IV. Jahrgang. Nr. 25. Zeitschrift str vaterländische Interessen. Erscheint jeden Dinstag und Freitag und kostet: Insertionsgebühren: Für die Llpaltige Petit-Zeile oder deren Raum bei Imaliger Einschaltung « lr., 2 Mal 8 kr., 3 Mal 10 tr. Mit der Post: Für Laibach sammt Zustellung: Ganzjährig fi, 6,— Ganzjährig fi. 5.— Stempel jede« Mal 30 kr. Halbjährig „ 3.— Halbjährig „ 2.50 Inserate übernimmt Haasenstein N Vogler in Wien, Wollzeile 8, Einzelne Nummer 5 lr. Hamburg, Berlin, Leipzig, Frankfurt a/M., Basel. Die Redaktion befindet sich am Hauptplatz, Nr. 10, II. Stock. Geldsendungen sind zu richten an den Eigenthüme r de« Blattes. Die Administration in Ottokar Klerr's Buchhandlung Manuskripte weiden nicht zurückgesendet. Hauptplatz, Nr. 313. Laibach, Freitag am 26. März 1869. Amnestie! Milde und doch kräftig ertönt dieses Wort, sein Schall hallt im ganzen Lande wieder, er dringt in des Reichen große Behau­sung und in des Armen unansehnliche Hütte, überall gleich ange­nehm an das Ohr schlagend, das Herz mit Liebe und Enthusiasmus gegen den Urheber erfüllend, den etwa noch vorhandenen Funken des Mißtrauens plötzlich zu einer Flamme der Begeisterung anfachend und den etwaigen Hader erstickend. Wie neu belebt, mit guten Vor­sätzen erfüllt, unaussprechlichen Dank wegen der unverdienten Gnade gegen die milde Hand, welche den Akt unterschrieb, im Herzen ver­laßt der Begnadigte die dumpfe Zelle, die ihn wie ein gefährliches wildes Thier von der Berührung mit der übrigen Menschheit aus­schloß, und kehrt zurück in die Arme seiner Angehörigen, Freuden­thränen stießen, stumme und laute Gebete entsteigen der dankbewegten Brust — wahrlich, es ist ein Moment, der sich nicht beschreiben, nur empfinden laßt! Der Starrsinn des Verbrechers, der dem strafenden, strengen Auge des Richters und der Harte des Kerkermeisters trotzte, der Gewalt mit verbissenem Grimme wich und Rache brütete gegen seine Hüter, bricht bei diesem Worte zusammen, die Eisdecke der grimmi­gen Gleichgültigkeit und Unempsindlichkeit gegen Güte und Strenge, ja selbst gegen die härtesten Strafen schmilzt unter dem Einfluß dieses Wortes, der größte Verbrecher, der halsstarrigste Sünder, der für menschliche Eindrücke ganz unempfindlich war, wird zum gefühl­vollsten Kinde, weint gleich diesem, die Erlenntniß seiner Strafwür­digkeit überwältigt ihn ganz und gar, er ist der menfchlichen Gesell­schaft wiedergegeben. Wie erhaben ist dieser Moment! wie groß die Tragweite dieses Wortes! Glücklich und beneidenswerth jene, die Amnestie gewähren können! Von diesem höchsten Rechte der kaiserlichen Krone machte unser durchlauchtigster Herrscher bei seiner Durchreise in unserer Stadt gegen jene Unglücklichen Gebrauch, welche eine unbedachte, zum Theile unter der Einwirkung des Weines begangene Frevelthat über zwei Jahre im schweren Kerker zu büßen verurtheilt waren. Sonst brave Söhne ihrer Eltern, arbeitsame Kinder mit Arbeit überladener, steuer­zahlender Landleute, deren Stolz und Hoffnung, wurden durch eine in Uebereilung herbeigeführte Katastrofe ihrem für ihre Angehörigen so notwendigen Berufskieise auf Jahre lang entzogen und durch die allerhöchste Gnade ihnen wieder zurückgegeben. Wie groß muß das Dankgefühl gegen den kaiserlichen Spender in den Heizen der Eltern und Geschwister der Begnadigten, wie groß in diesen selbst sein! Doch nicht auf diese allein erstreckt sich der Akt der kaiserlichen Milde, sondern derselbe erzeugt im Lande überhaupt die freudigste Bewegung, er macht aller Herzen höher schlagen, das Vertrauen auf die Güte des Monarchen hat einen neuen Stützpfeiler gewonnen und wir fehen die Gewährung aller Wünsche, welche das slovenische Volk hegt, in nicht allzuweiter Ferne, fasten neue Hoffnungen und fühlen uns gestärkt in unserm Streben, dessen Ziel das Wohl unseres Volkes ist. Wir glaubten, es gibt wohl niemanden, den dieser Akt der kai­serlichen Milde nicht angenehm überrascht hatte, wir glauben, daß der Eindruck überall ein freudiger ist, ohne Beimischung irgend eines andern Gefühles, wir glaubten ferner, daß selbst jene, welche den Verbrechern — nach einer andern Version „Verführten" — die ih­nen zugemessene Strafe gönnten, diese Milde preisen und einsehen, daß die leichtsinnigen und unwissenden Burschen genug gewitzigt wor­den sind und in Hinkunft nie mehr ähnliche Verbrechen begehen werden; wir glaubten schließlich sogar, daß unsere Gegner diesen Akt als einen Gnadenatt im vollsten Sinne des Wortes an­sehen und es unterlassen weiden, ihre üblichen Glossen dazu zu ma­chen. Dieß alles glaubten und hofften wir, sehen uns aber getäuscht. Es gibt wohl kaum irgend einen Gegenstand auf der Erde, in der Luft und im Wasser, an dem unser „Tagblatt" nichts auszu­fetzen hätte. Statt sich ganz dem Eindrucke des kaiserlichen Gnaden­altes hinzugeben, läßt dasselbe vielmehr recht deutlich durchblicken, daß ihm dieser Akt sehr unangenehm ist; dieß zeigt es am deutlichsten, indem es demselben eine Auslegung gibt, auf die wohl niemand verfallen wäre, und ihm Konsequenzen andichtet, die niemals eintreten können. Der Misanthrop im „Tagblatt" deduzirt nämlich aus der Begnadigung bei dem Landvolke den Glauben, als ergriffe der Kaiser die nationale Partei, und dieß deshalb, weil der Landes-Präsident, dessen Werk vorzüglich die Amnestie ist, dieselbe nicht etwa durch Depura n oder sonst eine liberale Größe, sondern durch einen nationalen Führer, und weil dieser es nicht den Turnern, sondern dem „Sokol" verkündete. Wir erklären uns den letztern Umstand sehr leicht; denn wir können die Ueberzeugung nicht gewinnen, daß Herr Detzman die Amnestie nicht mit bitterbösem Gesichte verkündet und daß sie die Turner mit demselben Enthusiasmus aufgenommen hat-ten, den sie in den Reihen des Sokol hervorrief; hätte dagegen Dr . Bleiwei s den Turnern zuerst oder überhaupt dieselbe bekannt­gegeben, so würde dieß als ein Akt der Verhöhnung, der Verspot­tung aufgenommen und im „Tagblatt" auch gebührend gerügt wor­den sein, denn Thatsache ist es, wir und andere hörten es mit eige­nen Ohren an vielen Orten, daß einige Liberale die Kunde zuerst ganz unmöglich, dann unglaublich und schließlich unangenehm fanden. Weiteis macht das „Tagblatt" der Regierung den Vorwurf, daß sie den ersten Anlaß zu der eigenthümlichen Deutung der Am­nestie gegeben. Wir wollen die Regierung nicht in Schutz nehmen, wir fühlen dazu in uns keinen Beruf, sondern konstatiren nur, daß unsere „Freunde" jederman anfallen, der halbwegs zu dem Glauben Veranlassung gibt, als wollte er gegen die Nationalen freundlicher scheinen, als es nach den Satzungen der Tagblattler erlaubt ist. Ebenso unangenehm ist dem Blättchen das zahlreiche Erscheinen der nationalen Vereine zum Empfange Sr. Majestät, es will nicht glau­ben und zugestehen, daß die „Moskowiter" die Liebe zum angestamm­ten Herrscherhause auf den Bahnhof lockte, sondern spricht die per­fide Beschuldigung aus, das wahre Motiv sei eine frohe Nachricht gewesen, welche sie dort erfahren würden. Diese Beschuldigung ist eine tendenziöse, sie werden dieselbe mit gewohnter Verdrehungskunst in deutschen Blättern ausposaunen, denn ihre Bemühungen gehen dahin, uns als Russosile, folglich als Feinde Österreichs darzustellen und der Welt den Glauben beizubringen, als wären die „2ivijo " und „Slava", womit der Kaiser empfangen wurde, nicht die Aus­drucke der Ergebenheit für den Herrscher, sondern lediglich nur De­monstrationen gegen das deutsche Element im Lande, welches man auf diese Weise überschrie, oder Ausbrüche der Freude über die be­vorstehende, bereits bekannte Amnestie, wodurch den Turnern ein Nasenstüber gegeben würde. Den diabolischen Verdrehungen der Wahrheit entgegen konstatiren wir die Thatsache, daß schon eine Woche vor der Ankunft des Kaisers, ehe noch jeman d vo n der Amnestie eine Ahnun g hatte, der Ausschuß der „81uvs­niill" eine Berathung hielt, wie Se. Majestät der Kaiser von den Vertretern der slovenischen Nation in Krain würdig empfangen wer­den solle. Wenn es bereits so weit gekommen ist, daß alles, was wir thun oder was uns gutes geschieht, bei dieser Sekte eine üble Deu­tung erfährt, dann, ihr Herren vom „Tagblatt"! haben wir ab­geschlossen, es gibt kein Mittel der Verständigung und Annäherung zwischen uns, denn mit Leuten, die das kaiserliche Wort zu bekritteln sich unterstehen, haben und wollen wir keine Gemeinschaft. Jede Transaktion ist unmöglich. Merkt euch dieß! Politische Revue. Das amtliche Sitzungsprotokoll des niederösterreichischen Lan­desausschusses konstatirt, daß der Landesausschuß sich wegen der mi­nisteriellen Schulaufsichtsverordnung vom 10. Februar in offenem Konflikt mit der Regierung befindet und daß derselbe es entschieden abgelehnt hat, sich bei den auf Grund jener oktrohrten Bestimmung erfolgenden Verathungen und Maßnahmen zu betheiligen. Die Lan­desvertretung von Niederösterreich wird also in dem provisorischen Landesschulrathe nicht vertreten sein. Ueber die Zustände in Böhmen schreibt man einem Wiener Blatt: Ich höre, daß wir vor der Aufhebung des Ausnahmst zustandes in Böhmen stehen; diefelbe dürfte mit den Pfingstfeiertagen erfolgen und von einer partiellen Preß­amnestie für jene Preßdelikte, die während der Zeit des Ausnahms­zustandes begangen wurden, begleitet sein. Ein e universell e Preßamnestie ist nicht beabsichtigt, nachdem man der An- Feuilleton. Lcnbacher Typen. (Fortsetzung.) Ter Lion (8li«iu8 iinit»,,«). Der echte Lion ist eigentlich ein Tropengewächs, aus Frankreich, wo er im Urzustände eine prächtige Blüte entfaltet, nach Oesterreich importiit. Von Wien aus treibt er seine Wurzeln nach allen Rich­tungen des Kaiserreiches, doch nimmt sein Glanz im Verhältnis; zur Entfernung ab, so daß er vieler Orten zu einer Karrikatur herabsinkt. I n Laibach sproßt diese Pflanze ausschließlich in „besseren" Häusern, doch ist bei ihr der Stempel des Ursprünglichen kaum mehr zu erkennen. Die Kindergeschichte dieses Prachtstückes spielt im Kreise bewundernder Tanten, schüchterner, energieloser Informatoren, deutsch sein wollender Institute u. f. w. Hat der Herzensbub auf diese Art nichts gelernt, so kommt er als verzärteltes Muttersöhnchen, ausge­rüstet mit allen Unarten, in die höhere Schule, wird dort mit Rück­sicht auf seine Abstammung schonend behandelt und wächst wohl an Körper und Einbildung, nicht aber an Geist und Weisheit. D a er zu etwas besserem bestimmt ist, als das gewöhnliche Vauernkind, so läßt er dann die Studien, er ist lebens- und salonfähig und wird in Familienkreisen eingeführt und nun hat seine Laufbahn begonnen. Mit dieser Epoche ist er selbständig. Da er vom Haus aus mit Geld versehen wird, so weiß er dieses Gut nicht zu schätzen; dagegen schätzen es andere und wissen dasselbe durch Stacheln seines Ehrgeizes, durch Lobsprüche und andere billige Manöver sehr ge­schickt in Champagner, Diners, Soupers und Landpartien umzu­wechseln; diese Freunde unterrichten ihn auch in den nothwendigsten Lebenswissenschaften: Villard- und Kartenspiel, Reiten und Fahren, in der Hippologie u. s. w., führen ihn in flotte Gesellschaften von Schauspielerinen ein, wo seine geistige Beschränktheit und sein Geld bald maßgebende Faktoren sind und ihm Bewunderung eintragen. ficht ist, daß die während der Herrschaft der Staatsgrundgesetze ver­hängten Strafen für Preßvergehen einestheils von verfassungsmäßig völlig unabhängigen Richtern zuerkannt wurden und anderntheils schon aus diesem Grunde die Ahndung von Kontraventionen gegen die bestehende konstitutionelle Ordnung der Dinge repräsentiren. I m Zusammenhange mit der Einführung der Jury für Pres>ergehen würde eine solche Amnestie allerdings einen Schatten auf die bishe­rige Strafjustiz in Preßsachen zu werfen geeignet sein. — Traurig in der That, wenn die Achtung vor der bisherigen Stra^justiz in Prcßsachen nur dadurch gewahrt werden könnte, wenn man keine Gnade übt. Unsere Nichter mögen sich für einen solchen Anwalt, wie es dieser Offiziöse ist, schönstens bedanken. Aus Ungar n hört man nichts als Berichte über Wahlkämpfe in der handgreiflichsten Bedeutung diefes Wortes. I n Pest wurden in der Königsgasse den Anhängern des Ministers Gorove die Fen­ster eingeschlagen und die Sicherheitstommisfion mit Steinen bewor­fen. Trotzdem aus der Pester Theresienstadt an den Minister des Innern die schriftliche Bitte gestellt worden, anlässig der heutigen Wahlen kein Militär auf dem dortigen Wahlplatze aufzustellen, „da die Wahlburger für die Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung garantiren", wird dennoch mit Rücksicht auf die groben Exzesse, welche eben in der Theresienstadt dem Wahlakte bereits vorausgegangen, auf dem dortigen Wahlplatze eine Kompagnie Infanterie aufgestellt sein. I n Eisenstadt kam es zu einer „großen Wahlschlacht", und es mußten die in Wiener-Neustadt garnisonirenden Jäger dorthin abrücken. Aus Konstantinope l meldet man, daß eine Notablenversam^l­lung aus Türken und Christen bestehend einberufen werden foll. Wer halbwegs mit den türkischen Verhältnissen bekannt ist, der wird darin nicht einmal den Scheinkonstitutionalismus suchen, der in manchem europäischen Staate für den Moment rettender Nothbehelf wnr^c. Hinter der ganzen Notablenversammlung steckt nur ein einfaches Finanzsirojekt, eine Anleihe zusammenbringen zu können, was bekannt­lich ebenso dem in Europa zu diesem Zwecke herumgereisten Daud Pascha als den Türkenfreunden nicht gelingen wollte. Die Türkei laborirt zu fehr am Finanzübel, als daß sie, abgesehen von anderen politischen und nationalen Gründen, je wieder gesund werden könnte. Geld wird die Türkei aber auch trotz der Notablenversammlung, falls diese je zu Stande kommen würde, nicht erhalten und daher wird es mit ihr desto rascher bergab gehen. Doch damit die verehrten Leser diese Affenart auch dem Aeußern nach kennen lernen, wollen wir ihnen mit dencharakteristischen Mert^ malen derselben zu Hilfe kommen. Der Laibacher Lion präsentirt sich als gewichste, gebrannte und geschniegelte Modefigur an allen öffentlichen Orten, Ecken, Gassen und Plätzen, macht sich im Theater sehr auffallend durch laute Kon­versation und einen kühnen „Nascnreiter", der ihn interessant ma­chen soll, ist auf öffentlichen und Privatbällen der Held des Tages und ein gesuchter Tänzer für unsere Damen. Die äußere Hülle ist ein kostbares Produkt von Schneider, Schuh- und Hutmacher, Gold­arbeiter, Haarkünstler und Parfümeriehändler, in dieser liegt sein Schwerpunkt, seine Unwiderstehlichtcit, seine Erfolge auf dem Felde des Amor. Auf diesem tummelt er sich mit Vorliebe herum und gibt Abends im Kreise von Gesinnungsgenossen seine wirklichen und ein­gebildeten Triumfe zum besten, wobei er die in Rede stehenden Fräu­lein stets nur beim abgekürzten Taufnamen nennt und ihre guten und bösen Eigenschaften sehr eigenthümlich kritisirt. — Die Mali ist zwar sehr hübsch, sie hat aber einen zu breiten Mund. — Ach, das einfältige Ding, die Tini! Bildet sich die ein, sie sei hübsch! Wo will sie mit dem schiechen Fuß hin?! — Hast Du die Lori gesehen? Denk Dir, dieser lange Hals, wie eine Gi­raffe ! — Haha! Die Poldi ist in mich verliebt! Mit dem Gesicht! — Hier ist ein dillLt-äoux von der Karlina! Die Gans glaubt, ich meine es ernstlich mit ihr. O, ich bin ein Meister im Foppen! — I n diesem Genre geht es fort, jeder derartige „Witz" wird gehörig belacht und mit ergänzenden Randglossen ausgestattet, dann wird auf die Gesundheit dieser oder jener getrunken, bis alles in der elhsischen Laune tanzt und das Werk des Tages mit einer Partie Billard und mit Doppelkümmel beendet. Um den solchen nächtlichen Szenen folgenden Katzenjammer zu beseitigen, macht er morgens in seiner ganzen Herrlichkeit einen Spazierritt durch die Straßen, natürlich am liebsten dort, wo die Fenster einer der gestern von ihm so eigentümlich tritisirten Dame Tagesneuigkeiten. Laibllch, 26. März. — (Einer Erklärung des Herrn Lllndespräsiden» ten) begegnen wir in der letzten Nummer des „Tagblatt", welche dasselbe augenscheinlich mit Widerwillen aufnahm und welche folgen­dermaßen lautet: „I n Ihrem gestrigen Artikel „der kaiserliche Gna­denakt" sind Thatsllchen unrichtig dargestellt. Ich habe den a. h. Gnadenakt am 20. März Abends nicht nur dem Herrn Dr. Blei­«eis, sondern auch anderen, und zwar allen Personen, die sich eben m meiner Nähe befanden, darunter auch dem Herrn Dr . Bleiweis nur in der Absicht mitgetheilt, damit der einzige Zweck dieser Ver­breitung, nämlich daß die versammelte Volksmenge noch vor Abfahrt des Hofzuges in die Lage komme, ihrer freudigen Theilnahme an dem allerhöchsten Gnadenakte Ausdruck zu geben, in thunlichst aus­gedehntem Maße erreicht werde. Daß dem Herrn Dr . Bleiweis diese Verbreitung, wie es scheint, in der raschesten und ausgiebigsten Weise gelungen ist, steht mit der Mittheilung selbst, insoweit sie von mir ausging, in keinem Zusammenhange. Die Schlußfolgerungen, welche in dem Artikel aus der unrichtigen Angabe, daß ich nur den Führer einer Partei mit jener Mittheilung betraut habe, gezogen werden, sind daher ebenso unrichtig wie diese Angabe selbst; und ich füge noch bei, daß diese Betheiligung, welche dort einem Regierungs­beamten vor der allerhöchsten Schlußfassung an der Angelegenheit zugeschrieben wird, durch die Art der Behandlung dieser Angelegen­heit geradezu ausgeschlossen ist. Ich ersuche die löbliche Redaktion, diese Berichtigung in ihr heutiges Blatt aufzunehmen. Conrad , Landesprasident." — Diese Erklärung bezieht sich auf den Vorwurf dieses Blattes, als hätte die Regierung den Amnestieakt zu einer nationalen Sache gemacht. Dieselbe Nummer des „Tagblatt" pole­misirt auch mit seiner Milchschwester „Laib. Ztg." wegen eines of­fenbar inspirirlen Artikels, der in die Friedenssaiten greift und einige Akkorde erklingen läßt, die den konstitutionellen Ohren allerdings nicht angenehm klingen mögen. Ma n sieht daraus am besten, mit welcher Wuth diese Sekte über jede Maßregel herfallt, die den Slo­venen nicht unbedingt feindselig scheint. Und das nennt sie Libera­lismus ! — (Das „Tagblatt" als kirchlicher Informator.) Schon mehrmals hat uns das Licht und Intelligenz verbreitende „Laibacher Tagblatt" Lektionen aus theologischen Fächern, z. B . aus auf die Gasse gehen; in dieser Stellung ist er unüberwindlich, so­wie auch dann, wenn er bei den ersten Spuren eines Schneefalls mit klingendem Spiel seinen Miniatur-Schlitten zum Schrecken ge­brechlicher Leute und zu großer Belustigung der Gassenjugend durch die Straßen und Plätze der Stadt jagt. Neben dieser Force ist er auch stark in Erkennen und Schätzen der Pferde, kauft sie mitunter nach Pfunden und zeigt eine entschiedene Vorliebe für Hunde. Seine Sprache ist ein widerwärtiges, ohrenbeleidigendes Deutsch mit dem so eigenthümlich klingenden Laibacher Dialekt, untermischt mit wie­nerischen Straßenwitzen, die er von Schauspielern und anderen für ihn tonangebenden Genien profitirt hat. I m Theater zeigt er sich an irgend einer auffallenden Stelle, jedoch nur bei Stücken nach dem Muster der „schönen Helene", wo es etwas zu sehen gibt; doch bleibt er selbst da nicht ruhig an seinem Platz, sondern macht die Runde durch alle ihm zu Gebote stehenden Logen, wo er gleich dem Mefisto im Hintergrund drohend Stellung nimmt. Da er, wie erwähnt, ein Sprosse „besserer", ja sogar „guter" Häuser ist, wo Kapital und Intelligenz vertreten, so ist er seiner Politischen Gesinnung nach zahlende s Mitglied aller Fortschcitts­vereine und schimpft über alles nationale, nicht aus Verständniß, fondern weil es in seinen Kreisen so Mode geworden, denn er ist durchwegs ein Sklave der Mode. Deshalb nimmt er im politischen Leben keine höhere Stufe ein, als etwa die, daß er im Verzeichnisse der Vereinsmitglieder zufällig neben einem Doktor zu stehen kommt. Ueberhaupt ist er nur im Nichtsthun groß, sonst gleicht er anderen Menschenkindern wenigstens seiner Gestalt nach, denn seine wissen­schaftliche Bildung reicht im Thermometer nicht hoch über den Null­punkt, während er in sogenannten französischen „Sittenromanen" sehr stark bewandert erscheint. Auch für seine Verewigung thut nie­mand was, er liefert höchstens Stoff zu Werken, welche die „fort­schreitende Verderbniß und Entnervung des Menschengeschlechtes" behandeln und verdammen. (Forts, folgt.) der Dogmatil, Moral und Pastoral gegeben und dadurch sein all­seitiges Wissen bewiesen. Daß sich aber dasselbe auch iu der Lithurgie, im Kalendermachen und in den Rubriken auskennt, würde Wohl nie» mand vermuthet haben, hätte es nicht in seiner Nummer vom 22. d. M . als Rubrizist den offiziellen katholischen Kalcndermachcrn neuerdings derb den Text gelesen, weil sie sich erfrecht haben, den heurigen Gründonnerstag wegen des Festes Maria Verkündigung „ohne Rücksichtsnahme auf den katholischen Brauch, und trotzdem, daß die katholische Priesterschaft dieses Fest kirchlich zu halten durch Jahrhunderte alte Satzungen verhindert ist", roth zu schreiben. Wir übergehen den erwähnten Artikel in der Voraussetzung, daß derselbe unfern Lesern wenig erbauliches bietet, und weil er eine vollständige Unwissenheit in kirchlichen Dingen verräth, also von einem nasewei­sen Laien geschrieben sein muß, der seine Feder so gerne dazu miß­braucht, alles, was „klerikal" ist, mit boshafter Tendenz zu verun­glimpfen. Daß die iu die Charwoche fallenden gebotenen Festtage nach den Rubriken iu olioro erst nach der Osteroktav zn zelcbriren sind, ist wohl wahr, aber in loro gilt es bloß vom Charfreitag und Charsamstag, nicht aber von der ganzen Charwoche; dieß beweisen Jahrhunderte alte Satzungen, dieß beweisen genügend die Kalender von den Jahren 1709, 1720, 1771, 1839, 1850, 1861, wo das genannte Fest in der Charwoche am Montage, dann von 1755, 1766, 1823, 1834, wo es am Dinstage, ferner von 1735, 1750, 1807, 1812, wo es am Mittwoch, endlich von 1717,1723,1728, wo es wie Heuer am Gründonnerstage gefeiert wurde und auch in den Jahren 1875 und 1880 gefeiert werden wird. Dieß dem Kri­tiker des „Tagblatt" zur Beherzigung! !>s<3 8utoi' ultra ors^iclain. — (Die Amnestirten) sind bereits entlassen und ruhig in ihren Wohnort zurückgekehrt zum größteu Aerger unserer Tag­blattler, welche auf Skandale paßten, Beweis dessen die mannigfa­chen Gerüchte, welche sie erfanden und eifrig kolportirten. Als sie nämlich nicht umhin konnten, die Kunde von dem Gnadenakte zu glauben, hörte man da und dort Worte der Mißbilligung fallen; einige erklärten die Amnestie für ein Werk des Dr . Blciwei s und äußerten sich: „Nun ja, die Nationalen haben dieselben hinein­gebracht, folglich ist es auch ihre Pflicht, sie wieder herauszubringen." Andere überfiel ein konvulsivisches Zucken und in ihren Versamm­lungsorten konnte man manches hören, was sich nur unter Freunden sagen läßt. Daß übrigens dieser Gnadenakt für dieselben ein Don­nerschlag aus Heilerin Himmel war, beweisen die Leitartikel des „Tagblatt", wo dessen Patrone ihre Galle offen niederlegen. Na­türlich, wenn es Gnadenakte gibt, so müssen dieselben nur diesen „Liberalen" zugute kommen, für uns sind Ketten und Kcrler viel zu gut, wir verdienen weder Licht noch Freiheit und dieß bloß deßwe­gen, weil wir national sind und uns erfrechen, auch das Voll ver­treten zu wollen. Ist es da nicht die höchste Potenz von Frechheit, wenn die Herren ins Angesicht — lügen , daß sie Mäßigung nie verleugnet? Ein Gnadenakt, der, wenn auch unverdient — sonst wäre es eben kein Gnade n akt — doch in erster Linie einzig und allein den damit Beglückten zugute kommt, und erst in zweiter Linie im Lande das Volk für seinen Kaiser begeistert, wie jeder Akt der Milde überhaupt, treibt sie zur Raserei, zu Angriffen auf Personen, die nur einem hochherzigen, edlen Triebe folgten, indem sie densel­ben vcranlaßten, und dieß nur deßhalb, weil es scheint, daß diese Personen im Interesse der nationalen Partei gehandelt! Au ihren Thaten erkennt man die Tagblattler, an ihren Worten und Fräsen nie! — Wie wir eben vernehmen, haben gestern die Begnadigten dem Herrn Landespräsidenten in ^leno Dank für sein Wert aus. gesprochen; auch den Herrn Dr . Bleiweis begrüßten sie, weil sie irrthümlich auch seiner Mitwirkung die Amnestie verdanken zu müssen glaubten. — (Die Fürsorge des „Laib. Tagblatt") erstreckt sich in neuester Zeit sogar auf den slovenischen Liedervorrath. Seine Patrone haben darin eine bedentende Lücke entdeckt, sie vermissen ein imposantes Lied für feierliche Gelegenheiten und erklären dns erhabene „Na^i-sj 2k8t3,V2. Llavs" als in Text und Komposition dazu gänzlich unbrauchbar, indem sie ihm jede vaterländisch e Bedeutung absprechen. Wir wissen nicht, wieweit die musikalischen und dichterischen Kenntnisse dieser Kritiker reichen, wir sind auch weit entfernt, sie als inkompetent zu halten; wir konstatiren nur, daß ih­nen dieses Lied äußerst unangenehm klingen muß, weil — es die Nationalen singen, denn alles, was von diesen kommt, ist vom Bu ­sen. Was übrigens den Vorrath an erhebenden Liedern anbe­ langt, so dürfte wohl die filharmonische Gesellschaft hinter den Sän­gern der öitlllnica weit zurück stehen. Die erstere zählt nur ein er­habenes Lied und dieses ist: „Wo ist des Deutschen Vaterland?" — Bei dieser Gelegenheit geben wir auch dem „Tagblatt" den wohl­gemeinten Rath, es möge einen Preis ausschreiben für einen guten — Uebersetzer, dessen Mangel seit jeher im Blatte recht fühlbar hervortritt; derselbe würde beispielsweise das „Narirss Lantav«, nlavs" nicht mit „Voran, Slava's Fahne", sondern mit „Voran des Ruhmes Fahne" übersetzen. — (Bange machen gilt — doch!) Infolge des energi­schen Protestes von Seite unseres Blattes lücksichtlich der eigen­thümlichen, eines offiziösen Blattes ganz unwürdigen Beschreibung des Empfanges Sr. Majestät am Bahnhofe sah sich die „Laib. Ztg." veranlaßt, ihren einseitigen Bericht, worin sie die nationalen Vereine übersehen hatte, Mittwoch dahin zu ergänzen, daß auch die nationalen Vereine daran Theil nahmen. I n welch' emi­nenter Ueberzahl — im Verhältnis; zu den „Deutschen" — sie er­schienen waren, das sagt indeß das Blatt noch immer nicht. Wir sind begierig, zu erfahren, ob es auch in dieser Richtung zu einem Geständnisse schreitet. — (Die Wahlen in den Triestcr Stadtrat h) fielen im Territorium zu Gunsten der Nationalen aus; es wurden nämlich alle Kandidaten gewählt, welche der „Primorec" empfohlen hatte und die auch wir feinerzeit nannten. Diese find die Herren F. Cegnar, 1.2 or, I. Piano, I. Nabergoj, I. PrimoZiö und I. M. Starec. Die gegnerischen Kandidaten fielen trotz der riesigsten Anstrengungen und aller nur denkbaren Agitationen. („Sokol" in Trieft.) Wie uns aus Triestmitgetheiltwird, trifft man dort alle Vorbereitungen zur Gründung eines slovenischen Turnvereines unter dem Namen „Sokol". Die Sache ist bereits sehr weit gediehen, auch die Statuten sollen schon vorgelegt fein und wird die Genehmigung derselben täglich erwartet. Wir rufen den wackeren Gesinnungsgenossen ein herzliches „Kl«, Läravjs!" zu. — (Ueber die Preßzustände in Böhmen) schreibt die „Znk.": Die Persekution der böhmischen Journalisten dauert fort. Täglich bringen Prager Blätter spaltenlange Notizen, die nur mit Nachrichten über Verurtheilungen der heimischen Presse angefüllt sind. So wurde abermals das Strafausmaß, welches die erste Instanz den armen Redakteuren der „Nar. Nov." und „Corr." diktirte und die zweite verdoppelte, vom obersten Gerichtshofe entweder kurzweg be­stätigt oder noch ein wenig verschärft. Auf die einzelnen Fälle näher einzugehen, hieße Bekanntes wieder erzählen. — (Russische Stipendien für flavische Studi­rende.) I n Betreff der Stipendien, welche der Kaiser bei Gele­genheit des Jubiläums der Petersburger Universität bei dieser ge­stiftet hat, bestätigt die Most. Ztg." die Nachricht, daß ein Theil für die flavischen jungen Leute aus österreichischen und türkischen Gebieten bestimmt ist, welche ihre Bildung auf der Petersburger Universität zu vollenden wünschen. Hiermit laden wir zur Pränumeration auf die 29—1. ganz ergebenst ein. Das Blatt wird auch fernerhin die Grundsätze der autonomen Entwicklung der verschiedenen Länder und Völker in dem großen österreichischen Gesammtstaat vertreten. Nach allen Seiten unabhängig und entschieden freisinnig, wird die „Zukunft" von dem Standpunkte der föderativen Organisation Oesterreichs aus, die po­litischen und wirthschaftlichen Fragen des Tages besprechen und dabei sein vorzüglichstes Augenmerk auf die Angelegenheiten sowohl der verschiedenen flavischen Volksstämme als der geografisch und po­litisch denselben zunächst stehenden Romanen richten, deren na­tionalen, politischen und sozialen Verhältnissen' die „Zukunft" nach wie vor ihre ganze Thätigkeit widmen wird. Daß unmittelbar unter den Augen der Zentr alre gierung in der Hauptstadt des Reiches ein großes Tageblatt erscheinen muß, welches die In ­teressen aller föderalistischen Elemente des Reiches vertrete, ist als unbedingte Notwendigkeit von allen Seiten längst schon an­erkannt. Die Prinzipien des Föderalismus sind die einzigen, welche Oesterreich als einheitlichen Staat und als mitteleuro­päische Großmacht retten und zu seiner früheren Geltung wie­der emporheben können. Pränumerationspreis sammt Postzusendung vierteljährig 4 fl. ö. W. Wien, 21. März ,1869. Die Redaktion: 0 ^ >!. p. Hnrllän. 8pezerei Maaren <ßanllsung „Zur schönen Süstenländmn", Wienerstrllße, Grumnig'sches Haus (fis-K-viz dem Militär« Garnisons-Spitale), des beehrt sich ihr neu assortirtes Waarenlager von: Kllffe Cuba, Kllff« Ceylon, Kaffö Laguayra, Kllffe Java, Kllffö Rio; Zucker Raffinad, Zucker Mellis; Reis fioretton, Reis Ostiglianer, Reis Veioneser; Tafelöl Aixer, Speiseöl feines, Ribsöl, Petroleum, Mandeln,, Weinbeeren, Rosinen, Makaroni, Käse Parm., Käse Groyer, Seife Apollo, Stärke feinst, MiWerzen, Unschlittkerzen, Tafal­sardellcn, Weinessig, Rum, Rüster, Mallaga, Cipro, mit dem Versprechen einer möglichst billigen, prompten und soliden Bedienung zu empfehlen, und bittet um zahlreichen Zuspruch. 25 — 3. Wegen der hohen Feiertage wird die nächste Num­mer unseres Blattes Tinstag den 30. o. M. Nachmittag ausgegeben. PränumenUions - Einladung Mi t offenem, vorurtheilfreien Auge verfolgt der „Triglav" den Gang der Ereignisse und nimmt regen Antheil an dem geistigen Kampfe, den das Recht gegen die Gewalt führt. Wir dürfen wohl behaupten und man wird uns das Zeugniß nicht versagen, daß wir stets und überall das Interesse unserer Nationalität vor Augen gehabt und das Wohl unseres Landes nach bestem Wissen und Gewissen zu fördern getrachtet haben, überhaupt die uns durch das nationale Programm auferlegte publizistische Pflicht trotz des beispiel­losen Druckes, der auf der oppositionellen Journalistik lastet, nach Thunlichkeit mit allen Kräften zu erfüllen bestrebt waren. Nach Verlauf eines Vierteljahres, seitdem der „Triglav" in veränderter Gestalt und zweimal in der Woche erscheint, hat sich die Situation nicht geklärt, sie hat sich eher noch verfinstert; der „Triglav" ist demzufolge nach wie vor ein Vedürfniß, die Pflicht eines jeden Freundes unserer Nation erheischt es, denselben geistig wie materiell zu unterstützen, damit er auch hinfort im Stande fei, für die Rechte unseres Volkes und gegen unsere übermüthigen Feinde mannhaft einzustehen. Der Preis unseres Blattes beträgt, wie seither: Mit der Post: Ganzjährig 6 fl. kr. Halbjährig 3 „ Vierteljährig 1 .. 50 Für Laibach sammt Zustellung ins Haus: Ganzjährig 5 fl. — kr. Halbjährig 2 „ 50 „ Vierteljährig 1 „ 25 Jene ?. 1 . Abonnenten, welche mit dem bisherigen Pränumerationsgelde noch im Rückstände sind, ersuchen wir höflichst, uns dasselbe zuv erlaßig baldigst einsenden zn wollen. Tic Administration des „Tliglllv". 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