M. 49. Laiboch dcn 10. Dc«mbcr 1864. 8. Jahrgang. N5ttükl uns Ulllln. (Beilage zur „Laibacher Zeitung.") Die „Blätter aus Kraiu" erscheinen jeden Samstag, und ist dcr Pränumeratiouöpreis ganzjährig 2 si. östcrr. Währung. Des Dichters Weib. Beglückt das Mädchen, das dcn Fuukcu Dcr Poche iui Jüngling weckt, Daß cr von ihrem Bilde trunken In sich des Liedes Qucll entdeckt! Daß cr den ersten Drang empfindet, Zu künden, was in ihm sich regt lind schon in Reim uud Rhythmus bindet, Was fcsscllos sein Herz bewegt! Beglückt die Maid, an deren Vuscn Er zärtlich ruht und feurig un'unt, Von ihr geküßt uud vou dcn Musen Ans weiche Lieder träumend sinnt, Die, schweigend über ihn gebogen, Dem Dichte» sciucr Stirne lauscht, Und sauft vou ihm ans Herz gezogen Sein Lied für ihre Küsse tauscht! Doch drei Mal glücklich nud gepriesen Sei die, die als sein treues Weib Nicht bloß dic Vliitcn Pflückt dcr Wiesen, Ein tändelnd Kind zum Zeitvertreib; Die als die Freundin seines Strebcnö, Wenn Sorge sich zu Sorge schaart, Im wüsten Kampf des wildcu Lebens Dcr Dichtkunst Flammen ihm bewahrt! Uud stets sie facht uud immer wieder, Daß uie ihr Hauch sich ganz verliert, lind nie dcr Qucll dcr süßcu Lieder Beim Frost des Lebens ihm gefriert, Daß vou des Hcrzcus Nachtigallen, Die mit dem Frühling weiter zich'u, Nur eine ciuzigc vou Allen, Nie mag aus seinem Bnscn siich'u! Das sei Du mir! Ich hab' im Lenze Dcr Iugcud Dir im Arm geruht, Uud mciucr Lieder bunte Kränze Anf Dich gestreut voll LicbcSglut; So wccke stets mir neue Sänge Durch echte», süßcu Wcibeösinu, Uud bleib' auch iu dcr Wclt Gedränge Des heiligen Feuers Pricstcrin! Sine Eriminalgeschichtc aus Canada. (Fortsetzung und Schlnß.) ., ! Der Fremde war gelassen und höflich, und nachdem er die Vaucrn etwas verblüfft hatte, kehrte cr zu seinem Fahr- ! zeug zurück und ruderte durch dcu Strom. Als er so in seinem Boote stand, kam nur die Ueberzeugung, daß dieser Mann ! ^ und Ingram eine uud dieselbe Person seien, auf den alle In-^ dicicn in dem Hause an dcr Vucht, die Bücher und das Weib l hinwiesen. Ein weiterer Beweis war das Papier, womit er ! die Cigarre angezündet, desfen Nest ich von dem Vodcn der Schänlstnbe aufgehobeu: ein unausgcfülltcr Wechsel, einer der vielen, womit der Verbrecher operirt hatte! Ich wartete nicht lange, sondern rief meinen Schiffer herbei, mit dcssei> Hilfe ich jenen Abend noch Eap Vincent erreichte. Nicht ohne Gewissensbisse theilte ich meine Entdeckungen Vallagan mit, der im Bette lag und mit matten Augen, und wie mit Taubheit ! geschlagen, meinen Bericht anhörte. ^ „Ihr müßt unverwcilt auf der Fähre nach Kingston über- i setzen," fagte cr, „ich will ein Telegramm dictiren und einen ! Maueranschlag: das eine muß abgeschickt und der andere gedruckt wcrd,cu, sobald Ihr dort ankommt: schreibt!" ! „Allen brittischcn Beamten nnd Anwohnern von St. Lorenzen, ! Ich Pevin Petit, von Fort Eric, West-Canada habe acht vorzügliche Pferde eingebüßt. Ter Tüeb ist bekannt als ein kleiner, grauhaariger, geschcidt aussehender Mann, kurzsichtig, der einen glaueu Ucberrock trägt, zuletzt in der Nähe von Kingston gesehen, der, wie man glaubt, auf Wolfs Island oder in desfen Nähe wohnt. Ich bezahle tansend Tollars für seine Haftnahme, er wird ohne Zweifel zu landen versuchen zwischen Kingston und Montreal." Ich ließ unwillig die Feder fallen. „Das ist eine Lüge, Ballagcm!" sagte ich, „eiuePolizci-finte, mit der ich nichts zu schaffen haben will!" „Ich verhafte Ench," donnerte der Niese, indem er seine Decke zurückwarf. „Ich habe Euren Ekel wohl bemerkt, daö Gesetz wird Euch als einen Mitschuldigen des Fälschers packen, eZ ist in Eurer Macht, der Justiz zu dicneu; Ihr weigert Euch dessen? Tafür wird die öffentliche Meinung Euch brandmarken." Ich erkannte meinen Mistgriff und gehorchte. Niese Nacht noch förderten die Züge des großen Tunnel-Schienenweges Verhaftbefehle nach jedem Userdorfc, und die canadische Seite war dem Fälscher eben so unzugänglich, wie das amerikanische Ufer es, ihm schon gewesen. Pferdediebstahl war eben so verabscheut, wie der Mord, wo der Viehstand den einzigen Neichthum des Volkes ausmachte. Uutcr diesen Umständen blieben Ingram nur drei Auswege, iu dcu Wald zu gelangen, unter dcr Gefahr, von den Panthern zerrissen zu werdcu, auf dem breite» Outario sich den Wellen anzuvertrauen und durch Sturm oder Hunger umzukommen, oder, dcr Flußströmung folgend, iu dem Inselgcwirre sich über die Strom-schnellen zu wagen, um irgend ein nach Europa bestimmtes 194 Schiff in dem Golf zu erreichen, und für immer aus der ucucn Nelt zu scheiden. Ick schlief in jcncr Nacht nur wenig und kam auf den Quai vor Tagesanbruch, um dic crslc Fähre nach Cap Vincent zu benutzen. Der Tampser war nock ' nicht da, und die kalte Luft trieb mich zu der Feuerstätte eines Schleppbootes , das an der Werft lag; die Mannschaft auf dem Ver-, deck fchaute durch die Finsterniß nach dem amerikanischen Gestade hinüber. „Auf was wartet Ihr, Jungen?" fragte ich. „Die Association zmn Schutze der Pfcrdcbcsitzcr," sagte ein rüstiger Maschinist, „ist nach der Insel aufgebrochen, um einen Pferdedieb auszubrennen. Sie hatten ihn fchon eine Woche im Verdacht; diese Nacht hat Einer aus Fort Evic sichere Beweise gebracht. Wir schauen nur nach der Feuersbrunst aus." In wenig Augenblicken wurde der Himmel in der Mitte des Horizonts erhellt; dic waldigen Umrisse der Insel zeigten > sich in dein Aufflackern, das auch den breiten dunklen Strom beleuchtete, auf dem das Fährboot wie ein scbwarzer Punkt sich nahte, von dem alsbald Vallagan als der Erste ans Ufer stieg. „Unser Freund ist entkommen," sagte er, „nnd hat mir ^ durch seine Zuhältcrin, die unglücklicherweise kein Obdach mehr > hat und die ich im Gefängniß untergebracht, eiu seltsames Schreibeu zustellen lassen." Ich nehme das Billet; die Schrift war deutlich und wuu-dcrschön, wie gestochen. „Dcm Polizeiscrgeantcn zu Cap Vincent : Ich mochte achtungsvoll bemerken, das; Ihr Euch selbst Unrecht thut. Wenn Ihr mich einfangt, so könnt Ihr etwa . 3000 Dollars gewinnen; laßt mir freies Spiel für eine Woche, und ich will für mich selber 100.000 und für Euren Antheil 20.000 Dollars zusammenbrinacn. Dieß ist ein ehrlicher Vor- ! schlag: bedenkt ihn wohl!' Ich weiß, daß Canada und die ^ Staaten mir zugleich verschlossen sind, aber ich lebe noch und ^ werde nie lebendig gefangen werden. Ingram." > , < Meine ersten Beiträge zu den kanadischen Blättern wurden durch Vallagan eingegeben und erschienen nächsten Morgen. Sie beabsichtigten, dic öffentliche Mcinnng zu eutflammen, und ! erzählten einige Fabeln von Ingram, über sein Unternehmen, ^ Eigenthum aus der Colonie zu entfremden. In selber Nacht ^ noch wurde jede Hütte von Toronto bis Quebcck mit des Flücht- ! lings Signalement vertraut gemacht, und ihm Rache geschworen, ! wo immer zwei Bauern zusammentrafen, und bald war die ! ganze Grenze auf der Jagd nach einem einzigen Mann. Wir ^ wußten, daß er in seinen: Voote umherschwamm: dreimal hatte ! er zu landen versucht, aber das Landvolk trieb ihn zurück unter ^ Verwünschungen und nirgends konnte er Speise und Trank er- ! halten. So verstoßen, hungrig, verfolgt, bewegte er sich stets nordwärts nach dem kalten Golf, bis seine Spur uns ent- ^ schwand in dem Gebiete der „tausend Inseln," die, in der ! breiten Mündung des St. Lorenzo gelagert, das malerische > Inselmeer bilden. Manche derselben bieten kaum einem Vogel ^ Raum oder einem einzigen Zwergbäumchen; andere sind von ^ Felsmassen aufgethürmt und mit der wilden Nebe umwachsen: ! wenige sind ausgedehll?e Rasenflächen mit Waldland, aber alle grün ! wie der Frühling. Im Winter staut sich hier das Treibeis in hohen Klippen und Brücken ans, das die Eonnenwärmc kra-! chcnd zerspaltet und einen Aufruhr hervorbringt, als wollten die geborstenen Massen die tausend Inseln wieder nach ihrer arktischen Heimat entführen. Das Thierleben allein dauert fort in dieser Wildniß, die von keiner Menschensecle bewohnt ist und dem Vorüberreisenden als etwas wundervolles, aber zugleich traumhaftes erscheint. Hinter Ingram her durchsuchten wir jedes Inselchcn in: Umkreise, fanden bald die Kohlen seines Fcners, hörten bcn Wiederhall seiner Büchse, ja wir sahen ihn sogar, eine zerlumpte verwitterte Gestalt, wie er mitten in dem Wasscrgcwühl anf einem kaum handbreiten Felsen stand. Ich mußte an den ewigen Juden denken, oder an den letzten Indianer seines Stammes, der an dem stillen Meere Halt macht. Plötzlich wurde er uns gewahr, knirschte mit den Zähnen und drohte mit geballter Hand, indem er in sein Fahrzeug sprang und wie der Wind dahin flog, um in der Dunkelheit nr.Z für viele Tage zu verschwinden. Nach vicrzehntägigcr Verfolgung wurde Vallagan unschlüssig und bedenklich, denn Ingram konnte uns in diesem Insel-Labyrinthe ein ganzes Jahr vergeblich unsere Jagd fortsetzen lassen, oder sich am Ende gar den canadischen Behörden übergeben. In Alerandria-Bay erhielten wir endlich eine Nachricht von einer Etation weit unten am Flusse; Ingram war eben an der ersten Ctromschnclle gesehen worden, auf dem Wege nach dcm Golf des St. Lorcnzo. Jeder Nuderschlag inußtc ihn, neue Hoffnung geben: in 10 Stunden konnte cr die amerikanische Grenzlinie überschreiten, und dann unsere Schwierigkeiten sich vergrößern. Vallagan handelte mit seiner gewohnten Entschlossenheit; wir nahmen den ersten Schnelldampfer und flogen dahin mit aller Kraft der Strömung und der Maschine. Es war Mitternacht, als wir an die Stromschnellc gelangten; da es verboten war, sie in der Dunkelheit zu befahren, legte das Fahrzeug an dcm Quai an und wartete den Morgen ab. Ich lag in tiefem Schlaf in dcm schwimmenden Palast, als an meine Thüre gepocht wurde. Es war Vallagan, und ich gewahrte an seinem bleichen 'sphinxgleichcn Gesichte, daß etwas im Winde war. „Kommt sogleich herauf," sagte cr tonlos; „helft mir das Boot aussetzen, Ihr müßt mit mir auf'Z Wasser. Nicht gezaudert, oder Euer Leben ist keinen Lichtstumpf mehr werth." Ein Vorgefühl der Gefahr kam über mich; ich sagte kein Wort und schaute von dcm windigen Verdeck hinaus auf das Wogcngcwühl der Fälle und ihrer weißen Cchaumgarben zwischen den schwarzen Felsen. Was sollte die Mcnschcnkraft vermögen im Ankämpfen gegen solch ein Element? „Seht Ihr etwas dort am Rande sich hinstehlen?" fragte mich Äallagan, „ich habe es seit einer Stunde bemerkt." Ich nahm sein Fernrohr und unterschied deutlich ein sich näherndes Boot und eine wilde Gestalt, die in dem Hintertheil kauerte. Es war Ingram, der nach dem canadischen Gestade zielte, und von Zeit zu Zeit mißtrauisch nach dem Dampfer l ausschaute. „Legt Euch hier nieder an der Planke," sagte Vallagan, ! „und wenn ick das Zeichen gebe, so laßt das Boot nieder: i ich will die Nnder nehmen nnd ihr nehmt meine Büchse in den Bug. Bleibt kalt und besonnen und folgt meinem Befehle." Niemand regte sich anf dem Dampfer, und wir überwachten den Verbrecher mit der Seele in den Augen. Mit ^ jedem Augenblicke wurde es lichter nnd das Opfer kam näher ! an uns heran. Wir sahen ihn zuletzt mit bloßem Auge mit ! seinem Gesicht, gleich, einem wilden Thier, blutdürstig, scheu ! und verzehrt uon Hunger und Todesangst: seine Kleider waren zerrissen, feine Füße wund und nackt, und dennoch behielt er in seiner Jammergestalt noch etwas Stolzes, Drohendes. ! Das Werft, an welchem wir vor Anker lagen, hatte ihm ^ die Stromschnellcn verborgen, bis er vor uns war und die ' Gefahr plötzlich vor Augeu sah. Er fchicn ganz betäubt zu fein und das Ruder bebte in seiner Hand. Im selben Augenblicke rief mir Vallagan zu, meine Leine loszulassen, und das z Boot stürzte bolzgerade hinunter. Der Polizcimann ergriff das ! Steuer, während ich mit der Buchse mich in den Bug nieder- ! kauerte, und bevor Ingram uns gewahr wurde, waren wir ! an seiner Seite. j Es dauerte kaum cinc Secunde, dann warf der Elende ^ einen wilden Blick auf das Ufer, den Dampfer und die Katar- i akte, um mit dem Antrieb der Verzweiflung kühn auf die Fälle ! loszurudcrn. ! Er kam Ballagan an Stärke nicht gleich, verstand aber ! das Ruder besser zu führen. Sein graues Haar flatterte im ^ Winde, seine Lumpen wehten hin und her, und seine Augen sprühten; beide schafften mit der Gewalt des Todes. ! Meine Sinne hatten sich wunderbar geschärft, und cs ^ entging mir nicht der geringste Laut um mich her: dabei verließ mich die Hoffnung nicht, denn wir glitten immer noch sachte auf der Strömung. Ingram durfte nicht mit dem Ver- ! brechen anf seinem Haupte umkommen, er kehrt vielleicht um und ergibt sich; noch war es Zeit, dem Katarakt zu entgehen. ! Sollte ich seinen Lauf durch die Büchse hemmen? Ich ergriff das blanke Rohr, halb mit Mord im Herzen. Er sah mich nach ihm spähen, und sein Antlitz machte mein Blut erstarren; es l war ein Wicdcrschcin des meinen, allc Todesangst in der ! Menschcnnatur, flehend um Leben, Leben! „Fcure nicht Junge!" rief Vallagan zwischen seinen Zähnen; „ich will ihn lebendig fassen, oder mit ihm sterben!" ! Weiter und weiter gings in wüthender Hast, während ! die beiden Ruderer mit finstern Gesichtern ins Wasser schlugen und ich das Keuchen ihres Athems hören konnte, bis das ^ Brüllen des Stromes jeden andern Laut verschlang. Eine ! Ielseninscl mit Bäumen erhob sich am Rande des Falles; dieß ! war unsere letzte Rettung: wenn das Boot über sie hinausfuhr , gab es keine Hoffnung mehr. Schon bespritzte uns der Gischt, im Wasser kochte und brauste es; ich schaute Vallagan ! an, suchte aber vergeblich nach Erbarmen in seinen trockenen ! slummen Augen. „Vete, junger Mann!" sagte er, „bete für uns beide und halte fest! Es geht die Fluth hinab!" ! Das Eiland war im Flug verschwunden. Ich fühlte, wie ! das Boot sich hob und wie ein Abgrund sich zu öffnen fchicn, um dasselbe zn verschlingen. Abermals wogten wir empor, so daß ich trotz meines Todesschrccks das Gedränge auf dem Dampfer sehen konnte. Die Planken unseres Bootes bogen sich wie Wcidenzweigc, die Wogen schoßcn darüber hin: ich wurde in die Höhe gehoben und gegen Vallagan geschleudert. Er aber stand an seinem Nuder wie ein Fels; ich sah aus meinen mit Wasser gefüllten Angen den Fälscher ebenso aufrecht; sein Fahrzeug war wie beflügelt, und selbst in diesem Moment der Verzweiflung bewahrte sein Gesicht den düstern, hochmüthigen Ausdruck. Etwas erhob sich mitten in dem Strom, schwarze, zerrissene Felsklippen, an die wir geschleudert wurden. Das Schiff schien in Atome zu zersplittern und doch erhob es sich senkrecht, während der Schaum unter dem Bug eindrang; ich wußte, daß dieß Alles war. Noch einmal gewahrte ich die weiße Wasserwüste, die verschwindenden Inseln, die fliehenden Ufer, Bäume und Häuser, und als eine süße Erscheinung der Heimat meine feuchten Augen blendete, ricf ich, die kalten Planken fassend, im Schwinden des Bewußtseins den Himmel um Hilfe an. Ein Knall schien mich geweckt und eine schwere Last meine Brust zu bedrücken; ich lag in dem Grund des Bootes, das halb mit Wasser angefüllt war, und Vallagan hielt mich fest mit seinem Fuß. Ich konnte kaum sein Gesicht sehen wegen des Rauches, doch gewahrte ich einen Moment die Büchse an seiner Schulter. „Steht auf," sagte er, indem er mich los ließ, wir sinken rasch. Nehmt das Nuder und macht mir Platz am Vug." Ich erhob mich zitternd, wir waren über die Fälle wcg nnd sie schäumten hinter uns: der Verbrecher war uns voraus, aber ich sah, daß das Nuder in seiner Hand zersplittert ! war, die er im Schmerze rang, die Kngcl hatte sein Ruder ! an der Schaufel abgebrochen und seine Arme waren durch den Anprall gelähmt. Im Nu sprang er nach dem zweiten Nudcr, aber bevor er cs gebrauchen konnte, stießen die Boote zusammen , und Vallagan drang auf ihu ein. Mit dem Vüchsen-kolben versetzte er ihm einen mächtigen Streich, daß er da lag l wie eine Leiche. ! Die Jagd war zu Ende, der Fälscher endlich gepackt, und als wir sein Boot am Gestade landeten, war das unsere tief ! im Wasser verschwunden. ! Wir stiegen an der südlichen Uferbank des St. Lorcnz aus, und Vallagan befchloß, allfogleich den rauhen Weg durch den nächsten Wald einzuschlagen, um der Rückkehr mit dein Dampfer ! und den allenfallsigen Plackereien der Provinzialbcamten zu cnt- ! gehen. Wir wanderten so unter vielfachen Zufällen drei Wochen lang meist zu Fuß bis zu den Adirondacbergcn im Staat Ncw-Uork. Ingram wurde der Fälschung von vier Wechseln übcr- ! wiesen, aber die Mühsale seines Grenzerils waren zu groß ge- ! wesen für seinen schwachen Körper. Er starb in der Haft, besonnen und entschlossen bis zuletzt. Vallagan erwarb sich Vermögen genug, um sich uon der > Polizei zurückzuziehen, und hat in dem gegenwärtigen Bürger- kriege feine Rast gefunden; aber in der Zwischenzeit hatten wir häufig gelacht über das Schicksal des Pepin Petit EZq., des großen NoßhändlcrZ, „der, von zwei unbekannten Personen begleitet, in den Cedcrfüllen Hingekommen war." Ka^cclnrrogate. Außer den Früchten des echten Kaffeebaumcs gibt es noch eine große Zahl von Pflcmzenstoffen, welche als Ersatzmittel derselben vorgeschlagen worden, oder bald in größcrem, bald in geringerem Maßstab in Gebrauch sind. Ein wirksames Ersatzmittel oder Kaffeesurrogat muß gleich dem Kaffee selbst einen gcwürzhaft wohlriechenden, einen bitteren, und einen zusammenziehenden Stoff enthalten. Diesen Bedingungen genügen mehr oder minder die nachfolgenden Kaffccfurrogate: 1. Die gerösteten Samen der gelben Wasserlilie, Iris 1i?ouäao0i'U8, welche in Geschmack und Güte geringerem Kaffee sehr nahe kommen sollen. 2. Tie Samen einer Gumclia, in der Türkei Kengnel genannt und daselbst zum Vchuf des Kaffee-Ersatzes vielfach angebaut, sind erst durch die Weltausstellung in London bekannt geworden, und werden gerade so zubereitet und genossen, wie der wirkliche Kaffee. 3. Geröstete Eicheln werden überall, namentlich in Deutschland , zu Kaffecgctränk verwendet, sind als Eichelkaffee Gegenstand des Handels, und werden sogar, wahrscheinlich zur Verfälschung ächten Kaffees, ans Deutschland nach anderen Ländern ausgeführt. Der Eichelkaffee ist eines der besten Surrogate ! dcZ ächten und bewährt sich namentlich bei Kindern als Mittel gegen Unverdaulichkcit. 4. Die gerösteten Samen der Kicher, der Bohne, des , schwedischen Kaffees (^8trao-M8 ba6ticii8); ferner von Roggen, ! Gerste, Weizen; selbst Nußschalen, Mandeln, Stcinfruchtkcrne ^ und geröstetes Weizenbrod werden in merkwürdiger Geschmacks- ! vcrirrung zu einem Getränk verwendet, welches den Namen i Kaffee tragen muß. Einer neueren Entdeckung zufolge, nach l welcher der Spargel alle wirksamen Bestandtheile des Kaffees > enthält, follen dagegen geröstete Epargelsamen einen sehr guten ! Ersatz des letzcren bilden. 5. Die Samen des gemeinen Vrahms, Pfriemcnkrautes, 8plli'tiuin seoMi'iuni, und die getrockneten und gerösteten ^ Beeren der Fieberwurzel, ^i'io3t6uiii M-Wi^tum, einer Ea- ! prifolie. In Westindien die Samen verschiedener Arten der zu den Ficbcrrindcn gehörenden ?8)o1ioti'ia; in Endan die- i jcnigen der Nitta und Dura, In^a, din'i0d083,, die auch als ^ Gourunüssc oder Sudankaffee nach Europa kommen. Unter ! anderen afrikanischen Ncgerstämmen die Bohnen der I^i'kiu, ! üi'i'ioiMk, und unter deu Tungusen sogar die Samen einer ! giftigen Bilsenkrautart — sie alle bilden sogenannte Ersatz- ! uiittel des Kaffees. ! 0. Nicht minder die getrockneten und gerösteten Wurzeln ! gar vieler Pflanzen. Nie Mohre und die Runkelrübe stehen l in dieser Hinsicht wenigstens in Deutschland allen übrigen voran, ! und werden in manchen Gegenden, namentlich auf dem Lande, ! geradezu als die Hauptsache eines Kaffees betrachtet. In Ir- ! land verwendet man zn gleichem Zweck die Wurzeln des ge- ! meinen Klcbkrauts, Kalium ÄMi'inL; in England diejenigen , des Löwenzahns, I^oiitoäoii wraxaeuin, und in der aller- ^ grüßten Ausdehnung in ganz Deutschland, Frankreich, England , und dem Norden die berühmte oder vielmehr berüchtigte Eichorie. ! Aber in keiner von allen diesen Wurzeln findet sich der charak- , teristische Stoff des Kaffees, das Eaffem, und deshalb vermag auch keine einzige zu denselben physiologischen Zwecken zu dienen, wie unser gewöhnlicher ächter Kaffee. Bei der Wahl der ineistcn der, genannten Ersatzmittel findet die sonderbare Begriffsverwirrung Statt, daß man die Farbe für deu Stoff, einen jeden dunkclgefärbtcn Aufgnß für Kaffee hält. Inzwischen hat eine von jenen Wurzeln, die Eichorie, eine ganz außcrordcutliche Verbreitung erlangt und ihr Verbrauch nimmt von Jahr zn Jahr zu. Im Anfang wurde sie bloß von betrügerischen Kaufleuten dem ächten gemahlenen Kaffee zum Behuf der Verfälschung zugesetzt. Aber dies Verfahren dehnte sich nach und uach so weit aus, daß zum Schutz des redlichen Kaufmanns, wie des Publieums, endlich anch dic Eichorie ungcmifcht in den Handel gekommen ist und nun auch rein vertaust, nichts desto weniger aber auch immer noch dem ächten Kaffee, den mau deshalb nie in gemahlenem Zustand kaufen sollte, zugesetzt wird. Leider gehört aber der Eichorien-anfguß ebenfalls zu unfern täglichen Getränken. (Schluß folgt.) INittel gegen die Halsbräune. Ein französischer ehemaliger Arzt, Dr. Grand-Voulogne, welcher 1850 Arzt in der Hauannah war, will ein unfehlbares Mittel gegen die Halsbräune entdeckt haben, welches ganz einfach darin besteht, daß man im Munde des Kranken fortwährend kleine Eisstückchen erhält. Welches auä) immer der Grad der Krankheit gewesen sei, sagt der Arzt, stets reichten 24 Stunden hin, um jede Gefahr zu beseitigen. Literatur. Das alte Mexiko und das ncuc Mexiko von Th. Arnim. Leipzig bei Otta Spamer. 1864. Wenn wir nns umblicken in dcr Literatur dcr Läudcr - und Völkerkunde, so finden wir, daß in dieser Wissenschaft dic Deutschen allen Völkern voran sind, daß selbst dic Engländer das nicht leisten, was dcr Dcutschc leistet. Dieß gitt uaincutlich iu Bezug auf die populäre Literatur und dic beiden uns uorlicgcudcu Werke über Mcriko, über das Land, das uns durch Errichtung des neuen Tbroucs so uahc gerückt ist, liefern einen Beweis für dic Wahrheit des Gesagten. „Das alte Meriko" ist ein nach den besteil Quellen ausgeführtes Ocichichtswcrk, welches noch dadurch besonders wcrthvoll ist, daß cs uach Photographien gearbeitete bildliche Tcn'stelliüigcu dcr archäologischen Kunstwerke und Funde von Auahuac geben, welche, oft nur in den Hauptbibliothekcn großer Städte zu finden sind. Das Werk ist daher ciuc willkommene Erscheinung für jcdcn Geographen. „Das ueuc Meriko" cuthält riuc kurz gefaßte Geschichte des Uu-abhängigkcitsk'.'icgcö uud dcr Kämpfe, aus denen heraus der gegenwärtige Zustand des Laudes sich entwickelt hat. Fcrucr enthält es ciuc crschüpfcudc Beschreibung von Laud und Leuten, dcr Bewohner, ihrcr Sitten und Gebräuche, Erwerbsquellen, Belustigungen uud Trachten. Auch dic Thier- und Pflanzenwelt wird auf's Gcwisscu-haftcstc geschildert. Als Ouclleu habcu dem Verfasser dic bestcu Neisc-wcrkc uud Ionrualmitthciluugcu (Globus, Ausland :c.) gcdicut. Das Aruim'schc Wcrk, prachtvoll ausgestattet, vcrciut Alles in sich, was es zu ciucr ganz vorzüglichen Lcetürc für Icdcrma»" stempelt. Wir köuucn cs allcn Icucu, wclchc sich über Mexiko gcuan unterrichten wollcu, auf das Wärmste cmpfchlcu. Der Papst uud dic modcrncn Idcc u. Wien bei Carl Sartori. 1864. Dic vorliegende Schrift ist ciuc Zusammcnstelliiiig Allcs dessen, was Sc. Heiligkeit dcr Papst Pius IX. während seines 18jährigcn Poutificats bei'verschiedenen Aulässeu über dic moderueu Idccu gelehrt uud gesprochen hat. Dcr Verfasser will damit allcu Icucn einen Dienst envciscu, welchen cs au Zeit uud Gclcgcuhcit gebricht dic oft umfaugreichcu päpstlichen Actcustückc selbst uachzulescn. Diesem Zweck entsprechend kaun das obeugcuauutc Wcrk gcnauut werden. Verantwortlicher Redacteur I. v. Kleinmayr. — Druck uud Verlag von Igu. v. Klcinmayr 35 F. Bamberg in Laibach.