5r. 28. L«ib«ch dcn 16. Mi 1864.____________8. Jahrgang. (Beilage zur „Laibacher Zeitung.") Die „Blätter aus Krain" erscheinen jeden Samstag, und ist der PrännmerationSprcis ganzjährig 2 fl. östcrr. Währung. Im S'ommer 1864. Ach, nach so viel Regengüssen, So viel Tagen trüb' und grau, Macht cö selig, zu begrüßen Dieses wunderbare Blau; Diese satten, warmen Farben, Dieser Wiese üppig Grün, Dieser Felder gold'ne Garben, Dieser Fluren reiches Blüh'n! In der Soune Strahlcngluthen, Die allabendlich zumeist Purpurn um die Alpen fluthcn, Badet sich der freie Geist. Und ein köstlich, stolz Behagen Seult sich tief in das Gemüth, Daß vou all dcn trüben Tagen Leise die Erinnrung sticht. — Also muß es scin dem Volke, DaS nach langer, banger Frist Von der Knechtschaft dunkler Wolke, Endlich frei geworden ist. Hans Kreiner und seine Tochter. ! Novelle von Ludwig Bowitsch. ! (S chl U ß.) ! Noch starrte Klara wie träumend vor sich hin, als Pater ! Anselm freudestrahlenden Angesichts eintrat. ! „Der alte Hans gibt nach, ich habe ihm die ganze Lieb- ^ schaft Dosis für Dosis beigebracht, an die Pflicht des Dankes ! erinnert, das Sterbcstünolcin vor's Gedächtniß geführt, alles — alles klug — fein und — und er will Eure Hände in ein- ! ander legen; ärgerlich Wal, er freilich, daß das Gewebe hinter ! feinem Nucken gesponnen worden, doch er will — aber Klara, ! was soll diese Niedergeschlagenheit beim Empfang einer solchen ! Freudenbotschaft?" ! Klara eröffnete, was sie erfahren. ! „Fatal," meinte der Priester, „fatal — doch hierorts ^ weiß kein Mensch um die Sache. Konrad ist ein ehrlicher z Mensch, davon habe ich mich überzeugt, und was kann der ! Sohn für feinen Vater. Unglück — glaube eZ ihm, daß er j für die fremde Schuld schwer genug hat büßen müßen — nun ^ — soll nur nicht verzweifeln, sich selbst aufgeben — der arme Konrad!" Und Pater Anfelm paßte wieder auf die Zeit, um die neue unliebsame Entdeckung dem alten Krciner zu machen. Er j fchilderte das Leiden des jungen Menschen mit dcn glühendsten ! Farben, legte ihm dcn Schützling liebevoll an's liebende Herz. ^ Krciner zog finster die Augenbrauen zusammen. „Und ! im Ernste, würdiger Herr, das muthen Sie mir zu? Hans ! Kreiner, dessen Vorfahren bis zum Urahn hinauf makellos in's ^ Grab gegangen, soll sein Kind dem Sohne eines Hingerichteten ! geben? Nimmermehr! Konrad muß fort, augenblicklich fort!" „Es ist ein Glück für Sie, daß Sie fo ehrlicher Väter ! sich zu rühmen im Stande sind, aber Ihr Verdienst ist cZ ! nicht." ! „Ich will dieser ehrlichen Vätcr würdig mich benehmen!" ^ „Durch Vorurthcil werden —" „Was Vorurtbcil? Sie sagen, daß er bereits aus Anlaß ^ der väterlichen Schuld so viel Widerwärtiges erduldet, soll nun ' Klara künftig mit ihm büßen? Nichts weiter, Pasta! Konrad i muß fort!" ! Konrad hatte, von Klara's Vorstellungen und Bitten be- stürmt, den so fest beschlossenen Schritt der Kündigung noch ' verzögert. Es kämpfte einen fürchterlichen Kampf in seiner Brust! Ach, das feindliche Schicksal wollte es nicht, daß ihm eine letzte, bittere Demüthigung erspart würde. Hans Kreincr bcschied den Knecht vor sich, entband ihn jeder weiteren Dienstverpflichtung, warf ihm eine Abfertigungssumme vor die Füße und fchloß: „Augenblicklich fort aus diesen Mauern, Vermessener, der als Sohn eines Mörders sein Auge zur Tochter eines Kreiner emporzuheben gewagt, glaubt Ihr, daß ich meinen fleckenlosen Namen an Euren schmachbedeckten ketten lassen werde? Den Dienst, so Ihr mir erwiesen, glaube ich großmüthig abgezahlt zu haben, und nun fort, bevor ich Euch die Hunde auf den Hals hetze!" „Möge Gott Euch gnädig richten!" rief Konrad, Wuth und Schmerz ins Innere zurückpreßend, stieß das hingeworfene Geld von sich und schritt aus dem Zimmer. Sein Gang war zum Pfarrer. Ihn, den er als menschenfreundlich befunden , ersuchte er um ein Empfehlungsschreiben an jenen Franziskaner-Ordens-Provinzial, von dem, als einem Studiengenossen, Pater Ansclm so vicl Rühmliches und Gutes berichtet hatte. Tann ging er fort aus Hollefcld, ohne Klara noch einmal gefehen zu haben. Geschieden mußte es fein, geschieden ohne Hoffnung auf Wiedersehen, wozu das Mädchenherz noch tiefer erschüttern?" 110 Klara welkte wie eine Vlume, der Luft und Licht cnt- ! Zogen. ! Die bösen Nachbarn aber hatten viel zu sprechen. i Tcr Sportenhammcr Fritz, besonders erbost über seine ! Zurückweisung, erklärte, daß sich das Kränkeln der Dirne leicht ! erklären lasse, indem der Verführer flüchtig und die Betrogene ! aus Schreck des zarten Liebcspfandes vor der Zeit verlustig geworden. > Krcincr, hiedurch im empfindlichsten Punkte, im Punkte ! seiner HauZehre getroffen, belangte den Verläumder vor dem z peinlichen Stadtgerichte, ohne jedoch die erwartete Genugthuung ! zu finden, da Sporthammer nur mit einer kleinen Geldbuße ! belegt wurde. So sehr er früher dem Sporthammer allerorts das Wort ! gesprochen, so erbittert erwies er sich nun gegen denselben, ja ! ' der Haß steigerte sich schließlich bis zur tödtlichen Feindschaft. ! Zum Unsegen für den Webermeister starb der würdige, bei jeder Versöhnung rathende und anbahnende Pfarrhcrr, und als die Rosen verblühten, senkte auch Klara ihr lebensmüdes Haupt. Einsam, mit sich und der Welt zerfallen, hauste nun der alte Krcincr. All seinen Unwillen concentrirte er jedoch in der einen Erbitterung, gegen den einst zum Schwiegersohn erkorenen Fntz. Ein Vcsitzstrcit aus Anlaß eines gegenseitigen, mit dem seinen zusammenhängenden Grundes fachte die Flamme der Feindschaft zum verheerenden Brande. ^ Sporthammcr, eben nicht geneigter zur Nachgiebigkeit, als sein Gegner, beutete jede Gelegenheit zum Hader mit Leidenschaft aus; aus unter anderen Verhältnissen leicht bcgleichbarcn Zwisten wurden verwickelte Processe. Fünf Jahre beiläufig waren verflossen, seit Konrad aus dem Hause geflüchtet war. Die dereinst so blühende Wirthschaft , das dereinst so einträgliche Geschäft waren zu Schattenbildern der vergangenen Größe herabgekommen — Kreiner lebte nur für Eines — für seinen Ingrimm gegen Sporthammer, für seine Processe. Diese aber schlugen leider sür ihn zum Nachtheile aus, der Maurermeister und sein Sohn blieben Sieger. Krcincr's Wuth streifte an die Naserei des Wahnsinns. Im Franciskanertloster zu Everding hatte um dieselbe Zeit, nach zurückgelegten Stndien, Konrad unter dem Kirchennamen Eölcstin seine Priesterweihe empfangen. Müde der erlebten Stürme, der erlittenen Kränkungen, war er in der Klostermaucrn stilles Asyl geflüchtet. Ein Musterbild der Nuhe und Ergebung, ging er seinen Ordensbrüdern voran; der Verzicht auf die Welt war ja für ihn kein Opfer, er hatte sie ja nur in ihren Leiden kennen gelernt und keine Hoffnung machte scine Brust mehr schwellen, dagegen konnte cr mit allem Behagen, allem Eifer seiner Lieblingsbeschäftigung, der Bildnern, nachhängen. Als cr sich eines Morgens im Garten erging, wurde ihm der Auftrag, cinen dem Hochgerichte Verfallenen auf seinem letzten Gange zu begleiten. Unverzüglich schickte er sich zur Ncise an. Er trat in die Stube des Verurtheilten. Dieser erhob sich zitternd von seinem Stuhle und fank, das Angesicht mit beiden Händen verhaltend, wieder zurück. Auch Pater Eölcstin behauptete mit Mühe seine Fassung. Der arme Süuder, den des Henkers Beil erwartete, war Hans Krciner. Er hatte, verblendet von Haß und Nache, den Sporthammer nächtlich aufgelauert und ihn ermordet. Ein Blick in Cölestins Antlitz war genügend gewesen, das verbitterte Herz der aufrichtigsten Neue zu erschließen. Cölcstin übte das Amt des Trösters und Versöhners mit aller Aufopferung und konnte der Thränen über das Los seines ehemaligen Herrn selbst nicht völlig Meister werden. Manche Erinnerung, süß und schmerzlich zugleich, klang an das Gemüth des Ordensmanncs, und das seit Langem in gleichmäßigen Schlägen zu pochen gewohnte Herz zuckte heftiger und hastiger. HansKreincr ging mit schweigsamer Resignation in den Tcd. „Möge Gott Dich gnädig richten!" rief Cölestin dcm Sterbenden nach. Innerhalb der Mauern seines Klosters gcwann der Mönch dcs Herzens Frieden wieder; seine Gedanken gewannen jcdock die alte Klarheit nimmermehr — sein Geist wandelte in einer gewissen träumerischen Verlorenhcit und die Hoffnung dcs Klosters, in Pater Eölcstin einen tüchtigen Lehrer und Hirten gewonnen zu haben, rechtfertigte sich nicht. Als Bildner leistete er hingegen fortan Ausgezeichneteres, und die gewaltigen Betstühle am Hochaltare mit ihren abenteuerlichen Figuren und Arabesken sind seine Werke, und erwecken noch heut zu Tage die Bewunderung, sowohl des Kenners, als des Laien. Ein Herenproceß vom Jahre 1696. (Auö dcm Herrschaft!. Raunacher Archive.) An heute äkw als den 11. Monats Aprils 1696. Jahres ist in dcr landesgerichtlichen Herrschaft Maichau eine Dclcn-kwcntin Namens Nc8ka Ierschetka wegen des abscheilichen Lasters der Hexerei auf geschehene zwei Denunciationes vor das kaiserl. Vannrecht vorgestellt und folgendes inoi'6 LoUtsr gütlich befragt worden. Eo»stituta bekennt sie wäre unweit Eeisenberg gebürtig, derzeit aber pocl oudwam wohnhaft, ihres Alters 55 Jahre, verheuratet, hat 3 lebendige Kinder und ist Bäuerin, dcm Herrn Baron Prenner gehörig. Allda ist hervorkommen, wie das diese Dclinkwcntin vor 3 Jahren in dem Nnpertshofcr'schen Landgericht eingehalten und auf zwei starke luäioiH, uemlich daß sie zu gewissen Zeiten den Tau an den Aeckern gesammelt, item, daß sie eine gewisse Schlangen , womit sie den benachbarten Kühen und Schafen die Milch hinweg gezaubert, gehalten darum sie auch die zwei- malige Tortur empfangen und anbci das- Erforderliche cinbe-kannt hat, die Execution aber wegen anderer erheblicher Ursachen suspendirt worden. Nachdem diese Telinkwentin gütlich examinirt worden, wollte sie nichts bekennen, sondern stellte sich, als ob sie eine Huben hätte: angesehen dessen, ist folgendes Urtheil ergangen: Veiurtheil. , ! Alldiwcilcn vorgekommen , daß diese Delinkwentin ihr laster- ! Haftes, zauberisches Verbrechen vor meinem Antecessair sowohl ^ gütlich, als auch peinlich bekannt, und das Gericht wegen ^ anderweitiger Ursachen die Execution suspendiren müssen, sie ! aber inzwischen den flüchtigen Fuß gesetzt und anjezo die vorhin bekannte Ucbclthat äs iiovo läugnct, also wird dieselbe zu der Oräiiiai'i Hcrentortur hicmit coiiäuiniiirt. Den 12, d. M. ist die Ne3ta Ierschetka um 10 Uhr Vormittags auf die Tortur gesetzt worden, und darauf bis 2 ! Uhr nach Mitternacht gesessen, inzwischen aber folgende Ve- ,! kenntnuß gethan: Konstituta bekennt alles Dasjenige, was ! der juslificirte Dicb Jacob Echupe wieder sie ausgesagt und ! bekennt d6 iiovo. ! Erstlicken, daß sie durch die verstorbene „Bundra" vor i ,7 Jahren zu diesem lasterhaften Leben wäre verführt worden, ! diese hat Konstitutam gelernt, wie dieselbe den Thau sammeln, ^ itsm, wie sie dem Vieh die Milch vermehren könnte, so durch eine Schlangen Namens Gösch leichtlich geschehen sollte. Sie gab ihr eine Hexensalben, womit sie sich angeschmiert und mit ihrer Lehrmeisterin auf einen Kreuzweg unweit Nupertshof gepflogen und zwar zu Ostcrfeietta'gen auf den Berg Echmerjak. An diesem Ort haben sie miteinander getanzt, allwo sich auch die Katharina Pirizh eingefunden. Hernach gingen sie auf den Klek, allwo sie allerlei fußen und sauern Wein getrunken, weißes, schwarzes und grünes Brod gehabt, darunter auch Noßfeigen, 8ä1va vsnia, anstatt der 8truki6 gewesen. Dieß bringen sie ihnen vermittelst teuflischer Hilfe zusammen. Bei dieser Handlung hat sich 1695. Jahres auch Marina, des Lovre Weib, cingefunden, und haben poä lubinani großen Schaden kausirt. Auf diesem Klek ist Alles lustig, tanzen und sprüngen alle durcheinander zwischen ihuen auch die bösen Geister, welche man nach dem erkennt, daß sie große Hörner haben, sonsten sind sie gleich wie andere Bauern angezogen, dazwischen hatte Konstituta auch einen Liebsten, welcher Iakez geheißen, zwar in Maunesgcstalt, doch aber sehr kalt an Händen und Füßen und am ganzen Leib. Nach diesem gingen sie Alle schlafen, desgleichen auch Konstituta mit ihrem Ialez gethan . . . . cr hat ihr Gclo und Gut zu geben versprochen, sie aber ihm ihr Leib und Seele nach ihrem Tode verschrieben. Dieser Verführer habe ihr ein schwarzen Zeichen unter der linken Achsel gemacht und gesagt, daß sie alle heiligen Abend zu dieser Zusammenkunft kommen solle. Sie wäre fpäter noch 3 Mal dabei gewesen und hatte dadurch ihren Liebsten sehr obligirt. Die Hexensalbe!', machen sie zu drei Zeiten, am Gründonnerstag und am Psingstsonntag und Samstag Abends, alle Zeit auf den Klck, hiezu nehmen sie unter andern auch das Menschenherz und Fett. Die Wundrci habe ein halbjähriges Mägdulein nächtlicher Weil mit einem Messer aufgeschnitten, die Fetten und das Herzet herausgenommen und zu der Salben gebraucht, sie ist durch das Fenster in die Stuben hinein gepflogen. Ferner brauchen sie hiezu auch das V6N6rg,I)ii6 8Qcl2-iiißiitum, welches Konstituta einmal zu Rudolfswerth bei den Franciskaincrn in der Komunjon empfangen, in ein Tüchel eingewickelt und. 4 Jahre lang in einer Schachterl aufbehalten. Den Schauer machen sie aus Quatemberaschen, Sand und Morgenthau. Den 13, d. M. ist diese i'sa constitwirt und befra.gt worden und in Gegenwart mehrerer Assessoreß nochmal mit dem Jawort bestätiget. Den 16. April ist über Malcficantin Neska Ierschetka das endliche Geheim und öffentliche Malcfizrecht mit Beirukung der unten specisizirten Beisitzer gehalten worden, allwo sie Alles bestätigt. . , , ^uäsx oräina. Vanngerichtsschreiber. Asfessoreß. (Erscheinen 12 namentlich angeführte herrschaftliche Unterthanen.) Endurth eil. ! Kraft Gottes Geboth und kaiserlicher Rechten auf notb- > dürftig und wahrhaftige Erfahrung beschehene genügsame Ueber-! Weisung nnd selbst gethane Bekenntniß, so nach der peinlichen ^ Halsgerichtsordnung geschehen ist, daß Neska Ierfchctka, so gegenwärtig vor Gericht steht, ihrer begangenen Uebclthat, der geübten Zauberei, womit sie das göttliche und kaiserliche Geboth übertreten und dadurch ihren Nächsten am Leib und Gut geschadet , den wahren Glauben vcrläugnet, das hochwürdige Gut ^ spötlich verläugnct, den leidigen Teufel angelobt und sich mit demselben zu mchrmcchlen fleischlich vermischt, zum erspiegelden Exempel an die zubereitete Richtstatt des aufgerichteten Scheiterhaufens geführt und alldort mit dem Strang vom Leben zum ! Tod Hingericht und erdrosselt, dann aber auf den Scheiterhaufen , geworfen und veräschert werden solle, durch das kaiserl. Bannrecht endlich zu Recht ertlärt worden. ! Herrschaft Mcyhau 16. April 1696. ! (Schwarze Petschaft.) Dr. Johann Georg Gozhear, ! als drr röniisch-taiftrl. Majestät Bann-Richter ^ in Hcrzogthum Krain m. p. ! „Um auf besagten Hammel zurückzukommen." ^ Diefe Redensart ist aus einer französischen Posse des 15. ! Jahrhunderts, ,, I'aclvooat?aUi6iiii" betitelt, in die deutsche ^ Sprache übergegangen. Tcr Inhalt dieser Posse, als deren Verfasser Pierre Vlanchct gilt, ist folgender: Pathclin, ein verhungernder Advocat, braucht für seine Frau und sich Tuch. ^ Er tritt in den Laden eines Tuchhändlcrs, den cr durch Lob- preisungen seines verstorbenen Vaters und seiner verstorbenen Tante rührt und erweicht. Als er diese zum Geprclltwerdcn geeignete Stimmung im Verkäufer erweckt hat, thut er, als sei er plötzlich von der Güte eines Stücks Tucd, das er in j dem Laven erblickt, wie geblendet. Er sei nicht gekommen, um Einkäufe zu machen-, aber der Güte solcher Waare könne er nicht widerstehen, und wohl sehe er, daß die ersparten Goldstücke, die er im Hause zu liegen habe, heran mühten. Der Händler, den Aussicht auf ein vortheilhaftes Geschäft noch mehr für Herrn Pathclin einnimmt, ist sofort bereit, ihm sechs Ellen Tuch mitzugeben, und Herr Pathclin ladet ihn ein, sich sogleich seine Bezahlung zu holen und außerdem bei ihm Gänsebraten zu speisen. Der Tuchhändlcr kommt, vernimmt aber von der Frau des Advocaten zu seinem Erstaunen, daß ihr Mann, schon seit eilf Wochen gefährlich krank, gerade jetzt im Sterben liegt und also unmöglicher Weise heute Tuch gekauft haben kann. Da er nun gar den Kranken selbst in verschiedenen Sprachen phantasiren hört, so zieht er sich endlich, halb überzeugt, halb zweifelnd zurück. Bald darauf wird derselbe Tuchhändler von seinem Schäfer um Hammel betrogen und klagt. Der Schäfer wendet sich an den Advocaten Pathelin, der ihm den Rath ertheilt, aus alle Fragen des Richters nichts zu antworten als „Bäh." Im gerichtlichen Termin erschienen nun vor dem Richter der Tuchhändlcr, als Kläger, und der Schäfer, als Verklagter, in Begleitung seines Anwalts. Kläger ! ist über das unerwartete Erscheinen Pathelin's so bestürzt, daß er seines vorliegenden Processes vergißt und den Anwalt beschuldigt , ihn um sechs Ellen Tuch betrogen zu haben. Der Nichter ruft ihm daher zu: ,,8u8, i'6V6U0N8 ü, 063 inoutons!" (Wohlan, laßt uns aus die besagten Hammel zurückkommen!) Da Kläger trotzdem fortfährt, in der Auseinandersetzung des Thatbestandes das gestohlene Tuch und die gestohlenen Hammel zu verwechseln, so wird er mit seiner Klage abgewiesen. Die Posse endigt damit, daß der gerettete Schäfer dem auf Honorar dringenden Advocaten Pathelin auf alle Vorstellungen nichts als das bewährte „Bäh" antwortet. Wahrscheinlich ist nun die Redensart mittelbar von der deutschen Vühne, auf der irgend eine Bearbeitung des französischen Originals aufgeführt worden sein mag, in ihrer deutschen Fassung auf uns gekommen. Gift fliegen. Vor einigen Tagen wurde in Leipzig ein junger Mann von einer sogenannten blinden Fliege auf die Lippe gestochen. Es entstand daraus eine Geschwulst des ganzen Gesichtes, welche den Tod des armen Mannes zur Folge hatte. Ferner wurde eine Frau von eben einer solchen Fliege an der Hand verletzt, und nur schleuniges Ausbeizen der Wunde konnte der Frau ihren Arm retten. Ist nun der Stich genannten Insekts an und für sich so gefährlich, oder hat er nur schlimme Folgen, wenn dem Menschen der Stich versetzt wird, nachdem das Insekt vorher vielleicht auf Aas u. s. w. gesessen hat? Und gibt es kein wirksames Mittel, sich gegen diese Folgen des Stiches zu schützen? Die „Natur" beantwortet diese Frage folgendermaßen: Gistfliegcn sind überall häusig, wo Gerbereien vorhanden sind. Die Gerber kennen sie darum auch sehr wohl und bringen die Patienten, meist Kinder, augenblicklich zum Arzte, der nun die Wnnde mittelst Höllenstein oder anderer Aetzmittcl ausbeizt. Ist das rechtzeitig geschehen, so läuft der Patient keine Gefahr; umgekehrt ist er rettungslos verloren. Uebereinstimmcnd ist man der Ansicht, daß die Giftfliegcn solche Fliegen sind, welche das Aas wie einen Leckerbissen betrachten. Trifft es sich nun, daß dieselben an einem kranken, etwa an einem milzbrandigen Thiere geschmaust haben, so übertragen sie den Milzbrand oder ähnliche Krankheiten auch auf den Menschen, der das Unglück hat, von ihnen befallen und gestochen zu werden. Das geschieht übrigens genau so, wie wenn man Pockengift künstlich einimpft, oder wie der Anatom angesteckt wird, der die Leichen syphilitischer Kranken, milzbrandiger, rotziger oder an ähnlichen Krankheiten gestorbener Thiere secirt und eine Wunde an seinen Händen besitzt, die dem Gifte den raschen Zutritt zu dem Blute gestattet. Wir haben Grund anzunehmen, daß alle diese Gifte wie Fermente wirken, also hefenartig zersetzend auf das Blut einwirken, dieses in Gährung überführen und so den Tod des Betreffenden veranlassen. Die Akropolis von Tro^a. Nach einem an den Vorstand der k. k. geologischen NeichZ-anstalt Hofralb von Haidinger aus Athen eingelangten Schreiben hat der k. k. Consul Dr. u. Hahn in der Zeit vom 29. April bis 21. Mai d. I. mit 36 Arbeitern die Ausgrabungen auf .dem Bali Dagh, dem muthmaßlichen Orte des Stadtgebietes von Troja, unternommen und nach kurzer Zeit den ganzen Umfang der Burg und Theile der Oberfläche zu Tage gefördert, uraltes cyclopisches Gemäuer. Sculpturen wurden keine entdeck?" dagegen fand man hellenische Münzen, Lampen und Neste von Thonfiguren. Man kam auf die Reste der Akropolis durch Entfernung einer bis 13 Fuß hohen Schichte von Humus. Dem Vali Dagh gegenüber am Skamander befinden sich ebenfalls Neste einer uralten Atropolis, die gleichfalls untersucht wurden. Dr. v. Hahn war begleitet von Julius Schmidt und dem Architekten dcs Varon Sina in Athen, Herrn Ziller. , Die Nusalien. In der letzten Sitzung der philosophisch-historischen Classe der Wiener Akademie der Wissenschaften legte das Mitglied Professor Dr. Fr. Miklosich eine Abhandlung vor: „Die Rusalien. Ein Veitrag zur slavischen Mythologie." In dieser , Abhandlung wird die weitverbreitete, selbst oon P. I. ßafa'rit ! in Schutz genommene Ansicht, die Rusalien seien Wassergott-, heiten, bekämpft, und der Satz zu beweisen versucbt, bei den Rusalien sei in älterer Zeit nicht an Gottheiten, sondern an ein Fest zu denken, und zwar sei mit diesem Worte ursprünglich das Psingstfest bezeichnet worden. Die Verbindung heidnischer Gebräuche mit einem christlichen Feste in einem Theile des slavischen Ostens, sowie die hie und da vorkommende Personi-sication der Rusalien finde mehr als ein Seitenstück auf dem Gebiete der slavischen Mythologie. Gegen die Sundsumth. Der russische Arzt Dr. Kun?n empfiehlt als radikales Mittel den Gebrauch der Wurzel 8M2.62, ulilmriH. Dr. Kunen ! hat dieses Mittel achtzehn Jahre mit dem glücklichsten Erfolge ^ angewendet. Auch ein anderer russischer Arzt, Dr. Meldzane- ! witsch, zählt sechs Fälle von Heilung der HundZwulh durch den Gebrauch des genannten Mittels auf. Verantwortlicher Redacteur I. v. Kleinmayr. »- Druck und Verlag von Igu. v. Kleinmaye 35 F. Vambcrg in Laibach.