für Annst, Wissenschaft und geselliges Leben. Nedigirr von Franz Hermann von Hermannsthal. ^ OO. Montag am VZ. Februar R84Ä. Von dieser Zeitschrift ericheinen wöchentlich zwei Nummern, jedes Mal ein halber Boaen. Der lVreis des Blattei ist in ?aibach «an,iälr,rn> d,e l . l . Po» unter Douvert m,i rorloireier Zusendun« aan«,»br,a «, balbiäoria 4 !>. C,3)!., unl, w,rd balbiiibr,« voraus« be,ah!l. Alle l. l. Poliämter ncomen Pränumeration an. In Fragment aus Kastrio ta's Lebe». Nach illyrischen Volksgesängen des Hnrlre ^«aliicli, zum ersten Male deutsch bearbeitet von —r. (Fortsetzung.) »Wotlle, muth'gcr Streiter, deinen Noppen, Zieh' hinaus vor's Schloß auf's grüne Feld, Ziere ihn mit Schmuck und farb'gen Lappen, Den» zum Kampf ruft dich ein junger Held." »M urat Solimon soll bald ersahen, Wer von uns den Sieg davon wohl trägt; Schauen soll er aus des Schloßes Hohen, Wie der Aar sich mit dem Falken schlagt.« «Mich hat sehr dein lecker Stolz »erdrossen, Sieh', ob stets dein Muth wird kräftig steh'». Wen» aus edlem Blut du bist entsprossen, Zieh' hinaus, laß mich nicht länger sleh'n.« Als den Jüngling Al i hat Vernommen, Sprach er, stolz nur höhnend, zu ihm hin: »Dir ist, Knabe, wohl der Tod willkommen, Oder hast verloren deinen Sinn." »Wer »och je mit Al i hat gctiimpfet. Nimmer ist zur Mutter er gekehrt. Wiße, daß dein Tod die Wuth nur dämpfet.« Auf das Roß sich schwingend er ihm's schwort. Und er sprengt hinaus, ihm folget tobend Iuro , dem der Groll den Busen schwellt. Ihn beklagend und doch rühmlich lobend Sicht der Kaiser «ach in's grüne Feld. Auf des Schloßes hohe weiße Mauern Stieg mil seine» Großen nun der Zar. Voll Erwartung Alle ruhig lauern, Still war's in der ganzen großen Schar. Nur der Kaiser sagte: »Weh dir Armen, Iuro , dir beschicdcn ist der Tod! Hunderte wohl färbten ohn' Erbarmen A l i's scharfes Schwert schon blutig roth.« Als die Kämpfer auf die Eb'ne kommen, lind gespornt das Noß sich mächtig sträubt. Und die Schwerter in die Hand genommen. Nützend sich der Stahl am Stahle reibt — 9aibach vränuincrirl man beimNcrlcaer am Naan, Nr. >uu, >m ersten Vtocke. Da währt's lange nicht, schon sieht man fallen Auf die Erde Ali' s blutend Haupt. Wie aus Eine,» Mund Hort man erschallen: »Lebe hoch, der Ali s Ruhm geraubt!« Kaum cntsprühten ihrer Eisen Funken, Schwang der Held sei» Schwert mit Niesenmacht, Ali' s Haupt zur Erde war gesunken. Schneller hall' es nicht dir Blitz vollbracht. So blieb Iur o stets im Kampfe Sieger, Seiner Kraft noch mancher Türk' erlag. Volle Achtung folgte dem Vesscger, Neuen Ruhm gab jeder neue Tag. So hat Mura t wohl ihn liebgewonnen, Er doch fühlte inner», tiefen Schmerz: Fern vom Naterlande war verronnen Seine Jugendzeit,- dies trübt fein Herz. Eine Votschaf! mehrte noch die Wunden» Von der lieben Muttcrhand ein Brief. Ihm der Tod des Vaters kam zu Kunden, Den des Himmels Allmacht zu sich rief. Schnell ward von der Türken Räuberhnnden Epir wieder ein erobert Land, Und die Herrschaft Vojsava's mußt' enden, Wenn auch von dem Volk ihr zuerkannt. Kastriota muß nun ruhig sinnen, Wie er aus der Knechtschaft tonnte flieh'» < Eilen in das Vaterland von hinnen. Zur verloß'ncn, armen Mutler zieh'». Glücklich wollte sein Geschick dies fügen I n dem Krieg, der gegen Ungarn war. Sebe» ine Ianto ') wüßt' zu liegen , Er, der Führer mächt'ger Feindcsschar. Seine Siege Mura l hat vernommen. Schnell er seine Macht zum Aufbruch zwingt. Seine» jungen Held läßt er nun kommen, Dem er väterlich die Worte bringt: «Kastriota! unter den Getreuen Allen, die mein mächtig Reich gestellt. Meinen Paschen, Agen und den Spajen, Du mein tapferster, mein klügster Held!" ') Siebenbllrgcr Johann >- Johann Hunyad. 343 »Vcgc» Jaul , füllst zum Kampf sie führe», Du befehlen meiner Kriegcrniacht. Du nur kannst das große Werk vollführen, 2l>erde d'rum, was du gebeutst, vollbracht.» »Denk', »ls Vater Hab' ich dich erzogen. Dich geliebt wie meine» einz'gcn Sohn, Dir vor Alle» war ich stets gewogen. Räch' als PasHa nu» des Sultans Thron.« > Als ich dich zu meinem Glauben führte, Gab den Namen Lkandcrbcg ') ich dir» Der de» mächtigsten der Felden zierte. Auf! Als Lieger lehre bald zu mir!« (Fortsetzung folgt.) Geschichte Kaiser Friedrichs ,v. und seines Sohnes Maximilian i. Von Joseph Chmel. Erster Band. Hamburg bei Perthes. 1840. (Mit besonderer Rücksicht auf Kra!» angezeigt von A. C.) I n einer Zeit, welche des historischen Wissens mehr, als je eine andere, bedarf, in der unfern, konnte es auch nicht fehlen, daß Werke, die jenem Bedürfnisse zu ent­sprechen suchen, sich drängen. Die große Mehrzahl der Bücher, welche sich unter diese Kategorie einreihen wollen, bezweckt und erreicht aber nichts Höheres,, als Befriedi­gung der Lesesucht modischer Polyhistoren: sie tritt an das Tageslicht und versinkt spurlos wieder in das Meer der Vergessenheit. Selbst die deutsche Literatur, als denn ei­genchüuüichen Vorzug so oft gediegene Gründlichkeit, Gründ­lichkeit bis zum Uebermaße, gepriesen und mit «ollem Rechte gewiesen wird, liefert zahllose Belege hierfür. Das Jahr 1,868 z. B. Krachte,, wie man nachgerechnet haben will,, LZ» neue historische Werke, aber 6N0 und mehr davon kann man ««gelesen in das Gebiet gehaltloser Compendieu und französirenderResumö's oder fabriksmäßig angefertigter Compilationen aus »Z andern Werken, die der Zufall, nicht die Auswahl bot^ verweisen. Wie selten erhascht bei derlei Büchern eine Anzeige noch die letzten Tage ihrer prekären Existenz! Dagegen wird dieselbe Zeit, welche jenen selbst den Schein von Werch gewiß nimmt, wahrhaft werth­vollen schriftstellerischen Arbeiten immer mehr und allge­meine Anerkennung verschaffen. Bei solchen, welche ihre Lebensdauer nicht «ach Wochen oder Monaten bemessen, zu denen gewiß auch die in Rede stehende gehört, dürfte so­mit unuorsätzliche Verspätung der Anzeige, wie sie allerlei zufällige Umstände bei den gegenwärtigen Zeilen verau­laßten, Entschuldigung finden, und in dem vorliegenden Falle vielleicht um so mehr, als der «Caruiolia" und mir immer noch die Freude bleibt, die erste (meines Wissens) oder doch eine der ersten umständlichen Ankündigungen ei­nes sehr verdienstvollen Geistesproduetes zu bringen. Die Werke des geschätzten Herrn Verfassers, in wel­chen er uns jetzt in ziemlich rascher Aufeinanderfolge die Früchte jahrelanger, mühevoller Studien -vorlegt, können freilich nicht den leichten Curs der Modewaare haben, aber sie werden auch nach Jahren Zierden einer jeden Bücher­sammlung bleiben, denn sie haben ihren Zweck realisirt, sie sind tüchtige Bausteine für die Hallen vaterländischer Geschichte. Wie sehr vor Allen solche Monographien noch thun, damit einst eine Geschichte unsers Gesammt-Vaterlan­des möglich werde, ernannte schon im Jahre 1812 der hochver­diente Florianer Chorherr, Franz Kurz , linderöffnete, eiser­nen Fleißes voll, von glücklich zusammentreffenden Umständen begünstigt, mit der Geschichte Ocsterreichs unter Kaiser Friedrich IV. jene Reihe von Werken, deren klassischen Werch In - und Ausland anerkennt. Doch verstand er un­ter Oesterreich vorzugsweise nur das Stammland, welches eben Friedrich IV. zum Erzherzogthume erhob; von den innerösterreichischcn Ländern des Kaisers und den Geschi­cken Vorderösterreichs ist nur in untergeordneter Beziehung die Rede. Auch vermissen wir gerade in jenem Werke die Uebersicht des innern Zustandes selbst des eigentlichen Oe­sterreich, welche Kurz für das 13. und n . Jahrhundert in der Geschichte Albrechls i. und Albrechts >V. so genau und reichhaltig lieferte. Für die Geschichte Maxi­milians l. muß — abgesehen von den einschlagenden Par­tien größerer Werke — Hegewisch noch gegenwärtig als Nochbchelf dienen, und doch übergeht dieser ganz die Ver­hältnisse der österreichischen Erbländer, welche allein erst das Wirken des Kaisers in und außer Deutschland zu er­klären im Stande sind. Die Geschichte Friedrichs lV. und Maximilians l., »durch welche das Haus Oesterreich eine Weltmacht wurde", gedenkt nun der Herr Verfasser — desselben für vaterländische Geschichte so thätigen Stif­tes Mitglied, wie Kurz — in dem Werke, dessen erster Band vorliegt, nach allen Beziehungen der äußern und in­nern Zustände Oesterreichs und Deutschlands, mir der noth­wendigen Berücksichtigung der gesammcen christlichen Staa­tengcschichte, uns darzulegen. »Den Gesammt-Organismus des Staates und den der Kirche", sagt er in der Vorrede S . VI. , „und ihr Ineinandergreifen und wechselseitiges Verhältnis; wünscht er darstellen zu können." Wer auch wäre dazu mehr berufen? Die glückliche Stellung des Gerrit Verfassers als k. t. geheimer Hof- und Haus-Ar­chivar eröffnet ihm den Zutritt zu fast unerschöpflichen Quellen, und sein reger Eifer für die vaterländische Ge­schichte hat ihm auch außer diesen durch eigene Thätigkeit und Aufmunterung Anderer zum gleichen Streben eine Masse urkundlichen Stoffes zugeführt. Bereits im Jahre 1832 gab er zu Linz das i. Heft des l. Bandes seiner »Beiträge zur Geschichte Kaiser Friedrichs lV." heraus, welches die Titel der über jene Geschichte Aufklärung ver­heißenden Handschriften des k. f. Archivs, ein Ncpertcrimn von Hieher bezüglichen Urkunden in chronologischer Ord­nung, und den vollständigen Text einzelner bis jetzt unge­druckter Originalschriften lieferte. Noch che dieses Werk geschlossen war, erschienen als ein Theil der l»tl!, «ei-!!,Äiii!!L !,l8t!,i-i«>, die bei 10.000 urkundliche Notizen enthaltenden Register Friedrichs IV. in zwei Bänden. Und daß durch beide Werke seine gesammelten Vorräche keineswegs erschöpft seien, bezeugt der Herr Verfasser selbst in der Vorrede des in Rede stehenden Buches, und der ganze Inhalt desselben leistet Bürgschaft für ihn. ') Eigentlich, im Türkischen, IstenderbeZ, d.h. Fürst Alexander. 343 Der Zweck dieser Blätter ist nicht eine Abhandlung über ein angezeigtes Werk zu liefern; dem jetzt besproche­nen gebührt eine solche, und es wird sie auch finden. Ich begnüge mich somit, meinen Lesern, nachdem ich sie auf den Standpunct des Buches versetzt, in aller Kürze den rei­chen Inhalt desselben, und zwar, wo es immer thunlich ist, mir den eigenen Worten des Herrn Verfassers darzu­legen, und erlaube mir eine Abweichung von jener Kürze nur dann, wo die Bestimmung der »Carniolia" dieselbe recht­fertigt, wo es nämlich die Hinweisung auf eine Bereiche­rung gilt, welche der Geschichte Krams durch das erwähnte Werk zu Theil wird. Das erste Buch schildert nach einer kurzen Skizze des kräftigen und klugen Waltens von Herzog Ernst mitten in der allgemeinen Erschütterung der Macht und Ordnung — »vorüber uns der Herr Verfasser in einem späteren Werke umständlicher zu belehren verspricht — die Schick­sale seines Sohnes Friedrich unter der Vormundschaft seines Oheims, des vielgeprüften H. Friedrich v. Oester-reich-Tirol, und bringt deshalb zuvörderst eine Schilderung des damaligen ZustandeS der innerösterreichischen Länder. Die landesfürstliche Macht, von deren Betrachtung noth­wcndig dieser ganze Abschnitt ausgehen muß, war wesent­lich basirt auf den unmittelbaren Besitz von Gütern und Gülten, und diesen durch Kauf zu vermehren, war Fried ­rich noch unter der Vormundschaft bedacht. Der Herr Ver­fasser versucht aus Rait- und Absolutionsbriefen, Pfandbrie­ fen und Reversen, Amtsbricfen und Quittungen, die mit dem Besitze des Hauses vorgefallenen Veränderungen zu zeigen, über die aus jenem Besitze fließenden Renten und Erträgnisse, so wie über die Verwaltungsweise Andeu­tungen zu geben. Die meisten gelieferten Notizen sind wirklich ganz neu. Aber ich kann auch nicht umhin, gleich hier den Aufruf des Verfassers (Vorrede Seite Vlil.) an alle Jene zu wiederholen, welche vermöge ihrer Stel­lung und Lage zur Durchforschung und Benützung von Privatarchiven vorzüglich berufen wären. Noch ist erst der Grundbau aufgeführt; mögen Jene beitragen, damit das Werk vervollständigt werde. (Fortsetzung folgt.) Der Brief und der Marquis. Flügmml aus dl», Leben eines Freundes, erzählt von Michael Heinto. (Beschluß.) 3. Emilie von Stein.. . saß in der Gartenlaube, und las folgenden Brief: »Theuerste Emilie! Stern.. . hat uns seinen Freund, den Marquis Camcrieri , aufgeführt. Das ist ein süperber Mensch, so gebilder, so artig, so zuvorkommend! Und wie er seinem Freunde zugeihan ist, voll Aufmerksamkeit auf Alles, was er sagt. Und denke Dir, der Mensch kommt mir vor, wie ein Zauberer, er weiß Alles, er kann Alles. Neulich war Gesellschaft bei uns, ich esse eine Orange, gebe nicht Acht, und mache mir einen ungeheuren Fleck in mein rosafarb­nes Atlaskleid. Der liebe Marquis kommt des andern Ta­ges, läßt nicht früher vom Bitten ab, bis ich ihm das At­laskleid gebe, wickelt es in sein Sacktuch, nimmt es unter den Mantel, und geht fort, indem er mich bittet, Nach­mittags das Stubenmädchen ins Hütet zu schicken. Ich schicke das Stubenmädchen hin, es kommt zurück, und bringt mir mein Atlaskleid — keine Spur vom Fleck, das Kleid rein, wie neu. — Nann i erzählte mir, der Marquis sei, eine Menge Fläschchen um sich, mit aufgestreiften Hemd­ärmeln an einem Tisch gestanden, und habe das Kleid selbst geputzt. —' Der liebe Mensch! — Nur Eins kann ich nicht begreifen, daß Abends, wenn bei uns Gesellschaft ist, der Marquis niemals bis an's Ende bleiben will, son­dern immer früher, als Stern... , weggeht; auch habe ich bemerkt, daß Stern.. . dem Marquis allezeit einen Wink giebt, «vorauf sich der Marquis entfernt. — Dahin­ter muß ein Geheimniß stecken.« »Mein Papa ist dem Marquis sehr geneigt, er kann ihn nicht genug loben, seitdem er ihm seine Meerschaum, köpfe prachtvoll ausgeputzt hat, — er ist ein Tausendküust­ler, und im Vertrauen — er gefällt mir wohl auch sehr gut." »Stern.. . ist ein eingebildeter, roher Mensch. Ich bitte Dich — sagte er mir letztlich, meine Lcctüre tauge Nichts und sei geisttödtend, macht mir da Anspielungen von Bescheidenheit und Ordnungliebe, welche ein Mäd­chen zieren und die Würde des Weibes erhöhen, und der­gleichen. Ich glaube, der unverschämte Mensch will mir schon jetzt Gesetze vorschreiben. Ich habe meinen Aerger schwer bezähmt, weil mir Papa immer sagt, Stern.. . sei eine Partie, die nicht ihres Gleichen hätte. Nun, ist nur einmal die Vermählung vorbei, so wird es auch mit uns ein Anderes werden." »Der Marquis spricht mir manchmal, wenn wir allein sind, so verfänglich von Liebe und dergleichen, daß ich sehr gerne zürnen würde, allein ich kann nicht, ich muß über die Einfälle des Schalkes immer lachen. Lebe wohl, und besuche mich bald. Deine Dich innig liebende Alfonsine. 4. Alfonsine saß am offenen Fenster und las in einem ihrer Liebüngsromane, da schmetterte ein Posthorn die Straße herauf, ein Reisewagen fuhr rasselnd vorbei, da­rin saß von Stern.. . und grüßte, sich lächelnd verbeu­gend, hinauf, und neben dem Postillon auf dem Bocke saß — der Marquis Camerieri. Alfonsine traute kaum ihren Augen. Kurze Zeit darauf kam Tan... nach Hause und sagte, von Stern.. . lasse sich entschuldigen, er habe schleunigst abreisen müssen, weil sein Oheim bedenklich erkrankt sei. Am Abende des nämlichen Tages brachte ein Brief­träger ein an Alfonsine» adressirtes Schreiben. Sie zweifelte keinen Augenblick, es sei vom Marquis, und ent­halte die Lösung des Räthsels. Sie riß es hastig auf, und las: »Mein Fräulein! Ohne mein Zuthun, und — verzeihen Sie mir, daß ich so sagen muß — in Folge Ihrer eigenen Nachläßig­ 344 f^t — ist Ihr Schreiben an Ihre Freunde Emilie v. Stein.. . — worin Sie ihr meine Ankunft melden, m i rl in die Hände gekommen und auch von mir eröffnet worden, weil ich erst nach dessen mühsamer Entzifferung ersah, daß der Brief sein Ziel verfehlt habe. Daß Sie mein Aeuße­ res nicht ansprach, befremdet mich gar nicht, denn ich habe jenen Theil meiner Jugend, in welcher man die Zeit an den Putztischen der Damen, in Soirees und Gesellschaf­ ten zuzubringen pflegt, im Gewühle der Schlachten, im Kampfe fürs Vaterland zugebracht, und die ausgestande­ nen Leiden und Beschwerden waren wirklich nicht geeignet, meinen Teint zu conserviren und mich Ihrem Geschmack« anzupasien. Daß Sie aber das Zeichen meiner Ehren­ wunde gemein fanden und darüber zu spotten sich erlaub­ ten , forderte verdiente Ahndung. So wissen Sie, das; ein Mädchen, welches die Mutterfreuden aneckeln, und welches einen Gatten nur deshalb wünscht, um auf Soi­ rees und Bällen in eitlem Putze glänzen zu können, nie­ mals meine Gattin wird. Es ist nicht etwa Eifersucht, was mich leitet, iinGegentheile finde ich es sehr natürlich, daß Sie meinen Begleiter gleich beim ersten Anblicke so anziehend fanden. Auch ich weiß es, daß er diese Ei­ genschaft in schätzbarem Grade besitzt, denn er ist kein Marquis, sondern — mein Kammerdiener, und hat die falsche Rolle über meinen Auftrag gespielt, daher Sie sich alles Weitere hoffentlich selbst erkären werden. Dem Herrn Papa bitte ich mein Compliment zu mel­den und ihm zu sagen, daß, meiner Meinung nach zur Bildung eines Mädchens Geist und Herz nothwendiger sind, als die französische Sprache und das Pianoforte. — Leben Sie recht wohl!« Emil von Stern^.. Was Fräulein Alfonsine darauf that, und was sie für ein ferneres Schicksal hatte, ist mir nicht bekannt. Wohl aber berichte ich Allen, denen daran gelegen ist, daß Emi l bald darauf ein recht wackeres Mädchen zum Altäre führte, der brave Oheim darüber eine unaussprechliche Freude hatte, daß ich vor Kurzem bei meinem Freunde Emil war, daß er ein Paar herrliche Buben hat, daß ihn seine brave Gattin oft gerade auf die Narbe auf der Stirne küßt, und oft mit Thränen im Auge Gott dankt, daß der Säbel des französischen Chasseurs am 18. Juni 1815 nicht tiefer gedrungen ist. Neues. (Eine Geistererscheinung) berichtet die Preß­burger Zeitung. I n dem Schlosse Kalpo in Slavonien, heißt es, spuckce es seit geraumer Zeit. Herrn von K* er­schien in kurzen Zwischenräumen fünfmal ein und dieselbe Vifwn. Der Geist zeigte sich jedesmal in weiblicher tür­kischer Kleidung aus rosenfarbigem Atlas, mit einem Schlei­er, der über den ganzen Schatten wallte. Dreimal bat er um die Ausgrabung seiner Gebeine und deren Bestat­tung in geweihter Erde. Die Erscheinung gab Ort und Stelle an, wo ihre Gebeine verscharrt seien, und sagte, ße sei ermordet worden und habe nun bestimmte Zwischenräu­me, wo sie sich zeigen könne; auch sei sie schon oft in frü­her« Zeiten erschienen, habe aber nie ihr Anliegen vorbrin­gen können, da man stets vor ihr geflohen sei. Der Schloß-Herr ließ auf der bezeichneten Stelle nachgraben, und in der Tiefe von 2 Schuh fand man wirklich ein weibliches Gerippe, auf der Brust mit 6 eisernen Kugeln beschwert. Am 14. December wurden diese Gebeine in die Schloßca­pelle niedergelegt, und auf abermaliges Erscheinen und Ver­langen des Phantoms am 1». December unter Zulauf ei­ner ungeheuren Menschenmenge eingesegnet und auf dem Friedhofe beerdiget. Bei seinem letzten Erscheinen dankte das Phantom und verhieß Ruhe. — (Das Postgefäll in den vereinigten Staa­ten.) Der jährliche Rechnungabschluß des nordamerikani­schen Oberpostamtes enthält das Factum, daß das Postge­fäll der vereinigten Staaten in dem Verwaltungjahre 1840 eine reine Einbuße von 200.000 Dollars (400.uno fi. C. M.) verursachte. Dem ungeachtet soll die Brief-tare noch um 25 0/u herabgesetzt werden, und um den Aus­fall, der hierdurch wahrscheinlich bewirkt werden wird, zu decken, soll die bisher häufig genossene Postportofreiheit für Jedermann, mit Ausnahme der Mitglieder der gesetz­gebenden Gewalt und der Departement-Chefs im Regie­rungamte, aufgehoben werden. — (In ganz Belgien) fand im Jahre 1810 kein Un­glücksfall durch Springen von Kesseln u. s. w. der Dampf­maschinen auf den Eisenbahnen Statt. — Kleine Landeschronik. Nekrolog. Scmitsch in Untcrkrain. Am 14. December v. 2. starb hier die durch Sanftmut!), Güte und Frömmiakeit gleich ausgezeichnete, ollgemein betrauerte Johann« Maria 3ios. Gräfin V. Lichtenberg. I m Jahre 18U5 am 4. September zu Thurn bei Scmitsch geboren, Verlor sie schon im Jahre lLllü die hochgeehrte Müller Agnes, geborne Ldle v. Zdenzai. Ihr seliger Vater, ein sehr frommer Wann, Herr Io« hann Nep. Graf von Lichtenberg , durch seine sich um das Vaterland wie u,» den Staat erworbenen Verd,enssc mit dem Leopold-Orden belohnt, blieb aus Liebe zu seinen Kindern Witwer, und hielt seit dem Tode seiner geliebte» Gemahlin eine Gouvernante zur Erziehnng der beide» Tochlcr, welche von ihr nicht nur die erforderlichen Flauenarbeite» erlernten, sondern auch eines musterhaften Lebenswandels sich befleißigten. Der edle verdienst! volle Vater starb schon am »4. August 1852 »uf seinem Gute Smuk am Ncrvensieber, und nun blieben die beiden Töchter sich selbst überlassen. Nicht,achlend des Adels ihrer Geburt, bestrebten sich beide, den Adel ihres reinen Herzens zu bewahren. Gewohnt an bestandige Beschäftigung stan­den dieselben sehr frühzeitig auf, spannen fleißig, bereiteten sich reichliche Wäsche aus ihren eigenen Gcspinnstcn, und scheuten selbst geringe Arbei­ten nicht. Nebst der ordentlichen Besorgung des ganzen Hauswesens widmete die Selige auch ihr besonderes Augenmerk der Unterstützung armer Not ­leidender, indem in ihre»! Hause jeder Unglückliche freundliches Asvl und gastfreie Aufnahme fand. Sie wußte durch ihre Herablassung, ihr liebrei­ches Benehmen, freundliche. Worte, heilsamen Balsam in die durch Kum­mer und inneres Leiden g,prcßten Heizen zu gießen, und hiedurch Linde­rung derselben zu bewirken. Die Verstorbene war auch Stiftsfranlein, und wußte von ihrer Pra­lende sehr guten Gebrauch zu machen. Sic hat sich nicht irdische Schätze, sondern Schätze für den Himmel gesammelt, die nicht vergehen werde». Manche Thräne ist bei der Hiobspost ihres so frühen Tod.s de», stil­len Andenken der edlen Verblichenen geweiht worden; denn Jeder, der !>e> ihr Hülfe gesucht, muß gestchen, ei» Wesen edlerer Gesinnung, mit mehr Humanität und Herablassung, gepaart, nicht angetroffen zu haben. Friede ihrer Asche!!! I. K. Laib ach. Druck «nd Verla«, des Joseph Vlasnik.