LBacher M«^ ZeltWß. Dienstag den 19. Weinm. 1790. Inländische N^chr^ten. «Wien ben 9 weinm. Des nun-mchrigen Kaisers, lmd der nunmehrigen Kaiserin MM. sind mit II. KK. HH. ,den Erz« her^oaen Karl und Leopold, am ZQ.Herbsi-nionat des Abends bw erwunlchten Wohlseyn , '« dem kurfürstlichen McynMen Schlosst Aschaffenburg angekommm. Zum Empfange II. MM. standen dle Akademiker mit ihrcn Professor», und dle mtt klingendem Spielt aufgebogene Bürgerschaft von der Marnbrücke an bi^ :um Schlosse in zwey Reihen, nnd vom Erker an, neuen Rathhause erschallte dlt tnr-tMe Musik. Kaum war eine Stunde nach II. MM. Ankunft verflossen , so litt der Reichserbmarfchall Graf v. Pap. penf)?im, mit 4 Kurrieren und zo blasenden Postillionen in dem kurfürstlichen Schlosse ein, um dem Monarchen die mündliche Bothschast von der an d,esemz Taq, auf Se. Maj. gefallenen Wahl, zum Römischen König und Kaiscr zu über-! Dringen. Se. Maj. empfingen den Herrtti Neichstrbmarschall auf das qnadiqsic, unv^ geruhttn ihn mit einem kostbaren Bnlliant^ rincze zu beschenken. Gegen 9 llhr Abends sind d,r Kurfürst von Köln n/it I. K.' H. der Ercher^ogin Christina, und"ihrt,w Durchl. Gemahle, dem Herwge ^v>?n Sachsen - Teschen, in Aschaffenburg ange-^ kommen, und am folgenden Morgen trafen auch die Kurfürsten von Mmm; und von Trier, letzterer in Gesellschaft der. Prinzessin Kunigunde von Sachsen, 3lb,' tissin von Essen und Thoren, ein. —^ Der König von Neapel hat seinem amj Hofe zu Wicn ausserordentlicheu Votb-schafter den Austrag gegeben, dem w Triest seit 40 Jahren die -Geschäfte des !s,zlllamschen Hofes besorgenden Konsul Johann Ba.pt. Orlandi, einen mit 12 lqroßen Brillanten besetzten Ning, und die ebenfalls mit kleinen Brillanten ver, Izietten Buchstaben ^.0. als die Anfangs- buchssaben ber Namen des Kö^?Md der Königin von Neapel, zum Beweis der allerhöchsten Zufriedenheit zu überfchicken.— Der Rutsche Rath Las^row , den der Fürst Potemkin in das Lager des Groß-veziers gesandt hatte um an dem Frie-^ den zu arbeiten, hat dasselbe bald nach. der Ankunft des Preussischen Obersten,!! Grafen Lüsi verlassen, ohne etwas zu!j Stande zu bringen, und seit dem verlau-! tet, daß die Rußischen Truppen von allen, Seiten gegen die Türken im Anzüge sind. Diese haben daher ihre größte Macht ge-qen Ismailow gesandt; ein grosser Theil der Zischen Mannschaft aber hat das Heer verlassen, «^ nach Hause ;u kehren. — j Geschehen ist nm., ^.,s qan; Deutschland luit jedem heissen Wunsche »orlangte / -Leopold der unsterblichen Theresia Lohn,' des grossen Josephs Bruder — Le^old/ der Weist , der Menschenfreund , 5er, Christ ist Deutschlands Kaiser. Auf die-^ se Feyer sang Schubart« An sein Vaterland. Heil dir! bu liebes Vaterland, Du Land voll Kraft und Muth! Heil dir! dein Kaiscrkroliengold Gabst du dem König Leopold; Wie groß ist er! wie gut! M Allüberall verkündet es W Metallner Donnerton. MWenn du ein deutschcr Bürger bist; MSo jauchze laut! dein Baiser ist M Theresens weiser Sohn. MDie göttliche Religion W Hat ihn so gut gemacht, MDie göttliche Religion, MSie, bie des höchsten Herrschers Sohn M Auf unsre Welt gebracht. Drum tragt die Waage Ee so siat, Die ihm ein Engel gab, Er wagt, gleich ist ihm Herr und Knecht, Des Fürsten Recht, des Bettlers Recht Auf gleichen Schalen ab. Den Weisen, Guten, Frommen ist Sein Auge Sonnenschein; Lohn glänzt fur sie in seiner Hand. Doch wird sein Au;e Wetterbrand Dem Lasterhaften seyn. Ihr Musen stellt euch um Ihn her. Er ist den Musen hold, Der guten Fürstinn Sängerin, Tönc in die goldene Telyn Den Namen Leopold. Der Aufruhr, dessen Schwefelhauch Die Herzen wild befiammt, Flieht aus Thuiskons Eichenhaytl Vor Leopold, zur ew'gen Peln > Im Höllcnschlund verdammt. Er herrscht des Himmels schönster Sohn, Der Friede weit und breit; jMit ihm geht Duldung Hand in Hand Durch unser liebes Vaterland, Und Treu und Redlichkeit. Ihr deutschen Brüder! mich durchdringt, Des Himmels Vorgefühl; ,Es tönt zusammen Haupt und Glied zSo hünmlisch, wie ein hohes Lied Auf Engelharfenspiel. Innsbruck den iz. N)einm. Den neuesten Nachrichten zu Folge war schon »der 9. d, M. zur Kaiserlrönung, und !dcr 16. zur Abreise II.MM. bestimmt.^- ' Se. Maj. haben, vermög Hofdckrets vom ^'9. Herbstm., den königl. Käü-merer und Obersthofmeisteramtsvertrett r öcy Ihrer^- ^H. der Durchlauchtigsten Erzherzogin Eli- j sabech, Hrn. Ioftph Grasen>. Lodron, zum Zanbeshmiptmann in Tyrol allergna-digst zu ernennen geruhet. ^emberg den 26. H?rbstm. Einem, Befehle Sr. Maj. m Folge sollen allc öde Platze Versteigert und urbar gemacht Werden. Auch hat die hohe Landesstelle den Auftrag erhalten, den Fleiß des .Landmannes bei, Bearbeitung seines Feldes, beo Pflanzung der Baume, Verbesserungen der Vieh,ucht, und Vermehrung der Binnenmcht mehr und mehr zu erwecken, und aufzumuntern , und besonders dafür zu sorgen, daß der Bauer seine Felder richtig bestelle / und keines davon brach liegen lasse. Die Herrschaften sollen alles dieses mit gleichem Eifer befördern helfen, und hauptsächlich auf die Erhaltung und Verbesserungen der Waldungen alle Sorgfast wenden. Ejstct dln i. v?einm Der Pascha j von Sklltari ist nach verlaßlichen Nachrichten bereits von Novi Vosar mit seinem Korps nach Albanien zurück marsch irt. — Die Theuerung und der Malp gel an Lebensmitteln soll in Bosnien ausserordentlich groß seyn; und man versichert , die Bosnier hatten, von Pascha angefangen bis letzten Spahi und Ianit-schar alles Silber von Kleidern und Schabrakel! herabgeschnitten, und in die Milll'.e gegeben, um Geld dafür zu bekommen. — In Ragusa find verschiedene mit Getreide beladene Schisse von einer christlichen Macht angekommen, um damit di5 Türken zu unttrstützcn. Bukarest den io. Herbstm. Nach Briefen aus dem hiessen Feldlager vom 2z.!> Hcrbstm. soll Tags vorher von der Kaiserin! von Rußland bel' dem Prin en von Koburg! ber baare V-traq von 2OOQO Rubeln mit! dem Ansuchen angekommen senn, dieses,, Geld unter die gemeine Mannschaft desl!, Qesseyeichisch - WallachWe« Heeres ^ venhcllen, damit sie diesen Tag, am w -chen ste em Jahr vorher, in Gemein« Jast Mtt den Russen den herrlichen Steg bey Martmejne erfochten hat, mit tlmgen Ergötzllltgen feyre. ?cusla7ldische Nachrichten. Deutschland. Frankfurt den z. "weinm. Prin> Karl von Meklenburg - Streli; kam den l. dies Nachmittags mit seinen drey, ßlg fliegenden Postreutern und den, Schlnettern lhrer Hörner zu Aschaffenbura an, und gieng sygleich in das Zimmer des neuen ^Kaisers. Da saß er an der Seite seiner königlichen Gemahlin, seiner Schwester Christine, des Pnuzen Albert von Sachsen - Teschen , und vor ihm standen die drey geistlichen Kurfürsien, und avcy Erjhcr:oge, mn^lanzt von dem Hofstaate. Der Prinz begann seine Anrede, dle stark und kraftig war; auf welche der Kaiser ertviederte : "Ich will trachten, das ganze Zutraum der Kurfürsten und des helllgen Römischen Reichs zu verdienen. „ Der fürstliche Vringer dieser autelt Bothschaft erhielt mm Geschenke einen mtt Brillanten besetzten Degen, zcnO^ Gulden am Werth?. Der Graf a Ponte de Leon, der den Wahlbrief brachte, und der Englische Major von Grase wurden an die kaiserliche Tafel gezogen. Im Namen der Reichsgrafcn brachte Graf Reuß von Lobstein,'Graf von Zeil, Graf v. Schönborn, und Graf Rcuß von Köstniz den Gruß lind Glückwunsch. Man be« Msrkle im Anqesichte Leopolds eine unbeschreiblich angenehme Rührunq, die an Thränen grontte. — Cein Wahlbothschaf-ler zu Frankfurt, der Er^bischofvon Qll- müz, gab ei« Gulden für die Armen. Iffland, die Zierde der deutschen Bühne als Schriftsteller , und Schauspieler, gab ein neues ganz auf diese Gelegenheit passendes Schütt-spiel, Friedrich von Oesterreich, das mit verschlingendem Beyfalle aufgenomen wurde. — Rührend war das Freudenfest der Juden ; das Gebet ihres Qberrabiners prieß den Gott Israels, der aller Weltgott ist / in der hohen alttestamentischen Sprache. Kortsezung öer am zo. Herdsim. in Frankfurt vor sich gegangenen N)ahl eines N.eichsoberhaUptes. Den 2 d, M. wurden aus Aachen und .Nürnberg dieReichsinsignien erwartet. Den 3. wird in allen Kirchen ein Dank und Freudenfest wegen glücklich vollzogener Wahl gehalten , und den 4. werden II. MM.! und M. HH. hier zur Krönung erwartet, die am i,. vor sich gehen soll. Die Deputazion der Reichsstadt Aachen , mit den in ihrer Verwahrung be-! fjndlichen Reichsinsignien ist den 25. Herbst-!! monat unter dem Donner der Kanonen! von Aachen abgegangen. Den Zug eröffnete der dortige Vogtmener und Kurvfal>' bayrische geheime Rath , Freyh. v. Geyr, zu Pferde mit blankem Degen, hinter! ihm seine Dienerschaft und einige P^l-! zische Reiterei) V)M Geleite. Hierauf folgte^ in einem sechssvanigen Gtaatswaqm die Reichsstadt Aachenlche Gesandschaft sammt Gefolge; sodann folgten du Abgeordneten des königl. Stiftes in einem Ssaats'va? gen mit den Reichsinsignien. Diese sind ,) das alte mit goldenen Buchstaben g«-schriebln? und mit Edelgestmien besetzte Evangelieubucft, auf welches der Röm. Kaiser seinen Eid schwörtt; 2) Das mit Perlen und Edelsteinen qe^i-rte ssapl?l, in wtlchcm die Erde, worauf das Blut des h. Matt. Stephan geflossen, aufbewahret wird ; z) Karls des Grossen Schwerdt, womit der nmgewahste K,ü' ser öey der Krönung umgürtet ist, und Ritter schlägt ;'dann aus Nürnberg die übrigen Heiligthümer des Reichs, Krone, Zepter, Reichsapfel/ und die kaiserliche Kleidung. Die HerrlichskittN der Welt sind jezt in Fraickfurt so ^auf^ehäust, daß man vor ihrem stralenden Guffe die Augen zudrülkell mochte. Aller Glanz, der die Fürsten Großen, und Reichen umgiebt, die ausnehmende Mannigfaltigkeit von Menschellgesichtern , die treflichen Schauspiele, der Triumph der Tonkunst in Voglers majestätischem Orgelspiele, wie in Dülons süß athmender Flotte, Gimandolini's Male» rey mit Feuerflammen, das Assaut des geflügelten Fechtmeisters Veiongs, Luft» »pringer, Gaukler, Taschenspieler, wilde Thiere aus den Waldern Numidiens, Seltmbeim! aller Naturreiche, und alles, was nur immer die Neügierde reizen und unterhalten n,mn, ist nun hier in der ! seltsamsten chinesischen Gruppe, alles mit hohen schreienden Lakfardcil ausgemalt anzutreffen Die Ausländer staunen über die Polli^ty und iin^w^nniiche Ordnini in diesem A^stagsg^ümm?! ; denn noch weiß man nicht einen ein ig'N Er^ß von Bedeutn;! 7. W'lch? Ehre für d^n w?ism Sni'lt, und die bidre Bürgerschaft dieser herrlichen deutschen Stadt! Leopolds Karakt-r stralt aus all seinen Handlungen wieder, wie die' Sonne aus eim'n V^nüanischen Wandspiegels und aus einem polirtm Stahlknopfe. Die Prachtliebmden Wimer wollten ihn bey seiner R"lFknnft im Trm'üvhe empfangen, und glättende Feste anstellen; aber Leopold verbat sichs, es wird bess:r seyn, sagte er, w^in ick) die Viktualienpreise w:rde herunter setzen können.