PRIRODOSLOVNE RAZPRAVE, 3 (2), p. 31-83 Ljubljana, 5. IX. 1936 PRIRODOSLOVNE RAZPRAVE KNJIGA 3 (2. ZV.), STR. 81—88, 80 SLIK FRAN KOS ORCHESELLENSTUDIEN LJUBLJANA 1936 IZDAJA IN ZALAGA PRIRODOSLOVNO DRUŠTVO V LJUBLJANI UREDIL: DR. PAVEL GROŠELJ ^ c.,- - 5 8S«lISiil8l| , Hit | ;? <*f c PRIRODOSLOVNE RAZPRAVE, 3 (2), p. 31—83. Ljubljana, 5. IX. 1936. Orchesellenstudien. Fran Kos. Mit 30 Textabbildungen. (Aus der Naturhistorischen Abteilung des National Museums in Ljubljana.) 1. Einleitung...............................................................31 2. Der taxonomische Wert einiger au/ienmorphologischer Merk-male der unleren Orchesellenkategorien.................................33 3. Orchesella villosa Linne..............................................38 4. Orchesella semitaeniata Latzel........................................41 o. Orchesella cincta (Linne) Lubbock.....................................49 6. Orchesella triglavensis nov. sp. . 58 7. Orchesella diversicincta nov. sp......................................64 8. Orchesella prisojnikiana nov. sp......................................70 9. Orchesella capillata nov. sp..........................................74 10. Izvleček.................................................................81 11. Verzeichnis der zitierten Literatur..................................82 Einleitung. Meine urspriingliche Absicht \var es, ein erstes, wenn auch noch liickenhaftes, systematisches Verzeichnis der Apterygoten aus den Jugoslawischen Ostjulischen Al p en zu geben. Die Unsicherheit der diagnostischen Wege im Bereich der unteren Orchesellenkategorien hat mich zuletzt dazu bewogen, zunachst diesen Formen mehr Aufmerksamkeit, als ich urspriinglich beab-sichtigte, zu \vidmen. Aus diesem Grunde \vurden nicht nur die Orchesellen aus der ostjulischen Hochgebirgsregion, sondern auch jene der tieferen Lagen herangezogen. Alle Habitusbilder der Tierc habe ich nur in der Seitenlage gezeichnet. Das ist die natiirlichste Position, in der man diese Formen zur Untersuchung bekommt und ihre typische Form am leichtesten erkennt. Beim Sortieren mit der Lupe, unter dem Mikroskop in allen moglichen Praparationen, immer ist die Seitenlage der Tiere die natiirlichste, die haufigste, die »Riickenlage« die unnatiirlichste, die zufalligste. Auch in den Dauerpraparaten kann man die Tiere in der Seitenlage am leichtesten, ohne viel herum zu riihren und sie zu beschadigen, gut erhalten aufbewahren. Es ist auch gar nicht unbedingt notwendig, das Tier in der »Riicken-lage« zu sehen, um das Ornament der Form klar za fassen, auch wenn nur die Ornamentik fiir die Zuteilung der Arten entschei-dend ware. Die Beschreibung und die Diagnose stiitzen sich, wie es bis jetzt tur diese Formen iiblich \var, auf die auBere Morphologie, ausge-nommen irgendwelche sekundare Geschlechtscharaktere. Die funk-tionelle Abhangigkeit der Form von der Umwelt ist moglichst be-riicksichtigt worden. Auf die innere Morphologie konnte diesmal noch nicht Riicksicht genommen werden. Fiir neue Formen habe ich der moglichst kurzen Diagnose eine eingehendere Beschreibung vorausgeschickt. Dies habe ich wahrend des Vergleichens der Verwandtschaftsmerkmale bei man-chen, schon langst und gut, aber zu kurz diagnostizierten Formen, sehr vermiBt. Von der Fangzeit (in der Nacht, morgens, mittags, abends etc.) und den damaligen klimatischen Verhaltnissen ist oft die Zusam-mensetzung und die Individuenmenge der Bioconose, d. h. die ge-samte Ausbeute einer Fangstelle abhangig. Auf Grund solcher Ausbeute \verden haufig die Bevolkerungsdichten und ihre Gra-dationen an den einzelnen Fundorten, wie auch Resultate und Fol-gerungen abgeleitet. Deshalb habe ich den Fundortsangaben auch die okologischen Bedingungen der Fundstellen wie auch die Fangzeit und die damaligen klimatischen Verhaltnisse beigefugt. Das ganze hier besprochene Material befindet sich in der Naturhistorischen Abteilung des Narodni muzej in Ljubljana, Jugoslawien. Der taxonomische Wert einiger aujienmorphologischer Merkmale der unteren Orchesellenkategorien. Die Aufteilung der Gattung Orchesella in untergeordnete Ka-tegorien geschieht noch immer vorwiegend auf Grund des dunklen Pigments und seiner Konfiguration im Orchesellenornament. Die Farbe und das Ornament, bz\v. sein Grundplan, dazu noch die Konstanz der Antennenfarbung, bilden meistens den Ausgangs-punkt, das Unterscheidungsmittel, oft auch die Verwandschafts-marke in den unteren systematischen Orcheselleneinheiten. DaB das Pigment in einem begrenzten Umfang den Phano-typus unterster Orchesellenkategorien darstellt und als solches taxonomisch verwendet werden soli, ist verstandlich. Auf Grund dieses Merkmales konnen einige Formen sehr leicht auseinander gehalten werden. In der Gesamtheit der Merkmale wirkt es also behilflich. Andererseits ist aber das Pigment, beeinfluBt von Um-weltbedingungen, die labilste Struktur unserer taxonomischen Merkmale. Die Beschaffenheit des Biotopes iibt einen entscheidenden Ein-fluB auf die Farbung und Zeichnung der Individuen in den Kolo-nien analoger klimatischer Wohnorte aus. Einige Orchesellen-formen aus den Jugoslawischen Ostjuliern und die O. alticola der Schweizerischen Z e n t r a 1 a 1 p e n sind in Bezug auf ihre Wohnorte vielsagende Falle phanotypischer Far-ben- und Ornamentahnlichkeit, obvvohl sie vom Standpunkt an-derer morphologischen Merkmale gar verschiedenen systemati-schen Einheiten angehoren. Die Farbenabhangigkeit von der Beschaffenheit des \veiteren Biotopes stellt nur einen Fali der Um-weltbeeinfluBung des Pigmentes dar. Einige stark pigmentierte und vvieder ganz pigmentlose Orchesellenformen unserer O s t -j u 1 i e r leben in demselben weiteren Biotop, et\va an der Grenze der subnivalen und nivalen Zone. Doch ist in Bezug auf die Farbe fiir beide Gruppen (pigmentierte und unpigmentierte) in diesem Falle das Mikroklima (Grundlage ist dieselbe: Dolomit) ihrer Wohnorte bestimmend. Auf einem Areal von kaum 1500 m2 lebt an ostlich gelegenen, trockenen, starken Winden, bei Tag oft star-ker Insolationsvvarme, sonst groBen Temperaturschvvankungen ausgesetzten Wohnorten die pigmentlose Form. An nordlich gelegenen, dauernd feuchten und vor Winden geschutzten Stellen, bei beinahe konstanter, tiefer Temperatur gedeihen in der Mehrzahl die dunkelpigmentierlen Formen. Eine graduierte »Pigmentlosigkeit« der Formen in zweien, bei-nahe entgegengesetzten Ausvvirkungen des Mikroklimas stellen den Fali dar, welchen man als Parallelitat in der Merkmalsaus-pragung bezeichnen konnte. Diese Art »Farblosigkeit« oder »Far-benmerkmalauspragung« ist beinahe direkt proportional der Ent-fernung des Tieres von seinem klimatischen Optium. Trockenheit und starke Insolationswarme liebende Formen zeigen eine Zu-nahme der Helligkeit ihrer Grundfarbe gegen ostlich oder siid-ostlich gelegene, bestandig trockene, den Winden, der Insolations-warme ausgesetzte, beinahe durch die ganze sogenannte »Vege-tationsperiode« der Hochgebirge immer schneefreie, etwas steile Hochgebirgsflachen. Aber auch jene Formen, die mehr in der Dun-kelheit, bei konstanter, tiefer Temperatur, sonst in demselben wei-teren Biotop gut gedeihen, erfahren eine Helligkeitszunahme, sei es der Grundfarbe oder des Dunkelpigments, und zvvar je entfernter von der Oberflache sie sich aufhalten miissen und je stiindiger ihre subterrane Lebensweise sich gestaltet. Dazu kommt im groBeren oder kleineren Umfange noch die Individualvariabilitat des Orchesellenornamentes. Zu ali dem ge-sellt sich auch die zeitliche (altersbedingte) Variabilitat in Form der Pigmentsattigung und seiner Flachenzunahme. Das alles er-schwert ein sicheres, konsequentes Vorgehen bei der Determina-tion. Um konstantere taxonomische Merkmale in die Orchesellen-diagnosen einzufiihren, haben einige Forscher andere Organe, Organkomplexe oder nur charakteristische Teile der Organe taxo-nomisch zu vervverten versucht. Am meisten versprechend schienen der Unguis (die obere Klaue), der Unguiculus (die untere Klaue bzw. Empodialanhang), das Keulenhaar (die Trichterborste des Tibiotarsus) und die Pseudonychien (die Lateralzahne) zu sein. Uzel (1891) hat unter anderem auch den Bau des Unguis und Unguiculus bei den Artdiagnosen verwendet. Alles noch ohne genaue MaBe und MaBenverhaltnisse der Klauenteile. Schaffer (1900) fiihrte MaB- und Zahlenverhaltnisse in die Klauenmorpho-logie ein. Bei der Feststellung der Unguislange hat er die gerade Entfernung der Spitze von dem am weitesten entfernten Punkte der AuBenseite = »Konvexseite« (Beriihrungspunkt der Dorsal-kante des Unguis und des Pratarsus) als Unguislange genommen. Taxonomisch ver\vendete er das Verhaltnis: die Lange des Unguis zur Lange des Keulenhaares der Tibia. Ein zweites »Hauptunter-scheidungsmittel« war ihm das Verhaltnis: die Lange des Unguiculus zur Entfernung des AuBenzahnes von der Spitze. Ein Drittes: die Lange des Mucro zur Lange des Unguiculus des dritten Bein-paares. Bor n er (1901) hat »die von Schaffer aufgezahlten morphologischen Unterschiede der verschiedenen Orchesellenarten« auch an seinen Exemplaren »fiir richtig befunden«. Besonders die Lange des Unguiculus zur Entfernung seines AuBenzahnes von der Spitze scheint ihm recht konstant und sehr wichtig zu sein. B o r -n e r hat von diesen langdauernden Messungen keinen Gebrauch gemacht. Carl (1901) war die Bezahnung des Unguiculus bei der Gattung Sira ein »gutes morphologisches Merkmal«. Da aber »die Zahnelung nur bei ganz bestimmter Lage der Kralle im Praparat sichtbar ist«, hat er sie nicht taxonomisch verwendet. Die Unguislange versteht Krausbauer (1902) so \vie Schaffer. Agren (1903) fand an seinen Kontrolluntersuchungen die S c h a f f e r’schen Verhaltnisse als recht anwendbar, auBer jenes des Mucro zum Unguiculus. Auch er hat sich bei seinen spateren Beschreibungen und Diagnosen dieser Methode der »langweiligen Messungen« nicht bedient. Linnaniemi (1912) beriicksichtigte taxonomisch fiir die Gattung Orchesella nur das Proximalzahnpaar des Unguis. S tac h (1923) bevorzugt die Lange der Unguisven-tralkante. Sonst sind seine diesbeziiglichen Verhaltnisse folgende: Die Unguisventralkantenlange zur Entfernung des Proximalzahn-paares von der Basis (Beriihrungspunkt des proximalen Endes der Unguisventralkante mit dem Pratarsus); die Entfernung der Di-stalzahne von der Basis der Ventralkante; die Unguislange zur Unguiculuslange; die Unguislange zum tibiotarsalen Keulenhaar; die Mucrolange zur Unguislange des dritten Beinpaares. Also hat er mehr als Schaffer getan, doch nicht das wichtige S c h a f -f e r’sche Verhaltnis der Unguiculuslange zum Abstand seines AuBenzahnes vom distalen Ende (Apex) beriicksichtigt. Hand-schin (1929) gibt fiir O. cincta die Insertionsstelle des Unguicu-lusauBenzahnes und das Verhaltnis des Unguis zum Keulenhaar an. Er wiinscht aber auch eine neue Durcharbeitung der Orche-sellenformen. Etwa im Rahmen der angeluhrten Verhaltnisse be-wegen sich die Deni s’schen (1931) Proportionen in der Beschrei-bung der Orchesella maledicta. Mills (1934) vergleicht den Unguis dem Keulenhaar und das Manubrium mit den Dentes. Die Flucht vor Ornament und Farbensattigung zum Grund-plan der Klauen in der Taxonomie der Orchesellengattung lag in der Uberzeugung, daB die verwendeten morphologischen Charakte-ristika, die Farbe und das Ornament, starker den unmittelbaren Umweltswirkungen, d. h. Adaptionsmoglichkeiten (modifikatorisch und selektiv) unterliegen, als die weniger variable Auspragung des Klauenbaues. Trotzdem \vurden die Arten etc. auf Grund des Or-namentes und der Farbe noch weiter unterschieden. In der zeit-raubenden Technik und in den Umrechnungen, glaube ich, lag das geringe Interesse fiir die Klauenverhaltnisse und fiir den Klauentypus. Eben in diesen z\vei zuletzt erwahnten Begriffen fand ich bei meinen Orchesellendiagnosen die beste Stiitze. Beniitzt habe ich diesbeziiglich teils S c h a f f e r’sche, teils S t a c h’sche, teils mo-difizierte oder neu eingefiihrte MaB- und Abstandsverhaltnisse des dritten FuBpaares. Als Unguislange (Ko) nehme ich die Gerade vom Beriihrungspunkt der Unguisventralkante mit dem Pratarsus bis zum Apex an. Die S t a c h’sche »Ventralkante« zog ich der S c h a f f e r’schen »Konvexseite« vor, an ihr inserieren namlich die Unguiszahne. Auch ist die Kontaktecke dieser Kante mit dem dista-len Pratarsus sehr gut sichtbar, was an der Konvexseite des Unguis nicht immer der Fali ist. Die Gerade von der Insertionsstelle des Keulenhaares am Tibiotarsus bis zum Apex desselben bedeutet die Keulenhaarlange (Kh). Die Gerade von der Beriihrungsstelle der auBeren Unguiculuskante mit dem Pratarsus bis zum Apex stellt die Unguiculuslange (Ku) dar. Ich habe die auBere Kante gemessen, da der UnguiculusauBenzahn an ihr liegt. Die Entfernungen von der Basis bis zu den Proximal- (1 Zp) und Distalzahnen (2 Z, 3 Z) des Unguis und des UnguiculusauBenzahnes (Az) (Basisabstande) sind die Projektionen auf die erwahnten Geraden zwischen dem Be-ruhrungspunkt am Pratarsus (Basis) und dem Apex (Ap). 90* 80t 70t Ku. 60 50 <.0 V Az. 20 10 Abb. 1. Das Verhalten der Basisabstande Az : Ku, 1 Zp : Ko, Ku : Ko. Alle Ko-Langen der in dieser Abhandlung besprochenen Orchesellen \vurden auf ein gemeinsames Mass gebracht und die Faktoren obiger Verhaltnisse proportional umgerechnet. Die dicken Linien verbinden die Basisabstande des Az, Ku und Ko, die strich-punktierte den Basisabstand des 1 Zp. In dieser Abhandlung werden diesbeziiglich folgende Verhalt-nisse verwendet: Ko : Ku : Kh (die Lange des Unguis: Unguiculus : Keulenhaar). 1 Zp : Ko (der Basisabstand des Proximalzahnpaares zur Unguislange). 1 Zp: 2 Z : 3 Z : Ap (die Basisabstande des Pro-ximalzahnpaares zum zweiten Zahn, zum dritten Zahn, zum Apex). Az : Ku (der Basisabstand des UnguiculusauBenzahnes zur Un-guiculuslange). An einigen Formen konnte ich im Verhaltnis zu anderen groBere oder kleinere Differenzen an den Furcateilen (besonders Dentes) nachweisen, die sich konstant bei allen Individuen der-selben Form wiederholten. Aus dem Grunde habe ich auch das Verhaltnis Manubrium (Ma) zu Dens (De) zu Mucro (Mu) d. i. Ma : De : Mu, taxonomisch verwendet. Schaffer (1896) hat allgemein fiir die Collembolen die 8 Ommen jederseits betont (ausgenommen die Reduktionen) und speziell tur die Entomobryidae auf die kleineren »Proximalommati-dien« aufmerksam gemacht. A g r e n (1903) stellte fiir die Orche-sella die jederseitige Ommatidienzahl fest: nicht sechs, sondern acht Ommen jederseits. Auch auf die Proximalommatidien dieser Form hat er hingewiesen. Wahrend meiner Untersuchungen war ich bei verschiedenen Orchesellenformen auf die verschiedene Ver-teilung der kleinen, sogenannten »Proximalommatidien« im Kom-plex der groBen Ommen aufmerksam. Teils konnte ich sie dies-beziiglich taxonomisch verwerten. Nur die Termini »ProximaIocel-len«, »Proximalommatidien« kann man fiir die kleinen Ommen nicht generell verwenden; sie konnen auch eine andere als proxi-male Lage in der Ommenkonfiguration einnehmen. Doch mufi ich gleich auf die Moglichkeit einer Deformation dieser Gebilde durch die Konservierungsmittel hinweisen. Schrumpfungen sind gar nicht selten, dadurch konnen ganz falsche Ommenkonfigurationen vor-getauscht werden. Die Antennen sind wichtig, doch klimatisch sehr empfindlich und deshalb unsicher. Bei jungen Tieren sind im Allgemeinen die Langen der ersten vier Glieder sehr unsicher. Das fiinfte und das sechste Glied sind fiir junge wie auch fiir erwachsene Formen kon-stanter. Teils fand ich konstanter auch das dritte Glied erwachse-ner Orchesellenformen. Die Behaarung ist in der Jugendzeit, anfangs und \vahrend der Hautung kein ganz sicheres taxonomisches Merkmal. Auch die Zahl und die Lange der Bothriotrichen unterliegen oft verschiedenen mechanischen, wie auch Konservierungseinfliissen und sind nicht konstant. Was die Verhaltnisse, Korper zur Antennenlange, Antenne zur Kopfdiagonale, Antennenglieder I—VI untereinander, anbelangt, verweise ich auf den obigen Antennenabschnitt. Die Korperlange ist in funktioneller Abhangigkeit mit der Er-nahrung und anderen Umweltsbedingungen. Ihre Mittelwerte sind noch ziemlich gut brauchbar. Die relativen MaBe scheinen kon-stanter, taxonomisch \vertvoller als die absoluten zu sein. Das Verhaltnis Abdomen III zu IV ist in der Jugend unsicher, bei ervvachsenen Tieren besser taxonomisch verwendbar (H a n d -schin 1926), trotzdem aber immer etwas fluktuierend. Irgend\velche besondere Art — etc. — Unterschiede des Ven-traltubus und des Retinaculums habe ich wahrend der Untersu-chungen an meinem Material bis jetzt nicht feststellen konnen. Eine eingehendere, taxonomische Beurteilung der Orchesellen-formen ist eigentlich in der Kombination aller oder wenigstens \vichtigster morphologischer Merkmale und geographischer, oko-logischer und zeitlicher Faktoren zu suchen. Orchesella villosa Linne. Abb. 1, 2—3. Diese Form ist schon oft diagnostiziert und beschrieben \vorden. Doch beziehen sich die Diagnosen und Beschreibungen meistens nur auf die Grundfarbe, Verteilung des dunklen Pigmen-tes, Korpergrosse und nur in einigen Angaben auch auf die ein-zelnen MaBverhaltnisse diagnostisch \vichtiger Organkomplexe. Zwischen U s e l’s (1891) Klauenbeschreibung und meinen Mes-sungsresultaten sind diesbeziiglich einige Differenzen vorhanden. S c h a f f e r’s (1900) Verhaltnis des Unguiculus zur Entfernung seines AuBenzahnes von der Spitze ist nach meinen Kontrollmes-sungen vollkommen bestatigt \vorden. Differenzen in dem Ko : Kh Verhaltnis zwischen mir und Schaffer sind darauf zuriick zu fiihren, dali er die dorsale, ich die ventrale Kante des Unguis gemessen habe. A. g r e n (1903) hat fiir O. villosa keine MaB-kontrolle durchgefuhrt. Fiir eine eingehendere Vergleichung der O. villosa mit anderen, ihr morphologisch ahnlichen Formen gebrauchte ich neben Pigment — und einigen anderen vorhandenen Angaben jene MaBverhaltnisse, \velche fiir die Zuteilung einer Form auf Grund moglichst vieler \vichtiger auBenmorphologischer Merkmale zu einem Klauen-typus, zu einer Art, Variation, Aberration etc. notwendig sind. Da ich sie in dem Umfange, \vie ich sie fiir notvvendig hielt, nicht fand oder fiir ungeniigend hielt, versuchte ich sie mir selbst zu ver-schaffen. Abdomen IV betriigt ca eine ganze und dreiviertel Lange des Abd. III (Abd. III: IV = 1 : 1*77). Die Antennen sind beinahe drei und ein halbmal langer als die Kopfdiagonale (3‘3—3'7:1). Ant. I: II: III: IV : V : VI = 6 : 35 : 15 : 42 : 65 : 64. Fremd erscheint die sich wiederholende, auBerordentliche Lange der Ant. III, die ungewohnlich tur die von mir untersuchten Orchesellen \var. Die Korperlange zur Lange der Antennen ist 1‘4—1 '76:1; also sehr variabel. Der Unguiculus betragt beinahe Zweidrittel des Unguis. Das Keulenhaar des Tibiotarsus ist etwas kiirzer als der Unguis (Ko: Ku:Kh = 22:14:21). Abb. 2. Das Proximalzahnpaar erreicht nicht die Mitte des Unguis (1 Zp : Ko = 10 : 22), Abb. 1. Das Verhaltnis Abb. 2. Orchesella villosa L. Klaue. Hautungsstadium. 440 X. 1 Zp : 2 Z : 3 Z : Ap = 10 : 16 : 19 : 22 sagt uns, daB die beiden Distalzahne in Halbierungspunkten z\vischen 1 Zp und Ap, 2 Z und Ap stehen. Der AuBenzahn des Unguiculus erreicht nicht die Halfte der Unguiculuslange. Az : Ku = 11'5 : 25 = 0'46 : 1, 6 : 14 = 0'43 : 1). Schaffer (1900) hat das Verhaltnis der Unguiculuslange zur Entfernung des AuBenzahnes von der Spitze folgend aus-gedriickt: 1 : 053— 0'57. Der nummerische Ausdruck fiir dieses Merkmal, umgerechnet in Schaffers Zahlensprache, ist bei mir: 1 : 0'54—0'57, also im Rahmen S c h a f f e r‘scher Fluktua-tionsmoglichkeit. Die Pseudonychien verhalten sich zum Basisab-stand des Proximalzahnpaares wie 1:1, aber nicht konstant. Der Zufall wollte es, daB ich in meinem konservierten Orche-sellenmaterial einige O. villosa - Formen traf, die im Hautungsstadium fixiert worden waren. DaB sie sich eben hauteten, konnte man nur an den FiiBen und der Furca feststellen. Antennen, Kopf, Korper, Ventraltubus und Retinaculum zeigten noch keine Zeichen einer Hautung. Nach dem Gesamtbilde der Orchesellenpraparate schlieBend, beginnt die Hautung bei diesen Formen so, daB das Tier zunachst und gleichzeitig die FiiBe und die Furca aus der alten, doch immer noch genug elastischen Cuticula langsam heraus-zuziehen versucht. (Abb. 2 und Abb. 3). Zwischen Thorax und Kopf oder anders\vo auf dem Korper konnte ich trotz genauester Unter-suchung dieser Formen (es hauteten sich mehrere zu gleicher Zeit) keinen RiB oder irgend welche auBeren Zeichen bevorstehender Hautung irgendwo entdecken. Unguis, Unguiculus und Keulenhaar waren dagegen schon in den distalsten Teil der Tibiotarsusexuvie zuriickgezogen. Sie \varen schon zusammen gelegt und durch die durchsichtige Exuvie in Einzelheiten gut sichtbar. Dem Tibiotarsus waren eng angeschmiegt auch die tibialen Fiederborsten, die auf der neuen FuBhaut reichlich vorhanden waren. Die Borsten der alten Haut schienen unmittelbar vor Beginn des Hautungsprozesses abgefallen zu sein. Die sonst stark behaarten Tibien waren nur noch mit einigen starken Borsten besat (Abb. 2), wahrend der ganze iibrige Korper gerade so stark und mit langen Keulenborsten behaart war, \vie das der Fali ist bei alten, schon ofters gehauteten Tieren, die sich nicht in der Hautung befanden. Ein ahnliches Bild zeigt uns die Furca bezw. Dentes und Mucro (Abb. 3). Die bis zu einer bestimmten Stelle der Dentes leere Dentesexuvie war in ihrer ganzen Lange vollkommen borsten-Irei. Und derjenige Teil der Denshaut, aus der ihr Inhalt noch Abb. 3. Orchesella villosa L. Dens, Mucro. Hautungsstadium. 480 X. nicht zuruckgezogen war und in dem die Densexuvia noch nicht leer da stand, \var diesbeziiglich schon sehr angegriffen. Anderer-seits war der »neue« Dens stark mit angeschmiegten Fiederborsten versehen. In unserer Abb. 3 sind nicht alle Borsten eingezeichnet. Wie aus der Figur gut za ersehen ist, erreichen die distalsten Densborsten den Apicalzahn des Mucro, iiberragen ihn aber kaum. Die Dentesringelung reicht nicht bis zum Mucro. Taxonomisch darf man die starkere oder schwachere Be-haarung der FiiBe und der Furca aus den oben angefiihrten Grunden (Hautung) nur sehr vorsichtig als Merkmal verwerten. Fundorte und okologische Notizen. Alle Fundorte befinden sich in den Jugoslavvischen O s t j u 1 i e r n. Sechster T r i g 1 a v s e e , westliches Ufer, ca 1683 m. Unter Steinen, zwischen organischem Detritus. Schattige Stellen. Der Boden \var ziemlich trocken. Z\vischen Felsen wachsen Larix deci-dua und Pinus montana. Obere Stufe der Coniferenregion. Nur einzelne Exemplare unter anderen Collembolen. Exposition ostlich, — 13. 8. 1931; 4 Uhr Nachmittag, Temp. miissig tief, die Luft feucht. Leg. Kos F. Mojstrovka, das letzte Griin vor dem Eintritt in die Wand, ca 2000 m. Unter den Steinen und um sie herum (Schattenseite), zwischen dem Geflecht der Gras\vurzeln und Moosrhizoiden. Der Boden maBig feucht, alpine Begion, obere Grenze des Krummholzes. Exposition westlich. Nur einzelne Exemplare unter anderen Collembolen. — 26. 7. 1933, von 9—11 Uhr Vormittag, \varm, sonnig, die Luft nicht zu trocken. Leg. Kos F. Tičarica, (ostlich vom V. und VI. T r i g 1 a v s e e), Gipfel, 2091 m. Exposition ostlich. Unter Steinen, zwischen Erde und Grasvvurzelgeflecht. Steine umrandet von Gras- und Moospol-stern. Terrain damals maBig feucht, sonst trocken. In der Nahe keine Feuchtigkeitsquelle. Strauch- und Wiesengiirtel der alpinen Begion. Nur vereinzelte Tiere. — 5. 8. 1933. Vormittag, sonnig und warm. Leg. Kos F. Orchesella semitaeniata Latzel 1917. Abb. 1, 4—5. Im Jahre 1917 erschien die L a t z e 1‘sche Arbeit iiber »Neue Kollembolen aus den Ostalpen und dem Karstgebiete«, in der er die neue Art O. semitaeniata aufgestellt hat. Seine Diagnose — ohne Abbildung dazu — basiert nur auf den Angaben iiber die Korperlange, Grundfarbe, Keulenborstenmahne, Borstenfarbe, Kon-figuration des dunklen Pigments und dem Langeverhaltnis der Antennen zum Korper. »Klauen und Springgabel bieten nichts be-sonderes«. Folgen die Fundstellenangaben. 1922 (schon nach dem Tode Latzel’s) erschienen seine »Apterygoten der Ostalpen und des anschlieBenden Karstes«. Erwahnt wurden fiir die O. semitaeniata nur die Fundstellen und das nahere Biotop, sonst aber keine neuen morphologischen Merk-male. Handschin (1929) bezweifelte (bis zur »Verifizierung«) die Existenz dieser Art wegen Mangel einer ausfiihrlichen, iiber-zeugenden Diagnose und groBer Ahnlichkeit dieser Form mit der O. quinquefasciata bezw. O. villosa. Au/iere Morphologie. Die Korperlangen der meisten Tiere bevvegen sich zwischen 2 5 -3'7 mm. Die Langen einiger sehr groBen Tiere sind 3'9—4 mm, bei L a t z e 1 3—3'7 mm. Der kraftige Orchesellenkorper ist »spin-delformig, hinten dicker als vorne« (Abb. 4). Abd. III: IV = 1:1‘83. Ant.: Korper = 44: 58. Dieses Verhaltnis ist im Einklang mit der L a t z e 1’shen Angabe, daB die »ziemlich diinnen Fiihler unge-fahr drei Viertel der Korperlange erreichen«. Die Antennen sind beinahe drei und dreiviertelmal langer als die Kopfdiagonale (374:1). Ant. I: II: III: IV:V:VI = 4:26:6:41:55:55, AuBer-ordentliche Lange haben demnach Ant. V und VI. Der Ommenfleck ist langlich und unregelmaBig, vorne breiter als hinten. Die Verteilung und GroBe der Ommen konnte ich nicht mit Sicherheit feststellen; ich glaube, daB, \vie fiir manche andere so auch fiir diese Form, die Fixierung und Konservierung daran schuld war. Aus vielen Zeichnungen, die ich gemacht habe, ent-nehme ich, daB sich die Oinmenverteilung jener der O. diversicincta nahert. Die Behaarung ist stark, doch nicht so wie jene der O. villosa. Die Borsten sind kurz, ziemlich dicht, den ganzen Korper bedeckend, allseitig bewimpert und zugespitzt, an den FiiBen und der Furca sind sie viel langer. Doch iiberragen die distalen, subapical gelege-nen Densborsten den Mucro nicht. Auch die Spitzborstenkranze auf den Hinterriidern der Abdominalsegmente sind aus diesen, nach hinten gebogenen Fiederborsten zusammengesetzt. Auf den Tibien erreichen einzelne Fiederborsten ein Drittel der Tibialange. In Abd. VI sind sie ganz nach hinten gebogen. Kraftige Keulen-borsten bilden starke Scheitelmahnen des Kopfes. Th. II ist vorne »mit einer Mahne gelblicher Keulenborsten« versehen. Auch Th. III hat dorsal derartige Borsten. Stark beborstet sind auch die Antennen. Ant. II besitzt Fiederborsten, die beinahe mehr als die Halfte ihrer Lange betragen. Auch Ant. IV ist noch schvvach mit solchen Borsten besetzt. Die distalen Antennenglieder haben nur kurze, schvvache Ringelung nachahmende Borstchen. Die Bothriotrichen sind wie gewohnlich bei Orchesellen gestaltet und besonders lang. Die Zahl an einzelnen Abdominalsegmenten ist nicht konstant, 1—2, je nachdem (Konservierung!). Die Grundfarbe des Korpers ist hellgelb, bei L a t z e 1 »weiB oder schmutzig vveiB«. Das Pigment ist ftir L a t z e 1 schwarz. Meine Milchsaurepraparate zeigen es blau-violett. Ommenflecke und Frontalocellus sind dunkelblau. Nun lasse ich L at zel (1917) weiter sprechen: »Vorderriicken (Abb. 4) mit fiinf schmalen, sch\varzen Langsbinden: die beiden in der rechten und linken Seite verlaufenden beginnen am Fiihlergrunde und brechen vor Abd. I plotzlich ab; die beiden dariiberliegenden, so\vie die Mittellangs-binde beginnen auf Thorax II und brechen vor Abd. III ab«. Diese Farbenverteilung entspricht genau jener, die ich an meinen Exem-plaren wiederholt festgestellt habe. Abdominalsegmente III bis V Abb. 4. Orchesella semitaeniata Latzel. Die Korperhaare nicht gezeichnet. 18 X. zeigen einige feine Querbindenandeutungen aus dunklen Pigment-fleckchen zusammengesetzt. L a t z e ! beschreibt sie folgender-maBen: »Der Hinterriicken zeigt auBer einigen schwarzen Fleck-chen auf Abd. IV und V die Grundfarbe, die auch der Bauchseite, den Beinen und der Springgabel zukommt«. Ich schlieBe mich fiir die besprochene Form diesen L a t z e 1’schen Angaben mit einer kleinen Ausnahme vollkommen an. Alle diese Organkomplexe sind auch bei meinen Tieren vollkommen pigmentlos, nur das Manu-brium hat proximal-dorsal ein kleines distahvarts bald verschvvin-dendes Langsbindchen (Abb. 4). Pigmentlos ist auch der Scheitel und rostrale Teil des Kopfes. Ebenso Abd. VI, der Ventraltubus und das Retinaculum. Auch die Antennen sind ohne dunkles Pigment und distahvarts »braunlichgrau« (Latzel). Die ganze L a t z e 1’sche Diagnose der O. semitaeniata habe ich absichtlich beinahe wortlich in meine sonst erweiterte Beschrei-bung eingeliigt. Damit habe ich sagen wollen, daB die L a t z e 1’sche Art O. semitaeniata existiert und daB sie in Bezug auf die Pigment-verteilung verschieden von der O. quinquefasciata wie auch ver-schieden von der O. villosa ist. Die Klauen sind auBerordentlich schlank (Abb. 5), der Prae-tarsus niedrig. Das Proximalzahnpaar ist schvvach, doch sehr gut sichtbar, ebenso die Pseudonychien. Auch die zwei Distalzahne sind kraftig und gut sichtbar. Die auBere Kante des Unguis ist leicht nach innen gekriimnit. Der Unguiculus erfahrt eine Biegung nach auBen. Sein Aussenzahn ist schmal, aber sehr gut sichtbar. Das tibiotarsale Keuienhaar ist auch sehr schlank und gar nicht so stark wie bei manchen anderen Orchesellenformen. Sein distales Ende besitzt eine spatelformige Verbreiterung, die z\vei- bis dreimal die Breite des proximalen Haarteiles ausmacht. Wie immer, muli ich hier wieder feststellen, daB die Klauen-verhaltnisse etwas fluktuieren; daB die Masse einzelner Klauenteile sogar an beiderseitigen FuBen des dritten FuBpaares kleinen Fluk-tuationen unterworfen sind. Doch ist ihre Variationsbreite sehr klein. Der Unguiculus betragt zwei Drittel des Unguis und dieser ist et\vas liinger als das Keuienhaar (Ko:Ku:Kh = 21:14:18), Abb. 1. Das Verhšiltnis Ko : Kh ist am meisten fluktuirend. Das Proximalzahnpaar erreicht nicht ganz die Mitte des Unguis (1 Zp : KO = 10:21). 1 Zp: 2 Z: 3 Z :Ap = 10:15:18:21. Der zweite Distalzahn ist ungefahr in der Mitte zvvischen dem 1 Zp und Ap, der dritte in der Mitte zvvischen dem 2 Z und Ap. Der AuBen-zahn des Unguiculus erreicht nicht die Mitte desselben (Az: Ku = 6:14). Pseudonychien sind ungefahr gleich lang wie der Basis-abstand des 1 Zp (1 Zp : Ps = 10:9). Von allen in dieser Abhandlung besprochenen Orchesellenformen hat die O. semitaeniata die langsten Dentes. Ma : De : Mu = 38: 54:1. Die auf der vorderen Seite des Betinaculumcorpus distal gele-gene Boršte ist gut sichtbar. Die Bami-Einkerbungen sind sehr stark. Der Ventraltubus bietet nichts besonderes. Diagnose. L. bis 4 mm. Ant. gute drei Viertel des Korpers. Ku etwa zwei Drittel des Ko. Kh et\vas kleiner als Ko. 1 Zp erreicht nicht die Mitte Ko. 2 Z in der Mitte zvvischert 1 Zp u. Ap, 3 Z in der Mitte zwischen 2 Z in Ap. Az erreicht nicht die Halfte Ku. Grundfarbe hellgelb. Mediane, blauviolette Biickenbinde von Th. II bis Ende Abd. II; ebenso die beiderseitigen dorsolateralen Seiten-binden. Beide lateralen Seitenbinden beginnen an der Antennenbasis, ziehen iiber die Ommenflecke, Kopfseiten, Th. I—III, bis ans Ende Th. III. Abd. III, IV, V haben winzige Querlinien-Fragmente. Ant., Beine, Furca gelb. Keulenborsten bilden die Scheitelmahne des Kopfes, Kragenmahne des Th. II. Biicken des Th. II in III auch mit ihnen beborstet. Fiederborsten auf den Hinterrandern der Ab-dominalsegmente, Tibien, Ant. II, Dentes ziemlich lang. Verivandtschaft. Die O. semitaeniata gehort in Bezug auf den Klauengrundplan demselben Klauentypus an wie die O. villosa (Abb. 1). Verschieden sind die Unguiculusformen: jene der O. villosa ist auf der AuBen-seite gerade abgeschnitten, auf der inneren abgerundet, die der O. semitaeniata auf beiden Seiten gleich und spitz zulaufend. Jeden-falls ist bei diesen zwei Formen die groBte Ahnlichkeit im Klauen-bau vorhanden, die ich bis jetzt unter den von mir untersuchten und hier besprochenen Orchesellen gefunden habe. Abb. 5. Orchesella semitaeniata Latzel. Klaue. 662 X. Die Furcateile beider Formen (erwachsene Tiere) sind nicht im gleichen Verhaltnis zueinander. Die Dentes der O. semitaeniata im Verhaltnis zu den Mucronen sind ca. ein Fiinftel langer als jene der O. villosa. Auch das Manubrium der O. semitaeniata ist im Verhaltnis zu den Dentes etwas langer als jenes der O. villosa. Die auBerordentliche Lange der Ant. III im Verhaltnis zu Ant. IV bei der O. villosa (III: IV = 1 : 2'8) ist auch nicht im Einklang mit der Lange III und dem Verhaltnis III: IV = 1 : 6'83 der O. se-mitaeniata. Die Ant. III. der villosa ist demnach im Verhaltnis bei-nahe zwei und einhalbmal liinger als die der semitaeniata. Diese ziemlich konstante Lange ist im VViderspruch mit der auBerorden-tlichen Langevariationsbreite anderer Antennenglieder. Die er-wahnten Differenzen sind zu groB und zu konstant sich wieder-holend bei den Tieren aller Fundorte, um sie nur als Fluktuationen einer normalen Variationsbreite der Organe dieser zwei Formen betrachten zu konnen. Das Maximum in der Korperlange meiner O. villosa Exem-plare betragt 5'lmm (bei Handschin 1929 und Uzel 1891 5 mm). Maximale Korperlange der O. semitaeniata \vurde von mir mit 4 mm, von Lat zel 1917 mit 3'7 mm festgestelit. Diese GroBendifferenzen zwischen villosa und semitaeniata will ich nicht als taxonomisch sicheres Merkmal ver\verten. Sie konnen als Folge verschiedener und wechselnder Ernahrungs- und Umweltfaktoren betrachtet werden. Teils unsicher ist auch das Verhaltnis der Korperlange zur Antennenlange. Der Mittehvert fiir semitaeniata betragt 1'31 : 1, jener der villosa 1'58 : 1. Wenn wir aber in Betracht ziehen, daB die villosa in dem Verhaltnisse wie 1*4—1*76: 1 va-riert, so ist es berechtigt, \venigstens vorlaufig dieses Merkmal taxonomisch nicht zu beriicksichtigen. Die Antennen sind bezug-lich der klimatischen Umweltbedingungen auch sehr labile Organ-systeme; Fiihlerlange und Klima in einer funktionellen Abhangig-keit. Aus dem Grunde wird es not\vendig sein, die Fiihlerlange einer und derselben eurythermen Orchesellenform fiir verschie-dene Biotope speziell zu priifen. Die GroBe und Konfiguration der Ommatidien beider Formen habe ich nie in vollster Klarheit sehen konnen. So sehr die O. semitaeniata in der Behaarung der O. villosa gleicht, so grundverschieden ist sie von ihr in der Verteilung des dunklen Pigments. Um einer langen Vergieichung auszuweichen, vervveise ich diesbeziiglich auf meine Abb. 4 der semitaeniata und die Diagnosen, Beschreibungen wie auch Abbildungen der villosa bei L ubbock 1873, Handschin 1924, 1929 und Uzel 1891. In der Einheit der Zeichnung ist die semitaeniata von allen bis-herigen Fundorten und im Bahmen geringster individueller Va-riation sehr konstant. Das Kategorisieren dieser und anderer Orchesellenformen ist durchgefiihrt worden und wird fortgesetzt groBtenteils auf mor-phologischem und nicht auch auf geographisch-morphologischem Unterscheiden der Formen; nur auf Grund der Beschreibung von Einzelexemplaren einzelner Lokalitaten und Biotope und nicht auch auf der Vergieichung umfangreichen Materials geographisch verschiedener Verbreitungsgebiete. Dieser Mangel wurzelt groBtenteils in der technischen Seite des ganzen Arbeitskomplexes bei diesen Formen. Angaben, ob die besprochenen zwei Formen geo-graphisch (nicht individuell, okologisch oder zeitlich) variieren, fehlen. Fiir die semitaeniata wollte oder konnte Latzel nicht starkere individuelle oder andersartige Variationen feststellen. Auch ich kann vorlaufig in meinem Material keine solchen Varie-taten nachvveisen. Die charakteristischen Merkmale dieser Form sind also auf Grund bisheriger Forschurigsergebnisse und im Rah-men einer immer moglichen individuellen, okologischen oder zeit-lichen Variabilitat konstant und erblich. H a n d s c h i n’sche (1924) Aberrationen der f. p. der O. villosa L., die f. devergens und f. palli-da, stammen von denselben Fundorten und wahrscheinlich auch aus gleichen Biotopen (Zernez, Zernez-Cliis, Stavel-c h o d). Sie sind nur extreme, aus der normalen Variabilitatsbreite herausgefallene, individuelle Farbungsvarianten derselben Form. Auch sind ihre charakteristischen Merkmale in Bezug auf die Farbenkonfiguration (Grundplan der Organkomplexe diirfte der-selbe sein) wahrscheinlich nicht konstant. Auch ahneln sie neben anderen Merkmalen in ihren Zeichnungen teils der O. semitaeniata. Handschin (1924) sagt selbst »betreffs der Zeichnung«, und zvvar fiir das Gesamtgenus der Orchesellen geltend, daB »in seinem groBen Materiale kein Tier dem andern vollkommen gleicht«. Dazu gesellt sich noch ein beachtenswerter Umstand. Meine beiden Formen, die O. villosa und die O. semitaeniata, traf ich ne-beneinander im gleichen Gebiet, T i č a r i c a und unter ihr am Ufer des VI. T r i g 1 a v s e e s. Sie leben nicht nur im gleichen Biotop (T i č a r i c a), sondern auch in derselben Bioconose. Irgend-vvelche ubergangsexemplare oder nur einzelne, annahernd inter-mediare Stiicke fand ich bis jetzt nicht. Unter diesen Voraussetzungen kann man trotz des beinahe gleichen Klauentypus (Abb. 1) und einiger anderen ahnlichen, auBenmorphologischen Organkomplexe beider Formen, die O. semitaeniata nicht als Aberration, wie auch nicht als geographische Rasse der O. villosa betrachten. Sie kann als selbstandige Art be-stehen. Ein definitives Kategorisieren der semitaeniata mit der villosa, nur auf Grund des gemeinsamen Klauentypus zu einem Klauentypuskreise ware noch zu verfriiht. Handschin (1929) erwahnt die Moglichkeit einer Ver-wandtschaft der semitaeniata mit O. quinquefasciata. Nach seinen eigenen (1929) Angaben betragt ihre GroBe bis 6 mm, ein Drittel mehr als die der groBten semitaeniata. Die Zeichnungen beider haben ein »quinque« fiir die Korperhiilfte gemeinsam, sonst viel-leicht nichts. Zum Vergleich stehen mir die S c h a f f e r’schen (1900) Extremitatenelemente-Verhaltnisse zur Verfiigung. Das Verhaltnis der Lange des Unguiculus zur Entfernung des AuBenzahnes von der Spitze ist nach Schaffer 1: 0'66— 0'70 fur die O. quinquefasciata Bourl., nach mir fur O. semitaeniata 1 : 0’571. Die Differenz ist also sehr groB. Das Verhaltnis dcs Ko : Kh fur quinquefasciata, gibt Schaffer 1 : 065 — 0'75 an, fur O. semitaeniata habe ich 1 : 0'857 erhalten. In Bezug auf das S c h a f f e r’sche Ko-MaB sind sie beinahe gleich. Diesbezugliche Kontrolluntersuchungen fiir die quinquefasciata hat A g r e n (1903) nicht durchgefiihrt. Da mir kein quinquefasciata Material vorliegt, konnte ich auf ein niiheres Vergleichen nicht eingehen. Bei der Beschreibung der Klauenelemente der O. villosa beruft sich Uzel (1891) auf die O. cincta, damit implicite etwa ein Ver-vvandtschaftsverhaltnis ausdriickend. Ein prinzipieller Unterschied im Klauenbau ist in dem abnehmenden Basisabstand des 1 Zp bei der cincta vorhanden, wahrend Az bei villosa, iiber die vervvandte semitaeniata aufsteigend ist (Abb. 1). Fundorte und okologische Notizen. Alle Fundorte befinden sich in den Jugoslawischen Ostjulischen Alpe n. V r a t a t a 1, gegen die Cmirwand zu, ca. 1015 — 1150 m. Ko-niferenregion (subalpin). Unter Steinen. Zwischen feuchtem orga-nischen Detritus. Rund herum iippiger Pflanzenwuchs. Der Boden leucht. Exposition Nordwest. An jeder Fundstelle nur einzelne Tiere dieser Form. — 29. VII. 1933. Vormittag, warm, sonnig, die Luft trocken. Leg. F. Kos. Tičarica, Gipfel, 2091 m (ostlich vom V. und VI. Tri-glavsee). Alpine Region, Strauch- und Wiesengiirtel. Exposition ostlich. Unter Steinen und um sie herum; zwischen Erde und Wur-zelgeflecht. Steine umrandet von Grasrasen und Moos. Terrain da-mals kaum etwas feucht, sonst sehr trocken. Keine Feuchtigkeits-quelle in der Nahe. Nur einzelne semitaeniata Formen an den Fund-stellen. — 5. VIII. 1933. Vormittag, sonnig und warm. Leg. F. Kos. Unter und um die N a d i ž a q u e 1 1 e. Bergabhang der Zadnja Ponča, ca. 1203 m, Exposition ostlich. Zvvischen abgefal-lenen Nadeln von Pinus montana und unter kleineren und groBe-ren Steinen, z\vischen unterem welken Laub des Rhododendron hirsutum und im Moos. Terrain sehr feucht. Viele semitaeniata Formen an einzelnen Fundstellen. — 25. VIL 1934. 6 Uhr Nach-mittag, Temperatur nicht tief, Regen, Siidwind. Leg. F. Kos. Prozentuell waren die Fange des gesamten O. semitaeniata-Materials folgendermaBen verteilt: Tičarica 14'3 % (trocken); V r a t a t a 1 28'5 % (feucht); Bergabhang der Zadnja Ponča (Nadižaquelle) 57'2 % (sehr feucht, der Boden durchnasst wegen des anhaltenden Regens). Orchesella cincta (Linn.) Lubbock. Abb. 1, 6 — 13. Die Veranlassung zur Besprechung dieser, seit Linne (Po-dura cincta L. 1758) so oft diagnostizierten, beschriebenen und auch verschieden benannten Form, gab mir vor allem das Ver-gleichen der bestehenden Diagnosen, Beschreibungen etc. dieser Form samt ihren Varianten mit den Beobachtungsergebnissen iiber diese Gruppe, die ich an meinem cinc/a-Materiale festgestellt habe. Manches morphologische war noch zu erganzen, um einen Vergleich mit anderen Orchesellenarten und anderen Cincta-Varianten fiihren zu konnen. Weiters interessierte mich auch der Versuch eines neuen Kategorisierens der alten wie der neuen Cincta-Varianten und zwar in einer anderen als der bisherigen Bichtung. Das Material fiir diese cincta-Studie stammte absichtlich nur aus einem Biotop, gesammelt an vielen Fundstellen eines Verbrei-tungsgebietes an demselben Tag. Abb. 6. Orchesella cincta (Linne) Lubbock. Klaue. 824 X. Um bei diesem Vorgehen zunachst der labilsten Struktur des Orchesellenorganismus, dem Pigment und seinen Konfigurationen, so weit als moglich auszuweichen, versuchte ich mir auf Grund sonstiger, auBenmorphologischer Beobachtungsresultate und Zah-lenverhaltnisse die Grundlage tur die morphologische Einheit der cincta-Art zu verschaffen. Leider sind die verschiedenen diesbeziig-lichen bisherigen Angaben vom Standpunkt einer relativ einheit-lichen auBeren Morphologie dieser Tiere unvollkommen, rnanch-mal auch mangelhaft. Ich will aber damit kein Unrecht gegen friihere cincfa-Forscher begehen. Es sind ja vielleicht die geogra-phisch bedingten morphologischen Diffcrenzen, die in den Zahlen-verhaltnissen zwischen schon vorhandenen Resultaten und den meinigen zutage treten. Auch diese Moglichkeit konnte et\vas zur Klarung der Orchesellenfrage beitragen. Aus dem Grunde ist es notwendig gewesen auch meine diesbeziiglichen Beobachtungsresultate zu melden, obwohl die Art O. cincta samt vielen ihren Varianten schon langst fixiert wurde. Aufiere Morphologie. Die LangenmalJe einer groben Zahl der von mir untersuchten Exemplare bewegen sich zwischen 2'53 — 3'86 mm. Nach Publi-kationsangaben bewegen sich die Maxima zwischen 4 mm (Schott 1893) und 6'35 mm (Lubbock, 1873). Die Korperformen sind \vie gewohnlich bei Orchesellen gestaltet. Differenzen in den MalJen einiger Organe und Organkomplexe junger und alter Tiere (Abd. III: IV, Ant: Korp., Ant.: Kopfdiag.) auBern sich auch in folgenden minimalen und maximalen MaB-angaben der Verhaltnisse. Abd. III: IV = 1 : 1'59 — 1'76; die GroBenzunahme des Korpers hat auch eine Langenzunahme des Abdo. IV zur Folge im Verhaltnis zu Abd. III (Stach, Hand-schin). Ant: Korp = 1 : 1'24—1‘71. Ant.: Kopfdiag. = 1'8 — 2-6:1. Ant. I: II: III: IV : V : VI = 0 57 : 2 42 : 1 : 3 : 4 4: 4 3; das sind die Mittehverte der Liingen der Antennenglieder vieler er\vach-sener Exemplare. Die jiingeren Stadien variieren mit zunehmender Zahl der Hiiutungen in der Lange der ersten zwei, beziehungsweise vier Antennenglieder auBerordentlich; die letzten zwei Antennenglieder sind auch \vahrend der Wachstumszeit konstanter. Diese Wachstumsvariationen auBern sich auch in den Verhaltnissen der Antennen-, Korper- und Kopfdiagonalelangen. Fluktuationen in der Lange der erwahnten Organe und Organkomplexe erwachsener Tiere sind — relativ genommen — nicht zu groli und LangenmaBe wie ihre Mittelwerte zum Vergleichen z\vischen einzelnen Formen noch brauchbar. Mehr konstanter Natur scheinen die Langen der Klauenele-mente und ihre Verhaltnisse untereinander auch bei nicht ervvach- senen Tieren zu sein (Abb. 1 u. 6). Ko: Ku : Kh = 18'5 : 1137 : 15'37 (Mittehverte). Der Unguiculus betragt etwas weniger als zwei Drittel; das Keulenhaar etwas mehr als drei Viertel der Unguisliinge. Das S c h a f f e r’sche (1900) Verhaltnis des Ko (dorsale Kante) zu Kh = 1 : 0'65 ca. und das A g r e n’sche (1903) 1 : 0'70—0'77, verglichen mit meinem Ko (Ventralkante): Kh = 1 : 0'82, differiert nicht viel oder kaura etwas, wenn man bedenkt, dali Schaffer und A g r e n die langere Dorsalkante, ich aber die kiirzere Ventralkante des Unguis als seine Lange an-genommen haben. Nach meinen Messungen beider Kanten, umge-rechnet ins S c h a f f e r’sche und A g r e n’sche Verhaltnis (Ko: Kh = 1 : 0'82) betragt die Differenz fiir Kh bei diesen und iihnlich groBen Orchesellen etwa 01—0'12. Nach Handschin (1929) macht Kh ca. die Halfte des Ko aus. 1 Zp: Ko = 9'8 : 22, das erste Zahnpaar erreicht nicht die Mitte des Unguis. U z e 1 (1891) hat es am Ende des ersten Drittels der Unguislange — von der Basis ausgehend — angegeben; Lin-n a n i e m i (1912) in der Mitte der distalen Halfte; die zwei Distal-zahne hat er nicht bemerkt. 1 Zp : 2 Z : 3 Z : Ap = 9'8 : 16 : 19 : 22; 2 Z liegt in der Mitte zwischen 1 Zp und Ap, 3 Z liegt in der Mitte z\vischen 2 Z und Ap. Az : Ku = 6:11 = 0'545 : 1 (Mittehverte); Az betragt mehr als die Halfte des Ku. Nach Schaffer (1900) umgerechnet (Lange der unteren Kralle zur Entfernung des AuBen-zahnes von der Spitze) heiBt es 1 : 0'455. Schaffer selbst hat fiir die cincta das Verhaltnis 1 : 0‘46 — 0'49; A g r e n 1 : 0'42 — 0‘5 festgestellt. Meine wie die S c h a f f e r’schen MaBe be\vegen sich im Rahmen der A g r e n’schen. Uzel (1891) hat keinen Unguicu-lus-AuBenzahn bei seiner cincta beobachtet; Handschin (1929) stellte ihn fest im unteren Drittel; das ware nach der Schaffer-schen Methode ca. 1 : 0‘667, also eine erhebliche Differenz, die nicht auf Grund einer normalen Variationsbreite mit obigen Verhaltnis-zahlen in Einklang zu bringen ist. Das Proximalzahnpaar verhalt sich zu den Pseudonychien \vie 1:1. Dentes sind im Verhaltnis zu Manubrium ziemlich lang (Ma:De:Mu = 26:50:1). Retinaculum und Ventraltubus bieten im allgemeinen nichts besonderes, auBer, dali sie vollkommen frei vom dunkel-blauen Pigment sind und daB man ab und zu Exemplare findet, deren ausgestiilpte Ventraltubusblasen distal braunlich pigmentiert sind. Die Grundfarbe ist bei meinen Exemplaren (kons. in 75 % Alkohol und in Milchsaure prapariert), schvvach grau-weiB, manch-mal mit schvvachem Stich ins Gelbe oder hellgelb, bis rotlich oder braunlich. Latzel (1922) gibt »helle Tone« und »weiBe Stlicke« an. Nach Stach (1922) ist die Grundfarbe »schmutzig-gelblich-weiB und nicht so griinlich, wie es L u b b o c k abgebildet hat«. Scherbakovv (1898) hat bei seiner ra/a-Variante die »rote Grundfarbe« beobachtet und auf dieser und den hellen Antennen eine neue Varietas aufgestellt. Die Farbensattigung von hell bis dunkel, von \veiB-gelb bis braun-rot diirfte vielleicht auch eine Alterserscheinung sein. We-nigstens ich habe an jiingeren Formen helle Grundfarben, an groBen alten Exemplaren dunkle Tone beobachtet. Ob die Ver-dunkelung der Grundfarbe von der Sattigung des Grundfarben-pigmentes oder von Excretionsprodukten (Harnsauresalze) (H a n rise h in , 1926), abhangt, das miiBte erst untersucht \ver-den. Taxonomisch kann in diesem Falle die Grundfarbe, wie das Scherbako\v fiir rufa getan hat, wahrschein-lich nicht vorteilhaft sein. Alle cincta - Formen, die ich iiberhaupt untersuchte, haben einen gemeinsamen, nach friiher angegebenen Ver-haltnissen nicht zu stark va-rierenden Korper- und Extre-mitatenbau. Allen diesen Formen ist gemeinsam die starke, dunkelblaue, manchmal drei Viertel bis vier Fiinftel des Segmentes einnehmende, dorsolaterale Querbinde des Abdomens III. Alles andere, die ganze »Ornamentik«, auch die sonst als taxonomisches Merkmal gebrauchte dunkle Pigmentation einzelner An-fluktuierend, mit graduellen Cbergangen verbunden oder kann vollkommen fehlen. Die immer schvvarzen Ommenflecke ziehe ich selbstverstandlich in diesen Vergleich nicht hinein. Um die Zeichnungs-Variabilitatsbreite einer O. cincta Popu-lation eines umgrenzten Verbreitungsgebietes und des gleichen Biotopes aller Fundstellen zu demonstrieren, will ich im Folgen-den noch nach altem Zeichnungs- und Farbenbeschreibungsprinzip die diagnostischen Angaben fiir einige Formen aus der Fiille von Varianten und Varianteniibergangen ervvahnen. Selbstverstandlich wird die f. principalis nicht weiter besprochen. Ich will keine neuen Varianten - Benennungen aufstellen, sondern den Versuch wagen, aus ali dem, von anderen und von mir beschriebenen Ornament- und Farbensattigungsmaterial nur einige prinzipielle Abb. 7. Pallida Variante von Orche-sella cincta (L.) Lubb. Die Korper-haare nicht gezeichnet. 33 X. tennenglieder ist auBerst variabel, Variationsrichtungen zu fixieren. Die hier fiir einzelne Varianten gegebenen Namen sind nur als Hilfsnamen fiir diese Abhandlung zu betrachten. Sie unterliegen schon \vegen ihrer Schreibweise n i c h t den Nomenklaturregeln. Statt die einzelnen Formen mit Nummern oder Buchstaben zu bezeichnen, habe ich sie nach altem Modus noch mit dem der Pigmentkonfiguration vvenigstens etwas entsprechenden Namen versehen. Die dunkle Querbinde des Abd. III ist allen Formen gemeinsam und wird nicht in den folgenden Diagnosen speziell er\vahnt. Pallida-Variante von O. cincta (Linn.) Lubbock. Abb. 7. Antennenbasis blau, sonst der ganze Korper hellgelb. L.2'57 mm. Intermedia-Variante. Abb. 8. Schmale Querbindenfragmente auf Th. III und Abd. I, II, IV und V. Th. II + III und Coxe II und III schwache Seitenflecke. Antennenbasis schwach dunkelblau. Der ganze Korper hellgelb. L. 2'67 mm. Thoracocincta-Variante. Abb. 9. Breite Querbinden auf Th. III und Th. II, letztes Segment mit hellem Seitenfleck. Querbinde auf dem Hinterrand des Abd. IV und Vorderrand des Abd. V. Th. I vorne sch\vach verdunkelt. Kopf seitlich dunkel. Antennenbasis dorsal mit hufeisenformigem Dun-kelfleck. Ant. I und III dunkel. Ant. II dunkel, distal mit hellem Fleckchen. Ant. IV dunkel, distal hell. Ant. V. hell. Ant. VI. hell, distal verdunkelt. Coxe I u. II vorne und Abdomen ventral dunkel gesprenkelt. Sonst der ganze Korper von bronzgelber Grundfarbe. L. 3 mm. Eine von den vielen Obergangsformen zwischen f. prin-cipalis und ua.ga-Variante. Thoracotaeniata-V&riante. Abb. 10. Der schmale Ring der Antennenbasis schwach dunkel. Abd. II vorne und dorsal mit schvvachem Querbindefragment. Th. II u. III lateral, iiber den Coxen mit unterbrochener Liingsbinde. Sonst alle Korperteile grundfarben; hellgelb. L. 2‘59 mm. Thoracopentataeniata -Variante. Abb. 11. Antennenbasis und ihr Verbindungsband dunkelblau. Kopf-seiten schwach blau. Ant. I dunkel, II distal heller, VI distal blaulich. Abd. II und V mit schwacher Querbinde am Vorderrand. Th. II und Abd. IV mit schwacher Querbinde am Hinterrand. Ventro-laterale, beinahe nicht unterbrochene Langsbinde von Th. I — incl. Abd. II. Dorsolaterale unterbrochene Langsbinde auf Th. II—III und Abd. I. Schmale Riickenlinie von Th. II bis Abd. III. Coxe und Tibiotarsus lateral schwah violett. Sonst der ganze Korpcr von gelblicher Grundfarbe. L. 2'64 mm. Thoracotaeniata- o&scura-Variante. Abb. 12. Hufeisenflecke z\vischen Antennen und Ommenflecken. Ant. VI und Hinterkopf ventral etwas verdunkelt. Dunkle Querbinde auf Th. III, seitlich auf Abd. I, vorne auf Abd. II u. V, hinten auf Abd. IV. Ventrolaterale Langsbinde von Th. I bis incl. Abd. I. Dorsolaterale Langsbinde von Th. II bis incl. Abd. I, an den Seg-mentgrenzen etwas unterbrochen. Am Abd. II ist die Pigmentsat-tigung so stark, dali man die Langsbinden, falls sie sich bis dorthin erstrecken sollten, nicht mehr verfolgen kann. Von der Riickenlinie nur Flecke am Th. II u. III. Abdomen ventral, Coxen und Tibio-tarsen lateral sch\vach pigmentiert. Die vom Dunkelpigment freien Stellen gelbbraun. L. 2‘86 mm. Thoracoarcuata-Variante. Abb. 13. Abd. IV Hinterrand, Abd. V Vorderrand mit Querbinde. Bogen-forinige Bander und Flecke auf Th. I—III. Quer- und Langsflecke auf Abd. I—II. Kopf, Beine und die ventrale Seite des Abdomens lateral schvvach pigmentiert. Sonst iiberall die orangegelbe Grundfarbe. L. 3'2 mm. Von den vielen in der Literatur vorkommenden Varianten-Benennungen dieser Art will ich mich in folgender Besprechung nur an die hafigsten, in der neuen Literatur sich wiederholenden oder neuzeitlich aufgestellten Variantennamen beschranken. Eine von Handschin (1919) als O. cincta-vaga diagnosti-zierte Form wurde von ihm 1926 auf Grund der Pigmentkonfigura-tion zur O. alticola f. obscura Handsch. umbenannt. Vom Stand-punkt der Verhaltnisse 1 Zp : Ko und Az : Ku konnten diese, zwei verschiedenen Arten angehorende Varianten, wenn sie in Bezug auf die Pigmentkonfiguration nicht nur ahnlich, sondern gleich Abb. 8—13. Varianten von Orchesella cincta (L.) Lubb. Die Korper-haare nicht gezeichnet. 8. Intermedia Variante. 21 X. — 9. Thoraco-cincla Var. 23 X. — 10. Thoracotaeniaia Var. 24 X. — 11. Thoracopen-tataeniata Var. 23 X. — 12. Thoracoiaeniata-obscura Var. 22 X. — Tho- racoarcuata Var. 23 X. ■vvaren, leicht auseinander gehalten werden. Jede gehort einem ande-ren Klauentypus an. In den Ansatzstellen des Az und 1 Zp stellt, vom Standpunkt des Basisabstandes, die alticola, von Az u. 1 Zp der semitaeniata ausgehend, die Fortsetzung der cincta Ent-■svicklungsrichtung beider Zahne dar. uberblicken wir die aus einer GroBzahl der Tiere ausgesuchten Ornament-Varianten der O. cincta f. p., so treten in ihnen drei typische Ornamentsrichtungen deutlich hervor. Die cincta - cincta (44'1I %), die cincta - taeniata — (4F17 %), die cincta - arcuata (14'70 %) Richtung. Dies jedenfalls auf Grund des mir zur Ver-fiigung stehenden Materiales. In obiger Darlegung ist vor allem die Richtung in der Orna-mentsent\vicklung, d. i. die Individualvariation der Form in der-selben Entwicklungszeit, demselben Fundort und Biotop und unter gleichen okologischen Verhaltnissen fixiert worden. Um die O. cincta-Varianten besser zu verstehen, brauchen wir noch eine Erkliirung iiber die Pigmentsattigung und Pigmentausbreitung im Rahmen der eingeschlagenen Ornamentsrichtung, das heiBt den Versuch einer Erklarung iiber das Verhaltnis hell zu dunkel, iiber das Vorkommen der pallida- und obscura-Variante der O. cincta in allen drei Richtungen. Alle Varianten mit nicht gesattigtem Dunkelblau, mit engen oder nicht zusanunenhangenden Bandern und Giirteln, mit begonnenen und undeutlichen Zeichnungen, haben nur kleinere oder mittlere Korperlangen erreicht. Abd. IV ist bei diesen Formen im Verhaltnis zu Abd. III kiirzer als bei ver-dunkelten groBeren Tieren. Die Lange der proximalen Antennen-glieder ist auch nach der Teilung der Ant. I in I u. II und Ant. II in III u. IV, noch immer anormal fluktuierend. Sie stellen junge, nicht oft gehautete Formen dar, die im Rahmen einer zeitlichen (Altersstufe) Variabilitat zu alten dunklen Formen werden. In dem von mir bearbeiteten Material verhalten sich prozentuell die Pallidaformen: ubergangsformen: Obscuraformen \vie 29’41% : 39'70 : 30'88%. Ein »Q u e r«, »L ii n g s« oder »Bogenformi g« bedeutet in unserem Falle i n d i v i d u e 11 e, ein »hell zu d u n -k e 1« eine zeitliche Variabilitat. Diese letzte beruck-sichtigend, verweise ich auf die H a n d s c h i n’schen (1926, 1929) Farbenformen der Sira plutoni Nic. Es ist schwer moglich, es besser zu machen; klarer und iiberzeugender als H a n d s c h i n , dort die Farbensattigungs-Abstufungen veranschaulicht hat. Auch fand ich die Verdunkelungserscheinungen bei der O. cincta vollkommen iibereinstimmend mit der Auslegung Handschins (1926) iiber das Verdunkeln der Tiere mit zunehmendem Alter, denn »in ge-\vissen Stadien, fast unpigmentierte Formen, werden dann ganz dunkel gefarbt«. In die erwahnten Variabilitatserscheinungen lassen sich auch alle von mir beschriebenen und die in der Literatur ofters ervvahn-ten oder neuerlich eingefiihrten Varietas der O. cincta einfiigen. Unter anderm die vaga Linn. 1766, cincta Fabricius 1783, uni-fasciata Nicolet 1841, rufa Scherbako\v 1898, argyrotoxa Latzel 1917, quadrilineata Latzel 1922 u. s. w. Fiir die f. vaga sind t)bergange zur f. principalis nachge-vviesen, ebenso auch das Zusammenleben in demselben Biotop und Fundort festgestellt (Schaffer 1896, Borner 1901, Kraus-b a u e r 1902, A g r e n 1903, Linnaniemi 1912, Handschin 1929). Auch ihre Ornament- und Pigmentsattigung ist eine Kom-bination der individuellen und zeitlichen Variabilitat. Was die Behaarung anbelangt, konnte ich an meinem Material folgendes feststellen: Jene Formen der cincta-cincta- und cincta-arcuafa-Variante haben eine bescheidene Orchesellenbehaarung, ohne eine ausgesprochene dorsale Keulenborsten-, Kopf-, Kragen-und Thoraxmahne wie auch keine ausgesprochenen Fiederborsten an anderen Korperteilen. Die Gruppe der cincta-taeniata-Variante verhiilt sich umgekehrt. Diese Formen besitzen der O. villosa ahnliche Keulenborstenmahnen auf dem Kopfe, Th. II u. III, Abd. I u. II. Einzelne Keulenborsten befinden sich ab und zu auch auf Abd. III. Manchmal der Lange des Abd. IV entsprechende, zuruckgelegte Fiederborsten befinden sich auf Abd. III u. IV, hie und da auch Abd. V, ahnliche, ofters kiirzere, fehlen auch den Extremitaten nicht. Es ist zu ervvarten, daB es in der Gattung Orchesella auf Grund ganz anderer morphologischen Merkmale, als nur Ornament- und Farbensattigung, zu einer neuen Gruppierung der Formen kommen wird und daB bei dieser Gelegenheit nicht nur viele Varianten und Aberrationen, sondern auch einige Arten aufgelost und umbenannt vverden miiBten. Die neuen Bearbeitungsresultate groBerer Formen-reihen und Formenkomplexe getrennter und sich beriihrender geographischer Areale werden zur Folge haben, daB auch in der Gattung Orchesella geographische Rassen und Rassenkreise ein-gefiihrt werden. Fundort und Okologisches. Grosuplje, siidlich von Ljubljana, Jugoslawien, ca 333 m. Flachland. \Viesen und Acker. Humos, eher etwas moorig als trocken. Die vielen Fundstellen befinden sich in der Niihe des Grosupljica-Baches und langs der Wiesen und Ackergraben. Eichen, Erlen, Weiden. Unter Steinen, Holz, unter abgefallenem LauiJ. Immer viele Tiere beisammen — 22. IX. 1933, Vormittag und Nachmittag. Regnerisch, ziemlich kalt. Leg. Kos F. Orchesella triglavensis nov. sp. Abb. 1, 14—19. Aufiere Morphologie. Die Korperliingen der untersuchten ervvachsenen Tiere bevve-gen sich zwischen 3'1—3'3 mm. Der Korper ist schlank (Abb. 14). Abd. III: IV = 1 : 1*5. Ant.: Korp. = 36:42; Antenne langer als die Korperhalfte. Ant.: Kopfdiag. = 148 : 52 (2'846 : 1). Ant. I : II: III : IV : V : VI = 4 : 21 : 6 : 29 : 42 : 42. Der schvvarze, unregelmaBig konturierte Ommenfleck (Abb. 15) bat eine unregelmaBige Form. Die Ommatidien sind ungleich groB. Die zwei kleinsten Ommen — »Proximalommen« — liegen nicht in der medialen Linie, sondern sind von der medialen Seite zwi-schen vier vordere und zwei hintere Ommen eingeschoben. Bothriotrichen sind wie gewohnlich, nur et\vas kiirzer. Ihre Zahl auf einzelnen Abdominalsegmenten (II—IV) ist nicht gleich. Der ganze Korper ist ziemlich dicht mit kurzen, allseitig bewim-perten Borsten bedeckt. Langere, allseitig bewimperte Spitzborsten (Fiederborsten) sind ungleich lang und nicht in groBer Zahl iiber den ganzen Korper verteilt. Besonders lange Fiederborsten sind an den Tibiotarsen vorhanden. Einzelne erreichen manchmal die Lange des Tibiotarsus (III. FuBpaar). Die Mahne des Kopfes und des Th. II ist aus Keulenborsten zusammengesetzt, die aber am distalen Ende eine allseitige, gleichmaBige Be\vimperung zeigen. Auch die hinteren Segmentrander des Th. III und des Abd. I besitzen eizelne der genannten Borsten. Die Hinterrander und der Riicken des Abd. V und VI sind mit langen, gebogenen, allseitig be-\vimperten »quasi« Keulenborsten bevvachsen (Abb. 16). Sie erreichen am Abd. V eine \veit groBere Lange als das Abd. V selbst lang ist. Einige ktirzere sind auch auf der dorsallen Seite des Manubrium vorhanden. Auch die Antennen sind stark mit kleineren und Ant. II auch mit groBeren, allseitig be\vimperten Spitzborsten bewachsen. Die in Quirlen gestellten kiirzeren Borsten der Ant. VI ahmen manchmal eine Ringelung dieses Gliedes nach. Stark beborstet ist auch die Furca dorsal gegen das Ende mit abnehmend kiirzeren, etvvas modifizierten Keulenborsten, ventral mit langen, allseitig bevvimperten Spitzborsten, die am Ende der Furca den Mucro nicht iiberragen (Abb. 18, 19). Die Grundfarbe der Tiere ist gelblich mit rotlichem Schinuner auf dem Kopfe und Korper (ventro-lateral). Kopf und alle Segmente sind stark mit licht- und tiefblauen oder dunkelvioletten Flecken und Zeichnungen bedeckt (Abb. 14). Die schmale mediane, schwarzlich violette Riickenlinie zieht von Th. III—Abd. VI und beriihrt ab und zu auch die dorsomedianen Intersegmenthaute. Der siehtbarc Teil des Th. I ist pigmentiert. Th. II u. III sind vorne von brciteren, hinten von schmaleren, nicht gut zusammenhangen- den Querbinden begrenzt, die dorsolateral teils zur Fleckenverzwei-gung neigen, ventrolateral aber in einer mehr oder weniger breiten Anastomose verschmelzen. Abd. I ist vorne von einer ca. ein Drittel des Segmentes breiten Querbinde umsaumt. Abd. II u. III sind mit unregelmaBigen, longitudinal oder schrag verlaufenden Flecken bedeckt, die an den vorderen wie auch hinteren Segmentrandern mehr oder weniger querbindenfdrmig verscbmolzen sind. Dorsal sind diese Pigmentformen mit der Riickenlinie, ventrolateral mit Longitudinalanastomosen verbunden. Abd. IV ahnelt dem Abd. III mit Ausnahme der rostral gezahnten vorderen Querbinde. Abd. V ist fast ganz mit Pigment bedeckt, mit Ausnahme eines nicht breiten dorsoventralen Fleckes auf jeder Seite des Segmentes. Abb. 14. Orchesellci triglavensis nov. sp. Die Korperhaare nicht gezeich- net. 22 X. Abd. VI ist vollkommen pigmentiert, so auch die ventrale Seite des Korpers. Die Ommenflecke sind sehr dunkel. Die drei V-formigen Zeichnungen auf dem Scheitel des Kopfes sind mit ihren freien Enden gegen die Ommenflecke gerichtet. Eine breite Stirn-binde, die teils die beiden Ommenflecke verbindet und bis zuin Ende des Mundkegels reicht, erfahrt gegen die Antennen zu eine ausgestreckte V-formige, den Scheitel-V-Zeichnungen verkehrt ge-setzte und mit ihrem Scheitel im Frontalocellus fuBende Pigment-betonung. Auch die hintere Kopfunterseite ist schwach pigmentiert. Ant. I—IV ist schwach blau-violett, Ant. V—VI mit sehr \venig violettem Pigment versehen, sonst aber grundfarbig. Ant. I, ab und zu auch Ant. II, haben distal einen dunkel violetten dorsalen Fleck. Subcoxen sind tief dunkel, Coxen hellviolett. Trochanter des ersten Beinpaares ist gelblich, des II. u. III. schwach violett. Femur des I. u. II. Beinpaares auch gelblich, des III. proximal schwach violett. Der Ventraltubus violett-fleckig. Ein Pigment-kranz scheint dem proximalen Teile der ausgestiilpten Blase und nicht dem distalen Tubusende eigen zu sein. Der proximale Teil des Manubriums ist dorsal stark pigmentiert, endwarts immer schwacher und distal schon ganz gelb (bzw. grundfarben). Auch Dens und Mucro besitzen nur die Grundfarbe. Hell ist das Retina-culum. Die Ornamentik der Formen, (individuelle Variabilitat) andert sich nicht viel. Ihr Variabilitatsrahmen ist nicht groB. Auffallende, an meinem Material festgestellte (Altersstadien) zeitliche Variabilitat zwischen der »pallida«- und »obscura«-Variante konnte ich an meinen O. triglavensis-Formen bis jetzt noch nicht bemcrken. Dieses Verhalten diirfte in funktioneller Abhangigkeit mit der standig tiefen Temperatur (Schneeschmelze und niedere Temperaturen) des Wohnortes sein. Der Unguis des dritten Beinpaares ist stark und etwas nach innen, der Unguiculus schlank und ebenso leicht nach auBen ge-kriimt (Abb. 17). Das Tibiotarsale Keulenhaar ist stark und in seiner ganzen Lange beinahe gleich breit. Ko : Ku : Kh = 23:16:19. Die Unguiculuslange betragt gute zwei Drittel des Unguis (Abb. 1). Das tibiotarsale Keulenhaar er-reicht zwar nicht die Unguislange (0'8 des Ko), ist aber immer langer als der Unguiculus. Ganz konstant ist dieses Verhaltnis nicht. 1 Zp : Ko = 7 : 23. Der Basisabstand des ziemlich schmalen Proximalzahnpaares erreicht nicht ein Drittel der Unguislange. Diese Relation fand ich an dem vorhandenen Material konstant. Konstant ist auch das Verhaltnis 1 Zp : 2 Z: 3 Z:Ap = 7 : 19'4: 21'2 : 23. Der z\veite Zahn liegt nicht in der Mitte zvvischen dem Proximalzahnpaar und dem Apex, sondern ist von der Mitte gegen das distale Unguisende um beinahe zwei Zehntel der gesamten Unguislange verschoben. Der dritte Zahn liegt in der Mitte z\vichen dem z\veiten und dem Apex. Nicht gewohnlich Ilir die Gattung Orchesella ist der Bau dieser zwei Distalzahne. Sie sind borsten-formig (Kahlborsten), auBerordentlich feinspitzig, lang und diinn. Ilire Lange betragt etwa ein Fiinftel bis ein Sechstel der Unguis-ventralkante. Auch verlaufen sie beinahe parallel untereinander und mit der Unguisventralkante. Die Spitze des dritten Zahnes erreicht tast den Apex des Unguis (Abb. 17). Az: Ku = 11:16. Der Basisabstand des UnguiculusauBen-zahnes betragt gute zwei Drittel der Unguiculuslange. Er ist stark und sehr gut sichtbar. Die Pseudonychien sind schmal und nicht viel langer als der Basisabstand des Proximalzahnpaares. Die Verhaltnisse der Furcateile (ventral und im ausgestreckten Zustande gemessen) sind folgende: Ma: De: Mu = 31:53:1*4 (22'14 : 37'85 :1). Die Dentes sind nicht bis zum Mucro geringelt. Mucro mit z\vei spitzen Ziihnen und spitzen Basaldorn (Abb. 18). In einigen Fiillen waren die beiden Mucronalzahne stumpf. Auch der Basaldorn vvar stumpf, kiirzer und naher dem zweiten Zahn geriickt (Abb. 19). Diagnose. L. bis 3'3 mm. Ant. langer als die Korperhalfte. Zwei kleinere Ommen quer eingeschoben zvvischcn die groBen vier vorderen und z\vei hinteren. Ku etwa drei Zehntel, Kh ca. zwei Zehntel, kiirzer als Ko. 1 Zp nicht ganz ein Drittel des Ko. Der 2 Z nicht in der Mitte zwischen 1 Zp und Ap, etwa zwei Zehntel der Unguislange distalwarts verschoben. Der 3 Z in der Mitte zwischen 2 Z und Ap. Die zwei distalen Unguiszahne kahlborstenformig, feinspitzig, lang parallel mit der Ventralkante verlaufend. 3 Z erreicht fast den Apex. Die Lange beider Zahne etwa ein Fiinftel bis ein Sechstel der Unguislange. Az zwei Drittel des Ku. Grundfarbe gelblich mit rotlichem Schimmer. Schwarzlich violette Riickenlinie vorhanden. Auf allen Segmenten unregelmaBige Querbinden, die teils aus Flecken bestehen, teils aus vollkommen (Th. II—III, Abd. I—II, IV—V) oder aus kaum (Abd. III) zusammenhangenden Binde-stiicken zusammengesetzt sind. Vordere Querbinde des Abd. IV Abb. 15—17. Orchesella triglavensis nov. sp. 15. Rechter Ommenfleck. Der Pfeil = rostromedial. 269 X. — 16. Abdomen V, VI und Manubrium. Die Behaarung. 46 X. — 17. Klaue. 694 X. rostral gezahnt. Abd. VI ganz dunkel. Umgekehrt V-formige Zeich-nungen auf dem Scheitel. Dunkle Stirnbinde zwischen schwarzen Ommenflecken. Korper ventral, Manubrium und Ant. I, ab und zu Ant. II proximai-dorsal, Coxe und Subcoxe dunkel pigmentiert, Ant. I—VI und Ventraltubus schwach violett, sonst grundfarbig. Keulenborsten des Kopfes, Th. II, ahnliche auf Abd. V und VI und Fiederborsten auf den Tibiotarsen vorhanden. V erivandtschaf t. Ich traf sie bis jetzt nur auf den Schneefeldern des Triglav, nordostlich des Triglavfirns. Ihr Biotop beherrschen ahnliche oko-logische Verhaltnisse wie jene, die Handschin (1919, 1924) fiir die schweizerische Form der O. alticola angibt. Ein klimati-sches Sonderbiotop fiir beide Formen mit ahnlichen Umwelt-bedingungen hat wahrscheinlich auch ihre Ahnlichkeit in der Farbe und Farbenkonfiguration beeinfluBt. Ziemlich gemeinsam ist der O. alticola (nach Uzel 1891 und Handschin 1919, 1924) und der O. triglavensis zunachst die Ornamentik, d. i. die allgemeine Anordnung der Flecken- und Bindenstiicke auf dem ganzen Korper. Ganz besonders aber: die mediane Riickenlinie von Th. II bis zum vollkommen pigmentierten Abd. VI; die Stirnbinde, die den Frontalocellus mit den sch\varzen Ommenflecken verbin-det; die rostral gelegene gezackte Vorderbinde des Abd. IV (Handschin 1924, Fig. 131) und die umgekehrten, V-forini-gen Zeichnungen des Scheitels (Handschin, Fig. 127, 131). Es fehlen der O. triglavensis A-ahnliche Zeichen auf Th II und III, die dunkle Ant. III und so manches Farbiges, charakteristisch fiir O. alticola. Wiirde man nur das dunkle Pigment und seine Anordnung als den einzigen Unterscheidungsgrund der Orchesellenformen an-nehmen, so miiBte man eigentlich die O. triglavensis fiir eine Variante der O. alticola halten oder vielleicht fiir eine Aberration, wenn wir fanden, daB ihre Farbenzeichnungen die normale Va-riabilitatsbreite der O. alticola iiberschritten hatten. Unter bekann-ten Bedingungen konnte man sie zu einer geographischen Rasse des O. alticola Rassenkreises zahlen. In der GroBe erreicht die O. triglavensis (maximal 3'3 mm) nie die alticola (Uzel 3—5 mm, Handschin bis 4 mm). Da fiir O. alticola keine Zahlen fiir die Verhaltnisse Abd. III: IV, Korp.: Ant., Ant.: Kopfdiag. und An-tennenglieder untereinander existieren, konnte ich diesbeziiglich beide Formen nicht vergleichen. Ebenso unbekannt ist die Om-menverteilung der alticola. Im Bau der Krallen sind jedoch Differenzen vorhanden. Das Verhaltnis Ko : Ku : Kh ist fiir beide Formen beinahe gleich, wenn man fiir die O. alticola die Proportionen der U z e 1’schen Angaben und der Klauenzeichnung beriicksichtigt. Die S c h a f f e r’schen Zahlenverhaltnisse differieren etwas nur in Bezug auf die Ko — Dorsalkante. Der Basisabstand des Proximalzahnpaares erreicht bei der O. triglavensis nicht ein Drittel, bei der O. alticola iiber-schreitet er dasselbe. Der zweite Zahn der alticola liegt in der Mitte zwischen dem Proximalzahnpaar und Apex, jener der triglavensis ist etwa zwei Zehntel der Unguislange distahvarts ver-schoben. Die zwei Distalzahne der alticola sind klein, sagezahn-ahnlich, jene der triglavensis lang und borstenformig. Das Ver-haltnis des Az: Ku ist fiir beide Formen gleich, Pseudonychien und Furcateile kann man nicht vergleichen, da keine MaBe fiir Abb. 18. O. triglavensis nov. sp. Abb. 19. O. triglavensis nov. sp. Mucro, typisch. 1945 X. Muero, nicht typisch. 2152 X. In Betracht kommt, besonders vom Standpunkt der Ornamentik aus, auch die Verwandtschaft der O. diversicincta (Abb. 14 u. Abb. 20). Ku der diversicincta ist nur ein Fiinftel kiirzer als Ko, wahrend bei der triglavensis diese Differenz ein Drittel betragt. Der Basisabstand des Proximalzahnpaares der diversicincta be-triigt etwas mehr als die Halfte des Unguis, der der triglavensis nicht einmal ein Drittel. Diesbeziigliche Sonderstellung beider Formen unter sich und zu anderen Orchesellen ist besonders aus Abb. 1 gut ersichtiich. Die Lage und die Form beider Distalzahne ist eine spezifisch verschiedene. Ebenso die Konfiguration der »Proximalommatidien« beider Formen. AuBer et\vas langerem Manubrium der diversicincta ist das Dens-Mucroverhaltnis fiir beide Formen das gleiche. In den Verhaltnissen der Korperlange, der Antennen und der Kopfdiagonale so wie auch anderer Kiirper-teile sind groBere oder kleinere Differenzen vorhanden, die aber nicht \vesentlich sind. In der Farbe und Zeichnung haben die O. alticola und die diversicincta mit der triglavensis vieles gemein-sam. Sonst differiert die triglavensis morphologisch so bedeutend von diesen zwei Formen, daB sie als selbstandige Art bestehen kann, wenigstens so lange, bis nicht geographische und morpho-logische tibergangsformen zwischen der einen oder der anderen besprochenen Art nachge\viesen \verden. Denis (1931) hat fur seine O. maledicta die Distalziihne als »notevolmente lunghe e spiniformi« bezeichnet. Leider hat er keine Zeichnungen veroffentlicht. Vielleicht ahneln diese Zahne den borstenformigen Distalzahnen meiner O. triglavensis. Im Genus Orchesella sind sie sonst nirgends zu treffen. Fundort und okologisches. Triglav. Jugoslavvische Ostjulier. Zwischen Stanič-Hiitte und dem Triglavfirn (oberhalb desselben), ca. 2300 m. Zwischen organischem Dctritus unter nicht allzu groBen Steinen (Dolomit). Ganz in der Nahe oder unter dem Schnee. Auch viel in der Nahe von Schnee und Schneewasserlachen sich herum-treibend. Standige Feuchtigkeit. Vegetation in der Nahe fehlt. Exposition nordlich. Nur einzelne Triglavensisformen an einzelnen Fundstellen, unter anderen Collembolen vorkommend. — 8. VIII. 1932. Vormittag, sonnig und warm, nicht windig. Leg. Kos Fr. Orchesella diversicincta nov. spec. Abb. 1, 20, 21, 22, 23. Aufiere Morphologie. Korperlange 2'9—3'93 mm. Der Mittelwert einer Serie betriigt 3'53 mm. Die Korperform weicht von Formen anderer Orchesellen nicht ab. Abd. III : IV = 25 : 35 = 1 : 1'4. Die Korperlange zur Ant. = 47:36; der Mittelwert 50: 29'6. Die Antennen liinger als die Halfte des Korpers. Ant. : Kopfdiag. = 111 : 40. Ant. I: II: III : IV: V : VI = 4 : 16: 5 : 21 : 30 : 35. Der schwarze Augenfleck ist langlich und unregelmaBig kon-turiert (Abb. 21). Sechs Ommatidien sind ziemlich gleich groB, unregelmaBig elliptisch und so verteilt, daB drei Ommen die late-rale Seite des Ommenfleckes einnehmen, auf der proximalen Seite vorne zwei, hinten ein Omma die dazwischen liegenden zwei »Pro-ximalommatidien« einschlieBen. Die Behaarung des Thorax und Abdomens ist dorsal und late-ral ziemlich dicht, aus kurzen, allseitig bevvimperten Borsten be-stehend. Darunter auf jedem Segment einige langere, spitzig zu-laufende und auch allseitig bevvimperte Borsten (Fiederborsten). Die Ventralseite ist beinahe kahl und mit sparlichen Borsten be-setzt. Kahl ist auch die Umgebung der Segmentgrenzen. Die Antennen sind dicht mit kurzen, ab und zu auch mit etwas langeren Fiederborsten bedeckt. Ant. II besitzt auch mehrere allseitig be-\vimperte, keulenformige Borsten. Ebensolche, nach riickwarts ge- kriimmte Borsten findet man auch am Abd. VI. Der Kopf ist behaart wie der Thorax und das Abdomen. Die FiiBe und die Furca sind dicht mit ziemlich langen, bevvimperten Borsten be-deckt, darunter sehr langen Fiederborsten. Bothriotrichen sind ziemlich lang. Ihre Zahl an einzelnen Abdominalsegmenten ist \vechselnd. Die Grundfarbe ist gelblich, orangegelb bis braunlichgelb (zeitliche [altersbedingte] Variabilitat). Die blauviolett pigmen-tierten Stellen ordnen sich im allgemeinen mehr oder weniger in Querbander (Abb. 20). Antennen II—VI sind grundfarben, ohne Dunkelpigment, nur Ant. I besitzt lateral einen tief blauvioletten Abb. 20. Orchesella diversicincta nov. sp. Die Korperhaare nicht ge- zeichnet. 20 X. Fleck. Gar selten haben Exemplare an dem proximal-lateralen Ende der Ant. II ein kleines Fleckchen, das eigentlich nur eine Verlangerung jenes der Ant. I darstellt (Abb. 22). Der Kopf ist grundfarben. Die Ommenflecke sind wie gewohnlich schwarz. Das stark pigmentierte Band zwischen Ommen und schwarzem Frontal-ocellus ist sehr breit, sonst sind nur einige kleine Fleckchen auf dem Scheitel vorhanden. Thorax I besitzt nur sehr kleine Fleckchen, Th. II aber solche, die manchmal eine Langsanordnung zeigen und oft ganz geschlossene Querbinden bilden. Th. II—III und Abd. I besitzen teils aus longitudinalen Flecken zusammengesetzte Quer-binden. Die breite dorso-laterale Th. III Querbinde hat lateral je einen grundfarbenen Fleck. Jedes Segment vom Abd. II—V besitzt zwei Querbinden, die hintere ist viel breiter und starker als die vordere, besonders am Abd. IV und V; ventrahvarts sind sie durch Langsflecke geschlossen. Abd. VI ist grundfarben mit je einem kleinen Fleckchen auf jeder Seite. Eine kontinuierliche, mediane Buckenlinie fehlt. Sogar die Pigmentierung des Thorakalsegmentes II und Th. III ist dorsal nicht oder wenigstens meistens nicht ganz aneinander stoBend. Die Furca ist grundfarbig und distal \veiBlich. Die Coxen haben schriige Fleckchen. Der Ventraltubus ist vorne und distal schvvach pigmentiert. Trochanter, Femur und Tibiotar-sen sind grundfarben und sonst ohne Dunkelpigment. DaB eine individuelle, nicht zu breite Ornamentvariabilitat bei dieser Form besteht, ist selbstverstandlich. Die zeitlichen, alters-bedingten Farbensattigungs-Varianten bewegen sich zwischen der »pallida« (5‘76%) und »obscura« (40‘38%) Variante, wie z. B. bei der rineta, alticola etc. Die Forma principalis der O. diversi-cincta ist, nach meinem Material schlieBend, noch am reichlichsten vertreten (5F92 %). Sonst gilt fiir diese Art dasselbe, was ich fiir die zeitliche Variabilitat der O. rineta gesagt habe. Ein prozen-tuelles Ubervviegen der Haupt- und Dunkelform der O. diversicincta, und zwar nicht nur unter alteren Exemplaren, diirfte ihren Grund in der funktionellen Abhiingigkeit zwischen Pigment und standiger Feuchtigkeit wie auch in konstant tiefen Temperaturen (Schnee-schmelze- und tiefere Temperaturen) ihres Wohnortes haben. Ahn-lich wie bei der O. triglavensis. Der Unguis ist etwas nach innen, der Unguiculus sch\vach nach auBen gekriimmt (Abb. 23). Ko : Ku : Kh = 14'5 : 1F5 : 13. (Mittel-\verte einer Serie). Durchschnittlich betriigt die Liinge des Unguiculus etwa achl Zehntel der Unguislange (Abb. 1). Das tibiotarsale Keulenhaar ist gewohnlich ein wenig groBer als der Unguiculus. Jedenfalls ist eine fluktuierende, obwohl nicht groBe Variabilitat dieser Organe den Serienzahlen zu entnehmen. Konstanter ist das Verhaltnis des Abstandes des ersten Zahn-paares von der Basis zur Unguislange. 1 Zp : Ko = 8 : 14‘5. (Mittel-werte). Die Entfernung des Proximalzahnpaares von der Basis betragt groBtenteils etwas mehr als die Halfte der Unguislange. Diese Entfernung bleibt in allen diesbeziiglichen Relationen bei dieser Form fiir alle bisherigen Fundorte ziemlich konstant. Ebenso konstant bleibt das Verhaltnis lZp:2Z:3Z:Ap = 8:11‘25:1287: : 14'5. Der zweite Zahn liegt in der Mitte zwischen dem Proximal-zahnpaar und dem Apex und der dritte Zahn in der Mitte zwischen dem, z\veiten und dem Apex. Beide Zahne sind klein und sehr gut sichtbar. Wenig fluktuierend ist auch das Verhaltnis Az : Ku = 8’5 : 11'5. Der AuBenzahn des Unguiculus liegt etwa an der Grenze zwischen dem dritten und vierten Viertel der Unguiculuslange (Abb. 23 u. 1). Die Pseudonychien sind ziemlich stark und erreichen beinahe den Basisabstand des Proximalzahnpaares (lZp:Ps = 10:9, 10 : 8’5, 10 : 9*5). Die Furca ist schlank. Ma: De : Mu = 25 83: 38:1. Das Re-tinaculum besitzt an der oralen Seite eine gekrummte, bewimperte Boršte. Der Ventraltubus ist stark ausgebildet. Seine Behaarung besteht aus einigen, die Halfte seiner gesamten Lange einnehmen-den, herabhangenden, bewimperten Borsten. Distal sind unter den spitzen, bewimperten Borsten auch ahnliche Spitzborsten, die aber kahl sind. Diagnose. L. bis 3'53 mm. Ant. langer als die Korperhalfte. Das 3. und 4. Ommatidium (caudahvarts) der medialen Ocellenreihe ca. drei-mal kleiner als die iibrigen. Ku et\va z\vei Zehntel kiirzer als Ko, Kh kaum et\vas langer als Ku. Abstand des 1 Zp von der Basis groBer als die Halfte des Ko. Der 2 Z in der Mitte zwischen 1 Zp und Ap, der 3 Z in der Mitte z\vischen 2 Z und Ap. Az an der Grenze des dritten und vierten Viertels des Ku distalwarts. Grund-farbe gelblich bis braunlichgelb. Dunkel-violette Flecke in unregel-maBigen Querbinden geordnet. Th. II, III und Abd. I je eine, aus longitudinalen Flecken zusammengesetzte breite Querbinde, Th. III lateral mit grundfarbenem Fleck. Abd. II—V je zwei unregelmaBig konturierte Querbinden; hintere breiter. Laterales kleines Fleck-chen ain Abd. VI. Ant. II—VI grundfarben; I lateral dunklen Fleck. Furca, Fulie (Coxe auBen gefleckt) grundfarben, sonst ohne dunkles Pigment. Ant. (auBer I) grundfarben, sonst ohne dunkles Abb. 21—23. Orchesella diversicincla nov. sp. — 21. Rechter Ommen-fleck. Der Pfeil = rostromedial. 342 X. — 22. Ant. I. und II. Pigment. 190 X. - 23. Klaue, halb zusammengelegt. 720 X. Pigment. Ohne mediane Riickenlinie. Behaarung des Kopfes, Tho-rax und Abdomens dicht, kurz; FiiBe, Furca auch langere allsei-tig bevvimperte Borsten. Verivandtschaft. Die Schneefelder des Triglav sind ihre Heimat. Andersvvo habe ich die O. diversicincta bis jetzt noch nicht gefunden. Die Moglichkeit besteht aber trotzdem, da ich noch nicht das gesamte, von mir gesammelte Material unserer O s t j u 1 i e r durchge-arbeitet habe. Dieselbe okologische Grundlage dieser Schneefelder beherrscht auch den Hauptbesiedlungsbereich der O. triglavensis. Die Fund-orte beider Formen in diesem Biotop sind gar nicht weit entfernt (Triglavski dom - Kredarica und Triglavfirn, bis zur Staničeva koča). Gleicher Umformungsreiz oder gleichartiger Reizmangel und die Selektion haben vielleicht die beinahe parallele Ent\vicklung der pigmentahnlichen und teils auch ornamentahn-lichen Formen zustande gebracht (Abb. 14 u. 20), wahrend der konstantere morphologische Bau, besonders einzelner FuBelemente, aber auch anderer Organe in seinen Proportionen verschieden ge-blieben ist (Abb. 1, 17, 23). Also keine Artverwandtschaft, was nur auf Grund der Farben- und Zeichnungseinteilung moglich ware. Mehr dariiber im Kapitel iiber die Vervvandtschaft bei der O. triglavensis. Mit Riicksicht auf die U z e 1‘sche (1891) und Handschin-sche (1929) Diagnose von O. alticola und die LatzeTsche (1917) von O. alpigena zeigt die O. diversicincta, besonders in der Pig-mentverteilung, manche Ahnlichkeit mit diesen Formen. Eine O. alticola oder O. alpigena habe ich in meinem Orchesellenmate-rial bis jetzt noch nicht angetroffen. Leider beschrankt sich L a t z e 1 vorwiegend auf die Pigment-verteilung als taxonomisches Merkmal. iiber den Bau des FuBes etc. erfahren \vir bei ihm nichts. Nach den Angaben iiber die Korperlange (2'5 — 3 mm) ist die O. diversicincta (2'9 — 3'93 mm) groBer. Auch die Antennenliinge unserer Form (drei Viertel der gesamten Korperlange) ist betriichtlicher als die der O. alpigena (z\vei Drittel der Korperlange). Ob die O. alpigena eine vicari-ierende Form der O. alticola, wie L a t z e 1 meinte, oder vielleicht die O. diversicincta eine geographische Rasse des fraglichen O. al-/;i\/e/ia-Rassenkreises sein konnte, wird erst nach der Verifikation der O. alpigena zu entscheiden sein. Die sctnveizerischen Biotope der O. alticola (H a n d s c h i n 1919, 1924) ahneln auBerordentlich dem Biotope der O. diversicincta. Auch die Pigmentkonliguration erinnert an letztere. Neben anderen Farbenmerkmalen fehlen der O. diversicincta auch die A-formigen Zeichnungen der O. alticola auf Th. II und III. Auch die mediane »mehr oder weniger unterbrochene Riickenlinie« (Handschin 1929) fehlt ihr, wie auch ihren zeitlichen Varianten, »pallida« bis »obscura«. Dies ist aber auch der Fali bei ganz dunklen oder ganz hellen Formen der O. alticola (Handschin 1929). Die pigmentlosen, nur grundfarbenen Antennen von II—VI, ausgenommen die seltenen Falle des proximalen Lateralfleckchens der Ant. II, sind auch vollkommen verschieden von denen der O. alticola. In der Grolie sind beide Formen ziemlich gleich, nach U z e 1 ist die O. alticola sogar groBer, sie divergieren aber im Bau der Klauen. Der Basisabstand des Proximalzahnpaares der O. alticola betragt ein gutes Drittel, der O. diversicincta eine gute Halfte der Unguislange. Der Basisabstand des AuBenzahnes des Ungui-culus betragt bei der O. alticola nach der U z e 1‘schen Zeichnung ca. zwei Drittel, nach S c h a f f e r‘schem Verhaltnis 1 : 0'38, um-gerechnet in das unsrige Az: Ku = 1 : 0'62, beinahe auch zwei Drittel; bei der O. diversicincta aber drei Viertel der Unguiculus-lange. Die O. diversicincta nimmt in Bezug auf die Langen, bzw. Basisabstande der Az, Ku und 1 Zp, gegeniiber anderen, hier be-sprochenen Orchesellenarten, iiberhaupt eine ganz besondere Stel-lung ein (Abb. 1). Wie die Verhaltnisse Ko : Ku : Kh bei der O. alticola geartet sind, kann man tur Ko : Ku aus den Beschreibungen und Diagnosen bei U z e 1 und bei anderen Autoren nichts erfahren. Die U z e I‘sche Abbildung geniigt dazu nicht. Fiir Ko : Kh (Unguis-dorsalkante) gibt Schaffer das Verhaltnis 1 ; 0'9 ca. an, fiir die O. diversicincta haben wir (Ventralkante) 1 : 0‘896 bekommen. Die Kantendifferenz mitgerechnet, sind die Keulenhaarlangen der O. alticola und O. diversicincta ziemlich verschieden. Doch ist diese Differenz taxonomisch vvegen ihrer Inkonstanz nicht wesentlich. Die Pseudonychien hat U z e 1 nicht gezeichnet und auch keine gemessen. Im Ganzen genommen, ist eine morphologische Crberein-stimmung in konstanten, \vesentlichen taxonomischen Merkmalen z\vischen O. alticola und O. diversicincta nicht vorhanden. Die Arten O. alticola und O. diversicincta konnen demnach selbstiindig nebeneinander bestehen, obwohl relativ vieles der einen Form an die andere erinnert. VVerden aber einmal geographisch-morphologische Obergangsformen zvvischen beiden gefunden und beschrieben vverden, dann \vird selbstverstiindlich ein anderes Ka-tegorisieren beider Formen notvvendig sein. Die O. diversicincta hat beinahe denselben Basisabstand des Proximalzahnpaares mit der O. bifasciata Nicolet, O. cajnllata nov. spec. und O. annulicornis Mills, sonst ist sie aber in sehr vielen \vesentlichen Merkmalen von ihnen verschieden. Fundort und Okologisches. Triglav, J u g o s 1 a w i s c h e Ostjulier. Kredarica, ca. 2430 m, Schneefelder iiber dem Triglavfirn. Auf Felsen (Dolomit), unter groBeren Steinen, zvvischen nicht allzu grobem Gebirgs- schutt (Dolomit), vermischt mit Sand und organischem Detritus. In unmittelbarer Nahe und auch unter dem Schnee. An sonnigen Tagen viele Tiere auf der Oberflache herumkriechend. Konstante Feuchtigkeit. In der Nahe keine, sehr selten nur sparliche Vegeta-tion. Exposition nordlich. Massenhaftes Vorkommen dieser Formen. 2. VIII. 1934, zwischen 5 — 6 Uhr nachmittags, +7° Celsius, sonnig, Nordostwind. Leg. Kos F. Orchesella prisojnikiana nov. sp. Abb. 1, 24, 25, 26, 27. Au/iere Morphologie. Die Korperlangen der untersuchten Tiere bewegen sich zwischen 2‘66—3’8 mm. Jiingere Exemplare mit nur einigen Hautungen er-reichen kaum 1'4, 1'6 etc. mm. Die Korperform bietet nichts auBer-ordentliches (Abb. 24). Abd. III: IV = 1 : 1'38. Ant. : Korper = 291 : 41'5. Die Antenne ist also langer als die Korperhiilfte. Ant. : Kopfdiag. = 3'22 : 1. Ant. I : II : III: IV : V : VI = 4 : 20 : 5 : 21 : 31 : 36. Alle Zahlen sind Mittelwerte. Die schwarzen Ommenflecke sind langlich, unregelmaBig, auf der hinteren Seite rechteckig zulaufend (Abb. 27). Von den rund-lichen Ommatidien sind sechs beinahe gleich grofi, z\vei kleiner. Diese zwei befinden sich vorne und an der auBeren Seite des Ommenfleckes. Die sogenannten kleineren »Proximalommatidien« der Literatur miiBte man in diesem Falle rostrolaterale Ommatidien nennen. Die Bothriotrichen sind lang und ihre Zahl an einzelnen in Betracht kommenden Abdominalsegmenten bei verschiedenen Tie-ren verschieden. Sonst ist die Behaarung dieser Form ziemlich schvvach. Keine nennenswerte Mahne existiert auf dem Kopfe und den Thorakalsegmenten. Haare und Borsten sind bewimpert wie bei der O. triglavensis, nur sind sie kiirzer. Dies sieht man beson-ders gut auf Abd. V und VI und aueh auf dem Manubrium (Abb. 26). Pro gleiche Flache ist ihre Zahl viel kleiner als bei der O. triglavensis. Die tibiotarsalen, starken Borsten sind vorhanden, aber viel kiirzer als bei der triglavensis. Sie sind auch auf dem I. und II. und nicht nur auf dem dritten FuBpaar vorhanden. Man konnte sagen, daB die FiiBe, bei den Coxen angefangen, noch am meisten beborstet sind. Auch die Antennen sind ziemlich gut behaart. Etwas langere, allseitig bewimperte Borsten tragt nur das distale Ende der Ant. II. Wie bei der O. triglavensis ahmen die in Quirlen ge-stellten Haare der Ant. VI eine leichte Bingelung dieses Gliedes nach. Auch die Furca ist ziemlich gut behaart, ebenso wie die FiiBe und die Antennen im Vergleich zum Korper. Die be\vimperten di-stalen Spitzborsten des Dens sind ziemlich lang, doch den Mucro iiberragen sie nicht. Der Korper ausgewachsener Tiere ist ganz dottergelb. Auch die FiiBe, die Furca, der Ventraltubus und das Retinaculum, so auch die Antennen sind von dieser Farbe und absolut ohne dunkles Pigment (Abb. 24). Nur der Kopf hat zwischen den Ommenflecken um den Frontalocellus herum einen kleinen dunkelblauen rundli-chen oder eckig-ovalen Fleck. Bei jiingeren Tieren ist er mit zwei ganz feinen Konnektiven mit beiden Ommenflecken in Verbindung. Bei den Tieren aber, die mehrere Hiiutungen hinter sich haben, sind diese Konnektive nicht mehr zu sehen. Nur bei jiingeren Tieren, deren Grolie noch nicht et\va 2'8 mm iiberschritten hat, haben die Coxen und die Ventralseite des Abdomens schwach blau-violette Pigmentierung. r\ Abb. 24. Orchesella prisojnikiana nov. sp. Die Korperhaare nicht ge- zeichnet. 19 X. Die Klauen der O. prisojnikiana sind plump und iiber dem niedrigen Praetarsus verdickt (Abb. 25). Der Basisabstand des Un-guiculus betriigt etwas mehr als zvvei Drittel des Unguis (Ko : Ku : Kh = 13:9:12). Das Keulenhaar, dessen spatelformiges Ende nicht breit ist, erreicht beinahe die Unguislange. Das Proximalzahn-paar erreicht nicht ganz die Unguishalfte (Abb. 1) (1 Zp : Ko = 6: 13) und ist ziemlich stark. Der z\veite Zahn liegt nicht in der Mitte zvvischen 1 Zp und Ap, sondern ist — wie bei der O. trigla-vensis — et\vas distahvarts verschoben. Auch der dritte Zahn liegt nicht in der Mitte z\vischen dem 2 Z und Ap, sondern ist dem 2 Z naher geriickt als dem Apex (1 Zp : 2 Z : 3 Z : Ap = 6 : 10'4 : 11'3 : 13). Die splitterformigen Distalzahne der prisojnikiana entsprechen in ihrer Form keinen friiher bekannten distalen Orchesellen-Vn-guiszahnen und erinnern in ihrem Bau und ihrer Insertion an O. tric/lavensis. Auch liegen sie nicht in der Mitte, sondern sind sogar ziemlich gegen den Apex hin verschoben. Ihre GroBe ist verschie-den. Der 2 Z erlangt kaum die Halfte des 3 Z. Auch verlaufen sie nicht parallel zur Ventralkante, sondern biegen bogenartig in einem Winkel von ihr gegen den Unguiculus zu ab (Fig. 25). Der Basisabstand des Aulienzahnes (Az : Ku = 6:9) betragt zwei Drittel der Unguislange. Die beiden Kanten, auliere und innere, laufen bei diesem Zahne spitzbogenformig gegen die Mitte zusammen. Die 1 Zp und Az sind bei der O. prisojnikiana voll-kommen gleich lang (Abb. 1). Diesbeziiglich ist dies der einzige Fali unter allen hier besprochenen Orchesellen. Die Pseudonychien gleichen in ihrer Lange dem Basisabstande des Proximalzahnpaares, sind gut sichtbar und doch nicht zu sehr abstehend. Die Furca ist schlank gebaut. Ma : De : Mu = 25:39:1. Der Mucro zeigt keine Besonderheiten, ebenso nicht der Ventraltubus und das Retinaculum. Diagnose. L. bis 3'8 mm. Ant. Ianger als die Korperhalfte. Z\vei rostro-laterale Ommatidien kleiner als die iibrigen. Ku etwas mehr als z\vei Drittel des Ko. Kh etvvas kiirzer als Ko. 1 Zp nicht ganz die Ko Mitte erreichend. 2 Z nicht in der Mitte zwischen 1 Zp und Ap, etwas distalwiirts verschoben. 3 Z beinahe mitten zwischen 2 Z und Ap, doch mehr gegen 2 Z geriickt. Der 2 Z und 3 Z splitterformig, in der GroBe verschieden. Beide verlaufen nicht parallel mit der Ventralkante, hiegen bogenartig, im Winkel, von der Ventralkante ab. Lange des groBten 3 Z ca. ein Funftel des Ko. Az etwa zwei Drittel von Ku. Grundfarbe dottergelb. Zvvischen Ommen ein irre-gularer Pigmentfleck. Sonst auf dem ganzen Tier kein dunkles Pigment. Behaarung kurz und schvvach. Keine Mahne. FiiBe und Antennen starker behaart. V erivandtschaft. Die okologischen Bedingungen der O. prisoj nikiana sind mit jenen der O. triglavensis und O. diversicincta, mit Riicksicht auf das vceitere Biotop (Grenzgebiete der subnivalen und nivalen Zone, speziell fiir den Triglav) zwar ziemlich gleich, unterscheiden sich aber in Bezug auf das engere Biotop dieser Form. Die trockene, vegetationsarme, noch ofters vegetationslose unmittelbare Umwelt mit allen ihren Folgeerscheinungen auf die Tierwelt auBert sich sehr klar in der Farbung, aber vielleicht auch in anderen morpho-logischen Charakteren dieser Tiere. Nach der Farbe allein zu urteilen, \viirde man die beschrie-bene O. prisojnikiana zu einer »pallida« Aberration irgendeiner Art hinstellen konnen. Es gibt ja fiir »pallida« Aberrationen so viele Gradationen, bis zur vollkommenen Pigmentlosigkeit. Wenn wir uns zum Klauenbau dieses Tieres wenden, so iiber-rascht uns sofort die Ahnlichkeit dieser Form in Bau und Vertei-lung der distalen zwei Zahne der Unguisventralkante mit jenen der O. triglavensis. Das Verhaltnis des Az : Ku ist beinahe das gleiche (Abb. 1). Verschieden ist aber das Verhaltnis des 1 Zp : Ko. Der Basisabstand des 1 Zp der O. triglavensis betriigt nicht einmal cin Drittel der Unguislange, jener der prisojnikianu beinahe eine Un-guishalfte. Auch der Bau der zwei, Distalzahne beider Arten ist nicht gleich, \vahrend ihre Verteilung ahnlich ist. Diese Klauen-merkmale sind sehr konstant. Ebenso verschieden ist auch der plumpe Unguis der prisojnikiana im Vergleich zum schlanken der triylavensis. Der Unguiculus der prisojnikiana endet in einem spitzen, gotischen Bogen, jener der triglavensis ist auf der AuBen-seite, vom Apex an bis zum AuBenzahn, gerade und \vie abge-schnitten. Man kann die prisojnikiana nicht zum Klauentypus der O. triglavensis rechnen. Gegen eine nahere Verwandtschaft spre-chen auch andere Merkinale. MaximalgroBe der O. prisojnikiana ist 3'8 mm, der triglavensis 3'3 mm. Das Abdomen IV im Verhaitnis zu Abd. III der prisojnikiana ist kiirzer als das der triglavensis. Ant. im Verhaitnis zur Kopfdiagonale liinger, der Kopf selbst klei-ner, Ant. im Verhaitnis zu Korperliinge kiirzer als bei der O. triglavensis. Beide Arten, O. triglavensis und O. prisojnikiana leben, spe-ziell die Triglavfunde beriicksichtigend, in einem gleichen, gemein-samen, \veiteren Biotop. In Bezug auf die Uimveltfaktoren ihrer Fundstellen, auf ihr Mikroklima sind aber ihre Existenzbedingun- Abb. 25—27. Orchesella prisojnikiana nov. sp. — 25. Klaue. 696 X. — 26. Abdomen V, VI und Manubrium. Die Behaarung. 45 X. — 27. Rechter Prisojnik Orchesella Ommenfleck. Der Pfeil = rostromedial. 269 X. gen grundverschieden. Die stark dunkel pigrhentierte, von keinen »pa/Z/da«-Varianten begleitete O. triglavensis lebt in einer nordlich gelegenen, standig feuchten und gleichmaBig kalten Urmvelt. Die helle, nur in der Jugend und sogar damals nur an einigen Stellen kaum blau angehauchte, sonst von gar keinen, etvvas dunkel pig-mentierten Varianten begleitete O. prisojnikiana bevorzugt trocke-ne, ostlich gelegene, dem Wind, der Insolationswarme und auBer-ordentlich groBen Temperaturschvvankungen ausgesetzte Wohn-orte. Diese standige okologische Verschiedenheit hat \vahrschein-lich starke physiologische Ungleichheiten beider Formen zur Folge, die, \vie wir gesehen haben, auch morphologisch genug zum Aus-druck kommen. Was die Verhaltnisse Az : Ku, 1 Zp : Ko und Ku : Ko der O. prisojnikiana im Vergleich mit anderen hier besprochenen Or-chesellen anbelangt, so nahern sie sich am meisten noch jenen der O. capillata (Abb. 1). In Betracht kommen nicht die Distalzahne, welche fiir die O. prisojnikiana spezifisch sind. Fundorte und okologisches. Alle Fundorte befinden sich in den J u g o s 1 a w i s c h e n Ostjulischen Alpe n. P r i s o j n ik, Gipfel 2547 m. Trockener Sand, vermischt mit organischem Detritus. Keine Vegetation und keine Feuchtigkeits-quelle in der Nahe. Exposition ostlich. Mehrere O. prisojnikiana beisammen. — 28. VII. 1934, 12 Uhr Mittags, sehr \vindig, Nebel. Leg. Kos F. Mali Triglav, bald nach der Eintrittsstelle in die Wand, ca. 2580 m. Trockener, grober Gebirgsschutt, vermischt mit etvvas Sand und organischem Detritus. Keine Vegetation und keine Feuchtigkeitsquelle in der Nahe. Ca. 20—40 m tiefer liegen die Tri-glavschneefelder. Exposition ostlich. Mehrere Formen beisammen. - 2. VIII. 1934, 7—8 Uhr vormittags, kalt, sonnig, nordostlicher Wind. Leg. Kos F. Mojstrovka, Gipfel 2332 m. Trockener Sand, vermischt mit organischem Detritus. Keine Feuchtigkeitsquelle in der Nahe. In nicht weiter Entfernung Vegetation. Terrain auBerordentlich trocken. Exposition ostlich. Nur einzelne Tiere vorhanden. — 3. IX. 1934, vormittags, Sonne. — Leg. H. Vertel. Orchesella capillata nov. spec. Abb. 1, 28—30. Au/.iere Morphologie. Die Korperlangen der untersuchten Tiere bevvegen sich zwi-schen 1'8—2'2 mm. Der Mittelvvert einer Serie betragt 1'963 mm. Es iiberwiegen demnach kleinere Tiere gegeniiber jenen der Maxi-malgroBe. Die Gestalt ist gedrungen, plump (Abb. 28). Abd. III: IV = 25 : 35 (1 : 1'4). Die Antennen sind nicht oder kaum so lang \vie die Halfte des Korpers. Ant.: Korper = 15 : 30, 14 : 31, 17 : 28, 18 : 28, 135 : 26, 16 : 30. Der MitteKvert solcher Ver-hiiltnisse betragt 1424: 28'88. Es iiberwiegen demnach Formen mit etwas kiirzeren Antennen, als die Korperhalfte des Tieres betragt. Ant. : Kopfdiag. = 57:29 (1'965:1); Antennen sind nicht zweimal langer als die Kopfdiagonale. Ant. I: II: III: IV : V : VI = 2 : 9 : 4 : 9 : 13 : 20. Die letzten z*wei Glieder sind ihrer Lange nach auBerordentlich verschieden. Abb. 28. Orchesella capillata nov. sp. 30 X. Jederseits befinden sich acht Ommatidien. Die dunklen Ommenflecke sind sehr dunkel, langlich, unregelmaBig, doch nach hinten in eine last rechtvvinkelige Ecke zulaufend. Die Ommatidien sind ungleich groB, die vorderen vier sind rundlich, die hinteren drei elliptisch. In der Mediane ist das eine kleine Ommatidium zwischen die vorderen zwei und das hintere Omma eingeschoben (Abb. 29). Die Behaarung der O. capillata ist ungewohnlich stark. AuBerst kriiftige Keulenborsten bilden auf dem Kopfscheitel, Th. II und III dorsal, teils auch lateral starke Mahnen. Ahnlich, doch nicht so dicht auch auf Abd. I und Abd. VI (Abb, 28). Das Langenver-haltnis der groBen Keulenborsten und der kleinen, teils gekriimm-ten, allseitig bewimperten Spitzborsten, die diffus und sehr dicht das ganze Tier bedecken, ist wie 11 : 1. In geringerer Zahl befinden sich Keulenborsten auch auf dem Manubrium. Kiirzere oder lan-gere Fiederborsten sind auf anderen Abdoininalsegmenten, dem Dens und den FiiBen vorhanden. Auch die Antennen zeigen eine auBerordentlich starke Behaarung. Die allseitig bewimperten Borst-chen der Ant. I—IV sind ungleich groB, doch einige darunter viel langer als andere ihrer Umgebung. Die starken, bewimperten Bor- sten des distalen Dens uberragen den Mucro nicht. Bothriotrichen sind wie gew6hnlich vorhanden. Die Zahl an einzelnen Abdominal-segmenten ist aber nicht konstant. Die Grundfarbe des Tieres ist hell schwefelgelb bis braun-gelb. Die braungefarbten Haare und Borsten dieser Orchesellen verleihen den Tieren ein gelbbraunes Aussehen. Auf dem Korper, den Kopt ausgenommen, ist gar kein dunkles Pigment und sind auch gar keine Flecke und Zeichnungen vorhanden (Abb. 28). Furca, FiiBe und Ventraltubus sind et\vas lichter als der Korper. Auch der Kopf hat dieselbe Grundfarbe, nur die Keulenborsten lassen ihn dunkelbraun erscheinen. Die lichtblaue, frontale Querbinde, die die schwarzen Ommenflecke mit dem eben-so dunklen Frontalocellus verbindet, bildet unter jedem Ommen-fleck eine kleine Schlinge mit einer lichten Stelle in der Mitte, die aber auch ab und zu fehlen kann. Die Farbe der Antennen entspricht jener des Korpers. Nur Ant. V, besonders aber Ant. VI haben distalwarts einen blaulichen Schimmer. Selten habe ich, bei jungeren Tieren, die Coxen, die Ventral-seite des Abdomens und die FiiBe leicht blaulich tingiert gefunden. Beide Klauen sind ziemlich schlank (Abb. 30). Das Proximal-zahnpaar ist nicht stark, doch eben so gut sichtbar wie die beiden Distalzahne. Ebenso der AuBenzahn des Unguiculus. Das tibiotar-sale Keulenhaar ist ziemlich stark, distahvarts gar nicht verbrei-tert, sondern am Ende nur et\vas gedreht. Die leichten Kriimmun-gen des Unguis nach innen und des Unguiculus nach auBen unter-scheiden sich nicht viel von jenen anderer Orchesellenklauen. Das Verhaltnis Ko : Ku : Kh = 14 : 10 : 13 aber auch 14 : 10 : 14, 14: 10: 14 2 etc. Der Mittehvert ergibt 14 35 : 10'25 : 14 54. Unguiculus betragt et\vas mehr als zwei Drittel des Unguis (Abb. 1). Bei sehr vielen untersuchten Tieren ist das Keulenhaar nicht gleich groB, sondern langer als der Unguis. Wahrend im Verhaltnis Ko : Ku Fluktuationen vorkommen, die kaum bemerkbar sind und gevvohnlich zu kcinen groBen Differenzen fiihren, fand ich die Pro-portion Ko : Kh immer sehr labil, und zwar, wie schon vviederholt erwahnt, bei allen bis jetzt von mir untersuchten Orchesellen. Aus dem Grunde kann man dem tibiotarsalen Keulenhaar, bezw. dem Verhaltnis Ko : Kh keine entscheidende taxonomische Bedeutung beimessen. Trotzdem kann aber dieses Verhaltnis eben bei der O. ccijnllata bis zu einer ge\vissen Grenze beim Diagnostizieren noch einige Hilfsdienste leisten. Der Abstand des Proximalzahnpaares ist sehr groB und betragt etwas mehr als die Halfte des Unguis (1 Zp : Ko = 7'5 : 14). Nur noch die O. tric/lavensis hat einen et\vas groBeren Abstand (Abb. 1). Der z\veite Zahn liegt in der Mitte zwischen 1 Zp und Apex, der dritte Zahn etwa in der Mitte z\vischen 2 Z und Apex (1 Zp : 2 Z : 3 Z : Ap = 7'5 : 10'75 : 1225 : 14). Alle Zahne sind »gesagt«, stark, der dritte ist der starkste. Der Basisabstand des ziemlich schmalen UnguiculusauBen-zahnes betragt etwa zwei Drittel der Unguislange (Az:Ku = 6‘5 : 10). Die schmalen Pseudonychien sind etvvas kiirzer als der Ab-stand des Proximalzahnpaares (1 Zp : Ps = 7 5:6). Der Pratarsus ist niedrig. Ma : De : Mu = 25 71 : 42'71: 1. Die Dentes sind ver-haltnismaBig lang. Der Ventraltubus und das Retinaculum sind wie bei anderen Orchesellen gestaltet. Diagnose. L. bis 2'2 mm. Ant. nicht oder selten kaum so lang \vie die Korperhalfte. Das kleine Omma medial zwischen andere eingescho-ben. Ku etwas mehr als zwei Drittel von Ko. Kh ca. die GroBe des Ko, oft langer. 1 Zp etwas mehr als die Hallte des Ko. 2 Z in der Mitte zwischen 1 Zp und Ap, 3 Z in der Mitte zwischen 2 Z und Ap. 2 Z und 3 Z ziemlich stark. Az etwa zwei Drittel des Ku. Grund-farben hell, schwelelgelb. Die Haare und Borsten gelbbraun. Z\vi-schen dunklen Ommenilecken dunkle Querbinde. Sonst auf dem ganzen Tier kein dunkles Pigment. Behaarung auBerordentlich stark. Kraftige Keulenborsten bilden die Mahne (starke, dorsale Keulenborstenbiischel des Kopfes, des Th. II und III). Einige auch an anderen Abdominalsegmenten und am Manubrium. V erivandtschaft. Die Antennenlange (so lang oder kiirzer als der halbe Korper), die Korperform und die Korperlange (2'2) der O. capillata drangen zu einem Vergleich dieser Form mit der diesbeziiglich ahnlichen O. bifasciata. Diese ist die einzige unter den bekannten Orchesellen-Arten, die mit so kurzen Antennen spezifisch charakterisiert ist. Die Dunkelpigment-Ornamentik, die als Haupteintcilungs-grund der Orchesellenarten galt, widerspricht einer vervvandschaft-lichen Zuteilung der pigmentlosen O. capillata zu einem \veiteren oder engeren Kreise der charakteristisch pigmentierten O. bifasciata. Wenden wir uns nun dem Klauenbau der Orchesellenarten zu und speziell dem der O. bifasciata. Da ich in meinem Apterygoten-materiale bis jetzt keine O. bifasciata fand, bin ich gezwungen, diesen Klauenbauvergleich der O. capillata mit der O. bifasciata nur auf Grund der ungeniigenden Literaturangaben liber letztere zu machen. Einige Liicken und Gegensiitze erschwerten diesbeziig-lich die Arbeit. Nicolet (1842) machte in seiner Originaldiagnose iiber-haupt keine Angaben liber den Klauenbau dieser Form. Uzel (1891), der sich mit den Unguiszahnverhaltnissen der O. bifasciata niiher beschaltigt hat, gibt fiir die Unguisbczahnung der O. bifasciata beinahe dieselben Verhaltnisse an, \vie ich sie fiir die O. capillata gefunden habe: 1 Zp erreicht nach Uzel bei der O. bifasciata die Halfte, bei der O. capillata etwas mehr als die Halfte der Ventralkantenlange. Die Verteilung der Distalzahne ist tur beide Forraen die gleiche. Uzel hat geschrieben, daB der Un-guiculus der O. bifasciata keinen AuBenzahn besitzt. Diese Be-hauptung beruhte wahrscheinlich nur auf einem ttbersehen, so z. B. wie die von Linnaniemi (1912) fiir die O. bifasciata, von der er behauptet, daB sie nur einen Zahn an der Oberklaue »etwa in der Mitte oder in der distalen Halfte« besitzt. L i n n a n i e m i’s »distale Halfte« steht vollkommen im Einklang mit dem Basis-abstand des O. capillata Proximalzahnpaares, welches auch etwas mehr als die Halfte des Unguis erreicht. Die S c h a f f e r’schen (1900) Messungen der Lange des Unguiculus und der Entfernung des AuBenzahnes von der Spitze, ergaben fiir die O. bifasciata nach seiner tabellarischen Ubersicht das Verhaltnis 1 : 0'38. In das von mir eingefuhrte Verhaltnis iibertragen, \viirde es heiBen Az : Ku = 0'62 : 1, d. h. der Basisabstand des UnguiculusauBenzahnes betragt nicht ganz zwei Drittel des Unguiculus. A g r e n’s (1903) Kontrollmessungen ergaben fiir dasselbe Verhaltnis der O. bifasciata 1 : 0'41 — 0'5. In den Zahlen 0'41 — 0'5 sind nach A g r e n die »Variationsextreme« eingerechnet. A g r e n’s Angaben wiirden, in unser Verhaltnis Az :Ku iibertragen, 0'50—0‘59 :1 heiBen, d. h. der Basisabstand des Az betragt die Halfte oder etwas mehr von der Unguiculuslange. Die Agre n’schen, fiir die O. bifasciata an-gefiihrten Verhaltnisse decken sich nicht mit den unsrigen, fiir O. capillata gevvonnenen, sind aber ihnen doch ziemlich nahe. Die Differenzen zwischen den S c h a f f e r’schen (1 : 0'8 ca.) und Agre n’schen (1:070 — 0'78) Verhaltnissen fiir die Lange des Unguis des dritten Beinpaares zur Lange des tibiotarsalen Keulenhaares und den diesbeziiglichen unsrigen fiir die O. capillata gewonnenen (1:0'769), sind gar nicht so groB. In Bezug auf die Art der Klauenmessung (Dorsal-, Ventralkante) miiBte die Differenz etwa 0’1 betragen. Wie ich aber schon friiher ervvahnte, fand ich dieses Ko:Kh Verhaltnis immer als sehr labil und taxonomisch nicht oder nur als nicht sicheres diagnostisches Hilfsmittel ver-vvendbar. Vielleicht ist an dieser Labilitat die Art der Messung des Keulenhaares schuld. Seine Lange vvird als gerade (Inssertionsstelle bis Apex) gemessen, obwohl es mit der fortschreitenden Vervven-dung (Beinstellung, H a n d s c h i n 1926) immer mehr gebogen vvird. Der Klauentypus der O. capillata ist demnach am meisten noch dem der O. bifasciata vervvandt. Antennen, Korperlange, Grund-farbe und teils auch Klauentypus der O. capillata sprechen fiir die nachste Verwandtschaft mit der O. bifasciata. Das Fehlen des Tho- racalpigments, d. h., fiir dic O. bifasciata spezifischen Querbinden, die Behaarung, die Art der Borsten und ihre Gruppierung, wie auch ihre Farbung, dann die vorhandenen, obwohl kleinen Diffe-renzen im Klauentypus, entfernen sie von der O. bifasciata Art. Interessant ist es, daB die O. capillata in ahnlichen weiteren und engeren Biotopen wie die O. bifasciata gefunden wurde. Fiir die Fundorte der O. bifasciata: Handschin 1919, 1929; Schott 1893; Carl 1899. 30 29 Abb. 29—30. Orchesella capillata nov. sp. — 29. Rechter Ommenfleck. Der Pfeil = rostromedial. 344 X. — 30. Klaue. 900 X. Ein eingehenderes Vergleichen beider Formen, auch von an-deren Gesichtspunkten aus, als den besprochenen, wird erst nach einer eingehenden, auBenmorphologischen Beschreibung der O. bifasciata moglich sein. Irgendwelche Gbergange zwischen beiden Arten, sei es als Varianten, Aberrationen oder als geographisch-morphologische Zwi-schenformen, habe ich nicht gefunden. Demnach kann also auch die O. capillata als selbstandige Art existieren. Werden einmal vicariierende, geographische und morphologische Gbergangsformen 1'estgestellt werden, so wird es vielleicht moglich sein, die O. capillata als geographische Rasse dem O. bifasciata-Rassenkreise an-zuschlieBen. Die S t a c h’sche (1923) O. leucocephala aus dem Virpazar hat in der Korper- und Antennenlange, so wie auch im Klauenbau, d. h. dem Verhaltnis 1 Zp : Ko \vie auch Ku: Ko, etwas verwandtes mit der O. capillata; sonst differiert sie aber von ihr sehr, auch in der Tinction. Ein Vergleich mit der O. capillata wird erst nach einer eingehenderen Beschreibung der O. leucocephala mogiich sein. Fundorte und Okologisches. Alle Fundorte befinden sich in den Jugoslawischen Ostjulischen Alpe n. T r i g 1 a v. Der Weg vom Triglavski dom zum Krma-sedlo, ca. 2450 m. Am Rande der ausgehobenen Steine, tief unter den Steinen, zwischen organischem Detritus, vermischt mit Schotter und Sand. Um die Steine herum und in der Nahe einzelner hoch-alpiner Rasenpolster '(Potentilla nitida, Cerastium carinthiacum etc.). In der Nahe keine Feuchtigkeitsquelle. Exposition siidostlich. Nicht viele Formen der O. capillata in der Biozonose. — 2. VIII. 1933, Vor- und Nachmittag, sehr kalt, nebelig, feucht und windig. Leg. Kos F. T i č a r i c a , ostlich vom fiinften und sechsten Triglav s e e, Gipfel 2091 m. Exposition ostlich. Unter und um die * Steine herum, zwischen Erde und Wurzelgeflecht. Steine umrandet von Grasrasen und Moos. Terrain mehr trocken als feucht. Sonst keine ergiebige Feuchtigkeitsquelle in der Nahe. Nur vereinzelte Tiere vorhanden. — 5. VIII. 1933, Vormittag, sonnig und warm. Leg. Kos F. Sleme, Bergriicken zwischen dem Planica- und Mala P i š e n c a t a 1, 1911 m. Unter und um die Steine herum, zwischen Erde, Moos und Wurzelgeflecht. Trockene Umgebung. Exposition nordostlich. Nur vereinzelte Tiere. — 26. VIL 1934, 10—11 Uhr vor-mittags. Abwechselnd sonnig und wolkig. In der vergangenen Nacht hatte es geregnet. Sehr windig (Nordost). Die Lutt trocken. Leg. Kos F. Mali Triglav, ca. 2590 m. Tief unter grobem Gebirgs-schutt, zwischen Sand und organischem Detritus. Keine Vegetation in der Nahe. Der Boden maBig feucht. In den vergangenen Tagen und Nachten hatte es geregnet. Fiir diese hohe Stelle keine nahe Feuchtigkeitsquelle vorhanden, doch tiefer, nordostlich, standige Schneefelder. Exposition nordostlich. Nur einzelne Tiere in den Biozonosen. — 2. VIII. 1934, von 7—8 Uhr in der Friih, Temperatur sehr tief, sonnig, Nordostwind. Leg. Kos F. M ojstro v k a, Gipfel 2332 m. Trockener Sand, vermischt mit organischem Detritus. Etwas tiefer in der Nahe Grasrasen. Terrain trocken, keine Feuchtigkeitsquelle in der Nahe. Exposition ostlich. Nur vereinzelte Tiere vorkommend. — 3. IX. 1934, vor-mittags, sonnig. Leg. H. Vertel. Izvleček. Sistematska delitev plemena Orchesella v podrejene enote temelji v glavnem še vedno na pigmentaciji, t. j. večji ali manjši barvni nasičenosti in njeni konfiguraciji v ornamentu. Ta struktura pa je zelo nestalna ter zavisi delno od vpliva širšega biotopa, odnosno mikroklime bivališča, delno pa sta individualna in časovna (starostna) variabiliteta odločujoča činitelja. Trajnejša taksonomična osnova so drugi stalnejši morfološki znaki: zgrajenost krempeljcev in sorazmerja njih delov, oblika furke in dolžinska razmerja njenih delov, velikost in konfiguracija omatidijev na temni ocelarni ploskvi. Tudi dlakavost je smatrati v njenih posebnih tvorbah za važno taksonomično sredstvo. Dolžina živalskega telesa, dolžinska razmerja tipalčnih in zad-kovih členov III—IV so sicer važne diagnostične vrednote, vendar pogosto zavisne od prehrane, klime in živalskega razvojnega stadija. Relativno zanesljivost taksonomičnih vrednot pri plemenu Or-chesella je iskati le v kombinaciji morfoloških znakov z njih funkcionalno odvisnostjo od geografskih, individualnih in časovnih spremeni ji vostnih faktorjev. Razen oblike Orchesella cincta (L.) Lubbock, ki je bila najdena v velikanskih množinah na Dolenjskem, so vse v tej razpravi obdelane oblike iz jugoslovanskih vzhodnih Julijskih A 1 p. Orchesella villosa Linne je po tipu krempeljcev najbližja sorodnica vrste O. semitaeniata Latzel, ki je po publiciranju 1. 1917. šele sedaj overovljena. Vrsta Orchesella cincta (L.) Lubbock ima publiciranih zelo veliko število varietet, ki pa so glede nasičenosti pigmenta (od »pallida« do »obscura«) le produkt starostno časovne spremenljivosti. Podobno kakor časovna vpliva individualna variabilnost na fenotip individuov te vrste. Na osnovi istočasno in v istem biotopu zbranega gradiva sem ugotovil tri tipične smeri v ornamentiki te vrste: smer cincta-cincta, cincta-taeniata, cincta-arcaata. Te tri smeri pomenijo individualno, barvno nasičenost, od »pallida« do »obscura« pa časovno variabilnost te oblike. V ta okvir se dajo vnesti vse publicirane »varietates« te vrste. Nomen-klaturno teh varietet pri znanstvenem imenovanju ne bi smeli pisati na tretje mesto. To mesto naj bi bilo prihranjeno eventualnim geografskim rasam. Močno temno pigmentirani Orchesella triglavensis in O. diver-sicincta sta novi vrsti in do sedaj najdeni samo še na našem Triglav u. Nepigmentirana Orchesella prisojnikiana je tudi nova vrsta. Prvič sem jo našel na vrhu našega Prisojnika, pozneje pa tudi na Triglav u in na vrhu M o j s t r o v k e. O. triglavensis, O. diversicincta in O. prisojnikiana žive z ozirom na njih triglavska najdišča v enakem, skupnem, širšem biotopu. Z ozirom na okolje njih ožjega bivališča, na njih mikroklimo so pa življenjski pogoji prvih dveh vrst napram prisojnikiani zelo različni. Temno pigmentirani triglavensis in diversicincta živita v severnih legah, v stalno vlažnem in enakomerno mrzlem okolju (triglavska snežišča). Nepigmentirana prisojnikiana pa se nahaja v suhih, vzhodnih legah, ki so zelo izpostavljene vetrovom, insola-ciji in velikim toplotnim izpremembam. Ta stalna ekološka razlika je najbrž v funkcionalni zavisnosti s fiziološkimi neenakostmi obeh skupin, ki se izraža mogoče ravno v omenjeni morfološki različnosti. Tudi dlakasta, nepigmentirana Orchesella capillata je nova vrsta. Najdena je bila na T r i g 1 a v u in nekaterih drugih najdiščih naših Julijcev. Verzeichnis der zitierten Literatur: AGREN, H., Zur Kenntnis der Apterygoten-Fauna Siid-S c h w e d e n s. Stettiner Ent. Zeitsch., 64. Jhg. p. 113—176. 1903. BoRNER, C., Zur Kenntnis der Apterygoten-Fauna von Bremen und der Nachbardistrikte. Abhandl. 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