeichen der Lossprechung, während eine Stimme sprach: „Du hast dein Blut nicht für ihn vergossen, du . . Wenn der Heiland heute wieder in die Welt käme, was wären wohl die Worte, die er den in Sünde versunkenen Menschen zu- Quelle. Wie lehrreich und sinnig! Ohne Unterlaß, Tag und Nacht, plätschert das Wasser aus der Herzenswunde, Tropfen für Tropfen, Welle für Welle; als kleines Bächlein fließt es das Tal hinaus, mündet in den Fluß und mit dem Fluß ins Meer. rSrnnetreiter in Omiwtrmit. riefe? Ich glaube, es müßten die Worte sein: „Mich erbarmt das Volk! O kommet zu mir alle, die ihr mit Mühsal und Elend beladen seid!" „Die Sünder werden in meinem Herzen die Quelle und das unendliche Meer der Barmherzigkeit finden!" — Tief formn im Ahrntal, in den Tiroler Bergen, steht irgendwo am Wegrand ein Brunnen eigener Art. In sinniger Weise hat das tiefgläubige Volk ein Herz-Jesu-Bild errichtet; aus der Seite Jesu, aus seinem geöffneten Herzen, ergießt sich das kristallklare Wasser einer Ein treffendes Bild für unsere Verheißung! Wie aus diesem Brunnen das Wasser, so strömt die barmherzige Liebe Jesu gleichsam Tropfen für Tropfen, Welle für Welle hinaus über die sündige Welt, über zahllose Sünder; sie wird zum Strome, zum Meere, den Sündern zur Heilung, den Gerechten zur Erquickung. Wohlan, o Mensch, der du aus dem Elend der Sünde verlangst nach Gnade und Verzeihung, eile vertrauensvoll hin zur Quelle. der Erbarmung, und — „du wirst Ruhe finden für deine Seele". 108 Stern der Neger Heft 7 ©X3x XZX® Golö unö Myrrhen. Geschichtlicher Missionsromau aus Ostafrika von Felix Nabor.* ®xCX (Fortsetzung.) xr 4. Kapitel. Himmelslicht. Zwei Monate vergingen — da war die Saat zur Ernte reif. Ein herrlicher Tag, ein Tag in Glanz und Sonnenschein, in Jubel und Freude, wie ihn das stille Tal von Tongue noch kaum gesehen hatte, brach an. Die Pforten des Kirchleins waren mit Blumen umwunden, Blumen schmückten den Altar und das Bild der Madonna, die mild und gütig auf die schwarzen Kinder herniederlächelte und ihnen zuzurufen schien: „Seid willkommen und tretet ein in den Himmel der Freude, empfanget das Weiße Kleid der Kinder Gottes. Denn sehet: Das Reich Gottes kommt zu euch." Heiliger Gesang ertönte, Flöten und Geigen sangen und das Glöcklein rief mit heller, süßer Stimme die Neubekehrten zur Taufe. Im langen Zuge folgten sie dem Rufe, voraus der König in schneeweißem Gewände, dann die Königin, die Söhne des Königs und der ganze königliche Hof, all die Frauen Gambas, die er, dem christlichen Gebote gehorchend, entlassen hatte. Alle scharten sie sich um den Taufstein, der gefüllt war mit geweihtem Wasser. Gonzalo stand im Ornat bei dem Taufbecken und sein Auge überflog liebevoll die junge Gemeinde, die seinem Rufe gefolgt war; neben ihm stand Pater Andre. Hoch ragte in seiner Hand auf silbernem Schaft das goldene Kreuz empor. Wie ein funkelnder Stern leuchtete es durch die Dämmerung des Kirchleins. Zu ihm empordeutend, sprach Gonzalo: „In diesem Zeichen wirst du siegen, König Gamba; denn es ist das Siegeszeichen der Erlösung, das stolzeste und ehrwürdigste Panier zwischen Himmel und Erde. Sein Fuß wurzelt in der Erde und ist mit dem Blute Jesu Christi, des Erlösers der Menschheit, getränkt und geweiht; seine Spitze reicht in den Himmel hinein und ist vom Glanze Gottes umflossen. Mit seinen Armen umspannt es die ganze Welt und alle Menschen, alle Völker. Es ist die Wonne der Bekenner des Herrn und der Schrecken der Feinde Christi. Im Kreuz ist Heil, o König! In diesem Zeichen siegte einst der große Kaiser Konstantin über seine Feinde, weil er dem Christengotte vertraute. Ein Wunder geschah da. Hoch in den Lüften erschien dem König und seinem kampfgerüsteten Heere ein goldenes Kreuz, so hell und strahlend, so leuchtend und funkelnd, daß von seinem Glanze die Augen geblendet wurden. Und mit Flammenschrift war in 'den Wolken zu lesen: In hoc signo vinces! (In diesem Zeichen wirst du siegen!) Und der Kaiser siegte wirklich und ward Alleinherrscher des größten Reiches auf Erden. Da schwur er dem Heidentums ab und wurde ein Christ — der erste christliche Kaiser." Atemlose Stille herrschte, wie gebannt hingen die Augen des Königs und all der Seinen an den Lippen des weißen Priesters. „König Gamba!" rief dieser in die Stille hinein, „König Gamba — willst du dem Beispiel dieses großen Kaisers folgen und der erste christliche König in diesem Lande werden?" „Ja, ich will es!" erwiderte der König. Und wieder klang die Frage des weißen Priesters: „König Gamba — willst du getauft werden?" „Ich will", antwortete der König und beugte das Haupt. Gonzalo füllte eine silberne Schale mit Wasser, goß es über das Haupt des königlichen Täuflings aus und sprach mit lauter, feierlicher Stimme: „So taufe ich dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes! Entsage dem Teufel und seinem Anhang und allem Bösen und sei fortan ein Streiter Christi. Konstanti-n u s sei dein Name!" * Herausgegeben vom Missionsverlag St. Ottilien, Oberbayern, 1929. Der Abdruck erfolgt mit Zustimmung des Verlages. „Heil dem König Konstantin!" riefen Gegen vierhundert neue Christen empfin-Pater Andre und Bruder Costa, und der gen die Taufe, schwuren dem Herrn Jesus Chor der Schwarzen siel jubelnd ein. Treue und sammelten sich um das Kreuz. Auf dem Altare flammten die Kerzen auf Die erste Christengemeinde im Bantu-und dann trat einer um den andern herzu lande war gegründet, das erste christliche und beugte das Haupt unter dem Christen- Königreich in Ostafrika errichtet. Überglückwasser: die Sühne des Königs, die Königin, lich über diesen glänzenden Erfolg seines der ganze Hof und all die Weiber und Missionswerkes, auf dem Gottes Segen Männer, die Verwandten des Königs, all sichtbar ruhte, schrieb Pater Gonzalo an die Großen seiner Umgebung, die ganze diesem Tage an seinen Vetter in Mosambik: Stadt Tongue. ' „Es ist wunderbar, diese geschlossene Chri- stenschar zu taufen. Dieses Volk gleicht vertrauensvollen Kindern. Sie kommen zu uns, nicht wir zu ihnen. Dem Herrn sei Preis und Dank!" Nicht minder glücklich war Gamba. Voll Freude nannte er sich Konstantin und war stolz, ein christlicher Fürst zu sein. Am 20. Mai unterzeichnete er einen Brief an den Vizekönig von Indien mit seinem neuen Siegel, dem Kreuze, in dem es hieß: „Unermeßlich ist mein Glück, weil ich den wahren Glauben umgetan habe wie einen goldenen Panzer. Laß leuchten die Sonne deiner Huld über mir, o Herr! Die Gnade und das Blut Jesu Christi sind mir zuteil geworden durch die Gunst des allerchristlichsten Königs von Portugal und seines Vizekönigs. Mich und mein Reich biete ich Euch als Unterpfand an und gelobe Euch Treue. Allzeit will ich ein christlicher König sein und bleiben. Gruß und Heil in Christo! f" Trotz aller Freude jedoch war der König nicht so glücklich, wie Gonzalo es wünschte; zu seinem Staunen bemerkte er,1 daß ihn manchmal eine tiefe Traurigkeit befiel. Er war dann verschlossen und in sich gekehrt und vor seinen Augen lag ein Schleier. Geheime Sorgen schienen ihn zu drücken, so schwer, daß er unter der Last fast zusammenbrach. Eines Tages aber warf er die Bürde ab, öffnete dem weißen Priester sein Herz und enthüllte ihm, wie einem Beichtvater, seine Seele. Es war Abend. Sie saßen bei dem Kirchlein und ringsum war tiefe Stille. Die Welt war schlafen gegangen und man hörte das Atmen der Erde, fühlte den Atem Gottes. In wunderbarer Pracht wölbte sich der Nachthimmel über der Erde, wie ein flimmerndes Gezelt mit Millionen Lichtern daran. Der einzigartige Zauber der Tropennacht umfing die beiden schweigsamen Männer, den König und den Priester Gottes. Es stand ein Glanz über der Welt, als schwebten Engel durch die Lüfte, mit flammenden Kronen auf den Häuptern, mit silbernen Lampen und brennenden Kerzen in den heiligen Händen. Wie feiner Silberregen rieselte es nieder vom blauen Nacht- himmel und die Bäume und alle Dinge waren in weiße Schleier gehüllt, schienen von silbernem Duft umsponnen. Die Sterne, die da droben in funkelnder Pracht leuchteten, schienen dem schwarzen König ins Herz hinein, wie einst der Stern von Bethlehem den Weisen aus dem Morgenlande, und in seinem Innern gingen auch Sterne auf, schöne, strahlende Himmelslichter. Da begann er zu reden, der Mund quoll ihm über von dem, was sein Herz erfüllte. „Oft schon habe ich in heiligen Nächten zu den Sternen aufgeschaut und sie zu zählen versucht", sagte er, „aber es ist unmöglich. Zähle die Sandkörner am Meeresstrand, wenn du kannst! Soviel der Sterne sind es und noch mehr." „Es sind Myriaden", sagte der Pater, „aber er, der Herr der Welt, zählt sie und nennt sie mit Namen. Denn er ist der Einzige, der Ewige und Allmächtige. Seinem Auge ist nichts verborgen, nicht im Himmel und nicht auf Erden, nicht in den Lüften und nicht im Meere. Er schaut hinab in die Abgründe des Meeres und in die Menschenherzen. Er weiß alles. Sogar die Haare deines Hauptes sind gezählt." „Ich glaube es", sagte der König. „Aber mm sag mir, was sollen diese unzähligen Sterne auf dem Himmel? Was bedeuten sie?" „Es sind die Augen Gottes, o König. Es sind die goldenen Himmelsfenster, durch die der Herr auf die Erde herab und nach seinen Kindern schaut. Sie erleuchten die Erde und zeigen dem Verirrten den Weg aus Finsternis und Irrtum zum Lichte und zur Wahrheit — zu Gott! Auch du bist diesen Weg gegangen, o König — und nun ist der Herr dein Teil." „Ja, o ja! Aber wenn die Sterne die lieben Augen Gottes sind, so muß Gott mich sehen und meine Not!" „Er sieht dich, o König." „Und da Gott allmächtig ist, wird er mir helfen!" „Wenn du ihn demütig darum bittest." „Wie muß ich zu ihm beten?" „Sprich: Herr, hilf mir, sonst gehe ich zugrunde! Und bete das Gebet des Herrn: Vater unser, der du bist in dem Himmel." Der schwarze König sprach voll Ehrfurcht die heiligen Worte nach und streckte flehend die Arme zum Himmel empor: „Erlöse uns von allem Übel. Amen." Er atmete lang und tief. „O Herr", sagte er dann, „der Glaube, den du mir gebracht hast, ist voll Liebe und voll Kraft, so einfach und so klar. Und dabei so hell wie ein Stern in dunkler Nacht, wie ein Licht in der Finsternis." „Der Glaube ist ein Himmelslicht! o König, eine Leuchte auf dem Wege zum Himmel." sandte uns die heiligen Männer, die uns getauft haben. Von Makara aber habe ich jede Spur verloren. Er kehrte in die weiße Stadt (Mosambik) zurück und seitdem ist er nicht mehr gesehen worden." „Das ist freilich sonderbar", sagte der Priester. „Sollte ihm ein Unfall zugestoßen sein?" „Ich weiß es nicht. Niemand weiß es — nur Gott allein. Ach, Makara, du mein Liebling, du Sohn meines Herzens, wo bist du? Ich kann nie mehr froh werden, wenn er mir verloren ist. Hilf mir, o Gott,, hilf mir, Springböcke, einen Weg überquerend. „Ja — Himmelslicht! Und da ich nun dem Himmel diene, wird der Himmel auch mir helfen?" „Wenn du Vertrauen hast, ja! Laß das Himmelslicht in dir nie erlöschen! Und nun rede, was drückt dich, was beschwert deine Seele?" Der König stützte das Haupt in die Hand und blickte zu den flammenden Sternen empor. „Mein Herz ist traurig", sagte er, „weil ich meinen liebsten Sohn verloren habe. Makara war schön wie ein junger Gott, tapfer wie ein Held und fromm wie ein Kind. Er fand zuerst von uns allen das schöne Himmelslicht, wurde ein Christ und sonst gehe ich an meinem Gram zugrunde!" „Wenn es der Wille der Vorsehung ist, wird dir Gott deinen Sohn wieder zurückgeben, o König", tröstete ihn Gonzalo. „Bitte Gott inständig darum, bete jeden Tag zu ihm. Ich will mein Gebet mit dem deinigen vereinen, denn ich bin dein Freund und Bruder. Ja, ich will noch mehr tun. Wenn ich in die weiße Stadt zurückkehre, rede ich mit dem Kommandanten. Er muß Nachforschungen nach Makara anstellen." „Du erfüllst meine Seele mit Freude, weißer Mann — und zugleich mit Schmerz und Trauer. Wie, du willst uns verlassen?" „Ich muß. Es gehen noch viele Schafe irre in der Wüste. Auch sie muß ich heimholen ins Vaterhaus. Dann soll e i n Hirt und eine Herde werden." „Und was soll aus deinen schwarzen Kindern hier werden?" „Sie stehen in Gottes Hand und in deiner Hut, o König. Und wenn wir deinen Sohn finden, soll er ihr Hirte sein." „Wie meinst du das? Ich verstehe es nicht." „Du wirst es verstehen, wenn die Zeit gekommen ist. Und jetzt wollen wir schlafen gehen." Beide erhoben sich, gingen zu dem Palast und drückten sich die Hände. Der Priester deutete dann empor zum gestirnten Himmel mit seinen Myriaden von Lichtern. „Himmelslicht", sagte er. „Ewig leuchtet es vom Firmament auf die Erde herab. Bete, o König, daß es auch in deinem Herzen brenne und nie erlösche!" „Himmelslicht", nickte der König. „Himmelslicht, du sollst allzeit meine Leuchte sein!" Noch eine Woche blieb Gonzalo.in Tongue. Jeden Tag taufte er Neubekehrte, bis die ganze Stadt König Konstantins dem Christentum angehörte. Dabei ließ er es sich ernstlich angelegen sein, die Mißbräuche auszurotten und die heidnischen Neger zu echten Christen zu erziehen. Das gelang ihm auch. Sie setzten den größten Stolz darein, Christen zu sein und begannen sich als solche zu fühlen. Darum mieden sie sogar den Verkehr mit den Heiden, und ein Königssohn weigerte sich, mit einem heidnischen Kaffern auf derselben Matte zu sitzen. Das christliche Reich in Tongue war fest gegründet und König Konstantin war der treue Hüter des Glaubens'uNd der christlichen Sitte. Gonzalo errichtete noch eine ständige Missionsstation, indem er Pater Andre und Bruder Costa zurückließ und sie mit der Mission und Seelsorge betraute. Dann schickte er sich zur Weiterreise an. Es gab beim Abschied viele Tränen bei den Negern, denn alle hingen mit großer Liebe an ihm und verehrten ihn wie ihren Vater. Am schwersten und bittersten war der Abschied von Gamba. Der König umarmte den Missionär und rief: „Ungern lasse ich dich ziehen, heiliger Mann, denn du bist meinem Herzen teuer geworden. Aber gesegnet sollst du sein, wenn du mir Kunde gibst von meinem verlorenen Sohn oder ihn gar zurückbringst. Dann wäre Gamba der glücklichste König auf Erden." „Wenn es in Gottes Absicht liegt, wirst du deinen Sohn wiedersehen", antwortete Gonzalo. „Vertraue dem Himmelslicht und sei überzeugt, daß Gott mit uns ist!" Damit schied er von dem König und aus dem Lande, dem er das Heil gebracht hatte — das Himmelslicht. 5. K apitel. Gold und Myrrhen. Gonzalos glänzende Missionserfolge hatten im ganzen Lande das größte Aufsehen erregt und seine Reise zur Küste glich einem Triumphzuge. Aus allen Dörfern strömten ihm die Neger zu und baten um die Taufe. So taufte er denn gleichsam im Vorüberzuge drei Schecks des Botonga-Stammes und nähm einen Königssohn mit sich nach Mosambik, um ihn in der christlichen Religion zu unterweisen. Mit Recht konnte er daher an seine Oberen in Goa über seine Erfolge bei den beiden Bantu-Völkern die Worte des Patriarchen Jakob schreiben: „Ohne Stab überschritten wir den Jordan, und siehe mit zwei Völkern kehren wir zurück." Glücklich langte er mit dem Königssohu und dem Führer in dem schönen Hafenplatz Jnhambane an. Hier wollte er von seiner mühsamen Reise rasten und ausruhen, ehe er zu neuen Taten auszog. Der Ort war wundervoll und wie geschaffen zu frommer Betrachtung un'd stiller Einkehr in sich selbst. Ein strahlend blauer Himmel wölbte sich über der Welt und es war die schönste und gesündeste Jahreszeit. Die Augen zur schönen Erde, das Herz zu Gott emporgerichtet, wandelte er bald unter Palmen, bald schritt er über üppige, grüne Wiesenterrassen am weiten Meere, das unermeßlich und unergründlich war wie die Liebe Gottes. Hier war es lieblich, gesund, einsam und still — ganz so wie er es sich wünschte, und stundenlang erging er sich in stiller Betrachtung am Meere unter herrlichen, schattenspendenden Bäumen. (Fortsetzung folgt.) Eigentümer, Lerausgeber und Verlegern Kongregation der Missionäre Sohne des heiligsten Lerzens Jesu. Verantwortlicher Redakteur für Österreich: F. Alois Wilflinq, F. S. C., Generalasfistent, Missionshaus Graz; für Deutschland: N. Leinrich Wohnhaus, F. S. C., Missivnsseminar 6t. Josef, Ellwangen-Jagst, Württemberg. — Antversttäts-Buchdruckerei„Styria", Graz