Die Ratavotrons im Kesselthale von Planina i n K V a i n. Von WILHELM PUTICK k. k. Forstinspections-Adjunct. MIT 1 TAFEL. Sifonil-Abi/nirl; au.i ihr ÌWhIkttsthvift df.i iistcryrkhisrhen Jnyfnuur- >ind Architrhitn-Vf^rtims Ar. II! und 47. lS8f>. WIEN 1889. in SELB S T V K II L A G p] DES VERFASSER S. DRUCK YDN K. SVIKS i- CO. IN WIEN. Die Katavotrons im Ressdthale von Planina i n K r a 1 n. Voli WILHELM PUTICK k. k. Forslinspections-Adjiinct. MIT 1 TAFEL. S,pf,mt-Abilritrl. am df,- Wnchtmrimfl chu östorricMschen Ingcnieitr- und Architrktai-Veninrs AV. 40 und 47, 1889. WIEN 1889. I il s R r. H s T V E R r. A G E DES VER F A S S E R S. DRÜCK VON H. SPIE3 & 00. IN \VIKN. Die liyilrulogisclieii Fursclmiignii au den luilerinlisclieii VVasüer-liiufen des Karstes von Iiinerkraiu, welche sich gegenwärtig über ein ausgedehntes Gebiet des Herzogthiuns Krain erstrecken, wurden bekanntlich wahrend der letzten Jahre im Auftrage dos k. k. Ackerbau-Ministeriums in Angrill' genuninien. Dieselben umfassen, wie in den bezüglichen Ab-handlnngen dieser Wochenaehrift'') bereits des Näheren mitgetheit wurde, das weitgedehnte Höhleuflußgebiet der Laibach. Die uuterirdischen Abflüsse des Zirknilzer Sees und das Höhlengewässer der Poik — Pivka, spr. Piuka — von Adelsberg strömen, wie nunmehr teclniisch erwiesen ist, nach dem Kesselthale von Planina hinab, und bilden daselbst nach ihrer tlieila unterirdischen theila oberirdischen Vereinigung den Unzfluß. Derselbe führt diesen Numeu ei'st von jener Stelle in der Nähe des fürstlich Windisch-G rätz'schen Schlolies Haasberg, wo die beiden, periodi.sch ziemlich mächtigen Höhlenflüsse nacli kurzem oberirdischen Laufe zusammentreften. Obwohl eine partielle Vereinigung dieser getrennt herabströmenden Höhlenfinthen aucli schon unter dem Randgebirge in der sogenannten Kl einhäua Gill ö Ii 1 e bei Planina erfolgt, so brechen dennoch die reich-liaitigsten Wässer von Zirknitz andererseits in einer romautischenSeitenschlucht, zwischeu der Ruine „Kleinhäusel" und dem Schloße „Haasberg" in dem sog. Mühl t h a 1 e, aus einer ganzen Reihe von Höhlenquellen wieder an den Tag. (Siehe Tafel Fig. 1.) In mannigfachen Serpentinen schlängelt weiter der Unzfluß seinen langsamen Lauf durch den fast ebenen Thalboden in nördlicherRichtung hin. Zuerst bespülen seine Fintheu deu Ostrand des breiten Ke-ssels „ ,, „ ,, , ^ , V ■ l^ie SchUindhöhle de.« Poik und verlieren hier einen liedeutenden Theil ihres Wasserreichthum.«. Denn unmittelbar dort am Fuße der felsigen Lehnen, nahe bei der Ortschaft Eibenschuß, absorbiren zahlreiche Höhleu - Capillareu, von den normalen Duivli-iiußniengen erreicht, gewiß zwei Fünftel der oberirdischen Flußwässer. Der Rest zieht weiter in Schlangeuwindungen und gibt bis zur Ortschaft Lase, woselbst durch das verschlimdeude Gewässer eine Sagemühle betrieben wird, noch ein Fünftel der ursprünglichen Wassernienge durch ein natürliches Steinfilter nach dem geheimnisvollen Untergrunde ab. Eine weitentfaltete Doppelschleife führt hierauf zum Westrande des eigenartig geschlossenen Thaies und nimmt dort mehrere bescheidene Höhleuquellen aus dem nahen Gebirgszuge des Birnbaumer-Waldes auf, ohne dadurch eine nennenswerthe Bereicherung ihrer Wassennenge zu erfahren, Still und ruhig gleiten die weiteren Serpentinen gegen den nördlich vorgelagerten Hügelzug, den sogen. „Lanski vrh". Kaum daß der Fuß desselben von den Wässern im spitzen Winkel, bei der Ruine der sogen Leban'schen Säge erreicht wird, beginnt eine analoge Absorption durch ein förmliches Steinsieb nach der Tiefe, wie dieselbe oben erwähnt wurde. Am äussersten Nordrande des Kesselthaies von Planina, dort, wo diese fruelitbare und wiesengrüne Thalmulde durch anstehende Felsen und weiter nnschliepsend durcli einen ausgedehnten Hügelcomplex abgeschlossen ist, endet auch der sich im Thale hin und her schlängelnde Wasserlauf — die Uuz — fast genau so wie ein Steppeulluß in tropisclien Gegenden. (Tafel, Fig. 2.) Während des Hochsommers, zur Zeit der größten Dürre, sind diese eigenartigen Erscheinungen des dortigen Flußbettes und insbesondere an dem sackförmigen Ausgange desselben sehr deutlich zu beobachten. Und dies wesentlich in jenen Sommerperioden, wo der Wasserstand der zwei Höhlenflüsse von Adelsberg und Zirknitz, welche gemäß der früheren Andeutungen im Kesselthale von Planina durch den Unzfluß — mit kaum lOw' Wassermenge pro Secunde — vereinigt hindurchströmen, ungefähr seinen minimalen Höhepunkt erreicht hat. Bei dieser Gelegenheit muß der Brückenpegel beim Schlosse Haasberg eine Höhe des Wns.serstandes von nicht mehr als 60 bis 70 cm ober Null anzeigen. Auffallend ist dann aber daseibat schon beim ersten Anblicke des Unzflusses das geringe Wasservermögen innerhalb seines Unterlaufes, im Vergleiche zu der Wassermenge seines Oberlaufes und besonders bei Berücksichtigung aller seitlichen Quell-ZuflUsse desselben. Und dennoch findet man hier nirgends einen offenen Schlund, der nur ähnlich wäre wie jener, welcher die Poikwässer von Adelsberg verschlingt, oder welcher eine ähnliche Absorptionskraft verrathen würde, wie man dieselbe bei der großen K a r 1 0 V c a - H ö h 1 e am Zirkuitzer - See bemerken kann. Dessenungeachtet verschwinden an vielen Stellen im Osten und Norden des Thaies die Niederwässer und ebenso die Mittelwässer der Unz von Planina mit grosser Gier durch filterähnliche Schutthalden nach einem bisher unbekannt gewesenen Untergninde. Die sämmtlicheu Absorptionsspalten vermögen selbst noch den auf 70 bis 75 mS Wasser sii'he Nr. Iii, ;i-) iiml čt;>. Jalivgaiig ISSS. flmses bei Adelsberg. pro Secunde berechneten Zuflui: wohl bei Eintritt von localen Inun-dationeu tagelang zu verschlingen. Wesentlich anders gestaltet sich jedoch das landschaftliche Gepräge des Kesselthales von Planina während der jährlichen Regenperioden. Denn nach jedem heftigen und längere Zeit andauernden Landregen brechen aus allen Zuflußhöhlen des Thaies ganz enorme Wassermengen mit wildbachähnlicher Vehemenz hervor. Dieselben strömen alle nach dem Hauptrecipienten zusammen und füllen alsbald die Ufer des Unzflusses vollständig gestrichen an, wobei der oben erwähnte Brückenpegel bei Haasberg eine Wasserstandshöhe von mindestens 2-20 »> ober Null aufweisen muß. Und unmittelbar darauf beginnt die sehenswürdige Inun-dation. die eine eingehende Darstellung verdient. 3Iit ZugTundelegung mehrfacher Beobachtungen von sehr bedeutenden Hochwassern an den wichtigsten Zuflußhöhlen des Kesselthales von Planina resultirt im Mittel: Aus der Kleinhäuselhöhle ,, dem Mühithale . . ,, der „Skratovka" *) . „ den Höblenquellen am ]''uße des Gebirgszuges circa (35 m3 per Secunde „ 34 . „ ') Kiue perioclisclie W'asserhölile im fürstlich Wiiidiscb-Grätz'scheu SoUloC-parUe bei Haasberg, als Ausraiinduug der uuterirdisch abflieljeiuieu Meteorwässev von ilei- Ifiiclimulde der iialie.geU'geiien Ortsclial'ten Jfauiiitz und Rakek. „z a g u r ii" vom Bini, bunmer Walde zwischen Plauina iiuJ der Ortschatt Garfarevc...... Aus deu wasserspeieuden Kratern der ..Hotenka" bei Garčarevc*) .... i'irea 8 »iS per vSeeiuide Znsammeu circa 138?»3 per Secnnde. Das ausclieinend ebone Kesseltlial von riaiiina hat jedoeli an seiueui Wasserlaufe von der Kleinhiiuselhöhle (vom Fixpuukt Nr. 1 auf einem grossen Felsblock im Flußbette des Höhlenthores) angefangen, bis znm sackförmigen Ausgange der Uuz im Äußersten Nordwinkel der Situation .pod stenami" (Sohle des Flußbettes) ein totales Gefälle von 16-87 7/1. Von der Schloßbrücke bei Haasberg, also noch im äußersten Oberlaufe des Thaies, wo eben erst die gleichmäi>igc Vertheilung des Gefälles in der Thalebene und im Fluitante beginnt, beträgt der relative Höhenunterschied vom Nullpunkte des Pegels bis zu dem frilher bezeichneten Orte „pod stenami" genau 5'65 w. Die Liingenachse de.s Kesselthaies von Planina zeigt im Ganzen fast 7 Im und von der Haas-berglirücke nur 5-6 J-m. Per l^nzflul> hat Jedoch von der letzten Stelle bis zu seinem blinden Ausgange eine Längen-Entwicklung von ca. ^öl•m. also mehr als das Doppelte der Thallänge. Sein Inundations-gebiet breitet sich über eine Fläche von zusammen fast lOüO ha (3700 Katastral-Joch) aus, welches nach einer erfolgten gänzlichen Ueberschwemmung, infolge der ausgesprochenen Kesselthalform. einen ansehnlichen Gebirgssee vorstellt. Wenn der Zuflni; von Hochwässern aus allen Höhlenflüssen des Kessel-thales mit ungebrochener Intensität mehrere Tage anhält. dann beginnt eben die naturseltene Staumig der Finthen, immer zuerst am untersten Ausgange des geschlossenen Thaies. Augenscheinlich nehmen hierauf die Stauwässer au Tiefe zn und unmittelbar darauf wird aus der im Hintergründe des Hügels von Jakobovitz gelegenen Seitenbucht — .Babin dol". Altweiberthal — des Planinakessels ein recht ansehnlicher Teich von ziemlicher Tiefe gebildet. Bei dieser Gelegenheit treten wohl ungezählte Felsspalten des äußersten Nordrandes der genannten Thalmulde in eine absorbirende Thätigkeit. Dessenungeachtet schreitet die Inundation, durch das anhaltende und große ?Iii)verhältnis zwischen Zu- und Abflui> venirsacht. immer weiter und weiter stromaufwärts. Der nordwestliche Winkel des hochumrandeten Kessels, in der Nähe der früher erwähnten Hotenka-Spmdel, wird alsbald wie ein BrunntDg angefüllt. Dann merkt mau hier noch lange ein heftiges Eiuporwallen der Finthen aus den wasserspeienden Kratern der Hotenka, obzwar dieselben zu jener Zeit mehr als 5 m unter Wasser liegen. Auf diese Weise nimmt der Ueberschwemmungs-See immer größere Dimensionen an und erreicht oftmals von da an binnen 48 Stunden nahezu die aufgedämmten Stralienkörper. welche durch das Planinathal hin- Die Jlünduuff der Kleinhäuseihölile bei ') Diese Zuflüsse kommen mit gi-olìer Vehemeuz auo der lauggeJehmeii Tenain-Depression am Fuße des Bimbaumer-Waldes bei Garčarevc bis von der Ortschaft Hotederschitz auf nnteririlischen Wegen herbei. Dieselben bringen durch eine Höhlengalerie von 9 Kilometer Länge und 100 Meter Gefälle die Uegenwässer aus der nordwestlichen Partie des Bimbaumer Waldes und aus dem Xiederschlagsgebiete bei Kenwelt und Hotederschitz hinab. Die eigenartige Ausniündmig in das Planinatliiil «folgt nur bei intensivem Hegen durch ein ganzes System von kraterähnlichen Höhlen-spaltfln. während geringere Niederschläge ihren verboreenen Thalweer «inrch chio rieferliegenile Höhlenverbindung einziiüchlapen .scheinen. durohfülireji. Alicr dann tritt auch iu ^\■enig■cn Stunden ilic totali' Iniiii^ dation ein. Nachdem dies erfolgt ist, zeigt der anscheinend ruliiu"-Wasserspiegel des Ueberschwemmungs-Sees am Brückenpegel bei llaas-berg die Höhe von mindestens 2'50 ober Null. Zu gleicher Zeit betrügt die Stauhöhe der AVässer über der Sohle des verbauten Flußbettes „pod stenami" genau S']5«i. und an der tiefsten Stelle dos sanft abfallenden Thalbodens, über den fruchtbaren Feld- und Wieseiigründen dos sackförmigen Thalausgauges, mißt dieselbe uiigofälir 1 m. iJei abnorm auftretenden Kegengüssen — zumeist im Spätlierbste oder im Vorfrühling — bleibt aber die bezeichnete Inundation nicht auf dieser Höhe stehen, sondern dieselbe zeigt noch weiter eine steigende Tendenz der nachtheiligen Stauung ihrer Wassertluthen. Eine solche Ceberscbwemmung mit ihren traurigen F"lgen und Erscheinungen wurde gerade im October des abgelaufenen .Tahres (188H) beobachtet. Am 4. October Abends begann die Inuudation am Ausgange des Tliales und schritt bei ununterbrochen ströinendeui Kogen rapid empor, so dass dieselbe im Verlaufe von 4 Tagen bereits die Nähe des Ortes Planina erreicht hatte Danuils zeigte die lloclitluthwelle am 8. »»etober um ti Vbr Abends am Haasberg-Pegel die Höiie von 2 55 m über Null. Nicht allein die sämmtlichen Thalgründe, sondern auch die beiden Straften des Tlmlea Avaren bereits unter Wasser gesetzt. Der Verkehr war durch das plötzliche En'porsteigen des Wassers im Thale nur a\if Kähnen möglich. Das Inundationsgebiet in einer Fläclienausdelinnng von ca. HOO/m repriisentirte damals sozu.^^agen einen neuen See, aus welchem nur die Kronen einzelner Bäume ähnlich wie Strän eher herausragten. Der con-seiiuente und nahezu gleicli-mäßige Aufstau der Fluthen erreichte am 13. Octolier gegen H Uhr Morgens am Haasberg-Pegel die Maxi-nialhöhe von 3'85 m und in der Situation „pod stenami" zeigte der maximale Wasser- Plauina bei mittlerem Wasserstaude. eine Tiefe von »-50 «. über der Sohle des Fluli- bettes. Hieraus resultireu nun nachfolgende Daten: Binnen der letzten 103 Stunden sind von den in das Kesselthal von Planina hereingestürzten Hochfluthen der Höhlenflüsse und Höhlenwild bäche im Ganzen 11-731111. Kubikmeter, d.i. pro Secnnde im Durchschnitte .30-08 m'' Wasser zurückgeblieben. Während die Quantitäten des zu dieser Zeit zugleich thalwärts abgegangenen Wassers sich jlurch die Natur der Verhältnisse jedweder directen Controle entziehen. Indirect können hiefür pro Secnnde im Jlininnim 108 m^ berechnet werden. Unzweifelhaft müssen während dieses meteorologischen Excesses allgemein größere Mengen aus den früher angeführten Höhlen zugeflossen sein, als oben im Mittel zusammen mit 138 )«:' pro Secunde berechnet erscheinen. Mit Ausnahme der Kleinhäuselhöhle und einzelner Quellen im Jluhlthale, sowie an der Skratovka sind gerade während der totalen Ueberschwemmung des Thaies alle übrigen Zuflüsse unter Wasser gesetzt, wodurch jede Beobachtung und Messung illusorisch wird. Und gerade in dieser Periode tritt gewöhnlich, wenn auch nur durch einige Stunden, der maximale Zuflul; ein, sobald der Kegen ununterbrochen durch mehrere Tage anhält. Denn am 10. October erreichte das aus dem geräumigen Höhlenthore von Kleinhäusel mit elementarer Gewalt her-vor.itürzende Gewässer bereits seinen höchsten Stand im Inneren der Höhle — d. i. 2-7»' über der Wehrkrone des dortigen IS'C) wt langen Mühl wehrs, (das nebenbei bemerkt, an jenem Tage durchgerissen w-urde) — ohne eiueu Küukstau auri dem uaLeu, uIibi' rn, '-'ól la tiefer gelegenen Waiiseisiiiegel lies Kesseltbales von Planina erfaiircn uii haben, so daß die Messungen an dem ttberwältigendon Höhlen ströme, im Hintergründe der romantischen Burgruine Kleiniiäusel, einen maximalen Zuflnli von 76 «(3 pro Secuude ergaben, welcher Zufluß abnormerweise dnrch volle 18 Stunden die Finthen des Planinatbales ununterbrochen bereicherte. Dadurch ist wolil auch erklftrlich, dali in den correspondirenden U1 Stunden der Uelterschwemmungs-See von Planina in seiner ganzen damaligen Ausdehnung von ÜOO/lo einen Zuwachs von 50 c«i in der Stauhöhe, oder nahezu 4-5 Mill. Kiibikmeter Wassermenge in der Aut-«jieidierung erfahren hatte. Wenn nun aus analugen Uriinden angenommen wird, dali auch die übrigen Höhlenzuflüsse des Thaies im gleichen Verhältnisse, wie in der Kleinliäuselliühle um 17 o/o, beim maximalen Ausbruche der Hoch-fluthen an Intensität der Wasserabgabe zunehmen würden, dann beträgt der temporäre Gesammtzufluß sicherlich mehr als laS'Ü «i', und im Maximum ICl'S pro Secunde, wovon, wie oben gezeigt wurde, im Durchschnitte Anfangs rund BOmS, später jedoch beim maximalen Zuflusse ca. 52 »iS pro Secunde nicht aus dem Thale hinaus konnten, und die anhaltende Inundation verursacht haben. Abgeselien von der Zunahme des hydrostatischen Druckes bei der anwachsenden Stauhöhe der Ueberschwemmungswässer treten auch noch außerdem immer größere und gröliere Flächen der absorbirenden Schutthalden, sowie die einige Meter hoch über dem Thalniveau gelegenen Höhlenschlünde in eine sehr wirksame Action. Und trotzdem bleiben aber successive derart bedeutende Finthen im Thale zurück. Die Differenzen der obigen Messungen ergeben hinwieder das nicht uninteressante Resultat, dali eben nur im ersten Falle ca. 108 nis, im zweiten jedoch ca. ]09-5 m» Wasser pro Secunde das Thal verlassen konnten. Thatsiichlich nur aus dem Grunde, weil die sämmtlichen Wässer nur auf unterirdischem Wege das ringsum geschlossene Becken verlassen müssen, und weil selbst bei den grössteu bisher bekannten Stauhöhen an keiner Stelle ein oberirdisches Abflulibett erreicht werden kann. Aehnliche Hochwässer kommen nicht selten auch zur Zeit der Vegetationsperiode vor und venirsachen naturgemäß durch die Ver-scblämmung der Wiesen- und Feld-Ernte einen sehr großen Schaden. Die unschädliche Ableitung der Hochwässer aus den Kesselthälern des Karstes muß daher allgemein und in erster Linie das Augenmerk den Sommerhochwääseni zuwenden. Die Herstellung des bezüglichen Gleichgewichtes zwischen Zu- und Abfluß bei den äußerst nachtheiligen Hochwässern während der Vegetationsperiode ist, wie nunmehr sichergestellt wurde, im Bereiche der hydrotechnischen Möglichkeit, ohne die Ausmundungsthäler irgendwie zu gefährden. Aus dem bisher Angeführten folgt selbstredend, daß es sich speciell hier in der Hauptsache um die Ooncentration eines wirksamen Abflusses nach den von Natur aus vorhandenen und sehr geräumigen Randhöhlen des Planinakessels handelt. Derselbe muß auf eine solche Weise hergestellt werden, daß die Sommerhochfluthen bei zulässiger Stauung aus dem oberirdischen Flußbette durch künstliche Communicationen nach den Hölilen unter dem Thalrande abgezapft werden, (s. Fig. 2 u. 3.) Dadurch wird jener bekannte Vorschlag, welcher seinerzeit im Schöße des bestandenen „Karst-Comité" in Wien vom Höhlenforscher, Regierungsrath Franz Kraus, gemacht wurde, aus den unterirdischen Räumen des Karstes durch geeignete Bauten einzelne Ausgleichs-Reservoirs herzustellen, seine nützliche Realisirung finden. Des größeren Versuches wegen, ob die unschädliche Ableitung der Sommer-Hochwasser aus den Kesselthäleru des Karstes von Innerkrain mit verhältnismäßigen Kosten durchführbar sei, wurde nun im verflossenen Jahre über Auftrag des k, k. Ackerbau-Ministeriums die Abteul'ung von zwei Wasserschachten — der in Rede stehenden Katavotrons — im Kesselthale von Planina durchgeführt, welche die Bestimmung haben, das zuströmende Hochwasser des Unzflusses in die Tiefe zu versenken.*) "I All dieser Stelle uiiii> lernei' augeileiiiet wonleii, Jaii ein cleiebartiBes Höhlouwei'k iui Auftrage des kraiiiiselieii Laiides-Aiissclmsseö iu dem von iilinliclien Oalatnitilton heinicesuehten Kesselthale von Katsclnia (sloveniscli Kaiiia) in üntev-krain diu'eli den landselial'tliehen Ingenieur Herrn Wladimir H ras k v in eben diesem Jahre 18S8 zur Au-sfiihrmifi gelangt ist, — Ebenso arbeitet der autor. Civil-Ingenieur, Hen-Josef Eiedel bereits seit einigen Jahren auf Kosten des gemeinsamen Ministeriums an den Ameliorationen der Kesselthiiler in der Herzegowina (siehe Nr. 17 und 18, Jahrgang 1889 dieser Woehensehrift), indem dortaelbst die gleichartigen Uebelständo auf eine iihnlieho Weise saiiirt werden sollen. Die dortigen Kesseltliiiler fiihreu den localen Namen „Polje", d. i. ..E b e n e s F el d", oder "auch .,B 1 a t o' Morast", wiihrend dortselbst und ebenso in Krain die von Natur au vorhandenen Wassersehliinde die gegendiiblicho Be ..Ponikva", d. i. ..Soh 1 u nd t r i eh t e r'^ führen. eii-huuna: -P moli Diese .selteue hydrotechnische Arbeit wurde an dem mehrfach genannten aackfürmigen Ausgange des nördlichen Hoch«asser-Armes dei' Unz iu der Situation „pod stenami" ausgeführt, u. zw. an jener .Stelle, wo die Volkssage von einem verschütteten Eisengitter erzählte. Dasselbe soll, gemäß der uralten mündlichen Ueberlieferung, ein geräumiges Kluftsystem von Hühlengängen gegen eine nachtheilige Verrammlung vor angeschwemmten Hölzern geschützt haben. Trotz eifriger Nachforschungen und mehrfacher Nachgrabungen au den vielseitig verschiedeneu, muth-maßlichen Oertlichkeiten, welche dort als Standort des sagenhaften Gitters von den ältesten Thalbewolmeru bezeichnet wurden, konnte keine Spur eines solchen eisernen Schutzgitters angc hürft werden. Wohl gelang es, die Gruudschwelle eines kleinen aus Eichenholz gebauten Fangrechens bioszulegen, der tief unter den Sei uttmassen in total vermodertem Zustande begraben lag. Eine kaum 80 c//i breite Felskluft, in der Länge von 3 m war durch diesen Holzrechen einstens geschützt. Diese eigenartige Spalthöhle führte gegen alle Erwartungen, unmittelbar am Thalrande senkrecht hinab bis zu einer Tiefe von 18 m, woduich die Verbindung zu einer ansehnlichen Höhlenkammer unter dem angrenzenden Hügelcomplex erzielt worden ist. Durch Analogien geleitet, würde man allgemein vermuthen, die Hochwasser dee Kesseltbales von Planina dürften ebenso in stufig abfallenden Höhlengalerien aus dem geschlosaenen Thale hinabströmen, ähnlich wie in Adelsberg, oder an einigen Stelleu des Zirknitzer Sees. Doch weit verschieden davon, ist hier der eigenartige Abfluß des Gewässers der Unz. Bis zur völligen Unkenntlichkeit sind hier die unterirdischen Recipienten am Ausgange des Thaies mit Felstrümmern hochmächtig überlagert. Eben dort, wo die Finthen das Kesseltlial verlassen, findet man in der Situation „pod stenami" eine lang gestreckte Schutthalde, wie ein Steinfilter über den vertikalen Saugschlnnden der Höhlengänge aufgedämmt. Durch diese natürlichen Filter sickert verhältnismäßig nur langsam das Hochwasser in die Tiefe. Hieraus ist ersichtlich, daß bisher an jeuer Stelle keine eigentlichen „Katavotrons" existirt haben, unter welchen mau geräumige Schachte versteht, in die sich das strömende Gewässer plötzlich hinabstürzt, obwohl die vorhandenen Höhleuschlote und Spalten, wenn auch im kleinen Maßstabe die gleichen Erscheinungen aufweisen. Gegenwärtig ist jedoch, uud schon vor der Inangriffnahme der erwähnten Abteufung jener zwei Wasserschachte, die mächtige Schutthalde auf eine Länge von nahezu 54 »i, bei einer mittleren Breite von 10 Hl, bis an das anstehende Gestein abgeräumt worden, lu westlicher Richtung erstreckt sich die Fortsetzung derselben noch weiter als 300 m Länge, zeigt aber nur an wenigen Stellen eine größere Absorptionskraft für die Ueberschwemmungswässer des Thaies, obwohl dieselben an allen Punkten langsam unter das Gebirge einziehen. Die beiden Katavotrons, die in den zugehörigen Plauskizzen (s. Taf. Fig. 3 u. 4) angedeutet erscheinen, liegen mit ihren Tagöffnungen gerade in derjenigen Situation, wo sich früherer Zeit die Trümmerhalde gegen deu dortigen Hochwasserarm des Unzllußes ausgelegt hat. Dieselben führen zum größten Theile im zerklüfteten Gestein in die Tiefe von 18 beziehungsweise 20 m hinab. Der Lichtdurchmesser des Kreises dieser in der oberen Partie ausgemauerten, vertikalen Wasserschachte beträgt 3'6 vi, d. i. gleichbedeutend mit einer freien Durchlaßfläche von 10 m'-, au welche sich in der Tiefe ein natürlicher Höhlengang von ca. ü »i^ Querfläche anschließt. Dieser Höhlengang bildet die früher verborgene unterirdische Communi-cation uach den nur mit großeu Beschwerden passirbaren Höhlenweitungen der Baron Winkler-Höhlen, weiter zu den unterirdischen Räumen der sogenannten „Vranja jama" und der Lipp er t-Höhle. Obwohl dieser unterirdische Flußlauf bisher noch nicht ohne Unterbrechung des We^ges unter dem Gebirge befahren werdeu kann, so steht der Zusammenhang dieser drei Höhlengewässer außer allem Zweifel. Nicht allein die kartographische Darstellung der bezüglichen Theil-strecken spricht für das Vorhandensein einer noch jverborgenen. vom Wasser überstauten Verbindung, sondern am deutlichsten beweisen eben anch diesen sicheren Zusammenhang die mit dem Thalgewässer unmittelbar pulsirenden Höhlenfluthen im Innern de^ Gebirges. Denn uach kürzester Zeit, als die künstlich hergestellten Wasserschachte am Thalausgauge vou den Hochwässern der Unz erreicht werdeu und mit der Absorption begiunen, kann in den genau eu zwei letzteren Höhlen ein contiuuirliches Emporsteigen der Wässer beobachtet werden. wHlu-eud die erstere iu diesem Zeiträume uiclit betreten iverdeu kauii, weil 3Ìe von deu Hocliwääsern vollständig ausgefiillt wird. Demnach erfolgt hier auf diese Weise ein bedeutend concentrirter AbllulJ der Wässer nach den unterirdischen Räumen, welche, durch mehrfache tiefe Höhleneinstiirze unterbrochen, in nördlicher Richtung gegen die Laibacher Sloorebene successive hinabführen. Von größter hydrotechnischer Bedeutung- erscheinen auch daher die comparativen Messungen und Beobachtungen der Wasserstände an den Höhleuquellen des Laibachflulies. Denn gegenwärtig steht es außer Zweifel, dali speciell diese, wenn auch nur streckenweise erst bekannt gewordene Höhlengalerie aus der Situation „pod stenami" zu den wasserreichen Ursprüngen der Laibach (ungefähr 9 km in der Luftlinie weit) hinabführt und dort ausmündet. Gerade die erwähnten Hochwasser-beobachtuiigen bilden den sichersten Nachweis dieses bedeutsamen Zu-eammenhanges. Noch bevor die beiden Katavotrons im Planinatlmle abgeteuft waren, wurden mehrfache Beobachtungen von Hochwässern, sowohl im genannten Kesselthale von Planina als auch an den Höhlenquellen der Laibach angestellt. Die Verhältnisse des Ausflusses der Hochwässer an den bedeutendsten acht Ursprüngen der kleinen und der grossen Laibach, sowie auch der Lubia gestatten gerade durch ihre günstige Lage, im Vergleiche zu dem ca. 4 5 m tieferliegenden Wasserspiegel der vereinigten Flnliwässer, eine von sonstigen Kückstauungen der zur Laibach tributpflichtigen Wasserläufe gänzlich unabhängige und unbeeinflußte Messnug. Bei dieser Gelegenheit wurde durch ein präcises Nivellement con-statirt, daß die weit auseinander gelegenen Qnellspiegel der kleinen und grossen Laibach, sowie auch jene der Lubia während des niedrigsten Wasserstandes ein absolut gleich hohes Niveau einnehmen. Dasselbe wurde als Nullpunkt für die dort befestigten Pegelmaße angenommen. Ferner muß auch noch angegeben werden, daß die Quellen der Bistra bei Freudenthal um 1-50 beziehungsweise 1-92 m höher liegen als die am selben Tage ermittelte Nullpunktshöhe der früher genannten Höhlenquellen. Der Ursprung der Bistra wird aber auch, wie nunmehr erwiesen .sein dürfte, wohl von einem anderen Wasserhöblen-System aus dem Planinathale gespeist, als der achtäugige Ursprung des Laibacbflusses. Der Nullpunkt des Pegels am Ursprange der Laibach liegt fast genau auf der absoluten Höhe von .BOO Meter über dem adriatischen Meere und wurde zum Ausgangspunkte des ganzen Nivellements für die Kessel-thäler von Inuerkrain benützt. Auf Grund dieser vergleichenden Beobachtungen und Messungen ergab sieh als mittlere Durchflußzeit vom Planinathale bis zu den Laibachquellen 11 Stunden 30 Minuten. Diese Daten über Zeitdauer, die Pegelstände und Ansflußgeschwindigkeiten wurden in den beiden Jahren 1886 und 1887 gesammelt. Nachdem im Sommer 1888 am sackförmigen Ausgange des Kesselthaies von Planina die zwei künstlichen Wasserschachte hergestellt worden sind, wurden während der Herbst-Hochwässer dieses Jahres abermals die äusserst wichtigen Daten erhoben. Es resultirte im Mittel für die Ankunft der Hoch Wässer eine Zeitdauer von 11 Stunden 20 Minuten, also um 10 Minuten weniger als zuvor, während die Pegelstände und Ansflußgeschwindigkeiten absolut keine Aenderung erfahren habeu. Hieraus folgt, daß die im oberen Thale bisher getroffenen Maßnahmen zur Abzapfung der L'eberschwemmungswässer keinen irgendwie fühlbaren Einfluß auf den Wasserstand der Laibach geäussert haben konnten. Trotzdem wurde jedoch in den gi'ossen ßandhöhlen des geschlossenen Kesselthaies von Planina eine Stauhöhe der Höhlengewässer beobachtet, die im Vergleiche zu den in beiden früheren Jahren erhobenen Ziflern eine Zunahme von beinahe 5 Meter aufgewiesen hat. Aber es muß noch ausdrücklich bemerkt werden, daß auch der Wasserstand des Ueberschwemmnngs - Sees am benachbarten Ausgange des Kesselthaies beinahe um 4 5 m höher war als der Wasserspiegel der früher beobachteten Hochfluthen Demnach könnte ant Grund der hydrologischen Gesetze die begründete Einwendung gemacht werden, daß also dann in diesem Falle die beiden Katavotrons ohne eine besondere Wirkung geblieben sind. Und es scheint auch wohl nur tbeilweise bei den überaus großen meteorologischen Escessen im vergangenen Spätherbste dies gewesen zu sein. Doch während der Zeit von Sommer-Hochwässem, solange als die unterirdischen Bäume am Thalrande noch nicht angefiillt sind, äußern diese Wasserschachte eine bedeutende Absorption im oberirdischen Fluß- bette der Unz. Durch den concentrirten Abflußgang werden ohne Zweifel die unterirdischen Recipienten rascher angefüllt und dadurch ist eben für das oberirdische Flußbett eine vortheilhfifte Entlastung zur Zeit geringerer Hochwässer schon bewerkstelligt. Auf diese oben angeführte Weise dürfte es also erst im Vereine mit einzelnen Bauten in den untersten Partien der Zuflnßhöhlen, behufs Verzögerung des herein-strönicnden Gewässers gelingen, sowie es durch regulirbaro Schleusenwehren an den bedeutendsten Hochwasserhöhlen am Zirknitzer - See bewerkstelligt werden dürfte, ohne Nachtheil lur die unteren Durchfluß thäler, und ohne die denkbare Gefahr eines nachtheiligen Rückstaues nach den höher gelegenen Tb alstufen und Sammelbecken, doch wenigstens die Uuüerst sehiidllchcn llochwüsser zur Zeit der Vegetation innerhalb der Flußufer des Bereiches dieses Kesselthales zu erhalten. Naturgemäß werden auch zugleich durch diese Jlaßnahmen die minder schädlichen Winter-HochwUsser in ihrer Dauer einigermaßen eingeschränkt, wenn auch kaum für immer vollständig beseitiget werden. Diese Winter-Hoch Wässer, oder die sogenannten großen Ueber-schwemmungen in Planina sind bekanntlich die Folgen von luibe-rechenbaren Elementar-Ereignissen auf dem änßei-st exponirten und weitgedehnten Niederschlagsgebiete des Unzflusses. Dieselben sind, wie ferner bekannt sein dürfte, bisher wohl nur in einzelnen Jahren mit nnauflialt-samer Vehemenz nach wochenlanger Regenzeit im Spätherbste eingetreten und dauerten nach den traurigsten Erfahrungen einzelner Jahre zumeist drei bis nenn lionate. Der Schaden, den nun solche Winter-Hochwäsaer im Thale anrichten, ist aber immer nur in erster Reihe durch die lange Dauer der Inundation verursacht. Es sterben dann die edlen Gräser der Wiesen unter der mächtigen Wasserdecke sämmtlich aus und die Böden versauern. Viele Bäume und Sträucher werden sozusagen ertränkt. Die Landwirthaft verliert in solchen Fällen eine ganze Jahresernte. Die Communication durch das Thal ist nach allen Richtungen nur auf Kähnen möglich. In den alsbald verlassenen Erdgeschossen der tiefergelegenen Wohnhäuser stehen die Stauwässer einen bis zwei Jleter hoch über dem Boden, nur seltener erreichen sogar diese Finthen das erste Stockwerk, weshalb die Fußböden bei Zeiten mit Steinen belastet werden müssen, um nicht vom hydrostatischen Auftriebe gehoben zu werden. Ebenso werden die Holzbestandtheile der gefährdeten Mühlen und Brettsägen zur Vorsicht zerlegt und abgeräumt. Kaum glaubliche Dimensionen hatte die größte der bisher bekannten Ueberschwemmungen des Kesselthales von Planina im Winter 1851 auf 1852 erreicht. Diese war erwiesenermaßen um nahezu fünf Meter höher als die letztjährige. Nach Angaben der Gedenkmänner des sogenannten Mühithales reichte der Wasserspiegel damals bis zur dritten Fensterscheibe des ersten Stockwerkes im anscheinend sichergelegenen Wohnhause des untersten Mühlbesitzers, Herrn Andreas Milavc im Mühithale. Und diese Angaben stimmen auf Grund des Nivellements mit anderen Hochwassermarken aus diesem Jahre genau überein. Sieben Stonate lang war der genannte Mühlbesitzer delogirt und die Inundation dauerte im Ganzen volle neun Monate, vom Entstehen bis zum totalen Verschwinden. Mit Zugrundelegung der früher angeführten Inundationsfläche von 900 /la und nach Hinzufügung von weiteren 50 ha Flächenausmaß der durch den höheren Aufstau vergrößerten mittleren Ueberschwemmungs-Area berechnet sich für jenes abnorme Seegebilde ein maximales Vorrathsquantum von zusammen rund 66'5 Millionen mi Wasser. Drei Monate hindurch ist dieser trostlose Ueberschwemmungs-See, anfangs rapid, später aber langsam und consequent angewachsen, hierauf kam durch einen ganzen Monat ein absoluter Stillstand des Wasserspiegels vor, so daß die Thalbew-ohner allgemein befürchteten, dieser „neue See" werde nicht mehr verschwinden. Aber darauffolgend begann ein successives und nahezu gleichförmiges Abfallen der Inundation und erst im Verlaufe von fünf Monaten war der ganze Thalboden wieder wasserfrei. Dies bedeutet neben der gleichzeitigen Verschlundung der variablen Durchflußquantitäten eine durchschnittliche Vorrathsabgabe von ca. 5'12 wiS pro Secunde aus den Wässern der Inundation-Hier muß noch ausdrücklich bemerkt werden, daß über den täglichen Abfall der damaligen Ueberschwemmungswässer keine Aufzeichnungen vorliegen, einzig ist nur die Totalität der Erscheinung noch gegenwärtig von den Gedenkmännern zu erfragen. Doch ein Factum ist woiil feststehend, daß nämlich bei geringerem Zufluße und dies hauptsächlich zum Schluße dieser höchst eigenartigen Ueberschwemmung eine laschere Tendenz der Abualime der Stauhillien aneli damals zu beobachten gewesen wäre. Betrachtet man min lerner die Schwindungsverhältnisse der vorjährigen Inundation des Tlmlea von Planina, wobei aber das angesammelte Wasser von zusammen höchstens 19 Millionen m« in diesem .lalire gewiß anderen Bedingungen des Zu- und Abllulies begegnete, so reaultiren bei weitem günstigere Durcbsclinittsziffern. Vorerst mn(i noch angegeben werden, daß die Pegelstände an der Schloßbriicke bei Haasberg den Maßstab für die Abnahme der Ueberschwemmungswässer gebildet haben, wie folgt: Am 13. October 6 Uhr früh, der höchste Wasserstand 3-85 m ober Null. „ la. „ „ „ abends, „ „ „ 3-79 „ „ n n I, » 1, n - „ „ „ „ )) n 1 Ii « » „ u 3*39 „ „ » j, ji ), „ „ ,1 3*18 „ „ „ H )) » n il " n - y*97 „ - „ " n n I) I) M n n 2*70 „ „ „ l'I 0-AA » n TI » » " n « ^^ )! » I) on 0-1Q ti n un lì V n n J „ n „ Dies ist im Ganzen eine Zeitdauer von 180 Stunden und eine Ab nähme der Stauhöhe von zusammen 166 welche einer Wassermenge von rund 14 Millionen m» entsprechen. Naturgemäli wird mit dem sinkenden Wasserspiegel die iiiundirte Fläche successive immer geringer. Sie geht hierbei von 900 auf HOO ha nach und nach zurück, während diese restliche Area vorerst in zusammenhanglosen Inselflächen, die sich wieder successive unter einander vereinigen, bei sinkendem Wasser des Restes von 5 Millionen mn ziemlich liald zum gänzliclien Vorschein gelangt. Aus obigen Daten resultirt ein Schwin-dungsquantum von durchschnittlich 21-ß »Ii* Wasser per Secunde. Zur näheren Autklärung muli nun wieder betont werden, dali diese Abnahme der Inundation bei regen-loser Witterung und bei heftigen Borastürmen beobachtet worden ist, wobei die Intensität nachgelassen haben, versiegt waren; so zwar Ansicht der Holzgitter über den Katavotrons bei Planina. tributären Höhlenzuflüsse successive an und einzelne derselben schon gänzlich dali die Jlessungen an den Zuflußhöblen am Schluße dieser Beobachtungsperiode ein Gesammtquantum von rund 52 m3. und .später nur 46 m' Wasser per Secunde ergeben haben. Die eigenthümliche Erscheinung, daß die Pegelstände gegen das Ende dieser achttägigen Beobachtungsreihe, trotz aller günstigen Fac-toren eine geringere Tendenz in der Abnahme zeigen, findet darin seine Erklärung, daß bereits in den letzten zwei Tagen die Strömung des Wassers unter der Brücke hei Haasberg bedeutend sichtbar wuide. Daher das weitere Sinken des Wasserstandes nur ähnlich wie in einem breiten Strome aufgefaßt werden kann. Ferner war bereits am 21. October das Wasser der Unz bei der genannten Schloßbrücke in die Ufer zurückgetreten und trotz des weiter constanten Zuflußes von nur ca. 46 mS Wasser per Secunde (u. zw. zusammengenommen aus der Kleinhäuselhöhle, aus dem Mühlthale und aus der Skratovka, während die Wasserkrater der Hotenka ihre ausspeiende Thätigkeit eingestellt haben) ist erst am 25. October gegen 5 Uhr früh die restliclie Inundation des Tliales gänzlich verschwunden. Dies ist ein sicheres Zeichen, daß die Tendenz der Absoi-ption nunmehr eine geringere geworden sein mußte, denn bei jener früheren Intensität hätte sonst wohl am 23. October bald nach 12 Uhr mittags der totale Abfluß erfolgen müssen. Diese auffallende Verzögerung wird jedoch bei dem höch.st einfachen Umstände erklärlich, daß zu dieser Zeit eine Reihe von höher gelegenen Sauglöchern nicht mehr vom Wasser erreicht worden ist. Daher nur einzelne tiefer gelegene Hochwasserhöhlen und die beiden Katavotrons die restlichen Flutheu absorbiren mußten. Hierauf wurde eine äußerst langsame Abnahme des stärkeren Mittelwassers im Unzfluße beobachtet, indem kleinere Regen immer wieder Störungen in dieser Abnahme-Tendenz verursachten. Und erst am 13. November ist abermals Niederwasser eingetreten. An demselben Tage wurde es nun wieder möglich, in die vom Wasser verlassenen Katavotrons hinabzusteigen, um nachzusehen, welche Wirkungen das in der Tiefe hiudurchströmende Wasser in den unterirdischen Räumen der Baron AVinkler-Höhlen geäußert hatte. Das Ergebnis war sehr günstig, indem an keiner Stelle eine nennenswerthe Veränderung der früheren Verhältnisse beobachtet wurde. Gegenwärtig sind diese beiden künstlichen Wasserschachte mit einer soliden Ringmauer von 1-2 m Höhe umrandet. Und zwar wesentlich zu dem Beliufe, daß keine Schotter- und Sandmassen hinabgerissen werden können, wie auch mit Rücksicht auf die dortige Fischzucht, damit auch nahe an der Situation der Katavotrons eine ruhige Wasser schichte liege, welche insbesondere kleineren Fischen zu statten kommen soll. (s. Taf. Fig. 5.) Ferner wurden diese Wasserschachte provisorisch mit einem durch Steine belasteten Holzgitter in Pyra-midenforni vor den Nachtheilen einer Verrammlung geschützt, welche Gefahr bei jedem Hochwasser daselbst infolge von eventuell zugeschwemmten Hölzern und Aesten den unterirdischen Räumen droht. Diese provisorischen Schutzgitter wurden nachträglich durch zeltförmig aufgestellte Eisenconstruc-tion ersetzt, welche nach dem Entwürfe des Meliorations-Ingenieurs Markus von der Firma Ig. Gridi in Wien geliefert worden sind. Die oben dargestellten Verhältnisse behandeln das erste große Versuchsobject, welches im Auftrage des k. k. Ackerbau-Ministeriums aus dem einheitlichen Rahmen des Generalprojetes zur un schädlichen Ableitung der Hochwässer aus den Kesselthälern von Innerkrain mit strengem Vorbedacht zur Ausführung herausgegriffen wurde. Dasselbe bildet einen integrirenden Bestandtheil des die Kesselthäler von Planina, Zirknitz und Laas-Altenmarkt umfassenden Generalprojectes und ist geeignet, ohne Beeinträchtigung der ganzen systematisch angelegten Arbeit und ohne Gefährdung anderer Liegenschaften die nöthigen praktischen Erfahrungen zu liefern, welche in diesen naturseltenen Verhältnissen und zu dieser eigenartigen hydrotechnischen Ableitungsart von wildbachartigen Gebirgshochwässern vorerst an Ort und Stelle gesammelt werden mußten, nachdem derartige Objecte der Hydrotechnik noch nirgends bestanden haben, als zu dieser Arbeit geschritten wurde. Möge dieser Beitrag zur theilweisen Klarlegung der hydrologischen Verhältnisse des weitgedehnten Karstgebietes dienen, um auch hier in der nächsten Zukunft die bedrängte Landwirthschaft an den Segnungen der Hydrotechnik theilhaftig werden zu lassen. DIE KATAVOTRONS IM KESSELTHALE VON PLANINA IN KRAIN. K E®ì\ isso tè^ka-: ìi 'ti-^ Fl ) .Erost-flSK\8 /X Oi 'S \\. i ro^ CO " " ' J} r /a v- Oj 'O r^ - Gr^f -J y j (y)\ \ hai n \ \ J ' I kjJ» i. \s468 O^fV /A // WJÌ5 iinj- _______ Fig-l'. ÜBERSICHTSKARTE Kfc' \ ö-es i i*^'V/ro5 0 (Les KefssUhsLles toh Planina in. Jnnexkrain. 1:30000. ^ / GMalna : :. . >. »v X - .if ' \sx\ S irCc^ K •J» .«•s V . - LlVv . (Cw-.'AVWv • > > X .X er J, Jc/tl Haocs^g \ 0 '/O^ y/ Ik o^r^c /"O b \ ■\ "526 o7 o Ö i^ìafiuC^^m A^lsl)« TCoIesiliks ;=68»' "HShlen-ZllflurB^v? iliUdC^ \ ,0 ( 1 A v... k ^ _ i. r y Situabionsplan der Höhlengän^s und Dolin en am NüTdrande des Ke f s elthal e s von PI aniii a. i:S760. ■ D/s äufserste N'^rX-Ende'des JnuridatioTis^eUetes Mes Unzflufses nVWefs elthal e VOTI Planina . X /- ' >. ■ " ■■■ " \ . Fig.3. Situation der KatayoLrons von. Planina. I.IOOD. ii'lrsengrunde WtlnriitcrbirenUe Fthhhiftt Haehwilitrjrm iitt UnzfìuAet ^ itt irr SitutUan ,Ped sttnami'-_^ l't'j e e >'n j(runa K' Pig.b. l]eLailplaiisMzze zu den beiden Katavotrons v. Planine Vertikalschnitt nach AB, und Ansicht des EisenglUers. 1;200 Abnornialtr h'ochwalierettni im Octshur IŠS8 Draufsiclit. A.____l-tb .L2----B Pig Vertikalscimitt nach AB CD. 1:1000. Cr. Mäximal Jfaehwa»rttrTt3Ad ram Jghne ISB suf /iochwa/^fTMUaiim OctoierJSSS ■• J VerscXÌiLt ,.'zweier,^o Jeitinch ter wgi:HtiiscN