Laibacher Zum Nutzen und Vergnügen. Als Zugabe zur kdel von KlelnmayerschenLalbache,Zeitung. Bruchstücke aus der Vorrede zu des Freyherrn v. Hormaper Geschrchte von Tirol. Die Geschichte Tirols des k. und k. k. Hof-setrelailS der geheimen Hof' und Slaatskanzley in Wlen Ioftph Freyherrn v. Hormayer »st zwar noch »icht gedruckt, wird aber bey Cotta in Tübingen bald erscheinen. Sie ist ein treffliches Seltenstück zudes großen MillersGeschichle dcr Eidgenossenschaft, vorzüglich hat der durch Talent und Herz gleich verehrungöwürdige Verfasser den Hoden Zweck, den eine vaterländische Geschichte stäts im Auge hab.n ftll — Bele-bung des Nationalgeisies, Anfeurung zur Va» terlaudsliebe, und zur Thatcnkrafl durch ^>ie anschaulich warnende Schilderung des lehrreichen Unglücks der Vorzeit, durch die herzcrhc« bende Darstellung dcs Glücks dcr Vatc,-, und ihrer Bürgerlugcndcn, durch dic Enlwickelurig, der Grundursachen früher Ereignisse, und des wechftlnden Schicksals, durch die treffende Anwendung und Vcrglcichui'g dcö Veigangcncn mit der Gegenwart, und überall zweckmäßig be« nützte Beziehungen auf die politischen Verhaltnisse der ncl.ern Zeit—am frafligsten erreicht. Als Vr.be dcs Geistes und Toncs, der in die^ sem historischen Wcrke athmet, »nögen^ einige Bruchstücks ans seiner Vorrede, blondere in dem jehigen Zeitpunkte bcmerkensiverlh styn: Eines der wichtigsten Mitccl zur Anfcurung, des Nationalgeistes ist unläu^dar dic oftlerlan^ dische Geschichte. Sie ist eS, die dem Volke seine wahre Stärke in unwandelbarer Anhang» lichkeit an die Oesctze, denen, welchen der Rc« gic»-ung schwere Lajl dcschiedcn ist, eine sichere Bürgschaft für die Dauer ihrer Herrlichkeit in «vcisrr Maßigoug kennen lehrt,— den Jüngling ohne durch Schaden zu witzigen, am Spiegel dcr Wcltbeyebe.lheiten mit der besonnenen Erfahrung des Greises ausrüstet, die bewirken kann, daß die Gesetze nicht aus Zwang oder kraftloser, oft wechselnder Selbsttäuschung, — sondern mit alle dem parthc^schcn Feuer be« folgt werden, mit welchem die Menschen und ganz bespoders die Gcdirgöbcwohner, hergebroch-lc.l Sitten und Gewohnheiten nachzuleben pflegen, >— die es nicht zulaßt, daß jemand ob unerwarteten Wendungen der Dinge verzage, und in Tagen der Trübsal am gemeinen Wesen vcr« zweifle,, wcil er erfahren wird, — daß alles, was geschehen kann, sicherlich schon gcschchcu ist, seit Ungleichheit der Geistesgaben und Glücks-güter, Vorurtheile und Leidenschaften die groß« len Welthandel gängeln. Diese mächtigen Einwirkungen auf V/rstand und Herz kann nur derjenige mißkennen, der zu schr Neuling iv der Geschichte der Vorwelt ist, um sich überzeugt zu haden, daß das freye Griechenland damals schon d«c Wahl zwischen uns.l.ichcm TatUPfc und schimpflicher Knechtschaft' ersparte, als die Siegeskunde von Ma« rathsn dem ehrve^ierigen Jünglinge Themistok, lcs Schlaf und Ruhe rauhte — °- daß Rnng. Rettung vom weichlichen Verderbnisse und gran-ser Partbeywuch durch eines Einzigen Thatkraft — daß Cäsars Zug über den Rubikon sich in eben dem Augenblicke entschieden hatte, als dieses größten Gebomen Einzige — aber heiße Thräne, im Götter - Hayne zu Gades auf Alexanders Bildsäule siel! —--------- Und dieses ist, —> so habe ich es immer geglaubt un> gefühlt, de>' höchste Zweck, der Prüf« siein und der Lohn ciuer guten vaterländischen Geschichte, —sie lehre, mit dem Adlerblicke einer mehr als tausendjährigen Erfahrung, des Vaterlandes unvergängliche höhere Interessen, seine bürgerlichen und policischen Grundgefehe, die der Bahn eines jeden Volkes eben so bestimmt vorgezeichnet sind. als die Kräfte der Attraktion, Schwere lind Bewegung, den Laus der großen Weltkörpe»- regeln, sie zeige mit aller Zauberkraft des Beyspieles, wie schnell jedesmal die Strafe folgte, wenn unsere Alloordern, einen Augenblick lang , nicht das waren oder »voll« len, was sie hatten seyn oder suchen sollen,— sie sey eine Klugheils und eine Sittenlehre, ein Noth - und Hülfsduch in drohenden Momenten 1 — Dann entspricht sie ganz dc« hohen Idee des grösten der Redner, — statt eine bloße Kennt« niß von Namen und Zahlen und unnützen Streitfragen zu seyn, wird sie in der That eine lebendige Zeuginn alleö Geschehenen, der göttlichen Wahrheit Leuchte, unseres Lebens weise Lenkerin , der treue Herold des ehrwürdigen Alterthums! Es ist für den Geschichtsforscher Trost und Erhebung, bey seiner mühevollen Arbeit wahrzunehmen, wie jedes Jahrhundert durch andere heilsame Elfahrungswahrheitcn mit Krasc nno Würde an aller Herzen spricht, — lehrend, ermunternd , weissagend , aus der Vorwclt die Gegenwart berath, — diesem Lande, durch seine Lage zwischen Deutschland und Italien, auch dem höchsten Stücke der bewohnten Alpenkette, als Engpaß, Scheidewand und Vormauer, keinem unwichtigen G.rundstcine im Gebäude des europäischen Gleichgewichts, ^iue wahre Scel-le in allen ZeiM'.n-ia.lden aniveiset und die That-bewcise darlegt, daß wir erst seit der Zeit eines wahren daucryaft.'ll Glückeö uns rühmen können, siit welcher Tyrol an O lerz cich kam. -------------.Es i^ fürwahr «„gemein viel ge, wonnen, wenn man bey einer Völkerschaft, wel. che weder vsn der Natur, noch von einer Reihe gewaltiger Ereignisse mit scharfeil Grenzlinien gesondert ist, cs dahin bringt, daß >sie ein selbst-standiges Ganzes bilde— durch ihren Geist! Komtte sich eine solche eigenthümliche Teil' denz nach der Erfah.ung aller Zeiten unter gro» ßcn Nationen fortpflanze:», welche, unter verschiedene Klimate ausgebreitet, andere überwunden haben oder von ihnen überwunden worden, und in beyden Fallen mit ihnen — vereinigt sind; nm'N'ie viel leichter muß er sich bey einem Völklein undeslioltener Sitte, nicht bc< trachclichen Z.lhl massiger Bedürfnisse erhalten, wenn dieses Völklein nnr will! Der Geist, welcher in jedem Titel unserer Landesordnung, in jeder Ansicht oer ständischen Verfassung, im Fuße der Abgaben und der Vertheidigung sichtbar wird — der uns mit unanftös-bal-en Banden der Liebe und des Vertrauens an nnsern Fürsten fesselt—der alleia im Stande ist, Tyrol si'ir allezeit vor dem Abgrunde zu bewahren, in welchen, n.ll>e und ferne, uor kurzer und langer Zeit, manches gute Volk gesunken ist — ist der Geist der National-Einheit und Freyheit! Wenn ich hier von der Einhclt der Nation spreche, so glaube ich nicht, erst beweisen zu müssen, daß wir in lnehrsällige Interesse getheilt, eben so leicht zugänglich und besiegbar würden — als )ener zerstreute Bund Pfeile gebrochen werden konnte, den der sterbende Dzcnenssiz (?nnn seinen Söhnen zum warne.iden Beyspiele vo.wies. Ich habe eben den Namen der Freyheit ausgesprochen, einen heut zu Tage mit Recht ver-rllfenen Namen, unter welchem ich aber nicht Krieg gege/l Ordnung und Eigenthum, und einen Freybrief nach ungczahnncr Gelüst, eitel, räuberisch und thierisch seyn zu dürfen, sondern eine solche Einrichtung verstehe, wo Niemand zu etwas gezwungen wird, das nicht die Gesetze gebiethen. Die großen Begebenheiten des letzten Iahr-zehnv haben unsere Heimath auf eine sehr ehrenvolle aber auch bedeutende Stelle berufen.— Die Geschickte hat den Namen Tyrols genannt, als es in e!n^u Zeitpüncie seltener Unfälle alle Partheyung und besondern Vo-theil vergaß, nur nie seiner Pflicht — als seine Söhne einer für atte und alle für einen standen, gegen denj all- gemeinen Feind ! Laidslcute, Brüder! eucr Betragen wird es künftighin entscheiden, ob ihr zu Sclaven des Momentö herabsmken, ohne Sitten, ohne aufrichtendes Bewußtseyn, an die Gefahr erst dann dmkcn wolltet, wcnn sie hereinbricht, und muthlos euch selbst ocrlasiet und die aügewiesenc Stelle, wie ein seiger Soldat einen Eh.cnvosten; — oder ob ihr den hehren ntnn für d^s unnennbar große Gefühl erhalten wollet, eine mit tausend Schwierigkeiten verknüpfte gute Sache unerschütterttch zu vertheidigen —ob ihr den nicht als einen Miethling und Feigen aus eurer Mlttc bannen würdet, der da im Stanoe wäre, das Glück seines Vaterlandes und die Erhaltung der Ordnung zu überleben. Es ist gar nicht zu zweifeln, da^ verführerische Stimmen auch in diesem Zeitpm.ktc. und ganz vorzüglich in dicseut Zeitpunkte in den Thalern der Heymath eltöncn werben, wo die Vorsicht desLandesvattrö eine Anstalt (die Mi, Uz) zn erneuern beschlossen h.it, die durch Jahr. hundcrtc das vorzüglichste Mittel zu Behauv« lnng der vaterländischen Unabhängigkeit gegen dic Anfalle der Böhmen, Baiern. Eidgenouen, Vcnctianer (und nach ihrer Erin-uerunss durch den großen Maximilian iFi i.) gegen die schmal-kaldischen Blllldes'Vcrwandten, die stesigcwohn-lcn Schweden, gegen Eugens und Malborou hs würdige Nebcnbuhlcr Maximilian Cmanucl und Vendome gewesen ist. Furchtbar ist die Ge« wült des Landsturms, wenn alles, waS Waffen tragen kann, gegen die Feinde zieht, wenn selbst die Weiber, znm Nackschubc der Lebcnsmittel und Waffen, wehrlose Kinder und Greife ader dazu gebraucht werden, um alles, — wäre cs auch ihr Liebstes,— zu vertilgen, wenn cs dem siegenden Feinde Beute odcr Unterhalt geben könnte. Dessen ungeachtet kann man aber auch nicht mißkenncn, daß der Ausstand in Masse, welcher, der Versassung nach, nui- dann eurch die Sturmglocke berufen werden darf. wenn der Feind bereits über die Landmarken vorgcdrun. gen ist, wohl dazu nutzen könne, seinen reißenden Fortsi'ritten Schranken zu seyen, und dle gänzliche Unterjochung abzuwenden. — daß er aber nichts weniger als geeignet sey, derg.e,-chcn schrecklichen Unfällen vorzubeugen, dap keine geringe Zeit dazu gehöre, den Landsturm zu sammeln und zn ordnen und kein Fehler des Feindes unverzeihlicher und uuwahrschciulichcr wäre, als uns in solchen Umständen Zelt zu lassen, uns wieder zu crhohlen, daß öfters ge« bieiherischc Zittälle eine Zeitlang nur den Ver-theldigungstlieg erlauben, zu dessen Führung u»d behllirlichen Ausdauer eine solche bunte Masse ganz ungeschickt ist. Mit der kühnsten Todesverachtung warfen sich unserc Urvater den andringenden Römern ent» gegen, zehnmal unzugänglicher als heut zu Tage, viel enger von der Natur verschlösse«, war ihr Land. durch künstliche Wehren und Bera-schlösscr noch fester, manche Kohorte begruben sie zwar wohl unter dem Steingetrümmer, das so» gar den Lauf der Etsch aufhielt, und unter den Tannen, dic ste ihr entgegenschleuderten,— und doch erlagen diese Braven gar bald den plan« maßigen Anfallen der Römer, denen Kricgszucht, Taktik ungleich höhere Kenntnisse, und das ganze Übergewicht einer langen Rüstung gegen ein unvorbereitetes Alpen-Völflein zur Seite standen. Um wie viel mrhr ist das Schicksal unserer Heimath aus künstige mögliche Falle gesichert, :vo durch des Monarchen Fürsorge dic Vorkeh» rungcn zu ihrem Schuhe, nicht dann, wenn «'s schon zn svätt ist oder doch seyn kann, gwros-fen, sondern in den Tagen der Ruhe vorbereitet, ausgebildet und zur Reife gebracht werden, wo sein erhabener Bruder, ourch daö angestammte habsburgischc Bicderherz und den Helocnstnn der Karle »md Leopolde von Lothringen längst der angebethctc Liebling unserer Naiio.i, keinen Pfad zu rauh, keinen Felsen - Giebel zn hoch, kein Ungemach zu beschwerlich fndet, um dic Anstalten für unlerc Sicherheit zu leiten, dic Bedenken des Geringsten aus uns liebreich zu hö« reu und zu Hebens. Philosophie des Lebens und des Umgang s. Forlsetzung. ?erue die Menschen tragen, wie sie sind. Freylich ist es aber auch eine schwere, sehr schwere ttunst, dic Mcns1:en so zu n^bmen, wie sie sind; und ausgclcrnet hat diese Kunst gewiß "och keiner, der vom Weibe geboren wurde. Eben darmn, weil stch der Mensch immer so groß und so viel dünkt, weil sich dcr seichte und leere Kopf zu bessern Geistern, der kaum halb Rcchl- ' jhaffene zu den Heiligen seiner Nation zahlt. »e«l er sich immer zuerst selbst die Ehrenfaulc errichtet, die ihm Andere nicht errichten wollen, weil er die lausend Schellen seiner Kappe nicht bemerkt,die andere bemerke, u. bemcrklich machen; so will und kann er die Menschen nicht tragen, wie s,e sind. Seine grariMlose Selbstsucht, sein stolzer, unverwandter Hinblick auf sein kleines Ich, seine zahllosen Forderungen und Ansprüche sind das Grab aller Toleranz. — Allein es kann auch noch. andere Gründe geben, welche uns die Duldung dcr Mensche, unendlich erschweren ; Gründe, die uns mit Rech: gegen Andere erbittern, und deren Einfi,issc di/hellsten Köpfe und die besten Machen, als Menschen, un« terworfen sind. Man versuche es, —- noch so bedaHllich, noch so vorsichtig und tcbenSklug feine Straße zu gehen; ma» übe seine Psticht mit Ernst undKrafl; man störe nie in ein Wespennest dcr andersDenkenden und anders Glaubenden ; l'.:a,'i stecke sein Schwert selbst bey Beleidigungen in die Scheide; man weiche dcn schwachen Köpfen eben so sorgfältig als dem schneidenden Srlitternchteraus ; —aber, ehe wir es denken und ün'iucn, lausen unsThorcn in den Weg, dcnen wir auf keine Wei.se ausbiegen tonne», und die wc^hl gar das Schicksal zu unsern Rei« sefahrlen gemacht hat. Sie sind und blcibcu unsere Plagegeister, wenn sie es auch nicht s/yn '.vollen. Es sind Menschen, die vielleicht unsern. Chavakter in keinem emzi^en Punkte berül/ren, sondern wohl gar demlclben gerac>e entgegen stehen. Es giebt zwischen unsern Seelen keuien möglichen Einklang, kein gegellscitiges Verstehe,! ähnlicher Gefühle, keine Harmonie der Grundsätze, und nicht einmal eine Annäherung bey-derscttlger Inthümcr und Schwächen. Unsere Cbarakterstimmung ist von Natur weich, rlihig, i,escheid«n . conteulplatif; die ihrige hingegen ist ßünmsch, gedietherisch, hart und hochtrabend; oder umgekehrt, wir sind die >iw rastenden, ex-ssnttifchcn hochslN'Nigen Feuerköpfe, und uilscrc Lebensges'ährtm wandeln dagegcu immer langsam^ hedachlig, und mit abgemcsscnein Schritte «ch umgekehrt. Wir haben Iah« re lang die Welt und die Menschen studiert; haben unsere Sitten verfeinert, unsern Geschmack gereinigt; wir haben den Honig und die Würze dcr Wissenschaften der Wissenschaften gesam« mclt, und unsre Mitgenyssen sind rohe, verzer-tc Kinder der Natur, die keinen Sinn für das wahrhaft Edle und Schön? haben , keinen lichtvollen Gedanken fassen, keinen Werth des Geistes chrcn; —, oder seelenlose Schwätzer, die uns NM ihrem leeren Wortkrame die Stunden in Ewigkeiten verwandeln. Wir stehen mithin, als die de,!ern Pflanzen, zwischen dem wuchernden U ilniull'; wir sehnen m>S mit Recht nach einem frcundüchcn Clima, nach einem veredelten Boden ; denn dort ist unsre Stelle nicht.— M u t h! Hoch bäumt im Meer sich Well' an Welle, Tief spalten Klüfte sich hinein, Und aus dem Schlunöc lacht die Hölle, Der Sturmwind heult ein Grab'.ieo drein. Muth kann allein vor Untergang bewahren: Auf denn zum Sieg' im Kampfe mit Gesahrcn ! Der Strudel tof't— Orkane stürmen Vergebens, wenn die Vorsicht wacht. Ob wilder sich d e Wogen thürm-n, Und laut der Donner dich unuracht! Nein, schaudrc nicht! In drohenden Gewittern Erstärkt der Held, und nur die Feigen zittern. Gähnt Scylla hier — sperrt Ungeheuer Charybdis dort den Rachen auf: Ergreife Kraft deH Schisses Steuer, Und Klugheit leite seinen Lauf! Es stiegt vorbey des Todes schwarze Pforte, UndI.ubcl tont!— Es ruht im sichernPsorle.