Bezugspreise Für Gsterreich-Ungarn ganzjährig K 4 — halbjährig K 2' — Für Amerika: ganzjährig D. 1'50 Für das übrige Ausland ganzjährig K 5'20 Briefe ohne Unterschrift werden nicht berücksichtigt, Manuskripte nicht zurück* gesendet. Gottscheer Sote Erscheint mit einer illustrierten Beilage „Wandermappe" am 4., 11., 19. und 26. eines jeden Monates. Bestellungen übernimmt die Werwal'tung des Hottscheer Boten in Gottschee, Hauptplatz Nr. 87. Berichte sind zu senden an die Schrlfttettung des Gottscheer Molen in Gottschee. Anzeigen (Inserate) werden nach Tarif berechnet und von der 23er-waltung des Blattes übernommen. Die „Wandermappe" ist nur als Beilage des Gotische er Boten erhältlich. P ostsparkass en-Konto Nr. 842.285. Verschleißstelle: Schul-gasse Nr. 75. M. 12. am 19. April 1907. Jahrgang IV. Gottschee und die christlich soziale Partei. In dem Wahlaufrufe des Fürsten Auersperg werden die Christlichsozialen als Fremde hingestellt, die unsere Verhältnisse nicht kennen. Eine Partei, die bisher in das Gottscheer Ländchen keinen Fuß gesetzt und sich um sein Schicksal niemals bekümmert habe, wolle nunmehr die unbedingte Gefolgschaft der Gottscheer haben. — Sind die Christlichsozialen den Gottscheern wirklich unbekannte Fremdlinge? Wem sollte es nicht bekannt sein, daß fast sämtliche Gottscheer in Wien, in Niederösterreich, in Vorarlberg usw. schon längst der christlichsozialen Partei angehören? Desgleichen gibt es nicht wenige im Lande selbst Ansässige und viele Hausierer, die sich zur christlichsozialen Partei zählen. Kann übrigens eine Partei, die sich nicht bloß christlich nennt, sondern auch wahrhaft und aufrichtig christlich denkt und fühlt, den christlichgesinnten Gottscheern fremd und gleichgültig sein? Müssen wir Gottscheer uns nicht schon eben durch das christliche Wesen mit ihr verwandt und zu ihr hingezogen fühlen? Daß übrigens die christlichsoziale Partei die Partei der Zukunft im Ländchen sein werde, das haben selbst einsichtsvolle Männer liberaler Richtung schon längst vorausgesehen. Schon seit einer Anzahl von Jahren lag es klar zutage, daß der christlichdeutsche Gedanke in Gottschee immer mehr Wurzel fasse und Verbreitung gewinne. Bei der bekannten christlichen Überzeugung der weit überwiegenden Mehrheit der Landbevölkerung unserer eigenen Heimat konnte es nicht zweifelhaft sein, daß sich der immer mehr erstarkende christliche Sinn nicht mehr bloß auf Kirche und Familie beschränken, sondern auch im öffentlichen Leben betätigen werde. Was wäre denn das auch für eitt feiges Christentum, das sich seiner Religion in der Öffentlichkeit schämte ober sie gar aus Furcht verleugnete! Wie steht es nun weiter mit dem Vorwurfe, daß sich die christlichsoziale Partei bisher um Gottschee nicht gekümmert hat? Solange unser Ländchen kein Reichsratsmandat zu vergeben hatte, hat sich unseres Wissens überhaupt feine der Reichsratsparteien um Gottschee besonders viel gekümmert, weil eben in Gottschee für sie auch nichts zu holen war. Damit wollen wir einzelnen verdienstvollen Abgeordneten, die ab und zu sich um Gottschee angenommen haben, selbstverständlich nicht nahetreten, wir sprechen nur von den Parteien. Gottschee verdankt sein Mandat dem Zusammenwirken sämtlicher deutschen Parteien. Trotzdem wäre aus dem Gottscheer Reichsratsmandat nichts geworden, hätten nicht gerade die Christlichsozialen dem bekannten Kompromisse ihre Zustimmung gegeben. Nun soll sich Gottschee auf einmal für die deutschfreiheitlichen Agrarier erwärmen. Hat denn diese Partei bisher für Gottschee etwas geleistet? Ist sie nicht im Ländchen eigentlich gänzlich unbekannt? Ist sie nicht eine fast ganz neue Partei, die erst die praktische Probe zu bestehen haben wird? Und paßt übrigens der Liberalismus dieser Partei zu dem christlichen Sinn der Gottscheer? Die bauernfreundliche christlichsoziale Partei wird voraus-Itchutch die stärkste und einflußreichste deutsche Partei im neuen Abgeordnetenhause werden. Empfiehlt sich deshalb nicht schon aus Gründen praktischer Realpolitik ein engerer Anschluß an dieselbe? Oder sollen wir es mit der Minderheit hatten, die zur Ohnmacht verurteilt sein wird? Noch etums! Wenn einmal das neue Hausierhandelsgesetz dnrchgeführt sein wird, dann wird sich das christliche Wien gegen die jüdischen und sonstigen Hausierer absperren, während die Hausierer aus Gottschee, denen der Zutritt nicht verwehrt werden wird, gerade in Wien ein glänzendes Geschäft werden machen können. Wie wir hören, wird man den christlichdeutschen Gottscheern auch seitens des Magistrates in Wien keine Schwierigkeiten machen, sondern ihnen tunlichst entgegenkommen. Ist nicht auch das ein Grund dafür, daß wir die von der christlichsozialen Partei gebotene hilfreiche Hand nicht zurückweisen sollen? Ein gemeiner Überfall in Mitterdorf. Für den 16. d. M. um halb 6 Uhr abends war eine Versammlung des Bauernbundes in Schalkendorf bei der Behörde angezeigt worden. Zur selben hatte man auch den Obmann des niederösterreichischen Bauernbundes Herrn Iosef Stöckler, Landtagsabgeordneten und Bürgermeister von St. Valentin, eingeladen. Bürgermeister «stöckler, der selbst Bauer ist, gab in entgegenkommendster Weise die Zusicherung, daß er kommen wolle. Darob entstand aber unter den freiheitlich Gesinnten im Städtchen Gottschee gewaltige Aufregung. Von Dorf zu Dorf zogen sie, um die Leute zu beschwören, daß man ja nicht zur Versammlung erscheinen solle; auch die Liberalen auf dem Lande wurden verständigt, zum Empfange mitzuwirken, den man Stöckler im Städtchen Gottschee bereiten wolle. Dieselbe Gesellschaft,.welche am 23. Jänner, mit Pfeiferln ausgerüstet, die Bauernversammlung sprengen wollte, hatte auch jetzt wieder ihre Instrumente in Bereitschaft, um den Bürgermeister Stöckler auszupfeifen; ja, man wollte ihn auf keinen Fall durch das Städtchen lassen. Auf das hin wurde Abgeordneter Stöckler im letzten Augenblicke telegraphisch verständigt, in Mitterdorf und nicht in Gottschee auszusteigen, um von da mittels Wagens nach Schalkendorf zu fahren; man wollte auf diese Art den Bürgermeister Stöckler vor den Roheiten schützen, die seiner im Städtchen Gottschee gewartet hätten. Daß es in Mitterdorf ähnliche Gesellen geben könnte, hielt man nicht für möglich. Zeugen des in Gottschee beabsichtigten Konzertes wollten die Mitterdorfer Liberalen auch sein. Als daher der Zug in Mitterdorf ankam, waren bereits mehrere von ihnen eingestiegen, doch auf einmal hieß es, der Wiener Redner sei ausgestiegen. Sofort stiegen auch die bereits im Eisenbahnwagen befindlichen liberalen Mitterdorfer wieder aus, und was jetzt folgte, ist so gemein und schändlich, daß diese Schmach von Mitterdorf schwer in Vergessenheit geraten wird. Bürgermeister Stöckler wurde auf der Station vom Pfarrer in Mitterdorf, Herrn Josef Eppich, erwartet. Als die rote Gesellschaft, welche zuerst einen Agenten für Stöckler hielt, merkte, daß man an den Unrechten gekommen sei, lief alles dem Abgeordneten Stöckler nach. In Begleitung des Pfarrers hatte er nämlich die Station schon verlassen. Schreiend und schimpfend und eine Kuhglocke schwingend lies hinter Stöckler der Obmann dev Ortsschul-rntes Fmnz ©fibei und ihm folgten die ändern. Der Zug halte aber die Station noch nicht verlassen, so daß die Reisenden noch Frage des schmähliche» Benehmens der roten Männer waren. Kaum hatte aber der Zug die Station verlassen, als auch schon der,Bauer Josef Schneider aus Mitterdorf an Stöckler heransprang und ihn mit allen verfügbaren Worten verfluchte und verteufelte. Auch Pfarrer Eppich erhielt von Schneider einen Teil der Verfluchung. Schneider versuchte dem Abgeordneten Stöckler den Regenschirm zu entreißen, was ihm aber nicht gelang. Wütend über den Widerstand schlug er den Abgeordneten so ins Gesicht, daß sich an zwei stellen gleich Blut zeigte; auch der Hut wurde ihm vom Kopse geschlagen. An der Stelle, wo dies geschah, ist ein Abgrund m den Stöckler gewiß rücklings gestürzt wäre, hätte er nicht im letzten Augenblicke einen Akkazienstamm erfaßt. Herr Pfarrer Eppich forderte nun den Gemeindevorsteher Matthias Siegmund aus, den Abgeordneten Stöckler zu beschützen. Siegmund lehnte die Forderung ab. Fleischhauer Franz Pestl kam endlich heran und lud den Abgeordneten Stöckler in sein Haus, wo er vor weiteren Angriffen geschützt sei. In der Nähe des Hauses hielt aber die rote Gesellschaft Wache. Schließlich kam ein Wagen mit) man bestieg denselben. Es versuchten auch jetzt wieder mehrere die Abfahrt zu verhindern, doch der ihnen entgegengehaltene Revolver tat seine Wirkung; man begnügte sich, hinter dem Wagen zu pfeifen und ihm bis zum Psarrhofe das Geleite zu geben. Vorgänge im Städtchen Hottschee. In Gottschee hatte sich eine Horde Leute schon vormittags zum Fuge begeben, um den Abgeordneten Stöckler zu empfangen. Er kam aber nicht. Um 4 Uhr nachmittags begab sich diese Gesellschaft neuerdings zum Bahnhöfe und von dort zum Brauhause, weil man erfahren hatte, daß Stöckler mittelst Wagens komme. Richtig fuhr auch der Wagen gegen den „Krahwirt^ zu. Um nun der sehnlich wartenden Pfeiferlbubengesellschaft em Schnippchen zu schlagen, stiegen Abgeordneter Stöckler, Pfarrer Eppich und Fleischbauer Pestl vor dem „Krahwirt" aus dem Wagen und begaben sich hinter Corpus Christi direkt nach Schalkeudorf. Der Wagen fuhr aber gegen das Brauhaus zu, und zwar so langsam, miß er vom „Krahwirt" bis zum Brauhause über eine halbe stunde brauchte. Als man des Wagens ansichtig wurde, erscholl seitens der Pfeiferlbuben ein wahres Jndianergeheul und man winkte ihm zu. Georg Petsche aus Mitterdorf, der den Kutscher machte, ließ die Pferde nur langsam gehen und dann wieder zehn Minuten stehen Die roten Pfeiferlbuben dachten, man fahre deswegen so langsam, weil sich Stöckler fürchte. . Unterdessen war Abgeordneter Stöckler schon in Schalkendorf angekommen, und um diese Zeit fuhr auch der Wagen zum Brauhaus hinein. Im Wagen saß aber zur Verwunderung aller nicht Abgeordneter Stöckler sondern andere Bauern. Diese zeigten sich sehr erfreut darüber, daß man ihnen seitens der Stadt solchen Empfang bereitet habe. In Font lief die ganze Gesellschaft jetzt tu die Stadt Alles wurde aufgeboten, um den aus Schalkendorf heimkehrenden Stöckler und Genossen zu bearbeiten. Bis halb 6 Uhr in der Früh blieben die armen Hascher auf der Wache. Auch Mtterdorfer Rote hatten sich eingestellt. Aber Stunde um Stunde verrann und kein Stöckler, kein Schwarzer zeigte sich. Abgeordneter Stöckler und Dechant Erker blieben nämlich in Schalkendorf, die Mltterdorfer Teilnehmer zogen aber nach der Versammlung ruhig über Klindors heim. Die Städter hatten wieder das Nachsehen. Versammlung in Schalkendorf. In den Gasthauslokalitäten des Herrn Gemeindevorstehers Kresse hatte sich gegen Abend eine gewaltige Menschemnasse versammelt. Mit großem Jubel wurde Abgeordneter stöckler begrüßt. Die Versammlung leitete Obmanustellvertreter Johann Kump. Nach der Begrüßung erteilte er Herrn Stöckler das Wort. Dieser — eine stattliche Erscheinung — sprach anderthalb Stunden über alle jene Dinge, welche das Wohl und, Wehe des Bauernstandes betreffen. Wir können heute nur andeuten, nicht näher ausführen, daß über die Notwendigkeit und Möglichkeit einer allgemeinen Altersversicherung für Bauern und Dienstboten, über die Abschaffung,"bezw. Abänderung mancher Gesetze (Jagdgesetz, Zucker- und Eisenkartelle),: über die Einführung der zweijährigen Militardienst-zeit und die Notwendigkeit von Ernteurlauben an die Bauernsohne, über die Art und Weise der Errichtung von Viehversicherungen und Einführung von Landes-Feuerverstcherungen gesprochen wurde. Gespanntestes Interesse erweckten die Worte dieses Niederösterreichers über den Haufierhandel. Wir find Gegner des Haufierhandels, aber nicht des ehrlichbetriebenen Hausierhandels der Gottscheer. Wir sind gegen die ungarischen, polakischen und jüdischen Hausierer, die mit ihrer Pofelware Kunden und ehrliche Gewerbetreibende schädigen. Der Gottscheer Hausierer ist bei uns in'Niederösterreich wohlgelitten. In mein Hans kommen Gottscheer, mit denen wir schon als Kinder gespielt haben, und niemand von ^zhren Hausierern hat bisher uns Christlichsoziale im Ernste als Gegner der Gottscheer beschuldigen können. Was unser Deutschtum betrifft, beweisen wir es durch Daten, nicht nur durch leere Worte, wie es die Liberalen gewohnt sind. . Brausender Beifall lohnte die Ausführungen Stocklers. Das Wort erhielten hierauf noch Dechant Erker, Pfarrer Eppich, Gastwirt Kollmann aus Grafenfeld, Obersteiger Lieber vom Kohleiuverk. Dem Abgeordneten Stöckler sagte die Versammlung bestell Dank, bedauerte es, daß es irregeleitete Bauern geben könnte, die raten Standesgenossen auf offener Straße überfallen konnten. Mit Entrüstung protestierte man gegen die verübte Roheit. Der heutige ^.ag sei der beste Beweis, daß es ein ehrlicher Bauer mit den Roten nicht halten könne. Fester denn je halten wir zum Bauernbund und zu Obergföll. Ein diesbezüglicher Antrag wurde mit Ausnahme von drei anwesenden Roten einstimmig angenommen. An Doktor Lueger wurde ein Begrüßungstelegrainm gesendet. Die Versammelten blieben nach Schluß des offiziellen Teiles noch lange beisammen. Aus Stabt und Land. Hottfchee. (Nicht christlichsozial, sondern stramm deutsch!) Mit diesem Schlachtruf sind die Gottscheer Liberalen ttt den Wahlkampf gezogen. Denn schwarz auf weiß sind diese Worte zu lesen gleich in den ersten sechs Zeilen ihres inngsten Wahl-manifestes Die Herren stellen damit das Christentum in Gegensatz zum Deutschtum, als ob ein guter Christ nicht auch ein strammer Deutscher und umgekehrt ein strammer Deutscher nicht zugleich auch ein guter Christ sein könnte. Es scheint also daß die Herren welche um jeden Preis stramm deutsch sein und bleiben wollen und das gleiche auch vom zukünftigen Abgeordneten verlangen das Christentum, die christliche Weltanschauung, zu der sich die Lhnst-lichsozialen, auch als politische Partei genommen, bekennen aus ihrem Programm gestrichen haben. Wir sind ihnenfür diese»^ Geständnis recht dankbar; denn jetzt wissen die christlichen Wähler des Gottscheer Wahlkreises, wem sie am 14. Mm ihre Stimme zu geben haben. Unser Wahlspruch ist: Christlichsozial ltnb stramm deutsch! eigentümlichen Eindruck) muß der jüngste Wahlaufruf des liberalen Gottscheer Wahlausschusses sowohl auf den fürstlichen Wahlwerber als auch aus die bäuerischen Wähler gemacht haben. Unter den Unterzeichneten steht nämlich auch der Name des Gastwirtes und Realitätenbesitzers tu Mosel Hans Jonke, des Kapellmeisters des Pfeiferlbubenkonzertes nn Brauhause, der es über sich brachte, gegen seine eigenen Standesgenoffen zu demonstrieren und zu hetzen, und der Name des k k. Notars Dr Moritz Karnitschnig, des eigentlichen Anstifters und Schürers -jener denkwürdigen Hetze gegen die christlichen Gotlscheer Bauern. -Beide werben nun für den Fürsten auch um die Stimmen der bäuerischen Wähler, welche sie einige Wochen zuvor in so niederträchtiger Weise behandelt haben. Was mag sich wohl Seine Durchlaucht dabei denken? Unsere Bauern aber müßten in der Tat dumme Bauern sein, .wenn sie auf die Stimme solcher Lvckvögel hören würden. Schade, daß auf dem Flugblatt nicht auch der Name des lutherischen Pastors von Laibach zu lesen ist, der sich am 23. Jänner 1907 auch unter den Demonstranten befand. Das würde gewiß ziehen! — (Ein christlichsozialer Gottscheer) schreibt uns aus Niederösterreich, wo er jetzt ansässig ist, folgendes: Ich glaube kaum, daß meine Landsleute den Unsinn begehen und den Fürsten wählen werden, um damit den Gottscheer Bürgern nebst dem Fürsten eilten Gefallen zu tun. Was hat der Fürst für die Landbevölkerung getan? Vergessen unsere Bauern ganz darauf, daß Seine Durchlaucht am liebsten einen Tiergarten und eine Bärenzuchtstation aus dem Ländchen machen möchte. Nach meiner Anschauung soll und muß jeder vernünftige Gottscheer Bauer den Herrn Prof. Obergföll wählen, da nur dieser Mann sich als wahrer Volksmann und Wohltäter der bäuerlichen Bevölkerung Gottschees gezeigt hat. Bauern, macht die Augen auf. nur jetzt ist die Gelegenheit da, um für euch etwas zu erreichen. Solltet ihr gerade immer nach der Pfeife der Gottscheer Bürger tanzen? Warum haben die großen Herren aus Gottschee das Mandat, ohne die Bauern zu fragen, dem Fürsten angetragen. Diesmal haben sie die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Mitterdorf. (Spenden.) Zur Beschaffung von gemalten Fenstern in unserer Pfarrkirche sind weitere Spenden eingelaufen und zwar aus der Ortschaft Koffern 47 K, aus Windischdorf 100 K 20 h. Den Spendern herzlichen Dank. (Neue Messe.) Ehrw. Herr Andreas Krauland aus Koffern, der im Priesterhause in Laibach studiert, wird im heurigen Sommer die Priesterweihe empfangen. (Unerhörte Roheit.) Der am 16. d. verübte Überfall auf einen Mann, den der Gottscheer Bauernbund etngetadett hatte, hat die Liberalen im rechten Lichte erscheinen lassen. Daß der Überfall unter den Augen des Gemeindevorstehers vor sich gehen konnte, halten wir für etwas unsäglich Schmähliches. Und mit solcher Gesellschaft soll man wählen und gute Freundschaft halten? Nie und nimmer. — (Auswanderung.) Vor kurzem griffen neun Personen aus der hiesigen Gemeinde zum Wanderstabe nach Amerika, darunter leider auch zwei noch nicht der Schule entwachsene Mädchen. Knutschen. (Unsere Wegverhältnisse.) Es ist gar nicht zu sagen, wie es jetzt auf der Welt zugeht! Wir Kuntscher glaubten sonst die letzten auf der Welt zu sein, selten kam ein Fremder in unser Dörflern und der schaute sich nur die Mauern des Hauses an, worin die Gräfin von Friedrichstein vor ihrem zornigen Schwiegervater sich verborgen hielt, und dann ging er ins Eisloch! Jetzt haben wir aber Freunde in der Stadt, wir haben das am letzten Markttage gesehen, daß wir uns nicht genug wundern können! Aber immer kommt die Frage: Wen werdet ihr wählen? Wählet den Fürsten; er ist unser Freund! Unser Freund? Ach Gott, für solche Freunde bedanken wir uns. Die Herrschaft ist unser Todfeind! Als unsere Nachbarn, die Roteiffteiner, ihren Prozeß gewannen, da atmeten wir erleichtert auf! Hätte die Herrschaft gewonnen, was wäre gefolgt? Die Roteiffteiner wären von der Welt abgeschnitten worden, ohne Weg wären sie ja verloren! Dann, das wußten wir, kommen wir ans Messer! Froh waren wir über den gerechten Sieg unseres Nachbardorfes, aber unsere Freude war von kurzer Dauer! Wir hatten uns Treue geschworen, zu kämpfen wie die Roteiffteiner; das Recht war zwar auf unserer Seite, nicht aber die Macht. Der Machthaber kommt und verbietet uns, die Erde, die der Regen von unserem einzigen Wege, der nach Altlag führt, geschwemmt hat, wieder zurückzutragenI Er will uns von der Welt absperren, jammerten wir, aber wir gehen, wie die Roten« stetner, wenn er uns quält, bis zum Kaiser nach Wien. Wir hatten das sechshundertjährige Recht, aber nicht die Macht. Der Macht- haber sagte höhnisch: „Wir geben euch kein Holz." Wir haben eine blühende Hausindustrie, wir sind lauter Schaffelmacher. Leider haben nicht alle einen Tannenwald! Was half uns unser sechshundertjähriges Recht! Ein Nachbar kommt zu mir und schaut mir beim Schaffelmachen zu. Schon Feierabend, Nachbar? Zum Weinen war die Antwort: Ich habe kein Holz und mein Weib jammert: Kein Brot, kein Mehl im Hause! So viel Land, soviel Erde hat er, der Fürst, und unsere weggeschwemmte Erde will er auch haben! Mein Nachbar hat soviel Kinder, die zerren jetzt die Mutter am Kittel: „Ammö Broad!" so dachte ich. Ich warf mein Werkzeug weg und sagte: Wir gehen zum Machthaber, wir ergeben uns, mir tragen unsere Erde nicht mehr auf den Weg zurück. Wir unterschreiben! Unser Weg ist jetzt beim hellichten Tage lebensgefährlich, wir können die weggeschwemmte Erde nicht ersetzen. Und wenn wir doch unfern Weg benützen — wir haben keinen anderen — kommen wir auf die Altlagerstraße, die die Herrschaft gebaut hat durch Altlager Grund unter Zusicherung freier Fahrt (die Altlager könnten davon ein trauriges Lied fingen), müssen wir für die eine halbe Stunde lange Straße 24 h zahlen, aber wohl gemerkt, drei Tage vorher müssen wir die Fahrt in dem von uns zwei Stunden entfernten Steinwand melden. Da Hatte ich einmal fertige Ware, das Wetter war wider Erwarten schön geworden; drüben bei den Holzkohlen triffst du den fürstlichen Jäger, dort mußt du für den Weg die 24 h zahlen. Der wies mein Geld höhnisch zurück: „Drei Tage früher melden." Ich ging zum Machthaber und mußte das Vierfache erlegen: 96 h. Ein Elend ist es mit unfern Leichen. Drei Tage früher kann man sie nicht melden, weil sie nur 48 Stunden aufgebahrt liegen können! So müssen wir sie über längst verlassene Wege führen, so daß sie in Altlag ganz zerschunden, zerschlagen und zerquetscht ankommen. Es ist ein Elend! Morobitz. (Wo ist Verdrehung und Lüge?) „Mehrere" deutschfreiheitliche und doch „gut katholische Wähler" des Fürsten Auersperg sind bereits auf — den Hund gekommen, der dem Besitzer Franz Michitsch von Göttenitz (vulgo „Sürgeisch") im März des vorigen Jahres entlaufen und vom Pfarrer in Morobitz nur aus dem Grunde ausgenommen wurde, da er der Bevölkerung lästig war; sonst Hätte ihn sicherlich die Schrotladung eines herzoglichen Forsthüter niedergestreckt. Durch volle zwei Monate (62 Tage) ließ man dem sehr herabgekommenen Tiere die beste Verpflegung angedeihen. Am 4. Sonntage nach Ostern, am 13. Mai v. I., begleitete der Hund die Schwestern des Pfarrers zur Kirchweihe auf den St. Leonhartsberg bei Göttenitz. Siehe! da kommt „Sürgeisch Fronz" und nimmt den Hund — samt dem Maulkorbe. Wenn ihm vor zwei Monaten an dem Hunde etwas gelegen gewesen wäre, sicherlich hätte er in den benachbarten Gemeinden verlautbaren lassen, was aber laut Erhebungen der Gendarmerie in Rieg nicht geschehen ist. Am 16. Mai traf Pfarrer Perz den Michitsch auf dem Rieger Markte. Michitsch, befragt über sein eigenmächtiges Vorgehen — andere Leute pflegen gewöhnlich für eine Gefälligkeit zu danken — erwiderte barsch: „Wenn Sie mich klagen wollen, so klagen Sie; so weit wie Sie, kann ich auch gehen." Als es zur Klage kam, konnte es wegen widerlicher Bemerkungen von gewisser Seite zu keinem Ausgleiche kommen. Außerhalb der Gerichtsstube war der Ausgleich sofort Tatsache. Der Pfarrer von Morobitz und der jetzige Gemeindevorsteher von Göttenitz fuhren dann als gute Freunde miteinander nach Rieg zurück. Der Hund blieb dem Herrn Michitsch treu — bis ihm vom Forsthüter gedroht wurde, der Hund werde erschossen werden. Daraufhin schickte Michitsch durch den Postboten von Göttenitz dem Pfarrer den Hund mit dem Bemerken: Bevor der Hund erschossen werde, soll ihn der Pfarrer von Morobitz haben. Für den Hund übersandte Gefertigter 10 K. Wo ist Verdrehung und Lüge? Ja: „Frisch gelogen ist halb gewonnen!" M S. Gefertigter ist bereit, den Hund zum Aufschnüffeln von liberalen Wählern auch ohne Kostgeld überlassen zu wollen. Nicht einmal so viel verlangt er, als Dr. Karnitschnig für einen Brief. Josef Perz, Pfarrer Wöüandt. (Die Pöllandler und Dr. Lueger.) Bekanntlich plant die Regierung die Verlängerung der Unterkrainer Bahn von Rudolfswert weiter über Kcmdia, St. Rupertshof-Semitsch usw. Die Gemeinden Pöllaudl und Tschermoschnitz schickten im Vorjahre an die Obmänner aller deutschen Parteien eine Bittschrift, sie mögen bei ihren Klnbgenosfen und der Regierung dahin wirken, daß die Rudolfswerter Bahnlinie von Strafcha weiter über Töplitz-Pöllandl-Tschermoschnitz usw. ausgebaut werde. Dr. Lueger, Obmann der christlichsozialen Partei, beeilte sich sofort, an den hiesigen Bürgermeister Herrn Fr. Fink ein Schreiben zu richten, worin er für das ihm entgegengebrachte Vertrauen dankte, und versprach, zur geeigneten Zeit mit seinen Parteigenossen für unsere Wünsche sich einznsetzen. Von beit übrigen deutschen Parteien hat es nicht ein einziger Mann bei" Mühe wert gefunben, auf unser Bittgesuch auch nur mit einem Worte zu antworten. Hier sieht matt wieber einmal beittlich, wo bie wahren Frennbe ber Gottscheer sinb. Hoch unser christlichsozialer Reichsratskanbibat Prof. Josef Obergföll! T- (In ben hiesigen fürstlichen Wälbern) war bnrch vierzig Jahre hinburch bis tief in bie neunziger Jahre eine Unmenge slawischer Familien als Holz- und Kohlenbrenner beschäftigt. Nach Pollanbl eingepfarrt, besuchten sie ben Gottesbienst zumeist in ber hiesigen Pfarrkirche. Der bamalige flovenifche Pfarrer beeilte sich sofort, flovenifche Prebigten einzuführen, indem er darauf hinwies, daß bie Pfarre beinahe zur Hälfte flovenifche Insassen umfasse. Er fagte auch, baß Pollanbl in zehn Jahren ganz slovenisch sein werbe. Die Gefahr, daß Pöllaudl angesichts ber vielen (300 Köpfe) slawischen Familien in Trata slawisiert werde, war eine ungeheure, da in den übrigen Ortschaften überdies noch mehrere slowenische Familien ansässig waren. Dazu kam noch, daß sich einige slawische Arbeiterfamilien in der Gemeinde ansiedelten und bas Heimatsrecht erwarben. Die Genteinbe mußte auch solche slawische Familien unterstützen. Doch bie wackeren Pöömibta erhoben sich wie ein Mann gegen alle Bestrebungen, bie auf bie Slawisiemug ber Pfarre Pollanbl hinzielten. Heute können wir sagen, baß bie Pfarre Pöllanbl ganz deutsch ist, außer dem fürstlichen Hornwald, wo beinahe nur slawische Arbeiter beschäftigt sind. — (Laubbüchl), vor einigen Jahren noch zwei blühende Gottscheer Huben, ist heute im fürstlichen Besitze. Hvermösel. (Todesfälle in Amerika.) Am 19. Februar starb in Brooklyn Helene Meditz geb. Verderber von Mösel Nr. 22 und am 20. März in Joliet, Illinois, im St. Josephs-Hospital an Lungentuberkulose Andreas Göstel, Ganzhübler in Dürnbach Nr. 2. — (Volksbewegung.) Im ersten Vierteljahre 1907 sind in der Pfarre Mösel keine Sterbefälle und keine Trauungen vorgekommen. Geburten sind jedoch 13 zu verzeichnen. — (Masern.) In unserer Gemeinbe sinb bereits viele Kinder au Maseru erkrankt und ist infolge der Ansteckungsgefahr bie Schule bis zum 2. Mai geschlossen worden. Wasereöen. (Meister Petz.) Der heurige langwierige Winter dauerte auch dein zottigen Meister Petz gar zu lang. Als er aus seinem Winterschlafe erwachte, ließ es ihn nimmer länger in seiner Höhle, er wagte sich hinaus, um sein Revier zu besichtigen. Aber da sollte es ihm schlecht ergehen. Durch einen wohlgezielten Schuß des Herrn Richard Loser wurde er am 24. v. M. erlegt; es war ein 170 Kilogramm roiegenber Bär. Zwei Tage später hatte Herr Peter Loser ebenfalls bas Glück, im Revier von Mafereben einen Bären zur Strecke zu bringen. Beibe Bären würben nach Triest überführt, wo ihre Felle präpariert unb als Dekorationsstücke in Salons vemenbet werden. Weukag. (Banernsreunblichkeil.) Vor einigen Jahren als neu gefallener Schnee Wald und Flur bedeckte, begab ich mich eines Tages mit drei Paar Ochsen in mein Anteil, um einige Klötze nach Hanse zu führen. Ich benützte die Hornwalderstraße, die ganz verweht und gesperrt war. Nach mühsamem Waten gelangte ich ans Ziel, schlug jedem Paar ein ober zwei Stück Klötze an unb es ging bann mühsam nach Hanse. Ich glaubte, allen, den fürstlichen Jägern wie den Fuhrleuten, durch Öffnung der Straße eine Gefälligkeit erwiesen zu haben; doch siehe da, nach einigen Tagen ging mir durch den Advokaten in Gottschee die Aufforderung zu, binnen vierzehn Tagen der Herrschaft das vorgeschriebene Fahrgeld zu zahlen, sonst sehe sie sich gezwungen, auf gerichtlichen Wegen dies einzubringen. Das ist Tatsache; nun, Leutl, urteilt selbst! Ein Neulager Bauer. Göentak. (Die „Gottscheer Nachrichten"), die im letzten Februar gegründet, nun schon im elften Jahrgange stehen (also schon die erste Zeile dieses Blattes ist Lüge und Schwindel), wollen einen im „Gottscheer Boten" vom 26. März enthaltenen Bericht aus Ebental widerlegen. Dabei wird der betreffende Berichterstatter „gemeiner Lügner" genannt. Nur nicht so hitzig, herzogliches Forstamt, das von Ebental aus in die „Gottscheer Nachrichten" schreibt. Daß jene auf der fürstlichen Straße fahren dürfen, bie ihre Grundparzellen unentgeltlich zum Straßenbaue abgetreten haben ober die zahlen können, ist doch selbstverständlich; daß aber jene auch nicht ein „Füberle" Holz fahren bürfen, bie keinen Grund zum Abtreten hatten oder die nicht zahlen können, also die Armen, geben Sie, herzogliches Forstamt, selbst zu. Wo ist also der gemeine Lügner? Beim Fürsten kostet halt alles Geld (er hat ja, wie der Wahlaufruf feiner Leute besagt, so schwere Lasten zu tragen). So kostet z. B.Ex^M'er Ast 2 K, ein Bilch 2 K, eine Haudvoll Erdbeeren 2 K'^fil^lbarf man sich bann auch mehr bavon nehmen). Jitbifche-"'§OT|chaften geben ben armen Leuten das Klaubholz in ihren Wälbern frei, aber ber christliche Fürst Auersperg, ber Herzog von Go icbee, mit feinen 23.600 Hektaren (12 bis 13.000 Joch) Boi e' .>esitz allein in Kram (nach bem „Deutschen Kalenber für Kram unb Küstenland"), hat für feine armen Landsleute nicht einen dürren Ast übrig. Darum nur gemach, herzogliches Forstamt, und nicht herausfordern! Kandis M Kudokfswert. (Die monatlichen Viehmärkte.) Der letzte, brillant ausgefallene Monatsmarkt in Kandia war bie beste Antwort aus alle Gehässigkeiten unb auf bie über biefe Märkte sowohl seitens offener als auch heimlicher Gegner ausgestreuten falschen Gerüchte. Denn ber Markt war sehr gut besucht und hatte sowohl Käufer als Verkäufer in jebet Richtung zufriebeugestellt. Auf ben Markt gelangten bei hunbert mit Schweinen uottbelabeite Wagen unb bei 500 Stück Rindvieh. Bei entfprechenb günstigen Preisen war bas Geschäft ein lebhaftes. Der nächste Monatsmarkt findet am 16. Mai statt. Um ben bnrch bie falschen Gerüchte seitens ber Gegner bieser Märkte etwa entstandenen Irrungen zu begegnen, sei an biefer Stelle ausbrücklich bemerkt, baß bie anfangs eingeführten Wochen-märkte für Schweine einstweilen aufgelassen würben, wodurch jedoch eine seinerzeitige Wiebereinführung nicht ausgeschlossen erscheint. Sicher unb bestimmt aber ist es, daß die auf den Donnerstag nach dem 15. eines jeden Monates fallenden Monatsviehmärkte ununterbrochen weiter abgehalten werben, was zur Kenntnis genommen werben wolle. Kundmachung. An der Pfarrkirche zu Nesseltal werden den heurigen Sommer Renovierungen resp. Neudeckung des Kirchen- und Turmdaches mit Schindeln, sowie Reparaturen am Pfarrhofe und an den psarrhöflichen Wirtschaftsgebäuden vorgenommen werden. Ubernehmungslustige sind zu der am Montag den 29. April I. I. im Psarrhose zu Nesseltal stattfindenden Arbeitsvergebung eingeladen. Nesseltal, am 15. April 1907. Ier Rauausschuß. Briefkaste» der Schriftleitrmg. I. ©. in Malgern: Genügt in erzählender Form. Verantwortlicher Schriftleiter Josef Erker. — Herausgeber und Verleger Josef Eppich. — Buchdrucker« Joses Pavlicek in Gottschee. zürL gan hal! 5ür r gan Für bi gaii Briefe werde) Manu Ar Fürst« Die fr noch gi bett R sechzig es ist wähltei liehen : sein w adelige stark se die ch' ist felbf die chi großen auch je die Pi Freihei Gegner Rmn> ‘ fragen Güter ligion über ei 3>ie 3 Langen 8 Ortsna eben ge gehört A Wcmg = Auch G gras, Q A au: In I Lage ur über zu Die letz die Bri Walbla Namen,