^»K »I. »84» Der Kaisersprung. ^>, eines wilden Abgrunds Rand,, Den Nacht am hellsten Tag umgraut, Erblickt ihr im Tyrolerlande Schloß Nottenburg gar keck erbaut. Da, wo eS aufsteigt aue oein Steine, Zwei Valken ragen da hinaus; Drei Schritt' vom andern streckt der eine Sich in den halben Abgrund a,u,S. Der Kaiser Max mit seinem Trosse, Der sorglich liebend ihn umringt. Langt an im keck gebauten Schlosse, Wie heut ihr kein's zu Stande bringt. Er schaut den Schlund, die Valkenha'nde,, Weit ragend aus der Felsenwand; Hinaus will er an's Valkenende. Wo vor nud nach kei„ " ,o' c> stand. Vergebens ist der S l" ^>i», Hinab mit sichrem Muth er si.'igt-. Und hat mit fesi>'n HlMcherl-'itten Des BalkenS gvcuiseö Hü?, erreicht. Doc steht er kaum. da höit er's krachen, — Der Valken kracht, der V»lken springt I Der Kaiser läßt den Valken brachen, Und auf den zweiten rasch sich schwingt. Da steht er fest und schaut hinunter, Wo nie ein Strahl die Nacht verkürzt, Indeß der morsche Stamm bergunter Von Fels zu Fels zersplittert stürzt. Franz von Herma»nsth al. Vaterländisches Franz Andreas Schega. Franz Andreas Echega, churfürstlicher bayerscher Hofmedailleur, war zu Neustadt! den 16. Wintermonat I7ii geboren. Sein Vatcr Andreas war daselbst Bürger, ein berühmter Büchsenmacher, und scine Mutter Katharina eine geborne Kastellzia. Der Vater führte diesen seinen zweiten Sohn frühzeitig zu slinem Handwerk an. Der junge Schega, in welchem 'in noch edlerer Funke verborgen lag, machte auch in seGem, wie leicht zu' erachten, bald einen cuitcn Fortgang, so daß er sich im 17. Jahre seines Alttrs auf Reisen begeben konnte. Zwei Jahre hielt er sich als Büchsenmacher-Geselle zu Stein in Oestcrieich aus; alsdann richlete er 1730 seinen Weg nach Mönchen, allwo er Anfangs zu Paul Lienhard, hernach aber zu Johann Georg Dapenberd, einem gescdickttn Büchsenmacher, in Arbeit trat. Bci jedem stand er zwei Jahre als Geselle, und Ic>gte sich nicht mir größtentheils auf die gestochenen und geschnittenen Büchsenmacher-Arbeiten, sondern auch auf das Pet^ schierschneiden. Dadurch fand er den rechten 2^eg .u seiner Bestimmung. Von einer außerordentlichen Begierde zu solchen Arbeiten getrieben, wozu noch der größte Beifall kaun, den er sich dadurch erworben, überließ er sich gänzlich seinem HaiiZe, und enlferme sich nach und nach von den Werkstätten. Da ihm diese Arbeiten so gut von Statten gingen, bikcun er auch Lust, sich der Stämpelschncidekunst zu widmen. Zu diesem Ende übte er sich, ohne einen Lehrnnistcr zu haben, sowohl im Zeichnen als auch im Pouffucn nach der Natur. Er fühlte sich endlich, und saßte den Entschluß, das Porträt des damals regierenden Churfürsten in Bayern, Carl Albert, in Wachs zu machen, und es ihm durch den geheimen Cabinetts-Secrctär, Johann Askanius vonTritra, cmcm großen Kenner und Liebhaber der Künste, zu überreichen, mit der Bitte, als Stämpelschncider angestellt zu werden. E, ward es im Jahre 1738,. jedoch ohne oldentllchcn Ce-halt. Nun hatte er seinen Fuß gefaßt. Seine Arbeitn fanden je länger je mehr Beifall, und im nachfolg.n-den Jahre wurde ihm eine ordentliche Besoldung auö-gesetzt. Im Jahre 1740 verehelichte er sich sehr glücklich, und erzeugte mehrere Kinder, von welchen jedoch nur zwei Töchter am Leben blieben. Die guten, Tage, dic ec Anfangs in seiuein» Ehestand genoß, wurden bald durch die harten Zeiten, die damals einbrachen, vergället; denn bald darauf schlug das Feuer dcs österreichischen Succeffionskricgs in helle Flammen 54 au?. In der N-i'h d'efe? Feuers konnte Schega tci.ltn Verdienst mchr bciin M'inzalnt erlangen. Aus Dcott) gedrungen, mußte er sich, um die Seinigen zu erhallen, mit P^lschierschnciden abgeben, und da er sich auch damit keinen zureichenden Unterhalt verdienen konnte, so sing er an, Porträte in Pastell zu malen, wodurch er sich auch zugleich einen großen Vortheil in Absicht auf die Stämpelschneidekunst vcr-,chaffce. Auch im Kupferstechen übte cr sich, und legte in diesen jetzt erwähnten Künsten solche herrliche Proben seiner Fähigkeiten zu Tage, daß, wenn er darinnen fortgefahren hätte, man mit gutem Grunde urtheilen kann, daß er einer der größten Meister geworden wäre. Nach geschlossenem Frieden lachte ihm das Glück wieder. Doch wandte es siine Augen erst alsdann recht auf ihn, als es dem damals regierenden Churfürsten gefallen, den Graf Sigmund von Haimhausen zum Münz- und Bergwerks-Präsidenten zu ernennen. Denn bisher hatte Schega keine andere Gelegenheit, seine Gcschicklichkeit zu zcigen, als durch Current^M.inzen, deren er eine ungemein große An-zahl verfertiget hat. Der neue Präsident aber, ein ausnehmender Liebhaber, Kenner und Beförderer der Künste und Wissenschaften, kannte die großen Fahig-tei'e^'Schega's, und wußte sie auch besser zu nützen, als vorhin geschehen. Der Graf gab unserm Künstler bald Gelegenheit an die Hand, seine Stärke in Ausarbeitung der Medaillen zeigen zu können; ja 5urch dessen Schutz kam es mit Schcga so weit, daß ihm seine jährliche Besoldung vermehrt, und nebst dem -Titel eines Hofmedailleurs eine freie Wohnung angewiesen wurde. So muß man die oft aus verbor-> gcin'N Ursachen schlummernde Geschicklichkcitaufwecken. Der Ruhm, den er sich erwarb, verbreitete sich aller 57rccn; im Jahre 1755 wurde er nach Würzburg, glcich darauf nach Dresden, und im Jahre 1753 n^ch Wien berufen, um bei dem Fürsten Wenzel Lichttnstein Medaillen und andere Ardctten zu vcr-fcrltgl.'n. Im Jahre 1766 hatte er die allcr-cdöchste Gnade, daß ihm die verwitwete Kaiserinn Maria Khercsia zur Poussirung Allerhöchstdero Por-näts saß, und ihn mit einem von Brillanten besetzten kostbaren Ning beschenkte. Er hat mit seinen knust'.cichen Arbeiten dcn ClMfurstcn zu Trier, den lehtvcrstorbencn Cardinal aus Baiern, Se. churfürstl. Durchlaucht zu Köln, das hohe Domcapitel zu Frei-siügcn, wie auch andere angc,'ehene hohe Personen hcdicnt und sich überall ein großes Ansehen erworben. Auswärtige Höfe haben nicht nur seine Arbeiten verlangt, sondern auch gesucht, ihn in ihre Dienste zu bckom.nen. Ec hat aber aus eigenem Triebe die ihm angebothenen Stellen ausgeschlagen, und sich Zuschlössen, seinen Lebenslauf in Baiern zu beschließen. Das Seltenste bei diesem Künstler ist, daß er so vi> lerlei Künste ohne Anweisung erlernt, und sein Lieb-lingsstudium auf einen sehr hohen Grad der Vollkommenheit g.bracht hat. Zwei Brüder leben von ihm noch in Wien. Der ältere, Johann Anton, seiner Profession nach ein.Büchsenmacher, ernährt sich mit Verfertigung mathematischer Instrumente und andern künstlichen Arbeiten. Der jüngste, Bartholmä Schega, l/ingigen^ sucht seinen Unterhalt durch's Siegclschnci-den, in welcher Kunst er zuerst von seinem Bruder in München ist unterrichtet worden, worin er es auch so weit gebracht hat, daß er mit Recht unter die ersten Siegelschneidcr in Europa gezählt werden kann. Von ihm hat auch der verstorbene Petschjcr-stecher Carl Rotter in Laibach diese Kunst so vor-theilhaft erlernt, daß er seinem Meister nicht im geringsten nachstand. Der königl. Stampclschncider in Neapel, Hr. Bernhard Hribernik, ein Schwester-söhn unseres Hrn. Schega, ist ebenfalls ein Schüler von ihm. Gin Tag ans dem Leben eines Zeitungs - Schwärmers. Ein Gcurc-Vild. Einser Zcitungsschwärmer schläft den unruhigsten Schlaf; die Ankunft der Posten macht ihm die gegründetsten und bittersten Sorgen. Seine aufge« regte Phantasie beschäftigen nur betrunkene Postillone, d!e Schrecken einer schlechten Straße, das vcrhängnißvolle Brechen eines Rades, und tausend andere unglückliche Zufälle, welche die Ankunft der Posten um eine Viertelstunde verzögern können. Von solchen ängstigenden Träumen ermattet, wacht er um vier Uhr auf, und seine erste Frage an den er« schrocken und schlaftrunken herbeieilenden Diener lautet: ob die Post schon da sey? Voll des bittersten Verdrusses sieht er seine schönsten Erwartungen getäuscht; scine Stimmung gleicht der eines trostlosen Landmannes, dem em Nachtsturm seine Saaten verheerte. — Unser Zcitungsschwärmer erhebt sich nun aus seinem Bette, und in zwei Minuten ist er angekleidet; thöricht dünkt es ihm, die kostbare Zeit mit dem Anzüge zu vergeuden, da er Tags zuvor in den Zeitungen gelesen, daß ein berühmter englischer Staatsmann mit verkehrter Perücke in's Unterhaus trat. Kaum schwinden noch die nächtlichen Schatten vor den allmalig auftauchenden Strahlen der Sonne, und schon ist er auf der Straße. Der Morgen ist so herrlich und schön, die Natur ladet zu einem Sftaziergange ein; er geht vor das PostHaus lustwandeln. Einer feiner Bc^ kannten trifft ihn zu die'er frühen Stunde und ladet ihn vor die Stadt ins Freie hinaus, in die duf< ' 55 lendcn und erquickenden Gänge eines nahm Wäldchens, wo tausend lesicdcrle Sänger „die Schöpfung« besingen; der Zeitungsschwärmer lehnt aber den Antrag ad, ihm gewährt das schmcttcmde Posthorn der blasenden Postillone ein viel größeres See-' lcnvergnügen. Endlich kommen, seinen heißen Erwartungen viel zn spät, die Posten an. Ungeduldig erwartet er die Expeditionen der Zeitungen, und nicht schnell genug überliefert ihm der Postbeamte all' die Schätze des Felleisens. Im Vorgenusse scin.s nahen Glüö kes eilt der Zeitungsschwärmer nach Hause, mit einem flüchtigen Blicke gibt er seiner indessen aufge-standenen Gattinn einen guten Morgen, entwindet sich den Händen der ihn umringenden Kinder, und schließt sich in sein Gemach ein. Er ist nun todt, er ist verschwunden. Die Welt ist ihm, er der Welt abgestorben; in dem Meere der Zeilen zu versinken, gilt ihm ein Elysium. -Es ist nun zwei Uhr Mittags. In seinem innersten Gewissen beruhigt, legt er das letzte Zeü tungsblatt aus der Hand. Würde er nun vorge-fordert werden vor das Gericht des jüngsten Tages, um Rechenschaft über dcn Tag zu geben , ihm wäre nicht bange. Aber die Natur dringt auch ihm ihre Rechte ab. Er entschließt sich denn, mit seiner Familie zu speisen. Seine Gattinn, nicht wissend, ob er für sie den Rest des Tages zu sprechen seyn wird, recapitulirt mit ihm die häuslichen Bedürfnisse; er hört oder beachtet ihre Bitte nicht, und crzählt ihr vom Cartismus in England, von den Wahlreform-Vereinen Frankreichs, von der Pacisi-cation der bastischen Provinzen und ihren Fueros, von der Zukunft des Orients, er berichtet ihr den Stand der Eisenbahn-Actien, und die Zukunft des Mclbourne'schen Ministeriums. Er kennt die Angelegenheiten der ganzen Welt, nur die seines Hau-scs nicht. Wiederholt petitionirt die tugendhafte Gattinn um Abhilfe ihrer Geldnoch; er tröstet sie mit jener der englischen Bank. Doch verspricht er, Alles, was von dem Präinunerations'Voranschlag des nächsten Vierteljahres erübrigt, auf die dringendsten Bedürfnisse des Hauses zu bewilligen. ^rostlos hebt die bekümmerte Frau die Tafel auf und eiligst bereitet sich der Zcitungs-Schwärmer zu seiner Revue. Der Blokade seiner ältesten zwei Kinder entgeht er, indem er dem Sohne eine Num-mcr der »Allgemeinen,« der Tochter den „Beobachter" in die Hände gibt, und flüchtet sich aus dem Hause. Man könnte von ihm sagen: omnm secuin l""wt. Sein ausgeholter S^ck enthält ein vollkommenes Schreib - Materialcn - Lager; so ausgerüstet bcgibt er sich in das nächste Kassehhaus. Da es feine Finanzen durchaus nicht gestatten, eine ilim entsprechende Anzahl Zeitungen zu prämimcrircn, so ist es während des Nachmittags und cinls Theiles der Nacht sein angelegentlichstes Geschäft, die Runde in alle öffeutlichen Oerter zu machen, und eine allgemeine Heerschau der Zeitungen zu halten. Er besoldet die Aufwärtcr, um ihm schnell alle Blätter in die Hände zu liefern, und kaum hat er Platz genommen, so erhebt sich ein Berg von Zeitungen vor ihm. Weh dem, der ihm ein Blatt zu rauben versucht, er wird sein „intimster Feind," ergrimmt, wäre er zu jeder That, zn einem Duelle auf Tod und Leben bereit. Um sich ihm zum „Todfreund" zu machen, genügt es, ihm ein abgängiges Blatt zu übergeben. — Die Räume seines Stockes werden nun geleert, um Auszüge und Materialien zu einem großen politischen Werk zu sammeln. Artikel, die der Meinung unseres Zcitungs-Schwärmers nach von Wichtigkeit sind, pflegt er mit lauter Stimme einem Kreise Zuhörer, die er mit Gewalt in das Bereich seines Gebietes zieht und da gefesselt hält, vorzulesen, und dadurch alle Andern zu vertreiben. Er zieht Minister zur Verantwortung, er erläßt Ordonnanzen, er ertheilt Dampfschiff-Privilegien, cr entwiift Pläne zu Fcldzügcn, er blokirt Alcrandna, er schließt mit Mächten Allianzen, erklärt Krieg und Frieden. Seine Zuhörer lassen sich alle Puncte gefallen und unterwerfen sich, geben ihm Provinzen und Reiche Preis, und verwundet und verkrüppelt verlassen sie das Schlachtfeld, um sich in ein Lazarett) oder nach Hanse zu beacben, schwörend, dein schrecklichen Heerführer auf Kanonenschußweite in Zukunft auszuweichen. Es ist längst Mitternacht vorüber, als er das letzte Zei-tungsblatt aus der Hand legt, und nun endlich der gähnende Aufwärter hinter ihm, „dem letzten allcr Römer,« die Thüre schließen kann. I. N. Preycr. Die Wahl statt. Fragment von Carl Steg man er. Es war eine schöne Landschaft, in der die letzte Schlacht geschlagen worden. Ein fast unab^ sehbares Aehrenmecr harrte auf beiden Seiten der Kunststraße, die zur Hauptstadt führet, reif zum Schnitte, von lelsen Winden hin und her gewogt, aus dem nur hie und da prächtige oder zierliche Villa's der Städter oder freundliche Wohnungen der Bauern mit ihren Parks und Gärten wie liebliche, dem Auge einen angenehmen Nuhcpunct gewährende Inseln auftauchten. Die letzten Wogen des gesegneten Meeres aber schlugen an sanftan-schwellende Hügel, die weithin mit den köstlichsten 56 Reben bedeckt waren, und sich wieder an hochstrebende Gebirge lelMen, deren wälderumgürtete untere Regionen, von dcn Sonnenstrahlen beleuchtet, in allen Färbungen des Smaragdes glitzerten,, indeß die schneebedeckten Koppen weithin als ungeheure Demante funkelten. Auf der andern Seite dehnte sich die reiche Saat bis zu einem mäch'.igen Flusse, der wie ein Ullermeßlich.s Silberband in der