Zur Verwendung von Bilsenkraut und Hundspetersilie im Kultus - ein linguistischer Exkurs Bernd Gliwa The article discusses plant names of henbane and fool's parsley. A use of them in the cultus of a certain light or heaven god in various Indo-European peoples is suggested. The main property of both plants is the effect of widening the pupils, which results in dazzling. Die Namen des Bilsenkrauts 'Hyoscyamus niger L.' weisen in einer Reihe von Sprachen zweifellos wurzelverwandte Namen auf: ahd. bilisa, bilina, ags. beolene, belene, adän. bylne, bulnurt, gall. ßsXsviov, katal. beleño, russ. belena, cech. blín, blén usw. (Marzell 2000: II 927, IEW: 120). Während man sich in der Zusammengehörigkeit dieser Namen und einer Rekonstruktion idg. *bhel- '?' einig ist, herrscht Uneinigkeit in der semantischen Interpretation der Sachlage. Mindestens vier deutlich getrennte Versionen kann man unterscheiden. (1) Seebold erwägt eine Zugehörigkeit zu idg. *bhel- 'Wulst', wegen der (ballförmigen) Samentaschen (Kluge 1999: 111). (2) Pokorny (IEW: 120) schreibt, dass idg. *bhel- in Bezeichnungen des Bilsenkrautes wohl mit idg. *bhel- 'glänzend, weiß' identisch sei, ohne das jedoch zu begründen; implizit scheint die Nähe der Pflanze zu den Gottheiten Apollon und gall. Belenos dafür ausschlaggebend, insbesondere weil unsere Pflanze auch Apollinaris genannt wurde (von Plinius, Dioskurides) (vgl. Marzell 2000: II 926). Ähnlich positioniert sich Krahe (1969: 135), allerdings scheint er wegen der Zuordnung zu idg. *bhel- 'blass, weiß' eher die Blüten- oder Blattfarbe als Motivation anzusehen. (3) Auf Versuche, eine Grundbedeutung *bhel- 'magische Kraft' zu rekonstruieren, weisen Marzell (2000: II 927) und Rätsch (1998: 278) hin, unter Verweis auf die Verwendung der Pflanze als psychoaktive Substanz und Verwendung im Orakel zu Delphi, im Kult des gall. Belenos usw. (4) Die psychoaktive Wirkung als Tollkraut nimmt ESSJ (I 187) als Ausgangspunkt: „Hyoscyamus ist eine extrem giftige Pflanze, eine starke Vergiftung führt zu Halluzinationen und Delirium" und setzt eine Grundbedeutung 'reden, schreien, toben' an, ähnlich den von Pokorny (IEW: 123) im Lemma 6. *bhel- 'schallen, reden, brüllen, bellen' zusam-mengefassten Daten. Marzell (2000: II 927) ist daher skeptisch: „ob die zugrunde liegende Wurzel identisch ist mit *bhel- 'weiß' [...], mit *bhel- 'magische Kraft' oder mit *bhel- 'schwellen, aufblasen, blühen' lässt sich nicht entscheiden." In dieser vertrackten Lage möchte ich die baltischen Namen der Pflanze in die Diskussion einbringen. Zunächst, und das kann man aus dem Fehlen entsprechender Lexeme in einschlägigen Listen ersehen, erscheint es offensichtlich, dass die balt. Sprachen keinen verwandten Terminus aufweisen, jedenfalls keinen wurzelverwandten. Das schließt aber nicht aus, dass es nicht einen semasiologisch entsprechenden Terminus geben könnte. Die aus der Literatur zu entnehmenden balt. Namen lauten: litauisch drignes (SD3: 432), juodöji drigne (BVZ: 159), drigne, drigne, drignis, drignäzole, drigniazole, drigniäzolynis, drignialape, drignes, drignius, dringe, dringialape, durnäzole, durne, dufnis (dufnas 'närrisch, dumm, toll'), durnes, miegäliai, miegäle, miegälis, miegäzole (mifgas 'Schlaf'), pometropes, dribinis, bleketas, lett. dridzenes, dridzi, dridzine, drigenes, drigene, drigine, drigele, corta palauka, jodene, labdarttes, melna drigene, traka gulbine, trakais racenis, trakuma zales, velna bulva, vermele (LBZ: 174; LKZ; EO: 89f.)1 u.ä. ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Altpreußische Namen sind nicht bekannt. Es überwiegen Namen mit der Wurzel drig-. Diese sollen zunächst etwas näher untersucht werden. Karulis (1992: 229f.) stellt lett. drigenes zur Wurzel idg. *der- 'reißen, rupfen, spalten' mit -gh- Erweiterung und motiviert das mit der Wirkung der Pflanze, die den Menschen toll macht - unter Verweis auf Benutzung im Badehaus (hierzu auch Jasiünaite 2000: 41, Rätsch 1998: 278). Fraenkel (LEW: 105) erwägt den Anschluss an lit. drugys 'Fieber, Schüttelfrost; Schmetterling, Falter, weitere Verwandtschaft mit drebeti 'zittern', und bringt den Namen des Bilsenkrauts dribinis ins Spiel, der diesen Zusammenhang unterstreichen soll2. Die Vergiftungssymptome werden so dargestellt: „(-)-Hyoscyamin in höheren Dosen führt zu Erregung, (Krämpfe, Halluzination), während (-)-Hyoscin schon im therapeutischen Bereich nur dämpfend wirkt (Dämmerschlaf). [...] Zunächst Erregung von Heiterkeit bis Tobsucht, Sinnestäuschungen, starke Hautrötung, heftiger Durst, meist Übelkeit und Erbrechen, weite Pupillen, Benommenheit, Kopfschmerzen, Schock, Schluck- und Sprechstörung, Herzrasen, zuletzt Bewusstlosigkeit und Atemlähmung" (Roth et al. 1994: 414). Die Symptome sprechen nicht für eine aus Schüttelfrost und Zittern motivierte Benennung, so dass diese Version nicht allzu überzeugend erscheint. Anstatt dribinis an drebeti anzuschließen, ist die Verbindung zunächst mit den primären Verben dribti 'hinfallen, stürzen; schwach werden'3, drebti 'Brei schütten, Mörtel anwerfen, schneien (feuchter Schnee), klecksen' zu suchen; ein semantischer Bezug wäre dann entweder zur Wirkung Fallen und Tobsucht (vgl. auch den Bilsenkrautnamen pömetrope „Fallsuchtrübe"). Oder, weniger wahrscheinlich, ein Vergleich mit dribsne 'Zapfen (Hopfen), Kätzchen (Blütenstand), Flocke' auf die Anordnung der Blüten bzw. Fruchttaschen in einer dichten Rispe. Diese Deutungen sind nicht zwingend, aber genügend um zu zeigen, dass dribinis und drebeti nicht unbedingt eng zusammengehören. Damit verliert auch der von Fraenkel vorgetragene Anschluss von drigne etc. an drugys 'Fieber, Schüttelfrost; 1 LB2 und EO führen alle Belege ohne Angabe der Intonation, BV2 hat ausschließlich normierenden Charakter mit überwiegend künstlichen binären Pflanzennamen. Teilweise sind die in LK2 angegebenen Betonungen spekulativ und beruhen auf Daten aus LB2, entweder direkt oder unter Vermittlung von ad hoc Daten aus Nd (Gliwa 2006: 11) - auf besonderen Wunsch der Herausgeber werden solche Betonungen hier trotzdem übernommen. 2 Vermutlich inspiriert von dem Prozess -bn- > -gn- im Litauischen, vgl. lit. dugnas 'Grund, Boden' : dubus 'tief, hohl' - womit allerdings der Vergleich mit drugys hinfällig wird. 3 Wieder mit einer unerwarteten Schwundstufe ri statt ir, wohl aus *drimba mit n-Infix aus *drnb- statt schwer auszusprechendem *drnb-. Ausgehend von dieser neuen Schwundstufe drimt, drimbä 'Faulpelz, Fettsack'eine „Dehnstufe" mit -y- < -in- in drybt, drybsöti 'faulenzen, herumhängen' und eine neue o Stufe draibstyti 'lungern, verleumden' draibstulioti 'in großen nassen Flocken schneien'. Zu Grunde liegt idg. *dhrebh- ,sich ausscheiden, sich niederschlagen, gerinnen' (LIV: 153). Das e in drebti ist sekundäre Dehnstufe aus dem Präteritum verallgemeinert oder aus -em- entstanden, vgl. drembti 'in großen nassen Flocken schneien; stampfen; beschmutzen; wachsen'. Schmetterling, Falter' an Stichhaltigkeit, der auch Smoczynskis (2006) Herleitung von drugys 'Fieber, Schüttelfrost' aus idg. *dhreugh- 'trügen, täuschen' (LIV: 157), wozu ved. drühyati 'fügt Schaden zu, entgegensteht. Pokorny (IEW: 258) stellt lit. drignes zu einem Paradigma *dheregh- „in Namen beerentragender strauchiger Pflanzen, bes. auch von solchen Dornsträuchern, woraus z.T. 'Dorn, bemerkt aber gleich „zweifelhafte Gleichung". Weiterhin heißen lit. drigna, drigne, drigne, drignis, dregne auch driugne, drike, dri-kas sowie digmas, digna, dignas, dignia, dignis 'Halo um Sonne oder Mond; Regenbogen', drignis 'trüb (Augen), verschwommen (Bild infolge schlechter, trüber Augen), drigniüotas 'von nachts sichtbaren, durchscheinenden dünnen Wolken' (LKZ: II 527, 708-711, 728). Fraenkel erwähnt einige dieser Wort zwar im Lemma drigne, scheint auch einer Verwandschaft mit den Pflanzennamen nicht abgeneigt, bleibt jedoch eine Erklärung schuldig, wie diese Worte mit der von ihm vorgeschlagen semasiologischen Beziehung zum Zittern in Zusammenhang zu bringen sind. Karaliünas (1999) führt das Ethnonym Dregovici auch Drugovic u.ä. auf eine (ost-) baltische Wurzel *drig-/drug- 'klar, deutlich, hell' zurück und zeigt andere lit. Wortpaare mit entsprechendem parallelen Wurzelvokalismus -i-/-u-: drigne/driugne 'Regenbogen, Halo', ciurstas/cirstas 'Bodensatz', pilvas/piulvas 'Bauch, sidäbras/sudäbras 'Silber'4. Unter Berücksichtigung des Vorkommens balt. Hydronyme im Allgemeinen und einiger Top-onyme (Dryga, Dregovice, Dregvice) im Speziellen, folgert er, dass es sich bei den Dregovici um Balten, die dann vom sl. Superstrat assimiliert wurden, gehandelt habe. Weiter erwägt er, ob möglicherweise die Landesbezeichnung Eenapycb, Weißrussland, lit. Baltaru-sija oder Gudija ausgehend vom Begriff 6enuü 'weiß' motiviert sein könnte, welches eine Übersetzung im Zuge der Slavisierung des balt. Substrates, des Ethnonyms drygi <*drigai (oder bereits mit sl. Suffix dregovici) darstellt. Ähnlich erklärt der Autor auch lit. gudat 'Weißrussen, welches als Übersetzung von balt. *drig-/drug- 'klar, deutlich, hell' in Anbetracht von lit. guda- 'klar, deutlich, hell; glänzend, transparent; grell wie die Mittagssonne' positioniert wird (Karaliünas 1999: 41-43). Karaliünas (1999) erwähnt die Formen ohne r: dignas, dignia, dignis 'Halo' nicht. Smoczynski (2003b: 15) behandelt nur digna, ohne die r-haltigen Formen zu nennen, und stellt es zu degti 'brennen, Dabei dürfte es sich eher um eine Vermischung handeln, wo unter dem Einfluss von degti aus drignis — dignis wurde. Im Falle des Regenbogens ist zudem Einfluss von dregnas 'feucht' wahrscheinlich. Die lit. und lett. Pflanznnamen zeigen auf drig-; bei dem u-Vokalismus dürfte es sich um eine Anomalie handeln. Man würde hier -sofern idg. Erbe vorliegt - eine Wurzel *d(h)reig(h)- 'hell, grell sein; schimmern' anzusetzen haben, wovon drig- die reguläre Schwundstufe wäre. Bei nicht ganz so regulärer Schwundstufe, wenn man nämlich mit -ri- statt -ir- < *-r- rechnet, insbesondere vor Konsonantenhäufungen (unwahrscheinlich angesichts der lettischen Formen), sind Wurzeln vom Typ *d(h)reg(h)- oder *d dz vor i oder e, vgl. lit. giesme : lett. dziesma 'Lied, Hymne' und anschließendem Ausfall des z wie bei lett. vidirksnes neben vidzirksne und vigrise 'Wiesenraute' (EO: 420) < balt. *vingirise. Wenn man also eine entsprechende Verwendung auch der Hundspetersilie in Erwägung zieht, fällt sofort deren d. Name Gleiße auf. In unmittelbarer Nachbarschaft zu Gleisner 'Heuchler' findet sich der wohl davon inspirierte Eintrag: „Vermutlich wegen der Ähnlichkeit dieser giftigen Pflanze mit dem Würzkraut Petersilie zu mhd. geltchse-nen 'es jmd. gleichtun, sich verstellen' mit stimmlosem Zischlaut aus der Einwirkung des geschwundenen -ch-" (Kluge 1999: 327). Anders Marzell (2000: I 135) „Offenbar wegen der im frischen Zustand stark glänzenden Blätter zu gleißen 'glänzen'". Gleißendes Licht ist aber in der Lichtintensität eine deutliche Steigerung gegenüber glänzenden Blättern und korrespondiert weit sinnvoller mit dem grellen Lichteindruck, denn man bei geweiteten Pupillen empfindet. Hinweisen möchte ich darauf, dass unter den alten botanischen Namen der Gleiße auch apollonia vorkommt, während alle anderen entsprechenden Namen auf andere Doldenblütler weisen: apium rusticum, daucus, cicuta minor, petroselinum ca-ninum etc. (Marzell 2000: I 135). Der botanische Name Aethusa leitet sich nach Genaust (1996: 43) von gr. aiGouaa 'die Leuchtende, Brennende' nach den unterseits stark glänzenden Laubblättern her. Auffällig ist, dass AiGouaa auch der Name einer Geliebten des Apollon ist (Grant, Hazel 1992: 31). Ein polnischer Name der Gleiße ist blekot (LBZ: 10, ESSJ: II 109). Dieser Name und verwandte Bezeichnungen (ukr. öneKomä, öneKom, russ. dial. öneKom, wruss. öneKam) benennen sonst das Bilsenkraut, seltener den Schierling 'Coni-um maculatum L.' oder Wasserschierling 'Cicuta virosa L.' (ESSJ: II 108-109). ESSJ stellt diese Bezeichnungen sl. *blekota, *blekotü, *blekü ebenfalls zur Wurzel idg. *bhel 'schreien, blöken' (II 109), wie es bereits für *belena 'Bilsenkraut u.a.' favorisiert worden war (ESSJ: I 187) und argumentiert, dass die in den selben Lemmata vorkommenden Bezeichnungen wie z.B. c. blekota 'Brummbär', slowen. blekotati 'stammeln, lallen', russ. önemue 'Blöken' primäre Bildungen wären, aus denen erst sekundäre Bildungen zu den Namen giftiger bzw. halluzinogener Pflanzen führten (ESSJ: II 108-109), anscheinend in der Annahme, dass der Genuss der Pflanzen sich in unverständlichen Lautäußerungen der Konsumenten niederschlagen kann. Der wesentliche Grund, warum die Autoren unzufrieden mit der, jedoch ausführlich diskutierten, Zuordnung der Pflanzennamen um sl. *belena zur Wurzel idg. *bhel- 'weiß' sind, liegt anscheinend in der unzureichend begründeten semantischen Benennungsmotivation nach den grauen Blättern (ESSJ: I 187 und Lit.). Die oben angenommene Verwendung der Pflanze in Ritualen, die zu geweiteten Pupillen und somit grellen Lichteindrücken führt, gibt eine wesentlich plausiblere Motivation und korrespondiert interessanterweise mit, ebenfalls im Lemma *belena behandelten, bulg. 6nm 'Traumbild, Wunschtraum', maked. (poet.) 6neH 'ds.' (ESSJ: I 185-186) - ebenfalls visuelle Erscheinungen. Es erscheint also sinnvoll, auch sl. *blekota, *blekott>, *blekt>, sofern sie das Bilsenkraut oder die Gleiße benennen zu idg. *bh(e)l- 'glänzend, weiß' zu stellen, bzw. zu Ableitungen davon. Pokorny bietet *bhleiku - 'glänzen' an, woran er auch russ. 6neKomt> 'Gleiße' anschließt. Mit dem selben Wurzelvokalismus sl. *blesm>(j)b, vgl. serb.-kr. 6necaH 'Trottel, Dummkopf', altpol. blesny 'wahnsinnig, toll', als Suffixbildung mit -m> zu idg. bhles- 'glänzen' (nur mit germ. Bsp. IEW: 158) angesehen (ESSJ: II 109-110). „Der Autor nimmt die Möglichkeit einer Verbindung zu den Bezeichnungen des Bilsenkrautes als gegeben an..." (ESSJ: II 110). Dem ist zuzustimmen. Allerdings sehe ich den Ausgangspunkt wiederum in der Lichtwirkung, hier kombiniert mit der halluzinogenen Wirkung, die zu wahnsinnigem, tollem Verhalten führt (Bilsenkraut) oder mit Krampfgiften die in Wüten und Toben resultieren (Wasserschierling) (vgl. Roth et al. 1994: 226). Dass c. blekota 'Brummbär', slowen. blekotati 'stammeln, lallen, russ. 6nemue 'Blöken' zur lautmalenden Wz. idg. *bhel- gehören, steht dem nicht entgegen, bei sl. *blekota handelt es sich wohl um ein heterogenes Lemma (ESSJ: II 108-109). Die Interferenz der Bedeutungen kann natürlich Einfluss auf das Verständnis der Pflanzennamen und somit auch auf die Übertragbarkeit der Namen auf andere Pflanzen gehabt haben. Der von ESSJ vermutete Zusammenhang mit Worten für 'toben, tollen, verrückt sein' ist natürlich nicht grundlos. Dass diese der Wirkung der Pflanze entsprechen, kann man aus einer ganzen Reihe von Redensarten ersehen, z.B. lit. Ko voliojes kai drignty apsiedgs? 'Warum wälzt du dich als hättest du Bilsenkraut gefressen?'(LKZ: XIX 932), drignes seti 'Bilsenkraut säen' = 'herumtollen' (LKZ: II 702), Girtas düksta kai drignty uzedgs 'der Betrunkene tobt wie mit Bilsenkraut vollgefressen' (II 813) oder bei Grimmelshausen im „Simplicissimus" (Buch 1, Kap. 32) „zuletzt dürmelten sie alle herum, als wenn sie Bilsensamen genossen hätten". Daneben erscheint in solchen Redensarten auch der Stechapfel 'Datura stramonium'. Ko düksti lyg durnaropty pririjgs 'Warum tobst du als hättest du Stechapfel verschlungen' (LKZ: II 813). Beiden Pflanzen, nämlich Bilsenkraut und Stechapfel, gemein sind Namen, die den Terminus durn- enthalten: durnäzole, dufne, dufnis für das Bilsenkraut und durnärope, durnädagilis, durnädagis, durnagalvis, durnagelis, durnarejus, durnäzole, durnes, durniukas, durcis für den Stechapfel (LBZ, LKZ). Lit. dufnas 'töricht, dumm' wird traditionell als Entlehnung aus einer Slavine angesehen (Skardzius 1931: 125, LEW: 113). Eine Begründung, warum es sich um ein Lehnwort handeln soll, fehlt. Implizit scheint dem die Annahme zugrunde zu liegen, dass erstens im Litauischen bzw. Baltischen die Wörter isoliert und nicht zu etymologisieren sind und zweitens in den benachbarten Slawinen passende Lehngeber vorhanden sind. Außerdem ist die Entlehnungsrichtung aus dem Sl. ins Baltische traditionell bevorzugt und wird mit einem gewissen Kulturtransfer verbunden; ob dufnas 'dumm' zu den kulturellen Wertschöpfungen gehört, die der Entlehnung bedürfen, sei dahingestellt. Mit gegenwärtigem lit. Jargon, in denen Flüche überwiegend dem Russischen entstammen, könnte man zwar vergleichen, jedoch handelt es sich hierbei nicht um einen Vorgang entsprechenden Alters. Unter vier hierhergehörigen Wörtern, die Skardzius als slawische Lehnwörter im Altlitauischen identifiziert: durnas 'töricht, närrisch, verrückt, schnöde', durnavoti 'rasen', durnysta (-yste) 'Wahnsinn, Rasen, Torheit, Narrheit', durnius 'Tor, Narr' (Skardzius 1931: 125), ist morphologisch nur durnavoti verdächtig, entweder tatsächlich als Entlehnung oder aber als Hybridbildung mit sl. Suffix. Die anderen Fälle zeigen morphologisch keine Auffälligkeiten, die eine Entlehnung fordern. Bei dieser Bilanz halte ich es für legitim, zu hinterfragen ob durnas tatsächlich sin-gulär im Balt. ist und weiterhin eine balt. Etymologie vorzuschlagen. Auch in diesem Fall ist natürlich die Bedeutungsnähe zu der sl. Sippe *dur- relevant. Betrachten wir daher deren Herkunft und die Frage welche Reflexe aus dieser Quelle im Litauischen zu erwarten sind. Pokorny (IEW: 261-267) listet idg. *dheu - 'wirbeln, stieben, rauchen...' mit einer Vielzahl von Wurzelerweiterungen, darunter auch -r- wozu russ. dypb 'Torheit' etc. Nicht anders stellt sich die Lage bei ESSJ (V 162) dar, nämlich sl. *dun < idg. *dhou-ro-. Soweit die nichtlaryngalistische Sicht. Viele der Formen die Pokorny hierherstellt (IEW: 261-267) werden von Smoczynski (2003b: 57-59) unter *dhueH2- 'Rauch machen' genannt mit Suffixen -mo-: dümai 'Rauch', vergleichbar mit ved. dhüma-, lat. fümus, aksl. dym-b, -lo-: dülis 'Gerät zum Einräuchern der Bienen'6. Ein r- haltiges Suffix wird nicht erwähnt - aber zweifellos kann man genauso -ro- ansetzen und erhält *dhuH-ro- > sl. *dyn und mit neuer Vollstufe *dhouH-ro- > sl. *dur®. Genauso wenig erscheint ein -k- Suffix. Solche werden ja dem Baltischen meist fern gehalten und als sl. Entlehnung erklärt, so etwa lit. dükas 'Gestank, Dunst; Atem' < wruss. dyx (Smoczynski 2006), in diesem Fall wegen des Zirkumflex'. Ob man dies von dükas ,Toben, Tollen; Tobender' nebst dükti 'dampfen, dünsten; zornig sein; toll werden; umherrennen, toben' auch sagen kann, ist indessen sehr fraglich. Entweder sollte man zu einem k- Suffix zu der Wurzel *dhueH2- 'Rauch machen' greifen, wie in lit. spekas 'Kraft' : speti 'schaffen, gelingen, taukas 'Fett' o-stufig zu idg *teuH2- 'schwellen, stark werden' oder nach dem Muster *dhuel- 'atmen, wehen, *dhues- 'atmen' noch *dhuek- 'dampfen, dünsten; stinken' ansetzen. Hierzu kämen dann dvökti 'stinken', dvökas, duökas 'Gestank, Dunst', dvoklä 'Trottel', daukla 'Trottel, Maulaffe'. Unklar ist der formale Zusammenhang zu sachlich nahe stehenden dvankas 'Schwüle, Hitze', dvana 'Gestank, Kohlengase', dauna 'Datura stramonium'. Die beiden letztgenannten Formen zeigen Übereinstimmung mit dvasiä 'Geist, Seele', dausos 'Jenseits' - wenn man ein häufig anzutreffendes no-Suffix zur vorgenannten Wurzel *dhueH2 annimmt. Weiter mit -s-: düsti 'ersticken, Mangel an Luft leiden, dvosti 'verrecken' zu dhues- 'atmen, Möglich ist auch Anschluss an idg. *dhuenH-'qualmen, rauchen' (LIV: 159), mit neuer Vollstufe I woher dauna als *'Räucherpflanze'. Zu *dhueH2- 'Rauch machen' gehört sachlich außerdem düiti (düja/dutsta/düja, düjo) 'neblig werden; benommen werden; tanzen, schnell laufen': dujä 'Nebel, Gas; leichte Erde; ein Tanz...'. Hier liegt jedoch Vermischung vor mit idg. *dheuH- 'rasch hin und her bewegen, schütteln' > lett. zauties 'klettern, tollen, laufen' und dessen Anit-Variante *dheu- Alternativ wird von Smoczynski (2006) auch eine Wurzel *dhuel- etwa 'atmen, wehen' als Parallelform zu *dhues- 'atmen' angesetzt, wozu insbesondere zahlreiche -k- Erweiterungen gehören dvelkti, dulketi, dülke, dulksnä. Die Zugehörigkeit von dülti, düla 'rauchen, dampfen', dü lis, dülia, düline, dülys 'Gerät der Imker, mit dem Bienen beräuchert werden' ist unsicher, da hier eigentlich eine Set -Wurzel *d(h)ulH- > dulti bzw. *d(h)uH-l- > dülis als Grundlage zu erwarten ist. Dann doch zu *dhuH2-lo-. Die Formen mit Zirkumflex sind mit Metatonie zu erklären dülis, dülius ,wer Bienen räuchert; Herumtreiber, Faulpelz', dülinti ,Bienen räuchern, rauchen'. Dabei kann dvoluoti unmittelbar auf *dhueH2l- > balt. *dval- deuten. unklar sind dvele 'Geist, Seele', dvelkti, dvelüoti 'wehen'. 'laufen, eilen' gebildet ausgehend vom Präsens *du-Ie- (Smoczynski 2003b: 115f.). Hierzu noch düojai 'Daunen', dvoti, dvoja 'Unsinn reden', düiti 'benommen werden' < dhueH2-i -. Angesichts dieser Befunde die semasiologisch 'Rauch' - 'Benommenheit' - 'Toben, Rennen, Tanzen' verbinden, scheint es möglich auch dümti ,heftig blasen, schwer atmen; schnell gehen' mit dümai ,Rauch' zu verbinden, und zwar als Bildung ausgehend von einer neuen Wurzel mit eingegliedertem m, welches ursprünglich aus dem nominalen Suffix -mo- stammte. LIV (153) stellt dümti < Präsens *dhmH- zu idg. *dhmeH- 'blasen', was aufgrund der guten Vergleichsmöglichkeiten eine plausible Alternative ist. Vgl. noch semasiologisch rükti (rüksta, rüko) 'rauchen, dampfen...' und 'schnell laufen, flüchten'. Nach dieser Übersicht kann man zur Herkunft von sl. *dun zurückkommen. Die Möglichkeit *dhouH-ro- war bereits erwähnt worden. Nach dem diskutierten Muster *dhuel-, *dhues-, *dhuek- wäre idg. *dhuer- denkbar, die vielleicht mit idg. *dhuer- 'beschädigen, verletzen' (LIV: 159f.) < *'durch Rauch, Gift beschädigen, beeinträchtigen zu identifizieren ist. Dann wäre der Vergleich mit ved. dhürvati 'beschädigt, verletzt' folgerichtig. Aus litauischer Sicht deutet auf eine Wurzel dieser Struktur dverä ,Trottel', formell vergleichbar mit dveslä, dveskä, dvesnä 'Aas, Klepper, Gerippe' - wobei die pejorative Bedeutung keine sichere Aussage über die Zugehörigkeit erlaubt. Weiterhin sind zu nennen: duoras 'dumm, benommen, töricht', duörti 'sich sorgen; verstört, schwach werden', duorä 'wer dumm, benommen ist' (LKZ: II 875). Nur einmalig belegtes dvorinti 'schlagen' gehört nur hierher wenn als Kausativ aus ^'benommen machen (durch Schlagen)' - aber sicher nicht zu dürti wegen Vollstufe II. Damit ist der Ansatz *dhueH2-ro- formal passender. Semantisch schlage ich vor 'Rauch machend' 'rauchend, inhalierend (Narkotika)' 'benommen, toll, verrückt sein'. Mit ü, aber unerwartetem Zirkumflex, lit. düras 'still, schüchtern' und auch apr. dürai 'scheu' - ebenfalls nicht zu dürti 'stechen...' wie Maziulis (1988: 240) und Urbutis (2000: 226-234) vorschlugen. Metatonie (bei suffixloser Bildung Adjektiv — Substantiv) zu erwarten ist indessen bei düras 'Dummheit', hier verwundert der aus Metatonie entstandene Zirkumflex nicht, sowenig wie bei dükas 'Toben, Tollen; Tobender, Gestank, Dunst; Atem' oder spekas 'Kraft' : speti. Was nun die Bildung von lit. dufnas, dufnius anbelangt, so hindert nichts hier ein *durinas anzusetzen - genauso wie velnias, velnius 'Teufel' aus alit. velinas 'Teufel' stammt und sernas 'Wildschwein' < *serinas 'Borstiges', tafnas 'Diener' < *tarunas (Smoczynski 2003a: 10) sulnys < sulinüs 'Brunnen' : sülas 'Bohle, Ständer'. Völlig entsprechend liegt ja auch pol. durny etc. ein sl. *durbm zugrunde (ESSJ: V 163). Alternativ wäre ein deverbales *dürinas 'rauchend' wie tükinas 'eilend', nüsinas 'tragend' (Gliwa 2003c) denkbar. Dass eine formell gleiche Bildung auf einer anderen Ablautstufe aufsetzt, spricht nicht gegen die Verwandschaft - alternative Ablautstufen mit gleicher Bedeutung sind innerhalb einer Sprache anzutreffen, um so mehr ist ein solches Verhalten im Vergleich zweier verschiedener Sprachen zu rechtfertigen. Die Schwundstufe idg. *dhuH-r- ergäbe sl. *dyr- ist aber im Sl. anscheinend nicht bezeugt. Das erwähnte *durinas/dürinas könnte identisch sein mit dürinis 'ein Tanz, wenn es sich um einen schnellen Tanz handelt. Auf eine eher ekstatische Bedeutung weisen diese Wörterbucheinträge Rasen - klejoti, durnüti neben alber - durnas (LEX). Im Litauischen weiter hierher 2dürti (-sta, -o) 'tollen, verrückt sein' (aus *dhurH- statt *dhuH-r-) auch mit Präfixen pa-, ap-, su-, von LKZ (II 916) als slawisch gekennzeichnet, durenti 'kräuseln': vejelis debeselius gainioja ir durena ezero pavirsj, düretas 'gesprenkelt (vom Pferd)' wohl kaum als *'gestichelt' zu 1dürti 'stechen, dürinti laut LKZ 'umherlaufen mit gesenktem Blick, wozu aber das Bsp. vyrai dürino laukan it musg kandg 'die Männer eilten hinaus wie eine Fliege gebissen habend' nicht so recht passen will. Musg kandg bezieht sich dabei nicht auf die Fliege, sondern den Fliegenpilz bzw. dessen Verzehr7, vgl. Ko stovi, kai musiamirty apsedgs? 'Was stehst du rum, als hättest du Fliegenpilze gefressen', Vaikstai, kaip musiomirty apsiedgs. 'Du gehst wie vollgefressen mit Fliegenpilzen', Dur-niuoji, kai musmirty apsiedgs 'Du tollst wie vollgefressen mit Fliegenpilzen' (LKZ: VIII). In gleichem Stil geht es weiter mit den Pflanzen: Girtas düksta kai drignty uzedgs. 'Der Betrunkene tobt wie mit Bilsenkraut vollgefressen.', Ko düksti lyg durnaroptypririjgs? 'Warum tobst du als hättest du Stechapfel verschlungen?', Nuo ty kanapty man galva dvoksta. 'Vom Hanf vernebelt sich mir der Kopf., Kalbi kaip durnagalvi apsivalggs. 'Du redest als hättest du reichlich Stechapfel gegessen.', Suesk grüdus durnadagilio, tuo padüksi. 'Friss die Samen vom Stechapfel, dann wirst du herumtollen.', Duok durnadagilio, tegul persi-unta, atsitaisys. 'Gib Stechapfel, soll er wüten, dann wird ihm besser.', Sukies kaip durnadagio atsigergs. 'Er (sie) dreht sich als hätte er (sie) Stechapfel zu sich genommen., Ar tu durnadagty uzsiedei, kad nerimsti? 'Hast du vom Stechapfel gefuttert, dass du nicht zur Ruhe kommst?, Laksto kaip durnaropes uzedgs. 'Er rast als hätte er Stechapfel gefressen.' (LKZ: II), Kartq ükininkas, uzvalggs durnaropiq, nuejo rugty kirsti, tai jam vis rodesi, kad rugiai aukstai aukstai auga: jis iskelia dag aukstai virs rugiQ ir nieko nenukerta. Kiti kirtejai suprato, kad jis durnaropiQ privalggs. Zmogus, durnaropiQ privalggs, eidamas la-bai aukstai kojas kelia. 'Einmal ging ein Bauer nach dem Verzehr von Stechapfel Roggen schneiden, da schien es ihm, dass der Roggen sehr sehr hoch gewachsen sei: da hielt er die Sense hoch über den Roggen und schnitt natürlich nichts. Die anderen Schnitter verstanden, dass er Stechapfel gegessen hatte. Ein Mensch der Stechapfel gegessen hat, hebt beim Gehen die Füsse sehr hoch.' (Dulaitiene 1958: 414). Daraus ersieht man, dass es sich um zeitlich begrenzte Trunkenheit handelt, die aus dem Genuss der Pflanzen folgt, nicht um chronische Dummheit. Weiterhin sieht man auch, dass die Wirkung durch Toben, Torkeln und komisches Gehen sowie allgemein schnelle Bewegung beschrieben wird, wobei auch unmittelbar düksta und dvoksta, Bildungen der o.g. Parallelwurzeln zu dur- Verwendung finden. Offensichtlich waren die Wirkungen von Pflanzen und Pilzen bestens bekannt. Dass man musg kandgs später umdeutete - schließlich ist der Fliegenpilz ja in der Literatur immer als sehr gefährlicher Giftpilz genannt - ändert daran nichts. Offensichtlich wurden verschiedene dieser einheimischen Psychopharmaka systematisch genossen - möglicherweise auch nur zu bestimmten Anlässen, was ja bei den meisten auch für die verbreitete Droge Alkohol zutrifft. Man kann die Pflanzennamen also nicht mit dem Begriff für 'dumm; von geringer Bildung, geringem Intellekt' in Verbindung bringen, sondern muss die etymologisch ältere Bedeutung 'toll, trunken' heranziehen. Auch erscheint es nicht plausibel anzunehmen, dass das Konzept, eine Pflanze nach ihrer narkotisierenden Wirkung zu benennen, hätte aus den Slawinen entlehnt werden müssen. Wenn man dem zustimmt und gleichzeitig behauptet, dass dufnas eine Entlehnung ist, müssten sich alternative, also wohl ältere, Namen in den Dialekten finden, etwa mit kvail-, kvais-, siaut-, sel-, paik-, dük-; Fehlanzeige. Lediglich einmal findet man zioplys 'ungeschickter Mensch' für den Stechapfel (LBZ: 116). Es bringt also nichts, wenn Fraenkel (LEW: 105, 113) unter Verweis auf russ. dypuuu,a 'Bilsenkraut, Taumellolch' die lit. Namen des Bilsenkrautes durnäzole, dufne, dufnis als Entlehnung ansieht - diese entsprechen z.B. nhd. Tollkraut. 7 Wobei die Redensart jetzt tatsächlich auf Fliegen bezogen wird, explizit Genelyte (2005, pers.). Das Bilsenkraut ist, wie bereits mehrfach erwähnt, rituell vorbelastet. Daher möchte ich folgende Deutung anbieten: dufnas bezieht sich nicht schlechthin auf Berauschtsein oder gar Dummheit, sondern auf die rituell erreichte Trunkenheit und dann natürlich auch auf die Pflanzen, die dazu zum Einsatz kamen. Damit korrespondiert der Name des Stechapfels dievazolynis 'Datura stramonium'8, wörtlich: „Gotteskraut", wobei es sich wohl um den vorchristlichen dievas 'eine Himmelsgotteheit' handelt, da das Christentum den Narkotika sehr abgeneigt gegenübersteht und diese üblicherweise dem Teufel zuschreibt, inklusive Schnaps und Tabak (vgl. Velius 1987: 40). Daher erinnert die Benennung nach dem Himmelsgott unweigerlich an die Ausführungen zu drigne. Im Litauischen haben neben Stechapfel und Bilsenkraut noch Taumellolch 'Lolium temulentum' und Tollkirsche 'Atropa bella-donna' als durnäzole (LKZ) an der Benennung teil. In den sl. Sprachen findet man eine Reihe ähnlicher Benennungen auch für andere psychoaktive Pflanzen. Z.B. russ. dypaBa 'Rauschbeere, Vaccinium uliginosum' (Merkulova 1967: 230), russ. durman, ukr. durnopan, durman, dur 'Datura stramonium' (Makowiecki 1936: 126), russ. durnisnik 'Xanthium spp.' (LBZ), ukr. durkoman, durnysnyk 'Xanthium spinosum' (Makowiecki 1936: 405), ukr. durijka 'Lolium temulentum' (Makowiecki 1936: 214), ukr. sonna odur, sonnyj durman aber auch raj-derevo 'Atropa bella-donna' (Makowiecki 1936: 49). Da diese Pflanzen nicht nur psychoaktiv wirken, sondern in entsprechenden Dosen auch giftig sind, wundert eine Übertragung auf den extrem giftigen Wasserschierling nicht: serb.-kr. durman, ukr. durijka 'Cicuta virosa' (Makowiecki 1936: 97), zumal der Gebrauch einheimischer pflanzlicher Psychopharmaka irgendwann aus der Mode kam. Der botanische Terminus für den Stechapfel russ. dypMaH 'Datura stramonium L.' (wruss. durman 'ds.', serb.-kr. durman 'Cicuta virosa L.' u.a.) wird oft als Entlehnung angesehen (ESSJ führt den Begriff nicht, trotz der weiten Verbreitung in mehreren Slavinen, die eine gemeinsame sl. Urform rekonstrieren lassen). Entgegen dieser Entlehnungssicht positioniert sich Genaust (1996: 613), der nicht daran zweifelt, dass der Name zu russ. dypaK 'Trottel', dypMaHumb 'betäuben' gehört und ursprünglich die Tollkirsche nannte. Nach einer Deutung von Berneker (I 239; II 17) wäre dypMaH ein Kompositum aus durb 'Torheit' und mam 'Betrüger, vgl. ukr. öyp-b 'Bilsenkraut' (ESSJ V 162), wruss. MaHa 'Betrug, Illusion, Täuschung' (Gliwa 2002a: 34f.). Eine ähnliche Sicht vertritt Machek (1954: 208). Dieser Ansatz erscheint durchaus interessant, denn es gibt in der Wortbildung eine Paralelle in osorb. belman 'Bilsenkraut' (Marzell II 935), deren erstes Glied ausreichend erörtert wurde. Auch russ. o6MaH 'Betrug, Irrtum, Sinnestäuschung' ist von gleicher Struktur, nur dass das erste Element hier ein reguläres Präfix ist, womit o6MaH etymologisch lit. apmonyti nahesteht (Gliwa 2002a: 34f.); anders Fraenkel (LEW: 464,466). Hinzu kommt der Name ukr. oman, omana, uman 'Verbascum nigrum' (Makowiecki 1936: 393) u.a., das als *o- mam gelesen 'Blender, Betäuber' heißt (Vasmer 1964: III 138). Mir sind keine sicheren Hinweise bekannt, die die Königskerze als Narkotikum o.ä. qualifizieren würde. Einzig Simkünaite (2001: 142), zweifellos eine Kennerin der Volksmedizin wie der botanischen Literatur, berichtet - leider nur in einem Essay ohne genaue Quelle - von einer narkotisierenden Wirkung der Samen, bzw. der dort reichlich enthaltenen Saponine. Sie erwähnt das Einweichen der Samen in Bier, welches damit eine verstärkte Wirkung hat. Wesentlich öfter wird die Giftigkeit der Samen für einige Fischarten erwähnt (VA: 8 Der Stechapfel wird zumeist als eingeschleppte Pflanze gehandelt (vgl. Gliwa 2002b: 93-95) - in diesem Falle wäre der Name von dem Bilsenkraut, mit dem zahlreiche Gemeinschaftsnamen vorliegen, übernommen. 365), bereits von Aristoteles9. Damit ergibt sich eine Lesart dypMaH <*'Tollillusion', belman <*'Lichtillusion', was plausibel erscheint. Im Litauischen erscheint der Diphtong idg. *-eu- als -iau-. Aus idg. *dheuH- wird also *diau- > lit. dziau-. Angesichts der geringen Vergleichbarkeit der Begriffe lit. dziaügtis 'sich freuen', dziaügsmas 'starkes Empfinden von Befriedigung und Wohlbefinden, Glück, Fröhlichkeit' (LEW: 116)10 kann man erwägen, diese zu der diskutierten Sippe zu stellen. Dabei muss man natürlich nicht zwingend irgendwelche Narkotika (aufschlussreich sind indes die Zeugnisse von Drogenkonsumenten über Freudengefühle bei Lewin 2000: 54, 84, 110, 114, 174-185) in die Diskussion bringen, es genügen auch Verweise auf das ausgelassene Tanzen, Toben. Bildungen wie dziugus 'lustig, fröhlich' sind wegen anlautendem dzi- zwingend Ablautbildungen sekundärer Natur, ausgehend von dziaügsmas. Auch hier finden sich wieder psychoaktive Nachtschattengewächse: dziugma 'Solanum spp.', wobei nicht klar ist, ob ursprünglich der Schwarze Nachtschatten 'Solanum nigrum' oder Bittersüß 'Solanum dulcamara' damit benannt wurde (beide sind einheimisch). Man beachte auch, dass als Narkotika allgemein nur die in der jeweiligen Kultur verpönten psychoak-tiven Substanzen gelten, während in der offiziellen Kultur akzeptierte psychoaktive Stoffe, wie Alkohol, Tabak, Kaffe, Tee, Schokolade auf den Namen Genussmittel hören. Und das Genießen steht dem Konzept 'Freude, Wohlbefinden' sehr nahe. Nichts mit dziaügsmas in diesem Sinne zu tun hat die Gattungsbezeichnung lapdziugünas 'Anthriscus L.' aus Pabrezas Manuskripten (LBZ: 82), die nur eine - wohl von Pabreza geschaffene - Übersetzung der gr. Bestandteile des alten Gattungsnamens Chaerophyllum darstellt. Wenn es sich um eine g- erweiterte Wurzel zu idg. *dhueH2- 'Rauch machen' handelt, so ist die Bildung mit -smas nach g und k durchaus geläufig: trenkti 'schlagen, einschlagen, donnern' : trenksmas 'Getöse', dükti : düksmas 'Toben, Tollheit' - man wird kein *trenkmas oder *dükmas finden. Bezüglich des g kann mit duoga, duögis, duögius 'Trottel', duögas 'Verstand; Trottel', beduögis 'Trottel' verglichen werden mit duög- < *duüog- < *dua-g-< *dhueH2-g-. Dügzti 'toben, sich erfreuen...' neben Bedeutungen wie 'summen (Bienen), musizieren, klappern' (LKZ), ist möglicherweise onomatopoetischer Natur und dann kaum für den Vergleich geeignet. Einerseits kann man erwägen, ob -g- hier nur eine phonetische Variante zu -k- ist, dann wäre der Vergleich von dziaügsmas 'starkes Empfinden von Befriedigung und Wohlbefinden, Glück, Fröhlichkeit' mit düksmas 'Toben, Tollheit' besonders relevant. Andererseits kann wieder mit eigä 'Gang, Prozess' verglichen werden, mit -ga zu göti 'gehen', ebenso zmogus 'Mensch' als „Erdgeher" (Bammesberger 1999: 91; Smoczynski 2003a: 144; Seskauskaite, Gliwa 2004: 92). Reflexe der nicht erweiterten Wurzel liegen mit dziauti 'trocknen (transitiv)' < *'mit Feuer trocknen; dampfend trocknen' — dziüti 'trocknen (intr.)' vor (Smoczynski 2003b: 58). Wenn das Element -g- zum Vorgang des Rauch Machens noch das Prozesshafte, bzw. im engeren Sinne das Gehen einbringt, so bezieht man dies am ehesten auf eine Beräucherung mit einer der Pflanzen in einem Ritual, das man „schamanistisch" nennen könnte, duögas 'Verstand' < *'Vision, Einsicht unter Wirkung von Narkotika'? Gleichzeitig bzw. davon abgeleitet aber auch 'Trottel, weil derjenige sich komisch benimmt? Ein weiteres Argument, diesmal wesentlich zu den sl. Lexemen, gewinnt man durch einen Ausflug in die Märchenwelt. Das Sujet vom dritten Bruder, der ein Dummkopf ist, 9 http://de.wikipedia.org/wiki/Königskerze, eingesehen am 26.2.2006. 10 Ein Vorschlag, der Anschluss an lit. daüg 'viel' < idg. *dheugh- 'taugen' stammt von Kazlauskas (1970), ergänzt von Bammesberger (1994). ist weit verbreitet und sehr stabil11. Das Wesen liegt darin, dass von drei Brüdern die älteren beiden tüchtig sind, während der dritte faul und dumm ist. Den Märchenpreis (allg. die Prinzessin) gewinnt aber immer der dumme, und zwar mit Hilfe der verstorbenen (Ur-)Ahnen oder anderer übernatürlicher Wesen. Die märchentypische Unpersönlichkeit des Helden äußert sich in dem Allerweltsnamen Hans (Jonas, Iwan, John) der in diesen Typen in russ. Varianten meist den Zusatz dypaK, dypem erhält. Die Hilfe der Urahnen (durch wundersame Rosse, Rüstungen etc.) verdient sich der „Dummkopf" im Ahnenkult, er erhält sie explizit als Belohnung für die vom sterbenden Vater geforderten drei Wachen am Grab (bzw. als Erbe, welches während dieser Wachen verteilt wird). Die fleißigen Brüder sind zu faul(!) um diese Aufgabe wahrzunehmen, so dass hierin nicht der Gegensatz faul vs. fleißig oder dumm vs. klug steckt sondern religiös (den Ahnen und Traditionen verpflichtet) vs. materialistisch12. Der Versuch hier die Idee der sozialen Gerechtigkeit einzubringen, mag bei Aschenputtel noch gerechtfertigt erscheinen, jedoch kaum bei dem dritten Bruder, der auf dem Ofen oder in der Asche13 liegt und tatsächlich nicht arbeitet (das ist gerade in den russ. Märchenversionen sehr deutlich). Dass immer der „dumme", also religiöse Bruder gewinnt, läuft darauf hinaus, dass diese traditionelle religöse Haltung als positiv bewertet wurde (was allerdings nicht mehr sehr offensichtlich ist) und außerdem dieser Bruder nicht in Landwirtschaft oder Handwerk involviert war, also möglicherweise einer speziellen Schicht von Kultpriestern (Wissenden, Mythen- und Märchenerzählern) o.ä. angehörte. Solcherart verstanden, kann man den dritten Bruder nicht als dumm ansehen, sondern als in einer kontemplativen Verfassung14 befindlich. Ohne die Beweiskraft dieser Erwägungen überbewerten zu wollen, sollte man das Gesagte in der Diskussion der Bedeutungsentwicklung von russ. dypaK, lit. dufnius 'Narr' einbeziehen, man beachte auch das ganz klar auf ein Fest begrenzte, zeitweilige Narrentum der Rosenmontagsumzüge in Deutschland. Fazit Nach diesen Bemerkungen kann man schon zu einem gewissen Ergebnis kommen. Das Bilsenkraut und die Gleiße wurden im Kult benutzt. Neben sicher vorhanden hallu-zinogenen Wirkungen des Bilsenkrautes (Rätsch 1998: 277ff.), erscheint die Wirkung auf die Pupillen hier wesentlich. Die gleißende Lichtempfindung unterstreicht die erschauerliche Helligkeit der Gottheit, besonders wenn diese Gottheit mit der Sonne zu tun hat wie das bei Apollon und dem kelt. Belenos der Fall ist15 ebenso bei dem einstigen baltischen Himmelsgott dievas. Ähnlich ist die Lage bei ai. bharga 'Glanz; Beiname des Shiva', bha- 11 Z.B. in den Typen ATU 508, 530, 531, 550 (vgl. Kerbelyte 1999 238-260). 12 Die konkrete Realisierung unterscheidet sich in den einzelnen Märchen durchaus, in der hier kurz geschilderten Version ist die Sachlage aber besonders offensichtlich und es kann auf eine breitangelegte Diskussion des Sujets verzichtet werden. 13 Beides Orte die in Glaubensresten und Riten mit den Seelen Verstorbener in Verbindung gebracht werden (Seselskyte 1985: 102; Gliwa 2003: 286f.). 14 Ob diese durch Gebet, Meditation, Narkotika erreicht wurde, kann wohl schwerlich aus den Märchentexten ermittelt werden. Immerhin gibt es Märchenvarianten, in denen die Aufgabe darin besteht Nachtwache zu halten, um zu ermitteln wer Äpfel/Getreide stiehlt, nur dem dritten Bruder gelingt es wachzubleiben, weil er raucht, sich eine Bürste unters Kinn klemmt oder eine Nadel in die Hand steckt o.ä. (Kerbelyte 1999: 248). 15 Auch ganz „normale" Götter und Heilige werden als lichtgewaltig dargestellt, vgl. z.B. die Aureole in der christl. Ikonik. Schließlich benutzt(e) man Durchlaucht (übersetzt aus lat. Perillüstris Kluge 1999: 201) als Anrede für Hochgestellte. ratä 'Myth. Beiname des Agni...'. Dass die Gleiße auch apollonia genannt wurde und ihr gr. Name mit dem einer Geliebten Apollons identisch ist unterstreicht den Bezug zum Apollon-Kult16. Angesichts desen, dass entsprechende Namen der Pflanzen in sehr verschiedenen idg. Sprachen vorliegen, ist es berechtigt deren Verwendung im Kult einer Sonnen- oder Himmelsgottheit als indogermanisch zu bezeichnen. Da die Namen gleichwohl variieren, muss ferner mit längerer Beibehaltung von Elementen dieses Kultes in einzelsprachliche Zeit gerechnet werden. Die vorgeschlagene Deutung vereint die eingangs erwähnten Interpretationen zu *bhel- (2), (3) und (4) insofern als der Bezug zu Belenos (2) erhalten bleibt, Kult und Magie (3) berücksichtigt werden und auch der physiologischen als auch psychoaktiven Wirkung (4) Rechnung getragen wird. Pflanzennamen wie lit. durnärope, russ. dypuuu,a 'Bilsenkraut, ukr. dial. öyp-b 'Bilsenkraut' deuten auf die Verwendung als Rauschmittel im Ritual. Gleichzeitig muss man die frühere Bedeutung von dufnas als 'berauscht, benebelt; toll, ekstatisch, orgiastisch' auffassen, woraus mit der Säkulisierung 'dumm' wurde. Sobald man diese Erklärung akzeptiert wird das Paradoxon gelöst, warum im Märchen immer der dumme und faule dritte Bruder gewinnt - er stellt den Vertreter einer religiösen Schicht dar, der seinen materialistischen Brüdern die Kenntnis religiöser Rituale und Unterstützung übernatürlicher Kräfte voraushat. Literatur Bammesberger, A. 1994: Litauisch džiaugsmas. Baltistica IV Priedas: 13-15. Bammesberger, A. 1999: Del lietuvi^ daiktavardžio žmogus : žmones kilmes. Baltistica 34(1): 89-92. Berneker, E. 1908-1913: Slavisches etymologisches Wörterbuch I-II. Heidelberg: Winter. Botheroyd, S., Botheroyd, P. 1999: Lexikon der keltischen Mythologie. München. BVŽ = Jankevičiene, R. (Red.) 1998: Botanikos vard^ žodynas. Vilnius: Botanikos institu-tas. EO = Edelmane, I., Ozola, A. 2003: Latviešu valodas augu nosaukumi. Riga: Augsburgas institüts. ESSJ = O.N. Trubačev (Red.): Etimologičeskij slovar' slavjanskich jazykov. Bd. I: 1974, II: 1975, V: 1978 Moskau. Dulaitiene, E. 1958: Kupišken^ senove. Vilnius. Fraenkel, E. 1962: Litauisches etymologisches Wörterbuch I. Heidelberg, Göttingen 1962. Genaust, H. 1996: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. (3. Aufl.) Basel, Boston, Berlin. Gliwa, B. 2002a: Bemerkungen zu den litauischen Namen des Schierlings 'Conium macu- latum'. Linguistica Baltica 10: 29-37. Gliwa, B. 2002b: Die litauischen Namen des Weißen Stechapfels (Datura stramonium L.). Res Balticae 8: 93-107. 16 Dabei bleibt noch ungeklärt wie die konkrete Zubereitung war. Wurden Pflanzenextrakte, Aufgüsse, Samen, Kraut verwendet? Drignialapis deutet auf die Blätter. Getrunken, gegessen, als Augentropfen? Gliwa, B. 2003a: Die Hexe und der Junge (AaTh 327 F ) und der Junge im Sack des Freßdämonen (AaTh 327 C). Fabula 3/4 Bd. 44: 272-291. Gliwa, B. 2003: Witches in Baltic fairy tales. Onomasiology Online 4: 1-14. Gliwa, B. 2003c: Nesina, vedinas, tekinas. Acta Linguistica Lithuanica 48: 19-34. Gliwa, B. 2006: Studien zu Pflanzennamen im indogermanischen Kontext. Dissertation, Uniwersytet Jagiellonski w Krakowie. Grant, M., Hazel, J. 1992: Lexikon der antiken Mythen und Gestalten. München. Jasiünaite, B. 2000: Skals^ berzo lapui! Kalbotyra XLVIII(1)-XLIX(1): 39-48. Karaliünas, S. 1999: Etnonimo gudai kilme. Is balt^-german^ ir balt^-slav^ praeities kontakt^. Darbai ir Dienos 10(19): 7-53. Karulis, K. 1992: Latviesu etimologijas vardnica I. Riga. Kazlauskas, J. 1970: Liet. dziaugtis ir jo giminaiciai. In: Rüke-Dravina V. (ed.): Donum Balticum: 254-257. Stockholm. Kerbelyte, B. 1999: Lietuviy pasakojamosios tautosakos katalogas I. Vilnius. Kluge, F. 1999: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Bearbeitet von Elmar Seebold. Berlin, New York. Krahe, H., Meid, W. 1969: Germanische Sprachwissenschaft III Wortbildungslehre. Berlin, New York. LBZ = J. Dagys (Red.) 1938: Lietuviskas botanikos zodynas. Kaunas. Lewin, L. 2000. Phantastica. Köln. LEX = V. Drotvinas (Hg.), Lexicon Lithuanicum. [kommentierte Faksimileausgabe des anonymen deutsch-litauischen Wörterbuches von etwa 1630] Vilnius 1987. LIV = Rix, H. et al. 2001: Lexikon der indogermanischen Verben. Die Wurzeln und ihre Primärstammbildungen. (2. Aufl.) Wiesbaden: Dr. Reichert. LKZ = Lietuviy kalbos zodynas I-XX. Vilnius 1956-2002. Lyberis, A. et al. (Hrsg.) 1979: Pirmasis lietuviy kalbos zodynas. Vilnius. Makowiecki, S. 1936: Siownik botaniczny iacinsko-maioruski. Krakow. Marzell, H. 2000: Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen. 5 Bde. Köln. Merkulova, V.A. 1967: Ocerki po russkoj narodnoj nomenklature rastenij. Moskva: Nauka. Mylius, K. 2001: Langenscheidts Handwörterbuch Sanskrit-Deutsch. Berlin etc. Nd = Niedermann, M., Senn, A., Brender, F. 1932-1968: Wörterbuch der litauischen Schriftsprache I-V. Heidelberg: Winter. Otto, R. 1991: Das Heilige. München. Maziulis, V. 1988: Prüsy kalbos etimologijos zodynas I. Vilnius. IEW = J. Pokorny 1994: Indogermanisches etymologisches Wörterbuch I. Tübingen, Basel. Propp, V. 1998: Istoriceskie korni volsebnoj skazki. Moskau. Rätsch, Ch. 1998: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen. Aarau. Roth, L., Daunderer, M., Kormann, K. 1994: Giftpflanzen Pflanzengifte. Hamburg. Seselskyte, A. 1985: Lietuviy stebuklinespasakos apiepamotg irpodukrq. Vilnius. Skardzius, P. 1931: Die slavischen Lehnwörter im Altlitauischen (Erstdruck: Kaunas 1931), in: P. Skardzius, Rinktiniai rastai, Bd. IV, Vilnius 1998, S. 62-309. SD3 = K. Szyrwid. Dictionarium trium linguarum. Vilnius 1642 (Faksimile in: Lyberis 1979: 95-658). Smoczynski, W. 2003a: Studia baito-siowianskie 2. Krakow: Wydawnictwo Uniwersytetu Jagiellonskiego. Smoczynski, W. 2003b: Hiat laryngalny w jçzykach baito-siowianskich. Krakow: Wy-dawnictwo Uniwersytetu Jagiellonskiego. Smoczynski, W. 2006 (Manuskript): Siownik etymologiczny jgzyka litewskiego. Krakow. Seskauskaité, D.; Gliwa B. 2004: Die Refrains der litauischen Sutartine. Linguistique Balkanique XLIII(1): 75-96. Urbutis, V. 2000: Daukanto paburmiai „guviai, smarkiai" s^saja su padurmu „t.p."... Balti-stica XXXIV (2): 215-234. VA = Pipinys J. et al. 1973: Vaistiniai Augalai. Vilnius: Mintis. Vélius, N. 1987: Chtoniskasis lietuv^ mitologijos pasaulis. Vilnius. On the Use of Henbane and Fool's Parsley in Rites - A Linguistic Approach Bernd Gliwa The article studies plant names. Etymological results together with properties of plants and knowledge about religion led to suggestions concerning the use of certain plants in Baltic, Slavic etc. rites. The use of Hyoscyamus niger and Aethusa cynapium is beyond doubt, probably in the worship of a certain light or heaven god. Names of henbane such as OHG. bilisa, Russ. belena have been discussed quite often. Four completely different interpretations of the name have been given. This article brings additional material from Baltic languages into the discussion. Lithuanian drigne, drignis, drigniazole,Latvian dridzenes, drigele 'henbane' are comparable to words for light effects: Lith. drigne, drignis 'halo; rainbow', drignis 'cataract, blindness due to cataract'. Lith. dreg-/drig- is also semantically equivalent to Belaruss. bel- in Ethnonyms. From this point of view the root I.-E. *bhel- 'white, bright' is expected to be the source of the names OHG. bilisa etc. This approach is strengthened by physiological properties of the plant. Consumption will result in widening of the pupils and dazzling (more light can pass through the pupil increasing the brightness). One experiences blurred light impressions without clear contours, which is similar to the soft outlines of a halo, rainbow or anything seen by cataract eyes. The same effect is caused by fool's parsley. This results in names as NHG. Gleiße, Lith. drignele, maybe Pol. blekot etc. due to light impressions. Durnärope 'thorn apple, durnäzole 'henbane' contain lit. du®nas. It is discussed that Lith. duEnas 'stupid' is probably not a loan word from Sl. languages but of Baltic heritage. Anyway, one has to consider an initial meaning 'raging, ecstatic, orgiastic'. The plants are supposed having been ritually used as narcotics. The third, stupid brother, e.g. Russian Ivan Durak, of fairy tales is thus the follower of religious tradition. Hence, he has the knowledge of rites and the support of supernatural beings in advance of his materially thinking brothers. This let him become the winning hero.