Ul0. X. ^ä^v ^ 804. Laibacher Wochenblatt. Zum Nutzen und Vergnügen. Als Zugabe zur Edel »on KleinmayerschenLalbache« Zeitung. Völkerbeschreibung d e r österreichischen Monarchie. ^lm Verlage des Kunst und Industriecomptoirs zu Wien isi so eben ein Wclk evschienen, das die Aufmerksamkeit aller Freunde der Vatcr-landökunde auf sich zu zichcn geeignet ist, uud uach siinem schönen, nützlichen Zwecke ganz gewürdigt zu werden vndienct. Es ist die Völ-kerbcjchrcibung der österreichischen Monarchie von Joseph Rohrcr einc^m Manne, der sich bereits scholl durch mehrere Schriften um unsere vaterländische Statistik sehr verdient gemacht hat. Wir wollen Plan und Einthcilung des ganzen Werkes in einem der künftigen Blatter umständlicher anzeigen, nun aber einige Stellen, die Kram und seine Bewohner im Allgemeinen betreffen, anshcben. Man hat Herrn Rohrcr längst das Zeugniß geglbrn, daß er in seinen Schilderungen einzelner Völkerschaften der österreichischen Monarchie, weiche von Zeit zu Zeit getrennt erschienen, größten Theils die richtige Ansicht aufgefaßt, und als ein Mann von viclum-' fassenden Kenntnissen gcurtheilt habe. Der unbefangene Vaterlandskenner mag nun auchurthei-lcn, in wie weit seine Bemerkungen über Kram, und seine Bewohner wahr und treffend seyen. „Der unwiderleglicke Beweis, daß unter gleichen Umstanden wir Menschen einander so ziem- lich gleich sind, und daß wir Deutsche nicht Ursache haben, auf unser Blut stolz zu seyn, und das sawische schwerfiussig zu nennen, sind die Krämer. Ba die Oberkraincr in eben jener politischen Lage sich befinden, in welcher der Oberkarnthncr und Obersieyermarker sich von je her befand; da sie das Glück genießen, ohne noch an dcn Nachwchcn empfundener Leibeigenschaft zu leiden, ungestört ihr kleines Eigenthum im Gebirge zu pftcgen; so geben sie sich auch alle erdenkliche Mühe, das Fleckchen Erde, welches ihnen von der Vorsicht angewiesen ward, möglichst zu nützen, überhaupt wird man auch durch das Beyspiel von Ober- und Untertrain den psychologischen Sah bestätigt finden, daß gewöhnlich der Gcwerbsteiß im umgekehrten Verhaltnisse mit der Tragbarkeit des Bodens in Gebirglandern sep, und daß der Mensch nur um so mehr sich lasie angelegen seyn, den Flecken Erde, der ihm zu Theil geworden ist, zu cultivicren, je kleiner ihm dieser Antheil von der Mutter Natur oder anderen Zufällen ausgemessen ward." Obgleich man auch in Unterkrain Wein, und im N ippacher-Boden linkisches Korn bauet, so ist doch der Bau des Heidekornes in Krain weit am stärksten. Wäre uns durch die Kreuzzüge nichts Gutes zugcführet worden, als das Heidekorn; so hätten wir schon Ursache, dankbar vor jenem höchsten Wesen nieder zu satten, wel, ches die Schictsale der Menschen lenkt, und selbst da, wo das gemeine Menschen Auge nichts. als Unglück und Elend findet, vieles Guteh.'ryor- > zubringen in Ewigkeit fortfahrt. Es mag seyn, i daß der Fanatismus in den Zeiten der Krcuz-'züge den damahligen Landern der deutschenKai-s ser ein Paar Millionen Menschen gekostet hat. s Aber die einzige, über die Türkey zu uns aus : dcn K«uzzügen gebrachte, Heidekornpflanze nah- < ret und beschäftiget nun wenigstens fünsMillil)-z ven Menschen in der österreichischen Monarchie j alle Jahre. Denn sie ist in den beyden Galizien, < in Innerösterrcich und in dm böhmischen Erb- > landern eines der wesentlichsten Nahrungsmit-, lel des slawischen Landmannes^ von Kindesbeinen an bis in sein Gvriftnalter. Sie gcdci-^ct im hohen, dürren Boden so gui, als im liefern Lehmboden, und wurzelt beynahe überall, wo man nicht zu faul ist, ihr seiu Augenmerk zu schenken l Sie ist es, deren Blüthe un-gemcin die Bienen hcrbcylocN, und gleichsam dcn Landwirth zwingt, zugleich cin Bieneim'U'ch zu werden. Nirgends in der Monarchie wird mit so gutem Erfolge die Bienenzucht getrieben, als in Oberkrain. Man darf nur aus Karnthcn nach Neumarktl kommen, um sich zu überzeugen, wie sehr man sich die Bienenzucht unter ,! den Krämern laßt angelegen seyn. Wie gern ' schreibe ich es nieder, daß die l'rainerischen Pric-sier in der Pftege dieser wohlthatigen Insecten I, dem Volke, als wahre Lehrer vorleuchten. Ich j kenne für unsern Clerus keine Beschäftigung, ! welche so augenschciulichen Nutzen mit der edel-! sien Unterhaltung verlandet, als die Wartung '1 dieser kleinen Thierchcn. ^ Neben der Landwirthschaft widmen sich we-' nigstens 50,000 Krainer dem Bergbaue und den t Kunsterzcugnissen aus mineralischen Stoffen. Am wesentlichsten unterscheidet sich aber hierin der slawische Oberkrainer von dem deutschen Obersieyermärker undObcrkärnthncr, daß er sich nicht bloß mit metallischen Fabriken begnügt, sondern daß er sich auch den Stoff für seine Betriebsamkeit aus dem Pflanzen-und Thierrei-. che höhlt. Am wichtigsten sind unstreitig die Leinen-Manufacturen, welche der Krainer hat. Schon der Fleiß, welchen der Krainer auf die Flachsfelder verwendet, ist lobrnswcrth, und verdiente von dem Karnthner nachgeahnU zu werden. Wärdeich hier noch umständlich von der Verfertigung der Holzwaaren zu Reifnitz und Freyt- hof, der roßhaarenen Siebe zu Strogische und Feichtnig, des Corduans und ^amischledcrs zu Laibach, Neumarktl und Astling, und mehrc>n aidern Ncbengewerbm sprechen; so würde ick weiter nichts erweisen, als daß der Krämer in der so genannten städtischen Industrie dcn Deutschen in Steyermark und Karnthcn weit übertrifft, und unter allen Slaven der Monarchie, selbst die Slowaken nicht ausgenommen, der Kunstflei ßig ste ist. Es sollte nur aber leid seyn, wenn ihn dieses Lob stolz machle. Noch lassen sich immer höhere Grade des Ge-werbssteißes denken, deren das t'rainerischcVolL fähig wäre. Noch liegt manches Nedengewer-be brach, das sich sehr gut verzinsen würde, wenn es der Kraincr versuchen und betreiben wollte. Fromme Wünsche! wird man ausrufen. Ich antworte, daß sie leichter erreichbar, als Lonc-rieneffer wären, wenn man nur ihnen das Wort spräche, und wenn nur die reichern Unterthanen zu ahnlichen Unternehmungen ihr über« siüßiges Spielgeld herbey zu schießen sich nicht sträubten! Obgleich an dcn Gebirgs-Slowaken viel natürliches Talent unverkennbar ist, so ist dieses doch ungleich sichtlicher an dem Ober-krainer. Es gehört nur ein schr hoher Grad vonNational-Vorurthcil hinzu, um diesem letztern eine geringere Schnellkraft in Beurtheilung sehr verschiedener Gegenstände, als dem deutschen Obersteyermarker einzuräumen. Daher kommt es, daß der Krämer unter allen Inner-Dsterreichern am geschicktesten zur Han-delschaft ist. Auch die Deutschen seit Joseph des Zweyten in Krain eingeführten Volksschulen tragen das Ihrige bey, die Köpfe der Krainer zu bilden. Nach Herrn Herrmann sollen sich schon im Jahre 1781 e B^nerl'nng nicht neu ist, daß der Slawe, er möge sich nun in Prag, Lemberg, Krakau oder Laibach befinden, überall leicht und gut fremde Sprachen lerne. Es laßt sich demnach nicht verkennen, daß dasCombinalions-Vl'r.nö-gcn des auch nur einiger Massen gebildeten nramers nicht wenig durch diese Kenntniß mehrerer Sprachen geübt, ur.d daß ihm hi'erdunr» r»n ,ehr ergiebiger Zufluß neuer Ideen eröffnet werde, deren Wohlchat sich im bürgerlichen Le-ven bewahrt, und dem Krainer alle Geschäfte erleichtert. Wir wollen nicht alles erschöofen, was die oiterrelchische Völkerbc'ftireibung übcrKrain, und ."ne Bewohner enthält. Der Leser wird noch vme lnteressa.'ttc Bemerkunngen über die kör-. PMlche BeiHassenhcit, NayrungS- und Klei-"Mgsart, Gewerbe und Industvic, Kunstsinn, ""uart, religiöse Cultur, und sittlichen Cha-lacter der slavischen Bewohner Krains finden, -"lerkwurdig, aber ni-ht für dieses Blatt geeig-^t, l,t dasjenige, was der Versasser in Bc-"u der verschiedenen Anlagen der Ober-und unterkaincr sagt, nicht weniger interessant jenes Alsonncment, durch welches er die Krämer rechtfertig ^^" ^" Vorwurf der Listigkeit Theater inLaibach. kur^s^s Watt inskünftige von Zeit zu Zeit ^ witsche Theateranzcigen enthalten wird der Z/f. ^t überftüßig seyn, eine übersichl lch^ " "^"" Schaubilync voraus zu Theaterversonalstand: ßerr Mlhelm Frascl ) ^. , ,^ °"u Iostpha Scholz ) Dlrecteur's. H"rFclixFwstl/Regi5eur, Männliches Personale. Weibliches Personale. Herr Adams. "Madame Fritz. — Adolphi. Demoiscllc Frik. — Bauernschobcrt. Madame Harte.' ^Z.""'.,. " "Minnefeld. — Mmuefed. __ -Pfanner. — Schm.dl. __ —Peterka. — Schozd. Altere. DemoisellcRosensclls. — Scholz d. Jüngere. —> Tbym. — Wurschbauer. Herr Huber Ignaz. — Herr Huber Lorenz. -Herr Lcnda. — Herr und Frau Rostok. — Dann Herr und Frau Piooanni.—. Endlich Herr Koller als Sousteur, und seine Frau sur das Ballet werden erwartet. Italienische Tanzer. Signora Irena Calvi. — — Helene Gaggietti. Herr Joseph Calvi. Balletmeisier, — Jacob Durante. — Cajetan Masan. Man wird eingestehen, daß diese Gesellschaft besonders wenn noch die erwarteten Individuen hinzukommen, so zahlreich sey, als man es nur nnmer fur das Bedürfniß einer Provinzialbüh-ne und nn Verhältnisse mit dem Ertrage derselben fordern kann. Aber man wird auch wohl voraussetzen, daß die Kunstgaben derselben seyr vcrsch.eden, und bey manchen eben so glanzend - ^0« die Mehrzahl scheint befriedigen zu können, ^mi<^"5 lh" Kräfte g^t benützet, und ihri vermlsthten Kurfähig keilen klug verwendet wer-den- W'e osr hä„gt „j^t der ganze Erfolg eines Stuckes von richtiger Rollenbesetzung ab! Je großer nun die Anzahl der Mitglieder besonders des mannlichen Personals ist, desto mehr kann man dieselbe fordern. Ungereimt wäre es ^ «!^N-^^"^'i" ^machen, die unter den nähmlichen Umstanden nickt ausführbar sind k^n 2 ^" Gelegenheit über Un/nkommen-hciten zu klagen, die einmahl nicht gehoben werden können. - Aber was A ae^ f"^" Verhältnisse der KunstfähK. ten geschehen könnte, und nicht gescheht, dicss darf der Gegenstand kitischer Bemettungm ? Man wird sich jedoch nicht zum Gesetze ma» chcn, jedes neue Stück, oder jede Vorstellung unserer Bühne zu berühren, sondern nur, wenn Zeit und Raum es vergönnt, desjenigen erwähnen, was manchen Lesern, ohne die übrigen zu ermüden, interessant seyn dürfte, immer aber mehr die Darstellung als die dramaturgische Würdigung des Stückes im Gcsichtspuncte behalten. Wcnn man z. B. nicht auf den Werth und die Würde des Schauspiels, sondern nur anf die Verdienste d?r Schauspieler Rücksicht nimmt, so verdienet die Vorstellung des Tirolcrwa-stcls eine rühmliche Erwähnung. Herr A au e r n schod c rt überraschte uns dnrch ei-ncn angenehmen Paritonogesang vorzüglich in einer eingelegten Arie die so woyl durch Poesie a,s Musik ihrem Zwccke, dem Gcisie des tanzen entsprach, und mit ungcmcinm Beyfallobe-zeugungen wiederhohlt werden mußte. Es ist freylich kein würdiger Gegenstand der theatra-lift)en Kritlk die Vorstellung eines Tirolerwa-stels zu beurtheilen, aber alle Forderungen, die wn von dem Schauspieler machen konncn, sind: daß er jene Rolle die ihm zugetheilt wird, gut darstelle, und in dieser Hinsicht muß man auch den meisten Schauspielern, dic an dicker Vorstellung Theil hatten, daß Zeugniß geben, daß sie uns über unsere Erwartung befriedigten. Hen Baucrnschobcrt ist des tirolischen Dialektes ziemlich machtig, und drückt sich im Gesänge so wie im Gebcrdenspiele vorzüglich ungezwungen aus, aber gerade diese Ungezwungenheit, und sein gelassenes Spiel, das alle burleske Übertreibung sorgfältig vermied, verhinderte jenen bekannten Effect, in welchem die gewöhnlichen polternden Tirolerwastels ihren Triumph feyern. Es schien, als hätte er es darauf angelegt, sti-ncr Rolle so viel als möglich von der groben Larrikaturzeichnung des Dichters zu benehmen --eine Bemerkung, die uns von seinem Geschmacke kcine Übeln Bcg,nsse giebt. — Das nähmliche gilt von Herrn Harte als Tulipan — beyde scheinen fürs niedrig komische nicht geschaffen zu seyn. So wenig Herr Harte den faden gedankenleeren, und n.'M'nsunfahigm Sturer nach der besser gelungenen Zeichnung des Verfassers darstellte, so zeigte er sich doch in jeder Rede And Bewegung, dnrch Deklamation und Mimik als einen verständigen Schauspieler, der iy edeln Rollen mehr als man von einem Sanger erwartet, zu leisten verspricht. — Es macht jedes Mahl dem Verstände des Schauspielers Ehre, wenn er auch jene Rollen nicht verschmäht, d«.e nicht in sein Fach gehören, odcr seiner wohl gar unwürdig sind. Man rechnet es ihm so gar fast zu größerem Verdienste an, wenn ihm eine unwürdige Rolle nicht ge-lmgt, weil er dadurch zliat, daß die Nolle nicht fnr ihn paßt. In diescr Hinstcht dÜrft.c man rs also.nrn. Feli)' F r a se l gar ! icht iwel nehmen, wenn er auch kein ventadler Backcnjodel gewesen wäre. Herr W u r sch dauer als Harfenist gcsic'l, und 'mußle sein durch das Na'ftnorgail eines allen Bänkelsängers gesungenes Lied wic-dcryoylen. -^ on dem Singspiele: Der Großvater, ist es genug gcsagt, wenn man Hensler alH Veriasser nennt. Für dic Armseligkeit eines solchen Machwerkes giebt cs keinen Ausdruck. Vcöge es diesem Fürsten ailcr dramatischen Stümper immerhin vergönnt seyn, ein gewisses Publikum der Vorstädte Wiens durch Casperlia-den zu belustige» — zuwr n? ukrn ^tepläüln man sollte ihm doch wenigstens alles tragische untersagen, denn wrnn ein solcher Stümper die Herzen rühren wit>, so setzt er seine Zuhörer augenscheinlich in d e Gefahr von Magenkräm-pfen befallen zu wcrden. Ein? solche tragisch-burleske Armseligkeil ist cincr guten Darstellung nicht sahig, und auch nicht werth. Es ließe sich aber wirklich nichts löbliches von derselben sagen, besonders war Gesang und Musik in schöner Harmonie mit dem dramatischen Werthe des Stückes. Mehr Stoff zu lobenden, und tadelnden Bemerkungen gäbe das Ritterstück: Iakobine von Baicrn, aber schon jetzt sind wir für den Zw