Beilage zur Kaibacher Zeitung. ^U^ > Fünfter Jahrgang. KO. Februar R8GR. Opfer. «Wenn sich verwandt zwei Stoffe finden — So lehrt es aller Bildung Lanf — Und wollen sich als Ganzes binden: Löst sich erst Einö im Andern anf. , 5^5 Dann erst entfliehet, was sie trennte, ^ Cö bleibt znrück nur, was verwandt; ! So, aus dem Kampf der Elemente ! Glüht sich der echten Liebe Band. Wie doch Natur im cw'gcn Walten ! Znm stolzen Menschcuhcrzcn spricht: ! Sich opfern heißt erst sich gestalten, Und ohne Opfer liebst dn nicht. ! Das Jägerhaus. > Novelle von Moritz Reich. z (Schluß.) ^Vä'brcnd die beiden Freunde in der Nähe deS Hauses mit einander sprachen, suchte Leonore die Stimmung des Vaters für das Bevorstehende vorzubereiten; sie ließ oft, während sie sich mit der Küche beschäftigte, ein oder das andere Wörtlein fallen, das Frage und Antwort erheischte: sie meinte, es wäre doch schön, wenn einmal der Edmund so als ein Fremder in's Haus käme! Der Vater seufzte. Er könne nach Amerika gegangen sein, fuhr sie fort, „wir müssen doch Herrn Ncgerlc, der wohl mit Auswanderern ! öflers wird gesprochen haben, fragen, ob er nichts von ihm gehört oder gesehen!" i „Wenn er ein Mörder ist, ist's bcsser, man forscht nicht!" „Wenn er es aber nicht ist?" ,Mädel, mach' mir den Kopf nicht warm! Du bist l auch nicht weit her!" „Wie das, Vater?" „Hinter meinem Nückcn liebeln, he? ist das recht?" Leonole ward über »„d über roth, Juliane hatte ge« plaudert: nun stand sie, erst ein Anwalt ihres Vrudcrs, selbst als eine Angeklagte da, und wußte sich nicht zu vertheidigen. Als das der Altc merkte, bekam er Muth, sprang V0m Sessel auf und schrie: „Einen fremden Manu, der erst seit ein Paar Stunden hier ist, küssen? pfui!" Sie fühlte sich so rein, so nnschiildig und konnte kein Wort der Entschuldigung stammeln. In der Verlegenheit zankte sie Inliane aus und sagte gegen diese schmollend: „Ihr seid mir eine gute Klätschcrin! Was hab' ich Euch dcnu Vöscs gethan, daß Ihr den Vater gegen mich aufbringt?" i „Sie haben ihn doch geküßt!" sagte die beleidigte Magd trotzig, und Leouorc wußte nichts anzufangen, als eilig das Zimmer zu verlassen. Dcr Altc bereute fast sein zorniges Anftreten; im Herzen hieß er es gut, daß seine Tochter auf< höre, >o spröde zu thun, und dcr Fremde, in dem er nunmehr keine» Andern als den Hamburger vermuthete, war am Ende keine arge Parthie. Dennoch beschloß er, dem Paare gegenüber sich in die Brust zu werfen, den erzürnte», tugendhaften Vater fortzuspielen; aber die Worte Leonoren's über Edmund fielen auch auf keinen Fclsenbodcn. Er überlegte, wie es doch käme, daß er heute so oft an den Verlorenen denke, nnd daß nun anch Leonore von ihm zu reden anfange. In diesem Augenblick trat Heinrich und hinter ihm Negerle ei». Jetzt wußte der Alte, warum er heute so oft an Edmund gedacht. Herrn Ncgerle's Kopf hatte einige Aehnlichkcit mit dem seines Sohnes. Er wies Herrn Negerlc sich gegenüber einen Platz am Tische an. Der Gast war todtcnblcich, noch war außer einem leisen Gruße beim Eintreten kein Wort aus seinem fest zusammengepreßten Munde gekommen. Der Alte sah ihm fortwährend in's Gesicht, er schlug die Augen nieder. Jetzt ging die Seitenthüre auf und Leonore trat ein. Sie sah ihm ruhig in das Auge, als er aufstand und sich verneigte; er war größer als Heinrich, aber nicht so gediegen, mehr. ausgehöhlt. Leonore ward uon seinem Anblick tief« schmerzlich bewegt; er war es und war es nicht, ein großes Seclenleiden sprach aus seinen Zügen; auf seiner boben Stirne, auf welcher einst die Liebesgötter thronten, wohnte nun die Neflerion. So gut ihm auch dcr Vollbart ließ, sie wünschte ihn weg, um das reine, jugendliche Kinn zu sehen, das er freilich nicht mehr hatte. Sie machte einen ganz entgegengesetzten Eindruck auf ihn: die Knospe, die er noch strenggeschlossen verlassen hatte, war nun reibend auf« geblühl: so geistreich hatte er das Waldmädchen nicht wiederzufinden gehofft; ein keusches Licht umfloß ihre jungfräuliche Gestalt; sie war schön und anmuthig zugleich. Heinrich freute sich über dcn sichtbar günstigen Eindruck, den Leonore auf ihren Vrudcr zn machen schien. )lun saßen sie: oben der Alte, ihm gegenüber Edmund, zu des Waldmeisters Rechten 26 Heinrich, diesem gegenüber, zur Linken des Vaters Leonole, welche dem Alten schon zwei Mal das blaue Taschentuch, das n cr oft fallenließ, zum Zeichen der Versöhnung aufgelesen hatte. Man aß und trank, vorerst, durch die gegenseitige Spannung der Gemüther, stille, ohne mehr als Glcichgiltiges zu sprechen. Edmund aß fafl gar nichts und nippte nnr, anstatt zu trinken. „Herr Ncgcrle, Sie essen nichts und trinken noch weniger!" platzte der Altc treuherzig heraus; „nichts für ungut! Es galt nicht Ihnen, nur dem Hamburger, der mir, e wie mir scheint, nicht nur meine schönen, alten Stämme auö dem Walde, sondern auch etwas Anderes zn stehlen Lust hat, d das nicht dem Gr«fen gehört!" — C'r sprang auf und warf den Sessel zornig zurück, die ganze Gesellschaft stand erschrocken g auf. Heinrich fühlte, daß er nun dem Vater eine Erklärung '^ schuldig sei. Leonore und Edmund traten einander naher, ( Heinrich und der Alte auch. In dem Augenblick stürzte Juliane bleich herein und berichtete, das Gericht stehe vor s der Thür, man wolle Jemanden verhaften. Heinrich und Leonore sahen bestürzt auf Edmund, der ruhig dastand und ^ nach der Thüre sah, in welcher der Richter des nächsten Ortes, inchrere Geschworene, ein Gerichtsdiener und Kon» radin's, des erschossenen Wilddiebes Vater, erschienen. Der Waldmeister war ganz ruhig, denn er wußte sich schuldlos, aber als er den Vater Konradin's gewahrte, ward er bleich und seine Blicke trafen unwillkürlich Ncgerle, der es bemerkte und leise zu zittern begann. Der Alte sah i.,uner scharf hin, bemerkte das Zittern, trat einen Schritt naher, sah wieder hin, das Zittern nahm überHand, nun stürzte der Alte mit dem Rufe: „Mein Sohn! Mein Sohn, Edmund!" ihm an die Vrust und kam eben recht, den Halbohnmächtigen in seinen Armen aufzufangen. So erkannte der Vater seinen verlo» renen Sohn im Angestchte des Gerichtes wieder. Edmund faßte sich schnell, entzog sich sanft den Armen des weinenden Vaters, Leonorcn's Umarmung, Julianen's Liebkosungen und trat stolz aufgerichtet vor die Männer der Gerechtigkeit. „Was wollt Ihr hier, Ihr Herren von Hammerdorf?" Der Vater Konradiu's trat vor: „Heißest Du Edmund Weiler?" „-»)". „Du hast meinen Sohn erschossen, gestern vor stcben Jahren!" „Ja und Nein!" „Wie meinen Sie das?" frug der Nichter. „Ihr wißt es Alle," sprach Edmund mit lauter Stimme, „Konradin war ein Wilddieb!" „Ja, ja!" antworteten mehrere Stimmen; er fuhr fort: „Ihr wißt auch, daß wir Jäger das Recht haben, uns unsrer Haut zu wehren!" „Ja, ja!" „Selbst mit dem Gewehr?" „Er kam mit einem Knüttel auf mich zu, drohte mir; durfte ich schießen?" „Ja! Nein!" scholl es durcheinander. ,/Ich legte nur an/ um ihn zn schrecken, ich wollte nicht schießen! Da ging der Hahn von selber los, er fiel!" „Beweise! Beweise!" „Vater, ist die Flinte noch im Hause?" „Ja, da hängt üe!" Er langte sie herab. „Seht Ihr da einen Hahn?" „Nein!" „Er ist abgebrochen!" rief Edmund. „Als ich wider einen Stamm rannte, brach er ab und der Schuß ging los!" „Ihr habt ihn jcht erst abgebrochen!" murrte Konradin's Vater. „Das werden wir sehen! Ich hoffe, da das Fuchs» grüudel wenig besucht wird, der Hahn wird noch bei dem Baume liegen!" sagte Edmund mit Zuversicht, da ihn der Gedanke lange beschäftigt hatte. „Gleich morgen wollen wir hingehen nnd nachsuchen!" sagte der Richter. „Nein, gleich heute!" meinte der Waldmeister. „Juliane! die Laterne, Haue und Schaufel! Leonore, meine Mütze! Sie, Herr Heinrich, werden mit uns gehen! Leonore, dageblieben' Keinen Schritt, sag' ich! Kommen Sie, mcine Herren! Edmund, geh' neben mir!" Der 'Alte, Vdmund und Heinrich zogen voran, der Richter mit den Geschworenen und Konradin's Vater folgten; öde blieb das Jaget haus zurück mit Leonoren und Julianen, welche allen Groll vergessen hatte uud fortwährend die Augen mit der Schürze wischte. Schweigsam ging der Zug durch den Wald. Die Bäume leuchteten im Widerscheine der Laterne; hie und da raschelte ein aufgestörtes Wild; der Mond glitzerte durch das Laub, die Wipfel rauschten mächtig. Man hörte das Nieseln der Quelle, das einsame Bellen der Hunde in den nahen Gehöften nnd der Eisenhämmer gleichen Schlag. Im Walde stieß der wirkliche Eontrolcnr auf den Zug, der Waldmeister zwang ihn, sich anzuschließen. Edmund führte den Zug durch das Labyrinth des Waldes an Ort und Stelle; er wußte, die dickste Fichte im Fuchsgründel war's, wo ihn der Unfal! getroffen; in nicht mehr als einer Stunde waren Üe dort. Man stellte sich in der Nähe des Baumes auf. Der Grund war bedeckt mit Kleinholz, Nadeln und gelben Blättern; es wurde das Alles durchgestöbert, und alZ nichts zum Vorschein kommen wollte, hieb der Waldmeister ingrimmig mit der Haue in den Boden ein. Edmund verhielt sich müßig, daß man stch desto besser überzeuge, er habe die Hände nicht im Spiel; Heinrich schaufelte den losen Acker auf. Lange suchte man umsonst. Der Schweiß lief von des Alten Stirne nnd es grinste ein Hohnlächeln auf dem Angestchte von Kon-radin's Vater, als endlich Heinrich rief: „Da ist's!" „Wo? wo?" riefen Alle einstimmig. „Hier!" sagte Heinrich, und zog den Hahn, mit Erde bedeckt, hervor. Der Waldmeister faßte ihn zuerst mit zitternden Händen, reinigte ihn, denn er war ganz vom Roste zerfressen, nnd fragte: „Hat Jemand die Flinte mitgenommen?" „Hier, hier!" 25 «Seht Ihr? 'spaßt!" frohlockte,der Vater, „der Hahn ward hier abgebrochen!" „Älter, was sagt Ibr dazu?" „Ich geb' mich zufrieden!" sagte Konradin's Vater kleinlaut. „Und Ihr, Herr Nichter, Ihr Geschwornen?" „'S ist sonnenklar: er ist unschuldig!" Jetzt umfing der Waldmeister Edmund erst mit ganzem Herzen, mit ganzem Bewußtsein! „3Lo ist Leonore?" frug der Alte, ohne slch zu besinnen, daß er ihr zu Hanse zu bleiben befohlen; sie stürzte aber dennoch auf diesen Ruf aus dem Dickicht hervor und fiel Edmunden um den Hals. „Lieber Bruder!" -— „Liebe Schwester!" erscholl's; sserührt sahen die Zuschauer dem Auftritt zu; nur Heinrich stand verlassen da, er gehörte noch nicht zur Familie. Da wandte sich der Waldmeister gegen ihn: „Nun, Monsieur! wer sind Sie doch?" „Der Hamburger!" sagte Heinrich. „Der mir meinen Wald fortträgt?" „Der Ihnen einen Sohn heimbringt!" rief Edmund. „Besser: der de n H a hn gc f unde n !" rief der Alte, „der ist mehr werth! Für den Sohn erlaß ich ihm die Prügel, die er wegen des Schwarzgrundes verdient. Was soll ich ihm für den Hahn geben?" „Leonorcn!" antwortete Heinrich kurz und faßte die Hand seiner Braut. „Pah! Nimm sie, ste ist so nicht viel werth!" Heinrich prä'sentirte Leonoren aNen Anwesenden: „Meine Herren! Ich lade Sie insgesammt zur Hochzeit im Jägerhaus!" Taucherglocke und Senkblei. Die Erforschung des Meeresbodens hat die in der Nahe des Meeres und längs der Küsten wohnenden Völker und Stamme seit undenklichen Zeiten, und schon lange bevor die Wissenschaft sich dieses Gegenstandes bemächtigte, beschäftigt. Das einzige ihnen bekannte und von ihnen angewendete Mittel war jedoch: das Untertauchen. Die Fertigkeit, welche einzelne Völker hierin erlangten, muß sehr groß gewesen sein, obgleich die uns hiervon überlieferten Berichte jeden» falls weit übertrieben sind. Als besonders gute Taucher waren die Vewohner der Inseln des Archipels berühmt; wie hoch sie selbst diesen Ruf anschlugen, geht schon daraus hervor, daß z. B. auf h^r Insel Samos die jungen Männer nicht eher heiraten durften, als bis sie im Stande waren, acht Klafter tief unter das Wasser zu tauchen. Schon Herodot berichtet von einem gewissen Scyllias aus Scionan in Maccdonien, der unter dcr Regierung des XerreS 8l) Stadien, das sind zwei deutsche Meilen, unter dem Wasser gegangen sei, um die Griechen von dem Schiff-bruch ihrer Flotte zu benachrichtigen. Ni,, Bericht, der, nach unseren Erfahrungen, uns eher wie ein Märchen klingen muß. Der Kanonikus Antonio Mongitore in Palermo erzählt in einer !743 erschienenen Sammlung Schriften von einem Sizilianer, Namens Cola Peoka, der augeblich vier bis fünf Tage unter dem Wasser zu bleiben vermocht, und sich daselbst mit rohen Fischen genährt habe! So wenig dieß Glauben verdient, so ist doch gewiß, daß Pcska einer der kühnsten Taucher gewesen, die je eristirt; um so tragischer erscheint uns sei» Ende. König Friedrich von Neapel ließ ihn nämlich zwei Mal in den berüchtigten Strudel untertauchen, der unter dem Namen Scylla und Charybdis bekannt ist; das erste Mal brachte der kühne Taucher glücklich den in den Strudel geworfenen goldenen Becher herauf; das zweite Mal — kam er nicht wieder. In neuerer Zeit kennt man insbesondere die Völker der Südsee« Inseln als ausgezeichnete Taucher, die sich oft Meilen weit vom Lande in das Wasser stürzen und hinein« geworfene Gegenstände wieder heraufholen: auch die Neger gelten für sehr geschickt hierin. Die Taucher von Profession, die Perlen- und Korallen» fischcr, pflegten sich, um den unangenehmen Reiz des See-wassers zu vermeiden, Nase und Ohren mit Baumwolle zu verstopfen. Vevor sii untertauchten, füllten sie ihre Lunge reichlich mit Luft an, und sobald sie anfingen, Beklemmungen zn spüren, stießen sie einen Theil dieser Luft durch eine kleine Oeffnung des Mundes heraus. Bei Weitem zweckmäßiger erwiesen sich jedoch große, mit Luft gefüllte Blasen, deren Oeffnung man im Munde hielt; indeß bediente man sich am häufigsten der Tauchelkleidung. Dieser Anzug, der dem Unter» tauchenden genau über Arme und Veine anschließend vaßte, war vorn mit einen: Glase versehen, konnte ein halbes Orhost Luft fassen, und bestand aus starkem, dichtem Leder, das keiner Luft Zutritt gestattete. So angethan, konnte der Taucher aus den Grund des Meeres sieigen, Perlen und Korallen heraufholen oder die Kammern eines versunkenen Schiffes durchsuchen und das Werthvollstc der Ladung retten. Da es in der Tiefe hell genug ist, so bildet der Mangel an atmosphärischer, zum Athemholen tauglicher Luft, bei dieser Art des Untertauchens fast die einzige Beschwerde, denn die mitgenommene Luft verdirbt rasch; ein Umstand, der den Tauchern selten ein mehr als fünf Minuten langes Verweilen unter dem Wasser gestattet. Die Taucher, welche die holländisch-ostindische Kom« pagnie auf der jetzt England gehörenden Insel Ceylon ehe» dem zur Perlenfischcrei verwendete, mußten sich einige Tage vorher mit Oel einschmieren und trockene Speisen genießen. Sie nahmen sodann noch Oel in den Mund, traten auf einen schweren Stein und ivurden, mit einem Sack zur Aufnahme der Perlen versehen, oft iil) Klafter tief Hinuntergelaffen. Das Gefahrvollste bei dieser Art des Untertauchcns sind die Angriffe der Haisische; es kam nicht selten vor, daß ein» zclne Taucher Arm oder Vein bei denselben einbüßten; -zuweilen wurden die Unglücklichen von den Ungeheuern sogar verschlungen. Mit dem Anfange des 16. Jahrhunderts wurde eine neue Elfindung angewendet, die seitdem unaufhörlich verbessert, für die Tauchcrkunst von uubcrechncnbar großer 28 Wichtigkeit wurde: die Taucherglocke: denn sie bietet den ^ b Vortheil, daß der Taucher bequemer untertauchen, länger ! '^ unter dem Wasser bleiben und besser arbeiten kann. Das ^ d größte Verdienst um die Verbesserung der Taucherglocke hat sich der berühmte, um 14. Jänner 1742 zu London verstorbene Mathematiker Edmund Halley erworben. Die nach seiner Angabe konstruirtc Glocke ist 8 Fuß hoch, hat unten 6, z oben 3 Fuß Weite, und saßt beinahe 8 Orhoft Luft. Sie ist mit Vlei überzogen und ihr Gewicht am untern Nande , so bemessen, daß sie stetö lothrecht sinken musi. Ein starkes ! und zugleich sehr helles Glas am oberen Nande gestattet ^ ; dem Lichte vollen Eingang; unten, am inneren Rande, ist ^ ein Sitz für die Taucher und ein Tritt, ans welchem ne ! stehend bequem ihre Arbeit verrichten können, angebracht. ! . Ein an der oberen Wölbung befindlicher Hahn dient znr Entfernung der verdorbenen Lust, und in Blei eingefaßte ( Schla'nche, deren mit Oel wohlgetränkte Röhren leicht unter l die Glocke genommen und geleert werden können, zur Zu- , l führung neuer frischer Luft. Der von Halley selbst mit dieser ^ ' Glocke gewagte Versuch fiel sehr günstig aus; er befand sich ! mit noch vier Personen über anderthalb Stunden 19 Klaftern ' ! tief unter dem Wasser, ohne die geringste Beschwerde zu ^ fühlen. War das Wetter trüb oder die See bewegt, so ward , es unter der Glocke so finster, daßHallcy Licht brennen mußte, was mit Hilfe der wieder frisch zugcführtcn Luft durchaus ^ keine Schwierigkeit bietet; doch wurde bei einem tieferen ^ Hinunterlassen die durch den verstärkten Druck immer mehr ^ zusammengepreßte Luft, die meistens einen unerträglichen ^ Ohrenschmerz erzeugt, sehr lästig. In neuester Zeit hat die Chemie sich damit beschäftigt, z Mittel und Wege zu finden, den beschwerlichen Luftdruck ! zu entfernen, der allein die Erfolge dieser nützlichen Erfin. ! düng noch beeinträchtigt. Die Wissenschaft selbst ist durch die Taucherglocke indeß bis jetzt wenig gefördert worden; zur eigentlichen Erforschung des MeerboocnS hat man sich stets des Senkblei's bedient. Eö besteht aus einem 49-ti9 Pfund schweren Stück Vlei, ^ in Form eines Zuckerhutcs. Der Boden desselben ist ein wenig ausgehöhlt und mit einem umgebogenen Nande ver« sehen, der mit Talg bedeckt ist. Hierdurch drückt stch die „ Form des Bodens dem Senkblei ein, ebenso wie die Veschaf« fenheit desselben, da Sand, Triebsand, Muscheln u. dgl. mit heraufgezogen werden, leicht erkannt wird. Demungeachtet ist es noch immer nicht gelungen, die größte Tiefe des Meeres wissenschaftlich festzustellen. Das Senkblei reicht nur 260 Faden oder 1600 Fuß, und man hat das Meer an vielen Stellen hiermit noch nicht erscnken können. Pergebens haben sich' die bewährtesten Köpfe bemüht, eigene Ticfenmess." zu erfinde»; selbst Halley hat mit seiner fünfzigzölligen Nödl , die er zu diesem Behufe vorgeschlagen, kein eigentliches Resultat erzielen können. Uud so dat nch die Wissenschaft vorläufig mit der Annahme begnügen müssen, daß die höchsten Tiefen in einem gewissen Verhältniß mit den höchsten Bergen stehen, und da diese stch über eine deutsche Meile über den Meeresspiegel erheben, so auch. die Tiefe des Meeres über eine Meile hinunter reiche. Ein Ehrentag der Diirgcr von Andach. Geschichtliches Bruchstück von Dr. Heinrich Costa. Die Geschichte, als Vorbild und Lehrmeisterin, bebält ;u allen Zeiten ihren Werth, wenn auch die neueste Zeit, die eben Geschichte macht, nicht Zeit hat, daran zu denken. —-In der Geschichte unserer Vaterstadt finden wir gar viele Ehrentage verzeichnet; einer unter diesen ist der 29. Nov. 1898. Laibach hatte vormals, und bis zur Abtretung des Laudes an Frankreich, zwei Bürgerkorps, und zwar ei» bürgerliches ^ Grenadier^KorpZ, welches ausschließlich aus Bürgern der Stadt bestand, und ein bürgerl. Iäqcr'Korps, beliebend aus Bürgern, k. k. Beamten und Honoratioren. Diese beiden Korps leistete» ! während den feindliche» Invasionen 1797, 1806 und 1896, ! wie auch 1899 für die Aufrcchthallima. der Ruhe, Ordnung ! und Sicherheit der Stadt und ihrer Bewohner wesentliche Dienste, ! der belebende und erhaltende Geist aber war der Oberstwacht« ! meister des bürgl. Grenadier-Korps, Ioh. Bapt. Jäger, Handelsmann in Laibach, welchem dasselbe mit Seele und Leib zugethan war. und den es so sehr ehrte, daß es ohne > sein Wissen uud Zuthun bei wcilaud Kaiser Franz 1-, welcher in Crtheilung der Auszeichuuugen bekauutlich äußerst ^ karg war, um Anerkennung der Verdienste seines Führers ^ uud würdigen Mitbürgers-einschritt. Der Kaiser verlieh dem» selben, i» Gewährung der gestellten Bitte, am 26. Okt. 1898 ! die mittlere goldene Zivil - Ehrenmedaillr, welche ihm am 29. Nov. 1898 öffentlich und feierlichst übergeben wurde. ! Zu dieser Feierlichkeit rückten am gedachte» Tage sowohl das ! ,bürgerl. Grenadier - als auch das bürgcrl. Jäger »Korps in ! Parade, mit wehenden Fahucn und kliugeudem Spiele aus, und sie stellten stch am neuen Markte vor dem Landhausc auf. Der Platz war uo» theiluehmeuden Zusrhcrn überfüllt, alle Fenster der Häuser des Platzes geschmückt und von Menschen voll besetzt. Der damalige Gouverneur des Landes trust vor der Fronte das bezügliche ehrenvolle Hofdekret vor uud dekornte den , ^ vom Monarchen uud seinen Mitbürgern hochgeachteten Korps-^ Kommandanten, nach einer kurzen Ansprache, mit dem ihm ^ Allerhöchst verliehenen Ehrenzeichen, welches dieser tief gerührt und mit den Worten empfing: „Mir fehle» die Worte; — ' nur das Bewußtsein bleibt mir übrig, daß unter der Brust, ' die nun meines Kaisers uud Landesfürsten Bildniß ziert, das t Pochen für Monarchen und Vaterland nur mit meinem letzten ^ Athemzuge aufhören wird." 5 ^ Nach diesem Momente trat der Obersswachtmeister und Kommandant des bürgert. Jäger - Korps, welches zur Ver« herrlichuug 'dieses Festes freiwillig aufgezogen war, vor den " > Gefeierten hin und ersuchte ihn, das Oberkommando nuch über das bürgert. Jäger-Korps anzunehmen, ,vag dieser mit , tiefer Nühruug annahm, und von diesem Augenblicke an war ^, ^ er Oberster beider bürgerlichen Korps. , ! Die Erinnerung a» dieses schöne uud unseren Vorfahren ^ zur Ehre gereichende Fest, welches wir nach einer uotyefun-" denen Aufzeichnung nacherzählte», vcrdici't gewiß in den Blät« ', .! tern der Geschichte dieser Landeshauptstadt und ihres Bürger« n thums aufbewahrt zu werden. Druck und Vcrlag rwu Iglt. v. Klcinmayr 35 F. Vamberg in Laibach. — Verantwortlich^' Ncdactcur F. Vamberg.