IV. Jahrgang. Nr. 29. Zeitschrift str vaterländische Interessen. Erscheint jeden Dinstag und Freitag und kostet: Mit d» Post: Für Lüibllch sammt Zustellung: Ganzjährig fi. 6.— Ganzjährig ff. 5.— Halbjährig „ 3.— Halbjährig „ 2,50 zelne Nummer 5 kr. Die Redaktion befindet sich am Hauptplatz, Nr. 1«, II. Stock. Die Administration in Ottokar Klerr's Buchhandlung Hauptplatz, Nr. 313. Laibach, Freitag Eine „konstitutionelle" Feier. Wer das Gemeindeleben in unserer Stadt seit jener denkwür­digen, eigentümlichen Suspension unseres Bürgermeisters, Herrn Dr. E. H. Costa, und der Auflösung unseres Gemeinderathes mit halbwegs offenem Auge verfolgte, der konnte ersehen, mit welch' riesenhaften Anstrengungen unsere „konstitutionellen" Freunde dahin arbeiteten, um die Verwaltung der Stadtangelegenheiten in ihre Hände zu bringen, die nationale Partei vom städtischen Ruder weg­zudrängen und der Metropole des slovenischen Landes ein deutsches Gepräge zu geben. Wer kennt nicht die Mittel und Wege, deren sie sich bedienten, um den damaligen Bürgermeister zu verdächtigen und ihn als Parteimann hinzustellen, der nur seinen Parteigenossen ge­recht sei, wer kennt nicht die Art und Weise, womit sie die Wirk­samkeit des Gemeinderathes als dem Wohle der Bürgerschaft nach­theilig hinzustellen sich bemüheten, wer kennt den Eifer nicht, womit sie die berühmte Sokolaffaire zum Nachtheile des Bürgermeisters ausbeuteten, wem wäre endlich der Eigensinn dieser Kaste unbekannt, der sie veranlaßle, sich allen Sitzungen fernzuhalten und so die Wirksamkeit des Gemeinderathes illusorisch zu machen? Aus allen diesen Momenten erhellt ein offenbares Bestreben, sich des Regiments der Landeshauptstadt zu bemächtigen. Wir haben gelegentlich die Gründe dargelegt, welche uns bewogen haben, diesem Bestreben nicht hinderlich entgegenzutreten: „Hi« NoäuZ, iii« saltH!" war unser leitende Gedanke, als wir uns jeder Betheili­gung an den Wahlen in den Gemeinderath enthielten und den „Kon­stitutionellen" die vollste Gelegenheit gaben, ihre Fräsen Thate n werden zu lassen. Diese haben es vielfach versucht, unsere Passivität als Schwäche, als ein Bewußtsein der unausbleiblichen Niederlage hinzustellen, und entblödeten sich nicht, die, wie der Erfolg zeigte, offenbare Niederlage auf ihrer Seite als einen eklatanten Sieg der „liberalen" Partei zu proklamiren. Wahrlich ein trauriger Sieg, wenn kein Gegner da ist! Sie könnten mit Hannibal ausrufen: „Noch ein solcher Sieg, und wir sind verloren!" Doch alle diese Blamagen — die „Liberalen" sind daran be­reits gewöhnt — vermögen nicht, ihr Selbstbewußtsein zu schwächen, ihre Kandidaten, sämmtlich Mitglieder des konstitutionellen Bereines, sind Gemeinderäthe. Wir wollen, eingedenk des Spruches: „Wem der konstitutionelle Verein das Amt gibt, dem gibt er auch den Ver­stand", die Fähigkeiten einzelner Auserwählten für diese Stellen keineswegs in Zweifel ziehen, man muß nach dem Ausspruche der Führer dieser Schaar nicht nach Thaten, sondern nach Worten und Fräsen urtheilen; wenn wir von dem neuesten Ereignisse Notiz neh­men, so geschieht es nur, weil sich das „Tagblatt" erkühnt, dasselbe als den Anbruch einer neuen, heilbringenden Aera für Stadt und Land zu verherrlichen. Als ob die Wahl des Dr. Suppa n zum Obmann jenes Ausschusses, der sich kühn Gemeinderath der ganzen Stadt Laibach nennt, jemandem zweifelhaft hätte scheinen können! Gibt es denn in diesem Körper eine andere Persönlichkeit, die diesen Posten übernehmen könnte, dürfte oder wollte? Ist etwa Herr De 2man der Mann dafür? Ein Mann, der fo viele An­ Insertionsgebühren: Für die Llpaltige Petit-Zeile oder deren Raum bei imaliger Einschaltung 8 kr., 2 Mal 8 kr., 3 Mal 10 kr. Stempel jede« Mal 30 kl. Inserate übernimmt Haasenstein N Vogler in Wien, Wollzeile 9, Hamburg, Berlin, Leipzig, Frankfurt a/M., Basel. Geldsendungen find zu richten an den Eigenthüme r de« Blattes. Manuskripte werben nicht zurückgesendet. am 9. April 1869. tipathien besitzt, nicht nur in der Stadt Laibach, sondern auch auf dem flachen Laude, wohin die Kunde von dem Treiben der „Tag- blatt"-Sekte, deren Anführer derselbe ist, gedrungen? Seine Wahl, die doch ebensogut ober noch leichter ausführbar war, als die des Dr . Suppan, erschien selbst seinen Anhängern ein Wagniß, das sie angesichts der sich eben vollziehenden Ereignisse nicht riskiren konnten. I n hohem Grabe erheiternd muß es auf jeden wirken, der nicht durch den „liberalen" Dunst benebelt ist, wenn er von den Weihrauchspenden liest, welche die Glücklichen im Nathaussaale ein­ander streuten. Die Komödie macht auf uns den Eindruck jenes Ge­sellschaftsspiels, wo jeder betheiligte dem Nachbar ein Kompliment machen, eine Schmeichelei fagen muß, weil er dazu verurtheilt ist und im Weigerungsfalle ein Pfand geben müßte. Wahrlich, dieses Kinderspiel, an welchem auch das „Tagblatt" Theil nimmt, ist in hohem Grade ergötzlich! Es finden sich sogar Statisten, dem pcn­sionirten und anderen außer Thätigkeit gesetzten Ständen angehörig, welche, um dem „konstitutionellen" Akte ein erhabeneres Gepräge zu geben, das verhaßte Wort ,Mvifo! " förmlich brüllen, als ob sie dazu gemiethet worden wären. Wi r wundern uns nur, daß das Organ des konstitutionellen Vereines von diesem „Jubel des schlich­ten Laibacher Bürgerstanbes ob des freudenvollen Ereignisses" keine Notiz nimmt, was seiner bekannten Unverschämtheit zufolge allerdings frappiren muß. Nun ist's vollendet! Sie können sich getrost zu ihrer gegensei­tigen Verherrlichung in ihrem Leiborgane Biografien schreiben und alle ihre Thaten als Niesenwerke hinstellen, niemand wird intrigui­ren, einstimmi g werden sie ihre Beschlüsse fassen, denn alle durch­weht der Geist ihres Führers, als gehorsame Jünger werden sie eintrachtlich handeln, keine Opposition wird Lücken in ihre Reihen reißen, es wäre denn eine Scheinopposition. Veneidenswerthes Familienleben! Die Liberalen können ihren Aerger darüber nicht verbergen, daß uns die Wahl eines „Bürgermeisters" aus ihrer Mitte so ganz „Wurst" ist. Sie lauerten auf Worte der Mißbilligung, sie hofften, wir würden die Fähigkeiten des Gewählten für diese Stelle in Zwei­fel ziehen. Wozu? Wi r haben ihn nicht gewählt, folglich haben wir kein Recht, ihre Wahl zu kritisiren, uns trifft keine Verant­wortlichkeit, wir werden dem fegensreichen Wirken desselben in aller Gemüthsruhe zusehen und die Resultate der Bemühungen der kon­stitutionellen Faktoren geduldig abwarten; wenn diese jedoch nicht nach den prahlerischen Verheißungen dieser Kaste ausfallen, wer kann es uns dann verargen, wenn unser Urtheil verdammend sein wird? Eins jedoch erlauben wir uns heute schon zu be­zweifeln: wenn der Gesalbte des konstitutionellen Vereines auf derBahn versöhnend zu wirken gedenkt, welche die Tagblattler, seine Wähler, verfolgen, dann wird ihm die Versöhnung der Gemüther nim­mer gelingen! Versöhnung ist ein großes Wort, des „Tagblatt" Sin n vermag es nicht zu faffen. Die neue Ordnung der Dinge. Laibach ist gerettet, die konstitutionelle Welt bewegt sich endlich in den längst ersehnten Angeln, die Tage der Trübsal, d. h. des Regiments der slovenischen Majorität sind vorüber, aus der Asche des Nationalismus steigt der Fönix des Fortschritts empor, dreißig Mannen haben sich zu Stadtvätern wählen lassen, dreißig Sonnen werden nun über die bisher verfinsterte Stadt ihr konstitutionelles Licht leuchten lassen. Und diese dreißig sind sämmtlich im Feuer des Liberalismus erprobte, bärtige Männer, jeder Zoll an ihnen ist Intelligenz, sie sind bereit, den letzten Blutstropfen, den letzten Pfennig für das Wohl der Stadt zu opfern, sie werden also in der Gemeindeverwaltung Wunder wirken, die Stadt wird in Kürze nicht nur die glücklichste Oesterreichs, sondern des ganzen Erdballs sein. So etwa interpretiren wir uns die prahlerischen Worte unserer „Freunde", obschon wir, aufrichtig gestanden, in den gepriesenen Dreißig keineswegs den Anbruch einer neuen goldenen Aera, das Heil unserer Stadt erblicken können. Es wird uns niemand dieß verargen, denn von Festigkeit des Charakters, von Verdiensten um das Wohl der Stadt, resp. deren Bewohner würde bei den meisten selbst ein Diogenes mit seiner Laterne nicht viel finden. Welche Verdienste hat z. B. ein Herr Pauer aufzuweisen? wo hat sich Herr Fink ausgezeichnet, es wäre denn im Zuschneiden konstitutioneller Fräcke? Ebenso kann Herr Sakraischegg in sei­nem Fache ausgezeichnet sein, aber nützliche Plane für die Stadt» gemeinde hat er gewiß noch nicht geschmiedet. Herr Terpi n ist zwar ein eifriger Dienstmann des konstitutionellen Vereines, er hatte einstens sogar die Absicht, eine Feuerspritze für Ober-8iZka an­zuschaffen, aber im Dienste der Stadt hat er sich die goldenen Spo­ren noch nicht verdient, ja, wir wagen sogar die Behauptung, daß er uns eine ganz unbekannte Größe ist. Dasselbe gilt von Herrn Hansel, Haussen, Mikusch und anderen; der letztere erscheint sogar — o Ironie des Schicksals! — in die Schulsektion gewählt. Dr. Keesbacher ist nur als deutscher Arzt aus Venedig wegen seiner Wunderkuren im Spital sowie als grimmiger Mitarbeiter des „Tagblatt" berühmt; was dieses Fänomen sonst verdienstliches ge­than, ist uns bis jetzt noch ein Geheimniß. Es wäre für unsere Leser mehr amüsant, als lehrreich, die Eigenschaften und Verdienste der übrigen konstitutionellen Gemeinde­räthe anzuführen; da wir jedoch mit dem besten Willen damit nicht dienen können, so müssen wir das verehrte Publikum bis auf bessere Feuilleton. Laibacher Typen. (Fortsetzung.) Tic Kokette (üliiv» tenlinlnu»). Die Krage, ob die Kokette dem Thier-, Pflanzen- oder Mine­ralreiche angehört, haben die Naturforscher bis jetzt noch unentschie­den gelassen. Dem Thierreiche wäre sie insofern anzureihen, weil sie auf Raub und Eroberung ausgeht; dem Pflanzeureiche gehört sie in Folge ihrer Farbenpracht und der duftigen Koiffüre und Hand­tücher an, während sie infolge ihres steinernen Herzens dem Mineralreiche zufällt. Wir hüten uns, sie genau zu klassifiziren, wir fügen nur unsere unmaßgebliche Meinung bei, daß sie nämlich in die Flotte n eingereiht werden könnte, weil sie wegen ihrer Unbe­ständigkeit und Beweglichkeit viel Aehnlichkeit mit einem auf dem Wasser tanzenden Schiffe verräth und zwar mit einer Kriegsfregatte mit vollen Segeln, welche stets auf Eroberung ausgeht. Da ihr in kleinen Städten das Fahrwasser nicht groß genug ist, so pflegt sie vorzüglich in größeren zu laviren. I n Laibach kommt selten eine in Sicht, erregt aber eben dieses Umstandes wegen ein desto größeres Aufsehen. I n der Fernsicht erscheint sie als ein ganz ungefährliches, eigentlich reizendes Fahrzeug, das durch den präch­tigen Aufputz und die verführerischen Bewegungen das Opfer bannt; naher gekommen läßt sie die vollen Breitseiten ihrer Augenbatterien spielen und wenn der Arme endlich vollkommen besiegt und kampf­unfähig beilegt, dann entert sie ihn mit dem Hacken ihrer Reize. Fühlt der Gefangene endlich neue Widerstandskraft, dann hat sie verschiedene gefährliche Manöver, einen Händedruck, eine kühne Attu- Zeiten vertrösten, wo wir nicht in Konduitlisten nach Daten werden suchen müssen. Aus solchen Faktoren ist also unser Gemeinderath, oder richtig ger gesagt, der Ausschuß des konstitutionellen Vereines zusammengesetzt. Die konstitutionelle Fahne flattert hoch von den — Schornsteinen des Kasino, die Nationalen sind an die Wand gedrückt und werden sich schlechterdings zu den Anschauungen des Vize-Bür­germeisters De^man bekehren müssen. Selbstverständlich wird die slovenische Sprache gänzlich verbannt, sowohl aus dem Gemeinde­rathssaale, als auch aus dem Bureau des Bürgermeisters, denn der lumpigen Paar Bettler wegen, die allenfalls nur derselben mächtig sind, wird derselbe keine slovenischen Lektionen nehmen. Die Unkenntniß derselben ist ihm auch keineswegs zu verargen, denn wo in aller Welt hätte sich der Mann im Traume einfallen lassen, daß er ein­mal Bürgermeister der slovenischen Stadt Laibach sein würde! Die Wahl kam ihm so unvermuthet, so unerwartet, so plötzlich, daß er volle fünf Tage vorher überlegte, ob er dieselbe annehmen sollte oder nicht und erst dem ungestümmen Drangen seiner Freunde im Interesse der liberalen Sache nachgab. Wirklich bewunderungswürdig, wenn es nicht gar zu komisch klänge! Das Losungswort des konstitutionellen Gemeinderathes ist also: „liberal". Wir sind gespannt auf dessen Auffassung und Anwendung. Die lrainische Handels- und Geweroelammer und ihr Programm. (Schluß-Artikel.) VI. Wir haben nur aus dem Grunde die Navigationsakte insoweit beleuchtet, um zu beweisen, wie England seine ganze Handelspolitik auf die Pflege der englischen Arbeit gerichtet hat. In den handels-politischen Flugblättern, welche unter dem Motto: „Ehre der Arbeit" im Jahre 1864 in Neichenberg herausgegeben wurden, heißt es wörtlich: Um die Produktion und den Absatz seiner Maaren zu fördern, wendete England alles an — großartige Erfin­dungen und kleinliche Listen, staunenswerthe Helden­thaten und Ausbrüche roher Gewalt, Bündniffe mit der Despotie wie mit der Revolution, Kanonenku­geln und Ideen, Vrander und Bibeln, Opium und Missionäre, Aufstachelung der Nationalitäten und Unterdrückung derselben. Je nach Bedarf hat England bald tide oder, wenn dieß nicht mehr »erfängt, ein zufälliges, nicht be­absichtigtes Verschieben des Busentuchs, ein wohlgespieltes Erschrecken, wenn sie der Feind bei der Toilette oder im Neglige überrascht, endlich eine nachlässig träumerisch hingegossene liegende Stellung im künstlichen Halbschlaf stets in Vereitschaft, Raketen, deren Zündkraft felten ein noch zündbarer Mannesstoff widersteht. Dieser Waffen bedienen sich die raffinirten Koketten, welche in unserer Stadt meistentheils nur als Zugvögel bekannt sind oder sich nur periodisch niederlassen; für diese aber finden wir genügenden Ersatz in den Kokettchen, d. h. kleinen, allerliebsten, neckischen Teufelchen, welche junge heißblütige Herzen lodern machen, ihre Hul­digungen mit innerer Befriedigung anhören und sich im Kreise min­der umschwärmter Freundinen damit brüsten und so ihr vielleicht em­pfängliches herz durch den raschen Wechsel ihrer Anbeter gänzlich abstumpfen. I n zartem Kindesalter haben sie abenlheuerliche, auf die Einbildungskraft fieberhaft wirkende Romane gelesen und sich nach dem Muster irgend eines ritterlichen Helden ein Ideal gebildet, das sie unter allen ihren Anbetern vergeblich suchen; daher theilen sie schlichten, aber geschäftskundigen Bürgersöhnen, welchesich unterstehen, um ihre Hand anzuhalten, unbarmherzig Körbe aus, sie erwarten einen schwert- und spornklirrenden Ritter ihrer Fantasie, der sie holt. Aber er holt sie in der Regel nicht, wohl aber entfliehen die Jahre zwischen diesen bangen Erwartungen und ideeller Sehnsucht unbemerkt, die Anbeter weiden seltener, ein Werber kommt nicht mehr in Sicht; nun erwacht das Gewissen wegen der wegwerfenden Behandlung ihrer einstigen Verehrer, von denen ihr nachgerade der „fchiechste" im Grunde nicht gar so häßlich zu erscheinen beginnt; seine äußeren Mängel ersetzt ein vortrefflicher Charakter, ein für Liebe empfängliches Herz u. s. w. Wenn er jetzt käme, vielleicht! — Aber er kommt nicht, es kommt auch ein anderer nicht und die die eine bald die andere Seite hervorgekehrt; geradeso hat es die englische Politik mit Schutzzoll und Freihandel gehalten. So lange England industriell schwächer war als die Völker des Festlandes, hüllte es sich in den Harnisch des Schutz­zolles , als es sie sämmtlich überholt hatte und keine Konkurrenz mehr fürchtete, da legte es die Rüstung ab und verkündete den Freihandel — was wir später ausführlich beleuchten werden. Das Ziel stand immer fest: Die Pflege der englischen Arbeit; die Mittel aber wechselten. Es ist außer allem Zweifel, daß jeder­mann, welcher sich mit der sogenannten unheimlichen Wissenschaft, wie die National-Oekonomie genannt wird, befaßt, die Erfolge dieser vor allem auf die Pflege der Arbeit gerichteten englischen Handelspolitik bewundern muß, obgleich alle die dazu gebrauchten Mittel gewiß nicht empfehlenswert!) sind; jedoch aber ist es die höchste Zeit, die Lehre daraus zu ziehen, daß unsere gesetzgebenden Körper vor allem auf die heimische, d. i. llllf die österreichische Albeil ihr Hauptaugenmerk richten sollen. Die gegenwärtig noch schwebende wichtige Frage wegen der Annahme oder Nichtannahme der Nachtrags-Konvention zum englischen Handelsvertrag halten wir für die allerwichtigste im Interesse unserer österr. Industrie und somit entschieden auch im allgemeinen österreichischen Staatsin­teresse. Politische Revue. Die Wiener offiziösen Korrespondenten überschütten — wie die „Zuk." schreibt — förmlich die Spalten der Provinzblätter in der neuesten Zeit mit den verschiedensten Nachrichten über die Aufhebung des Ausnllhmszustllndes in Böhmen. Täglich werden neue Gelegen­heitstage bestimmt, wo man von der festen Burg am Hradöin das schwere Joch des Ausnahmszustandes aufheben und das ehrwürdige Prag wieder in alle „Wohlthaten der neuen Aera" einweihen werde. Ein sonst gut unterrichteter Korrespondent der „Bohemia" aus Wien verkündet in seiner letzten Korrespondenz, der 24. April, der Ver­mählungstag Ihrer Majestäten, werde der Tag sein, an welchem in Prag und der Umgegend die verfassungsmäßigen „Freiheiten" in ih­rem vollen Umfang wieder hergestellt werden; so sei es, glaubt der betreffende Korrespondent, letzthin im Ministerium im Beisein des böhmischen Statthaltereileiters FML. Koller beschlossen worden. Der offiziöse Referent fügt zu dieser Notiz noch die naive Bemerkung, daß man sich im Ministerium den Bedenken nicht verschließe, welche einer Aufhebung des Ausnahmszustandes entgegenstehen; man täusche Hoffnungen der Eltern, die stolz auf die Schönheit des Herzenskin­des waren uud in ihm mindestens eine Gräfin sahen, gelangen nachgerade auf den Gefrierpunkt. O schönes Kind, Deine Reue rührt jetzt niemanden mehr, gleichwie Dich der arme, in Deine Netze ge­rathene Jüngling einstens nicht rührte! Du lachtest seinen Schwü­ren, verhöhntest seine Liebesbetheuerungen und ließest ihn herzlos im Stiche! Nun hast Du ein Vorgefühl dieser Situationen, man gönnt es Dir, man lacht über Dich, wie Du es einstens gethan. Doch nicht alle sind so unglücklich, nicht alle stranden. Mancher gelingt es, einen Mann zu finden, der sie auf die erwünschte Stufe des Neichthums oder Ansehens erhebt. Armer Mann! Bald genügst Du nicht, weil Du langweilig wirst; Du kannst nicht ewig Hof machen, nicht so unterhaltlich plaudern, als der Herr Lieutenant, dessen Bekanntschaft man auf einem Balle, wo man Valltonigin war, gemacht, D u kannst nicht Deine ganze Zeit Deinem jungen Weib­chen widmen, der interessante, witzige und schlagfertige Doktor muß Dir aushelfen, er macht mit Deiner Frau Promenaden, besucht sie in der Loge, weil Dich die Geschäfte am täglichen Theaterbesuch hin­dern und ist bei den Soireen, welche Du veranstalten mußt, um Abwechselung in das monotone, langweilige Familienleben zu brin­gen, der Arrangeur und vorgezogener Tänzer Deiner Frau. Auf diese Weise mußt D u stets für ein Unterhaltungsrepertoire sorgen, fönst langweilt sich Deine Frau und wenn sich Deine hübsche junge Frau langweilt, dann — — Wir ersparen unseren verehrten Lesern den Schlußsatz und wollen nur noch einiges über die Bildung dieser Pflanze nachtragen. Die Kokette entsprießt einem Boden, wo die Elemente, welche zu ihrer Bildung erforderlich sind, bereits vorhanden, und zwar ge­wohnlich auf mütterlicher Seite. Die Verehrer der Mutter bewun­dern das holde Kind und profezeien ihm eine glänzende Laufbahn, die entzückte Mutter selbst hetschelt und wahrt dasselbe sorgfältig sich nicht darüber, daß mit dem Wegfall dieser Maßregel höchst wahr­scheinlich auch wieder die „Schranken der Mäßigung" sinken und die früheren „Ausschreitungen" eine erneute Auflage erleben würden. Zur Begründung dieser Annahme werden die Ausschreitungen der außerhalb des Ausnahmsstands-Rahons erscheinenden böhmischen Blätter angeführt. Mit der Aufhebung des Ausnahmszustandes in Pra g und Publizirung einer allgemeinen Preßamnesti e scheint es nun einmal Ernst werden zu wollen. Wenigstens deuten alle An­zeichen darauf hin, daß der Jahrestag der Vermählung des Kaiser-Paares (24. April) zu einer ah. Kundgebung im Interesse Böhmens in Aussicht genommen ist und daß man einen ernsten Versuch ma­chen will, um mit den Böhmen zu einer Verständigung zu gelangen. Aus diesem Grunde soll auch die bereits in Aussicht gewesene Sank­tionirung des Gesetzes über die Trennung des Prager Polytechni­kums neuerdings verschoben worden sein. Ein Wiener Korrespondent der „D. A. Ztg." fragt höchst ma­litiös, wie es denn komme, daß jenseits der Leitha in Ungarn der Ausgleich mit den Kroaten so rasch perfekt geworden sei, obgleich Graf Beust sich da sicherlich nicht hineingemischt hätte, während dießseits, wo der Herr Reichskanzler bei allem die Hand im Spiele habe, alles schief gehe? Aus Florenz wird berichtet, daß daselbst in der Deputirten­lammer eine Interpellation, betreffend die angebliche Allianz zwischen Italien, Oesterreich und Frankreich, eingebracht werden soll. Be­kanntlicb erfreut sich diese Allianz in Italien keiner besonderen Gunst und haben die italienischen Regierungsjournale sich wiederholt der undankbaren Aufgabe unterzogen, die Allianz auf die bloße Neutra­lität zu reduziren. Die „Z. C." läßt sich aus Wien melden, daß Graf Neust sich veranlaßt gesehen habe, ein Zirkular an die Ver­treter Oesterreichs im Auslände zu richten, worin er die Grundlo­sigkeit dieser Gerüchte auseinandersetzte und mit Nachdruck betone, daß Oesterreich, weit entfernt, sich in gefährliche Unternehmungen einzulassen, vielmehr alle ihm zu Gebote stehenden Mittel dazu ver­wende, um, so viel in seiner Macht stehe, die Aufrechterhaltnng des Friedens zu sichern, dessen Oesterreich mehr als irgend ein Staat bedürfe, um seine inneren Angelegenheiten zu konsolidiren und seine Finanzen zu regeln. Die Pariser Offiziösen bezeichnen den in der „Mailänder Zeitung" veröffentlichten angeblichen Vertrag zwischen Frankreich, Oesterreich und Italien für eine leere Erfindung, und der „Public" meldet, daß der italienische Gesandte Nigra einen mit vor äußeren schädlichen Einflüssen, erweckt in ihm den Eigensinn — wenn er nicht vererbt ist —, pflegt ihn durch die Erfüllung des kleinsten Wunsches und zieht ihn groß. Das holde Kind wird auf diese Art lieblich ungezogen, die Tanten und Hausfreunde klatschen Beifall zu allen Streichen, bis dasselbe eine Gouvernante erhält und diese recht empfindlich sekirt, weil ihm durch die zärtliche Mama alle Thränen des Trotzes vom lieblichen Gesichtchen weggetüßt wer­den und der Papa in dieser Sache nur die Rolle des Zahlenden spielen darf. Besucht es eine öffentliche oder Privatschule, so wird es aus Rücksichten vor den anderen ausgezeichnet, es lernt sein Ge­sichtchen im Spiegel schauen, vergleicht es mit den anderen und fühlt sich erhaben über dieselben, es lernt sie verachten. Diese Erziehung vollenden Romane, die das zarte Mädchen auf dem Tische der Mama findet, zuerst aus natürlicher Neugierde durchblättert, dann mit In ­teresse liest und sich schließlich hinein vertieft, so daß das moralisch unverdorbene Herz Flecke bekommt. Weil ferner dem „Fräulein" in Abendgesellschaften Sitz und Stimme gebührt, weil alles auf seine naseweisen Bemerkungen hört und sie als Witze belacht, wird das­selbe frühreif; nun kommt noch der Tanzmeistcr, nach zwölf Lektionen ist das Fräulein salonfähig, es wird auf Bälle zuerst als Zusehen« mitgenommen und hat dann vielfach Gelegenheit, die Welt — zu früh noch — auch von dieser Seite kennen zu lernen; in der näch­sten Saison jedoch ist es schon Tänzerin, mustert mit unbefangenem Auge die jungen Herren und sonnt sich in den Strahlen der Schmei­cheleien, die von schmachtenden Jünglingen auf dasselbe fallen. Dieß ist die Schule der Koketten. Wenn die Erziehungsresul­tate nicht immer die gleichen sind, so ist es nur einem innern Grunde oder einer zufälligen äußern Einwirkung zuzuschreiben, keineswegs aber der Frau Mama, denn das Geschlecht der Koketten pflanzt sich fort und ließe sich vielleicht bis in's zwanzigste Glied zurück eruiren und nach einem Stammbaume feststellen. (Forts, folgt.) französischen und auswärtigen Finanzmännern abgeschlossenen Ver­trag über eine italienische Anleihe von 300 Millionen Francs un­terzeichnet habe, für welche Domänengüter als Garantie dienen sol­len. Schade, daß „Public" nicht beigefügt hat, die Anleihe sei aus­schließlich zu Friedenszwecken bestimmt. Tagesneuigkeiten. Lllibllch, 9. April. — (Unser Landesschulrath) ist bereits ernannt: es sind die hochw. HH. Probst Iarc , Domdechant Dr. Pogaöar, Dom­herr Savaschnigg, Normalschuldirektor Legat, und der Gym« nasialdirektor Smolej . — (Bezüglich der slovenischen Rechtsatademie) hat das Ministerium des Unterrichts nunmehr die bezügliche Mittheilung des lrainischen Landesausschusses dahin beantwortet, daß es nicht in der Lage sei, diesem Ansuchen zu entsprechen. Motivirt wird der abschlägige Bescheid damit, daß die Errichtung von Rechtsakademien für die hiesige Reichshälfte eine neue Institution wäre, über deren Zweckmäßigkeit vorerst das Votum der maßgebenden Korporation, nämlich der Universitäten, zu gewärtigen ist, welchem das Ministe­rium vorzugreifen sich durchaus nicht berufen fühle. — (Vorbereitungen zu den Tabor's.) Aus dem Gör­zischen wird der „Zuk." geschrieben: Vor einigen Tagen hatten wir hier eine Versammlung zur Berathung über die Abhaltung des näch­sten Tabor's. Dr. 2igon präsidirte und aus der zahlreichen Gesell­schaft wurden 36 Personen in das Komits für den nächsten Tabor ernannt, welcher am 18. d. M . in Vilja abgehalten werden soll. Unter den Gewählten sind die Hauptvertreter der Slovenen aus Görz und dem Küstenland, aus Kram, Steiermark und Kärnten. Vorläufig sind folgende fünf Punkte als Verhandlungsgegenstände in Aussicht genommen: 1. Vrdo soll einen eigenen Bezirk ausma­chen, und Biljan, Medana und Dolenje zum Görzer Distrikte ge­schlagen weiden (Redner Dr. Agon); 2. es sollen alle slovenischen Länder unter ein Kronland „Slovenija" vereinigt werden mit einem einzigen Landtage (Redner Zuchiatti oder F. Rotziö); 3. die Amts­sprache soll in allen slovenischen Ländern die slovenische sein (Redner E. KlavLar); 4. in allen Schulen im Slovenischen soll die slove­nische Sprache die Lehrsprache sein, in Lllibllch soll eine juridische Akademie gegründet weiden (Redner Dr. Lavriö); 5. der Tabor em­pfiehlt der Regierung die Bestätigung der Eisenbahntrace Predil längs der Isonzo-Ebene (Redner K. Kumor). — (Guter Witz.) Die „Zukunft" stellt an die „Gemeinde­räthe" von Laibach, welche bekanntlich am 39. März sich gegenseitig in der Sitzung ihre Wahlen rektifizirten, die Frage: „Warum nicht am 1. April?" — Der heutigen Austage liegt der Wortlaut der Adresse an den Papst mit slovenischem und deutschem Text bei. Albumbliitter des „jüngsten Homeriden". (Aus dem konstitutionellen Gemeinderath.) Villi g sind Männer wie ich für den Sitz im Rath der Gemeinde; Wissen sie selten auch Rath, füllen sie trefflich den Sitz. Niemals gerichtet mein Sinn war auf Würden, ich machte nur Handschuch; Wenn vom Sitze ich fall', frage ich and're um Rath. Bürgerlich klinget mein Nam', bin Gefreit' in der Truppe des Fortschritts: Meine Verdienst' um die Stadt würd'ge am besten wohl ich. Held bin ich allen zum Trotz und Hauptmann der Bande des Fortschritts, Mann von Charakter wohl auch, Fräsen sind meine Bravour. Regnet es Männer wie ich, entfliehen vernünftige Gründe; Logik zu preisen gewohnt, handle ich inkonsequent. Dreh', o Mensch, Dich so, daß Quellen des Goldes Dir fließen; Bist Du erst Millionär, wählt die Gemeind' Dich als Rath. Esel und Narren, die stolz auf Wissen und Kenntnisse pochen! Geld ist des Lebens Nerv, Beutel des Menschen Diplom. Finken und Schnecken mir lachten, dem Kinde in slavischer Wiege-Ietzo als Schneiderlein fein schneide ick Konstitution. Golt's! ich mochen ich witsche Stiefel für Roth von Finonzen, Geben ich gerne umsunst, wählen ihr mich für den Roth. „Hanfel! " sagte zu mir der Papa, „begib Dich nach Laibach, Du wirst Gemeinderath, ohne zu wissen, warum!" Korrespondenz der Redaktion. Heil» C. W. in Tüffer. Da die eingeschickte Berichtigung auf die Korrespondenz unseres Blattes vom 23. März au« Eilli die von uns er­wähnten Daten nur bestätigt, also keine faktische Berichtigung ist, so be­dauern wir, sie einerseits dieses Umstände«, andererseits des für unser Bio!! zu großen Umfanges wegen nicht aufnehmen zu können; wir müßten eine Beilage veranstalten, was denn doch zu umständlich wäre. Eingesendet. Die Mitglieder des katholischen Vereines können entweder die slovenische Vrochure „ÄatomÄLuiK 8veti Oös ?is IX." oder die deutsche „Die tapferen Vertheidiger des Monto Rotondo" gegen Vorweisung ihrer Eintrittskarten in der Handlung des Herrn Gerber erheben. Die Einzahlungen werden sowohl in der Kanzlei, Herrengasje Nr. 214, 1. Stock, von 10—12, als auch bei Herrn Gerber angenommen. 33 — 1. Lllibllch,?. April 1869. Vom Ausschusse. BmunMeiger 20-ThaIer-Lose, Haupttreffer sechs Ziehungen in einem Jahr, wovon die erste schon am 1. Flnl stattfindet, heule «, 3? fl. Banknoten. Näheres aus den Inseraten zu ersehen. 34—1. «3»I>. C). OttNzon, Graben 13. ß Neueste Erfindung. I z p0liwi-'X0mp08iti0ii z M äußerst beachtenswerth für Tischler, Drechsler und Holzar-I D bester zum Fertigpoliren von neuen Möbeln und für Pli -I ^ vate :c. zum Aufpoliren von alten und abgestandenen oder A Z solchen Möbeln, wo das Oel hervortritt. — Durch diese H D Komposition wird das zeitraubende und kostspielige Fertigpoli-I H ren durch Spiritus gänzlich beseitigt, oll durch Anwendung Ä U einiger Tropfen in wenig Minuten ein Tisch oder Kasten I H fertig polirt ist; und kann bei einem mit dieser Komposition I M polirten Gegenstand das Oel nie hervortreten. Alte und A ß abgestandene Möbel können durch einfaches Reiben mittelst I ^ eines befeuchteten Leinwandlappens überpolirt werden und I M erhalten einen Hochglanz, welcher durch das Poliren mit D D Spiritus nie erzielt werden kann. — Mi t einem FläschchtN K m dieser Komposition kann jedermann in einigen Stunden D ß eine komplette Zimmereinrichtung renoviren. D D Haupt-Depot bei l?. MIIßl , Wien, VI . Bezirk, Hirschengasse 8. 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