Blätter WZ Kram. Beilage zur Laibacher Zeitung. «M t«^ Siebenter Jahrgang. R8. 3lpril R8<33. Im Lelye. D^er Lenz ist da; sein frisches Grün, Sein Blüthcnschmuck > sein sonnig Prangen, Es macht das Herz so hoffnnngsknhn, , i Vertraucnsstark nnd voll Verlangen. Fort mit des Tags Prosaischem Wnst! Ich hör's durch meine Seele klingen; ! Es tonnnt dic alte Dichtcrlust: ^ Ich muß ein Lied dem Lenze singen. i Und tanm erschlossen ist der Quell, ! Den längst versiegt ich glaubte, wieder, i So brichts hervor, gewaltig. schnell; l Es tommcn immer neue Lieder. Was lange mir im Herzen schlief, Tönt laut, wie Amsclschlag in Tannen, I Ein Zauberlehrling — die ich rics, j Die Geister, kann ich nnn nicht bannen. ^ Wer Vrulicnbrand. ! (Schluß.) , ^^ , ! ^2^iL begegneten unterwegs Männern, Weibern und bindern, ! wclchc lluü dem Schlafe aufgeschreckt, halbangetlcioet durchcin- ^ ander rannten und wissen wollten, was denn geschehen, wo ! die Gefahr stecke, wie zu helfen fei. Und als man endlich erfuhr, daß es im Innern des Bergwerkes brenne, da fragte Eines das Andere mit vor Entsetzen bebender Stimme: „Ist ! Jemand in der Grube?" Tas wußte aber vor der Hand teiuer ! zu beantworten und darum beeilte man sich, um zu der Un- ! glüässtätte zu gelangen, wo man etwas Gewisses erfahren ' mußte. ! 2luf welche Art dieser Grubenbrand entstanden, hat sich ! mit Bestimmtheit nicht ermitteln lasfeu: es liegt jedoch die Wahr- ^ schklnlichkeit vor, daß eine Selbstentzündung stattgefunden habe, ! die hier darum möglich war, weil in dem Grubenreviere, wo ^cr Brand sich entwickelte, leicht verwitterbare, für dic Selbst- ! tntzündung geeignete Eisenkiese sich befinden. Für die Wahr- ! schcinlichkeit dicfcr Annahme spri^ auch der Umstand, daß fast ^ an derselben Stelle bereits in den Jahren 1803 und 1839 ^ Feuer ausgcbrochen war und man auch im Jahre 1803 als ^ Ursache desselben dic hohe Temperatur bei Verwittcrnng der Kiese und Lorbcrcrzc, die deren Selbstentzündung veranlaßt ! haben mußtc, anerkannte. Tcr Grubcnbrand von 1816 unter- ! schied sich von den früheren zweien nur dadurch, daß er weit heftiger als jeue vorschritt und sich sogleich einer größeren Masse j Grubenholzes bemächtigte "). Gleich nach Bekanntwerden des Unglücksfalles hatten sich ! drei Wertsbeamte mit etlichen Aufsehern und Arbeitern in dic Grnbe begeben, um das Auftreten des Brandes in Augenschein zu nehmen; doch nur ein Theil derselben war znrückge-lehrt und um halb sechs Uhr waren vier von ihnen in der Gewalt eines Elementes, das jede Annäherung zu ibrer Rettung auf das äußerste erschwerte. Angst, Schrecken und der innigste Schmerz bemächtigte sich aller Anwesenden, als sie hörten, daß ein braver Beamter, mit drei ebenso wackeren Aufsichtsmänncrn vermißt werde. Ein Preis wurde auf ihre Rettung gefetzt. Bergleute wagten sich in dic Grube, wurden aber theils betäubt, theils ganz todt herausgezogen und es war kein Resultat mit diesen traurigen Versuchen erzielt worden. Bei dem Scheine der Grubenlichter und Fackeln, in deren ungleicher Helle sich die rutschten Gesichter noch unheimlicher ausuahmen, hatte Agathe bisher in fieberhafter Unruhe um-hergefpäht, ob fie nicht ihres Johann ansichtig werden könnte, was ihr jedoch bisher nicht gclnngen war, als sie plötzlich un-vcrmuthet seinen Namen dicht neben sick nennen hörte. Sie horchte und lauschte und wurde starr vor Schreck, denn sie hörte sagen: „Auch er ist unten und der Arme wird wohl kaum mehr das Tageslicht erblicken." Agathe glaubte zusammenstürzen zn müssen: cs war cm Hutmann, der nnn auf ihr Befragen erzählte, daß Johann hinab sei, um den Bergschaffer sdicß war der vermißte Beamte) aufzufuchen und fei noch immer nicht zurückgekehrt. „Um Gotteswillen, Johann ist in Gefahr, ist vielleicht schon todt!" schrie sie; „mein Gott, ist denn wirklich keine Hilfe mehr? Mutter, kommt, ach kommt!" Sie riß diese "mit sich fort und stürzte sich in das dichteste Gedränge, wo-man theils ohnmachtige, theils todte Arbeiter aus der Grube brachte. Weiber und Kinoer schrien durch ein-auder, der Arzt und der Geistliche hatten wechselweise zu thun, während dic hölzerne Vergmannstrommcl nicht aufhörte, mit ihrem Geklapper nach Hilfe zn rufen. Agathe rannte vcrzweiflungsvoll hin und her, die Luft mit ihren Iammcrrufcn erfüllend, als sie plötzlich von einem D2oh. V.,Kraus. Jahrbuch für dcn Vcrg-u,,b Hütttmnaim dcs ösicrr.Kaiscr-ftaalcß. Erster Jahrgang. Nicn I8l8. Manne aufgehalten wurde, der sie theilnchmcnd fragte: „Was ! ist's denn, Jungfer Agathe, beklagt Ihr einen Verlust?" j Sie schaute auf und erkannte Faustin, der ihr forschend ! in's Gesicht blickte. ! „Johann ist in der Grube, er umß schnell gerettet wer- ! den, wenn überhaupt noch Rettung möglich ist: ach, Faustin, ^ wenn meine Bitten noch etwas bei Euch gelten, so würde ich i Euch kniefällig bitten, dem Kameraden und ehemaligen Freund ! zu Hilfe zu eilen." ! Sie war dabei wirklich auf die Kniee gesunken. ! Nie ein Blitz durchzuckte es den Bergknappen. Rasch hob , er das Mädchen auf, das jetzt seine Hand erfaßte und mit ! flehend ein Blicke ihm in's Nugc schaute, dann sagte er mit festem, bestimmten Ausdrucke: „Wenn es Gottes Wille ist, ! so bringe ich ihn Euch wieder: an mir soll es nicht fehlen. Und wie ein Pfeil flog er davon. ! Tödtlich lang begann nun Agathen jeder Augenblick zu ! werden, ihre Nerven spannten sich an, als sollten sie zerreißen, das Klopfen ihres Herzens drohte ihr die Brust zu zevsprcngen: ! Frost und Hitze beschlich sie wechselweise. ! Da — mit einem Male führt man Johann herbei, er ^ hatte, da die Gefahr des Erstickens schneller, als er vermuthet, ! sich ihm genaht, rasch auf dcu Rückzug gedacht, hätte aber, ! von dem Rauche belästigt uud von der Anstrengung geschwächt, ! es nicht mehr vermocht, den Ausgang in die' frische Luft zu j erreichen, wenn ihm nicht Faustin entgegengekommen und ihn ! noä, zu rechter Zeit mit sich fortgezogen hätte. Er mußte ge- ! labt werden und wnrdc sogleich nach Hause geschafft, um sich ! dort vollends erholen zu können. ! Agathe wollte nun dem Lebensretter ihres Johann mit Thränen in den Augen danken: Fanstin aber machte sich los > und rief mit freudestrahlendem Blicke: „Und nun will ich auch ^ noch meinen Vorgesetzten retten, es muß mir gelingen!" ! Und fort stürmte er. Agathe folgte, halbbctäubt vou dem Sturme ihrer Empsin' düngen, in Begleitung der Mutter Johann und seinen Führern, um über sein Befinden Erkundigungen einzuziehen. Johann erholte sich balo wieder, uud Agathe beg ann neu j aufzuleben, aber wie ein schwerer Donnerschlag traf sie die Nachricht, das; der Bergschaffcr und seine Gefährten, svwic z mehrere Andere in der Grube, die nun bereits in allen ihren ! Räumen mit Nauch angefüllt war, verblieben und ihre Rettung ! nun unmöglich geworden sei. Auch 'Faustin war nicht mehr zurückgekehrt. Da wich mit einem Male Agathens Freude über Johann's ! Rettung dem bittersten Hcrzenslcide über, Fau.stin's Verlust: ! sie rannte, wie außer sich, der Unglücksstätte zu, nm über ^ diese Hiobspost sich Gewißheit zu verschaffen, und als ihr Jedermann den Umstand bestätigte, daß man der Grube weder mehr durch einen Stollen, noch durch einen Schacht bcizukommen im Stande sei, überzog Todtenblässe ihr Gesicht, ihre Glieder bc-gaunen zu zittern und sie wankte halb bewußtlos nach Hause. Doch hier begannen sie bittere Gedanken zu quälen. Faustin, von dem sie so innig geliebt wurde, hatte, weil es sie glücklich machte, seinen Nebrnbuhiler und seit Kurzen: auch Todfeind, mit eigener Lebensgefahr- gerettet und, obgleich er einsehen mußte, daß dieß bei seinem Vorgesetzten nicht mehr möglich sei, ,den Versuch zu dessen Rettung dech unternommen, gewiß nur in der Absicht, um sterben zn tönnZn, weil er bei ihr keine Gegenliebe gefunden. Diese Gedanke»: waren jetzt bei ihr vorherrschend uud erfüllten sie mit einer tödtlichen Unruhe, die ihr an keinem Orte Rast gönnte. Sie mußte wieder hinaus zu dem Bergwerke, aus dessen Zugängen dichter Rauch emporqualmte. Als letzter Versuch zur Auffindung der Vermißten hatte man nach gepflogener allgemeiner Bcrathuug das Nasser, WÄ-ches die Kuust (Wasserhebmaschine) zu Tage fördern sollte, wieder zurückgeleitet und von den Maschinensätzen in Masse durch den Schacht abstürzen lassen, um dort die Wetter (Luft) in Bewegung zu setzeu, was zur Folge hatte, daß ein Gegenzug bewirkt wurde und, obgleich die bösen Wetter nicht allenthalben und auf die Dauer beseitigt werden kvnnten, man sich doch wieder in die Grnbe wagen dürfte. Mehrere Arbeiter funren nun hinab, und im Verlaufe des Vormittages wurden 8 von den Vermißten herausgebracht — alle schon Leichen! Ur.ter ihnen auch Faustin. Der Vergschaffer mit feinen 3 Gefährten und 3 andere Bergarbeiter waren nicht aufgefunden worden. Agathe stürzte an Faustiu's Leiche, vom tiefsten Schmerze gebeugt, nieder nnd vermischte ihr Schluchzen mit dem Jammer-gcschrei der Witwen und Rinder, welche unter den Todten ihren Gatten oder den Vater beweinten, oder welche erwartet batten, unter den Herausgeforderten ihren Angehörigen zu finden >.u'.d ihn nicht einmal als Leiche sehen tonnten. Es unterlag nun keinem Zweifel, daß von den in oer Grube Gebliebeneu Keiner mehr am Leben sein könne und alle weiteren Rettungsversuche zu keinem günstigen Resultate führen würden: ja, es war dabei noch zu berücksichtigen, daß die Lebenden, von denen nur weuige tiefer hinunterzudnngen im Stande waren, so betäubt und entkräftet zurückkamen, daß ihnen ärztliche Hilfe geleistet werden mußte, und es war daber ein dringendes Gebot, kein Menschenleben mehr auf's Spiel zu setzen. Nach einer um 2 Uhr Nachmittags von dem gesammten Beamtenkörpcr neuerdings gepflogenen Berathung wurde daher der Beschluß gefaßt, die Grube zu verdammen, d. h. alle Zugänge des Bergwerkes mit Ziegeln, Malter, Holz, Erde, Mst und Lehm möglichst luftdicht zu verschließen, um jeden Zug zu hemmen und so das Feuer zu ersticken; die Verdämmung?-arbcitcn wurden nun sofort mit aller Kraft begonnen', und um 1 Uhr nach Mitternacht war die Grube schon vollkommen verschlossen und alle Lnft abgesperrt. Vou dem Augenblicke an, als Agathe an Fauftin's Leiche > gekniet, ging in ihrem ganzen Wesen eine auffallende Verän-^ oerung vor, die sich hauptsächlich dadurch kund gab, daß ihre ! Meinung von Faustin eine ganz andere geworden, oder besser ! gesagt, ihre Gefühle für ihn eine gänzliche Umwandlung er- > litten hatten. „Sein Herz war keiner Nachsucht fähig," sagte sie; „wie hätte er sonst demjenigen, von dem er Tags vorher als Todfeind geschieden, so viel Gutes erweisen können? Und selbst wenn er auf Rache gesonnen und dieselbe besiegt hattet weil er mich nicht elend, ja im Gegentheile recht glücklich machen wollte, welcher Muth, welche Kraft gehörte dazu! Gewiß, sein Herz war nur ein edles." Die innigste Hochachtung für den Verblichenen zog in ihre Brust und gab ihrem Schmerze um ihn, etwas Heiliges, das jeder edlen That unter allen Verhältnissen anklebt und sich unwiderstehlich Sympathien erringt. — Am 5». November fand das Leichenbegängnis; der bei dem Grubenbrande verunglückten Bergarbeiter Statt, die in zehn, mit den bergmännischen Abzeichen und mit Vnchsbaumkränzen geschmückten Särgen, von ihren Kameraden in Uniform und von sämmtlichen Beamten, schwarz gekleidet, zur letzten Ruhestätte geleitet wuroen. Eine zahlreiche Begleitung aus dem Orte und der Umgegend hatte sich dem Zuge angeschlossen und kein Auge blieb trocken, denn selbst der Fremde fühlte sich erschüttert bei dem Jammer, der mit einem Male ganze Familien so unerwartet betroffen. Agathe hatte ihrem treuen Freunde, den sie erst zu spät erkannt, ein Sträuschen aus Reseda, Monatsrosen und Winterlevkojen, die sie hinter ihrem Fenster erzog, in den Sarg gegeben und denselben unter heißen Thränen auf den Fricdhof begleitet. Sie fühlte, sie habe in ihm etwas verloren, das sich blicht mehr ersetzen ließ. Tiefe Veränderung in ihrem Gemüthe war nicht von turzer Tauer, denn es war eigentlich mehr ein Erwachen, Erkennen, «ine bessere Ueberzeugung, denn eine Umwandlung, und darum mußte sie von Bestände sein. Sie Hatte Anfangs beiden jungen Männern in gleicher Weise ihre Zuneigung geschenkt. Johann's Loos hatte ihr Mitgefühl erregt, sie glaubte ihn zu lieben; Faustin aber hatte mit dem Beweise seiner aufopfernden Liebe ihre ganze Achtung zu erringen gewußt, und diese hatte ihrem Herzen erst die Ueberzeugung gegeben, daß sie nur ihn lieben tonne. Von uun an duldete sie nur mehr Johann's Licbcsbe-zeigungen, sie erwiderte sie nicht mehr: ihr Inneres füllte nur die Erinnerung an den Verstorbenen aus. Johann ertannte mit Betrübniß, das; der Todte ein gefährlicherer Nebenbuhler geworden, als es der Lebende gewesen: und er machte keinen Versuch mehr, Agathen's Zuneigung erzwingen zu wollen. Am 13. November wurden oic Löschwässer in den Schacht emgclassen und am 1. December waren schon mehrere von den Grubenreviercn wieder ohne alle Gefahr zugänglich, und fand daselbst die Knappschaft welche während der Zeit des Brandes und der Ertränkung der Grube über Tags war beschäftigt worden, wieder ihren regelmäßigen Erwerb wie zuvor. In diesem Monate noch wurden die Leichen dreier, im Mittelfelde des Iosefschachtes verunglückten Arbeiter gefunden: am 34. April 1847 aber erst, als die Grube gänzlich vom Wasser befreit und die Luft genügend gereinigt worden war, stieß mcm cmf die Leiche des Vergschaffers, dessen kühner Eifer ihn in den Tod geführt, da er den dringenden Ermahnungen seiner Freunde, nicht mehr weiter vorzudringen, kein Gebor gab und den Brand selbst in Augenschein nehmen wollte. Er, sowie seine drei Gefährten, die in seiner Nähe aufgefunden wurden, waren bereits in einen hohen Grad der Verwesung übergegangen.. Ein gußeisernes Denkmal, in Form einer Pyramide, mit, den Namen der sicbcnzehn Verunglückten, wurde zum Gedächtnisse dieses Ereignisses aufgestellt, welches den Bewohnern von, Idriä stets in ernster Erinnerung bleiben wird. Nicht lange darnach nahm ein Bruder von Agathen's Mutter, der in Untersteicrmart ein Gewerbe betrieb und dessen Gattin gestorben war, seine Schwester sammt ihrer Tochter zu sich, damit sie seinem Hauswesen vorstehe. Auf diese Weise wurde Agathen's Verhältnis; mit Johann thatsächlich getrennt, da sie einander von dieser Stunde an nicht mehr sahen und ihre Herzen bereits jede innigere Verbindung aufgegeben hatten. F. N. Volksgedriiuche der Slovenen in S'teiernmrk '). Von Karl Roman N i c ck. l. Hochzcits gebrauche. Mit Allgewalt drängt die Eultur in allen Gauen unseres Vaterlandes Oesterreich vor, sie schont nicht Namen , nicht Spracb-unterschiede, sie will alle zu einem gebildeten Volke machen. Leider verschwinden mit diesem Vordringen der Eultur die Sitten, und Gebräuche der einzelnen Stämme immer mehr, wie ihre Nationalbckleidung verschwindet; hie und da nur sind noch Ueber-reste der alten Zeiten in Liedern, seltener noch in Gebräuchen vorhanden. Auch die Elovenen der Stciermark haben durch den Jahrhundert langen Verkehr mit ihren deutschen Nachbarn Vielem von ihren eigenthümlichen Sitten verloren. Das Vorhandensem der deutschen Sprachinseln mitten im Slouenenlanoe, wie Marburg , Pettau, Eilli u. s. w., hat auf die Veränderungen und das Zugrundegehen nationaler Gebräuche einen wesentlichen Einfluß geübt. Wir dürfen daher Ueberbleidscl solcher Gebräuche aus der alten Slaven- und der Römcrzeit nur ferne von den Städten in den Thälern der windischcn Büheln suchen und in, den weniger besuchten Einschnitten des Bachcrcr Gebirges und den im Südostcn der Stcicrmart befindlichen Tistrictcn. Zunächst wollen wir die H o ckz cits g ebräuch c besprechen. Ist ein heiratsfähiger Sohn vorhanden, so bespricht sich der Vater zur gehörigen Zeit mit ihm, wen man in die Familie wählen soll, und bei dieser Gelegenheit werden die Staduntcr-schiede so strenge festgehalten, wie in aristocratischcn Familien, so das; es z. B. sehr selten vorkommt, daß ein Vauernsohn. ein Weinzicrlmädchcn heiratet. Ucberhanpt macht der n^,v»l8 i-c'l'um einen wichtigen Ausschlag bei der Wahl der künftigen. Lebensgenossin, und frühere Liebe wird gar häufig bei Seile gefetzt uud vergessen. Ist die Braut (m'Vt^ln, die Unwissende) bestimmt, so sucht sich der Vater einen vertrauten Freund aus, um auch mit ihm nock über die vorgenommene Wahl zu sprechen, und fein Ausspruch wird stets berücksichtigt. Stimmt er mit der Wahl überein, so wird er zum Hochzeitbittcr und Hochzeitführer ("lni'^mn) gemacht; eine nothwendige Bedingung für dieses Ehrenamt ist Sprachfertigkeit, denn von dieser hängt oft, «) Nuß dcr,>Canütl>ia." das Gelingen der Ehc ad. Dcr zlnrnsma geht nun entweder oüein zuerst in das Haus der Auserkorenen, um das Terrain -zu recognosciren und die Anfrage zu stellen, ob man überhaupt zu einer Vereinigung geneigt sei, oder er kommt allsogleich mit dein präsumtiven Schwiegervater und Bräutigam: Letzterer muß adcr im Vorhause die Entscheidung seines Geschickes abwarten. Sind die beiden Hochzeitbitter in das Zimmer des Vaters oder Vormundes (^eius, ob uom deutschen: Gerhab?) eingetreten und haben sie mit einem andächtigen: llvnl^n limli .lexu« Xl-i>Iii8 gegrüßt, so beginnen sie mit einem Gespräche über den Gesundheitszustand der Schweiue u. dgl., kurz mit einem ganz, gleichgiltigen Gegenstande, bis sie endlich durch allerlei Ucdergänge auf den eigentlichen Gegenstand zu sprecheu kommen; nämlich zur Werbung. Ist der Vater des Mädchens bereit, seine Tochter zur Frau zu geben , so wird der Bräutigam, welcher noch immer im Vorhause wartet, hereingerufen, und die Brautleute reichen sich die Hände, wobei der 5ll»l'nämn eine salbungsvolle Rede über die Pflichten in der Ehe hält. Tann wird 'die Mitgift festgesetzt und endlich der Tag der Hochzeit bestimmt, gewöhnlich ein Sonntag oder Montag, nie aber Dinstag oder Mittwoch, weil man sagt, das; an diesem Tage die Schinder und Noßdiebe sich trauen lassen. So naht dcr Abend vor dem Trauungstage heran, an welchem es besonders im Hause des Bräutigams lustig hergeht, da er vom Iunggesellenstande Abschied nimmt, was ihm der >t'«mn i „Beruhigt Euch, wir sind ! friedliche Wanderer, und begehren von Euch nichts anderes, ! als daß Ihr uns in Eure Stube hineinlasset: wir reisten lange ! Zeit (hier nennt er das Alter des Bräutigams) umher und -suchten eine theure Blume, um sie in unseren Garten zu ver- ! setzen: die gesuchte Blume hat sich nun in Eurem Hause gezeigt, ! darum laßt uns in Eure Mitte." Der innere 5lurl>äinn: „Wenn ! Ibr nicht übermüthig sein werdet und Euch mit dem begnüget, ! was wir Euck vorzusetzen im Stande sind, so wollen wir Euch ! einlassen, doch nur unter der Bedingung, daß Ihr mir die ! 5N stellenden Fragen beantwortet." Auf die Einwilligung zu ! dieser Bedingung folgt das Oeffnen der Thüre, und der Zug ! betritt unbedeckten Hauptes das Gemach. Ter innere ktilriiäin» frägt nun: „Wer seid Ihr? Habt Ihr vielleicht eine Schrift, welche auf fünf Ecken zugesiegelt ist?" Der äußere 5tl,i-l,8in« : ^ „O ja, die haben wir," und reicht die Hand dar ebenso; der innere «lsrn^m» frägt weiter: „Habt Ihr vielleicht noch eine Schrift, die für Euch spricht." Als Antwort zieht der äußere «tnrnämn ciue Flasche mit Wein hervor, schenkt in ein Glas ein nnd trinkt zu. Nach mehreren Begrüßungen fragt nun dcr äußere 8t»!'i^mn um die Blume, welche sie im Hause wissen, man möge sie hereinbringen. Hierauf wird ein häßliches altes Weib herbeigeführt, die sich für die frühere Geliebte des Bräutigams ausgibt, und ein Kind, das sie auf den Armen hält, als fein Kind erklärt, sie sagt, nur wenn er ihr eine Entschädigung gebe, trete sie ihr Necht ab. Nachdem dieser Zwischenfall geordnet ist, wird endlich die wahre Braut hereingeführt, der man Anfangs fremd begegnet, doch sie später als die gesuchte Blume anerkennt und sich zu einem Frühstückschmause setzt, an welchem nur die Brautleute nicht theilnehmen. Nachdem sich dann der Zug zum Kirchgang geordnet hat, wird mit voranschreitendcn Musikanten zur Trauung geschritten, wobei in dcr Kirche von allen Gästen gesegneter Wein getrunken und außer der Kirche Brot vertheilt wird, damit Gott die neuen Eheleute in ihrer Ehe nicht darben lasse. Sodann wird zunächst in ein Wirthshaus gegangen , getanzt und gezecht bis zum Abend, wo die Brautleute in ihre Behausuug gehen. Eine nothwendige Bedingung beim Hochzcitsgange ist, daß dcr Bräutigam, und sei es auch im heißesten Sommer, mit einein Mantel betleidet ist. Die Späße, welche während des Hochzcitmahles (das bei Reichen an mehreren Tagen wiederholt wird) von verkleideten Musikanten vollbracht werden, sind oft sehr derber Natur. Daß Schlägereien besonders unter jenen Burschen vorkommen , welche nicht geladen, außerhalb des Hauses mit Trank beschenkt werden, bringt die Natur der Sache mit sich, daher auch diese Burschen Wegelagerer (pi't>/,l»l'0) genannt werden. Als ein abergläubischer Gebrauch verdient noch angeführt zu werden, daß die Braut bei der ersten Wäsche die Hemdärmel des Mannes zubindet, weil sie damit die Obergewalt über ihn zu erhalten glaubt; hat der Mann es früher selbst gethan, so muß sie ihm stets ganz unterthänig sein. Literatur. Das VI. Heft des vom österreichischen Lloyd herausgegebenen „Illnstrirten Familienbuches" bringt außer einem lieblichen Gedichte „Eorfn" von L. Foglar, den Schluß der Novelle „Die Mühle im Vingsthal," von Wolfgang Müller von Königswinter. Eine Characteristik „Friedrich Hcbbels," von Thad. Lau, kann auf den Beifall des Publicums zählcu. Die „Fragmente über Physiognomik," von I. G. Kohl, zeigen von eben so gründlicher, als feiner Beobachtung, und bieten auf einem Felde Realität, wo man bis jetzt nur speculativen Träumereien zu begegnen gewohnt war. H. Schramm's culturhistorische Skizze: „Die alten Griechen als Repräsentanten des Heidenthums in seiner höchsten Entfaltung" liefert den Beweis, daß auch die ernstesten Stoffe einer anmuthigen, allgemein an-sprechenden Vehandlnng fähig seien. — Als den Echwcrpunct alles in dem vorliegenden Hefte Gebotenen, möchten wir Klcin-steuber's: „Die letzten Tage Joachim Murats" betrachten. Dcr Verfasser hat auf wenigen Seiten, jedoch mit kräftigen Pinsel-strichen ein Gemälde des Echlußactes der französischen Herrschaft in Italien entworfen. Wir begrüßen diese historische Skizze um so freudiger, als wir ja das Jubeljahr feiern, welches vor einem halben Iahrbnndcrt das Ende der napolco-nischen Herrschaft vorbereitete und schließlich wirtlich herbeiführte. ^ruck nnd Vcrlag von Ign. v. ztleimnayv L5 F. Bambevg in Laibach. — Verantwortlicher Redacteur I. v. Kleinmayr.