Echriftleitung: Sk-thauSgasse Mr. ». »ttqcho» Nr. »I, wlrrvrba». E»re««»»»»! Z»gli»,«tt ■u»n*Iis>t Ht C«n>» ». ftrtrt-tffgc 00« 11—tt llfti vorm. f »ctVu nt4t C?f»» Ml tat UMtOaa« M 5 | Mi, Samstag den 16. Jänner 1915. 40. Jahrgang. Die Sendung drs deutschen Volkes und der Krieg. In den letzten vierzehn Tagen begegnete man in der ausländischen Presse allerlei FriedenSgerüch-ten. Man wußte auch zu erzählen, daß Graf Witte nach Rom gereist sei, um dort mit dem ehemaligen französischen Präsidenten Loubet zusammenzutreffen und auch mit dem italienischen Ministerpräsidenten sich über die Möglichkeit einer FriedenSvermtttlung zu besprechen. Nachfragen in Rom haben ergeben, daß dort von alledem nichts bekannt fei. Offenbar handelt eS sich bei diesen Meldungen lediglich um den Ausfluß von Stimmungen, von denen sich nicht einmal feststellen läßt, wo sie auftreten. Am ehesten konnte man auf gewisse Streife in Frankreich und Rußland raten, die dem Kriege von Anbeginn nicht sympathisch gegenüberstanden und nun mit seinen zunehmenden Lasten sich stärker zur Geltung zu bringen hoffen. Praktische Bedeutung kommt ihnen indessen nicht zu, da der Krieg noch nicht bis zu jenem Punkte gediehen ist, wo da« FriedenSbedürf> ni«, beziehungsweise eine Friedensvermittlung wirk sam eingreifen könnte. Das militärpolitische Ziel der verbündeten «aisermächte ist noch nicht erreicht, weder im Osten noch im Westen, und darum könnte ein Friedens-schluß im gegenwärtigen Augenblicke nicht einen wirklichen, Säuernden Frieden einleiten, sondern nur einen Waffenstillstand bedeuten. ES ist sicher, daß ein Ziel der Verbündeten die Sicherung ihrer Grenzen und ihrer Cinflußgebiete ist, allein dieser Krieg ist mehr als eine nationale Auseinandersetzung, er ist mehr als »in Kampf zwischen deutschem und eng-lischem Handel; in und mit ihm vollzieht sich viel-«ehr eine kulturelle Revolution von allergrößter Bedeutung sür Europa und die gesamte weiße Rasse. Zm Hans Sachs-Verlag (München—Leipzig) sind soeben zwei Schriften „Der entlarvte Punslawis- (Nachdruck verböte«.) „Tensetsmädel". Bon S. Halm. ..Donnerwetter, ist da» ein Mädel!" hatte der Herr Oberförster Waltow gesagt, oder vielmehr in seinen großen grauen Bollbart geknurrt, als er Merthe Willens, seine junge Herrin, zum erstenmale ,»sehen. Hoch und schlank, rotwangig, helläugig, schwarz von Haar, energisch und doch graziös in i?der ihrer raschen Bewegungen, war sie ihm mit freimütiger Herzlichkeit entgegengekommen. .Ich denke, wir werden un« gut vertragen, Herr Oberförster. Sie kennen mich zwar nur vom Hörensagen. Die Nichte ihres bisherigen Gutsherrn «ar in Ihrer Vorstellung sicher immer nur das PeosionSgänSchen. Sage» Sie nicht«, das ist ja ganz natürlich. Wir höheren Töchter müssen Ihnen, dem freien Naturmenschen, ganz selbstverständlich als überflüssige, gedrillt-verschrobene Wesen erscheinen. Manche sind e« wohl auch. Lernen Sie mich erst kennen und sie werden sehen, daß man mir ein gut Teil Urwüchsig!«» nicht hat übertünchen können. Ich liebe wie Sie die Natur; ich freue mich, Herrin dieses schönen Stückes GotteSerde zu sein und ich werd« mich sehr oft an Jdre Fersen hesten, wenn« zur Wildsütterung geht. Nolen» volenS werden Sie mich Frauenzimmcrchcn schon mitschleppen müssen, bii ich Bescheid weiß, wie weit mein Grund und Boden geht. Dann werde ich schon meiner Wege muS und die große Aussöhnung zwischen Slawen und Germanen" von Dr. Karl Nötzl und «Der Orient in Flammen * von Dr. Freiherr v. Mackay erschienen, die, wenn auch in verschiedener Weise, der großen Kuliurbedeutung des gegenwärtigen Krie-ges gerecht werden. — Nötzl geht davon aus, daß der PanslawiSmu» niemals an der russischen Frei heitSbewegung teilgenommen, sondern al« Macht Mittel de« Zarismus sie immer bekämpft habe. DaS wirkliche 'geistige Rußland sei aber dem Zarismus feindlich und stehe dem Germanentum freundlich ge genüber, was schon die ungeheure Verbreitung deut scher Literatur in Rußland bezeuge. Im Bunve mit dem Germanentum könne das geistige Russentum all die Wunden heilen, die ihm tausendjährige Knechtschaft geschlagen haben, und eS werde auch die große Folgewirkung dieses Kriege« fein, daß das Nationale sich nur noch in geistiger Vertiefung werde halten könne» und Germanentum und Sla-wentum sich zu einer Kulturgemeinschast vereinigen werde. — DaS klingt stark an die Lehren de« Phi« losophen Karl Christian Planck an, der den Krieg des Deutschtum« gegen Ost und West voraussehend, diesen als die Folge der Unzulänglichkeit der natio-nalen Ordnung betrachtet, über die hinaus das deutsche Volk einem menschlichuniversellen Ziel zu-streben müsse. — Klarer, aber auch weit richtiger, hat Freiherr v. Mackay in seiner erwähnten Schrift die Frage erfaßt. Mit tiefer, den ganzen gewaltigen Stoff durch dringenden Kenntnis, zeichnet Freiherr v. Mackay in kräftigen Zügen das Bild des gegenwärtigen Orient — und jeder, der sich mit Politik beschäf-tigt, sollte die Schrift lesen, um sich die Grundlage zur richtigen Beurteilung der Entwicklung der uns sonst so sern liegenden Dinge in Asten zu erwerben. Besonderen Nachdruck legt er dabei aus den Nach-weis, daß England seiner Kultursendung, als Ver-mittler in dem großen Rasfenkampse zu wirken, nicht gerecht, sondern in seiner Eigenschaft zum Ver-räter an dem heiligen Gute der Herrenrechte der weißen Rasse geworden ist. Die Aufgabe, diese« Mittleramle« zu walten, hat, nach Freiherr von gehen, verlassen Sie sich darauf, ich bin kein Hase!" Nein, wahrlich, Furcht traute der wohl keiner zu. Ein Teuselsmädel mit seinen 23 Jahren. — Und dem alten Rauhbein hatte bei diesen Orientierungsgängen, wie da« gnädige Fräulein e« nannte, das Herz im Leibe gelacht. Nicht nur klug reden konnte Fräulein Merthe — sie verstand e« auch, zu schweigen, still zu genießen und den Zauber eine« Abenddämmern nicht durch leere« Geplapper zu stören, wie er e« wohl leise befürchtete. Nicht« ent-<}tag ihren klugen, scharfen Augen. Bald kannte sie jeden Waldhüter beim Namen. Alle grüßten sie mit Respekt. Sie hatte eine Art, sich durchzusetzen. Die Mägde fürchteten ihr strenge« Regiment und ihre Genauigkeit, die dabei nie in Geiz ausartete; der Aermste im Dorfe wußte ein Lied davon. Und was waren das für wundervoll gemütliche Abende im Schloß. Der alte Herr Onkel hätte seine» Oberförster auch gern zu einer Partie Whist geladen, aber die Gicht hatte den gnädige» Herrn bös zugesetzt und ihm oft die Laune verdorben. Fräulein Merthe hatte pietätvoll an de« Onkels Gewohnheit festgehalten. Auch bei ihr fanden sich zweimal in der Woche der Herr Pfarrer, der Kan-tor, der Oberförster un» der Gutiverwalter ein. Aber da wurde nicht nur tarockt; e« gab gute Musik und hin und wieder ein gemütliches Plauder-stündchen; denn Fräulein Merthe hat ein gut Stück Welt gesehen. Und sie hatte ein gutes Gedächtnis, vor allem für komische Erlebnisse. Da« alte Fräu-lein Drew«, die Gesellschafterin, wiegte zwar zu-weilen bedenklich den Kopf, wenn Fräulein Mer- MackayS Anficht, nun das deutsche Volk zu über-nehmen. Der große Krieg ist zwar ein gewaltiger vernichte?, zugleich aber auch ein Befreier und Er-löfer der Menschheit. Er segt allen Unrat politi-schen wie kulturellen Scheinwesens hinweg und stellt daS körperlich, geistig, sittlich Tüchtige, Aristokrat!-sche. Wahrhaftige auf den Sockel weltgeschichtlicher Entscheidungen. Darin wird auch in diesem Kriege die Reinheit de« Ringen« de« deutschen Volke« und seine» Kampfe« sür wahrhafte Freiheit und Mensch-heitSzukunfttgröße offenbar. England hat immer nur an sich und seinen Geldbeutel gedacht, seine Kämpfe gleich Rom durch gekaufte Söldner führen lassen und den Allerwelt«beglücker der Völker mit den Aeußerlichkeiten demokratischer Freiheitsrechte ge-spielt, ist aber doch immer ein Sklavenhalter geblie-ben, der schließlich keine Schändung der Raffenideale gescheut hat. um seinen wankenden Thron zu stützen. Da« deutsche Volk, da« sein Wesen mit schwerthal-»ender Faust schirm», dabei aber festhält an dem Glauben, daß alle» Wirken für persönliche Nützlich-feit zweckarm sei, wenn es sich nicht mit dem Wir-ken für die ganze Menschheit paare, bestimmt e« zum Nachfolger Englands. Der Angriff von Ost und West haben da« Deutsche Reich nicht nur zu« geographischen, sondern auch zum politischen Mittel-punkte Europa» gemacht und da« Schicksal der gan-zen Welt in seine Hand gegeben. Derselbe Gedanke kehrt in einer Reihe neuer deutscher kriegSpolitischer Schriften wieder, auch in der Paul Rohrbach« .Hindurch zur Weltmacht" (EngelhornS Nachfolger, Stuttgart). In feiner Rein-heit besagt er nicht« andere« al«: Da» deutsche Volk kämpft diesen Kamps nicht nur um seinen eigenen Bestand, sondern auch um die ganze Mensch« heit. denn die germanisch-deutsche Kultur ist zur Weltkultur geworden, da sie von dem tiefen Glau-ben getragen, daß alle« Wirken der Allgemeinheit gelte, auch die nichtdeutschen Elemente zu höherer Kultur emporzuführen imstande sei. Da« deutsche Volk verteidige, al« der Kulturträger der Menschheit. in seiner Freiheit auch deren Freiheit. Da« deutsche Germanentum werde, indem e« diese Sen« the ihre« Erachten« gar zu burschikos mit ihren Untergebenen verkehrte. Das störte aber niemand und e« war eitel Zufriedenheit in dem kleinen Krei». Da mußte der Kuckuck diesen Racker, den Fritz da-hersühren. Fritz war des Oberförster« Einziger. Der Junge »ar fein Stolz. Er war der längst ver-storbenen Mutter Ebenbild, hatte deren Frohsinn und hübsche Züge geerbt. Leider aber vom Vater gar nicht». Schon sein Beruf mißfiel dem Alten gründlich. Statt in die Fußstapfen de» Alten zu treten, war er ein Künstler, ein Farbenkleckser geworden. „Pfui Deibel!" pflegte der Oberförster zu schimpfe», „stall sich ehrlich an der herrlichen Natur zu freuen, so wie sie der liebe Herrgott einmal geschaffen hat, pinselt der Junge die unmöglichsten „Waldstimmun-gen" mit schamlo» nackten Weibern und greulichen Waldmenschen, die noch kein ehrlicher Christenmensch zu Gesicht bekommen, auf die schöne Leinwand, au» der man lieber Hemden machen sollte'. Zu de» Alten Verwunderung hatte sich der TeuselSjunge mit der Pinselei schon einen recht guten Namen gemacht. „Die Stadtleut' sind schon so ver-rückt und hängen sich so 'was an die Wand, statt in Wald und Flur umherzustreifen. Freilich, sie kennen 'S nicht besser. Aber, daß sie für fo'n Zeug auch noch sündhaft viel Geld zahlen, das ist doch närrisch1" So der Alte im Disput mit Pfarrer und Kantor, die ihn zuweilen eines Besseren belehren wollten. Dabei war die junge Gutsherrin oft Zeuge gewesen und allmählich neugierig aus den Herrn „Sausewind" geworden. Nun war er zum Weih« Seite 2 dunz übernommen hat, nicht in einem haltlosen Ko«mopoliti«muS zerfließen, sondern, politisch sich aus seinen Besitz beschränkend, die europäische Mensch-heit und auch einen Teil deS Osten« in seinen Kulturkreis ziehen. DaS sind in der Tat die Aussichten, die dieser große Krieg eröffnet, und je deutlicher diese E»t-Wicklung sich im Verlause der Dinge ausprägen wird, desto näher wir') der Augenblick des Friedens rücken. I. P. _ Die italienische Sphinx. Wir haben schon wiederholt Gelegenheit ge-nommen, den beunruhigenden Gerüchten entgegenzu-treten, die in letzter Zeit wieder bezüglich der Hal-tung Italiens durch unser Land flatterten. Dabei haben wir daraus verwiesen, daß zwischen dem offiziellen Italien, wie es Regierung und Dynastie darstellen, und den unverantwortlichen irredentisti-scheu Elementen, welche besonders in Norditalien ihr wahnwitziges Kriegsgeschrei erschallen lassen, sehr zu unterscheiden sei und daß über die sernere Stellungnahme Italiens im Weltkriege Dynastie und Staatsmänner und nicht die wüste Agitation der Straße entscheiden. Näher führt diesen Gedanken der römische Korrespondent des Salzburger Volk». blatteS aus, der in einem Stimmungsbericht aus Rom schreibt: „Nationalisten, Resormsoziälisten, Radikale, Re« publikaner und die Parteigänger des blutrünstige» Mussolini schreien eS in allen Tonarten, drucken eS in Riesenbuchstaben, daß Italiens Teilnahme am Kriege unerläßlich sei. ES wäre müßig, zu sagen, gegen wen. So verschiedenartig die Ansichten der einzelnen sein möchte», im Kampsrus bleiben sie sich glnch. Abseits, vielleicht allzu abseits von der Heer-straße, stehen die Freunde des Dreibundes, Leute, die Gelegenheit gehabt haben, den Norden zu be-reisen und deutsche Kultur kennen zu lernen; und die etwas wissen von dem reichlichen Segen, der ob deS Bündnisses auf Italien herniedergeträuselt ist, und die den tausend Fäden, die zwischen Süd und Nord in Jahrhunderten gesponnen worden sind, »achschürsen. Warnend erheben sie die Stimme, lauter aber erschallt die ihrer Gegner. Und doch: wenn man herumfragt im weiten Lande, muß sich einem die Ueberzeugung aufdrängen, daß die Mehr-zahl, die große Mehrzahl Bor- und Nachteil dieser oder jener Haltung, die nach der Ausgabe der Neu-tralität eingenommen werden könnte, ganz richtig »«urteilt. Die Straße aber gehört nicht ihnen. Man ieht mit Befriedigung, daß die Leser der deutsch-reundlichen Blätter immer zahlreicher werden, daß ich die Gutdenkend«» immer fester zusammenschließen, ihre Anstrengunzen von Woche zu Woche größer werden; und doch kann man sich deS Eindruckes nicht erwehren, als ob all die LirbeSmüh vergeblich fein könnte. nachtSsest gekommen, groß, schlank, mit kecken brau-»en Augen, die da« Siegen zu kennen schienen. Natürlich hatte er dem gnädigen Fräulein seine Aufwartung gemacht. Sein Bater hätte ihn dazu nicht erst .mitzuschleppen" brauchen. Sei»e Neugier «ar ohnehin schon geweckt worden. Auge in« Auge standen sich die Jungen gegenüber, prüfend, sich messend. „Einfach frech!• fand der Herr Oberförster ditfeS Anstarren, natürlich von seilen seines Sprößling«. Aber Fräulein Merthe erschien weder einge-schüchtert, »och erzürnt. Bald plauderten die beiden, als seien sie schon jahrelang bekannt, von der Stadt, vom Theater, von der Kunst. Der Alte kam sich ganz überflüssig dabei vor. Und dann lud das gnädige Fräulein den Frechdachs weiß Gott zum heiligen Abend ein und der Junge nahm mit einer Miene an, als sei die Einladung das Selbstverständ-lichste von der Welt. Ueberhaupt eine Sicherheit hatte der Fritz! „Ein unverschämter Schlingel!' konstatierte sein Vater, halb ergrimmt, halb roll Stolz. Weihnachten und Neujahr vergingen. Fritz und die junge GutSherri» ritten zusammen, rodelten und musizierte» miteinander. Der Junge schien nicht an« Weggehen zu denken; obwohl er sich durchaus einen WeihnachtSurlaub hatte gönnen wollen. Als ihm der Herr Oberförster leise ans den Zahn fühlte, erhielt er die seelenruhig abgegebene Erklärung: der Aufenthalt in dieser lösthchen reinen Winterlust und da« Zusamminsein mit Fräulein Merthe sei für ihn, den Künstler, die beste NervenauSspannung. Dem Alten verschlug? fast die Rede, am Ende aber poltert« er doch lo«; wai er, Herr Hallodri, sich Wdiicht Und doch ist nicht« geschehen, was unsere Be-unruhigung rechtfertigen könnte. Die italienische StaatSleitung hat ihre Nichtteilnahme am Kriege ausgesprochen und bisher auch nicht daS Geringste verlauten lassen, was einer Hinneigung zu einem der kriegführenden Teile ähnlich sähe. Und doch be-waffnet sich Italien bis an die Zähne, »m auf alle Möglichkeiten gefaßt zu fein; wer aber vermag uns zu sagen, daß eS bei dieser Neutralität in klingen-der Wehr bleiben werde? Man kann sich die Füße wund laufen und die Kehle heiser sragen. man kommt dem undurchdringlichen Rätsel nicht aos den Grund. Man sieht, wie die militärischen Kräste wachsen, wie sich die durch den lybischen Krieg «r-schöpften Arsenale füllen, sich die Lücken im Mann-schaftSstande schließen. Will aber die Regierung, will der König den Krieg? Den Krieg gegen wen? Gewiß, wir könne» Italien au« seiner Bereitschaft keine» Borwurf »lachen; eS hat nichts getan, was auf einen Treubrnch schließen ließe. Was unS aber mit leisem Kunimer erfüllt, ist die Volksstimmung, die man groß hat werden lassen, und der Herr zu werden, übermenschliche Kräfte vonnötc» wären. Freilich verbirgt sich hinter der militärischen Bereit, schast eine emsige diplomatische Arbeit, deren Maschen wir nicht kennen, nicht kennen können. Besten Falle« läßt sich au« verschiedenen Boranssetzungen eine Reihe von Schlüssen ziehe»; doch, wer bürgt unS dafür, daß diese im nächste» Augenblicke nicht wie-der umgeworfen werden? W«r brauchen nicht erst Italien zu sagen, wo sein Interessengebiet zu suchen ist: nicht in der Adria, sondern draußen im Mittelmeer; und daß ihm dort Deutschland und Oesterreich nichts in den W-g legen, weiß eS selbst. Die öffentliche Meinung aber ist befangen. Die macht die hohe Politik mit dem Gefühl und jagt alten Wahngebilden »ach. So konnte e« kommen, daß die ewige Kaperung italie-nischer Handelsschiff« durch die Franzose» und Eng-länder, ja selbst die scharfen Kanonenschüsse vor Malta eindruckslo« geblieben sind, während die paar adriatischen Minen die VolkSleidenschast erregten. So ist eS möglich geworden, daß die Besitzergrei-sung von Aegypten u»d die Absperrung de» Suez« kanale« durch England gleichgiltig hingenommen wurden, während man voll Argwohn den» Anmar-sche der Türke» auf den Kanal, der die unmittelbare Verkehrsader zwischen Italien und seinen bei-den nordostasrikanische» Kolonien bildet, entgegen-sieht. So ist eS zu erklären, daß jeder sür sei» Vaterland gefallene italienische Oesterreicher bedauert wird, während den in Frankreich gefallene» Gari-baldinern die höchsten Ehren erwiesen werden. Die Stimmung im Lande aber ändert sich mit dem Wetterstande aus den fernen Schlachtfeldern. Meldet da« Barometer einen Sieg der Deutschen und Oesterreichs, so könnte die Stimmung kaum dreibundsreundlicher sein. Da« wissen die vom Drei-verband« sehr gut; deshalb überschwemm/» sie ge-rade Italien so hänsig mit Tatarennachrichten, di« freilich kurze Beine haben. Gelingt e« den deutschen denn dabei denke, so despektierlich von der Herr-schast zu reden. Fräulein Merthe sei da« gnädigste Fräulein und er, der Vater, bei ihr in Amt und Brot; er verbete sich den unehrerbietigen Ton. Der Herr Filiu« möge sich gesälligst seine Leute an-sehen und Unterschied mache» zwische» leichtfertige» Weibern und... ." Aber da war ihm der Fritz lachend in die Parade gefahren. Sein lieber Alter solle sich nur nicht ausregen. So klug sei der Filius auch. Schließ-lich und endlich brauche Einem aber doch auch Eine, die man ernstlich verehre, nicht gerade lang-weilig zu sein. Ernstlich verehre?! Der Herr Oberförster horchte ans. War sein Junge toll? Der dachte doch nicht etwa ... ihm wurde himmelangst, Himmel-angst wegen der Blamage, die der Fritz sich uatür-lich davonholen würde, himmelangst um seine schöne Stellung. Vielleicht wegen des kecken Schlingels, der sicher an Größenwahn litt, den geliebte» Wald aufgebe» müssen l!? Da sollte doch . . . Leider war der'Gegenstand seine« Zorne« aus und davon ge-gangen, nein gesprungen, trillernd, mit einem Ueber-null in den Auge» ... der Beng.'l war im Stande . . . Ambro« Waltow brach der Angstschweiß au«. Na, so viel an ihm lag. wollte er ehrlich alle« tun, da« Schlimmste zu verhüten. Lieber sprach er mit dem gnädigen Fräulein selbst ein grade« Wort. Freilich, leicht war da« nicht. Und er wohl gerade kein Diplomat in solche» Dingen. Ob er sich ein-mal hinter den Herrn Pfarrer steckte? Schwere» Hetzen» trat er feine» all«orgt«dUcheü Gaag an. Nummer 5 und österreichischen Heerführern, in den nächst«« paar Woche» einen entscheidenden Schlag zu mache», so würde der italienischen Regierung, so sie den ernsten Willen hat, da« alte Bündnis weiterhin zu Recht bestehen zu lassen, die Arbeit bedeutend er-leichtert. Denn trotz mannigfacher Vorurteile ist das italienische Volk schlau genug, aus der Seite de« Stärkeren zu stehen." Der Weltkrieg. Gegen Frankreich scheinen sich günstige Aenderungen vorzubereiten. Die Offensive der Verbündeten ist wirkungslos zerschellt und der deutsche Ansturm droht d« französische Linie an mehr al» einem Punkte zu durchbrechen. So wird gemeldet: Grotze« Hauptquartier, 13. Jänner: I» der Gegend vo» Nieuport fand ein heftiger Artillerie« kämpf statt, der die Räumung der feindlichen Schützengräben bei Palinzebriig (Vorort von Nieuport) zur Folge halte. Die feindlich«» Angriffe am Kanal von La Bisie« sind endgiltig abgewiesen. Französische Augrisse aus La Boisselle und die Höh« von Nouvron wurde» zurückgeschlagen. Den gestri-gen erfolglosen französischen Aiigrisfen aus di« Höhe» bei Cyrou folgte ei» deutscher Gegenangriff, der mit einer vollständige» Niederlage der Fran-zoie» und einer Säuberung der Höhen nordöstlich EufficS und nördlich Erouy endigte. Unsere Märker setzte» sich in den Besitz von zwei französischen Stellungen, machten 1700 Gefangene »nd eroberte» vier Geschütze sowie mehrere Maschinengewehre. Französischer Sappeurangrisf in der Gegend südlich St. Mihiel ist ersolgreich abgewiesen. Unsere Trup-pe» setzten sich m Besitz der Höhen nördlich und nordöstlich Nomeny. I» den vogesen ist die Lage unverändert. Noch «rsreulicher lautet der Bericht vom 14. Jänner: Große« Hauptquartier, d«n 14. Jan-»er 1915 In den Dünen b«i Nieuport und südöst-lich ?)pern Artilleriekamps. Besonders starke« Feuer richtet« der Feind auf Westende Bad, da« er bald gänzlich zerstört haben wird. Feindliche Torpedo, boote verschwanden, sobald sie Feuer erhielte». I» Fortsetzung de« Angriffe« vom 12. Jänner nordöst-lich Soissou griffen unsere Truppe» erneuert auf die Höhe von Bregny an und säuberten auch diese Hochfläche vom Feinde. In strömendem Rege» und tiesausgeweichtem Lehmboden wurde bis in die Dunkelheit hinein Graben auf Graben im Sturm genommen und der Feind bis an den Rand der Hochfläche zurückgetrieben. 14 französische Offiziere und 1130 Mann wurde» gefangen genommen, vier Geschütze, vier Maschinengewehre und ein Schein-werser erobert. Eine glänzende Waffentat unserer Truppen unter den Augen ihres Allerhöchsten Krieg«-Herr»! Die Gesamtbeute aus den Kämpfen des 12. und 13. Jänner nordöstlich SoiffonS hat sich Nichts freute ihn heute. Alle« ärgerte ihn. Und dabei war so ein herrlicher Tag. Der Schnee knarrte unter seine» Tritten. Blendend schien die Sonne in die Lichtung. Nichts störte den Frieden — doch da — Mknschenftimmeu — i der Tausend l Die kannte er doch! Da» frische Mädchenlachen kannte er ;u gut und gar den Bariton, der jetzt einsetzte. Weiß Gott, da steckte» die Zwei schon wieder beisammen. Dem Alten schwoll die Zornader. So schlug der Tollkopf alle väterlichen Ermahnungen i» den Wind. Schließlich brachte er die Herrin noch in« Gerede der Leute. Wütend stampfte er durch den Schnee, die kleine Anhöhe empor. "> .Holla, AchtungI" scholl eS ihm davo» oben entgegen und schon sauste e« an dem Verblüfften vorbei, ein etwas, daS in dem aufstiebendl» Schnee nur al« ein ganz dunkler, großer, lebender Knäuel erschien. „All- Wetter. Daß dich da« Mäusle b«ißt.* Dem Oberförster stand fast der Mund auf vor Ueberraschnng. Nein, er hatte sich wahrlich nicht getäuscht. Aus dem engen Rodelschlitten hatte sei» gnädige« Fräulein gesessen «nd hinter ihr ganz re-spektlos. die Arme um ihre Taille geschlungen, der Spitzbub, der Fritz. Hoppla, da ein Krach, eine Schneewolke, ein lachendes Prusten und zwei Mensch« lein krabbelte» da unten, sich schüttelnd, au« de« Schnee. „Ne, so wa« l Re, so wa«!" Waltow senior vermochte sonst nicht« zu knurren. Fräale» • Marthe und sein Schlingel von Sohn! Und wie sie sich jetzt lachend in die «»gen sahen, sich bei d«* jiuin.uLi .> «eue ö nach genauerer Feststellung erhöht aus: 3150 Geangene, acht schwere Geschütze, eine Revolver-anone, sech« Maschinengewehre und sonstige» Ma-terial. Nordöstlich des Lager» von ChalonS griffen die Franzosen gestern vor- und nachmittags mit starken Kräften östlich Perthe» an. An einigen Stellen drangen sie in unsere Gräben ein, wurden aber durch kräftige Gegenstöße hinaus- und unter schweren Verlusten in ihre Stellungen zurückgewor-fen. Sie ließen 160 Gefangene in unseren Händen. In den Argonnen und Vogesen nicht» von Be-deutung. Gegen die Russen. In unaufhaltsamem Marsche kommen die Deut« schen immer näher an Warschau heran. Südöstlich Gumbinnen und östlich Lötzen sind russische Angriffe abgeschlagen worden, wobei mehrer« hundert Gefan-gene gemacht wurden. In Polen westlich der Weich-fei wurden unsere Angriffe fortgefktzt. Die österreichischen Kriegsberichte lauten ebenfalls sehr erfreulich. Amtlich wird ver» lautbart: 13. Jänner. Die Vorstöße, die der Geg-ner an der unteren Nida immer wieder versucht, richten sich besonder» gegen eine in unsere Wider-standslinie liegende Ortschaft. Durch heftige» Ar-tillerieseuer, daS an der ganzen Front anhält, unterstützt, »erfucht feindlich« Infanterie nach vorn Raum zu g«»i«n«n, um in du Ortschaft einzudringen, was stet» unter schweren Verlusten mißlingt. Bor den eigenen Stellungen in Galizien und in den Laipathe« herrscht größtenteils Ruhe. Nebel und Schneetreiben begünstigen kleinere Unternehmungen unserer Truppen, die verschiedenenorts zu gelungenen Ueberfällen und sonstigen Plänkeleien führen. Auch aus dem südlichen Kriegsschauplätze ist im allgemei-tun Ruhe Nur unbedeutende, AufklärungSzwecken dienende Grenzreksntre». Am 14. d. wurde amtlich Verlautbart: Ja Westgalizien und in Russtsch.Polen ist der gestrige Tag im allgemeinen ruhig verlausen. An unserer festgefügten Front entlang der Nida scheiterten alle feindlichen Angriffe der letzten Tage. I» den Ost-kwrpalhen und in der südlichen Bukowina neuerdings unbedeutend« Ausklärungsgefechte. Unsere Flotte. Gegenüber den in der ausländischen Press« ve« breiteten Nachrichten über Verluste der österreichisch-ungarischen Flott«, Aktionen der französischen Flotte i» der Aria usw. werde« folgende Tatsachen vom Flottrnkommando amtlich festgestellt: Seit dem 16. August, de« Untergang S. M. Schiffes Zenta hat keinen u«ser«r Schiffe. Boote nnd Luftfahrzeuge, »bvohl gegen sie genug Munition verschossen wurde, auch nur die geringste Beschädigung durch feindliche« »der gar eigene» Gefchützfeuer erlitte«. Kein einziger Mann der Flotte ist auch nur verwundkt worden, Sude» und puterrot im Gesicht, den Schlitten hinter » herziehend, bergan stapften. „Ja, ja. Bater Oberförster, da» war unfer erster gemeinsamer versuch." Es war wirklich Fräu, lein Merthe» frische Stimme. „Nehmen wir'» als gute» Omen. Wir finv heil davon gekommen und «un, Fritz, sag Du » Deinem Bater; ich glaub, er ahnt schon sein Schicksal." „Jawohl, Papa, e« ist so: seinem Schicksal entgeht man nicht. Du wirst e» schon vertragen aussen, Fräulein Merthes Schwiegervater zu werden." Erschlug de« Kecken nicht der alte Waldriefe tat? Lam kein Lawivchen, ihm den lose« Mund zu stopfen? Nicht« von dem allen geschah. Dafür iahte sich schelmisch Fräulein Merthe. „Nun. wie ist'«? Ich glaube, er will mich nicht einmal zur Schwiegertochter, der böse, alte vru««bär." Da ka« Lebe« in den knorrigen Alten. „Ja, ist'« denn möglich? Sie wollten im Ernst den Tunichtgut da — heiraten?" .Erlaube, Papa I" „Erlaube, Papa!" echote Merthe. Tunichtgut? Daß ma« so mißachtend vo« meinem Zukünftigen redet, da« kann ich «icht fo ungestraft hingehen lasse», nicht al« Gutsherrin, Herr Oberförster, nnd »icht al« glückliche Braut —" und ehe Ambro» Waltow wußte, wie ihm geschah, sühlte er sich beim Echopf gepackt und zwei frisch« Mädchenlippen auf fei»em Mund. „Teufelsmädel!* brummte er schmunzelnd; aber in feinen Augen schimmerte e» feucht. Ja, wenn da» seine Alte hätte erleben können . . .1 während von der französischen Flotte das Unterfee-boot „Curie" vernichtet wurde und ein Schlacht-schiff des Typ« ..Courbef von zwei Torpedogeschof-fen zum mindesten schwer beschädigt wurde. Seit dem 3. November ist außer dem Unterseeboot sein einziges feindliches Schiff an unserer Küste auch nur gesehen worden. Der Krieg der Türkei Das türkische Hauptquartier teilt mit: Unsere von persischen Stämmen unterstützten Truppen rücken unausgesetzt in Aserbeidschan vor, um das von den Russen unterjochte Land zu befreien. Sie errangen dort einen neuen und großen Erfolg, indem sie Täbri» nnd SalmaS, die zwei letzten ruffischen Stützpunkt« in dieser Gegend, besetzten. Die Russen, welche die Absicht halten, sich hartnäckig zu vertei-digen, ließen die beiden Städte im Stiche und zogen sich in Unorduuug zurück. Eine Anzahl Meharisten, die ei«e« Teil der englischen Befatzung«truppen in Aegypten bilden, hat sich unseren Borhuten ergeben. England anerkennt die Borherrschaft Rußlands über die Dardanellen. Die franzisischen Blätter veröffentlichen au auf-fallender Stelle dir sensationelle Meldung, daß England seinen in der Dardanellenstraß« bisher vertre-tentn Standpunkt aufgegeben habe. ES wurde von England noch in den letzten Tagen betont, daß die Dardanellenfrage die englischen Lebensintereffen im Mittelmeer berühre und berufen sich die Engländer aus die historischen Kämpfe, die England um die Dardanellen auszukämpfen hatte. Die englische Diplo-malie betonte wiederholt, daß England niemals ein-willigen könne, daß Rußland die unbedingte Bor-Herrschaft über die Dardanellen hab«.. Dies r Tage erschien der ruffische Botschafter in London bei Sir Grey und übergab ihm ein Memorandum, in wel-chem Rußland mit Rücksicht auf die großen Opfer de» Krieges bitte, daß England unter gewiffen Kau-tellen die eventuelle Boi Herrschaft Rußland« über die Dardanelen anerkennen möge. Sir Grey gab di« Erklärung ab. daß England unter gewiffen Um-ständen da? Vorrecht Rußlands über die Darda-nellen ane, kenne. Di«s« Nachricht hat in Rom große Aufregung hervorgerufen. Die Japaner. Unter d«n französischen Politikern ist Clemen-ceau der, der am lautesten sich als der Anwalt rein-ster Menschlichkeit gebärdet. Umso bezeichnender sür die Gedankenwelt der politisch regierenden Kreise in Frankreich ist eS, daß gerade Elemenceau immer dringender die H«ranzi«hung japanischer Trappen auf die europäischen Kriegsschauplätze fordert. Aeußerst wichtig ist dabei, daß Elemenceau neuerdings diesen Wunsch äußert, nachdem Japan keinen Zweifel dar-über gelaffe« hat, daß e« nur gegen Abtretung fran« zösifchen Gebiete» sich bereit finden laffen würde, Truppen nach Europa zu schicken. Elemenceau will also di« Gelben selbst um den Preis der völlige» Vernichtung der Stellung Frankreichs in Asien nach Europa ziehen. Und dabei nimmt Elemenceau immer noch für Frankreich den Ruhm einer an der Spitze der europäischen Kultur marschierenden Nation in Anspruch. 3« Uebrigen werden die Anschauungen Elemenceaus den Lauf der Dinge nicht beeinfluffen. Japan befolgt auch gegenüber seinen Verbündeten eine reine NützlichkeitSpolitik und selbst wenn die gegenwärtig« japanische Regierung weitergehende Verpflichtungen eingegangen sein sollte, wird die japanisch« Oeff«ntlichk«it schon dafür sorgen, daß diese nur dann eingehalten werden, wenn es den japani-schen Jntereffen entspricht. Aus diesem Grunde läßt sich auch heute die Frage, ob japanische Truppen auf den europäischen Kriegsschauplätzen erscheinen werden, noch nicht mit voller Bestimmtheit beantworten. Japan fühlt sich im Welktriege als der sich freuende Dritte. ES hat ohneweiterS seine Pflichten gegenüber feinen Verbündeten erfüllt, solange eS vorteil dabei hatte, da» heißt ihm dabei Tsingtau, da» Schaumig-gebiet und die deutschen Besitzungeu in der Südset in den Schoß fielen, und es wird zweifellos nicht zögern, auch England in Indien zu unterstützen, fall« die aufständische Bewegung dort Fortschritte machen sollte, denn die Gewinnung militärischer und politischer Stützpunkte in Indien gehört seit Jahr-zehnten zu den LieblingSideen Japan». WaS aber könnte e« durch eine Beteiligung an den Kämpfen in Europa gewinnen? An sich gar nichts, denn seine Lebenssphäre ist der Stille Ozean, über den e« sich die Herrschaft trotz der Bereinigten Staate« dank der Dummheit Englands und Frankreichs und der Furcht der vereinigten Staaten vor England sichern will. Ein Gewinn für Japan könnte sich aus einer Beteiligung an den europäischen Kämpfen nur dann ergeben, wenn ihm von Frankreich deffe« hinterindi« schen Besitzungen abgetreten würden, von wo eS aus dann seinen Angriff auf Holländisch - Indien, di« - Philippinen und Australien einleiten könnte. Möglich, daß Franreich und England sich auch zu keiner solch demütige» Kapitulation vor Japan verstehen, allein auch damit wäre die Sache noch nicht entschieden, solange Japan nicht auch Ehiuas vollständig sicher ist. Die letzten Ereignisse in Ehina, Verlängerung der Präsidentschaft Juanschikkais auf Lebenszeit mit dem Rechte der Wahl seines Nachfolgers bedeute» zweifellos eine Festigung der inneren Verhältnisse Chinas und damit auch eine Erhöhung feiner Macht« stellung nach Außen. Würde nun China einer s» weit ausgreifenden ErweiteruugSpolitik Japans taten» los zusehen? Kium. wobei allerdings auch die Mög« lichkeit einer chinesisch»japanische« Verständigung nicht ganz ausgeschlossen ist. — Immerhin steht man, daß eine Beteiligung Japans an den Kämpfen in Europa mit vielen Wenn und Ader verknüpft ist. — Was bedeutet aber di« Hilfe Japans für Rußland, Frankreich und England, wenn Japan nicht auf de« europäischen Kriegsschauplätzen erscheint? Der bis« herige verlaus des Krieges hat es gezeigt: Borteile sür Japan, die jedoch sür den Verlauf und das Er« gebniS des Krieges selbst von keinerlei Bedeutung sind, denn die Hilf», di« Japan s«in«n Verbündeten bisher gewährte, hat Deutschland und Oesterreich dort, wo die Entscheidung reift, in Europa, keine» Abbruch getan und unseren Gegnern nichts genützt. — Die vorteile des vündniffeS zwischen Japan und dem Dreiverband lagen bisher also durchaus aus der japanischen Seit« und dir Selbstsucht Japans wird es schon so fügen, daß «s in Zukunft nicht and«r» fein wird. Letzte Nachrichten. Oesterreichischer Kriegsbericht. Wi« n , 15. Jänner. Amtlich wird verlaut« bart: Während an der Front in Russisch-Polen nur stellenweise Geschütz- und Maschinengewehrfeuer ein« fetzte, war gestern am Dunajec heftiger Gefchütz« kämpf im Gang. B«sond«rS unser« schwere Artill«rie wirkt« gut; sie schoß ei» großes Magazin de» Geg» nerS in Brand und brachte nach einige« Schüsse» eine seit mehreren Tagen gut plazierte feindlich« Batterie zum Schweigen. Ja den Karpathen herrscht Ruhe. Zunehmender Frost beeinflußt di« Gefechts« tätigkeit. Deutscher Kriegsbericht. Berlin, 15. Jänner. Großes Hauplquar-tier, 15. Jänner. Westlicher Kriegsschauplatz. vor Westende zeigten sich gestern einige Tor« pedoboote und kleinere Fahrzeuge, die sich der Küste auf etwa 14 Kilometer näherten. Französische An« griffe beiderseits Notre dame d« Lorette, nordwestlich Arras, von unsere« Truppen abgewiesen. Ein vor acht Tagen bei Eeurie, nördlich Arra», dem Feind« entrissener, von Teilen einer Kompagnie besetzter Schützengraben ging uns gestern verloren. Die Kämpfe an diefxr Stelle sind heute wieder im Gange. Nördlich und nordöstlich Soiffon ist das nörb« liche Aisneufer von Franzosen endgiltig gesäubert worden. Die deutschen Truppen eroberte» in un« unterbrochenen Angriffen die Ort« Eufsies, Trouy, Buch l« Lang, Missy und die Gehöft« Bauxrot und Berrerie. Unser« Beute au» den dreitägigen Kämpfen nördlich Soisson beläuft sich jetzt auf rund 5260 Gefangene, 14 Geschütze, sechs Maschinengewehr« und mehrere Revolverkanonen. Die Franzose» er« litten schwere Verluste. 4000 bis 5000 tote Fran« zosen wurden aus dem Kampffeld« gefunden. Der Rückzug südlich der Aisne lag unter dem Feuer u«» serer schweren Batterien. Wie sehr sich die Verhältnisse gegen frühere Kriege verschoben haben, zeigt ein Vergleich der hier besprochenen Kämpfe mit den Ereignissen von 1870. Wenn auch die Bedeutung der Kämpfe nördlich Soisso« mit derjenigen der Schlacht am 13. August 1876 nicht zu vergleichen ist, so entspricht doch di« Breite des KampsfeldeS annähernd der von Grade« lotte—St. Privat. Die französischen Verluste aber vom 12. bis 14. Jänner 1815 übersteigen aller Wahrscheinlichkeit nach die der Franzosen am 18. August 1870 um ein Beträchtliche«. Feindliche Angriffe nördlich Berdu» bei Ton« senvoy« scheiterten. Mehrere Borstöße gegen unsere Stellungen bei Ailly südöstlich St. Mihiel wurden durch Gegenangriffe, nachdem sie stellenweise bis i» unsere vordersten Gräben geführt hatten, unter schweren Verlusten sür d«n Feind zurückgeschlagen. 6ette 4 Deutsche gya%i R»»m«r 5 Im letzten Nachstoße eroberten unsere Truppen die feindlichen Stellungen, die aber nach Wiederausbau unserer eigenen Stellung freiwillig und ohne Kamps während der Nacht wieder aufgegeben wurden. Ein unbedeutender Angriff bei MeSnil, nördlich St. Die, wurde von unseren Truppen abgewiesen. Im übri-gen fanden in den Vogesen nur Artilleriekämpfe statt. Oestlicher Kriegsschauplatz. In Ostpreußen und im nördlichen Polen keine Veränderung. Die Angriffe in Polen westlich der Weichsel machten langsame Fortschritte. Bei Erobe« rung eines Stützpunktes nordöstlich Rawa blieben 500 Russen als Gefangene in unseren Händen. Drei Maschinengewehre wurden erobert. Heftige russische Gegenangriffe wurden unter schwersten Ver» lasten für die Russen zurückgeschlagen. Der Krieg der Türkei. Konstantinopel, 15. Jänner. Wie hier bekannt wird, haben die Rusfen bei der Räumung von Täbri» 20 persische Notable mit fortgeschleppt. Die Russen zogen stch ostwärts gegen Ardedil und die kaspische Küste zurück, da der Rückzug nach Dschulsa durch die Nordstämme bedroht wurde. Nach in Konstantinopel eingttroffenen Meldungen fanden die einziehenden türkischen Truppen in TäbriS einen begeisterten Empfang. Die Bevölkerung zog ihnen entgegen. Ein deutscher Dampfer unter amerika-nischer Flagge. London, 15. Jänner. Daily Telegraph m«ldet au« Washington: Der Hapagdampfer „Docia" wurde an Eduard Breitung in Marquette (Michigan) »erkauft und in daS amerikanische Schiffsregister eingetragen. „Dacia" befindet sich in Galveston, um eine Baumwolladung an Bord zu nehmen, und sollte Freitag abgehen, wie man glaubt, nach Bremen. — „Times" schreiben zur Uebernahme de« Dampfers „Dacia" folgendes: Es wird offen gesagt, daß die Verbündeten die Uebertragung nicht anerkennen soll-ten, da sie ungesetzlich fei. Die „Dacia" müßte, wenn sie in See ginge, durch ein britisches Kriegs-schiff beschlagnahmt werden. Die SchisiSbesitzer verfolgen bereits mit Erstaunen die Charterung amerika« nischer Schisse, die Baumwolle nach Bremen brin-gen sollen. Während jedoch anerkannt wird, daß Gründe bestehen, diesen Handel zu erlauben, würd« der Berkaus eines deutschen Dampfers an einen amerikanischen Besitzer als etwas ganz anderes, als eine viel ernstere Angelegenheit betrachtet werden. Rücklrilt des Grafen Berchtold. Der Minister des k. u. t. HoseS und des Aueßeren, welcher den Kaiser schon vor längerer Zeit gebeten hatte, ihn in Gnaden seines Amtes zu ent-heben, hat diese Bitte nunmehr an höchster Stelle erneuert. Der Kaiser hat die gewichtigen persönlichen Gründe, welche den Minister des Aeußeren zu seine« Rücktritte bewogen haben, gewürdigt und seine Bitt« gewährt. Als Nachfolger dcS Grasen Berchtold wurde der königlich ungarische Minister am allerhöchsten Hoflager, Baron Stefan Bunan, zum Minister deS I. u. k. HauseS und deS Aeußeren ernannt. An die Stelle Burians ist der ungarische Ministerpräsident Graf TiSza getreten. Der nunmehr gegangene Mi-»ister de» Aeußeren Graf Berchtold war inSbeson-dere beim zweiten Balkankrleg der Gegenstand der schärfsten öffentlichen Kritik, w allem damals, als er nach dem Frieden von Bukarest, der den zweiten Balkankrieg abschloß, die bekannte Erklärung abgab, daß Oesterreich-Ungarn diesen Friedensschluß nicht anerkenne, welche Erklärung damals in Rumänien sehr böseS Blut machte, weil man dort darauf stolz »ar, daß der Friedensschluß in Bukarest erfolgte und weil man ein beabsichtigtes Einschreiten Oester-reich Ungarn» ans dieser Erklärung herauszuhören vermeinte. Durch ein Telegramm Kaiser Wilhelms an König Carol wurde diese Angelegenheit wieder bereinigt. Seit jener Zeit hörte man aber vom Grafen Berchtold nichts mehr. Bei Zigarsttenspenden für die Soldaten im Leide und unsere ver» wundeten verwende man Zigarettenhülsen. Ablieferung fstr Oi im Tabakladen in der )ohann Gabriel öeidlgasse. Tadellose Güte, billiger preis l An die Aewoyner Steiermarks! Viele taufende Familienväter stehen im Felde; mancher von ihnen wird nicht mehr in die Heimat zurückkehren. UnS, den Zuhausegebliebenen, obliegt die heilige Pflicht, für die Kinder unserer Miibürger, die im Kampse für die Ehre und den Bestand de« Vaterlandes ihr Leben geopfert haben, ju sorgen und sie vor einem ungewissen Schicksale zu bewahren. Viele unter un» sind gewiß gewillt und auch in der Lage, eine oder mehrere KriegSwaisen anzunehmen und dieselben an Eltern Statt »»entgeltlich aufzuziehen. Sn diese richten wir die h«rzliche Bitte: Gebet Eure Bereitwilligkeit zur Annahme einer oder mehrerer KriegSwalsen dem nächstgelegenen Gemeindeamte oder der gefertigten Zentralstelle für Iu-gendfürforge in Graj (Mehlplatz Nr. I) oder dem deutschen Kinderfürsorge« und WaisenhauSvereine in Cilli bekannt. Unseren im Feld« stehenden Brüdern würde durch diese Opferwilligkeit eine wesentliche Beruhigung über da» Schicksal ihrer Kinder gewahrt, unserem Vatnlande aber ein grober Dienst erwiesen werden. Gra», im Dezember 1914. Steierm. Zentralstelle für Jugendfürsorge: Edmund Graf Allem» Douzla» Aichelberg Landeshauptmann. k k Lb-rlandeizcricht»ral. Aus Stadt und Land. Kriegsauszeichnungen Der Kaiser hat verliehen den Orden der eisernen Krone dritter Klasse mit der Krieg»dekoration dem Oberstleutnant Alfred Schmidt deS 26. Landw.«Jnf.-Reg. und daS Militärverdienstkreuz dritter Klasse mit der Krieg»-dekoration den - Hauptleuten Franz Jurkovic und Gustav Oborny. den vor dem Feinde gesallenen Hauptleuten Ferdinand Greiner und Oskar Link, sowie dem Oberleutnant Johann KordiS, alle Landw.« Jnf.-Reg. Nr. 26. Tod eines Schönsteiners. Geheimer Rat FZM. d. R. Freiherr von Samonigg ist am 12. d. abends plötzlich gestorben. Freiherr von Samonigg wollt« sich aus seiner Wohnung, Döbling, Hoszeiie Nr. 29, mit seinem Sohne, einem Hauptmann, in da« Uranlagebäude begeben, um einem Vortrage beiznwohnen. Aus der Fahrt wurde der greife Ge-neral schon nahe der „Urania" von Unwohlsein be« fallen und zur Zentrale der RettungSgesellschast gebracht, wo er in Gegenwart seiner herbeigerusenen Gattin und seines Sohnes um 10 Uhr abends ver-schied. Freiherr von Samonigg war am 2l. Dezem-ber 1839 zu Schönstem in öteiermark geboren nnd genoß al« Generalinspektor de« Militärbildung»we-senS großen Rus. KriegsfiirsorgetStigkeit in Rann. Aus Rann aq der Save wird uns geschrieben: Naturgemäß zogen die Wogen de« Weltkriege« auch unser kleines, abgeschlossenes Städtchen in ihr« Kreise, erweckten helle vaterländische Begeisterung, zeitigten aber auch das Pflichtgefühl der Daheim-gebliebenen, nach Krästen mitzuarbeiten und ein wenn auch bescheidene« Scherflein beizusteuern zu den gewaltigen Forderung der großen Zeit. Da war e« vor allem ein au« allen BevölknungSschich-ten gebildeter Ausschuß — vom StationSvorstand Herrn Zugcic in entgegenkommendster Weise unter« stützt — der zu Kriegsbeginn einen wohleingerich-teten Labedienst bei den durchsahrenden Militärzügen in« Leben rief; durch zahlreiche Spenden und vpser« willige Tätigkeit der Frauen, Mädchen und Herren wurde gar mancher in« Feld gehende Krieger, er-quickt und wohl auch mancher heimgekommene Held gelabt In der Folge betätigten sich die weiblichen Insassen eifrigst in der Herstellung warmer Woll-sachen, »m den fern von der Heimat, um die vater-ländische Scholle streitenden, liebreiche Fürsorge zu erweisen; und auch derzeit ruhen die Hände nicht müßig, virlmehr wird da« Liebeiwerk eifrig fortge-setzt. Die vom Bürgermeister Herrn Hans Schnider-sitsch ergangen? Aufforderung, sich an den Spenden sür Weihnachten im Felde zu beteiligen, fand überall begeisterten Widerhall, der am schönsten im Ergeb-nisse der eingeleiteten Sammlung z?m Ausdruck !am, welche die gewiß ansehnliche Summe von üb»r 50V K dem sinnigen und edlen Zwecke zufließen ließ. So arbeitet Jnng und Alt mit bangem, doch auch stolz g'schwelltem Herzen mit an der Fürsorge nm die HeimatSerde nnd ist immer jreudig bereit, die notimttdigkn Opfer dem Aliarc dcS Ba!crla>:dcS zu weihen. Das vom Zwcigvcreine Rann dcö „Ro- ten Kreuze«- unter der Leitung de» Präsidenten Herrn Amtsleiter« Dr. Bittor Neuwirth im gräf-I>ch AttemSschen Schlosse eingerichtete Verwundeten-spital weist einen Belagranm von 30 B«tten auf »nd ist nunmehr voll besetzt. Die vom KriegSschau-platz zurückgekehrten Verwundeten finden hier auf' »pferungSvolle Behandlung durch die Herren Aerzte sowie liebevolle Wartung und Pflege durch die fr«i> willig diensttuenden Damen. Hier fei besonder« her» vorgehoben, daß sich um die Einrichtung und Lei» tung de« Spitale« außer Herrn Amtsleiter Dr. Viktor Neuwirth Herr Gutsadministrator Dr. Karl Leuschner ganz besondere Verdienste erworben hat. Letzterer bewältigte überdie« die weiter« sehr schwie-rige Aufgabe, gegen 300 galizische Flüchtlinge in Rann nnd Umgebung unterzubringen und für die weitere Lebensführung derselben vorzusorgen. Wenn man bedenkt, daß gegen 100 Personen vollkommen unbemittelt und auf die staatliche Unterstützung an« gewiesen sind, ist e« begreiflich, daß Dr. Leuschner für seine Schützlinge mehrfach die Freigebigkeit Rann« anrufen mußte, um de» dringenden Bedürj-niffen gerecht werden zu können. Dieselbe wird ihm stet« gerne zu teil mit warmen Dank für sein« emsige und ausopserungSvolle vaterländische Tätigkeit. Spenden für das Rote Kreuz. Für den Zweigverein Cilli Stadt des Roten Kreuze« liefen nachstehende Spenden ein: Feldkurat Kobal (EinquartierungSgebühr) 16 20 K, Verband deutscher Hochschüler CilliS anstatt besonderer Todesanzeigen für die im Felde gesallenen Mitglieder Angela v. Goßleth, Erwin Pototschnik und Joses Standegger 30 Kronen. Für die Reservistenfamilien spendete» da« zahntechnische Atelier E. G H. 5 K. der Verband deutscher Hochschüler CilliS anstatt besonderer Todesanzeigen für die im Feld« gefallenen Mit-glieder Angela v. Goßleth, Erwin Pototschnik Und Josef Standegger 30 S. Dank der Siebener für die weih-nachtsgaben. Von den Angehörigen deS 7. In-fanterieregime-lti erhielt die Siadtgemeinde Cilli nachstehendes Dankjchreiben für die WeihnachtS-gaben: Hochverehrte Wohltäter! Für viele Hundert Siebener, die Ihre wirklich reizenden LiedeSgaden erhalten haben, sende ich Ihnen, selbst ein Steirer, tausend warme DankeSworte au« ganzem Herzen. Ob Siebener oder Siebenundzwanziger, wir werden Euch nie Schande machen. Heil und Sieg immer« dar. Fähnrich Dr. Jul. Pöltl, Jnf.-Reg. 7. Reg.. Stab. — Für die an un« gesandten Weihnacht». liebeSgaben, die wir mit Freuden erhalte» haben, danken wir herzlichst. Herzlichste Grüße vom Felde von der 13. und 14. Feldkompagnie des Infanterie-regimenteS Nr. 7. Feldpostbrief aus Frankreich. Der hiesige Gärtner Franz Oznmk, der den österreicht-schen Motordatterien zugeteilt ist und derzeit am westlichen Kriegsschauplätze weilt, sendete an den Buchhändler Friy Rasch in Cilli nachstehenden Feld-postbries: Nun ist da« alte Jahr vergangen und frischen Auge« sehen wir in da« neue Jahr, dem Ende de« fürchterlichen Weltkrieges entgegen, in de» so viele unserer Kameraden da« Leben lassen mußten und ihr Blut vergossen für Kaiser und Vaterland. Auch mir kann e« passieren, daß mich der Tod er-eilt, nun dann aber geschieht eS für da« liebe Vater« land. Nun muß ich Ihnen einige« au« dem alten Jahre erzählen. In diesem Kriege hab« ich viel LustigeS mitgemacht. Vor Namur, Maudeuge und Antwerpen habe ich gut gelebt, die besten Weine Liköre und Champagner >ur Genüge getrunken. Wie wir vor Namur in erste Stellung kamen, wurde uns naqegelegt, daß wir unS auszeichnen und zeige» sollen, daß wir ein ehrliches Militär seien, daß wir nichts plündern und mutwillig zerstören. Da« eine wurde unS gestattet, daß wir nehmen dürfen, wa« zu essen und zu trinken ist. Diesen Austrag habe» wir alle befolgt. Als wir nach Maubeuge und Ant-werpen kamen, fanden wir aus den Straßen Schuhe und neue Kleider, die die Belgier und Franzosen selbst ihren eigenen Bewohnern aus den Geschäfte» geworfen hatten. Wir rührten kein Stück an. Vor Maubeuge war ich auch einer Telephonpatrouille zu» geteilt. Da mußte ich herzlich lach.n. Die Deutsche» haben eine ganze Reihe von länglichen Jauchensässer» zwischen kleinen Gebüschen ausgestellt, so daß die feindlichen Flieger glaubten, daß sich dort deuische, schwere Batterien befinden. Da sagte ein Deutscher: 1 Donnerwetter, paß auf, Kamerad, in zwei Siunde» kommt schon da« Geanatenseuer. ES hat nicht zwei | Stunden gedauert und schon war daS Feuer da. Da sagten wieder die Deutschen: Domierwetler, die ' Lampen, die machen ja doch volle Treffer iu Sie ] schweren Batterien. Da habe ich so gelacht, daß ich Nummer 5 Deutsche Wacht Seite i 12 Heller für 2 Arbeitsstunden ist gewiss sehr wenig! Warum zögern Sie da noch länger, zur Probe ein 12 Heller Paket Waschextrakt „Frauenlob" zu kaufen? Wenn Sie damit die Wäsche über Nacht einweichen, ersparen Sie einige Stunden Arbeit; denn: Ist der Schmutz einmal von „Frauenlob" gründlich gelöst, dann geht er mit warmem Wasser und Schicht-Seife von selbst aus der Wäsche. tor Lachen fast ganz „teppat" war. Ich befand mich «uch schon, als ich einer BeobachlunMation zuge-teilt war, in großem Feuer, wo die Granaten über »einem Kopfe dahinflogen und auch in meiner Nähe einschlugen. Wenn sich der Mensch in einem solchen Feuer befindet, weiß er von sich überhaupt nichts. Von der Beobachlungsstation konnte ich auch die fürchterliche Wirkung unserer Bomben sehen. Meh. rere Meter rings um die Einschlagstelle wird alles zerrissen. Hiedurch muß in den Forts eine große Panik entstehen. Bor Maubeuge habe ich mir die FortS angesehen. Drei Meter dicke Erde und eine zwei Meter dicke Gewölbmauer aus Beton war durch einen Schuß durchgebrochen und die Sprengstoffe drangen in daS MannschaftSzimmer. Damals hatten »ir eine große Beute an Wein, Mehl und Ge-schützen. Jetzt beschießen wir nicht mehr die Festungen, sondern die Berschanzungen im Felde und die schweren Batterien. Die Kampffront erstreckt sich aus eine Länge von 200 Kilometer. Di« Franzosen und Engländer werden immer mehr zusammengedrückt. Die Franzosen versuchen täglich Durchbräche, aber sie kommen in die deutschen Hände wie in eine Holle. Die Angriffe dauern hötsten» eine halbe Stunde. Wie die deutsche Infanterie erzählt, bleiben dann hausenweise die Toten liegen. Ich denke mir nur, Gott gebe hier bald ein Ende. Denn die Engländer wisse» genau, daß wir, wenn wir hier siegen, auch mit ihnen abrechnen werden. DeShalb strengen sich hier die Franzosen und Engländer so an. Gott gebe unS aber bald den Sieg. Hier herrscht fast durchweg« Regenwetter. Nur in den letzten Tagen ist etwa» Kälte eingetreten, was viel besser ist. Zu Weihnachten trat kein Waffenstillstand ein. Ununter, drochen waren Infanterie und Artillerie in Tätig« keit. Wir selbst haben am 24. Dezember bis 5 Uhr abends geschossen. Dann begaben wir unS einige Kilometer hinter der Batterie in ein HauS, wo ein herrlich geschmückter Christbaum stand. Hier bekam jeder zwei Pakete mit Wäsche, Zigaretten usw. «uch einen Tee bekamen wir und unterhielten un« recht gut. Ich bi 1 immer recht lustig und verrichte meine »ibeit mit voller Freude. Wenn ich nach Cilli zu-rückkchren sollte, werde ich noch viele» erzählen. Evangelische Gemeinde. Morgen Sonn-tag findet in der Ehristuskirche um k» Uhr abends ein öffentlicher Gottesdienst statt, in welchem Herr Pfarrer May predigen wird über .Allen Gewalten zum Trutz sich erhalten'. Die nächste KriegSbetstunde findet am Mittwoch um 6 Uhr abends statt. Großes Erdbebenunglück in Italien. Ganz Mitielitalien, besonders die Provinz Rom, wurde Mittwoch kurz vor 8 Uhr früh von einem schweren Erdbeben, und zwar, wie von fachmänni« scher Seite erklärt wird, von einem sogenannten Ein-fturzbeben, heimgesucht, daS große Verheerungen an« richtete und eine riesige Zahl von Todesopfern forderte. Avezzano ist zerstör», in der ganzen Umge- ?!nd herrschte Vernichtung. „Giornale d'Jtalia" ellt sest, daß die Zahl der Ueberlebendeu von Avez-zmo 800 beträgt. Da die Bevölkerung von Avez-zano 11.000 beträgt, müssen mehr als 10.000 Einwohner beim Erdbeben den Tod gefunden haben. Zn Rom selbst haben viele Bauten Beschädigungen erlitten. An der Basilika des heiligen Petrus zer» brachen 150 Fensterscheiben an der Kuppel und eS öffneten sich wieder einige alte Sprünge. Ein Ouaderstein der äußeren Säulenhalle der St. PeterS-kirche hat sich verschoben. Auch die Lateran«, die An-dreas- und die JgnaziuSkirche haben durch das Erd-beten gelitten. Bon der AndrcaSkirche stürzten Teile d«t Turmes herab. Die rvn Papst S'rtuS V. an der 80 Meter hohen Säule des >^ar: ^u;el am Colonnaplotz angebrachte Statue des Apostels Pau-tos ist umgestürzt. Zahlreiche Häuser weisen Be-schädigungen aus. Der Gcneraldirekior der Alter-tumcr und schö.en Künste Dr. Ricci wachte eine» Rundzang durch die Stadt, um sich von dem Zu-stand der hervorragende» Gebäude zu überzeugen. Er konnte feststellen, daß keine» derselben schwere Beschädigungen durch das Erdbeben erlitten hat. Aus der Provinz Rom werden zahllose Bdschäoi-gungen und Einstürze, besonder» von Kirchen und Bahnhöfen, aber auch viele Todesopfer gemeldet: In Monte Rotond» besonders war der Erdstoß stark zu verspüre,! und von längerer Dauer. Die Bevölke-rung wurde von Panik ergriffen und stürzte inS Freie. Der Turm deS zwei Stock hohen Rathauses stürzte ein, wodurch dieses starke Beschädigungen er-litt. Ein Professor der Technischen Schule und ein Schüler wurden getötet, mehrere andere Personen schwer verletzt. Einige Häuser zeigen große Sprünge. In Neapel brach eine große Panik aus, ebenso in Ancona. Besonders hart mitgenommen wurde die Provinz Aquila. Spendenausweis des Roten Kreuz-Spitales. Frau Kullich 250 Zigaretten, Frau Direktor Bonisch 2 Milchbrote, Frau Psarrer May Eier und Kompot, Frau Costa-Kuhn 4 Schweins-sulzen, Herr Kürbisch 5 Kilogramm Kraut, Herr Oberlehrer Zeder von den Schülern gebrachte 300 Stück Zigaretten, Frau Kalischnigg einen großen Korb Salat, Frau Donner 300 Zigaretten, Frau Lindauer 100 Zigaretten, Frau Braun Para« deiS, Frau Ranzinger ein große» Glas Kompott, Frau Marie Lenardo 100 Stück Zitronen und 50 Kilogramm Zwiebel, Zweigverein Rote» Kreuz Praßberg 4 Kisten getrocknete« Obst, 1 Kiste Aepsel und Zigaretten Der verwundete Soldat Max Rast-lacan spendete eine Kiste Aepfel sür seine verwun« deten Kameraden des Jnf.-Reg. 87, Herr Jicha 2 Spiele Karlen. Weitere Spenden werden täglich von 8 bi» 12 Uhr früh in der BereinSküche de» Rotes Kreuz-Spitale» im Hotel Mohr entgegenge-nommen. Den Spendern besten Dank! Kastanien als Nahrungsmittel. Die Handels- und Gewerbekammer in Graz macht auf die Verwendung von Kastanien in gemahlenem Zu-stände zu NahrungSzwecken aufmerksam. Nähere Auskünfte darüber, sowie über die BezugSmöglich-keite» größerer Mengen von Kastanien können bei der Kammer eingeholt werden. Spart mit den Lebensmitteln! Zur Streckung unserer Berpflegsvorräte und Hintanhal-tung eines etwaigen Notstandes an Brotfrüchten sind bereit» Maßregeln getroffen worden, doch können diese nur dann von vollem Erfolge begleitet sein, wenn die Bevölkerung durch verständnisvolle Spar-maßregeln dazu beiträgt und sich in dieser Richtung jedermann seiner vaterländischen Pflicht bewußt bleibt. Insbesondere bei der Jugend muß das viel-fach noch fehlende Verständnis für di» große Trag-weite dieser Frage geweckt werden, weshalb die Re-gierung die LandcSschulbehörden angewiesen hat, eine entsprechende Belehrung in de» Schulen zu veran-lassen. Hierbei wurde auch angeordnet, daß sämtlichen Lehranstalten ein Merkblatt übermittelt wird, das in den Klassen zu verlesen und in den Schul-zimmern auszuhängen ist. Das Merkblatt hat nach-folgenden Text: „Seit Wochen nnd Monaten stehen unsere Brüder im Felde und kämpfen für daS Baterland. Es wird unseren Feinden sicherlich nicht ge-lingen, unsere tapferen todesmutigen Soldaten auf dem Schlachtfeld? zu besiegen. Aber nun versuchen sie unS auszuhungern, indem sie un» Zufuhren an» den un» nicht feindlichen Ländern abschneiden wollen. Auch dieser Versuch wird scheitern. Wir haben ge-nug Nahrungsmittel im Lande, um bi» zur nächsten Ernte aushalten, wenn wir nur wirtschaftlich und sparsam damit umgehen. In dieser Richtung könnt auch Ihr nun dazu beitragen, daß unser großer Kampf siegreich zu Ende geführt wird. ES ist Eure heilige Pflicht, nicht» Eßbares zu vergeuden und mit Nahrungsmitteln sowie auch mit Holz und Kohle sparsam umzugehen. Damit bekundet Ihr nicht nur Eure Vaterlandsliebe, sondern helft auch Euren Eltern in dieser schweren Zeit. Seid also hanShäl-terisch und sparsam mit dem Brote, daS un» der Himmel schenkt. Wenu Ihr der Gabe Gölte» die ihr gebührende Achtung erweiset, wird Euch da» tägliche Brot niemal» mangeln, und Ihr werdet keinen Hunger leiden. Werst kein Stück Brot weg, wen» e» auch nicht mehr frisch ist. Schneidet nicht mutwillig mehr Brot ab, al» Ihr essen könnt. Denkt an die Soldaten im Felde, die ost glücklich wären, wenn sie da» Brot hätten, da» Ihr gering-schätzet. Sparet auch mit den Kartoffeln! Man muß sie in der Schale kochen und erst dann schälen. Wer sie zuerst schält und dann kocht, verschwendet. Die Abfälle der Küche dürfen nicht fortgeworfen werden. Die Speisereste von Fleisch, Gemüse und Kartoffeln sollen zum Füttern von Geflügel ver» wendet werden. Oder gebt sie den Landwirten, die damit Schweine mästen können. Kinder, seid spar-sam! Dann dient Ihr Eurem Vaterlande und Euren Eltern." Der Salzbezug. Die Statthalterei teilt mit: In der letzten Zeit sind der Statthalterei aus Krei-fen der Gewerbetreibenden vielsach Klagen über Schwierigkeiten beim Salbezug zugekommen. Diesen Schwierigkeiten, die aus den gesteigerten Herbstbedarf an Salz und teilweise aus den Waggonmangel zu-rückzusühren sind, könnte, wie Erkundigungen der Statthalterei ergaben, am leichtesten durch die Ge-werbetreibenden selbst begegnet werden, wenn ste für die nächste Zeit Salzbestellungen auf da» zur Deckung de» laufenden Bedarfe» Notwendige be-schränken und keine überflüssigen Vorräte ausstapeln würden. Eine solche Anhäufung von Vorräten ist durchaus zwecklos, da die über da» Gewöhnliche wesentlich gesteigerte Erzeugung der Sudhäuser den lausenden Bedarf überschreitet und auch eine Stei-gerung der Salzpreise nicht zu besürchten ist. Die Beschränkung auf die Deckung des lausenden Be-darfeS hätte eine gleichmäßige Versorgung de» Lan« de» zur Folge, die, wie gesagt, durch die Erzeugung der Salzwerke vollkommen gesichert ist. Wünsche nach bestimmten Sorten von Salz müssen unbe-dingt eingeschränkt werden. ES müssen natürlich der-zeit bei einem verminderten Arbeiterstand« der Sa-linen besonder» jene Salzsorten erzeugt werden, die den geringsten Arbeit»auswand erfordern und de»-halb fiel die Erzeugung von Salzbrikett», die eigen» ausgebildete Arbeiter verlangt, weg, während Sack-salz und Mahlsalz im bisherigen Umfange weiter hergestellt werden. — Allerdings sind seil Monaten bestellte Salzsendungen noch nicht zugesendet worden, weshalb die Kaufmannschaft mit dem empfohlenen Auskunftsmittel nicht viel anfangen kann. oesterreichisches Ausfuhr- und Durch-fuhrverbot für Holz. Mit der Ministerialver-ordnung vom 4. d. wurde in Oesterreich-Ungarn die Aussuhr- und Durchfuhr von Holz verboten, und zwar für europäisches Bau- und Nutzholz, hart oder weich, rund, beschlagen, gesägt, geschnitten, gespalten exklusive Furniere, nicht weiter bearbeitet, auch Eisenbahnschwellen sowie Telegraphensäulen und vorgerichtete» Faßholz; rohe, vorgerichtete oder bearbeitete Schasthölzer für Handfeuerwaffen, dann Wagnerarbeiten sowie sür Wagnerarbeilen vorgerich-teteS Holz, Zeltpflöcke, Zeltstangen und Werkzeug-stiele. Da» FinanMinisterium ist ermächtigt, Aus-nahmen von diesen Verboten zu bewilligen. Aus-srthrgesuchsformulare erliegen bei der Handels- und Gewerbekammer Graz sür Juteressenun diese» Kam-mersprengels. „Schwert und Leyer" betitelt sich die größte vaterländische Musiksammlung der KriegSzeit, welche durch den Musikverlag Carl HaSlinger in Wien 1., Tuchlauben l l, herau»gegeben wurde. Der elegant ausgestattet« Prachtbaud kostet nur 360 K und enthält 120 Vaterlands- und Soldatenlieder für Klavier und vollständigen Texten, sowie 35 Märsche, darunter unsere schönsten patriotischen Weisen, wie: Das ist mein Oesterreich, Wucht am Rhein, Prin< Eugen, Grab an der Haive, Se suche an der Front vor dem Großfürsten seine Frie densneigung geäußert haben soll, woraus er die Ant wort erhielt: „So werde ich den Krieg aus eigene Rechnung weiterführen I" Bor dieser Drohung gab der Zar klein bei. Wenn Nikolai, Rußlands Diktator, der die ganze gewaltige Kriegsmacht in feiner Hand hat, dieser Mann mit der unerhörten brutalen Energie, feine Macht nicht gebraucht, um sich die Krone aus» Haupt zu setzen, so geschieht e» wahrlich nicht au» skrupulöser Loyalität gegen ihren jetzigen Tröger. Daß weiß man in Rußland. Und er hat ia seiner Umgebung zuverlässige Werkzeuge; er ist populär im Heer, besonder» unter den Mannschasten. Man sagt, der Zar fürchte feit diesem Zusam «entresfen ernstlich für feine Sicherheit und seinen Thron. Die Hoskamarilla geriet in lebhafte Bewe-gung und allerlei Werkzeuge der Finsternis tauchten auf. Wie e» zusammenhängt, weiß man nicht — genug, an einem dunkeln Abend vor etwa einem Vionat wurde Nikolaj Nikolajewitsch au« dem Hin. terhalt von einer Kugel getroffen, ohne daß man je den gesunden hätte, der sie abgefeuert hat... ES ist eine Tatsache, daß man augenblicklich in Rußland lebhast interessiert ist für diesen Konflikt zwischen zwei Parteien, die ihr gewagte» Spiel um nicht» geringere» spielen, al» um die Alleinherr-schast in dem gewaltigen Zarenreich. Und e» steht fest daß ein Land, daS nicht durch feine eigenen Vertreter über fein Schicksal bestimmen kann, dessen Herrscher eine willenlose, urteilslose Person ist, die dem ersten besten Eharlatan und Schwindler, einem RaSputin zum Opfer fällt, daß ein solche» Land ein fruchtbarer Boden ist sür die Jntrigen einer Kaum-rilla, daß dort da» Wohl und Wehe de» Reiche» von Faktoren abhängt, die zu absurd und Vernunft- widrig erscheinen, um politischen Einfluß haben zu können. Und fehlt nun noch da» glühende Gefühl da» Wohl de« Vaterlandes, da» zu jedem Opfer bereit macht, dann können auch gewissenlose Aden-teurer da« Lo» von Millionen bestimmen. In Rußland kann alles geschehen. Während die Muschiks und Arbeiter in Polen Muten, spielt die Hofkamarilla ihr spannende» Hasardspiel um ihr Schicksal. Da» Recht der Armen und Niedrigen gilt ja nicht». Daher kommt e», daß da» große Ruß-land nicht die Mittel hat zu einem geordneten Sa-nitätSivefen für seine Heere. Daher kommt e», daß die Verwundeten wochenlang auf dem Transporte sind, ohne daß etwa« für sie geschieht, vor einiger Zeit kam ein mächtiger Lazarettzug von dem Krieg»« fchauplatz nach Moskau. Die Verwundeten waren für ein angeblich befindliches Krankenhaus bestimmt. Aber das Krankenhaus war nicht zu finden. E» existierte nur auf dem Papier. Und so wurden die Verwundeten wieder sortgeschafft, nach Petersburg. Länger als eine Woche waren sie im Zuge gerne« fen, ohne daß ihre Wunden untersucht worden wären. Sie befanden sich in einem fürchterlichen Zustand. Und die Verwundeten in den Lazaretten bekommen nicht einmal genug zu essen. Wo bleibt da» hierzu bestimmte Geld? Rußlands Millionen verhungern und verbluten durch Verwahrlosung. Wa« tut»? Rußland ist unermeßlich Da kann alles geschehen. Wer kann allem Rechnung trage», wa« dort geschieht? Wer tan» Rechenschaft ablegen von all den gesammelten Geldern? Wer kann wissen, wo der Lazarettzug geblieben ist, für den man vor einiger Zeit große Summen gesammelt hat, und der mit all' feiner prächtigen Ausrüstung auf dem Papier und im Budget bestand? Niemand weiß es, oder richtiger: alle wissen e« E» ist ein öffentliche» Geheim ni» unter den vielen in dem großen, unermeßlichen Rußland. Mrmischtcs. Die Sendlinge de» Ewigen. Au» feinem Tagebuche veröffentlicht Peter Rofegger fol-grnde Worte: .In dieser Nacht hatte ich folgende» Gesicht: Der Ewige saß aus dem Richterstuhl und ließ die Großen der Menschheit an sich vorüber schreiten. Zu MoseS sagte der Richter: .Wa» hast du deinem Volke gegeben?" „Da» Gesetz." „Wa» hat e« darau» gewacht?" ..Die Sünde." ^ „ Dann sragte der Richter Karl den Großen: „Wa» hast du deinem Volke gegeben?" „Den Altar." „Was hat es darau» gemacht?" .Den Scheiterhaufen." Dann fragte er Napoleon: „Wa» hast du de, nem Volke gegeben?" „Den Ruhm." „Wa» hat e» darau» gemacht?" „Die Schmach." So sragte der Richter viele und ein leder sührte Klage darüber, daß seine Gabe entwürdigt worden sei. . . ,. Endlich fragte der Ewige auch seinen Singe-borenen: .Mein lieber Sohn, wa» hast du den Menschen gebracht?" .Den Frieden.' „WaS haben sie daraus gemach!?' Christus antwortete nicht. Mit durchstochenen Händen verhüllte er sein Gesicht — und weinte. Wo liegt der erste Gefallene vom Jahre 1870? Im Schirlenhos bei Niederbronn im Elsaß. Er erhielt am 20jährigen Gedenktage feine« Tode« ein einfache«, aber würdiges Denkmal, einen rohen Block aus Syenit mit einer geschliffenen Platte, auf welcher sich folgende Inschrift befindet: „Hier siel bei einer Rekognoszierung am 25. Jul, 1870 im Kriege gegen Frankreich al« erster deut-scher Soldat William Herbert Winiloe, Leutnant im badischen 3. Dragonerregiment Prinz Karl. Zum ehrenden Andenken gewidmet von seinen Verwandten, Kameraden und Freunden. E» handelte sich bei dieser Rekognoszierung um den berühmten kühnen Patrouillenritt, den Gras Zeppelin mit einigen Of-filieren und Soldaten unternahm und bei dem sich der berühmte Luftschiffe? nur durch fein gute« Roß und seine Reitergeschicklichkeit vor dem gleichen Schicksal rettete. Der badische Kriegerverein veranstaltete am 25. Juli 1V90 eine feierliche Sinwe» hunq be« Denksteins, bei der auch die damals noch lebenden Teilnehmer de« RekognoszierungSritt« an-wesend waren. Eine amerikanische Gesängni«» i d j) 11 e. Der neue Direktor de» großen amerika-nischen StaatSgefängnifseS von Sing Sing, Thoma» Mott Osborne, hat .ein neues System der Ge« fängnisdemokratie und -Justiz" eingeführt, da« i» kriminalistischen Kreisen Aussehen erregen wird. Er gewährt nämlich den Verbrechern vollständige Selbst« Verwaltung und behauptet, damit die besten Erfolge zu erzielen. In Sing Sing hatte sich eine Vereint-gung der Gesangenen gebildet, die sich »die Brüder» schast de« goldenen Gesetze«' nannte und au« fol-chen Verbrechern besteht, die den Glauben an sich selbst und an ihre Zukunft noch nicht aujgezebe» haben. Au« den Reihen dieser Brüderschaft bildete OSborne ein „Kabinett", da» die Regierung über da» große Gesängni» unter Mithilfe und Aufsicht de« Direktor« und seiner Untergebenen führt. Auch die Gerichtsbarkeit Über ihre Genossen steht diese» Sträflingen zu, und zwar entscheidet der sogenannte .Känguruh-GerichtShos" über schwerere Verbreche», wie Aufruhr. Fluchtversuch. Widerstand. Schmuggel ulw., während der „Gerichtshof der besondere» Sitzungen" leichtere Bergchen aburteilt. Die recht« sprechenden Verbrecher geben sich nicht viel mit Ge. setze»paragraphen ab, sondern sie fällen ihr Urteil nach dem gesunden Menschenverstand und nach einer tiefgehenden Kenntnis ihrer Kameraden. Der Direk-tot bildet die Berufungsinstanz. Er hält auch öfter» Sitzungen mit feinem „Ministerkabinett" ab, um auf diese Weise alle berechtigten Wünsche der Ge-sangenen zu erfahre» und die Virschläge der „Re-gierung" entgegenzunehmen. Verschiedene Verände» runge» habe» bereit» in der Verwaltung von Si», Sing staltgesunden. So ist zum Beispiel die Er« laubniS des BnesschreibenS für die Gefangene» be. deutend erweitert worden; der Sonntag, der bisher immer der eintönigste und langweiligste Tag in Sing Sing war, wird durch «movorführunge» er. freulicher gestaltet usw. Auch die Rechtsprechung der Sträslinge hat sich nach dem Bericht Osborne» durchaus bewährt. Es wird dadurch e,ne bessere, allgemeine Disziplin erreicht; die Gefangenen b«. wahren unter der Aufsicht ihrer Genossen bessere Ordnung und zeige» größeren Eiser, so daß viel mehr Arbeit geleistet wird. Die Absicht des Direk. torS geht dahin, ..jeden Gefangenen Gelegenheit zur Besserung zu geben." Vertrauen erzeugt nach seiner Meinung Vertrauen und die Zuversicht der Ver-brecher in ihre eigenen sittlichen Kräfte wird durch die Zuversicht deS Direktor« gestärkt. ..Wenn ich nur ein Prozent von ihnen vor künftige» Ver-brechen damit bewahren kann," sazte Osborne, „so bin ich zufrieden. Aber ich bin fest daro» überzeugt, daß e« beträchtlich mehr fei» werden." Das beste für unsere Krieger sind die «o wandelbar wirkend«» _ Alpen-Flchtenbonbons .Picea' bei A-tkmn. Iluatea, HrUerliel«. «wie »j>«k macrnoiHrkriid, In Schachteln a 20 n. oO Heller, in fertigen Feldpostbriefen i l K- — Zn haben in *.1« Apotheken nnd Drogerien. — En gros Depot: t,»11» Kanfhaac Stiger. EINZIB IN SEINER IANALYTISCHEN I | BESCHAFFENHEIT. BESTES Ialtbewähf FAMItlEN-6E.TRANK. f MM. Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für Haus und Familie. »er .,Ve«tsche» -Wacht" ia kill. Nr. 3 ,D>» Südmari" erscheint >eoen Som»mg als unmlqeltlich« Belage für die Lesers » ni r h« „3>nii1*tn ©acht*. — Singeln ttt .Die €Ob«arf" ni4r täusiich | IVfl J (?!ich»r«ck »«bitt«.) Pas Kchlittschuvtaufen Von Dr. med. H. Eding. In unicrem Klima zieht sich im Winter die Menschheit in die Häuser znrück; sie meidet nach Möglichkeit die kalte Lust im freien, sehr zum Schaden der körperlichen Gesundheit. Unter den Uebelständen, welche durch daS Stubenhocker! und das enge Zufamwenwohnen in Großstädten hervor» gerusen w«rden, leidet besonders die Jugend, die männliche sowohl wie auch die weibliche. Eine Ju-gend, de.' die kräftige, andauernde Bewegung im Freien entzogen wird, leidet dadurch in den Jahren der Entwickelung gar zu leicht Schaden an der Ge-sundheit, der das Leben peinigt und abkürzt. Jeden-ialls verlieren alle Stubenhocker die körperliche und geistige Frische, waö allein schon traurig genug ist. Leider ruhen im Winter die meisten Arten von Sport. Ader einer kann und muß von der Irgend betrieben werden, so oft es möglich ist, der Schlittschuh Port. Zum Glück ist es sehr oft möglich, da man in größeren Städten für künstliche Eisbahnen sorgt. Sobald ein Kind, gleichviel ob Knabe oder Mädchen, schulpflichtig ist, sollte man es auch an« halten, den Schlittschuhsport zu üben, denn es ist für die Gesundheit des Kmdts von größtem Borteil, wenn eö sich bis zum zwölften oder vierzehnten Jahre im Freien möglichst viel und schnell bewegt. Er-laubt die Witterung kein Schlittschuhlaufen, dann halte man daS Kind zum Laufen an. DaS Lauten ist nicht minder heilsam als jeder andere Sport, zu-mal man es zu allen Zeiten und an allen Orten »reiben kann. ES ist eine hochwichtige Ausgabe der modernen Erziedung, den Folgen dcS vielen StillsitzenS und der Unzulänglichkeit der körperlichen Bewegung bei der Jugend entgegenzuwirlen. Die durch daS Stillsitzen und Siubenhocken beeinträchtigte Blulbildung läßt sich durch nichts besser fördern als durch regel-mäßige, tägliche und ausreichende SchnelligkeitS-Übungen. Zu diesen Echnelligkeiisbewegungen gehört besonde-S daS Schlittschuhlaufen. Man kann von einem Erwachsenen nicht verlangen, daß er durch Dauerlauf sei» Blut regeneriere, aber Schlittschuh-laufen darf ein Jeder. Durch diesen Sport werden die Organtäligkeuen des Körper», die Atmung und der Kreislauf deS vluteS mächtig angeregt. Diese Anregung macht gesund. Wer gesund ist, der ist guter Laune, der fühlt sich glücklich. Das ist eS, was die Liebe zum Sport erklärt, weshalb Jung und Alt dem Schlittschuhlaufen oder auch einem an» deren Sport im Freien huldigt. Jeder, der mit Kindern ins Freie geht, kann die Beobachtung machen, daß diese kein gröxerei Vergnügen kenne», als draußen hin und her zu rennen. Der Hypochonder, der Laie begreift oft die-feS ziellose Hin- und Herrennen nicht, er begreift eS nicht, wie die Kinder vor Freude dabei jauchzen können. Der Gesunde oder Arzt begreift eS sehr wohl. DaS Laufen ist für die Jugend eben die heil» famste Uebung, die durch keine Zimmergymnastik er« setzt werden kann, und grundverkehrt ist eS, den Kindern die Freude am Laufen wehren oder ver« derben zu wollen. Im Gegenteil, Zltern und Er« zieher sollten wetteifern, den Kindern reichliche Ge« legenheit zum Auslummeln im Freie» zu gewähren. Die Eisbahn hat sür die Jugend eine weit größere Anziehungskraft als der Spielplatz Man sieht nir« gends mehr frohe und gesunde Gesichter, als auf der EiSbahn. Das vollkommene Atmen der frischen, reinen Luft, verbunden mit dem Gefühle der Ueber-Windung der Schwere und der leichten, gleitenden Schnelligkeit über die kristallene Fläche erfrischt das Blut und erheitert naturgemäß das Gemüt. Auf der EiSbahn kann man den Ki'rper metho-disch abhärten und stärken. Der wirkliche Dauer« laufer schwitzt schließlich gar nicht einmal nach der größten Anstrengung. Auch das ist ein Zeichen von Stärke und Gesundheit, denn je kräftiger und ge» sünder ein Mensch ist, desto weniger leicht schwitzt er. Schwache Menschen geraten bei der geringsten Anstrengung in Schweiß. Gute, geübte Schlittschuhläufer erkälten sich da-her selten oder gar nicht, wohl allerdings Anfänger, die leicht warm werden, oit ruhen müssen und dann unter der Kälte leiden. DaS verliert sich bei richtiger Pflege de« Sports gar bald. Gewisse Borsichtsmaß-regeln kann sich jeder Schlittschuhläufer merken. Man kleide sich nie zu schwer, sondern wähle eine leichte, wollene, anschließende Kleidung. Der Anfänger werfe einen Wollschal locker um den HalS und ziehe ihn nur dann fester und höher, wenn er ausruht und stille steht. Ist keine geschützte Stelle vorhanden, so mache man kleine Bewegungen aus den Schlittschuhen. Kein Schlittschuhläufer genieße während der Ausübung des SporlS geistige Gettänke, sie mögen 2 heißen, wie sie wollen. Kassee oder Tee ist erlaubt. Ansänge» oder schwächliche Personen wüsten e« nach Möglichkeit vermeiden, gegen starken Wind zu lausen, namentlich gegen scharsen Ostwind. Ist dieses nicht zu vermeiden, so schütze man während dieser Zeit den Mund durch einen Respirator oder durch ein Tuch, im Notsall wenigsten« durch die Hand. Fühlt man die Kälte zu empfindlich auf der Brust, so bedecke man auch diese genügend. Beim Schlittschuhlaufen spreche und lache man so wenig wie möglich und gewöhne stch daran, uur durch die Nafe zu atmen. Man sei aber nicht gar zu ängstlich, im Gegenteil, man suche stch abzu-härten, so bald wie möglich. Zeder Sport kann ein Unglück nach sich ziehen, gewiß, aber man vergesse doch nie, wie heilsam er im ganzen ist, wie viel Menschen durch ihn wieder gesund und lebensfreudig werden. ES sterben viel mehr Menschen durch Ver> weichlichWg al« durch Unglück bei irgend einem Eport. Wie die „Wacht am Wein" ent-standen ist. Tagtäglich klingt sie an unser Ohr: Wo eine Musikkapelle spielt, «o patriotisch gesinnte Menschen ihrer gehobenen Stimmung Ausdruck geben wollen, er-tönt neben unlerer herrlichen, an« Herz greifenden Voltthymne und der feierlichen, getragenen Melodie de« „Heil dir im Siegetkranz" da» Schutz- und Trutz« lied der Deutschen seU 44 Jahren, die ..Wacht am Rhein". Als ein so kostbarer Nationalschatz wird sie angesehen, daß jüngst die Mitteilung durch die Blätter lies, die Origiaalhandschrist befände sich nebst anderen einzigartigen Manuskripten in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Die« ist aber nicht der Fall. Durch eine fettfame Fügung besitz« di- Stadt Bein da« Original in ihrem Museum und weiß e« wohl zu schätzen, denn c€ ist in der historischen Abteilung im Allerheiligen, in der sogenannten Silberkammer aufbewahrt und in» mitten der kostbarsten Trophäen, die zum Teil noch au« der burgundlschen Kriegtbeule stammen — ein unscheinbare«, vergilbte« Blatt Papier und ein unersetz» licheS, historisches Dokument zugleich! Wie aber ist die Dichtung eine« allerdeutschesten Deutschen gerade in Schweizer Besitz gelangt i Verfasser hieß Max Schneckenburger, war 1819 im stillen- Städtchen Thalheim bei Tuttlingen im Württem-bergischen geboren, seine« Zeichen« ehrsamer Handlung« -gehilfe in einer Drogerie in Bern und knapp 21 Jahre alt, also selbst in der Sturm- und Drangperiode de« JünglingSleben«, al« im Jahre 1840. durch Thier« Herausforderung angefacht, ia ganz Frankreich der Ruf nach dem linken Rheinufer, also nach einem neuen Kriegszug gegen die Deutschen, erscholl. Hüben und drüben entstanden patriotische Gedichte und vom all. gemeinen Taumel ergriffen, ließ der sonst so vornehme P«t Alfred de Musset sein frivol-salirische« Spotttied „R°«S l'avon« eu votre Rhin allemand" ertönen. Auch diese gallische Ungezogenheit ließ den deutschen Michel ruhig, noch hatte er feine biedermeierische Siebenschläfer« zeit nicht überwunden, noch war kein BiSmarck da, der den ungelenke» Riefen auf« Pferd gesetzt hätte . . . Nur in der Seele de« jugendlichen Max Schneckenburger wurde die aufregende Episode zum Elebni« und er e sie zum Lied. So entstand die .Wacht am Rhein." Der Brief, womit Max Schneckenburger „Die Wacht am Rhein' an einen Freund einsandte, lautet: „Burgdorf, den 8. Dezember 1840. Lieber Schatz und Mitarbeiter im Weinberge de« Herrn! Dein« Volk«-hatte wirst du nächsten« ganz unversehrt zurückerhalten. Ich bade sie gelesen, aber Kramp liest dato noch einige Nummern. Nun aber tue mir den Liebesdienst und schicke mir die neueren Blätter. Meister Wirth wird ja immer flotter und nobler, beginnt bereit« den Ptänkcrkrieg mit Frankreich und fordert lausige und insolvente französische Zeitung«monarchen! Der Mann hat noch Burschenblut iu seinen Adern-- Da hast du ein Lied von mir, da», kürzlich ver» faßt, bereit« zwei Kompositionen erlitten, wovon eine, prachtvollere, Mandel in Bern veröffentlichen wird Mit aufrichtiger Freundschaft Dein Max Schneckenburger." Schneckenburger hat da« Gedicht „Die Wacht am Rhein" ia einer ganzen Sammlung herau«gezcben, die unter dem Titel „Deutsche Lieder" erschienen und — in den weitesten Kreisen unbekannt geblieben ist. Da geriet da« Buch tuxi einen jener merkwürdigen Zufälle, wie sie nur die Wirklichkeit bringt, in die Hände eine« tüchtigen, aber auch noch gänzlich unberühmten Kapell-meiste?« und Chordirigenten namen« Karl Wilhelm in «refeld. Dieser hat da« Gedicht neu komponiert und im Jahre 1648 zur Feier der Silberhochzeit de« da-maligen Prinzen von Preußen zum erstenmal aufführen lassen. Erscheint e« nicht geiadezu wie eine Vorbe-stimmung, daß die Klänge der „Wacht am Rhein" vor allem zu Ehren jene« Manne« ertönten, der später nach siegreichem Feldzuge gegen die Franzosen der er-ste deut!»« Kaiser werden sollte? Doch zu Ehren der Wahrheit sei konstatiert, daß da« Lied, soviel man weiß, zuerst einen recht geringen Kindruck gemacht hat; erst viel später. 1865, beim Deutschen Sängerbundesfest in Dre«den, al« wohl da« Solidaritätsgefühl schon im Unterbewußtsein de« deutschen Volke« gelegen war. hat die ,.Wacht am Rhein" den ersten, vollen Erfolg ge-funden. Und bald nach der Kriegserklärung von 1870 war sie urplötzlich in aller Munde, wurde von jung und alt, Zivil und Militär mit immer wachsender Begeisterung, gesungen, ein echte« VoUslied — wie heute noch! Dem Komponisten war e« vergönnt, den beispiellosen Erfolg mitzuerleben, und nach beendetem Krieg hat da« junge Deutsche Reich e« al« seine Ehrenpflicht erachtet, Karl Wilhelm eine jährliche Dotation von 3000 Mark auszusetzen. 1873 ist er in seiner Geburt«, stadt Schmalkalden gestorben. Weit weniger glücklich ist das Los de« Dichter« gewelen, denn jung, dreißigjährig, ist er schon im Jahre 1840 gestorben, ohne zu wissen, welch schöne« Vermächtni« er seinem Volke hinterlassen hat. Inzwischen war er Besitzer einer Eisen, gießerei tu Burgdorf geworden, unterhielt aber noch viele freundfchatttiche Beziehungen zum nahen Bern. Die „Wacht am Rhein" muß ihm selbst al« sein Beste« erschienen sein, denn ,,al« er kam. zu sterben", hat er die Origiaalhandschrist einem lieben Freund, dem Apotheker Räuber in Bern, vermacht. Dieser hat ste treu bewahrt und bei seinem Tode der Stadt hinter» lassen. Dort ist ste unter Gla« und Rahmen sicher in ber Hut M treuen Schweizer Volke«; aber unver-gänglich al« echte« Volkslied lebt ste und wird weiter leben Im Herjen einer großen Nation und ihrer tapferen Verbündeten. „Die Wacht am Rhein!" Kieselack und Schopenhauer. Sin Beitrag zur Geschichte ber ReName. Wissen Sie, wer Kieselack ist? Vor 30, 40 Iah-ren hätte ich nicht zu fragen brauchen; bamal« wäre ich stcher gewesen, bafe jebermann ihn kannte. Aber man wirb alt und zu Nutz und Frommen der jüngeren Generation will ich also lieber erzählen, wer er war. — Ein braver Westsale nämlich, und GerichtSrat soll er gewesen sein. Von ihm erzählt man sich folgende Geschichte: In den dreißiger Jahren de« vorigen Jahr-Hunden« hätle er eine« Abend« mit einigen anderen Honoratioren am Stammtisch gesessen, nach Weise der Vorväter löblichen Tun« beflisse». Die soziale Frage, die un« heute mit nie versiegendem Gesprächsstoff, na-menllich vom fünften Schoppen an, versorgt, war damals noch nicht erfunden, und so unterhielten sich jene Biederen, dem ibealen, hochfliegenden Geiste jener Zeit gemäß, über ebler Menschen Größe unb Nachruhm. Bei heuligen LanbgerichtSbirekloren ist ber Pessi-mi«mu« bekanntlich mißliebig. Der Rat Kieselack aber muß selber ein arger Pessimist gewesen sein. Er stellte nämlich im Gegensatz zu ben Anschauungen seiner Freunde die Behauptung auf, nicht burch Edelsinn unb durch hervorragende Leistungen erwerbe man sich den Rhum, da« widerspreche aller Erfahrung. Je weniger einer der Menschheit leistete, desto größere Au«stcht habe er eigentlich, berühmt zu werden. Die anderen waren empört über diesen Zyni«mu«, namentlich der Herr Oberlehrer. Da machte Rat Kieselack, der ein reicher Mann war, schmunzelnd den folgenden Vorschlag: „Ich wette, daß ich binnen vier und einem halben Jahre kekannt sein werde durch die deutschen Land«, wie keiner; unter Kindern und Greisen, unter Männern und Frau» en wird niemand sein, dem mein Name sremd wäre; und um da« zu erreichen, werde ich nicht da« Mindeste leisten, wa« der Menschheit irgendwie nützt, wa« irgend-wie geistige Arbeit voraussetzt, wa« irgendwie eine Leistung in Ihrem Sinne, meine Herren, ist; Sie selber sollen Richter sein." Die Wette stieg, und Rat Kieselack begann, seinen Namen bekannt und „unsterblich" zu machen. Zeitungen spielten damals bekanntlich absolut keine Rolle. Kieselack hatte das Wesen der Reklame begriffen, ehe die Presse erfunden war; so ist da« wahre Genie immer. — Al« man gewettet hatte, war e« Spätwinter gewesen, und al« der Frühling in« Land kam, und damit die Reisezeit anhub, da geschah den Handwerktburlchen, die mit Berliner mrd Knolenstock durch die Lande zogen, dem Bruder Studio, der mit Farbenmütze und langer Pfeife im damal« noch korp«sähigen FlauSrock, an der Saale kühlen Strande, durch« Land der Franken, durch die Sächsische Schweiz, in die böhmischen Wälder oder durch die Porta westptaalica nach ben Burgen am Rhein wanderte, ben Englänbern, bie in eigener Keife» kutsch« durch Deutschland gegen Italien rollten, usw. >sw. «lwa« Sonderbare«: Wo immer eine schroffe Felsen»»!« besonder» den Blick aus stch zog, wo iinrnit eine verfallene Tusinruine ganz unzugänzlich über den Abgrund hing, wo eine schroff aufsteigende, steile Sra-nilwand den Blick de« Vorüberziehenden unwiderstehlich fesselte, da stand überall mit riesigen Buchstaben in d«n F«ls«n gehauen, mit w«iß«r Farbe angefüllt, der Name .Kieselack' — writer nicht«. — Drr alt« Rat Kiefelack hatt« nämlich auch lange, bevor man sich mit der Lösung der sozialen Frage beschäftigte, deren Grundproblem kapiert: hat einer kein Geld, so muß er aber Geld haben, um nicht zu verhungern, so tut er für wenig Geld freiwillig, wozu ihn sonst die grau-samste Bedrohung und die eisernste Disziplin nicht zwängen: überall hatte er in den Gebirg«nestern, auf denen die Winternot lastete, und durch die der karge Hunger schritt, bekannt machen lassen, daß er dem oder denen, die an der und der Stelle seinen Namen in der beschriebenen Weise anbringen würden, zehn Taler pro Nase bezahlen würbe. E« soll ihm mehrere tausenb Taler gekostet haben, bafür prangte aber anch der Name an hunberten ber interessantesten, unzugänglichsten Stellen, vnb die Wirkung war ungeheuer: schon im Laufe de« Sommer« verdrängte dieser Name den de« alten Fritzen und den Napoleon«, von Goethe und Kant garnicht zu reden. Rat Kieselack halte garnicht« geleistet, nur etw-S Geld au«gegeben und erreicht, daß sich ganz Deutschland und Umgegend von ..Kieselack" erzählte, sich über „Kieselack' den Kops zerbrach, Be-hauptungen ausstellte wer .Kielelack" wäre; kurz daß er dem lebenden Menschengeschlechte, vom Baby bi» zum Mummelgreis, bekannt geworden und in aller Leute Munde war. E« ist Jahrzehnte lang einer der bekanntesten deutschen Namen geblieben, er hat da« Gemüt von Generationen so lies gerührt, daß sich sogar die berühmte Volksseele, di« sagendildende, mit ihm beschäftigt. Schopenhauer spricht einmal über daSfelbe Thema ' .Ruhm und Leistung.* Er ist ganz ähnlicher Meinung wie der Rat Kiefelack: je höber die GeisteSleittung, desto schwerer erringt ste sich Anerkennung, desto we-niger Aussicht hat der Leistende darauf, daß sein Raine bekannt, daß er unsterblich werve; mindesten« desto langsamer werde er bekannt werden. Er behauptet ungefähr, ein unsterblicher Philosoph, der die Grenzen der Menschheit vor- und hinausrüelt. wird sehr schwer bekannt und erlebt seinen Ruhm fast nie: ein guter Pastetenbäcker dagegen immer. Aber Schopenhauer macht einen Zusatz und mit diesem Zusätze ist der Berufs-Pessimist dem diletlierenden über: Er hat nämlich ganz richtig herausgefunden, daß die Anerkennung um so länger währt, je schwerer sie erlangt worden ist. Mit anderen Worten — seine Voraussetzung vom Verhält, ni« zwischen Leistung und Anerkennung zu behalten, muß man doch etwa« leisten Zwei der wichtigsten Grundwahrheiten der Reklame-Psvchologie haben also schon diese beiden alten Herren klar erkannt und scharskantig formuliert: Leiste, wa« »u willst, — »erstehst du nicht, dich bekannt zu machen, so kannst du dabei verhungern. Aber um dir dre An-erkennung und die Gunst der Menschen dauernt zu erhalten, mußt du ihnen doch etwa« Gute«, Nützliche« oder Förderliche» leisten oder liefern. Theodor Duimchen. | FRITZ RASCH, BochMno, CILLI. | Schrifttum. ..Deutsch Oesterreich, deutsche soziale Rundschau", eine Halbmonatsschrift sür fteiheit. lichen Nationalismus und gesunde gesellschaftliche Entwicklung. Echristleitung und Verwaltung Wien. 7./2., Lerchenselderstraße 5. Bezugepreis vierteljähr. Uch 3 K. — Das erste Hest im neuen Jahre ist außerordentlich reichhaltig. Erössnet wird cS von dem Wiener Schriftsteller L. Petwaidic, der in sei-nem Artikel „Jahreswende" einen Rückblick aus daS vergangene und einen Ausblick aus das kommende, hofsentlich siegreiche Jahr bietet. ReichkratSabgeord-netcr Franz Jesfer behandelt hierauf „Unsere Feinde" und zerzaust die sadenscheinigen Vorwürse ihrer „GeisteSheroen" gegen das deutsche Volk und seinen Militarismus. Der Direktor des deutschen Landesamtes sür Gewerbesörderung in Briian, Franz Kubelka, schließt seine interessanten Darlegungen über die Beziehungen zwischen „Handwerk und KriegSlieserungen". Der Wiener Schriftsteller Karl Mühlbauer erinnert an „Einen versemten Anhänger der österreichisch-deutschen Zollunion", an daS Mit-glied^des Ministeriums Hohenwart, Albert Schüssle, und weist auf dessen heute so überaus aktuelle Be-gründung der Nützlichkeit und Notwendigkeit eines deutsch-österreichischen WirtschastSdündnisseS hin. An eine interessante Polemik deS Münchner Universi-tätSprofessorS Foerster gegen den in Hest 7 der Zeitschrift „Deutsch-Oesterreich" erschienenen Artikel des Dozenten Dr. Schmied-Kowarzik „Die Wacht am Rhein" schließt sich eine tressende Wiederlegung seilen» der Schriftleitung. Die ständigen Rubriken „Deutsche Bildungsarbeit", Kunst und Kultur, Der Schatzgräber und Politik entfalten diesmal besonders lesenswerte Beiträge, unter anderen von Bür-zerschuldirektor Franz Brosch, dem ausgezeichneten Wiener Kunstkritiker Theodor Antropp usw. sowie die in Fortsetzungen erscheinende chronologische „Po-litische Rundschau". Das Hest zeigt wiederum, daß ein Bezug dieser gut deutschen Zeitschrift, der em» zigen nationalpolitischen Revue in Oesterreich, sich außerordentlich empfiehlt. „Neueste Erfindungen und Ersah-rungen" aus dem Gebiete der praktischen Technik. Elektrotechnik, der Gewerbe, Industrie, Chemie, der Land- und Hauswirlschast. 42. Jahrgang 1915 (A. Hartlebens Verlag. Wie»). PränumerationSpreiS ganzjährig, für 13 Hefte 10 K. Einzelne Hefte für 80 Heller. Diese in den Kreisen der Techniker und Gewerbetreibenden längst eingeführte Zeitschrift ist, infolge ihrer unerreichbaren Reichhaltigkeit, ein ge-radezu unentbehrliches Nachschlagebuch sür das werk-tätige Publikum geworden. Die „Neuesten Erfindun-gen und Ersahrungen" bringen eine Reihe auSge-wählt« Artikel, welche Interesse sür jeden Gewerbe-treibenden bieten. Eine weitere Ribrik ist sür Fra-gen erössnet, in welcher sachgemäßer Ausschluß über die vrrschirdcnar'.igslc» Materien gegeben wild. «u«. zug au» dem Inhalt deS ersten Hefte« vom 42. Jahrgange 1915: ErnährungSsragen. — Die Verhinderung des Einfrierens von Wasser in geschlossenen Gesäßen. — Buchenholz zu Härten. — Ansertigung von genauen Abdrücken von Schnitzwerk und ande-ren ähnlichen Gegenstünden, welche schwer zugänglich sind. — Säure- und wasserfester Holzlack. — Ueber die Bereitung von Kupferamalgawen. — Betriebsmaschinen. — Eine neue chemische Ursache des Ro-stenS von Eisen. — Ueber das Reinigen von Ma-schinenteilen. — Reinigung von Marmorsassaden. — Reinigung von Bronzedenkmäler». — Verfahren zur Herstellung von Trockenmörtel auS Kalk und Sand. — Bersahren. Müll nach Abtrennung der brenn« baren Anteile und unter Scheidung des Rückstandes in Feines und Grobe« aus Kunststeinerzeugnisse zu verarbeiten. — Autographien von Blättern. — Wie photographiert man Gläser? — Ueber Magnesiumbandbeleuchtung. — Regulierwider stand sür Taschenlampen. — Elektrische Hquswasserpumpen in Selbst-schaltung „Quelle". — Benzin und Benzol. — Be-queme Darstellung von Jodtinktur. — Holzstab-körbe. — Brom beer blätter als Tee-Ersatz. — Herstellung des rheinischen ObstkrauteS. — Ausbewah-rung von Wintergemüsen in frischem und getrockne-netem Zustande. — Pflanzenschutz im Wmter. — Schärstvasfer sür Feilen. — Metall Lack. — Vorschrift sür eine sehr harte Silberlegierung. — Vorschrift für Sidotsche Blenden. — Kitt für zu lackie-rende Dielen. — Kitt für zu waschende Dielen. — Klebewachs. — Papiersormmasse. — Vorschrift für Eau de Botot. — Kleinere Mitteilungen (Journal-auSlese), — Neuere Patente und Patentanmeldun-gen. — Vom Büchermarkte. — Fragekasten. — Beantwortungen. — Brieskasten. Die vorstehende kurze Inhaltsangabe deS ersten HesteS vom 42. Jahrgang 1915 möge zeigen, was in praktischer Richtung die ..Neuesten Erfindungen und Ersohrungen" bieten. Die fruchtbringende Tätigkeit der Zeitschrift ist aner-kannt. Nützlich für jedermann ist die Zeitung durch ihren vielseitigen Inhalt, den kaum ein anderes Journal auszuweisen hat. AAAAA £ A A A* A A A AA A A Deutsche, unterstützt eure Schntzvereine durch die Verbreitung der von ihnen heraus» gegebenen Wirtschaftsgegenstände (Zündhölzer, Seife u. dgl.) daS euch nichts kostet und den Bereinen Nutzen bringt! Gebraucht fleißig die Wehrschatzmarken! Gedenket bei Wetten und Spielen der deutschen Schutzvereine! Summ« 5 Seite 7 Wie unsere Soldaten in der russiZ-schen Gefangenschaft behandelt wer-den. Die GutsverwalterSgattln varonin Schugert in Feisterlitz erhielt ein Schreiben cinrä in russische Gefangenschaft geratenen Offizier», worin es heißt: .UnS allen geht eS hier brillant. Wir haben sehr viel zu essen, leiden nie Hunger und unser BuS-sehen wird von Tag zu Tag besser. Ich werde bald mchl mehr in meine Kleidung hineinkommen, so dick bin ich geworden. Wir hätten es nicht besser er-wartet. Ich erhole wich immer mehr von den Stra-pazen des Krieges und der Reise hieher. Emil v. Lietnegeg." Sie las wieder und wieder den Namen, zuletzt las sie ihn verkehrt, und nun er-kannte sie, eS hieß: „Gegenteil". So sind unsere in russische Gefangenschaft geratenen Soldaten ge-nötigt, unwahre Berichte an ihre Angehörigen zu schreiben, sonst werden die Briefe nicht befördert. Zwischen den Heeren. In diesem Kriege der ungeheuren Massen und Entfernungen, in dem M:llionenheere einander gegenüberstehen r?nd der Augenblick oft Verschiebungen von Hundertausenden über gewaltige Strecken verlangt, ist kein Raum für Schlachtenbummler. Wer hier von dem Nöten und dem Grauen, von den Schrecknissen und Erhebungen fc« Krieges etwa« sehen will, muß schon bereit sein, sich in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen, wie die Begleiter der LiebesgabentranSporte vom Roten Kreuz, die mit ihren Automobilen oft bis hinter die vordersten Linien der kämpsenden Truppen dringen. W.lche Fülle von Erlebnissen ihnen manchmal dabei beschieden ist, zeigt ein im Januarheft von „Wester-mannS Monatsheften" erschienener Aufsatz von E. Söhrer, der zudem noch mit zahlreichen, ost unter schwierigen Verhältnissen hergestellten Aufnahmen illustriert ist. Jeder Tag, heißt eS dort, bringt uns i» ein andere« Generalkommando, und so, zwischen den Heeren hin und her geworfen, entrollt sich unS das ganze, ungeheure Getriebe dieser Riesenschlacht. Die heiteren Bilder sehlen ihm nicht ganz. Bilder wenigstens, die auf dem Wege deS Todes die Mensch-lichkeit zeigen. In einer Nebenstraße des Städtchens, das den obersten Kriegsherrn der Deutscheu behcr-bergt, sehen wir dichte Mengen französischer Ein-wohner, die am Tore eines Hause» auf Brot war-ten, daS die Mildtätigkeil der „Barbaren" ihnen zukommen läßt. Und wenn ich in Sedan ein Hotel weiß, da» der Besitzer verlassen hat, und in dessen Keller di« einquartierte Mannschaft Hunderte von Flaschen köstlichen Burgunder« entdeckte, die der schlechtberatene Besitzer wohl nur geleert wiederfinden wird, so habe ich auch in zahlreichen kleinen Hotel» deutsche Soldaten am Werk gesehen, den Inhabern bi'im Ausschank zu helfen und sorgsam für sie zu kassieren. Die Ehrlichkeit der Deutschen wild von den Franzosen auch allenthalben 'gerühmt. Als ich in Donchen) nach dem Schlüssel der abgeschlossenen Kirche suchte, erzählte mir eine alte Fran, er sei in sicherem Gewahrsam, weil man die Kirche wegen der Diebe habe absperren müssen. Ich verteidige die deutsche« Soldaten gegen die Behauptung, daß sie sich an seiudlichem Eigentum vergreisen. Die Fran-zösin sieht mich erstaunt an. „Les Allemnnds ne sont plas des voleurs!' Die Deutscht» sind keine Diebe, aber die eigenen Leute, die marodierend in den Wäldern leben. Da» hindert nicht, daß man mit Streng« durchgreist, wo eS nottut. Mit allen Mitteln kämpft Frankreich gegen den Erbfeind, »nd die Listen, die ersonnen werden, würden oft unsere Bewnnde-rung verdienen, wenn wir nicht ihre schädliche Wir-kung spüren müßten. Der Fernsprecher, der sich jeder Oertlichkeit nnpasten läßt, spielt natürlich in diesem Kriege eine sehr groß« Rolle, nicht zuletzt im Spionagedienst des Feinde». Manche dieser Te-lephongeschichten könnte an den erfindungsreichen Sherlock Holmes oder seinen Kollegen Nie Charter erinnern. Ein Generalkommando bemühte sich zum Beispiel tagelang vergeblich, dem Verräter aus die Spur zu kommen, der den Gegnern jede Bewegung unserer Truppen verriet. Als einer der Orte, die mehrsach von den Deutschen erobert, verloren uud wieder zurückgewonnen waren, schließlich in deutschem Besitz gesichert schien, ging man an die Einrichtung von Feldlazarette» in den bestcrhaltenen Häusern. Dabei entdeckte man schließlich das Telephon in einem — Kleiderschrank des Pfarrhaus«». Noch ge-fährlicher hat sich der Fernsprecher allerdings in einem anderen Neste der Argonnen erwiesen. Al» unsere Truppen den Ort schon seit einigen Tagen besetzt hatten, wurden noch immer unsere Maßnah-men dem Gegner übermittelt, und sein Artillerie-seuer bewies, daß die Mitteilungen erstaunlich zu-verlässig waren. Ein Zusall führte schließlich zur Entdeckung. Unter einem Keller, drei Meter ties im Schoß der Erde, war eine Höhle, in der ein fran-zisilcher Offizier seit Tagen hockte. Man durfte den Todesmutigen bewundern, aber fein Schicksal mußte sich erfüllen. Opfer einer Kartenlegerin. Aus Berlin wird gefchrieb«n: Schweres Unheil ist wieder einmal durch den Unfng des Kartenlegens verur-facht worden. Die Polizei in AdlerShof beschäftigt feit einigen Tagen ein besonders krasser Fall dieser Art. ES gibt dort eine Kartenlegerin H., die schon so manchem die Gehcimnisse der Zukunft „enthüllt" hat. Besonders das weibliche Geschlecht suchte die stadtbekannte Persönlichkeit auf. Unter den „Kun-den" der ZutunslSdeuterin befand sich auch «ine junge Ehefrau, dte 24 jährige Martha G. Sie tpar in einen Prozeß verwickelt und glaubte, daß sie »nr bei Frau H. sicher erfahren könne, wie der Prozeß ausfallen werde. Und die Kartenlegerin ersah sofort aus ihre» Geheimzeichen, daß die G. verlieren werde. Seitdem ging die Angelegenheit der jungen Frau nicht mehr aus dem Kopse heraus. Mit dem Verlieren dcS Prozesses glaubte sie ihr LebenSglück verloren und so faßte die Unglückliche den Entschluß, Selbstmord zu verüben ; sie ertränkte sich in einem sumpfigen Gewässer bei Köpenick. Al» der Mann von dem Tode seiner jungen Frau ersuhr, wurde er geisteskrank und mußte einer Irrenanstalt zugeführt werden. Die Kinder wurden dem Waisen-Hause übergeben. Die Urheberin all dieses Unheiles wurde von' der Polizei verhaftet. Man will nun ermitteln, ob durch daS Treiben der Kartenlegerin noch mehr Unglück angestiftet worden ist. Aerzte »«»cichii«» all »>rl: ssslt仫 Kaiser5 BrusN ' V Caramellen mit den ..3 TannenV Millionen I fitiFtrttit, !>rn4lrimiitt(|, I ««terrt), Ich»erzrii«t» H»I«. lovU »I« | ' P«rtc»gun| E»r«IIu»«cn. Rinn n" ttllL Se»a»!1>tAmt» W,WW nnd Vtwntt t rrWtrjm fiÄrrrr ol? «o Htllir u tz»d<» M: I Cttu €4«£C)( * So.. »ppthtTt int War ia-l(6f: n. *tau!4>rr. flöottxti; 3otaa l&fMtt. Ixojnif; V. }!r« «jt(, Ipoih le lil' Wcrir.C*oaoM». (tlK I Wann ; «. S)Itt«jet. B«l- j I rcofllMlirfe. ®tonUI.; Uioit In «Bt< fluoijtttn. K&ufmiitip.iscli gebildeter KANN militärfrei, der deutgchen, slowenischen und italienischen Sprache mächtig, sucht Stelle. 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