(Franko pauschaliert.) Erscheint wöchentlich zweimal: Donnerstag und Sonntag früh Mrifttrftuna anb «tTSwiItuna- frtk.no«» alica 5h. 6. X»lepS>on tl. - Äntflmbifiunßm onben in der StwaUu«,- gegen Beregnung blll,gster »ebühren entgeg«ngeaom»-n v.,.g»p..,s.: Für da. Inland vierteljährig A »Ibityita K 48.-. »«-«Shri« K *0» da» Au-tand rnt-pr.ch«nd- Erhdhu«?. - Einzelne Ru«»ern l Kran. Nummer 75i J_ Sonntag den 18. September 1921 3. [46.] Jahrgang Das polnische Vorbild. In den slawischen und romanischen Blättern der Mittel- und osteuropäischen Nationalstaaten sin-det sich häufig die Bemerkung, daß die deutschen Minderheiten kein Recht hätten, über die ihnen zu. teil werdende Behandlung Beschwerde zu sühren, da deren rechtliche Lage noch immer beträchtlich günstiger sei als e» die der Polen in Preußen ge-wesen ist. Es soll hier aus den logischen Widersinn, ein Unrecht in dem einen Staate durch ein Unrecht in dem anderen und noch dazu einem gänzlich Un» schuldigen gegenüber ausgleichen zu wollen, nicht näher eingegangen, sondern bloß solgendeS sestgestellt werden: ersten», daß die preußische Polenpolitik nicht nur ein Unrecht, sondern auch ein Fehler war, da sie das Gegenteil des angestrebten Zieles erreichte, und zweitens, daß die Behandlung der Polen im preußischen Staate sich im gesetzlichen Rahmen be-wegte und im Vergleiche zur rechtlosen Lage, in der sich die völkischen Minderheiten in manchen neuen Nationalstaaten befinden, noch immer als eine erträgliche und Humaue bezeichnet werden kann. Hiebei dars nicht übersehen werden, daß die preußische Regierung zur sogenannten Germauisieruugspolitik nicht au« nationalem EhauviniSmus gedrängt. sondern dazu au« Gründen der staatlichen Selbsterhaltung gezwungen wurde. Die polnische Frage in Preußen läßt sich aus das Jahr 1830 zurückdatieren. Schon in diesem Jahre hielt sich in Paris eine Million der „polni-schen Nationalregierung" auf, welche die Ausgabe hatte, die Besreiung der polnischen Gebiete vorzn» bereiten und die vermittelnde Hilse Frankreichs zu erwirken. Als der polnische Aufstand in Rußland Aeiseskizzen. v»n Alma M. «arlin. Eelje. XXIX. Guatemala. Leser, ich versprach dir, dich bald wieder auf meinen Zauberleppich zu setzen und dich in ein ferne« Land »u tragen und fleh! — hier bin ich. Nimm Platz und flieg' mit mir nach dem Lande, da« die alten Azteken „Euauhtemillan" d. h. .modernder Baum" nach Auslegung der einen «der „mit Bäumen bedeckter Ort* nach Ansicht der anderen nannte» und da» die Spanier, die sich an dem langen Wort die Zunge brachen, kurzweg „Guatemala" tauften. Schau hinab! Trvpenwälder an beiden «Üsi-n, breite Flüsse, die lang ver der Mündung schon ,u fieberbefördcrnden Sümpfen geworden, nnd in der Mitte ein schöne», dicht bebaute« Hochland, geklönt von Feuerbergen, deren Zuckerhutsonnen wie Wezweiser aufsteigen. Guatemala «st da« größte der mittelamertkantschen Länder, da« wichtigste und g«deihen»vollste, da« reichste und da« ärmste, denn seine Wälder find voll von Mahagoni, Ebenholz, Tolubalsam, Kuhmilchbäumen, Ceyolpalmen, Kautschuk, Guttapercha, MadraNo», Färbehölzern, Sandalholz und Signum sanctum, Eisen» holz und dem harten Nazarene, da« so schwer ist, daß «an z. B. einen Tisch darau» nicht allein heben kann; seine Flüsse voll Goldsand, seine Berge voll Gold, Silber, Kupfer, Eisen, Kohle und Edelsteinen, Marmor, Alabaster, Smaragden und Opalen, aber seine Bewohner noch abergläubisch und unwissend, zumeist au« Indianern bestehend und so kommt e«, daß in einem Lande, dessen Hauptstadt 70.000 Ein» im Sommer und Herbst 183 l zusammenbrach, zogen die geschlagenen polnischen Truppen im Winter 1831/3? in Kolonen von 50 bis 100 Mann aus verschiedenen Wegeu durch die deutschen Staaten nach Frankreich. Diese „Legionen der Emigration", deren Gesamtzahl mit zehntausend Menschen ange-geben wird, wurden in sranzösischen Städten inter-niert und konnten keinerlei politische Wirkung aus-üben; aber sie bildeten den Hintergrund, aus dem sich die in Paris weilenden hundert bis zweihun-dert polnischen Abenteurer, Politiker und Literaten riesengroß abhoben und durch ihre Tätigkeit jähr-zehntelang aus die Entwicklung in Posen bestimmend einwirkten. Diese gründeten politische Klubs und lilerarische Gesellschaften mit der dreifachen Aufgabe, die Sympathien deS Auslandes für Polen zu erhalten und zu beleben, die Volksgenossen in der Heimat sür die Revolution reis zu machen und durch Ent-senduug von im französischen Jdeeukreise erzogenen polnischen Emissären in daS Geburtsland den nationalen Widerstand zunächst auf wirtschaftlichem Ee-biete zu organisieren. Ein solcher Heimkehrer war z. B. der polnische Arzt Dr. Karl Marciukowski, welcher in der Zeit von 1836 bis 1846 als Sproß-ling der Emigration in Pose» eine sörmliche Dik-tatur über seine Landslente ausübte und, gestützt aus seine in Frankreich erworbenen Kenntnisse, den Grund zn einer wirksamen und zukunstSsicheren Arbeit der Polen in Preußen legte. Im Jahre 1846 war die Entwicklung der Dinge soweit vor-geschritten, daß die Bewegung sür die Wiederher-stellung Polens in einen offenen Aufstand auszün-gelte, der drei Jahre dauerte, um schließlich in zahlreichen Amnestien zu verglimmen. Die Pariser Emigrationsherrschaft versuchte im Jahre 1863, die wohner zählt, ein Theater, «in Museum, eine Bibliothek, Hospitäler und selbst eine Universität besitzt und im Gnadenlicht eine« Erzbischof« schwelgt, dennoch eine Bevölkerung lebt, von der 90% weder lesen noch schreiben und 2% nur lesen, ohne zu schreiben, wa« nur 8^ Menschen übrig läßt, die eine Kunst ver-stehen, die bei un» von jedem achtjährigen Kind ge« übt und auch bei ihm al» schon vorhanden vorau»-gesetzt wird. Nicaragua und El Salvador fänden Platz in einer einzigen Provinz von Guatemala, aber an Bildung sind beide ganz Guatemala überhaben. Die Söhne einiger Reichen studieren im AaSland und leben später al« Halbgötter und unbesiränkte Herrscher im Heimatland. Der Handel der Hauptstadt und der wichtigsten Petroleumquellen und Pflanzungen ist in Händen der Ausländer und die schon „zivilisierten" (da» Wort ist leer) Indianer bepflanzen nur knapp den Teil deS Lande«, der ihnen zur Erhaltung der nötigen Ernte genügt. Die willen Braune», die noch nackt durch die undurchdringlichen Wälder ziehen, dem Puma nachstellen, den Jaguar mit Pfeil und Bogen angreifen, haben andere« zu tun: — Sie sammeln Kräuter und verfertigen daran« ihnen allein bekannte Gifte — schnell oder langsam lötende; sie verstehen e«, Dämone zu beschwören, jemand Weitadwohnenden Tod oder Krankheit zu schicken und ihr Leben ist der Jagd und dem Nichtstun geweiht. Die Stadt Guatemala liegt 1500 m über dem Meeresspiegel zu Füßen der gesürchteten Feu-rberge „Agua" und »Fuego*, und «och viel höher gelegen und folglich kälter ist al» Quetzaltemango oder ,ver-brannter Berg', wo e« selbst schneit und friert. Die Luft ist dort schon so dünn, daß viele Leute nur noch Befreiung Polens durch einen neuerlichen Aufruhr in Rußland einzuleiten; als aber dieser Plan an der Energie der russischen Staatsgewalt scheiterte, ging die Oberleitnng der polnischen Angelegenheiten von den Pariser Emigranten auf die polnische Ab-geordnetcnpartei in Berlin über, um bei dieser sast 30 Jahre, d. i. bis zum Jahre 1893 zu verbleiben. Durch diesen Wechsel in der Oberleitung hatten sich die politischen Ziele nicht geändert, bloß die Metho» den waren andere geworden. Die polnische Paria» mentSverlretung übernahm nach außenhin die Aus« gäbe, die preußische Polenpolitik dauernd mit einem öffentlichen Kommentar zu begleiten und nicht nur die Gesetzgebung, sondern noch mehr die Miuisterial-Verfügungen und Maßregeln der ausführenden Be-hörden zu kontrollieren und zu kritisieren. In diesen. Zusammenhange wird eS verstäub» lich, daß die preußische Regierung, allerdings mit mancherlei Schwankungen, sich Mühe gab. das die staatliche Existenz bedrohende polnische Element un-gesährlich zu machen und es zunächst in seiner ver» muteten Führerschaft, in der polnischen Schlachta, zu treffen. Da sich die polnische Jugend am Aus» stände des 30er Jahres beteiligt hatte und hiebei von polnischen Landräten und anderen preußischen Beamten polnischer Nationalität erwiesenermaßen unterstützt wurde, so wurde — nach längerem Zögern — am 3. Februar 1833 mittels königlicher Order versügt, daß die Besetzung der Beamtenstellen in der Provinz Posen weiterhin der Regieruug vorzn» behalten sei. Die Folge davon war, daß die Polen der Reihe »ach ihre Stellen im preußischen Staats-dienste niederlegten und die Erklärung abgaben, daß sich auch ihre Söhne von der preußischen Justiz, Verwaltung und Arme« sernehalten würden. So schwer atmen und daher bleibt der Ort eine Art Sommerfrisch« für Ermattete. Trotzdem erfreut sich dies« Stadt einer herrlichen Lage, von schneegekrönten Bergen eingeschlossen und Europäer ertragen dieseS Klima sicher leicht. Der wichtigste Hafen an der Westküste ist San Josö, wo Schisse indessen nicht anleg:» könne«. Wer hier an» Land will, wird in einen Stuhl oder Korb getan, mit Hilfe de« Kran« in die Höhe gezogen und dann in da« kleine, tanzenx Boot gelassen, wo Schisserhände ihn fangen und heranziehen. An dem langen Hafendami». kommt wieder ein Korb in« schaukelnde Boot, der Reisende klammert stch an die Taue wie ein Asse und in die Höh« geht'«. Die Hauptstraße hat in der M!tt« die Eisenbahn -strecke und Pflaster gibt e» keine». Der Faß versinkt im tiefen Sand und die Sonne brät gebührend auf den Wanderer nieder. All« Kaufladea sind in Händen der Chinesen und selbst Dinge wie Haarnadeln gehören zu unerreichbaren LaruZgegenstZnd«», denn die Frauen Guatemalas lassen da» Haar offen über die Schulter fallen oher flechten zwei Zöpfe, die ebenfalls den Rücken abstauben. Eine lose Jacke, meil ohne Hem» darunter, und ein langer, faltenreicher Rock werden fast von allen Frauen getragen, aber Schuhe gehören zu den Seltenheiten und die Sol»at«n, die mit aufge» pflanztem Bajonett auf dem Damm Wache stehen, haben Tschako, Uniform, Stoss oder Ledergamajchen, aber — keine Schuhe. Die Männer tragen zumeist nur ein lofeS Hemd und ein Paar Hosen, aber baust z finden sie selbst da« Hemd überflüssig und bei der Arbeit immer. Die Nebengäßchen San Jvs6« entbehren trotzdem nicht de» Zauber». Der Fuß versinkt im «fite 2 wurde der Ehrgeiz mancher gebildeter und adeliger Polen, der sich sonst in der Ausfüllung der Beamten laufbqhn erschöpft hätte, aus die freien Berufe ab gedrängt, in denen sich für die Betätigung im pol> nisch-nationalen Sinne ungeahnte Möglichkeiten erschlossen. Das berühmte AnsiedlungSgesetz des Jahres 1886, da» über Anregung des Regierungspräsidenten von Bromberg, Christoph von Tiedemann, zustand«, gekommen war, ging von dem Bestreben aus, durch Parzellierung angekaufter Güter und durch Ansied-lung deutscher Bauern auf den Teilstücken die Pro-vinz nachhaltig mit deutschen Elementen zu durch-setzen. Die preußische Regierung, welche die Wirkung des Schulregulativs vom Jahre 1373 aus die breiten Schichten der polnischen Bevölkerung gänzlich ver-kannte, war der Meinung, daß die staatsfeindliche Agitation in Posen überwiegend »om polnischen Adel mit seinem zahlreichen Gefolge, seiner Diener-schast und Beamtenschaft genährt werde. Auch Bis-marck glaubte, daß er mit den vom Landtage be-willigten hundert Millionen Mark den verschuldeten polnischen Großgrundbesitz aufkaufen, d. h. p»litisch unschädlich machen könne, und er sagte ironisch, er wolle ja dem polnischen Adel nicht unrecht tun, sondern ihm die Güter teuer bezahlen. Das ge-schichtliche Urteil bezeugt jedoch, daß die mit staat-lichen Mitteln betriebene Kolonisieruug von der fal-schen Annahme ausging, daß mit der Austeilung de« polnischen Großgrundbesitzes gewissermaßen die polnisch« Gesamtheit wirtschaftlich enthauptet würde. Die preußische Regierung, die ein leichtes Spiel zu haben glaubte, stieß auf Widerstand von einer Seite, von wo aus ihn niemand erwartet hatte: zunächst unternahm der polnische Hochadel von Galizien auS einen allerding» unzulänglichen Versuch der Gegenwehr; dann aber trat an Stelle der leistungsunfähigen Schlacht« der polnische Bürger-und Bauernstand in die Bresche, welcher der amt-lichen Ansiedlung eine polnisch.nationale ent-gegensetzte. Die breiten Massen de» Polenmms waren bis in die siebziger Jahre voi» der politischen Agi-tation unberührt geblieben ; so konnte noch BiSmarck in offener Landtagssitzung die Bravour, mit der sich die polnischen Bauern in den Kriegen von 1866 und 1870/7! sür die Krone Preußen geschlagen hatten, rühmend hervorheben. Plötzlich wurde aber die in einem loyalen Dämmerzustände dahinlebende polnische Bauernschaft durch eine Regierungsver-fügung au» der bisherigen GemütSversasiung auf-gerüttelt. Bis zum Jahre 1873 hatte der preußische Staat jede Reibung in polnischen Sprachangelegen. schwarzgrauen Lawasand de« Fahrwege«, aber ring«-umher ist alle« grün. Kokospalmen bilden natürliche Baumgänge und erlaube» vollen Durchblick auf die kleinen HolzhäuSchen, die zumeist fensterlos sind und die ein übermäßig hohes und langgestreckte« Palmendach haben. Schweinchen, die langhaariger und spitzschnautztger al» bei un« daheim sind, wälzen sich behaglich in den vielen Sümpfen, die um San Josö gelegen, und ver-jagen die Stechmücken au« ihren Ruheplätzen. Esel schreien kläglich in den umfriedeten Höfen, in denen immer einige Tropenfeuchtbäume schattenspendend stehen und die nackten Kinder und Hunde rollen im Sande, genau wie die Schweinchen e« ihnen vormachen. Die halbdunklen kühlen Häuschen leiden nicht an über-flüssiger Einrichtung. Kisten und Stühle, ein paar Steine ergeben den Herd und die au« Palmenfasern oder Jxtle geflochtenen Hängematten sind Schlasstälten, Ehrenplätze, alle« in einem. Auf einer sandigen Ebene wurde Holzkohle her-gestellt und dahinter führte ein schöner Weg in die Laumwelt um San Ios6. E« gibt hier keine Wälder, denn der eigentliche Wald ist Dschungel und kann nur mit der Axt in der Hand durchquert werden, denn Unterholz, Domen, Schlinggewächse, gefallene Baum-stimme und unerwartet tiefe Sümpfe versperren den Weg. .Wo aber die Menschen schon einen dauernven Pfad geschaffen, wechseln die Bäume mit Maiifeldern «der Huckerrohrpflanzungen ab, oder bestehen FrincaS, d. h. Keine Landgüter oder Borstadtgärten, die von den unsrtgen ganz verschieden sind. Mitten unter aller-lei Obstbäumen, die da wachsen wie sie wollen, steht ein kleine« Ba»bu«hau«. da« hie und da einmal eine Ei liier Zeituno. heiten auf dem Lande sorgfältig vermieden. Die Lehrer mußten beide Sprachen beherrschen und an-wenden und den Kindern den Unterricht in der Muttersprache erteilen. Mit dem 27. Oktober des genannten Jahres aber wurde die Einführung der deutschen Unterrichtssprache in allen Lehrgegen-ständen mit Ausnahme der Religion und des KirchcngesangeS verfügt und sonach einer der wich-tigsten VolkSgewohnheiten, der Sprache, von Amts-wegen der Krieg erklärt. Früher wußte der Bauer nicht, weshalb ihn der Propst gegen die preußische Verwaltung aufhetze, jetzt sah und begriff es jeder; vier Jahrzehnte hatte die Schlachta vergeblich ver-sucht, die Bauernschaft in die Gegnerschaft zum Staate hineinzutreiben, der „Schulkrieg' brachte es in wenigen Jahren zuwege. So kam es, daß die preußische Regierung zur Zeit, als sie den Kampf gegen den polnischen Adel riskieren zu können ver-meinte, bereits der geschlossenen PhalMx des ge-samten PolentumS gegenüberstand. Nun wendete sich da« Blatt gründlich. Die amtliche AnsiedlungSpolitik wurde nach anfänglichen Erfolgen bald in die Verteidigung gedrängt. Sie wollte polnischen Besitz ankaufen und war in kurzer Zeit immer mehr gezwungen, deutschen Boden, der unter dem Einflüsse einer skrupellosen Spekulation in steigendem Ausmaße feilgeboten wurde, um hohe Summen an sich zu bringen. Selbst das Ent-eignungSgefetz des Jahres 1908, welche» in der ganzen Welt ungeheures Aufsehen erregte, im Grunde jedoch nichts anderes war al» ein Akt staatlicher Notwehr, konnte das schließliche Fiasko der preußischen AnsiedlungSpolitik nicht verhindern. Eine summarische Statistik de» Jahres 1914 stellte fest, daß die Deutschen vom Jahre 1896 angefangen nur in 15 Kreisen der Provinzen Pose» und West-preußen an Boden gewonnen haben, dagegen in 49 Kreisen trotz aller Anstrengungen der preußischen AnsiedlungSkommission, trotz der Ausnahmegesetze gegen die polnischen Siedelungen zurückgedrängt wurden. In einer Studie über die preußische Polenpolitik fällt der Berliner UnioersitätSprofessor Ludwig Bern-hard folgendes abschließende Urteil: „Der Glaube, der FiSku» könne den Bodenkamps durch seine Finanzmacht entscheiden, hat sich als Irrtum erwiesen. Die Geldkraft der Staats-fasse wurde durch die Kreditkühnheu der Privat-spekulativ» überboten und von Jahr zu Jahr über-ragt. Der preußische Fiskus wurde zum Speku-latiouSobjekt. Die Folge war die Demoralisation Nummer 75 Art Veranda hat, wo der Länge nach eine Hänge-malte baumelt. Man hält höchsten« Schweine. Kühe sind selten und mager. Niemand kümmert sich um da« Au«sehen der Gärten. E« wächst alle«, weil e« nicht ander« kann, nicht weil Mensche,: e« so wollen. Auf diesen einsamen Wegen genoß ich alle Wunder Guatemala«. Schmetterlinge umschwirrten mich, oft fünf oder sechs gleichzeitig und zumeist waren sie dann von gleicher Farbe — weiß, vom handgroßen Falter b>» herab zum winzigen, der nur halb so groß, wie unser Kohlweißling: dann wieder gelb, tieforange, mit schwarzen Rändern und einmal zwei große auffallend bunte, die eine Blütendold« ganz verdeckten. Auf dieswr Pfad traf ich auch ein Judianerweib, mit dem ich lange sprach und da» mich auf meinen Wunsch in ein Palmen-dickicht sührte, wo ich die Toyolpalmennuß pflücken konnte. Dte Palmenwedel haben lange, scharfe Dornen, aber der Stamm ist nicht hoch und ich erreichte eine groß« Dolde der Früchte, die einen der Schätze Mittel-amerika» darstellen. Die äußere Hülle springt auf, sobald die Ruß reif ist und die zweite, grüne Hülle wird von den Schweine» gierig abgefreffen. Nun kann dte Nuß in der letzte« harten Schale selbst jahrelang auf dem feuchten Urwaldboden liegen, ohne zu faulen und wenn man sie endlich aufschlägt, sind« man die tadel-lose, wohlschmeckende Nuß, die sehr viel feine» Oel enthält und ausgenützt, eine Quellt de« Reichtum« wtldea könnte. Vor dem Fincaetngang wuchern Jsote», eine Strauchart mit merkwürdig langen, spitzen Blättern und einer stark duftenden, halbenmetergroßen »eti«a blüte, die von den Eingeborenen gegessen wird. Hell- des östlichen Gütermarkte» und schließlich die voll-ständige Einkreisung der preußischen Ansiedlung». kommission. Den Polen hingegen brachte der Kampf um d«n Bod«n eine soziale und wirtschaftliche Or-ganisation, er zwang sie zu einer Neuordnung ihrer ungesunden Bodenverteilung, zwang sie zu Reformen, die die alte Schlachta in Friedenszeiten nie ge-duldet hätte, und entwickelte auf dem Boden das Gemeinwesen, daS den Polen als Verkörperung der slawischen Kultur in Preußen erscheint". Die Leistungen der Polen unter preußischer Herrschaft sind und bleiben daher da« weltgeschicht-liche Vorbild dafür, wie eine national« Minderheit ihr selbständiges Dasein behaupten und gegen eine weit überlegene Staatsgewalt sogar befestigen kann. Die preußische Polenpolitik enthält lebendige Lehren sür alle durch den Weltkrieg entstandenen völkischen Minderheiten, daß Gewalt und Unrecht sich in der Völkergeschichte früher oder später an den Urhebern rächen müssen. Dabei haben die Preußen, obwohl sie durch keine internationale Satzung zu einer an-ständigen Behandlung (»ksir tr«»tm«ot') ihrer na-tionalen Minderheiten verpflichtet waren, den Polen keine derartigen Unbilden zugefügt, wie sie in manchen neuen Nationalstaaten vorzukommen pflegen : sie haben den Polen niemals das politische Wahl-recht entzogen, ihnen niemals da» Versammlung«-und Vereinsrecht aberkannt, niemals ihre nationalen, humanitären oder geselligen Vereine ausgelöst oder deren Privatoermögen angetastet. Ja der schärfsten GermanisierungSpcriode haben sie den polnischen Kindern den Unterricht wenigsten» in der Religion und im Kirchengesange belassen. Und selbst nach dem EnteignungSgesetze haben sie in de» wenigen Fällen, die zur Durchführung gelangten, für den abgelösten Grund und Bode» den durch die Speku-lation in die Höhe geschraubten Preis entrichtet. Die unentgeltliche Wegnahme privaten Besitz«« ist den Schoßkindern de» Selbstbestimmungsrechtes in der jüngsten Zeit vorbehalten geblieben. Das polnische Volk hat in der Geschichte wenig Beispiele, die jemanden zur Nachahmung anspornen könnten; eS ist auch fraglich, ob die jetzige BeHand, lung seiner nationalen Minderheiten von einer späteren «Äeschichtsschreibung mit dem Attribut der An-ständigkeit verknüpft werden wird. Aber die Widerstand«-kraft und Selbstbehauptung gegen die preußische Herr-schast wird auch in Jahrhunderten noch al« mustergültig anerkannt werden, den unterdrückten Völkern zum Vorbild, den herrschenden Nationen zur Warnung. blaue Vögel, etwa« kleiner al« unsere Kräh«, saßen auf den Aesten der Kalabassen und der Higuera« und un-zählige Eidechsen huschten über den Weg. Bei jeder Lichtung hitte ich «uSblick auf die drei schönen, spitz-zulaufenden Bulkane Guatemalas; der Santa Maria war vor wenig Jahren dem Orte sehr gefährlich geworden und Erdbeben gehören zu de« Dasein« Alltäglichkeit, gerade »ie all da« reich« Grün ringsumher. Man geht tn diesen Ländern nie abentruerfrri und im Grund« war ich froh, al« ich mir dte ge-lungene Kirche mit dem Turm in LusthauSform mit schi«f«r Glocke und palmenstrohgedecktem Zugang an-gesehen, auf dem Marktplatz von einer einarmigen Frau ein Palmenstrohkörbche« gekauft hatte und au« dem Stuhl glücklich wieder an Bord de» eigenen Schiffe» gehoben wurde. Ehamperic» Ist ein kleiner, unbedeutenderer Ort, wo man auch nur wie ein Tier ein- und ausgeladen wird, aber al« Ausfuhrhafen gehört Ehamperico zu den wichtigsten der ganzen Küste. Zweimal die Woche geht d«r Zug nach Guatemala ab und Reitoerbinbungen nach anderen Orten de« Innern sind leicht/Ehamperieo hat noch eine Eigenheit: den ,0t>amperioo »well*, d. h, an seiner Reede schaukelt da« Schiff, al« »b c« sich Im Sturmwetter auf hoher See befände und zuzeiten »erhindert die« selbst da« Laden und Ausladen, denn große Boote kommen an da« Schiff mit den Säcken oder Kisten heran und der Kran hebt die Waren au« den Booten tn den Schiffsraum. Mehr al« «tn Schiff scheiterte schon »or Ehamperico, dem letzten Hafen Guatemala«. Nummer 75 Unsere Valuta Di» jugoslawisch« Krone ist feit Wochen in andauerndem Rückgange begriffen. Die Entwerlung aus der Züricher Börse beträgt seit Ende Juli beiläufig 20 von Hundert. Darob herrscht nun in uusereu Zei-tungen große Verwirrung und eS werden lange Ab-Handlungen über die Gründe dieser Erscheinung von Stapel gelassen. Alle Artikel schießen aber am Kern« der Sache vorbei. Entscheidend sür den Stand unserer Valuta ist in der gegenwärtigen Lage keineSweg» unsere Handelsbilanz; denn unsere Exp«rtenre haben soviel Mißtrauen gegen daS einheimische Geld, daß sie die erworbereu ausländischen Zahlungsmittel nicht mehr in jugoslawische Kronen voll umwechseln, sondern Gulhabungen bei ausländischen Banken ansammeln. Ein solcher Vorgang kann die Wirkung der gün-stigflen Handelsbilanz inS Gegenteil verkehren. Auch die hohen Zollsätze werden dadurch in ihrer Wirkung teilweise aufgehoben, daß bei fort, während steigendem Einkaufspreise düL Verhältnis von Zollsatz zum Werte der Ware sür den Kauf-mann, Industriellen und Konsumenten immer erträglicher gestaltet wird. Manche wieder meinen, daß die beständige NeuauSgabe von Banknoten die Hauptnrsache für die Entwertung unsere» Geldes darstelle. Aber der Rotenpreffe kann nur dann Einhalt geboten werden, wenn der Staat, der seine Verpflichtung?» gegenüber seinen Angestellten, dem Militär und für die vielen notwendigen und überflüssigen Dinge erfüllen will, dafür auch die entsprechenden Einkünfte hat. Eine tiefere Kritik müßte darum bei den Steuer-eingingen den Hebel ansetzen. In dieser Beziehung sind wir in eine wirklich unhaltbare Lage geraten. In manchen Teilen unser«« StaaleS werden über« Haupt keine Steuern vorgeschrieben, wogegen in an-deren Gebieten die bereit« vorgeschriebenen Steuern nicht bezahlt oder wieder abgestrichen werden. Dann bleibt dem Finanzminister freilich nicht« andere« übrig al« immer wieder neue Noten drucken zu lassen. Aber auch bei der größten Stenerpräzision ließe sich da« Uebel nicht gänzlich au« der Welt schaffen; da« beweist u. a. auch dai Beispiel der Tscheche-slowakei. Bei dieser Stelle müssen wir unS jedoch gegen die Unterstellung verwahren, al« ob wir nicht sür eine gleichmäßige Austeilung der Steuern nach Manche« wird in Guatemala gegessen und gilt al« Seltenheit, wa« man in anderen Enteilen kaum zu den Leckerbissen ,ählt — so eine dicke, grüne Schlange, Masacuate genannt, serner die Jguana und ihre Tier und eine kleinere, einlöse Eidechsen» t und üttrdi<« da? Tepczcuinte, eine »hart unsere« Dachse«, dem man eifrig nachstellt. An der atlantischen Küste stnd die Niederschlägt bideutender und da« Klima daher ungesunder, aber viel« seltene Maiolithen und Tempel tn Pdramidenform. an di« ägyptischen erinnernd, alle« au« grauer Vorzeit, findet man dort und viele Gelehrte der Staatcn reisen um ihretwillen dahin, doch nur der Forscher kommt heute in Guatemala auf seine Kosten, denn die Menschen find nech halbwild, die sogenannten .Gebildeten" wilder al« die armen unwissenden Indianer und das Leben noch roll Leiden und Gefahren sür Fremde, die an andere Sitten gewöhnt sind. Schön stnd die zahlreichen Schwefelquellen, die da« gelblich« Wasser geisrrartig auswerfen und viel-leicht am eigenartigsten die Höhle von Mixeo, deren Steinvinde zittern, sobald jemand die Höhle betiitt und daher nenn«n die Eingeborenen sie „lebende Erde". Zuzeiten machen die Indianer Wallfahrten zu solchen Höhlen inmitten de« Urwalde«, wo die Fieberblume blüht und da» „ruhige Herz", auch eine Blume, von den zarten Zweigen hängt und der Dschungel mit feinen taufend wechselnden Stimmen spricht. Bei diesen Wallfahrten essen st« «ine «rt eßbare Erde, di« ganz gelb ist und au« der oft klein« Äötzenfizuren gekaetet und den Pilgern zur Nahrung gegeben werben, da diese stark schwefelhältige Erd« ang«blich v»r Krankheiten schützt. So hat jede« Land, jede» Volk feine eigenen Gebräuche. Eillier Zei t ung dem Grade der LeistungSsähigkeit eintreten. Wir möchten nur feststellen, daß das Mittel der Steuer-eintreibung wohl unbedingt angewendet werden muß, daß es aber allein nicht die Entscheidung zu bringen vermag. Wir leben in einem StaatSwesen, wo die Agrarier den AuSschiag geben. Die Tendenz wird immer darauf abzielen, daß sich die Landesprodukte aus einer gewissen Höhe halten, weil das natürliche Verständnis dafür «angelt, daß die durch da» Hin« aufsetzen und Hochhalten der Preise gewonnenen Reichtümer auf trügerischem Schein beruhen, da sie durch die entsprechende Verteuerung der übrigen nn> ntbehrlichen Bedarfsartikel aufgewogen werden. Unsere Wirtschaftspolitik ist eben leider ganz auf Schlagworten aufgebaut und sachliche und folge-richtige Ueberlegungen werden durch vermeintliche und kurzfristige Erfolge überwältigt. Da es nicht möglich ist. eine solche Wirtschaftsführung abzuändern, so muß man sich ihr anbequemen, so schlecht oder so gut e« geht. Zur Stützung unserer Valuta ist un« daher kein andere« rasch wirkende« Mitiel gelassen als die Aufnahme einer Anleihe im Auslande. Darüber wird zwar viel gesprochen und geschrieben, aber ein greifbare« Ergebn!« stellt sich nicht ein, weil zum Teil auS persönlicher Abhängigkeit, znm Teil auS nationaler Umnebelung noch immer di« fix« Idee aufrecht erhalten wird, daß un« Amerika, England und selbstverständlicher Weise auch Frankreich diese Anleihe gewähren werden. Für einen nüchternen Be-urteiler sollte e« jedoch klar sein, daß diese Staaten gar kein Interesse daran haben, unS zuliebe auch nur ein geringe« Risiko auf sich zu nehmen; denn sie brauchen unS schon seit längerer Zeit nicht mehr. Da auch in der Politik die Liebe durch den Magen geht, so speisen sie un« durch Versprechungen. Unter solchen Umständen muß einmal das Wort ausgesprochen werden, daß wir unS an jene Länder halten müssen, mit welchcn wir in wirklichen Wirt-schaftlichen Wechselbeziehungen stehen. E« unterliegt keinem Zweisel, daß sich Jugoslawien an Deutsch, land um eine Anleihe wenden muß. Die Tschecho-slowaktN, welch« ihr nationales Gefühl sicherlich nicht weniger heiß erhalten als die Herren diese« Landes, sind un» schon vorausgegangen. Und sie fahren dabei gut. Auszüge aus dem neuen Grbühreugesetz. Die Vorschriften über die neuen Taxen und Gebühren sind im Artikel 10 de» Gesetzes vom 27. Juni 1921 enthalten und im Beograder An tsblatte Nr. 152 vom 1l. Juli verlautbart. Die einzelnen Bestimmungen besagen folgende«: Von allen schriftlichen und protokollarischen Eingaben und Gesuchen ohne Rücksicht aus die Zahl der Bogen mit Ausnahme der mit größerer Gebühr belasteten, ist eine Stempelgebühr von 2 Di-nar zu erlegen. Wird i» dem Gesuch eine Bestäti-gung. ein Zeugnis, eiue Genehmigung oder Erlaub-ins uiw. verlangt, so ist eine weitere Gebühr von 5 Dinar zu entrichten. Für gerichtliche Eingaben sind die in den betreffenden Gebührenvorschriften vorge-sehenen Taxen zu bezahlen. Alle bisherigen Befrei« ungen gelten auch weiterhin. Alle Gesuchsbeilagen. sür die keine besonderen höheren Gebühren gellen oder die von solchen befreit sind, müssen mit 50 Para ohne Rücksicht aus die Zahl der Bogen gestempelt werden. Wenn Original-beilagen einen kleineren Stempel haben, so ist er auf 50 Para zu ergänzen. Zeugnisse und Bestätigungen, welche Privat-Personen oder Behörden ausstellen (über Personal-Verhältnisse, Fähigkeiten. Ardtittverhältmsse u. o.) er-fordern einen Stempel von 5 Dinar. Dasselbe gilt für Sittlich« Zeugnisse. Zeugnisse jedoch, welche Schülern oder Staatsbeamten zur Rechtsertigung des Ausbleiben« von Schule oder Amt ausgestellt werden, und Zeugnisse, welche in Arbeit«- oder Dienst» botendücher eingetragen werden, stnd stempelftei,- Seit« 3 ebenso auch über Verlangen einer Behörde auSge-stellte amtliche Zeugnisse und Bestätigungen. Schriftliche Erledigungen, Bescheide oder Ver-ständigungen der Verwaltungsbehörden und Urteile auf Grund von Spezialgeschäften sind, soweit keine höhere Gebühr vorgesehen ist, mit 5 Dinar zu stempeln. Rekurse gegen Bescheide der Verwaltung«-und autonomen Behörden unterliegen, soweit nicht eine b«sonder« höhere Gebühr vorgesehen ist. einer Stempelgebühr von 5 Dinar. Plakate stnd zu stempeln wie folgt: Wen» sie an Fenstern, Mauern. Türen usw. angeklebt o5er an-geschlagen werden, für j?deS Exemplar 5 Para; wenn solche Plakate durch die Stadt getragen wer. den. für jedes Exemplar 50 Para; für geschrieben« oder illustrierte ständige Reklamen, die an verschie-denen Orten ausgehängt werden oder an Wänden, Zäunen, in der Tramway, auf Bahnen, Stationen usw. angebracht werden, für Lichtreklamen u. ä>, unter 7» Größe jährlich 40 Dinar, von */, bis 1 rn1 80 Dinar, über 1 m» 150 Dinar. Sterbe-anzeigen, Plakate politischen Inhalt«, Theaterzettel der staatlichen und priviligierten Theater find gebühren-frei. Die Jahresgebühren stnd längstens bis 15. Jänner jedes Jahres zu erlegen. Die Strafe für nichtbezahlte Plakatgebühren beträgt da« Zehnfache der Taxe. Für Verträge, in denen zwei oder _ mehrere Personen sich zu einem gemeinsamen Geschäfte asso« zieren, ist an Stempelgebühr zu bezahlen, wenn beide ihre Arbeit und Vermögen ohne Nutzen für den einzelnen einlegen, 10 Dinar, wenn sie ihre Arbeit zweck« Gewinne« einlegen, 20 Dinar, wenn sie Arbeit und Geld zu Gewinnzwecken einlegen, bei auf den Namen lautenden Aktien oder Anteilscheinen 2 Prozent, bei auf den Ueberbrlnger lautend« Papieren 4 Prozent vom Nominalwert, bet ollen anderen Vertragen 1 Prozent de« eingelegten Ver-mögenS. Bei Uebertragungen von auf den Namen lautenden Papieren ist die Hälfte der Gebühr, also 1 Prozent, zu bezahlen. Wenn sich zwe, oder meh-rere Gesellschaften vereinigen, welche bereit« früher eine Gebühr entrichtet haben, so zahlen sie die Ge« bahr nach diesem Gesetz nur von der Kapitals-erhöhung. Haben sie aber früher keine Gebühr geleistet, so unterlieg« daS.'ganze Kapital der Gebühren-Pflicht. Wurde der Wert der Akti«n auS dem Reserve-jond oder sonstwie erhöht, so ist die Gebühr nur von der Erhöhung zu bezahlen. Aendert eine Gesell» schast ihre ans den Namen lautenden Papiere in Ueberbringerpapiere, so hat sie die Gebührendifferenz (2 Prozent) zu erlegen. Für Dividendenkupons sind 50 Para Stempel zu bezahlen. Die Stempelgebühr leisten auch fremd« Gesellschaften nach ihrem Kapital. Für Kaufverträge beträgt die Stempelgebühr bei Mobilien 1 Prozent, bei Immobilien 5 Prozent deS Wertes. Als W«rt gilt der Kaufpreis samt allen Bedingungen und Verpflichtungen. In den Kaufpreis sind auch die vom Käufer übernommenen Schulden einzurechnen. Die Stempelgebühr für Börfenschlüsse beträgt 50 Para. Für Pachtverträge ist 1 Prozent des Pacht, wertes zu bezahlen, sür Tauschverträge wie für Kaufverträge. Sind die getauschten Gegenstände gleichwertig, wird die Gebühr nach einem Gegen-stand berechnet, sind sie ungleichwertig. nach dem Werte deS wertvolleren Gegenstände». Bei Tausch-Verträgen zum Zwecke der Arrondierunz eine« Be» sttzes ist nur die Urkundeutaxe (zu 5 Dinar) zu bezahlen. Ist aber der Wertunterschied höher als 5 Prozent, so wird angenommen, es handle sich nicht um eine Arrondierung, sondern ist die volle Gebühr zu zahlen. Offerte bei Offertverhandlungen staatlicher un« autonomer Behörden und VermögeuSgemeinden sind mit 20 Dinar zu stempeln. Der Stempel sür Wechsel ohn« Rücksicht deS Ausstellungsortes, wenn ste im Lande zahlbar stnd, für alle im Inland ausgestellten Wechsel ohne Rück-sich! auf den Erfüllungsort und die Laufzeit beträgt bi» 300 Dinar 60 Para, bi» 600 Dinar 1.20 Dinar, bis 1200 Dinar 2 Dinar, bi» 2000 Dinar 4 Dinar, bis 3200 Dinar 6.20 Dinar, bis 5000 Dinar 9.80 Dinar, bi» 6300 Dinar 13.20 Dinar, bi» 10.000 Dinar 19 Dinar, bi» 14.00t) Dinar 25 Dinar, bis 20.000 Dinar 34 Dinar, bi» 26.000 Dinar 43 Dinar, bi« 32.000 Dinar 52 Dinar, bi« 33.000 Dinar 61 Dinar, bis 41.000 Dinar 70 Diuar. bi« 50.000 Dinar 79 Dinar, bi« 60.000 Dinar 91 Dinar, bi» 70.000 Dinar 109 Dinar, bis 80.000 Dinar 124 Dinar, bi» 90.000 Dinar 139 Dinar, bi» 100.000 Dinar 154 Dinar, bis 125.000 Dinar 192 Dinar, bi« 150.000 Dinar 230 Dinar, bi» 175.000 Dinar 268 Dinar, bis Seite 4 200.000 Din. 306 Din.. bis 300.000 ©In. 458 Din. bis 350.000 Dinar 534 Dinar, bis 400.000 Dinar, 610 Dinar, bil 600.000 Dinar 760 Dinar und darüber für je 1000 Dinar ein Dinar, wobei klei-nere Beträge als voll zu nehme» sind. Ausländisch« Wechsel mit «»isländischem Erfüllungsort, di« hier in Verkehr gebracht w«rd«n, nnd Wechsel, die zu ahlungSzwecken eingeführt werden, zahlen eine «bühr von 5 Dinar ohne Rücksicht auf den Wert. LuSland«wechsel, welche hier domiziliert werden, oder auf Grund welcher eine Preriotation over Sicher-stellung gefordert wird, unterliegen der Stempel-Pflicht nach der obigen Tabelle. Für Wechsel im Inland« stnd die vorgeschriebenen Wechselblankette zu benützen. Politisch? Rund schau. Inland. versuchte Bekämpfung des Valutasturze». Der Rückgang unserer Valuta, welcher auf unsere ganze Wirtschaftsführung eine bedrohliche Wirkung auszuüben beginnt, hat vor einigen Tagen eine Konferenz der Zagreber Handels- und Ge-Werbekammer beschäftigt, an der über 60 Vertreter der kroatischen Erwerbikreise teilnahmen. Nach einer längeren Erörterung wurde eine Entschließung an-genommen, worin die Ansicht zum Ausdruck« gebracht wird, daß am Sturze unserer Valuta nicht bloß die ungeklärten Verhältnisse in der StaalSwirt-schast, im Voranschlage, im Verkehrswesen und in der Steuerpolitik schuldtragend seien, sondern auch die rücksichtslose Spekulation, die sich an den Börsen eingenistet habe und bisher noch nicht eingedämmt werden konnte. Diese Spekulation werde Haupt« sächlich durch fremde Kaufleute bestritten, welche auS eigenem Interesse unsere Valuta herabzusetzen oder gar von der Notierung an den Börsen auszuschalten versuchen. Die Entschließung fordert den Finanz-minister auf, zweckdienliche Maßnahmen zur Ber-Hinderung einer Wirtschaftskrise zu ergreifen. Als solche werden empfohlen: verschärfte Aussicht über die Tätigkeit der Spekulanten, Notierung M Dinars an den ausländischen Börsen, Delegierung von Vertrauensmännern, welche aus fremden Märkten, besonders in Zürich, Mailand und Triest den Handel mit unseren Valuten und Devisen überwachen und die Nachfrage nach unsere« Gelde regulieren sollen. ES wurde ein aus elf Personen bestehender Ausschuß gewählt, dem die Aufgabe obliegt, für die Durch-führung dieser Magnahmen Sorge zu tragen. Auch der finanzwirtschaftliche Ausschuß der Ministerien hat dem besorgniserregenden Stande unserer Valuta sein Augenmerk zugewendet und geeignet erscheinende Beschlüsse gefaßt. Eine Anzahl von Gegenständen soll zollfrei, eine andere Anzahl mit ermäßigtem Zollsatz eingeführt werden. Die Ausfuhr von Mehl soll bewilligt werden, damit die inländischen Mühlen auSgiedig beschäftigt werden können. Weitere Maß-regeln zu« Schutze unserer Valuta sollen in kürzester Zeit folgen. Auch da« Finanzministerium hatte eine «onferenz einberufen, deren Thema der sinkende Kaufwert unseres Geldes bildete. Hiebei zeigte eS sich, daß sich die Wünsche und Ansichten der wirk-schädlichen Kreise mit den Vorschlägen de« Finanz-minister» deckten. Der Streit um die Abgrenzung de» Komitat» Baranya Die verbündeten Mächte haben sich in einer Note an unsere Regierung bezüglich der Abgrenzung de« KomilateS Baranya auf denselben Standpunkt gestellt, den bereit« der englische Oberst Gösset unseren Behörden gegenüber Vertreten und unserer Regierung mitgeteilt hatte. Darnach soll die Grenz-linie bedeutend südlicher »erlaufen, sodaß unsere Truppen bei Subotica noch neun Kilometer zu räumen und im ganzen einen beträchtlichen Land» strich an Ungarn abzutreten hätten. Der Minister-rat hat sich mit dieser Angelegenheit, welche in einen peinlichen Konflikt mit den verbündeten Mächten auszuarten droht, in seiner letzten Sitzung besaßt und dte Fertigstellung einer Denkschrift be-schloffen, in welcher die Unmöglichkeit der Aner« kennung einer solchen Entscheidung nachgewiesen wird. Ansiedlung der Flüchtlinge au» dem Komitat Varanya in Südserbien. Hg Das Ministerium sür Agrarreform hat die Arbeiten sür die Ansiedlung der Flüchtlinge au« dem .Komitat Baranya in Südserbien sendet. Die Kolonisierung soll sofort in Angriff g'nommen Ctllier Zeitung werden. In Betracht kommen vor alle« Octe und Gegenden, die durch de, Kcieg verwüstet und ent« völkert wurden. I« Bezirke Biiolj allein sollen noch 40.000 H:ktar verteilt werde-l, nachdem 51.000 Hektar bereit« vorher ihre Abnehmer gesunden hallen Die bisher in der Woiwoliaa betriebene An-siedlung ist eingestellt worden, da die Bebauung des Boden« in diesem Gebiete bereits eine gewisse Stuse von landwirtschaftlicher Technik vorausjetz! Ein Rundschreiben des Minifterpräfidenten Ni»ola PaSl« In seiner Eigenschaft al« Obmann der radi» kalen Partei hat Ministerpräsioeat N kola PrS!« an alle KceiSauSschüsse seiner Partei ein Rundschreiben erlassen, welches sich in sehr ausführlicher Weise «it dem Ausfalle der Wahlen in die versassung-gebende Versammlung und den BersassungSemwÜrsen der einzelnen Parteien befaßt, um jene Grundsätze besonders zu betonen, welche für die Parteien d«S Regierungsblockes maßgebend waren. Unter d«n Grundrechten der Staatsbürger werden besonder« die persönlichen bürgerlichen Rechte und Freiheiten erwähnt, die besser verbürgt seien al« in der an und für sich schon freiheitlichen Verfassung DeS Königreiche« Serbien von 1903, sowie der Schutz dieser Rechte und Freiheiten gegenüber behördlichen Uebergriffen. Es werden sodann die scharstn Maß-nahmen gegen die kommunistisch« Partei gerechtfertigt, welche bloß vorübergehend seien, bis die Gefahr, durch die ste herausbeschworen wurden, geschwunden sein werde. DaS Rundschreiben schließt mit derA »« kündigung, daß die radikale Partei nun energisch an die g«s«tzgeberische Tätigkeit herantreten werve, welche di« Verfassung verlangt und welche im Partei-Programm« enthalten sei. Ausgabe dieser Tätigkeit sei die volle Befreiung de« Staates von den schli«. men Einflüssen der srüherkn Fremdherrschaft, die Ermöglichung der natürlichen Ausgleichung aller Teile deS Volkes und die Heilung der Wunden, di« der Krieg geschlagen habe. .Die gleiche Aufmerksam-keit müsse auch einer kulturellen Tätigkeit auf bc«it«r Grundlage gewidmet werden. Der Kampf gegen die Zurückzcbliedtnheit müsse aufgenommen werden, die mehr oder weniger in allen Teilen deS Lindes zu bemerken sei und die eS verhinderte, daß unser Staat im Konzerte der europäischen Völker jene Stellung einnehme, die ihm nach seinem na'.ürllchen Reichtum und den Tugenden seiner Bürger zukommt. Hiezu b«merkt da» Nivisadcr Deutsch- VolkSblatt: Leider vermissen wir in dem Rundschreiben, daS sich mit allen Fragen sehr eingehend befaßt, einen Hin-weis darauf, welche Stellung die radikale Partei zegknübkr d«n nationalen Minderheiten einnimmt, was ja bei der Beurteilung ihre« Programmes für uu« das Wichtigste wäre. Ein Aufruf des ehemaligen Minister-Präsidenten Stojan iproti« Nach vielen geheimnisvollen Besprechungen mit kroatischen und slowenischen Parteiführern ist der ehemalige Ministerpräsident Siojan Protic mit einem Aufruf an die jugoslawische Bevölkerung vor die Oeffentlichkeit getreten, in welcher er die bis-herige RegiernngSlätigteit einer scharfen Kritik unterzieht und al« einzigen Ausweg auS der unhaltbaren und verworrenen Lage die Abänderung der Verfassung im Sinne einer bundesstaatlichen Ver-brüderung hinstellt. Stojan Protik wirft u. a. dem Ministerpräsidenten Nikola PaSii vor, daß er da« radikale Parteiprogramm verleugnet und durch «ine unglückselige Politik den Staat au den Rand de« Abgrundes gebracht habe. Es sei ein großer Fehler gewesen, sich mit der demokratischen Partei zu ver-bänden, denn sie zeige sich zu jeder ernsten Arbeit unsähig und sei weder demokratisch noch freiheitlich. Nikola Pasii hab« sich vor jenen Elementen um-aaruen lassen, welche den Zwist zwischen den jugo-slawischen Sprachstämmen in die Versassung hinein-getragen und dort festgelegt haben. Der Aufruf tadelt ferner die Aufhebung der kommunistischen Mandate, die in ungesetzlicher Weise erfolgt fei, denn die Abgeordneten feien mit Genehmigung der Regierung auf da« kommunistische Programm in die Nationalversammlung gewählt und ihre Mandate seien vom BeglaubigungSauSschusse al» gültig anerkannt worden. Einzelne Korflmunisten seien verhaftet worden, andere aber seien mit Hilfe der Freunde de» Pribicevi! ins AnSland entwichen. Die verderblichen Folgen der dem dreinamigen Volke aufgezwungenen zentralistischen Verfassung seien nicht ausgeblieben. Sogleich nach der Annahme der Versassung sei daS Attentat aus den Herrscher ver-übt worden und nach der Ermordung de« gewesenen Minister» Draskovit habe sich die Finanz- Nummer 75 laze Jugoslawien! verschlechtert. E« seien Ausstände in Altserbieu auSgebrochen, die Aufständischen werden al» Beschützer des Staate» betrachtet, mit Polizei-Vorschriften werde da» Reisen im Inlande ersch wert und eine unerhörte ZeitungSzensur großgyüchtet. Im Ausrufe heißt e» weiter, daß Nikola PaS'c mit seinen Parteigenossen in Gens mit drei Regierungen und zwei Staaten al» Ausdruck der staatlichen und nattonalen Einigung einverstanden gewesen sei, jetzt aber bezeichne er ebenso wie die Demokraten die Autonomie und den Föderalismus als eine Sünde wider den Staat. Zum Schlüsse erklärt Stojan Protic, daß dir BerfafsungSabänderung ehesten« in Angriff genommen werden müsse, sonst werde e« zu spät sein. Neuorientierung der selbständigen slo-wenischen Bauernpartei. Der Wiedereintritt des ehemaligen Minister-Präsidenten Siojan Protic in da« politische Getriebe hat die parlamentarischen Parteien in Aufregung versetzt. Manche spähen nach einer Neuorientierung au« und suchen sich vor allem der serbisch-radikaien Partei anzubiedern. So bemüht sich hauptsächlich der slowenische Ackerbauminister Pucelj, die selb» ständige slowenische Bauernpartei, die bisher politisch den Demokraten zunächst gestanden war, mit der radikalen Gruppe in Verbindung zu bringe». In Kotevje soll eine eigene radikale Partei «it lateinischer Schrift und slowenischer Sprache ge-gründet worden fein. Da die Bevölkerung t«S Gottscheer Gebietes überwiegend deutsch ist, so handelt es sich bei dieser sogenannten Parteigründung offensichtlich um die Schaumschläzerei einiger »emo-kritischer Staats- und Eisenbahnangestelllen, welche noch rechtzeitig vor dem befürchteten Niederbruch der demokratischen Partei zur gegnerischen Gruppe umzusatteln sich beeilen. Ausland. Der Wert drs Auslandsdeulfchtutus für das deutsche Volk im Reiche. In einem Berliner ZentrumSblatte lesen wir folgende Sätze: Wir haben ein zweite« deutsches Volk, da« schon zu Stahl geschmiedet ist und da« eine Auslese darstellt. Es ist bei un« noch fast unbekannt, denn wir dünken uns allein weise und fähig, die wir noch nicht über unseren Kirchturm und unsere vier Wände hinausgekommen sind. Diese« zweite deutsche Volk sind unser« Kolonisten. Draußen im fremden Erdteil, im Nichbarland, in Süb- und r Nordamerika, in Rußland, in lligarn, in Rumänien, in Jugoslawien: dort lebt der Deutsch« der di« Zipstlmütz« abgelegt hat, und unS zu Hause fähren und beraten könnte in allen Angelegenheiten deS Landes in dem er wohnt. Dieser Deutsche hat Herz und Blut für uns. ec fühlt sich noch nicht mit un» verbunden, al« unser«» Abkömmling. Er hat sich in Geschlechlerreihen entwickelt, oft in anderer Richtung al« wir, oft über un« hinaus. Wir müssen daran arbeiten, ihn endlich an die Stelle zu setzen, die ihm bei unS gebührt, ihn zu erhalten und dem inwendigen deutschen Volk an» Herz zu legeu. Wenn er in Not ist, sind wir in Not; wenn er lebt, leben wir; wenn wir ihn ehren, ehren wir un». Die Möglichkeit der gaeück tellang von Deutsch Südtirol an Deutsch österreich. Auf dem Kongreß der unterdrück:«« Völker in Gens kam der Abgeordnete Medinger auf die Lage der deutschen SÜdtirolee zu sprechen. Sie werden zwar von Italien anständiger behandelt al« die Deutschen in der T'chechoslowatei, haben «der immerhin manchen Grund zu berechtigter Beschwerde. Er sprach die Erwartung au», daß die Italien ische Regierung in Süvlirol die Autonomie eins iihren oder di» ganze Gebiet, da« überhaupt bloß au» militärischen Gründen beansprucht wurde, an Deutsch-österreich zurückstellen werde. Der italienische Abge-ordnete Ehiesa erwiderte auf diese Ausführungen nnd erklärte, daß die italienische Regierung die Ab-ficht habe, in Deutsch-Sädiirol die KriegSmaß-nahmen schrittweise abzubauen und mit der Auto-nomie Ernst zu machen. Gegen die Rückgabe de« Ge-biete« an Deutschösterreich würde sich gegenwältig da« ganze italienische Volk verwahren, aber er und seine Partei geben sich der Hoffnung hin, daß es in absehbarer Zeit möglich sein werde, Deutsch, Eüdtirol an da« deutsche Mutterland abzutreten. Die lNotwendung einer baldlgen Abänderung de« Friedensvertrage» von Versailles Der englische Lord Bryce hatte kürzlich in einer Rede Italien al« den schuldigen Teil erklärt für Nummer 75 Cillier Zeitung Seite 5 die Zustände, die au» de« Bersailler Vertrag ent-standen sind. Italien habe sich Südtirol nicht an-eignen dürfen, weil e? dadurch da« Nationalitäten-prinzip »erletzt habe. Die Franzosen seien in ihre« blinden Haß gegen da« besiegte Deutschland mit-schuldig, daß ein wirklicher Friede nicht eintreten könne. Der italienische SenatSprisident Tittoni hat darauf Lorb Bryce geantwortet, daß der ganze Ver» trag von Versailles eine Kette von Verstößen gegen da» Nationalitätenprinzip fei, doch fei der Vertrag nicht von Italien gemacht worden, sondern von den vrrbündeten, unter deoen England die bedeutendste Nolle innehatte. Lord Bryce erwiderte wieder darauf, wenn die Auffassung TittoniS von den übrigen Ver-bündeten geteilt würde, so bleibe nur eine einzige Möglichkeit übrig, den Versailler Vertrag sobald wie möglich aufzuheben und an seine Stelle einen neuen zu setzen, der allen Nationalitäten ihr Recht zurückgibt und sie ihrem Mutterlande wieder zuführt. Die deutschamerikanischen Blätter schreiben zu dem Vorschlag deS Lord Bryce, daß sie fein ehrliche« Urteil einzuschätzen wüßten, aber der Lord möge seine Nation nicht vergessen, der an der Urheber-schast all diese« Uebel« aus dem Bersailler Vertrag dte größte Schuld beizumessen sei. England habe nicht allein mitgeholfen, den Vertrag durchzusetzen, sondern eS hab» sich auch bisher gegen jede Abän-derung ausgesprochen. Eine Minderheitenkommission des Völkerbundes. Der Schutz der nationalen Minderheiten wird nun auch vom Völkerbünde ausgiebiger und hoffent-lieh wirksamer ausgenommen werden al« bisher. Der südafrikanische Delegierte Murray hat nämlich in der Lölkerbundversammlung vom 12. September eine Entschließung eingebracht, die dem auch von unS wiederholt festgestellten Mangel in der Minder-heitSschutzgesetzgebung abhelfen soll. Der Völkerbund-rat soll ersucht werden, eine ständige Kommission zn «nennen, welche die Aufgabe hätte, die dem Völker' bunde zugestellten Beschwerden entgegenzunehmen und einen Bericht auszuarbeiten. Es müsse auch eine Organisation geschaffen werden, welche eine Untersuchung an Ort und Stelle eiuzuleiten hätte, damit der Friede und die Ordnung in den betreffenden neu gebildeten Staaten gewährleistet werden. So-bald die Berechtigung der Klagen nachgewiesen sei, werde der Völkerbund die Veröffentlichung »eran-lassen, solang« die« nicht der Fall sei, müsse von einer öffentlichen Erörterung Abstand genommen werden. Di« Aufteilung der Kosten des Völkerbundes. Alle Mitglieder der Liga der Nationen haben zu den Kosten des Völkerbünde« einen Beitrag zu leisten, der nach Größe und Bedeutung der Staate» verschieden bemessen ist. In einem englischen Blatte finden wir darüber folgende Aufstellung: Dte Na-tionen sind in sieben Gruppen geteilt. Zu die erste gehören nur England und Frankreich, die je 2,291.000 Goldsranken zu entrichien haben. Die »weite Gruppe bilden Ilalien, Japan, China und Indien mit je 1,654.000 Goldfranken, die dritte Argentinien, Brasilien, Kanada. Tschechoslowakei, Polen, Rumänien und Jugoslawien. Aus diese ent-fallen je 891.000 Goldsranken. Die vierte Gruppe umsaßt Belgien, Chile. Holland, Demschösterreich, Schweiz und Schweden mit je 381.000 Goldsranken. Mit 205.000 Franken ist die fünfte Gruppe be> steuert, zu der Bulgarien, Kolumbien. Kuba, Däne-mark, Griechenland, Neuseeland, Norwegen, Peru, Portugal und Siam gehören. Zn der sechsten Gruppe, die l^7.000 Franken zahlt, sind Bolivien, Finnland,' Haiti und Venezuela eingereiht, und in der siebenten endlich erscheinen Albanien. Costarica, Guatemala, Honduras. Luxemburg. Ricaragua, Panama, Para-guay und Latvador. Die ganz Großen, di« Ver-einigten Staaten von Nordamerika, Deutschland und Rußland, fehlen. Für Irlands Selbftbeftimmungsrecht. Die dritte Kommission deS in Gens tagenden internationalen Kongresses sür daS Völkerrecht hat einstimmig folgende Einschließung angenommen: Der Kongreß ist der Ansicht, daß das irische Volk eine Nation bildet, die vermöge ihrer Geschichte und ihrer geistigen und moralischen Kraft wohl in der Lage ist, unabhängig zu leben. Großbritannien ha! daher keine woralischen Reckte, daS irische Volk zu zwingen, auf seine Unabhängigkeit zu verzichte», einzig und allein aus Gründen de« kommerziellen und mili-täuschen Vorteils. Da sich die britische Regierung selbst al« versechterin deS Selbstbestimmungsrechte« der Völker verkündet und au« dieser Haltung großen Nutzen für sich gezogen hat, würde sie eine selbst-verständliche, moralische Pflicht vernachlässigen, wenn sie sich weigern sollte, den Grundsatz zur Durch, führung zu bringen, den sie vertreten hat, al« e« sich um andere handelte. Aus SlaM und tanö. Der königliche Statthalter Ivan Hribar ist von seinem Urlaube zurückgekehrt und hat die Leitung der GebietSverwaltung wieder übernommen. Die Auszahlung der rückbehaltenen 20 prozentigen Bon» soll nun endlich Wirklich-keit werden. AuS Beograd wird nämlich gemeldet, daß das Generalinspektorat deS Finanzministeriums von den verschiedenen Banken und Geldanstalten alle Bon« und Kupons über die anläßlich der Kronen-Markierung abgezogenen 20 Prozent abgesammelt habe. Sobald die erforderlichen Vorarbeiten beendet sein werden, werde «an an die Auszahlung schreiten. Hiezu ist nur zu bemerken, daß man schou seit anderthalb Iahren an die Auszahlung schreitet, ohne daß bisher auch nur ein Para rückbezahlt worden wäre. Wegen der rücktdehattenen Tausend Kronennoten hat sich die Spliter Handelskammer an den Finanzminister mit einer Ansrage gewendet, was nun mit diesen Geldscheinen geschehen sei. Darauf erhielt sie vom Finanzministerium zur Ant-wort, daß eine grundsetziiche Entscheidung noch nicht erslossen sei, daß diese Noten auch weiterhin im Depot verbleiben und daß die zu erwartende Eat. scheidung amtlich werde bekannt gegeben werden. Der Gefetzentwurf über das Verbot und die Einschränkung des Ausschanks von alkoholischen Getränken soll, bevor er der Nationalversammlung vorgelegt wird, über Verfügung deS Ministers für Volksgesundheit vorher der Vereinigung der Kaffeesieder und Gastwirte zur Begutachtung überlasten werden. Militärische Warnung. Da« Stadtkom- mando in Celje mrlautbart nachstehen!»- Wnrnuug: 3» der letzten Zeit ist es wiederholt vorgekommen, daß sich Zivilpersonen zur Nachtzeit aus ungerecht, fertigten Gründen miliiärischen Objckien genähert haben. Diese Handlungsweise Ist sehr verdächtig, wenn dies bei einzelstehenden Objekten geschieht, wie j B. beim Pulvermagazin und den Militärbaracken dieser Garnison. D-Shalb wird daS Publikum auf-merksam gemacht, daß die Wachposten in dieser Beziehung strenge Befehle haben. Der Posten ist be-auftragt, nach zweimaliger Warnung .StH. puoat ön?' (Halt, ich schieße), falls die betreffende Zivil-Person nicht stehe» bleibt oder zu fliehen versucht, vom Gewehre Gebrauch zu machen. ES wäre nicht ausgeschlossen, daß auf diese Weise unschuldige Per-sonen zu Schade» kämen. Um dies zu verhindern, ist eS unbedingt erforderlich, daß das Publikum dieser Garnison möglichst bald davon in Kenntnis gesetzt wird. Ein Invalide, der am Ende deS JahreS 1920 au« russischer Kriegsgefangenschaft zurückg«. kehrt ist. steht infolge de« vor kurzem erfolzten Ab. leben« feiner Mutier allein in der Welt und bedarf häuslicher Wartung. Zur Deckung der Kosten und Mühen würde die verhältnismäßig auskömmliche Jnvalidenpension sowie ein bescheidenes ReservekapI--tal herangezogen werden, sodaß sich Witwen oder Pensionisten zur Erleichterung ihrer Lebensführung dieser guten Sache widmen könnten. Nähere Au«» künfte erteilt aus Gefälligkeit Herr Kaufmann Josef Perz in Gaberje. Konzert der kubanischen Kosaken. Zwanzig Kosaken haben sich unter der Leitung deS Herrn S. G. Sokolov zu einem Männerchor zu. sammenzesunden, der sich ebenso durch Schönheit und Kraft der Simmcn, als durch seine vollendete Art des vortrage« auszeichnet. Es ist bekannt, daß die Ruffen vorzügliche Sänger stnd. Jeder, der Rußland bereist hat. gedenkt gerne und ergriffen des weihevollen russischen KirchengesangeS, «reicher bekannilich ohne jedwede Begleitung von Männern und Knaben ausgeführt wird. Zn ihren Kirchen haben sich die Russen durch Jahrhunderte zu vor» züglichen Acapella-Sängern ausgebildet. Schon vor dem Kriege haben einzelne Chöre, wie z. B die berühmte Bereinigung Slawianskh, den europäischen Westen bereist. Nun wird diese Tonation voraus-sichtlich von einer ganzen Reihe von Chören fort-gesetzt werden. Eine der hervorragendsten russischen Sänge roereinigungen ist sicherlich der Kosakenchor. der sich nnS in zwei Konzerten am 13. und 14. d. M. vorgestellt hat. Wenn eS auch nur den wenigste» Zuhörern möglich gewesen sein dürfte, den geistigen Umfang der einzelnen Gesänge zu erfassen, so waren doch 'alle von der Klanzpracht und unerhörten Di«-ziplin des ChoreS überwältigt. Die Tenore steige» mühelos zum hohen C hinauf, während sich die zweiten Bässe mit orgelartiger Klcmgfärbung ebenso unter daS tiefe C hinablassen. Auch die mittleren Stimmen find durchweg« «»«gezeichnetes Material. So kommt e», daß diefer Chor trotz seiner geringen Kopfzahl mehr Fülle und Kraft entwickelt, al« ein gewöhnlicher Männergefangverein, der über dreimal \ soviel Mitglieder verfügt. Besonders gut liegen den Kosaken die getragenen Gesänge. Die Jnton-ttio» und Tonentwicklung sind namentlich in Gesänge» { dieser Art bewandernSwert. Der Dirigent Herr $ Sokolov. der sich schon durch die Einübung diefer k Gesäape als ge»iegener Musiker bewährt hat, be-schränkt sich bei der Leitung deS ChoreS auf wenige charakteristische Sew?gunzen, welch« von der gewohnten Art deS Dirigieren» abweichen. Die Sänger solgen der kleinsten Bewegung mit unbedingter Genauigkeit. Hochinteressant find auch die HatioilaltSnze, welche von einem charakteristischen Gesang deS Chöre» be-gleitet werden. Wir kö rne» de» Besuch diese« ChoreS jedermann nur auf daS angelegenste empfehlen. Unser Publikum hat den großen Saal deS Hotels „Union" vis auf den letzten Platz gefüllt und die Vortrüge mit stürmischem Beifall aufgenommen. Kirchenkonzert. DaS am 1. Oktober, 8 Uhr abends, in ver hiesigen evangelischen Kirche stattfindende geistliche Konzert wird uns u. a. Orgel-werke von I. S. Bach, 6 geistliche Lieder von Hugo Wolf, 2 Chöre, darunter der ergreifende „Wo du hingehst, da will auch ich hmgeh'n" vorführen. Ihre Mitwirkung haben u. a. zugesagt: Die auSgezeich-nete Sopranistin Frau Dr. Hoisel, Herr Dr. Fritz Zangger, welcher die Begleitung der Wolssche» Lieder übernommen hat, Frl. Liesl Matic, der Männergesangverein und ein Bläserqaarleti. Die bisherigen Uebungen lassen den weihevollsten Verlauf erwarten. Karten bei Herrn Franz Krick, Aletjan-drov» ulica 1. Evangelische Gemeinde. Kommenden Sonn» tag öffentlicher Gottesdienst um 10 Uhr vormittags. Predigt Senior May: „WaS die Rebe nnS predigt.« Todesfall. Im Allgemeinen Krankenhause ist dieser Tag- ver srühere Pächter deS Kaffeehause« .Pceo.ren". Herr Josef Kova5c, nach lange», schwerem Leiden gestorben. Der Verkauf von Alpenpflanzen ist zufolge einer Verordnung der frühere» Lande»-regiernng in Ljubljnna zwar verboten, trotzdem wir» durch einen jungen Mann au« dem obere» Sinntal eine Menge von E,elweiß in der Stadt feilgeboten, ohne daß die Sicherheitsorgane einen Anlaß 'nähmen, dagegen einzuschreiten. ES wäre wünschenswert, daß dieses Verbot der früheren Landesregiecung, das unseres Wissens noch immer zu Recht besteht, genauest beachtet würde, damit der drohenden AuSroktung unserer ohnehin spärlichen Alpenflora gesteuert werden kann. Kommunistische Auswüchse. Der 23jährige Arbeiter Josef Koinik auS Amartno bei Ilooenj-gradec hatte im Monate Jall in einem Gasthause in Slovenjgradec beleidigende Worte über König Peler und den damaligen Thronfolger - Regenten Alexander auSzeftoßen. I» gleiche Monate hatte sich der 24jährige Bergmann Anton Fabian i» Trbovlje, als er wegen Gewalttätigkeit von zwei Gendarmen verhaftet wurde, desselben Verbrechen schuldig gemacht. Beide wurden vor einigen Tagen von, Kreiszerichte Cclje zu je drei Jahren strengen Arrestes verurteilt. Der 26jährige Daoib SwpinSek, der 25jährige Julius Kellner, der 24jährige «toi» SlopinZet und der 22jährige Al,i« Kellner, alle Glasarbeiter in Hrastnik, zerstörten in der dortigen Glasfabrik drei neue eingestellte Fabriksösen im Werte »oa 32.000 Kronen, weil sie auf die Oese» erbittert waren, die ihnen die Möglichkeit eine« besseren Verdienste» benahmen. Das Kreisgericht Celje bestrafte sie deswegen mit einer je einjährigen Keckerhast. Schwurgericht. Bei der Verhandlung am 12. September wurde der Großkanfmann Peter Zajc von der Anklage des Betruges freigesprochen, da dle Geschworenen feine Schul» mit 7 gegen 5 Stimmen oerneimen. Der wegen Totschlages ange-lagte Bauernsohn Stephan Coayte aus Lcena txi Ko-rjice rechtfertigte seine Handlungsweise mit Not-wehr, da er in einem Raufhanvel mit Ludwig SlrmSek diesen durch Anwendung deS Messer« bloß »on sich habe fernehaltea unv nicht töten wollen. Die Geschworenen schloffen sich seiner Berterbigung Gelte S an, sodaß er nur w«gc»iUebcrschr«itung der Notwehr zu sechs Monaten Arrest verutteilt wurde. Der 27jährige Kellner AloiS Mejatiek hatte sich am 13. September wegen Teilnahme am Lederdiebstahle zu verantworten, den im August de» JahreS 1919 die beiden bereits abgestraften Kumpane Friedlich Pe-5ovnlk und August Koiic ausgeführt hatten. Der Angeklagte halte sich einer Bestrafung bisher ent« zogen, da e« ihm gelungen war, nach Deulschisteneich und später nach Trieft zu entkommen, bi« ihn vor kurzer Zeit die italienische Negierung an unsere» Staat auslieferte. Mejavsek gestand seine Mitschuld ein, behauptete aber, daß er bloß den Aufpasser gespielt habe, als die der Firma Mox Slößl gehö-renden Lederwaren auf dem Bahnhöfe in Celje auS dem plombierten Waggon gestohlen wurden. Die Geschworenen fällten den Schuldspruch mit der Ein-schränkung, daß der verursachte Schaden den Betrag von 40.000 K uicht überschreite, weshalb der Ange-klagte bloß zu 10 Monaten schweren KrikerS ver-urteilt wnrde. Die Verhandlung vom 14. September verlief sür den angeklagten Handlungsgehilfe» Gustav Slopsck insoseine günstig, als er bloß wegen kleinerer Diebstähle zn 10 Tagen Arrest verurteilt, dagegen bezüglich bcS ihm zur Last gelegten Tot-schlages mangels an Beweisen freigesprochen wurde. Er war angeklagt, am 19. März 1919 in Dedja vaö bet PiScee seine betagte Mutter, als sie morgens in den Stall kam, um dte Kuh zu melken, mit einer Wagenkipfe erschlagen nnd ihr den Schädel zertrümmert zu haben. Der Angeklagte ist erst 21 Zahre al», jedoch moralisch gänzlich verkommen, so-daß sich seine Mutter, um ihn auf eine andere Lebensbahn zu bringen, keinen besseren Siat wußte, als ihn wegen der Diedstähle selber bei Gericht an-zuzeiten. Am gleichen Tage wurde Balthasar PriS-lovsek in geheimer Verhandlung wegen Notzucht zu zwei Jahren fchwercn Knker» verurteilt. Am 15. September kamen zwei kleinere Fälle zur Beihand-lung. Der 23jäh,ige BtsitzerSsohn Fetdir.and Znoj erhielt wegin Messerstecherei acht Monate schweren Kerker», Ag, es Srednik wegen Diedstähle ein Hahr . rieft. Damit war die viertägige Schwurgerichts-sitzung beendet. Die Landgemeindewahlen im Gott' scheer Bezirke feilen, wie die Gotischeer Zeitung berichtet, »och Heuer stattfinden, da dle hiezu nötigen Borarbeiten von der Regierung bereits durchgeführt sind. Am billigsten wäre es wohl, schreibt daS zitierte Blatt, wenn zugleich auch die Neuwahl der Stadgemeindeverlretung vorgenommen und so das schreien»? Unrecht beseitigt würde, welches in der Ausschließung der Deutschen als der größten Steuer träger und der Mehrheit der eigentlichen Stadt-bewohner lieg'. Zur Schuleinschreibung in Maribor. Man schreibt unS: Eitern, die ihre Kinder in die deutsche Schule geben möchten, und weiteren Aerger-nissen autweichen wollen, haben eine Bestätigung der letzten Volkszählung beizubringen, sofern sie sich als Deutsche bekannt haben. Die Bestätigung be-kommt man beim Stadtmagistrat, bezw. beim Gemeindeamte. Diejenigen, die sich bei der Volks-zählung als Deutsche bekannt haben, haben auch das Anrecht zu verlangen, daß ihre Kinder in die deutsche Schule ausgenommen werden. — Zur Be-lkuchtnng der Vorganges, der bei der Schulein-schreibung in Maribor geübt wird, sei ferner eine Zuschrift auszugsweise wiedergegeben, die unS von anderer Seite zugegangen ist: Ich habe mir die ganze Sache mitangesehen, wie die armen Deutschen mit ihren Kindern bei der Tür des hohen Herrn Oberlehrers standen, um zu erwirken, daß .die Kinder die deutsch? Schule besuchen dürfen. Da gab eS Weinen und wieder Weinen, denn die meisten sind abgewiesen worden. Natürlich heißt es dann, die erste Klasse der deutschen Schule wird gesperr», da sich nur fünf Kinder gemeldet haben; es wird aber verschwiegen, daß ihrer dreißig und «ehr abgewiesen wurden. Weiter» wollen die Herren Lehrer in. der Schule in Magdalena die erste, zweite und dritte Klaffe in ein einzige» Zimmer zusammenziehen; so ist es dann fraglich, ob die erste Klaffe überhaupt erlaubt wird. Frau Höfer in Maribor wurde von einer im gleichen Hause wohnenden Postbeamten«-gattin alS .Nemcurka" und „Nemökutarlca" tituliert; da sie die Definition dieser beiden Worte nicht genau kannte, fragte sie einen Advokaten, ob diese beiden Bezeichnungen als Beschimpfungen auszufassen wären. Der Rechtsfreund sagte ja und Frau Höfer ging zu Gericht. Dort hatte sie Auskunft zu geben, ob sie Slowii in oder Deutsche sei. Sie entgegnen: „Jetzt bin ich Slowenin. Meine Mutter war Cillier Zeitung . eine Deutsche, mein Bater Slowene. Ich besuchte deutsche Schulen, mein Mann ist Schaffner und kann nicht Slowenisch." Soweit Frau Höfer, deren Muttersprache, da die Mutter eine Deutsche war, sonach unzweifelhaft feststeht. Das Gericht erkannte zu Recht: »Nemcurka wird mit 100 K Strafe geahndet, NemSkutariea" geht frei aus, weil die Klägerin eine solche ist. Daraus folgt, daß jemand, dessen Bater slowenischer und dessen Mutter deutscher Abstammung ist, als „Nenifoiattfcfl)* zu be-namsen ist, wogegen jemand mit deutschem Bater und sl»wenisch?r Mutter al« „Nemiur" bezw. „Nemcurka* zu gelten hat. Der „NmSfmai", der seine deutsche Muttersprache verleugnet und sich als Slowene ausgibt, verdient diesen Namen von RechtS-wegen, braucht sich also darüber nicht zu kränken. Dagegen ist der Nemcur, der von e'nem deutschen Vater erzeugt und von einer slowenischen Mutter geboren wurde, sonach seiner slowenischen Mutler-spräche die Treue bewahrt hat, eine Beleidigung, die sich niemand gefallen zu lassen braucht. E* darf sonach, bei Strafe von 100 K. niemand als „Nemiur" oder „Nenöurka" bezeichnet werden. SlovenSki Narod ist jedoch mit diesem gerichtlichen Erkenntnis nicht zufrieden. Er schreibt, daß „Nem-frn* und "N^ms'utar' eines und dasselbe bedeuten, nämlich einen Menschen, der ein gebürtiger Slowene ist, aber al» Deutscher gelte.» wolle. Ein Schimpf-wort fei jedoch weder „Nemöur" noch .NemSkutar." Diese Begriffsdesinition des slowenischen Blattes ist nun zweifellos unzulänglich. Denn eS müßte zunächst klargestellt werden, welche Slowenen aus nationalen Mischehen als „gebürtig" anzusehen sind bezw. ob solche Kinder der Nationalität de» Baters oder der Mutter zu folgen haben, ob die Knaben das BolkStum vom Batet und die Mädchen von der Mutter erben oder umgekehrt usw. Es wird sonach wohl die richterliche Unterscheidung dieser beiden Ausdrücke solange als gültig anerkannt werden müssen, bis sie durch eine bessere und einleuchtendere ersetzt ist. Dadurch wäre freilich die Frage noch immer nicht beantwortet, wie die korrespondierenden Begriff lauten, wenn sich die al» „Nemkur- bezw. „Nemskutar" bezeichneten Leute nicht als Slowenen, sondern al» Deutsche bekennen. Zm vorliegenden iyalle weiß j. B. niemand, was sür eine Titulatur Frau Höfer vorher verdiente, bevor sie die Sch.ven kung von Deutschtum zum Slowe-ientum vorge-nommen hatte. Denn sie erklärte ja selber, daß sie eine deutsche Erziehung genossen habe und jetzt (also erst feit dem Umstürze) Slowenin sei. — Wir haben die Angelegenheit der Frau Höfer absichtlich ausführlicher behandelt, um an einem drastischen Beispiele zu zeigen, welcher Unfug hierzulande mit Bezeichnungen getrieben wird, die Abkömmlingen au» nationalen Mischehen im Eiser de» Gefechtes beigelegt zu werden pflegen. Senn schon Frauen sich mit derlei Anwürfen die Zelt vertreiben, so sollten sich doch wenigsten» ernste Blätter, besonders wenn sie eine führende Rolle in der öffentlichen Meinung beanspruchen, von solchem Widersinn fernehalten. Ein auS einer nationalen Mischehe stammender Mensch muß sich, da er sich ja nicht zur Hälfte auf die beiden Völker aufteilen kann, sür das eine oder sür daS andere BolkStum ent-scheiden. Od er hiebet der Nttionalitäl de« Baters oder der Mutter folgt, ist für seine sonstige Charakter-haftigkeit ohne Bedeutung. Meistens entscheidet ja die Erziehung im Elternhause und diese ist davon abhängig, od der Mann oder die Frau die stärkere Persönlichkeit ist d. h., welcher Elteritteil in dieser Hinsicht feinen Willen in der Familie zur Geltung bringt. Gleichwohl können sich in manchen Fällen auch noch bei solche» Leuten, die bereits dem Eltern-hause entwachscn sind, Schwenkungen von einem BolkStum zum anderen ergeben, wobei einmal Ge-fühISmomenie, ein andermal praktische Rücksichten die Veränderung herbeiführen. Der letztere Fall wird hauptsächlich bei wirtschaftlich schwachen oder abhängigen Existenzen und zumeist häufiger in der Stadi alS aas dem flachen Lande zutreffen. Wenn deshalb Frau Höser sagte, daß sie jetzt Slowenin sei, so wird niemand achtlos an der Tatsache vor-übergehe» dürfen, daß ihr Mann Eisenbahnfchasfner ist und sonach, obwohl er nicht Slowenisch kann, in staatlichen Diensten steht. ES käme nun freilich noch eine dritte Möglichkeit in Betracht, daß nämlich Frau Höser ihr nunmehriges Bekenntnis zum Slo-wenentum unter der Einwirkung einer Art Zwangs-Vorstellung abgegeben hat; aber darüber wollen wir uns au« naheliegenden Gründen nicht weiter auslassen. Ein Vergnügungspark auf der Brazer Messe. Dem Beispiel der großen Waren- Nummer 75 Mustermesse folgend, hat sich die Leitung der Grazer Messe entschlossen, im Anschluß an den großartige», durchwegs ernsten industriellen, gewerblichen und kausmännischen Interessen dleuenden Komplex ku Mustermesse einen Vergnügungspark zu errichten. Diefer Teil der Messe wird auS einer Reih« au«, gewählter Belustigungen bestehen und den Besuchern der Messe nach Abschluß ihrer Geschäfte die Mög. lichkiit bieten, sich von der Arbeit de» Tages zu erholen und trefflich zu unterhalten. Bei den großen TranSportfchwierigkeiten kostete es besondere Mühe, diesen Bergnügungspark in der geplanten Reichs haltigkeit zusammenzustellen. Der BergnügungSpark der Grazer Messe wird auch nach dem täglichen Schluß der Mustermesse (6 Uhr nachmittags) bi« in dir späten «beudstunden hinein geöffnet fein. Konzerte werden bis 11 Uhr nachts abgehalten. Dolmetscherbureau der Frankfurter Herbstmesse. Aus Frankfurt a. M. wird un» geschrieben: Die Berlitz Schule in Franksurt a. M. stellt ihre Bureaus in der Goethestraße 37 während der Frankfurter Herbstmesse für Uebersetzungen. Ver-vielfältigungen usw. zur Verfügung. ES ist hier Gelegenheit geboten, bei Verhandlungen mu Aus-ländcrn einen Dolmetscher zu erhalten. Das Bureau ist von 9 Uhr morgens bis 10 Uhr abends geöffnet. Ein grotzer kittdrrsegen scheint im Tann-walder Bezirke, und zwar bei den tschechisch«» Ehe- paaren, auSgebrocheu zu sein. Dort qab e« vor dem Krieg« siebe» tschechische Schulen; nach dem Umsturz« ist deren Zahl plötzlich aus 70 angeschwollen. Kindererzeugen ist zwar eine vaterländische Pflicht, aber so stark entwickelter Pa-triotiSmuS ist verdächtig. Wirtschaft und verkehr. Unsere Ausfuhr im ersten Halbjahr 1921. In einer der letzten Nummern diefe« Blatte« veröffentlichten wir einige Ar gaben über uns«?» Ein- und Ausfuhrhandel. Nunmehr liegen Einzel-heilen über die von unS im ersten Halbjahr au«-geführten Waren vor, deren Gesamtwert den Betrag von Dinar 1.160,051.932 «reicht. Als Ha^plau«, fuhrartikel steht an erster Stelle Mais im Wert von 276,764.013 Dinar, dann folgen Fleisch und Fleischprodukte im Wert von 166,848.618 Dinar Getreide 33,333.59'.> Dinar, Eier 74,716.355 Dinar'. Die Ausfuhr von Bauholz erreichte den unserem Reichtum an diesem Artikel gar nicht entsprechenden Wert von Dinar 73,451.652, indem nur 133.941 Tonnen und 19.156 Ra«mm eler ausgeführt wurden. Wie sür die Holzausfuhr, so lag en auch für Neben-Produkte der Holzindustrie, wie Tanin und Gerb, stoffe die Verhäliniffe gleich ungünstig. Tanin würd« im Werte von nur 2,732.357 Dinar, Gerbeextrakt« um Dinar 5.513.792 ausgeführt. Erst in letzter Zeit erschließen sich diesen Artikeln bessere Abiatz. Möglichkeiten. Einen bedeutenden Platz in der An», fuhr nimmt Lebendvieh ein, darunter vor allem Rindvieh (Dinar 66,247.265), Schweine (59,656.155) und Pferde (Dinar 19,525.000). Einen recht an-sehnlichen Ertrag ergab di« Ausfuhr von Dörr-pflaumen (60,460.565 Dinar). Als nennenswerte Ausfuhrartikel kommen noch Zement (24,436.849 Dinar, Hanf (22,537.360Dinar), Bohneu(I2.73'i 073 Dinar) und Holjprodutt« 10,933.935 Dinar In Betracht. Wegen der freien Schweineausfuhr und des geringen Zolltarifs bei der Ausfuhr laufen in Beograd viele Beschwerden aus Kroatien und Slawonien ein. Es wird behauptet, daß Zwischen-Händler auf den heimischen Märkte» die ganze Ware aufkaufen, sodaß der Inland bedarf nicht gedeckt werden kann. Soziale Gesehgebnng. Das Ministerium für Sozialpolitik bereitet «ine Reihe von Gesetzen zum Schutze der Arbeiter und Arbeitskraft vor, die für das ganze Königreich gelten weiden. Dadurch wird die soziale Gesetzgebung in unserem Lande vereinheitlicht. Zu diesem Zwecke soll im Ministerium für Sozialpolitik ein Ausschuß von Vertretern diese» Ministeriums und Sachverständigen gebildet werde», dessen Aufgabe eS wäre, die Gesetze und Verordnungen, die sich auf die Arbeiterfrage beziehe», durchzuberaten und dahin zu ergänzen, »aß unsere soziale Gesetzgebung aus eine oioderne Grundlage gestellt wird. Der bisherige provisorische Handels-vertrag zwischen Jugoslawien und Deutsch-Österreich ist bi« Ende Oktober l. I. verlängert worden. Nummer 75 Merket Lustiges. Was man nicht sagen soll. Der „Dame" entnehmen wir folgende Gesprächs-Wendungen, die ein Herr vermeiden sollte: „Ihr Kleid ist mir schon vor einem Monat da und da aufgefallen . . „Sie trinken beim Essen nicht. Warum ?" ä „Er findet Sie sehr klug.' .Ihre jüngere Schwester . . ." „Ihr großer Sohn . . .'J „Hallo, hallo! Ach, verzeihen Sie, Gnädigste, ich glaubte, Ihr Mädchen sei am Apparat." .Ich verstehe nicht« von Musik." .Diese LiebSdramen öden mich an." .Ich habe keinen Erfolg bei Frauen.* «Warum kommt er nicht mehr zu Ihnen? Sie waren doch so gute Freunde?" » .Haben Sie nicht Angst, »aß man Ihnen mal den Geldschrank ausräumt?" „Nein, mein Buchhalter schläft immer im Kontor." „Ja, aber wie ist e« nachts . . . ?" O .Was, du Bengel, kaum zehn Jahre alt und rauchst Zigaretten? Ich wollt', ich wär« dein Baterl' „Das können Sie haben. Meine Mutter ist Witwe!" O 50) (Nachdruck verboten.) Der Australier. Roman von Hebung Tourth5-!N ahler. „Davon bin ich überzeugt! Könnte ich Ihnen nur sagen, wie mich Ihre Worte rühren und er-schüttern. Nicht memelwegen bedenke ich mich, Ihre Hand anzunehmen. Jede Frau kann sich glücklich schützen, von einem solchen Manne geliebt »u werden, wie Si« sind. Aber olles, alles müßte ich annehmen und könnte Ihnen nichts dafür bieten, als meine Dankbarkeit. Wie soll ich damit vor Ihnen bestehen? Und wie vor Ihrer Frau Mutter! WaS würde ße von mir denken, wollte ich Ihre Hand an-nehmen?' Seine Augen sahen flehend tn die ihren. „Meine Mutter weih, daß ich Sie liebe, Komteß Dagmar. Sie weiß auch, daß Sie einen anderen lieben, der Sie verraten hat. Trotzdem würde sie Ihnen danken, Sie segnen, wenn Sie meine Frau werden wollten, denn sie weiß, daß ich nie eine andere Frau heimführen werde, als Sie, und daß ich unglücklich sein werde, wenn ich Sie schutzlos draußen in der Welt weiß." Sie strich sich über die Augen. „Sind Sie so sicher, daß Ihre Frau Mutter mir Ihren Segen geben würde?" Er lächelte zuversichtlich. .Ganz sicher." Dagmar erhob sich plötzlich. Aus ihren Augen leuchtete ein Entschluß. „Lieber Herr Jansen — ich will zu ihrer Frau Mutter gehen und mir bei ihr Rat holen. Sie soll entscheiden, ob ich die Werbung ihres Sohne» annehmen soll oder nicht. Sie hat ein so klare«, gütige« Wesen, ich verehre sie und habe Vertrauen zu ihr — viel mehr, als zu meiner eigenen Mutter. Ich will jetzt sogleich zu ihr hinüberfahren, noch ehe Sie in irgend einer Weise einen Einfluß aus sie ausüben können. Ich will ihr mein ganze« Herz erschließen mit allem, wa« darin ist. Und dann will ich tun, wa« sie für gut und recht hält. Sind Sie damit einverstanden?' Er preßte feine Lippen auf ihre Hand und sah sie mit leuchtenden Augen an. .Ich bin einverstanden — und ich weiß, daß ich Sie dann heute noch meine Braut nennen darf." Hand in Hand standen die beiden schönen, stolzen Menschen und sahen sich ernst an. Dann nahm Dagmar den Brief vom Tisch. Er streckte bittend die Hand danach auS. „Diesen Brief schicken Sie nicht fort." Ste schüttelte den Kopf. .Nein, noch nicht. Ich tue eS nur, wenn die Entscheidung so fällt, daß ich schönau ver» lassen muß." »Geben Sie mir den Bries so lange in Ver-Wahrung," bat er. Cillier Zeitung Lehrer: „,Da werden Weiber zu Hyänen^, Müller, wo kommt das vor?" Schüler: „In den besten Familien." Immer wieder Krieg. Victor Auburtia schreibt im Berliner Tageblatt: ES war im November vorigen Jahres bei der Sitzung des Völkerbunde«. Der Ausschuß für Ab-rüstung tagte in dem früheren Speisesaal de« Na-tionalhotelS, von wo man die berühmte Aussicht auf See und Berge hat. Aber die Aussicht war an diesem Tage nicht besonders; der See lag im Nebel da, und von den fernen Schneebergen war nichts zu sehen. Da« Wort hatte ver Vertreter Haiti«, ein kleiner brauner Herr, etwa« nervös mit eine« dünnen Vollbart. Der Vertreter Haitis sagte: „Ich stelle den Antrag, daß in allen Staaten de« Völkerbunde« der Geschichtsunterricht auf unsere friedlichen Ab-sichten hin geändert werde. Der Jugend muß eS schon gesagt werden, daß der Eroberer ein Ver-brecher ist, daß alle Siege, alle gewonnenen Pro-vinzen und alle Reichsgründungen Rückschritte in der menschlichen Gesinnung bedeutet haben. Die literarische Verherrlichung deS Krieg? muß ebenso bestraft werden, wie schon jetzt die Staaten die Aufforderung zum Verbrechen bestrafen. Gelingt e« uns nicht, in dem Gefühle der Welt den Krieg zu etwa« ebenso Verwerflichem zu machen wie die Sklaverei, so ist »ieser Völkerbund vergeben«, und e« wird immer wieder Krieg geben." Sie reichte ihm das Schreiben und er steckte e« zu sich. „Soll ich da« Auto für Sie vorfahren lassen ? Sie finden meine Mutter bestimmt zu Hause.' Sie neigte da« Haupt. „Ja, Herr Jansen, ich bitte darum. Und wenn Sie nachher meine Mutter und meine Schwester begrüßen, dann sagen Sie ihnen bitte, daß ich nach Berndorf zu Ihrer Frau Mutter gefahren bin, um etwaS mit ihr zu besprechen. Aber bitte, ver-raten Sie nichts von dem, was wir jetzt besprochen haben.' „ES soll alle« nach Ihren Wünschen geschehen." Er ging hinaus, um das Auto zu bestellen. Dagmar nahm inzwischen Hat und Handschuhe. Ralf begleitete sie zum Wagen und hals ihr einsteigen. Sie reichte ihm mit warmem, sesti« Druck die Hand. .Auf Wiedersehen, Komtesse. Bitte erwarten Sie mich in Berndorf. In einer Stunde folge ich Ihnen." Mit feuchtfchimmerden Augen sah sie ihn an. „Lieber — lieber Freund," sagte sie leise. Seine Augen sahen in unverhüllter Liebe in die ihren. „Der treueste Freund, den Si« wünschen können," erwiderte er. Der Wagen fuhr davon. In diesem Augenblick kam Lotte in großen Sprüngen die Treppe herabgestürmt, sie blieb vor Ralf stehen. .Guten Morgen. Herr Jansen. War daS nicht meine Schwester, die eben davon suhr?" Ralf wandte sich ihr lächelnd zu. »Ja, Fräulein Lotte.' .Wo jährt sie denn hin?" „Nach Berndorf zu meiner Mutter." «Ach — so allein?" „Ja, sie möchte etwa» mit meiner Mutter be-sprechen.' „Da hätte ste mich aber auch mitnehmen können.' „Vielleicht hat si« nicht daran gedacht." .Jedenfalls ist eS schade, daß ich nicht mit ihr fahren konnte." .Wollen Sie nicht mir ein wenig Gesellschaft leisten? Ihre Mutter ist jetzt noch nicht zu sprechen." „Natürlich, gcrn. Soll ich Ihnen eine Erfrischung bringen lassen?" „Nein, ich danke.' Forschend sah sie ihn von der Seite an. „Sie machen heule ein so sonderbare« Gesicht, Herr Jansen." Er atmete erregte. „Wa« denn sür einS?' „Ich weiß nicht — so, als ob Sie Geburtstag hätten. — Stimmt dies?" „Nein, aber eS kann schon fein, daß ich ein erwariuiigSvolle« Gesicht mache. Mir ist ungefähr zu Mute, wie einem Kinde vor Weihnacht. Ich habe einen großen, großen Wunsch, und weiß nicht, Seite 7 Die Rede deS Vertreter? von Haiti machte nur wenig Eindruck; sie würd«, wie eS in parlamentarischen Berichten zu heißen pflegt, mit eisigem Schweigen aufgenommen. Der kleine braune Herr mit seinem Vollbart war aber auch zu drollig; außerdem sprach er ein sehr mangelhafte« Französisch. Ich sah «ich während der Rede in der Ver« sammlung u«. Die «eisten Abgeordneten blickten gelangweilt vor sich hin oder durch die hohen Fenster auf den See, der so blau sein kann und heute so hoffnungslos grau dalag. Mister Balsour zeichnete Karikaturen; Herr Vioiani hörte gar nicht hin, sondern besprach mit seinem Nachbar eiwaS Ver-nünftige«. Lord Teeil aber beugte sich über den Tisch vor und sah den Redner mit jener Mischung von Träumerei und Ironie an. die diesem Sohn deS großen Realisten eigentümlich ist. Der edle Lord dachte wohl in diesem Augen-blick: „Haiti hat gut reden. Haiti hat keinen Erom-well, keinen Napoleon und keinen Friedrich den Großen. Ueberhaup», wa« ist Haiti? Ein kleine«, halbwildes Volk, außerhalb der Geschichte und außerhalb der großen VerkehrSstraßen. Es ist ganz falsch, daß wir diese kleinen Staaten hier soviel mitreden und unsere kostbare Zeit vergeuden lassen." Der Antrag Haitis wurde weiter nicht be« sprachen, sondern einer der drei Subkommissionen überwiesen, die der Ausschuß für Abrüstung tags zuvor gebildet hatte. _ ob er in Erfüllung gehen wird. Können Sie beten, Fräulein Lotte?" Sie sah ihn kopfschüttelnd an. „So eine Frage I Natürlich kann ich beten I" Er seufzte tief aus. „Ach, bitte, dann beten Sie für mich so recht eindringlich. Ich kü.nn es vor Aufregung nicht tun.' .Wofür soll ich denn sür Sie beten?" „Daß mein großer Wunsch in Ersüllung geht.' Lotte sah ihn wieder forschend an. .Ich will e« tun, auS tiefstem Herzen. Sie müssen mir dann aber sagen, ob e« geholfen hat, und ob ihr Wunsch in Erfüllung ging.' Er drückte ihre Hand fo fest, daß sie eine kleine Grimasse schnitt. Da erschrak er und streichelte die Hand und blies darüber hin. wie man bei einem Kinde tut, de« man weh getan hat. „Ich bin «in Barbar, Fräulein Lotte, schelten Sie mich aus, daß ich Ihnen wehe getan habe." Sie schüttelte lachcno den Kops. „So zimperlich bin ich doch n'cht, daß ich einen herzhaften Händedruck nicht vertragen kann." J'tzt ka« Frau von Schönau die Treppe herab und begrüßte Ralf liebenswürdig. .Haben Sie schon gehört, Herr Jansen, meine Töchter haben eine Wohnung für un« ge-sun»en?" .Ja, gnädige Frau, Komteß Dagmar sprach davon." Frau Ellen erzählte ihm nun, daß Dagmar nach einer Stellung geschrieben habe und sah ihn seuszend an. „DaS Herz wird wir schwer, wenn ich daran denke, daß nun die Trennung sür un« kommt.' Rals sah auf den Knauf feiner Reitpeitsche herab. „Ich will »och gar nicht an «ine solche Mög-lichkeit denken, gnädige Frau. Es eilt wirklich noch nicht. Sie stnd »och in Schönau gut ausgehob«». Aber nun muß ich nach den Ställen hinüber. Ich empfehle mich Ihnen, «eine Damen. Auf Wiedersehen!" Damit eilte Rals davon. Di« Unruhe befiel ihn. Lotte sah ihm sinnend nach. „Was hat er nur?" Ais Ralf nach den Ställen hinüberging, dachte er erregt: „Mutterle, du wirst doch jetzt dein Büble nicht im Stich lassen? Du wirst ihr doch sagen, daß sie tun soll, waS mich glücklich macht?" Zwecklos lief er durch die Ställe, ohne etwa« zu suchen. Ralf sah jeden Augenblick nach der Uhr und konnte nicht begreifen, daß eine Stunde lo lang sein konnte. Aber getreulich hielt er diese Stunde i» Schönau au«. Sobald sie je»och ver» strichen war. bestieg er sein Pferd und jagte mit verhängten Zügeln davou. 'Und da Weg nach Berndorf war ihm noch nie so lang erschienen wie heute. » * O (Fortsetzung folgt.) Seite 8 Cillier Settunq Nummer 75 Tüchtiger Korrespondent oder Fräulein, der slowenischen, kroatischen und serbischen Sprache in Schrift und Wort nächtig, findet Aufnahme. Offerte sind zu richten an Prva jugoslovanska lesna industrija, druzba z o. Celje. Lehrjunge wird aufgenommen in der Gemischtwarenhandlung Maximilian Bauer, Marnberk. Lehrmädchen der slowenischen u. deutschen Sprache in Wort und Schrift mächtig, mit guten Schulzeugnissen, gut u. streng erzogen, aus besserem Hause, findet sofortige Aufnahme im Gemischtwarengeschäfte Wilhelm Zottl, Haus Nr. 47, Vojnik. Zwei tüchtige Zahlkellner die schon in grösseren Geschäften gearbeitet haben, werden gesucht. Kroatische oder slowenische Sprache unbedingt erforderlich. Zeugnisabschriften und Offerte sind zu richten an Ignac LauS, Yelika Kavana, Zagreb. mit za. 5 Arbeitskräften werden aufgenommen. Anträge sind zu richten an die Verwaltung des Blattes. S7S21 Tüchtige Aquisiteure (innen) werden unter günstigen Bedingungen und Aussichten gesucht. Agile Beweiber wollen genaue Angebote richten an die Annoncen-Expedition Vorsli, Maribor, Vrbanova 19. 7{adko florjancic ßahnbeamter Jjerta Prevc Vermählte Xjubfjana - Cttje, 15. Sept. 192t Schiffsmaschinist seit längerer Zeit in Dampfsäge u.MQhle beschäftigt, selbständiger Reparateur, sucht Posten zu ändern. Anfragen unter „Maschinist' an lind. Gaiiser, Annoncen-Expedition, Maribor. Luise von Schludermann staatlich geprüfte Lehrerin für französisch, englisch, italienisch. Ljubljanska cesta 18. Russe alleinstehend, sucht ans einem Landgut in der Nähe von Celje ein Zimmer zu mieten, mit Verpflegung. Hat Erfahrung und Liebe zur Landwirtschaft und kann arbeiten. Anfragen sind zu richten an die Verwltg. d. BI. 27337 Zwei ältere klangvolle Violinen •/4 und ganze, zu verkaufen. Adresse in der Verwaltung des Blattes. 2T344 Hans- undRealifäten-::Verkehrs-Bnrean:: Ant. P. Arzenäek CELJE, Kralja Petra eesta Nr. 22 vermittelt Verkänlc sowie Ankäufe von Uiiusexn, Villen, Scklßsser«, Grundbesitzen, Fabriken usw. rooll nnd in den knlantoeten Bedingungen. ASAasOttHA fUKTnitfM M ITRO^IIS^A caurtA JC.l AumiKom H •o»to«« jyj sv u mmri »kf. k WÜUM- ' - mOGRAT- p ««.IM :< * ❖ > * *' > ❖ »cjoc * VEREINSBUCHDRUCKEREI X Herstellung von Dmcfarbeitcn wie: Werke, Zeitschriften, Broschüren, Rechnungen, Briefpapiere, Ruverts, Tabellen, Speisentarife, Geschäfts-und Besuchskarten, Etiketten, itohn» CELEJA Vermählungsanzeigen, Siegelmarken Bolletten, Trauerparten, Preisliften, Durchschreibbücher, Drucksachen für Aemter, Aerzte, Handel, Industrie, Gewerbe, tandwirtschaft u. private listen, Programme, Diplome, Plakate Lei je, k'l'eSel'NoVÄ UllLÄ 5 in bester und solider Ausführung. Druckn Brrleger unb i>«r