"^. ^/^ c^^ t^'' ^ H^i^» /e ,^. Aeiscbill> er von Joseph «olbcrq 8. 5., Zweite, vermehrte Auflage. Mil einem Tllelblld, l^O Holzschnitten u»d ciuri Ü«ltc uo» Ecuador. N a ch Ecuador. H crdcr ' schc Verla q 5 I) audl ü 11 g. 1881. Nach Ecuador. Kabrtel Garcia Moreno, Miifident um Auador. ^ X ^mordct am N, August IMl., ^W^ Nllch Ecuador. Rcisebilder von Joseph Nollm'N 8. 5.. Lc!>>,cv dcr M>it!ic»iiid, M tjolfschnllttll »ud elncr Kartt von Ecuador. Freiburg im tlreisgan. Hcrdcv ' schc V e r l a q s l, li n d l n n g. 1881. Das Necht drv Nbcrsctzllilg ill fmndc Sprachen wird uovbchaltcn. Vuchdruckerei dti Htrder'schci, Acrlag^liandluün in Freiburf,, HUS dcm Dorwort )nr ersten Huflage. nter dell vielen Anstalten, durch welche der so schniählich gemeuchelte Präsident von Ecuador, Ton (^arcia Moreiw, scin Vand ^u bereichern und sein Volt zu rcgencrircn gedachte, war auch eine polytechnische Schule. Als der Er^bischof von Quito im Jahre lttli^ zum Vatikanischen Concil reiste, erhielt er vom Präsidenten den Anftrag, für die zu gründende Facnltät aneignete Kräfte ^u gewinnen. Nntcr Andern wünschte Msgr. Checa anch einige Mitglieder der Gesellschaft Jesu für das neue Nnternchmen. Sein Wunsch wnrde erfüllt; bereits im Sommer 1870 reisteu drei Iesniten, zwei Deutsche nnd eiu Italiener, nach Quito ab, um dcu (Grundstein zur ncneu Anstalt zu legen; im Frühjahr 1^71 folgte ?. Joseph ^olberg in Begleitung des heimkehrenden Erzbischofs, uud im Sommer des nämlichen Jahres schifften sich uoch mehrere andere dcntsche Patres uach Ecuador ein, so daß iu kurzer ^eit die ncne Hochschule ,uit so zahlreichen nnd tüchtigen Lehrkräften beseht war, wie keine zweite in Südamerika. Unterstützt vou dcm ausgezeichnete!» Präsidenten, arbeiteten die Professoren mit großem Eifer; wissenschaftliche Sammlungen aller Art wurden angelegt, das Land nach allen Richtungen hin durchforscht, »md schon begannen die ersten Früchte der ausgcstreuteu Saat zu reifen, als das schändliche Verbrechen vom K. August 1^7', anch diesem aufblühenden Werke den Todesstoß versetzte. Die Ermordung Don Garcia Moreno's schlenderte Ecuador in die Periode der Revolution znrnck, aus welcher seine Energie es für wenige Jahre gerettet hatte. Die Collcgien wnrdcn gcfchlosscn, und auch das Polytechnicum sieht seinem Ende entgegen, bevor es die Hosfnnngen, welche scin frisches Aufblühen erregte, hat erfüllen können. ?. Joseph Kolberg, welcher, wie obru bemerkt, im Mhiahr l^7l als Professor der höheren Mathematik nach Quito sich einschiffte, richtete einen ansführlichen Bericht über seine Reise an seine in Elbing lebenden Verwandten. Diese hatten die Mtc, uns denselben mitzutheilen und uns die Erlaubniß zu dessen Veröffentlichung zn gewähren. So erschien denn zunächst nnter VlI dcm Titel: Von Southampton nach ^uito in den „Stimmen ans Maria-Laach" eine Anzahl uon Bruchstücken, die mit dein größteil Beifall aufgeuommcn wurden. Von den verschiedcnstell Seiten wurden wir aufgefordert, eine Separatansgabe zn veranstalten; indessen stellten sich der unmittelbaren Erfüllung dieses Wunsches verschiedene Schwierigkeiten in den Weg, so das; wir erst jeht dem an uns ergangenen Ansinnen entsprechen können. Diese Verzögerung hat sedoch, wie wir glauben versichern zn dürfen, dem Werke nnr znm Vortheil gereicht. Auf unsere Bitte hat !'. H^olberg seine nnd seiner Atitbrüder dnrch längeren Aufenthalt in Ecuador gewonnene eingehendere Bekanntschaft mit dein ^andc nnd Volke für die vorliegende Ansgabc verwerthet. Dnrch eine ganze Reihe uon ausführlichen Mittheilungen über die (Geographie und Natnrgeschichtc ermöglicht er eine bessere Kenntnis; des so wenig bekannten Bandes in allen seinen Provinzen; dnrch ausführliche Beschreibung der hochberühmten Andesvulkane und ihrer gewaltigen Eruptionen, dnrch gcnane, von aller Übertreibung sich fern haltende Schilderung der in Ecuador so häufigen Erdbeben ?c. berichtigt er eine Menge uon falschen Anschaunngen, die sich seit Humboldts epochemachender Reise nnd durch des heruorragenden (Mehrten wenig kritische Erknndignngen in der wissenschaftlichen Welt eingebürgert haben. Nicht weniger hat er sich auch bemüht, die alte nnd neue beschichte der Bewohner Ecuador^ ill einzelnen Episoden zn schildern, und die nntnrhistorischen und physikalischen Beschreibungen nnd Erlänternngen, welche so großen Beifall gefunden, durch neue, nicht weniger interessante, zn vermehren. Indem wir diese zahlreichen Ergänzungen an den passenden Stellen einschoben nnd dnrch eine große Anzahl von Illustrationen seine Er^zählnng und Schilderung erläuterten, ist aus den wenigen in den „Stimmen ans Maria-,^anch" veröffentlichten Bruchstücken der vorliegende Band erwachsen. Reise bild er nannten wir ihn, denn es lag weder in des Verfassers Absicht noch in der nnscrn, einen erschöpfenden Bericht über die ganze Reise oder eine vollständige Veschreibnng Ecuadors zn liefern; anspruchslose Skizzen unr sind es, welche jedoch, wie wir glanbcn, des Belehrenden nnd Interessanten mehr enthalten als manche nnter pompösen Titeln uor die Öffentlichkeit tretenden sogenannten wissenschaftlichen Reifebeschrcibungen. Wir hatten die Hoffnnng gehegt, dem hochherzigen Präsidenten, Don Gabriel Garcia Moreno, dem Gründer des Polytcchmenms, diese Arbeit widmen zu dürfen, als die erste, welche einer der von ihm berufenen dentschen Professoren in Deutschland veröffentlicht. Der Dolch des Meuchelmörders hat diese Hoffnnng vereitelt. Allein wenigstens sollen diese Blätter das Andenken des großen Todten bewahren, den sein dankbares Vaterland den Wiederhersteller Ecnadors nennt, und deßhalb legen wir sie nieder anf sein Grab, als ein geringes Zeichen der hohen Achtnng nnd Verehrung, die wir dem katholischen Staatsmanne, dem Regenerator Ecnadors zolle»:. Tcruueren, im Juni l^7l>. n. Cornell) 8 ^. VIII Vorwort M Mtiten Auflage. A^ic erste Ausgabe meiner Ncisebildcr ist nicht von mir, sondern von ?. N< Cornell) besorgt. Jetzt, da ich die zweite Auflage selbst besorgen kann, ist mir (Gelegenheit geboten, dem ersten Heransgeber den verdienten Dank öffentlich aufzusprechen. Meine Rcisebriefc waren ursprünglich nicht zur Veröffentlichung bestimmt und darum nicht mit Sorgfalt abgearbeitet, sondern ziemlich flüchtig niedergeschrieben. Als man uon mehreren Seiten den Wunsch änßerte, ich möchte sie drucken lassen, schickte ich von Quito ans noch Zusätze ein. Die Mühe nun, Alles zu ordnen, die Nachträge an der rechten Stelle und in der rechten Verbindung cinzufügeu nud dem tanzen eine anständige Form zn geben, übernahm damals ?. Cornell). Wenn die Neisebilder eine so wohlwollende Aufnahme erfahren haben, so ist das mit ein Verdienst des Heransgebers, und ich erfülle nnr eine Pflicht der Dankbarkeit, wenn ich dieß hier anerkenne. Die nämliche Pflicht habe ich gegen meinen Frennd und ehemaligen Kollegen in Omto, I),-. Th. Wolf, jetzt in Guayaquil, zu erfüllen. Derselbe hat den Inhalt des Werkes durch einige Beiträge bereichert: außer manchen tlcincren Mittheilungen rühren namentlich die Abschnitte über die Halbinsel Santa Helena (S. 1.1 l ff.) und über die PHramos (S. 17li ff.) von seiner Güte her. Auch das (Geschichtliche über die Vnlkanausbrüche und die ältern Erdbeben ist nach seinen Arbeiten gegeben. Seither hat er noch sorgfältige Untersuchungen am Cotopari angestellt und diese haben mich in den Stand gefetzt, die Theorie jenes gewaltigen Vulkans in der neuen Auflage des Buches vielseitig bestimmter zn fassen. Will ich jetzt, wo ich am Anssprechen meines Dantes bin, auch von der ncnen Auflage rcdeu, so must ich namentlich 1'. L. Dressel nennen, welcher bereitwilligst eine ganze Reihe von Originalbildern lieferte. Bei dieser Gelegenheit glaube ich noch bemerken zu sollen, daß auch die von der Verlagshandlung gewählten Abbildungen dem Charakter der dargestellten Gegenden mit der größten Treue entsprechen. Eine so vielseitige Unterstützung nnd die wohlwollende Aufnahme des Buches mußten in mir das lebhafte Bestreben erwecken, auch den Inhalt der Misebcschreibnng sachlich nnd förmlich zu bessern. Dazu gab es Gelegenheit gcuug, denn die ftile, womit der ursprüngliche Bericht abgefaßt worden, trat an gar vielen Stellen in unaugenehmer Weise hervor. Jetzt findet mau in dem Bnche keine Seite, die genan so lantet, wie früher, und ganz besonders mußte der größere Theil der physikalischen Erläuterungen es sich gefallen lassen, iu einem nencn Gewände Quito. 2. Aufl. IX wiedcrzucrscheinen. Eine sehr nachsichtige Bellrthcilnng des Werkes wollte darin einc wissen^ schaftliche Behandlung mancher Fragen erblicken, und so mußte ich nothgedrungen snr eine correcterc Fassnng des Ganzen Sorge tragen. Der Wunsch, auch jenen Lesern gerecht zn werden, welche über Naturerscheinungen sich belehren wollen, selbst wenn dieselben schwerer zn verstehen sind, hat mich veranlaßt, eine kurzgehaltene Theorie der Cyklonen deren Beschreibung beizufügen. Denn überall sonst hatte ich in der ersten Anflage die betreffenden Erklärungen gegeben; hier fehlte eine solche, was einigen freunden des Buches auffallend schien. Ungleich wird durch diese kurze Abhandlung, worin ich bekannten Schriften nenerer Physiker gefolgt bin, ein besseres Verständniß des tropischen Klimas ermöglicht, von dein in spätern Kapiteln des Bnches mehrfach die Rede ist. Eine viel längere Einschaltnng wissenschaftlichen Charakters bilden die Grnndzüge einer Theorie der Tiefenkräfte auf S. 2l!l—221 mit den Ergänznngen anf S. 19—21, 91—92 nnd 1.^9—195. Wer Ecuador besucht, der hat uon Gebirgen, Vulkanen und Erd beben zn erzählen. Sehr schmerzlich empfand ich daher das Ungenügende aller mir bekannten Vulkan- nnd Erdbeben-Theorien, als ich für die erste Anflage die Katastrophe von Ibarra und die Eruption des Eotopaxi von 1 7li,^ beschrieb. Es blieb nur nichts übrig, als selbst nachzn denken, so gnt es gehen mochte. Beinahe sechs Jahre habe ich nnnmehr ohne Rast an diesem Thema gearbeitet; mit welchen« Erfolg, mögen Kenner benrtheilen, obschon das hier Gebotene nnr einen kleinen Theil all der Folgerungen berührt, welche ans der Theorie sich ziehen lassen. Für mich war die letztere vollständig nen, weil ich jeden Gedanken, den sie enthält, nnab hängig von allen wiffenfchaftlichen Auctoritätcn, ja sogar im sullen, unfreiwilligen >iampf gegen dieselben, sehr mühsam anfgefnndcn habe. Aber anch für Andere wird sie wefentlich neu sein; denn obschon in den letzten Jahren manche Ideen ansgesprochen wnrden, die sich in meiner Theorie wiederfinden, so geschah es doch sicher nicht in einem solchen Umfange und, wie ich glaube sagen zn dürfen, nicht mit der gleichen Klarheit des innern nnd natnrnothwendigen In-sammenhanges der ganzen Erscheinnngsklasse. Diese neue Theorie, für mich die wichtigste Frncht meiner Reife nach Ecnador, erforderte im zweiten Theile des Werkes bedeutende Umarbeitungen nnd Ansätze. Namentlich mußte sie sich auch praktisch an Beispielen bewähren. Zn ihrer Illnstration diente daher jene ganze Erdbeben Periode, in welche die Katastrophe von Ibarra fiel, nnd besonders auch die letztere selbst; hiervon handeln die Seiten 221—25^. Unter den Vnlkanen mnßten der Eotopari ^S. 2l><>—272) nnd der Gelunggung sS. 19^—198) zur Erlänternng beitragen. Wer über denselben Gegenstand Ansführlichercs zn lesen wünscht, findet es einstweilen in der „Mechanik des Erdballs", einer Artikclreihe, welche in den „wacher Stimmen" mit Inli <^^ zn erscheinen begonnen hat. So möge denn in der nenen Fassnng das vorliegende Neisewerk sich mindestens ebenso viele Freunde erwerben, als bei seinem ersten Erscheinen! Feldtirch in Vorarlberg, im December !8>!s>. Joseph Kolberg 8. .7. InhaltSvcyeichttist. I. Pas Schiff und der Ocean S. 2-N. Abfahrt, Einrichtung des Dampfers 2. — Tagesordnung 3 bis 15. — Dic Morgenstuuden und day «r^s,.«t 3. - Reisegesellschaft. Die Maschine. Ordinlng u„d Ruhe aus dem Schisse 4. — Der Compaß. Ortsbestimmung auf dein Meere durch die Tonnen-Höhe und dao ncier 5. — Ebenso durch dic Magnet nadel und das Log. Entdeckung der Mecrc^strö'nuugcn im offenen Occau s». ^ Eintönigkeit dcr Seefahrt. Der Luuch. Das Nciscbulletin 7. — Lektüre l^. — Schilderung des Oceans 8 bis 13. - Der Ocean ein Vild Gottes. Geschichte eines Vasscrtropscns tt. — Der Ocean und das menschliche Gemüth, .varbc dc>> Meeres 9. — Die Wellen 11 bis 13. — Ihre Höhe. Geschwindigkeit li, und Tiefssang III. -^ Grundwcllcn und Oberwellen. Kostcn der Ncise 13. — Das Diner. Sonncmmtcrgaua.. Abendstunden 1 l. — UnterlialtmuM auf dem Schiffe 15. Die tropische Wärme und ihre anfreibcude Bcstnndigreil l ll. II. ZU5 meinem Fagcbuche l« 40. katholischer Goticodirnst ans einem englischen Schiffe l«. — Größe dcr gcsnmmten Mecreofläche. ^tcercstiefc 10. -^ Die oceanischen Rinnen und die unterseeischen Kontinente. Der Gewölbe schul' dcr ^rdtruste 20, seine land- und gcbirgsbildende Ihätissteit 21. Mittlere Meerestiefe nud »nittlerc ^auderhcbnng. Phosphore?,"rcn der See. Schwalben 21. Der Golfstrom 21 bi« 25. '^ Sein ^'nuf 22. — Die von ihm besorgte Vuft, Warm. wafser- m,d Dampfheizung Europa's; gebnndenc "»d freie Wärme 23 bis 24. — Die Eiszeit, ihre Bedingungen nnd Ursache 25. — Die Atlantis und dic Sündflnth. Sountassyseicr der Engländer. Delphine 2«. — Die Azoren und ihre unterseeische» Vullnue; die Insel Sabrina; Vorgänge bei einem submarinen Pullannusbruch 27. — Geschwindigkeit des Schwalben- f! ugco. Das Snrssasso - Mcer. Pfla nzen und T h i c r-lcben im Ocean 2!^ bis 30. -- Gottes Unbegreiflichkcit in den Geschöpfen 31. — Rcinigllng des Vufttreiscs dlirch Pflanzen, dcy Mccrco durch Pflanzen «nd Thiere 33. Der Tiessccschlamm. Glitten auf dem Ocean. Schwierigkeiten dcr ehemaligen, und Leichtigkeit dcr heutigen Seereisen 34. — P fi n gst fon ntng; der heilige Geist und die materialistische ^eitrichtung 35. Menschliche uud göttliche Prcmiden; bei Seereisen 36. — Die scheinbare Uncrmeß-lichtcit des Meeres bei dcr cngen ^egren^ung^ seine? Horizontes 38. Täuschung über die .Klarheit der oceanischen ^'uft. Das Meeresleuchten und seine Ursache 39. III. St. Womas 4l 5k. Land, Land! 41. Überschwänglichc Schilderungen. Natur und Mensch in Europa uud Amerika. Die Stadt St. Thomas 42. — Ihre branne Bevölkerung 43. — Die tropischen Früchte 43 bi>> 44. - Der Haififch nnd seine Vootsen 45. ^ Taucherkünstc 47. — Die westindischen (Vyklonen; ihre Bahn, ihr Nahen und Toben, ihrc Drehllng?'richtung und ihre Geschwindigkeit im Wirbeln nnd fortschreiten 47 bis 5<>. - Theorie der Cyklonen 50 bis 57. — Gekrümmte Vahn dcr großen Vuttströnlungcn. Die Passntwinde. Vahnform der Wir-belstürmc 50 bis 51. — Vorausgehende Windstille. Unnatürliches Gleichgewicht der Vuft. Wärmeuerlust der Vuftströme bciin Steigen 52. ^ Wiedcrcrschcincn der Winme beim Sinken. Sicheres nud gefährliches (^lcichgeimcht der Luft. (Entstehung de6 Cykloncncelttrums. Mitwirkung der Wasscrdünstc 53. — Wärme-uorrath in der tropischen Ccelnft. Vorgänge im Sturm-centrum. Stcigcn, nicht Sinken dc5 Krrninhaltes 54. — Urfache dec. Wirbelnd und seiner bestiinmtcn Drchungs-richtung 55. ^ ^ Ursache dcv Wachothuins inl Durchmesser. Verhältniß der Drclistürme zu deu warmen Meeresströmungen 57. (5in klippenreichem Meer. Neidende Fahrt neben Por^ lorico 5!). - Wieder Klippen. Haiti 4. — Die Vorschnng mid unscre Ncisc -88. Die Herrlichtciten oo» l^olon 68. - Abschicd vom Allniltischcn Ocean. Am C'iscnbahnschaller 70. - Tic Panama-Eis cub ahn: Anlage, Stationen, Uiiigcbnng 7 l bis 73. — Dcr P a n a ma - Urwa Id: cine Wonne deo Botanikers, cine Betrübnis? für deil Philantliropeu »nd cin Kaiiipf iinl's ^lisein snv die PflnnM und Thienvelt 73 bib 7^. - Plinmua und sein Oi-nnlnn^ 75> ln5 7«!. — Die ^ie^en^ zeit drr Tropen nnd ihve (^rtliirunsi 7l» bi^ l>l^. Dcr (^urtcl dev (^'n linen 77. Die PnMnnnde. ^ic Stillte». Eine ^vundbedinl^n!^ der westindischen ^littone» 76. — TägIichc Gemiller ohne <5' isseu iu i l» d. Refzcn-zcit uon Onito, nui Orinoco, von GmnMuil 7l) bis 81. Der Küstcnwind von Wcst-Si!d«i>ncrita nnd der lnltc Hn»n-boldt ^lecrc^stroin «0 bic, ^1. — Annchmlichfeit der Reyen-^cit iin Hochlcinde und ihre ^ästigtcit iin üefüinde. Tro-pischcr Smniner llnd Wiiltcr 81. Mos^nilos und siid-nincril'anischc Nachliissilitcit. <^in ^ani ilic n bild ><2. --(V n l n' i ct c l ll n ^ 5 ^ c s ch ichtc der sponisch-siidameritlniischen Halbcnltur 83 bis 88. Habgier und Pcrfidie der Eroberer uon Pcr» 8'i. Acrnichtnng der perllc,nisc!)cn ('»ivilislitioil 84. Vcrarnnmg der Eroberer, herbeigefiihrt dnrch ^ermich-llississnng dcr Industrie nnd der ^odencnltnr. Gcdnllkcn-lose H>erschleudcrnnss der »«itürlichen Va,>dcorcich!hiin!cr 85 bis 8—9<». Die ,Norlillenlhierchen nnd ihre ^ailtcn 8'^. — Theorie dcr Korallen ins cln. Senlnng dcü Bodens »in Stillen Ocean W. — Dcr Bruchäquator u»d dcr Bruch-mcridinn Hanplstanchunq^oncn der Erdrinde ^1 bis !1^. — Panmna und seine Umgebung lwn der See: seite !>2. — Die Fahrt anf dem Stillen Ocean. Amcri. llinisches 2^re>üfast »nd Diner 93. — Die peruanische Wüste nnd ihrc Ursacheit '.>3 bis 94. — Paita; seine öde Vage, da^ N)icrlel'eu in sciuec Buclii und sciu Hotel V5 bi^> '«><-quista 97 bi> erobernilg^snchtigc .Nlceblalt 97. Mis!gcschicl der ersten ^rpedition. Zn'cüc Expedition: Pi^arro in (^'^nlcra!da>>, anf (^orgona 98, in Tumbes 99, in Pauama nnd Spaniett 1<»i». Dritte l^rpediticm i Pi^nrro als oberster Militär- nnd ^ivilchef lOtt, anf Pnna, bci Tmnbes KN. Blutbad lion Tumbcs. Trauergedaulvn. Die Sage rmn schlnmmcrnden Inca 103. — Fahrt in dcr Bai von C"ual)aa,u!l. Dic Kordilleren. Azioin von den absoluten nnd relativen Höhen 10<. Der Guanas. Bor (^nayaqnil 105. — „Eine Psingstrcise durch'^, schölle Vaud" 107. Vlll. Guayaquil und dic Mste von Ecuador Guayaquil 108 bis l io. Die Stadt uom Strom aus und im Innern 108. Galinazos. „<^ult»rlamps" in Ecuador 109. Die Kathedrale. Holzbauicn. Älodc». Hamatas 110. — Dic Halbin scl Santa Helena ! l0 bis l l5. Ihr Nüstcncharntter. Dic .Regenzeit. Bieh^ucht 111. Das Flechten uon Pauamnhüten. Lebcns-nlittcl 11^. Hanohalt. Die Beivohnrr^ ihre Gastfrennd schaft >lnd religiöse Brrlassrnhcit 113. — Klostrrreform in . (^cnador. — Schlnmmunllan l l l. — Die Pro- ! vi!l'>cn Guanas uild dc lc>5 Rios, Natur- nnd Kuustprodulte 115. — Die Provinz Manabi und ihre socialen Znstäildc 117. — Tic Provinz (5'smc^ ralda^ l!8 bis 123. Nrcinivoluier. Missionirnng dnrch !'. (^'stevan und abermalige Bcrmilderung 118. Dic ietzige Bevöllerung und dic Castellanos. Kliinatische und productive Mannigfaltigkeit. Armuth dcr Bemohuer im fabelhaften ilteichthum dcr Natnr 120. — Der Ia-gnar 123. (^in nächtlichcr K>nnps 125. Jagd anf den ^agnar mit vcrgiftclcn Pfcilcn und mit der Vanze 126. - 5er Puma 128. IX. Pie Hleise auf dem H,,aya5 l^'.) -I4i>. Porbereituilgeu. Die Ordensschwestern l29. - Der Gnnnas nnd das innerländischc Delta seiner ^nflnsse 130. — Frlichlbarleit des Bodens. Der Kat'ao lind Kaffee 131. Nppigteit dcr Vegetation 132. — 5ic Krokodile, ihrc Mcngc 132, nild Unschädlichkeit 134. Der l^cbado. Belnstigungcn der Krokodile 135. — In Bnbahoi)o 135. Unbequemes Nachtquartier. Dr. C. und sein wanderndes Hotel 136. — Die <>anocfahrt 137. - Dcr Urwald nnd seine PhlM'. seine Belblcitnng 136, Undnrchdringlichkcit 139, Manuigsaltiglcit, Bcrtheilnug der Pflauzeu l>nd ihrer Organe 14l. Ban dc^ ^aubdachcs XII und vichlucnhcilling durch Reflcz'ion. All^'llühung des Rau>ncs l43. Tie Gothik des Urmaldeo IM. (5indnlck auf dli5 ("emülh. ^er Ur>l>ald nlc, Vuftresscneralor IN. — (^anoefahrt auf der Mona 148. X. Der Pitt durch dcn Mrwald I'»« KN. Enbaiiela. Abcnienelliche (^iii'Nünlicrungcll 150. — Nächtliche Störungen 152. An^liistllng de>> '^'citew; der Pottcho 15^. — Eilt Reiterstückchen. Tic Schtoestcril hoch zu Roß 154. — Die Bcglcitnngsmnnnschaft. Tcr Weg dlirch dcn Urwald 155. — Tas Manlthicr 156. --Ritt i>n Bach. Schönheit der Vegetation, (^'rste killst 157. -^ Auf dcr Steige. Tie Raturstraßcu lind ihre No-mnntik 158. Scltcnhcit l>on Unglücksfälten. Dcr duon olimino llnd fcille Mertmalc !5'.>. - ^nnibos 160. — Neitcrkünstc. Rast im Tambo 161. — Charakter des zur Steigung bcmchtcn ^.urrthnlcs 162. XI. Mcr den Gljimborazo ll',4 l^il. Dcr s>i,mi>,«. i«>ill 1l!l. Schlimme Passage. Mf dc„, (Zipfel dcr crstcn (>ordil!crc. (^in grosic^ ^üindgcnilildc l<»5; die Wcstcoidillcrc und dcr d'himborazo 1<>',». ^- Tie Hochlands-Indianer 16'-1. Ihr Nässlichcr Zustand. Ihre Eissnatur 170. Ihre Kernhaftisskcit l»,d Kölpcrtrnft. Ihrc sociale Stcllnnss 171, und (^inflll^ dcrsclbm auf d'harattcr und Tiimiy 172. - Wilde In-dicr. Das Lama und Paco 17!i. — „Halbcultur" dcr alten Indicr 174. — (^uarandn. Unssclcgcncr Anfbrnch 175. — Tic Päramoü 17. — Böse Mahnzcichcn am Wege 17'.». Der (shim b orazo-Stu r nl 180. Nachtqnarlier in dcr Höhc uon 420U Bieter. Xil. Pioliamlia l^ 1W. Da> ^eucr", (^r^ löfchcil u!ld Wicdcrbelebung 185. — Tas Erdbeben von Riobamba nach Hnniboidt 185. Tic Moya 18<>. H'inlboldlü Qucllcil. Thatbcstand dcr „Moya^'ruMon" 187. — Die Schlammströmc: Humboldts ErNäru,«ss und indische Märchen 18«. Tcr Anc,drnck „i-nvonta/"»". Thatbcstand drr Schlnmmströmc 18!». — Tcr O uilotoa ein Tuffuulkan 180. — Äußercr lll^d innerer Unterschied der Tuff- uud Schlackcnl'nllnnc. Theorie dcr Tnffmittane 1l»0 und 1'.»!. — ^urzc Theorie dcr "ult anischen Thätigkeit alo einer besondern Wir- lnng de^ ^ewölbeschnbcv der (<'rdt'rustc. Wieder-erilmcheil der Vulkane. Voreilcn dcr Dämpfe. Entstehllng der Wärme. Ankochen dcr Tänlpfc. ^li>llthaUmbrüche. Tie mehr leidende alH thätige Rolle der Tämpfe 1'.)2. -Dunkle Geschichte d« ^.nilotoa. Tic thätigcir Pnlkanc l^cuadors 1!1!i. — Tic (^ußuulkane. Eautoriu. ?ie vuüailische Grllndkraft und ihr Verhältnise zu den I'änlpfcn l!»1. — Tcr Schlnnnnau^brllch de^ (^e-lunggling, eine Illnstration zur Theorie l',)5 bis 197. Xlll. Die Aataslropye von Zvarra >'.»'.» A»«. i7.l,ellen des Berichtes. Ibarra'^ reizende Vage 1'.»',». __Erdbeben von Tnlcan. R'anschende Freude»« ilnd pcinigcndc Bornhnllngcn 201. — Tic ucrhecrendcn Stöstc in Ibarra. Schreckliche Rachtstimdcn. ^heilnahm^lose Haltung dcr t^crettctcn. AnfftlNid^gclnstc dcr Indier 202. Aligcrichtcte Schäden. - '^ernnistlingrn auf den Ab-hängcll dcr (^cbirgc. Schlaulmströme. — ^crhccrungen am Fuß der Wcsteordillere'. in San Pablo 203, i» Otaualo, iu Eotaeachi. Berschielniug einea Hügels 204. — Strafgericht. Schlachtfeldhyänc» l»,d sittliche ^erlommenheit. Traurige Vage dcr Geretteten. Garcia :vlore>lo 205. — Mcngc der ttachfolgcndcn Stöße. — Falsche Gerüchte über die Uni stände und Ursachen de5 (5rdbebcn5; dercn Widcrlegllng dllrch Garcia Moreno 206. -' .^ahl dcr Erschlagcnen. — Einc falsche Schluß-folgelung n'idcrlegt 207. XlV. Die «Hochebene von Ocuador 209 244. Tic Kordilleren als Ganzem 2M>. Ihre Vnlkau-rcihcn. Bultnnformcn 210. — Bau dcr Anden uud dcr Hochebene in (Ecuador. Zahl dcr Bultanc. Überwiegen und höheres Alter der Gebirgcibildnng 212. — Schichtcnfaltmigcil nnd wlasscnucrschicbnngcn in den Kettengebirgen. Dcrcn gckrinnmte Form. Größe der gcbirgsbildcnden Kraft 21';. Tas Unzureichende der Tmnpsthcoric 214. — Theorie der Ticfenkräfte als ucrschiedcucr Wirkungen des Gewölbe-schubcs dcr Erdrinde 214 bis 221. Bcrcchnllng des vollcn Rindcnschnbcs 214. Unzllrcichcnder Widerstand um: allem Material. Die enorm große vulta uische .Nraft des ^lindenschubes 215. — Geringe Festigkeit der Erdkruste uud die Arbeit des Gcwölbe-schubcs! 1. Tie Biegsamkeit dcr Rindc übcr-haupt. Vaud- uud Sregcwölbe ucbst dcil trcnncn-dcn Rinne» als Tragrippcn. Aufwachsen des Bandes aus dcn letzten». Das Rollen der Kontinente 216. — II. Stauchungsfähigkcit dcr tiefern Rinde 216. Festlandybilduu g. ^inschrnmpfullgo Bc»ülögcn dcr Hillliuclotörper 217. Größe dcr l^rde bei dcr ersten Kru-stcnbildllng. Fcstlandspcriodcn. Muthmnsiliche Dicke der heutigen Rindc 218. lll. A !!'>schicbllngsfähigkci t XIII der obern ^iinde 218. Gcbirgsbildung. Der G c b i r g s s ch u b k c i l. '< li fe l g e b i rg c llnd K etteng e-birgc. Ticfebeneil und Hochebenen 21'.». Beispiel: Die Qstrinne von Asien uild die Hochebenen der Kordilleren 220. ^- IV. ^cra,uetschungyfähigkeit der niitt-leren E r d k r n st e. V n l l a ll i sch e Thätigkeit. Linien geringsten Widerstände?,. Vulkanische Hnuptspaltell 220. ^dealer Querschnitt Mittelitalieus. Verhältniß dec. Vnl-tmu5mu5 ^n den Erdbeben 22>. Ordveventyeorie an einenl Beispiel durchgefiihrt 22 l bis 233. — Erdbeben dnrch E i n st il rz, dnrch A uftrie b gllithcriveichter Stoffe, dnrch Verschiebung sturrcr M^asseil 221. - Erdbcbcn-ruhe und Erdbcbenpcriode. —Erdbcbenperiodc 1867 bis 1868. Erster Theil: Verdrückung eines von den Azoren bis zu den Sandivich-^ilselll sich hinziehenden ^pallcnnchch dlirch vorn'ic^cnd nordsüdliche Kmft 222' ViiM'ttschnb Amerika'? 22^i. — Zweiter Theil: Arbeit de's Oucrschubc^ von Ainerita ssegen die paeifischc Rinne. (5'rdbeben uon Ariea. I^ie großen ^lnthivo^en dc^ stillen Ocenns 22:;. ,^hre Tcntung. ^ic chilenischen Hebnngserdbebcn 225. — Erdb eb c >l o on Iba rrn. All-geineinc Hebniu^eii im Vandinnern nnbemerrbiir. Äns^ trieb der WestcordiUere dnrch Stanchuil^ der Unierzone 228. Der „Vramido". Steigen des dwlwlbcschubcs mäli^ rend der Ansonnnnn^. Ter einseitige ?änqenschub 227. Seine Wiclni^teii. (^Ieich;eilige Arbeit von ^.nerdruck, Längcndnick und Anstrich. Stoßccntrnm 228. Die (^rdbeive^ungen in Quito 229. Einseitigkeit des Bcbenc,. Die Wallgebirgc 2:jl. Ihre Bedentung 2!i2. Die (^rd. bebcnbrandlln g nnd die ^'agc der Städte. Schutzmittel gegen Erdbeben. Qnerspaltungrn der Hochebene 23:;. — Die Nudos 2^5. Tie Qliebradao. — Passage über die Osteordillcre 236, iiber die Westcordillcrc. Wild-schöne Scenerie. Künftige ^iseubahucu 237. Verdienste Garcia Moreno's nm Wege- lind ^'isenbahnbliu 239. — K limntis ch e 'Verhältnisse der Hochebene 239. Onltnr^ gcwächse 2U». landschaftlicher ('haratler 241. - llrsnchcn dc^» Wa Idma » gel >', ,nif dem Gebirge: Stiirme 2<2, schroffer ^enlperatlirn'echsel, gröbere (^nt-wiällingslüchligleil der »iedelll Hol^geivachse 2l3. - Wnld^ cnltur alif der Hochebene möglich. Diese ein ariner lmu destheil 2nd die Erdbeben. Dach- nxd Deckeilconstruclionen 246. Wltndersaine Dachrepnratnr 247. Freiwilliger (rklä-rnngcn des Volkes nnd die Thatsache 253. — Abenteuerliche Klitschenfahrt. Charakter der Vandschaft 254. Der Co to pari 255. Sein Ansicrcs. Vestcignngcn 256. — Der große Anobrnch von 1768 nebst Erklärung 256 bis 271. — Vorbereitungen zur Eruption. Fcrngetöse 257. Schlackenrcgen 258. Aschenregen. Äglwtische ^instcrin'si. Veängstignngen ill Quito. ,n>rchtbare5 (Getöse alll Vulkan 259. Der große Wuthauc, br ll ch der ^avasäulc. Die Schlamm ströme. Ihre Allseingkeit 260, ungeheure (^röfie, Schnelligkeit ulld Plötzlichkeit de?> Entstehens. Dao Ausschleudern der Vaunsnule durch Schlüsse nachgewiesen 261. Ungleiche Höhe des Kraterrandes. Vulkanische Erdbeben alc> Ersatz fnr Wuthauolnnche. Die großen Schlamm-strölne dco Eotovnri nicht ein ?^'esl>!iat gelvöhillicher ^ava-ströme uon (Gipfel- oder Scitcncrnptioucn. Ebenso wenig eillc Frucht gewöhnlicher Dampsthäligkeit 262. — Angerichtete Schäden. Vnllanischc Sagen 263. Falsche Beobachtungen 264. — Die Vavaströine der gewöhnlichen nnd die „Klnmucnlava" der mißerordentlichen Erllptioucn 265. — Der Eotopa^i kein „Wasscrvulfnn" 266. Seine Eismassen 267. — Das Ferngetose der Vnllanc 267. Seine Ursache llicht der Vulkan selbst oder unterirdische Dampscrplosioncn, sondern der Rindenschnb 268. Nach-lvci?. am (^'otopari. i^röße der vulkanischen Pressung 269. Veseiiignug allgemeiner Erdbeben durch Anseinandcrsvan-llllng der ^iinde. — Erklärililg des Fcrngrtösco. (^ang-spalten lind Gänge 270. Mineral- und Erzgänge. ^er Eotoraxi kein „Sicherheitsventil" 271. — Der Tiu-pull o. Machache. Große Krater 272. — Panorama der Hochebene von Quito 272 bis 275. XVI. chutto 27K-292. ^age der Stadt 276. Schlvierige Anwendung von Fuln'werleu. Beurtheilung frenldrr Kationen, ^iene Verhältnisse 278. Vande5lrachten. - Kleinlichkeit und Uu-reiulichkcit der Straßen. Die Häuser 279. Die Kirchen 28<», ihr Äußeres uud Fnuerec,. Feierliche Alif^ige. öffentliche Bellistignngen 281. Alls^ng de«5 Alcalden. Mnsik und Gesang 282. — Die öffentlichen Mätze. Strasicnlcbe». Die Eholos und der Pauperismus 283. — Garcia Moreno und die fugende r^iehnilg. Drei Universitäten und ihr Verfall 2^5. Universilätostudien. Das Poly-lechnikum 287. — Handwerfer. Fabriken. Sociale, materielle und religiöse Stellnug der ^ n d i o 5. l^haraller der .xndilX' 28X. Fhre geistigen Fähigkeiten. Blnthe ihres :!leiche^ unter dem Inca Hunynac^ipac 289. Dessen Hofhaltllng nnd goldene Paläste 290. — Ehemaliger Gold-rcichthmn de>> Vandeo 291. Garcia Moreno's Bennihnngen um den Umenichl der ^ndin. Schlliß 292. XIV VencichM der Illustrationen. MM^ Seite /M"' e«gyc'>........... « Mf Hchluch« vl»l Ocl«l«lt!lll!>c» ans l>cm Zchiffe...... 15 4,'!!!!lir»s!i>!l!tl d«ö ^IllOXlschtll Oll»!!« . , , , 19 Guerschuil! l»»s ^llxiiiischc» Glenns..... >9 vie Meercsjiri'muüiilil......... 22 5l!!l»,sch»'Nl!>c!! ........... 3« 8^i>ß»»»um d^oo^tum..... ,29 iil'lnlitüstock............ !ls» VN«»lcüwtl! i,»s dc>» l! dl» /<,l!lll!»d3')>isrl» (silül, ^tla»l, l>)c.'!,») . , !!! l>!ll>n!l-»u>lll «,>s dcm Gruudc dl» Vceno» (Nordscc) ü.^ Müm'jliopischl ^»slchl drs Cirsslfschlammr» »»s l>n» ^llaolischc» Vcla«........ :!<< H>»'tu,se>> und lhrc «külwickluill»...... 35 (illuäioli^näl)........... n»n» der ^lllinie»..... 2? Hl, AM,.,» ............ ^l^ sll'pischc /lilchte........... ^^ F»ll>l, li»cs tiniüsches.......... 'll! UiMnmpscr in der Cylllü»»'....... 4!> Vtll!rti!!l!!^»l»liill^»!ncs wrstlxdlschcu Vrk«»H . . .'>«> Idexlc l»,nfiell>!lig dcr eufllilcul»!!,'!! l>c« iüldlmlls 51 Ci»!«lill............ 53 Eulwickeluug der Spirulr« i,i linir <5>»»ll!'»t l.- !ichc »kldIMll».......... "ll Wioiisichliül!),!, l>lim Fl'rlschleileu einer Cylllouc in Eulapa........... 5? Trovische VMtn!il'!l......... i......... U» Cinaspnlme............. N5 Flltyeudtr Fisch (Lxaoootu« «xili«n»1 . . , . Nil Fliegender Fisch (Unüicr slrl,«l»>, Ir^i» !?«) er pn»l»»„ k«»l>tnl>e . , . , 71 Hl«!!«» »>t der Eislülx»!»« »»>i ^n»«»»i , . 72 kinlttu »od ^«rxjillll >>>i illwilll»..... 74 lll»» i» pllonnla........... 75 El'iüitlüriimilchl' 3»li!crsill>rrei...... 77 Vic tjuuMMldc aos dc» Erdftiiche..... 78 ll»!>iegel»!iudc i»> l»all>u»lr»!lli Rlim« uo« El»a- dor.............. 8N Vliä ^!lÄll>l!t!> dll Chi»l!il»l>llme...... 84 llliillie dts i>l«li»dtl!l>llU!»lS (dinobunll ouu- äs-mlno».)............ 85 Fruchl dl« !l>l!es (Oiuodon» oonü»- mills») ............ 8U tior«!le»fil>ck >,»!>>1 üci> Thine«...... A) <'!l,,dsch>,st nus «l»c, Fiidsel'Hlis»!..... 91 ül'üillnliusel >»i! »>'ch »lnhaildcil«'»! ^'«»dlieili (Viuilillir»')........... 92 Ollrnlleüiusll >»!l »tlschuüludent»» rl n»s ........ 94 Zeestrluc............. 95 Pls,,»^.............. 9U V»g pac»............. 99 Her Huca............. 102 üolibri« (Ziiljeschüülx'l ><»l> Nl»»>pl»e», Tl»f»,se «od Eremite»)............ wü M,1<1<,Ie (spiune) ii»d tii'Iü'ri...... 1l)4 ülumeulüiffcr ^liolil'ri)......... 105 I« a!d............ wo Oallliazos............. il)9 Ulestnknlüiis............ N2 d»r1uäoviid ölülhe dc« Maniok (^»troxd« lil^llibot)............ 114 XV Schlammmllliaue........... 115 Vögel aus den Tropenwälderu...... 116 Ver keauan............ 11? Kulllschulll'aNM........... l!« Mnunrcl't- l'dcr Maugle-Willd i»> Tieflaud (ftro- »inz Mannl'i) mi» Esnndor...... 119 Ur»u«!d in Egmernldas......... 121 Eine Orchidee iu Csiucraldas ...... 122 Vcr Jaguar............ 121 Arme Mlc lm Flukgel'iete des Vuanas . . , l25» Ver Mm« ............ >27 Im Cnualsliftcm des Tieflandes...... 1,M Ein siidnmerikuiiischer Fluhdamustl..... >3l Kaknowald ............ >.^i Ä»> ol>ern Gnaiias zur «Mezell...... 13 l vcr liaiman............ !35 Voclor C. und scl» wanderndes Hotel . . . . l3tt Hchifffahrt im Canoe , '....... >37 Misjionsslalimi ,ltelci>j im Urwaldc . . . >ll« tlrwald am Amazonas......... ! Vrchideenjlraust........... !^s> Urwald um u'tstlichen Fuße der Ättdl» . . . 142 Veulscher Wald........... 144 Tropischer jlrwuld.......... l45 Waldscene» ic im ol'ern Flusnie!^...... l 48 tjiillen im iticflnlldc von Ecnador..... l5l 3m Ue«itN-pl,l!cho.......... !5l Wie mnil weize lxlh»! im !lru>ald..... i')<: Elu Tamlw............ l<ü> Äns der liall>e>, tjchc der Clndillere« . , , . 1N2 Eiu t)l>ch!!»'i! i>i den ^ndeu....... U!U Im yl'lsc............. ><>« Ochsrnia^l» »,ll dem Lassü. !)1tach l'. Drelftl.) >l»ga,i............ »84 Selte Uilllissml'a............. 18« üarlt des Gniloloa. «Nach l'. Drcssel.) . . 189 Der Guiloloa. <^ach I'. Dn-sscl,) .... 193 Hochlands-Judinnn......... 200 Der TnnyllranM lum der N'eslseile..... 210 Vrr Pichincha, uo» Ziidojl gesehen. lNach ?. Dlcsftl.»........... 2l<> Ver stlyllrnn: um tüol'nmlia. «Nach I'. Dn-M» 2l1 «xrischilill dnrch die Zchichtensaite» des westlichrit Jura. lNach I'. Chossat.)...... 21.1 Inr GniflchilNll eines Tnseliill'irlzts durch hori- zentalc Zchul'ilrast......... 21« Idealer «uerschnilt dnrch die Erdrinde Millrlitnllcnss 221 Arica nach dem EMel'tn l'oin l!^. Hl>I Mil! 224 Vie I>M!li!!»>lirche in Guilo mit der südu'ejllicheu Ecke des Iesnilcl!-Cl>lle!i3 nm Franzisilnuer- Vlnlj, »or dcm Erdl>cl>c» »'on ll!rnc ...... 242 Ver <5hi»orazo u»d der Carilinairazo . . . 2i><> Ernptlonsiicgel Norden der lj>ichel»t»t vou Lalaeuuna. ('Ilach I'. Dresscl.) . . . . 2«U Vorsladl »oll 0,eu der Mlmeda, mil der ^nsjlcht aus den ^«»ecillo «m Züdcu der Zlndl 2t»4 Ver Eoraj^n............ 2NU Ver ^«tisaua ........... 2eu auf einer slrasic tu r, lichttte uuser grower Dampfer, der mich über deu '^ückeu dec» ^)ceano uacli Amerika trageu sollte, auf der '>ihede von Southampton die Aicker. Da') ^ _ , tlcinc Schraubcuschifff ux'lclM mchvne Nialc hiuausgcfahvl'u luav, um Passa^icvr uud (^ütcr au ^ord ^n briuqcu, luurdo schließlich am Backbord uon^'spalutt, u>n dm qvosM I^ampfcv ^u wcudm. Wclch^ Arbeit, >v^i>» cmc^>iaub ciueu Elcphantm iu die ^iuude drchl'u soil! Die Procedur l^iu^ laiu^sam von stamu, mdlich wurde mau doch fertig. Puult -i llhr brm'uin uusere ^)laschiue ^u avdeiteu, dic schcidrudeu Freuudc schwcuscu die Hüte uud Taschcutücher, wir cr-wiedevu deu l^rils^, uud fort Hehl eü, deu weiteu Äleeres-arm Hiuau5, u'elcher deu uuuerlsieichlicheli Hafen uou Southamptou bildet. Bald Meu ^li uuserev Viuteu die schöueu Gestade der Iusel Wiqht uorüber mit ihren Hoheit malerischen Hügeln, mit ihreu lieblicheu Städteu uud Dörfern. Ilm 7 Ilhr Abrudü, tllr^ l'euor e>) dunrel werdm will, passireu n>ir die letzteu prachtvollen, jäh iu's ').1leer abfallenden weisen Kreidefelsen uud den li"chu auf ciue uereiusamte Klippe weit hiuau^ebauteu Vrucht thunn. Allch diese schwmdeu immer mel,r und mehr. Europa lieqt hiuter nn'o mit seiueu dämpfen und Veideu, «,'5 ist, alo ob keinem eristire; uilr die ^iöueu be^leiteu unc> uoch weit liiuano, wie ^uni leyte» Alischiedogrnß gesendet. Die ^iacht siut't heruieder, uud am folgen deu'))lorgcu scheu wir nur uoch Himmel uud Wasser; auch die lelzteu Seeuögel bleiben zurück, wir besindeu uu>) auf dem offenen Meere; blof; die grof;e '))('e!l^e der ^eqel uud Maftm, die allerioärto au^ der Tiefe auftauchen, beweibt ui^), daß die reichsten und Met-lichftm Väuder der d'rde uicht fcrue liegen. Nlittlerweile halle ich Zeit gefnuden, unser Schiff genaner ^u studireu. Uufer „Thauuou" (fo hies; mim-lich dao ^alir'.euis) war eiu alter ^liaddampfer der')ioyal '.Vl'ail Steam Packet'Conipauy. ^'r mast l5>5> Schritte in der ^änqe, zählte inel,r al^ 1<^<> Maun an '.V!a-trofeu, Heizern, Mafchiuiftm, >telluern, röchen, Haild werteru u. f. w. und u>ar für ^>l Passagiere eiilge richtet. Dan obere Deck ist weil und grof^ geuug, fo daß man sich ordentlich darauf ergeheil kauu. ^>orne sieht mau eine reiche Menagerie uou Outeu, Gäuseu, Hühnern, Truthähnen, Schafen; doch hat diese fchuat terndc, gackernde, blockende Gesellschaft die weite Gleise über dm Oeeau uicht fo glücklich überslauden, nne vier prächtige :)iacepferde, die nach Westiiwieu bestimmt warm. Uuter dein Oberdeck befindet sich dcw sogeuauule Maiudeck (Hauptdeck >! hiuleu eiu kleiner, für Daiueu reseruirter Salou, sodann eine lauge Doppelgallerie, riugo uou ^tajüteu des ersten Platzes umgeben, dann der für day Verladen von .Uleiugeuä'ck bestimmte ^iaum, gan^ besonders beliebt bei den t'artenspielmdm und rauchenden Herren, ferner der Maschiucnraum, die >tüche iuit eii,er Legion oon kochen. Hierauf folgt das vordere Maiudeck! zunächst ein kleinerer Saal, rings mit Kajüten auch noch den ersten Platzes umgeben, fo dann dao (Gebiet für Paffagiere Weiten ^langeö uud eudlich nieite Arbeitspläne für die Äiauuschaft. Steigt mau hinten noch eiue Treppe hiuab, so befindet mau 2 sich fast auf der Wasserlinie- dicht vor dem Steuer iviederum cm klciuer, halbruilder Saloil nilsere, Kapelle an Sonn und Feiertagen sodann der laltge Speifefaal für Reisende des ersten Planes, aberiuals von Kajüten ilmringt; zwei ähnliche, kleinere Säle liegen noch vorn vor der Maschine, von denen der eine als Speisrsaal für die Reisenden zweiten ')cauges dient. Alan erstaunt über die Geschicklichkeit, mit welcher mau auf einem Schiff Plal> ;u geiviinn'u versteht; denn alles, n>as ich anwählte, ist ausschließlich für die Passagiere bestimmt; die hnudert'.Vl'ann BesaNuug »vollen anch llntergrbrachl sein, nnd ivelche Räume brauchen nicht die Maschine, die Vadnng, der unermeßliche Kohleubedarf! bequem freilich hat mau es häufig nicht, uamentlich nicht in den Kajüten. Die besten Kajüten enthalten immer wcuigstcus zwei Betten, eines über dem andern, und der übrige Raum ist so euge, dan man mit Roth sich darin umdrehen kauu. ^icht gibt ein einziges rundes ^enstercheu, welches in den kurz über der Wasserlinie liegenden uutcru Eabineu fast immer verschlossen gehalten wird. Wohl finden sich, namentlich vorn, auch größere, die mehr Raum ^ilr Be-weguug bieteu; allein sie euthalteu dann anch vier bis fünf Betten uud leiden an maucheu andern Uuzu-kömmlichkeiten: theils liegen sie den Dampfkesseln zu uahe, oder das Getöse und Schaukeln ist in ihnen besonders start. Glücklicherweise hatteu au Stelle der 24tt Passagiere, auf welche die Royal Mail Steam- ^ Packet ^mupany fpeculirte, sich deren nnr 1^0 ein-gestellt, so daß man noch leidlich untergebracht werden konnte. Anfangs zu füuf iil eiue Kajüte gesperrt, eilt- , frrute sich vou uus erst Eiuer, dauu ein Auderrr; weil es nur gelang, bei nuscrm Steward ^Aufwärtcr) in außerordelttliche Gunst zu kommen, so ließ ich mich ^ schließlich auch lunanStrausportireu uud bezog, als es ' heißer wurde, ga»^ allein ^ivei große, ^usammenbäugeude, weuigstcus für !<> '))('ann bestimmte Kajüteu. Da hatte ich Vuft; nicht eiumal der Kapitän hat so bequem ge-mohut. Es bleibt immer wahr: „Mit dem Hul in der Hand kömmst du durch's gan^e Vaud." Aber Ihr werdet schou ungeduldig über die lang/ wierige Beschreibung persönlicher Veiden und Freuden, ^rr Eine möchte lieber von der Maschine, ein Zweiter r>on der ,^üche, ein Dritter von der Reisegesellschaft etwas erfahreu. ')iur gemach, kommt Eius uach dem Andcru! Zuvörderst aber null ick) die ^agesordmmg aliseinauderftl^en, die ist die Hauptsache, ^luf einem c»gl»scheu Schiffe geht es streng, sehr streng ^u, nnd da ich weiß, daß Ihr Alle, ohne Ausnahme, uom Papa angefangen, große, ^ust habt, mich zu bcsucheu, so ist es von Wichtigkeit, Euch in der Hausordnung des Schiffes geuan ^u unterrichleu. Püulüiche Beobachtung derselben wird gefordert. Alfo gierst des ^>iorgeus iu der ,vrühc. Das Aufsteheu wird Eineiu anf dem Schiffe leicht gemacht. Über dein Kopfe auf dem verdeck, nebenan in den Sälen und ("äugen geht von 5 bis (i Uhr ein all gemeines Scheuern nnd Waschen los, alle !age mit derselben (^enanigkeit, mit demselben ,^-leiß. Bei einem solchen Värm erwacht man bald, wirft sich in's Regligi! llud steigt anf das Verdeck, nm die frische Morgenluft ein^uathmen, die ans dein Meere nufstei gende Sonne zu srheu oder auch fliegende fische, die uor>ugs!ueise um diese ^eit aus dein (^eiuässer ailf: steigen. Hat dich aber der liebe Gott mit einem gesunden Schlafe bedacht, so kannst dn trotz des Ge-polters schon bis tt oder !1 Uhr liegen bleiben; wir hatteu sogar eineu spanischen Herrn aus Peru au Bord, der in den ersten acht 5agen täglich viernnd-^wan^ig Stnnden schlief. Um halb sieben bringt dir dann der Steward eine Tasfe Ihre oder Kaffee an's Bett uud frägt, wie die Herrschaften geschlafen. Hat mail sich bis halb acht auf dem Verdeck ergangen, rechts nnd links diesem uud jenem eine» guten Morgen gewünscht und die Hand gedrückt, so wird man mit eiuem Mal uou dru Kläugeu der Iustrumeutalmusik überrafcht. Bier deutsche Stewards, welche sich zu riuem Quartett zusammengefunden haben, unterhalten die Gesellschaft Morgens nnd Abends, nod deutsche Melodien sind die häufigsten nnd beliebtesten. Hierauf eine kleine Pause und um halb !i Uhr ertönen auf dem Border- uud Hiutrrdeck die wehmüthig lieblichen löne cines Waldhorns: „Schier dreißig Jahre bist du alt", oder soust ciu sehusuchtsuolles Stückleiu ans vergangenen feiten, und jeder Mann und jede Maus muß erfahren, daß jetzt was gan; Besonderes los ist. Was gibt's denn? Lieber Passagier, heißt es, mach' dich fertig, uach eiuer halben stunde beginnt das Iji'clckl'^t (frühstück), darum wirst du jent zum Voraus gemahnt und nachher noch einmal gerufen. Uud in der That, Jedermann eilt uuter Deck; denn bei der Table d'hüle darf man nie anders als in vollem Anzüge erscheinen; man macht also Toilette, und Ihr könnt Euch schon denken, daß ich iu diesem Puuktc stets sehr fleißig geweseu. Puukt !< Uhr ertönt also richtig die liebliche Weise des Waldhorns ;nm zweiten Mal. Rechts, links strömt's die Treppen herab, feine, elegante Herren, noch feiner gepichte ^amen, nud bei den le»tern gehört es zum guten Ton, bei jeder Mahlzeit iu nener Ausgabe 3 ;u erscheinen. Oben links ilimmt der ^'l^bischof voll Ollito deil ersten Platz ein; neben ihm sitzt Msgr. Pigalti, Doiiltapitlilar uou Ibarra, sodann c>! ^udro ^»«^!, ^l'ot'l^Ol' Nliltollil^l^ll!^ ^11 III l^ClU'Iil ^)l'1i- toonion, ^ univci^idüä 0!!!>es>nn, so trout! Und »veil die deutsche Kation glücklicheriveise eine so nnterilelnnrnde, reiselustige ist, Mb es recht viele dentsche Herren an Bord, »nd ich brauchte mich ihrer freund schafl nicht ^u schämeil, Befonders iläherten sich mir ein schon seit Jahren in ^hile angestellter sächsischer Iiigenienr, ein innrer Vnbecker Kaufmann, in Vnna etablirt, dessen '^rnder lind inanche Andere. Welch' prächtige Vente ivaren diese Plüschen! (^in (Vnssländer spricht mir sein (Englisch, eiil ^rali^ose nnr sein Französisch, ein Italiener nnr sein Italienisch, ein Spanier nnr sein spanisch; eine inl (^an^en selteile Ali^nahme ist eo, wenn die letzten beiden oder der Engländer ^lir '.liotl, sich anch anf französisch a»^. drücken können. Aber diese ^entschen nnterhielten sich, wie im Dentschen, ebeliso mit (^elanfigkeit nnd (^e-waildtheit im Englischen, frali^ösischcn und Spanischen, nnd sie hatten Sinn für die ssrM', schone Natnr lllld die Wissenschaft. Wie oft bin ich nicht bic, spät in die stacht hinein mit dein Ingenienr anf dem verdeck anf nnd abgegangen, von physikalischen oder mechanischen Problemen redend nnd den gestirnten Himmel beobachtend! Wie oft hat er mich nicht qernfen, nm mir irgend eine nene (^rscheinnüg ;>> geigen! Aber ivir vergesseil nnser ^ji'l'llktl^t; ec, ist freilich eine schöne liälioliche Iilgend, mit Bescheidenheit ^n n.'arten, allein anf dem Schiff »nch inan sie mit Klng-heit üben; gewisse Dinge sind im Handmndrelien ver schivnnden. .^ur (^hre der dilgläiider mim man ihnen nachsagen, das^ sie mit vorzüglichem (^lnck ^lagenstndien betrieben haben; sie kennen anf'o Allcrgenaueste die ge Heimen, stillen Wünsche dieser kleinen, rastloo arbeiten^ den Niaschine, welche Veib nnd Veben ^llsammenhält. Alles findest dn daher beiiil eilglischen i;r<>n,Kill«t, wao dll lunilschen inagft, vom nnvermeidlichen Beefsteak an bio ;nm lelzten Dessert, lind ec, wäre keine kleine Arbeit, sich dnrch diesen drei- bi5 vierfachen Wall uon Speifen hilldlirch^narbeiteil. :'iach einer halben Stnnde ist ailch der wackerste .^ämpe müde lind streckt dic Waffen. Alles steigt anf'o verdeck lind bei schlechteill Wetter amnfirt inail sich lnit der Brobachning deo eivig gleichen nnd rnhigen (^aliges der Maschine. Ich habe da manche stnnde ^«gebracht, alich lve,ui gan; schönes Wetter war. W<15 ^ieht mich immer wieder nnd wieder yl der Maschine hin? Sind'o die gewaltigen (Mnmassen? '))cit den ballinlangeil nnd starken Pleuelstangen, dem Pnmpeiv gestänge, den Kolbenstangen reicht die Maschine dnrch drei Stockwerke hinanf. Die beiden Dampfcylindrr haben einen Durchmesser von mehr al6 2 Meter, die Vnftpnmpe voii fast 2 Meter; furchtbare ^isenmassen bildeil die beiden nuten liegendeil Doppelbalaneiero lnit der auf- und niederschwingenden l^eradfül>rll»g dec, .Kolbens; nnd erst die Achse mi! iliren beiden ! V? Meter langen lind 2/,, Bieter im ^nrchmesser haltenden Ruiecn, Alle'o ano einem Stücke geschmiedet! Ist es dieses, was ^nr ^iaschine ^ieht, oder belvllndert inal» dabei ihren rnln'gen (^ang, oder die ungeheure Vtraft, welche sie iil ^eweguug setzt, oder feiert man dort in der Stille den Triumph des menschlichen Geistes, welcher die beiden unversöhnlichen feinde „gelier nnd Wasser" ^nr gemeiilschaftlicheil Arbeit >wi»gt lllld sich dienstbar macht? d''s mag wohl all' dieses ^«gleich sein, ivas ^n der Maschine hinlockt, einer Maschine, die allein mehr leistet, als die >iraft von 1^00 Pferden. Aber die armeii Vrnte da unten, welche die beiden Fessel heilen! Ja, mein lieber Passagier, die tropische Hitze wird dir manchmal nnerlräglich; wie aber »inst es diesen Hei^eru ui ')Xi>th sein? Indessen diese Vente, wie alle anf dem Schiff, sind au Arbeit gewöhnt und an eine ^rdnung, die »ur in der denlschen Armee ihres Gleichen fiiidei. .^nr bestiiunlten Stlinde töileu die kurven Schläge der ^ignalglocke, die Mannschaft wechselt ab; >il(Nl vernimmt die schrilleil, gedämpften Vante der Bootmannspfeife, Matrosen klettern in die Masteu, ^egel werden aufge;oge,l; aber nie hört man störenden Värm, nie ein O'ommando eines (?ffi;iers, nie eiiieil '>il!s, nie eine laute ,vrage; Alles geht in der stille ab, wie in den längen eines .Klosters. ?es ').>('orgens lind llin die Mittagszeit steht der >Napi-län da allf de»n Verdeck au den Wandungen des Bords, 4 »leben il,m seine vier Offiziere, jeder den Srrtantril in der Nechlen, nm den Staild drr Sonne ^il beobachleil. l^rdnldig nnnlrii sic cine halbe, cine gan^,c Stnnde lang, manchmal den gan^eu Vormittag, bis die Soniie hinter drm l^eivölte hervortrilt, .^anul iuechselu sic >>l der stille ein oder das andere ^^ort mil einander, ^st die Sonne da, so beobachtel ein jeder für sich, schweigend berechnet ein jeder fin- sich die Nesnltate seiner Veobachtnng, und man eoiiferirt i»> Zimmer des Kapitäns. <^an^, in der stille gibt der jüngste Vientenant, am vorderen ^'ompast stehend, durch Wiicke rechts, links den beiden am Steuerruder ardeilenden ))iatrosen dm neuen ^ours an, währeiid diese eben falls auf die beiden nnmittelbar vor ihnen stehenden Magnetnadeln schauen nnd den nenen Cours festhalten, sobald sie ihn haben. Anf dem vorderen, am Vesan mast stehenden Compast notirt der Offizier den nenen Cours tt. <>4°VV.; ^. «5)0^., d. h. nach Südeil nut einer Abweichung von <»4 oder l^5> (<>irad nach West. Unerfahrene Veute wnndern sich nianchixal, n'ie eo am ^('oriM heilen tann t bare ')i i eh t u n q ist uerschiedrn. ^ir!)aben den ^eg von Sonthampton bic, ^t. Thomas in einer geraden Vinie zurückgelegt, soweit da^ ans einer xngel ivie nusere l^rde möglich ist. Mem jene scheinbare Andernng der .^iichtnng dec, >3chiffco rührt daher, weil in Wahrheit der ^ompas; seine ,^lichtling änderl. l^ine ^iagnei,iadel nämlich ^eig< nnr an sehr wenige» Pnut ten der (^rde genau nach^lorden i in (^'nropa >eigt sie nach Norden mit einer westlichen Abweichnng oon 1l> big 25) (^rad, an verschiedenen ^rtrn von Europa verschieden. Diese n'estliche Abweichung der Stadel wird nin so geringer, je weiter man nach Amerita hinsegelt; sie ist Null, d. h. die Nadel >eigt gerade nach Norden auf einein gewissen Pnnkle bei St. ^hoina^, jenseilo dieser Stelle ist die Abweichung östlich. Hier in Onito >eigt die Magnetnadel etwa « (^rad nach ^st, wäh m,d sie in ^entschland etwa 15, (>'rad nach Westen >rigt. '^eün man also nach Amerika fährt, so dreht sich in Wahrheit dir Nadel langsam herum, während das Schiff dennoch in gerader ^'inie bleibt. Andere Male freilich gibt man dein schisse in der !hat eine etwa5 abweichende .Nichtnug, nnd ^war deschalb, damit eo eiin',1 geraden Weg ^nrüeklege. I>n ^eean findet man nämlich sehr anngedehnte nnd recht starte Strömnngen, die man mit dem Angr iticht wahr nehmen lann, da leine llfer vorhanden sind. Wollen wir aber mil einem '^oot über einen schnell fliegenden Strom hinüberfahren, fo dürfen n>ir eo nicht nach dem Pnnkte hiilstenern, an dein nnr ^n landen wünschen, sondern wir müssen mehr anfwärt5 steuern; wir treiben doch herab und landen edeu da, wo nnr wollen. An5 allem dem geht hervori rrsteno, der.^apilän must iinmer genan wissru, wo er sich befiudet mit seinem Schiff, und zweitens, er mnn garten befil>eu, die ihm für jeden Pnnkt de^ ^?cean5 angeben, wie gros? die Abweichung der Magnetnadel ist, nnd welche tröste nnd .Nichtnng die Meeretzströmnngen haben. Nie erfährt der xapitän die Vage, welche sein Schiff ans dem weiten i7eean einnimmt, den Punkt der Erde, wo er sich befindet^ '^e weiter man von 'Norden nach Süden fährt, desto höher steigt dir Sonne zur Mittagszeit; man fauu also a>!5 drr Sonnenhöhe berechnen, wie weil man noch vom Äquator entfernt ist. d. h. ans >vel chcm Breitengrad mau sich befiudet. Andererseits, br stimint mait auch geuau die .^eit, wail» die Sonne an jedem läge deii höchsten Pnut't dey Hi»nnelo einnimmt, d. h. dir wahrr 'Dcittag^rit, nud nach dieser stellt man die Schiffouhr. Diese must man bei einer ,^-ahrt nach Auierifa alle !agc fast nin eine Viertelstunde zurückstellen; thäte man's nicht, so würden die Passagiere das für !» Uhr bestimmte frühstück allmählich nin >! Uhr, ? Uhr, <> Ilhr, 5> llhr einnehmen müssen, bevor noch die Sonne aufgegangen ist. ^hr habt nämlich in Enropa schon längst die Sonne am Himmel, während es hier iu ^uito noch nicht cmmal ^lim Morgeu dämmert. Wenn ^>hr Abeiids lim 7 Uhr gerade das Nachtessen einnehml, swen lvir um 1^ llhr beiin Mittagstisch, ^ür mich war es immer riuc ^rende, anf lncine Uhr ,^n schanrn, dir ich intiuer so grhen liest, wir sie i>i ^rüssrl ging. Irtzt ist's in Brüssrl !) Uhr Abeilds, ^li Hause sin Elbingj ist's schon über U», Alles schläft bereits, nud hier auf dem Schiffe plaudern nnr an der 3able d'hnte, die nm ', llhr beginnl. ^st's bei (^'lich ^n Hanse 4 Uhr Morgens nnd stein bald Alles anf, so ist's in Quito noch nicht 10 Uhr Abends, und ich schlafe noch immer nicht, ^hr seht, liebe Eltern nnd ("eschwister, ich habe anf meiner .Neise manchmal an Ench gedacht und auch für Ellch gebetet, während Ihr geschlafen habt. An '^ord nnn hat man noch eine andere, sehr genaue Uhr, ein sogenanntes Ehronometer, das man immer so gehen lästt, wie rs in London ging. Die nebcnstrhrnde Schiffsuhr, welche man regelmästig nach der ^onne stellt, gibt also weniger an, nud aus dem Unterschied des Chronometers und dieser Schiffsnhr 9 kann mail sehr genau erfahren, mil' weit NUN! sich niestlich von Vondon befindet. Setzen loir einmal uor a»s, die Londoner Nhr oder dao d'lnonometer gebe 2 Uhr ^tachmittags an, während auf denl schiffe, dein Stand der Sonne naeh, gerade Mittag ist, so sind ivir so writ westlich uoil ^oildon, als die Souile in >>uei Stunden sich ben'egt. ^nin aber länft die Sonne in 24 Stunden einmal rings ll»t die d''rde, odcr ^<><> (^rad^ n>ril, sol^lich in cinrv ^tund»,' !5» l^rad, nnd in ^n.>^i ^tundcn !!<> l^vad. ^iv be finden lino also!'«N^rad ivcsllich vali Vmidun, d. l>. nach dcv l^wölmlichm ^prachnn'i>> ans d^',n 'i<». (^mdc drv wl'stlichcn Vaiil^' von Vondon odcv lckiniclir uo» (^n'l'n. wich, ix'r lni Vondi^n lic^ndcn ^ttvnwanc. ^cis^ inan abrr, >vi^ writ oay schiff cincvs^t^ v»>n Äquator und andl'N'vftilo wcftlich ooil Vondon ist, s» d'nnt nunl anch dc» Pnntt dcv (nau mill >a uicht nach ^pi^brvP'u, sondern nach Wl'stindu'u, inittcn in dcn Hafen uon St. Thoiuao hineinfahren. <5in andnco ^iittrl der ^rtybestilnmunss bittet das sogenannte Vog dar. Oo ist da>) ein höchst einfachem ^nstriünenlchen, ein kleinem, hand^vo>)eo Frettchen, da>) a» einer landen, starten ^eine befestigt ist, die über eine leichte Nolle ablaufen kaun. (5'iuer der Ma trosen wirft dao Frettchen a>n hintern Theile dry Schiffe« seitlicher Richtung in'5 Wasser, lind in dein selben Moment, wo daa Frettchen da') Wasser berührt nnd die Veine al^nlalisen beginitt, tel>r< ein anderer Malrose eine in seiner Hand befindliche Sanduhr um, damit auch sie ablaufe, ^ie Sandichr geln genall eine Minnle lai^g, und ist sie abgelaufen, so heisn es ^t"l>" und inan hält die ^eine fest. Iu diefer silld nuu in gleichen Mstandeu ,^no!en angebracht, so daß die ^ntsevnling deo einril uont andern genau ein Scch^isistel einer Seemeile beträgt. Lehmen ll'ir nun au, iu der ^linute, welche die Sanduhr angab, wäreil 12 knoten abgelaufen, so folgt, dasi dao Schiff iu einer '.Vlinnle 12 solcher .Quoten, lilithin il> einer Stunde fech^igmal fo uiel oder l2 Seelneile» »lacht. Wenu man sagt, da') Schiff laufe 12 knoten, fo ist das ebenso viel, aln wenn man sagt, eo mache 12 See- meilen oder >> geographische Meilen in einer Slunde'. Daa ^og n'irfl inan sehr sleinig, beiilahe in jeder Stunde, au5. ^tcunt mau >lnu die Dichtung des Schiffes durch den Compass uild sciile (^eschiuiildigteit durch das Vog, so vermag man gleichfalls it» jedem Augenblick den Punkt des ^)eeaus anzugeben, auf dem das Schiff sich befindet. I^och kann man mit dem Vog allein sich lim so viel läuschen, als eine ^nfälligc Strömung des Meeres beträgt; denn diese schiebt so- l Nm dle ansznwcvf^ndc V^ilc ilicht z» lang llud ihr A»f-zchwev zu machm, pflcgt uicui thutsächllch jo-wohl dm Gang dcv Saubuhv, als auch dcu Al'staud der Knolcu «ou nnaud^r vievuml so luiz z» nchlnen. Jas ^sstgen. S wohl das Schiff als das Log um ihre Größe uor-oder rückwärtn, rechts oder links. Die Beobachtungen der Sonneilhöhen und dos Chronometern sind immer befser; allein die Soilne bleibt manchmal aus, uud so mnß man sich au's Log, als das einzige Beobachtungs- . nlittel, halten. .Mnn mau aber sowohl die Souucu-höhe als das Log beobachten, so erfährt mau aus dein Unterschiede, den beide angeben, die Stärke einer Meeresftrömnng uud hat ein sehr wichtigen Mittel, um gute Seekarten anzufertigen. Deßhalb liegt an Bord immer eiu mächtigen Comptoirbuch anf, das so. genannte Logbnch, worin man diese Tinge wie alle ähnlichen genau nnd fleißig notirt, immer mit dem Datum, waun, und dem Orte, wo mail die be^üg lichen Beobachtungen gemacht hat. ')iach Hilndevten dergleichen Logbücher, als Grulldlage, eonstrnirt mau die Seekarten. Wir haben sehr lange astronomischnantische Be-obachlnngen angestellt, nnd ich sehe schon, wie dem leinen nach dem Andern oor Ermüdung die Angm Malleu und Ihr Gnch denkt! Wenn die langweilige Geschichte doch einmal erst sertig u'ärc! Geduld, mit dieser sind wir icht fertig, aber noch nicht mit allen langweiligen Geschichten; denn die Reise über den Ocean danert rnnde 14 Tage nnd in ihnen gibt'n knnm etwas Anderes als langweilige Sachen: lang weilig blanev Fimmel, langweilig blaues Wasser, langweilig gehende Maschinen, langweilige Passagiere. Wir müssen nns also bei feiten uorsehen nnd eine anstän dige Veschäftignng snchen, damit wir möglichst wenig Langweile haben. Und da gibt es immer was zu thun. I6) uienigsleils, wenn ich ans einem Schiff bin oder mit einem Giseubahuzuge fahre, fchaue Alles fleißig an, wie dieß oder jenes zugeht, warnm man dieß so und nicht so macht. Es hat mich dan niemaln Ment; denn erstenn bekommt man keine Langweile, weil man selber kurzweilig ist nnd in Alles Interesse hiueiulegt, und zweiteun lernt nian immer etwas; man handelt, wie ein vernünftiger Mensch handeln mnß. Ist cs llicht häßlich, sich durch riu Schiff oder eine Locomotive wie ein Waarenpack lransportireu zu lasseu, oder ivie nn sere uier Pferde dort auf dem Verdecke, die den ganzen T.ag uor sich in die strippe oder höchstens in die Wogen schanen, olme sich dabei das Geringste zu denken? Leider sind nicht wenige Passagiere den uier Gäulen in diesem Puukte sehr ähnlich: sie lasseu sich transportireu, ohne dabei etwas zu dcukeu, uud sonst — ist auch die Grippe die Hauptsache. Punkt ^ Ul,r ertöueu die lieblichen Töne des Waldhornen uon ^enem. Was gibt'o^ i^un, drei stunden ist eine lange Heit für einen gesunden Aia^ gen, namentlich wenn er allerlei astronomisch nantische Untersnchnngen lnachen muß. ^>tach den neuesten Ergebnissen der eracten Wissenschaften kommt ja alles Denken eigentlich vom Magen: wo gäbe es wohl eine Gelehrtenuersammlnng ohne ein Festessen? Anßerdem hat sich der Kapitän verpflichtet, jeden einzelnen seiner Pflegbefohleum lebendigen Veibes in Amerika au's Vaud zn liefern, nnd was fällt einem an Arbeit gewöhnten '.Viagen ann lauter Langweile uicht Alles ein, wenn er mehr aln drei Stnnden fasten mnß! Gin solcher Magen wird seines Vebenn überdrüssig, uud da alle Grdaukrn ann ihin konnnen, so wird der Inhaber den uon Vangweile geplagten Magens seines Bebens anch überdrüssig, und eine Viertelstunde später hat er sich aun lauter Vaugweile über Bord gestürzt. Offenbar hat uusev.napitäil gan; richtig gedacht, und ich selber habe uiel über diese ,vrage gegrübelt, warum mau au '^ord so häufig, so uiel nnd so glänzend speist; aber ich habe nie bis dato einen plausibleren Grund anffinden kminen, als die Vangweile. Man denke sich ;wei, drei Wocheu zur See, nie etwas Anderen, aln Himmel und Wasser, ein Tag genan wie der andere, welche Langweile! Und wenn ein uernünftiger Mensch nichts zu denken hat, so will er wenigstens essen, oder wenn ihm das Essen nicht schmeckt, so kanu er doch die Schüsseln und !öpfe anschauen und vor langweile die Kellner „chicaniren"; anch kommen da wieder andere Gesichter zum Vorschein, man knüpft nene Gespräche an nnd faßt Pläne für den Nachmittag. In der That findet man diesen zweite frühstück nm l2 Uhr, den l.nm-!>, in seiner gangen Composition da;n angethan, die Langweile zn uertrcibeu. Wie mail einen Tropfen Öl an die Achfen und das Räderwerk einer Uhr fetzt, beuor man sie aufzieht, so hier an den Magru, damit er für das Dmer um ^/2 ^hr ul die geeignete Stimmuug gelange. Ist auf diese Weise die Langweile in ihrem Keim wieder erstickt, so erscheint ein Jeder anf ^eck nnd begibt sich rechts an's erste Fenster des Kapitäns. Dort ist das ^teisebnlletin aungehängl nild fleißige Reisende notiren sich dan, nüe folgt: „ördl.Vr. >l,cft!,«li»>,l' ^lllcilc» 21, Ui.ai: 4i^" 2' 20" 22' gclmiscn ^l>l>, luich Icnciva .'!?.! 22, „ !l!>" ül' 2-1" ,>l/ „ 242. „ „ l!!2 2-l, „ :z?" ,l 2'.»l'22' „ 2?<». „ St, Thomas 2204 24. ., :^''4<>' .^'5.8' „ 2(!5. „ ., „ 193!, 2N, „ 22" 52' N'," 15' „ 2tt^., „ „ „ 570 3l>. „ 20" 14' Ul»"51' „ 2!,8. „ „ „ 272 (>s läßt sich nicht läugnen, alle Tage kommeil wir tingefähr um 2^/2 (^rad >nehr nach ^liden lind 4^/z (^rad nach Westen, also richtig nach Westindien ; mor gen Bormittag niüssen wir in ^t. Thoinas seiii. Haben dir wißbegierigen '>ieiseilden sich Obiges notirt und auf einer .^arte das Plätzchen ailfgefucht, auf dem man sich oben befindet, so zerstreut sich Alles wieder, und im Allgemeinen sind, wir immer, die mm folgenden Stnndcu diejenige», ivelche mit ihrer ^ili-tönigkeit die ''teiselldeu am meifteil plagen. Mit ^chlafeu, namentlich linier Deck, geht's alle Tage schlechter, denn die Hitze nimmt derartig ^u, das; der Schweiß den schlaf verscheucht. Da sind denn nnn Nomanc das allgemeine ^lifluchtsniittel, nm sich die .^eitzu vertreiben; freilich liegen dergleichen nicht öffeut lich auf — englische schiffe führen keiue ^escbibliothek wie die französischen mit sich —, aber alle Passagiere haben sich mit Vektüre uersebrn, bevor sie das Vand verließen. Meine Lektüre ivar die spailischc Gram matik oder sonst ein spanisches Büchlein nnschllldiger ^iatur. lind wo^n branchle ich nberlüUipt eine ^ettnre, da ich so '^irU'>) ^, scl,en, ;u beobachten, ^n notiren hattet ^'ab mir der Deean, sein ^cllenspiel, seiil Vichtresler, die iminderbare Well, die er iu seinem ^chooße l'irgl, uicl,l ^toff genng ^lir Uulerhaltling? Nnter all' den gewaltigen ^iudrnclen, mit denen die Natur unsere ^inne ^1 fesseln und unser Her^ >u geivinnen versteht, kommen keine an starte nnd '.viaid nigfaltigteit jenen gleich, welche dad Meer, der Ocean in nnÄ heruorrnft. Uncvun^lich u»d unendlich, (^lnii^cild, lulji^, ahnum^'schwcr ^icgst du l'or »>ir mlogcbreitct, Altc»), h^il^c>>, civ'gc'o Ntrcr! Der Ocean ist imc, ein ^ild de<) lluermeßlichcn, deü Unwandelbaren, d''wigen, und gleichniohl auch versiilnliclit er uuc, ein ^eben voll wechselnder Vaune. llnser '^lick nmspannt die <^ren;en deo '.V(ecrrm nicht; dieselben ziehen sich scheinbar hiualls bin in'c, llnend-liche, sich im fernen ^lan deo Himmelcigelvolbeo ver liereud. Die langsam arbeitende .^eit ist spnrloü vor übergegangen an dem Spiegel der schönen, ewig sich selbst gleichen Wasscrwüste, während sie tiefe ^nrcheu gerissen hat in dan Angesicht der festen () Mrerro ist bente noch derselbe, wie damaki, al^ der Arm deo Allmächtigen an^ desseil ,vlutl>en die l>l)nti-ncutc elnporsteigen lies^. Alleo,^ste ist ein Kind die ses Flüssigen, nnendlich viel jünger, unendlich uiel >uandelbarer; alle Vänder sind ans dem l^rnude dro Oceans cittstanden, seinein ^chooße entsprungen nnd kehren dorthin langsam Kirnet. ^st nicht also das Meer ein Abglau; deo unermeßlichen, ewigen, Alles schaffenden, Alles M sich hingehenden (Gottes, des Urqnelleo uuscrrs Daseins, des (s'ndgeles unseres Srhnens? Das Weite nnd Unbegrenzte des Oceans, in dem die Wogen seit ^alirtan senden hin. nnd berflutheu nnd noch Iabrtansende lang fortfluthen werden, erwecken iu uns die Vorstellung des Unendlichen nach Raum und .^eit; die unergründ liche liefe nnd das wunderbare Anschwellen lind Tinten der fläche bringt in lins die ^,dee des Un erforschlicheil, das gel,ei>ne (brauen vor dem großen Unerklärlichen, das ahnungsvolle staunen über die lebensvolle Thätigkeit im Unveränderlichen lind <>wigen hervor; und die Macht der Braudung, die Wucht der daliinrollenden Wasserberge, das fransen ihrer schäumenden Gipfel erfüllen nus mil ,^lircht und gängig keit oder uersenteil das Her^ in stille Anbetung einer göulichen, nnbegren^len Allmacht. Wie unfruchtbar, ivie öde erscheinen ilicht bei all' ihrer Schönheit die unermeßlichen Gewässer des Oceans, und doch liegt iu ihnen der xeini alles lebendigen, bergen sie iu ihrer Tiefe mehr ^eben der Thier- nnd Pflanzenwelt, als felbst die tropischen Wälder der Kontinente, lilld alich auf diescu gedeiht es nur dort, wo der Ocean seine Wolken hinsendet, nm die Väuder ^li tränken nnd zu nähreu, um den ^odeil ;n bereiteil sür Alles, was ^ebeu besitzt. Wie der Ocean ^>aler der Väuder ist, so ist er anch Erhalter, Ernährer ihrer Bewohner. Ohne den Oceau n'äre dir gail.^e Welt todt; er ist die Ollelle aller O.uellen, alls denen Pflanzn nnd Thiere uud ^censcheil ihre Nahrung ;iel,e». Obgleich tiefer gelegeil als all' die tausend Brnnnlein, welche dem harten ,velsgeftein der (^ebirge entspringen, als die tausend Bäche lind Flüsse, welche die Wiesen und Wälder benetzen, treibt er doch ^n ihnen in wunderbarer Weise sein Wasser hinauf; er ist gleichfam das Herz der Welt, diese durch seinen mächtigen Pulsschlag belebend. Querst geht das Wasser uon ihm aus, unsichtbar, eiu luftiger Gesell, hinanfgetnßt dnrch den Sonnenstrahl; u>ld mit Fittigen begabt, die kühner steigen und weiter tragen, als die Flügel des Adlers und Kondors, schwebt es hinaus viele huuden lind tausend Meilen weit über blühende Felder oder öde Haideflächen, über ungangbares ^elsgeklüfte lind die unerklimmbaren hacken der höchsten Gebirgsspitzen; alsdanii ballt fich das Wafser ^>sam>neu i>l WoMu, leicht hinsegelild über alle Welt, um die lechzende Natur zu erquickeu nlld ihr die Wärme zn briiigeii, lvelche es aiis de,n ^eean mit sich genommen. Wao braucht »>an ^lomane mil sich auf das schiff zii schleppen, ivo riiigslini jeder ^^afserlropfen der nnermeßlicheil See mim wunderbaren ^tonlaii ans seinein Veben er zählen kann? ')iur mnß mail seine Stimme versteheil und auf sie lauschen. Was erscheint de>i> niltnndigen Alige einfältiger, armseliger, langweiliger als ein Wafsertropfen des Oceans? ^iachllos scheiul er und träge sich den Winden und Wogen hi»zligebe!i, nud doch uerrichlet er kraftvoll die allerverständigste Arbeit, beglückt er die Welt mit größern schätzen als Silber und bold, nnd ivird's ihm langweilig zu Vtnth, so ivandert er mit den Meeresströmnngen von Pol zn Pol, prüft die Tiefe seiuer kühlen Abgründe oder beschaut sich die palmenreichen User der lropischen Bänder; er reist auf de>n 'linckeii der Winde durch alle Vüfte, hüpft mit dein Büchlein über grüne Alieii oder dringt vorivilzig ein in die stillen Wertstätten der '.Viutter ^rde. Wie ist die beschichte eiiies armen Wassertropfens nm so Vieles erbaulicher al^ die Weltgeschichte! Wa^ reil auch wir so fleimg wie er, und dabei so bescheiden, so ansprncholoo wie er! Wao lönnle er, manchmal nach lansendjähriger ^ahrt, seinem Papa, dem ^eean, nicht ^llle^ erwählen, wenn er von seiner Rundfahrt ^u ihm >nich Hanse ^nrnettehrt! Hier ivar er im Verein mit seineil (Genossen in die spalte eineo ,^el-senH gedrungen nnd bat ihn im ^uud^ mit dem Winter frost loogesprengt nnd dann tangsain, sehr langsam, mit großer (^eduld, in fruchtbringenden Erdreich uin-gewandelt. Dort hat er fich mit seinen Brüdern ^u einein genialtigen Strome vereinigt, der seit ^ahrtalu senden einherbran'''! und mit roher t^ewall im härte, sleu Felsen sich ein ^etl gräbt s Schlucht von Oceo^ banwa). ^lnder^ivo iviederilni ist er wie der '^ergtnavpe ill die Nefe gefahren, nm die rdeln '))(elal!e hervortu fchiueminen, oder hat sich geschäftig hingesetzt wie ein Heiu^lmänuchrn und den funkelnden Edelstein gemacht, odcr er hat wie ein Apotheker die wMthnende Mediein der sprudelnden Heilquelle bereitet. Hier wieder Hai er ans dem '^oden anfsteigend die Gräser nnd ^iinme, das dufteude Hano der ^lnmen gebaut, oder er ist mit dein Blnlslrom weisend in dao Heiligthnm des menschlichen Her^eiw gedrnngen nnd hat dieses i,n edlen <^efühlen lind groben Ihateu entflammt. Und dabei weiß er tausend wechselnde Gestalten, tansend wunderbare ,vor,nen anzunehmen! bald schwebt er nnsichtbar fort, „tit der Tarnkappe bedeckt, als ein leichter Dnnft oder als finstere Wolte, buute schatte» iverfend über die sonnige Vandschafl, bald deckt er sich mit einem schneeigen.^ileid, weiße xnistallchen formeild, odev als starres <^'is bildet er mit seinen xameraden die riesigen ^lelscher. (vin anderes Nial aber verwandelt cv sich in lanter Vicht uud erstralilt init alleu siebeu ^arbeu im bliheiidrn ^hautropfe,i oder im sanften, himnlel-anfteigenden Regenbogen, oder er fliegt binanf in die Höh' uud baul deu breuue,ideu Woltenrand und glüht im leuchtenden goldenen Diadem an der Stirne der Alpen. Und anf dem ^teere, wie schön, wie poetisch ist nicht anch da das Gewässer! ^-ast möchte man sagen, die Dichter bedienten sich vorzugsweise der Wilder, welche sie ihm entlehnen, und das menschliche Herz mit seinen Vannen nnd Leidenschaften sei gleichsam nur eine ')lachahmnng des ewig wechselnden Oeeans. Denn alle ^emüthsznstände des ^ienschen finden sich in diesem ansgeprägt wieder i die tiefste ^llthe und die leidenschaftlichste Anfregnnq, da« sanfte Wiegen des fchlnmmernden Xindes im Arm der Mnlter nnd das wilde Tosen der wütbendsten ^eldschlacht; der Oeean lächelt llnd tranert. schmeichelt und ^nrnt, flüstert nnd brüllt. W der Himmel tlar nnd wolkenlos nnd streicht der Wind nur leise hin über die weite Mche dcs blauen ^rwässevs, so wird drv Anblick des Meeres sehr freundlich, das ^emüth beschwichtigend nnd doch zugleich heiter erregend. Die ewige, sanfte ^ewegung des klaren Wasserspiegels, vereint mit dem anmuthigen Ächheben lind denken des Schiffes, machl alsdann den Deean ^nn, lebeilden, fprechendeil Wesen, das von der Mle seiner phantasievollen Thätigkeit auch de,l binnen des stillen Betrachters inittheilt, der nicht müde wird, dein endlosen Spiel der auf nnd abwogru-den fläche ^i^ifchaiieii, oder seine d'iiibildnilgskrafl >vol,lig eiiUallcheii läßt in die Wunder der kühlen, ge heimnißvollen Tiefe. Die Phaiitasie hat einen weilen, alnningsvollen ^ianm, der nur begrenz ivird dnrch die trystallene,^iippel des cildloseil Himmelsgewölbes nnd in der Nähe stets ,M'be und Anssehen ivechselt-sie lränml sich sinilcnd hinaus in die feierliche, laut. lose ,verne, ein unnennbares dehnen zieht sie dahin, gleich dem stillen Verlangen der ^eele nach der glücklichen Ewigkeit. Aber nicht immer bleibt der Anblick der weiten fläche so, nicht einmal an den Tagen einer völligen Windstille. Der Oeean liebt es, die ^arbe, den <^lanz, die Schattirnng, den ^allenwnrf des Gewandes ^ zu ivecbfelii. Seine eigentliche Mrbe, das grünliche ^ '.Vieeresblan, gleich demjenigen der hochliegenden ("e birgsseen, erblickl man selteil oder schwer, am besten Quito, 2. Äi,f>. !1 Schlucht Vl'n Hscobamva l^cv»). in dm Wogen, welche der arbeitende Dampfer hinter den ^lädern im.Kielwasser cniflvirft' nlir ist eo linter-mischt mit dem schileeigen Weiß de5 Schalillleo, gleich Aderll im grünen ))(ar»lor, hälifig ähnlich der ,^-arbe der Alpengletscher, iveilll mail in ihre Spalte» hinein^ schaut. An andern Stellen ?,eigt dao Meer seille cigellefarbe nicht; e^ mag ivie in deii Wogen so anch ilu ,^icht uon Selbständigkeit nichto lvissen, gern nnd willig der Atmosphäre als Herrin gehorchelid. Dllilkel-grnil oder gralt an llebligell ^agen oder bei lvolkell-bedeckleln Hiinmel, erscheint eo in inteilsiv blanergarbling , ivie cine Vösnng der Krystalle dec, ^lipfer-vitriols, an dm ^agen eiiles Nan'n, wolkmlosrn Himmcl^^ cin^clnl' ')^'ln>Istrcifcn vertirfrn dicsco ^lan und ^rbcii ihm einen violetten '>lefler. Die stürm durchwühlte Sec aber pflegt l^rün, bei nebligem Better schwarz ^u erscheinen. Iu ung^Iienrer '^('enqe uorlammende pflanzliche oder thierische ^r^ani'xnen bedingen oftmalo sehr auffallende ^arbenerscheinnngen. ^wweilen segelt mau nl'er ein vnn mikroskopischen Pfläu^cheu huildert '.Vl'ei: leu n»eit blutroth gefärbteI (^enxisser- ^ufusorien fär^ ben den <^ros^en ^eean an der,^nste von Perli oliven ^rnn^ ivin^i^e knallen bilden in zahlloser ^l'enge vereiilt oft .ll>......40 ^ieilen breite qrline Streifen von alisehnlicher Väni^e im (Grönländischen ^X'eere, ^ei (3el>iff sich lieran wällen, nm nnler ihm schadlos ^,n uerschnnnden, diese schneeigen xämme sich nberslnr^ender bellen, die, für Momente wandelnden ^vollen ähnlich, bransend ^er fallen nnd in unzählige ,vei>>' ^loekeil oder blil>ende ^unt'eu sich anflösen. ^ianehe schöne !aqe werden mir fnr immer unvergeßlich bleiben. .'liing^ ein lief blaner Fimmel nnd ein ebenso blaueo ^ieer, hin nnd wieder von einem violetten Streifen durchseht, die Wogen heben sich mächtig empor, aber weite flächen erscheinen durch locale ^elleninterferen; id. h. durch eMgegmgesGte doppelte ^en>egung de5 Wassern, «vobei eine die andere aufhebt) so klar nnd eben wie ein Silbersviegel - nnr die ^rnndwellen hieben dnrch diese spiegelnden flächen, und ihre schänmenden, langsam sich fortwälzenden .^ämme bilden einen seltsamen ^'on lrast luit der scheinbaren ^inhe. ^n diesem Labyrinth von tausend wechselnden ,^or men ist dan ^lndinm der Wellen sehr schwierig- nn Völlige Menschen sind über den '?eean gefahren, ohne das; sie auf gewisse allgemeine Eigenschaften der Be wegnng seiner Wassermassen aufmerksam geworden' eine Bewegung verdeckt die andere in eiuer Weise, daß beide unkenntlich werden und sich gleichsam in ein regelloses (lhaoo anflösen. Dem aufmerksamen '^e obachtcr jedoch entgehen diese allgemeinen Eigenschaften nicht, und ihm ist e5 klar, dast auch hier der Schöpfer seine festen fesche gegeben hat. Die Höhe der Wogeil hängt ab von der Tiefe und Alwdehnnng der Wafsermafse, ivelche der l^inivir kllllg deo Winder unterliegt, sowie von dessen größerer oder geringerer Beständigkeit, uou dessell ^tichlnng nnd von der Dalier und Gewalt seilier Thätigkeit, ^m ^an^eil erreicht sie bei weitem uicht die rieseilliafle Diiuellsiou, welche man ihr so häufig beizulegen beliebt; deiln auch allf dem offeneil Meere steigen die Wellen, selbst ;ur .^eit der heftigste» stürme, selten höher hinan ak, ?-> vieler, lind nnr in einem bekann lell ,valle der »eueren .^eit beobachtete inalt die Höhe von fast 1l Meter. In solcheil Diligeu läßt sich da>i> Ange leicht durch die Einbildung täuscheu' denn fill' det daö Schiff sich illl Welleilthal u»d rollt eine Woge vou 7 <^ Bieter Höhe schalllilsprühend l>eran, um e5 gleichsam llnter der Wucht ihrer ^lnlh ^» begraben, so ist dieser Allblick immerhin erschreckend genng, nm dem drohenden Nngethnm noch größere Dimensionen ;n verleihe». Oine rlihige Messung hat die obigen fahlen gegeben nild fnhrt ^ll nnchternen ,!ies!ll>aien. Alich die Steilheit der Wellellberge hat sich al5 ge riilger herauogestelll nnd ist in den Abbildungen von ^eestncken meist nberivieben-, denn bei den stärksten Wogen hat sich ihre Vänge, d. l>. die ?istan^ voil Wellenberg ^ll Wellenberg, immer noch ?,wan^igmal größer ergeben alc» ihre Höhe. freilich hat man dabei wohl ;u beachten, daß bei lebhafterer '^ewegung der Atmosphäre die Wellenberge sich ungleich tanüger, ^acki ger gestallen und an der dem Winde abgekehrle» ^eile oben ill steile, sich überstürzende Wände, die Wellen lamme, übergeheil. 5ie ail'ü Schiff fchlagenden ^^ogeil scheinen inllnrr höher ^u sein als die übrigen in offener See; und das ist richtig, denn nicht die gau^e Welle geh! unter dem Mhr^eilge dnrch, ein Iheil prallt ge gen dessen Wände an und stallt sich in die Höhe, ähnlich wie an den Felsen der >iüste. ^as fortschreiten der Wogen erfolgt mii über raschender Schnelligkeit. Mochte nnser riesiger ?am pser dlirch seii,e eigene ^iäderkraft oder dnrch die >i rast 11 2* des Winder in den schivclkmdm ^c^cln noch so ciliii oor dm ^cllcn ^inhcrstiirnu'ii, sie holten ihn nicht bloß ein, sondern brauchten selten uiehr als 4—5 Sc-tuudeu, um linier !>)»! N'ilU'r qaü^'i! Vlinl^'imch durch' ^ilvollm. ^o lästt sich davluio oh»l' M>",l>c l'iiic ^clll',! ^cschnniidlsikcit von ctwa !ll> ))ll't^v in d^v ^ctnnd^ ablcitrii, n>ir nuni c) i„ vcn Büchern übcr Natuvlehrc aiMqrbm findet, ^i^st' ^eivc^iln^ iibcrtvisft nbrv bri ^^l'ilcn die ^chnl'Ili^Icit dl'r Wind^, dic, iln'nn sie schon rrcht ssvoß ist, bloü 10^12 Mrtrv ln'tviittt; nur dic f»rchll'!ivstru ^vtanc sk'iqcrn sir bio .'!<» odl'v hoch stl'lls 40 ^ic'll'v. ^^ir mi'isscn also den sondcvball'n x^chlnß machen, das; dic '^ol^'n dc»', Mccn'o oicl schneller voraneilcn alo dcv Wind, >vl'!chcv sic ln'ibt, odcv inil andcvn Wovtcn, das; in diesem ^all»,' d^r ^aqcn sclim'Ilrv läufl al>> die Pftvdc, nu'lchl' ihn ;il'l)l'!i. ^olcl)c ^^as^rn und Pfcdc n'ciß aber nur dic ')ialii!lN' n^,!^ichnet. l2 ill der Dhat ist die Vorstellung nnrichtig, dast der Wind die Wellen als solche voranschiebt, sonst müstte ja wohl ihre gan^e Wassrnnasst mil in der uänilicheu Richtuug sich beivegeu. Die Welle aber gel,t vorau, während das Wasser seinen Ort nicht verlädt, nne »nan an jedem Stück Hol; oder an jedem Schwimlu uogel sehen kann. Der Wind oder die strömende nnd wirbeltlde Atmosphäre ,virkt nnr dnrch wiederholten Ctost oder Druck anf die ein^elneu Wassertheilcheit nnd ;wmgt dich, in loihrechten (,'n ^pil.u'n WO Mctrr nntcr dev Oberfläche dco Wassrr^ lil'qrn. ^och ist n>ohl die Anlialnnc (^stattct, daß dir schwim^M' ^cn'l'qnn^ dor sliissiqcn Ihcilchcn, ftlbst bci lil'fliqstrr ^nrquin^ dcv A'tt'n'c^ nicht nbcr 200 Mrtcv indie I ich' hinab, niche. Dorthin beqebcn sich manche erschreckte Be nwhner deo Occano, ivcnn ^tnrnie seinen Rncken Vrilsch^n, und nnbeknininerl um den qransen ^iampf ber Elemente erfrenen sie sich da nuten in der stille rineü ruhiqen Daseins. Aber ich »inst noch Men, das; man ^n>ei Xlassen von Wellen ;n unterscheiden hat. Die mächtigst"' sind die <>nundwellen. eigentlich sanfte Wnsser. erhelninssrn uon bedeutenden Dinleusionen. Diese ^ruud-wellen bemerl't n,an nieistens nicht, denn sie sind von den viel luderen Oberwelle», welche abgebrochenere ^ontonreu besitzen, überdeckt, uud letzlere hält man meistens fnr die einzigen wahrhaften Wellen deo Oeean^. Die Oberwellen selbst tragen wieder tlei "ere Wellen, die abermalo bei lebhaftem Wind «e krällselt erscheinen. Die ^rnndivellen bralichen ^u ihrem (i'ntstehm ein lueiteo, gros;es Meer, einen Ocean. Sie sind die frucht eines lange in derselben Richtung wehenden allgemeinen Windeo und pflanzn sich auf Hunderte vo» Meilen sort. ^Daher die gennütige ^ran ^nng an den Insten des Oceanö nuch in gan^ wind stillen Men. Die Oberwellen entstehen dnrch weui W'r verbreitete und loeale Winde. Die (^rlindivelle,! und Oberwellen ziehen selten in der nmnlichen ^iich tnnq^ die gefreute Mchtnug ist die qen'öbuliche. Hier auo erkläreu sich die Nnregeliuäsnqkeiteu in der Wellen-bildung. Die Wellen erscheinen oft gan; krumiu nnd im Winkel umgebogeil, überall nämlich, wo eine Oberwelle mit der Abdachnng einer Grnndwelle in schiefer Dichtung ylsammentrifft. kleine Schiffe gewahren dic l^rnndn'ellen meistens gar nicht- sie werden nur auf nnd abgehoben, ohne dast sie dchwegen sonderlich in'c, Schwanken gerathen; nnr die Oberwelle bringt sie aus dem (^leichgewichl oder stürmt sich auf'5 verdeck, ^ehr grosse schiffe dagegen, ivie dao nuserige, neh ineu keine '.1ioti^ oon den Oberwellen uud schwante» nnr in ,^olge der ^nnndwellen. (w war für mich sehr interessant, den (^ang unseres Shannon mit diesen beiden Wellenarten ^, vergleichen. Schon in den ersteu Tagen, nachdem wir Southampton verlasse», gerieth unser mächtiger Dam^ pfer in ein lebhaftec, Schivankeu; schante inan in'o Wasser, so war eo scheinbar ruhig, und mir der '^liek in einige ^ntferilnng enthüllte dao sanfte, aber groi> artige Sinken nnd Steigen der oceanischen fläche. Wir hatten starke (^ruudwelleu nnd schwache Ober wetten. An andern Tagen, ;. ^. am Abende nach der Abfahrt von Jamaica, tobte Wind und Meer sehr heftig, so das, häusiger Schaum über das Verdeck gespritzt wurde, und unser Schiff ging fast so ruhig und ohne Schwanken, wie wenn es sich anf einem Teich befnnden hätte; wir halten starke Oberwellen, aber fchwache C'mmdwellen. Wegen des ausgezeichnet fchöneu uud anhaltend rnhigeu Wetters stellten sich anf nnserem Schiff die bekannten Anfälle der Seekrankheil nicht ein. ^um Iheil hatten wir das auch der tröste des ^aln^euges uud seiner (Eigenschaft als Raddampfer ^n verdanken; denn wegen der breiten Schanfelräder hatte es einen viel ruhigeren i^ang als ein Schraubenschisf. Wenn ^hr also nächsten Sommer nach O.uito kommt, so ivählel auch einen so groben ^iaddampfer, und ^I,r habl von der Seefraukheit uichts ^u fünl>teu; dief; ist doch im (^rnnd das ^'in^ige, was (^nch von der '»(eise abhalten kann. Denn das Fahrgeld ist eine Kleinig feit nnd beträgt fnr Reisende erster .Nlasse -'», Person nur 1»et vou Southampton bis <^nal,aquil. besonders berechnet werden die ^ahrt lnit der (Eisenbahn anf der Vandeuge von Panama ^n 132 Fr., das Hotel in Panama für etwas mehr als 2^ Stunden ;u '><» ,^r., ditto in Paita für ;,vei 5age .'lO ^r. Stellet» nur noch für Wein, '^ier, Wäsche, Trinkgelder »nd ähnliche Kleinigkeiten >^,^ ,^r. I,in>n, so lostet die Reise von ^oulhamplon bis 13 »^uatiaqnis l'< Person 2ll<><» fr. ^s,v 1!> Personen ' macht eo ^! <»<><) ,vr. »!<:<'<»<> ^iark»- die xinder fahren schon iloch billiger. Von l^uayaguil auo iverde ich dann für (^uch sorgeu und auf dem '!iückeu lamm- > froninier ').il'anlthiere (^nch allsannnl heranflran^portireu lassen. llnierdessen »lüssen ivir zusehen, >vie >vir ,ioäi den letzten .'liest de^i Tageo verbringe». Um 4 Vy Uhr ^ ertönt dam Waldhorn abermals- em ist ^mer. ^a ! gibt eo denn cind imd HalinlN'lflcisch, (^ittcil und (^nnsru, Hi'chm'rn mid ,^ap(Uiin'n, ncbst ^irinniVn und Mehl-spriscn. ^^'v civl,'ul!ll',!dl' cnqlisch^ ^ilch^i^tttel ist inir lcidl'r niwcvstmidlich ^cblicd^ii, nu cinpsludüchcr '.VlNinu'l mmu'v l'rstcn ^listcudcr^rliung, uild so bin ich in dl'r salall'n V>M, von all' diesen scliöncii ^achon l.!cvsc>>t. ^n'lloicht IiMlc ich dcdrntcndc fortschritte in der m^lischm Hochsprache ^eniacht, wmn niciuc ^i fleißigen ^eobachlluu^en die bescheidene ?an,e »ichl von ihrem Plalze verscheucht liälten. ^el.tt habe ich leider keine delaillirten ^'rinnernn^en inehr an all' da^ Herrliche^ luir so oiel liabe ich in die liefen der englischen ^oehknnst hineinqeblietl, das^ die Engländer alo naturn'üelx'iqeo ^olt dein Nnustande de^ '.Vcenschen vor der ^'rfindniu'l de^ ^enerc' nahe ^elonnneu sindi ein nicht englischem ,^aniver^eng wird ans dan äußerste angestrengt und arbeitet init ivadrer 'Uer^N'eislnug, um alle jene oben ausgewählten, nichl gesottene», gebratenen, , gedmnpsten u. s. iv. ^orleit ;u bemeistern, und ich ^ tonnte jedesmal einen genussen alten Herrn beneiden, der nach vollbrachter Arbeit die erschöpften ,^auinstru meine ^nni Anoruhen i>^ ein sammlene^ Futteral lmd sodann in die lasche paMe, .^aun! l>at man sich von dieser ein- ln5 andertimlb slnndigeu Arbeit etiva^ erholt, so ertönen um 7 Uhr die lieblichen 5one de>> ^aldliorno von ^ienem, dieseo '))ial aber doch wirtlich ^nin letzten '.Vial. 'Vian ser virl ^hee oder ,^iassee nach belieben, samml suchen nnd ^ucierwerf. sobald lnau in die warme .^one gelangt, sind die longeu Abende aus dem verdeck unaussprechlich augeuehm. ^elch' herrlicher Sonnenuntergang, weun i>u ^^esten ^^ollen deil Horizont begrenzen! ^ie schei--neu qan^ nahe nnf dem <^eu'ässer ^n stehen, und in tausend Nuancen vom tiefsten violett bio ^nin schim ' inevudsten Gold uud feurigsteu !)io!h reflective,i sie in immer wechselnden (Gestalten da^ Vicht deo in den '?eean eintauchenden glänzenden <^estiruec>. ^ic?äm ! merung ist Nir^- einige ^»innlen, und ein ^.tern nach dem andern hebt sich am Firmament hervor, und alsbald erschein! eo überdeckt uou taliseud und tansend funlelnden I'iainanteu. Uud du, lieber Abeudstern, ^ meiil getreuer Gefährte auf dev laugeil Gleise von l>n ! vopcl blH hoch in die Andeogebirge, ivelche Pracht geigst j du schon in der ^muath, ivelche aber erst iu den ! Tropen! '^ie dort der ^))l0nd über eine u'eite Nasser ! stäche seinen breiten Vichtstrom bio ^nn Auge dca '^eodachtero anogiesn, so der Planet ^enu^ iu dcu Tropen' I Iü^V ! ^> <»!!'«! ^uiltle, fniitlc, schöner Ttcrn; Wii'.', du bist, il'ic n>üsU' icli'»-' gn>>! Ach lieber l^lt! das^ ivir doch so armseligeren schen sind, und nicht einen Telegraphen nacli einem dieser schönen ^lerne hinnberlegen föilnen. '^ir sind uurNich >vie verbannt ans dieser lleinen (^rde hiev' l über lino sehu>eben in nngcinessenen,'iiänmen nil^ahligr andere herrliche selten mit vielleicht vielen ").>lill!c>nen edler Brüder, lind u>ir tonnen mit ihnen nicht spreche», nicht verehren, i,a ivir haben nicht ein einiges '.Vettel, um mi'-' ^, versichern, ob diese nnsere Brüder nurklich eristiren! ^st dieser ^eean so iveit, so gros;, uue vielmal gröber ist eo dieseo dnnt'le, funkelnde ^irmainent! selche (Geheimnisse, u>elche schätze birgt eo in seinen nnermes^lichen:iläumen! Und doch, lieber ! ^iott, I^n bist hier unten in einem Wasfertropfen ^ und iu einem der windigsten Thierlein, die darin, wie ' andere geheimuisnwlle selten, lenchten, nicht kleiner alc, dort oben- mit der einen Hand leitest ?n dir Millionen von bellen über unserem Hanple, dainil sie sich nicht verirren in ihren verschlungenen bahnen, ! nnd mit der andern bändigst ^n uuter n>>5 die nül den '^ogen de^ ^eean^,, das! sie wie sanfte Willige ^eiiu' wiener, die ans ?ich verlranen nnd anb Viebe ^i I^ir Alle^,, auch ^ater llnd Mutter, ^rlidev und Schwester verlasseu haben, hinübertragen in eine andere, nene, ihnen gänzlich sremde ^ell, von der sie aber wissen, das; sie I'ich, o grober <^otl, anch darin finden nierden! ^ch mliß ^llch gesteben, liebe ältern und <^>e-schnüstev, des Abende ivar icl, am liebste,> allein, ^ch schante in die dunkeln, ewig verschwindenden, ewig von ^teuem dnherrollenden ^ogen deo <7cea>^; sie 14 sind wil' die Tasse unserco Vrben5, gehriluilisnwll, mauchiual drohend, sie rolle» dahiu und tehreu ine mal>> uueder, n»d vor uuo liegt, iu eilleu tiefen Schleier gehüllt, dir uuermes;liche ^ivigk'it; nur fah reu hiuein mit ^aiupfe^traft, da lülft teiu ^olleu oder Nichlwolle». ^aun schaute ich nueder ;u deu fuuteludeu ^lerueu hinauf, ;u unserm '^aler, der da droben n'^liilt, uud ich fnhltl' mich »nmn^lich qvös>cv al>> diliVci schiff u»d den ^cran und dir ^an^ (^vdr !>>rr, mci» ^'cisl, ,,icine ^cclr ra^l bi^, ^nm Hiunnrl rmuuv n»d dlnnbrr lnnan^ nnr I"il, qroi>'r <^ott, bist groß «Mua,, lou ihr ^chm'il ^n stillrn, lind das durch die ^wiqfeit! An dr>n Ul'cl so luauchcv Aildcn'ii, >n> der ^anc^ nn'ilc, l»abl' ich während nn'ixrv ,val>vl nirüia!»'' qr littm; ^ioinauc lnanchtr ich »ic, »m miv die -^'it ^n ocvlnrM. Uülevlaqo halle ich ^loiiian!,' WMg ani schisse uud au drr ^l'nschine, a» deu ^oqen nud dcu bellen, »ud deo Ebenda a»t Ocean und den sterilen, ^udes; nnvd dainit nicht «^esaqt, das^ iuan »licht auch auf audere anstäiidi,' '^eise die ^eit lU>f riücü! schiffe ^nbvin^eu töime. sticht lauge uach dein 5hee deqiuul die liübsche Musik dev dentschcu ^tc lvavd^-, ich l,abe iliv iiuiuev init ^vendeu ^uqelionlil. '^er (>'» anf dao Prächtigste amnsircn nierdeu. (>'o gibt >l> drr gau^'u ^^rlt kein llistigereo ^öltchru alo dieseo. ^eun uusrre deulfcheu '.v(ufiler ein ^inä begiuueu, 5"5 nur eulfnitt eine,» (salopp oder ^al^er ähulich ^uny, fo smmeu fie eo fchou uimmer aufhalten', sie "Ulsscil tau^eu, nud da;n gehört auf einem mehr oder weniger schaukelnden schiffe eine gan; besondere sinnst fertigleit. Allch habe ich nie gesehen, daf; euglifche oder fran^öfifche oder gar deulsche Herren nud ^ameu eo gewagt hatten; so elwac, verstehen uur die ^pa. uier. '.'luch an die ^picllifche töuut ^hr ^uch M eiuer Partie ^^liist oder Schach feheu; ^u lauge nbcr dürft ^l,r dabei uicht vernieilru: Pliult I! Uhr bläst mau ^edein da^> Vicht vor der ')iase ally, mit ciuem ^tal im gau^en schiff, sogar die Vampeu, n'elchc uo» außcn I»er die xajüleu erhellen; in diesem ein^igeu Puutt ist mau auf den schiffen stvcllg. ^rl.tt habe ich ^'llch die lageoorduuug auoeiuaildcr- Antcrljattunssc» auf l>cm 5chisfc. 15 gese»t- »vie Ihr selil, ist e5 ilicht schiver, sir genall ;n beobachten. Außerdem hat »nail, wen» nlail die '»ieise naeli '?.mlo »>aebt, niebt gerade nöt big, Pel^vöcke »nd Mänlel >!!>! sicl> ;n schleppen, ^enn ist man einmal über dao Endende ^panien^ oder über die A^oreil biuail^, so wird ey ivarm, sehr wann, und »licht uur ain I age isl'^, ivarm, solweril alich, und fast inebr noch, de') ^acht^ in der Kajüte. ,^ur> nach Sonnenaufgang lvird ein lveileo dichteo .^ell über dao gan^e Hinlerverdeck gespanitt- hier hält sich, auch n.>äh rend die ^onne a>n höchsten steln, die Hine ain besten (UK'^ die frische Seelllfl bringt iinnier Kühlung, ^er ,^opf freilich mnß immer, auch lütter dein .^elte, be deckt sein, donn di^ stva!)li,'!!dc '^änm' dcr Sonne ist oirl ^rösi'rv, alo di^ ^cinpcratnv dev Vnfl, und könnte den Sonnenstich ;nv ,vol>^ habcn. ^st c^ abcr lUtiP lich so lil'is;? ^'Ik'ü ivir cininal ^>! ^ch finde in »,nne,n ^a,^'!.'»cl>e an^enirvtl! 2^. '))lai ^i! "; 2'.». Mai 21 V-"; ^>. Mai 2^"; .'zi. Mai (^t. Thoinaü» 2^"; l. Juni «bei Porlorico^ 22"- 2. ^uui «bei Haiti» 22'/2^ !l. ^uni 2l", nnd so dlribl e>) die fol^ndcn ^ai^' l>>(' anf den ^)vos;e>l ^ecan. Alle Grade sind nach ,^(''anmnr, ungefähr in der ^eit uon ll l2 Uhr ^onuilla^o l^einesseu. ('''lwa ilin I ^/^ bio 2 Uhr ist ec> ain heißesten, I bio 2 ^rade inchr. I^ies; Alles ^ilt für da5 '^erdeet nuter dein .^elt; alo höchste an. qeinerlle Temperatur sinde ich 2.>on Panaina. ^n den ^äleu und )tainteu nlüer ?eck lierrscht !a^ und stacht ohne Unterl'rechuu^ ^enau die nämliche ^emperalur^ denn ein eiserileo schiff, wie dan nusrizze, uinonl schnell die Marine deo ^assero au, sobald die äußere Vnsl nicht kälter ist nud dnreli die ^linreu und übrigen VielNosfuuin^en uou oben lierabstm'^t - da^, Wasser aber >eigl slet5 in den !rope>t so ziemlich die qleicheu ^äriuegradei s>) hatten wir uuler ?eck bei>uil,e reqelinäs;^ 22 2.'l ^ lt. Aueh in ^enlschland erleben ivir ofl genng eine älniliche .^iye. polier tomml e^, nnil, das^ inan von der tropischen sarnie so star! belästigt wird^ ^cl» gtanbe, dafür lassen sich ^vei triflige l^niude an qeben. (^rste»o ^eigt sich die Vufl ^u jeder stunde deo ^age>', uud der ')!aehl fast in gleichem l^vade warm. Angenelmi ist der Morgen ans dem ^erdeet deo ^chif seo, bevor die ^onne an^ den ^lnlben lnifsteigl^ au gene!»» ist der Alnmd beim ^terueugefuukel ^ allein in beiden fällen sebnl man sich durchaus uicht nach wär merer kleidn,ig. ?ie ^emperalur der Vufl ist fast nugeäuderl. ^ao obeu im freien am 5 age me!,r belästig!, ist iveniger die gröbere ^ärme der Almo sphäre, al>) die beflige ^trahlling der Sonne, die mau sogar durch dan dünne Tuch deo .^elleo stark ein. psiudet, Auch die .^tajuteu besilzeu eine eivig gleiche Temperatur, diejenige deo Meeren, ^iveitenh aber befindet sieb der menschliche Körper nnauogeseNl in ^ran^spiration, namentlich nuler dem ^eel und iu deu mit Feuchtigkeit überladeneu )iaii"Uen, und lvo!' dem gibt da5 keine ^rleichleru!,g; die '.^aeht wird beinabe unerträglieh. Haben wir in ^entseblaud auch heisre läge, so beschränkt sieh die >>we doch anf wenige Stunden, der Abend, die stacht, der Morgen sind tühl; ebenso geigen die ,1länmliehteiten be») Hausen eine Temperatur, die beständig unter derjenigen im freien bleibt, nud mau kann sich immer, namentlich deü ^iachw durch einen gesunden Schlaf, von der Hil>e der Millaghstuudeu erholen. In den Iropen ist dao ailderc,! die Beständigkeit der Hil>e, »licht ibre ^'röße allein, reibt deu d'nropäer iu jenen Gegenden auf. -)licht5destoweniger ge!)örte iel, ^u denen, ivelche wie die xälle, so die Hine ain besten ertragen konnten. ?ie ersten Tage unserer ^eise »uaren tühl, ja kalt!, wenige Passagiere geigten sieh auf dem verdeck, »lud namenllich vermochte meiile näel>ste italienische '^eglei tnng diesem kalte Kelter nicht fünf Miuulen lang auo^ubalten. Später wnrde e^ heis^, nnd jetzt klag ten die armen Italiener ebenso über die Hitze und sengten unter nnd über ^eek, oas^ ein Stein sich hätte erbarmen mögen. Ich für meinen Theil vermied den Anfenlbalt nnter ^eek nl>d oben faud ieh eo aneh iu deu heißesten Stunden peinlich erträglich, ^ie Kleidung mns^ freilich i>l allen fällen liiöglichst leicht sein. Ül'erbanpt erreicht die Hine auf dem ^eeail lind in allen Gebieten Amerika'o, >vo ich bingekoinmeu, bei weitem »icht die Intensität, welche ihr iu Äghplen und auderen Gegeilden Afrika'^ eigeilthüinlich ist. ^iese iverdeu dnreh die ^üste Sahara oder durch il,re eigene sandige oder steinige ^eschaffeuheit gleich einem ^aekofeil geheim; auf der See uud iu ihrer unmittelbaren Mlie an vegeiationoreichen rüsten ist da^ nicht inoglicli, lind die unermeßlichen Nrivälder, »oelche gail,^ Südanierika bedecke», absorbireu die seuk recliteu ^onneustrableu ebeilso sehr, lvie der ^oden der ^abara sich dadurch erhil.tt. T"er Urwald wird niemals unausstehlich lvarm, vielmehr findet »>an sich darin gan?, behaglich, selbst in den beißeste» M^ittag'o stllndeu, ^loch eine ^einerknilg! Anf deil französischen Schiffen pflegt inail vielsach die )iaebt im ,^reie» ^u- 13 bringen, sobald man in die heiße Gegend gelangt, nehmen dir Passagiere 'I>('atra;en und ^topftissen auf dao ^nd^cl lind inachen eo sich währmd der ^iacht so brqnem alI lnösslich. ^'lllf den englischen schissen sieht nun» dieseo nm' in uen'ii^eltl'n ,välll'i>. Wobl ^ielicn manche Xxvren nnilivend dev stacht aus ihrrn Xojntr» an'i> und dwouat'il'M in de>l Sälen, weil »mn dort bessere ^'uft findet. Ich bin stets davor gewarnt worden, die Nacht im freien ;n;nbrina,en, als uor dev nächsten (^elegcnlicit ni»! gelben ^il'ber. Der ^r^lnschof, inein ^ll'iüor, halte anch alll'n ^'rnnd, hierin ängstlich ;n sein. Als er nach Europa üun, schleppten die ^l^eisendrn uon Äl'avtiniqne da>) gelbe .vieln'r mit sich, 2tt Passagiere starben nnd dic meisten andern waren mehr oder weniger frank. Quito. 2. »uft. !7 II. Aus meinem Dagelntche. /i Iln' wünscht, ich möchte (Nlch über nieine ^ieise einen langen '^rief fchreiben, so müßt Ihr mir auch schon gestatten, daß ich Euch iwch etwas von dem Ocean unter-haltt; denn woher sollte ich den Stoff ^n eineni lan-ssen Briefe nehmen, wenn ich die uier^ehntägige ^ahrt auf den einsame» ^lnthen deZ ^^eltineere>) mit Stille schlveigen überginge c' Fast alle steifenden Nagen über das eintönige ^ebeu, dao auf dem schiffe geführt wird; gan?, Unrecht haben sie nicht; namentlich ailf den schnell dalnnbraufenden Dainpfern ist day Veben eintönig, Da findet man nicht einmal (Gelegenheit, ein ?tetz oder eine Angel anzuwerfen, nm die Schäye der „heiligen ^al^flntli" ^n erproben; kein Senkblei kann man in die Tiefe hinunterlassen, mn die Abgründe ^ll erforschen; selbst die Delphine nnd '^ale hält das Getöse der da? Wasser peitschenden )>iäder in respettroller Entfernung. Ano Verzweiflung wende: man sich ^u einem Bnch oder,^artenspirl, zum Schach »der ^oinino. ^eil ich indessen doch etwas thun nnch, um (>ure berechtigte Wischegierde einigermaßen ;u befriediget!, fo biete ich (>'nch hier einige trockene Notizen aus meinem Tagebuch. Ich neuue sie t r o ck e n, n'eil sie im Stil uon ähnlichen Schiffsbüchern ge- schrieben sind und sich des ^eeans nn'irdig erzeigen, der fnr ge>völ,nlich auch nicht viel ^u erwählen weiß nnd sein beharrliches Schweigen eigentlich nur dann bricht, wenn er seiu glattes Antlitz in bedrohliche,^al ten legt und uugestnm sein Dpfer verlangt. Ich habe mich bemüht, diese trockenen Bemerkungen in etwa nützlich ;n machen, indem ich Mancheö hereinzog, was berühmte forscher uns über das Meer berichteu. l"leich-wohl werde ich mich der größten >tür;e befleißigen, denn ich kenue (^nren ("eschmack. Also hier mein Tagebuch! 17. Mai, Mittwoch. Abfahrt uon Southampton, Nachmittag5 ,r rathen, schon anf dem Vande in Europa andächtig ;u sein und ihr Owm'sseu i>t Ordnung ^u bringen; auf dem Schiffe finden sie in der ^'egel keine Gelegenheit da,^n. ^'hrc sei aber den Engländern! Ein latholischer Priester kann anf ihren Dampfern nugehindcrt die heilige Messe lese», Niemand stört ihn daran, Alles ist voll Ehrfurcht und Muhe, 18 mich wenn die Kajütenthnrc offen steht. Des Sonntags, wenn sich anf einem Westindienfahrer mehr .^nhörer einstellen, wird die heilige Messe sogar im groben Spcisesaal gefeiert nnd die Kellner schieben i!>re Arbeit bereitwillig auf, bis die heilige ,vnnction beendet ist. — Wir haben rnhige See, kaltes Wetter nnd ^tebcl' die meisten Passagiere finden es nnten im ^aal, in den längen nnd an der Maschine behaglicher als oben anf Deck. Alles Vand ist uerschwniiden, nnr stoven geigen sich noch nnd folgen kreischend dem schiff, beutegierig in seine Schanmspur herabstürzend. Viele Segel tauchen auf nnd schwinden wieder, ein Erichen, das? wir nns noch in der Nähe dec, reichsten Continents befinden. !!). Mai, Fl'liwg. Sehr schönes, aber kaltes Wetter nnd ruhige See; gleichwoht starke Bewegung des Schisfes! wir haben mächtige (^rnndwellen, aber keine Oberwellen. Wiederum sind rnele Schiffe in Sicht, jedoch weniger als gestern; offenbar segeln wir heute schon weit draußen anf dein freien, unermeßlichen Weltmeer, (^in Blick auf die Vandkartc ;eigt uns, wie gering die Masse alles festen ist, wenn man sie mit derjenigen des flüssigen uergleicht. Die Oberfläche der Meere ist nahe ^V,inal s^ ^»^ lils das Areal aller Kontinente nnd Inseln zusammengenommen, oder sie beträgt "/„ der gangen .^tugelschale der (^rde. Doch herrscht anf ihrer nördlichen Hälfte das Wasser bei weitem nicht so uor wie anf der füdlichen, ein sonderbares Spiel der ')iatur, wofür die (belehrten keine <"rnnde aufgeben im'ssen. Dir '))leerestiefe ist bis ;nm heutigen Datum noch nicht nut der Genauigkeit erforscht, welche diese wichtige ,^rage erheischt-nnscrc Kenntnisse erstrecken sich meist nnr auf das oceanische Gebiet zwischen Europa und Nordamerika, weil die Vcgnng deS transatlantischen Zabels fleißige Vodclninterfuchungen verlangte. Sichere Methoden der Tiefenmessungen wnrdrn gefunden und regten das wissenschaftliche Interesse auch für fernere Seegegenden an, deren Natur mit jeden« Tage mehr in ein klares ^icht tritt. Darnach bietet der (^rnnd des Oceans, insofern er bekannt geworden ist, einen Charakter, welcher demjenigen der Festländer wesentlich gleicht. Tiefebenen wechseln mit Plateanr, ^ebirgsMc mit Thälern. Während man jedoch früher, ohne triftige Beweise ;n haben, annahm, daß uuter den Spiegel des Meeres sein Boden nnr ungefähr fo weit hinabsinke, als das feste Vand darüber aufsteigt, kam man dnrch die neuesten Messungen ;u andern ^iefnltaten. Zwischen »- >/ ^< ^^ ^ .^^"^ " ^wls »,wn Vc!,c^,cla. cl Insel Pico von den Azorcn. ^^->^, >^/ ^^«?W>^^ <: Insel Zt. (5l,i,stofcr. r .«üstc uon Vilssland. <^ ^5änstcnschnilt des Atlantischen Oceans uom (^olf U0!l ^'^N'^ucla bii' ;m iinßcrstcn Süd-West-Spihc Englands. >U's!Vl'l!' ^.H"'!«iichlaud. Huerschnitt des Atlantischen Hceans l'0,1 dcr nustcrsten Süd-Ost-Spihc Ncufundlnnds bis zun, (^ip Blanco nii der Wcstküstc Afrila's. (Die Tiefe» si»d iu blidl',! Turchichüittc» im Vcchaltms, ,^ur ^utscrnun« 1W Mal übertrieben, Dic!e,deu siud lint^ in .^adc» !> »!' eil«!., rechts in Metern nnnesscbe».^ 19 3* Irland und Rcnfnndland erstreckt sich im Atlantisch«,'»' Oceaii eine ebene fläche, oie sich besonders eignete, llm die alte und neue Welt dllrch eleklrische xabel ;u uerbindeii. ^<)<> Bieter tiefes Meer, längs Europa bio C"rosi'britannien fort. Die ^.^itte deo ^crano zeicht sich überall weniger eingesenkt als diese merl^ würdige Rinne, welche die drei über Wasser anfragenden Continente ^nropa, Afrika nnd Amerika nmsänmt nnd Ungleich uon einer iveileil lind hohen ^odcnanschwellnnq trennt, die im Herben deo Well mecre^, liegt nnd gan^ so wie eiil nnter deil ^lnthen begrabenem Festland anosieht. Wir dürfen also oon einem unterseeischen mittclatlantischen (^on tincnt reden. In der Insel reihe der Azoren hebt er seinen »nächtigsten Gebirgsrücken über den Spiegel der Gewässer hinanc,, lind anch dnrch zahlreiche an? derc seichte ^ieeresstellen gibt er seine weiten Plateau ebenen nnd Berglandschastrn ^n erkennen. Von diesen abgeseheil bleibt seine mittlere fläche immer noch >M)0 bis !jl>l>U Bieter nnter dem ^tioran des <)<> bio fast "ilXIO Meter. Ähnliche Verbältnisse sind dem Atlantischen Ocean zwischen Südamerika ilnd der Westküste der südlichen Hälfte von Afrika eigen, ^ehr tiefe Rinnen begrenze» die beiden Festländer niid nmgeben einen nnterseeischen südatlaxlischelt Kontinent. I^rei bis vier großartige Vodenanfschn'ellinigen fiiidet man anch iin stillen Ocean, säinmtlich dnrch breite nnb tiefe ^tinneii getrennt, nnd in solche fallen anch dir Gestade von Westamerika nnd die ;n Ostasien gehörenden ^nselreiben sammt den Alenten nb. Hier im Norden nnd Rordwesten endet das stille Wellineer i» einer ausgedehnten ^alte mit dnrchgängigen liefeil von '"',"><><» bis 7^00 Meter, die sich aber lieben der nördlichen Hälfte uon Iapaii bis zur Südspiye von ^aintschatka sogar bis über 7iM1 lind .^)l>l> Meter hembsenkt. Alo tiefste stelle ergab sich hier eine uon t-^O Meter. Dnrch diese (i'inthcilnng in tiefe Rinnen nnd in theils überseeische, theils nnterseeische ('''mporschwellnn' geil von großer Ansdelinnng belveist die starre ^vd. trlistr, daß sie nicht bloß ans einer Reihenfolge dickerer nnd dünnerer schollen ^nsammengeseyt ist, sondern daß sie anch eben diese schollen dnrch seitliche Pressnng verbiegt nnd in Gewölbe von sehr abgeflachter Gestalt nmwandelt. Die eingesenkten Rinnen bcnntzt sie als flächen vollkommenerer Nnterstül.mng anf den» glnthhrißrn, iveichnachgiebigen, aber schweren Xcrn des Planeteii, indeß sie die sanft gehobenen Gewölbe dnrch bori^ontale ?rnckkraft so iveit in der schwebe l,ält, daß der volle Anftrieb des Rernco an deren nnteren fläche nicht M' !hätigkrit gelangt. P«isscnd bezeichnen wir jene weiten Anfschwellnngen der Rinde als Vand nnd Seegewölbr oder als überseeische nnd nntersreische Continente, je nachdem sie mit dein größten Theil ^nm Wasser Hinansragen oder nicht. T^ie ^andgewölbe sind ungleich dicker als die ^eegewölbe, weil sie im Allgemeinen größere ^uannweiten haben. 'I^it Nothwendigkeit mnß die Crdkrllste in eine Reihe uon ^heilgewölbcn ^erfalleii. Wie jeder sich abkühlende , Rörper wird anch die Crdkngel fortwährend kleiner. Doch findet das freiwillige Cinschrnmpsen nnr im tiefen Innern statt, uon woher die Wärme entweicht. Die starre, längst abgekühlte ^elsenrinde nnterliegt der freiwilligen ^ilsammen^iehnng schon seit nralten ^eileil nicht mehr. ^ic bleibt also beständig >n groß für dril schwindenden Glnthkern nnd bildet daranf wellig gc> ! hobeiie nild eingesenkte falten, deren ',Vienge nild Ausdehnung von ihrer Dicke und Starrheit abhängig ist. Wer die großartigsten aller Ratnrcrscheinnngen, welche wir anf dem Ordball walirnchmen, in ilner Ursache begreifeii ivill, hat die Vorgänge an einem cinschrnmpsenden Apfel ;n stlidiren, ivenn dieser, statt Wanne ans^nstrMen, seine innere ^enchtigkeit dnrch die schale verdnnsten läßt. Doch konilnen bei den Mn^eln litid ^alteli seiiler Oberfläche die Wirkungen der Schwere nicht in betracht, während bei den Thcil-gewölben der Crdknlstc das nngehenre ("ewicht die vorliehmste Rolle spielt und einen seitlichen Drmk uon enormer Größe, den Gewölbeschnb der Erdrinde, ;ur ,volge hat. ^edes (^eiuölbe möchte sich dnrchbiegen, zerdrücken liild eiiistür^en. ^amit es sich i>l der ^chlvebe halte, wird von ihm eine gewisse Steisigteit nnd Festigkeit uerlaiigt, wodurch es kräftig genng gegen seine, Wider-lagsmauern preßt, ohlir ;u biegen nnd ^il brechen: sein Gewicht wird alsdann vom seitlichen ^ruck getragen. Als Widerlager der überseeischen und nntersreischeu 20 Kontinente, dir freilich mil dem allergrößten Theil ihres l^elvichtes nnnlittelbar alls denl glüliend flüssigen >tern rnhen, dienen nun eben die tiefen oceanischen binnen, ivelche je>ie begrenzen nnd scheiden, und es läßt sich ohm' Schivierigkeit begreifen, daß sic unter drill gcwaltigell ^ruck ;crquelscht, gestalicht, ^ertrümlncrt werden müssen. T'arum stiegeil alle großen (Gebirge, die Alpen, der Himalaja, die Eordillcren, ans den tiefsten Meercsrillilen auf, und mit ihnen ungleich anollcn als /VVlicht der Stallchnng weicherer, inelir abwärts gelegener l heile der ^iillde viel breitere Streifen festen Vandes empor, um die Größe der ^ontineilte ;u vermehreil. Auch ist klar, weßhalb die bodellzertrüillineril-den Erdbeben entweder den neueren Gebirgen oder den ^estlandstüsten nachgehen. Sie sind die mit der Stauchung der tieferen Erdkruste nolbivelidig uerbnn-dcnen ^rschütternnqen der obersten, harten, iil Aer-fchiebnng und Faltung begriffenen Schichten, und Nebenerfcheinnn^en einer weiter fortschreitenden (^e-birgobilduuss. Ans den neuesten Messnna.cn darf man fchließen, das; die mittlere liefe der Weltmeere auf 'l7W Nieter/ die aller Meere insgesammt anf .!4:jl> Bieter veranschlagt lucrden kann. Die mittlere Hohe der Festländer beträgt nnr beiläufig 400 Meter. Die ^aud-erhebung verschwindet also fast, wenn man sie mit der liefe nnd Weite de5 wässerigen ^rabeo vergleicht, do5 sie jeden Angcilblict zn verschlingen bereit ist, wenn eo so (^olte5 Wille wäre. T'entt man sich alles feste ^and in oao Meer hineingeworfen und auf gleichmäßige Weise darin vertheilt, so täme ein unbegrenzter Ocean heraus voll mehr alö 't2W Meter Tiefe. Eine ^imdfluth von unten her, ans den Schlenfen der Tiefe, gelwrt also auch hente nicht ^u den unmöglichen Dingen. ?a^u brauchte ("ott weiter nichts ^u thun, als die unterseeischen (^ewölbe sich etwas beben, die überseeischen sich etwas senten ;n lassen. ')(ur einzelne ^nscl^üge würdcu alis der endlosen Wasserwl'lste hervorragen, .^täme es aber auf dir Versenkung eines bestimmten Festlandes an, so vermag dieselbe sogar durch natürliche Um faltn n gen der Erdrinde in der Weife ;n erfolgen, das; nicht einmal die höchsten Berg-spitzen nber dem Meere hervorragend bleiben. Das Ercignisi hat sich mehr oder weniger vollkommen schon oftmals zugetragen. Wer weif; ;n behaupten, ob nicht die durch die ^nndflntl) vertilgte ')tachfommenschaft Adams ein Festland beivohnt l>at, lvelches nun in ngend einem Ocean begraben liegt? Scholl hente bemerkte ich das sogenannte Venchten oder Phosphoreseiren der See. Wenn die Wellen- t'ämme nberstl'lr^eild in Schanm sich auflösen, so >eigt sich ill ihrer gangen Vängr ein sanftes iveis^gelbes ^icht, und darin meistens einzelne liellanflenchtelide Pnntte. '1'iit der ^ulltelhrit der stacht wächst die Schönheit dieses Pliäiwmens; ^abllose breite Streifen gelben dichtes flainmrn ringsum, fo weit das Ange fehen kann. 20. Mai, Samstag. Nur ein einziges Schiff ist in weiter ^ernc sichtbar. Das Wetter bleibt beständig kalt, gleich als ob wir nns noch nicht anf der Breite Spaniens befänden. Aber der Wind dreht sich von Ost nach Nord nnd bilft uns mächtig anf unserer ^ahrt, nm wärmeren .^onen entgegenzutreiben. Was ist das? Siehe da, Schwalben begleiteil nnser Schiff lind tanchen unablässig in den Schanm der eis grünen Wellen, welche die >^raft der Schanfelräder emporwirst. Woher tolnmen diese lieben lhierchen? An den vorigen Tagen habe ich sie nicht bemerkt nnd jetzt schwimmen wir fern voll jedem Vande mitten zwischen England nnd den Azoren. Welche ^lugkraft müssen sie besitzen! Nicht ein einiges Mal den gan zen langen lag rnlirn sie ans; aber des Nachts sin den sie wohl ein rnln'ges Plätzchen auf unserem gastfreundlichen Dampfer. Mit dem heutigen Morgen fegrlten wir ill den mächtigen Golfstrom hinein, der, von hier all bis jen seits der Azoren oslwärts gewendet, seinen Vanf nach Spaniens nnd Afrika's rüsten nimmt. Wie das Blnt in den Adern den menschlichen Körper dnrchströmt nnd ihm ^eben gibt, so durchkreist das Wasser als belebcudcs Element die weite Erde, Meer und Eon-tinent tllld darüber die Atmosphäre. Die Meeresströmungen gehören ^n den wnnderbarsten Einrich. tnngen der 'Natlir; denn sie erhalten das Wasser in fortwährender Bewegnng, es reinigend und vor ^äul-nis; schützend, medr als der Wellengang oder die Ebbe und ^llith dieß vermögen. Annerdem aber tragen sie kräftig d(M bei, daß die lemperatnr von Wasser nnd ^nft in den verschiedensten Gegendell des Erdballs sich möglichst ansglriche. '^ch rrn'ähne hier linr eillen dieser Ströme, welcher, dnrch die Passatwinde an Amerika's Osttüstc herangestaltt, von Süden in den Golf von Me-jico eintritt, daselbst, gleichwie in einem Kessel, sich in die Nnndc drebt nild seine höchste Temperatur, 2i>" li, annimmt, '^on hier ab sührt er den Xiamen Golfstrom, drängt fich ^ivifcheil Florida lind den Bahama-inseln ill's ,vreir binalls »,>ld llimnlt in den nördlichen Regionen fast die ganze Breite des Oceans für sich in Anspruch. Diese Bewegung des salzigen Meerwassers bildet cinen gewaltigen Strom mitten im unermeßlichen 21 Ocean, — einen Strom, der nie anotrocknet, anch nicht ^ur ^eit der gröMrn I^ürrr, der nie übrr seine Ufer steigt, anch »icht wenn nnrrschöpflichrr Stegen vo>n Himmel stinkt. Sein Belt nnd seine (Gestade werden nicht dnrch ^rls »dcv Erdreich gebildet, sondern dlirch bewegliche Schichten kalten Wassers, zwischen denen er srinr ivarmrn, blanrn ,vlnthen ein-brrwäl^t. ^iirgends ans den Festländern begegnet nun» eineni ähnlich majestätischen Strome. 'Iteistendrr als der Amazonas, nngrstnmer als der Mississippi, sagt rr eine Wassermasse mit sich voran, welche die jener beiden nm day Hnndrrl oder Tansendfache übertrifft. Nachdem der Golfstrom in sechsmonatlichem ^anf die .Naraibischr See nnd den Äicerbnfen von Mejieo dnrchlrrist hat, verfolgt rr die NordtMe oo» ^'nba, biegt nin dir Sndfpitze der ,V>albiüsrl Florida und drängt sich in dir MerreiM hinein, lorlchr die östlichen Ufer dirseo Vandc) mit dcn Vnliama puseln nnd drren Bänken bilden. Hier uerstärtt rr sich noch mit den Geniässrrn, welche ihm die nord-äquatoriale Strömnng ?,ntrrilit, nnd stürmt alsdann in den frrien ^ccan hinalio dnrch eine Mnndnng von l^ bis !! grographi schen Äieilen Breite nnd -M> Bieter mittlerer Tiefe. Seine Grschnnndigtrit ift an dieser Stelle gros;, 1 bis 1'//,, geographische Mrilen in der Stnndc, und seine. Vie Meeresströmungen'. Wasscrmasse del ragt nilgrfähr das 2<»()()fache des Mississippi, werden seine schänmenden ^»gen dnrch Snd-N'eststnrmr gepeitscht, so beschleunigt er seinen ^'anf, nnd die Mrnge des Wassers, welche er in den ^eean erssicßt, wird alsdann srlir viel gröber. Nmgrkehrt aber stant er sich bri ')iordostnn»den ans nnd über schwemmt die nährrrn Gestade nild ^nsrln. Allmäh. lich treten seine ans kaltem Wasser grbildttrn Ufer weiter anscinandrr, feine Tiefe wird minder brdentend, seine (^rscknvindigl'eit geringer' seine warmen Gewässer erlangen mel,r nild inrhr Breitr. Beim ('ap Hatteras, in der Mitte drr ^sttüste der Vereinigten Staaten, beträgt seine Breite 17—Itt geographische Meilen, seine Tiefe gegen 2M> Meter, nnd er strömt immer noch eilends fort, V, geographische Mrilen in der Stnnde ^nrnttlegrnd. Südlich der Bant von Nen fnndland brsitzt er schon emr Breite von mrhr als K»<> Mrilen. Die ^iichtnng der Mreresgrstade, der von ^lordivestrn kommende kalte Polarstrom, dir fast beständig wrhrnden Südwrslwindr nnd endlich die Ro-lation der ^'rde nin ihre Arr lenkei' den Strom in dieser legend qner über den Ocean hinnbrr nach Eu ropa, aber anf der Glitte dieses Weges, die Nähr des alten Continents fühlend, spaltet er sich in >>vei mäch- ' Die Pfeile deuten die Nichtnng dcr Stro»ne nn; dir wlN'mcii Ströme sind dmch dic gm,M ^inicii, die tnltcn Polarströmc durch dic punttirtrn ^iiurn Nligrdeutct. 22 tige Zweige. Der eine wendet sich fast genau ostwärts und sendet einen Ausläufer in den Meerbusen von Biseaya, die Nordknste Spaniens nnd das westliche Gestade Frankreichs mit seinen warmen Flnthcn benetzend; die größere Masse des Stromzweigcs aber dreht sich langsam nach Süden, in nngehenrer Breite neben Portugal und Afrika dahingehend, bis sie in die Region der Nordostpassatwiude grlallgt nnd mit diesen in der Richtung, welche die Drehuug der Erde in jenen Gegenden erfordert, nach nnd nach gauz westwärts getrieben wird, so daß sie endlich wiedernm die Antillen erreicht, wo sie schon vorher gewesen. 5iese letzte Strömung heißt die uord - ä q n a torial e nnd bildet den Schluh des nord atlantischen Wirbels, welcher dir Sargasso-Sce als ruhiges Gewässer einschließt. Der andere Zweig des Golfstromcs, der östlich von Nenfundlaud zur Entstehnng kam, fließt mitten im Atlantischen Ocean die Hauptwindrichtnng befolgend nach Nordosten, fast die ganze Breite zwischen Island nnd den europäischen Westküsten einnehmend; er geht südlich uou Spitzbergen, nördlich von Nowaja Semlja weiter bis tief ill's Eismeer nnd verliert sich hoch im Norden von Asien. Als seine Gegenströmung kann mau die kalte Polartrift be-trachteu, welche ans dem ewigen Eise des Nordpols längs der Ostküste Grönlands sich südlich hrrabbewegt, dann, um das Südcap dieses ,^audeü in die Davis-straße umbiegend, deren östliches Gestade verfolgt, bis sie später wieder umkehrt, auf der andern Seite längs Labrador südöstlich geht nnd endlich, bei Neufundland gegen den Golfstrom stoßend und südwestlich abgelenkt, die nördlichen Gegeudeu der Vereinigten Staaten mit ihren kalten Blüthen netzt, worauf sich dieselben in der Tiefe unter dem warmen Wasser des Golfstromes nilmählich verlieren. Nirgends in der Welt findet fich ein fo plötzlicher Wechsel der Temperatur aneinander grenzender Gewässer, wie in der Gegend von Neufundland. Hier wälzen sich die Flnthen des warmen Golfstroms, in denen das Thermometer 1<> bis 20" ll. nachweist; nnd einige Meilen weiter nördlich hinauf schwimmen Eisblöcke in einem Wasser, das häufig bis auf 4" nnter dem Gefricrunnkt abgekühlt ist. Der Golfstrom ist die Fahrstraße der Meergeschöpfe aus der tropischen Zone; sie ziehen hinauf bis zn den Azoren, selbst bis nach Irland, ohne zn merken, daß ihr Vaterland in unermeßlicher ^erne liegt. Die Walfische aber und die übrigen Srethiere des hoheu Nordens stcigeu im Atlantischen Ocean nie so weit nach Süden herab wie im Stillen Ocean, treffen sie bei Neufundland anf das warme Wasser des Golfstroms, so kehren sie erschreckt zurück, als wären sie auf eiue Waud von flammen gestoßen. Der Golfstrom, welcher die heißen Gcwäffer des Südens nach Norden führt, bietet das großartigste Beispiel einer natürlichen Warmwasserheizung dranßen in Gottes freier Natur, die mit mächtigern Mittel» ;u arbeiten versteht als wir armselige Menschen. Wie viele ^fen müßten wir in Deutfchland, Frankreich, England, überhaupt iu Europa hinaus in's ^reie setzen, wie viel Millionen Scheffel bohlen müßten wir darin verbrennen, damit die Wiuterluft unseres Continents nnr um einen Grad wärmer würde? Was wir nicht können, das thut für uns die 'Natur ganz umsonst. Der Ofen ist die nämliche Wintersonne, welche im December und Januar keine .5trast mehr zu besitzen schciut; sie heizt ans 20 Millionen Meilen Entfernung die Gewässer des Äquators nnd Central-amerika's, nnd diese werden nicht durch ein Rohr, sondern im viele hnndert Meilen breiten offenen Strom nach Enropa geleitet, ja schließlich entwickelt sich das ^an^e noch ;n einer wahren Vuft- nnd Dampfheiznng für ein großes Festland mit einem Mal. Was will u«an mehr? Es ist allbekannt, daß die Vnft fast einzig durch die Oberfläche des Vandes und Wassers erwärmt wird, auf welcher fie ruht; die Sonnenstrahlen heize» fast nur diese. In den enropäischen Gegenden, wie in allen gleichen geographischen Breiten, herrscheu die Südwestwiude nnd nächst ihnen die Westwinde vor, ein Nesultat, welches t^ott dadurch erreicht, daß er die Sonne scheinen nnd die Erde sich drehen läßt. Die genannten Vnftströmungen bleiben lange .^eit mit den warmen Gewässern des Atlantischen Oceans nnd namentlich mit denen des Golfstroms in Berührung. Was ist also natürlicher, als daß sehr viel warme ^uft nach Europa kommen muß, daß also der Golfstrom eine wahre Luftheizung im kolossalsten Maßstabe heruorbringt? Zweitens zieht sich der Golfstrom längs der gan zen europäischen Westküste hin bis hinauf über das Nordcnp, ja sogar bis iu deu hohen Norden Asiens. Das Meereswasser bleibt um gan^ Enropa herum so warm, daß im Westen sein Gefrieren nie vorgekommen ist, im Nordeu nur zur Winterszeit nnd in geringem Grade möglich wird. Aber nicht nur das: derselbe wohlthätige Strom drängt schon bei Neufnndland den kalten Polarstwin lind seine endlosen Eismassen zurück nnd schmilzt letztere rings nm Enropa fort, wofern sie einmal wagen, mit einem Nordstnrme sich an seine Küsten zn legen. Was würde ans Enropa werdeil, 23 wenn es von England all bio nach Asien bill nut einem hlllldert '))(>,'i1cn breiteil Gürtel ewigen (^ises besetzt wäre? Daß dieses incht geschieht, verhiildert der Golfstrom als Warmwasserheizung,. Drittens aber bewirkt er anch eine Dalnpfhei-zung, so lveliig es danach anssieht, nnd gerade sie ist die wichtigste aller Heizungen, die er ^n besorgen hat. Die Südwest nnd Westwinde führen durch ihre Berührung mit dein wavinrn Atlantischen Ocean nicht Mlr warinc Vnft, soildern anch Wasserdünste herbei, die sich in Regen verwandeln und daonrch sehr viele Wärine hervorbringen. Denkt man an das unangenehme, naßkalte Welter im gerbst, Winter nnd ,vrül> ling, so könnte man ivohl versucht sein ;u »leinen, das; ein entschiedener und dauernder Winterfrost besser sein möchte. Allein in acht bis nennmonatlicher, nn-nnterbrochen herrschender >tältc vermag sich so viel Schnee und Eis auzuhänfen, daß nns damit wahrlich nicht geholfen wäre- während jetzt der Vandinann sieben Monate nnd noch mehr ans dein ^rlde schassen kann, würde er auf drei beschränkt sein nnd auch diese würdeil vielleicht uicht hinreichen, um alles Ms zn schinel^en und die erforderliche Sommerhitze zu Stande z,l briugeu. Es ist also besser, das naßkalte Wetter mit (Geduld yl ertragen, als ewig zu friercu uud bitterll "Klaiigel '^u leiden. Aber anch im Som mer brnlgeit die Gewitter nnd Regen viel Wärme. Wie geht das zu? Die Natnrlehre beweist, daß ans Wasser der Dampf oder Dnnst nur dadnrch entstehen kauu, daß letzterer riile sehr große Wärmemenge als Mitgift auf seine luftige Reise mitnimmt; diese Wärmemenge ist im Dampf dermaßen versteckt, daß sie sich der Wahr-nehinung des Thermometers vollständig entgeht, genan so, als ob sie darin gar nicht vorhanden wäre. Nichtsdestoweniger ist sie da, ja in Hoheit! Grade thä-thig, denn sie macht, daß der Dampf eben in der ausgedehnten luftigen ^orm des Dampfes existirt uud nicht Wasser ist. Diese g ebund e n e D a m pfwä r m e, wie Nlaii sie nennt, ist fast ^Vzlnal so groß als diejenige, welche erfordert wird, um dieselbe Wassermeuge, woraus der Dampf eutstandeu, von 0" an bis zmn Siedeil zn erhitzen, und sie wird nm gar ilichts ge^ ringer, selbst wenn der letztere nnr l5> oder 10 ^nade warm zu sein scheint. All' diese versteckte Wärme, kommt aber sogleich wieder zum Vorschein, sobald der Dampf sich rückwärts in Wasser umgestaltet, sie hat ihre Arbeit vollbracht uud darf wieder in's ,vreie ziehen. Die Wasserdünste kommen vom Ocean als wahrer Dampf in unsichtbarer Gestalt; bei ihrer Entstehnug endogen sie der Oberfläche den Meeres die ;n ihrer Eristenz nothwendige Wärme. In Berührnng mit den kalten Vrrgen, Wäldern nnd Fluren des (sontinrnts, noch mehr aber, wenn die eisigen Winde des Nordens iu sie hineinstürmn, kühlen sie sich ab und werden dadnrch ge;wnngen, sich in Wasser, d. b. ^llnächst in sichtbare Wolken ^n verwandeln, bei welchem Prozeß sie ihre versteckte Wärme all die ^uft und sonstige Umgebnng abtreten. Regnet es viel ill (^nropa nnd ist dieses ,vestland ill /i'olge davon mit einer so großen .^ahl mächtiger Ströme und Flüsse ausgerüstet, so folgt mit Nothwendigkeit, daß mit dem Regen zugleich eine solche Wärmemenge in's Vand hineinzieht, daß durch sie ^Vzmal so große Wafsermassen, als die Ströme ill's Meer ergirßeu, beständig im Siedeil erhalten werden könnten, freilich findet sich diese Wärme nirgends in der Art znsammengehmift, wie das vom Himmel gekommene Rcgeuwassrr iu den Missen, vielmehr trifft iilan sie überall zerstrent an, auf der Haide nlld im Wald, auf den Wiesen und ans den Äckern, im Wasser nnd im endlosen Ocean der Vuft, eifrig ihrem Geschäfte obliegeud, die gan^e freie Natur zu heizen, damit sie Pflanzen hervorbringe und gut gedeihen lasse. Die gesammtc Wärme, welche der Golfstrom iu den drei genannten Weisen über den nördlichen Atlantischen Ocean, ganz Europa und noch eineu guten Theil voll Asien verbreitet, ist in der That eine ungeheuer große. Rechneu wir seine Wassrrmasse, wie wir oben gesehen, 2W<)mal größer als diejenige des Mississippi und seine Temperatnr gleich 25><>, und setzen wir voraus, daß diese sich auf ihrem langen Wege bis ;nm Nordpol anf <1 ° abkühlen soll, so ist die von ihn, fortgeführte Wärmeinenge andererseits genügend, um 25 Ströme von der Größe des Mississippi bis anf 2Wl)" zu erhitzen, und da die Metalle viel weniger Wärme brauchen, nm gleich heiß zu werden wie das Wafscr, z. B. Eisen nennmal welliger, so folgt, daß mau mit der Wärme des Golfstroms, wenn sie anf einen Haufen ^nsammengebracht würde, gan^e Gebirge uo>l Eisen schmelzen und 225» Ströme gleich dem Mississippi, aber von geschmolzenem Eisen mit einer Temperatur von 2000°, beständig im ^luß erhalten könnte. In der 5 hat eine erstaunliche Wärmemenge, und die gelangt ;nm größten Theil nach Europa! Ich ziehe jetzt auf der Weltkarte einen Strich fchnurgerade »lach Weste», mitten durch Norddeutsch-land uud England hindurch. Jenseits in Amerika treffe ich auf die Halbinfel Labrador. Viel größer als Deutschland lind Frankreich zusammengenommen, 24 ist sic ebenfalls auf drei Seneu uoiu Wasser liiugebeu. Aber wie sieht'o in dieseiu ^aude aus? In ihm blühen ebeuso viele Schilee lind (viofelder als in den beideu eliropäischell Väuderil grüne Auen oder Bllcheu^ nnd Eichenwälder. Woher dieser merkivürdigc Unterschied iil Erdstrichen, die voni Nordpol nnd vom Aqliator gleich weit abstehen nnd somit gleiche Wanne besten sollten 7 Im (Gegensatze zu (wropa findet sich Vabrador nnd alley nördlicher liegende Vaud umgeben vou lalteil Polarstroinen. Unter den binden, die für ltlw so günstig sind, ist der Westwiud kalt nnd mit wenig Feuchtigkeit beladen, der Südwestwind nnr im kurzen Soiuuler warm nnd unter allen Um-ställden trocken, da er seinen Weg über cm großes Festland nehinen mußte. Stinten in diesen Wind die falten nördlichen hinein, was bei uns zur .^eit der (Gewitter nnd Regen zu geschehe»: pflegt, so werden die t'alten Winde dnrch die freiwerdendc Wärme der niedergeschlagenen Dünste nicht ausreichend geheizt. Die ^'uft bleibt kalt nnd Schnee fällt statt Regen anf alle berghohen, >vo die ("letscher zu ungeheurer O'roße anwachsen, .^ieheu vom Golfstrom her die selteneren Ost- uild Südostlm'nde ilach der Richtung des nuglück-lichen Vandeo, so verdichten sich ihre reichlichen Wasser dünste schon über dem kalten Polarstrom an den Bänken von Reufuudlaud, daher die vielen Rebel in diesen legenden. Aber nach Labrador gelangen wenig regenbringende Wolken nnd dao Vaud bleibt ohne Wanne. (5me ackerbautreibende, iudustn'efleißigc (5'in-nwlxierscliaft findet sich da nicht; wandernde (^kimos banen ihre ^chneehäuser am ^leercüstrand nnd nähren sich mit dem fleisch und Thran der Seehnnde, ^iobbeu und Walfische. ^rdeukt einmal der liebe ("ott (<,lropa für seine fünden anf eremplarische Weife ^u süchtigen, so brancht er nnr den West nnd Sndwestwind dnrch ein uor liegendem, atlanlischeo Festland anzutrocknen oder ihnen den .^ng nach (>'nroua ^u benehmen, uia^ durch ein <5ulsi,!ken der russischen und asiatischen Wenen unter den Meeresspiegel Mu Theil ben'erkstelligt würde, indem die Mmdernng der dortigen SommerlMe niit einen, vordringen kalter Winde nach ^,üd und ^üd west, also auch mit einem Zurücktreiben der wärme-bringenden Winde verbunden sein muß. (^iue gan> ähnliche Wirkung brächte die Absperrung des (^olf. stromes r»o>i seinem jel.ügen ^anf oder die Eröffnung rines neuen Wegeo für ihn, über das eingesnnkene ^'entralamerika hiilaus in den stillen Ocean. Alle Herrlichkeit von (^nropa hätte bei der Verwirklichung einer diefer ^oranoschnngen ein trauriges <5»de er- reichi, um wie viel mehr, wenn gar alle drei mit einander zuträfen! Oder wäre eine solche Wendnug der Dinge unmögliche Was einmal dagewesen, kauu wieder kommen, (i's ist auogemachte Thatsache, dus; in einer früheren Periode, die lins nicht einmal so fern liegt, der mitteleuropäische M'rnsch mit dem Renthier und nordischen Mammuih zusammenlebte. Dao ganze Alpengebirge bildete damals bio weit iu's Schwaben-land, Bayern nud Italien hinein eine nunuterbrochene C'iVwüste ewiger (Gletscher; (^roßbritauuiell und Skandinavien wetteiferten im trostlosen Anblick mit dem hentigen Spil.chergeu nud <^rönlaud; Walfische nnd die andern hochnordischen Thiere lnmmelteu sich in der damalo uiel größer geweseuen Ost uud ^tordsee — nnd der Mensch, welcher gegen d'ude dieser traurigen Episode (^nropa'o in dasselbe eingeivaudert war, verfiel, vom südlichen Centrum der Civilisation losgerissen, iu die Barbarei der Eskimos, ("anz sicher unssen wir uus jeue sogenannte „^iozeit" nicht zu erklären. Allein mehr als wahrscheinlich ist, daß gegen ihr (^ude bill die Sündfluch, der Untergang des Menschengeschlechts iu den stauenden ^lntheu, Roe's ^ahrt in der retteudeu Arche sich zugetragen haben. Das Arktische Meer hielt die üefläuder Europa's uud Asienv l)och nberschiveüiü!!, nordische Winde trieben erstaunlich große (nomasseu bis dahin, wo mm die mitteldeutschen Gebirge begiuueu. Ebenso lag ^'entralamerika ulttcr Wasser. Uud weil die gleicheu Thiergeschlechter der Eiszeit dnrch Europa und den Osten Rordamcrika'Q verbreitet ivaren, so muß mau schließen, daß vor uud während der allgemeinen '^er-gletscherung eine ^auduerbindung zwischen den beiden O'outiueuteu bestanden hat. (^s faitd sich also, was ;ur (>1o^e!t oou d'nropa übrig geblieben war, so ziemlich iu der nämlichen Lage, wie das heutige l^rö'ulaud, nur muß damals auch die uuu so heiße Wüste Sahara überfluthet und darum weniger wärmefpeudeud ge-wefeu sein. Die äußerst merkwürdige Verdrückuug, welche die nördlichen Theile Europa's ilud Amerika's wahrneluueu lassen, das jähe, klippige Aufragen ihrer felsigeu .^ü-steu, die Zerstückelung dc>) Vandeo iu uuzählige Inseln, Sunde lind Fjorde, die überraschende Menge großer und kleiner, mit Schwemm schütt uoch uicht erfüllter Seeu von bedeutender Tiefe iu Britisch A»uerika, Canada, ^taudiuavien, Finnland, ^iülßland und ganz ^liederdelllschlaild, die vielen Stromschuellen lmd Wasserfälle großer ^lüfse in uienig gebirgigen (legenden, — all' diese auffallenden Erscheinungen lassen clulto. 2. Aufl. 25 vermutheu, daß UM' lind während der Eiszeit die starre ! Erdrinde eine außerordentliche Anspanilnng ihrer be-n'ölbeschnbkraft erlittet! hat. Die schwachen Seegeivölbe > mußten bis zn uilgebülirlicher Hohe aufgerieben werden, den Oecan über die starken Continents wegdrängen nnd f6)ließlich zertrümmert in die Tiefe silcken. Hiev, wo nnn nnsev Dampfer schnaubend einher stürmt nnd anßerhalb der „Sälilen des Hertllles" schäumende Wogenkämme durchfnrcht, da soll nach Plato's Erzählung im Timäns vor Alters eine Insel Atlantis gelegen haben, größer als Libyen und das damals bekannte Asien znsammengenommen. Von einem kräftigen Volk unter mächtigen Herrschern soll sie bewohnt gewesen sein, aber furchtbare Erdbeben nild anfschwellende Fluthen versenkten das ^and nebst vielen andern Inseln iu's "))leer. Der Oeean gibt seine Todten nicht zurück, die ails dein kühlen brunoe schlununern, und deren beschichte bleibt für uns ein Räthsel. Mag aber die Wiege des menschlichen Geschlechts auf der Atlantis gestanden haben, wie diese ursprünglich ägyptische Süudflutbsage es will, oder eher vielleicht ans der südlichen Halbkugel im bebiet des stillen Oceans, dessen Boden hente noch im linken begriffen ist, so uiel scheint sicher, dust die älteste Nach. kommenschaft Adams in der Tiefe der bewässer be^ graben liegt nnd hente vergeblich gesncht wird. „Ich will sie verderben," sagte bott beim Anblick ihrer Greuel, „nnd die d'roe (das Vand, was sie bewohnen) mil ihnen." Das älteste Geschlecht von Menschen, welches unsere gelehrten Forschungen aus dem Vehm der Hohlen mit sammt den bebeinrn des Mam-nuüh und Renthiers an das Tageslicht herausgehen, gehört nicht dem nntergesnnkenen ^'oilliilent an, sondern den verkümmerten Eskimos ans der jüngeren Eiszeit, den in nnwirthliche bege»,den versprengten Nlitglicderll des noachischen (Geschlechts, ^'ersclnuliuden ist das alte beschlecht mit allen Spuren seiner O'nltnr, nnd die blaue Meereswelle, welche darüber spielend hingeht, verschweigt auf ewig sein bc-heimuiß. ül. Mai, Houlitay. Wir feiern die beilige Messe im groben Saal, deun wir habeli viele >^atl)oliken aus Spanien, Wcstindien und Südamerika an Bord. Auch die (Engländer feiern den Sonntag mit falbnngs^ voller ,'jtede ihres geistlichen Herrn, der sammt be^ mahlin und drei erwachsenen Töchtern sein blüek ebenfalls in der neuen Welt aufsuchen will. Im Übrigen geht die Andacht der Briten an Sonntagen weit. Die ! deutschen Stewards dürfen ihre Mnfil nicht ;nm Besten , geben, karten-, Domino-, Schachspielen unterliegt dem ^ Verbot. Mich wundert, daß die Heiner heizen, die ! >töche kochen und die Kellner uns etwa^ zum W'cn bringen. Auch hätte die englische Polizei den lieben Herrgott znr Strafe ziehen follen, daß er am hrntigen Tage mehr Wind nnd Wetter »nachte, als nöthig war. Von Ost nach Nord nnd gar bis Südwest hernm, uns entgegen, drehte er die Winde nnd ließ sie kräftig blasen. Immer mehr Wolken peitschte er nns zu, und schaumig sprühten die Wogen empor. ^ Knrz uor der Dämmerung erblickten wir znm ersten Male eine Hcerde Delphine, wohl !w.......40 Stück von diesen 2—!j Meter langen, menschenfrcnndlichen Thieren. Offenbar hatten sie am Schiff ihre besondere Freude und fürchteten daS altbekannnte, nnschnldige betö'se der Räder nicht. Sichtlich eilend nnd so nahe, als sie vermochten, stürmten sie rechts hinter dem Radkasten einher, einen herrlichen Anblick darbietend, wenn sie im (vifer, nicht nachzubleiben, mehr in der ^'nft als im Wasser schwimmend, ans einer Welle in die nächste übersprangen. (5rst mit der Finsterniß verschwanden sie. ^3. Mai, Mollwg. Heute ist es schon der dritte Tag, daß immer die nämlichen Schwalben unsern Dampfer verfolgen. Andere Vögel erblickten wir auf dem offenen Meere nie. Des Nachts gab es viel Regen, nnd er fällt auch häufig am Tage. (>'in starker Wind bläst ans Südwest, die Wogen schaukeln das Fahrzeng mehr als gewöhnlich. DaS Schreibe», wird schwer; zum blück finde ich keinen Stoff dazu, es wäre dcuu eiue gelehrte Abhandlnng über die Wirkungen der schwankenden See anf den menschlichen Organismns. Beinahe babe ich jedoch schon ein Tintenfaß leer geschrieben und muß ich sehr fürchten, daß meine frenndlichen Veser und Veserinneu zu Haus die vierzehntägige ,^ahrt anf dem großen Wasser so langweilig finden, wie die meisten Passagiere. <5iuc Art ^esekatarrh, eil» schlimmes Augenfieber dürften fie sich znziehcn, so daß sie diesen, im stampf mit den (Klc-menten geschriebenen Brief zufammcnfalten und für ewige feiten bei Seite legen! — Anf nnserm Schiff ist die Post feit fünf Tagen ausgeblieben. Das fühlen die Passagiere, denn sie haben nichts mehr zu sprechen und ebenso wenig znm Denken. Das Thema von Wind und Wetter hat sich erschöpft, nnd so steht man, dem strömenden Regen auf Deck aus dein Wege gehend, stillfchweigend um die Maschine. 23. Mai, Vilnj'tag. Diese Nacht und des Morgens passirten mir die Azoren. Wie gern hätte ich wenigstens den steilen Pik von Tereeira gesehen! beider stencrten wir weit südlich vorüber. Ofsiciere und Mannschaft wollen den Pik erkannt haben und den teten anf ein sehr fernes bewölk; allein anch mit dem 26 Fernrohr konnte ich nichts Anderes als Gewölk entdecken. Also in runden 14 Tagen, von Southampton bis St. Thomas, soll ich kein ^and, nnr Himinel nnd ^^asser zn sehen bekonnnen. Doch trösten mich wieder meine lieben Schwalben nnd ein ncnes Nndel von Delphinen, das wie vorgestern in lnstiger Jagd seine Sprünge macht. Anch dnrch eine größere '.vienge der Schiffe verräth sich die Nähe der Inseln. Überhanut verdingen wenige Tage ans nnserer langen Gleise nach Westindien, an denen nnr nicht ein oder das andere Schiff gesehen hätten, nnd manchmal zogen sie so nahe an nns vorbei, das; wir die Mannschaft hätten an rnfcn können. Es benimmt das dem Ocean viel von seiner Einsamkeit; man weis; sich selbst in dieser nn-ermeßlichen Wasserwnste in der Nahe von Menschen nnd findet mancherlei Zeitvertreib. Zuerst tancht die Suche des Mastes, dann ein Segel ans dem Wasser; bald kommen die nntern Segel, der Nnmpf zum Vorschein. Mit dem Fernrohr mnstert man die flagge; man salutirt hiil nnd her. Welch' majestätischen An blick bietet ein gewaltiges Kriegsschiff, wenn imm il»n, wie wir hier bei den Azoren, anf drin offenen Ocean begegnet! Niit diesem Wald sich thürmender Segel ragt es wie ein Berg über dem Wasser empor. Die Inselgrnppe der Azoren ist dnrchans rill-kanischer ^iatnr, wie Islalld nnd die meisten kleinen Inseln des Atlantischen Oceans; seichen unltanischer Thätigkeit sind bis anf unsere Zeit bekannt. Was aber die legend, in der nnr nns hier befinden, br sonders nierkwnrdig macht, sind die vielen unterseeischen Eruptionen und Nenbildnngrn voll Fenerbcrgen mitten im Wasser. Südöstlich liegt uus zunächst San Äci-guel, ein weitläufiges, frnerspeiendes ("ebirge nnt vielen Rratern ilnd ungleich die grüßte Insel der ganzen ("rnppr, in deren Nähe die bekanntesten unterseeischen Vulkane hänfig ihr Unwesen getrieben haben. Bei jedem größern Ansbrnche bildet sich ein Schlackenkegel, der etwas über den Meeresspiegel heraufragt, bald aber wieder verschwindet. Nanchende kleine Eilande erschienen in den Jahren !l>5>tt, U!i>1, 1720 und 1K11, nnd in diesem letzten Jahre gelang es sogar einem Engländer, im Namen seiner Negiernng Besik von einem zn ergreifen nnd es mit dein Namen „Sabrina" zn tanfen; allein das nengeborene .^indlein sank schnell in die Meercsflnthen znrück nnd ertrank. Ein halbes Jahr vor dem Anfang der Eruption hatten sich anf San Mignel von Zeit zn Zeit Erdbeben eingchM, die am 2:;. Jannar ganz nngcwöhnliche Heftigkeit erreichten. A:u 1. Febrnar brachten,v'sch"' die Nachricht in die Stadt, das; bei dem Dorfe Ginetrs, eine halbe Meile von der Küste, Ranch nnd Fcner ans dem Wasser anfsteige. Bald bestätigte anch der Wind diese Nachricht, denn dicke Aschennwlken wnrden ^/2 geogr. Meilen weit über die Insel getragen. Anf große Entfernung hin sah man die ans dem Meere steigende, bei Nacht mit fenrigem Scheine lcnch-tende Nanchwolke, nm deren Ansbruchsstelle die Gewässer in heftig wallender Bewegilng erschienen. Nach acht Tagen hörte diefe Eruption anf; aber schon am 14. Juni desselben Jahres begann eine noch stärkere an einem nicht weit abgelegenen Pnnkte. Es entstand hier bis zum 22. Iuui, an einem Orte, wo die See 100-'<> Meter tief geweseu war, eine Anfschnttnng von fast ^d dlivli»« b^ wrqlichl'r ^,'ava znsalinncnqcsctzt ist, die nntcr dcr Vast nach Ailßcn sscquttscht wird nnd dk Smtimss dco ("ali^cn crniö^lichl. (^cfiiyrlichc :1iiffc oder Bäntc uulkailischcn Sandes blcilim hänfi^ an solchcn unk'r^ scrischcn Anobrnch^strllril ^nrnck, n'ähn'lid di<' leichten '^imostmic, in Schichten uon einigen Dmiiictcr Hictl:, jcdoch schadloo fiir alle Schiffe, Hlliiderle von Meilen weil forlfchwinmien. 24. Mai, Mittwoch. ,<>Me -'tachüiiltaq .'l Uhr find'») dlsc» gerade acht ^aqe, das; wir Europa ver lafsen, eine lan^e .^eil »>ld ein weiler ^eq. ^ioch andere uolle acht !a,^e, nnd nnr find in St. Ihoiüaü'. Dieses St. Thomac, »nis; cliuas Wnnderbare^ fein^ denn ^cdermann redet nnr uon St. Thoinas. „^cnn wir doch erst in St. Thoinao nniren!" „Da, in St. Thomas, tann man Alles haben, was das Herz uerlanstt." „Es ist cm wahrer ^aubenMtm." „Da gibt's ^ranqen nnd Citronen, (vocns nnd Bananen, Flur»» schwalben. 28 Mango und Ananas. Auch alle europäischen C'rzcug-uisse sind dort zu bekomlue», denn St. Thoinas ist das Nniversalinaga^iil für ganz Westiudieu und Hinter amerika." „Wir selbst dürfen da an's ^aild steifen, wenn ivir nicht etiva in Ouarantaiue erklärt nierdeil, und können all' diese.Herrlichkeiten nnt eigenen Anqru belrachteil." Vrider dauert das noch volle acht Tage nnd liegt entsetzlich viel Wasser zwischen uns und St. Thoinas. Ader schon verkosten nur dieß irdische Mysium auf solche Distanz zum Voraus: hat es luich gestern gefroren, so ist heute die Hitze groß. Wenn sie alle vierulldzivanzig Stunden so zuuinlnlt, wie uou gestern auf heute, so gelangeil wir uach acht Tageil in eine ,v">eresse. Wie die Hiye, so dan Wetter: ein völlig wolkenloser, tiefblauer Himmel lmo ein rnhiges, himmelblalies '^ieer. Der Abeild mit feiner Musik auf dein Verdeck nud mit seinein Strrnengeflim-mer im dunkeln ^inuameut ist nnans. sprechlich schön; auch nichren sich die glühenden funken, welche die Glider hinter sich herwerfen, sie wachsen zu brennenden flachen zusammen lind bi>) in große Entfernung hiiller dem schiffe blitzt wie heim Wetterleuchten ihr sanftem Vicht periodisch auf. 2ö. Mai, Vounerstay. Lichts Neues, gar nichts den gangen lieben Tag, Alk'5 genau so u>ie gestern: der selbe Himmel, dasselbe '.Vieer, derselbe Horizont, Alle« klar n>ie Krystall, dir. selbe, rtivas uernlehrte Hitze. In einer Hinsicht haben nur noch weniger alo gesteril! unsere schwalben sind fort, alle mit einem Mal. Mlf Tage lang sind sie getreu hinter dem Schiff hergeflogen- fchou hatte, ich gehofft, sie bis uach Amerika zu bringen. Wo sind sie gebliebeil? Wahrscheinlich sind sie erst heute Morgen fortgezogen, denn gestern Abend, wo ich sie gesehen, war es zu spät. Wohin sind sie? Das nächste Vand ist Terceirn. Voll dort bis hierher sind wir zweimal 94 Stunden gefahren, das inacht uach unserem Reisebulletiu eine (>'utfer!M!lg uou 5^0 Seemeilen oder 1'iO deutschen Meilen, ('''ine solche Strecke können also die Schwalben in eiuem ^lugc zurücklegen, indem sie nebenbei noch Mucken nnd Wasscrthierchen fangen. Wahrliaftig, auf u ufere bullst braucheu wir noch nicht stoli, ^u sein, denn welch' träges Diug ist ein Dampfschiff, eine Vocomo-tiue, im Vergleich mit einer Schwalbe! 26. Mai, Freitag. Am uorigen Abend war eiu Gewitter im Auzug. (^ott sci Dank! es ist schadlos uorübergegaugeu llud ivir habeil luieder so schönes uud warmem Wetter wie vorher. l>in uerilnitfliger Dampfer weif; ubrigenc, eineiu (^eivitter a>lf dem ^cean alio dem Wege ,zu gehen, (^chst du rechts, sagt er zum (Zwitter, so gehe ich lint's. Schaut der aufmerksame Passagier auf den l>omvan, so merkt er, wie der Dampfer bedeutende Spaziergänge macht; foust aber meiut mau, das Gewitter ziehe ans lauter ^ullnüthigkeit an dem Schiff vorüber. Heute ist das Meer mit dem Sargassu m bedeckt, mit einer kleiueu, schwimmenden Wasserpflanze, einer Tangart, von dem gelbbrauuen Anssehen eines Vade schwammes. Dich Seegcwnchs erregt unsere Aufmerksaiukeit, weil es schivini mend inl Wasser wächst, uud durch die ungeheure Meuge, m der eÄ wuchert. Schou (<)grogr.O.uadral meilcu. ^liingsum ist eS ulngeben voiu großen „noldatlailtischeli Wirbel", d. h. inl Sieden begrenzt durch die Nord äquatorialströinung, im Westell und Norden durch den (>wlfstrom, im Osteil durch die uordafrikauische Meeresströ nulug. Altch iu drll ^-lüsscil des Fest-landes belllerkt man, daß Holzreisig sich in den Mittelpunkten der Wirbel auhnuft. Viel leicht haben manche Tange der Sargasso-See einen ähnlichen Urfurung; sie mögen am Gestade losgerissen und durch die Strömnng hierhin gekommen sein. ^»dessen das eigentliche Sargassum oder der schwim mende Aliens wächst uud eutwickelt sich hier, und zwar am Spiegel des Meeres. Niemals hat man all dieser Pflanze Wurzeln oder andere Orgaue gefunden, mil denen sie sich vorher am Boden festgeklammert hätte. Mit ^uft gefüllte Beeren, welche dem ^licns den Namen „tropifchrr Wein" uerschafst haben, dienen ihm gleichsam als Schwimmblasen, die ihn über Wasser erhalten, und unterdessen streckt er hundert blattähnliche Häntchcn in die Atmosphäre 85rßk85um I>ll,««!l>,ium. 29 hinauf, um dir ^n seinem ^edrihen noth,vendige ^nfl »»enge ein;nsa»»gen. Die Vrgetatio»» der Sargasso See theilt sich m eine östliche nnd eine »vestliche Gruppe, die durch einen bvcitm Kanal, eine pfla»»^e»!ar»ue ("egend, geschieden werden; e<3 ist, als ol> hier eine '))l'eeresströmll!»g von der äqnatorialen sich nordlvärts ab^iveige nnd den sch»vi»n»»ie!»de>» ,vueus ^nr Seite dränge. Diese Wasserstraße verfolgte nnser Dampfer; auf ihr ist die spärlicher auftretende Pflaume iu der ^iicht»»»»g des »nuth-mählichen Stro»»»es iü landen 'leihen geordnet, die uon einander in der beträchtlichen d'ntfernnng van nu gcfähr 't<> ^leter absteben. C»!ne ebenso mächtige Hochsee-Vegetatioi» trifft mau im nördlichen Stillen Oeean, 5>W ^ieilrn lang und 15>U Meilen breit. Die größte Alls dehnung aber bat die Tangverbrcitmig auf der südlichen Halbkugel, wo sie von der Südsvine Amerita's au sich ostwärts erstreckt über das .^apland nach dem Westen Australiens, ein i^e biet von 1 !!'><> '.Vieilen Väiuie und !."><» Meilen breite. Vergeblich nnrd man eineil festländischen Urwald oder eine ("raÄsläche suchen, n'elche äbuliche Dimeusicmen besäße. Andere Tange nud Algen wachsen in fabelhafter Menge an den Insten der kalten nnd gemäßigten .^ouen, wo man ihrer mehr denn 1,'lW ^^al tnngeu keunt. Die eigenthümliche, bald gallertartig weiche, bald mehr tnorpelig derbe ^eschaffeicheit ihrer Organe, welche kaum au nhuliche Theile von Vaudpflan^en erinnert, das bunte Dnrcheinander so vieler verschieden gestalteter, meist sonderbarer ^ormeu, ferner die wundersame Pracht der endlos durcheinander ge würfelten Farben geben diesen Mcereopflau^eu den Ciliaratter dro llngen'ölinlichen lind ^,elisameu, der dlirch das bunte (Gewimmel ebeuso abentenerlich gestalteter Tbiere nicht n'enig erhöbt wird. I'as ''luge traut sich t'anm, weln» es in diese Wunder hineinschaut, sie scheinen ihm eine Märchenwell ;u sein aus den Kindes-trm»ncn. ^a häufig weiß mau gar nicht ;n sagen, ob es eine Pflanze oder ein 5l>ier sei, was man erblickt. Da stebt ein seltsam uerästeltes (Gebüsch nnt den herrlichste»,, farbenprächtigsten Blnmeu; aber iede Blume fängt an, sich sür sich ?,n bewegen dorthin, wo sie will; die Stengel schwanken auseinander, nicht wie die Wasserströmung es fordert, sie biegen, verlängern nnd verkürzen sich nach Belieben: das merkwürdige Geschöpf, was wir erblicken, ist keine Pflanze, cS ist ein Thier, oder vielmehr eine ganze Thierfamilie, vereinigt anf einein gemeinsamen Stamm oder zu-sammeuwur^elud in einer nnd derselben Stelle des Bodens, uingeben von den ebeuso seltsame,i Gestalten der Seeigel und Seesterne. Auch die Korallen ahmen jede Warenform nach; mit stammartigeu Gerüsten wachsen sie empor nnd spalten sich in dir zierlichsten Verzweigungen, oder sie breiteu sich lanb nnd fächerförmig aus. ,^bre ^arbeu wechseln nach Vanne; lebhaftes (^riin ändert sich in Braun oder (^elb, reicher Pnrvnrfchatten nmsänmt sich mit tie-fem Blau. Au bobeu ruudcu Stengeln siyen lebendige O.uasteu, Piusel oder Bllimen, Moose uud flechten. An den ^clsabsätzcu haftend, breiteu die Seeanemoueu ihre >irän>e von ^ühleril ans; riesengroße .ttaltus-blütheu scheiileil sie ,^u seiu, erstrab-lend iil den brennendsten Farben. Aber ich vergesse mich; ich schreibe von Westindieu, und noch befinden wir nns fern davon anf dem Ocean, in der Sargasso-See! ^och man l>ebe auch hier eine der unscheinbaren Pflaumen auf, mit der sie bedeckt ist: welcher Reichthum vou Thieren! Hunderte von fischen spieleil unter der schattige», Decke der kleinen schwimmenden Wieseil, geschützt vor dem brennenden Sonnenstrahl; und Myriaden kleiner Krabben, Tintenfische, Würmer und (sonchilien aller Art kletter»: durch das (^weige oder klammern sich rnhesnchend darall fest nnd wandern anf ihren brauugelben Schiffchen durch weite, eudlofe Meeresstrecken. Was »vollen alle diese Pflanzen, was »vollen alle diese Thiere in den» Ocean, wo kaun» einmal der Mensch sie schanen, sie beobachte»» kann? Ach, für den großen, allmächtigen Schöpfer aller Dinge war es gau; einerlei, ob er einer Thier- oder Pflan^en-klasse oder Millionen verschiedener das Dasein schenkte; er schuf ja auch uicht die Sonne, die (5rdr und den Moild allein, fondern n„ge;äl,lle Welten, fo weit das Fernrohr in die Tiefen des azurnen Himmels hinein-taucht, lind allch fo nicht einmal ahnen wir die Horall'enstock 30 Grenzen. Was l^ott thllt, ist Alles gros^; selbst die Stätte unserer Verbannung hat er ansgeri'istrt nut verschwenderischer Pracht, und das Herz, ivelches zlt lieben versteht, schwingt sich hiunnetwärts tansendmal beim Anblick der tansend (Geschöpfe. Jedes von ihnen ist ja so wnnderbar, so unbegreiflich für den schärfsten Verstand, so nnerreichbar allem irdischen Erkennen! Trage ich alle Gelehrsamkeit zlisammen, die je iu der Welt ge-wcsen, nild dazu alles Denten der bevorzugtesten mensch-licheil l^eister, und besäße ich das Alles allein in mir: ich wi'chte noch nicht ;u sagen, n>aö eine dieser win^iq-sten Creaturen ist und wie sie eristirt; ja ich begriffe mit all' meinem verstände nicht einmal das t'leinste ^audkörnlcin am Ufer des Meeres, nicht einen Tropfen r«on den schäumenden ^luthen, die daran zerschellen. Mitten ill dieser alltäglichen Natur, dcrcu Wunder ans unsere ^iinie und (vinbildungskraft oft so gcriussen ^iildrilck »lachen, weil sie inuner uor nusern Allgen liegeu, stehen u.iern bleibt nns ver borgen, ja uilser tlarer '^liet wird schwindlich, uilser Deickcn uerivorreli, weuu wir es ei>uual versllchen, tiefer hineiuzudriugen. Alsdann aber deluüthigt sich unser stolzer (^eist vor dem ewigen Gottrsgedanfen, der daü Alles nlit eine>n Älnl gedacht nnd spielend in die Wclt hinmisgeworfen, und ailbeieild sagen nur: „Wer ist wie Owtt?" Wir siilden uns hier ali der ^ron;e des meilschlichen Wissens »lld .^öuuens, ulld das iililige befühl unserer Ohnmacht fnhrt uns hin-nber iit höhere ^iegioileil, es unterwirft unsern l^eisl dem (^laubeu au das Wort Zolles, n'enn er nns noch grössere Dinge der übernatürlichen Welt ordnunq offenbart. Wenn aber die fchövferische,siraft des Allmächtigen ilire ^'r^ngnisse so verschwenderisch nber die (>rde ails gelneitel l,at, so herrscht in ihneu doch eine weise Oeko-nomie, ('ines ergänzt das Andere, und Alles dient Pflanzenwelt auf dem Orunde des Oceans vei den Zwwlands-Znseln. (Aidlichei Atlniitischei Ocean.) 31 einein gewisfen .^wcck. Das Thier mid die Pflanz stehen ;n einander i>l der engsten ^c;ichlin^, und namentlich taun da'o erstere oh»e die l^,Ul'n' qav nicht sein. ^icht nnr bildtt dil> Pflanz den (^rnndstoff der ^tahrllNl^ für alle Thiere, sondern sie lml dicst'lbcn auch uov drin Orstictnnqotodc ^n licirawvn. ^lllc^, n>as 5dcm hat, l'ntinninit drr Atinospsime den ^auevstosf, die Vel'enülllfl; dlmh sir n'ivd da'as, welches ans den fahrenden l^etränten anfsieigt nnd dnvch ^^^culen von Hol^ u»,d .«ohlen rns thut mir leid, daß ich diesen Vorgang nnr eben berühren, keineswegs aber geuügeud erklären kann. (5twas freie Kohlenfäure, welche durch Fnuluiß uud Athmuug der Thiere entsteht oder aus unterseeischen Lnftqnclleu kommt, feruer der Schwefel aus dein schwefelsanren Kalk und aus den andern schwefelsauren Salzen werden durch die Seegrwächfe absorbirt nnd in feste, nnlösliche, daher unschädliche ("estalt gebracht. Die übrige Kohlensäure bindet sich an den dadnrch freigewordenen Kalk, und so bleibt nur der in dieser Weise entstandene und der durch die Misse herbeigeschleppte kohlensaure Kalk ;um Vertilgen nbrig. Dieses Stoffes bemächtigen sich die unzähligen Völker der Schnecken, Muscheln nnd Schalemhiere überhaupl, indem sie daraus ihre Häuser und Gerüste bauen. Aber l^ott liebt es, das Grüßte durch dir Kleiusten ausführen zn lafsen. Die genauntru, ver-hältuißmäßig großen Scheidekünstlcr im Meereswasser stehen in ihren Leistungen weit zurnä hinter andern, Qulto. 2. Lluss. 33 fast nnfichlbar Neinen, die iilitten im Deean iliu'rmnd lich ihr Handwerk treibeil, sich nicht kinnmernd um die schöne Welt da draußen an den fernen (^eftaden oder hoch oben am Wasserspiegel, ^in feiner, weißer M^ehlstanb, n'ie geschlemmte kreide, bedeckt den Boden aller Meere, soivolil in den Polargegenden als ;nn schen den Wendekreisen; cr nnrd dnrch die kalkigen schalen der merkwürdigen ^lnerchen ge-bildet. Selten sind ihre (^ehänse so groß, daß nian mit nnbewaffne tem Auge irgendivelche ^orm daran ^u erkennen vermöchte ^ aber das Mikroskop entfallel eine reiche Menge ver schiedcnster Gestalten. Diese windigen Ge. fchöpfe sind es vor^ngc,-weise, ivelche den Beruf erhalten haben, das Meer von seinem koblen-sanreit,^alk ^li befreien und mit ihren Schaleil ganze Gebirge anf^il-banen. Und in der That ließen sie in den ,^est-landogebirgen, luelehe auc, ,^talk bestehen, die Spnren znrnck, daß sie dieselben vor nrdenk-lichen feilen im l^rnnde des Meeres errichte! haben, sie, die kleinen ^oraminaseren oder Po ! l>: liala in ien , von denen acht Millionen da^n gehören, mn einen ,^nbitfnß ausMüllen! 7>u nh>t-lieher Weise werden an eh die andern schädlichen Stoffe ans dem Meereswafser enifernl, nnd überraschen darf es nns nicht, »venn wir erfahren, da>> jedem derselben eine besondere Thiertlasse entspricht, nielcher dessen ^eseilignng anuertrant ist. So nnrd die .Nieselsänre dnrch mikroskopische ^'eschöpfe beseitigt, welche sich kieselige Panier banen. Nach l>lirenbergs llntersnchnngen bilden sich im Hafen von Wismar jährlich 17 4!M >inbikfnß dieser xieselschalen, uon denen die größeren noch so klein sind, daß eine Million derselben in einem Würfel von einem .^oll Durchmesser Platz hätte! 27. Mai, Slimlian.. Wieder ist wundervoll schön das Wetter, wolkenlos, klar der Fimmel und fast noch blaner die gewölbte Scheibe des Oceans. Jetzt befinden wir uns fo recht eigentlich mitten auf dein weiten Weltmeere. Wie die Planelen in nngelienren Kalmen dnrch die end-losen Himmelsräuüie, so jagt unser Dampfer braufend dahin iu seinem Vanf, hinter sich und vor fich nnr un absehbare Wafferwüstr, und trotz feiner Arbeit scheint es, als komme er nicht voran: Morgens in der ,vrühe ringsnm genau derselbe Hori^onl wie mn Abend >tivor, nnd am Mend »vie am Morgen. Sähe man nicht das Wasser hinter dem Schiffe ;n rückströmen nnd den Polarslern täglich mehr am nördlichen Horizont fich herabsenten, man follte meinen, das Schiff stäude still, wie unferc <5rde still^nstehen scheint. „Nach Westen, o nach Westen hin beflügle dich, mein,^iel!" Coluinbus hat keinen Dampfer gc-babt, der in jeder Sllinde drei denlfche Meilen zurücklegt; ihin und feinen ^efährlen »mißte diefe Wafferivüfte iloch m'el größer erfcheinen. Wabrlich, eü gehörte eine „eherne Vrusl" da^li, eine solche ,vcchrt ^in ersten Male ^u ivagen! Anch ivaren seine Schiffe nicht so sicher, wie die unserigen, nnd die geographischen Begriffe, die Mttrosliopische Ansichl des tziefsecschlammea ans dem AilantischlN Ocean. ,l ^ll,p«!chl!Nii!N (cine Zcit imi« lw» Ma,ichl>>! nls l>r>sblcr M'sch!nm, Batl)>>l>i»<<, nxzi^sl!»,'!!^ >nit ^occolitlic». « <5c>ccu^I,nochc», f Tcltillllili. Ii m,b i Dmto»icc»-Tchcibch>,',!, in Mi»cnilfr!i>imc,ttc, 34 heule so llar find, Ivaren dunkel und lU!ge!vi!V (^l velprolnaillirte sich für dan Ungefähr, für eine lange, lange ^ahrt nach damaligen Begriffen ; aber seine ,vahrt dauerte noch viel länger, aln er angenommen Iiatle. Heute wissen wir gail^ genau' da, nnd ^,var so »veil entfernt, liegt St. Thomas, genau in so vielen ^agen loinnicn ivir an; demgemäß sind alle '))caß regeln getroffeii, geregelt dnrch die l>rfahrnng uon ,^nhrhuilderte>l. '.Vian hat Vorrälhe ail Vebennmitleln für eine doppelte ,vahrt; eine reichlich»,' '.^('enge uou ^tohleii, Segelii, Böten nnd allen Nbvi^r ist iil Hülle nnd ,vüllc uorhandl'!!' allc Handivrr^' sind an ^uvd uevtn'tl'n, alle Ark'n uon ^iaschincn innssen dcn 'M'uschcn in scincr Arln'it ulücrstntz^n, auch ist man ans jrd^, nmrwartcto (^rcissnist stcfastt. Es. ertöitt ml ^i^nal mit d^ l^lock'! Hnndrvk' ooil Nlcnschl'n sind lui^,' dcv Bliy auf dcm Deck, mit ^mrn'iim'vn und ^x'üdl'ck'n, mil ^N'ch stanzn lind Ävtrn; im :iln sind alle Pumpcn durch die Maschine in BcM'HniiH gesetzt und dnrch lauqo ^chlälichc in ^pri- tzcn vorluandclt. H^as gibt's? (^0tt sei Dank! tcino wirtliche (^cfahr - lnail ndt sich. Anch dieses Verdienst, daß wir heute so schnell nnd sicher schrei,, gebührt qronen Iheil^ Columbno! er ist's hauptsächlich, der den modernen Unlernelnnnn!^ linst in die Welt qel'rachl bal. ^l. Mni, Mnyl'tsoilllwg. V.i,i, ^»,«t<> ^,'ii in^! ,>tomm', heiliqer (^eist, sente dich ans mich beral^ ich wandere ja auch, wie die Apostel, in die weite, fremde ^clt, und wie der hl. Thomas soll ich nach eiuem an deru Indien und darüber hinaus bis au die äußersten ^ren^en der bewohnten Erde. Vmn, unnow ^piriw«! — Außer der Heilisten Messe, die wir wieder im großen Saale feiern, haben ivir nichto an Bord, was an den großen, heiligen Tag erinnerl, nnr wird leine Musi! gemacht nnd kein Schach gespielt. Sonst die nämliche eintönige Arbeit, wie alle Tage: des Morgenk wird gescheuert, dann auf dein Verdeck das Zelt gespannt, das Segel so oder so gestellt, da5 Vog anogeworfen, der Sonnenstand beobachtet; die Heiner beiden, die ,^öche lochen, die Kellner laufen nnd die Maschinen nnd daa Schiff geheil chre» (^ang. Aber die Passagiere? ^ -)inn, die machen'5 anch wie immer, ^eder Tag ist für sie ein festlag, und leider denlm inanchc niNer ihnen taum daran, daß heute ein anonahms-weise großer Festtag ist. Wo^u brauchen denu die Menschen noch den heiligeil (^eist! Alle'), was sie snchen, finden sie olnie ih». Äiit ihrem Verstände, nicht mit dem seinen, haben sie die schwierigsten (Geheimnisse der ^iatnr ergründet lind dieselbe sich »ntrr-than gemacht; die Maschinen, womit sie über den ^?eean sahrrn oder daheim ihre 'Reichthümer mehren, haben sie sich selber erfunden; der huudertfältige l^om-fort, der fie umgibt, die ^ahlloscu Viittel eines verfeinerten Vebenogennsfeh, sie sind alle ihr eigensteI '^ert. Daß sie aber nicht verpflichtet sind, mehr als solche Arten von Befriedigung auf-^nsnchen, wissen sie genau, ^enn das einzige .Kriterium ihrer d'rtenntniß, dem sie trauen, die mit den Sinnen ergreifbare ^atur, hat fich vor ihrem tiefen Blick feines-wegs als dlvö 'lie-snltat einev geistig geordneten, geistig durchdachten Planen enthüllt. Die Welt, diese unermeßlich großartig, wnndervoll schon uitd harmonisch eingerichtete Maschinerie lebloser und lebender (Geschöpfe, die noch in keinem ihrer Theile von irgend einem menschlichen Verstande wirklich begriffen worden ist, gilt ihnen nicht als der sichtbar gewordene Anodrnck einen bestimmte ^iele uerfolgendeu, unendlich erhabenen CÄ'dankens, deffen Träger wir C"ott ncunm, sondern als „das nothwendige Ergebniß blind zusammengewürfelter Stoffe u»d Kräfte", ivelche in dieser Art, in dieser .^ahl, in dieser Mischung, sowie überhaupt, vorhanden sind, ohne daß Jemand ;n sagen weiß, weßhalb. Die Welt tommt ihiiell vor wie eine inmerst künstliche Tampf-maschine, iii deren räniiiliehc Vegreilynigen aus der leereii Vnft herab die ein^elneu Eisentheilchm hineingeschneit sind, um ohne die Veitnng einen denkenden Medusen m»d iyre Entwicklunss. 35 5» lind molleudeu Meisters gau^ von selbst sich so zn samiueu^ugruppiren, wie es der alisgefvrocheue .^weck, die vielfache Complication nnd die mathematische Berechnung der ^.^aschinc verlaugt. ^iiit einer solchen Grnlldanfchanuug über das Resell nnd Entstehen der Dinge zeigt sich der ftol>e menschliche (>>eist befriedigt! Gr beugt sich hinab in dieß <5hao6 gedanken- nnd planloser Atome, es be trachtend als das unerschöpflich reiche Bnch, dem er all' seine Wissenschaft llnd ^'iuilifation entnimmt. Sich selbst aber >,ält er für eines der bevorzngten, gleich zwecklosen Atoiue, das in dem sich drehenden Wirrwarr zufällig oben schwimmt und vermöge der eingeborenen Gravitation die übrigen Atome egoistisch an sich zieht, nm sie nach ,'träf-ten für sich aus^umweu, bis endlich der unerbittliche Wirbel es wieder erfaßt nnd spurlos in die Tiefe versenkt. — v<>ni, «!!!>,'l<> l^^li'itu«! Und »veil nniiAlles mit natürliche!! dingen zugeht, so gewähren Berechnung, .^lnglieit, Übnng die Garantie für den Erfolg; eigene '^01 ficht spielt die ^iolle der göttlichen Prouiden^ nnd sie erfreut sich einer glei chen Unfehlbarkeit, so lange dir Drelmng dey Wirbels, dao „Glück", noch günstig ist. „Haben wir nicht ein starkes nnd großes Schiff, das jedem Un wetter Tron bietet? Wnrde nnsere Äiaschine vor der Abfahrt nicht sorgfältig geprüft? Gilt nnser Kapitän nicht als einer der berühmtesten Seelente, der stets Glück gehabt?" . . . Ich mnß gestehen, dast bei dem Gedanken an die mancherlei „^nfälligteileil" ^'>"l'r ^eise diese Sprache mich wenig befriedigen konnte; trolz allen Glückes und aller großen Vorficht der Menschen fah ich mich anf dem Schiffe nie so anßer Gefahr gestellt, Uln den Gedanke», an eine liebevolle Vorfehnng Gottes entbehren ^n könueu. '^enn >uau in der Stille der ^acht allciü für sich ist, der Schlaf nicht kommen will, ivenu mau dann die furchtbaren Stöße der Maschine fühlt, dnrch welche das Schiff bis in die äußersten .vngeu erbebt, nnd sich bewußt wird, daß jedes Vaud Hunderte von Meilen entfernt und ringöum nichts als unermeßliches Meer ist, — o ja, allmächtiger Gott, dann bist ^n mit deiner Barml>er;igkeit nus doch viel lieber als alles Glück, als alle xlngheit der Menschen! Wie uiele solcher Stöße kann das Schiff anshalten? Und wenn in der Dnilkelheit das Fahrzeug mehr als gewöhnlich sich anf die Seite legt, eine schwere Woge gegen die Wände und ^cnstcr der .Najnte schlägt, wenn man das dnmpfe fransen hört, und dazwischen die bangen Töne der Signal glott'e, - ach ia, da kommen, wenn auch keine wirtliche Gefahr vorbanden ist, allerlei fondrrbare Gedanken, deren man fich nicht immer einschlagen kann; uud ;u wem soll mau da anders flieheu, als ,;n Gott? .5tan» dieser jet^t noch so sauste Wind nicht bis >u einer (>>)-klone anwachsen, der nichts >n widerstehen m'rmag, nnd diefe noch so tlcine Welle ^n einem Wassergebirge, das nns in seinem ^nsammcm stllr^e zerschmettert? Welch' entfel.^liches Feuer hat man dort nn-ter den >tcfseln! Wie viel plilvertrockencs Holz überall! Wenn nun ,veuer ausbrnche, ganz unten etwa, wo ilim ^iemaud beikommen tanu! Was helfen nus da nusere Vöschmittel, all' unsere ^euerbereitschaft? Wäre das etwa das erste Mal, daß ein Dampfer ill flammen aufgegangen? Welche .'iraft befil.tt nicht die Maschine! Mehr als tausend Pferdekräftr. Aber welche Gewalt übe», nicht auch die Wellen aus, wenn sie zwischen die ^läder gerathen! ^ür einen Augenblick ^vingeu sie die Maschine zum Stillstand. Wie. wenn bei einem solchen Gegenstoß der Balancier, die Achse bräche? Wäre es' das erste Mal, daß dergleichen sich ereignet? C-iue 3ltct>usl' in lwllcr Eulwickl'unss. 3« Dann tcmmi', lieber (^ott, nut Triller Hilfe! Von ollen erdenkbaren ^ahr^mgen ist ein ^iaddampfer daa ungeschickteste, wenn ihm dir Achse gebrochen; Segel l»at er lveuig, die beiden ^tädert'asten bilden ein fatale Hiilderniß, und wir befinden uns jetzt mitten auf dem Ocean, in einer endlosen Wassrrwnste, fern uon jeder menschlichen Hilfe. Die Vebensmittcl, jetzt so reichlich vorhanden, würden bald seilen werden. Da5 leichte Volk, dein jetzt vielleicht die zehn biö ;wö'lf verschiedenen berichte beim I^iner nicht geuug sind, winde sich glücklich schälen, wenn eo nnr eines bckälne ! Ich will v'uch, nn'ine Vieben, uon (^nrer projee tirtrn :)ceise nach Quito nicht ^nrüctschrecken; aber die ^alirt über den Ocean hat ihre ernste Seite: Gefahr ist immer da. deßhalb ist'ö qnt, «Ulster seiner nbriqen Neise^esellschafl anch (^ott ans die ^ahrt mit^unehnien. Und wer fromm erzogen ist, wen die liebe Mntter ;n HanÄ die Hände falten nnd yl»t himmlischen Vater beten qelehrt hat, der steht sich anch ans dem Ocean am besten, er betet fiir sich nnd die Nbriqen, welche nicht einmal ahnen, wein sie ihr „(^lnck" ans der ^ahrt zn dant'en haben. Un5 srsilietc (^oll anch am beiligen Pfingsttage »nt herrlichem Wetter, imr in weiter ^crnc smnmcln sich Nachmittago Wollen nnd senden dort Stegen nieder. Siehe da, eine nrne Hecrde Delphine folgt »nserm Schiffe nnd belnstigt uns mil ihren Sprüngen. Welche Schnelligkeil, nm so lange neben dein Dampfer einherjagen ^u lönneil! bestimmt ist'o fnr sie eine (<1,ren sache, nicht zurückylblciben; man erlennt e^ an ihrer Anstrengung, mit der sie ano eiiler Welle heruor i» die andere hinliberseven. Auch Seevögel zeigen sich heute ;mn ersten '.vl'al; sie bringen die Nacht m«f dem Wasser ;n nnd scheuen daher inchl eine Entfernung von ^<»<> bici 5tW ^leilen bis znm nächsten Ufer. 2!1. Mai, Ptl„Bmolltng. ^'eivöhulicher Arbeitstag oder gewöhnlicher Festtag, wie alle übrigen. Es Verschiedene Zwrme»t der MUnie». 37 wird jetzt wirklich wann, und da;n hat l^ eiu siecht ^ denn heute iu der .^rühe segelteil wir über deil Wende kreis des .Krebses, besiildeli llus als» in den Tropen, ix der heißen .^one. I^a^ Sargasfuvi, durch welche >vir drei Tage und drei lächle hindllrchgefahreil, ist gänzlich oerfchivuuden, e'ö halle somit eine Ausdelnnulg uou mindesteii>) 2<)<» deutfcheu ^ieileil. ?as ^leer ringo um »ns erstrahlt i»l fchönsteu Himmelsblau, wie das ^irmainrut über ihm. ^ie eriuileril mich darau, endlich ;>vei <,»linge>i ^n besprecheil, die häufig erwähnt iverden. ^tau redet von der lilies meßlichkeit des vo>n Oeeau dargebotelieu Aublickes und von der Klarheit der iu den lvarincn (legenden auf ihm ruhenden Atmosphäre. Wie sind die beiden Phäuomeue ^n verstehen? Befinden wir un5 auf einer »u'istiqen Höhe am Ufer de5 '))leereo, so erscheint dessen fläche wie eine durch teinerlei störende Wechsel unterbrochene Ebene, welche sich rm^o bis in endlose ^ernc erstreckt. So weit der ^lick reicht, nuteu überall eiit uud dasselbe Wasser, oben ein uud dasselbe Blau der Atmosphäre. Die t'rcioförmiqe Vinie deo .^^rizontcö, welche den Meeresspiegel umsäuint, ist für unser Anqe iveniger die Breilengren^e de^ ^assero, alo dessen AbscheidnngI: greife von der Vufl i» ein lieferen, festeo Niveau. Weun die ^rde eiue ^asserscheibe wäre, die mit ihren Rändern bk, in dan Gebiet der ^irsterne reichte, so wnrde unier gewissen Verhaltnissen der ^eleuchtnng ihr Anblick lauiu großartiger sein, alü ihn jetzt der Ocean entrollt, '^n der Wiederholung gleicher (>'in hriten oder theile ohne irgend welche Grenze besteht da?>, wa^ wir eine unendliche ^ahl oder Au^delinung nennen, ilnd so gilt mw die '.Vieere^släche al^, liner mcßlich qros^ weil ihre völlig gleichbeschassenru theile ohne wahrnehlubare Schranke sich steto wiederholen. Inseln stören den (Andruck, vorliegende n'eil gebogene Küsten vernichten ihn. Dennoch befindet sich die den (^esichtskreih nm schlichende ^inie teiueswegs in so weit zurückgeschobener ^rrue. Die ^rde ist eine >tugel, von der mau immer nur eiu trei^förmigeo Stück übersehen tan», dessen AnIdehnung mit der vom Beobachter eiugeiwmmeuen ,öhe ivächyt. Wenn ivir am Meereogestade verschie^ deue Berge ertletter», welche der ^ieibe nach die Höhen U0N 5>0(>, von ><»<><>, von .'»<»»><» und !<»<»<><» ,vl!s'^ ' Das belmcinftc '.vl!,ft für dcn Erdball: 24U00 ^uft — i gcogr. Meile -^ '/l5 Grad. l»000 Fusj ^- 1 Seemeile — 1 geogr. Vtinlltr. 100 ^uft — 1 gcogr. Sekunde. 1 gcogr. Meile ^- 4 Seemeilen. bcsiheu, so erlange,! wir Rundstchten von be^iehilug') weise 5^, !^V,, l^^/2 »"id 2<» ^/^ geographischeil Meilen im Halbmesser. Deren ^uuehmeude Grö>> ver-stärkt den <>iudruck de'> Nuermestlicheu uilr iu untergeordneter Weise, weil die wesentlichen Bedingimgeu dafür schou erfüllt sind, sobald wir da^ ^ieer von einem mäsug erhobeueu Standpunkt überblickeil, ^eu »och geiuiiült die Aufsicht au Grosiarligk'ii. ll,,ser ^ias^stab, dao Vaild, verschlviudet gegeu die breiten Dimensionen der See, uud die feinen ^nustschleier, welche die Wasserfläche um so mehr lrübeu, je mehr sie mit der Eutferuuug sich häufeu, lasseil dlirch op tische Wirkllng die horizontalen Alwdelmuugeu noch gestreckter erscheinen. Steht mau auf dem verdeck ei,ie^ Westiudieu dampfers, wo dao beobachteiide Auge sich mir etwa 24 ,^llß über dem Meeresspiegel fiudet, so ist der wahre Gesichtokreih merkwürdig klein; seill Halbmesser beträgt dann wenig mehr al<5 l'/^ geographische '))l'eile. Aber auch diese geringe Auodehuuug übersieht mau uicht einuml gan^, deuu die frrneu Welleuerhebuilgeu verdecken eiueil !heil. deutlich erteu,n mau durch eiu schwachem Fernrohr, u.>ie die kräftig ge^eichueie ^iuie de5 Hori^oilte^ überall oon sprüheiideiu Schaum liiid uoil Welleu au5ge;ackl ist - eiu offenbarer Beivei^, das, uuteu auf dem Erdball dlV) Gesichtsfeld vou uaheu Greu^eu eiugeschlosseu n'ird. Mir kam eo stel'i' vor, alÄ sei die Welt nirgends kleiner, al5 gerade auf dem weiten Ocean. Aber diesen Umstand beachtet mau gewöhnlich uicht nud läßt sich day Bild deo Uu ermeßlichen auch iiu engsten Nahmeu gefalleil. Weuu das Schiff vom ^'aude ali^ seewärto steuert, so tauchen hinter dem kleine» ^esichlskreiÄ von I V,, Meile gierst die flachen Gestade, dailu Häuser und niedrige ^clZ: wnudc in die Gewässer hiuab. Ihr Schwinden entgeht sich der Aufmerksamkeit de5 ^ceisende,l, iveil er solche Diuge mit n'achseuder Distanz ohuedieß ivegeu ,^lel!lheit und llndellllichkeit aw) dem Auge ^l! ver lieren gen'ohnt ist. '.liur die mächtigen Gebirge fesseln lauge sriuen Blick; auch sie schwinden endlich, indem sie fast anüuahmolos sich iu die Diebel der ,verne cm hülleu, selteu hinter dem Hori^ul iu die ^luth hiuab taucheu. '.Viali ivähut also, der dem Wasser augehörige Gesichtykreiü n'iche miudesteuV in so große, lieblige ^er uen hinein und bringt die irrige Vorstellung von seiner ungeheuren Ausdehnung mit sich auf die hohe See. 5"ie Natur bereitet uuferer Iluvorfiehtigkrit vielfache Täuschungen deo Urtheile. Au^, der erste», die ich ebeil erwähnt, entwickelt sich line zweite, »lit der mail wohl Alfrieden seiil tauu. Bei schönem Wetter 38 glaubt man nämlich auf Tee eine klarere ^uft M haben, als anf dem Vande unter gleichen Uinständen. Wege>l ibrer großen ^tähc erscheint die Viuie des Ho rizolltes mit außerordentlicher Schärfe lind Klarheit gezeichnet; in dem engen Nanm finden sich ^u n'enig Dünste, n>n die Ansicht trübe machen ^n tonnen. Alleo erkennt man deutlich, was darinnen ist, jede Welle, jedes schwimmende Stück Hol;, jeden Wasser-uogel. Die Dunstschleier, ivelche an sonst schönen ! Tagen auf dem ^ande serne Gebirge bedeckt hallen, liegen auf der offenen See nicht vor, sondern hinter dem Horizont und veranlassen nur eine besondere Schattirnug des Himmelsgewölbes. Die Sache ge-staltet sich anders, sobald hinter der sichtbaren Wasser fläche ein Segel auftaucht' man findet sich überrascht, dasselbe in eine trübe Dunstmasse gehüllt zu erblicke»,, uon der man bei solcher Klarheit des Wetters keine Ahnnug besäst. In Wirklichkeit enthält die über dem ^cean ausgebreitete Atmosphäre mehr Dunst, als die anf deut flachen ^andc. 'Xie habe ich auf freier See eineu Steru bis zum Horizout verfolgen tönneu, er verschwand hinter einem Vorhang uon Nebeln. Den Polarstern verlor ich schon in einer Höhe von 2l) Grcv den und konnte ihn später auch au den schöusten Abenden nie wieder entdecken. Der enge, scliarfbegrenzte und klare Gesichtskreis uuteu anf dem Wasser ist unser trenester Begleiter auf dem Weltmeer; nur befinden uns stets wie in einein ^anberkreis, der nur den Unkundigen in '^e;ug auf scine wahre Größe zu tä'uschcu vermag. Hinter uns liegt das (5'ndc dcr Welt so klar vor den Augen, wir könnten es mit den Händen greifen, da sind wir eben von anßen heraufgeklettert. Und vor uns liegt das andere d'ude der Welt so nah, fo klar, fast wird nns Angst, was ist dahinter? — Dort klettern wir nach wenigen Miunten hinab. Aber fürchte dich nicht! Der ^auberkreis ist's, der geht mit dir: immer bist du soeben herauf, immer mußt du sogleich hinunter, und dennoch bleibst du ewig in der Höhe, auf einer lieblichen, azurblauen, mit schneeweißen Wellen kämmen bedeckten Gbene ^on kreisrunder Grstalt, deren Mittelpnnkt dn bist. W. Mai, MlllMmlstaa.. Wieder schönes, war mes Wetter; die Kajüten werden rein unerträglich. Man bringt uon unten viel Waaren anf's Deck, auch viele Passagiere macheu sich zum Abschied bereit; denn morgen solleil wir in St. Thomas sein. Andere weisende bleiben bis uach Mitternacht auf, denn um diefe .^eit passiren wir die erste westindische Iusel Sombrero, freilich kann man nichts sehen, als das ^icht des Veuchtthurms; ist das aber uicht viel, nachdem man 14 Tage lang nur Himmel uud Wasser vor sich gehabt? Dort, wo dich ^icht aus weiter ,verne durch die finstere Nacht strahlt, dort siud wieder zum ersten Mal Menschen und menschliche Wobnungen. Wir wollen l,ente auch ein wenig länger anfbleiben nnd das sogenannte Pliosphoresciren des Meeres genaner betrachten; uicht immer hat man so schöne Abende, wie hentc. Ich brachte irrige Vorstellungen vom Venchten des Meeres mit auf die See. 5as Meer als Ganzes und ich habe es bis 5 Grad südlich des Äquators befahren ist am Abende uud in dcr Nacht dunkel, und geht kein starker Wind, so kann man selbst in den heißesten Gegenden, in der Karaibischen See, im Meerbusen uon Panama, in dcr Vai von Guayaquil Nächte lang vergeblich anf das Phänomen warten. Bei starkem Winde hingegen sieln man schon an der Küste Frankreichs, wo das warme Wasser des Golfstroms uach Europa hinüber gelangt, wie der Schämn der Wellen ein sanft gelbweißes und goldgelbes Vicht ausstrahlt. Wenn die Welle sich überstürzt uud ein Theil ihrer Wassermassc ill's folgende Wellenthal niederfällt, so erscheint dieser Streifen für einen Augenblick leuchtend uud man unterscheidet darin unzählige Tropfen wie vou geschmolzenem Gold. Bei hochgehender See ist das ein überaus reibender Anblick: so viel Wellentämme ringsum, so viel ,vlanlmen; jeder leuchtet einige Sekunden, nnd das Vicht ivächsi nnd ver schwindet und rollt mit ihnen voran. Auf einem Dampfer kann man die Ei-schemuug stets hinter den Rädern und in der breiten Schaumspur des Schiffes sehen. Mall gcwabrt dort eine Menge mattweißer Wölkchen, ferner folche, die einen hellen, gelben lirrn in sich schließen, dann wieder eiuzelue bell aufleuchtende Glockeu nnd Punkte. Je weiter mau uach Süden kommt, desto mebr uereinigen fich die Punkte in flächen, die einige Minuten ihr ^'icht ausstrahlen und dann ucr-schwinden. Die Ursache der herrlichen Erscheinung bilden zum Theil die großen, glockenförmigen Medusen (Abbildung S. md einen überano lieblichen Anblick gewährt es, n'enn de^ Abende spät Delphine uor deni ^ng ihre ,^i Miststücke aufführen', ein jedes dieser Thiere ist von einer flamme eingefaßt und läßt hinter sich eine flammige Spur ^nrück. Daß die lench tenden Polypenarten einer ^tei^uug bedürfen, damit sie ihr Vichl an^strahlen, ^ei^t ein einfacher ^ersnch. Schöpft mau ein Glas Seewasser ans dem Meere, so lMialirt man darin nichts; schleudert man aber dieses Wasser qeqen den ^oden oder öffnet man einen Hahn, aus dem ^eewasser mit d'ewalt ans eine nnler qeballene Schale strömt, so sielit man, nne eine M'eM heller Pnutte nach allen ^ichlnnqen an^einanderfali ren. ^(anche weisenden haben allen Ernstes gemeint, dieses Phosphorrscirm des Meeres bernlie lediqlich alls ^leNrieität; das ist ein Irrthum. ^ol>l aber ist es wahr, das; ein elektrischer Anstand des Wassers die leuchtenden 5l,ierchen in besonders stnnstige Dispositionen versel.tt, so wie es die Wärme thut. Mit dem heutigen Tage schließe ich mein Tage buch, denn anch der Kapitän hängt uon hente au lein Reisebnlletin mehr nn's Fenster, freilich baben n>ir erst die Hälfte nnserer Seereise und den dritten 5 heil nnserer gangen >)ieise qlnMich zurückgelegt. Allein was den ^iest der übrigen Seereise betrifft, so tonnen wir un5 schon turner fassen, da er genan wie die schon bestandene ^ahrt anhiebt, und die Vandreise geht so wild und trails dilrcheinander, das; wir darüber den Kalender rein vergessen; wir wollen ^»frieden sein, wenn nur mil l,eiler Hain dauontommen. 40 III. St. Hl)oinas. ^lvar töimltt ^hr, ioenn ich -' bisweilen eine Überschrift mache - wa5 in einem Briefe großartig anosieht ^ ^ur ^l'eiuuilg verleitet werden, alo gedächte ich cm gauges gelehrtes Blich ^n schreiben und alo lvollte ich sebt nalneutlich, nach dem langen Abschnitt über den langweiligen Ocean, einen »och längeren über St. Thomas und Westindien folgeil lassen, Denn nne Vieleo ließe sich nicht über Westindien schrribeil! Allein so ist es mit der Überschrift nicht gemeint' vielmehr bin ich w wohl auf Westindien alb lNtf(na» gibt sich da bei Weitem mehr mit Pferden als mit Veriei^ ab. flechte ich in meine (^älilnug einige Dinge von allgemeinem Interesse ein, so besiehe ich sie auS andern Onelle», und diese bemche ich mit Bescheidenheit, denn gar ^n uiel ist ungesund! Die obige Überschrift, wie jede andere, die ich mache, soll >>m ein anständiger ^nhrpnntt in dieser laug. wierigen Reisebeschreibnng sein. ^,ch mache es dabei immer noch besser als die Etonian -oder sonstigen ^ieise schreiber, die ^ivar schreiben i erstes Capitel, zweites Kapitel, aber nicht angeben, welchen Inhalt diese „>5ta^ pitel" haben, ^ie haben auch recht, so ;n tbi,n ^ die „Kapitel" haben eben keinen Inhalt. Also am folgenden Morgen, Mittwoch, den ill. Mai, genall 14 Tage nach nnserrr Abfahrt uon Southampton, als ich ungefähr nin halb <> Uhr an? meiner ^iajnte auf's Verdeck la,n, u»l meiner (^ewohnheit gemän die frische Seeluft zn genießen, erblickte iä) uach so langer ^ahrt nuedcr ^llni ersten Male Vand. llnser capita>l hatte sehr gut gerechnet, leine Meile ;u weit linlo, teine .y< n'eit rechlo, ivir stelierlen i>> gerader ^'iuie »lach dein Hasen uon St. !ho>nas. ^ll meiner stechten nild noch weiter vor ;nr rechteil Hand liegt die wilde Inselgruppe Virgen darren oder Barren Islands nnd über ihre steilen Hügel ragt ein gewaltiges (Gebirge heraus, un-grfnhr so, wie man den Sentis vom Bodensrc her sieht! es ist St. 3homas. Bis ^nr nächstell Stelle des Van^ des schien eo nicht loeit >ll sein^ eitle optische Täuschung, ivie so oft ^nr See! Stnlidenlang fuhren wir längs der Küste dahin nnd lamen sozusagen nicht von der Stelle. lr ^'ott! U'elch' lieber Anblick, nach uierzehntägiger Seefahrt! ^aild, Vand! Da habe» wir die neue Welt vor nun, uwnach »vir so lange u»n gesehnt^ bald hätteii wir gedacht, en gebe nichts mehr auf der Orde aln Wasser, lind jetzt haben wir's endlich: Vaud, Vand! Steil und hoch nnd wild hebt sieh liier niit einem Mal ein ganzen Labyrinth von Insel» ann dem Dceau empor, nnd diese Inseln lieben so nahe an einander gedrängt, das; sie den A»blick eines einten fronen, ^isallnnenhängeilden Bandes ge währen. Aber obschoii ihre '^erge ein üppigen (^rün anf dein bücken traben, siild sie uufruchtbar nnd nn beivohut, jäh fallen sie in die See, voll Klippen nnd Leinwände», uou den Meereswogen zerfressen, voll zahlloser in'n Vand eindringender Buchteli, die in der That nichtn änderen aln die Wasserfanäle sind, >velche die einzelnen '^ui^u von einander trennen, '^ier Stuuden lang fuhren wir längn diesen <^ebirgeu da hin, anf einmal eine kleine Schwenknng nach rechte und nnr lieben iiu Hafell von St. Thoman. Also St. Thomas! Wie ost habe ich früher in Reiseberichten dieses St. Thomas schildera hören nut all' der Farbenpracht, ivie sie nnr orientalische Phantasie hervorzuzaubern versteht. Darnach war St. Thoman ein Elysium, ein Vorgeschniack der himmlischen Herr lichkeiteu, ein Aufenthalt der seligen, ^iu krystall-tlareo Meer nmspüli die enn^ ^rnnen, nut ^oeoo^ Hainen qeschmnctien Ufer^ da^ Aroma von Pomeraii^en, Orangen, Ananao nnd nn^ähligen Arlen dnftiger Blmnm erfüllt lveilhin die Vnft mit seinen Wohl-sserncheit i»nd dao tiefe Blan deo eiviq lachenden Hiin-mel') ivird nllr nbertroffen von dem frischen (^rnn einer tropischen ^esielation fabelhafter Pracht, nnd vor der VMe der Sonne flnchlet man in den liihlen Schat^ ten der ').1l'an^o und Palmwälder. Jetzt bin ich da! ich tann all' diese Herrlichleiten sehen! Und mein überaus ssroM Trost ist: ich habe nichts (M nichte dazu ssethan, um hierher zu gelangen; ja meine früher so sswM ^leiselnst war allmählich bio >» einem Mi»> mnm zusammenqeschrnmpft ui^d bis nnler den (Gefrier unillt gefallen, ^alnelan^ konnte ich an einem einsamen ^rte iveilen, ohne dao verlangen ^n habe,,, mich auch nnr drei Stunden weit daoon ;u entfernen. Am allerwenigsten n'äre in mir die Vnst erivachl, die .'>ieise über den ^eeau bi') nach Westiudien ;n >nachen. ^etzt bin ich da- luchl ich bin dahin gegangen, sondern die Hand (^otte^ hat mich ohne mein .^nthnn dahin geführt. St. Thoina?, ist schön, doch bitte ich ^oll, das;, wenn er mich in'5 Paradies versetz!, er mich nichl in diesem Paradies oersetzen möge. 5>r Hafen nürd dnrch eine ziemlich enge, fast eine halbe deutsche Meile lange Bncht gebildet, die, nach der See ^n vollkommen osfen, ringo von steilen und hohen bergen belräil^t ist. Nirgeudc, aber rrblictl man auf diesen reizenden Hügeln eine menschliche Wohnnng, nirgeudo die Spur einer fleißigen ^Menschenhand; dao schöne (^rün ist eintönig, einfachem <^ra^ oder niedrigen (Gestrüppe, tanm bringt ein oder der andere ^anin Wechsel in die Scene. Weuu mau in der Schweiz oder in Vorarlberg die schönen Alpen sieht mil ihren grünen Matten nnd Wäldern, ihren steilen ,velnzacten und Schluchten, nnd dann, in den Thälern zerstreut, die freundlichen Alpen-hänochen gewahrt, menu man beachtet, wie überall die fleißige Menschenhand die wilde .^atur bezwungen, verschönert, veredelt, so lann man sich kaum deo (^e-danten5 erwehren, dort sei ein irdisches Paradies. Nnd »rete man in einen dieser Häuscheu hinein! freilich ist e5 arm, aber freundlich, reiu, es heimelt <5inen an, nild die Vente drin sind noch viel freundlicher, min deu blauen Allgen strahlt ein so ruhiges, tlaven Vicht herallo, alo >volll' en nnn sagen! siehe, da inneli in dieser killst, da ist dan eigentliche Paradien. Ach, alls all' dan mich man verdichten, wenli mau uach Westindien und Südamerika geht! Hier hebt uud veredelt der Mensch die Natur nicht, rv läßt sie verwildern oder er verwüstet sie. ^n Ecuador finden sich die reichsten Wälder von ,^anlschul' lind (>lunabäumm; die Thätigkeit der Menschen beschränkt sich lediglich darauf, diese kostbaren Wälder mit Stumpf uud Stiel aunzurotten- Niemanden fällt en im Tralime ein, einen »enen Wald zn pflaumn. ')(ur Selbstsucht, uud Selbst-sticht ohne ^leis^. jedermann null reich werden, mail sticht l^old mit kvankhafler ^'ier, man gibt sich aber nicht die Mühe, durch Arbeit znm Wohlstand zu ge laugen, obgleich dan uirgendn leichter wäre, aln iii den warmen rändern Ainerika'n. Die Stadt St. Thomas gewährt einen überraschenden Anblick. Scheinbar viel grös;er, aln sie ist, liebt sie sich in drei neben einander fugenden Pliramideu an den Hngelu hinauf, die niedrigen Hänser mit änderst lebhaften nnd angenehmen Farben bedeckl, ein kleinen ^ild aus „Taufend und eine ^aclu". ^ni Ali genblick ist nnser Schiff von einer Vegion r>o>l Coolen umlagert' die brannschwar^en, recht hübsch gekleidete» Ruderer überbieten einander mit Geschrei, nm nnn herunterzulocken. "Xichtn hinderte nun: unser Dam pfer lvollle den gangen Tag >tohlen lade» llnd erst am Morgeu sollte er n'eitersegrlu; auch keine Oua-rantäne hielt linn znrück. denn auf unserer langen 42 ^ahrt hatten n.'ir leinen einigen Krankheitsfall gehabt. 2^ir stiegen also Himmler mid lieften uns für mim Schilling an's ^aild rndern. ?rolz aller Neisebeschrei^ blingen lieft das lr>»stalltlare ^l'eer, das die ewig grünen t^estade ninspülen soll, fich nirgends erblicken, im <"egmtheil sahen wir eiu recht schmutziges, ekelhaft riecheildes Wasser. Schnell sprang ich an's Ufer, nni diesen „himmlischm Düften" zn entgehen, .^»m ersten ')^'al anterikanischer Boden nnter deil ^üßen! Veider sind wir nicht in ')tew ^jm'l »der einer andern ^tadt deo sseifti^eil ^ordanierita. Überall ^,ch>nnN nnd Un rcinlichleil, nnd eine ^u>n Ersticken übelriechende Vnft weht hinein anf allen straften entgegen, ^ch will aber dew paradiesischen St. Thowao nicht Unrecht thnn i neben ^ing^ton anf ^mnaiea ist «, die rein liehste und linbscheste Stadl, welche ich in dm warmm legenden Ainerila'^ gesehen, hmiderlinal reinlicher alo (>olon, Pallama nnd die meisten Theile ».wn l^liana quil. Die Hitze ist grost »nd mil ^rendm slnchlel inan sieh vor dein Antlitz der ewig lachenden Sonne llnter die schuldenden Fittige de^ ^Regenschirms. Wir halten mancherlei i^ange ;n machen; dao ^edmsnist einer leichteren Xleidnilg regte sich start; in den 5ropm war eo in der Thal heiser, al^ ivir nns uorgestelli. Die Hänser, ein , höchstens zweistöckig, sind im'ist sehr vernachlässigt, noil Schmntz nnd Unreinliehteil; die uielen reichen.^tanflädm mit dänisehen, englischen nnd spanischen Schildern ohne alle ^legan;. ^?ie halb gepflafterlen Straften erscheinen änfterst belebt oon braunen Herren nnd Damen; die letzteren, in hellen, blumigen ("ewändern sehr anständig, wenn auch leicht gekleidet, ziehen mit Majestät und Gracie eine lauge Schleppe hinter sich her im Straßenkoth. Denn es gibt keine eitleren Menschen, als dieß braun gewordene Geschlecht. Selten trifft mau auf St. Thomao, wie im übrigen Westindim, ein vollscmnneu weifteo Besicht; weist, schwarz nnd roth haben sich so vielfältig gemischt, daß fast Alles branu geworden ist. Auch rein schwarz ist eiue Seltenheit. Die ursprüngliche tanübische Bevölkerung ist uöllig ;u Grunde gegangen; heute läßt sich keine Spur derselben mehr finden, und die schwarz branueu Neger werden immer wehr Herren dieser Inseln. Negerphysioguomien erblick! man sogar linler den Weißen uicht eben selten. Wir wurden auf dein Schiffe bei Tifch durch einen großen, stattlichen, ga»; weisten „Neger" bedient; auch traf ich in St. Thomas einen eleganten weißen Herru mit goldener Brille uud vollständigstem Negergesicht. C'inen hübschen Anblick gewähren die herrlichen tropischen Früchte, welche in großer Menge überall feilgeboten werden: Oraugeu, Ananas, (^ocosnüsse, Bananen, Artoearpus, Mango und meie, andere. Ich habe indessen keine einzige gekauft; denn immer saß eiu schmutziges Weseu als Vogelscheuche daneben. Übri gens wurde ich auf der steife uor ihrem (^muß eindringlichst gewarnt: eiu Europäer, der ^nm ersten S t. 2 tj o m a s. 43 Male gleich uier bis fünf Mango ißt, soil unfehlbar dem gelben ^icber uerfalle». Aueh fpäter fand ich »lie ,vrelide daran, ein gnter Vaaä>er Äpfel n'äre mir Iilindevüna! lieber geioesen. (^'ine Ausnalnne >nael>e>l '^aimilen nnd Ananas. Die ersteren haben eiile vlilid^, lini^Iich^ schol^iförini,^' i^cstalt »nd »vachst'n in gnn ^'» ^i'iüd^I» ^lsainnn',^ du' (^'Il'gvmie schall' liisU jicl) obstn'ifc! »lid di^' lo^is^^'lblichc /vr»ch! bild^l ^iin' höchst ^ästil^', a!U^'>u'l!>!U', simr ^ialivuu^. Vcidrv ist di^ Banane Ursache dcv ^rägl,cit uon miMiligm M>il-schon. Iil dcii wavnn'n (^rgriidoi, il,»o sie iviichot, bnuichl drr '.vl^iisch fast lnn^ ^iWmng n»d Xlcidull^; »iaii pflanz m> paav ^anain'üstalldcn, die schoil nach ;wtt Iahvcn so reichlich tnM'n, daf^ allc 'Xahvuin^' sorqeii ucrschwundm silid; rin paar ^anaiioii pflückrii, ist N'iiu' Arbeit, da>) .^ochcu ist auch übcrflnssi^ und fo fanl^i^l man dm Mi^n la^. ^in dnttschn' .'>iriN'n>)('r, dcr sich dicv in l^cuadov ln'findtt, äns^'rtc cinlnal: „B^mn ich Präsident Ware, licf.'c ich alk' ^anancnbännn.' anaroltrn." ^>ch glaube cr hat siecht, '^iit rim'in faulen (Geschlecht, d(v) tcin Bednrfnis^ ^nr ^lrbrit cmpfindtt, ist nichl5 ^n inacheü. ^n Europa imm inan ardeilen, nin sich ein '?ddach für die nn^ freundliche '^iUernnq ^n verfehaffeil, uin eine wärmende Kleidung ^i erlanqe», nm ^eben^inillel süi den ^inlev ^i! sammeln; die ^otlnvendiqteit dcr Arbeit maeht die. selbe ^nr l^eiuohnheit nnd schließlich ;nm ^ednrfnis^ ^nr ^rende^, man arbeitet »lehr, alo nian absolltt ar^ beiten ninst, minl sor^t nicht bloß fnr da^ nnabweio-lieh Nothwendige, fondern alich für das ')liil,Uiche, An-<^'nelnne, schone! daher in den gemastiglen .^limaten ^ortschrilt«. der ^»ltlir und Wohlstand. Die Ananas ist cine nberano delikate frucht und a>l ihr sieht man, wie (^ott init den ')uitnrerMssmsfen ^l! spielen nieist. Niemand sollte nieinen, daß sich anc, einem 3annrll->apfen eiile anqenchme speise maeheil ließe: l^ott Hropische Zirüchtc. 44 macht's. Die Anauas hat vollständig das Äußere eiites veredelten Tannenzapfens ! daher ihr spanischer ^iame >>>f>!l, lannen^apfen) vo>l l<> !«> Zentimeter Dnrchmesser und l'» 20 ^'enlinteler Höhe. Die hartr, braune Ninde wird entfernt, und es ;eigt sich darunter ein fleisch vox >arl holziger ^lrnetnr, liu gemein saflreich und von feiilstem Aroma; ^eiuschmecker verlaugeil da^u noch flicker und ^iolhweiil, n>n es zum delikalestell Leckerbissen ^n erheben. Auch in den herrlichstril ^rüchteil scheint (^ott noch nicht deil ^r^ schmack der Veekerinäliler getroffeil ^u haben, '^oil nun an nahmen tropische Früchte den Platz der euro paischen aus ullserer lasel ein; doch ist die häusigste aller, dir amerikailische Orange < Apfelsine^, lailge nicht so saftig n»d schmackhaft ivie die italienische. ^n dein peinlich auständigell H'^tel erlabten lvir i,lw bei der groben Hil>e am ^'ise, ivelches man in Westindien überall trifft, lind tehrten uiel früher, alo nur vorgehabt, an '^ord MÄck. Wir hatten die l^lnckseli^teilen von ^t. Thoina?» in ein paar stunden uolltommen satt. während man noch nnten an der Table d'hüte speiote, war ich schon wieder auf 5eck, denn die schöne '.^atnr luar wein Hauptuergnn^'n, und henle stab co einen besondern ^rnnd, die (^änge des ^chiffeo ;n meiden, llnier enlsenlichem Värinen ilild (Geschrei nnirden bohlen geladen, und überall traf man diese arwseliqen, dürftig gekleideteit, männlichen und weiblichen Neqergeschopfe. Vieber ^oll! auf wie tiefer ^tufe steht hier uicht Dein Ebenbild! Währeud ich also meinen <"edaut'eu über da<) ungleiche Vooo der V^'ruschrn nachging, uernehmc ich hinter dem schiff cm kräftigeo Plätschern. Zst Ienmnd in's Wasser gestürmt^ ^eigt eilt Neger seine Kunstfertigkeit im schwimmen? 5>och das Plätschern ist gar ^u träflig. Die ^tenerlente batten eine Angel auf Haifische aus gelegt, und richtig! da ist einer gefangen und arbeitet aus Veibeskräfteu, um sich yi befreien, - ein furchtbares, wohl .') ti Meter langes Thier, der Rachen könnte einen Menschen verschlingen, ^ch ^iebe am ^eil, was ich kann, bald kommt ein Steuermann >n Hilfe; aber das Ihier ist ;u schwer für uns allein, nur den ,^topf vermögen nur über das Wasser ;u ziehen; auch scheint es gerathener, den Unhold in dieser fatalen ^age ^u lassen, da er so ersticken niust, iväl, rend er ans's Deck gebogen Alles zerschlüge. Aber wir hatten uns in ihm verrechnet! erarbeitet so wild au der Augel, bis er sie gerade gestreckt hat und durchgeht - der dritte bereits au diesem Nachmittag. Das ^aden ist also hier kein gemüthliches Vcrguügeu! Anstatt in's '^ad, tonnte man schuurstracks in den aufgesperrten Nachen eines Haifisches gelangen. An Appetit sehlt es ihm niemals, denn immer miält ihn ein nie ;u stillender Hcischnnger. Das gan^e 3 hier scheint nichts ^n seiu als ^iaul »nd ').>iagensack, nnd in den lebten inuß Alles hinnnter, u>as eben in die Ouere kommt; wie es dabei mit der ^>erdannug be stellt ist, weis^ kein Meusch ;n sagen, ^n einem Hai, dein es schlechter ging als unserem, fand man einmal ueben einander ^usammengespeichert einen halben gc^ räncherten ^chiilken, einige ^chafsbeine, das Hinter theil eines ^chweines, den .^iopf und die Vorderbeine eines ^nlldoggen, eine ^ienge von Pferdefleisch, ein ^tück Sackleinen und einen ^chiffskral>er. Wirft Ulan einen Vumven über '^ord, so verschlingt den der Haifisch ebenso gut, »vie eiu Stück fleisch. Stets läs;< er sich von Vootsen < oder Piloten, ^lüiti-^nlito,^ enlimeler langen fischen »lit prächtigem, bläulich silbergralieiu Schnppenkleid, das dnrch sünf breile dunkelblaue D.uer bäuder al>sge;eichnet nnrd. Mau begreift nicht, wie der grosse, Alles verschlingende Räuber blosi mit diesen kleinen Vootsen ^rbarineil hat. 5e»n nie lbul er ihnen etwas ;n Veide, obschon sie ibm imnier um die Schnauze herumschu'iminen; im ^Gegentheile, beide I hiere verknüpft innige ^rcnudschaft, ivobei der kleiue Spil.^ bube der pfiffigere ist, deun er weis; sehr wohl, dast er in der Nähr des grossen Naulithieres vor andern gewandteren sich in Sicherheit befindet; dem <>ai, meint er, könne er dnrch seine (^eschicklichkeit schon entgehen. Die guten Dienste befahlt er ihn». Denn immer fast ist es der Vootse, welcher dein Hai die Beute ;eigt. Vegt mau eine Angel mit fleisch oder ^peck, so kommt gurrst der vootse, sieht sich die bellte a>l nnd verkostet sie manchmal; darauf kehrt er ;nm Principal ^nrück und macht ihm die Meldung, schwimmt um ihn >u wiederholten Malen herum, pritfcht das Wasser mit dem Schwall uud treibt es so fort, bis sich seiu Schulz Herr in Bewegung setzt und den Nanb verschlingt. Wird der Hai gefangen, fo folgen ibm seine Vootsen, bis inan ihn emporgewuudeu hat. finden sie dann keinen andern Herrn, so gehen sie mit dem ^chifs, dessen sicher, daß sie bald eineil treffen. (>'in Menfch, welcher innerhalb des heißen Iropengürtels in die See fallt, findet fast regelmäßig seiu (^rab im Mageu eines Haifisches, der in der Nahe des Schisfes mitgeht. Nur schleunige Hilfe uud lautes, vielfaches Geschrei mag bisweilen retten. Manche sagen, der große Näu ber der Meere habe einen scharfen Geruch, nnd darnm srieu dir Neger seinen Angriffen mehr ansgescht als die Europäer. Zahlreiche Beispiele geigen aber, daß 45 Ml Weißer mo ill's Wasser stehen darf, N'ähreild ich in Westindien beabachlen tainue, das^ der X>u da^ Schwarze oder Braune al5 von „niederer blasse" ;l> oerachlen scheint. ?e»>l iviüireiid n»ser >>ü »loci, an der ^Iiu^el >appell llild seine Geliern lind ^asen ihin il,r Beileid be^enqeli, gehl ^wan^ig schritt davon ent fernt ein neiler ^pettakel <«,>o. Die schiuarM-anne Gesellschaft hat ihr 5mM>ert vollende! nnd isl eben daran, in zwei bic, znin Untersinken mit Männeril, ?R'eibern nnd bindern qefüllten wähnen an'c, ^and Zfanss eines Haifisches. 46 znrnck^nrndern. Da fällt es einein lwch an Bord steheilden Herrn ein, mitten znnfchen die beideli Böte eine blante Silberlnünze in's Wasser ^n iverfen. Hlln dert Allgen fnnkelil vor (^ier, und im Nn ist rill Nudel ans den Böten unter Wasser verschwunden; dir ^nrnckblribcnden, die Weiber vor Allenl, erbeben einen Värin lind ein Geschrei, „das Stein' erweichen, Menschen rasend mache»: kanu". Kein Europäer würde so lange, wie diese Schwartn, nnter de»l Wasser bleiben. Endlich taucht einer nach dem andern alls, und der Glückliche, der die Münze erwischt, hält sie trinmphirend zwischen den Salinen. Andere Silber stücke fliegen hinlinter: nelirs Geschrei, nenes bauchen, nienmls fehlen sie, iinmrr bringrn sie die Münze herauf. Mir war dieser Anblick znm ^'kel; ist es nicht eiin' Schande für nlls (^nropäer, ans dosten dieser nllglücklichen Brüder nils ^n alnnsiren, gerade als ob sie Bestien märend Unterdessen hatte eil« anderer Dampfer bei nns angelegt, viele Waareit lvllrden hiilübergrschafft, und mele liebgewordene freunde sagten uns Lebewohl. Die deutschen Stewards spielten ihnen den Abfchiedsgrnß, und schnanbend trägt ihr Dninpfer sie hinans nach Äicartiniqlie. Wir selber lichten früh Morgen« die Anker, Donnerstag den l. Juni. Adien! dn vielgepriesenes St. Thoinas! Du bist nicht so glücklich, wie die Menschen erzählen. Ja, und manchmal bist du sehr unglücklich, der Schauplatz furchtbarer Verwüstung und prinuollster Todesangst! Noch vor ;wei Jahren hatte hier eine jener schrecklichen Cyklonen gehaust, einer der großen Drehstnrlne, welche, nach dein taraibischm Worte uracan, voll nns Deutsche», „Orkane", von den Engländern „Ilnrriotni««" genanni werden. Die Cyklonen sind mächtige Vnflwirbel vo,^ rasender (^eschwiildigkeit; anfänglich nur wenige Meilen im Dnrchmefser besitzend, weiten sie sich allmählich aus, bis sie fast die Breite des Oceans mit ihren Spiralen bedecken. Dabei schreitet ihr Mittelpunkt, dem medrigstcn Barometerstand folgend, langsam voran, znerst über die Kleinen Antillen nnd St. Thomas, dann ül>er die '^abama Inseln und läng?, der linste von Florida und der Vereinigte:» Staaien, bio endlich der Drebsturm in den nördlichen Atlantischen Ocean oder nach l>nropa gelangt. Andere Male zieht diese riesige Windsbraut läugs dru Gestaden (^olninbieils und (lentralamerika'5 dnrch den l>wlf von Mejico. Anch alle die schrecklichen Orkane, die Ihr in Denlsch land erlebl, sind solche Wirbelslnrme, bioweilen die ^ortsetzllngen jener (>l,klonen, aber sehr abgeschwächte ^orlseknngen, leise Vüslchen im Vergleich nul der <^e lvalt, ivelche sie ill ihrer nrsvrünglichen Heimath West-indien besilzcll. ,^anln gibt eo wohl, mit Ausnahme der länder zerstörenden d'rdbebeil ul»d der großen vulkanischen ^'rnptionen, irgend ein Natnrphanoinen, welchey die menschliche Brust mit solchem Schrecken erfüllt nnd weile (Gebiete der Erdoberfläche mit ählilichell Ver Wüstlingen lieiülsnchi, ivie eine dieser entsetzlichen (Cyklonen. Bereite Tage vorher, ehe das aznrne Blau des tropischen Himmels sich in grausige Nacht verwandelt und ehe noch dir entfesselten Winde ihr ;er-stö'rendrc, Wert beginnen, scheint die so herrliche westindische ')iatur ein böse5 Unglück vorano;»al>nen: schwermntlMwll, lranrig, in trübe Schleier gehüllt steht sie da. Dir kleinen wrinrn Wölkchen, welche im oberen Passanvind schwimmen, verstecken sich hinter einen leichten Vorhang gelblicher Dünste; die (^cstirne verlieren ihren (^lanz lind umziehen sich mit regenbogenfarbigen >iränM; formlose Wolkenmassen rnben wnchtvoll alls dein Horizont, nnd düster am Tage, geigen sie zur Abeild^rit allffalleild prachtvolle Schat-tirllngeil von l^old oder Pnrpnr' sonit aber ist die Atmosphäre von Blei, das Athmen beängstigend, eine heiße Vnft lastet schwer über Meer nnd Vand, kein Windhauch erregt das grüne (Gefieder der schlanken Palmen, oder wenn er weht, so treibt er schläfrig eine Gluth herbei wie aus der geöffneten Thüre eines geheizten Ofens. Das bedentet das Nahen der gefnrch leien Cyklone. Der bedachtsame Seemann hat nntrrdrfsen fleißig die Onecksilbrrsänle des Barometers beobachtet, dessen Kuppe er gierst langsam nm ein Weniges ans nnd niederschivanlrn, dann aber in knr^er /vrist um 4, .'», ja selbst nm <» ^'entimeier lirrabsinkeil sieht. Vielleicht tränt er den Angen nichl ob dieser seltsamen d'rschei nung, nnd sorglich schant er nach, ob das Instrument etwa rinen Veck bekonnnrn, alls welchem nnten das flüssige'.Vietall elltlveicht. Aber nein! er findet es im richtigen Stand! der Ansbrnch des Stnrmes ist also gewiß! Oben rücken lnflverdünnte, lvirbrlnde'»iälllne voran, und die liniere, zn heiß »nd ^n leicht gewor dene Atmosphäre empfindet schon drn lebhaften .^»g, ivelcher sie dort hineintreiben wird; darum sintt das Onecksilber in, ^aroinrter. ?as llahrndr Meteor er ivrist dem verständig denlcnden ^iellsche» die zarle ^Nücksicht, bei il»n sich allzlimelden! „^tilni» dich in Acht, ich komme!" Und diese Mahnung ist g»l; denn uicht immer bietet der Himmel seine nnlrnglichen ! ^eicheli. Ans allen im Hasrn liegenden schissen ver schwinden mii einem '))ia! die ^egel, ^iaaen nnd oberli 4? Theilr der Masten; alles Tauwerk wird verdoppelt uud ebenso die ^ahl drr Ailkrr. Dir Alarmkalioiie hat auch die ^abrzruge gemahut, welche dralißril auf der ^ithede liegen; fur sic gibt es teiiieii besferen')tath, alt, eilige flucht in die offene See hinaus, deiiu wo sic liegen, sind sir llnrettbar verloren. Die erschreckten d'iiiwohuer der Stadt lasfcu Alles im Stich ulid verbergen sich in die Tiefe der geivölbten seller, in ^els höblrn, iu die Wiukel und Nischen maffiver Mauern. Die Seevögel saninn'ln sich iin ,^treis, alo ivollteu sie berathschlagen, ivas nunmehr zii thun sei; dailn aber erheben sie sich plötzlich in die lautlose Vuft lind schieben nut Windeseile davon, u»i dem drohenden Nngethüm zli entgehen. Endlich zeigl sich droben in der nnglück-briilgendrii Hiuunrlsgegend ein düsterer, unheimlicher ^leck, lvelcher allmählich riefige Dimensionen anuiütmt, das matt azurblaue (Gewölbe in eiue eiltsetzrilrrregende ^iustrruiß eiuhüllt oder es bedeckt mit einem dichten Vorhang von blutigem, grausem Widerschein der hiuter ihm pickenden zal,Ilose,l Blitze, ^as ist die Cyklone, welche herabsteigt, um von il>ren> ^ieiche Besitz ;u nehineu. langsam eiuberschreitend über die fläche des Planelen, will sie wie mit ehernein Griffel ihre Schrecken aufzeichnen auf Meer und Vaud tn>) biu uach dem fernen Europa, indem fie »nt rasender Schnelligkeit im >ireise lvirbelnd ihre schauderhaften lnfligen Spiralen ^ieht. I'em ailgstersüllten Schweigen der gesammten '.'lalur folgt dao nnnenilbare losen und schnalibende Wutdgebrüll be») Ortano. Siud die Schiffe im Hafen nicht aicherordeiulich gnl befestigt, fo platzen die laue und alo Wracke liegeu die Mhr^rnge im ')tn zertrümmert auf dem Strande oder sinten an den .vl'lsen zerschellt iu die Tiefe. Die Gebände, u>elche der Sturm auf seinem Wege antrifft, stürben meisteutheilh eil! oder werden über itire ^uudlNneiUe weggeschleifl; die Tacheindeckuu^ gen fliegen I>och dnrch die Vnfl. l^in^elil stehende Canine nierden ;ertnick< oder sammt ibrer Wurzel au5 der (^rde gehobeil uild forlgefchleuoert; gan^e Wälder brechen in der halben Höhe durch, als bestanden sie au5 einem Slück, und Wolkeu uou Vallbiverk uud Zweigen wirbeln in der Atntosphäre. ?ie Plantagen von Zuckerrohr, labat, ^»ieio, Kaffee fallen einer trostlosen Verwüstung anheim; selbst das <^raü wird c>ttwur;ell lind fortgefegt. .^iir wilden Änfregnng der Vnft lind den strömenden :»tegengüffeu gefellen sich die namenlosen schrecken der elektrischen <5rscheinu>igeu. Wauu eriftirle je in »nropa eiii (^eirulter gleich diesen! Die Blitze fallen in fo dichten darben, das; man vermeint, ^enerlao taden uor sich ^n sehen. Die Wolken lelichnm ohne Unterbrechung; selbst die Regentropfen siud manchmal dermasten mit Olet'lrieitäi beladeii, das; sie ein selb-stäiidigrs Vicht ausstrahlen; alle Bäume eines Waldes auf der Infel St. Vincent nuirdeu bei (^elrgenbeit einer solchen ^ytloiie durch eiue einige Masseuentladunsi der Elektricität gleichseitig abgeschält uild ihrer ,'iiiude beraubt. Die grünte Wuth der Orkaue trifft die Ufergegeu-de>i der Inseln und des festen Vandes, denn dort bat fie sich durch die Widerstände des Bodens uoch uicht geschwächt. ,'Iuch verschlingt hier da5 tosende ^lenient die größte Hahl von '))lenschenlebcn; hier liegeu ja iu den Häfen die meisten Schiffe bei einander, hier erheben fich die einzigen Städte, hier ergießru sich, durch dir Wirbel augestaut, die gefräs;igeu Meereswogen über die uirdrigen, angebauten Vändereien. Seit ^'olnmbuQ, dem ersteil Europäer, welcher die Schreckeil eiuea westindischen Drebsturine5 sab, sind Tausende von ,vahr-Mgen, großen und kleinen, in jenen (^eiväffern den Cyklonen Mil Dpfer gefallen. Inmitten der offenen See laufen dir Schiffe weuiger Gefahr, al5 anf den fchlecht gesicherten RHeden ililferii vo>n Ufer. Aber welche Gefühle stürmen durch die Brust des soust so beliebten ^eemanneo, iveiln er iill Ncachtbereich des enlfesselten Orkans seiile gänzliche Hilflofigkeit, feiiic Ohliiuacht erkennt! Sein Schiff, nackt wie ein Veich-uam, aller Segel niid jeder Art von Gestänge beraubt, wird von der ^liklone fast widerstandslos in der mächtigen Spirale herumgeführt, die es dem Sturmesceutrum entgegenzutreiben sucht, uud jedeu Augeublick läuft es Gefahr, durch die Sturzsee zertrümmert und in die Tiefe versenkt zu werdeu. Wohin sollte er es lenken? Der !ag ist in ')iacht umgewandelt, oder das wenige Vicht, was geblieben, scheint nur zu dieuen, um die Schreckeil der tobendeu See noch gransiger ;u »lacheil. Mit dicken !allen an den stärksten Balken feftgebuu deil, barrt der Kapitän in Persoii mit noch einem Mann a»l Steilerruder aus, uud ebeufo die Malrofen, wo das schwer arbeitende Schiff es am meisten bedarf; zeitweise von der Sturzsee gänzlich bedeckt, läm-! pfeu sie mit herumgeschleuderten Stücken des Takelwerks. Die fläche des Meeres wogt nicht melir in regelmäßigeu Hebungen und Senkungen wie sonst, fie wirbelt mit dem Sturme gleichfalls im kreise umher, und die kurzen Wellen werden gezwungen, beständig ihre Rlchtnngeu zu wechseln. Stoßweise I,ebeu sich die Blüthen empor, dampfeudeu Gischt gru Himmel spri tzend, als iväre die See ein vom ^euer liuterhalb bren neiider Billkane gebeizter ^iieseukefsel. ^iingsum und 48 auch in die Masten fallen die Blitze, ,lnd die von, Sturme gepeitschten Volten leuchten iin Widerschein mit düsterer Muth. ^u diesem erschreckenden Anblick gesellt sich das rasende Henlen der Winde, das fransen nnd Platzen der Sturzseen, da') unheimliche Pfeifen in Mast nnd lat'elwerf, dao Slöhnen den gangen Bailee in seinen ^ngen, vielleicht auch der hosfinlugs lose Schrei eines Weggeschwemmte,!! alle diese unnachahmlichen Töite hänfen sich ^u einem unnennbaren nnlden l^ebrüll, welches die Donner übertönt, so das; die niederduckenden Blitze gleichsam lautloo in's Wasser fahren. Wahrlich! wenn inmitten einer solchen dy None der Seemann »och daran deutt, de» ,^ampf under die entfesselten Elemente auf^unehineu und, dem Tode mit ^uhe iu's Auge schauend, das segellosc schiff uoch ^u lenteu, ans dem Sturme beran^nleitru sucht, so gibt er uns ein erhabenes Beispiel menschlicher Gröm! Die Wirbel dieser westindischen Arlane drelien sich, indem sie ein sie rotiren nämlich umqetehrt wie der .^eiqer einer Uhr, und das ssleiche ^eselz l^ilt für alle ähnlichen Drehstürme der nördlichen Hall'lugel, die europäischen so-! ivohl als die chinesischen Teifun',' nnd ostindischen Cyklonen. Auf der südlichen Erdhälftr aber, ^. B. in der :^ähe uon ^^adagaslar, beivegeu sich diese Wiud^ treisel qerade iu der enlssessengeseNten Dichtung, folgen also dem .^ei^er der Uhr. <5he der Htur>u losgebrochen, N'eist der Hremauu nicht, ivohin er stenern soll; er ist im Ungewissen, ob die O'ytloiie vechw oder linkc' an ihm vorbeigehen, oder ob sie ihn gar mit ihrem den trum treffeu wird. l5s bleibt ihm uichtn übrig, alc' sich einfach so weit wir möglich oom Vande ^u enlser neu, iu eme llippeuarme ^ee; damit geht es langsam vorau loegen der herrschcuden fast totalen Windstille, und er mus; daraus schauen, iu eine der vielen uud t'räftigeil Meeresströmungen ^u gelaligen, die in den Antillen fo hänfig sind. Hat aber der '?rtan schon ;u toben begouuen, so ist der Seemann sicher, das; der Mittelpunkt des ^tnrmes linto oon der Windrichtung liegt, nnd er sncht durch Nechlosteueru sich vou ihm so weit wie möglich ^u entfernen- nur weuu der Wiud vou '.icordostru weht, läuft er vor ihm her, denn al5 dauu kömmt der Mittelpnult der d'ytloue gerade ans ihn los; fast unfehlbar aber gerälh er in denselben hinein, weun im Beginn der Wind aus ^steu blä^l. llber alle Borstelluitgen schauderhast ist die C"ewall des Winden i,nd das losen des Meeres in der ')läl>e Ztaddampscr in der GMone. Quito. 2. Auft. 4l» des Wirbelkernes; wehe dein schiffe, welches dahin geräth! ^m (^'eiltruni selbst aber herrscht Todlcustille; ist eo vorübergezogen, so tobt der Sturm lilld dao Meer anc, der enigegengesehten 'Dichtung. Die Gesel,ivindigkeit der Wirbel steigert sich bis ans 40, ja l'>l) Meter in der Seknnde, und uon ihr ist wohl ;n unterscheiden diejenige, iuoinit ihr Centrum nber die fläche der (^rde iveiter ^,ieln. Diese l^e schunildigkeit iit bedeutend geringer, nainentlich im Anfang, später beschlennigt sie sich immer mebr, ivährclid die kreisende Bewegnng abniinmt. Der dicht bei den >t leinen Alitillen vorbeistreifeilde Stnrm vom Anglist 1^!ll) traf St. 3homao am 1^., war am 1ü. in der ^)tähe der Tnrkinsel, an> ! l. bei den Bahamas, ain 1i>. an den Insten voil Florida, am X». läng5 dein Gestade uon Georgien nnd Carolina, ain 17. in der l^e gend vo» Neiv ^'>ork, am l>^. anf der Georgobaiik, am !'», auf der ')leufni!dland>)ban!, Dao fortrücken belrlig also durchschnittlich.'i'^geogr. Mei len in der stunde oder mehr alb 7 Meter in der Sekunde. Die größte fortschreitende (^e-schmindigkeit beobachtete man bei dem ^,tnrm deo ^ahrec, 185.-!^ den» im ')lntillenmecr betrng sie li'/^, nnd bei Neu fnndland fogar l^i '.Vieilen in der stunde; in dem tropischen Hheil doc, ^eeans hält sie sich gewöhnlich zwischen den ^rcn M von ^'/2 und 5' Meilen. Während aber die (.ilMone fast eine Parabel beschrei bend nach ^tardwcst, ^iordrn nnd schließlich ')iordos< vorrückt, nehmen ihre Wirbel an Breite ^u nnd an Intensität der ^ewegnngklraft ab. Der Drehstnrm dec, ^ahreo l^!!!> balte bei den kleinen Antillen einen Durchmesser uon l><; Meilen, bei den Bermudas einen von 1l)5 Meilen und in der legend de>> »'»U. breite grades von mehr alo 1l)l> Meileil. ändere ^'ytloilen haben eine viel geringere Anndehnung, ilcnneiltlich dort, wo sie sich gierst anf die <^roe herablassen. Schon höre ich, wie meine freundlicheil Veser den Wnnsch aufsprechen, etiuao über die (V'ntstehnng der Cyklonen ^u oernelnnen. Diesen Wnnsch will ich ;n erfüllen trachten, nnr ist die Ausführung mit nicht geringen Schwierigteilen verbnnden. C"roße Dinge lassen sich mit zwei Worten nicht abmachen, nnd soll ich sie deutlich anseinandrrschen, so liegt dir Gefahr nahe, daß ich ein kanm genießbarem Stück ernster lecture bringe. Wem die wissenschaftliche Episode ^noiel Kopfzerbrechen bereitet, weiß jedoch schon, wa5 er ^ll thun hat. <^r tann ein paar Seiten über-schlagen. Später einmal wird er die Schreckeil riney besondere heftigen ^ewitterstnrmeo, d. h. einer sailft gearteten Cyklone, erleben nnd, von Neugierde getrie ben, hier nnchfehen, wie eo dabei zugegangen ist. Der uon einer westindifchen Cyklone verfolgte Weg besiNt die Eigenthümlichkeit, daß er oon der geradeil Viilie fteto nach der rechten Seite abbiegt. Wäre die Oberfläche unserev Planeten ringonm völlig eben nnd glatt, lind oernwchte darauf eine ,^l>gel, ohne Widerstand ;n finden, endlos fort^nrollen, so müßte dieselbe ailf der nörd liehen (^rdhälfte gleichfalls von der geraden Vinie beständig rechto abbiegen, Allerlei nach n'elcher,^immel5richtnng Nlan sie iverfen ivürdc. Es ist dieß eine nothwendige ^olge der ^rehnng de>> l^rdball^ um seine Achse. Wirft man die ^ngel uon Süd nach Nord, so geht sie anch unfehlbar nach Ost. Denn bevor man sie in ^ewegung setzte, lief sie schon >nit der Achsendrehnng der Orde uon West nach Dst, lind >war schneller, al5 eo alle nördlicher liegenden liegenden thnil. .^onlint sie also in die selben binein, so rollt sie nicht bloß von Süd nach Nord, sondern »lit dem Nberschnß ihrer anderen «^eschivindigkeit auch nach Oft. Das Umgekehrte ereignet fich, me,m man die Kngel uon Norden uach Süden wirft. An ihrem Anogangopnnktc beniegte sie sich weniger schnell nach ^sten, nlo alle südlicher liegenden legenden, llnd gelangt sie in die selben hinein, so mnß sie in ihrer ostwärts gerichteten Bewegung heller den angetroffenen Städten lind Vä» dern ^llrückbleibeil, weßhalb es den letzteren erscheint, alo komme die itngel ilicht bloß von Nord, sondern auch uon Ost. Ox'nan ebenso nnd ano demselben (^rnnde biegen sälnmlliche Winde der nördlichen Heinispbäre uon ibreil jedesmaligen Nichtnngen iiach rechte ab. Wenn anv 'lili^land der ^)vind nach Südeil geht, um deil überhitzten Tropen ,Nühlnng zn bringen, so wird er AerlucillMstsbezirk clneH westindischen Hrkau üu allmählich ^liil Nordostwind nnd Ostwind. ^v ge. laiugt also auch nicht nach Arabien, wie es hätte sein sollen, vielmehr tomint er in dir Wüste Sahara, und von da alc, glühendheißer Ostwind über den Atlanli-schen Ocean, n'o er, immer rechtü biegend, alo Sndost und Süd über den Antillen und Bahama-Inscln weg streicht, lieben dril Ufern der bereinigten Staaten uertvandelt sich der nämliche Vuftstvom iü ciin'n ^nd-wcstnnud, der i>n ^mninrr alo '^ost in i^nropa ^'iü-tiisft. ^c nach drin ^onnonstaild»,' innrrhalb dl'g Jahres ändern dil'sc gwsM'tigm Windcnrm'n ihn' (^cstalt, die einr inannissfach ocrschobcnr sein kann. ^irl (viilftnß damns habcn dic ^cstländcr, wrlch^ in dcr hcis;cn Sonnnrrzeit rnl,ll'nde ^nfte allseitig ans il>n' flächen lirran^irln'n, solche aber im Wintcr nach dcn wärmeren ^x'P'ndrn senden. Weil die östliche Halste der näm lichen ^iildenruen eine tnhle nnd schn>ere Vnft mit sich führt, so bewegt sie sich nnten ans dein d'rdboden nnd nnrd in den tropischen legenden der freien Oceane ^nm nnterrn oder ')l ordostpassat, mit dem die Segelschiffe l^m-opa'5 über Madeira nach Westiüdicn qchen. I^ie westliche Hälfte besteht an6 warmer nnd leichter Vnft; sie fliese also in der heißen .^one als oberer oder Südwestpassat in den hohen Regionen der Atmosphäre, nnd erst in gemäßigten breiten dränqt sie sich dnrcli ihre nngestiime Bewegung melir nnd üiehr herab zwischen die tiihleren '^inde. ^n ^e>ng ans ihre ("eschlvindigleit beobachten a!l' diese Vnflströmnngen das einfache ^esel.^ sie lanfen nin so schneller, ie nördlicher die legend ist, in n>elcher sie weben, weil ihnen da ;nr Änvbrritnng lueniger :)tan>n geboten wird, nnd ungleich enueisen sich die ans den Tropen kommenden alo lebhafter, weil sie viel '^ärme n»d Wasserdllnst nnt sich führen. Wao hat nllü diesem alleo um den ^yllonen >» schaffen? Sehr viel, (5in '^lick anf die >tarte ^eigt, daß der Wirbeltern der westindischen Cyt'loneit ,^>nan so voranwandert, wie der rnekkehrendc obere Passat. Wir beobachten die nämliche .^rnmmnng der '^ahn, die nämliche wachsende ("eschwindigteit im fortschreiten. O) scheint, al<) ob die großen atmosphärischen Wirbel von der gangen nmgebenden Vnftmasse iveitergeschoben werden. Ähnliche nnd gleichgelegene Bahnen verfolgen deßhalb fast alle Drehstl'irme der nördlichen Hemisphäre, besonders anch die fnrchtbarrn Tcifnne der japanesische», '.virerr; alle gehen querst nach West, dann nach ^tord nnd endlich gen Ost. Auf der südlichen (>rdl,älsle beschreiben die Orlane symmetrisch angehende ^^ege, , Rücltclircudl odcr obcn' Passdtc. - Untcrc Passate. Zdeale Parficssnnst der ^«ftcirculatlon des Erdvasss. 51 7' ^4^ H^ä, MW MM indc>» sic cbciifallo hievst nach West, dann abcr nach Süd imd endlich wieder »ach Ost rücken, so daß sic uon der geraden Vinie beständig nach linto abbiege»». Diese Biegungoiocise ist aber dort allcll Windei» cigcn, wcßhalb dcr niucrc Passat als Südost, dcr obcrc al^ ^tordnicst auftritt. Die beidcu uulcrc» Passate, dcr ^iordost dcr »ördlichei» u»d dcr ^üdost dcr südlichcn Halbkugel, flicßcn ncbcn dcm Aqnalor odcr, wo soust iln Vaufc dco Iahreö dao uu'irmcndc Tagcygestir» senk recht über dein Boden steht, ;n einciii mistest sanftel» ^stwiild zusammen, iuelcher die frisch(^'!n^tcn Vuft masscn in dl>r Höhe nach ^cstm drnckt. .Itüttivinio Vl'rläiu^'vt sicht die Bahn dl'r wrstindischcil ^n'hstminr gan; darnach eil!?, als ob sic in dcr Sahara iliicn Urspvnnq fiindc. Wird dic Cyklonc mit drin obcrcn Passat ^chcn, wcnn dic niitcrcil ^>indc cinc andcrc 'liichlun^ vcr, f»I^c>l? Dcr Stärkrrc sicqt, lind daö ist in dm mci> stm ^iillc» dcr abcrc Passat, ^icv ^uitflcl uon dcn wcstindischcli ^rtnncn crschcincn ^ndcm ill drn Äl0nan'!i ^uli bi5 ^7clo bcr, vor^n^lich iin Aniinst u»,d Anfanss Scptcinbcr. ^'ü ist das dic Zcit, wo dic Smmc auf ihrcin jährlichcu Rückgangc n» sicfähr glcichc Hitzc in dic ^lächc dco tropischcn ^'It lantischcn ^ccail^, lii^d dic benachbancn l^'oniincntc uon ^tord- und Südamcrila hincingcbvacht hat. Damit ruhen dic untcrm Vuftstrünnilisscn. Nllr localc Winde wehcn noch hicr und dort, abcr iin Ganzen, über Mumcu uon hnndcrttausrnd Qnadratincilen, lastet nntcn dic Windstillr, cinc train' Atinosphärc, ivclchc uoin .^ng dcc> obcrcn Passalo nnt^cxonüncü nnrd. Zu beachtcn ist n»» dic W irfn n q c i n c r W i nd stillc an sonncnhcllcn 3aqcn. Ein ödcr Bodcn vcrinass dic ticfstcn Vnftschichtcn so stark ?u crivärincn, daß sic anI^cdchntcr nnd lcichtcr n'crdcn, alo dic nmnittclbar ans ihncn rnhcndcn Schichtcn. Sie liegen unnatürlich da, wie Ol nnter Wasscr. In bcistcn Sandqcqcnden offenbart sich dicsc uerkchrlc Anordnnnq durch ^uft. spicsselnngen, durch täuschende Nachahmung':' >,'on Sccn, drrcil qlän^cndc ^lächc dic nin^cbcndc Vandschaft auo dcr ücfc ^n rcflcctircn schcint. Irsscnd ciit qcrin^ füssiqcr A»laß, dcr ^lnq cinco ^oqcl«-,, cm B»chsc» schuß, einc ^cucp>br»nst, lau» da<) nilnatiirlichc Glcichqcwichl dcr Vuft stürcn, nnd c<ö erfolgt cin Wüstenstnritt. Abcr dic ^'yNoncil bilden sich frrn von Afrika'») Eiilödcn nild die ilnicn ^nflicßcndc V»fl ^cigl sich kci»co wcgs so start überhitzt, daß lvir dic straft dc^ '1^'clcorc, dadnrch ^i erklären vcrinöchtcn. Allc Schwierigkeiten de5 Verständnissen u>crdcn indesseil beseitigt^ wenn wir das unnatürliche ^leichqcivicht dc5 Vuftkreiscn d»rä> cin bloß qcfährlichcü, nnd dic ^nin Tbcil in Wcg fall koinnicnde >iraft der Vnftwärmc dlirch dic dc>> Wasscrdainpfco crsclzt denkcn. Die Vilft ».'ird vo» dc» hindnrchgehe»dcn Sonnc» strahlen sehr wmiq crivärnu, oiel mehr qcschieht eo uoin erhitzten '^odcn, woranf sie rnht, einc büchst weisc ^inrichlllng, da sic dcin letzteren mehr Wärine ver^ schafft nnd daQ Spiel dcr Winde lebhafter crrcgl. Die höheren Vilftschichtrn ihrcrscito einpfanqcn die ineiste Wärinc dnrch a ll f st eigc» d c ^nftströinc, n'clchc nnten geheizt worden sind; je doch crfolgt anch dicscs niit Aniocndilng eines gleich wciscn Gesetzes, daÄ dir Wärme nach.^räflcn schont. Bckanntlich nnrd oben der Drnck der A<> mosphäre immer tlcinev und die ^uft dünner, weil ausgedehnter. Jeder ivarme Vnftstrom, nielcher dcn '^odcn vcrläßt, muß deßhalb einen nm so grö ßcrm Nanin cinnchmc», ie hoher er steigt, und da cr hierbei beständig größere ^nftinasse» ana ihrer Stellung ;n verdrängen hat, so lcistcl cr ivährcnd de^ Steigeno einc Arbeit, gleich einer voeomotioe, dic einen Wagen^ug vor sich herschiebt. Dic Arbcit vcrrichtct er auf xostc» der eigenen Wärme, wie die Voeomotwe auf Kosten ihrev Kohlcnoorrathes. ,viir je 100 Meter Steighöhe büßt er, wofern ihm keine unsichtbaren Wasserdüustc beigemischt sind, 1"C. von seiner !cmpcratnr cin. Dieß ist der innere (^rnnd, weßhalb anfiuärto die Atmo^ sphäre stets kälter wird, so daß anf den hohen Gebirgen, selbst in den Tropen, cwigcr Schncc licgt, Immcr pichen ivarmc ^nflströüic hinanf, nm Wärmc ;n>>ilragcn, abcr immer erkalte» sie wegen der Arbeit, die sie bei ihrer wachse»de» Anodehmmg >n leisten haben. Anf dei Höhe von >',00l> Bieter, wo die ^uft schou halb so dünn geworden, iniißte hiernach eine Temperatur hcrrschcn, dic um ^0" <'. <»der 40" II.) >,^>,!,!>,,i!!l<' «ii^Iwli^ !>'.,(!!,<»ls,« Eylilouettlialjn. 52 niedriger wäre, al^ iiiilen ill! Niveau deo ^.Vieere^'. Weiln eo auf den Bergen «veniger lall ist, al^ man nach dieser Regel erivarten sollte, so rührt da^ von der Wärme her, welche dort theile die Sonnenstrahlen, theile die hinalifgelangenden Wasserdünste entivickelii. Worin besteht llnil die >veise Ökonomie d'X' (^esetzec, ^ ^rste,i>> ist die Vuft in den höchsten Regionen aiißer-ordentlich kalt und taun somit an den Himmel^ranm nuv iveilig Marine verlieren- ;>veile,io aber ist die beim Steigen dcr Vuft verschnnindene marine nnr scheinbar, d. h. nnr für dao Gefühl, verloren gegaiigen, sie hat sich, wie man sagt, in die geleistete Arbeit umgewandelt nnd findet sich im gebnndeuen Zustand; sie erscheint dem (^esüble wieder, sobald die Vuft ebenso start ^nsammengepreßt >vird, als sie e5 uor dein steigen gewesen war. Wenn am ^üdfuß eineo >'tOOl> Fleier hohen Alpen?,nge^ ein trockener Wind von NO" l'. Wärme ankommt, so bat er ans dein Gipfel nnr noch die Temperatur uo» 0°; stürmt er aber nachher bis zum Nordfuß .MW Bieter tief herab, so erlangt er bei der Verdichtung die W° lvieder nnd ist am Gnde so warm, wie am Anfang. Den vollkommen trockenen Anstand voranngeselzt, läßt sich min entscheiden, unter welchen Bedingungen die Atmosphäre mit sich selbst in einem sicheren oder unsicheren Gleichgewicht stehen wird. Nimmt in il,r die Wärme von nuten nach oben fnr je lOO Meter weiterer Erhebung genau nin 1" ('. ab, so befindet sie sich eben in einem sicheren Gleichgewicht, da keine Vllftschichte sich veranlagt sähe, eine größere Hohe anf-;usuchen. Thäte sie es, so würde sie überall eine Vnft verdrängen müssen, welche die nämliche Wärme, Ano dehnuug nnd schwere besähe, wie sie selbst- sie würde also ihren Weg ohne Ursache ;urücklegeu, die vor handeneu Reibungen ohne straft überwinden. Wird nach obeu ;u die Vuft wärmer, aly die Regel verlangt, so ist ihr Gleichgewicht um so sicherer nnd die Hoffnung anf ein beständig schönem Weller um so mehr gegründet. Wird aber nach nnien ;n die Vnft wärmer, aw die Vorschrift erlaubt, so entsteht ein gesä hrl ich es Gleichgewicht, dac,, »vie die langen Windstillen nnd die daranf folgenden stürme geigen, durch viele !age uud Wochen anzudauern und iinmer gefährlicher ;u werden vermag. Auch taun ey stellemveise in das unnatürliche Gleichgewicht al« seine höchste Ansbildnngnstufe übergehen, wobei die untersten Vuflschichten, selbst in der Vage, worin sie sich thatsächlich befinden, leichler sind, a>5 die unmittelbar auf ilmen rubenden. ^ei allgemeinen Windstilleil erhil>en sich nicht nnr übermäßig die nnlereu Luftschichten, sondern e5 erkalten auch die oberen, »veil sie an den Himmelkraum Wärme verlieren, ohne dafür geuügeud Grsa<5 ^n bekomiuen. Nebmen wir nun beispielsweise ail, die Vllft sel nach einer Wiudstille so beschaffen, daß sie in.vöhenabständen von je NX) Meter sich regelmäßig um !'/^ (^md kälter erweise. Glückt eo der umersten schichte, irgendwo anftilsleigcn, so verliert sie I" Wärme für die erste (^r Hebung von 1<»<> Meter nnd hat deßhalb Bieter hat sie schon einen solchen von 40nml V^ oder 10 Grad. Natürlich bemwl sie denselben ;u einer kräftigeren Ausdehnung, alc' an und für sich erfordert ivürde, nud darilm allch ^,l einer beständig wachsenden Geschwindigkeit deo Steigen^. Anfangs hebt sie sich langsam, mit der Triebkraft von nur V/ Wärme; später fliegt sie immer schneller empor, mit Triebkräften, die ebenso zunehmen, wie die Höhen. Der Durchbruch ereignet sich an irgend einer Stelle querst, nnd ist er da eingeleitet worden, so brancht eo keineo zweiten mehr. Gleich einer wuchtigeu Decke vou vielen tausend Quadratiueilcn Au^dehunlig lasteil die oberen Schichten auf den unteren nnd treiben dieselben von fern her in die entstandene Hffimng, in den anfsteigenden Windkaual, das l> y kl 0 iiencent r ll m, hinein, so daß sie hierdurch entweichen, wie die gepreßte Viift nun einem Blaobalg, dessen beschn'erter Deckel ei» Voch hat. ^ind die »ntersten Vnflschichteil herailo gedrückt, so kommen nacheinander die darüberliegendcn all die Reihe. Al5 ^iesnltal ergibt sich der völlige Umstur; der Atmosphäre; ihre nntersten Theile breiten sich gan; obeu, und ihre obersten gnu; unten ano. Welcher Vorgang wäre wohl mehr al<3 dieser geeignet, um die mit dem Vodeu in ^erührnug tomlnende Vnft ;u niechseln und vor Stagnation ;u beivahren^ Gleichwohl haben wir un5 daliiit nnr die Gilt-stehllng trockeiier Winde nnd Stürme klar gemacht. Wir müssen noch ^nseheu, wao die Wasserdünste in den (Cyklonen leisten; darin bilden sie entschieden die Hauptsache. Wenn von der Sahara die erhitzte Vuft über den Atlantischen ^cean nach Westen streicht, so verliert sie allerdings einen 5heil ihrer fühlbaren Wärme, gewinnt aber mil den aufgenommenen Wasser dünsten einen reichen Vorralh von gebundener Wärme, die bei dem wirbelnden Gange den Dreh. stnrmeo ;nr vollen Thätigkeil tomim. ^a man darf 53 behanplru, das^ durch dir Sahara day Phänoniru ilicht lursenllich bedingt wird. ?ir iropischrn Oeeane sind viel ergiebigere Wärlnrqnrlleu, aly dir Heistesten Wnsteii, derrn trockene Vlift doch nur 5od nlit sich herumführt, ^eftaiidr uicht iin ^^rste» drr Sahara ein srhr breites Meer, so niüsuen dnrch sic die ^lillollen sogar anygrlöscht luerdrn, wenn sie von andrrivärty dahin tä»,en. ^>l der 3!,al, die furchtbaren 3rifn>lr der chi>lrsischr,i (^eivässrr nnd die ^rehstürnie uoii ^.üdivest Polnnrsien habrn im ^strn kein Wüstellland ;um Auygang, soildrrn statt desje,i einen noch breiteren, an »varmel» Vnft iiild ^leerryströmungen reichrn ^cean. ^olangr die in drr Vnft vorhandenen Wasserdämpfe linsichlbar sind, enthalten sir mir graste '.Vlrnqr von linfi'lhlbon'v odrv qcbnndcnrv ^ininr, die sir bri rinlvclrndrv .^nlilunst in drin An^rnbückr ^nin Vor^ schrin bviM'n, n>o sir dir l^rstal! sichibavrr ')lrbrl und kolken nnnrhnirn. ^avcm habrn nur schon rin»nil qrspvochrn. '^rnn nach lanqrni schönrn Wrtlrr drr X>inlnirl sich schlvai^ ndr^icht nnd nntrv I">)nnrr nnd Blih. qrn>alti(^' ,vlnthrn von '!irssrniuassrv übrr ^>rv^ und !l>al »irdrrscndrt, so wnrdr an') drn fvnl,rv nn iichtlun- sirivrsrnrn dünsten drr blanrn ^uft so virl str lmndrnr ^ärinr fvri ^rinacht, da<> man damit 5,^^'nal so vir> ^assrr, al<) drn ^>oltrn rnislrönnr nnd in ilmrn noch ^nrnckblirb, Iiättr von l>" an di^ ^nin ^,irdcn rvliitzr» tönnrn. ^>as ist nachbrr any all' dicsrv ^livmr ^rivordrn? ^ir Hai dir ^'lvbcii dr^ ^tnrlnrc, nnd dro tobrndrn Grwiltrro vollbracht, dir hristr Vnft dry ^odrny biy in dir liöchstrn ^irliionrn cmpoviirschafst nnd oafnr tüdlr hrrabi^rsrntl. ^ir Grwitl^v nnd ^rwinrrstnrmr sind ^antpfinaschinrn, wrlchr wavmc Vnfl nnd '^asirr in dir V>ölir puinprli, rrstrvr nach drn lallen ^r^rndrn dcv,^cvnr limtrribrn, lind Irnirvry iibrv day durstige d'vdvrich drv 'itäl>r any girmi. Wir dao ^»l^cht, rrkriliü man am brstrn, n'rnn man day ^pirl drr vollkommrnstrn (^rivitlrvstürnir, der iMMi ^yklolirn, brtrachtrt. '^ri drr Trmprralnv voll '»<^" t'. vrrinaii, nrbrn drn sndlichri^ ^lnlillrn dir ans drm i7cran r»l,rndr Vnfl rinr so qrlvaluqr ^nllstinrnqr in sich cnlf^unrlnnm, das^ il,r ^rsanimtrr ^ärmrvorrall, einer Tenlprrainr von !»<>" <'. >72" lt.» qlrichtoinmt. freilich sind lnrvoon !!<»" inl ssrlililldrilrn ^nstandr nnd drm (^rfnh! nichl wahrnrhmbar; sir wrrdril jrdoch illllrrhall' dry ^irdclfrrnro drr ^ytlonr l'riilahr voll ständiq frri. Drr ansstciqrildr ^nflstrom dry ^tnnn^ crntrnnly tnhll sich nn, so mrhr ab, >r liödrr rr rnlpor qrlallsst, urrdichttt scinr ?ä»ipsr ^n slirchlbar schwartn ^oltrinliassrn, nimmt vo,i il,»r,i dir orrbor^rnr ^ärnir ans, llnd indrnl rr Iiirrdurch rinr nll^rhrnrr ^Inydrlmunq und Vcichlistk'it ^rn'iilnt, jaqt cr mil rinrr so rasrlldrn O''ilr bio nbcr dir grwohlilichc ^rrn^r drr ^lllnosphärr i Iiiilallf, aw hättr rr den ^oden thatsächlich mit rinrr ! Hinr von !><>" ('. vrrlassrn. .^riil trockrnrr '^nstrn ! stlirm vrrina^ nbrr älmlichr )iräftr ^n vrrfn^cn, nnd dirsr daliiufrrfülltrn, arbrilystartrn Vnflr brdrckrn nach lalissm Wiudstillrn Hundrrltansrndr von O.uadrat meilen, alle bereit, im ^itloiienrrntrnm drn '^>e^ ilach oben ^l nrlmirn, sobald sir von dessrn ')ln^irhnn^ sich rrqriffril fi'chlen! Daher dir entselzlichr (^elvall lind seltene ?aurr dieser Gelvitterstnrme. In dein n'illdstillen ^rittniln beobachtet man sehr wohl, wie furchtbar in den liöhrrcn Re,i,ionril dir Wollen liernmqrwirbrlt iverden; auch fallen dort Baum-Mieige, Irünllnrr aller Art, ernlndetr Vögel, Insekten voll oben herab, obschon day ^and, denl sie entstammen, sich in in erplodirrn und mit ^ahllosru ^lächenblil>en sich mischell. ^m ^entrllm selbst fehlt manchmal der Wvalt-same Ausgleich drr beiden entgrgengesr^trn l^leltrici täteil, aber die ^'rregnng der l^efühlyilervrn ist eine unbrfchreibliche, indrst glühende Meteore, die noch nn erklärlen ,^ngelbline, ally den schwartn Dilnstmassen lierabsallen. Anfangy von liefroll>rr ,varbr, ivrrden die /velierlngrln brinl ^iillen blrndrnd iveis; nnd sprwen ihren,^>lhalt n>ie geschmol^eney '.Virlall nmher, sobald sie drn Boden berühren. Mau wird nun auch erlrnnen, weschalb ili der OyNono die warme Vnft anfwärto Ulid nicht die kalte »iedrrwarty strönlt. '))cischrn sich nach drr Windstille irgendwo höhere Vnftmassrn mit tieferen, so verdichlen sich dort auch die Wassrrdünstr ^li Wollen, indem sie räumlich beinahe verschwinden. ?enn aly ^lrbelbläychrn itehlnrn dir dünste liichl den talisendstrn 3hril ihrer sollst »othivelldigen Al>odr!,»n»g ein, nnd sie verlieren bei der Nmwandlnng chre ringylim drücteilde ^pann kraft. In deil verdnililten Raum stnr;t sich voll alleil feiten die ^'nft; iveil aber dir untere mehr Dämpfe mitbringt, dir wieder verschwiudru, so erlangt sir bald riuen überkräftigen, uach obe» qrrichtetrii ^ng. ?ir 54 Umsetzung der Dünste in Wolkeil, das steigen des verdünnten Vnftstrontes nnd der damit uerbnndclle .^ug noch aufwärts ereiglleil sich dort, wo die Cyklonen entstehen, oft mit erschreckender ^chllelligkrit. Das Barometer sinkt plötzlich und ans geschlossenen Wohn-gebändeil lverdrn Fenster nnd Thüren heralisgelvorse» wie bei einer Erplosio». So weit hallen wir also den Ursprung nnd das Wesen einer Cyklone verstanden; jetzt brancht es noch etwas Geduld, uln über ihren wirbelnden Gang uns ^itcchenschast ^n geben. Weßhalb bilden sich Wirbel und geht nicht die einströmende ^nft geradlinig auf day Centrum los^ Ciile ähnliche Erscheinung bringt Wasser heruor, wenn mir solches in einen Trichter gießen oder sonst in ein flaches, nntrn mit einer Öffnung versehenes Gefäß- wir beobachten, wie da vo» selbst ein ^trndel einsteht. Tie Wasser-theilchen beschreiben Spiralen, sie lansen mit inlmer wachsender Geschluiildigleit lim die Ab^igsöffnllllg oder den Strndelkern hernnl, dem sie sich mehr lind mehr nähern, bis sie endlich jäh hinnnterschießen. Tabei ist die Oberfläche des Wassers leine Ebene, sondern wegen des abwärts gerichteten .^nge^ trichterförmig eiligesenlt. All' dien geschieht, weil eo dem Wasser ohne Übergangs Geschwindigkeiten ullniöglich ist, den Anstand der ^tllhe mit stürmischer '^ewegnng >n vertanschen. ^s müßte auch zerreißen nlld luftleere Rännle zwischen sich bilden, und dieß hindert der uon oben nachschiebende Druck der Atmosphäre, Tas nämliche ^eseiz erfüllt »lln lnich die Vuft, luenn sie in deil xern des ^rehstllrmes hineingepresN luird l sie länft spiralig ill lim so schnei leren Wirbeln, ie »nehr sie in die ^lähe des Centrums gelaugt, wo ihre ^ewegnng eine fnrchtbar nnrnhigr, stoßende, die ^ichlnng »vechselllde isl. ^ie bringl näm lich uon den uerschiedenen leiten nnd V>ohen nichl gleich uiele ^linsünengen ill deil aufsteigellden Vust stronl hillein, nild so kann es nicht fehle», daß derselbe trotz seiner großcn Eile höchst unrnhig fließt. ,^ür Augenblicke entstehen lnftuerdichtete ilild lllftuerdnnnte :)täume, welche nicht nnr Wiildstöße ^nr ,^olge haben, soildern anch lnallende Töne, wie uor der '.viündlülg losgebrannter beschütze. Ein mächtiges, ans vielen einzelnen ,^i anoilellschlägeil ^llsammengesetzles ^ebrnll begleitet den i7rlan, indent es die vomier der gleich zeitigen Gewitter an Stärke übertrifft, ^ft hörl man sogar bei gewöhnlichen Stürmen dnmpfe Schüsse in der fernen ^nft. Wegeil des starten anfwärts gerichteten ^ilges bildet sich unterhalb des CnllonencentrnmI der windstille Mmü, welcher der trichterförmig ein gebogenen fläche über den Wasserstrndeln entspricht i hier erreicht anch das Barometer seillen tiefsten Stand, und schwillt die offene See 40 «'> Eentimeter hoch ^u einen, breiten ^lnthberg alls, der mit dem Wirbel-kern uoranschreitel. Die Wasserstrudel in nnsern Versnchm ^eigc,i bald diese, bald jene Drehn ngovichl nng; e>^ häilgl die selbe von Anfälligkeiten ab, besondere von der Art, wie man das (^efäß mit der Mssigleil füllt. Anch die kleineren Vnftwirbel, locale (>5elvitterstürme, die Wasser- llnd Windhosen, selbst die dicken Stnrmsänlen der äußerst heftigen Tornados von Nordamerila, beobachten bald die eine, bald die andere I^rehnngs richtnng. ^iicht so die allermeisten Cyklonen nnd die über Tausende von Qnadratmeilen gleichseitig tobenden Stürme. Sie sind planetarische Erscheinnngen, worin der Einflnß Mälliger '^ode>lgestalt l»ld Wiildrichtling hinter der 'Itotationstraft des Erdballs fast immer ^nrnätritt. ?as Gesetz der '1i echtsbiegnng der gail^eil (^yklonenbah» nnd aller Winde der nördlichen Hemisphäre findet anch auf die einzelnen ^nft-ströme seine Anwendnng, die nach den» Wirbelkern hinfließen, hat jedoch die sonderbare Mge, daß die ^lrndel linl5 gehen, liingelehrt wie der feiger der Uhr. ?ie ')(0t!nvendigteil dieses Ergebnisses ivird nns klar, wenn wir den )lern einer ^'liklone über irgeild einem Drte, elwa St. Thoinas, im Entstehen begriffen denken. Voll allen Seiten, uon ^tord und Süd, von Ost und West, schiebt sich dir Vnft dorthin, lind ;war, scwiel an ihr liegt, in möglichst geraden Vinien. ?er von ^nden kommende Vnftstrom lästt sich mil einem mächtigen, 20 !l<) ^leilen langen ^eil uergleichen, ivelches a>l beiden Enden festgeknüpft ist, aber dazwischen eine Ansbiegnng l,>o>l der geraden Vinie gestattet. Tie Ansbiegnilg erfolgt nach rechts, ohne daß es dem Winde gelinge» taim, der einsargenden straft des ^eiltrnms ;n rlltgehell. Er nininit also die ,vorm eiiles »ach Osteil vorgekrnmmten Bogens an. Ebenso trünnnt sich der alls Osten tommende Vnftstrom »ach 'Vord, der uoit Nord kommende nach Weft, der von Wesi herangehende ilach Süd. '.Via» erkennt demnach, wie fich der gangen, deil Cyklonen lern nmrmgenden Vnftmasse eille Trehnng bemächtigt, die, vom Cenlrnm alls betrachtet, li»ls gehl. ^ichr als dieses sa»fte», aber allgemeioeli llild nnanfhörlich wirkenden Ailtriebcs braucht es »licht, um die Richtung der Wirbel ;n bestimmen, denn die scharfe lirnmmnng llild große Schnelligkeit derselben sind ja eigentlich das Werk der im xern emporstürmeilde» Vnstsäule. Tie violation des Erdballs gibt anßrrdein sowohl der Cyklone als anch deren Centrnm einen stets wach 5»i> fend en Dnrchmesser. ^enn so lange die Wirbel sieh drehen, preßt sie alle beivegten Vllfllheilchen nacli rechts, auch dort, wo dieselbe» in den ,^er» ein»>ünden. Ungleich wächst die rechl^biegeilde.^iraft mil deni ^ort fchreiten naeh worden, Wo also, bei ,vwrida, die u'estindische,l Orkane stark ilordivärts gehen lllw ihre ^ahn kräflig umbiegen, da erweitern sie auch ihren Umfang in einem auffallenden (^rade. (^ine warme, dampferfüllte Vuft bildet dao Vebens element der (', Trockenheit verbreitendeil Afrika, fondern in der feuchten westlichen Gegend de5 ^>ltlan tifchen Oeeans, >vo sie gena» den ivarmen Meereo ström»ngen folgen, gierst der iwrdäqnatorialen neben den mimten >'!>ttillen nnd '^almma-Inseln, und spnler dem (Golfstrom. "Andere gehen durch die.^ciraiben-See in den Meerbusen uon Mejico. Anch meiden sie es sichtlich, wemi sie neben den bereinigten ^malen einder ziehen, mit idrem d'eulrnm da') feste Vand ^li beireien, sie finden eo >>, trotte». Mit dem vorrücken »ach worden finden sie »berliaupt innner spärlichere Nah rung; der im )iern aufsteigende Niftftrom verlier: feine ^ilgtraft, die (^efehiviudigteit der ^^irbel erlahmt, die Spirale» nehmen eine minder gekrümmte ^orin a», indeni sie nur uoch halbe oder kleinere Stücke vou Nuidrehuugen rollenden, ^aniit iverden die l,o»e» a»eh melir uud »lehr einseitig, nnregelmiistig im vn'nndris; »nd abhängig von loealen Verhältnisse» in der 'Dichtung ibrer ^ah». Strönien näuilich kühle oder trockene Winde, die beide wenig Dünste besiken, in dao Centrum l»nei», so verlieret» sie alobald ihre» kräftigen .^ug, lveil ihr vorderes C>'»de ^u la»gsa>» steigt. Dagege» tobt der i7rkan dort iveiler, u>o ivar»>fe»chle Vüfte henu^iehen. So to»!»>en »ia>>che wesiindifche llnd ^ablreiehe andere ^lürnie deo ^eeano in dao feuchte Onropa, besondere in die -)tord. und Ostsee; sowie sie aber in ^n^lnnd eindringen, erloscht ihre Kraft, '.'loch mehr Orkane wandern dem Owlf-ström »ach in das Gmneer; darum drehen sich in Deutschland die Winde so gern von ^»dost über Süd nach West. dieselbe» l^eseize gelte» für alle großen Orkane ^ alle gehen den wärmsten MeereHströmnugen nach, alle finden sich auf der Ostseite der Festländer, alle biegen davor mit scharfe»! Winkel »»>. So neben den Phi^ lippinen nnd ^apan, neben Australien, neben Mada^ ga^kar. ^'!lle auch »vandern mit dem obern Passat, der, wo er den Festländern nahe kommt, vor dere» a»fsleige»dem heisre» ^»ftftrom i,l ähnlicher Weise n»l biegt. Die warmen Meeresströmungen ihrerseits sind gleichsam die a>>5 deil Tropen rückkehrende» Passale der oeeanische» Wasserhülle deo V'rdballs nnd Sta» nngen, uielche der '.'tordost- und Südostpassat vernr sachen. Ebenso ist von den gewöhnlichen l^ewnter» bekannt, das^ sie die sehn'ülen, d. h. n>ar»>en und zugleich duust-reichen Striche aufsuchen, weßhaib sie sogar die hohen Gebirge verlassen, um in die 'Thäler und (an die Anziehungskraft der (^'lektri citäien alo Hauptgrund der Erscheinung l>inneln»en ivollte. Die Gewitter gehe» ihrer ')cahr»ng nach, überall damit beschäftigt, die heiße Vnft i» die oberen .^tegionen der Atmosphäre hinau^upnmpe» »nd biegen über das vand ans^ngießeil. Bis ;u einem besti»n»ten ^rade gelten für sie überl,a»pt die (^efebe der (^ klo»en, deren niedrigste Anobildnng^stnfen fie darstellen. Bald Hal mail, befonders in den Tropen, starke (^ Ontwickcl'unss der Spiralen in einer Onlll'one. 5« witter ohne Wind und Wirbel, welche beide schwach sind »nid ganz in der Höhe bleiben, reichliche, warme Dünste veroichten sich in der Vuft über einen, eng begrenzen Nanm. Bald tobt ein Gewitter mit Wind ^ ohne Wirbel, wobei das Gewitter „Men den Wind ^ zieht", weil es eben darans einfeilig seine ^tahrnng schöpft. ..^nerst koiilint die „Schwüle", dann niarmer, danipfreicher Wind, hieranf das ivindstille (llrun> mit heftigen Blitzen nnd donnern ohne 'Xegen, endlich dieser nnd die „Kühle", welche herabsiukende Vnft schichlen bringen. Bald erlebt ntan wieder Gewitter mit Wind nnd Wirbel oder heftigem ^tnrm-, sie sind ! öfters schon eyNonen artig und niandern zuweilen hundert Meilen weit fort, ohne indessen eine feste Bahn nnd Drelmngsrichtung ;n beside»-, ineist sind ihre Spiralen wenig ge-lrnmmt. Hänfig siebt nun« anch, wie ein dü^ sterer Wolkrnkern sich bildet, allein „das Gewitter vertheilt sich", indem die Wollen sich ausbreitend verschwin-den. Dampfarme Win-de, die hineinflössen, waren daran schuld. Ein ander Mal naht sich ein schwereo Unwetter , bleibt aber plötzlich stehen, verliert seine straft und sncht sein ^>eil in der flucht. Ein kräftiger, warmer nnd trockener Slurm- wind tobte unterdessen in der verschont gebliebenen Gegend, indem er sich geraden Weges in das Gewitter stürzte. — Sehen wir nnn aber zu, wie sehr in ihrer Wirkung alle diese gewöhnlichen Störungen der Atmosphäre von dyi Eyklonen übertroffen werden. Anl lneisten verrufen in Westindien ist wohl der Wirbelstnrm vom w. October 17W, lvelchen lna» nnt dem Mmen des „groben Orkans" bezeichnet hat. Er kann nns eine '^dee uon den Verwüstungen eines solchen Meteors geben. Sein ^'auf begann in der '.ilähe der Insel Barbados, eiuer der südlichen Kleinen Antillen. Bor ihm blieb gar nichts anfrecht stehen, keine Wohnnng, kein Bauin, kein Strauch, kein Gras Halm. Die in die Keller gefllichteten Einwohner der Stadt merkten oor dem wilden Tosen des Ort'ann nicht, dast über ihren Hänptern die l^ebände znsammen gestürU niaren. '.'lber nicht überall gnb es so sichere unterirdische ^änmlichkeiten, nnd Tausende uon Un glücklicheu wurden unter den Krümmern zerschmettert. >ieine ,^eldschlachl zwischen ?,wei feindlichen Armeen richtet ahnliche Grenel an, nne diefe Eytlone es gethan hat. Weiter uoranrückend traf sie in den Gewässern von St. Vlicia eine gan^e englische Kriegsflotte nnd versenkte sie mit Mann nnd Mans in die Abgründe des tobenden Meeres. Die Insel verwüstete sie ebenso vollständig nne Barbados und he grub li<>00 Einwohner nnter den Trümmern der Wolnningrn. In der Mhe von Martinique ergriff sie die französische Transport flotte, und mit ihr eben so knr;en Proceß machend, begrub sie in den Wogen 40 Schiffe mit 4W<> Mann Truppen. Anf dem Vandr aber fegte der Stnrm nnd die ihm folgende ^luthwelle die Stadt St. Pierre und andere Ortschaften einfach vom Boden weg, fo das; hierbei allein !><><)<» Menschen nm's Veben kamen. So ging er von Insel ;u Insel, auch nach St. Thomas, Alle^ mil Entselze»,, Ber^n'eif lung und lod erfüllend. Sogar nieiter nördlich bei den Bermndao, n>eil ans^erhalb seines Eentrunio, faiid er noch Kraft genug, nm mehrere englische Kriegs schiffe zu verseillen, die eben auf der Rückkehr in ihre Heimath begriffen ivaren. ?as war der „grosse Orkal,"; besoildere Einzel^ heilen köiulen wir bei den „kleinen" stndiren. Der Sturm von Havanna im Jahre ltt<»4 zerschmetterte und versenkte im Hafen nnd anf der Mede nichl iveniger als ^')<> Schiffe; bei andern Gelegenheilen hat man gesehen, wie Schiffe fern vom Strande auf Mndrichlunsscn beim Asrtschrciten einer ^ylilone i» uthstand an's User ge-schlendert, so das; es eine Brücke ^ivischen ^ivei Krisen bildete. Am Äi. ^nli 1l^25> brach eine Cyklone bei (Guadeloupe los. Die schiffe ans der Rliede von Basse Terre verschwanden, nnd einer der Kapitäne, welcher dem Tode entrann, erzählte, daß seine Brigg vom Sturm aufgesaugt nnd aus dem Wasser gehoben worden sei und sozusagen in der Vnft schiff brnch gelitten habe. Die Hänser von Gnadelonpe wnrden thrilweise ^ertrnmmert, zerbrochene Nlöbel nnirden fortgefchlenderi nnd gelangten über den ;ehn '.vieilen l'veiten '))(eeresarm bis Monserrat; inan sah anch, wie ein dritthalb Zentimeter dickes Brett, vom Sturm gepackt, einen Palmenstamm von fast einem halben Meter Dicke dm'chschnitt. Nnd wir geht'S unserm lieben Sl. Thomas'^ Wenn von ^ytlonen die : schiffen den Hafen; das ^ort, welches den ^'in^ gang vertheidigt, befand sich im Anstand grauenhafter .^erstürnng, als ob ey dnrch eine Batterie eingeschossen worden n'äre, Biernnd;wan^igpfnnder niaren von den Wällen hernnlergeivorfen, ^el^blöcke ivuvden vom '.Vleer aus der Tiefe vvn Il> 1.'> vieler losgerissen und auf das Ufer geschlendert. In der ^tadt selbst wnrden solide Gebände von ihren ^nndamentrn n'eggeschleift. ^n ähnlicher Weise wüthete vor zwei Jahren der ^rtan, von dem ich schon geredet. Und da em Nn- glnck nie allein lommen darf, fo gefellte sich damalo ^n jenem Stnrm, wie es heisst, noch ein d'rdbeben, nnd eine gewaltige, vom (^rdbeben herrührende ,vlnth: welle stnr^te sich in den Hafen nnd in die Stadt. Dergleichen Erschütterungen des Bodeno bei belegen heit der ^vklonen ivill man in Westindien öfters beobachtet haben; wohl sind diese Wahrnelnnnngen nnr Gebilde der erschreckten Phantasie in den vom Stnrm gerüttelten nnd umgeworfenen Häufern und fanden im Auftreten der oceanischen ^luthwelle eine scheinbare Bestätignng. I^ic grosse Welle war sicherlich nichts Anderes, als der im lnftuerdüuntcu Raum uuterhalb der ^ylloue mit fortrückende Wasserberg, welcher zwischen der Inselgruppe und iu der ^ill-buchtuug des langen Hafens yt vielfacher Höhe empor stante. Die kleine Insel Tortola erlitt eine so weitgehende Überschwemmung, dasi man nachher erzählte, sie sei nntergetancht nnd ivieder gehoben n'orden. Im Hafen vol» St. Thonias aber rm das vereilüe Ungestüm des ^rt'auS uild der genannten ,vllithwelle einen Viverpooler Dampfer, ein Schiff fo gros^ u>ie das unsere, vom Ufev der Stadtfeite los lind warf ihn qner über den Hafeu allf ein anderes ^ahr^elig hinalif. Beide sauteil, und noch jet.u liegen sie da, ein Schiff auf dem andern, nnr ein lieim'r !heil der Berdeäbanten lind der Schornstein des Dampfers ragen ans dem Wasser, ein fnrchtbares .^eugnisi für die Schrecken der indischen Natnr nnd für die Barmherzigkeit Gottes, welche u»s dnrch diese klippenreichen Meere lnudurchgefi'ihrt hat, als wäreu sie harnilose Teiche. Seitdem ich St. Thomas verlassen, hat eine nene ^litlone ini Berein mit furchtbaren Wolkenbrüchen dafelbst gehanst und einen Theil der Stadt abermals iu Trümmer verwandelt. 58 IV. Von St. Thomas vis Ool'on. MM >wch winken N'ir Arsche mit Hut nnd Tafchentilch den ^urüäbleibrnden ^reundru und dampfen ynn Haftn hinaus: „Vehüte Ench Gott auf dem glücklichen St. Tlio-mao!" ^ann aber schalie ich mir diese senkrechten Bergwände an beim Eingänge dec, Hafens; rechtc, nnd lintX' nnübrrselibar nnd wen lüumw bis in'o ,vreie ist das Äiieer voller Klippen, einzelne mächtige Felsen ragen thurmartig jäh aus dem ^^asser. Muß gerade hier die deimtückischr See dem Schiffer die Saline wei sen, n'0 die schrecken der Cyklone allein genügen, sein Her; mit VerWeiflnng ^u füllend wahrlich, wir konnten NN5 glücklich preisen, diesen gefährlichen 3 heil des Oceans bei s» stillem fetter ^, l'esalnei,. Unser Dampfer warf jetzt allein B^ogen über dir klare, nchigc Wasserfläche; dransrnd eilte er dahin, und hinter uns schwand in immer weitere ^'lUfernnng dao wilde, steile Gebirge von St. Thomas; ich weis^ nicht, ist r5 allmählich im Wirbel verschwunden, oder in den glatten Spiegel der ^ee niedergesnnten. ^afür taucht linlo vor nna in blaner ,^erne eine langgezogene, niedere Gebirgskette auf, eine weithingeftrccktc Iusel-grnppe; die Umrisse werde» deutlicher, schärfer und vermischen sich bald mit den hohen bergen der groben nnd reichen Insel Portorico. Me habe ich eine solche Pracht der Natnr, eine solche Vieblichleit in dem Wechsel von Berg und (<'bene, von Wiese nnd Wald gesehen, wie hier anf Portorieo. Es träqt feinen Xiamen „reicher Hafen" mit Mecht. ^inc wahre Luftfahrt bildete dieser Tag von 7 Nhr Nlorgrns bis ^ Uhr Abendo, da wir gan; nahe längo den reichen, üppigen Gestaden dieser herrlichen Insel einherdampften. Jede der (^rosten Antillen, die ich geseheil, Portorieo, St. Domingo oder Haiti, Jamaica, bildet für sich eine Alpemvclt voll hoher, steiler '^erge, tiefer Thäler, jäher Schluchten, nnr fehlt das Eis der Gletscher und der Schnee der Dirnen; dazn ist die Temperatnr hier yi heisi und das Gebirge nicht hoch genng, obgleich es den niedern Alpen Vorarlbergs nicht viel nachgeben wird. Aber uuter all' diesen Inseln besitzen die ^ergc vou Portorico die sanftesten und ruhigsten formen, es konnte da Einem fast heimisch werden. Von der Ostküste steigt dao lerrain in sanften Wellen dem Innern zn allmählich hinauf und gipfelt schlichlich in einem kolossalen Gebirge, dan nach der Westseite ebenso sanft sich abdacht und seine Strahlen ringsum in die ,verne sendet. Doch fehlt's anch hier nicht an "verwänden und Schluchten, um in dir Eintönigkeit diefes großartigen ^ngeo Abwechslung ;n bringen. 5ie fanften l>onlonren der Verge nnd Hügel bieten mehr Platz ^u einer reichen tropischen Vegetation nnd ;nm künstlichen Vandban, nnd dann kommen wieder mächtige Ebenen mit reichen Wiesen, unabsehbar sich anlehnenden Zuckerrohr-, Kaffee- nnd Tabaksplau-tagru, unterbrochen dnrch immergrüne Haine von Eo-cos- und Mangobänmen, nnd überall ziehen fich die reichsten Zierden der 5ropenwelt, gronc Wälder mit 59 8» riesigen '^änmen seder Art, die sanften Gelände der '^erge Iiixinlf, deren Gipfel sic frönen, unterdessen scheint die ^tegen^eil nade ^i scin. Gewitter samineln sich in dm hohen Gebirgen nüd reichlichrv ')t^m strmnt an verschicdrncn Punktcu nbcr die glückliche ^nstl. Uin 12 Uhr Mitwss5 lil'sscn wir vor dcr Stadt San ">nan de Pncvtonco, gcniciniglich Porto ri^o ncnannj-, nnr wmiqc Theile der Stadt sind vom ^lccrc ano sichtlmr, aber n>ao yl sehen ist, einige qrostartisse l^ebällde, dlVo weillänfiqe ^ort, detnnden die alte, nnn schon längst erloschene Herrlicht'eil. O Spanien, Spanien! wo sind deine alten .Helden gestalten? ^o ist dein ritterlicher Sinn, deine alte OlanbenÄstärte? ?lch, sie liegen begraben nnlrr diesen Rniilen! ^eiile henlige Generation ist ein selbstsüchtiges Geschlecht, e5 hat nicht mehr den Sinn fnr eine groste, christliche Idee. Aber nein, so sind nicht alle deine linder! sie senfzm jetzt mehr ald früher znr Hropifche Hlegelation. S0 Heit der Manren llnter dem eisernen Joch einer kleil«cn, übermächtigeli, nnglänbigen Bande; alich diefe wirst dn besiegeil llild dein Bailiier wieder Hinalistragen in die Welt znr Verherrlichung des christlichen ^tainrns! Jin Angesichte der Stadt felier» wir ein, zwei, drei Kanonenschüsse ab; langes, vergebliches Warten, ?lirmand rührt sich am ganzen weiten Gestade, es ist, als wäre Portorico ausgestorben. Endlich tclegra-phireu Flaggen rechts ani Fort: nur sollen weiterfahren! „Wärmn denn? nnser Schiff Hal Depeschen für Portorico." „Macht nichts, Ihr könnt eine an steckende Krankheit an Bord haben." „Wir haben aber keine." „Schadet nichts, Vorsicht ist in allen Fällen das Sicherste." Also gnt, wir fahren gelrost unserer Wege, mit den, schmeichelhaften Bewußtsein, daß man nns wie AnsMige meidet. Bist dn glücklich, Portorico, nnf deiner ewig grünenden Insel, dieser Perle des Meeres, diesem irdischen Paradiese? Ich zweifle daran nach Allem, wan ich von neuspa-nischer Herrlichkeit gesehen. Der Nachmittag verging, wir der Vormittag, in der Betrachtung des reibenden, an unserer einten uorüberziehelideil Panoramas. Die Berge zogen sich immer inehr zurück; üppig grüne Ebenen, durchschnitten von einer Reihe dicht an einander gedrängter bewaldeter Basalthügel, treten mehr nnd mehr an ihre Stelle. Im Abenddunkel »nacht die >iüste eine Schwenkung nach links, wir befinden nns am Ende der Insel. Indessen saß nnser Kapitän stundenlang oben auf der Brücke, welche die beiden Radkasten miteinander verbindet, nnd schante schweigend vor sich in die Flnth. War es eine drohende Gefahr, die ihn so einsylbig machte und dort auf den Wachtposten zog? Hatte er nicht ein großes Schiff zu leiten, dessen Bail Hundcrttaufende gekostet? fingen uon seiner klngrn Vorsicht nicht viele Menschenleben ab? Wieder ragten aller Gnden Klippen nnd steile Felsen aus dein Meere herauf und hier mußte das Schiff im Dunkel der Nacht feinen Weg durchfinden; ein wenig zu weit rechts, uud wir stoßeil an einen Felsen, ein wenig zu weit links, uud wir gerathen iu eine Strömung, die ! uns auf verborgene Klippen treibt, freilich besitzt der Dampfer einen wichtigen Vorzng vor jedem Segel schiff, seine vom Winde unabhängige straft reißt ihn fast imiiirr aus aller Verlegenheit. Der Horizont vor nils umzieht sich mit finsteren! (bewölk. Ist ein Stnrm im Anzng hier ill diesem böseil Gewässer? Nnr Regen, wölken find's, und lvächkt auch der Wind zn einer mehr als gewöhnlichen Stärke, erheben sich die Wogen drohender, als je, es ist nichts, was ciiirli so kräftigcil Dmnpfer ans der Fassung brächte; er durchschneidet die schämnendrn Wogen voll majestätischer Rnlie, ivie iiitmer. Bei», Morgengrauen war abermals der Horizoiit in Regenwolken gehüllt. Wir fahren, wie am vorigen Tage längs der >tüstr von Portorico, so an, heutigen längs der von Haiti, dem Paradies der Neger. Indessen sehen wir nichts; die Küste tritt weit nach Norden zurück, und schwere Nebel bedecken das Meer. Grst gegen Abend heben sich denllich Berge hervor und dringen bis hart an's Schiff: es ist das Sndcav von Haiti; wir hatten gut im Nebel gesteuert, zu weit rechts wäre gefährlich, zu weit links ein Umweg gewesen. Neue Felsen, neue Klippen; einer dieser Felsen von pyramidaler Form ist dir kleine Guano-insel Alta Vellea; das Geschrei ihrer zahllosen befiederten Bewohner schallt weit dnrch die Nacht nnd ungehalten über diesen so späten Besuch «erfolgt lins ein Schwärm mit lantem Gekrächze. Wir machen eine Schwenkung nach Norden nnd mit dem Morgengranen laufen wir in einen englischen Hafen bei Iacmel alls der ^llsel Haiti. Nnser Anfrnthalt währte nur eine Stuude, daher keiue (^elcgenheit, das Ufer zu betreten. Die kleine Bncht, welche den Hafen bildet, ist rings von steilen, dicht bewaldeten Hügeln nmgeben; rechts im Hintergrnnde liegeil, reizend zwischen dem Schatten riesiger Bänme versteckt, die wenigen Gebäude, welche dir Kommunikation mit dem Innern des Vaildrs ver mitleln. Haiti oder San Domingo, anch Hispaniola genannt, ist nächst O'nba die größte der vier Großen Antillen und durch seine üppige Natur nbernns reich an allen seltenen, kostbaren westindischen Prodncten. Darnm war es von jeher der .^ankapfrl aller see fahrenden Nationen, uud endlich nahm sich jede ein Stück: da finden sich Spanier, ,Vwnzosen nnd Engländer, welche letztere sich immer mehr festsrtzrn. ^ur .^eit Napoleons l. schüttelten die Neger die Herrschaft der ^ranzosrn ab, nnd nnn bildet ein Theil der Insel rinen Negerstaat, der selbst nicht recht weiß, ob er ein Kaiserreich oder eine Repnblik sein will, heute so, morgen so. Darin handeln die Neger genan wie die spanischen Mejicaner, die bald ein Kaiserreich, bald eine Repnblik bilden und bis znm letzten Mann sich gegenseitig mitbringen werden. Dir ^ranzosen ill Europa haben das erste Beispiel gegeben, sie wissen auch nicht, wao sie eigentlich wollen. Gs fehlt an einem König oder Baiser von Gottes Gnaden. Den ganzen übrigen Tag bis gegen Abend dampften wir längs der weitcrn Südküste von Haiti, doch war sie immer etwas fern lind in dünste gehüllt; nichts ließ 81 sich unterscheiden, als die obern <5ontonren der hiuunel-hoheii '^erge, dir sich endlos nach Westen pichen. Honllwg ocli 4. 3lllti in der ^rühe, nachdem ivir zwci Tage längs der linste von Haili uild die folgende ^iacht dlirch den ^^indivärts.^ana! gefahren, dampfteil mir ill den wundervollen Hafen uoii .«iilgstoii ailf ^amaiea, das llnter englischer Herrschaft steht. Eine Vand^illge treilnt hier eine geräliiuige, 100hl drei ^l'eileii lailge blicht völlig vom Meere ab, Bor Port Royal, dem Giiigaiig des Hafeils, hielien n>ir nnr ein paar Mimik',!, um einen ^ootsen anf^nllehiuen, und nach riller Sll»ldr ,^ahrt warfen ivir die Ailker dicht neben Kingston. Dir Stadt liegt vollkommen ebeil ym'schen Palnieil anf's -liegendste versteckt, ainphi-theatralisch voll hohen Bergen liniringt. ^^>äre die Hitze il> Jamaica etiuao bescheidener, so ließe ich e<3 mir da schon gefallen. Hinter nilo lief dev frail^ösische, uon St. Na^aire l,l der ssvosie balancier der '.Vlaschille raqle l,och iiber I'ect. Die >'janter5 siild pratlische Venle u»d >!nm Vieleo, was Aildcrn in» Iranm nicht einfnlll - ohile den Schwerpunkt des Schiffes yl erhöhen, leqen sie die Kessel mit der ,^encrnng inoqlichst hoch, nnd dnrch deil nbcr ^eet stehenden Balancier offnen sie ihre Maschinerie der frischen Vnft, die liberal! durchstreichen lann. Während unser Schiff vollständig ail's ^aild li>l-gelegt wnrde, gaben fnuf bio sechs schwar^branue Blirschell ihre Tanchertünste ;mn besten. Ä)cehr Heiterkeit erregte ein anderer schwarzer Herr, der ans irgend einem Ornnde sich den .^orn eiiles gestreligril Polizei-mannes ^llge?,ogr!l hatte, eines Ideals von ^'onstabler in blanker, sonntäglicher Uniform, mit langem Stocl> den er nach An eines >iö!Ngsseeplers majestätisch in seiner Rechten lnrlt. Nud richtig, schon meint die er^ ^ürinr ^^eresl,ligteil il,r ^?pfer ^> habei^ de,ul nach strategischeil bimsten, die eillenl (''äfar >llr ^hre gereicht hätten, sieht sie sich ihm gegenüber anf einer der hohen, in's Wasser vorspringenden Hafenbrneken. AnSweg ist keiner da, der Rnel^ug abgeschnitteil. Schon senkt sich das Scepter nnd steht der Ärm der öffentlichen Sicher heit soebell im Begriff, den schwartn ^elinqlleilteil ill Ermanglung eines greifbaren Kragens bei der .^eble ;n packeil. Aber ein ^a<>, liild der Arrestant tnmmelt sich llllteu in» Wasser, ^ur Belnstigung der uieleil .^u schauer ei,u' ^ieihe voll Schwimmstncken allffnhrend, iildem er de>l blanken freund an» Ufer einlade!, ilm dabei >n aecompagllirell. Endlich erklinlinl er die nächste Brücke. Kein Weg führt dahin, mail müßte denn dnrch einige Straßen der Stadt gehe»; aber dicht neben den Wänden der ill's Wasser gebanteu Häuser ist letzteres seich!, dort »lag der Durchgang wohl gelingen. Der Mann der Gerechtigkeit fühlt sich groß ill seiner beleidigten Würde nnd seine Beine länger als sie sind- ein herzhafter Sprnng, nnd er steckt bis ^um Gürtel im Morast, und da nur der Straßenkoth der Polizei nnterthäuigst Gehorsam schnb det, so nimmt sich dieser hier die unerwartete Freiheit, die blanke Uniform oom zierlichen >^äppi an anf das Gräßlichste ;n beschmutzen. I^a half aber kein Par-lameuiiren; nmhgedrnngen mnßte der Weg bis zur nächsten Brncke sorcirt iverdeil, und es geigte sich, daß das Schwimmen im offenen Waffer viel besser abging, als das Waten im bodenlosen Morast. Hm Stnrm wird die nächste Brücke genommen; schon streckt sich die Hand der beleidigteil Insti^ von Neuem nach dem Delinquenten ans, aber ein zweiter Satz, nnd er ist spnrlos im Wasser verschwunden! ^tiemand weiß ;n sagen, wo er gebliebeil. l>rst nach geraumer .^eit tancht eili .'»iopf in weiter ^erne anf! für dießmal, Polizei, komnlst du ^li spät. Gs ist glit, llach West-indieil ^> gehen, lveuu ma» auch da inir lerllt, daß sogar die eifrigste Polizei nicht stets ihre .^iele erreicht. Wir hatten an Bord nichts ;n schaffen, gau;e uienllld^uail^ig Stniiden follte das^tohlenladeu daneril; deiln Hainaiea ist eili Hallptkohlenplatz, lticht als ob dieses Breuumaterial dort gefnildell würde, fondern es kommt mit Segelschiffen dahin; ein Dampfer kann nicht so viel fassen, als er alls eiuer Hin und Her reise consnmlrt. H» St. ihomas hatte ich an dein unerträglichen Värm genlig gehabt; eine blasse iveiter eiserner Röhren öffnet sich oben iin I'eck nild mit dclll fürchterlichsten Gcpolter kollern die Blöcke in den nntersten ^tannl. Wir stiegell also an's ^'alld. Trotz seiller ?MWtt Oinwolmer gleicht Kingston eiileni lueit-läufigen Dorfes vielfach ungepflasterte, sonst gerade ^lraßrn, dazwischen lvüste Plätze, niedrige, vernachlässigte Hänser. Die ,'>iei!llichkei!spoli;ei ist in Handen der Aasgeier, die mail in ^chaaren ans jeder Gasse erblickt. Dank dem Oifer, mit dem sie ihrem wohlthätigeil Dienste obliegeil, bemerkt man nirgends die böseil Gernche, welche die „ätherischen" Vüfte voll St. Thomas charatlerifireil. Diese Art voll Bögeln habe ich nachher überall, uichl bloß in den niedrigen legende» Amerika's, angetroffen; felbst in Dmito findet man sie noch. Sie sind schwarz, etwas größer als rechl große Hülmer, nnd diesen auffallend ähnlich, doch befinen sie einen stark gebogene» Schnabel; auch sind «2 sic bcinahc ;almi, dcnn ^cder hat sic gern, nnd sir scheinen ^n nnssen, daß sic mit ihrem ninnncrsatten Appetit der Menschheit sich nützlich »lachen. Will aber der steifende die angcnehnieren Viertel mm .^ing^tou sehen, so Hal er den !l,eil ^n verlassen, luelcheil er nach seinen 1,eii»athlichen Ergriffen „dir ^ladl" in'nin'ii würde. ('>st an^evlialb dev la>tq>veili^e>i .^ü'ihen a» spruchsloscr Kaufläden, sch>nul>i^ev Waavenschuppen nnd aviiiscli^er ^olninin^ii dw niedern Plebeierstandes entdeckt ev die eomfm'lablen Behausungen der reichen en^lischeil ^esiver, qlan^wllr ländliche Paläste, nlurin^t von schattigen Gärten, deren üppige Pracht eben nnr das tropische itlima heruor^li^anliern i»n Stande ist. Dnrch gerade, nngepflasterte,vahrn.>ege ellvao prosaisch in ^iechteete gelbeilt, ^ieht sich diese partälmliche ^tadt aiiiiilithiger Villen endlos nach allen keilen sort bis gegen den ^ust der im >>albtrri5 lienungelagerten sehr Hoheit und dicht bewaldeten Verqe. ^ir lenfen unsere Schritte nach der freundlichen nnd schöngeschmüMen latholischcn Kirche! mich erbaute dao Hochamt, luelcheo schwarte Herren und Damen, >tnaben nnd Mädchen von der Orgelbühne herab mit ihrem Gesang begleiteten, freilich waren die Töue nicht immer rein, auch der 5>M nicht gleichmäßig beobachtet, doch »ins; einen ^eden der fortschritt erfreuen. Die Kirche war gedrängt uoll, Alles athmete Ruhe und Andacht, nnr wehte ein starker Wind dnrch das ganze, Gebäude, wao mir anfango sehr lästig fiel. 5>r Wind ist indessen beabsichtigt; man öffnet alle Fenster und Thüren; der Aufenthalt wäre bei dieser Hil^e nnd Menschenmasse unerträglich. Ich wartete bis ylin (5udr des Gottesdiensten nnd musterte etwas die andächtige, nach Hanse pichende Menge i Alles, namentlich ancl, dac, ivciblichc Geschlecht, recht anständig nnd hänsig sehr fein getteidet, so daß sich enropäische Dm»en ein Mnster daran uelmicn tonnten. ^>ch weiß nicht, ob Gin westindischer Oarten. Ü3 ich ein einziges vollständig wrists (Besicht erblickt habe; dessen erinnere ich mich aber, ich fah einige fast schwarte Hainen so elegant gekleidet, wie englische Ladies; es scheinen also unter der englischen Herrschaft die Schwär zen bis zu einem hohen Grade von Wohlstand zll ge langen. <5hrc dell Engländert»! sie sehen in dem Menschen immer den Menschen, nnd es ist ihnen durchaus einerlei, ob er eine weiße oder schwarte Gesichtsfarbe bat; befitzi eilt '.Vlann 5alent, so iriird er angestellt, ob weis; oder schwarz nlld is< der schlvarze Mann, lvas nicht selten stattfindet, gescheidter nitd ehrlicher als der weiße, so macht mall den schwarten ztlin vorgesetzten des iveißen. Ich habe manche Schwarte keniien gelerllt, dir ich vielen Weißen entschieden vorgehe. Anch sah ich in Kingston das englische ^lililär vorüberlnarschireil, meistens branne, u'enige gail^ schlvarze, fast feine weiden bellte, die Offiziere fast ohne Ausnahme brau»; sie machteu sich in ilire» geschmackvollen Uniformen gan; allerliebst nnd »larschirtell trotz der prellßischeit Ilisanterie. Ich glaube, man könnte alls diesen Negern dir besten Soldaten der Well machen; die Neger sind hoch und stark gewachsene Leute, fönnen die grüßte Hitze aushalten, gewöhnen sich aber auch au jede andere Temperatur; außerdem ertragen sie die schwerste Arbeit und besitzen wie im schwimmen, so anch in allen körperlichen Übungen eine seltene Gewandll,eit. (^in Beispiel dauon sah ich jüngst auf einer Haeienda ldgl!t> mGeuador, wo ich eillige ,verie>llage zubrachte. Der Bruder der Herriu des Landsitzes hatte sich an eiuem Souutag Morgen uerspälet und der heiligen Messe nicht beiwohnen fönnen; er mußte daher in einem der herum-liegenden Pueblos < Dörfern) das Hochamt hören. Seine ^chn'ester ließ ihm, nieil die ^eit schon drängte nlid er als tüchtiger Gleiter galt, ein schnelles, aber anch wildes Pferd bringen, das seit Wochen keinen Retter getragen hatte. (<>! vn^n!" Wie gewöhnlich, so befand sich auch hier ein Reger anf dem Landsive, rill schlanker, sehr stattlicher Malin, uon bescheidenem tilld einnehmendem Anßeru. Der Mohr kommt also. Wie er noch in der !hüre steht, die zum Hofraum fuhrt, gibt die Dame dru fraglichen Befehl'. „>l",'n! vlmf»'!» ^ muuto n,1 oadaii«!" „.Komm', Mohr, und steige auf's Pferd!" Der Mohr ließ fich das uicht zlueinlal sagen; es gibt keine gewandteren Reiter n>>au sich linlen, ein gan^s Stockwerk hiilab in die unergründliche Pflil.^e zn ftür^eil, welche diese moderne Art oo» Pfal,lballten wie ein Nestlings, graben umringt. Hiev in .^iugston erfl>hre>l wiv zuerst die fchreck-lichell (Vreignifse von Paris, die ^rfchiefmng des Erz-bischofs, unserer Patres nnd so vieler anderer unschuldiger ^7pfer. Ich kailn nicht beschreiben, welche Eindrücke das anf uns Alle geinacht hat. Anch venmhmen wir, wic gut es der liebe Gott mit nns auf der Reise gemeint. Das Schiff, welches vor uns Southampton verlassen halte, betain die Poclen au Bord, und obgleich diese Krankheit eben nicht gefährlich wurde, Mlchten die für St. Thomas bestimmten Passagiere gierst eine vier^ehntägige Quarantäne alif einer wüsten Insel nach Art des Robinson (''rusoe abmachen. Das andere Schiff, welches nach uns abfahren sollte, hatte in der Rahe des Hafens die Achse gebrochen und mnsue umkeliren. ^o traf Gott den richtigen Mo menl für unsere Ab reise; lange genng hattril u'ir nns ill '^el gien aufgehalten, nnd das war gut, obgleich es ganz gegen meinen killen war, nnd ein längerer Anfenlhall wäre ebenfalls schlimm gewesen. Mit der Abenddämmerung begaben wir lins wieder auf's Schiff nnd waren abermals um die ^rfahrung reicher geworden, das; man, um glmtlich ^u fein, auch nicht nach .Jamaica zu gehru brauche. Alich dies; scheint ein trauriger Anfenthalt. Die 24 <>>nad ^i^anmnr i>n Schatteil dea Hailses uom '.viorgen bis ^nm Abend sind uns Deutschen zu uiel; beiuahe Alles, was man sieht, trägt den Stempel der Nachlässigt'eit und wird NW bald ungemlithlich; die schöne '.'tatnr aber ist draußeu Ulld läs^t sich für geivohnlich ilicht haben. Indessen ist Jamaica immerhin ein Paradies, nämlich dan Paradies für die freunde des Rum. Hier „wächst" der beste Rnm der Welt, nnd man stellt ihn bei Tisch wie bei uns das Wasser auf. Ich konnte diesem Ge^ tränke nie Geschmack abgewinnen, am allerwenigsten in den Tropen, wo es sonst schon an Hitze nicht fehlt. Auch der Wein wider' stand mir um so mehr, je weiter wir nach Süden t'amen. Das allerbeste Getränke in den warmen Gegenden ist das Bier; es läs;t sich dnrch nichts An dereo erseyen, n»d da mau es anf dem Schiffe querst ill (5'iy legte, bevor mail ec, anf die Tafel brachte, so war es überaus erquickend. Veider wird es scholl auf dem Groben Oceau selir tliener, eine Flasche drei franken; hier in Quito kostet dic Flasche sogar fünf franken. Natürlich reicht mein winziger „Gehalt" nicht aus, lim ein fo kostbares Getränk an. ^lischaffeu, nnd da wir anch keinen Wein bekomme», so trinke ich nichls als Wasser. Gott lohn' es! ?as ^olileilladen ging »nler gros;arliger ^actel belenchlung nnd unter noch großartigerem Värm die gan^e Rächt hindurch fort! am nächsten Morgen war ein ganges ^olileiigebirge, das am Ufer gestanden, vollständig i» dem Ba»cl,e des Dainpfers geborgen. Gegen 7 Ul,r '.viorgens ivlirde» die Anker gelichlel; Gocsspalme. >>!V Quito. 2. Aufl. «5 wir dampften den fchöuen Hafen bis Port ^iolial nür-der hinaus und branden uns bald auf offener See. Die schöneil und hohen Berge Jamaica's ^ogeu eineu Schleier nin ihr Hanpt, und verschwanden endlich halb in nebliger ^erne, halb binler dein gewölbten Rücken des Ocea»lS. ^o gehl jetzt direct nach Süden, mitten dnrch die Karaibischc See, nach (ielltralamerika, nach Colon, Weit im ^^ordwesten, unsichtbar wegen der großen Entfernung, liegt das unglückliche ".Vieiico, das blutige Grab eines der hochherzigsten Kaiser. Mehr als ;wei Tage uud ^cächte sollten ivir wieder nichte als Hmunel l,nd Waffer sehen. ^inn ersten '.vcal anf unserer Reise trafen wir heute den Passattvind, der in den tropischen Gegenden, nördlich vom Äquator oder höchsten Sonnenstände als Nordost, und südlich davon als Süd-oft weht, und ^var mit der grössten Regelmäßigkeit das gan^e Jahr hindurch. Um ihn >n benuven, gehen die Segelschiffe, wenn sie uach Westindicn ivollen, viel füd lieber als wir ge gangen ivareu, bis nach Madeira und den (kanarischen Inseln, und set>eil dann quer über den Ocean. Hier, im Karaibenmeer,weht trob der nördliehen Vage im Frühjahr und Sommer der Südostpassm; er ivird durch die warmen Vnfte deo erhitzten ^tordainer^a angebogen und folgt der ^iick^ tung deo (^olfflromeo. ^er Wind wurde lebhafter und brachte bis ^nm Abend das Meev i>l immer wildere Anfregung. '^iel Wasser sprivte über T^eck. ^ichtsdesto^ weiliger hatte unser Schiff einen ruhigen ^ang- es waren große Oberwellen, aber leine Gruudwellen. Der Abend wird mir ewig unvergeßlich seilt. Der Himmel über uns dnrchsichlig wie Krystall; die vielen dnrch die Wärme anfgelösten Wasserdünste machen ihn uu glaublich t'lar; die, Sterne fnnkeln in reiner voller Pracht, Venus gleicht dem elektrischen Vicht; liuls vor uns das Kreui, des Südens lind der hellste aller ^ir^ sterue, Alpha im (ieiltallr, >llgleich unserer Sonne am nächsten, bemühen sich, in ihrem Glaube nicht ^urnck zubleiben, (^ln^elne flächen der Milchstraße glühen so eisseuthl'imlich, als würden ihre Nebelgruppen durch ein darüber brennendes gelier erleuchtet. Rings aber lim uns fiinf^ehu Grade hinanf und uoch mehr ist der Himmel so schwarz und undurchsichtig, wie die Nacht; es rnhrt das von den Äcyriadeli von Wassertröpfehen her, welche die wilde See gen Himmel schlendert und die in Bläschen zergehend durch ihre Menge deu Hori^out siuster ulachru. Hinter dem Schiffe bot sich den» Auge das schöuste Schauspiel dar! das breite Kielwasser, soweit der Blick reichte, glich einem ^lammenstrome. Genau wie beim Wetterleuchten der Himmel bald hier, bald dort vorzugsweise im elektrischen Widerschein aufflammt nnd ivegen der Hänfigkeit der sich folgenden Blihc dennoch nberall im ^ener ^u stehen scheint, so leuchtete hier bis ^um Horizont hinan die breite, schan nligc Spur des Schiffes und der Näder. ^in sanftes Vicht n'ar darüber ergossen lind wohl in jeder Seennde einmal slammlen iveite Streekell ill hellerem gelier auf, iet,U hier, jeht dort i eiil Überalis präch tiges Scbalifpiel, ein wahres Wetter leuchten unten in den ,Vluthcn des stürmischen Oceans. Hente hatten sich gan; vorzüglich alle Bedinguitgen erfüllt, welche ein starkes Phosphoresciren des Meeres erheischt. Die »nächtigen Wogen, welche der Südostpassat brachte, stießeu uutcr einem scharfen, spitzen Wintel wider die Wellen, welche unser Dampfer anf ' Der fliegende,! ^ischc >ul't c>> umchicdciie Arte». Am häufigsten ist, nmnemlich in den winllicreil H>lccre!!, der m, erster Stelle abgebildete lmd iili Trjte beschriebene S p r u „ g oder s5 l u gh ech t. Unsere zweite, Abbildung ^cigt den «in dcr frm!;öfischen linste himsig vortommendru :1ic>theu Seeliahn, der auf dem Pariser Martt „gcinciner" hciftt. l,^'r n'ild bio vier Psund schll>cr, ist rosenroth u»d hnt lebhaft rothe svlosseu; fciu Fleisch ist sehr beliebt. Diesem mihe stehen die ^lughiihne, uon deilcn der europäische 7Uug' Halm, ein rosenrother ^isch init blnugefleelten grünen ,vlllg? flössen, im Mitte!mcer sich findet. Iin Indischen Ocean soll auch eine fliegende Barschenan uortommen. ^'lie^cudcv ^'iscli (Lxoooetus «xilisuZ) >. Stt warf; so oft eine jener Wogen durch eine von diesen hindurchging erlitt das Wasser einen starken Druck und alle lelichtenden ^liierche» stral,llen vor .^oril ihr ,^icht mit einem '.V^ale au'). Schon oft vorher hatte ich fliegende fische gesehen und im Anfange fnr Vögel gehalten; mit iedem Tage nahm ihre Meuge zu und geradezu fabelbaft wurde sie in den warmcu Gewässern der Karai-bischcu Tec. (5s sind überans hübsche Thierchen; das Souueulicht reflee-tireiid erschciucu sie glänzeud weiß, wie dnS reiuste Silber; pfcilschllcll schicken sie aus dem Wasser brrvor, selten höher als drei bis flmf Meter über den Wellen, in scheinbarer Größe und iu der Flugart deu Sperlingen ähnlich. Wenn cm solcher Schwärn» von einigen huudert St »"ick fliegender Fische sich blitzschnell anö dem Meere erhebt, um nach einem niedrigen ^luge iu einer (i-ntfermmg von 1<><» Schritt fich uiederzulafsen, wird mau uuwillkürtich a>t eine Schaar Spahei, eriuuert, die, aus einem Gersteufeld aufgescheucht, alöbald iu ein anderes sich stürzt. Diese Thierchen, welche iu ihrer äuner» ^rscheiuuug eiue gewisse Ahillichteit utit Dringen besiven, nuten silberiveis^ oben azurblau sind und eine Vänge uou höchsteno 45> (>entuueter erreichelt, beuölkern die Weltmeere in unermeßlicher Zahl, nament lich die warmeil Theile derselben. Ihr sogenannter ^-lug ist eigentlich ein Springen bis auf (^utferuuugeu von I lM 1 !U)-.Vl'cter. Hierbei halten sie die weitaungedelm ten ^rnst und Vauchflosfelt wagerecht auogespannl, ohne jedoch mit ihnen die Vuft ,?,u schlagen, ,vie der ^ogcl eo init seiueu Flügel» thut. Selteil luacheil sie eiue Schwenkung iu der Vuft, u»d dieseo ivohl »ur, wenn sie fürchten, au einen Gegenstaud liu^nstos^n, oder luenn sie einem ihrer ^ahlreicheu Feiude in der Vuft cntgeheu ivolleu. Keillcy' lvrg^ aber ist eö wahr, daß sie sich Mio dem Wasser nur erhebe», um vor deu Klaubern der Tiefe ^u fliehru; iu den meisteu ,^äl-leu erblickt mau dergleichen Verfolger nicht, obschon die fliegenden fische sich zu Tausenden erhebcu. So geschickt sie am Tage ciuem Schiffe auomeicheu, fo oft falleli sie deo 'liachtö auf da'o Verdeck. Auch fie nämlich lafsen sich durch dao ^'icht herbeilocken und stoßen im Mge gegen die dunkeln Segel. Hierin besteht auch die einzige Möglichkeil, fie zu fangeu; man zeigt dc<3 Nachts an der Windseite des Bootes ciu ^cucr ueben dem Segel, das ihrem ,vlnge jählings ein Ziel setzt. Hl'iestcndcr Fisch (Votljer ^ccyayn. !lrißi2 I^rl^). «? !»» V. Zie Landenge von Manama. inama oder vielmehr dir Vaud ^ enge vo>i Pauaula war jchi -^ uuser nächstes.^iel. Am Min ^ n'och den 7. Znni, gegen !<> ' ^ , Uhr '.vlorgens, erhoben sich vor /x^uus die schöllen Berge von j "^ Portobello, es ist day Festland, (>elltralainerika. Wir lieben sir <^^' lints liege», und Nachlllittags u»l 1 Nhr, bei eiller ,vit>e von ^^M'ln ^cballt ano drn ^iihrn dco ^crdrck^ licvvovqnoll, lalifrn luir in dm Hafen uon ^iololl. (>'5 frhlrit ^wci Stnndrn, so sind dvri Wochen srit ilnsrrrr Abfahrt von Europa verflossen. Von dcr ^rc an^ belrachltt niacht ('olon dxrchallo feinen nnanqenehinen ^indvnct. (>'iniqe qrös^re nn-inillelbar ain Hafen lieqende li,id ^nr ^eever>valtnnss ^chöriuich deinen, Tode, nnis^ man dei nen Namen mit dem Namen diesen abscheulichen Auf mthaltSorteo beflecken! Das ist also das Dmt'mal, welcheo dir die Nachwelt gescht hat! (>olon verdient den Namen einer Stadt nicht, auch nicht einmal den eines Dorfes, (^in paar elende Häuser stehen da, sonst noch einige Spelunken, die ;nm Aufenthalt von wilden Bestien dienen können. Ninqs von staqnirew den Sümpfen in förinlichen ^elaqerunqo>llstnnd ver-selzt, ist O'olon in seinem Innern ein fortlaufender Sumpf, eine stintende Pfülze. Zu den uureiulieheu Strassen hängt überall iu '!iie>ueu geschnittenes fleisch ;nm Irocklim aus, daneben die bluttriefenden ,vellc von Thieren und jede andere Klasse von Gegenständen widrigen Anblicks, nnd die tropische Sonne arbeitet wacker in ihrem Geschäft. Schon beginnen die Smnu-tome des gelben "viebero sich au uno ;u zeigen: Schwinde! ergreift uiw, eiil llnermes;licher Ekel durchschauert unsere Glieder. Also hinaus iu das ,vreie, jenseits iu den Wald! Aber wehe uns, dahin ist der Weg durch endlose Sümpfe versperrt und ein unerträglicher Gernch weht nns auch hier entgegen. Nun deuu, ein paar Schritte lint'Ä, an's Meere5ufer, da liegt ein altes Wrack, day wollen nur betrachten. Aber auch dieseo Vorhaben will uicht gelingen. Der sumpfige Wald dräugt sieh bis an die (^eslade der See, uud diese ihrerseits hat eine Unmasse lodter fische, ^l'nscheln nnd Krabben abgelagert' der erstickende l^erlich der 68 ^erselznngoprodncte verpestet ringonm die Vlifl. ^ dn llilglnckliches Anlerika, n>ao nntzt >nir all' deine Prack)t, welche dn in deiner üppigen Natnr eiltfaltest^ Viel lieber will ich in dm eisigen Steppen Sibiriens ^wi^ schm den Iakliten imd Tsehnktschen Hansen, als inittell in dieser reichen, lins verschlosseneil tropischen Vegetation, festgebannt in einer solchen menschlichen Wohnstätte, wie (^'olon! Aber nicht nnr in (v löllnl nieht einen schritt liinan'o. ^ohin wollt ihr denn? B^e^e ssibt'^, tcine, ^ns^steige ssil)t'c> teine. ^ii< der Stadt, mit dein Dorfe, mit dem Hanse hört die Welt anf, nnr ein Manlthier kann ench dnrch die Snnipfe traqen oder dnrch eine eiW ^nrtl> in dem nnsäftiieh verwach seilen'^alde; hier, mitteil ans dem nnermesM) große>l Festland, das sich uom Nordpol biü fast an den Südpol erstreckt, seid ihr fester gebannt, als anf der nun->W"> ^nsel de6 Oeeailo. freilich finden sieh in (''olon einige.Gänschen, die, besser a.ebant, uon weitem freundlicher dreinschanen; aber lommt man in die Nähe, so sind anch diese verfallen imd Schmich starrt einein enlgeqen. (^o sind da5 tleine Hotels und Woh-minien ooit Beamten der nielen Mir l'am ein förüllieheo ^^rnseln an bei dem Pedanten, in eine,» dieser Hotels alich nnr eine Nacht znlningen ^n mnssen. Und ihr, arme Beamte! der -^orn enrec, Prineipalc, lien sich ^olmi f» ;>,,n ^orthcil sscimdcrt, dds^ ^ l n,ii>,'dcr;u ntcuxcx ist. ',>l»ch wurde dem lmnlmtten (^ütdcckcr 'Amniw'^ ncbcn dem Hnfcn ein meisterhaft ausgeführtes Standbild errichtet. so genenlich nnd sicher dnrch alle befahren hindnrch-gemMn, dast ich nlit ihm eine Neise nm die Welt halte versnchen möqell. Day Seeleben bekam mir gnt, nnd die ^aiWveile, die so '^iele geplagt, hatte ich nie erfahren, felbst bei der grölten Hilze nieht. Nach einem fürchterlichen (Zwitter am Abend folgte eine sehr rnhige Nacht, die letzte anf den ,vlmhen des Atlantischen ^ceaiw. Am nächsten Morgen, gan^ in der .vrnhe, ain beiligen ,vrohnleichnamsfeste, den 8. Inni, feierten nnr in der Stille eine heilige Messe, denn schon nm 7 Uhr sollte nno das Dampfroß an die jenseitige xliste, an den Stillen 57eean, tragen. Unser gnter, rothbärtiger Kapitän der ^toyalÄcail Steam Packet-l'onipani, bewirlliele nns ^nm letzten Mal mit Allem, Zie Anfänsse von ßolon. «9 was >tl">che nnd seller ^li listen veruwchten; nllscre deutscheu Steivards spielten nus deil Abschiedsgrnß — »nid fort geht es, ivieder fort, fan noch weiter, als wir gekommen. Adieu, Atlantischer Deean! deine ^lilthen uinspüleil dir (Gestade einer eivilisirten Welt, dn bist mir ein lieber freund; deinc Wogen möge» nur das glückliche Europa grüben, da habe ich Alles, was inir aus (^rden theuer ist. ^ch muß ie!,tt fort von dir nnd ^i deineiü größern '^rlider hiuüberivau-deru, an die rüsten einer nncivilisirten Welt, wo nebcu deil ^iuiin'n alier Macht mid Herrlichkeit die Höhlen von ^annibalen liegen. Die viereinhalbslündige ,val)r! per ?a»ipf von l>olon bis Panama, eine streck' von 10 12 geogr. Meilen, tostet l!^5» ^ranten, eine Vappalie für jeden honetten steifenden, der einigermaßen Anstand kennt. In der neneu Welt geht man überhaupt von dein richtige» Princip aus, Jeder, der eine weite ^ceise macht, mnn Geld haben, fonft miirdc er zu Hause geblieben sein. ^-ür mich bestand noch ein besonderer l^hvenmel, freigebig zu sein. ^ie großen Siege meiner ^and^lente niollten be. zahll sein; ich tonnte mit Pyrrhus sagen: „Noch mehr solcher Siege, nnd ich bin uerloren!" In Belgien bestrafte man mich, weil ich deutschen Geld hatte, nnd in England, weil ich französisches hatte. Die Herren ^jautee^, die in C'olou an der Kasse standen, hegten ebenfalls eine kolossale ^erach tnug vor aller französischen Waare. Indessen tan» am O''»de auch dao i^egenlheil richtig sein; vielleicht wollten sie die lei.uen treneu Kopien deo groben gefallenen Baiser') alÄ thenre ^ieliqnie sich anfbeivahren. Thatsache war, ich imisne noch ein erhebliches Summ chen ^n meinen übrigen Napoleons legeu. sticht immer fieht man die «Gerechtigkeit der Handlungsweise sei nes ^tebenmensche» ein; wie ich aber die Sache mit Nuhr in ^rwiignng ^og, mnsue ich nwhl gesleyen, dan die ^aiite^ in ilneü! gnten Rechte waren. Wer nnrd denn in diesem entselzlichen ('»'olon auch nur acht I,agc uerweilen, wenn er nicht etwas Erkleckliches da- snr in die lasche schieben darf^ Außerdem braucht man ja niclu gerade mit der Eisenbahn nach Panama ^n reisen. ',V(anllhiere und Straßen sind freilich teine vorhanden, aber man t'auu ja ^n ,^nß geheu; der Wald soll sehr interessant sein, uud die vielen Sümpfe, ,^rolodile, Jaguars nud dergleichen geben Stoff ;n allerlei.^ur^weil; oder man kann uüt einem Dampfer nm'o ('''ap Horn herumfahren, oder man kann über ')cew-?>orf mit der großen, sehöueu Pacifie, ^adu uach St. ^raueioeo und dann nach Panama kommen. ')iach diese» ^rivägungen fand ich e^ für gut, meine blanten ^lavoleoils in gewünschter .^ahl auf den ,^asjiertisch ^u legeu; ich hätte das doppelte befahlt, ivenn mau eo so für gut befuuden. ^o saß ich denn ;nm leiben Mal auf eiuer (^iseu bahn. Die beiden eiu^i gen Waggons waren recht luftig, eine Wohl-that in dieser heißen ^e-geud. (^rüne Jalousien vertraten die Stelle der Fenster; Polster oder bissen gab es wegeu der hohen Temperatur uicht. Da ivir schon nm ? llhr Morgens abfnhren, hatten ivir durch die Hit)e uicht ?,u leideil; im Gegentheil, die frische, kühle Waldluft war eine <5r-°^ quickung nach so vielen heißen Tagen. Daß aber auch im Wald eine ^ahrt lästig werdeu kau», daran mahnte uns die erste halbe Stunde nach 11 llhr. Die Voeonwtive, nach ?)antee Art höchst eigenthümlich und iugeuiöo ausgeführt, schleppte uns wacker vornu, querst durch eud-lose, nnt '^usehlverf und tropischen 'Icohrarten ver-»vachseue Sümpfe, uud dauu durch den noch läugeren, ohue irgend welche Unterbrechungen 1^ Meilen weit bis Panama sich erstreckenden Wald. Manchmal streiften wir die Ufer des Rio ^hagres, eines ziemlich breiten Stromes, der seine dnrch die begonnene biegen-^eit hoch angeschwollenen trübgelben ^lnthen der Karaibi-scheu See entgegenwäl^te. '^ei Anlage der Bahn hat mau sehr geschickt die Thalschlnch! anfgefunden, tvelche hier die Cordillcrell unterbricht, die einzige, welche mit kaum merkbarer Steigung die gau^e Breite der Vaud-cnge durchgeht. Selten erblickt man rechter nud linker Ciscn0aynu über- schreiten. Die AnfschnUungen von d'rde und >ties sind niedriger, al<) nnter gleichen Uinstmiden in ^nropa, nnd manchmal wird eü einem an europäische verhalt nisse gewöhnte!, Auge schwer, vor sich den Vahutörpcr ^u enldeckeil' faum erhaben über dem nin^ebendeil Terrain nnndet er sich in krummen Vinien gleich einem Fußpfad durch das Dickicht voran. Unsicherheit des (^rnndes oder 'XachlässiM'it iu der ^chienenbefestisinn^ tonnte ich nirgendk beobachten, es fehlte gänzlich au Gisenvayn auf der Hlanama-Fandenge. 71 dem Hin und Herschlendern der Wageil lUid an deren springendem (^anq, luelche man anf angefahrenen bahnen Dentfchlalid^ benlerkt. ^,ch erwähne diefe Umstände, loeil man über amerikanische Schirilenstraßen so uiete irrige berichte liest; die 'lieiseilden lieben es, als gefahrooll nnd abentenerlich ^li schildern, luas sic in einem fernen ^ande feben. ,^ic Panama ^ahn ist, ivir dic »u'istm dl'r nnic-n W^lt, riiu' siMnanntc schlnal-spuvi^c ^ahn, dl'rrn Echicm'n nälicr bei einander licqcn aw ans den bn'itspnriqcn nnd für starü'n Vcr N'lir ln'N'chncll'n ^ahnm ^nrapa'^. '.Viit qcri»(^'!i ^ostcll lassen sich in dkscr Art ^chiencmm^e lirr-stellen, wo sonst tanm welche möglich wären, deni^ die Vocomotiuen ilnd Wagen erhalten ein tlemereo Gewicht, die Dannne nnd brücken verlangen n'eniger ^ilNterial, nnd »veil schärfere Xrnmmnngen erlanbt sind, fallen die Tnnnelo nnd andere tl,mre Werte ineisteiltheilc' fort. (vin nolhivendige^ ^rgebnist der praktischen Anlage ist die geringe Geschwindigkeit, wo mit sich die ^nge bewegen müssen; von den „Hüllen^ fahrten", die in Amerika Mode sein sollen, neht »nan thatsächlich nicht5, e5 sei denn, dast ein gewissenloser ^ngfi'ilirer seine ^nslrnetionen verachte!. Auch mein ^-rennd, der sächsische ^»genienr, der die Panama '^alin schon öfler befaliren, meiüle, dieselbe sei ebenso gnl eingerichtet, wie jede andere, ^chlimmer däncht mir die ^ittr, keine ^alunvärter anzustellen. Die Aülerikaner denken, das; die wilden Bestien, ivelche anf da§ (Geleise kommen, anch »nieder uon selbst liernnter lanfen; stürmt ein morscher Banw auf die Schienen, so erblickt man ihn bei den allein gebränchlichen 5ag^ fahrten uon Weitem, nnd kleinere Dingo nimmt die ^ocomotioe schon mit. Trotzdem befindet sich die '^ahn unter regelmäßiger Aufsicht. Mille» in dem nngedeuren Walde trifft man ^nweilen elegant nnd bequem ein gerichtete ^andl,änser von lnibscher '^anarl »ach schioei ^erischem Mni'ter, Wolmnngen oon liöhereil ^ea>»ten, denen die Obsorge snr eine beftimnite, Strecke anver tränt ist. '^ei ihnen hält der .^ng, ebenso bei ein^el nen ^tegerhnlten, deren 7>»sM'>t die Voeomolive »nit ^rennliol^ ^li versorgen haben. Anch einein groben ^iegrrdorfe begegnet mail, mit Hütten von sonderbar kegelförmiger Gestall. Die Oiimwlmer waren an die sem hohen Feiertage selir anständig in Gewänder oon bllnnigem .^enge gekleidet; nnr die inngen ^nrschen bin ^» elioa ;n'öls ^al,ren liefen faft nactl nmlier. ^>re Station an der Eisenvaljn von H'anama. 72 Anhänglichkeit an ihren Missionär, den katholischen Pfarrer uon (^'olon, einen stattlichen Engländer, der nut lins gereist ivar, hat mich sehr gerührt. Diese arinen, von der Welt verachteten keilte stehen höher in der Meinung Gottes, als Tausende von reichen Herren und Manien in Cnropa. Alich waren sie es, welche ^ die Bahn ^ur Vollendung gebracht; Niemand sonst, als die Schwarten, vermochte für die Daner das mörderische .^lima ^u ertragen. Hierdurch erklärt sich, n>arum dir ,^ahrt mit dem Dampfroß so thener ist. Der Ban des Schienenweges in den einsamen, fnmpfigen und heißen legenden hat grosse Sninmen verschlungen, nnd diese sollen ibre Einsen tragen, obwohl die Bahn nnr bei Antliiist der Dnmpfschisfe benützl »vird. Der Urwald gelvährt einen unendlichen Genuß für ^eden, der ihn znm ersten '.Vlal sieht nnd ans der armen europäischen Natur in diese üppige tropische Vegetation hineinversetzt wird. Um dieselbe kur^ ^u charaktcrisiren, gebrauche ich die Worte eines Nauir-forschers, der ein Jahr ^uvor die ,^ahrt von Colon nach Panama gemacht hat! „Der gan^e Isthmns," sagt er, „ist voil einem snmpfigen, fenchtrn Urwald dicht bedeckt, wie ihn nur Südamerika mit seinen riesigen Blattformen nnfweisen kann. Die Gewässer sind von Mnsaecen (Banauen) nnd Palladien umsäumt, deren Blätter wohl drei ^nß breit nnd ^völf ^liß lang sind, nnd die schlanken Bambusgräser erreichen eine Hölie von sechzig ,^uß, nnd dieß ist gleichsam nnr das niedrige Userschilf, über welchem dann die kolossalen Bäume des Urwaldes nnd die Kronen der verschiedensten Palmeiiancn mil Früchten beladen anfragen. Jeder Baum ist wieder ein Garten für sich, mit Hnnderten uon Schlingpflanzen und Parasiten behängen, nnd die Abwechslung in all' dieser Pracht ist uuendlich, jeden Augenblick wechselt die Seene. Die grünten Treibhänser Gnropa's sind malm Stümpereien gegen diese Natnr, die sich nie ein europäischer Bota inker in seiner Phantasie vorstellen kann. Ich habe Hnmboldts nnd anderer Reisender glühende Schil-dernngcn der Tropenzone gelesen, aber meines Trachtens hat noch kein Schriftsteller und kein Maler auch nnr annähernd den Urwald der Tropen dargestellt; wie sollte ich anch nur den Versuch da;n machen! (''ine unglaubliche Menge von großen lind kleinen Vögeln in den buntesten Farben, besonders Sumpfvögel, belebt diefe^ell; die vierfüßigeu Thiere sind seltener, doch sieht man manche in den Banmästen henimklrttern; in den Sümpfen kriechen krokodilartigc Geschöpfe, nnd anch ein paar gewaltige Schlangen wanden sich fort an der Bahn vorbei!" Der Urwald ist von jeher das Paradies der Botaniker nnd Zoologen gewesen, nnd liest man ihre Berichte, so sollte mau meinen, bei jedem Schritte darin nnsern Urahnen Adam und Gua begegnen ;n müssen, ^ch bedauerte sehr, mich stels mel,r mit andern Dingen als Phanerogamen und .^ryptogaineu abgegeben ^u haben; die ^ahn von Colon nach Pa nama hätte mir sonst wM eineil höhern Naturgrnnß gebracht. Nichts geht über die heitere, geflügelte Phau^ tasie eines Botanikers i in den zauberischen Schmelz aller tropischen Farben gekleidet, hüpft sie lebensfreudig nnd seelenvergnügt im Blnmendnft und saftigen Grnn der Blätter von Ast zn Ast und trinkt den süßen Nektar wonniger Gefühle ans frisch geöffneten Blüthen^ knospen; für sie eristireu die garstigen Dornen nicht, an denen sich das unten wandelnde Menschenkind verwundet. In der That, der Neichthmn und die Pracht der tropischen Pflanzenwelt ist wnnderbar. Schön ist hier Gott in seiner Natnr, nnd die Natnr ist schön in dem wilden .dampfe, den sie mit sich selbst yi kämpfen hat; denn fast möchte jie in der eigenen Üppigkeit ersticken i eine Pflanz sucht wachseud die audere ;u erdrosseln. Veider besil>r ich nun einmal einen gewissen elegischen ^ng, der mich ^viugt, auch das Melancholische, das Traurige au« den Dillgen herans ;u lese», uud so machte dieser Wald anf mich fast einen mehr niederschlagenden als erhebenden Oin druck. Wo ist der Mensch, die >irone der Schöpfung, um diese unbändige Natnr ;n bezwingen V Ach, er ist nicht da, er ;ieht sich ohnmachtig Mrück; nicht er, sondern das Krokodil nnd der Iagnar sind die Herren dieser Wälder. Gerade hier, wo die fruchtbare Erde mit ewig jnnger Lebenskraft .^ieim anf,5teim in tansend wechselnden Gestalten hervortreibl, finde ich auf jedem Blatte die denkwürdigen Worte eingezeichnet, die Gott ;n nnserm Stammvater sprach- „Disteln nnd Dorum soll dir die Orde tragen, nnd im Schweiße deines Angesichtes sollst du dein Brod essen!" Wo;n diese reiche Natnr, wenn der Mensch sie nicht benutzen kann7 ,'^m kalten Norden bringt die träge Grde nichts, sie sei denn dnrch eisernen ,vleiß da;n gezwungen, nnd im heißen Süden bringt die fruchtbare Orde ^n uiel, fie erstickt ihre Schöpfungen durch ihren Überfluß. Dem Menschen ist der fabelhafte Neichlhuin dieser ^one ! wie ein fest hinter Riegel und Schloß verwahrter Schatz, ;u dem er uie gelange», kann. Nottrt er hrnte, um sich deu Boden dienstbar ^n inachen, hnndert Pflanzn aus, so ivachsen ihm morgen tansend andere wieder. Anch machte es einen peinlichen Eindruck auf mich, so wenige wirklich ausgewachsene Bänme ;n Qult«. 2. Aufl. ?:l «» sehen. Gewiß, diese Natur, wie die europäische, wäre schöner, wenn menschliche Sorgfalt ihre (Erzeugnisse schürte, veredelte, zur Vollkommenheit brächte. Das maßlos ivuchernde Gestrüpp erstick! die höhere Vegetation in ihrem .Ueim, uud die bis über die Kronen der Waldriesen aufsteigenden Schlingpflanzen rauben denselben die doppelle Wohllhal des Vichles nnd der ^cuchttgteit, ihnen den Tod bereitend, lange beuor sie ihr volles Alter erreicht haben. Wir Europäer sind einmal an Ordnung genwhnt in Hans und Hof und ,vlnr und Wald; auch ein Wald gefällt nns nicht, ivenn die Ordnung, die ^ncht, die vernünftige Pflege fehlt. Diefe Ordnung darf man in Südamerika nirgendwo suchen, weder im häuslichen Wesen, noch in der Statur, .^nerst verwildert die Natnr, uud weil der Mensch gegen sie nichts auszurichten vermag, auch der Mensch, und schließlich wird diefem der begriff der Ordnung gan?, fremd; Taufende von Beispielen ans dem gewöhnlichen Veben beweisen das. Der Mangel au Ordnung in der Natur ist in gewisser Hinsicht Gewinn; denn in ihrer unbändigen Wildheit bietet sie einen unerschöpflichen .Neichthum der großartigsten Natursceuen dar, wie mau ihn sonst nirgend ans <^rden findet. Hnnderte uon Pflanzn jeder Arl, vom windige» Grase an bis M- riesigen Palme, enlsprießen auf jedem flecken diefes fruchtbaren Bodens und kämpfen, gleichfam in einen .ttnänel gennindeu, eine die andere überwuchernd, um Vicht, nm Veben; nnd tomint der prachtvolle Baum dnrch die malerisch bis über die >trone auftletterndeu Dianen ;um ,^all, so sendet er einen frischen Sprößling ans, träftiger als er, und der ,^ampf beginnt uon Neuem. Die Schönheit eines solchen Bildes hat nichts Europäisches, sie ist ;u wild und ?,n großartig, aber ^ sie ist auch schöu, schön wie das Ningen des ivildeu Stieres mit dem Jaguar. Wie die PflauMweN, so uud noch mehr führen die ! liiere des Nrwaldes einen eivigen >lrieg mil einander. ,vür sie herrscht der goldene friede des Paradieses nichi in dieseil dunklen Waldungen. Alle Thiere sondern, beobachten, meiden sich, überall finden sie feinde: im Wasser werdeu sie vom >trotodil, auf dem ^ande vom üger gefreffen. Dennoch habe ich nirgends bemerken können, fei es anf den Inseln oder dem Festland, daß mehr nülde 3l»iere sieh geigten, als in Guropa nuter gleichen Bedingungen, d. h. in der Dianen und Z'arastll» im Arwald. 74 Nähe der von den Menschen benntzten Verkehrswege; fast möchte das Gegentheil u'ahr sein; n,ohl fallen einige Thiere, namentlich Vögel, n>egen ihrer nuinder lichell Gestalt uud ^arbcuprachi dem (^nropäer luehr auf. Anders ist es in dcn Tirfcu des von ',Vtenscheu fast nie betretenen Urwaldes, nnd eine zweite Ans^ nähme bilden die Wasserthiere: die Haifische im Meere nnd die xrotodile im (^uayns. Um halb 1-> 1tl,v erreichten »vir Panaina; der grosze Ocean laq nnmittclbar uor nnfern ^lickeil. Punschen Stadt nnd '^ald findet sich lein ^eld; eiin^e Gärten scheinen deir Bedarf an Gemüsen nnd Früchten M decken; Getreide wird hier, wie in Guayaquil, ein-qeführt werden müssen. Ein Omnibnü brachte unö, nicht ohne bedenNiche Gefahr, zu dem lirnnd llnt^I, dem einzigen Gafthof der Weltstadt, denil eine Weltstadt ist Panama trüb seines Gleudeü, weil alle Nationen der Well hier tropfenweise hindurchgehen, ^x'i einer solchen ^ahrt thut man (int, die Anqen bescheiden uor sich hin auf den '^oden ^u srnten; denn überall, wo sie sonst hiu sich wenden, erblicken sie elende, grauenvoll schmutzige Wohnungen und widrige 5)iua.e jeglicher Art, oder die traurigen ilberreste vormaliger Größe, die Trümmer geschwundener Herrlichkeit. Man sieht es an diesen Ruinen gewaltiger Mauern und Thürme, dieseu weitauogedehuteu, ocrfallencn Säulenhallen, dan Spanien einst gron u>ar; jetzt wohnt hier ein verkommenes Geschlecht uon Vagabunden uud ^anb lenzcrn. Nur etwa sechs Straßen der Stadt bieten einen freundlichen Kontrast, aber anch da - Gott ver zeih' mir den Ausdruck — grinsen »inem in schauderhafter Vernachlässignng die alten Kirchen entgegen. Ich trat in eine dieser .Kirchen, in die Kathedrale, hinein; doch mit GnlsGen bebte ich znrück, ich mochte keine zwei Minuten au der Stätte vcrweilcu, welche mau Gott zur bleibeudeu Wohnung bereitet. ,vast Zom in F'anama. 75 10- überall mußte ich später, selbst vielfach in Ecuador, ähnliche Greliel sehen, die natürlichen folgen des dauerudru :)iückgauges der staatlicheu, bürgerliche», gewerblichen uild t'irchlicheu Berhältuisse bei allen Völkern spanischer .^nnge. ^ie (Geistlichen tonnen nicht immer, wie sie nwllen, uud in Südamerika ivollen sie auch nicht immer, wie sie sollen' das eins! so glälibige Volk aber ist durch die fortdauernde Anarchie so tief gesunken lind verwildert, das; es die beispiellose Verwahrlosung des Heiligthunis nichl gewahrt und sie duldet'. Das (ii'ilinl ll<1t«'l verdient seinen Name», n»enn man die Neiulicheu südamerikanischen Verhältnisse be rücksichtigl. Gin quadratischer Hofraum ist drei Stock werke hoch von breiten hölzernen Gallerien umgeben, von denen man in die Zimmer der ,vn'»iden gelangt; aus diesen kommt man wieder ans Altane, welche von Ansäen das Gebäude umringen. Der Hofraum ist dnrch eiu Glasdach Men den Rege» geschützt und so in einen riesenhaften Saal verwandelt, in welchem die Billards und Spieltische stehen, Giuc praktischere und luftigere Einrichtung für heiße Gegenden t'ann ich ulir nicht denken. Die Temperatur blieb stets gemäßigt, 1^0 bis ^.'l l^rad Reaumur im schatten; doch weiß ich nicht ;u beschreiben, n.'ie lästig selbst diese Wärme wird, wrnu inan die geringste ^eivegung ^u machcit, eliva einen blosser umzupacken hat. v^ehr reinlich ist dao tjl'llinl Ilc^tl'I in Panama nicht, am wenigsten mögen uny Deutschen die speisen behageu. Wer indessen andere spanische ^inge gesehen, der wird sich glücklich preisen, hier eiuem solchen Rasthof ^i begegnen, ^ogar die gewölinlichen speise requisite,!, nielche die Natur iu so reichlichem Maße liefert, oersteln man in ^üdameriw uicht ^ll reinigen oder genießbar ;u macheu, (venador besitzt unermeßlich uiel ')toh^ucker, welcheu mau auo Zuckerrohr gewinnt; ^iicinand jedoch scheidet auo ihm die reiche Unthat verwester organischer ^ilbstau^n cuio; ja man null nicht einmal andern Zucker haben, weil derselbe weniger süs; sei. Halz findet inan massenliaft in den Vagnuen der Insel Puna; aber Niemand befrei! e5 uou seinen giftigen ^eimischuugeu oder i_wn ^rde uud Haud. Wenn eo einen !ag lang an feuchter Vuft steht, so oevwaudell e>:, siö, in eine schmutzige flüssig-leit. ,^aum fühlt Demand da^, Bedürfniß, sriue Speisen niit einem besseren Sal; >n ivnr^'n, oder mau klagt ' Scildem ist dic ,^liil>>,'dralc von Pnixnna s» geschnmck-uoll N'icdcrhcrsscsteUt ivordcn, dast sic l'inc ^irrde dc^ V>i!lde>> bildct. höchsteno wie über eiu Unglück, das nicht ;n vermeiden sei. Die vornehmen Familien lassen sich Sal; nnd Gucker lu>5 Europa kommen. 'Xichtb wäre einfacher, als durch zweckmäßige Veitnngeu reiue') Iriutwasser ;n erhalteu; aber Niemand denkt daran: wruu daü Wasser gelb wie Vehm oder schwär; wie Tinte aussieht, wenn Hunderte von mikroskopischeu nnd nicht-mikroskopischeil Thieren und Pflanzen darin schwimmen, so ist das eiu Mißgeschick, welches man beklagt, aber uicht bessern kaun. Noch weuiger feiu als die Speisen sind im >>lel ;n Panaina die dienenden Persönlichkeiten. Ich meine nicht ihre ^leidling: diese ist für ventral Amerika immerlnn feiii, ivenn die Burschen auch iu zerrissenen uud schmuiugeu ^ackeil liernmlaufeil; ich meiile mel-mehr die kecke Sprache, welche sie sich den fremden gegenüber erlanbe». Sie n'isseil es sehr gut, daß man iu Panama sonst keine Unterkunft findet. Auch der Besitzer scheint seiner munden vollkommen sicher; deuu für die praktischen ^iurichinngeu des Hanses, die schlechten Speisen, die grobe Bedienung läßt er sich wacker befahlen, ^bschon ^ra»;ose, steht er den?)a» kees da drüben in ^'olon i>l ^lichls nach. ^'in l^las Wasser kostet einen franken, ein Glas Bier drei franken, das Bett fünfzehn franken, und so Alles nach Berhältuiß. Der Alifeilthalt von 2? bis 2« Stunden kostete mich lil) franken, uud doch habe ich fast nichts genossen, nur von dem abscheulichen Wasser getrunken'. Seit dem Gewitter vom vorigen Abend ;u (lolon war das Wetter wundervoll schön gewesen. Sehr plötzlich aber, Nachmittags 3 Uhr, schwärme sich der Himmel über nns, uud unter fürchterlichem Blitzen uud Donnern entlud sich ein schreckliches Gewitter. Der Regen strömte in Gießbächen herab, als sollte es eine neue Süudfluth gebeil. Nach einer halben Stunde fiel der Regen sanfter nieder, lind nach einer Stnnde hatten wir abermals blanen Himmel, so klar uud rein, als ob gar nichts vorgefallen wäre. Am folgenden Tage nin dieselbe Stunde genau dasselbe Gewitter. Das ist so Mode iu ^üdamerika währeud der Rrgeu;eit. Was uns Europäern sehr auffällt, ist, daß ein solches Gewitter fast bei völliger Wind stille tobt, kaum rührt sich nnten eiu Vüftchen im gan;eu Berlauf der ^rscheiiiuug. Unter allen un;nl) ligen Gewittern, die ich in ^üdamerika erleble, war ' Day ll,'i,m! ll^t,'! bnnmtc iu der ^olgc 5 seincr Asche als Prachtbau crstcu Ncmgcs. Mm, trifft darin allen (^'o,nsort lind mlstäudigc Bedienllug bei viel billiger gewordenen Preisen. 76 teine^ mit fnl)lbareni Wind, gesehnn'ige del!!! mit Slnlln uerbllnden. Wriiu die Sonne bei ihrenl jährlichen A>lf. mid Riedersteigen an> Himmelogewülbe ill dao Zenith einer tropische» Gegend, d. h. ^ilr ^littagI^eit nber den .^iopf der dortigen (Vinwohner tritt, eiltivietclt sir die größte Hit.^e, die sir alls der (^rde entwiekeln kann, llild dic Hi<>l,' luäch^t »n'l,r und mchr, udcr daiirr! ivrniqstcny ait, selbst wmn da^ Tassl'Vl^'sttrn üln'v diesen liöchstl'ii Pliüfl >!ocl, n'citcv nnch ^tovdcii odcr ^nden rückt. Auch in Ouropa ^'i^i sich dir qvömc Hitze nicht gerade >n (^iidc dro ,^lllü, wenn die ^oime a»l Iiöchstrn strdt, sondern im Inli lind Anfa>,ss Anqiist. ^mhalb sindet sich iit der tropischen .^cmc ein rinqo nm die ^'rde ^elieilder 100—2(w Meilen breiter Gürtel voil Vaild, llnd ')>'eere^fläche, welcher alle nördlicher lind südlicher liegenden ^egenden an Stärke der ^'rivnrmlmq nberlrifft Nild der ^o»iu> bei ihrer jährliche,! '^eweqnnq nachgeht, oline mil ibr gleicheii schritt ballen ^l! könilen. I'ie erl>il,Ue und leichter gewordene Vnfl de^ ^ode»5 erhebt sich ans ihin ohne Uilterlan senkrecht einpor, bald langsam in nngelmiren '.Viengen ^»gleieh, bald schneller in der ,nirm einzelner ^lröme, und in den obersten Rälnnen ailgelangl, fliegt sie wä'rmebrmgend nnd dlinstbeladen nach den Polen. In Be^ng anf die gemäniglen nild taltcn .^onen spielt also dieser (^nrtel tropischer ^'llmo sphäre die ^lolle eineo ^fem, snr Vnst lind dampft hei^nng uon allgenieinster ^edenlnng. ^inn nennt ihn den <>'i> r l e l der Kalmen l^iiidstillen oder Stillten), iueil die anfwän^ gehende '^eivegnng der Vlift in deren linteren Sehichten t'anm lioeh ei>le» fnl>l-barell Wind ;n Stande tonnnen läßt. Ungleich ist er dic Hailptqlielle des Regens für alle geographischen Breiten nnd der vornehmste Ventilator der gesammten Vllft- und Wasserhnlle deö ^rdballb. Wie der windstille ,>tern einer Cistlone, so sangt die Region der Kalmen nnten die Vuft al') Rordost-nnd Sndostpassat in sich hinein, nm sie oben aw Ecuat>„ria«is<> Rordivrstpasscu nach ^nden ano der nnnd stillen .^one abfliegt, so trifft sie anf der langen Gleise steto kühlere Gege>l den ln,d läM die mitge brachteil Dünste alo .'lie gcl» odcr Schtlce herabfallen, ^ic ist nngestüm, weil sie viel Wärme nnd grosse An5deh>mng besivt, nnd ano der Hohe niedersinkend, dnrchbricht sie strich-weise den .^ng der nntern Passate. Wo sie hänfig ankommt, da bringt sie ein fenchtes nnd warmem .^lima. ^o in (^nropa, ivo sie al>) ^üdwest oder A qnatoria l st r o m lieben dem ')i ordo st oder Polar ström so oft in umgekehrter '^'ichtnng deo letzter» einherströmt. '^.'ao kann ^,ntcrcssantere5 gedacht ivnden, aw diesem von der >tllgelgestalt der Orde nnd uon der Sonnenbestrahlung abhängige, so einfache, so groi,> artige »nd so nnl>bringende Spiel der Atmosphäre! Der Calmengül'tel mimte mit sammt den beiderseitigen .^onen der stetig webenden nnlern Passate alo dnrch-aus regelmäsnge'ö '^a,id ring') nm den d'rdball ge-schlnngen sein, n>enn der lei.uere gan?, nnd gar mit Wasser bedeckt wäre. Mer die Festländer bennrken, dan Ver n'indstillc Gürtel hier nnd dort verbreitert nnd arg verbogen, ja wie zerrissen erscheint. Vand wird schneller nnd stärker erwärmt als Meer nnd ^ieht die Oalmen anf sich hin, während später das Meer sie nm so fester ;nv.".vl!,nll. D.,^^' schall,,'., die Windstillen anf der nördlichen Halbkngel nberhanpt weiter vor als anf der südlichen, denn anf jener gibt en bedeutend mehr ^and. Die Art, wir die steigenden ^nftströme ans den Calmcn sich anfwärto heben, wechselt mit dem Charakter der Gegend sehr. Nber den breiten Flächen der ^eeane, die weithin gleich stark erwärmt werden, bilden sich die Windstillen vollkommener lichen Stürmen überrascht, von entsetzlichen Gewittern erschreckt, von nnglanb lich heftigen ^tegengüssen belästigt wird. Die groß ten aller Cyklonen, die westindischen, ihrer^iaNir nach ivandrlnde ^'almrn, bilde» sich, ivenn im Som mcr dao erhitzte Asien über (>ilropa i»cl< Westwind, nnd das noch wärmere Nordamerika den Südostwind a» sich zn sänge» beginnt. Der kühle Sndostpassat dcr vom Winter bedeckten südlichen Halbkngrl überschreitet alsdann den Aqnator nnd nach dem Gesetz der Rechtsdrehnng schlägt er nnten auf der Mccresfläche die Bah» ein, welche oben dcr Südwestpassnt verfolgt, wird also bei den Antillen ^nm Südost nnd bei Gnropa ynn West. Während dieser Umschlag der Winde sich vorbereitet, ist anf dcr Sahara die <>alme nördlicher vorgedrnngen als anf dein Atlantische» Oeea», nnd so bringt von daher der oben fließende Passat eine heiße lind sehr trockene ^nft, welche vernwge ihrer Wärme die tiefere ^uft vom Spiegel des ^ecanü nicht anfsleigen läßt nnd ihr wegen Trockenheit die Wasserdünste fortsangt, die Hanptnrsachr atmosphärischer Störnilgen. Die danerndc Stille der ^nft, alllnählich übergehend in ei»e langsame Verschiebnilg der gangen Atniosphäre nach West- Die »auplwindc aus dcr Grdstächc. mW dnn 'foflirszc» dlv >i,ttcrn P>issatr! 78 nordwest, enthält für jene Meercsrüunlc dm Keim der entsetzlichen Wirbelstürnlr. Denn aus der weiten Fahrt, quer über den Ocean, kühlcu sich die oberen Luftmassrn ab, währrild die Ultteren heiß iverde», beide aber bi5 zulu Übermaß mit Dünsten sich sättigeil. Dir täglichen Gewitter ohne »irrt l ich starke» ^igenwiud gissen sich iiliierhalb der Cal-men, wo ein erheblicher Wechsel der Bodeugestaltuug eine gäuzliche Windstille uicht zu Staude koiume» läßt; sie erscheinell also aiu Meeresufcr, in der Nähr von Vergmassen, ill der Gegelid, ivo große Urwälder und Cteppeu aueinailder grenzen, lauste lokale Wiilde, Ursache der Remitter, liicht derr» ,volgr, herrsche» dort ! mit täglicher Wiederkehr, deuu überall strömt dir Luft vom Kalte» zu»l Warmen, um dir zn ersetzen, n'elche da aufsteigt. Dir Gewitter uou Panama uud läugs der weitereu Küste vou ^leugranada sah ich auf dem Meer in einer sanft bewegten Atmosphäre entstehen nnd mil dem leichten Seewind grge» day Land rücken. Schon während des Vormittags sättigt sich die Lnft mit Wassrrdmupf, und bei der grölten Hitze, uiu 2 Nhr, beginnt ihr Steigen in einzelnen Partien-, eine halbe Stunde unchher sind die Gewitter fertig. Diesrlbrn geigen iunuer eiuen reiu örtlicheu Charakter nud halten »irinals den ganzru Himmel bedeckt. Auf den Hohen des Andesgcbirgrs von Genador besteht dir,'Urgrn^eit nnr auc, diesen einhalb^ bis einstnndigen Gewittern, denen selten der Blitz und Bonner fehlt. Weil Ouito kaum '/,, Grad südlich vom Gleicher liegt, so hat mau für dasselbe zwei 'Gegenteilen und ^ >v e i Sonne,»Zeiten ;u erioarten. Dcuu zwriiual grht die Calme mit ihren tobendrll Gewittern darüber hinweg, indem sie beim Wandern nach Norden deu Südostpassat und bei der Nückkehr nach Südcu den Nordoftpassat >uit deren heiterm Tagen hinter sich hergeht. ,^m October, kllr; nachdem die Sonne im .^enith gestanden, um uach Snden über deu -Äquator ;u gehen, trifft die Calme vou ^tordru ein. Alsdann ist der Morgen wuudervoll schön, der Hiinmel llnan'^sprechlich rein, die Vuft durchsichtig und klar. Gegen !» bis 10 Nhr fangen leichtere Wolken an, sich zu sammeln, nnd der Vulkan Pichiucha lspr. Pitschiutscha), n>estlich ueben der Stadt, uiugibt sich mit eiuer finsteru Wolkenhaube, die sich vou ihm immer tiefer uach Quito herabseht. (^^ ist daü eill äusterst peililicher Anblick. Zwischen 1!^ nnd 1 Uhr wird dir r>on den Hagelniassen dec, steigenden Vuftstronw ver-brrilrte Kälte sehr empfindlich, nnd gleich darauf ent-ladel sich dao Gemitter über der Stadt nnd nächsten Umgebung nut einer Heftigkeit, wie man sie in Deutsch laud kaum jemals erlebt. Blitz anf Blitz durch^nckt die Luft iil schreckenerregender Nähe nnd dao Nollen des Donners ist fürchterlich, denn Qnuo liegt 2,^'><> Bieter hoch über dem Spiegel des Oceans, fast in den Wolken. (5'iue unglaubliche Meuge uou Hagel stürmt riue Viertelstunde lang nieder, und ihm folgt ein 'liegen, das; mau oermeiut, ihn nicht mehr in Tropfen, sondern in ^orm oon dichtgedrängten Strahlen fallen ^u sehen. Nach einer Stunde klärt sich der Himmel, die Souue scheint wieder, uud der Abend, die Nacht sind wundervoll. Ähnlich, jedoch weniger stark siud die Gewitter des April, wenn die Sonne mit der Calme oon Süd nach Nord über den Äquator hinweggeht. Alle übrigen Gewitter des Jahres geigen einen sanfteren Charakter. Die hohe Lage der Stadt mitteu auf den» Andesgebirge und die Nähe, des Stillen Oceans verursachen aber eine so lauge Dauer der doppelten Gewitterperiode, daß die beiden trockenen feiten öfters sehr knr; werde». Juli, August uud September, die drei Monate nach dem nördlichsten Sonnenstände, der für Ouito einer der leiden niedrigsten ist, geigen sich manchmal oöllig regenlos, indeß der Woltenzng an den Gipfeln der Cordillrren das Wehen eines kräftigen Südost-Passates verkündigt. Die zweite Unterbrechung der Negen^eit trifft auf Weilmachten und Neujahr, gleich uach dem fndlichstrn Sonnenstandr. Dirse Nuhr »m faßt höchstens drei bis vier Woche», viel weniger als ma» ermarte» sollte, lind fällt bänfig bei,iahe gan; fort. ^ir Kalmen rücken jedoch, wie ich schon er wähnt habe, oom Äquator weiter uach Nord als uach Süd, deßhalb uermag all der Südgren^e der Südost passat mit seinem schö»e» Wetter Monate lang uu unterbrochen ;u herrscheu, während der Nordostpassat au der Nordgrenze kam» Gelegenheit findet, sich merk lich zu uiachen. Alerander von Hllütboldt beschreibt nns die biegen zeit, wie sie im »ordöstliche» theile Südamcrika's an dc» Uferil des Orinoco und seiuer N'ebenflüsse er-scheint, -4 bis l<) Grad »ördlich vol» Äqliator. So weit hinauf dringt »iemals der Sndostpafsat; die Calmr geht »ordiuärts, ohile ihr südliches Gnde zu ^eige>l, und schwankt daranf wieder zurück. Deßhalb nur eine Negenzeit nnd eine Sonneilzeit. Vom December bis Februar ist die Luft wuudcrbar trockeu, der Himluel heiter uud völlig wolkenlos. Dauu näinlich steht die Sonne an» weiteste» vom Zenith entfernt, sie befindet sich im Süden, und an der Nordgren^e der (veht weniger start und oft ist die Vnft ga»^ lu!ng. '.vlit dem Ende Mär^ flamnlt fndlich der Widerschein noch hinter dem ("esichw kreio verborgener Blitze, die jedesmal »ur einer einzigen Dllnstmasse angehören; der Wind erhebt sich für ^tltn den alis cnlgegeugesehter Richtung, aus West nod ^.üd niest, nnd den Himmel nber^iehl ei» gleichförmigem, (>irau. (^nde April beginnt die eigentlich inisse ^ahreo^eit mit ihren tägliche» Gewitter». Nber den Ebenen steigen dieselben um 2 Uhr Nachmittag5 anf, tilr^ nach Eintritt der höchsten Wärme; nächtliche Bonner vernimmt man »nr i» ^lußthälern, die, ihr besonderem .^lima hoben. Anfangs regnet es blon Nachmittags, später längere .^eit, endlich von l> Uhr Morgens bi'o 4 Uhr Abends; des Nachts ist der Himmel tlar. ^o geht es fort vom Mai bio ;nm ^etober; aber laitgsam ver-tür^t sich die ^aner deo Negeno, bio er, nne iin Anfang, nnr Nachmittage fälll. ^aranf tommt der Nordostpassat wieder nnd mit ihm die heitere ^onnen^eit. C"uayalinil, die vornehmste Hafenstadt l>cnador5, ^ivei Grad südlich von Onito, hat, ivie die liegend des ^rinoeo, nnr eine Regenzeit tind eine ^onnen^eit, ob-schon eo dem Aqnator so nahe liegt. ?och fallen die Perioden anders- eo regnet vom December bi'^ ^i>n Inni, die übrigen ^lionate sind schön, ^nrch den gangen Continent nnd dnrch die geivaltige Andeskette ist die Westküste von ^ndamerita gegen die l5in-ivirtllng des Atlantischen ^eean^ geseljü^t. Der Äiordostpassal, der tanm »ach Qnilo gelangt, dringt nie so weit südlich vor, lind der ^ndostpassat, welcher in die Hauptstadt day schöne ^,on»enwetter bringt, versorgt l^umiaqnil mit einein »och schöneren von viel längerer Daner. Aber er ivehl nicht nnten ans dem Erdboden, sondern hoch in der Vnfl. Über den <5or dilleren hat er beim steigen die meiste ^enchligleit eingebüßt und die gebundene Wärme seiner ;u biegen gewordon'n dünste in sich aufgenommen. Veichl und trocken gemach! fchwebt er empor und sangt von oben her den ,^nslenwinden ihre spärliche» Wasserdämpfc ano. ^iese >iüstenivi»de sind eigenthümlicher Art. Vo» ^'hile bi<:> ^'cnador lanfeil sie neben deut Gestade her, indem sie sich mit elivao schiefer ^iichtnng Nllf dao erlnNte Vand ergießen, nm die steigenden Vuft-ströme mit ihrem Anhalt nähreil ;,l helfen. ^,ie cr-schen also gewissermaßen den ^iidostpassat, indem sie fast direet aus ^üd blasen, Hiiner sich schleppen sie eim'u gelvaltige» Meereostrom, der au^ dein AntarNi-schen ^eean lallen Wasser herbeifülirt nnd nnr langsam ^n Wärme tonunl. Wen» nun bei ^'»ayagnil die Negen?,eit eintrete» soll, muß die ^onne gierst uieit nach Süden vordringen, um dort ,Nlf< und Meer Hlionomil'sseliäuvc im ljal'vwarmcn Alima uo» Ecuador. (Hitttt-, ,^!ilch>,' >u,d Tchilppcn »lit ^»ckci'prcss»',) 8U geuügeud zu hei^ei>. Jiluerhalb ziueier Monate thill sie dac,, dm störeudeu Winden die llrsache ihrer Bildung liehnieud; denn so lauge dieselbeil wehcu, ist uon eiuer Ealuie nicht die ^lede. Die Düiiste, welche sie kurz nach dein höchsten Sonnenstande im Beginn des October bringen, ziehen über die starkgewärmten Ebenen dahin, ohne sich in Wolken nmyiiuaudelu. Erst ans dein Aiidesgebirge bei Ouito verdichteil sie sich, iueil das steigen auf 7><>00—6000 Äleter hohe Gipfel sie uiel kälter macht, als sie ans dem Ocean gewesen. Wenngleich also mit dem October die Tonne im Zenith vou Guayaquil steht, beginnt dort die Regenzeit noch nicht; anch der November ist in der Ebene noch leidlich schön. Dafür blil.tt nud donnert es oben bei Ouito; wir oben befahlen mit uusereu Schreckell das herrliche Wetter uon Guayaquil, ^ie heftig steigcu-den ^nftströme über den Rieseubergcn der Cordilleren saugen als geivitterbildeiid de» uämlichen Seewind in sich hinein, der unten Trockenheit im (befolge Hai. Allmählich wärmen sich ,^uft l»nd Meer im Süden, die Annosphäre steht still, ihre Dnnstmassen hänfen sich. Das Gewölk ucrbreitet sich uon den Anden herab über die westlichen Ebenen, nnd es beginnt bei «Guayaquil Anfangs December zll regnen ;wei Monate später, als es gesehen sollte, ;u einer .^eit, >vo das glühende Tagesgrstirn schon beinahe die weiteste E,w feruuug im Süden erreicht hat. Ja es kel,rt sich der Wüstenwind um und strömt sanft uom kühlen Nordamerika heran, indem er aus dein Golf uon Mejico, der ,^araibru-Sce und dem Stillen Ocean bei Panama außerordentlich viele Dünste mitführt. Wir oben erhalten dann weniger Wollen nnd ein Wetter, wie manchmal in Deutschland zur Sommerszeit: Vormittags schön, Nachmittags Plabregen, alle zivei bis drei Tage Donner uud Blil>, und diese Gewitter uer-späten sich täglich mehr, in dem Maße als bei Gualia quil die Seeluft eine trägere Bewegung annimmt. Wenn nntrn nm die Weilmachtsfeiertage der ^iegeu iu Strömen uom Himmel giesN, in Deutschland aber der Schnee Fluren und Wälder bedeckt, haben nur in Onito für Wochen eine gewitterarme .^eit uud es ist dauu schön in der Hauptstadt Gcuadoro vwischeu den blühenden '^osen lind Vilieu, neben den frühling^, grünen Geländeu des majestätischen Pichiucha. Die Regenzeit im H o ch g e b i r ge uo n O nito ist nicht blosi erträglich, sondern anch angenehm mit ihren vielen schönen !agen nnd fast immer herrlichen Morgenstunden. Es regnet bei Weitem nicht alle Tage nnd selten mehr als eine Stunde. Die Gewitter des October sind furchtbar, jedoch nur, weuu dauernde Trockenheit uorauogegaugeu. Ihneu zunächst kommen die des April; alle übrigen sind sanfter geartet. Unterdessen prangt die Natur im uollen Schmuck, der in den regenloseu Monaten traurig dahinwelkt. Obschon die Gewitter au jedem Ort und »lit jeder ^ahres^eit ;u anderer Stunde eintreffen, so weis; man dieselbe stels ;um ^orauQ und taun, viel besser alo in I'eutschlaud, seine Neiseu und Spaziergänge darnach einrichten. Mau bat es also weilig ^u bedauern, wenn die drei rrgenlose» Monate, Juli, August, September, bisweilen auf drei Wochen oder uier^ehn Tage zusammeuschrumpfeu, iu denen wirklich kein Gewitter erscheint. Auch sollst ist das .stlima uicht so eintönig, als mail für deu Äquator voraussehe» möchte; aber eigentlichen Regeuwetter, wobei eo tagelang ila>> uom Hiinmel fällt oder mit Regen droht, ohne das^ er kommt, ein solches Wetter gibt es glücklicherweise alls deu Hochebeueu uon Ecuador nicht, lästiger wird die NegenM in mailchen niedrigen Gegenden. Jenseits der Ostcordillereu, iu den Wäl dern des Rio Napo, kauu man uicht hindern, das^ die .^leider, Bettdecken, Vebensmittel uud uiele andere Dinge mit Schnelligkeit faulen. Bestäudig, anch während der Ealme, ^ieht die Vnft uou Ost uud Südost ;um Gebirge hiualif und wirft an deu östlichen Ge hängen fast alle ihre /ienchtigkeit ails sich herab. Nebeu unzähligen (Gewittern hat man dort laugdaucrnde ^iegeu. Selbst der Südostpassat, welcher nach Quito rill klares Wetter bringt, uermag es nicht anders zu thun, als das; er zuuor jeuem O.nellgebiet des Amazonas seine Wasserdämpfe überläßt. Ähnlich, doch weniger stark nud mit viel längerer Unterbrechung, häufen sich die Dültste zn ställdigen Regen im Westen der groben GebiraMtte. Sogar bei (^liayaqliil bleibt uom Ende November der Himmel durch Monate am Tage brdeckt, während er Nachts strömenden 'liegen hinnnter-! sendet. Abkühlung der Nist durch Wind oder Ausstrahlung von Wärme kommt selteu uor. Deschalb ein gedrückter ^ustand des Nervensystems in dieser l,eis;eu, mit Duust übersättigten Atmosphäre, welcher erst sein Ende sindet, wenn das ^usammcnhängende Gewölk sich auftluü uud mit dem Mär; uud April in eiuzelue Gewitter zerfällt. ^n deu meisten warme» Gegendeil des spanisch redeudeu Amerika keuut mau nur ;wei Jahreszeiten: dcu Wiutcr (iilv'l<','„(»), d. h. die Epoche der Regcu, nud den Sommer (voi-lm<>), d. h. die Monate eines dauernd schonen Wetters. Mau »nm sich aber hüten, zn denken, der tropische Winter sei kälter als der Sommer; das Gegentheil isl richtig. Selbst ans der Hochebene der Audeu beschräukl sich die größere ^ühle Qulto. 2. Aust. 81 Mlf wenige vercin^elte Stnnden; die übrigen bringen mi freien den Wärmeverlnst mit Einsen ivieder ein. In <^uaiMuil aber herrscht ivähreild der strengen >^tegenperiode !ag und stacht nnabänderlich die Teinpe-ratnr uon 25—2sl" Nuainnur nnd das ist wahrhaftig keine Winterkälte. Day schöne Wetter der Sonnen^eit »uistigt die Hitze dnrch Seewind nnd nächtliche Strah lung des Bodens gegeil einen wolkenlosen Hinnnel. Obschon die Wärme im freien lästig iverdcn kann, wird sie es i>n schatten eines ge>nallerte>l Hallses nlir während des Nachinittags, indcnl sie von 22" II. lailg sam bis 26" steift. Darallf kommt, im October nm 5> Ilhr Abende, voin kühleil '.Vieeresstrom des Süd westenü die mehrerwähnte '^rise, welche dnrch die ^iacht fast stnrmartig bläst nnd eilleil erquickenden schlaf herbeiführt, denn das Oberlicht der Thüren nnd die ^alonsien der glaslose» ^ensterränine lästt man dem Durchgang des Wiildes geöffnel. Die Hive der Regenzeit nnne bei sel,r leichler ,^lri dung noch immerhin erträglich, luenn sie nicht so olme Unterlast fortdauerte und mit andern böchst peinlichen beiden im Bnndnist stände, ^ine dieser Onalen bit' den die zahlreichen M osquito-Arten, Ainrtcn ilnd fliegen von kleinem nnd zartem Wnch^, jedoch wohl bewandert im ehrsamen Handwerk der Mmschmplackerei, indem sie gewaltig stechen, '^ede Tagesstunde bat ibre eigene Rassr, nnd die lieben^ivnrdiqrn Niierchen lösen bei il,rer ^ejchäflignug einander so regelmäßig ab, nne anf ein Commando od^ l^locken^cichen. Sie, wie alle ^nsrtten vo>l ähnlichem blutgierigen Charakter, lieben die fenchte Vnft der 'Itegen^eit nnd vermehren sich darin crstannlich; deshalb I>anien sie anch mil besonderen« Verssnügen längs den Flüssen nnd in den sumpfigen Gründen, nnd lnanchc Gegenden sind nm ilner luillen rein nnbewobnbar. ^,n den Ande^gebirgen nehmen diese Plagegeister nm so mebr an 7>abl ab, je höber inan hinallfsteigt; da^ schmnizige, niedere '^olk aber leidet entsetzlich an einem gewissen weisten Ungeziefer, cine gerechte Strafe für die selbstverschuldete Unreiulich-keit, so dnst ich sagen mnst, alle ÄlWqnitos dcs warmen Klimas ^lsammengmommen sind nicht so fürchterlich als diese Plage. Wenn uns Curopäern ein Süd-ameritam'r bedaneruswerth erscheint, so sollten nnr dabei weniger an dir Hive oder die stechenden Insekten denken, als vielmchr an Dinge, dir ihm schädlicher sind nnd mehr Veiden verursachen, die aber ans seiner be liebten Nachlässigkeit und ')licht5ilmerei entspringen, ans scinrni ))cangel an Vorsorge und Neinlichteil nnd aus ähnlichen Untugenden, ^leistigen und gnt er^ zogencl« C'nropäerlt gebt es anch in Südamerika nn endlich viel besser als diesem arbeitsscheuen Geschlecht, das sich nicht ;n belfen nn'ist. Wenn drr reiche Besitzer nicht eben spateren reitet, so ruht er anf dem Sopha, nnd dabei ist das Vesen durchaus nicht uach seinein (Geschmack; statt drssei, dreht er ein Papilillo (eine Papicrcigarrc) und hüllt sich in Wolken von Mnch ei». Der Herr ist schlechten Hnmors; eben hat er den Mayordomo (Verwalter) abgekanzelt, wegen einer Sache, die ;n ordilen seine eigene Pflicht gewesrn iväre. Vimonade nnd Cis mnst die Hibc lindern, nnd dazwischen schultet er ab nnd ^n einen scharfen Cognac hinunter. Sonst Iiai er nichts ^u tbnn; dast rr seine Pflanzungen odrr Weiden verbessern könnte, ist il>m noch nie eingefallen. Seine drei ^nbe» da im Zimmer ivcrden so werden, wie der Papa; ;u Hanse kennen sie keine Bnchrr, nnd in drr Schnle darf der ^ebrer sie nicht plagen. Ieht kneifen sie dem garstigen Asten in den Wickelschwan; nnd haben ihre ^rende daran, wenn er kreischend die .^ähne wrist, wäbrend die beiden verwahrlosten Mädchm mit dem Papagei spielen, der gleichfalls entsenlich schreit. Mit der Unter hallnng geht es doppelt schlecht. Denn anch die Dame des Hanses liebt für den Nngenblick das Reden nicht, '^on der Hitze gepeinigt rnht sie nachlässig ausgestreckt in der Hamaka, einer Nrt Hängmatte von feinem Stroh, welche qner dlirch das Zimmer gespannt ist. Die Negerin dransten mag für das Hans sorgen. Die Herrin wiegt sich sanft hin uud her uud wedelt mit dem chinesischen Dächer die lästigen Mosqnitos ans ihrem leidenden Antlitz. Cin armes, braunes l^eschöpf mnst schaukeln helfen nnd auch einen frischen Vabetrnnk vom nnsanberen Toilettentischchen bringen. Bei dein Geschrei, welches die Bnben nnd Mädchen, der Affe uud der Papagei ausstosteu, ^uctt ^var manchmal ein Schatten von Unwille» über die Miene, aber der stumme Herr nnd die stnmme Dame blicken mehr ans einer gewissen C'rwartnng als „voll Crgebnng" zur Stul'endecke hinanf. Denn die .'Ilegen^eit ist da, es gicstt in Strömen. Und mit einem Schrei, mit einem elastischen Schwung, den man ihr nicht zngetranl hätte, springt die erschreckte Gebieterin aus ihrer schankeln den Hamaka; snndflnthartig stürzt durch die Zimmer decke ein schmutziger Vrei von Wasser, ^rhm und Schutt, ^edes Haus besitzt im Dach seine ;ehn bis ^van^ig Schlammvulkane, dir während der 'Negenzeit in Cruption gerathen. Nnn mnst die Familie schon in das sechste Zimmer auswandern; sind alle Decken eingestürmt, dann wird reparirt. So vergehen die meisten '5age eines ächten Südamerikaners, eines feinen Smors, der zn gelegener Zeit in Paris bemüht ist, 82 sich als Goldkrösus herumzutreiben. Durch fchlcude Erziehuug lind eigein' '.Nachlässigkeit wird dieß Leben trotz des NeichUmms an liegenden ("üteru bis zur bescheidenen Er>stenz herabgedrnckl, bescheideucr als diejenige wohlhabender Handwcrkerfamilien in Deutschland. Als die ersten Spanier nach Mejieo, (^natemala, Panama, Neugranada, Peru und überhaupt nach den warmen Strichen Amerika's kamen, da zog sie wenig die herrliche, reiche, aber menschenleere Natur an; anf sie übten die kostbaren Erzeugnisse der grosse,,, immer^ grünen Wälder keinen Neiz any, in ihnen regte der fruchtbare Vodeu nicht die ^nst a», ihn zu cultivirru nnd anf diese Art Neiclüliümer ^n geivinnen. Sie beseelte einzig day 'verlangen nach Erivrrb ohne Arbeit, nach Silber nnd (^old, das ihnen ninhclos in den Schooß fallen sollte, das sie aber nicht durch ehrliche Arbeit langsam verdienen wollten. Deßhalb ging ihr ganzes Streben darauf hin, jene Gegenden zu erobern, in denen reiche Tempel nnd von Gold und Silber strotzende Gebäude ausgeraubt werden konnten, nnd mächtige Herrscher sich mit dem Elanz fabelhafter Reichthümer umgaben. Obgleich au .^ahl sehr gering, waren sie durch die Art ihrer Waffen uud .^riegsübnng den Einwohnern jener Länder bei Weitem überlegen, nnd während sie ihren Golddurst sättigte!,, durften sie ohne Anstrengung auflösten der unterdrückten nnd ackerbautreibenden Bevölkrrnng ein bequemes ^cben führen. Sir zogen alfo in die bewohnten Gebirge hinanf. Städte wie Bera Ernz in Mejico, Panama auf dem Isthmus, Guayaquil in Ecuador, Vima iu Peru, die neben dem Meere liegen, siud nie mn ihrer selbst nullen dageivesen, sie bildeten nnr eine brücke, lnn ^u den Schätzen des Innern zu gelangen. Bei der Erobrrnng von Mejieo unter der ^eitling des sanften, christlich gesinnten Helden Cortez vermochte die Spanier noch ein gewisser ritterlicher Geist zu beseelen, da sie hier einem blntigen Götzendienst gegenüberstanden, der jährlich bis zwanzig-tansend Menschen geopfert haben wollte; diefer Beweggrund fiel iu Bezug auf das Incareich von Quito uud Peru gänzlich fort. 5rr Eroberer ,vranz Pizarro uud seiuc beutesüchtigen Genossen ivaren Banditen, welche den nichtsahnendrn Inca »lit beispielloser Perfidir betrogen, gefangell nahmen, mordeten und seine Nachfolger iu ihrer Gewalt hielten, um deren treuen Völkern die Hände zu binden uud sie eudlich fast ohne Schwertstreich zu unterjochen. In der 5l>at, die Geschichte der sogenannten Erobrrnng ^^, südamerikanischen Kaiserreiches anf dem Andesgebirge weiß uns fast gar keine dämpfe uud Schlachteu zwische:: Spaniern uud Indiern zu berichtru; sie erzählt uns aber m'el oom Gehorsam der letzteren gegen ihren gefangenen Herrn, uon den Grcuelthaten der fpanischeu 'Itänberbanden gegen lltl-schuldige, Wehrlose, von den Bürgerkriegeu jeuer unter ciuauder uild von den blutigeu Schilderhebungen gegeil den eigenen König uud Kaiser Karl den Dünsten, als dieser, der armen Indier sich erbarmend, dieselben nls ,N'eie zlt behandeln gebol. Unser Gefühl empört sich, wenn wir uon den grausamen Werken der spanischen Eroberer lesen, und für manche ^eute ist's eine Freude, hervorheben zu können, daß Mitglieder einer katholischen Nation derartige Grenel anrichteten. Mir kommt es wahrhaftig nicht in den Sinn, jene Mörder in Schutz nehmen ;n wollen; aber eigentliche Blutmeuscheu gab es trotzdem nur wenige, nnd der Sturm ging schnell vorbei; Befehle von Madrid aus fchränkien die Übel in so enge Grenzen ein, daß andere Nationen ftolz sein könnten, wenn sie ebenso mrnschrnfreuudliche. Hofbefehlc auszuweisen vermöchten. Jeder erforfche das eigene Gewissen! Wie haben die berühmten deutschen und schwedischen Helden des dreißigjährigen Krieges den Bürger uud Bauer behandelt? Wie benahmen sich die Bertheidiger der Menschenrechte iu der großen französischen Neoolution^ Auch die garten, ncgcr-freuudlichen Engläuder habeu ^u ihrer .^eit sich Blut. huudc uach Iamaiea kommeu lassru, als letztes Mittel, um dir aufständischen Sllaueu zu unterdrücken. Ebenso ist bekannt, daß es den Engländern schon gelungen ist, die !asmanirr bis anf den letzten Mann auszurotten und die Aastralirr wie wilde Thiere zu erschießen. Nnd dir Yankees in Nordamerika haben von jeher bis hentigcu Tages ihre Civilisations-Bestrebungen nnr mit ihren Büchsen bewiesen, mit denen sie den armen Indianer rücksichtslos verfolgen. Wo sind heute die früher so zahlreichen Gingeborenen von Nordamerika? Solche Greuel haben die Spanier nicht begangen, sie haben nicht gan^e Bölker ausgerottet; das beweist die uoch jetzt überwiegend indische Brvo'lkernng von Mejieo an bis Chile. Wenn die zuerst einbrechenden Räuberbanden hartherzig uud gottlos gehaust haben, so deuke man daran, daß sie der Abschaum rinrr großrn Nation waren! wem fällt es ein, das italienische Bolk oder gar die katholische Kirche für einen Garibaldi uud sein Gelichter verantwortlich zn machen? Die fanbereu Eroberer von Peru vertheilten unter sich fabelhafte Mengen Goldes nnd Silbers, fuhren rechts nnd links plündernd dnrch's ganze Reich, uud als sie mit diesen Herrlichkeiten fertig waren, beuteten sie die den Indiern brlaunteu Bergwerke aus, indem sie die Eingeborenen trotz königlicher Befehle als 8« 11» ^tlaven mid .^wangMrbeiler behandelte»». Da») war die gan^e Beschäftigung der »mm Ansiedler, woher hätten sie denn eine andere tennen sollend Da aber bekanntlich der ^>iagen mil pnrem <^old nnd wilder nicht zufrieden ist, so ualnnen die nenen Herren den alten ihn wohlbestellten Vändereien, nnd weil tein Spanier >^neel,t, sondcrn l^elnttrr smi ivollte, so wliv-dcn die alien Nerven anch noch ;n .^»cchlen i^inacht. ,vvcilich slandcn dicsem '^cvfadn'n töxi^lichc befehle entsse(^'n, nxmqsk'N5 sollk' ma» die Dienstlristunssen der ^ndirr befahlen; allein iver lnmmerte sich lim diese Befehles Das eivilisatorische ^ert, nielchec, die ^ncas seit ^ahrliunderten mit Aliodauer nnd Geschick betrieben hatten, gin^ dnrch die Roliheit und Mch lässisstVit der Eroberer elendiglich ;n (^rnnde. ("roi>e Mengen der verzweifelten Ilreiniuoliner flolieil in dao Dickicht der ostwärts Ucqendcn Wälder nnd verfielen i» ein ^eben der Bildnis;- die herrlichen Strafen, welche einst den Norden deo gewaltigen Rcichco mit dein fer-nen ^nden oerbnnden hatten, lvnrden unbrauchbar nnd verschwanden, tlieilwrise dnrch die »indringlinge selbst iväbrend ilirer Bürgerkriege ^erslört, die zahlreichen knieten stürben ein, ebenso die Tamlwv oder Herbergen fnr die weisende», die öffentlichen '))laga^ine, die Dämme und tnnstliche» Wasserleitungen, welche die Aeter n,id beivolniten ^rte mit reichlichem Wasser uersaden. ^ao waren die schaden, lvelclie die Spanier in'>> Vand brachten, nnd nirmalo tam ihneil der <^e dante, dieselben ivieder gnt ^n inachen, aber ^ Gottes '.vlülilen malilen langsaiil, C>wtteo Mühlen inahlen fein! lind ich glaube, sie mahlen besonders fein, wenn ein glä'nbigeo, tatbolisches Volk gesüudigt hat. Die fremden Eroberer ballen sich ilir ^ntünftigeo Vaterland selber nern'nstet', drei ^ahrhnnderte lang befchränllen sie sich anf die Anobelitung der <^old- nnd ^ilber-ininen. ^ao l^scbäft ging eine ^eit lang recht gnt, Jas Husrollen der GhinaLäume. 64 und als es nolhlvendig wlirde, die Eingeborenen ^tt befahlen, verschafften sir sich Nrgrr alis Afrika, welche uiusoust arbciteu mustteu. Endlich wurdeu nnch diese in riller Anwandlnng voil ^rüderlichkril ivährrnd drr Revolution für frei erklärt; man musnr lvirder zahlen nnd die Actien giilgen hrrnntrr. Da ösflieten sich obenrin noch in Kalifornien, Australien und Südafrika ciue 'viengc unerschöpflicher Eldorados ^u gleicher .^eit; jetzt war rs „nt der südamerikanifchcn Herrlichkeit gänzlich aus. Das Mutterland hatte dafür gc-forgt, dast teine selbständig' Industrie aufge^ kunnnen war, nnd die ge rin^e, dir notlMdrnniM cristiren »nisne, tonnte Ulit drr inodrrnrn mro-pnischen nicht im ^nt^ fcrntt'sten roinurriven-Ackerbau und '^irlyncht hatte inan anrli ans dem Hochlande nie in mlw netter ^rise brtrirbrn, und Wr^e >^ali ro leine, uin die nalnrlichen Pro ductc billig nn^nsnliren ^ unten in den warmen und fruchtbareil Hirten bestaild kaum rmr oder die andere win^sse An-siedcluuq - da>) '^edürfnifi feinerer Vebenowrife aber blieb, Ulan brauchte europäische Waarr und Vuruo-artikel. ^tatnrlich bekam man dao nur ^e^en baare '^e^alilunq, ^r^rn quteo ("old und Silber; diest verschwand, uud so bchirlt mau eudlich nichts in den Häudcu - aly dao Papier. Day sind Owtteü ^lühlr». Die linder der reichen Eroberer sind arm, sehr arm geworden, und wir sie sich bei all' ihrem Vandbesid ernähren sollen, haben sie nicht qelrrnt. Auf riuein ^lächeu^ebiet, welchem an l^vös;e dem von GesammtHsterreich nahekomint, besivt ^'xnador durch feine Ebenen nnd ^erqe sozusagen alle .^onen drr l>rdr vom hris^rn Äquator bi^ ^um eisigen Pol innerhalb seiuer ^reu^eu uud mit ihuen alle Productr drr (^an^en ^rde° nnr blühen seine Blumen nnd '^änme day Mi;e ^,ahr und erntet man überall Alles; das gan^e ^ahr ist eiu innncr qrünrilder ^rnhlinl'l,, eiu immer fruchttragender Herbst; uiemaw ist B^iitter. Nnd trol>drm ist Ecuador arm, srhr arm; dno wenige ("rld, ,vrlchey ro besiyt, wandert von Mir ;u Zahr mehr nach (<>iropa u»»d ')tordamerika. Ecuador vrodu-eirt keiile einige anstä,idige Kleidung, kein Trinkglas, keinen einigen eisernen Nagel. Dir grmeiusteu Bebens-bedürfuifse aller Art, wir Tuch, Wolle, ^eiueu, ^eide, ('»Nas, Gucker, (^ewür^e, ^'iseu, .«llpfer, Äileffing, Vitriol, ferner alleo Handwerkszeug , Schlösser, Vampen, alles,^loch und ^'s;geschirr lind tausenderlei andere (Gegenstände muß es voiu Auslande beziehen und für unerschwingliche Preise auf dem Rücken von Maul thieren durch die ungebahnten Wälder bis tief iu das Innere schaffen, während es doch alles dieses in reichlicher M'enge liefern könnte. T^as Vand musi sich durch die Engländer und andere Nationen bis nuf's Blut aussangen lassen, indem es für schweres ("rld jene Produrtr herbeischaffen läf;t und um rinrn Spottpreis seiin' rigeilen herrlichen ^r^eugnissr, als .^takao, Kaffee, Gucker, Tabak, Kanifchllk, (^'hina rinde, hergibt, blos; weil die Bewohner sie nicht selbst ^u behandeln und mchreichrr ;n machru verstehen. Auch kommen diese Rohmaterialien nnr von der spärlich brioohntrn xüste. ,^ast solltr man meinen, man befände sich im Königreich Kongo odrr unter den ^lilu Xaffrrn in Afrika, nicht in einrm alls Civilisation Anspruch inachrnden Staate; denn die unwissenden d'iunwhner jener Vän-der verschachern ebenfalls ihr (^old und Elfenbein gegen ein paar Glasperlen, llnd doch ist der Mangel an europäischen ^rqurmlichkeitsartikeln sehr fühlbar und das Vebeu für jeden all besseres Gewöhnten pein- Wlülfte des Gljinarindeubaumes so ltch. Ei» eivilisirter '.Viensch soll nie in die heißeit spanischeit ^ebiele Amerita's gehen, ailßer es treibe ihn der Eifer für die E!>re i^oltes, lim die ariueil seiden ^u lntehren, oder es leite ihn der Gehorsam und der Befehl eines von Gott gesetzten Obern. Sonst tmumen nlir pfiffige Engländer und noch pfiffigere Nordamerilaner dahin, nicht liin ^» bleiben, l^ott be. lvalive, sondern ixn die reichen SchäNe au'', dem ^'ande ^l schleppeit, iildem die südani^vitanischcn Spa-nicr nicht') dmmt an^u fa,i>^ii n'iss^n. ^n dm übrigen .'lic-publitrn, ^on Mcjico an biü Prrn nlld Bolivia, strht w noch bl'dcnlcnd schlechter als iit (^cnadov. >>icv hat man mrniM'm, l'lnqcsehcn, n'ohcv dir Übel rühren nnd wie ihxen ab^nhclfcn sei. Der seit uielen Jahren an der Spilze der ^ie^iernn^ steheilde Präsident ^'arcia Moreno hat uon Anfang an ^esncht, die ^ieichlhn iner de>) Tieflandes slüssiss >u ünichen, '^e^e an^n^ le^en, ^ndnstrie ein^n^ snliren, Schnlen ^n ^rnn. den, den 'A^erban in Schnuinq ^,n bringen. Alleiil da') i^eln nichl sc> schnell, und der Sprnn^ a»5 den feilen <.>»n Ar-NNNM5 bi'o in nnsere Dampf nnd Telegraphen Periode lästt sich nicht in ein paar lagen inachen. Ecuador befindet sicli innnerhin anf dein rich tisscn Wege, die übrigen Staaten hingegen leben noch lustig nach dein alten Sustem fort und werden darum uou den Reisenden mehr gelobt, weil diese mehr (^w legenheit finden, ^eschäftchen ^u macheil. Nicht geimg indessen, daf; man nach Art der Wil deil die.ttostbarteilen dieser schönen Bänder;nm Fenster hinauswirft, inan vernichtet sie anch noch obendrein selber, damit ia inch!') ^nrückbleibe, ^ieugranada nild Ecuador besitzen anf den Höhen der Anden die Herr lichsten Wälder von O'hinabämnen- ihre Ninde ist die gesuchteste der gangen Welt. Aber der glückliche ^e silier, der auf seinen weiten ("ntern eineil diefer nn vergleichlichen Wälder entdeckt hat, rollet ihn mit Stumpf uud Stiel bi5 anf deu jüllgsten Sprößling aiu Erdboden m,5. Da wächst keiit d'hinaivald mehr. Er schält die,1tinde loü; iveil er sie aber nicht ;n be handeln >ueis^ verliert er einen guten Theil il,rec> werlhuollen (^ehalteü', innß ihren Transport dnl cl, die »vegelosen ^^nste neien thrner befahlen tlnd schliesslich froh sein, wenn sie ihm als Rohproduct um einen Spottprrw ab genommen ivird. (^enau ebenso behandelt mau dir ,^antschukwälder, und dnrch die lincrhörte Vtach lässigteit, womit man deu a>!5 den säumen fliegen den toftbareu Stoff auf^ fäilgt, ivird er vou vorne-herein in l,ol,em ("rade ennverthet. Wären die tropischen Wälder dc'5 Tieflandes glücklicher Weise nicht so nndnrch dringlicher ')iatllr, so wurden über.^nr^em die tostbareu Bäume ver schwlinden sein. dieser Mangel an Vorsorge gibt sich überall ,^u ertennen. Auf deu Hochebeuen der Audeu uou ^teligrailada bis Ehile trifft man heute fehr wenige '^äume, die alü Brenn, oder ^Whol; dienen köitnten, am allerwenigsten dergleichen Wälder. Einst, M- .^eit der Iucas, staudeu auch da üppige Waldungen, denn nirgends fiud sie besser angebracht, ala in der Mhe der bewohnteu Orte; alleiu in gleich vernunftloser Weise wurden sie mit Stumpf und Stiel vernichtet. Steinkohlen oder Torf besitzt man nicht, uud so muß man das Breuuhol; um theneru Preis durch die Indier auo großen Entferntingen herbeischaffeil lafse», erhält jedoch uur dünnes, traft loses Reisig. Denn jedes Pflän^leiu, Hrucht des <5l)inarlndc»ßaumc5 8« d«5 eben ^unt Boden hiuausschaut, fällt augenblicklich der Art zum Opfer, nnd die Wüsteileien nin die Städte der Hochebene dehnen ihre Grenze» iinnier weiter in die ^crne. Ano den unermeßlichen Wäl-dern aber rechte nnd linko der ^'ordillcren ist eo uilniöglich, Hol^ herbei^ilschaffcn, weil es an Wegeil fehlt. Besäst man fahrbare Straßen, so würde ein Maulthicr dasselbe leisten, was jetzt zwanzig kaniil ^n Stande bringen, nnd die armen Indier, welche als Lastthiere herhalten müssen, hätten (Gelegenheit, sich einer ivürdigereii Arbeit zuzuwenden. Acacht man einmal den groben Landbesitzern den Vorschlag, sie sollten ans ihren ("ntern Wege anlegen, die sich mit jenen des Nachbarn verl'indeil tonnten, so erhält man den Bescheid, das; die Anoführnng eine') solchen Planen zu uiel (^eld koste nnd zu lang danre, sie selber hätten bloß Verluste nnd keinen wichen, höchstens käme dieser ihren bindern ;n gilt. Diese bellte sorgen also nur für sich selbst und den Augenblick, nicht für die künftige Generation. Anch die prachtvollsten Wälder lieben sich heute noch ans den Hochebenen anpflanzn; der Boden liegt vielfach ganz unbenutzt nnd ist noch nicht ;ur Steppe ausgedörrt. Aber Wälder anpflanzn ^ welch' abenteuerlicher (bedanke! hinein bentigen Perna ncr oder ^cuadorianer kömmt das nicht in den Sinn. Ich glaube, er würde darüber lachen; denn wenn man einen Wald haben will, so mnß man !l<> bis 40 Jahre warten; selbst den Staatsregiernngrn ist das bisher ein uiel zu langweiliges (Geschäft gewesen, obschon sie damit für die Dauer mehr (^cld inachen würden, als früher mit ihren (^old^ und Silbrrbergwerke». Wo eine Regierung die andere stürmt, und alle leitenden Persönlichkeiten seit einem Iahrhnndert nnr anf ihren eigenen Säckel bedacht waren, wer wird da noch an eine Ankunft von Nl) fahren denken? Selbst die Depntirtenkammern bilden häufig eiil unübersteigliches Hinderniß wider weitgreifende Verbesserungen; ihre Mitglieder bestehen ja znmeist aus den selbstsüchtigen, nnr sür den Augenblick sorgenden Grundbesitzern. Dieser Mangel an Porsorge und an patriotischem Opsergeist, diese Scheu vor größeren gemeinschaftlichen Unternehmnngen, da;u Unwissenheit nnd Nnthätigkeit, ja Trägheit im eigentlichen Sinne des Wortes nnd gegenseitiges Mißtrauen bilden die (^rundzüge im Charakter des heutigen südamcrikanischen Spaniers. (5s ist dieß eben kein schöner ^ug, ein Erbstück von den Ahnen, welche diese Bänder zuerst occnpirten und ruinirlen, ein Erbstück, das noch immer u>ie ein ,^wch über ihilen lastet und schwer ?,» vertilgen ist. Zolles Ä^'üblen mahlen fein! Arnles, armes Volk! Wie tief bist dn gesnnkeil! llnd wer ist Schuld an deinem NuglücN Drei Iahr-huudertc haben die Schäden deo (Charakters der Ahnen nicht anowischen können, nnd jetzt ist dao Übel schon all, sehr alt, fast unheilbar! Ohne Zweifel gibt es an5g^eich»ete Scanner, n'elche dao Wohl dec, ^andec, wollen; ich kenne solche, die mil ^icsenanstrengnngen arbeiten, nm w zu fördern und einen Umfchlag zum (^uten zu bewirken; allein diese müssen gegen den allgemeinen Strom schwimmen, uud es will schwer Hal-ten, drnselben ;nm Stehen ^u bringen, oder gar ^ur Umkehr ;n nöthigen. Die meiste Hoffnung verspricht wohl noch der talentvolle, arbeitsame, sanftmnlhige indische Menschenstaimn, welcher Pern mid (^cnador bevölkert nnd der ano innerem Antrieb schon eine so hohe Stnfe der C'nltnr errnngell halle, beider l,at man ihn nnleriuorfen, schändlich mißhandelt, geknechtet, entwürdigt nnd ihm Ansagen alle Vnst ^nm ^eben weggenommen; er fühlt sich zufrieden, wenn er vegetirt. Wie schön wäre e5 gewesen, hätte man diese friedliche», herzenoguten Indier, iu deren Seele als Erbstück ihrer Väter ein .^ng der tiefsteil Frömmigkeit liegt, alls eine liöhere Stnfe gehoben, sie unterrichtet nnd für sich gewonnen! Wer der großen Herren des Vandes könnte nunmehr ein ^ürst sein, umgeben von vielen reicheil Vasallen, inmitten blühender Ortschaften mit in allen dünsten nnd Handwerken wohl gebildeten ^'iw wohnern. Dao hat man nicht verstanden oder nicht gewollt; nnr die Kirche nahm sich des unglücklichen Volkes an und gab ihm dir christliche Religion, lind auch diese uur mit großer Mühe. Denn wo fand sie hier ihre nneigennützigrn Diener? Wo fand sie Hilse bei den neuen Herren? Die <5indringlinge snchten den gesunden, kräftigen Volkostamm, den sie trenloc, nnter jocht, mit Absicht in Unwissenheit nnd .'»cohheit zn erhallen. Noch vor .^nr^em wnrde jeder In^c-r auf den Hacienden iValldgütern) gepeitscht, wenn er ey sich lialte einfalle» lassen, spanisch ,zn sprechen; denn konnte er einmal spanisch, so war er anf dem Wege, sich ans Büchern Kenntnisse zu erwerben, welche ihren Herren, wie diese glaubten, gefährlich werden konnten. Oü ist nämlich keine seltene (^rscheinung, und in dem freieren Onito sieht man sie vielmals, daß die ächten ^»dier ganz ohne Vehrmeister sich ,vcrligkeil im Schreibeil nnd Vesen aneignen, ^nm <^lüct bildet die indische Vr völkernng ailch heilte noch die überwiegende Mehrheit »nd ivird über knr; oder la,lg ilire guien ^^echle ivieder erringe»; anf ihrer ('r^iehiing nnd Hebnng bernhl die ^nkimfl deo Vandes. Der jetzige Präsident von (wiador, Garcia Nioieno, sucht daher in jeder Weise 87 die indische Bevölkerung auf eine höhere Stufe ;n bringen; er null das reelle Wohl der .')lrpublik, nicht die eiltseitige uild unfruchtbare Anouutznng der einen Hälfte der Bevölkernng durch die andere, Mer bei (Errichtung von ^leinentarschnleil in kleinen Städten und Dörfern findet er allen möglichen activen und passiven Widerstand von leiten der eigeuuützigen spanischen Bevölkerung, Biel, unendlich viel hat die alte spanische Legierung gesündigt und ^nm Ruin diefer Bänder beigetragen, Sir war nicht kraftvoll genug, nin ihren inenfchenfreundlichen ^ndiergesetzen in so großer Entfernung den geliörigen Flachdruck zu geben, nnd ini Übrigen fliehte sie die überseeischen (Gebiete nnr für fich auszubeuten, Systematifche Kolonisation , Hebung der eroberten, nliernteßlich großen amerikanischen Königreiche hat sie nie betrieben; die eilte fpauifche Station war nicht zahlreich genug, mn allen zugleich ^ll genügen, nnd war auch von allen, die ich kenne, die mn wenigsten geschickte. Industrie wurde ill den (''olonien mit ,vleiß nnlerdrückt i Spanieit sollte den Nutzen ziehen, tlild feine flotten niachten ait deit Insten, ilnt dao ^illdringeil fremder Stationen zu hindern. ^a;u kaili später die plötzliche und gleich, zeitige Aufhebung der (^esellfchafl ^efn iil allen diefen rändern nild fo der bleibende Rnin aller höheren Schulen, der gefammten (^r>iehnng, aller ^ciffionen. T'ie (>''inwohllerfchaft verfank vollende in Unwissenheit und vergaß, wW sie früher wußte, ^aranf fetzteit sich die Zwickmühlen der '>ievo!nlion in ^ewegnng; gierst verjagte man den >tönig voil <"otteo (^liaden, nachher einen Präsidenten nach dein andern, die natür lieh nie ermangelt hallen, ihren Säckel ^n füllen und in Sicherheit zn bringe». Ist e5 alfo ein Willlder, daß diese von der ^iatnr so überauo gesegneteu Bänder in jeder Hinsicht so tief stehen? Sie find der Sitz einer verkommenen Halbeultur, die ^eute des AuH-landcs, ei>l erfchreetendeo ^ild von bürgerlicher ^er arnnlug. ^'twas Wunderbares ist unsere Phantasie! Wir saßen iil Panama in nnsenn Hütel, nnd jeyt befindeli nur nno ntitlen in den ainerikauischen Republiken spaltischer Nationalität. ^'1ll fürchterliches ^ouuer-wetter platzte voiu Hinllnel herab, nnr denken über seine Ursache nach, lind siehe da! nnr steigen in der C"luth der tropifchen Sonne mit den feinen Waffen dünsten, die uno darüber belehren follten, felbst in die ^üfte hiuauf; nlis wird uicht fchivindelig bei diefer z^-ahrt über die höchsten (Zipfel der^Inde5; n>ir steigen dort linter Blitz, Donner und Hagel hernieder und fchen un>) mitten in ^.niw oder wo e>) uilo folist gefällt; wir machen un« bekannt mn Vand und Veluen, mit Herren uud dienern. Es war das eine ^er-ftrennng — "'.hr ivißt ivohl, ey ist nicht meine erste ^ sie schadet aber nichts; von Panama ab haben wir es stets mit spanisch redenden Südamerikanern zu thun, und es ist immer gut, die Veute zn keuneu, mit denen man nmqehen muß. ^etzt wird eo hohe ^cit, uns lvieder segelfertig ^tl machen. 86 VI. Zer Stille Ocean. ^egen Meud des folgendeu ^ages, Freitag dm ü. Juni, brachte uns eine furios fahreude Droschke auf dein uichto weniger aly gnten ^/ Wege ^uni Vanduugoplatz. An-^ staudabalber muß »lau sich schon '^' manchmal der Erfahr ansseben, den Hals ^n brechen, .^aun cm südainerikauischer Spanier fahren, so fährt er; i:n Übrigen sieht man ihn nur ^u Pferds '» ,^uße laufen die ^"dws, Hunde und b'nropäer. Wir t'anu'u ^citig c^'iiuq und könn ttn ani d'rstadc der weitrn, osfonrn blicht uuscr Aligl' nqötzl'il an drr Pracht dcr qestrandttru Mnscholn, Sccstnn^ und Polypl'nstöck,,'. Drr Meerbusen von Panama ist wie alle warinen Theile des Stillen ^ceano sehr rr^iebiq an Korallen, und daft man day kleine nicht verachten mnsse, lehren nn'eoer deren tleine, mnntere 3hierchen, n>elche gleich winden ^Iiimchen an den in allen Farben strahlenden von ihnen anf^ehanten (^efträuchen, Däumchen, ))iaseu, Nemi, Angeln hernmhän^en. (^c> ssibt ihrer mehr denn tausend verschiedener Arten, die einen bauen so, die andern so, und wenn sie sich reclft wohl befinden, im warmen Meer dort wo die mücrc Brandung der Wellen ihnen riu Bischen ^erstreunnq qewährt und reichlichere ^ahrnin^ herbeiführt, so tlnirme» sie riesige Äiauern voil schön qeästeltem >ialtfelsen auf, deren bücken andere fleißige Polypen trob >telle und ?»iicht schnür regelrecht ausfüllen. In dieser Weise aber machen sich die kleinen Thicrchen dem Menschen fnrcht bar. T'enn in l'nr^er ^istan^ uon den Inseln nnd Continenten siedeln sie sich unten an, wo die Wogen Mrst aufstören, und banen ringmun jene steile»^ nnd festen Maliern, die uur da eine Öffnung besitzen, ivo ^»fällig ein Bach süßeo ^^asser in'^> ".Veau, sowie im Jüdische» massenhaft angetroffen werden. Mehr jedoch machen die Korallen den, Menschen sich nützlich; denn Hunderte von kleinen bewohnten Eilanden der Südsee bestehen lediglich auv den riesigen Wallen, welche diese niedlichen Maurermeister wit vieler Geduld aufgeführt habe», »nd die in der ,voriü e!ue5 runden, ovalen oder auch unregelmäßigen.^ran^e^ gewöhnlich einen stillen blast grünen See umschließen; ^'oeoopalmen und Brodbäume liefern den ^nselbewohneru die ^ahruug. Audermal durchbricht der tobende Ocean diese ringförmige» Mauern uud bildet eine Inselgruppe, dereu einzelne Glieder oft vou bedeutender Größe sind nnd dnrch ihre fran^förmige Vage nm ein seichteo ^lieer fchon seit Vangem das Erstaunen der Seefahrer erregt haben. Wer lehrt die Korallen, daß sie millen im liefen Wasser deo offenen Oeean>> so richtig im kreise bauend Hier ist es, wo diese Neinen Thiere sich u,u den ^vien Quito. 2. «lufl. 89 12 fchen fogar lviffeilfchaftliche Berdienfte erlvarben; sic offeilbarteil ihm näinlich die anßerordenlliche Ihatfache, daß auf uilermeßlich weitell Strecken der Grltnd und Bodeu des Stillen uud Indischen Oceans sich ill lailg-samer Bewegung befindet, hier aufsteigt, anderwärts tiefer herabsinkt. Dieser d'-rscheinuug ivürdc mall viel leicht keinen Glauben schenken, oder sie anders erklären, wenn nicht sonst noch an vielen Punlieu der l>'roe ein Heben nnd Senken oon Vand und Meerboden be obachtet ivorden uune. Ich bade schon augedeutet, wu die Korallen leben, nämlich in der untern Bran-dung. fleißige Untersuchungen berühmter :1latnr forscher haben mit Sicherheit festgestellt, daß die Polypen ihr Dasein außerhalb des Wassern keine Stunde laug fristen können, somit sich immer unter dem Spiegel der niedrigsten Gbbe halten müssen, dann aber auch, daß sie nie über M> Meter tief unter der Oberfläche des Meeres lebendig angetroffen werden. Wenn wir also sehen, daß viele Korallen riffc hoch über das Wasser hinaus ragen, so müssen wir schließen, daß dieses gefallen, oder daß der Meeren gründ mit sammt dem daranf rnhrir den Polyprnbau in die Höhe gestiegen ist. Das Wasser ist aber nicht gefallen; denn es kann ja an einer Stelle nicht sinken, ohne überall, z. B. auch in Europa, zu sinkeu; von einem fallen der europäischen Gewässer hat Niemand etwas be-merkt, folglich bleibt nur die An uahme übrig, daß die Korallen riffe sich gehoben haben, überall nämlich, wo sie znm Wasser hinansschaneu; nnd u>eil diese aufgetauchten Eilande und Klippen eiil zusammenhängendes Gebiet im Oeeal» aufmachen, so mnß dort dessen Grund im Allgemeinen gestiegeil sein. Die Koralleninseln ruhen auf Böschungeu, die alls Abfällen aller >torallenstöcke zusammengesetzt sind nnd unter einem Winkel von 45" in den Abgrnnd dec, Meeres niedertauchen; dieser aber besitzt ringsum manchmal eine !iese oon 1 <»<><>—20W Ä,1l'etrr. Wie hat lnan mm diese kreisförmigen Wälle mitten in der Tiefsee ^, erklären, auf deren ^odeu die Korallen thierchen nicht zu lebe» vermochten, nm dort ihren Bau ;u beginnen? Einst befanden sich da natürliche Inseln, die letzten Bcrgspitzen eines im Sinkeil begriffenen, ausgedehnten Kontinentes. Die Polnven banten ringsum iu einiger Gntfernnng, die Brandung suchend, ihre Kalksteinuiälle; die Insel sank langsam in die Tiefe; der Kanal zwischen ihr und den Korallenklippen wurde breiter, aber durch die losgerissenen ! rümmer anch seichler; endlich verschwand die im sprüngliche Insel vollständig nnler dem Wasser und bedeckte sich mit dem losgerissenen ,^orallenschutt. Denn während unten der Meeresgrund laugsam sich herabbewegte, bauten oben die kleinen Polypen nnoerdrosseu weiter, indem sie anf ihrem ansteigenden ringförmigen Ban immer die brandende See antrafen, die sie oer-langten. Diese Meeresgebiete beweisen uns also, daß ihr ('»'rund und ^oden znerst um äußerst viel herabgesunken , dann um Weniges gehobeil worden ist, und das Auftauchen setzt sich auch heute noch fort, wu' man an den Resten von Mecresthieren im Innern des Vandes, ja selbst an den Korallenwänden erkennt, die jetzt fern vom Ufer auf dein Troekeuen stehen. In andern Gegenden ist der See-grnild noch zur Stunde im Siukeu begriffen uud au den großen und kleinen Inseln Oceauiens lassen sich alle Stufen des Niederganges wahrnehmen. Hier sind Inseln mit juu-geu, sehr naheliegenden nnd wenig hohen Korallenriffen umgeben; da besitzen andere dieselben ebenfalls, aber scholl in größerer (>ntfernnng und von höheren: Alter uud bedeutender !iefencrstreckung; uud endlich begegnet mau solchen, die unter dem Wasser uerschwuuden sind, wer weiß wie tief, nnd dereu früheres Vorhandensein nur dnrch den xrani, aufgeworfener Dünen von Korallenkalk oder eineu Ning schänmender Branduug sich zu erkennen gibt. Auf mancher Infel beobachten die Einwohner anch hellte, wie die Wasser allmählich höher nnd höher steigen; sie sehen ihr lranriges Voos immer näher heranrücken, ihre jetzige, noch so schöne nnd blühende Wohnstälte steigt mit jedem Jahr mehr in's nasse Wellengrab nieder, und später werden die Schiffer sie vergeblich anfsuchen nicht die erste unter den vielen, die hier schon verschwanden. Das frisch gesnnkene lind theilweise noch sinkende Gebiet des Stillen Oeeans ist wohl zwei und einhalb Mal so groß als Europa; von den Philippinen und Molnkken bei Asien erstreckt es sich in einem breiten und geraden Streifen gegell das nördliche (5hile und Aorasseujll'ck nebst dcn Lliiclcn. W südliche Peru in Amerika. Durch dicsc ^age und Horm gibt es sich als Theil des Brnchäqnalor^ der starren Erdrinde kllnd, als die Fortsetzung jener breiten Erschüttcrung5;one, dir, init manchem Vnlkan ausgerüstet, sich von Gibraltar dnrch das '.Viittrlmeer bis Bengalen und den Sunda Archipel fast geradlinig hingeht. Nördlich vom Brnchäqnator liegen alle hohen Gebirge der alten Welt: dir Pyrenäen, die Alpen, die Karpathen, der Balkan, Kaukasus, Elbnro, Hindn kusch, Himalaja, lanter Productc des Gewölbrdruckes von Europa und Asicn während der jüngereu geologischen Epochen. Fast reckünnnklig auf diese viel erschütterte Zone stößt im wunderbar zerstückelten Archipel der Sunda-^nseln, Molnt'ken und Philippinen die noch merkwürdigere .^onr des B ru ch m e r i d > a ns, dessen Verlauf mit der Ostküste von Asten lind der Westküste von Nord- und Südamerika ^isammenfällt und die Erdflächr in zwei Hälften scheidet, von denen die eine fast alle^ ^and, dic andere beinahe nur Wasser iu sich begreift. Ungeheure Gebirge begleiten den Bruch-meridian auf dein Festlande von ^tord- uud Südamerika, während in seinem Bereich neben Asien der Boden flacher Nandmrere uud eine Kette herrlich gekrümmter Insrlrrihrn langsam höber aufsteigen, nin ;n einer asia- tischen l5ordillere von großer Breite emporzuwachsen. Mehr noch als der Brnchäqnator ist der Umfang des Stillen Oceans mit Vulkanen bedeckt uud der Her-storuugmuuth zahlloser Erdbeben preisgegeben. Sind all' diese Thatsachen ein Spiel des Zufalls und ohne Verbindung untereinander'^ Der Bruch-äquator uud der Bruchmeridian, zwei rechtwinklig sich schneidende größte Kugelkreise, bilden die Hanptstau-chnngc^onen der Erdrinde, längn denen sich diese als zu schwaches Kugelgewölbe uou Nord nach Süd nnd von ^st nach West in der bequemsten Weise ^nsmnmen-schicbt, während nuterhalb der glnhendflüsnge Planeten- fern, Wärme verlierend, einschrumpft. Die stets ;n große Erdrinde sncht naturgemäß sich in vier gleiche Theile zu theilm, nm einen jeden gewölbartig in der Schiuebe zu halten, indeß sie als deren Widerlags-stütM ehemalige oder jetzt uoch vorhandene Trennnngs-rinuen uutcr- uud überseeischer Eoutinente geradlinig an einander reiht. Halb versunken gewesenen Festländern, meist sogar düuuem oceanischen Boden cut-nommen, geben die stützenden Riuueu dem enormen Seitendruck nach, ivo sie jnilgere nnd schwere Festlandsmassen begrenzen. Unter heftigen Erdbeben wer. den sie zertrümmert, gestaucht und zu großer Dicke Landschaft auf einer Küdsee-Insel. (Mit Nocospalmm i>»d Brodbnniucl.) 91 12» zusammeugcquetscht, bio sie mil ililer oberen fläche sich über dan oceanische Waster hinalinheben und selbst in einen jnngen ,vestlandnslreife,i »mgeiuandelt sind, welcher als seligen der in der ^iefe vollendeten Stauchung neue .^iüsteugebirge trägt. Ein Aufwachst'» von Gebirg und Festland beobachten wir überall, wo die Gegenden des Bru>,l)äg>latoro und Brnchmeridiano heftige Erschüttcruugeu leiden. Auch dir ^häligkett der Vulkanc, ihre hohl' Wärme und lavahebende .^rast offenbart sich als ,volge dec» »lit furchtbarer ,1ieibnng verbundenen Druckes, ^^o aber mitlen i»t grosteil Ocean zu beideil Seileu einer '»iinne gleichdnnne (^e-wölbe gleichartige ^erbieglingell gestatten, ist die Ge-fahr eines ^rilcheü geringer. Dort also, im Korallenmeer, senkt sich der Gürtel deü Brnchäqnators vorläufig noch weiter nieder, indes,' die an-gren^eudeil Gewölbe viel lang samer elcl)e gegeu N'ärlig deil ^ü: den (5'nropa's lwch in tleinere ober- und unterseeische Gewölbe, deren trenneude ^liuueil hinreichende Beweglichkeit erlaliben. ?luch einige Sta» chnug wird innerhalb der Onadranten nöthig; doch zeigt die Erdbebeugeschichte, dast diese ^erquetschilng der starren Ernste mit der Eulfernung von den beiden Hanplstauchnng5zouen iiil Allgemeinen abilimnu. Dlvo ist eo, !vas die tleinen.^orallenstöetcheu u»^ erwählen; allein e>ö mangelt die .^eil, uin auf ilne Erzählung länger zu lauschen' der windige Dampfer, der uns zum gwsten binansbringeu soll, pfeift nud will nicht warten. Auf der ,vahrt durch den icht versandeten, d. h. mitsaiumt Panama nnd Eolon all^ mälilich höher gehobenen Hafen, hatten wir Muste geuug, da?) schöne Pailorama zli betrachten, welches sich unserm Ange darbot. ?ie Stadt eiupfiehlt sich freilich weniger von der Leeseite, alo vom ,vort ano; desto mehr trill der endlos nach beiden Seileu hin sich ausbreitende Twpenwald bervor, der beinahe ^u deu Gipfeln der d'ordillereu enlporsteigt, welche in der bläulichen ^ernc sich mit leuchtenden Nebelstreifen lim schlungcn haben, den Siesten des fmchtbaren Ge witters uou die fem N'achmitlag. Der Himmel glänzt wieder in seinem unnachahmlichen Azurblau, das au Schönheit noch iibrrtroffen wird dnrch da^ zau berhaft frische Grün der reichen Vegetation des Waldes über den senkrechten, von malerischen Vuchteu zer schuittelien ^el' sen des nördlichen Gestaden. Auch die uielen knppel-artig oder pyramidal ansteigenden, immer grünen puseln erhöhen mächtig den Reiz dieseo seelandschaftlichen Gilden. Bei einem dieser Eilande, würdig der alten Märchen nnd Sagen, lag wartend nnser nener ^am pfer. .^ianm befanden ,vir uno an '^ord, so sel,ue er sich in Brwegnng. Er war viel kleiner als der „Shannon", deu wir auf dem Atlantischen Ocean gebabt, aber seiner merkwürdigen Bauart sah man an, dast der Groste Ocean hier mit Necht den zweiten Namen des „Stillen Oceano" lrägt und in der ^5hat ein sauftmüthiger Bruder den Allaulischeu ist. Sie Kajüten lageil nur >venig oberhalb der Wasserlinie nnd waren dennoch mit grosten Fenstern verse!>e>l, die man nach belieben öffnen lind schliesten konnte. Der LoraN'cninscl mit noch lwr!)a«dcm'M -iandüern. 92 Speisesaal befand sich ans dem eigenüichen Berdeck, nnd darüber, gleichsanl in der Vnft fchwebelw, ein zweites verdeck, das, init Bänken versehen, den Passa gieren vorbehalten blieb. Ailf dein vordern theile lnngerie 3ag und .'nicht eine armfelige, halbnnlde '.Vienschenmenge l,erll>n; der ^-nßboden diente ihv ^ur ^iuhestätte, Bänke gab es für sic nicht. Das fchli-yende ^elt überdeckte das gan^c schiff u,ld blieb ein für alle '.Vl'al ausgespannt, offenbar ein seichen, daß man keine Stürme ;u befürchten hatte. Mit dem Morgengranen waren wir schon iveil ans der Bucht uon Panama hiuaus, >lur in äußerster ,verne sal» man dir beiden Borgebirge, lvelche sie begrenzen, nne dnntle Röllchen anf dem Gaffer liegru. Wir lvareu also wieder anf dem Deean nnd diesem ^('al anf dem Großen. Weitn man von liierano schnurgerade nach Westen halb nm die ^rde hernmfegelt, fo ist man in Ostindien. Welche Wasserfläche! ^ieine ^ahrt qittss freilich nicht so weit, auch liinq sie schimrqerade nach Süden. Schaut man auf einc ,^arte Ame-rika'o, s» möchte man meinen, die Küste sollte beständiq sichtbar blei ben; aber die ^arte ist Nein nnd die (^rdc gros;, nnd dan ,^-est land blieb für immer nnsern Glitten ent-^oqen, nur die ^usel Plala ^eiqte sich öst^ lieh in weiter ,verue. Das; uuser ,/^allüo" kleiner war, ließ sich mert'en, al5 nur die stille 'lirqion der Remitter iiu '»incten hatten, '^io ^uiu lebten la^e blie^ ein scharfer Wind, die See qinq hoch, dao Schiff tankte wacker anf den a/schwollenen Wo>^en und die Seekrank hrit sputle iu allen ^'eten und d'uden. M unterhielt mich wieder, so gut es gina., mit Beobachtungen, finde aber nickM ^ieueV notirt. Da6 Veuchten dec, 'Vieereo n>ar stärker als früher; der mächtige Schaum, welchen dir .^läder auswarfen, leuchtete so start, das; ich mich öfter?, nber^enqeu mus;te, dieseo Vicht rühre nicht vom '^efler einer bellen Vampe her. Dao ,^og nnirde nie au^geivorfeu. Stall dessen hing ein für alle Mal an einem langen Seil ein ^ustrument über Bord, welcheo, nach Art einer ^a^iihr mit Flügeln versehen, ein .^eigerwrrt' in Umdrehung seifte und so unmittelbar die Wegstrecke angab, die man zurückgelegt hatte. Alle scchy Stunden Holle man e>> einmal an'', dem Wafser. besonder':, mertn,>ürdig isl dac, Breakfast und I^iu ner auf einem ameritauischeu Schiff. ,,^i» solchem ^-ssrn," schreibt schon vor mir ein weisender, „ist ivirt lich elwaü gan^ Abenteuerlichem und ich möchte sagen lächerlichem, ivenn em sich nicht nm etwao so Wich tigey, wie die leibliche ^risten^, handelte. Auf dao gegebene Glockenzeichen stür^ril die (veihlen, d. l>. die Ameritaner, Engländer und die durch ^'rfahrnug (^rwiizigteu, mit einem wahren blinden Gehorsam in den Speisesaal nnd werfen sich ans die Stellen, wo die qrös;te Anosicht winkt. Der gan^e !isch ist mit Schüsseln beladen; aber alle sind zugedeckt und man kann höchstens ahnen, wao sie bergen. <>in V>eer von kellnern <^legern) richtet ihr Auge anf den Kapitän. Dieser gibt endlich mil der kaltblütigsten Miene oon der Welt riu seichen, und im >itu siud alle Schüsseln enthüllt, ^ebt ist der Hanptmomrnt gekonnnrn. Jeder reißt so schnell alo möglich an sich, was er kann und wcwon er will. Den bescheidenen bleibt nichtt,, nlo vielleicht eine Kartof fel uild dao .^ufehel!. Denn bevor mail sich den Schwindel recht augesehen, ist Allem abgetrageu uud für dieses Mal uerloreu. ?ie beivunderumivür dige Schnelligkeit der Kellner im Abtragen erklärt sich ano dem fatalen Umstand, daß r>on dem, wam fie erübrigen, die Schiffomanuschaft zehren »lnß." ^ch bin ein Glückskind, das; em mir besser erging. Unsere nähere Gesellschaft bestand m»s etnia NO Personen, meist Ordenoleulen von bescheidenem (Charakter, und so mns;te die Mannschaft mit unserer Vaugsamkeit mehr Geduld haben, alo ihr sonst wohl beliebte. Nach einer glücklichen ^ahrl von 4^ lagen und :'' dächten waren n>ir über den Äquator bim ;um !">. (>>rad südlicher Breite gelangt lind landeten bei Paiia in Peru. Diese Küste bietei einen überraschen^ den Anblick. Hechts lind links erhelnn sich in der Entfernn>lg oon mehreren Stnnden nnlde, zackige d'e birge, und zwischen i!,neu ^ieht sich in gleichmäßiger Höhe das >äh abfallende Ufer von halbuerwittcrtem Sandstein in iveitgestrecktem Bogeil dahiui so weit das Allge reicht, kein Baum, kein Strauch, kein l^ras Halm, keine Spur oon Begelalion. Ans den üppig grünen Wälder» von Panama sind wir anf einmal Aorallcuinsel mit verschwundenem ^landilern. !»3 ill die Wüste Sahara versel>l. Dort wuchert die fruchtbare '.^atnr in unglaublichem ilberflust, lallsende der herrlichsten l^eioächse hervorsprossend unter den Segnungen der lropischeu Sonnenn'ärme; hier ist sic todt mid nackl wie ein ^eichimin, all' ihre^ Schinnekeo beraubt unter den Schrecken der tropischen Sonne. Nur tal,Ie ^elc,blöete nnd brennende Saudflächen! Vängs der ,^nste von Pern, Bolivia und dem nördlichen C'liile ^ieht sich iu nnnbclsl'libavev Brrite und bi<) ;nin <^ipst'l dcr Anden cinpor mic ^üstr dahiu. ^lt dicsl'in imfmchtban'n ^od^ii tanu die VeP'tation trine ^iahvuüst finden; die «zlühenden, fast senkrechten Sonnenstrahlen erhitzen die kahle fläche, nnd heiße ^uftströ'mumM steiqen nnanoqese!>t iil die hülieren Sessionen und lösen dort alle») ("ewölt, dao voin ^cean kommen möchte, um die unglücklichen Landstriche ^n befrnchteu. Ein eung klarer Himmel leuchtet über ihnen, und erst im ferneren (^ebirqe fällt ^ieqen. Selbst in der nassen Ialnec^eit nbeniebt sieh dac, ^and nur »lit einem ^lebel, der nicht kräftig qennq ist, um sich in wohlthuenden ^egen ;n ueriuandeln. Sc> steht die Pflanzenwelt lind der biegen in inniger ^echselbe^iehung ^u einander. ^>o keine Pflanzn wachsen, fällt weniger iilegen, und luo keiil biegen fällt, wachsen keine Pflanzen. Aber eo toiinnt noch ein an derer Umstand in Betracht! der südlich von der Oalmeu ^one herrschende Südostpassat verliert seine ,veuehtigkeil beinahe völlig, indem er die ^stgelmnge der mächtige,! Kordilleren eniporklimnn, Durch freigeivordeile ^ärme leichter gemacht, steigt er über den Hochebenen den grosten (^ebirgeo alo trockener Vuflstrom bio iu die oberste,i Legionen. Seine ansivärt') gerichtete Iriebtrafl is! so geivaltig, das^ er mit Beständigkeit auch von der West seite ^uft an sich heransaugt, um sie ebensallü in die Höhe ;n nehmen. Dieser,ttnstenwind ^ieht mit schiefer ^iichtllng au« den kalien Polargegenden herbei nnd ist, >e iveiter er nach worden in'>^ Warme gelange nm so weniger ^u feuchten Niederschlagen geeignet. Steigt er an den Westgehängen der Kordilleren auf, fo trifft er oben den aufgetrockneten Sndostpassat, von ivelchem seine spärlichen Dünste Verfehlungen werden. Unten aber, auf dem Stillen Oeean, von der Mitte ^'hile'Ä bw 5>nn C>ap Blanco im nördlichen Peru, genau so weit, als die umvirthliche Küste reicht, schleppt er eine breite Strömung kalten Wassers, den Humboldt ström, mit sich voran, m»d ey ist derselbe für ihn noch ein besoudcrer Grund der ^enchtigkritsarmuth. Die aus der fernen offenen See nach dem Vande ziehende Vuft bnstt ihren Wassergehalt ;nm groben 3 heil schon auf dem Meere ein; die dünste, welche Manama vom Zwrt aus. 04 sie mit sich fülnt, schlagen sich auf der beinahe l! Gvad kälteren fläche des Hllluboldtstromes nieder, ähnlich wie dir ^cnchtigkeit eines ivnriuen ^iinmers auf den Fensterscheiben inl ^^intev. Paita liegt sonnt in der „Regenloscu". In diesem Jahr fiel ausnahmsweise unedrr einmal Regen; seit 1.^ Jahren der erste. (>in tranriger Wohnplatz für Menschen! lind doch, ließe man mir die Wahl, mein Gebell entnieder in Colon oder in Panama oder in Paita zubringe,! zu müssen, ich würde Paita vorziehen. Der gänzliche Mangel all Vegetation bewirkt eine viel größere Reinlichkeit auf den Straßen und Plätzen, dir Luft ist frisch nnd gesund, und längs den, Ufer des Meeres oder ans dem hohen Sandsteinfelsen kann man sich nach Herzenslust ergehen. Aber andere Plagen be unruhigen noch Paita; der Boden erzittert oft mächtig unter den ^üßen; so am Abende vor unserer Ankunft, und die großen ^luthwelleu des i>'eailS, welche das Erdbeben veranlaßt, brechen bisweilen mit Wuth iu die Stadt hinein. Vange suchten wir vom Meere aus vergebens die Stadt; nur ein oder das andere Gebäude ließ sich erblicken. C'rst bei größerer Nähe trat eine Menge Erdhütten hervor, gleicher ,varbe mit dem Boden. Immerhin mögen hier ein paar lauseud Mruscheu wohuen, die der Handel herbeigelockt; denn im Innern des Vandes ruheu die Schätze von Pern. Müliselig mnß dieß ^ebeu sein; Zerstreuung und Wechsel bringt »nr das Meer mit seinen Schiffen und Wogen, seiueu Vögeln uud den Thieren, die es in fabelhafter Menge iu seinem Schooße birgt. Gläuzrude Muscheln aller Art liegen am Strande, von der ^lutb iu eiu feindliches Element geworfen. Seesterue häugen zahllos am Hafendamm, Krabben klettern iu defsen Gehölze herum, so fliuk uud gewaudt, daß mau sie für riesige Spinnen halten möchte. Draußen auf der Rhrdr tummelu sich Haifische oder gar Thiere von noch kräftigerem Wuchs. Wohl dreißig au der .^ahl sah ich sie mit eiuem Mal in langem Huge quer vorüber schwimmen, indem sie, groß wie ^,'scherböte, mit ge wältigen Sätzen ans den ^lntlien heruorschossen. Auch Sechuudc, Seebären, Seclöwen bergen diese Meere, und der riesige Pottfisch, sowie andere Arten von Walen, tummeln sich in ihueiz. herum bis an die Ltüstru vou Celindor, wo man ihre Skelette auf dem Uferst raud liegeu sieht. Iu Paita ist erst so recht jedes Haus eiue Ruine, schou vou Aufaug an ruiueuhaft gebaut aus Erde uud Rohr uud mit Schilf gedeckt. Ich hatte das Glück, im besten Hotel ein Unterkommen ;u finden; aber die armseligsten Bauernkueipeu ill Deutschland sind Paläste im Vergleich zu die. sen Hotels. Eiuen meiner (Gefährten mußte ich stets damit trösten, in Ecuador werde es noch schlechter kom men; wenn er schou jetzt Hungers zu sterbeil gesonnen sei, wie sollten wir erst Qnito erreichend O dll glückseliges Auterika! Das Hotel ;nr „Gstrella" l^ternj ill Paita ist iil der That seinerseits ein Palast in« Vergleich zn deil Speluukeu, die auf der ,^ahrt vou Guayaquil ill's Gebirge uns znr Herberge dienen mußten. Wer nach Südamerika gebt, darf nicht eben Bequemlichkeiten suchen. Unser Gasthof hatte aucl, eiu ^mndrnzimmer; nachdem mau mit Lebensgefahr eiue alte, siustere Stiege hinaufgeklettert war, fand mau einen Theil des Bodenranmes durch ^wei ^ehm-wände vom Übrigen geschieden! ein schöner, luftiger Saal, groß gcnng, um ^u athmen, das Strohdach hoch über dem ,^opf, uud darinnen alles mögliche Gerumpel, ^li diefem R'aullie standen vier offene Bettladen, und eine vom Dach herabhängende ^alglichtlaterne zer. streute die dunklen Schalten der Nacht nnd die neckenden Geister, welche den träumenden Schläfer um gaukeln. Sehr glücklich war ich, drei handfeste Ge-fährteu bei mir zu haben; allein wäre mir wol)! das Seesterne. 9b ("rnfeln angekommen. Anch ^ivei ^nllenln'is^er dienten mir ^um Trost, die auf der Altane vor uufenu Schlaf saale ihr Quartier genommen hatten und durch ihr nil' endendes <^ehenl dir Vangeiueile der tropischen flächte ab^ikür^eu sich bemühten. Uud une war dir andere .^Reisegesellschaft untergebracht? Äccist in Privathänseru und schlechter als ich. »ine Abtheilung erhielt ein leer stellendem Hauc, augen'iefen, ohne eine Spur von iVcöbeln' sie dnrften es sich anf dein nackten Boden so beqlient alo möglich machen, Stroh gibt's i» einem Vande nicht, wo kei»i Grashalm wächst, nnd wäre es auch gewachsen, so hätte es die tranrige Vage nicht geändert. ?enn es fällt keinem Menschen ein, Stroh ^u seiner Unter läge yl nehmen' da5 macht gar ^ll viele Umstände. Namentlich ist e^ aber Sitte, das^ der 'lieisend^ mit dem nackten Erdboden sich behelfe» mus^. ^n Snd amerika blnben noch die patriarchalischen ^rimi deo frommen ^r^uatero,^akob, der auch anf seiner ^veise die (^rde ^n seiner Vager statte und einen Stein ^um Kopfkifsen nahm. Und doch ist Paita ein ivichti ger Hafen in Pern^ viele Waaren nnd weisende gehen in's Innere, nnd n>er nach (^nayagnil will oder von dorther kommt, mns> hier tagelang ans den Dampfer warten. Im Übrigen ist dieser Küstenstrich nicht gan^ so uufruchlbar, lvie er im grösue» Iheile d«' Iahreo erscheint, ^^enn im Winter, d. I>. vom ^.nli bio September, die Vnft sich abtnhlt nnd die (^arnas oder Nebel tommen, fo breitet sich nber dem ^oden des Vandem out Schnelligkeit ein grünender Nasen ano nnd vereinzelte Standen prangen im Vlüthenschmncr. Wo im Sonnner dao Auge nnr einer pflan^enlosen Einöde begegnet, da birgt diese in ihrem Schoost >tcime nnd .Unoopen fnr eine tnr^e, glücklichere .^eit, die freilich mnner fehr arm bleibt. Nur in den durch die .^nftenflnsse beivässcrten Thälern besil,U anch die peruanische Wüste ihre ;anberhaft blühenden nm fernen Ge birge, ;n Höheil von bei nahe 2Wl) Bieter hinauf. Unser Paita bot dergleichen Nei^e nicht, nnd die wohlgemeinte ^ewir-tl>ung in der ^ftrella vermochte »no für deren '.Vi'an-gel nicht ;n entschädigen^ so tvarrn wir nach einem Aufenthalt von nähern drei 5 agen froh, Freitag Abendo nneder au Bord gehen ^u dürfen, ^och erst am fol genden '.vlorgeil K» Uhr sel.Ue sich der kleine ^a»k pfer in Bewegung. Dao Wetter blieb unau^sprech^ lich schöu, die See ruhig, sehr erwünscht bei der Kleinheit den Schiffen. Den ganzen Tag fuhren nnr längo der unfruchtbaren Xüste hin, und gegen Abend pafsirten wir das berüchtigte Clllx» l'I-mco lnn'iM ^ap^ ivohl 24 Meter hoch stieg die Braudung au dein nackten Felsen empor. Am folgenden läge, ^mmtag5, Iiielteu n>ir ein paar '.vii-uuteu auf der ^»ibede von 5nmbes, dein levlen Hafen von Peru gegen Norden. bestattet mir hier eine kleine i^pifode. I»isanss. »6 VII. Humbes unt» die Mai von Guayaquil. albversteckt zwischen bobell, immerblühenden Bällmen lind anmuthigem Dickicht liegt a» einenl hübschen Flüs^chril, ungefähr eine Viertelstlinde uou der Meeresküste, das Städtchen oder Dörfchen ^linlbes. Einst hatte dieser 57rt, wie es scheint, mehr Bedelitung und gelailgte zn einer gewissen traurigen Berühmtheit, da MM Pizarro, der Eroberer von Pern, vou hier ans in's große Kaiserreich der Inca hinaufzog. Ich taun mir nicht das Vergnügen versagen, Euch die Geschichte uon Tumbes ^ll erfühlen nnd zugleich diesen liebenswürdigen Mann vorzustellen, allein da») Vet.ttere nur sür einen Angenbliet lmd von weitem ; nie l>at er einen Freund unbetrogen gelassen. Dieser Franz Pizarro, der mustergiltigste Held alls der Zeit der Eouquista, Vcrräthrr nicht nur ain Ii^a, sondern an Jedem, der mit ilnn zu tlinn bekam, ist zur Hälfte ans nobler Familie in Spauien entspnmgen und von Trurillo in Estremadnra ^u Hans. Anfango >oar er Schlveinehirt geniesen, welches ehrliche Geschäft er in. dessen bald gegen das Handwerk eines Laudyknechtes umtauschte, als welcher er längere Heit sich in Italien herumtrieb. Alle strebsamen, edlen Geister zogen aber damals nach Amerika, wie in unsern Tagen nach Süd-Nfrika und Australien; denn Amerika war zn jener Heit erst frisch entdeckt worden nnd man erMlle sich, Gold lind Edelsteine lägen dort nberall in hellen Haufen umher nnd hätten keinen Herrn, dem sie gehörten. Tchreiben uud lesen lonme Pizarro nicht, auch war er arm wie eine .^irchenmano, hatte aber ein uu bäudiges Verlangen, reich, sehr reich zu uierdeu; drein-zuschlagen vermochte er, wenu es darauf ankam, und fühlte auch eine Menge herrlicher Diplomaten Eigen schaften in sich: knrz, er urtheilte richtig, dasz er ;n einem künftigen Conquistador alles ^rlig besäße. Da konnte es natürlich nicht fehlen, dasi er, in Panama angekommen, ^wei gleiehgesinnte, strebsame Gefährten auffand: Diego Almagro, fchon uorher durch Eou-qllisia reich geworden, und deu «licht überfrommen Pfarrer und Schulmeister Vuea von Panama. Der erste von Beiden wollte Vieegouverncur, der zweite Bischof werden, wo? das wußten sie nicht. Die Drei lugten mm aus, wo vor allen Dingen Gold zu haben und eine ueur Provinz zu erobern wäre. Der geist liche Herr Luca wollte bei der Affaire als Regicrungs schreiber lind Obereontrolenr in Panama sitzen bleiben-Almagrl) nahm ebenfalls den klügeren 5heil, Gruppen ^i luerben, Nekruten ein;nnbeu, Pferde ^uzlireiten, Plllver lind Blei herbeiznschaffen und gelegentlich Alles miteinander nach^nspediren; Pizarro aber sollte der eigentliche in den .^rieg marschireude Feldherr sein; seiile gesunde Eonstitution versprach die höchste Aus- Qutta. 2. Auft. 9? 1» dauer in deu lonnnendeu Strapazen, und er hatte bei feiten gelernt, keine schlinnnen Wege zu scheuen. Sie hörten ein Gerücht durch die Vuft schnurren, fern im Süd gäbe es viel <^old und Silber; ^tiemand freilich war dort gewefen, aber inn Andern den '^orsprung abzugennuucu, machteu fie sich eilig au die Arbeit. Der gutmüthige Almagro schaffte Geld herbei uud rüstete ein schiff init ll><) )>Xauu sogenannter Sol-daten; Pizarro segelte ab, von den besten ^egeue wünschen begleitet. Dae Uuternehmeu ivollte nicht unmittelbar ge-lingeu; blutige .^täntpfe mil deu nnlden Eingeborenen deeimirten die Mannschaft, widrige Winde hielten dae schiff auf und nöthigten co endlich, au einer kleinen Insel, gauz iu der Nähe uou Panama, wieder ztl landen. Almagro hatte unterdessen eiu zweites Schiff mit 7l) ^iauu ausgerüstet uud segelte dem Pizarro nach, konute ihu uatürlich ilichl finden, uud als er an verschiedeueu Punkteu 'Veugrauada's an'o feste Vaud stieg, ward er von den wilden und kriegerische» Eingeborenen gar übel empfangen uud mußle, durch ciueu Pfeil verwundet, einäugig heimkehren, Dao gan>e Unternehmen war iu's Wasser gefallen; aber wenig stens lvollte da» gnte Glück, daß Almagro bei seiner Rückkehr die Insel fand, anf welcher Pizarro festsaß. Die beiden freunde liinarmlen einander sehr herzlich und trösteten sich über ihr Mißgeschick und bösen Ver lust; ciu biochrn Unglück müsse man schon ;u ertrageu wissen. In der ^hat, der fleißige Almagro ging nach Panama znrück, besserte die Schäden au«) uud brachte andere <^l> hoffllung'ovolle junge Vrute ^uiu aii'öhar. reudeu PiM-ro, uud uuu ging e'ö uon Neuem los auf die ^utdeckuug5reife. ^a^'selbe (vlcud, diesclbeu dämpfe, derselbe widrige Wind; aber schließlich kamen die Abeuteurer doch um die Mitte des ^ahreI 1525 bio ^ur Proviu; Gomeralda>>, der nördlichsten deo .Königreiche i7nnto. Die Eingeborenen, obwohl die am wenigsten eimlisirteu deo ^ueareiche^, ivareu uicht so unzart, den ankommenden Fremdling ohne Weilerev mit ^pießeil und ^taugen ^urück^uweiseu; der Auo druck ihreo schönen ^esichtev halte nichte ')Xensche!t' fressendem au sich, sie ivaren anständig und hübsch gekleidet und trugeu reicheu schmuck uou Gold, Silber uud (>drlsteineu, riu ivahreo Labsal für die beutegierigen Herben der Spauier. Die ^aude')behördcu empfingen die seltenen Gäste mit Freundlichkeit, aber mit deu Waffeu iu der V>and, uud schickten vorsichto halber mehrere Xuriere zli ihrem Xaiser hiuanf, ^unl großen, alteu ^uea Huammcapae, der sich damalo gerade auf dem Wege von Quito nach ^uzeo befand. „l>5 fei," berichteten sie, „unteu sonderbares Volk mit ^lvei ^chiffeu gelandet, die sie ohne Nnder leiten köinttrn, n'ohin sie wollten; Alle zusammen möchten wohl uicht gan; ^iveilinndert seiu, doch bemerke mau noch Einige, die in den schiffen zurückgeblieben. Bei nahe Alle wären von gan^ weißer ^arbc uud hätten im Gesicht ohne Aufnahme eineil so langen und dicken schwarten ^art, daß sie mit den ^lu'o« ^peruanischen Schafen) eine merkwürdige Ähnlichkeit besäßen. Im Übrigen scheine e') ein gntmüthigeo, selir höflichem Volk ;u sein. Dbschou es uninöglich geweseu, irgend ein Wort ihrer Sprache ^u verstehen, habe man doch so viel au5 ihren seichen verstanden, daß sie gekommen seien, nm Gold ,^u suchen." ^u der !hat hatte Pi^arro mii seiueu Geilosseu die heldenmüthigste Selbstverläuguuug geübt, alo sie es sich versagten, sogleich über alle die Schätze und Neichllmmer herzufallen. Doch gab en für sie wichtige Gründe, um, Selbstüberunnduug ^u üben: wer kauute die Streitträfte dieser Gingeboreueu, uild ihrer, der Spanier, waren fo ivenige! Die beiden lieben freunde Pi^arro uud Almagro umavmim sich gleichwohl wieder mit Herrlichkeit; jrl.U endlich eiinnal sei die .^eit der langen Veidcu vorbei, hier müsse eo Gold geben, wie in Europa Steine; wolle ihnen der Himmel unr mehr Soldaten beschrcrrn, denn ohne diese sei ihre Unter nehiimng eine kilzliche ^,ache, es scheine Polizei im Vauoe ^u seiu. Daß sie hier auf die äußerste o>ren;e einen mäch tigeu, wohlgeordneten Neiche5 gestoßen waren, wilßteu sie uicht; die völlige Uukeuutuiß der Sprache ver^ hinderte sie, nähere Erkundigungen einzuziehen. ^)lit ^reudcnthränen in dem einigen Angr, dao ihm geblieben, ging Almagro nach Panama zurück, um neue Rekruten an^nwerben. Seine ^eute jedoch waren der vielen Entbehruugcu überdrüssig und beschrieben die erdnldelen Strapazen in eiuer Weise, daß der Gou uerneur die Uuternehnning einfach verbot. Ja er sandte sogar eine Expedition ab, um dem unklugcu Pi^arro die Rückkehr ^u befehlen. 5ao gelaug ihm aber uicht vollständig. Obgleich die Eiugrboreuen dem Pi^arro uud seinen Gefährteu dtirchaus uichto rtt Veidc gethau, hatte dieser schon des bösen Gewissens wegen es für klug gefundeu, in die offene See aus eine wüste Insel sich zurückzuziehen. Da begaun das Huugeru und fasten wiederum, und aln nun das Schiff des (Gouverneure kam, um sie ^u holeu, segelte» Alle ab uut Auouahnte Pi^arro'o nud dreizehn (Gefährten. Unter unsäglichen Veiden warteten diese anf der nuwirthsameu Insel Gorgoila füuf Monate lang, gegen fürchterliche 9s HiHe, Hnngcr nnd I'urst kämpfcnd, bis Almagro ihnen frische Kräfte zuführe. Inzwischen hatte die „öffent-liche 'Vcriuung" in Panaiua ihre „laute Mißbilligung" über den „graufamen schritt" der '>iegiernng ansge sprochen. Es sei, sagteil sie, ga»; unverzeihlich, so heldeilmntbige Veute iu dieser schmählichen Weise im Stich ;n lasse», dadurch bewogen, fand sich der ^>ou ucrnenr benlüßigt, deu Anachoreten wenigstens einigen ^ Proviant >n senden- an iveilere Hilfe jedoch, lies^ er inelden, sei gar nicht ^n denken; hege die kleine Gemeinde die fromme Absicht, noch ferner für ihre Sünden ^iche tl,un;u nmlleu, so N'erdr er sie dariu uicht behelliqcu. Ader an '^nstelhnn dachten die ^>ier;chn nicht, und weil nlin einmal die Sachen so la^en, uer ließen sie das tranri^r (''iland ilnd beschlossen, an der Küste des nahen Vnndeo uon '?rt ^li ^7rt zn ziehen und vom Bettel zn leben. Mit ^nnstiqrm Winde i^e langten sie hierher nach !nmbey nnd landeten dort, rechte im ^lu>>, wo die schattigen Bananenbänme stehen. AlV sie durch dao Dickicht näher kamen, ging den armen, gepreßten Venten das Her^ wieder ails-, sie erblickten, wao sie in Amerika noch nicht gesehen, einc geräumige Stadt mit einein lierrlichen Tempel und großartigein Palast, nnd bei den ilmen begegnenden Einwohnern sahen sie einen fabrlliaften ^teichtlmm von (^old, Silber nnd Edelsteinen. Da fiel es ihnen anf eimnal ein, daß sie ihrer nicht mehr als ^ier^ehn seien, und klug genug waren sie, um sich nicht nmMrr Weise todtschlagen ;u lassen -außerordentlich zahm lind höflich benahmen sie sich. Und weil sie mit dem Hut in der Hand kamen, so wnrden sie aus'5 '^este empfangen. 5ie gnten (^in Pas H»aco. ',!!» l^» geborenen ballen ihre Frelide an dm sonderbaren l^ästen, >oie Ihr in Europa, ivenil eiiliilal bezopste Chinesen oder Japanesen zn Elicli kommen. iVian führte sie in der Stadt uniher, zeigte ihueil, die Schatze dec, Teinpels uild ^tegierungspalastes und verehrte den arinen Schluckern manch' schöne (beschenk an goldenen .^linstgegenständen llild feingeschliffenen Edelsteine». Soil man dm spanischen Schriftstellern any der Heit der ^oilquista glauben oder nichtV Alle ohne Ausnahme berichten uns von der schönen Orduung, welche die ersten Eroberer im Vande getroffen, von dem Wohlstand, der unter den Einwohnern geherrscht, uon der goldenen Pracht der Paläste und Tempel. Heute begegnen mir, ausser manchen anstäildigen spanischen Familien, nur einem miserabelu Betteluolk. Die Abenteurer zogeil fröhlich längs der linste fort: überall Freliildschaft, überall «beschenke, so daß sie allein durch die Freigebigkeit der guten Bewohner des wunderbaren Bandes sich einru recht ansehi'lichen Haufe» Boldes, Silbers llnd Pretiosen erioarbeu. Damit hätten sie zu Hans riu ruhiges und glückliches ^eben führen tonnen. Warum thaten sie es nichts ^ Das Herz des Habgierigen wird uimmer satt und schreckt selbst uor dem schnödesten Undank uud verrath nicht .zurück. Ill Panama geigten die Rückkehreudeu ihre Schabe uor; luich hatten sie zwei kleine peruanische Burschen bei sich, welche Dolmetscher werden sollten; die Un keniltniß der Sprache den reichen Vandes war uach-thcilig gewesen. Die mitgebrachten Kostbarkeiten gewannen Aller Herzen. I"a5 Urtheil der öffentlichen Meinung nahm sich des „heldenmüthigru Pi^arro, dev frommen Duldew, des ucrtannteu Wohlthätern der ^Vieiischheit" lräftig an. Allein der <^ouuerneur war in keiner Weise zn bewegen, das Unternehmen gutzuheißen. So m'ele schöne Sachen gesehen zil haben und sie nicht zu besinen, welche ^ual! Das verzweifelte Kleeblatt Pizarro, Almagro uud Vuea überlegte hin uud her, was ,zu macheit. Endlich verfielen sie auf das Mittel, sich unmittelbar an die Regierung in Madrid ;u wen den. Das blaute (^old, was sie aus Peru erbettelt hatten, besaß einen angenehmen ,^lang und vermochte ihnen manche Thüre ;n öffuen, die sonst verschlossen geblieben wäre. Pizarro mußte anch in dieser schwie rigeu l>rpeditiou den Mauerbrecher abgeben, ^n der 5hat gelang es ihm, in Spanien viel mehr ;u er reichen, als er geträumt hatte. Sein Unternehmen, ein fernev, nnbelanntrs ^and zu erobern, das wahrscheinlich in seinem Innern doch nur uon blutigen Götzendienern und Menschenfressern bewohnt sei, wurde als höchst patriotisch, uneigennützig, heldenmüthig, christlich, cwilisatorisch, einer großen, gebildeten 'Galion würdig beurtheilt. Was .Baiser .^tarl V., damals Köilig von Spauien, dabei gedacht, weiß ich nicht; andere Veute wissen es auch nicht. Aber es kann nns das ganz einerlei sein, denn die Politik hat sich bi heutzutage selten als wirklich fromm bewiesen, und die zartcu Gewissen Mancher, welche über die Eroberung von Peru so sehr iu Entsetzen gerathen, als sei sie die einzige gewesen, welche die Weltgeschichte kennt, fühleu sich zur Stunde sehr wohl bei dein Grundsätze: „Ich bin groß und du bist tleiu", und lassen „aus Ge-wisseu" ihren Mchbar nur so lange in Ruhe, als sie meinen, er könnte der Stärkere sein. ("enug, Pizarro kehrte nach Panama zurück als königlicher ^bergeueral, höchster Militär und Ewilchef aller entdeckten und noch zu entdeckenden Provinzen, ausgestattet mit allen stechten und Privilegien, die sonst den Eouquistadores riugeräumt wurden, vollständig unabhängig oou der Jurisdiction des Statthalters uon Panama x. Seinem Gefährten Vuca brachte er die laugerfehnte Erueunllug zum ^ifchof vou Peru, und seiuem dritteil uud auf richtigsteil freunde die Bestallnng als ,^'stnngs commandanten uon Tumbes. Eigentlich war zwischen ihm und Almagro stipnlirt worden, daß letzterer wenig stens ^ieestatthalter werden solle. Allein bei Hofe hatte Pizarro in diesem Pnnkte so viele Schwierig keilen gefunden, daß er, wie er sagte, nicht mehr für feinen Freund habe erreichen köuuen. Almngro's Auge sprühte.^orn, uud uur mit Mühe ließ der Schwer beleidigte sich wieder bestimmen, neues Geld uor^u schießcu. Die drei Helden rührten nun die Värmlrommel, daß man sie durch gcmz Amerika hörte. Allein anßer den !'"><» Mann, die Pizarro aus Europa mitgebracht, schlössen sich nur uoch >!<) andere der neuen Fahne an. Sechs Jahre waren seit dein Beginn des Unternehmens verstricheil, uud der Muth war allgemein bis unter den Gefrierpnnkt gesunken. I"er ^bergeneral über 144 Mann Infanterie, .'lil Maun Eavallerie und uier Stück Kauonru setzte seine Alnire inchtsdestonirniger auf den Kriegsfuß nnd rückte in's Feld, in der sichern Erwartung, daß ihm die Rekruten iu hellen Hänfen uachlcmfeu würden, sobald es ihm einmal gelänge, <^old iil gehöriger Menge zn stehlen oder zu erpressen, ^arin hatte er sich nicht verrechnet, uud überhaupt ging Pi zarro als kluger Mauu zu Werte. Durch dieselben widrigen Winde ward er abermals genöthigt, in Eo-meraldas zu landen, an der nämlichen stelle, wo er 100 früher auSgestiegeu war. Um sich sein späterem Spiel nicht zll verderben, begann er nirgends ernstliche Feindseligkeiten ; anch Hal er nie Mit vergossen, Niißer wo eo il)>n die Klngheit oder die Nolh zil gebieten schien. Tro<5 seines friedlichen Marsches längs derKüste fand er nebenher (Gelegenheit, (^old iin Werthe von .j<), caftilianischen Thalern und eine anstandige Menge von Edelsteinen zu confisciren. Gilles schickte er nach Panama und Nicaragua, um frische Truppen zu werben. Auf der großen Insel Puna drüben, nordwestlich von nnserem Tiliilbes, tvaf er ein sehr freiheitoliebendeb Völkchen, das sich anch dem Inea nnr „lit Schwierigkeit ergeben hatte. Es nahm die Spanier als liebe Gäfte (Ulf uud bewirthete sie ailf's Beste. Durch immer fleißigeres Stehlen bewiesen die Letzteren ihre Dankbarkeit. Endlich beschloss der Befehlshaber der Insel, der unsauberen Gäste müde, sie insgesammt zu ermorden, und machte seiuc Pläne. So wenigsteno erzählen unS die spanischen Schriftsteller, andere haben wir nicht; wer weiß, ob Alles wahr ist? Um dein Streich znvor^nlommen, nahm Pi^arro den verdächtigen Herrn gefangen, meinend, anf diese Weise die Indier am leichtesten entwaffnen ;n können. Darin hatte er sich grtänscht; es kam zu einem mörderischen Kampfe, in welchem die verschanzten Spanier nur vier Todte, aber ciue sehr große Menge vou Verwundeten hatten; ihre feste Stellung uud ihre Feuerwaffen retteten sie und grwährten ihnen einen vollen Sieg. Darauf verließen die meisten Einwohner ihre blühende Insel und zogen sich uach dein nahen Festland zurück. Die Vcutc au (^old und Silber war groß, gewährte aber den gierigen Fremdeu wenig Freude. Ihre Wunden brauchten sechs Monate ;nm Vernarben, uud währrud dieser Zeit erlagen anch viele Unurrwundete den Folgen des heißen Klimao und der eigenen Nnmäßigkrit. Auch hatten sie einen solchen Widerstand nicht erwartet; ivaS sollte aus ihnen werden, wenn sie in dieser Weise Drt für ^rt erobern müßten, wenn sie die engen Gebirgsschluchten beim Hinanfmarsch vertheidigt fänden, oder wenn sie gar mit der großen Armee deS pernanischen Kaisers znsaminenträfen! Denn Pi^arro hatte durch seinen Dolmetscher Filippo iu Erfahnmg gebracht, daß er sich an der Grenze eines sehr mächtigen, wohlgeordneten weiches befände; aber die Bangigkeit, womit ihn dieser Umstand erfüllte, milderten andere Nachrichten, die er ill Puua vernahm; sie waren Balsam für sein beuw gieriges Herz und die erhaltenen Wunden. ^as weite Nrich, 1,ieß eo, werde in diesem Aligen blick dnrch einen blutigen Bürgerkrieg zerfleischt. Der große Iuea Hnaynaeapae wäre vor wenigen Iahreu gestorben, tnr; nach der ersten Ant'nufl der Spanier; dem ältern Sohne Huasear hätte cr die Herrschaft über Peru gelassen, dem jüngern, mehr geliebten Atahualpa da5 blühende Königreich Quito. Darüber sei Eifer sncht unter den beiden Brüdern entstanden nnd sonnt der Krieg; der tapfere Atahnalpa habe mit den an>> gezeichneten Feldherren und den besser geschulten Truppen des Vaters nicht bloß beinahe schon gan^ Peru, sondern anch den feindlichen Bruder ill seine Gewalt gebracht. Hiernach schmiedete Pi^arro seine Pläne. Offene Feldschlachten wollte er t'eine annehmen, mit ^ist sich den Weg in'S Gebirge hinauf zu Atahualpa bahnen; nicht als feindlicher General, sondern als fried lieher Gesandter Karls V. wollte er iin Vande er. scheinen und vor den siegreichen Inca treten; dir wenigen Irnppen, die er hatte, konnten als einfachem ^hreil. und SichrrheitS'Gelrite dienen. Dieß ließ cr dein Kaiser Atahnalpa melden lind versicherte ihn,, sollst kommc er uoch in der aufrichtigen Absicht, ihm seineil Degen wider die aufrührerischen Generale dr5 Bruders zur Verfügung zu stellen. Unterdessen sei es ihm schon i gelungen, die Ciuwohncr der Iusel Puna dafür derbe zu züchtigen, daß sie bis dahin mit den, Gegner HnaS-car gehalten; auch <>W Gefangene habe er befreit, die cr als Zeichen seiner tiefsten Ergebenheit ihm zurücksende. Ill der That schickte er diese Gefangenen an Atahnalpa, und darauf fetzte er sein kleines, etwas zusammengeschmolzenem Herr iu Beweguug: Gelegen heitSpolitik uud Hilfe aus Panama sollte weitern Nath schaffen. In zwei Tagen fegelte der Couquistador auf Flößen über den MeereSarm hierher uach Tmnbes, wo er früher die liebevolle Gastfreundfchnft genossen. Er verlangte Einlaß. So frrnndlich aber der Festungs-commandant sich vor srchy Jahren gegen den wehrlosen Fremdling benommen hatte, so unfreundlich bewies er sich setzt. Die bewaffnete Macht, welche jener bei sich führte, schien ihm verdächtig; der Spanier Räubereien nnd das Blutbad drübeu iu Puna waren ihm nicht unbekannt. Die drei Boteil oeo Pizarro soll er sogar den Priestern ausgeliefert haben, welche dieselben unter vielen Ceremonien ihren Götzen opfer teil. Andere Schriftsteller erwählen den Vorgang au-dcry'. way Wahres an der Sachr ist, ivriß ich uicht zu melden. In diesen neu erworbenen Provinzen dev großen NricheS mögen wohl die alten, grausamen Ge bränche hie und da wieder zum Vorschein gekommen sein: aber die Inea.5 duldeten sie nicht; Menschen opfcr waren so strenge verpönt, daß die Kaiser gewöhnlich den gangen Volksstamm vertilgten, welcher 101 Zcr Znca. solche Greuel sich hatte ;u Schulden konnnen lassen. Pizarro schickte neue Unterhändler nach ^nmbeo, und diesen giug es incht so schlecht, sie erhielten aber die Antwort! von Einlaß sei keine Rede, man fürchte die paar Fremdlinge wegen ihres langen Bartes und ihrer Donnerbüchsen nicht. Pizarro und seine feilte befolgten ihren gefaßten Plan; viele Tage lanq hielten sie sich ruhig auf der andern Seite des ^luffes und wurden darin anch von Niemand belästigt. Aber in einer stillen Mondnacht drangen sie plötzlich wie ein Remitter über die Mauer in die ^eftnng^iverle und rich teten ein entsetzliches Blutbad unter den überraschten Einwohnern an, unter denselben, die einst die ersten Spanier nnd Pizarro selbst so liebevoll aufgenommen, und die jetzt nichts weiter gethan hatten, alo in Erfüllung ihrer Pflicht einem zweideutigen '^remdling deu Eingang zn wehren. Am folgenden Morgen mußte der Commandant uou Tnmbes nnt vielem (^old und Silber deu Frieden erkaufen. Das ist die (beschichte uon Tumbrs, welche ich ^'uch erwählen wollte, zugleich der Anfang der trau-rigen (^roberling uon Peru uud Quito. Wenn heute in dem armen Tmnbes die lieblichen Kolibris um die prachtvollen Bllimen schnurren, die in den einsamen Winkeln der öden ("äffen wachsen, so fahren sie bisweilen entsetzt zurück. Manche Veute sagen, die Kolibris hätten eine große Spinne gesehen, die auf fie lanre, unl sie zll todten nnd anzusaugen; andere aber wollen wissen, so uiele garstige Spinnen gäbe es nicht, die lieblichen kleinen Böglein Hütten Blutflecken anf dcu lichten Blumen entdeckt und feien davor erschreckt zurückgefahren; diese Blutflecken wachsen jedes Jahr frisch mit den Blnmeu und alle bleichende Kraft der Tropensonne vermöge nicht sie auszutilgen. Auch sieht mau häufig, wie die fische uom Meer aus in den Rio 'Tumbes aufsteigen, still nnd schweigsam, aber in großer Zahl; bei der Stadt bleiben sie stehen, uud mit den stieren, glotzenden Augen betrachten sie schwarze Stellen am halbsandigen Ufer; dann flüstern iie einander leise zu, daß man ihnen recht berichtet habe, das sei wirklich das Blut, welches hier ehemals herabgeflossen, alle Wasser des Stromer seien nicht im Stande gewesen, es fortzuwasche», nnd werde der Sand weggeschwemmt, so tämen doch immer diese flecken zum Vorschein. Auch die Bäume, welche um die Stadt herumstehen, riNiren sich manchmal in einer stillen Mondnacht wie Gespenster; ein leichter Schauer zuckt durch ihren starren, altersgrauen Veib, als gedächten sie böser Oreneltliaten, die fie in einer ähnlichen Nacht mit angesehen; ein wehmntlwolleH Stöhnen, Ächzen und Seufzn zieht geisterhaft durch ihr weites Oeäste, und sie schütteln daun unwillig il,r dnntlw, lanbiges Hanpt' wieder stehen wir einen langen, langen Sommer über den trauernden, blutbefleckten Ruinen, schou warten wir bald dreihundert uud fünfzig ^ahre! Und fie neigen sich alle auf einmal lief Sägcschnlidcl mid N>>mpl,<,>n. Fiolillris. Toplisc mid Elemitcil, 108 herab vor dein fernen, schivar^en ^ebirgc. Denn da schläft ihr alter, greiser Inca Huayuaeapae in der kühlen, von (^old uud Smaragden im Morgeuschimmer strahlenden Felsenhöhle; er siyt aufrecht auf goldenem Sessel, dav purpuruc Herrschcrdiadein um die Helden- stiru, und die schillernde, farbenprächtig ^ederkroue auf denl rdlcu, ehru'ürdigeil ^taiserhanpt. :>iings um ihn aber stehen im >treis die gläuzendru Pagen nnd die Feldherren in ihrem Schmuck; vor Aller sind sie mit einander ^u funkeln dem Stein geivorden, doch rea.cn sie noch bisweilen day aufmerksam horchende Ohr, und weim der große Baiser sich rührl, danu werden sie wieder lel'en dig, und jauchzend brechen sie mit ihm auf, um die alte Herrlichkeit des gold schimmernden weiches im Siegesfluge wicderhrrzu stellen. Vou diesen u>ehinü thigcn Betrachtungen wen den wir unser Ange wie-der auf die (^egeuwart hm, nw liuser flinker Dampfer das Ä^'eer aufwühlt, das; die rauschenden Wogen au's nahe, blü hrudc Gestade schlagen. Die edleu sauber der 'Natur, ivelche wir er blicken, überbieten weit, was nur in Portorico und Panama gesehen. Das fceuhafle l^rnn ill Wiese und Wald scheint uichtV ,^rdischey mehr ^n sem, und aub den zer-risscnen purpurnen Wolkenschlcieru der ,^erue blicken ruhig und n'onnruoll die blanen, dnftigen Berge, die letzten Ausläufer der Anden, und sie rufen ;u uns herab, über das glänzende, stille Meer: „(Mckauf! ihr seid in Ecuador!" Allmählich gelangen wir in dir große Bai von owanaquil, und den gangen lag schwebt vor unsern Blicken ein Panorama uon end zückender Schönheit. Viukc, zuerst die I^In <1<>1 üüi'^t" ^lodteninsel^, so genannt wegen der Umrisse ihrer Hngel, welche der ,^nsel die (Gestalt eines Todten gebeu, der auf dem Paradcbette ausgestreckt liegt' daun die ^nsel Puna mit ihren jäh abfallenden ,^elsenuferu und reibenden Villen; endlich ein ganzes Vabyrinth kleiner niedriger Eilande, die kaum über die Wasserfläche emportauchen, alle mit üppigem Walde und herrlichem (>>rün geschmückt, .^ur rechten Hand besitzt die Bai eine solche Breite, daß die Entfernung alleo niedrige (Gestade hinter der gekrnmmlen fläche des Wassers verbirgt, und da>-, Auge nur ein unermeßliches Meer erblickt, den Horizont mit Wolken begrenzt! aber jetzt hinauf, hoch hinauf den erstauuteu Blick! Weit hinter der schciubar uu-b eg renken Wa sserfläche, nieii über den ferueu Wolken erheben sich in die klare, frische Vuft fast bis in'o llnendliche hilianf die kolossalen Cordilleren, ^ie (Kordilleren! zum ersten Male das gigantische ^ebirg! Nie habe ich früher ein so riefen Haftes (Gebirge gefehen. Alerander u. Humboldt meint, wohl sei die ab-solnte Höhe der Andes-gipfel bedeutend größer als die der AlpensMen, aber die relative sei geringer, d. h. nie gewahre man Berggipfel, die über den Beobachter so hoch hiuausragcu, wie etwa der Montblane über das Ohamounythal; immer würden die höheren Oupsel durch kleinere verdeckt. Dieser Satz uon der absoluten und relativen Höhe der Anden und Alpen ist wie ein Axiom iu viele Lehrbücher der Weltbeschrei bnng übergegangen. Ich glaube indessen, der große Naturforscher hat sich getäuscht. Wäre ihm das sel-teue Muck zu Theil geworden, bei klarem Wetter die ("ipfel der l^>i'5 uom Niveau des Meeres selbst aus vor sich zu sehen, er hätte seinen allgemeinen Satz nicht geschrieben. Diese Berge reichen bis hart an die Schneegrenze hinan; sind also über dem Meere jeden falls fo hoch, als der nicht '»<«»> Meler hohe Mont Myssale (Spinne) und Kolibri 104 blanc über de,n Chamounythal, dac, ja selbst mehr al>) !<»<><> Meter nber dem Neeere liegt, ^ie Schin'e grenze in den äqnatorianischen '^^esteordilleren liegt nahe bei '><»>, nild vom Pichincha sieht man diveet in die Ebenen uon Manabl, die sich nur weniq libev deni Meeve ei hebe». ?cn l^ipfkl des Coto-pari dri ^nito, nach ^uinboldl fast l<^W<> ^ns^ in dcv That aber fast Il> <><»<> ^uß über dein Meere, erblickt man von dev Obenc de^ ^itio Napo, östlich dev Kordilleren, ^ei ^ünstissem Better sieht nian von ("nayaqnil ali>3 den (Zipfel de^ (shimbcn'N^o', qehl nian näher hin^n bis zmn Städtchen <"naranda, da^ nninille! bar vor diesem BcrlMon liesil, so hat man iinmer noch eine Höhendifferenz von ea. 4<»<><» Meter. Und wer bürgt niiH, das^ lvir hiermit die gnnstigsten Pnnkte in den Anden getrofftn? '^achmillagÄ gelangten ivir iti die gelben «^ewässer deo l^llaya«), lange ehe seine Ufer sichtbar wurden. Endlich geigten sieh anch diese; ein herrlicher ^,trom, uwhl <^ 10 Mal breiter alV der Mein bei Köln! Rechts und linto nnnnterbrochener Urivald voll der herrlichsten Bänme. I"ie .vahrt war etwas mnhsam; bald mußten wir näher dein einen, bald näber dem andern User fahren. Der viele von den Kordilleren hernmergeschwemmte ^and lind Vetten macht den Vo^ den unsicher, nnd überall finden sich Nntiefen. sticht selten bleiben die Dampfer sil>en, bis ihre rastlose Arbeit oder die ^lnth, welche weit hinanfsleigt, sie wieder ans ihrer peinliehen ^age befreit, (^egen !»'2 Uhr Abends, bei völliger ?nnfelheit, langlen wir vor der ^tadt (^nayaqnil an; sie machte einen srennolichen ^iiidrnck. .^nm ersten Mal sah ich hier etwas, wa^ den Mmen einer Stadt verdient, b'ine weite ^'eihe großartig scheinender ("ebände dehnte sich längo de>o ^"nayas aW; eine prächtige (^asbelellchtnnss bot dem Auge einen schon lang entbehrten kennst; viele enropäische Schiffe lagen uor Antcr; Herren in glänzenden Uniformen Mlumenliüfser (FloliVri). Quito. 2. Aufl. 105 14 ließen sich blicken, (^in ^ anthuet fnv die lain^' glücke liche Seefahrt slvömle ano uolleni Hcv^en nbev AIK'v ^ippc»; ciilci! ^toiuu u»d ^'iiu'u Taq hattl' sie qedimcvt, kein Unfall hatte sich ereignet, kein Stm m ixio i,i Gefahr gebrlicht, trine.^rantlicit nno dmmirt. ^er ^'vzlnschof «erließ qleich das Schifs- füv nil« Aiid^ve wav e>) schon ,^l spät nnd so brachten ivir die Nachl inich anf drin Wassev ;n. Ä»i "Viovqen holte nno dcv ^irctov dec, ^olless^ ab nnd n>iv faildrn bei i!»n die liebevollste Anfnalimc. Zm Arwald. 106 Ich habe ^uch also glücklich nach (Guayaquil gebracht, der ersten lmd eigentlich auch einigen Hafenstadt von Ecuador, diesenl Lande der Verheißung, das voll Milch und Honig fließen soll. Die lange Seereise hat ein Ende; u,nr fühlen wieder festen Boden unter den Insten. Ihr denkt i alle Strapazen sind vorbei, anch die leidige Seekrankheit kommt nicht mehr, wir setzen uns auf die Eisenbahn und nach einer zwölfe stündigen ,vahrt sind wir in Quito, dieser .^anberstadt in den höchsten (Gebirgen der uenen Welt nut ihren ewig blühenden Blumen nnd ihren immer reifen goldenen Früchten. Und welche Lnst muß es sein, mit dem Dampfroß über diese üppig grünen Wiesen zn fahren, nnd dnrch die herrlichen Wälder, in denen Palinen nnd Pisang, >iakao uud K'ailtschllkbäilme und hundert andere riesige Pflanzengestalten bnnt dnrch einander genüscht ;n>n Hiininel aufstreben', dann über die vielen schönen und breiten Ströme, die zahllosen Flüsse, und endlich durch diesen >tnäuel wilder, hoher Berge, an den tiefen, schauerlichen Abgründen vorbei! ^ndcß nnr langsam! ^ür dießmal fahren wir mit der Eisenbahn nicht. Eine Schande wäre es, durch ein so herrliche?, Land wie eine Windsbraut einher zu sauseu; iuir wollen uus Alles viel gemächlicher an schauen. Am besten »oar's, wir giilgen zu ,^uß, eiue Pfingstreife dnrch's schöne Land, deil leichten .Itanzen anf dem ->^ücken! Wie angenehm wird es sein, alle diese Wunder der Schöpfung ans nächster Rahe nnd ^ag für Tag zu betrachten! Dicfe ^iicfenbännie, die ihre Gipfel in die Wolken erheben, diese farbenpräch. tigm Blumen, welche in den bizarrsten formen von allen Zweigen herunterhängen, diese bunte Vogelwelt, welche das Düster des Waldes durch ihre schillernden Farben erhellt und in ihrem beständigen.ttampf nm's Dasein Leben in die Scene bringt! lind wie roman tisch erst, wenn wir plötzlich aus drin Dickicht einige wilde Indianer hervortreten sehen, welche, mit federn das Haupt geschmückt, mit Lau^e und Bogen bewaffnet, auf dem >triegspfad sich befinden! Aber ach, es ist weit bis Qnito, wohl an die 5l) -W dentfchc Meilen, die Berge find steil nnd hoch, die Herbergell liegen weit auseinander, für die ^aner würden wir's nicht ans halten, oder wir müßten nnter den Bäumen des Waldes schlafen, nnd das ist nicht gut in einem Lande, wo Schlangen und andere Nnthiere hausen; auch könnten der Jaguar, der große ecuadorianische Tiger, oder der Puma, der kleine Löwe, uns während der nächtlichen 'Itnhe einen Besnch machen. Was meint Ihr also? Mit Eisenbahnen fahren wir nicht, schon aus dem einfachen (^ruude, weil es keine gibt; zu Huß geben wir auch nicht, wir halten es nicht aus: wir wollen also reiten. Oin Jeder von uns bekommt sein schmuckes Maulthier, eiuen leichten Strohhut und schöne carminrothe Decken, schwere 'lieithosen nnd gewaltige Sporen, und dabei nehmen wir eine zahlreiche Dienerschaft mit lind eine Menge Thiere, um unsere Bagage zn tragen. An nichts soll es uns fehlen; uach einem angestrengten Ritt dnrch die frische, sonnige Bergesluft, auf dieseu sicher angelegten Gebirgswegen, über die schwindlighohen, aber solid gebautcu Brücken, neben diesen fürchterlichen, aber für die Reisenden gefahrlos gemachten Abgründen kehren wir dann des Abends iu ein freundliches Wirthshaus eil«, und haben wir uns gestärkt lind plaudern nnr von den Ereignissen des 5 ages, so bereitet man nns sanbere Betten und wir strecken die müden Glieder bis zum Morgen. O ja, ein 'ilitt, ein ^iitt durch dieses fchö'ne romantische Land! Wir reiten bis Quito! Herrlicher Einfall! Was gibt's Romantischeres als einen solchen Ritt? Treffen wir also schnell unsere Anstalten, um (Guayaquil so bald wie möglich ;u verlassen. All' unser Reitzeug müssen wir hier kaufen und gut besehen, ob es wohl im Stande ist; denn draußen kann uns keine Menschenseelc mehr helfen. Auch werden wir Chokolade nnd Wein, europäischen )täsc nnd geräuchertes fleisch, sowie allerlei andere kräftige Nahrungsmittel, die wenig Raum einnehmen, hier einzukaufen haben, freilich brauchen wir da;n fchou ein paar Maulthirre mehr, aber was schadet's? Wer weiß, was uns noch Alles passiren kann? Vorsicht ist gut, uud von ("nanaqnil bis Quito ist's weit. Bis wir aber unsere Vorbereitungen beendet haben, können wir die freien Stnnden benutzen, um in Guayaquil und im Ticflandc uon Ecnador ein wenig Nmfchau zu halten. l07 14» VIII. chuauaquil und die Küste von Ecuador. on der Seeseite her ist der ^'in drucr, welchen ^^nayaqllil und seine Hingebung hervorbringen, ein sehr frenndlicher-, man nurd nicht müde, das fchone Panorama zn bennindern. ^^ebäude von an. ,^.. fehnlieher (^röße erstrecken sich auf . / mehr als ein kilometer Vänge an dem hohen breiten '?.nai, der sich dnrch ,vider die heftigen .'^ec^eu-glisse nnd die senkrecht uiederschiesft'uden Tonncn^ strahlen, ^ort finden sieh denn anch die reichen Ä)ta-ssn^ine, oft mit feinen, Geschmack an^estattet; sie enthalten Alleo, nia§ ein eenadorianisehe^ Her^ verlanden mag, vom groben 'Ilolnmueria! bi'ö ^u den feinsten ^ildustrieivaaren. ^a^ ienseuige llfer deo mehr al') eine Imlbe deutsche '))ieile breiten ^lroine^, bietet einen rei^e,!den Wechsel oo» ^iese und ^ald in ihrem Naturzustände, fast aller Cultur entbehrend, uud iväh reud drübeil im Gaffer Heerden von .^rokodileil ihr Unwesen treiben, dnrchstreift am Vande der Tiger seine Jagdreviere, weiter hinauf begrenzen steile Hügel die O'beue, in iveleher die ^,tadt sich ausbreitet, und ihr saftiges !>n'nn gibt dem '^ilde einen wohlthueuden Ab schlnß. Day l^au^e besilU eiuen in hohem C"rade ma lerischen Auodrnek: ein gewisser ländlicher Charakter fiildet sich hier neben der (^ros^stadt uud da^n tritt noch da?. Seeleben; denn die reiche Menge anoläu discher und einlicimischer Schiffe, der ^oote, (e5 hat die Stadt den vielen in (Guayaquil sieh aufhaltenden d'nropäeru ^,u verdauten; aber anch die ^instenschifffahrt ^vifchen hier uud Peru ist nicht nnbedeutend, nnd besondere hat da<) unfruchtbare, öde Viina ;u feiner ^risten^ das reiche Küstengebiet von Ecuador sehr vomwthen. Ebenso beziehen vornbersegelnde Schiffe am billigsten und besten ihre '^orrätbe iu ^'uanaquil, nild da das Hol; für den Schiffbau von erster Oualitiu uud beinahe nnverivüstlich ist, so gilt die Stadt mit ihrem Arsenal nnd '^erft alo der beliebteste ^anduugsvlan für alle Seefahrer i» diefeu ').1leeren. Wenn aber l^nauaquil so reiche Hilfsquellen be-sint und dem ankommenden ^-remden dnreh sein herrliches Panorama hohen O'emm bereitet, so möchte ich dem steifenden dennoch rathen, sich nicht zu weit in die Stadt zu begeben, iveuigsteus nicht über die zweite Hiinserreibe hinaus, welche längs dem schönen Strome 108 sich hingeht. Denn hier ergeht es ihm ivie i» ^'on stantinopel, er findet eine Stadt mit snperbrm Anßern, deren Inneres bitter enttänscht. Ich hatte die llnbe^ sonnenhrit, mich etnias weiter nmschanen ^i ivollril, nn«rde aber für die Keckheit ernstlich gestraft, wie in (^'olon nnd Panama. Die Stadt ist schmal, so daß man ihre Beoölkernng auf höchstens 10 000 Seelen veranschlagen könnte; allein sie erfrent sich stromaufwärts grober, ivenig Städtischem verrathender Anhängsel, die uon einem sehr armen Volke dicht erfüllt sind, nnd so hebt sich denn die Einwohnerzahl auf 20 000 bis 22 000 Seelen, ^ch wollte also quer dnrch die paar Strafen, nm das ,vreir ;u grivinnen, kam indessen nicht weit. Ich spreche nicht uon den häßlichen, halb cingcsnnt'enen (^ebändcn, die ich bald antraf und dir bei nns in Deutschland fchon seit hundert Jahren alo poli^eiwidriq geschlossen irordcn wären; aber jede Strafe schien eine Kloake ^n sein, tro>5 der Schaareil uon i^alina^os, welche auf ihnen das Amt der Reinlichkeitowache mit nicht geringerem Eifer anonben als auf dem herrlichen Strom, wo sie die todten Krokodile verzehren. Das uom Präsidenten Owreia Moreno angelegte Straßenpflastcr hörte schnell anf, nnd trod der trockenen Jahreszeit waren die Waffen taum ^u passirrn. Die Sonne hatte viele v'^asserlücher nnd Pfützen ausgebrannt, der Boden aber nicht .^eit gefnnden, sich ;n ebnen; nur gym. nastische (Gelenkigkeit der Glieder konnte darüber hin weghelfen, .^nr ^trgen^eit braucht man genns> Stelen, nm dieses bodenlose Terrain ;u nderivindrn. Da3,u komint der ekelhafte Anblick des Unrathes, den die Einwohner Nlr^>veg anf die Strafen werfen nnd dessen verpestende Miasmen hänfige Epidemien er^engcn. Nlau begreift nicht, weschalb die Stadtbehörde für größere Kleinlichkeit so ivenig Sorge trägt, nnd man sollte glauben, die ^inioohncrschaft sei dem Präsidenten dankbar, daß er mit unermüdlicher Energie die Pfla sternng der Straßen betreibt, (^an^ mit Nichten; in Südamerika bat man andere Begriffe. Drr herrliche Platz in '?.nito v B., nmgeben von der fchönen Kathedrale, dein Negiernngtzgebände, drin erchifchöf-lichen Palast, den ^'rsandtschaftshotels, ivar ehemal« eine große Kloake, ein Sammelplatz von ieglichem Un^ rath. Allr Straßen bis auf diesen Platz waren nämlich schon gepflastert nnd unter die Aufsicht der Polizei gestellt. 5>r Präsident legle nnn hier emeu herrlichen (Zarten an voll ewig grünender Bänmr nnd blühender Blumen, mit schönen ("ängen nnd rings nmsänmt mit reinlichen Straßen. War ihm die ^''inwohner-schaft dankbar^ (^olt brivahre. Des Nachts riß mail ihm die jungru Bäume ans oder brach sie entzwei und zrrstrentr die Blnmen. wohlthaten inltß mail hier zu Vande mit <^ewalt aufdräugru nnd viel l>^ dilld dabei üben. Der Präsident stellte des Nachts Oalmazos. 108 seine Soldaten auf den Platz, so lange, bis die Bälime groß geling wareil llnd day Volk sich der ldisittr ritt^ wähnt hatte. Dieser Maligcl an Ordnnng und Reinlichkeit er streckt sich so^nsagrn auf Alles, auf Vileidnng und Wohnilng, bliche uud Haus. Selbst den Wohlhabenden und Reichen wird es schlver, iu dein Punkte sich besser zu stellen, da sie voll den allgemeinen Verhältnissen abhängig sind und leider durchreifende Maßregeln scheuen. Die nothwendigsten Nahrungsmittel n'erdeu durch dieselbe Nachlässigkeit verdorben lind uugeniriV bar- wer gntes Brod essen lvill, mnß das Mehl ans ^corbninerika kommen lassen; wer guten Käse in diesem milchreichen Vandr haben will, mich sich nach Europa wenden; das fleisch wird auf die unappetitlichste Weife mißhandelt, nnd noch mehr dergleichen Dinge könnte ich erwählen, aber genug davon. Solche Kleinigkeiten muß ich berichten, um möglichst wahrheitsgetreu day Volt zu schildern, unter das mich die Vorsehung versetzt hat; läßt mail dieselben unbeachtet, so gibt man ein wesentlich falsches Porträt. Denn dieseKleinifl/ keiten siud in ihrer Vcrbindnng unter einander durch^ aus nicht mehr kleinlich: ein Wassertropfen bedeutet nichts, und ein zweiter bedeutet auch nichts, aber viele Wasscrtropfen ^usammrn bilden eine Pfütze. Die Kathedrale in Eualiaquil liegt an einem großen, wüsten Platz; aber sie ist ei» schönes uud, wenn anch schon etwas theatralischem, doch würdiges Gebäude. Sie besteht ganz aus Hol^ uud ist — charakteristisch für die Bankunst diesem holzreicheu Bandes! ^ fertig von Nordamerika herübertraus-portirl niorden. In Ecuador, dam häufigen nnd fnrcht baren Erdbeben ausgesetzt ist, sollte mau keine anderen Kirchen als hölzerne bauen. Hölzerne l^rbällde, oder anch solche von Machwerk, nne alle in ("uayaqnil uild im waldigeu Küstelllailde, im'dersteheu den Erdbeben am besteu. Während daher an allen ^rten der holz-arnlen Hochebene die hesligen Erschütterungen des Bodens sehr gefürchtet luerdeu, »lacht mal« sich in Guayaquil aus ihnen nichts; die Häuser schwanken zwar hin und her, aber sie stürzen nicht ein. freilich bedingt diese Construction eine andere große Gefahr: ^euerobrnnfte haben schoil melmal bedeutende theile der Stadt in 'Asche verwandelt, uud ihre Häufigkeit findet in der gewohnten Rachlässigkeit der Einwohner schaft eine genügende Erklärung. Die befahren eines Brandes indessen lassen sich im Entferntesten nicht mit denen einem Erdbebens oergleichen, dam Tausende von Menschenleben auf einmal dahinrafft, uud für ^uaya^ quil haben jene sogar eine gute ^olge, gehabt. Die alte Arbeitsscheu ist überwunden uud mehrere Fcucr-wehrcompaguien wurden gebildet, welche, mit ihren Spriten gut ^n manöurircn wissen; die verschiedenen von ihnen befolgten Methoden haben einen regen Wetteifer hervorgebracht, welcher dem ^emeiiiwesen ^u <^ute kommt uud durch Prämiemmmtheilungen erhöht wird ^. Die Sitten der Bewohner siud einfacher alm in den übrigen heißen Vändern Südamerika's. Die Herren tragen meistens eine leichte, helle .Kleidung, die vernünftigste in diesem warmen Klima, der Panamastrohhut bildet die Kopfbedeckung; bei feierlichen l^e-lrgrnheiten nud in den häufigen Abendgesellschaften crfcheint man in Parifer Mode. Die Damen lieben sehr die bunten Farben, sonst aber gleichfalls eine einfache bracht; ihr langes, schwarzes Haar lafsen sie geflochten über Racken und Rücken iu nachlässiger Weise herabhangen; auf der Straße und in der Kirche umschlingen sie das Alles nnd den Kopf mit einem Tuch, das sie öfters ein wellig lüften, um ihr Antlii) schauen zu lassen. In den Häuseru werden fleißig die Hamakas gebraucht, die laugen, an zwei Punkten befestigten Hängematten alls feinem Stroh; sie ersetzen vielfach das Sovha uud finden sich überall angebracht, ill den Zimmern uud Gallcrien. Selten erscheint die benutzte Hamaka in Nuhe, denu Herren nnd ^amen pflegen sich darin eifrig hin nnd her zu schaukeln, um die träge ^uft in Bewegung zu seven, und von der Straße alls genießen die Vorübergehenden stets das Vergnügen, die krummlinige periodische Bahn des Strohmeteors verfolgen zu können, das nach regeb mäßigru ^wischenräumcn in den Heusteröffmillgeu und anf den Balkönen erscheint. In <"n(U)aqnil wären wir nnn eigentlich fertig; mehr darüber zu sagcu, hätte für Euch wohl geringes Interefse; wir können dir Pferde satteln uud einen Ansflng in die Umgegend machen. Da aber die drei Tage Rast, die wir hier genießen, nicht genügend sind, nm Vand und Vente mit Muße selbst zu betrachten, so will ich sie Ench wenigstens beschreiben, so gnt wie es geht; denn etwas mnß ich doch thun, um Euch die Vaugweilr zu vertreiben. Se. Excellenz der Präsident der Nepnblik beehrt manchmal die Profcfsorru des Polytechnikllms in Quito mit verschiedenen Aufträgen und Scnduugru, die das Wohl oder die Kenntniß des weiteu, uoch wenig erforschten Bandes betreffen. Auch in der Proving Guayaquil gab es Manches zu l Anch CHmnMnil h tiger Reiter dnrchkren^t sie bequem in drei, sogar in zwei Tagen an ihren schmaleren Stellen. Die Halbinsel weicht in jeder Ve;iehnng uon den übrigen legenden der blühenden Repnblik ab; sie bildet gleichsam das letzte Ende der großen peruanischen Einöde und ist von dieser durch den breiten Meeres-arm getrennt. Die Reise in diesem Lande ist daher eine wahre Wüsieureise; keine Onellr, kein Bach, kein Fluß bewässert es; ja man findet nicht einmal so viel Tüßwasser, daß mail sich darin die Füße netzen könnte. Und was trinkt man denn da? Run, was sonst als Salzwasser! Wirtlich ist alles Wasser, welches man zum Gebrauch für Menschen nnd Vieh in elenden Zisternen sammelt, bitter, salzig oder wenigstens brackig, nnd es dauert lange Zeit, bis man sich an das widerliche Getränk gewöhnt I,at, das noch obendrein stets lanwarm ist. Der Boden besteht überall auo lockeren Sandsteinschichten oder ans völlig losem Sande von graugelber Farbe; er ist salzhaltig, uud zwar hie nnd da so stark, daß das Sal; an der Oberfläche eine weißliche Kruste bildet, wie in einigen steppen Asiens oder in den afrikanischen Wüsten. Im Übrigen bietet das Terrain ziemliche Abwechslung! große Ebenen folgen anf Hügelland, nnd dazwischen treten höhere isolirte Berge, ja längs der Südwestküste zieht sich sogar ein mehr als sieben Meilen langes, ziemlich hohes Gebirge hin; aber Alles ist kahl uud öde. Eine äußerst spärliche Vegetation bietet sich dem Auge dar; kein Grashalm verleiht dem Boden einen grünen Schmuck, nnr fünf bis sechs niedrige Bamw nnd Straucharten bemerkt man. Alle sind stachelig nnd besitzen ganz kleine Blättchen, so daß sie ein winterliches Ansehen haben; anch hierin prägt sich eben der Wüstencharakter ans. Vereinzelt stehen zwischen ihnen 10—13 Meter hohe Kaktus gleich kolossalen Eande- labrrn, die höchsten Bäume der legend. Von Anbau entdeckt mau natürlich keine Spur. Diese Landesbeschaffenheit, so traurig sie ist, hat im Gegensatz zu den Nrwälderu wenigstens das Gute, daß man überall leicht und ohne große Beschwerde hinkommen kann. Auch ohne Wege und Führer reitet man sorglos durch das einzeln stehende Gebüsch; nnr hat mau sein Ziel oder die Richtung nicht ans dein Auge zu verlieren, und anf jeder Höhe genießt mau die erwünschte Ruuo-sicht. In der gangen Gegend fällt manchmal mehrere Jahre hindurch kein Tropfen Regen, nnd dann ist die Noth groß; meistens aber tritt im März nnd April eine sechswö'chentlichc Regenzeit ein, welche durch wolkcn-brnchartige Platzregen die durstigen Eisterneu füllt. Die übrigen Monate des Jahres sind immer regenlos. Nnd wer sollte nun glauben, daß dieser kahle Sand^ bodeu beim Beginn dieses knr^en Winters lüstentlima so angenehm nnd gesnnd macht. In einer so eigenthümlichen Gegend muß wohl auch das Leben des Menschen eigenthümlich sein, nnd mau stellt sich nnwilltürlich die Frage i wie leben hier die Menschen, nnd wovon? Sieht mau die Dörfer nnd Sitios (Weiler) mitten in einer baumlosen Sand wüste liegen, und erblickt man ringsnm nichts, was an menschlichen Fleiß, an Ackerbau oder Gewerbe erinnert, so hält es schwer, jene Frage ;n beantworten. Etwas Vieh;ncht wird freilich getrieben, aber sie allein ernährt die Lente nicht. Die Rinderrace hat sich der Gegend angepaßt nnd von Ingrnd anf an die Verhältnisse gewöhnt; dennoch erliegt das Vieh nur zu oft dem dürren ,^lima, wenn z. B. in einein Jahr der Regen gan; ausbleibt. Rur sechs Wochen jährlich hat es frisches Fntter; die ganze lange, trockene 111 .^eit aber muf^ eo vom abgestorbenen <^rase zehren, das es sich anf deu Höheu und ^wifchen dem (^e büsehe sucht, oder sogar, uom .junger getrieben, selbst an deu stacheligeu .^aktuostännuen nagen. Alle ^ivei Tage koiumt es ^ll den (>isierlleu bei dm Wohnungen uud verlangt brüllend nach Wassrr. Ä^an schöpf! icdciii ^lnck srilic spärliche ^iation, ivovauf C5 iviedcv nach seinen oft mcilcnim'it cnjfcrntcn ^cidcplä!^'» ^,u rütt7e!n1. ^Vllnnn-di^ ist, das^ in dies^ü öden rüsten lande die besten Pferde der ^iepliblil z^o^en n>erdni; aber ^'dernmnn ,veist, dast anch die ausss^eichm'wl ^'!raberpferde ^nftenbeivoliner sind. Answer dieser tläqliche» Vielleicht beschäftiqen sich dir Veutc der arinen <^e^end fast nur noch init flechten voi^ ^troliliüten. l^erade von Iner tonunen die feinen Panama Hüte, die ans den Antillen und in l^u-ropa so selir gesucht uud qefchät.U sind' iliren ^lameu liabeu sie, »veil sie über Panama tmnmen' qemacht ivciden sie da nicht. Die meisten und feiusten liefert Ecuador und gerade der >iauton ^ta. Heleua, die äusterfte Westspit.^e unserer wüsten Halbinsel. Man sieht dort, am Ort der Verfertigung, einzelne Hüte mit >wau;ig bis dreißig Thalern be^aWn - in Europa n'erdeit sie gen'iü dao Doppelte losten. Die billigsten kommen aus einen bio drei 5 baler ^n stehen, lind eiu geivandter Hutflechter verfertigt drei bi« füuf ^tüä iu der Woche, nuihrend er au einem feinen Hut ^ivei bis drei Mouate ^u arbeiten l,at. Dao sogenaniltc ^.troh, welches yt dieser Fabrikation gebraucht wird, eutstammt einer niedrigen, dci: Palmen sehr nahestehenden Pflaume, Toquilla genannt (^urimiovu'a ^liinintli), die iu der nördlich angrenzenden Provinz Nlaitabi uud au vielen andern Orten (^euadory häufig gefunden wird. I^ie reich mit kippen durchsekten Blätter muffen auf eine nmständliche Weise uud durch laugwierige Arbcit vorbereitet und gebleicht werde», was sie sehr oertheuert. ^ie genanutr Industrie ist die einige dieser, Vol-keo. Da kein Atterban betrieben werden kauu, so siud alle Vebenomittel uou Außen >u begehen, meist au^ der Provinz Manabi und aus ^uauaquil. Diese Bedürfnisse siud übrigens sehr einfacher Natur und bestehen hauptsächlich aus 51iei5, ?)uka, eiuigru .^inolleu- Miefcltllaltt«! 112 gewachsen »I'd grünen, halbreifeil Bananen, welch lchtere Früchte erst genießbar werden, nachdem man sie i>» heißer Asche gerüstet; ihr (^eschinack ähnelt dann jenein des Broden, das sie allgemein ersrNeu. Die sonst in den heilen Iropengegeliden so lnannigfaltigen und köstlichen Früchte fehlen anf dieser Halbinsel gan;, und so mnß man alle Tage den Mittags mit gesottenem .k'ein nnd gerösteten Bananen Unfrieden sein, und den Abendn mit gerösteten Bauanen nnd gesottenem ^teis. Da^n kommt noch der Sancocho, eine Art Klippe ans der Wnrzel des Älaniok, einer Wolfsmilchpflanze, deren Wurzel zlvar giftig ist, aber gerieben, allsgepreßt und getrocknet eines del Hanplnahrnngnmittel ^udamerila'n bildet. Die Bauart der Xvinser oder besser Hütten ist die gleiche, welcher wir später überall in den heilen <^egeu-den ('»enadorn begegnen iverden; dasselbe gilt auch von den Möbeln, d. h. von die sen fiudet sich keine ^pur, der uackte Boden mich ;u Allem dieneu, höchstenn erscht eiu hartes Ochsenfell da») Bett. ^n ist nnglanblich, wie elend und erbärmlich der Hannhall dieser Vente ist, und doch ver langeil sie nichts Besseres, ^an wanne uild enn'g gleich mäßige >ilima macht sie sorg los und arbeitsschen, und die in ewilisirtrn vändern so lobenslverthe ^rnngsamken ge staltet sich zu einem wahren Krebsschaden der heiße» süd ainerikanischen (^egeilden, denn hier ist sie nicht die frucht einer Tngend, sondern der ^alilheit. Der Menschenschlag der wüsten Halbinsel ist ein indianischer, jcht aber etwas mit der weißen Nace gemischt; der ^ruudtypns ^rigt sich nicht unerheblich verschieden von dem der sogenannten In^u'r des Hochlanden; die Hantfarbe ist gelblich, der Aufdruck im Besicht lind sonst auch ein lialbchinesiseher, so daß die Abstainniling nieht lnit Unrecht ans den ^sten uon Asien zurückgeführt wird. Hellte reden die Veule nur spaniseb nlid baben sieb viel mehr von der modernen Civilisation ll»d seinen Manier angeeignet alo die Hoch landsbewolmer; dafür aber geigen sie sich anch uiel uerdorbeiler lüld verkommener als die lchtern. Man sagt, daß sie gegen die Wrißeu einen großen Haß tragen; allein unser Berichterstalter konnte nichts dergleichen bemerken; ihm gegenüber belvieseu sie sich stets Mwrtcnnmend, dienstsertig und srenndlich, nnd besonders fand er unter ihnen eine ^astsveundschafl, wie kaum irgendwo andero; >edeo Hans nnd jede Hütte ist eil, i^astlians, man braucht gar nichl erst anzufragen, ob man über '.'iachl oder eiilige läge bleibeil könne, ob man etwas ;n essen bereilell ivolle nnd der gleichen mehr. ^ns Allen verstellt sich von selbst. ')iie wird ein fremder von der Thüre ^nrückgewiesen, immer hat er freundliche Anfnahme zu enuarten, mag die Wohnnng oder das (i siNen, fern voil ihrer (Gemeinde, nnd imr ein- oder zweinial z,l il,r hiuaus reiten, n'enn die .^eit kommt, die ihnen gebührenden Abgaben in Cmpfang ^,l nehmen, mid die nur bei dieser l^etegeuheit, gleichfain nebenbei, die heiligen Sacramente spenden! Traurig, un'nn dir Corruption oder die ''lalionallaster auch den geistlichen ^land vergislet haben; wie soil da geholsen iverden^ Die sittlichen Verhältnisse n'areu die Crudest en iin gangen Vande, selbst in Quito, und bis iu die'^neueste .^eit hinein. Was mich wundert, ist, dast der ("lcuibe nicht M i^rnilde qeqanl^'n ist. ^'ilu' schrectliche^evantn'ortnn^ ruht auf den Dieuern der .Kirche nnd innnentlich auf den flüher so ^ahl rcicheu ^iöitchen. l^otl sei Dank, diese Seiten siud uilu vorüber. Die allerineisten Mönche weigerten fich, die deform an?,nnelnue!^ uielche <1U^, (^uropa Hetommene ^)lil sslicdcr bei il>nen einfnh ren sollten; aber der Prä sidrnt l^arcia Äiuil und in andern Städten ein besserer l^eist eingebogen, der filtliche Zustand bebt sich »nehr li»d mel,r. ^ie Milreichen an^ (^n ropa berufenen Qrdensgesellschaften, uaiileultich alich die lueiblicheu Kongregationen, ivie die barinber^igeil ^6)lvesteru, die grauen vom guten Hirten, die Sclnve-fiern voil den heiligsten Herben, die Schulschivefteru, arbeiteu mit einer hiinmlischen Geduld lind besiegen langsam die (^leichgiltigkeit, welche im Charakter dieser eeuadoriauischeu Spauier liegt. In einer tiefen und breiten Schlucht, wenige Mei leu östlich von Sta. Helena, liegt auf der dürren Halbinsel ein tleincr, mir ^vei Bieter hoher Hügel von der ^orm eines stark abgestumpften Kegelk, dessen oberer Durchmesser fünf Meter beträgt: es ist da^> ein sogenannter Nist oder S ch la m>nv l> lka n, ei ne sel-tene (>rscheiliung auf der l^rde überhaupt, nud au deil Westküsteu von Eüd-amerika uoch gar nicht beobachtet. Der Kegel besteht an5 erhärteten, Dwnschlal»!!!, uud seinen 5)land tann nian ohne Gefahr besteigen; nicht so da« kleine Plateau! durch die halbweiche Masse, welche es bedeckt, darf man nicht wagen vorzudringen, ohne fich der höchsten Gefahr au^u sehen, das beweisen einige halb daraus hervorragende Hirschsteletle. Mit ten in dieser tleinen, kreisrunden Schlamm^ ebene befindet sich, etwa ein Meter im Durchmesser groß, ein trichterförmiger Krater, der mit Wasser uud Schlamm erfüllt ist und ans dem fortwährend grosse ^asblasen uuter brodelndem ^eränsch ausgesto!>'n werden. Rings um ihn erhebt sich eine Menge kleiner Kegelcheu, vou fünf bis ^wan^ig Centimeter Höhe, und ein jeder vou ihnen stöstt zischend (Nase und Schlamm aus. Sie sind den C'rnptions und Schlackenkegeln eines wirtlichen Vul tans zu vergleichen. Der ausgeworfene Schlamm zeigt sich heis; und sehr salzig, und das ^alz krystallisirl durch die Sonnenhitze an der Qberfläche. Andere MsatModnete sind Petroleum, etwas Schwefel und Eisenocker, und unter den gasförmigen Substanzen walten vor: Kohlenwasserstoff, Schwefelwasserstoff und Murzel, Zsr«cht und ?^li»«)c des Maniok 114 Kohlensäure. ')lur eiil paar Schritte von diesenl Schlanunvnltan enlferilt und in engster lirsächlicher Brziehnng zu iliin brechen drei starke Sprlldelqnellen hervor, deren sehr salzigeo Wasser eine Wärme von 32 bis !tk Grad l^. besitzt. Auch ans ihnen steifen die ailgeführtell Gase in Meugc auf, und an ihrem Mnde demerit mau gleichfalls Petroleum, Schwefel, (visenocker nild Salzkrusten; kurz, diese Ouellen bilden im Grunde dieselbe ^'rschciilulig wie der Schlamm vnlkan nebeuau, unterscheiden sich aber durch ihr krystallhelle^ Wasser und dao fehlen des Men !hou schlammes. Sehr mcrkivürdig ist, das; iu dem mar men Wasser der salzigen Qnelleu eine Unzahl kleiner ^ischleill cigeiler Art lebt und darin sich sehr wohl befiudet. Diese Art uou Schlammuulknien, auch Salsen gc uauul, ist mit den eigelll lichen Vulkanen oder feller speienden Bergen nicht zu verwech-sclu; obgleich auch sie bioweilen nn ter Erdbeben, »n terirdischein Don uer, Hebung einer kurzen ^oden strecke, ja sogar unler knrzen ,vlanl>neinniobrü cheu eutsianden sind, so bielen sie doch ein Phä noinen ganz anderer '^atlir nnd von sel,r verschie deuenl llrsprung. Sie, wie eun' ^ceilge anderer GasPiellen, verdanken ihre Gutstehuug hallptsachlicl, der uulerirdischcu Zersetzung organischer Substanzen. Bei der langsamen, ualnrlichen ^>erlohlli»g der PslauMreste eulunckelu sich <^ase, wie Kohlensäure, Wasserstoff, selbst Slickstoss als ,5estillalion>-'prodm'le, uud gan^ geivölmlich bilden sich dann anch flüssige Kohlenwasserstoffe wie Naplitha und Petrolenin. Der Salzgehalt des Wasferü nnd Schlammen stamnit von uuterirdischen Salzlagern. '.'lnn aber ist es .^eit, die öde Halbinsel zu uer lassen, Ihr tonntet sonst zn der Meinung veranlagt iverden, diese Wnste sei eiu Haliplbestandlheil von (Ecuador, und doch ist sie, wie ich schon gesagt habe, nur ein abnormes Anhängsel, welches der liebe Gott nur darnm geschaffen zu haben scheint, damil man einsehe, wie schön Ecuador selbst ist. Allein diese Gegenüberstellung wäre lanm nothwendig gewesen; denn kommt Jemand an5 l^nropa und gar aus ^ord dentschlaud hergezogen lind sieht diese Pracht uud Vc-gelation, so must er glauben, er tränme uud seine neckische Phantasie habe ihn für einen Angeublict' in eiuen ^eengarten versetzt, der in Wirklichkeit uicht exiftire- auch könnte er die wunderbar prächtigen Vögel, welche zwifchen den Bäumen hcrnmflattcrn, für die wohlthätigen <> , d. h. deo lieben Vandes, llild doch mo6)tc mall beinahe sa gen, es finde sich ill ihnen fast noch gar keine C'nltur, deuil diese zieht sich mir durch tlirze Strecken der Nfergegenden der Ströme hin, alles Übrige ist Wald, Kutter Wald, hin nnd wieder unter-brocheu dnrch kleine lichte Stellen grüner Prairien. I^ie beiden Provinzen Guayas und de los Rios be herbergell nicht »lehr als etwa NO NW Menschen, tönnlen aber ganz gui uen>l Millionen glücklich inachen, wenn man elwas fleißiger wäre n»d nicht mit der Ulörichlen t^llvarlung sich trüge, die fruchte der Bällme müssen Gineln von selbst ill die ofsene Tasche hiilein fallen und die Tanben gebrateil i>t den Mnnd fliegen. Hauptprodnele dieser reicheu Provinzen siild die kostbaren Ball nnd Mrbhölzer u>ld der ^iakao, voil dein nlail jährlich <»()>an>a ta5, gvobc Wcbstofsc und Pfndcschlü'vaclc». Dic BiNllll' 11U wollcubünnic ivackscn überall im ^aldc, aber »ui» cultiuirt sie nicht; cdcnso vnstchl uuin mcln, einc N,i iliasso aiwerev ^odclMMlssmsse sich dienstbar ^ll nnuhcn. Wcittr iui '.^ordn> ^ieh^n sich Wischcn dein '))l<,'cr und denl Ande5lMr^' die liridcn herrlichen Prouin->cn '))^ a ü a b > nnd ^ o m r rald a ^ bin. Die Spanier Pössel aus den Hropcnwäl'dcrn. ^l. >,»d ^, TniMndm! ü. ^Ia»liell'cr Arnriii 4, ^M'ymibi^r ,«>ikad>,! ,'>. i^^iiirlcücr !,^io0oql'l: U, »nd ^, Kolibris; haben auf diesc prachtvollen VlNldschaslen nil! (^ wicht ^clciil, dcnn natürliche ^odcner^cussnisse im^-eld und iul Wald sllchtl'lt sic nicht, sic ^in^c» dem <^old und Silber, den Edelsteinen und Pcrlen nach. ?ast mail dnrch Vandc^cultnr und ^ndustric cbcilfall^ vrich ivcvdrit fönnc, dlN'on schnncn jic nic cinc <'ll,nnn^ qchadt ^u habcn nnd anch licnlc lvagcn sich dic ^in ivolnn'r mil dicscm ^danl'cn »och nichts nn'nn cr il,ncn tomml, so >ci^ci< sic sich mcin >n luigcschittt, um ihn iil ordentlicher Wcisc zn nalisiren. Diese beiden Prouin^cn sind dollcn; rcuc» wird eo sie nicht, wcim auch allcr 'Anfang schwer ist, das Vand wird ihnen Niemand streitig machen. Die gai^c Proving ')X0»abl enthält nicht mehr als 40 000 Einwohner, dic meisten5 »üt Hlttflechtcn ein sehr kümmerliches dasein fristen, nnd doch ist der '^oden so reich, so qesnnd, so an^rnclml l>ci dem ^>cch^ sel von '^icsc nnd ^>ald, von Ebenen nnd kleinen i^cl'inv)>nqcn! ^ic Provin; ivar cdcmalo bcdcntcnd Z»er ^eguan. 117 mehr bevölkert als in »litserit lagen; die lirsprüngliche Einwohnerschaft ist aber, wie nian sagt, durch ein geschleppte ^iralltheiten deeiiilirt lvorden. Das hat seine ^liiehtigkeit; aber viel schlimme als diese Krankheiten waren wohl die menscheittödteilde Politik nnd Vermal tung der Spanier. Wie viel tauscnd ^ildier »vnrdeit nicht durch allerlei ^lvangsarbeiteit umgebracht! Alicl» der Branntwein that uud thut das Seinige, um umer ihnen anf^nränmcn; diese armen Velite ilehiuen ja so gerne alle Vaster der Europäer an. Wie verlassen waren mid sind sie nicht, was die ,'»leligio!l betrifft! ^m Annern und in der Sprache ist der Menschenschlag, in soweit er sich in den U rivals deril noch rein erhallen hat, den Qnichliav ^titschnao) von »sta»mi an, doch liat er sich daselbst mit Spaniern nnd 'Xegern elwac, uermischl. 'T'ie Perle ^enador>) scheint die nördlichste Pro v!»> (^omeraldao ^» sein, diejenige, welche von den Spaniern stelH am wenigsten beachtet wurde. ,^n alter ^eit ernährte sie eine zahlreiche bevölkern ng, die.>l aras, welche von bier an^, allinäh lich dnrch die Wälder nnd t^ebirg'i,abgrnnde bi''' ^.nilo vordrangen nnd diiselbsl ein mächtigem Xönigreich grnndelen. ,'Inch Pi^arro fand nock) eine zahlreiche ^iniuolinerschasl, wenigstens a»> Ufer deo Än'ereo. Diese Res!e der ,^>na^, init ältern Stämmen gemischt, scheinen immer mehr oerschwnn den z» sein, vielleicht dnrch eingeschleppte,>iranll,eilen, vielleichl anch dnrch die gä)i^liche ^solirnng von der Hochebene^ denn in einem so üppigen Vande, da»:» sich sogleich wieder mit nndnvchdringlichen Urwäldern l>e deckt, sobald die fleißige '))ienschenhand sich ^nrnck yel)1, haben die ^ndier stet'ö die ^eignng gehabt, sich wieder dem zügellosen Veben alo Wilde 1,in;ngeben. Die strenge, aber wohllliälige Polizei der ">,nea5 felNle ilnien seil der Eroberung, nnd die Spanier, welche ;n fällig eindrangen, brachteil liö'chstens Branntwein nnd gröbere Sitlenlofigteit. Nm das Jahr 15>!)!^ erbarnxe sich dieser armen Völker der Pater d'stevan ano der Gesellschaft Iesn, der Apostel dieser legenden. Unter nnglanblichen ^inhen, Veiden nild Strapazen drang er melirere '.Vlale, dem Vanfe dea (5'c,meraldac, folgend, dnrch die nnwegsamen Wälder liild Abgründe nnd snchte die vereiilsamten, verwilderten Menschen ans, welche d''5meraldas bewolmten. (^r begegnete einem an^erordeilllich guten Willen; überall ward er wie ein Vater aufgenommen, nnd gleich einem Vanffener ver breitete sich dnrch'o gan^e Vand die .^nnde von der grosteit Viebe, welche er gegen die indischen Nationen hege. festlich nuird er überall em psangen, von Weiiein lam inail ilml enlgegen nnd fi'chrle ihn i>n ^nbel nach den ver eiilsamten tleineil Weileril, Alle stellten sich il,m ^lir nnbeschränklen Verfügnilg, er solle mit ihnen machen, was i!m, beliebe. Dem eifrigen Apostel gelang es im Vanfe von sechs^elm eillbelirlings vollen ^abren, die ^ers!reuten ^läinme ^n sammeln, ;ll lln lerrichlen, ;n lausen nnd iit >iuan^ig gröberen lind llei neren Ortschaften ^ll vereini gen, dlimit sie da ein geselli ges Veben der Civilisation führen sollten. Henle ist von diesen herrlichen Früchten ei nes mühevollen apostolischen Vebens sasl nichts übrig geblieben. Die spanische 5n Innern, u'o fiel, bald eine voltreiche Kolonie erhob, ^an '.vlignel genannl. ^elzt lam die ^eit der Prelle reien lind staatlichen Zwangsarbeiten. ?ie llreinivohner versehlvanden nild singen ihr einsames, wildes Veben wieder an. Cines Tages aber brachen sie ans ihren ni^ngänglichen Schlnpswinl'eln hervor, die ^iilivohner Aaulschttlll'a»»!. 118 VM1 Sail '.vii^lU'l »llls^^ü flirliri! oder wlN'dc» »il'drr nia» inch! »lc!,r l^'iiau, >>,'>) dir n'ichc (^oldüüiu' lac^. schcn, durch wachen ^, lc'üiiüi!" Dlc'si' Wmi bc niahrhcitct jich ln>cl>, wenn Mlwncn ^v^cvüis,' qrln'!> und die.^lmmi al'linli^n, ^» ilivcn, Amtlichen Ä^'istcv Manssrsvc- odcr Manssl'c-Wal't» im Liesland l^rovinz Manabi) von Ccuador. solchen Kanonen, besondere den katholischen, wird von der ^>orsehnng ein Mühlstein an den Hal') ge hängt, der sic in den Abgrund de^ M^eeres versenkt, in das Meer des iinlner ivachsenden eigenen ^'lende'o. Seit dem Vevlnst der <^old»liilen ivar den Spaniern die Provinz ^snieraldas vollständig n,i,iün g^ivordeo; wac, sollten sie denn soilst dami! ansangen^ Und jel,n beherbergt dao herrliche Vand iiichl mehr al^ ^l»>on Menschen, Alle) miteinander gerechnet, ^ndier, '.Viisch linge niid die wenigen ^'astellano^ n>elche sich daselbst noch anfhalten. Die letztern aber heilen so, iveil sie sich der spanischen Sprache bedienen, n»d gelten al^> civilisirt so lange, alo inan sie mit deii ächten ^ndiern der Wälder vergleicht; wenn man näher ;»schanl, so besitzeil sie von der ^'ivilisaiion nnr ein paar ein geführte Handelvarti'tel lind Vaster. ^m Übrigen haben sie bio in die letzten feiten hinein «Gelegenheit gehabt, e>5 eifrig den Beamten de'o Vande^ nachtuhnn in eineni Veben der Bedrückung, der (Korruption nnd deo ^uulbeo; sie bestehlen die armen Midier anf die schamloseste Weise, indem sie ihnen abkaufen oder ver taufen, aber ^nvor sie beirnnten >naclien, damit die hilflosen ^tatnrinenschen in die Unfähigkeit versetzt werden, ihre Interessen >u vertheidigen. Und d'Hineraldao tonnte init Leichtigkeit ebenso viele '.V^illio>len von Menschen ernähren, al5 jetzt !au^ sende, ('''inst war e5 die fabelhaft reiche ^nndgrnbe der Smaragde, n>ooon eo den tarnen hat' heule iveif^ nian nicht mehr, wo diese Edelsteine liegen, denn die allen '^nolVr verheimlichten deren Vagerplätze. 'Aber ('"old nnd tostbare Steinc macheil eiil Vand für die Danev nichi glücklich; sic erschöpfen sich, das sehen wir ja an allen ,'iirpnbliten spanischer .^nnge, nnd NM5 lhnl schließlich eine 'Galion, >uenn sie nichl andere, dailernde >>ilsoPiellen beswt? (^omeralda^ jedoch ist an diesen reich, fabelhaft reich; eo wartet nnr anf (''olo nisten, welche die Schake flüssig machen. ^>oher n>erden sie toininen? '.vlächlige Ströme, gröber llild n>asserreicher alo der ^muM, beiuässern da^ Va»,d nach allen'^ichtnngen, nnd die weite An^dehnnng seiner immergrünen Wälder ^ieht eineil reichlichen biegen ail, besondere i>n ^lorden seineo «^ebieie^; aber dao .^ilima ist gesnnd lind man tailn eh haben, n>ie man null, >e nachdem mail sich an den bergen oder inehr in der liefe niederläßt; ja ein nnd derselbe Besitzer vermag dnrch einen Marsch von einer Stnnde den ^rühlmg mit dem Sonnner ^n vertanschen. Da l.vo>neraldao fast genan nnter dem 'Aqilator liegt nnd die Kordilleren bi'o üder die ^ren^en dco rivigen Schnees hinanfreichen, so findet man da selbst alle Pflanzn, ^rüchie »nd Thiere beieinander, die der heißeil, der gemäßigten nnd der lalten .^onr. Die, größten Vortheile aber mögen die tiefer liegenden Vändereien darbieten, welche zwischen den vielen niederen (Gebirgen nnd a»l ^eean sich hingehen, ^enn 1'Illes, >r>ao 'iT'st nnd Westindien, Brasilien nnd andere be lwr^ngle Iropengebieie hervorbringen, dao bringt anch ^omera!da<> hervor, ^n ihnt fillde! man die fellenften nild feinsten Hölzer, die geschätztesten Pflai^enfarben, die aliogeslichlesteil Früchte jeder Art, alle Sorten tost barer Har^e, ^?ele, Balsanie nnd Pflan;enwach5; ferner .^tantschnt, ^iatao, xotoo, Kaffee, Palineiltohl llnd Brodbännu', 'vanille, .^immt nnd andere (^eiunr^e, den an5ge;eichnetsten labat, der dem berühmten von Havanna nm gar nichte nachsieht, tilr^ alleo Mögliche, wa5 eiil solchem ^ilima lind ein so üppiger ^oden nlir er^engen tailn. Und alleo dac> wäch^l einfach ivild, ohne Pflege, bnnt dlircheinander geinisch: in deil Wäl dern. Wa^ tann eiil folchev Vand nicht tragen nnd einbringen, wenn e^ gepflegt wird; wer abcr über nimmt diese Pflcge? Weil die Provinz t^meralda^ fast gänzlich der Einwohnerschaft beranbt ist, so sind anch alle ihre 'Neichlhnmer rein verloren lind bringen vorderhand teinen '.'intzen. Die wenigen Menschen, welche darin leben, wissen die Schätze nicht ;n gcbmnchen, oder fühlen fich nicht kräftig genng, nm dk herzhafte Arbeit ^li wagen, lvelche deren ^ewinnnng verlangt. Weilil fie ilicht in der befagtm Weise Handel treiben, so be gnügen sie sich damit, ring5 nm ihre elendm Hinten ctiva« ^teis, (Getreide oder '.viai'o ^ll säeil. freilich ist cnich das lohnend; denn den Maio tanil mall all, jährlich dreimal ernten, nnd er bringt jedesmal mehr alv dreihnndn'lfache ^rncht. Danlit aber belltet man die wunderbare d'-rgiebigteit deo ^odeno nicht alio, nnd ,^einen>, der gegenwärtig den Ackerball treibt oder Pflanzungen besorgt, fällt eh eiil, sich damit einen gewissen Wohlstand ^n erwerben; da^ thnt nnr ein oder der andere Anoländer. Die einheimischen Familien pflanzn steto »ilr so viel, al^, ;n ihre»! eigeilen (^e^ branch nothgedrnngen erfordert lvird, nnd i>n Übrigen begnügen sie sich mit der schmntzigsten Wohnnng nild mil den elendesten Vninpen. Ailch banen die Einwohner ivohl Tabak, pfsail^eii da5 ^llckerrohr, Pisang nnd andere ^rnchtbänme; sie ziehen Hühiler, 'linder, ^chweine nnd aildcre ellropäische Haliotlnere; sie gehen anf die '^agd und den Fischfang, sllcheil sich Schilde tröten iiild am M^cere Alistern, die nicht nnr an den Felsen, sonderil anch an den Wnr^eln der M^ailgle^ bäume festsitzen! aber alle^ dao dient nnr da^u, ni>l 12U Quito. 2. Aufl. Arwald in Osmcraldas. i« eben dem Hnngrrtodc ;n entgehen lind — Branntwein ;u lamm. Uild rilig^ lui! diese fabelhafte Armuth der nn thätigen lind nnversiä'ltdigen Vcuült'erung eillfallet sich die fabelhafteste Pracht der Vegetation, wie tamn cine ziueite a»f (5rdm! :)iechl^ und lintü uon den Hütten und ihrein weni^x Ackerland heben sich in die Vnfle die. Nirsenbnninc dc>) endlosen Urwaldeü, ieder fnr sich eine in hohem (^nide nntzreiche Pflanze! der dick' nnd ciwrm große Man^lebanm mit seinem geschäl.Uen Hol^c lind seinen Früchten; der M'ajagna, an5 dessen Rinde »»an stricke macht; der ^eybo, beladen mit einem lräflissen ^lanm; der Tschalschayo, welcher im Wasser erhärtet nnd en'i^e Danev rvlanqt, nnd ans^rdem eilie Eine chrchibce in ß-smerasdas. 122 unendliche Mannigfaltigkeit bekannter uud ilnbrkaunter Baume; Tausende von Orchideen lassen von allm Ästen und .^u'eigen ihre großen, lenchtenden Blnmen herlintrrhangen, und lebendig Guirlanden umfchlingen Alles, cs in ein blüthenreichcs (lammenschwert steht davor, den Eingang zn verwehren. Der einige unangenehm n'erdende Hüter aller dieser paradiesischen Gegenden ist der Jaguar oder der amerikanische Tiger; er hat aber die lobenswerthe Eigenschaft, sich um so mehr zurückzuziehen, je weiter der Mensch vordringt; auch greift er diesen nicht leicht freiwillig an, wenigstens uicht am Tage, und Abends nach der Poli;eistnnde soll sich ja Niemand außerhalb des Hauses herumtreiben. Hinsichtlich der Größe steht der Jaguar kaum lunter dem oftindischen Xönigstiger zurück, ja man findet Gremplare, die mindestens ebenso groß sind; sein Körper ist indessen von mehr gedrungener (Gestalt, hat etwas mehr schwerfälliges, aber eben darum auch den Ausdruck grösserer straft, die höchstens durch jene des afrikanischen Vöwen übertroffen wird. Die >türperlänge von der Spiye der Schnan^e bis ^ur Schwan^wur^el betragt anderthalb bis zwei Meter; da^u kominl noch der Schwan;, der >N'ei Drittel der ^iörperlänge mißt. Weil der Jaguar mehr ^n den Panthcrkatze>i als znm liger-geschlecht gehört, fo ist sein knr^er, dichter, glänzender Pelz nicht gestreift, sondern wundervoll fchön mit un regelinäßig geformten schwarten flecken auf röthlich-gelbem ("rilnde gezeichnet, welche flecken auf deu feiten nnd dem Rücken reihenweise der .^örperlänge parallel liegen, d'r findet sich in allen warmen und gemäßigten Gegenden Ecuadors, nielnals aber oben auf den külilen Paramos der hohen Gebirge, noch allf den Hochebenen zwischen denfelben; von hier ist er wahrscheinlich dnrch die enger zusammengerückte Bevölkerung verdrängt worden und man geht oder reitet daselbst überall mit der grölten Sicherheit, ohne das Zusammentreffen mit irgend einem wilden Thiere befürchten zu müsscu. Sonst findet sich der Jaguar in allen legenden Amerika's vom Westen der Vereinigten Staaten an bis in den Süden von Va Plata. Mit Vorliebe haust er am Saum der Wälder, namentlich längs den Ufern der Ströme nnd wo sonst reichliches Wasser vorhanden ist; im Innern der groben Wälder zeigt er sich selten. Der Jaguar bewährt sich in jeder Hinsicht als einen furchtbaren Nänber. Er weif; sich mit Veichtig keit nnd geschwind ^n bewegen und macht Sprünge von sechs Meter Weite und mehr. Dabei klettert er wie eine Katze auf die Bäume und springt mit einein Satz hernnter, nnd im Schwimmen und fischen wird er von keinem andern Vierfüßler übertreffen. Nimmt man noch die gewaltige Kraft seiner Taben hinzn, die mit einem Schlage den Nückgrat der stärksten Thiere ^n brechen im Stande find, so läs;t sich leicht errathen, daß er sich vor gar nichts grnirt, was ihm in den Weg kommt, und Alles als gute Beute betrachtet, mag es groß oder klein sein; bloß das fleisch seiner eigenen Art verschmäht er. Es ist Thatsache, daß er in (^'eua dor selbst die fürchterlichen Krokodile angreift, zer fleifcht und verkehrt. Wahrscheinlich aber überrascht er sie, wenn sie schlafen. In Vichheerden richtet er oft bedeutenden Schaden an; jedoch trifft feine Naub sucht immer unr ein einzelnes Stück, nie mordet er um des Mordes willen oder nm bloß das Blut zu saugen, nne der Kuguar oder Puma (amerikanische Vöwc), vielmehr ist das fleisch seine eigentliche Nahrnug. Den Tag hindurch ruht er im Dickicht des Wald randrs oder im Nohr nnd hohen l^rase der Ufer an den Strömen nnd Sümpfen; aber wenn die ^nnkcl-heit des Abends einbricht, läßt er ein wildes, weithiu-schallendes Gebrüll, ein finch bis sechsmaliges, lang gebogenes „Hn" vernehmen; das bedcntct, der >tönig der Wälder geht anf Beute aus, und Alles, was fliehen kann, ;irht sich vor ihm erschreckt ;nrück. Mit dem Anbrnch des Tages läßt er dieselben durchdringc» deu Töne vernehmen; dießmal aber sind es ^rmdeil töne für die Schöpfnng, denn sie verkünden, daß seine dunklen Gänge abgemacht sind und die Welt sich freuen darf. Niemals jagt er in der Mitte des lages oder bei sehr dunkler Nacht; das nnstäle Auge, welches in der Nacht oft lenchtet, sieht sehr scharf in der Däm mernng, wird aber vom hellen Sonnenschein geblendet. Nicht selten beobachtet man ihn, wie er im Zwielicht sich langsamen nnd leisen Schrittes an's Ufer der Ströme heranschleicht, wo er den größern Halbhufer», den Meerschweinchen sowie den Fischottern nachstellt. Von ^eit zn ^eit bleibt er horchend stehen nnd sieht aufmerksam nm sich, niemals aber folgt er der Spur des Wildes mit dem Geruch. Hat er eine Beute bemerkt, so windet er sich leise wie eine Schlange anf dem Boden l,in, liäN sich dann wieder minutenlang gan; rnhig nnd macht oft weite Umwege, nm sich unbemerkter zn nähern. Ist es ihm gelnngen, weit genug vorzudringen, so springt er in einein, selten in zwei Sätzen anf sein Opfer los, reißt ihm den Hals 123 ia» auf und trägt das noch im Todestampf sich sträubende Thier in's Dickicht. Der Jaguar bezeugt eine große Vorliebe für juugrs Hornuieh, Pferde nud Äcaulrsel, denen er ebenfalls in eineln Satze dm Hals aufreißt. Die Pferde suchen ihm hie und da, wenn sie im Walde uon ihm an getroffen werden, noch duvch die flucht ^> entrinnen, und die Hengste vertheidigen sich nicht ohne Glück mit Beißen und Ausschlackn; die Maulesel aber werden durch den bloßen Anblick des Mnbers meist so er schreckt, daß sie ohne Vewegnng bleiben oder gar zu Boden stürben, ehe sie noch angefallen wurden. Sauer wird dem Jaguar die Arbeit mit dem kleinen Nind-oieh, denn die Kühe vertheidigen ihre Kälber mit großer HerMftigkeit, obgleich sie meistens sehr schwere Wnnden aus dem .dampfe davontragen, findet sich eine Heerde linder beisammen, wenn der Jaguar herannaht, dann zieht sie sich gleich in's offene ,^-eld zurück, und uur die Stiere und Ochse»» bleiben unter (Gebrüll kampflustig in der Nabe des Feindes, mit ihren Hörnern nnd ^üßen die ^rde anfivüblend. ''llich einzelne Stiere greift der Jaguar nie nn, es sei denn, er wäre dnrch die höchste ^iolh getrieben - die mtitl). vollen Thiere gehen einfach anf ihn los l»nd ver scheuchen ihn; sie sind die einigen feinde, die der ^tauber fürchtet nnd denen er geioölinlich unterliegt, weiln es Mn ofsenen .dampfe tomült. Von großer bellte frißt der Jaguar inir eine» Tlieil, uild nach der Mal^eil ;iel,l er sich in da5 Waldesdickicht struck, um Siesta zu halten, doch ge U'ölnllich nicht uieiler >il^ eine Vierlelstnnde. Am andern ^>('orgen oder Abend stellt er sich wieder an demselben Orte ein nnd frißt nochmals von seinem Ranbe, jedoch nie Mm dritten Male. Was übrig bleibt, gehört den Geiern, mit de>ien er stets feine ,^ast hat. Dmn wohl bis anf einen Meter >läl,ern sie sich ihm, wenn er mit seinem Dlner beschäftigt ist; aber die miildeste Vewegnng uon seiner Seite schreckt die hungrigen, freßgierigen Vögel immer wie^ der struck. Hat der Jaguar seinen ^ang in einiger Jer Zassuar. 124 Entfernung uom Walde gemacht , so schleppt er daü erlegte Hhicr, selbst Pferde und Rinder, iu da<3 Gebüsch, ja nicht selten über breite Ströme binüber. Wenn der Jaguar den Menschen noch nicht leimen gelernt bat, so weicht er ihm bei der Begegnuug stets ehrfurchtsvoll aus, er sieht ihm bloß neugierig nnd aus der ,v"»e nach. Hat er aber einmal Menschenfleisch gekostet, so ahmt er den» asiatischen Tiger nach nnd fällt nicht nnr den Menschen an, wenn er ihm zufällig begegnet, sondern sucht ihn sogar mil dem größten Gifer auf; keine Nahruna. ist ihm dann lieber; selbst das ^ener, welches man des Nachts im Walde anzündet, geivährl nicht den allermiudefteu Schuh. In Ecuador gehören indessen die durch dieses Thier veranlassen Nnglückofalle ;u den grölten Seltenheiten. ^>ou den oft betretenen Wegen, wie 5. B. zwischen Guayaquil nnd Quito, zieht er sich vollständig zurück, nnd man rewt bei lag und '.^acht so sicher wie in ('''urova, selbst lleine linder machen den Weg allein, m>d doch nntrrscheidel sich da der Wald von tmiem andern, ^efalirlicher ist es, sich lim die Nachteil uoil den einsamen Hüllen zn entferilen. So geschah e5, daß vor Knr^em ein Neger seine Wohnung in der Nähe von Guayaquil verließ und in der Dunkelheit einige Schritte hinausging. Bald hörte ihn seine ^ran Nln Hilfe rufen nnd eilte mit einem laugeil, scharfen Küchenmesser bewaffnet herbei, ^ie traf ihren kräftigen Manu wehrlos im dampfe mil einem ^agxcir, mil jeder Hand eine ^»vderpsole d^'s Tlneres fest ballend, um ilm möglichst von sich ab^nwelireu. ^?a9 mullwolle Weib verseile dem uächllicheu ^tauber inebrere Stiche, ihre Wasfe bio au's Hefl iu seiileu, Veibe be grabeud, und schuitt ihn« schließlich eiueu Hiulerschenrel fast gänzlich durch. Das verwundete Tbier fand eo nnn für gut, sich iu's Dickicht zurückzuschlepveu und verendete; aber auch die beideu ^eule u'areu iin dampfe dermaßen schiver verleni ivordeu, daß sie bald daraus starben; denn die Wunde», welche der Jaguar bei Arme 's ist klar, dan ein so entsetzliches Raubthier über all verfolgt wird, woes sich zeigt; aber seine Jagd ist gleich gefährlich, ob man es auf dem ^aude antrifft, oder im Wasser, au desseu Ufern es gerue sitzt und wie die Hauskatze uach Fischen äugelt. Die einfachste uud zugleich ivcuig gefährliche Art, den Jaguar >u crlegeu, ist bei deu Wilden in den großen Urwäldern östlich vom Audesgrbirge im Gebrauch, Sie versteheu aus einer gewisseu Pflanze das Urarigift zu bereiten, wohl das flirchtbarste aller l^ifte, die iuan keunt. > Gs genügt, eiue ^iadelfpitze in dasselbe zu tauchen ^ uud damit irgend ein noch so großes Tliier ;u ver ! wunde»; in ein paar Augenblicken werden desscu Mieder traftloc, uud eö sinkt todt ;n '^odeu. ?abei hat das l^ift die ^'iqenthuinlichkeit, nnr ;n lödlen oder überhaupt schädlich ^u sein, weuu e5 mit denl '^lut in direcle ^erühruug kommt; das fleisch eines damil erlegten Thieren darf man efsen, ohne irgend welchen Nachtheil von dein <^emlsse befürchten ^n muffen. Die wilden Sudler liebeu daruul die Pulvergcu'elire uicht, sie fageu, diese dieuteu uur dazu, das Wild ;u uertreibru, und darin haben sie siecht; uaiueutlich ist eiue gewöhuliche eiu- oder zwciläufige ^liute deiu Jaguar gegenüber höchst gefährlich, selten wird man dan gewaltige Thier augenblicklich dnrch einen wohlge^ielteu Schuß wehrlos machru; und, gleichviel ob ea sich vei' wuudct fühlt oder uicht, iiumer stürU es sich geradcu Weges auf deu Schützen loo, unbeküunuert um die Zahl der Meuschen imd Hunde, denen e^> sich gegen über sieht; und geiueiuiglich muß der Verwegene büße», welcher eo angegriffen hat. Auch Mau;ig der besteu Bulldoggen iverden mit eiurm Jaguar nicht fertig; das Emsige, nnv) sie vermögen, ist, ihu fest , oder, wenn er schon verwundet ist, uieder^ihaltru; bevor aber der )lampf begoiuieu, flieht der Jaguar vor ihuen auf einen ^auni. Die Anwesenheit mehrerer ^ä'a.cr luacht deu Aliogaug deo Uuternehmeuo geivöhnlich ^u einem fehr traurigen, in (^enador wenigstens eine ganz allgemeine Erfahrung; denn der erste Schütze muß die ganze Wuth des Thieres erfahren uud Hilfe kommt gewöhulich ^ii fpät. Daher hieben die ^e>vohner der großen Urwälder einöln auf die Iaguarjagd, haben aber gern Hunde bei fich, lvrlche das ^taubttuer auf stöbern uud auf riueu Valiin treiben. Der '^udier führt ein Blasrohr mit sich, das er aus einer Bambus art gefertigt hat; auch ist er mit einem Köcher und vergifteten Pfeilen versehen, die letztern ai>5 der Wedel rippe eineo Palmbanmes oder au>) dornen bestehend. ?ie kleine, schmächtige Schußwaffe trifft sicherer uud besser, aln die Kugeln an5 der uor^'iglichsteu Büchse, und ist tödtlicher als Alles, wa5 nur kennen. Der Schütze uähert sich nnn dem Baliine uud sendet seine entsetzlichen Pfeile nach der gewaltigen >tatzc ab. Diese achtet kaum des kleinen Ritzes, welchen die Geschosse ihr bringen, sie hält vielleicht den kleiueu Pfeil uur für riuen ^orn, der sie verwundete, und sie bleibt ruhig auf ihrem Banme! aber schon nach wenigen Miuuten erfährt sie, mit welch' furchtbarer Waffe ihr der Meusch zu Veibe giug. Das Gift beginnt zu wirkeu, die Glieder erschlaffen, die Kraft erlahmt, das Thier stürzt mit eiuigrn Zucknngen auf den Boden, richtet sich noch eiuigemal auf. versucht sich fortzuraffeu, uud bricht dann plötzlich guckend zusammeu. Weit verwegeuer alü diese heimtückische Jagd ist jene Methode, die mau auf der Westseite der (>or dilleren befolgt, und die keckeu Herreu Engländer, welche so gern uach Ostindien gehen, um deu Köuigs-tigrr in den Dschungeln aufzusuchen, dürften wohl nicht wagen, eo den verachteten Choloc, l^deu Äiifch-liugeu auo weißer lind indischer Mee) uachzuthuu. Der Jäger geht gauz allein hiuaus, auch ohue Huude, eine scharfe ^anze iu der Rechten nnd ein Schaffell i über dem linken Arine. In der '.itähe des Jaguars augelangt, reizt er deufelben mit seinem Schaffell, uud im Moment, wo dan Thier uuter fürchterlichem (^e- ! brüll sich zum Sprunge zurecht macht, wirft er dcw Fell in knrzer Entfernung vor seine eigenen Füße. Der Jaguar spriugt wütheud auf das Fell, vermeinend, das sei der eigentliche Feind! unterdessen aber erhält er aus nächster Rahe einen wohlgezielten Lauzeustich iu das Herz. War die Wunde uicht gleich tödtlich, so muß er fich rückwärts auo der Vauze heraufziehen und eine» nenen Aulauf uebmen; das abwehrende Mord-instrumeut jedoch trifft ihn nun um so sicherer. Es gibt ^äger, welche iu dieser Weise mehr als fünfzig dieser großen Raubthiere erlegt haben; ja häufig laffeu sie das Schaffell einfach ;u Haus uud gehen uur mit der Vanzc bewaffnet in den gefährlichen Kampf. Selten aber stirbt einer von ihnen natürlichen Todes; ihre Brrwegenlieit keuut schließlich keine Grenzen mehr uud 126 Per H'u m a. !2? liefert sic früher oder später in die drallen nod den dachen des furchtbaren <^egners. Allsicr dem '^ü^uar finden sich in Ecuador noch fünf andere Tigerarten, alle viel tliibedeiltender als er, und selbst die größten, »vie der Tigrillo, ivagen nie einen '.Vn'nschril anzugreifen, sondern fliehen so eilig als inöglich; wohl aber richten sic großen Schaden unter den kleiileu Halisthieren nn. ^n dieser Be-^ichung ist dcr Kussnnr, d^r unn'rikauische ^öwr, odcv, wie cr in Pcvu und (^nador heis^t, der Puma, bci N'eitrni schlimnicr. Von Canada an ln^ Pata^oincn tonuiU cv überall sehr liäufi^ vov, wo die sich ver breitende Civilisation seinen ^lel>eleien teine ^,ehrankeli scyt. ,'lnch er liebt den ^,anm der Wälder, iveni^er daö Wasser, besteigt die Bäunie, aber ohne ;u Nettern, niclniehr nnt einem Sprung, n»d ^eht ebcilfallo des Abends und deo ^achto auf '^eme ana. Die Veibes läiW beträgt über eineu Bieter; seine Gestalt läßt auf die äußerste, Gewandtheit schliefen und hat nur eine entfernte Ähnlichfeit mit iener de5 afrikanischen Vöwen, denn sein >^opf ist auffallend tlein und die Mähne fehll il»n qän^lich. Das ,v^'ll besitzt eine rötlMMlbe ,varbe, ivobei die eii^elne» Haare in schwarz Spitzen endigen, ^er Puma beiveic'l fich als das blutdürstigste, aber zugleich auch als das feigste Mubthier. Dreißig bis fünfzig Schafe t'anu er in einer ^acht erivürgen, indem er sich nur mit ihrem Blute sättigt und ihr fleisch unberührt läs^t. ^u den Wäldern jagt er alle kleinern Säugelhiere und bildet die Verlegenheit der Äffen, die uuter dein entsetzlichsten Zetergeschrei und mit der verzweifeltsten Miene uou der Welt uor ihm uou ^auln zu Baulu flüchteu müssen. Alich Kälber und füllen greift er auf der Weide an, wenn deren Mütter nicht zugegen sind' denn uor grösserem Gethier, n>ie ^lindern, Pferden, Mauleseln, ^ieht er sieh Neinmütbig ^urnck. Wenn der feige Gesell eiueu '.Vienscheu erblickt, reisn er so eilig aus, als die Veme ihn fortschaffen können, und darum hält es auch schwer, ibn ;u iageu. Deu Hllndeil eutgehl er leicht, iudeiu er auf die Väume fpringt und oben ver mittelst der ^ialien von Ast ;u Ast sich mit Schnellig keit weiter hilft, bis jene die ^pnr uevloven liaben. ^^enn der Puma uing eingefangen wird, so läsu er sich zähmen und beweist seinen« Herrn uiel Anhäng lichkeit. 128 IX. Die Aeise auf dem chttayas. user Aufenthalt in ^^ialia quil währte nur drei Tage. Man hatt«,' von O.nito ans gesorgt, daß er möglichst knr^ auffalle; nicht ohne C'NllNd; denn bei der großen <"? - >'."»l', dem schlechten I rintlvasser ^"" und der ungewohnten ^tahruug lvar das gelbe ,v>eber ^n fnrchlen. Indessen kamen wir glücklich davon. Unsere nähere ^ieisegesellschaft u,ar so groß, daß sic nicht gemeinschaftlich aufbrechen konnte; nirgends nnilden wir die an^reichendc Menge von Vastthieren oder genügendeil .')nuin! für die ^ächt-herberer l^eftlndcn haben. Wir theilten uns also in drei Abtheilungen. ,vnr die erste wnrde uon der Negiernnc^ soweit es Vand und Vente erlaubten, auf daö Beste stesorql. ^ie bestand uor^»!^'weise ans den Ordensschwestern, welche m Panaina ^n nns gestoßen waren. Da dieselben >mr französisch und englisch sprachen, so wnrde mir deren (Geleit anvertraut; ein spanischer Pater nnd Brnder gesellten sich uns bei; diese konnten im Spanischen helfen. To hätten nur mn die Welt reisen können, alle Hanplsurachen waren vertreten. Die Reise durch so fürchterlich wilde legenden bat fnr Ordensschwester!! nicht sterin^e ^chwierM'ilen'. darliin wurde allec) '.'iothivendige lylt vorbereitet; alle lllllic'iulliol-«'« und .lose« pollll«'<>» «Vorsteher der l^eineinden) waren avisirt, die Herberge», Pferde, Ireiber bestellt, nnd die Wege wnrden vor nn^, geebnet, ^ dac> ^et.Uerr inl eigentlichen Sinn des Wortes. Trotzdem bedurften die Schwestern, die nm Gottes »villen Alles verlassen hatten, einen nicht geringen Mntli, n»> in diese menschenleeren (Anöden ;n ^ieheil nnd die grüßten Stra pa^en ;n ertragen. .^ivei ^age koiuilen wir indessen noch weiter unsere Gleise zn Wasser fortseien, diese^mal nicht anf salzigem, sondern anf süßem. Wir haben in der Beziehung überhaupt geleistet, was möglich ist. Mit dein gewaltigen Sliannon anf dem Atlantischen Oeean be ginnend, haben wir anf einem tleinen (>aiwe geendet; wir sind so lange ;n Wasser gefahren, bis wir förmlich stecken blieben, ^n (^nayaqnil bestiegen wir Donners tags den 22. Inni eineil der wenig liefgehenden Dam user, welche eine !agreise, von 12 Stnnden ,vahrt, den l^liayac, hinanf^ldringrn vermögen. Wir fanden anf ibm den )>irgiernngscommissär, der nns bis Onito yl begleiten hatte; ancl, eiilige Soldaten stiegen ein, nm uns das l>hrengeleile ;n geben und uns ^i bedienen. Die,vahri anf dem l^luuia^ geliörl ^u den reibend steil Episoden der gali^eil ^ieise, solvohl wegen deh überrascheilde» '^'eichtblim^ herrlicher Slröme, denen »lan begeglu'l, al^ wegen der liberans prächtigen ^>ege tation an den llsern. Auch oberhalb ^nayaqnil bildet der >>auptftrol» eine imposant breite Wasserfläche, die mit PeManen, Reihern und andern Arten ^nßwasser vögel reichlich bevölkert ist. ^ald nh^v begegnet mau so vielen »nd grivaltigen Zuflüssen idem Rio Danle, Quito. 2. Aufl. 129 17 ;')agnaehi, Palenqne, Baba nnd Babalich l,at a»f diese Art cia»^ oerschie dene^enenünnqrn^ilüd man weiß nie, ob man sich auf einem Lieben-öder ans drm Hanpt ström befindet. Bei näherer,Kenntnis; dey Van dec, oberhalb l^nana Piil liln'r^eillp >na,i sich daoon, dasi die merl würdige Stromuer ^weissunss eine Veriui schnnc^ verschiedener ströme in einem <^e meinschafllichen ^elta ist. Der Golf erstreckte sich einstmals oberhalb der ^tadt fünfzehn 'X^'eilen weiter nach ^tord nnd ^st; die den l^ehän^en der Kordilleren enlstnr^enden Flüsse selM'n ihr Ge- rölle ilild ilireii feinen Schlamm ans dem Boden des stillender bnsens ab, es entstand ein weites frnchtbares Allnviallaild, dessen lockerer, horizontaler Boden eo erlanbte, daß sich >3trönie in jeder beliebiqen ^iichtnnq einl^rnben^ diese spalteten sich iu eine Mcnqe breiter ilnd langer Arme und verbanden sich dnrch eben solche .^wischrnkanäle, so das; man von einem be ivohnten ^7rt ^n einem andern vermitielst der verschiedensten Wasserstraßen gelangen kann. Alle diese nmrden ^e-^wmMn, sich unter-balb in ein einiges großes Strombecken ^n sammeln-, ein sehr seltener ,vall, ein Della nlitten im ^ande, fern von der MeereMste, lilid eine ^'inrichtmiss für den Handel nnd die Industrie, wie man sie sich nicht beqnemrr denken kann. Wir wollen hoffen, daß sie später einmal recht tüchtig awMinwt werde. Bei alledem ^eigt daö Vand dnrchaus keine sllinpfi^e Beschaffenheit; nnr wenn die großen Regen kommen, vom Deeember bis April, sind weite Gebiete überschwemmt; doch wird über Un gesunolieit derselben anch ak'daml »licht soil derlich geklagt. Biel-Nlehr geht es in diesem )m Canalsystcm l»cs ^icsiandes. 130 merkwürdigen ^ande auf ähuliche Weise wie iu Ägypten! ein feiner, höchst fruchtbarer Schlamm, uutennengt mit zahllosen Pflau^enresten aus den Urwäldern, düngt alljährlich den an nnd für sich schon ergiebigen nnd frnchtreichen Boden, nnd wann die ^eit gekommen ist, uerläuft sich die Überschwemmung sehr schnell. Was ließe sich aus einem solchen Vande nichl machen, wenn cs fleißig bearbeitet würde! Veider aber trägt der fruchtbare Boden bei Weitem nicht den wichen, dessen er fähig ist. Ohne alle Übertreibung glanbc ich sagen ;u können, daß er wenigstens hundert bis tausendmal so viel Menschen ernähren könnte, als er jetzt thatsächlich ernährt. Üppige Wiesen dehnen sich oft bis in große Entfernungen längs der Slromufer an«, sie geigen aber ein vernachlässigtes Äußere; lausende von Rindern tummeln sich anf ihnen hrrnm, aber lauge nicht so viel, aw inau erwarten sollte, nnd nnter hundert Kühen wird kaum eine ge-molken, indem man sie zeitweilig in der Mhe der ver fallenen Haeirudeu festhält. Außer in den Rindcrherrden, die ^uin Nieil nach ^.'ima ausgeführt werden, besteht der Reichthum des Van- des vorzüglich iu )iak'ao, dieser töstlicheu ^ohne, welche ;ur Bereitung der (Chokolade dieilt. Währeud jedoch in andern Vändern die Kakaopflanfingen viele Sorgfalt in Anspruch uelmien, machen sie hier wenig Arbeit, ja die meisten Stämme rühren noch uon der .^eit der (sonqnista her, ein nnerhörtrr ,vall so langer Dauer; nicht freilich trotzt derselbe Baum so vieleu ^ahrhunder ten, aber er treibt frische Schößlinge any der Wurzel, so daß man der Mühe des Pflau^eus überhoben ist. Die in Dcntschlaud fabrieirte (Chokolade entstainmt meistens diesen reicheil legenden oon ^maynquil. ^'iin' audere mächtige Hilfsquelle des Vaudeo bilden die ^iaffeeplantagen, nnd man kann sich nur darüber freuen, daß die wohlthätige ,vinan;klcmme, in welche die spanisch redenden Herren r>on (^cnador allmählich immer tiefer hineingrratben sind, sie an Erwerb denken läßt, der ihnen vorher i,u beschwerlich war. ^enu „von der Stirne heiß rinnen muß der Schweiß", wenn man in den warmen Troprngegendrn die Kaffeebänmchrn in regelmäßigen Neihen pflanzt, dazwischen dreimal iäwlich da>) ivucherude Unkraut ausjätet, uionatelang Bobne für Bohne einzeln sam. Gin südamerillanischer ^lnstdampsl»'. 131 17* melt, diese auf der Tenne schaufelt, stalnpft, entstäubt, im Wasser auswnscht, wieder trocknet, aberinals putzt u. s. w. freilich thun da» die Veute „voin echten Blut" noch immer ,ncht cigenhäitdig; allein dcr viele Arbeitolobn, den sie den Indiern, Schivarzcn, '.Viisch-lingen ^li zahlen haben, wird sic mit dcr Zeit wohl für eigentliche Arbeit geschmeidig macheit, und jedenfalls gelangen sie zur Erkenntniß, daß auch „der jungfräuliche Boden der neuen Welt" des menschlichen Fleißes bedarf, wofern er seine Besitzer ernähren und bereichern soll. Oberhalb Guayaquil erheben sich zu beiden Seiten des mächtigen Stromes steile, reich bewaldete Hügel ans der weiten Aüimialebene empor nnd gciväliren durch ihr frische» Grün einen überaus prachtvollen Anblick. Gtwas hoher landeinn'ärto, wo da» groß artige Stronuietz sich mehr entwickelt und zu Ansiedelungen die lockendsten stellen darbietet, häufen fich die bebauten Striche, und allmählich gelangt man iu einen endlos längs der Ufer sich hingebenden (Zarten von beispielloser Pracht. Welche Stümpereien sind nnsere europäischen Anlagen im Vergleich mit diesen Plantagen, deren ewige», saftiges Grün mit dem bnnten ^arbenschmnck der duftigen Blüthen und mit den gleich zeitig reifenden Früchten in malerischer Wirkung n>ett eifert! Welch' herrliches Vand ist dieses ('oeo5palmeu, und ihr schlanker Stamm trinmphirt über die mehr behäbigen Nachbarn und wicgt seine Krone mit ihren langen Blättern hoch oben in der blauen ätherischen ,^uft. Die reiche Natur würde noch mehr tragen alo das, wenn der Mensch es erlaubte; dieser hat alle Noth, die wuchernden Schmarotzerpflanzen nnd Dianen zu eutferurn; und auch so schon ist die Vegetation unglaublich dicht, kein Hund oder anderer Vierfüßler vermag dnrchzndringen. Zwischen den: Grün versteckt liegen höchst malerisch die Hütten der (^ingeborrueu, meistens auf hohen Pfähleu gebaut; nicht fetten er blickt n«au auch größere Gebäude, die Hacienden der spanischen Sen ores. Der Strom ist ziemlich belebt, denn hänfig begegnet man Canoes, welche reichbcladen nach Gnaua-quil herabstenern. Mehr Veben aber gewahrt ihm die nnglanbliche Menge uon Krokodilen, welche in ihm sich herumtummeln oder träge am Ufer ansgrstrrckt liegen, nm sich zu sonnen. Der Guayas sott der trokodilreichste Strom in der Welt sein, und nach dein, wao ich gesehen, will ich co gerne glanben. Anfangs zeigten sich nnr wenige, vielleicht war dcr Strom ^u breit; hin und ivicdcr lag eiue5 im Nserschlamm oder in einem benachbarten Snmpf. Dann begeguete man kleinen Trnpps von 3—6 Stück, und immer zahlreicher folgten dieselben ans einander. Will man sich auf der Ncise ein besonderem Vergnügen verschaffen, so muß man ein tüchtigem Ncmington Gewehr mitnehmen, wie eo nnser Kapitän besaß. Die Angeln der alten Gc-wehrc dringen durch den festen Panier dieser 5—6 Meter langen Krokodile (eigentlich Alligatoren» nicht hindurch; die neuen Hinterlader haben mehr Kraft, uud man sal» es an dem gewalligen Hernmpatschen der ungeschlachten Thiere, daß die blauen Bohnen ihucu ciuen tüchtigen Kchel oernrsacht hatten. Anch ist ein Nemington Gewehr gut, um schnell hintereinander eine Reibe von Schüssen abfeuern ;n können; denn anf den ersten Schliß stürzt sich dao gan^e Nndel mit Getöse in's Wasser, und darin ist es schwer, ein Krokodil ;n seben; der Strom wälzt viel Schlamm »tit sich und die Thiere tauchen soglcich in die Tiefe. Später wnrde ihre Menge geraden fabelhaft, uud es ist durchaus keine Übertreibung, wenn ich sage, man sehe auf ciucr solcheu Tagesfahrt au den Ufern des Guayas bei Weitem mehr Krokodile, ata anf einem ebenso lang währenden Suazicrgang in Dentschland Eidechsen an den sonnigen Plätzen der Wälder. Nachmittags zählte ich einmal mehr alc, :5l) Stück alls einer Uferbank. Blitz anf Blitz fnhren die Kngeln da zwischen, und im Nn war die ganze Heeroe oerschwnndeu. Unser Kapitän traf sehr gnt, aber solche Unholde t'öuuen schon etwas ertrageu; ein Wunder wär's, wenn man aus so großen ^ntfernuugen das Herz ober sonst eine tödtlichc Stelle träfe, ^ndeß blieb hier eines dcr 132 Krokodile liegen, noch rin zarter ^singling oon uier dieter ^ang^. Man nahm ihn mil alls dao ^chisf. Dec, >'ldl'i!do »lusztc cv zur lülgc»n'iiicn d'rhcik'rnini al^lchalk'n, lcqtr »>a» dac, xrowdil in drohcndcr Strb lllilg an dic Plank', ivrlchc an'o Nfcr führte, »md cs ivar spastliaft ;n sthcn, mil nn'lchl'in ^chr^ck dic Ein^ n'^lmcr vor d^'in unliebsamen Thürhüter zurückprallten, wenn sie ihn plötzlich im Mondscheine qcwahrten. weiter hinauf wiederholten sich diese Trnpps von Krokodilen iinincr hänfilzev. ^ch zahlte eiin'n zn'eiteil Hailfen, welcher anf den Sanddäilteil eines kleinen RebenflnsseÄ in der ^onne ausgestreckt lag; icb nmrde nder mit Wählen nicht fertiq, denn die !hien' slnryen Aakaowald. 133 anf die nncderholten Schüsse citiss in'» Nasser; wohl waren r') -w 5)0 Stück. Nlan sa,it, die Krokodils de^ (^nnyas, so zahlreich nnd so sivoß sic sind, s^im dl'il Menschen nicht gefähr- lich. Welch einen ,vischr^chl!)N»i mns; also dirstr Stroin besitzen, um eine solche ^)('enqe von Krokodilen din reichend ^n ernähren! Die Einwohner c^eben nichl uiel 134 Achl ans die riesigen Ainpbibien. Ich habe .ttimben von 5)—6 Jahren qan; allein am einsamen Ufer ssesehen , um daselbst iil ein niinzia.es Canoe zn steigen <Äm obern ^yuayas zur Ebßezeit. und den Fluß zu befahren. Es ist das cm offenbarer Beweis für die Harmlosigkeit der Thiere; sie scheinen Niemand freiwillig anzugreifen. Begegnet man ihnen zufällig am Ufer, so machen sie niemals Miene znm Angriff, sondern stürzen sich mwerwcilt in's Wasser, das ihre eigentliche Heimath, ihr Iagdgrnnd nnd Tilnuuelplatz ist. Das Festland dient ihnen nnr als Nuheort, wenn sie sich in die Sonne legen oder nntcr dem Schatten der Mauglebämne mit aufgesperrtem Nachen schlafen. Man versichert aber, die Bestien tonnten auch gefährlich werden, wenn sie einmal zn Eebados, d. i. zn Fressern von Kälbern, Schafen nnd andern warmblütigen Thieren geworden sind' dann gehen sie anch wohl anf die Weiden, um ein Stück zu überraschen. Haben sie es einmal so weit gebracht, so läi^t ihr Ehrgeiz ihnen keine Nuhe mehr, bis sie auch den Titel „Men schenfresser" verdie nen, vorzüglich anf Menschen Jagd machen und sie nn verseheno ans dem Canoe reißen. '))n'l,r als ein Unglück er eignet sich jährlich in Ecuador. Die Eingeborenen be-sihen indessen eine wunderbare Fertigkeit, diese gesälnlicl, gewordenen Iu-diuidnen ans dielen dnndert andern mit Sicherheit zu erkennen, nnd eine nichl geringere Kühnheit, sie offen zu belämpfen. Der Krokodiljäger stürmt sich nämlich, sobald er den Ecbado in der Nähe erblickt, kopfüber in den ^luß dem grimmigen Ihiere entgegen, tancht nnter und schneidet ihm den Banch anf. Bon einein eigentliche»» Kampfe ist bei der Operation gar nicht die Nede; denn der Kaiman, an Angriffe nicht gewöhnt, schaut dem Mancwer verblüfft zu, nnd beuor er sich znr Wehre setzt, liegt er schon mit dem Tode ringend anf dem Nucken. Wie die Frösche, so snchen auch die Kannane ihre besonderen Belustigungen am Abend. Zu ganzen Schaaren sammeln sich alsdann diese uugeschlachten Thiere, und mit dem Kopf aus dem Wasser auftauchend, patschen sie mit ihren Borderbeinen geräuschvoll in den Flüssen, deichen und Sümpfen umher, indem sie ihre tanzartigen Bewegungen mit einem lauten, schnarchenden Ton begleiten. Wenn der Neuling im einsamen, winzigen Nachen sich auf einem der großen Ströme oder gar in einem der kleineren Wasserkanäle verspätet hat nnd das wenige Sternenlicht nur ausreicht, die Unheimlichst dec, Dunkele zn vermehren, die schwarzen, grauenhaft schnarchenden (Gestalten bis in's Abenlenerliche ;n vergröbern, so ist der Anblick wohl geeignet, ihn, selbst wenn er ein beherzter Mann ist, mit einer leichten Gänsehaut zu überziehen, obwohl die Bootsleute ihn versichern, daß nicht die mindeste Gefahr zn befürchten sei. Jedenfalls wäre es wüuschenswerth, diese Unthiere vollständig auszurotten. Tie fische, welche man durch Vertilgung ihrer Todfeinde gewinnt, wären anf dem Markte von O.nilo sehr gut angebracht; man branchte dann nichl Stockfische von Neufundland für die Fastenzeit kommen zn lafsen. Eege» Abend wurden die Ufer des Stromes etwas höher nnd steiler und sie venngten sich immer mehr. In Babahmio oder Bodegas ldas le!,ttere so viel als Stapelplatz, wo sich die Waaren anhäufen) hatte der ,^luß nnr noch eiue Breite von vielleicht 200 Schritt. Eine Brücke führte hinüber. Hier war die Endstation unseres kleine» Dampfers. Der Gnbernador machte uns eiucn Besuch auf dem Schiff; es war ein feiner und sehr freundlicher Herr, der sich aufrlchtig um uns Mühe gab, wie ihm von der Negierung anbefohlen war; auch mit dcu übrigen (^nbernadores, zu ^na-randa und Vatacnnga, waren »vn sehr zufrieden. Veider erstreckt sich ihre Herrschaft, mil fast orientalischer Gewalt, nur auf Pferde, Maulthiere, Ochsen ?cr ."'«ailmnl. 135 und alle Arteil von 'd'eit^elig, sowie einige Vebenomittel. ilber Hotels und Mairahen gebieleii sic liicht, nnd so n>ar lliiser >>otel in Babah<'»yo div) Dainpsschist, und unsere Matratzeil ivare» die SchiffÄdiele». Wenn mail schon ein Alter uon beinahe 40 fahren erreicht hat, findet man cm solche Vager nicht eben beqnem; in^ dessen ^><>,^ lio^iliiK» vivito i»<>,>>, nnd so schläft ec, sich denn ailch in Babahm)» anf deii SchiffÄdirlcn. Babah>'>yo ist ein grosM Dorf oder gar ein Städtchen; Alley, was nach D.nito steht oder daher kommt, oder wa>) überhanpt mit dem Innern dec, Vande') zn thnn hat, nillß in Babahmw „lindeste,,y eine flacht zubringen, und doch gibt es kein Wirthshaus, in dein man bleiben, keine Aea-tratze, kein Bündel ^troli, anf dem mail sich bellen kann. Alles ^leflec liren nber die vev schiedenen Sitten nnd ^ebränche nn ter den Völkern, allr') innerliche nild änsterliche ^iäsou-niren half l,ier aber nichts, '^ie^chwe stern niaren klüger gewesen nnd hatten sich mit den nöllii geil ^ieischednrfnis' seil uersehen. So junge Venle aber wie ich ulld inrinc michsten^eisebeglei icr liabeil leider tllr^e i^danten. llnser :iiegiernn^' comxussär, der ?oewr l^'., n>ar offenbar »>el,r in (lenador bernmgerei^l. (^iil eigenem Manltlner mils^te die gan^e ^ieise lan>i sein Hole! besländig il»n »ach schleppen. Die erste Sorge am Morgen beim -'«us brnch nnd die erste bei der AnNinft am Abend war dieses Hotel, dav alle möglichen Reisebednrfmsse enl hielt. (^Ä bestand nälnlich aw:> einem riesenhaft groben, lrderlu'», wasserdichten Sack, der eine ebenso riesige Matralze in sich schloß fast reichte sie fnr drei Mann an5. ^ir inaäiten einmal die Probe, sie langte aber nur fnr ^wei nnd emen halben, ferner barg dieser einige Sact alle Arien von ?etten, (^ nnd ,^och geschirr, verschiedene feinere Vebeusmittcl, Cigarren, Tabak nnd Pfeife, mancherlei Dubletten von,'^eit^eng, eine ^veile und drille Kleidung, schliesslich diverse t^attllngen uoil Spirituosen und spanischen Weinen, (i'in solcher ^,aet ist also gar nicht ;n vnachlen. Vei der besaß ich nun aber kein solch wanderndeo Hotel, ^ch hatte nur Mei Koffer voll mathenlatischer nnd physikalischer Bücher; da man icdoch anf einer ,1ichV uou Guayaqllil nach Quito zum eingehenden Studium der Mathematik nicht aufgelegt ist, fo hatte ich fie ein für allemal dein Manltbiertreiber anvertraut, um teine weitere Plage damit ^n haben. Sonst besaß ich nnr einen kleinen Handlosfer nnd eine ^eiselasche mit einer zweiten Klei^ dung,rtwasWäschr, zuiei M^etallbaro-lnetern, Coinpast llild derglricheil un nünein .^eng, das die ')iachtrl!he nicht sanfler lliacht. ferner war ich aber von l^nayaqnil nuI noch reichlich init 'Iteitzrug versehen: eineiu Sattel, gnlem 'liieluenzelig, drei Ponchos» Ponlscho! nnd einer Satteldecke. Der Sattel dieute al>) .^topf-tissen, die Ponchos al''> llnterlage; die seo Arrangement ist immer schnell getroffen, auch hat man des Morgen5 leine Vast, lim die ,^'dern mi5 de» Haareu ;» schul lelil. freilich ivar e>> nicht gan^ so lveich, wie ge ivolmlicli die Vager ;n sein pflegen, indessen ivnrde e5 i» de» bald folgenden indische» ')iachlqnarlieren elivao besser. Die ^ndier nämlich lilid auch die Mestizen ballen ihre bester hoch in die Vuft nne die Böge!' die Balten und Bretter sparen sie so viel al5 möglich »»d lege» statt der letzter» gespaltenes >>tohr al5 ,v»ß boden hin. ^ieseo ist nnn sehr schlvach, biegsai» li»d elastisch n»d behandelt de» »lenschliche» Körper, der sich daranf niederläßt, mit eliva^ zarlerer ^inclsicht, ai^ ein starrem Brett es lhliil würde. Meine ^tachlrnhe halle an^ g»len <^rn»den ein Doclor <5. und sein wanderndes Hotel. l!ll! schnelleres (5nde, als es früher ans der ^ieise der ,^all gewesen war. Alich in die nbrige ^'eisegesellschaft kam bald Veben hinein, ^lit dem ^)l0rgengranen, das hier alle !age u»! '/2<» Ilhr beginnt, erschienen ^ivei große O'nnoes, die lins nnd uilser Gepäck weiterbeförder» sollte». Die ^'anoeo si»d alisgehöhltc ^allnistälnme von sehr verschiedener (^rösie; sir sind aber praktisch abbaut, n'cit tiefer als breit und schwanken durchaus nicht, wie man ern'artru könnte. I'ie uusrisseu ver^ lnochteil niit ^eqnemlichN'it jedes l4 Personen ^li tragen lind da^n noch eine Meni^e ^a^a^e. ^n das eine stiegen die ;e!,n ^chivestern, drei Soldaten lind ^wei Tchiffsleute uo,l beinahe schmaler ,varbe, die nnl langen Schubstangen beivasfnel luaren. ^n dem an dern saßen nnr Übrigen sammt dem Vimtenant lind einigen Soldaten in voller Uniforin lind bewehr beim ,vus'. Der l>mzng von ^Missionären pflegt sonst friedlicher anzusehen, allein der Präsident l^areia '.Vioreno hatte den ^chiuestern eine ^hrenivache geben wollen. Anch ist diese bewaffnete Mach! bisweilen recht sebr von ')iölsien, nicht der Ränber ivegen, n'enigsteno in der Obe»e ,,^>,, ^ ^„^ ,,^^ »vegen der un'lden Thiere, sondern nm bei verschiedenen ^n fälligfeiten hilfreiche Hand ^n leiften nnd deil ^e se!>len des ^egiernngseoümn'ssäro inehr Flachdruck ^n verleihen. I'ie ,vahrt diesem Tage?>, Freitag den ^!i. ^n»i, n.»ar einzig in ihrer Art. Der ^wn schien oberhalb ^abahnyo sich wieder elwan ^l! erioeitern, die Ilfrr waren tueistens sehr abschüssig, lind längc, ihnen, bald all der rillen, bald an der andern ^eite, schob man unsere Canoes gegen die ziemlich schnell gebende ^trö mung. Höchst selten geigte sich eine menschliche ^ohnnng, nichts als ^>ald, ein unmnchlicher Wald mit riesigen ^änmen nnd erstaunlichen Mengen von schling pflanzen. Vielleicht ^wri ^tnnden fnhren wir fo noch ailf de»t l^uayas, liieranf bogen wir linfa ab in einen ^,trom uon fast gleicher <^rös;e, in den Rio brande, der aber eigentlich nnr der (^naua^ felbft nlit ver ändertem Namen ist, darauf wieder rechts dnrch ein hohes I hor uou übel hängendeil '^ällmen und Dianen iil einen eilgrli traben, die Mona, die sieh bisweilen in ,vorm ciucs kleiucu Sees ausbreitete, llild endlich in den ^lio Sabaneta. ^nl (^nayao lüld 'liio l^rande ist dao Wasser noch ties, durchschnittlich 4^ 5 ^^>ter. Die ^rgetatioil ^n beiden Seiten übertrifft nach meinem C'rmcsscu den Wald von Panama. Der ^tio brande ^igt cinen ^»chifssalnl im ^anoc. Quito. 2. Aufl. 137 18 gau^ besonders roiualltischen ^ barakler; riesige ^amne strecken ihre Arn>e >veit über da>ö tief tinten, fchilell, aber lautloo lnnflröniende, fclnvar^e (^eiväffer MW, bin lind ivieder lag ein .^rotodil aus einem einsanlen grasigen odcr sandigeil Platze ec, floh, wriui wir auf dc^scldcil ^cito nnla»n'!l, l's nal»n N'ino Noti; von uns, nn'ilit cs sich dvüln'ii brfa»d. Ufcvschilf uon l<> bitter Höh».', da^wischcn cinc Avl Baiübu^rohr uon 2l>—25) ^lttl'v, blldrtm dic nnt^stc ^tnsfac^", cmc unendliche "))('ass^ v>,ni l^rstvänch sricktl' die .^n.>ri<^' bio alls unscv^',^>N!ptl'r lnnab', ^cfallenl,'^ailinsiäinnn,' Iicnlintcll uil'lsach nils^v Vomntoinmcn; ihr »lorsch^, >>ol^, dicht mit vcrschicdmcu Moosark'u bedeckt, dot cine üppige ^tahvung fnv ^ciiionrn von ^chinarol^ev psllin^'n, deven ssroßc leuchtende Blumen überall herum Innren, ^llbren nur so llntev diesem lebendigen ?ache liin, so tönie e<, ieden','lli^cnblick' <'ui!«!-! l'll!«'!,!'!^! l Achtung! Achtnnq! ^chlanqeil!» ^ie ^chlaxqeil erschrecken niimlich bei dem plöblichen Gc^ riinsch llild slül^ll lierab. Indessen ist uuo nichto Übles beMuet, obwol>l e>> nicl,l iüüner möqlich war, dem hängenden (Gebüsch ail^^nioeicheu. ')In lindevcn stellen ^ogen sich nnnnlerbrochene ^iinde eine^ dov lügen Dickicht, läng>> de,i Usern lnn und verwehrten dem profanen ^lick den »inirill iu da>'> mysteriöse Heiligllium deo dllnteln lrovischeil ^alde^. Hier in Ecuador zn beiden feilen der Ande>>leue, in den reichen ^nellgebieteu de^ ^^iinia''' nnd (^me raldao nnd jenseits in dein unermeßlich grosse» ler^ rain, dessen ^ewiisser der ^!nla^o»a'3 ausnimmt, lind läng'', diese>n l>inab ^> beiden leiten in linge benern Onisernnngen bi^ an die enllegenen <^eslade de>> Allanlische» ^^ell,neere^', erbebt sich ein riesengroßer '>.>ald, der seinesgleichen ans (^vden ,ucl>t lial, ein '^ald von ^eeail ^u ^eean, vo>l Panama bi^ tief lnnein in die sndlichen Iheile von Brasilien, ein einiger ^ald, Missil»„ü<1alilM (?.tcl'l'!l) im ^lrwnl'dc. 12s an Flächeninhalt wohl ^wan^igmal unserm gros^eu T'eutsehland überlegen, ^ie .Riesengroße seiner Bäiuile, die Wildheil seiner reichen Begetation, die Erhabenheit der ^iatnrseeilen, welche er bietet, nberflngelu bei Wei lein die Bilder, n>elche eine ellropäische Phantasie sich ersinni, jener '^ald zioischcn (^olon llnd Panama bildet mir d^'n ^lufaiu'; dks^r crhabl'iu'n .'ialuv, die rrst wcilrv i»i ^ndcn in iyrrr «vn'^ü ^oll^lidnüg dcvlnntvitl. .^icht jcdcr Wald, sagt Humboldt, an den dcr Mensch smir ovdnrndc oder ^vstovcndr Hand noch nil' inal'ö l^clW l>at, lvird nach dem l^mi^n ^pvach ssrbvanch eill Urioald qcnamit, sonst nnnc dil' ^rscln'i nnnst viell'n ^x'^l'ndril dcv ^inäm^lcn nnd lallen ^oin' gemein, ^ev Olmmtier deo llriunldeo lirqt ill bahnen, und dieses Kennzeichen loinnll uorzng^ioeise jenen grosten sndlnnerifanischen Wäldern ^n, n»elehe auf nicht sumpfigem Boden die ^miefache Wohlthat fast täglicher biegen und groster Wärnie genieren. '.'Iber nicht die ncsigen I'iiuensionen der Bäume allein, noch auch die strickformigen, ranlvndeu ^chliilgpflan^en odcr Dianen sind eö, welche die Undnrehdringlichleil de6 Waldeo verllrsacheu; eo gibt tropische ltriuälder genng, ii^ denen die :1iiesenbänme uerhällnisimässig sellen sind. Dan Haupthiuderniß bilde» die alle .^wischenränme erfi'lllcuden strauchartige,! l^eiväclise, in einer ^oue, wo Alles, n>ao den Boden bedettt, holzartig nnrd, Xaltu^, ^arrent-rällter, l^räfer sogar nelnilen in den Tropen einen holzartigen l>haratter an, nnd mit il,,ien lhuu cs nn^ählige andere (^eioächse. ')tach alle,! leiten uon strömen durchschnitten, deren .^nflüsse ersten und zweiten ^ianges unsere Doilan nl,d nnseren ^iheii, uicht sellen an Wasserreichllnm! nbertresfcn, nnd dnrch rieselt ucm ^ahlloseil Bächlein, »velche sich nach allen leiten bin in'o Unendliche ver^u.>eigen, verdankt der fruchtbare Boden seine wunderbare Üppigkeit der Arwal'd am ÄmaMas. 130 18« ^lcichMW'!, d'innnrknnq hoher ^einperanir nnd ^roster ^mchtilUl'lt. ^n "»ein solchen ^alde bilden die ^trömo fast die ein^i^en ^erbindnnqoiveqe ^vischen den spävlich lin^iln'sfc,!dl'!i ^oduun^rn dc^ '))l('nschen. bl'sllchcii u'ill ^ liilllgl ciii ln^ ^!>,'ci ^a^c i>» C'anor folqciid, lind doch lil'l^'il d>^ l'l'id^il ^,iatioi!l'!l tall!!! ^vci bi^ dvci ^lüüdcn au(»mm!idcr. (>>!ic iiüdüvch drill!(^' ^aild bcl^c»>l nichl srll^» dic bcidm llfcv, luid bi^ivcilril gcirahrl ma>t ill ihr niailüodol«', ihovartigc ^fsnnmM, dir u»ni ^lilsst iil'ü,^»ncn' dl'o Waldes fülM'il' aiu^'nsch<,'i>ilich sind sn' uoii dcn gvoßcn ^lü'cn'ü d^', ^ittich!^, dem ^azyiar, d^iii !apir, dcin ^inl'clschü.>el!i mid andern »^brochen. sinnier ivandeln diejr Abirre die ilüinlichen Pfade, nnd ein solche») 5lwv ist viel älter al5 die Ps!an;e», N'elche ea bilden^ diese erneuern sich, dii5 Ihor bleibt. )lichl>) spricht dmt- Hrchidcenfirausz. 1t<» licher für die llndnrchdringlichkeit dieser Wälder, alo derartige ^rscheiinl,^gen. Wild ein größerem Thier, da^ ebeil znr Tränke geu'esen oder sich gebadet hat, von einem ^'anoe überrascht, so versucht e« »urinal?, jene dicht verivachscue, dornig Wand zu durchbrechen, vielmehr trabt ^ langsam zwischen Wand nild ,vlus; über deul alisgeschivennnten Bode» am ^trom entlailg uud uersch>viildet ill der nächsten Offnllilg. Die zweite ^igenthnnilichkeit ist allen tropischen Waldungen gemci!,!. In der genläßigte» .^o»e, wie in (^llropa lind ')iordasien, kann man die Wälder nach Baumgattunge» beneuuen- ^ gibt lichen , Buchen, Tannen, Wirten, Vindeilivälder, selbst dort, wo leine menschliche Hand sie gepflanzt hat, wie iin Innern Asiens; die Bäume drängen sich in bestinimten ^amili^» ^ufauliuen nnd scheinen die Mitglieder anderer nicht nn tcv sich dulden zn wollen. ^i»e solche Einförmigkeit in der ^usaminengesellnng ist den ^ropenioaldnngen uölliq fremd. ^ie nberans gros'e M anniqfaltigkeit dcr blüthcnrcichcn Waldfsora verbietet die ,vrage, ivovanc, dir Tropenwälder bestellen, ('''ine Nn>ahl von Mini lien drängt sich hier ^nsammen, selbst in kleinen '!iän men gesellt sich selten bleiches ^i ^leichein. ^iit jedem !agc, mit jedem Wechsel den Anfentlialteo bietet sich dein steifenden nene (^estaltnng dar. U>ld in dem eigentlichen immergrünen, nndnrchdringlichen llriuald ist dieß bunte ,^eben uoch reicher nnd mannigfaltiger geartet. Zwischen den mächtigen Stämmen der zahlloseil ^attnngen lanblragender Canine stehen dic schlanken Palmen mit ilnen freundlichen Dächer- lind Fiederblättern, sowie die schattenliebenden ^anmfal'rn. ^iile gan;c ^elt niedriger, banmälmlicher Pflanzen bekleidet den Boden oder nmranlt den lintern Theil der 'Z.tämine, nild ihre riesigen und doch gefälligen Blattformen contrastiren scharf mit den graablätterigen Bmllbnscu, sowie mit dem übrigen, sehr bunt gemischt teil Unterholz. Die höher rankenden Schlinggewächse gehören eben fo vielen verschiedenen blassen an, nnd die krantartigen, kriechenden und kletternden ^arrn überziehen nicht nnv deil Boden lind die umgestürzten modernden Stämme, sondern sind anch eiil ^chmlict der lebenden Bäume, die sic bio zu den höchsten Asten hinauf in deu zierlichsten nnd mannigfaltigsten ^orlncu spielend bekleiden. ?iesi an höhere Pflauzengattungen sich anlehnende Veben theilen mit ih»eu uiele andere Xlassen, namentlich die Orchideen, welche eine besondere Gierde des fcnchteil Urumldeo sind nnd den Blict oon allem Andern ab inimer ivieder auf ihre herrlichen Blüthe,! hinlenken, die, in den bnntesten Farben prangeild, mit erstaunlicher Abluech^'lllng die sonderbarsten ^ormm nnd ilichl selten Tliiergeslallen uachahinen. ^ehon die Auf^ählnng der imchtigftel, Pflanzenfamilieil dec, Urwaldes ist ermüdend; aber ein Botaniker, der alle Arten sammeln oder beschreibe» wollte, käme an kein ^iel nnd würde »N5 wenig damit dienen, denn n>>9 liegt mehr am allgemeinen (Charakter de5 Urwaldes nnd ^n diesem gehört ebenso sehr die merkwürdige Bert hei lung der Man^enmasse, >vie ihre Mannigfaltigkeit, ^ie Bertlieilnng aber lroNl jeder ^childernng, und hier könnte der Pinsel cmeü geschilNcn Malew bessere Dienste leisten, alo die ,veder eine^ ^iaturforschero». Da flehen wir am ,v»ne der binden oder an deren untersten ("ehängen. 'liiesenbänme uon -l 4 Meter Durchmesser und 40-50, ja selbst 70 Meter >>öhe llmgeben llno wie kolossale, aber lebendige Taillen eine>>, (^en'olbec,. Nach keiner ^eite hin öffnet sich die An^ sicht! ringo umher llilentlm'rrbareo (Geflechte von schling gew'ichsen uild Vuftwur^eln, gan; von Parafiten bedeckt' über mw sehen wir in ein ^itterwrrk von ähnlichen (^ebildeil und Ästen nnd Zweigen; aber fo hoch der Blick auch in das dunkle Vanbwerk der Baumkrone hinaufdringen mag, ilirgendV findet er eine Vücke, die ilnn dao blane ,virmame!lt zeigte, ^icht der geringste Windhauch bewegt die heisre feuchle Atmosphäre, kei,i Blatt beivegl sich, nnd das gedämpfte Vicht scheint die feierliche stille zl> vermehren. Jeder Europäer, der zlim ersten Male in den sndmnerikanischen Urwald enge aneinander geschlossener M'senbänme eindringt, wird sich eine ^eit lang nicht über dumpfeü Stallneu und unheimliche Bewnndernug erheben können, so ab solill überivälligend ist der erste ('indruck, den er empfängt, veranlaßt uicht nnr durch die Großartigkeit, deu ^teichthun,, den Wechsel, die Üppigkeit der Brge, tation, sonderil anch dnrch die wunderbare Berlheilnng dieser zahllosen, dicht gedrängten Pslan^cnsormen, nnd da>^ uiele gli»rnde, stark gedäinpfte Vicl,l, u'elcl,e>-' bib in die uutcrsten ^legiouen eindringt. ! Tro<5 der ungeheueren Vaubmasse, nn1cl>e feinem dirrctcn Sonnenstrahl den Boden zn erreichen gestattet, herrscht im Urwaldc doch lliemalo dao llilheiinliche I'nnkel der nordifchen Wälder, vielmehr erscheint die gan^e verworrene Well uon Blättern und klammen mit jenem, wenn anch gemilderten ^>lan>e nbcrgossen, ivelcher der tropischen Ralnr so eigentliüinlich, aber schwer :u beschreiben ist. ?ie Beleuchtung dnrch die uielen, aber mannigfaltig ;urüctgeworfencn Vichlstrahlen ist noch immer stark geuug, llm auch im schallen der dichtest brlalibten Bänuie eine reiche Begetatio» aufkominen >n lasse» lind ilncn grüilen Blallorganen ,l> Mrwald am wcNlichcn Z>uhc der Ände«. das Athmen, dm ^tofflvechsel, lnöglich ;n inachen. Nud nicht nur der senkrechten '))liltagobele»chlung ist dieß wunderbare Vicht Anzuschreiben, eo bleibt fast un-geändcrt dnrch den Vauf deo gangen Tages, ^in nordischen ^aubwalde nurd der schallen durch da^, die dünnen Blätter durchscheinende Vicht gemildert' in den Iropeu dagegell, >vo die meisten Bäume immer grüne, dicke nnd gan^ nndnvchscheinende, aber glaubende Blätter tragei,, nnrd das T'llukel der nilteven Wald regionen durch reflectirtes oder ^nrückgeivorfeueo Vicht erhellt. Wahllose Vieh! ivell eil fallen voll oben zwischen deu hanfenförmig geordneten Vanbinasseil in jeder Richtung l'iu, nierden von Tlamm ^n Etamm, von Blatt ^n Blatl ^nrückgelvorfen, uiid erreichen ^n lel.U ini 3c>u matten Glanzes die ant tiefsten gelegenen ,'»iäulne, überall auf ibrenl ^eqe ^ebenotdatiliteit i>l die Alhmuuq^orqane der Pflaumen hineiu^aubernd. lind snr diese freie Beweglichkeit des Vichtes hat die tropische .^atiir ans;er der spiegelnden fläche dey Vanb wert» eine andere Bildnng^ nnd Berllieilnngoiveise deoselbeu angeordnet, die oon der nordischen gründ verschieden ist. ^n den .^limaten, wo stalte oder Irockenlieit dir Hol^qeivächse ^llr ^inhe de>) Winter schlafec, nöthigt, n>ie in den Wäldern der gemäßigten nnd in den ^auannelnväldern der Iieis^n .^one, da entn.>icteln die Bäume in der lnr^en saftreichen .^eil deci ^prossen^ eine gröbere ^!„^al)l gleich kräftiger ^iveige, welche ein ;nsmnmenl>ä>,geudeo ^lnibdad, ^,n lnlden lrachte». !?abei gel,eu im Wmter der genläs^ig ten ^one vor;ng5weise die ^pinen der am weitesten vorgedrungenen Aste >n l^rnude >md mnsseu sich iu neneu ^weigbildüngm ^eriiiilgen, n'ac» die vielfache Bertlieilnng vou Elften gleichinäßiger <^rös;e wesentlich befördert, ^ao enlstel,e»de Vaubdacli beschattet daher den Boden, ohne lichte stellen anzuweisen, ^m Tropen ivalde felichten ^lima^, felilt da'> n»rnl,ige treiben einer kurven saflsprossendeu ^al,re''^eit, nnd mehr alc, alle andern ivachsen, durch leinen ^rost oerlnmmert, die ^nersl gebildeten 'Aste, dem Vichte eutgegenstrebend i>l lluveränderter ^iichtliug fort. ^o entsteheu iu deu gipfelnden ^anbkronen nach oben sich eriveiterude .^wischenräume. ^ao strahlige Wachothnn» der Palmen, deren Blätter uou einem Pnukte anc,, nue die .Valbmesser einer Xltgel, nach allen'»iichtnngeu auswärts steige» und nur in der ')lrt der Biegnng den (^efeneil der ^chlvere nud (^lastieilät unterliegen, tann alo da^ vollkoinlnenste Muster tropischer Begetatiou^art betrach lel werden, selbst i>> deil riesige» ^orbeerbämnm, die jenem 3ypno am wenigsten ähnlich scheinen. Überall macht e^ das obere ^anbwert' durchbrochener, gestattet dem Vichl üielir B.'ege ;nm Eindringe», n,id verleibt allen formell deo Ilrn.'alde'ö feue^ leichte uud gefällige Alisehen, n.>elche>) bei so riesigen ^imensioneu überrascht, sticht erdrückend lastet die ^anbfnlle über den, Hanpte des Beschanew, soi^deril frei uud fröhlich ;ie!>t sie hin anf in die lnftigeu Regionen uud fcheint dort genücht lc>5 ^ll schiuebeu, ^u schwinunen. Und wir die 'Aste der grosten Bäume, so die .Zweige aller übrigen Gewächse deo Waldes bih ^um kleinsten berate Vianen, ^arrn krältter uud die hunderterlei Parasiten ^eigeu jenes strahlige ^rnndsystem deo B^achothlülls. ^llle^, strebt dabei gleichsam vom Boden ln'nweg^utommen, der Vichtguelle ^>l, die blicken an^füllend, dnrch welche das Himmelsgewölbe iu die tiefern Räume berabblicken möchte. >3o geschieht es, daß niau hoch über sich einen blumenreichen karten von ^chlinggen'ächsen, ^taudeil liild Kräutern erblickt, die inan nicht erreichen kann. Vchtere sineu frei anf den Bamnäften, oder ans den ^abllosen da^ivischen an^gcdebnlen lebendigen 3anen, und von den Vianeu l,ält man gewölmlich nnr den blattlosen, seilartigen, aber bio 7N vieler lallgen ^talnm iu den Händen, der die Nabrung von« Boden deu bangenden (Gebüschen zuträgt, ^ft iveiß mau lucht ;u sagen, ob die gros;m, schöilfarbigeu Blnmeu ill deu hohe» fronen der Bäume diefeu selbst oder eiuer Schlingpflanze angehöre», nm so mehr, da e''> im 5ropenwalde eine nicht sellelie, aber sür deu Europäer überraschende (^rscheinnng ist, daß Bänme, größer al'i' seine beimischen Oichen uild Blicheil, im ^chmnck der schönsteit Blülheu prangen wie ein Rosengebüsch. Wenn irgendwo in der Ralnr der Ranm gnt an^geuü<5t lvird, so ist w im tropischen Urivald^ denn >r>o immer ein Planchen Halt sür einen ^ebewokeim bietet, nnrd es sofort vou einem niedlichen ,varrntraut, von einer '^ronielienrosette, voll einer Orchidee oder wenigsteli^ von einem Moo^büschel beselzt. ^^a^ auf dem Boden nebeil einander nnmögüch bestel>el> lönnle, siildet über eiliaiwer Vnft nud Vicht geiuig. ^^ürde aber deu tropischen Baumarteu die endlos verzweigte Vallbverlheilnng der el>ropäische>l ^aldbännle eigen sein, so wäre bei aller ,vr!!ch!bart'eit 5n's Bodens dieß üppige M'en nnnlöglichi ein tieses dunkel, beinahe eine Finsterniß lvürde ill den nnteru ^legionen berr^ scheil, daselbst die >teime ersticken uud die Vegetation nicht anfkomnien lafseu, ivie iu den nordischeil, dicht gedräugleu ')tadel>väldern; »llr die Oberfläche des B^alde^', uur die Baumgipfel würdeu grünen. To hängt vo» einem ivenig beachieleu 1I,nstaude, vou der Vaubverlheiluug, die ga»^' Prachl deo inunergrülie» ^ ropenivalde'> ab. i-lij Deutscher Mall». 144 tropischer ArwaN». Quito. 2. Aufl. 145» l» Wo die vereinigten Kräfte der Wärme, Tüchtigkeit und Fruchtbarkeit des Bodens nicht ausreichen, uin einen unmüerbrochenen Wald von ^iiesenbännlen zll schaffen, fondern wo diefe fich mir vereinzelt über die niedern oder mittleren Vegetationsformen erheben, da erweckt der immergrüne Tropennxild in dein ankommenden En-ropäer den Eindruck der Verwilderung und Verödung, und fein ^ieiz geht zum Theil verloren. Seine Undurchdringlichkeit /bleibt wegen der wuchernden kleineil Holzgewächse ganz die näntliche, nnd es scheint, als ob deren kräftigere Entwickluugsfähigkeit den hohen Baunl-wuchs nicht aufkonnnen laffe. Sind die vereinzelt stehenden gröberen Bäume mit Schlingpflanzen nicht hinrei-chend bedeckt, fo kann man das „in der Vllft schwiin mende" Nussehen der Hauptästc für eine Verkümmerung halten, obgleich es das gerade Gegentheil davon ist -. jene 'Aste ermangeln einer weilen Ver^weignng, das ^anb häuft sich dicht, gleichsam tranthafl verivachfen, um die selben herum, die volle geschlossene Blätterkrone fehlt, die weiten bücken falleil uns fchmerzlich allf nnd wie ntit ausgefpreizten fingern lveist der riefige Banm gel, Hinnnel. Damit n'ären wir noch versöhnt, wofern in diefer sonderbaren Vaubkrone die schöne Symmetrie der Palme herrschte und eine gleiche elastische Biegsamkeit der Äste das überall waltende Gesetz der Schwere zum harmonischen Ansdrnck brächte. Wenn aber ring') uin die vereinsamten Bänme die Schlingpflanzen ein üppiges Gedeiheil finden, so decke» sich diese ganz über jene; nene Schlingpflanzen ranken über die alten, ab sterbenden empor, nnd es entsteht nnn in der That ein für das Vicht vollkommen undurchdringliches Dach, der herrliche Bauin verkümmert, fiecht dahin und, zur Veiche geworden, fällt er ,zu Boden, mitsannnt der ganzen grünen Welt, deren Träger er gewesen. Aber im großen, geschlossenen Urwald, an dein Ecuador so reich ist, namentlich in der fogenanmen Hvläa oder Waldregion, an den Zuflüssen des Ama zonas, dort, wo ohne Vücke Baum an Baum sich reiht, spricht die Statur durch die nnmderbnre ^> e r th eilu n g ihrer grünen nnd blüthenreichen Organe den sinnenden Menschen an, wie in den edelsten Werten mittelalter licher Baukunst, worin unsere dentschen Borfahren zur Zeit des noch uugetheilten Glaubens so Erstaunliches geleistet habeil. Wenn die Vanbwälder der gemäßigten Zone durch ihre schnell in die Weite sich anobreitenden Aste nnd Zweige mehr die halbrunde Wölbnng der romanischen Kirchen znm Anodrnck bringen, deren Muster sie iu der 5 bat gewesen sind, so kann der tropische Urwald mil seinen Riesenbnumen als das Vorbild der gothischen Architektur gellen. Gleich den Säulen der gothischen Hallentirchrn streben die ge. waltigen, aber schlanken Stämme kerzengerade empor, ohne störendes, in die Breite ziehendes Astwerk, welches den Rnndbogeu erzeugen würde, uud erst in der halben Höhe der Bäume entfalten sich nach allen Seiten, ails mit Blumen, Früchten und Blättern gezierten Kapitalen, die aufsteigenden, kräftigen >>anptäste, welche von Stamm zu Stamm im hohen Bogen hinnberschwingen, gleich den Tragrippen der Spitzgcwö'lbe. Die trägen, wenig gewölbte» Anordnnngen. scheinbar nnerläsllichc. Orundbedingnng der schwerfälligen, zum Ban bemch-teu Materie, fiudrn fich vollständig uerläugnrt, nnd statt ihrer kommen die leichten, lebendig emporstreben den zur unbegrenzten Geltung, wodurch den Gesetzen der Natur gleichsam zum Trotz der träge, irdische Stoff schrankenlos vergeistigt wird. Das nmchtoolle Vanbdach, gebildet ans einer ganzeil Welt rankender Gewächse, schwebt in luftiger Höhe mit Leichtigkeit, hinallfgeschnellt dnrch die Reihen lebenskräftiger Sänlen, und die Einheit des 'Itiefenbaues zerlegt sich nicht nur unten, sondern anch oben bei jeder neuen Stufe in eine Unzahl freier selbstständiger Einzelglirder, von denen jedes seine Arbeit mit ^'ust zu vollführen scheint. Billig dürfte mail erstaunen über den nämlichen Gedanken, der sich im tropischen Urwald und fern davon im uordischeu Kirchrnbau offenban, wenn ma» »icht nnchte, daß die Palme der (^rundlnplis des einen und des ander» ist, und daß der schlanke Säillenschaft, das kapital und der Spitzbogen des gothifchrn Banstils uon den Arabern zn nnö Eingang gefundeu hat. Der germanifche (^eist hat sich der Idee bemächtigt, sie zur vollkommenen Ansführnng gebracht, in seinen Tempeln die erduerachtcnbr Überweltlichkeit der aus selbststäudigrn Gliedern zusammengesetzten xirche l^ottrs versinnlicht. lind wie in der edlen Archileltonik des kunstgerechten Mittclaltrrs, so schlingt sich anch im grünen Dome des Urwaldes eine lebendige Pflan^enornamentik von unten aufstrebend hinauf über Sänlenfchaft nnd Bogen, doch wird fie dnrch ihre Brstimmnng noch nm einen Schritt weiter geführt: die aus dem Boden, den Ka-pitäleu nnd Asten sich aufwärts rankenden Zierden vertheilen fich in endlofer Weife, je weiter fir gelangen, uud wachsen sich oben zur geschlossenen Decke alls, dein direeten Sonnenstrahl den Eintritt in das grüne Heiligthnm wehrend. Südliche, manrische Phantasie hat sich hierbei in den Ernst der dentschen Baukunst gemischt; ein neckisches überreiches ^inienspiel, bald sich fliehend, bald sich suchend, zieht höher uud höher hin-nils, ein ^inienspiel verschlungener Taue und Guirlanden uon Ast zn Ast, lion Bnnm ;n Banm bis in die 146 höchsten Spitzen des Gewölbes, unterbrochen durch die vollen und schöneil Zeichnungen elastisch hernmscknvingen-der Blätter, farbenprächtiger Blüthen nnd reifer ,^rncht-kolben neben anstehenden.^t nospen! dazwischen hängen einzelne lebendige Seile herab mit schwebenden .Nräntcr» und riesengroßen Blnmrn. Die nnübertrcffliche Hannonie, welche hier die Natur ill ihrer edelsten Schöpfung znr Ansführung gebracht hat, die einfachen besetze der (Gliederung ihrer Organe, das schöne Gleichgewicht znnschen deren ,^orm und Bcstimmling, all' dieses hindert, das; die üppigste Pracht jemals den Eindruck des Schweren oder Über ladencn verllrsacht. Gern überlast sich das sinnige Gemüth der halbberanschendcn Wirknng dieser wnnder baren ^tämnc Ulid vergißt darüber den Mangel streng architektonischer Negelmäßigkeit nnd die stellenweise bi zarrr llnordnniig, in ivelcher die 'Natur, das Gintöllige scheuend, sich so gern gefällt. Gesteigert wird der Neiz durch die phantastischen Perspektiven zwischen dell gi galitischen Sänlen, zierlicheil (Guirlanden nnd schiveben den Gitterwerken. Alles athlnct den heitersten Gmuß eines träninerisch poetischen Daseins, das in seinem Sinnen sich selber genng zn sein di'nlkt unter dieser für sich abgeschlossenen Welt grüner Blätter nnd farbiger Blnmcn. Und in der That, hier in dein laben den Schatten tief nnter der brennenden Sonnenglitth, in de,n erqllickenden Grün dieser wildphanlastisch ge schmückten .'»iänme, bei dem frischen Nieseln der Bäch-lein oder dem loseil eines von holier Felswand herab-stürzenden Wasserfalle, beim Anblick der geränschlos durch die ^nft schlvebeilden, bnnt schillernden Schmetterlinge oder der goldenen .^iäfer, bei deln Zwitschern, Nnfcil nnd Vocken der farbenprächtigen Vögel, beim zanberhaften Spiel den gedämpften, zitternden dichtes auf den glänzenden Blättern, beim Hanche köstlicher Wohlgerüche in dieser fenchten, aber reineil nnd wohligen Atmosphäre, muß die Seele beinahe unwiderstehlich hineingezogen werden in ein sich selbst genügendes Träumen, in ein seliges Dämmern, wo sie etwas sucht uud nicht recht weiß, was sie zu snchen hat, und wo sie schließlich ineint, .das Alles sei wirklich genug, und sie brauche nichts Anderes zu verlangen. Dieß Tränmen war eine Versuchung, ein Mißverstehen dieser Pracht, dem die südlichen Böller so leicht erliegen. Aber die durch deu Glauben erlenchtrtc Seele vergißt den großeil Gedanken nicht, welchen der weise Schöpfer in diesen Urwald hineingelegt hat: sie erschaut die I>im»lelan-strebenden Sänlenschäfte der Bäume, ihre kühn hinanf-schwingenden Gewölbcbogcn; sie sieht, wie auch die schwächste Pflanz, die Zartheit ihres Veibcs vergessend, rankend nnd auf andern sich stützend, den Weg nach oben sllcht; sie gewahrt, wie anch die Vögelein in einem unbekannten Drang so gern von Ast zn Ast, von .^nieig zu.^weig hinanfhüpfen nnd mit den Köpfchen durch die grüne Decke des Waldes sich durch-arbeiten, um zn schauen, was es droben gibt. Und da fühlt anch sie ein namenloses Sehnen nach oben, dorthin, woher die zitternden Vichtbächlein, die all' dieß ^cbeil erschaffen, zn ihr herniederrieseln, nnd sie erinnert sich, daß sie ebenfalls Flügel besitzt, bessere als die Taube, nnd mit ilinen schwingt sie sich, den Wald nnd die Welt für einen Augenblick vergessend, dnrch das .^elt des ^anbes, ja der Wolt'en, die lioch darüber hingehen, nnd durch den blauen Äther des Himmeln bis in die Region der schimmernden Sterne. Dort erst rastet sie, und niederkmeend in seliger ^nst, küßt sie den Schemel der Mße Desjenigen, der das Alley für sie erschaffen hat- nnd (^'r, der allmächtige, nn-endliche Gott liebt sie empör all seine Vaterbrnst nnd drückt ihr den )lnß des frieden») alls die Stirne! Aber der schöne nnd wilde Wald mit seiller erhabenen Pracht steht einsam! .^tanin schallt ein verständiges Ange seine hohen Hallen, seinen blüthrnreichen Schmuck, uni den Schöpfer zu loben, und ill die innersten Bezirke ist wohl seit tansend Jahren keine mensche liche Seele gelangt. Wo;n dieser Wald? Wenn die O'nltnr diese weiten Gebiete sich nnterthan machen will, so mnß sie den Wald anm'otten mit ^tnmpf nnd Stiel. Wozu also die einsame Pracht^ Wenn das Schöne mit dem Nützlichen nach den Gesetzen der Natur vereinigt werden kann, so unterläßt Gott das niemals; ihn» ist ja das (Kille bei Herstellung seiner Werke nicht schwerer als das Andere. Anch wir sollen das Schölle lind Angenehme überall mit dem NWlichen nnd Nothwendigen verbinden; auch wenn kein Mensch unsere Werke sieht, müssen sie ill jeder Hinsicht vollkommen sein, das sind wir, wenn nicht Andern, nnserer eigenen Ehre und uns selbst schnldig. Aber was gibt es Nützliches oder Nothwendiges ill dem sndamerikanischen Tropenwald? Alle Christen gehen in die Kirche nnd beten andächtig nm Negen oder Sonnenschein, je nachdem das Gedeihen der ,veldfrüchte dessen bedarf; das ist recht nnd soll so sein, wir bitten um unser tägliches Brod. Aber hier könnte ich eine gan^ sonderbare ^rage stellen, deren Grnnd nicht Jeder sogleich einsieht. Geht man auch hin nnd bittet nm ^uft, damit »nan immer Vnft ;nm Athmen habe? Gewiß eine höchst merkwürdige ^rage! Allein, wenn wir ohne Speise und Trauk ln'cht Zll leben vermögen, so können wir das ebenso 14? l<>» wenig, wenn >vir nichts zum Athmen habe». Die writer sich ausbreitenden Menschen durften vielleicht einmal auf den Gedanken kommen, sie hätten Stein-fühlen genug, und e5 sei ihnen deßhalb erlaubt, alle Wälder der Orde, auch die Urwälder, auszurotten; uon diesem Augenblick an würde man Ursache finden, anch um ^uft zum Athmen 511 bitten. Es ist mehr als zweifelhaft, ob die winzigen Culturpflanzen, die ans Acker nnd Wiese stehen, die Fähigkeit besiyen, alle durch dao Athmen nnd die Verbrennung der Steinkohlen ent wickelte ^iohlensnnre säinintlich wieder in die athembare ^!nft nmzun'andeln, und so die Menschen nnd Thiere vor dem qualvollsten Ersticknngstode oder dem kläglichsten Hinsiechen zu bewahren. Aber der weise Schöpfer aller Dinge sorgt für nns in nncndlich Vielem, dessen Nothwendigkeit wir gar nicht ahneu nnd mn was wir ihn niemals bitten. Darum hat er die unermeßlich weit gedehnten Urwälder aufgeballt nnd in solche Gegenden verlegt, wo die fortschreitende Enltnr sie wohl niemalo ganz vertilgen wird, und in diesen Wäldern athmen Millionen nnd Millionen uon Blättern nnd Blättchen uns wieder die gereinigte Vuft zu, die wir zur Erhaltung unseres Bebens brauchen. Darin besteht die Bedeutung der Urwälder, die Nothwendigkeit ihres Daseins. Die verbrauchte Vnst Europa'o wird durch die nn tern Nordostpassatwinde gerade nach Südamerika geschafft, nnd eigentlich sollte man sich daselbst für ein solches Geschenk höflichst bedanken. Allein südameri kamsche Gntlnüthigkeit kennt keine Grenzen: sie läßt ihren großen Urwald, die beste Veben^lnflfabrik der Welt, fleißig arbeiten, ohne die mindeste Bezahlung zu verlangen, nnd schickt das reine Fabrikat ans den Flm geln des Südwestwindec, portofrei nach d''llropa znrnck. Wenn ich Kanzler aller vereinigten sndamerikanischen Staaten lväre, würde ich nicht ermangeln, vou den Einwohnern Enropa's gan^e '.Viilliarden als „^nft-stener" ^il verlangen nnd nölhigeiyallo mit Hilfe der Bajonuette einzutreiben; den» kein Mensch kann sagen, dan die „Niftstener" weniger gerechtfertigt wäre als die „Schlacht- nnd Mahlftener, Salzsteuer, Fenster-stener" und manche andere Stenrr. Gegen Mittag bogen wir in die Mona hinein, ein flacher Graben mitten im großen Wald, der, eine seltene <5rscheinuug, zwei Flüsse, deu Rio Grande nnd den Rio Sabaneta, miteinander verbindet; nur hier in dem wnndcrbaren Stromnetz des Guayas kommt riu derartiges Kanalsystem bänfig vor. Gewöhnlich liegt dieser Graben trocken; nnr zur .^rit der großen Regen dient er als Fahrstraße der Cauocs, und in diesem Jahre hatte die Regenzeit an den Abhängen Maldscenerie im obern Ilußneh. 148 der Cordilleren viel länger als sonst gedauert. Das flache Land war vielfach hoch überschwemmt oder in eine endlose .ttette von Sümpfen verwandelt. Wo sonst ein gewandter Reiter in drei bis vier Stunden den Weg bis Sabaneta abmacht, da brauchten wir volle zwölf Stunden, von Morgens 6 Uhr bis zur Abenddämmerung, indem wir mit unsern Canoes allen Windungen der Wasserlaufe folgten. Aber dieser Verlust an .^eit wnrde mehr als aufgewogen durch den Natnrgemch, welchen der herrliche Wald in immer wechselnden ncnen Scenen bot. Nicht selten weitete sich die Mona aus; überschwemmte Waldwieseu sind es, auf denen die jährlich wiederkehrenden (Gewässer den Baniniuuchs vernichten. Während im Sommer ein üppiges Gras diese Wiesen bedeckt, zieht sich im tropischen Winter eine Decke noch üppigerer Wasserpflanzen darüber hin, so dicht au- und übereinander gelagert, daß aus einiger Entfernung Niemand das Dasein eines Sees vermuthen würde. Häufig blieben nuserc Manors iu diesen schwimmenden Wiesen unbe- weglich stecken. Auch die Mona war von denselben Sumpfgewächsen überwuchert, und hier, wie schon vor her auf dem Mo brande, begegneten uns kleine Berge dieser schwimmenden Pflanzen; eine Noth war es, ihnen auszuweichen. Verengte sich die Mona, so traten nene Übclstände ein. Gefallene Bäume versperrten den Weg, oder die Lianen bildeten eine fest zusammenhängende Brücke von Ufer zu Ufer. Manchmal fnhren wir in lebendigen Tnnnels, nnd es war nothwendig, sich der Länge nach im Cauoe auszustrecken. Je weiter wir hinausdrängen, desto wilder gestalteten sich die bnnten Naturscenen, welche sich hier dein erstauuten Auge darboten. Oft sah man ganze Reihen von ^els wäuden, wie es schien; rankende Gewächse, die nnserem ^phen nnd wilden Neben sehr ähnlich sind, überdeckten sie von oben bis unten: es war aber eine Reihe rie. siger Baume, welche diese Schmarotzer zu tragen hatten. Des Lichtes völlig bcranbt, waren jene schon längst crstorben; der nächste Sturmwind wirft die scheinbaren ^-elQwände über deu Haufeu. 149 X. Zer Aitt durcl) den Arwalt». ie Dnnkelbeit brach gerade mi, alc, ivir Sabaneta erreichten ; e>) ist dieses keine Stadt lind kein Dorf, son-dern eine 'Iteihe hölzerner, schmutziger, verfallener.^üt^ ten. '.Viit Lebensgefahr lnnstte man auf eine Art (^allerir hinanfNettern, nm in das Qnartirr ^u gelangen, Auf deni ^oden fehlten die Dielen; diese wurden dnrch biegsames ^itohr ersetzt, day äunerst viele Vncten davbot oder vor Ästevoschwäche inorsch geworden n>ar. l^inixal habe ich dem martialisch auftretenden ^ienlenanl dw> Vebeit ^eretlct, da er eben im ^eqriffe n>ar, mit beiden deinen dnrch die )1tohrdecke lnndnrch^iifaliren. '^^'lleicht lialte er im Sinne qehabl, die »nten dausende Heerde anf diesen, knr^estrn Wege mit einem '^esnche ^n beehren. Denn die liebmownrdissen Herbergen, die nny an andere ^>er bättnisse gewöhnte Europäer a,lftnnehmen batten, berqen in ihrem reichhaltigen ^nner,i allerlei I^endia.e Wesen. Diese.Hütten nnten in der l^'bene »ild bi? ^nm Gipfel der ersten d'ordillerenstnfe sind ano ^nrcht vor den wilden Thieren des groben Waldeo je nach der ^ws^e anf vier, sech<3 oder acht hohen Pfählen erbanl. ?a dnrch entstehen ^wei Stockluerke. ^a>) nntere wählen dir schwerfälligen Vierfl'chler ;nm schützenden Aufenthalt-, anch ist da der Platz, wo man ;n Pferde steigt; denn drmlsirn ist es nicht möglich, ein nndnrchdringlicher traben von tiefein .^ioth macht jede der Hütten ^u einer nneinnrhnlbaren Festung. Der Eigenthümer des Hauses oder die halbnackten Peonen , taun man sick) denken. Das zweite Htockiuert ist der Wolmplatz für die Mmilie. (>'r besteht in der Riegel inir ans ein paar Pfählen, die das durchlöcherte Dach ;u tragen haben. Wände sind meistens keine vorhanden, höchstens eine Nrt von Brustwehr; doch gibt'o anch manchmal ein ringo mit Wänden geschlossenes Zimmer ohne Fenster. Eine Veiter schlechtester Sorte führt in den oberu Raum, in dem Hühner nnd Papageien ihr Nnwefen treiben. Anch die hnngrigm Hunde lungern stets um die Nei-ünden hermn, und es ist wunderbar, mit welcher ^e-wandtheit sie die steile» Veitern hinauf- uud hiuuntcr-rennen! Welche Vaft, alleo Gepäck diese Veitern hinanf nnd hinab^nschleppen, welche Vast für die Schwestern, nin heranzukommen! Dabei ist der Raum ein änderst beschränkter sür eine so zahlreiche <^esellschaft. Säcke nnd Kisten sperren den Weg, den man dazwischen auf dem durchlöcherten ^oden mit Vorsicht ;u sucheu hat. '))l'an nehme noch hin^n, daß die ^cciseilden uont l>^^. stündige»,, höchst anstrengenden Ritt bis zum Tod ermüdet in ein solches Ouartier gelangen; man sattelt 150 ab nnd nnm lit Person das NeitMss in Sicherheit bringe» - hieranf lonnnt day nothwendige Gepäck an dir Neihe, welches die Lebensrnittel nnd (^'Mschine enlhält. Das öffnen de^> ^'epäct^ dauelt ei,n> rod lose ^eil. '.vian sucht da§ '^rod, dno ^lcisch, den Rcio, welches Alleo >nan ans einer a.lmMchere» ^tatio» nianchnlal mit halber Gewalt sich verschafft. Die er. 151 Mtten im Tieflande von Gcuadsr. schöpften Schwestern opfern sich alls- sie Neuern die Veiter hinab ^n de» paar steinen, die einen Hnd vorstellen; sie rmmM eiiliqe qranenvoll ail>osehende Geschirre; aber welche '.^toth! eo ist kein Wasser zu haben; was da ist, ist schlammig und schnnchig. Die Soldaten schaffen 05 endlich aus der ,^-erne herbei. Nun geht es ait's kochen; aber das Holz ist naß, es will nicht brenneil! Ist endlich das Essen fertig, so kauert man sich auf den Boden oder auf das -Sattelzeug hin und erhält seine station im mitgebrachten Becher von Blech. In diesen Quartieren findet mau schlechterdings nichts. Die ^one, wo Teller, Toffel, Messer und kabeln wachsen, haben wir schon längst hinter uns. Man bat nur das, was mau mitbringt. .Hwei bis drei Reisende mögen wohl einen gemeinsamen Napf und Büffel im Hanse finden; aber der Schmutz der au ihueu Nebt, straft die Nachlässigkeit, keine eigeuen mitgeuommeu zu habeu. beider konnten die Schwestern nur selten das Essen bereiten; meistens gaben unsere Soldaten sich damit ab, oder auch wohl die Insassen der Hütte, und die Kochkunst der Einen wie der Anderen halt sich Wischen äußerst bescheideneu (^ren^en. Die Hauptnahrung, fleisch, babe ich fast nie brauchen köunen. Qbschon eo schwarz gebrannt war, blieb es ungenießbar hart. bleich Morgens nach dem Erwachen wurde, ohue Kaffee oder ein anderes Ertränke, eine Hauptmahlzeit, bestehend aus fleisch nud Reis, ciugenommen. Sie sollte für den ganzen Nitt bis zum Abeud reichen. War das Abendessen vorbei, so wnrde wieder gepackt und Alles in Ordnung gebracht; mau legte den Sattel unrecht und breitete die Ponchos unter, ^ das Bett war gemacht. Aber auch die klägliche Nachtruhe verging nicht ohne Störung. Überall krabbelt's hinter lind neben dem ledernen Kopfkissen. Was ist's? Die Phantasie malt sich den finstern Raum uoll von allerlei Thiergestalten. Sind wir nicht mitten im Urwald? fehlen uicht au uusercr Hütte die Wände? .Nanu nicht manches (^ethier herauf? Wie, weuu Schlangen herauskröchen? Und die großen ^ledermänse, die Bampyre, die Blutans^ sanger, n'er hindert sie, hierher zu konunen? .^üunen uicht auch Taranteln uud Skorpionen vom alten ?ach auf dich herunterfallen? '.Vcan schaut auf - Alles duukel; nur drüben im Wald blitzen in tausend hellen Mnken die zahllosen Veuchtkäfer; man horcht, im Walde ist's still wie im Grab, und Hier uernimmt man nur das laute Athmen der Schlafenden. Man legt sich wieder zur Ruhe; aber das.brabbeln begiuut von Neuem; jcht ganz deutlich! Der Rohrbodeu biegt sich uud knistert unter deu schweren Tritten eines Bierfüßlers. Ist gar ein Panther in die luftige Behausung heraufgedrungen? Horch! was ist das? Welch' sonderbares Geräusch! Man horcht uud horcht; was ist's? Einer der hungrigen Hunde hat sich einen Knochen unter dem Kopfkissen hervorgeholt, einen Überrest unseres lueullische» Mahles! Ärgerlich legt mau sich auf's andere Ohr und schläft weiter. Bon Seiten der Waldbcvölkrrnng ist uus nie etwas widerfahren. Viel mehr Ungelegenheiten als Ratten, Mäufe oder Skorpionen machte uns unser Rcgiernngseommissär, der Doctor (<. Ich glaube überhaupt, daß er uon der Regieruug weniger einen Auftrag als eine Erlaub niß erhalten hatte, mit nach Quito zu gehen. Er erzählte freilich, wie er nur durch die inständigsten Bitten des Erzbischofs hätte bewogen werden können, diefe Reise mitzumachen; es sei lediglich freiwillige Aufopferuug uon seiner Seite zu Gunsten der Schwestern. Mag dem sein, wie ihm will, Thatsache ist, daß er zwei linder in Quito hatte, die er leiden-schaftlich liebte, und daß er vom Reisen trotz seines guteil Mundstückes gar nichte verstand. Die Regie-ruug hätte sich ciuen geschridtercu Menschen ausgesucht. In der That gab sie uus eiueu sehr tüchtigeu Qffizier mit, der für Alles in ausgezeichnetster Weise Sorge trug, und Vand uud Leute und Wege am aller, besten kannte. Diesem Manne, Senor ^arrrt soeben glücklich umgangen hatten. Was es für eine Arbeit ist, durch eiueu sol cheu Wald zu kommen, werden wir sehen; welche .^unst fertigkeit ist aber des Nachts und während der Über ! schwemmnng da;n erforderlich, selbst wenn mau die besten Pferde der Welt zu seiner Berfügung hatte! feierlich wurdeu alle Bestellungen aufgefchrieben; die armen Veute hatten noch nichts grgesseu; die mitleidigen Schwestern gaben ihnen das Erste, was fertig war; ich schob ihnen ein paar Brode in die Tasche. „Also, ihr seid sertig?" — ,,^u dienen." - „Morgcu 5 Uhr, Pllukt 5 Uhr, seid ihr in Babahm)o, habt ihr gehört?" ^ „Ja, Herr, wir haben es gehört." — „Ihr reitet, was ihr reiten kö'uut, und wenn zehn Pferde darüber zu Grunde gehen! uud seid ihr nicht nm 5 Uhr in Babahm)», so lasse ich euch allesammt 102 todtschießcn! Habt ihr's gehört^" — „Ja, Herr, wir haben es gehört," ilnd augenblicklich inachteu sich die drei Mann fort. Ich glaube aber, iie sind dm Abend nicht weit gekommen. Der Herr Doctor l>. hatte weder zehn Pferde ^u vergeben, noch das Riecht, drei Leute todtschießen zu lassen. Der brave Offizier hat sie wohl bis zum Ä'nde, weil der Lientenant etwas sehr Beruünftiges gethan, das dem Herrn nicht gefiel. Die Dinge wurden uns zu bnnt. <5inmal kann die Reisegesellschaft den Schlaf wohl entbehren, aber mehrmal geht es uicht an. Die armen Soldaten und Bedienten hatten ein Recht anf ausreichende Ruhe, nnd die Tüchtigkeit unseres Offiziers war uns anßer Zweifel. Wir bedeuteten alfo dem Herrn, daß nns die Nachtruhe viel lieber sei als seine oratorischen Übungen, nnd daß künftighin der Offizier die Details der Reise zu ordnen hätte. Bon der .^eit an erhielten wir etwas Nnhe. Der Soimenanfgang am Samstag den 1^4. Juni fand uus zu Sabaneta schon bei der Borbereitung zn unserm Ritt. Rechnet mau alle früheren Borbereitnngen in (^nauaqnil, die Ankäufe in Babahmio ?c. dazu, so folgt, daß ein Ritt bis Quito hinauf eine bedeutendere Reise ist, als uou Europa uach Westindir». ^ine ganze Heerde ^l'anlthierc hatte mau aufgetriebeu. Sie mnßten alle vor unserm Fenster, oder vielmehr vor unserer Altaue, vorbeidefilirru. Birle wurden zurück, geivieseil, audrre für den Train bestimmt, die kräf-tigsteu für die Herren, die sanftmüthigsten nnd besten für dir Schwestern ausgewählt. Wir wareu bald in voller Uniform. Riesengroße Sporen an den stiefeln, entsetzlich schwere, wasserdichte Reithosen, ein leichter Strohhut, znm Schutz gegen den drohenden Regen mit Wachstnch überspannt. Der allernothwendigste Theil des Neisecostüms ist aber der Poncho lDontscho). ^s ist dieß eine Decke von Wollenzrng, meist bnnt gefärbt, in der Mitte mit einem einfachen Einschnitt versehen. Hierdurch steckt man den Kopf und läßt die hübsche Decke in reichen falten über Arme und Leib herabfallen. Keinen Reiter sieht man ohne den Poncho. Alles, Herren nud Damen, Reich und Arm, Jung nnd Alt, trägt nnf der Reise den Poncho; ja die gewöhnlichen Leute, ich meine die Männer nnd Burschen, erscheinen auch sollst nie ohne den Poncho. Auf der Reise braucht man dreierlei Sorten: einen ganz leichteil, mit bunten Farben, unten in der heißen <5'bene und auch oben an schönen !agen' er hat die Kleidrr vor Stanb zu bewahren und eventuell vor dem herum Mimenden Koth. Eiu zweiter aus sehr schwerer Wolle, meist scharlachroth, dient für kalte, regnerische Tage. Endlich nimmt man noch einen mehr nnscheinbarcn, etwas steifen Poncho mit auf die Reise; er ist der nünlichlte von allen dreien, denn er ist wasserdicht nnd muß bei anhaltendem Regenwetter uud dru so häufigen Gewittern seine guten Dienste leisten. Anch eine schöne blumige Satteldecke gehört zur vollkommenen Ausstattung, ulid wer klug ist, nimmt noch einige andere schwere Deckeil oder Ponchos mit' sie dieueu oben im Gebirge des 'Nachts zum Schutz wider die empfindliche Kälte. Das Sattelzeug muß man allemal gut bcseheu, ehe man aufsteigt; bricht ein Riemen oder sitzt der Sattel zu lose, so kann das die Ursache eines Sturzes und schwere» Unglückes sein. Die Südmnerikancr verstehen es, sich zur Reise gehörig auszurüsten; besonders praktisch sind die Steigbügel eingerichtet. Sie bestehen aus einem vollkommenen, massiv gearbeiteten Überschuh von Messing, dem nur die Hacke fehlt, l^r bangt an einem eiuzigeu festen Riemen, so daß mau mit dem ,^uß selir leicht hiueiu-und hcrausschlüpft. Auch der geschickteste Reiter muß darauf gefaßt fein, daß er im Nrwalde oder im t^e birge, wenn die Reise lange wälirt, ein oder ^veimal vom (^aul herab auf die (5roe gese!,tt wird. l>s ist das durchaus keine Schande, denn hier zu Vande be- O.mll', 2, 9l»sl, l5ü Ä! findet »mi! sich nnlrr gan^ andrren Vrrhältilifsen, luie ivir bald sehen iverden. Auch tnisrr Vieuteuant, dcr ein Kleister ini 'leiten war, stürzte nutteu in den Straßen uon Gnaranda. Ebenso kenne ich einen andern, sehr tüchtigen Reiter, der vor nur nach (Ecuador ge-tomiilen nnd uon dergleichen Uuglücksfällctt nicht ganz-lich froi ist. (e von Onito nach ^^achache . Die Pferde inogen da'o Pflaster nicht leiden nnd gehen Vest halb gern am äußersten Rande der Strafe, wo jeneo fehlt. Der Reiter wollte e5 in die Mitte der Straße bringen, aber trine Möglichteit! Das Pferd sträubt sich und geht dabei rückwärts, biZ die Hinterfüße über den Rand der Straße gelangen. Diese lag wohl zehn Meter hoch, und so tief erstreckte sich die steile Böschung herab. Der Begleiter war erstaunt, seineil gewandten Gefährten sammt dessen vortrefflichem (>>anl plötzlich nicht mehr uor sieh ^,n erblicken; es war, alü -seien Beide mit einein Mal in die d'rde qefnnken. (^r ritt an den Rand der ^lnM' nnd gewahrte nun Beide nnten im 5l,ale, den Reiter neben dem Pferde stehend. Beide halten ein schwereo .NMiststück vollbracht' dao Pferd rutschte unbeweglich, auf seine vier ,^nsie sich stemmend, den Abhang wie ein ^rlsblock herunter, und der Reiter, weit nach uorn übcrgebengt, kam nicht aus dem Sattel', erst unten sprang er vom Pferd. Richt so schnell wie wir hatten sich die Schwestern in'5 Reiteostüm geworfen. Sie fanden natürlich immer viel zu packen; beute aber, am erste» Tage des waghalsigen Rittes, dauerte die Vorbereitnng und dao Aufsitzen uon 5 Uhr Morgens bis l l Uhr; das Auf steigen alleiu hat vielleicht ;wei Stuodeu beansprucht; denn einzelne Schwestern zeigten unüberwindliche Angst. Nur der Glaube vermochte ihnen die Kraft zu verleihen, nnter den unerhörtesten Strapazen und äugen scheiulichen Gefabren eine solche Reise zn machen. Die Regiernug hatte zwar in der trefflichste!! Weise gesorgt, konnte jedoch leider die Wege und Quartirre nicht Zm Itegeu-F'oucho. 154 bessern. Jede Schwester bekam zu ihrem nächsten Beistande zwei Soldaten; der cine führte das Manlthier a,n ^ügel, der ziueite Wig ;ur Seite, jeden Aligeiiblick bereit, die Reiterin vor einem Stur; zu beivahrcn. Atißcrdein zog noch ein ganger Troß anderer Soldaten und Peonen mit. Diese hatten die Bestimmung, den Weg zu cbncu, wo es absolut erfordert wurde, Bäume zu entfernen, wenn sie im Wege lagen, Aste abzuhauen, und überall hilfreiche Hand zu leisten, wo besondere Verlegenheiten eintrafen. An gefährlichen und schwierigen Punkten standen mich vier und sechs Mann den Schwestern bei, immer nuter persönlicher Leitung des Offiziers oder dec, Regieruilgücominiffäro, der wenigstens die schöne Gabe besaß, die Reisenden bei heiterer ^aune zu crhalteu, obschon er kein Wort Französisch konnte. Nimmt man Alles znsammen, so bestand unser Hug aus 2l)—25) Manlthicren und je nach der Schwie rigkeit des Weges aus 4N—W Personen, In der Nähe hielt sich noch ein zweiter .^ug von etwa l5> ^ast-thieren mit dein schiveren <^epäck, das »tit uuo gleichzeitig in Quito eintreffen sollte. Au den beiden vovigeu Tageil waren Soldaten in Nniform unsere Begleitung gewesen, nur wenige Mann. Ich hatte gehört, daß in Sabancta ihre Zahl bedeutend vermehrt werden sollte. Allein soviel ich hernmschaute, gewahrte ich keine Soldaten; denn ihre heutige Uniform war so seltsam, daß kein Mensch in diesen wilden Kerlen Soldaten vermuthen konnte. Die rohen, leinenen Hosen hatten sie bin zum Veibe hincnch gestreift; Strümpfe und Stiefel besaßen sie keine. Das schmutzige Hemd war »tit einem noch schmutzigeren grauen oder braunen Poncho bedeckt und auf dem Kopfe trugen fie einen zerlumpten breitkrämpigen Hut. So wnnderbar mir anfänglich diese Uniform vorkam, so praktisch fand ich fie nachher anf der Reise; auch gibt sie dem Reisenden sogleich eine peinlich klare Idee über die angenehmen Verhältnisse dco bevorstehenden Weges. Der größte Theil der hilfreichen Soldaten bestand aus Indiern und Mischlingen, nud in ihrem wundersamen Kostüme waren sie einigermaßen jenen edlen Sühnen Slavoniens ähnlich, die in Deutschland herumziehen, um Mäusefallen zu verkaufru; nur war ihre Physiognomie ungleich wilder nnd dir Hantfarbe dunkler. Endlich um ! I Uhr, nach sechsstündiger näherer Vorbereitung, begann unser denkwürdiger Ritt. Ich war einigermaßen auf die kommenden Wege gespannt und eilte voraus, um sie mir alizusehen. Bald aber, sowie ich vor dem Dorfe stand, hielt ich rathlos inne, ich sah keinen Weg. Wenn ich znweilen uon einem Wege von Guayaquil nach Quito rede, so bitte ich Alle sehr, nur ja nicht an die Straßen Europa's zu denken, nicht an die schlechtesten Vandwege, nicht an den elendesten Fußsteig, nicht an die steilsten und ge-fährlichsteu (^ebirgspfade der Schweiz. Was die heutigen südamerikanischen Spanier Wege nennen, das ist nach unseren europäischen Begriffen etwas durchaus Undefinirbares. Vor mehr als :M<) Jahren, bei der Eroberung des Incareiches, ist hier einmal ein Trnvp Abenteurer durch den Wald geritten, so gut es eben ging. Mit Arten, Beilen nnd Säbeln bewaffnet, haben sie sich dnrch das endlose Gestrüpp hiudurch-gehauen, womöglich dein Vaufe der Waldbäche folgeud. Nach ihuen kam ein zweiter Troß und der Weg war fix uud fertig. Von Anlage oder Pflege eines Weges uach unsern europäischen Begriffen herrschte nicht die leiseste Idee. Es gebt mitten durch den Wald, kanm sieht man einen Fußsteig vor sich, nnd ;war einen solchen, der für jeden civilifirten Fnßgänger nicht zn passiren ist. Aber auch dieser Pfad nimmt hänfig ein plötzliches Ende, und mit Adlerblicken späht man nm-her, einen andern zn entdecken. Man reitet rechts, man reitet links in'a Dickicht hinein, durch Wasser-pfützeu und über jähe Abhänge hinunter, um durch-zukommeu, wo uud wie es eben am besten geht. Ein unvermeidliches ^och, welches iwthgedrnngen Alle passiren, nnd in welches die Thiere fast in sentrechter Richtung hinabklcttern müssen, um dann bis an den Bauch in Koth zn versinken, ließe sich mit Hilfe weniger Spaten lind Schaufeln in einer halben Stunde ausfüllen und nngrfährlich machen. Allein wozu? Ein Jeder sucht glücklich durchzukommen, um den Nach folgenden kümmert mail sich nicht. Allerorts liegen Steinblöcke im Wege, sie ließen sich wohl beseitigen; aber wiederum wo^u? Jeder sucht für seine Persoli vorbeizukommen, so gut eo geht; was kümmern ihn die Ändernd befallene Baumstämme versperren die Straße; können die Maulthiere sie mit einem tüchtigen Satz überspringen, so läßt man sie liegen, der Reiter muß eben zusehen, daß er im Sattel bleibt. Ist aber der Baumstamm für das Maulthier zn hoch, so schneidet man ein Stück heraus nnd zwar gerade so viel, daß die gemachte Vncke das Thier eben durchläßt, um den Reiter kümmert »tail sich nicht. Unten steht ein Baumstumpf nebe» dem andern, nnd auch diese hat man nicht unmittelbar über dem Boden, sondern in der Höhe der Steigbügel abgeschnitten. Wer von der boshafttn Natur mit langen Beinen bcscheert wurde, kann Acht gebe»,, daß er sie nicht zerschellt. Andererseits muß man sich ohne Unterlaß bücken, jevt rechts, 155 2N* jetzt liufs binüberneigen, UNI dem bangenden (Gebüsch zu entgehen, ^'s gehört wahrhaftig gymnastische !uru fcrtigkeit da^u, damit man durch einen solche» Nrn'ald komme, ohue Hals und ^ein gebrochen zu haben, ^etzt hebt mau Veil einen ^uß iu die Hohe, um eiuem Baulustumpf oder ,^e!^block aus^uiueichen, jetzt deu auderu; jetzt beugt mau sich rechts, jetzt liuks, jetzt duckt mau sich bis auf deu Hals des Thieres. Häufig muß mau all' diese ^peralionen auf eiumal ausführen. Mau ^ielil beide ^-i'che iu die Höhe uud duäl sich lief herxuter, de>l Hut mit der Viut'eu feft aufdrückeud, die .^ügel iu der siechten, ^er eiueu lag durch eiuen solcheu '^ald gerilteu, ist ein fertiger Hilsar. ^chou nach eiuer halbeu stunde stockte der .^ug. (^ sicherer giug. Auch musuen hier die übrigeu ^chiueslern, eiue uach der audern, mit äußerster Vorsicht hiuübergrschnfft wcrdcu. Mau darf uicht uergcsseu, das^ uuser Ritt iu das (5ude der Rcgeuzeit fiel. Der 'Uodeu n'ar aufgeweicht, schlüpfrig, uud große ^asserlöcher faudeu sich im Wege. Mau kauule ibre liefe nicht. Sprengte mau lüneiu, so koilute mau bis >um Dattel im Äcoraste uersinkeu. <"lücklicheriveise sind die ^iaullhiere »ugemeiu tlug uud vorsichtig: sie treten bedachtsam aus »nd unter suchen deu zweifelhaft scheinenden '^oden. ^m Gebirge hat mau sie daher lieber als die Pferde; auch thut mau daselbst am bcsteu, ihucu uöllige Freiheit zu lafseu. ss'utfcrntere Hiudevuisse vcrnwgcu sie zwar uicht zu übersehen, da muß der Reiter leukeu; die unmittelbar umliegenden wissen sie aber besser al5 der Reiter ^u würdigen. Wo mau uicht darau deutl, biegeu sie plötzlich rechts oder liut's ab, iveil sie eiueu sichern Pfad gewahren; sie klimmen da hinab, wo mau es uicht vermuthet; sie springen im Satz hinauf, wo es der Reiter uicht gewagt hätte. (l solchen Stellen sic mil ("ewait anders lenkeil ^n ivolleu. Im befühl ihres besser» Instinetes zeigen sic sich alodann im höchsten tirade eigensinnig, sie geheu doch vom», wo sic wollen, oder sic bänmen sich, schreiten rückwärts, nnd ein Unglück tann dic ,^olge sein. Ul» den weiter küinmert dao Thier sich allerdings bei seiner Vorsicht nicht. Das hatte ich (Beledenheit gleich am ersten !age zn erfahren, nnd cs diente mir zur Belehrnng, daß mir Ähnliche?, nicht znm zweiten '.Vinl aufstieß. ( betreiben, und dir malerischsten Seenen, die nn^ i» den Weg kameu, n>aren gerade dir, welche uno am meisten uerstimmeu konnten. Was hilft mir all' diese Ratnrschö'nheit, n>enn ich uur über diesen Baunistamin, zwischen diesen absehenlichen Asten und Schlingpflanzen hindnrch, über diese Wasserpfützrn komme, ohne mir den Hals ;u brechen! Hier iin sanftfließenden '^ache mit festem Boden, auf diesem schönsten Theile des Weges zwischen Sabaneta nnd dem ("ipfel der ersten d'ordillerenreihe, ging nns das Her^ »vieder anf. Wir befanden nns ja mitten darin, in der reichsten, großartigsten, schönsten, blüthenreichsten Natur der (i'rdc. Wir betrachteten mit Entzücken diese gigantischen Bänmr, in Vergleich zn denen unsere dcntschen wichen nnd Vinden nnr Diverge sind. Himmelhoch llild kerzengerade streben sie empor, ihre gewaltigen Aste nach allen Seiten hin weit ausstreckend, und gleichsam nicht znfrirden mit dem üppig grünen, fett glänzenden,^anbe, das sie selber hervorsproßtrn, trngen sie noch ein bnntes ("ewimmel schwebender Büsche nnd .^ränter. ^iothe, gelbe, weiße, blane Blnmen hingen überall herab nnd neben ihnen l Frühling nnd Herbst zngleich) die herrlichsten Früchte in den wnndrrbarsten (Gestalten nnd Farben. l>cuador! i^euador! welch' herrlichem ,^'aud bist du! Unser :)iitt an diesem ersten Tage danerte nicht lange, nur vier Stunden. Schon um :i Uhr machten wir Halt. Unsere Pferde fanden fich dnrch den schlechten Weg anf's Änßerste erschöpft, nnd wir waren nicht weniger froh, ausrnheu zn könne». Mir erschien das miserable Qnartier wie ein ,vrenpalast. Seelenuergnügt trabte ich durch den Morast, welcher den ^estnngs-graben ersetzt, nnd kletterte auf der sprossenarmen Veiter in den lnftigen Söller. Dießmal hatte der für nns bestimmte gar keine Wände nud Brustwehren; der halbvcrmodertc Rohrboden war über die Maßen bieg sam nnd drohte seden Angenblick nntcr unsern schweren svorenklirrenden Tritten ein^nbrechen. ^'ine höchst ge fährliche Brücke verband diese Hütte mit einer zweiten, die alobald in ei,ie dampfende,^üche verlvaudelt war. Heute hatten wir mehr ^eit, über unsere Erlebnisse zn plandern, al>> sonst. Da aber die Sonne schon um <> Uhr in dem dunkeln Schooß der Wälder sich verliert, und die moderne Gasbeleuchtung darin noch nicht eingeführt ist, so fallen bei der allgemeinen Müdigkeit die Angen anch früher zu als sonst. Aber, lieber Gott! Welche Nachtruhe war das! Bliebe» wir am Tage vom Regen noch ziemlich verschont, so öffnete jetzt der Himmel seine Schlense». Ich lag theilweisc in nassen Kleidern. Du liebes, altes, ächt spanisches Dach, bleibe du wenigsteuy ober mir dicht nnd ich 15? werde uachber oon dir uichts Böseo sagen! Aber nein, da hilft keiu frolnmeo Gebet. Tik, Tat, Tik, Tak! Da kommt's schoil heruiller. Gott sei Daick, es bleibt noch drei .^oll von mir rntferilt. Jetzt fällt's init dumpferem Ton, das scheint dem uebeuauliegendeu Poncho zu gelten. Aber nein, ich fühle es deutlich, ro träufelt auf mich selber. Der arme Schläfer! Er schiebt sich hierhin, er schiebt sich dorthin; hilft Alles nichts, nur der wasserdichte Poncho kann ihn einigermaßen schützen. Der folgende lag war Sonntag. Von einer heiligen Messe ist in einer solchen Wildnis keine Nedr. Es wird gesattelt nnd gepackt. Der Riegel, fällt unaufhörlich. Sollen wir anfbrcchen oder nicht? Wenn wir bleiben, so steht eine Hnngewnoth bevor; denn wir habeil, wie ein Schwärm Heuschrecken, Alles verzehrt, was im Hause Genießbares sich uorfaud. Es scheint besser zu werden, nur sitzcu ans — und iu strömendem Regen machen wir einen mehr als sechs-stüudigeu nuuntrrbrocheueu 'Ititt. Das Gebirge hatten wir sowohl iu Babahm)» als iu Sabaueta u>n die Abendzeit durch die zerrisscueu Wolken hindurch gesehen. Steil hoben sich die blauen Berge aus der Ebeue hiu-auf, gekrollt mit himmelhohen Spitzen. Uns wurde fast schwindlich zu Muthe bei dem Gedanken, daß wir da hiuaufreiteu sollteu und über jene hacken hinweg iu uoch höhere Regionen. Seitdem aber hatteu wir das Gebirge nicht wieder zu Gesichte bekommen. Die gignutischeu Bäuiile deo dicht uerivachseueil Waldes bellahmen jegliche Auosicht. ^liit einem Älale fanden wir uns heute im Steigen. Anfänglich ging ec, sallft hinan. Der Weg war steinig und fest, unendlich angenehmer als gestern im Morast uud Koth der lehm-reicheu Ebene. Doch mangelte es auch hier nicht an manchen schlüpfrigen, schwer zu passireudeu Stellen. Außerdem versperrten gefallene Bäume, Aste, Vianeu den Weg, genau so wie gestern. Trotz deo anhaltem den Regeno und der endlosen Wassermasse, welche die Blätter lind Zweige den Waldes auf uns herabschütteten, so oft wir sie streifen oder durchbrechen mußten, fanden wir uns doch bei beiterer Stimmung. War ja die Natur so groß und erliaben. Durch das Dickicht zur Rechten ertönte lanl da5 dumpfe Toseil und Brausen des Rio Babab^yo, der über Felsblöcke vom Gipfel der Kordilleren schäumend der Ebene eutgegeneilt. Bald gelaugten nur an seine steilen Ufer und siebenmal sel.Uen wir über den wiudungs' reichen Flnß. Nur ein Äl'al fa,lden lvir eine Art Brücke, die von zwei Baumstämme» gebildet war; quer über die Balten gelegtes Reifig und aufgeschüt- tete Erde vervollständigte» den Ball. Das Geländer hatte „lau erspart, obgleich der elastisch fchwiugeudc Steg hoch über dem tosenden Wasser lag. Schnell borte die sanfte Steigung auf lind die Pfade begaunen den kühnsten der Alpenthäler zu gleichen, dort, wo laugst den jäh abfallenden Geländen die Menschenhand kaum nachgeholfen hat und durch die einmündenden Gießbäche tiefe Qnerschlnchten ausgewühlt sind. Nur mit Vorsicht waren die letzteren zu durchklimmen, .^u ihnen gesellten sich, alc, frucht der heftigeil tropischen Regen, endlos sich wiederholende Wasserriuuen, quer durch den Weg gerissene Grüben mit steilen Wänden. Charakteristisch aber für alle südamerikanischen Natnrstraßen sind die von deu Reitlind Lastthieren ausgetretene», dicht nebeneinander herlaufenden Pfade, von dcueu eiuer iu deu anderu labyrinthartig übergeht, eine Verzweiflung für nnge-schmeidige Beine. Denn diese Pfade haben fich durch den auhalteudeu Gebrauch uud die Ausschwenminng dermaßen vertieft, daß sie, ill enge Erdspalten >nn gewandrlt, Roß nud Reiter nicht selten überragen uud deu letzteru beiliahe festgekeilt halteu; Wasserlöcher uud aus deu Wäudeu uiedcrgestürzte Steinblöcke machen iu ihnen den Tritt des Pferdes noch obendrein iu hohem Grade unsicher. Wer iu einem solchen Vabyrinth von Wasserrinueu uud Erdspalten henun-irreild auf alle möglicheu, nicht vorhergeseheuen Hindernisse stößt, der findet reichlich Gelegenheit, die ver-schiedeuartigsteu ^unstreiterstücke auszuführen. Am vernünftigsten thut man, riuem kenutnißreichru Führer zu folgen. Uno ritt gewöhnlich der gewandte, kundige Offizier voran, oder statt feiner ein paar tüchtige Leute aus der Mamischaft; sie suchten rechts uud links die bequemste MM; verrannten sie sich einmal, so warutc ihr lautes Geschrei die gauze Gesellschaft, uud diese kouute sich eine auderr Furche sucheu. ^ch babe gleich in, Eingänge des Reiseberichtes gesagt, daß derselbe keine seltenen, ungeheuerlichen Ereignisse entdalten würde nnd ans nichto alc, Wahrhaftigkeit Anspruch mache. In der Ihat, Unglück ist uus, Gott sei Dank, uie widerfahren; andererseits mag aber die Beschreibuug der herrlicheu Hauptstraße, die von Guayaquil nach Quito führt, eiue gerechte Bewuuderung ihrer mmachahmlichen Vorzüge in dem geneigten Veser hervorrufeil. Unrichtige Vorstellungen find niemals gut, nnd darum bitte ich ihn, nicht alle diese Reiselundernisse anf rillen einzigen Punkt zu verlegen; hier finden sich die, einen, dort finden sich die ander», bisweilen fiuden sich mehrere zn gleicher .^eit. Die geistreichen Ingenieure, welche die südamerika- 158 Nischen Straften angelegt, haben mit sorgsamem Fleiß jene tödtlichc Vangweile der europäischen Hochstraßen vermieden nnd überall für Wechsel der Scenerie auf ihrer Knnststraßr gesorgt. Jedenfalls wäre der Na-turgennß in der schönen Andeskette getrübt, wenn das Ana/ jenen prosaisch sich hingehenden Wrgedämmen, diesen höchst überflüssigen Brücken begegilete; nnd gar erst die schivarzweißen Pfähle, welche die Bestimmung haben, die dem Ehanssrerande zu nahe kommenden leichtfüßigen ^iosse in respectuoller (<>üfernu»g >n hlU-ten, wir stovend würden sie ans das süße Gefühl einwirken, welches man „Amseln" nennt. Ist's doch so romantisch, hart am Stande einer senkrechten oder gar überhangenden Felswand dahin zu reite» nnd seinen Blick anf dein Grün des tief unteu stehenden Waldes rnhen zu lassen. Äian erwählt sich von den alten Mittern, dasi sie sich hin und wieder den Spaß erlaubt, anf der Burgmauer rings um ihr Schloß zn reiten. In den Andesgebirgen kann man ein ähn liches Vergnügen alle Tage genießen; man brnncht aber deßniegen nicht anf eine Maner zn klettern-gan^ von selbst kommt man an solche lnftige Stellen nnd man mnß hinüber, mag man wollen oder nicht. Gleich diesen Tag vassirtcn wir dergleichen Abgründe. Meist waren sie niedrig nnd kurz, Tiefen uon 10 bis 20 Nieter. Einer erforderte schon mehr Eonrage, ein ganz enger Frlsenfteig über einer hängenden Wand von vielleicht 60 «0 Meter Höhe. Aber auch hier danerte die schwindelnde Scene unr einen Moment; ein paar Schritte des Manlthieres genügten, nm sie zu überwinden. Bei aller Gefährlichkeit der Wege Hort man doch nichts von Unglücksfällen, nnd ich glaube, es gibt deren in den wilden, ungebahnten Schluchten der An-oesketten vcrhältnißmäßig nicht mehr als auf den vrachtuollcn Ehansseen nnd Eisenbahnen Europa'o. Je schöner die Slraßeu sind, desto nachlässiger ist der Mensch, der anf ihnen einherfährt; in dru wegelosen Kordilleren hingegen nimmt der Reiter seine fünf Sinne znsammeu, und was ihm dann noch fehlt, ersetzt der Instinct der klugen Manlthiere. Dazu kömmt, daß der Fremdling, an dergleichen Verhältnisse gar nicht gewöhnt, überall Gefahr und Verderben sieht; der Einheimische findet Alles in der Ordnung; selbst Europäer, welche in Ecuador viele Reisen gemacht haben, meinen, die Straße nach Guayaquil sei so herrlich, daß sie nichts zu wünschen übrig lasse, wenn man sie mit andern vergleiche. Das ist richtig, aber nm so schlimmer, und konnte anf meiner Reise nicht bewirken, daß ich die Herrlichkeiten der Hauptstraße des Landes irgendwo erblickte. Manchmal trafeil wir eine entgegenkommende Karawane, nnd man fragte diese an: „Wie ist der Weg?" Die Antwort war: „linivi, c'mninl», inu^ lnuüi clmmw!" „Guter Weg, sehr gnter Weg!" Ich traute meinen Sinnen nicht. Ich schaute mir diese Fclsblöcke an, diese Wasser-Pfützen, diese schlüpfrigen oder steinigen Rinnen, in die wir alle Allgenblicke hinabstiegen, ich betrachtete mir diese überhängenden Wände, diesen tobende», brückenlosen Rio Babahm)o, diese krrnz nud qner liegenden Riesenbänme, nnd sagte: „liuon cmuin«', mn^Inlün cumino!" „Guter Weg, sehr guter Weg!" Wenn das ein gntrr Weg ist, wie mnß er dann aus-seheu, weun er schlecht ist? Über den guten Weg muß ich hier also etwas zur Erläuterung hinzusehen. Der sndamerikanische Spanier neunt seinen Weg so lange gnt, als das Manitliier noch einen sichern Tritt, einen festen Boden unter jich findet. Wasserpffchen und Morast von beiuahe eiuem Meter Tiefe machen den Weg nicht schlecht, wenn nnr der Boden nicht noch tiefer aufgeweicht ist. Auf sich selbst nimmt der Reiter niemals Rücksicht bei seinem „Inum «'umim»". Die Wege sind erst schlecht, weun das Manlthier nicht mehr voran will. Dieser „mul cmmn,»" danerl einen groben Theil des Jahres. Dieselben Strecken, welche nnr diese Tage gegen Ende Inni durchritten, sind mitten in der Regeuzeit, von Anfang December bis Ende Mai, durchans nicht mehr für Vaftlhiere und gewöhnliche Reiter ^n pafsiren. Die Ebene steht theik weife nuter Wasser, oder ist ei» fortlaufender Sumpf, der Rio Babahi>yo ist fo angeschwollen, daß ohne die augenscheinlichste Gefahr kein Dnrchkommeu mehr ist; die steilen Vehmwände am obern Rande der ersten Eordillerenstnfe sind so schlüpfrig geworden, daß sich ill ihnen keilt Halt mehr gewinnen läßt. Aller Verkehr zwischen dem Hochland nud der Ebene stockt, Waaren werden absolut keine befördert, nnr die Eou rierc, die ausgezeichnetsten Reiter mit del, besten Manl-thieren, die man anftreiben kann, vermögen noch dnrch-zudringeu, aber anch dann mnß man erwarten, seine Briefe verspätet uud vom Wasser der Flüsse und Moräste dnrchuäßt nnd beschmnht zn erhalten, obschon sie mit Sorgfalt in einen Umschlag von Wachslein^ wand nnd Kantschnk gerollt werden. Der Aufsteig zn den Kordilleren ist viele Meilen lang nnd hat, bis zum Joch des Ehimborazo gerech net, alle möglichen Höhen bis 42tt! M^er oder 1.'t<>5»<> Fuß rhein. Darnm tritt die Regenzeit au uerschiedeuen Pnnkten zu verschiedenen feiten ei» und befolgt all ihnen andere Perioden. Einige Theile des 1b9 Weges sind passirbar, andere ilicht. So stallen sich bald an diesem, bald an jeuein Plinkte, bald a» mehreren ^ligleich die Waaren an, n>eil sie nicht mehr weiter tran^portirt lverden können. Deßhalb findet nian in Abständen von ll—1<^ Stunden die fogenain^ ton Tanlbos, geräumige Schnppcn, oder uielnlehr hohe, ,> fiiv die hier lagernden Waaren, beider habe ich nicht gesehen, das^ inan anch ^ainbo^ für die arnien weisenden auogedacht hätte, die ihrcr mehr bedürftig wären als die Waaren, freilich hat siel) bei jedem ^ambo eine,vu>nilie angesiedelt, aber man trifft da eben gar nichts weiter al5 in jeder ander» halbindianischen Hntte! sehr spärliche NahrnngMlittel und ein durchlöchertem ^ach. ,viir den Reisenden ist nir gendwo, anch nicht im Mindesten, gesorgt. Wie schön wäre hier ;n ^and ein geistlicher ^rden angebracht, der gleich den Mönchen von St. Bernhard in diesen Wüsteneien Hospitien gründete! Bald fand ich noch mehr Gelegenheit, den lmml «'lllniü" ?,n ftndiren. Obgleich dlvi, lange »^ebirgo thal, da^' ivir verfolgten, als (^anzeo nnr sanft ein porsnhrte, daß mail alleilfalls eine Eisenbahn anlegen köilnte, so gab e5 doch, weil nirgendo planirt war, manchmal gan> fatale Steigllligen nnd Seilknngen. (^ing'o hinauf, so nnchte inan die '.Viähnr de?i Ihiereo, ging'ü hinab, so mnnte man den Schwanzriemen — wie einen rettenden Anter ergreifen. Denn ich bitte hier, doch nm Men in der Welt nicht au deutsche Verhältnisse ,;n dent'en; eü ging oft hinanf und hiuab, wie auf einem .^irchendach mit mancherlei ^ceben hinderiliffen, nüe fie die ,^nnstreiter in ihrem <.) ^ur <5rheiternng ihrer schaillllstigen .^llilden an^llbrin-gen pflegen. Ich glanbe, hätte inan lins hier eben- ^tll ^amUo. l<;<> falls einen Papierreifen vorgehalteil, u>ir wül'den, ohne »veiteren ^cachdenken, hindurchgesprllngeil sein, so sehr ivaren die gymnastischen Ubnngen »us znr zivei-ten ^iatnr geivorden. vielleicht bringn die Südame-rikauer zilr Beroollständigung der Scenerie derlei steifen noch ail. Wir erkletterten also in besagter Weise rillen Abhang und da stand ich starr uor Schrecken. „Wie, liier sollen nur lmmnler'^" „Ja nwhl," sagte der Vielltena>l<, „liier müssen wir hinlinter; es führt lein anderer Weg nach ^üßnacht." Und er gab seinein widerstrebenden <^aul die Sporen und raste im Hui die Wand hiuab, daß >nir Höre» lind Sehen verging. Mir war en, aln sei Harras, der kühue Springer, hoch vom Felsen in die tief unten bransende .^lnth gesprilugeu. Ich er. blickte unter mir nnr ein vierzig Meter tiefen Thal, den Weg konnte nlan nicht übersehen wegen seiner <>veise osfeil, theil-, weise dnrch Steinblöcke geschützt; die Stufen, natür lieher Jels, besagen die Höhe gewöhnlicher 'Tische. Ich hatte nur aber kanm den Weg elwan näher betrachtet, so war der Vienlenant ivieder da, nnd die Schwestern trafen anch ein. Ich sagte lein Wort; es ivar »ur zn interessant, den ersten Oindrnck zll beobachten, den diesen neue bevorstehende Abenteuer ans sie inachen würde. Ja, ja, mehr als eine wurde bleich; indessen wurde von Seiten der Mannschaft jegliche Vorsicht gebraucht. .'>erst spreugte der treff-liche Lieutenant über die gefahrvolle Stelle wieder hinunter uud herauf. Andere Vente ritten a>5 zweiten Beispiel hinab, und träftige Soldaten stellten sich uon Stufe zu Stufe. Jeden Augenblick waren acht bin ^wölf Aline bereit, die ^teiterinneu r,or dem Stnr^e ^u ben'ahren, man hielt sie nnd da« ^teitthier uon allen Seilen, nnd säst tönnle man sagen, sie seieil sammt ihrem Säumer vo» oben herabgetragen wor den. Die Hauptgesahr ist, daß die Maulthiere in die >tmee sinken, nnd deschalb blieben iminer ^ivei Manu om ilmen, um sich gegen sie ;n steinnlen. Ich hielt oben nnd belrachtete dao schöne lind wilde Schau spiel! dao schnaubende oder stöhnende 5 hier prnst vor sichtig den Boden; je>,U ttitt eo bedachtsam alls, macht einen Sprung in die Tiefe, uud fast in die >^niee sinlend, bänml en sich schnell in die Höhe vor den festen Griffen der Soldaten; dauu sieht en ivieder einen Augenblick zitternd da, nicht »vissend, ob en eiile zweite, im scharfen Winkel solqelide Slnfe »vagen solle. Unterdessen llammer! sich die Leiterin fest an den Sattel, halb betäubt starrt bisweilen ihr Blick in die jähe liefe und dann hebt er sich fnr Momente hin auf gen Himmel. Der feuerrothe faltige Poucho uud der lichte ^eiterstrohhut stecheil wunderbar schön ab gegen diesen tiefe <^rüil dec, laubigen Waiden und gegen diese alterngranen Felsen, ^lingnum aber stehen diese halbwilden Söhne der tropischen .^one, dürftig bedeckt, rothbranne l^estalten mit kohlschwarzem Haar nnd fast noch schwärzeren Augen, sorgfällig jeden Tritt des Thieren, jedes Schwankeu der Leiterin beobachtend, mit ihren fräftigeu Armeu das eine nnd die andere haltend, stützend, tragend. Glücklich kamen Alle nnlen an, aber ich habe hier gesehen, daß anch soust gewandte heiter vom Pferde herab auf die ,^els-stuftn geriethen. Uin -l llhr machten ivir Halt bei einem großen Tambo. Wir waren lheilweise dilrchnäßt, denn der wasserdichte Poncho reichte nicht auN, um alle Theile den Körpern iu gleicher Weise zu bedecken. Müde waren wir genug, nnd unser Schlaf war der Schlaf der Gerechten. Schou frühe wurde ivieder gepackt und gesattelt; en schien, als sollten wir hellte einen besondern langen ^lill machen. Der Himmel klärte sich immer »,el,l auf, denn en blieb das Wetter anfallgs neblig nnd die Schlingpflanzen nnd Äste der Bäume überfchütleten nnn auch heute mit dein reichlich daran hängenden 'liegenwasser. Der Weg offenbarte sich wieder als ein „!"!<>>> cumi,,,,", d. h. als schander haft steil, über die Maßen sc!n»»>>ig lind schlüpfrig, immer durch dieselben Baumstnmpen, ^leinblöcke, Wasserrinnen und Felswände unterbrochen. Ich erwähle die (^in^elheilen nicht, sie besilzeli kein Interesse nnd iil iline» gleicht ein lag dem andern. Wir waren unterdessen schon ;n Meistern im leiten geworden. Nach einem nnr dreistündigen ^l'itt wnrde Halt gemacht bei einem andern großen Tambo. „Was gibt'n^" „Wir müssen hier bleibeil; bis ^nm nächsten 'lambo dauert es uoch sechs Stunden lind die Maulthiere sind ;u utüde." In der That, nach dem gestrigen höchst anstrengenden Marsch hatten die armen Thiere mitten im Walde keine ^tahrnng gefnuden^ der lieulige Marsch, obschon für^er, war nicht u>eniger er»lüde>ld gewesen, nnd hier hängt links vom Berge eine üppig grünende Wiese herab. Wir blieben also. Indessen nahm »nan diese Maßregel doch nnr aus Rücksicht auf die Schwestern; die nächste Strecke war änßerst schwierig, wir konnten nils verspäten und gezwungen werden, die Nacht ohne Obdach i» der Wildniß ^»zubringen. Das Gebirgsthal, in dem wir nmmtelbrochen in Quito. 2. Aufl. 161 21 der '!lichtnng no» ^^est nach 57st hiliaufgestiegen n'aren, besass eineil gan; andern (Charakter, aly ähu liche ^Ijäler der ^ehlvei^. '.'urgeud^, erblickle man die himme!l>olie>^ lotbrechl abgebrochenen nnd der Vege lalioil beranblen ^eloivände, nirgends die ^llpennnesen mil Ünvn ^aliln'ichcii ^iclili^vdcn. Obuiohl dic ^!,al liuxc ^br>> iniv füv d^n schin!i»>,'>ldc>l Waldstvoüi und die ^'nüqmd boschrirln'ilc Hauplstrasn' nach ^.imo au^ n'ichl'lidl',1 Plalz darbot, so stiMii docli di^ ^l'ilcn wäilde mil sanfterer Böschung Iiinnn. Übn all fand die Pflan'.enn'ell ^oden. (nn nuichti^er ^ald, diehl l^sulll N!!> d^ü licrrlichsl^l i»l!!!l'vqvü,u'!i ^MINN'Ü, u»! >^ib U!!'-' V!>!^<'l>»! l'io ^an^ lmians ^iili ^'ipfrl d^v ^x'rc^. schaut»,' nil l^'ivlsscn ^tl'lllüi mn' ^nnd liiü durch, so war auch diese mit schmnctVm <^vül>, mil ^chliil^pflail^ii und .vl^chleil allev '.'lvt brdräl. I"n^ 3dal erwu'5 sich al>^ cin cillsachor, sanfl allsloic^ndcv l^iüsclniill in die westlichen Anoläuser der ^'ordillereii. ^ie fronen Nnebenlieiten unscn'o, B^e^eo vi'ihrteil nur her »on den ^alilreich einmündende» tleinen ^7,ner thälern, von de>, ^irtunqen de'> ^asser<' nnd vo» der Vernachlässigung der ^lras^e. '^k, daliin, >vo ivir »»>> befanden, halle man olme grosse ^chwierigteil eiue allmählich euiporsülirende Xunstslras^e anlegen lönnen. !^a« ^l>al ivar mchl gan^ me,,scheuleer. ,'lus^er ,;n>ei oder drei 5m»bo5 begegile! inan l>in und u'ieder eiu^ellU'u illdischen oder halbiudischeu Hülleu^ ciu Nciuer karten mit Banauen uud türkisehem Veiten bietet die dürstige Nahrung. Manchmal trisfl mau ein paar heiter, stolze ^aballero^ nnd verschleierte Rainen, die da^, (Gebirge dinab i» die lerbep>n1ler Pferde, Maullbiere, ( lu!lalp>, uud sehr geioagle ^ät>e »lüssen helfen. /^»s der lmwc» ^ölic t»,'r <5(Nl»lllcl«'». >«!.i Unminelbar vor nn« geigte dao I Hal einen an-beril ^hawlter' e« vereilgte sic!» so sehr, daß für einen Wcq kein Plab mehr nbrig blieb, nnd ring«. n,n nnnen die steilen '^erge »'it Alpennnesen dcd^ctt. OfftilblN' sollten wir d»,'!l nächstcn laq in drix'ulcnd liöhrn' ^lcqioin'n st^i^'n. '^n' <^'rn^ halle ich di^' ucv schicdl,'>n'n Höl^'n, in denen wiv nil« nach lind nach befanden, mit (^cnaniMl gcincsftn. Aber dnrch die plötzliche Abreise uon (^nropa war ich gehindert wor. den, ^eei^iirte ^ilftrnniente »>>t »nir ^u neliole». Die gewöhnliche,! ^»eäsilber ^aromcler zerschlägt inaii ans solchen.lieisen, nnd die fnr Europa gefertigten Aneroid oder Metall Barometer reichen fnr dir Anden bei Weitem nicht an5. ?a>-, snr enropäische XMen be stimmte, welchem ich »lima!,,» nnd dao wenigstens bio 2M0 Bieter anöreichen sollte, wnr schon in einer Höhe uon l.!<><» Bieter nnbranchbar geiuorden. I'ie stacht brachten wir fchlecht ^n; ich fnr »»einen !l>eil l,abr lnnm melir a!<, ^>nei ^lliiiden geschlafen. Die ^rnnde fiild leicht ertlärlich: Alisregling, »»ge>vol»nie ^ialirnng, hartem ^ager, llasse >(leidling niid nasses Schnhwrrk, da« nnr schon feit lagen nich: mehr von den ^nßen bringeil konilten, endlich nnfer llebentzwnr-diger ^oetor (^., der nm l V^ lll>r')tachto eine grosse Menge Befehle an^ntheilen hatte, ^cho» nm I Uhr sam> ivir im ^allel, nnd da« ivill viel sage», wenn man bedeut!, das; in diefen legenden da« Morgen grane» n,n 5»>> Uhr beginnt, erft eine tüchtige '.V0 ^abah>nio. Alo dann aber fing die Steigung an, die ftärtste auf der gangen ^ieise. Wir tlommen i»i tnrzen .^ick^act einen uorspringenden, älißerst jähen ^erg hiilan, und ol»lr Ülx'vtn'ibunq kann „um sagl'u, co giii^ «npor, ivie auf rin .^irchcn-dach. ^i>> dalnn lialtcn ivir ^'iü^n ^r^ ^'habl, >vic nnv l^nropäcr un5 dcnjrldcn v^v^nftcllcn pflc^cn. Hirr lnMnn ein Wl'c^ dl'v bl'rnlünlr ('uinim» l>'ül. ^rdcr »uiüii i>>! Van>X' spricht vom <'l!i>>i!!<» !«>!>!- aber ich wnst dis hcule nicht, ob ro ano ^tol^ ^'schil'Iit, daß man ciiu'U Wl'si bcsint, odl'r ob man an dl> l'ndloftn ^lusistcn und Vnlc^cnln'itcn dmkt, dic man anf ihin auyzustchrn InU. <'!,>,,i!>n »'ü! tann ^ivci Dinge be-dl'lltcu: cvstrno mi „ivirtlichl'r, iil der ^bat vorhandmcv Wl'si", und ^vrit^N'o ein „töniqlichrr Wrq". Di«,' l'inc >uir die andcvc ^rdcnlnnq ist Iiächst niM'schickt ^'niälill ^ brss^r ivän' ^, an lnmdnl ^llilcn, ro <^abo ll'inm Wcg, nud nni^ dic alk'n spanischen ,^önil^' mil qros^'n >iostcn angelegt habril, ist dllvch dir ^'ach lassigN'it dcv spätcn'n n'iwlnlionän'n ^iegicllingcn in gar cvbävmlichcv Weise ^i l^rundc aegangen. Wahllose mamlsholie Wassevlinnen durchzogen die. sen Cüin'm!' ,^!> .'!iast lind weiter ^luischen den hoben, steileil Wändeil vollständig verschwanden. Unten war mail darin förmlich wie eingeteilt; hänsig genng fand dao Manltbier leinen sichern Tritt mehr ill der spitz zulaufenden oder mit ^teinblöcken erfüll-ten ^lirche. ^u diesn starteil ^teigling zeigte sich ;nm (^lnck der ^odeil allffallend trocken; der letzte ^iachinittag nnd die Mcht »oaren nämlich sehr schön gewesen, ^ben, wo da>) Terrain sanfter binansjieg, änderte sich die ^eene. Der ^iegeil hatte den tiefen Vebmgrnnd deo doniin, ,'<>!»! allfgeiveicht »>ld eo >var derselbe, in hohem Grade schlüpfrig. Dazu dente inan sich diese Wafferrinnen nnd diefe von den ^astthieren anogetretenen, tlllstartigen Pfade; dicht aneinander, gedrängt, geben sie dem Boden eine Gestalt, alo lväre er dnrch ein fürchterliches Erdbeben zerklüftet und zer sägt lvorden! Da>^ einfache, noch so steile (^inpor^ llimmen macht dem ^ieiter wenig Anstrengung; aber ihm sowohl als seinem armen Maulthier wird jeder schritt und 'Tritt zu unsäglicher Beschwerde, wenn die erwähnten Umstände sich Inn^ngesellen. Unsere Thiere zeigten sich heilte start nnd träftig; sie leisteten Wnnderbarw in tnrzer .^eit. ^chon waren n,'ir dicht >!!^ unterhalb des ersten Kamnles der Cordillcrcn ailstc langt, da erneuerte sich vor »leinen Angen ein Schan spiel, welches >vie da>ö gestrige seinem l^lcicheu sucht. Dießmal befand ich mich am ^'»de de>> .^ilges. Vor nur linker Hand erhebt sich eine lauge, senkrechte ,^ch>u>va»d vol' !"><> <»<) Meter Höhc. Der Weg biegt furz um, auf sie hinauf. Unser Vieulenant ist schon am andern (^udc voraus, »ül der Säbelklinge die jungen Baumstämme uud Aste ail') dem Wege haileud. Hinter ihm arbeitet in langer Reihe ein Iroß vo» 15—2<> Mann; e>> gilt, mit Hacken Stufen auo^n haucu, mil Schaufel» die zahllose» Wasserlöcher a»9 zufüllen. ^chail Tagc, zuvor hatte man, »int den zahlreichen Soldaten nicht Unfrieden, alle Männer mil auf dic Reise genommen, deren man in dem Nialc habhaft werden tonnte. Hinter diesen geschäftigen Ar beitern reiten zurrst einige der brauneu Soldaten ol>en hart am Rande de^ Abgrnndes vorüber; sie »vollen den neuen ^eq probiren, durch die ^us^stapfen ihrer Rosse deuselden de^eichin'», ein ermnthigendeh Beispiel geben. Jetzt folgen in langer Reil,e die Schwestern im rotheu Poncho, ein imposamer ^>lg da obeil auf der ^iuue der gefährlichen Velonniand. T"ie ').^anl thierr lrelen dilrchau^ sicher und rnhisi anf. Ader da geräth die >iarawane in'^ Stocken, ^orue tonnte man nicht mehr weiter, die arbeitende Manuschafl hatte in solcher ^ile einen vorliegenden "Wall nicht durchstechen tönin'ü. Die zahlreichen Manlthiere, uahe aneinander gedrängt, sindeu in den dürftig versrhntletm Vöcheril teinen Halt, sie tonnen niemals auf allrn vier ^üßeu ^» gleicher .^eil stehen; eingeteilt in höchst mis^ licher ,^age, filtern sie am gangen Veibe vor nbcr mäßiger Anstrengung; sie beginnen unrnhig ^» >velde,,, sträuben sich empor, snchen knr^ lun^niuenden oder seitlich höher hiuanf ^u gelangen. Und auf diesen unruhigen IHieren sitzen die Schwestern! Mir gerann vor Schrecken dao Bint in den Adern bei diesen Manövern da oben über dem Mgrnno! ^a se!>t endlich der .^ug sich nnedcr in ^enieguug. Schucll hatte der Offizier für ausgiebige Hilfe gesorgt. Vor sich hat sede Schwester ciurn Mann, der am Maul thier ^icht, hinter sich einen, der schiebt, rechts emeu, der die Reiterin hält, und linter Hand, dicht am Stande deo Abgrundeo, steht in nmmterbrochener ^tcihe ein Spalier von Soldaten; diese I,abe» ^n rcrhüten, dast die I hieve »icht in die ^iefe siür^en. ^iner der levtern armen Veute verlor dao <^leichgen>icht nnd stürbe selbst, ergriff aber glnctlich eine ^acte der Vehmwand u>w ^og sich wieder in die Höhe. Ich bewunderle die Anfopfernng diefer braven Soldaten, de» l^ehorsain, n»it welchem sic den Anordnungen dec, ^ffnierc, nachtamcn; aber, sagte ich ulir nneder, loeun man die Wege bereite» wollte durch eigene da;u mit genommene Veule, ivarnin that man eo nicht geflern oder heute iu der ^rühe ^ ^ch ritt über dir Wand hinüber, ehe alle ^.chwestern folgen tonnten; die l^e fahr war nicht all^u grosi, da eine ziemlich tiefe /vnrche deu Pfad bildete. Aber auch ich blieb für eine Weile m derselben stecten, >veil oor mir der .^!g nicht n>ei, ter lonnte. War mein !hier bio dahin ganz sicher gegangen, so fing e^> iniu ebenfalls an ;n Ottern nnd uiirnhig hiu uud her^nspringen, deini immer ver sanl e^ mit ;>vei oder drei ^üs^eu iu dem locteveii '^oden, nnd ma,, mciitte, jeden Augenblick müsse e5 die ^eine brechen, llnmittelbar vor nn<) ging eö eine sehr steile Böschung hinan. Hnrlig kletterte ich durch da5 iliedrige Gebüsch, an den Ästen mich haltend, empor; ich war der (^rste oben anf dem Rande dieser ^'ordillere. '^ald lam ilnler fürchterlichem Hailoh die übrige ^esellfchafl iiuch herau. Der erfte Act dec» heutigen läge") war überstaudeu. Uilten im levte>» Nachtquartier hatten wir noch tropische Wärme gehabt; auch war die ganze dicht gedrängte Vegetation noch vcm tropischem Charakter geweseu. Jetzt, nin !2 llhr Mittag':,, »ach süuf stündigem u>nuiogese!,!,lc>n und sehr starkem Steige», snhlle icl> hier oben zum ersten Male nach langer Uülcrbrechmig ri»e einpfiudliche.^ülte. Wir befa»de» »»>> also i» grober, recht grober Höhe. Soll ich au5 dcr ^emveralnr einen ^chlust ziehen, so nwchte unsere Vergspit>e mehr alo .!«»<»<> Meter über dem Meere liegen. DaS Welter war nnfreuudlich und es ging ein scharfer Wind. Da>) Panorama, welclM u»5 umgab, n>ar über die Maßen lieblich uud großartig zugleich. Iu der Richtung, i» welcher wir mi5 dem N,al emporgestiegen, sah mau freilich nicht viel. Uu ten hoben sich verschiedene '^ergkuppen m die Höhe, mit Wald oder üppigem <^rüu bestanden; noch tiefer sah man die Ränder der großen Schlncht, die nuy ei» paar 5age beherbergt hatte. Aber darüber hin-au»:, nichl5, gar nichw mehr. ^>u eudloser Oceau uou Wolken, blmdeudweiß im Vichte der senkrecht über ihneu steheliden ^.^'ittagosonue gleich den Schnerfeldern der Polargegenden, bedeckte die uuteru l^chäuge der Kordilleren, die iveiic ^'beue, dao ferne Meer bis zum eutlegeuenen, kaum ;n unterscheidenden Horizont. Rechte llnd lint5 von uul> zog die endlose Reihe der verschie denen xnppen dieser westlicheu Andeskette dahin, durch ebenso viele 5Haler von einander getreilnt, und zahl reiche Vorsprünge in ivelliger ^orm oder jähen Ab 1«5 sä!>en ix die ^bene sendend. Aber i,l der entgegengesetzten '»lichtung, nach Osten hiil, lag unmittelbar vor mir und ^nr ^eeblen ein al!')gede1>nte^, I,errliche<' Alpe»Na»d, voll grnnendcr diesen, rnndlieher '^nckel nnd sanft abfallender !b"ler. ?er ^lic! ivar nnge fähr der nämliche, ivie von einer niedrigen ^erg spitze in'^ schmir ^lppcn^llniand. ^cist ta>» l'^ »üv vor, al>> Iiövlr ich da>> <^loct>'n^clunlc mnnk'N'r 4>ich lilvidcil inid da>^ <^iodcl und ^allch^'ü drv siöliüclicü Hirk'n. ^'lb^v so vicl <^('»n"!tl»licht>'!l dnvf man in Aüiciita nichi snchm. ^il'sc ^riiiicn ^^i^tnppcn lind 'Niäkv dach!cn nach ^s<^n hin sich inmn'v nu'liv ab, di>> alle in rim'm licfl'il, qucr um'licqcndcn Vänqrnllial ilin'n qcnx'iilsann'il ^lbschlns^ fandl'». (^) ist daü cinc?. drr viclcn Hochthäler dr'> ^lndenqcbiv^o, dcnm »nan üianchnial dcn linpassrndru Namm Hochcbcncn »^ibt, od^l^ich von mu'r ^bciu' d'inc ^pnv ^n rvblittm isl, ^a!>Il^ichc Hntirn nnd Händchen, Dövfrr und ^tädl ch^n l(MN davin ^'rstr^il lünln'v: cc, schim, al^ soll-!r,i n'ir nmimcliv nach so vi<'l Vcid in daü cvsrhntc Vand der ^rl^'ismnli l'in^ichc». Dic tirfftl' Strllc dic^ >>> il'i^ndcn I l!all"o inocht^ vicllricht noch 21) sich nach ^ndostrn nnd ^stm, siicst in ocvschirdrncn ^in diini^'ü lainisain l'inpor >i>id verschwand ^ivischl'N !>ol>l'n <"rbir>^n nnd ivildm hacken, ^('nsl'ij^ d^s 3l>alc>:> !>ob sic!> da»:, I<'rmin ,^'ivalli^ in die Hölie, nnd n>ir cine riesige i^elbe ^>ianer la»^ ein l^ebinv^n^ vor inir, lolossal, uon srvnher aud dein ^,nden kommend. <>i»e so ^ronarlil^e (^edirssciwand von so erswnnlicher, fast ^leiehmäs^iqer Hohe halte ich noch niemals <^'sehen. Und qenan vor mir, in wnnderl'arer >i!arl>ei<, scliein dar nahe, in der !hat jedoeh ;wei angestrengte ^ag reisen weit entfernt, erhebt sich mitten anf dieser Wand in leqelförmiger ^"estalt ein gigantischer '^erg, tief Iierab mil blendend weißem Schnee bedeckt. M tonnte n,>o!>l ahnen, ivie er heisre, ^ene Wand bildeten die eigentlichen Westcordilleren, nlld der gigantische Schnee brrg ivar der ^himbora;o. ^tael, ^ivei lagrll solllen wir dort oben sein, hart am ^iande den ewigen ^chnee^, lind jene Wand sollten wir übersteigen, ^ch »veis^ nieht, ob e>> irgendlvo in der Welt ein anderes Plätzchen gibt, anf dem man >n gleicher .^eit so gewaltige absolute nnd relative Höhenuerhältnisse nbrr- <5in .^ochlljas in dl« Ändl». 19U schaut. Bei klarem Wetter sieht man hinab in die lrol'odilreiche flache <^uayas (^bene, in die üppig grü ueildeu Wälder, deren Salinen die Sonnenwärme des Aglialor») gros^ieht, in den blmien Deean, a»,f welchem die Dampfer eivilifirter ^talione» ihre schwartn blanch nwlle» an'>stof>e». Bon derfelbe» Spilze an Meler l,ol>e» Cihimbora^o, ails welchem in ewig schileidender >^älte deo Nordpols >ede Spur der Pstan^eu lind Thier. welt erstorbe» ist' nnr der riesige Ooudor fchivebl bisweilen trilimphireud darüber. ^int'5, ein wenig >vei!er hinauf, stand ein grosso Dorf, nnd hier, wo ivir hielten, ein einsamem Hai!'',. Die Schwestern halteil bald eine köstliche Mahlzeit bereitet; denn es fanden sich ^iahrliiigomitlel, die wir lange entbehrt: .ttarlosfeln, (^ier >»,d «Geflügel. Um l'/2 Uhr wurde mlfgebroche». ^ch mache meine Be schreibllng tnr^. Wer solche Wege »ie selbst gemach!, tann auch bei der trenesien Schilderung teine richtige Borstellllng davon gewinnen: eutioeder mall ihin die Phantasie gar nicht oorhaiideue Schrecke» vor die Seele, oder sie hüpft leichten Siuues über die aller^ fchivierigsten Hindernisse iveg. ^ioeh ehe wir dao Dorf erreichten, musUcn >vir qeilau ans dem tnr; ab l^ebrochrileu Alande einer überhangenden ^^>and von vielleicht 200 Meter ,^öl>e hiilivegreiten. ?a^ n>ar der berühmte l'ümim» ,,^I, den ivir heule nicht mehr verlieben, (^r war scl>r breit, breit genng, nm die Schrecken eine^ so gefälirlichen, schnundelnden ''iilte^ alls schlüpfrigem Lehmboden ^>l vermeiden. Allein durch Nachlässigleit lvar ev ivciler rechl^ vollständig nn pratlitabel geioorden. Die eigentlichen Herrlichleiien diesem ^ege^ solllen wir aber ersl ivei!erl)in vertosten, alh n'ir lvieder in die Höhe steigend in den sinstern Schatten eine^ grosse» ^alde<3 gelangten. '.'Ins de,,i eriveichteli Velte>igrnnde forttviihrend auogleilend, mils^ ten >vir unter wahrhaft entsetzlicher ^lnslrengllng oon weiter nnd ^los^ un>> dnreli ein endlosem Vabl>rintl> tlnftälnilieljer Psade nnd ^afferrinnen uon - ."» ^c'eler 5iese ^al,n ^l> niaclien snchen. Hnnderlmal standen lvir in »^lfahr, in dm liefen ,notl, abgesetzt ;n n,er deit oder bei,» ^loipern der '.VllnNthiere Arme l>nd '^eiiie an den manerarligen Seitenivänden der ^rd spalten ^l< zerschellen. <^ranenhas< nnildei, die Scenen, iveiln hie lind da ei» jäher ^.uerrist, ei» vom .'liegen ausgespülter traben, die elenden ^sade niit einem Mal abschnitt. Selbst uuser qewandler Vielltenant »nus^tr bei solchen ^i^mbeilen seinem <^aul die Sporeit tief i» den ^eib drückeu, um ihn ^u ^viugen, über steile ^n'abenböschuugen hiiuinler^nspringen, die ein- bis anderthalb Mal so hoch waren, wie eine Stnbenlhnre. Querst aber bäumte sich schuanbend dao Ihier lind drelile sich in die stunde: ein neuer Stos; mit den Sporen, uud jelzt erst spriugt eo hinab nnd tletterl mit der grölen Anstrengung, in einem fort ansgleilend, die gegenüberliegende ^öschnng >vie der hinan. „So also," sagte ich mir, „so t'ommt unser Vieutenant hinüber! ^>a^ soll erst aw3 uns, waö soll au') den Schwestern werden?" Man hieb zwar Stufen in die^ände; aber welch' nn^ireichende Hilfe bei dere» glatter, nachgiebiger Beschaffenheit! ^echo, acht oder gar noch mehr Soldaten arbeiteten a»5 ^eibe^träften, uin eine Schwester »ach dcr andrl» die steilen, schlüpfrigen ^'inde hinnuler und je» seilo l,inans>lifchaffen. Mit i^ntfelum habe ich diefen Manöver» ^»geschallt. Wie un>) hier im '^alde der Andeolette, so nlllst es wohl dem '^arus im Telito burger Walde zu Muthe gewesen sein. Das ist der <'nmm>» i'<>i«!, wie er jcht durch die )iachläss!gteil der ehenialigeil ^legierungcn auosiehl. Hundellmal besser als so ein Wcg ist gar lein Weg, und ich betone hier, lrol.-, meiner Beschreibung ivird inau ihu lncbt so schlecht sich vorstellen, alo er uurt lich ist. Bei trockenen, Wetter verlierl er freilich viel von feineu Schrecke», denn die ,^üs;e der 'Thiere sinden einen Halt; aber in dem schlüpfrigen Anstand, in welchem er sich eben befand, war diese Wegstrecke hier die greulichste von allen, die ich oon Sabanetti au bic» D.nito getroffen. Später fanden wir fandigen Boden, der 'ilitt wurde angenehm uud sogar erquickend nach den vorauogegangeuen Strapazen. C"> ging sanft bergab, nnd nm l'2 lll,r langten wir im ersehnten Quartier an. l>5 ivar ein groste^, elendem, einstöckigem Han>> mit verschiedenen fensterlose» ^tänmeil, die al>> Schlaf^inouer diene,, lonnlen. ^'egenüber lag ein ge ivaltiger Tambo, i» n>e!chem nnsere Manilschaft uud die Maullbiere e^> sich beqliem machten, '.'lcht harte stunden luUle» iviv auf dem Sattel ^»gebracht, ^cl, loar »och immer theilweise dnrchnäsU, nud das ist in einer solchen Höhe nnd .«alte eine nnangenelnue Sache. Unter meiner harten hölzernen Schlafstelle hatte sich in einem l^vdloch eine grnn^eude ^unilie eingenüelhet. und dereu melodischer <^esa»g iviegte mich allmählich in sanften Schlaf. ^lm folgenden Morgen nm I Uhr, dem fünfte» der denkwürdigen ,vahrt nnf dein bücken de') Maul lhiereh, lvard abermals aufgebrochen. Wir ritte» laugfam in da>:, liefe 5Hai hinab, da5 ivir Mittags ^nvor fo reibend vor nn>-' liege» gesehen hatteu. Dieser ^»iitt verfehle llno in die heiterste ^timmnng-, 1«? war doch der <'l»!!lii,<> »'!»! so sauber lind trocken, das Wetter so tlar, die ring')liiil anvgebreitete ^latllr so lieblich nnd großartig ^igleieh! Der ^^ald liatte rin jähes (^nde gefnnden, bis Dnito hin ^eigteil sich nur noch bisweilen elende 3rmn>ner demselben. Die linbarinlier^ge ^'lvl dn- Spanier l,nl A!Ic') vnn'üsttt. ^t»r ^irsdi »nid ^IckVvlliüd l^laiost'ldcr! b^^'^iuii ocm ^lict^ viclfach is< nbcr d^ ^od^i von dcv ^oiiin' mvbvannl li»d ullfvuchlbav ^nvovd^il. ^ics unlcv »ui^ lasil'ü fr^nüdlich»,' Dörfer, vor un5 !>!»!!!!cll>och der nc-sigc ^hiiül'ora^o. Den laiu^ivcili^cn <^!!,!i>>" ,'«>!,I vcvlicßcn nnv bald. ^>ir schlngm gan^ rnq^ ^eilc» pfadl' <'in, >>>n den Weg ab^ufüi^'n. Sähe man in der ^chnn'^ Hn n'n nnd Da inen Iioch ^n R>^ nbcr die stl'Üci! ^lpcnnnescn llmcru, inan ivüvdc sich da vnbl'r Iiöchli!,!! unindcvn al'> nln^r mi U!n'll>m1co Wa^c stück, ^^ir haben dao l,icv vorher nnd nachher ;ur l^eilül^' gethan nnd waren schon so daran qewöhnl, das^ dcv Weg nn^ lanqiveili^ wurde, wenn er nichl Gelegenheit bol ^u geivandten ^prunken, ^> mül»-samein Gleitern, oder noch schlunmerem Herabrnlsclien, und manchnial ;u Schwinde! bereitenden ^eenen. '.^ach dreistündigen! Ritt befanden wir nnc, unten iin 3Hal. In einci» ärmlichen Dorf ward Mitlag ssehalten nnd nnn ging'H läng>o de^ Thales fort lnnanf, erst nach ^üdost, dann nach Dst, endlich nach ^ordost, allen seinen .^irnnnnlnigen folgend. Im l^anM ist das Vand dnnn beuölkerl. (^s löniue nwhl da>'> >)N!ldertfache seiner (^inivohner näh ren. ',Vian >iehl vorzugsweise ').>l'ai^ nnd >tarlosfeln, aber anch sonst alle Arten oon i^etreidc. Hauptsael>e bleibt jedoch immer das Wiesenland, ähnlieh wie in den ^chwei^eralpen. Die einzelnen Felder und Wiesen sind von einander dnreh Wall lind traben getrennt, nne ini gesegneteil Westfalenland, unr tragen die Walle keine Hecke» alls Hagedorn oder Hafelgebiisch, sondern aus Moe, die eine Höhe von -? 4 Meter evreicheil lind am ^'iide der riesigen ilnd holzigen Blätter 1«8 Zm Zorfe. verzweifelt spitzige Dornen den: Eindringlinge entgegen halten. Der Blüthenstengel wächst sich zu ungeheurer Cn'öße aus, indem er die Gestalt eines 14-1<> Meter hohen Baumes annimmt, der sich nicht selten so wunderlich krümmt, das; man vermeint, die Windungen einer Nirsenschlange vor sich yl erblicken. Die Hecken von Aloe finden sich auch durch solche von Kaktus ersetzt, deren zahllose und scharfe Stacheln sich den uuerbetenen Besuchern noch mit grösserer Cncrgic entgegensetzen, nnd man kaun sich die Verlegenheit des unschuldig zwischen zwei solchen Wällen eiuherwan-delnden Fremdlings denken, wenn er zufällig dreißig Schritte vor sich die zornige Gestalt eines halbwilden Stieres sammt dessen respektabeln Hörnern auftauchen sieht. Die Gefahr des Spießens ist nun allseitig, wie in der Feldschlacht, wenn der übermächtige Feind von drei Himmelsgegenden gleichzeitig mit seinen blanken Najonuettcn heranrückt. Alsdann wird rückwärts couccntrirt und mit dem fragezeichenförmigen Gesicht des geschlagenen Feldherrn sncht man einen Schlupft winkel, eine Redoute, ein ^och, durch das man eiit wricheu kann. Warum bist dn nnch so einfältig, zu Fuß zu gehend Jeder anständige Mensch besitzt die Beine nur, um sich damit anf dem Pferde festzu- klammern! Und dem wildesten Stier gegenüber bist du völlig sicher, wenn du, hoch zu Roß, die Zügelpritsche über dem .stopfe in die Nnnde schwingst. Das böse Thier vermuthet in dem wirbelnden Stricke einen Lasso (Wnrfschlmge), dessen fatale Bekanntschaft cs nicht erneuern mag. Die sich stets wiederholenden, leblosen Hecken von Aloe und Kaktus, der gänzliche Waldmangel, die hänfig verbrannte Farbe des Wiesengrases und der gelbrothe Ton der beiderseits endlos sich hinziehenden Püramos geben diesem an nnd für sich so schonen Thal uon Gnnranda, ebenso wie der großen Hochebene zwischen den beiden Hanptsträngen der Cordilleren, einen etwas melancholischen Charakter, namentlich in der trockenen Jahreszeit, wenn die bren ncude Tropensonne alles Grün vernichtet hat. Dir melancholische Gestaltung der Landschaft findet ihr Spiegelbild in der Physiognomie ihrer Bewohner — oder vielmehr, wenn wir streng reden wollen, so hat der durch bittere Schicksalserfahrungen trüb ge stimmte Charakter der Bevölkerung sich zunächst ihrem Äußeru, ihrer Lebensweise nnd schließlich der ganzen Gegend mitgetheilt. Wenn mau diese ächten Hoch lands-Indianer zum ersten Mal erblickt, so möchte man meinen, sie seien vor Kurzem erst dein Anstand der Wildheil entrissen worden; allein dem ist nicht so. Die tiefe Stufe der Cultur, auf welcher sie heute Hchscnjasst» mit dem ^asjlo. Nach 1', Drcsscl. Quito. 2. Aufl. 1li!< 22 stehe», ist das 'Resultat eliropäischer Übermacht, der todbrmgmden A»»erio» durch die Spanier, die frucht mehr als dreihundertjähriger leiblicher und geistiger Verilachlässigmlg, Unterdrück»»g und Knechtschaft. Während der Besitzer und die Besitzerin des elendesten Tambos ihre spanische Abkunft gleichsam in der trium-plüreuden Farbenpracht ihrerKleidliilg ;»r Scha» tragen und obgleich barfüßig als Scnor oder Seiwra selbstbewußt iu pompöser Haltung mchrrstol-ziren, zeigt sich in den ehemaligen Herren dieser weite» Gegenden, denen man den Schimpfnamen „Indier" oder gar „Indianer" gegeben hat, ein so hochtrabendes Wesen nicht. Das Ange ist ohne ^ener, der Blicl scheu und furchtsam, wenigstens dem Europäer und dem nunmehrigen Herrn des Bandes gegenüber, denn, obwohl gesetzlich frei, er-t'ennen sie in den letzter» anch hellte noch ihre strengen Gebieter, indem die Freiheit und Brüderlichkeit der zahlreichen ^)teuo-lutionrn für diesen un-glnctlichen'.Vienschenstamm praktisch mir auf dem Papier zil finden ist und zwischen den» Actenstanb der Archive vermodert. Ka»»l sind diese durch (5lend vcruülderteu I»dier zur ')tothdllrst bekleidet, Nlit einem Hemde, einein Paar kurzer, bis an's K»ie reichellder BeinNei-der voil iveißer ,>arbe, und einem »»scheinbaren über die Schnllern geworfene» Poncho. Die Weiber tragen ein Hemd nnd einen kurven Kittel von unhezli eliro päischem Schnitt, aber beide ohne Arniel. Diese so armselige ! rächt entbält noch die l5lemente der einst so reichen und geschmackvolle» Kleidung aus der 7>eit der goldenen Im'as, n>o die nämlichen ^ndier ein wohlorganisirtes, blühendes Kaiserreich besaßen. Jetzt dienen sie dort als Knechte, wo sie einst als unab-bängige Herren auf ihrem freien ^igenllmm saßen; aber ihr NnMck habe» sie nicht, wie so uiele Nationen der alten Welt, ihrer sittlichen Vertommenheit, oder Feigheit, oder Uneinigkeit zu verdanken. Keine bürgerliche oder sittliche Makel befleckt sie, anch nicht bis M» heutigen Tage; ich habe nur von Tngend ^» berichten, und diese ehren wir doppelt im Unglück. Die große Völkcrfamilie der O.nichnas lspr. >^it-schnas), ^n n'rlchcr diese Indier geboren, erstreckt sich uo» der Nordgrenze des heutigen ^cuadors über die ganze Hochebene der Cordilleren bis a» die Südgrmzr von Peru nnd Bolivia. Doch smd in ihr manche fremde Stämme aufgegange», oder von Alters her iu sie wie ein K'eil hineingeschoben worden, n»d daraus erklärt sich der mannigfaltige Wechsel iu der Physiognomie. Die Nci-seudeu haben sich vielfach bemüht, in dieser charakteristische ftigenthinnliclifei-ten aufzusnche», leider aber damit cmzelue Iudi-uid»e», nicht die Gesai»i»t-heil der Nation beschrieben; trotz aller Vorgnet-ten und Operngucker, die sie für ihre Forschungen mit sich gebracht, ist es ihnen nichl gelungen, allgemeine Merkmale;n con-statire», welche diese In-dier vo»! d'ilropäer ebrnso scharf unterscheiden, wie etwa eiuen ^hineseu oder »orda»>erita»ische» Wilde». Als ziemlich sichere ^ig»atur gilt die weit ausgebildete Brust, das lauge, rabenschwarze Haar n»d der gelbe, öfters jedoch i»'s Bro»;e»e sich vertiefende Toil der Hautfarbe. Ich für meinen !heil glaube, der Ungar »nterscheide sich in Physioglwmie u»d Wuchs mehr vom Deutsche», als der Ureinwohner der Kordilleren-Hochebene vom Spanier. Die „etwas" engere Stirn, die „etwas" hervortretenden Backentnochen, das „etwas" schmalere Kiuu, die „etwas" größer» Ohren, die „etwas" kleiner» ^üße und Hände besitze» durchaus uichts, was eiuem fremde» unmittelbar auffalle» dürfte. Um das schö»e, lcmge, schwarze Haar könnte sie mancher Italiener, krieche oder Spanier beneiden. Auch sind die Indier nicht wenig stol; auf diese» Schmuck, u»d gibt es für sie keine größere Schmach, als sich Zndianertn des Hochlandes. 170 die Haare kürzen zu lafsen. Jin Gegensatz dnzil besitzen sic keinen Bart, oder sic vertilgen insist olme Barnlherzigkeit dessen spärliche Elemente, die nm ^iinn und Mnnd zum Ausbruch gelangcu wollen, indem sic ihn für eine garstige Entstellung der reinen und lantern Menschennatnr halten, nnd zn diesem edlen Zweck benutzen sie gewisse Gcheimmittel, welche anch schon inancher noblen spanisch-südamerikanischen Dame in der Noth beistehen mnßten, „leider" aber nicht nut bleibendem Erfolg. An Körprrwuchs ist der Indier gewöhnlich uon mittlerer Grösse, namelülich in der nächsten Umgebung von Quito; in andern Promisen aber, wie Encnea nnd Imbabura, ist er sehr groß nnd stattlich, in gar Nichts dem Europäer nachgebend, nicht einmal dem Deutschen. Die Schultern und die Vrnst sind auf das Allcr-kraftigste entwickelt, eine natürliche Folge bei einem Menschenstamm, der vielleicht schon Tausende von Jahren gezwungen war, die dünne Lnft eines ^)l><) 4W0 Meter hoch über dem Meeresspiegel-gc-legmen Landes zu athmen, und dabei schwer belastet forcirte Märsche im (Gebirge znrückzulegen. Gegen diesen kräftig nnd muskulös ausgebildeten Oberkörper erscheinen bei vielen Individuen die Beine gar kurz, fast mißgestaltet tlein, und ein solcher Indier steht neben einem Europäer, wie weiland Odysseus neben Menelaos. Selten begegnet man eigentlich schlanken Gestalten, aber andererseits auch niemals ihrem Gegentheil, der krankhaften Dickleibigteit langsam wandelnder Kugelgestalten mit kaum sichtbaren, beweglichen Extremitäten: die Tendenz znr volleren Ab-rundung den leiblichen Daseins änßert sich bei den Iudiern nur in der reichern Fülle sämmtlicher Gliedformen, ohne daß diese aus ihrem richtigen mathematischen nnd ästhetischen Verhältniß herausgerathen. Anch sonst findet man unter ihnen selten einen Verwachsenen, oder Blinden, oder Vahmen; ist es einmal der Fall, so ist es nicht Fehler der Geburt, soudern Folge eines spätern Unglücks. Ebenso werden die Hochlands-Indianer wenig uon Krankheit geplagt, ob-schon ihre Lebensweise eine sehr harte und mit vielen Entbehrungen verknüpft ist; nichtsdestoweniger erliegen sie in kürzester Frist dem heißen Klima der niedern ,^üstengegenden, so daß man nicht daran denken kann, sie dorthin zn verpflanzen. Oft hat man dem Indier nachgesagt, daß er we niger Körperkraft besitze als der Europäer. Dieß Urtheil halte ich für durchaus unrichtig: die Körperkraft hängt bei sonst gesunder Eonstitntion von der Ubnng ab, und dieser kann man je nach Bedürfniß oder Gewohnheit eine verschiedene Richtung gebeu. Wir Europäer haben uns an den fleißigen Gebrauch der Hände nnd Arme gewöhnt, in ihnen liegt unsere Kraft; die Indier des Andengebirges hingegen benntzen ihre Arme nnd Hände viel seltener, ihr Leben gleicht zu sehr demjenigen eines armen Lastthieres, das schwere Gewichte auf seinem Rücken fortzuschaffen hat, uud weil sie die Lasten vermittelst Stirnbändern anf dem Rücken tragen, so zeigt sich ihre Kraft in Kopf nnd Hals, Brnst nnd Beinen, und es ist dem ankommenden Fremdling grauenvoll, zuznschanen, welch' entsetzliche Bürden oft ein armes indisches Weib mit sich schleppt, während es vorn an der Brust noch den Säugling mit sich trägt, welchen es niemals von sich läßt. Wie oft ferner sieht man nicht diese südamerikanischen Caballeros nach einem langen Ritt von sechs bis acht geographischen Meilen des Abends erschöpft im Ouartier anlangen, Gestalten zum Erbarmeu, denn vor Müdigkeit wissen sie kaum mehr ein Glied zu rührenl Aber neben ihnen ist längs des ganzen Weges ein Indier hergetrabt, natürlich zu Fuß nnd nicht selten bepackt, und nach dem angestrengten Marsch fühlt er die Müdig keit seines Herrn nicht, sondern besorgt alle Geschäfte fo munter, wie am Morgen, da er anszog. Wer zeigt hier größere Körperkraft? In der Lebensweise der Hochlands-Indier herrscht große Verschiedenheit. Einige dienen halb frei, halb unfrei, nämlich durch Schulden gebnnden, anf den Ha-ciendrn oder Landgütern der spanisch redenden Herren; andere leben frei nnd unabhängig für sich, fleißig einen kleinen Acker bestellend, verschanzt hinter Graben nnd Aloewall, und sehr zrrstrent im weiten Umkreis; andere endlich bilden Gemeinden, Dörfer oder gar ßine ^asllräM'ln in chnilc». 171 22- kleine Städtchen, und »lehr oder weniger die Vortheile eines gesellschaftlicheil lind eivilisirten Bebens gelliestcild, sind sic vorzugsweise die eigentlichen Arbeiter nnd Zn dnstriellell des Hochlandes. Es darf daher anch Nie-manden überrasche», daft eine eben so große Mannig faltigkeit in der körperlichen Erfchcinung des Iildiers, nnd namentlich anch in seiner Hantfarbe angetroffen werden kann. Diese letztere ist fast gan; iveift bei den Indiern der dritten blasse, in dein ihr Gesicht kanin dnnkler erscheint als das eines von der ^onne ge-brannten Euro-päers. Viele aber von denen, welche anf den Hacicnden beschäftigt sind, ;ei gen eine Hanlfarbe, die sehr dunkel, leicht choeolade-brann ist. Wenn nian deil Anstand der Erniedrignng bedenkt, in ivelchei» diese Uiiglückliche» trot) ihrer noini-nellcn und gesetzt lichen Freiheit viel fach leben müsse», nild die Eutbehrnu gen, die ihnen auf^ gelegt werden; wenn man sieht, wie sie schon seit der aller zartesten Kindheit fast nackt als Hirten für die Vieh-heerden dienen, allsgesetzt bald der seil. genden Gluth der heift strahlenden Mittagssonne, bald dem Ungemach der heftigsten Gewitter, Regen und Hagelfchläge am Nach mittag, bald der eisigen .^älte des Nachts, zumal in den Pluamos: fo ist es wahrlich nicht zn verwnndcrn, daft diese Armen mit der .^eit eine so gewaltige nnd traurige Umwandlung an sich erfahren haben, nicht nnr ill der ^arbe, fondern anch im Anhdrnck deo Gesichts, in welches nie eine höhere ,^dee hineingestrahlt hat, lnn darans hervorleilchlen ^ll können, - eine Um lvandlnng, ivelche von Generation zn (Generation fich innner wriler zll deren schaden ansbilden must, sollen wir gerade bei diesen Elidiern deil richtigen lypllS des ganze>l Volksstammes anffncheil, nne es manchen Reisenden und wie es namentlich den fri'cheren Herren, den enrouäischrn Spanier», beliebt l,at^ Es wäre llngefähr dasselbe, als wollte man die Dentschen nach den bleichen, urr-krnppelteil Gestalten und nichtssagenden Gesichtern charaktrrisiren, denen man in so vielen Banmwollen-fabriken begegnet. ?ie freien Indicr unterscheiden sich von jenen in hohem Grade, namentlich überall dort, wo sie seit der ^eit der O'o»quista sich frei erhalteil haben, nud iii einigen Prouin-zen sind Männer nnd Weiber so weis; von ^arbe, so wohlgebaut, uon so angenehmer nnd intelligenter Physiognomie, das; man sie llnter Europäern wohl kaum herauskenne» würde, wenn sie die nämliche >tleidl»lg trüge». Ma» gebe alle» ^ndicrn die ganze, volle und wahre Freiheit, die nöthige Erziehung nnd den Unterricht, die sie einst im Ineareiche grnosfen haben, und die ihnen auch die weise Regierung Gareia Mo renos gebe» null, n»d wir werden sie bald wieder vor nus habe», wie sie ehemals ware», oh»e diesen melancholischen .^ng des Charakters, ohne diese gebengte Gestalt, ohne dieft eingefallene und braune Gesicht, ohne diesen Schmnd lind diese Unordnung i» den Kleider»,, ohne diesen slnpioen Ausdrnck in ihren 172 Gin Iivarc» auf der Zagt». Mienen. Man entferne diese entstellenden .^ügr ans der ändern Erscheiinlng dec, armen Volkes, so bleibt bei den: prächtigen Körperbau llnd drin dnrchans nicht unschönen Antlitz wieder die schmncke und herrliche Nation zurück, die sie in früheren Tassen (Miesen, und die mehr als irgrud eine andere geeignet ist, sich mis der europäischen Race zu uerschnlelze>,, ohne sie ;u entarten. Wilde Indier finden sich auf den Hochebenen der Kordilleren l«icht, sondern nnr im Ostr>l drs großen Gebirges, an den Zuflüssen des Ama^onenstromes. Eigentlich nnbäildig sind nur die Iivaros und alldrre Stämme, welche in Körperbau und Sprache von den OuichnaQ wesentlich abweichen. Aber auf der Ab-dachnnss der Ostcordillcren und in den Missionen des Rio Napo, auf der geographischen Breite von Quito, wohnen auch Indianer aus de>n weitverbreiteten Stamme der Quichuas, trotzdeni diese sonst niemals in die wärmeren (legenden hinabzuziehen pflegten. Man konnte sie als Halbwilde bezeichnen, denn sie vereinigen auf merkwürdige Weise einige Elemente der Civilisation mit dem Varbareuthum der Wilduiß. Wir gelangten diese Hochlando-Indiauer dorthin'^ Das Wahrscheinlichste ist, daß sie jenen tapfern Kriegern entstammen, welche zur Zeit der Eroberung des Lan-den dnrch dir Spanier sich lieber in die nmvirthsamen Urwälder des Ostens zlirückzirbru, als drn Eindringlingen nntrrwrrfen nwlltrn. Bisweilen konlmru rinige ans ihnen nach Qnito in'« Kolleg. Sie gehen voll-konlmrn nackt, bis auf den Vendrngürtrl ans Balnn-bast, und anch diesen werfen die Heiden weg. Da') Besicht, namentlich um die Augen l,rrnm, bemalen sie sich mit feuerrotheu nnd blanen Strichen. Um den Hals tragen sie Schnüre von Affenzähnen, Schnecken-Häubchen und Käferflügeldecken. Ihr Anblick hat mich stets in hohem Orade betrübt l das also ist das Ebenbild Gottes! llnd bei all' ihrer natürlichen Ent müthigkeit sind sie mir ein erschreckendes Beispiel, wir ehemals rivilisirle Voller i» dir Barbarei zurücksiukrn könueu! Im Hochthal von Gnaranda begegnet der '>irisrndr dem Lama, einem allerliebsten kleinen Kamrel, das in allru l^ebirgogrgrndrn über 2000 Meter Hohe uoch häufig dem armen ^udier seine Vasten tragen hilft' nnd ivenn ich diesen zunächst in sriurr änßern Erscheinung charakterisirt habe, wie kann ich dann seinen Vei densgefährten, sein treues Vama, nbrrgrhrn, das vor drr Eonquista das eiuzige Wesen war, ivelcheo ihm in der Anfrichtnng seines mühevollen ( frlilrn ibm gänzlich dir abscheulichen Höcker. Zwei grosse, treuherzige Augen blicken scheu uud neugierig zugleich in die nmgebende Welt. Vtichts sieht schöner ans als rin Zng dieser schivar^rn, bran nen, rothen, weisen oder bnntgefleckten dickivolligen Thiere, wenn sie mit ihrer etwa einen Rentner schweren Ladung auf dem Rücken, eines hinter dem andern, in der grö's;ten Ordnnng einherschreiten, angeführt von dem Vrillhirr, dao man, ivrnigstrns in drn früheren Zeiten, mit einem schön gezierten Halfter, einem Glocke chen und eiuem Fähnlein auf dem Kopfe ano^uschmücken pflegte. So ziehen sie die schneebedeckten Gipfel der Eordilleren hinan, auf Wegen, wo selbst Maulthirrr schnierlich fortkommet» möchten. Dabei sind sie so folg sam, das; ihre Treiber kriuer Pritsche bedürfet!, um sie zu lrufrn oder vorwärts zu briugru; abrr brstäudig blicken sie mit scheuer Ncugicr uach allell Seiten umher, und ivenn sich ihnen plötzlich eine fremdartige Erscheinung nähert, dir ihnen furcht einflößt, so zerstreuen sie sich im Nu, nnd die armen Führer haben alle Mühe, sie wieder zusammenzubringen. ^um Ziehen und Reiten werden dir Vamas nicht gebraucht, anch werden sie überhaupt nach Einführung der Pferde uud Esel immer seltener, drnn das Recht des Stärkern gilt ja überall. Abrr die Vamas haben auch ihre Unarten, namentlich einem ,vrrmdrn gegenüber, von dem sir Böses befürchten uud gegen drn sie sich verlbridigrn wollen. Sie lassen ihren vermeint lichen odrr wahren ^egnrr dicht an sich herankommrn, legen die ^hren znrück, nrlimrn mmi schr ärgerlichen (^rsichtWnodrnck an und spnckrn il>m plötzlich mit Heftigkeit ihren Speichel sammt heranfgrivürgteu Krall tern in'o (^rsicht. Im Übrigen vrrnrsacht das Thier keine Sorgen; dr5 stacht') hält rs sich in der Rahe der Hütten drr Eingeborenen auf in besondern eiu-ge^ännten Räumen, nnd nnler Tags geht es, Rah-rnng suchend, i>l die Püralnos. Es ist Schade, dech mail immer mrlir drn Esel statt dec, Vamas ^nnl Vast tragril benutzt, drnn das Vrytrre liefert anch Milch, fleisch llnd brallchbarr Wolle. Auster diesem La»na eristire,i noch drei andere Artrn, ebenfalls kleine Kamrrlr. Drr ("nauaeo ersetzt nnsrre europäische (^rmse; dir Bieuna, äilürrst flüchtig nnd wild, lirfrrl dir feinslr Wolle, nielche über Haupt anf der Welt vorkommt uild uur »lit der Seide verglichen werden tanu- das Paeo l^vgl. Abbildnug S. 9!>1 ersetzt das europäische Schaf dnrch Wolle und fleisch, uud wurde früher als Hansthier gezogen. Ich weis; nicht, ob die beiden ersten nützlichen Thiere 173 in Ecuador lwch vortommen, uielleiclit bat die gesey-lose Jagd fie fast ausgerottet; daü Paco findct sich noch, nn'rd aber dnrch das wrrthlosere europäische Schaf immer mehr verdrängt. Seine ^>ollr besitzt so vortreffliche Eigenschaften, wir kaum eine andere, weft-l»alb man sich bemübt bat, dao 5liier in Schollland und Allstralien zn atklimatisiren, was allch ziemlich geluugen ist. L^ie iranri^, das; Ocnador, die Hei-math dröselten, sich diese wichtige und gan^ kostenlose Hilfsquelle eiltstehen läßt! Die Pacos bedürfen fast keiner Pflege und ^blutt, sondern laufen da») ^ahr nl'rr frei iin Pl'iramo umln'r nnd brauchen nur einmal ;nr Schur hernnterqetrieben ^u iverden. Diese uirr ^amao, namentlich da<> erste eigentliche Lama nnd das Paco, gehören zn den vortrefflichsten Thieren, welche (^olt erschaffen hat, nnd vor der spanischen (^robernug besagen die Indier des Hochlandry lanm etniao Anderes, nm ihr Vebeu ^ll fristen. In den marinen Tiefebenen ^ogen die ^'mgebornen ^aum^ ivolle nnd machten sich daraus ihre Kleider; iiu Hoch gebirge aber gibt e5 teine ^aninivolle, und ohne diese nützlichen, wolletragende» Ihicre hätten die Einwohner nichts gehabt, mn sich vor der empfindlichen Kälte ^n schützen. Man hat den Indiern deü Incareiches manchmal den Vorwnrf gemacht, sie, hätten nur eine gewisse Stufe der Halbcultur erreicht. Diese „Halb-cultnr" war aber sebr uiel vollkommener als die heutige dnrch Europäer begründete „gan^e Cultur", die ja vor^ugÄweise iu eingeführten und nicht selbst fabri-eirten Haudeloartiteln besteht, und nur bewirkt hat, / a m a. 174 das; die alle und vorzügliche Spinnerei und Weberei, dir Seulptlir und Architektur, die Gold-, Silber und Knpferarbrit, sodailn der Weg- und lianalbau eleii^ diglich zu Grunde gegangen sind, und diese Vänder selbst anf's Äußerste verannen. Und wir stolze Gliropäer, ivie weit wären ivir oder unsere Voreltern in der (^'nltllr oder (Zivilisation gelangt, wenn uns Gott von der ganzen übrigen Welt ebenso vollständig abgeschnitten hätte, wie die alten Peruaner und Oui-tus, dlirch die kolossalsten und wildesten aller Gebirge und Wälder und die grölten Oceane? wenn wir nicht vou den alten Römern, diese von den Griechen und diese wieder von den Ägvptrru, Persern nnd Babyloniern gelernt hätten? n>enn n>ls Gott, ebenso wie den Indiern, nur das ^ama und das Paco ge-geben hätte, nicht aber Pferde, Gscl, Äcalllthierc, ^)cin-der, Schafe, Schweine, Ziegen, Hühner, diese nützlichen Hansthiere, ohne die wir nns ein mensche liches ^rben gar nicht denken konneu? welche Wendung hätte die Weltgeschichte genom men, wenn in Guropa z. B. nnr das Pferd nicht vorbanden gewesen wäre? Abgesehen davon, das; man dem schnelleil eivilisatork schen fortschritt des Incareiches gewaltsam ein Gilde bereitete, wo waren die Mittel M' leichlen ^rrinqung einer hohen Cultnrstufe? Unsere weitere ^ieise ivar außerordentlich romantisch. Acht Stunden lang ritten nur in diesem geräumigen Hochthal unansgesetzt berganf, bergab. Bisweilen führte die Straße in gleichmäßiger Höhe über dem Thnle an der Seite der steilen Kegelberge hin, und dann ging'I immer in starkem Trab voran, so schnell als die armen Soldaten nnd Peoncn nur lanfen konnten. Später wurde der Weg abermals buut. In tiefe Schluchten ;ogen wir hinab, um jenseits auf Wendeltreppen, die in Felsen eingehauen waren, wieder hinanzuklimmcu. Giu starkes Gewitter eutlud sich über uus nnd ein heftiger biegen von anderthalb Stnnden Tauer war, Gott sei Dauk, der letzte auf uuserrr Gleise. >turz vor der Duukelheit begegneten nur einer uns sebusüchtig rriuarteudcu kleinen Älusilbande, und unter dem Ghrenqeleite ihrer mehr lieiler stimmenden als harmonischen klänge ^ogen nur in Gllaranda ein, ein Städtchen der Art, wie sie hier allgemein sind, alle Häuser in ruincnhaftem, höchst vernachlässigtem Zustand. Gnaranda liegt etwa 2.'ll)() Meter über dem Meere in einer äußerst wilden, bergigen Gegend. Abends entdeckte ich im Mondschein wieder die silber weiße xuppe des O'himbora^o; jetzt gan^ in der Nähe lag sie wie eine kugelförmige breite Wolke anf den ;nnächstliegenden steilen Gebirgen. Wir trafen lner zum ersten Mal seit Guayaquil cine Art H^tel, und es gelang mir, sogar eine Matratze zu erwischen. Der Gonvcrnrur erschien sofort, um uns eiueu Besuch zu machen. <5r war eil, stattlicher, gefälliger Herr. Unsere Mannschaft uud unsere Maulthiere wurden gewechselt, auch sollten wir einen andern Vientrnant bekommen; aber es war unsere erste Sorge, beim Gouverneur aus-zulvirkeu, daß nur unserm bisherigen M,rer bis Quito behielteu. Wir hätten leinen bessern gefunden, da er unser Aller uw beschränktes Vertrauen besaß. Tie Schwestern waren auf's Äußerste ermüdet, uud ich selbst war eo uicht weniger. Giil ^tnbetag hier iu ^uaranda schieil also gut angebracht. Wir riclntten nny darauf ein und schliefen am folgenden Morgen b>5 in den bellen 5.ass. Tiefer Tag war ein großes fest St. Peter uud Paul. Wir hatten uns nicht beeilt, in die Kirche zu tommeu, sollte doch dieser Tag der ^uhe geweiht sein. Mit eine,» Mal l,ieß es: „Aufpackeil! nur innfsen angenblicklich weiter!" Das war ein Donnerschlag für die ganze Reisegesellschaft. Unser immer vordrängender Doctor (''. hatte uns emeu schlimmen Streich gespielt. In der Morgenfrühe hatte er gegen die Verabredung von gestern Abend allerlei Befehle abgehen lassen i die Manlthiere waren von der Weide hereingeholt, Boten vorausgesaudt. Gin recht eeua-dorianischer Slreich! Da einmal Alles ^ur Abreise bereitet war, so balf leiu weiteres Sträuben, und nach anderthalbstnndigem Packen und Pferdeprobirrn saßen wir wieder im Sattel. Als ich zur Stadt hinaus die Abhänge deo nach sten Gebirges hinaufritt, war es mir zu Muthe, wie etwa jenem ^iinde, das den Smintagsgottesdienst ge Ein MustNchiN. 1?» fackelt und hinter dem die Glocke hergewackell. Hellte St. Peter und Paul! nur befanden u>ls mitten i» einer Stadt, >vo eo Kirchen gab nild Vellte, die Ärgernis uehmell konnten; bei unserer Karawane be faildeit sich ^ehn froliline Ordensschluester», uild stall »nl diesen andächtig die heilige Messe zn feiern, bren nen nur alle mit einander durch, den ^'himbora^o In'nanf! .^ionnlen u'ir da den ^egen «Zolles eruiar len^ Da^i tan, ü»ch, das; ^ederniann un^ abriell), so fpät au^nreiten; r^ sei das etiva^ sel,r Gewagtes; der Schncestunn ans dein ^himborc^o fmu»e uno in dir Abgründe wehen. Nachts um zwei Uhr, oder besser iwch, Abends um ^rhn Uhr mnsse lnan aufbrechen, nnd nicht N'ie unr,'))(orgeilS u»> ^elin llhr. Nichtsdeslonn'niger brachen wir ans, nnd ich mich gestehen, das; lrm^ »leiner argen Minstimmnng über den ^oetor (<., d^n ich lieber ans den Blocksberg als ans den ^biinbora^o gewünscht hätte, mein Hnmor bald srhr heiler nuirde. Ich bin einmal seil langer Zeit ein Liebhaber van ^ergparlien- hier halte ich der Gebirge genug, ober mir und nnter nlir, rechte, nnd lints; hier hatte ich schwindelnd tiefe Thäler, hoch hinanf drohende Felswände, sleile, ivildc Schlnch-teli, reisende (^ies^bäche nild, über alle diese Herrliche leite» in stolzer 'Ulajestät tbroneild, den Rönig der Schneeberge, den numderuolleil ^himbora^o. Dabei ivar dao ^^etter herrlich, der Weg absolut trockeu nnd gar »licht so schwierig, wie ich mir vorgestellt halte, ^eilich giug's munter hinauf. Hatten nur einen Berg van <>W Meter erklommen, so fing ein nener oon !<><><) Äteter an. Nach Überwindung von vielleichl !^(>l> ^^eter lagen die letzten Ranchoo i spr. :)inntscho^ oder Hütte», der Indios schon >oeit unter nns, nnd wir betraten die Puramos, die Heidelander. Was die Pliramoc, sind, will ich ss'uch von einem nleiner ,vreuudc beschreiben lassen, der häufig dao nicht bcncidenswerthe Glück hatte, sich tagelang ill den Pä,-rainos aufhalten zu müssen, „Wenn man sich, au Voröcrciiunsscn zum Mitt. 176 den Gebirgen emporsteigend," sagt er ^, „mühsam dnrch die Wald nnd Bnschregion l höher hinauf oon Myrten^ artige»! Gewächsen nnd Gsmlonien gebildet) durchgearbeitet hat, betritt man in der Höhe um« ungefähr 3200 bis 5j?00 Meter das Paionnl oder den Pu-ramo. Mit diesem Namen bezeichnet man hier die Alpenwiescn, wenn man so sagen darf, welche in einein breiten Gürtel bis znr Höhe von 4400 Meter die Gebirge nmsänmen. Aber denken Sie nnr ja nicht an jene lieblichen Triften und Matten, welche in den europäischen Alpen das Angc des Wanderers durch ihr friseheo Grün uud dllrch den Schinelz ihrer Vlu-men crgöyen. Statt eineo gleichmäßigen, von niedern Grasarten nnd Alpenkräntern gebildeten ^Itasens, über den man leichten Fnßes hinwegschreitet, steht man hier bis an die Hüften und oft bis an die Arme zwischen dem groben 1^-1 V^ Vieler hohen Vüschelgras (^Vn<>. poAoil, ^t!>>u <>t(^.), das, wie gewisse Riedgräser nnd Binsen am Rande eines Sees, erhöhte Rasen und Polster bildet, .^n Pferd nnd zu ^l>ß lomml mail nnr sehr langsam nud immer stranchelnd voran, da die abgestorbenen Grassteugel den »»ebenen nnd schrnn digen Boden überall uerdecken nnd nur an einigen Orten, wo die Indianer r»/.» lSch>u'e) uon den Ge-birgen holen, Msnoege i,n Pajonal ansgelreten sind. l Stimmen «ins ^i'nin Vcuich. 1872. lll. S. '»?'.'s. ')tach Erdbeben, welche den Boden dnrch tausend Risse nnd Spalten ^erklüfte», nnrd eine Wanderung im P-namo sogar gefährlich und gleicht dann in etwa der über einen zertlüftelen, aber mil frischem Schilee bedeckten Gletscher. So stürzte z. B. in der Rahe des Grplosion5traters ( fortsehen mnstte. Manchos im Hochlande. Quito. ä. Aufl. 17? 23 „Wenn man einen der hiesigen Vulkane besteigt, so wandert man gewöhnlich zwei bis drei Stnnden durch diese Puramos, bevor mail in die vegetationslose Schilee-region kommt; aber auf den Gebirgen, welche die Höhe von 4i;0<» Meter nicht übersteigen, irrt man tagelang in diesen trostlosen Einöden nnd Graswüsteu Nlilher, in ivelchen keilt Banm oder Strauch dem Auge Abwechslllitg bietet, nnd in welchen man kaum Spuren des animalischen Lebens, geschiveige denn eine menschliche Ausiedelung entdeckt; Flitter Larven die einzige fühlende Brust/ Das Wort Püramo ist selbst für den Eingeborenen der Inbegriff aller Mühsale nnd alles Elendes, bündigen wir unsern indianischen Begleitern an, sie sollten sich mit Lebensmitteln versehen, n»c einige Tage im Paramo zuzubringen, so laufen die Eineil davon nnd die Andern suchen auf jede, Weise lins von dein für sie so unangenehmen Gntschlnß zn einer Excursion dorthin abwendig zu machen. Es gibt aber auch in der That kaum etwas Traurigeres, als das Leben in den voll ewigen Stürmen gepeitschten Püramos'. bald verschmachtet man fast unter den senkrechten Strahleil der brennenden ^ropensonne, bald ist man in fenchten, kalten Nebel gehüllt, bald sucht »lall vergeben« Schul) gegen die, täglich ein paarmal wiederkehrenden Regen- und Hagelschauer. Nirgends erschließt sich dem Geognostcn durch anstellendem Gestein der innere Bau der Gebirge; der Botaniker möchte beim ersten Anblick der einförmigen gelblichen oder graulich-grüneil Grasdecke verzweifeln und verwünscht sein Geschick, das ihn alls der üppigen Waldvegetation hier herausgeführt hat. Dennoch kömmt er am besten weg; er möge sich nur nicht verdrießen lassen, nnter den hohen Grasbüscheln umher^nkriechen; da wird er manches Pflän^hen finden, welches gleichsam trällernd seiu Vlüthenköpfchen dem warmenden Boden anfchmiegt; manche feltene Species ans europäisch eil Gattnngeil (Grntiauen, Sarifragen, Draba u. f. w.) wird ihn hier freudig überrafcheu, obwohl im Ganten genommen die Pä-ramo /flora nach meiner Ansicht keinen Vergleich mit der europäischen Alpen ^lora anshält. Reicher wird die Ausbeute erst gegen die Schneegrenze hill, wo die Gräser zurücktreten nnd ganz seltsamen Pflanzengeslal-tm Platz machen, die jeden Botaniker, der sie zum erstcu Mal sieht, ill höchstes Erstaunen se^en. Ge-spensterartig stehen in ihren graufilzigen Mänteln die ^railejones (Mönche, bot. ('llwiciilm, in fechs bis acht Species) und die barocke Gondapflanze (l^ls»ilm« nudi^nus). Alles ist wollig, Alles filzig uud gegen die Schileestürme geschützt; hier bilden die Wernerien und wnm Sollgröße Nmbelliferen dichte glatte Polster, wie Moosc, die übrigens auch nicht fehlru. Der Zoologe endlich brancht sich auf eine P/lramo-Ex-cnrsiou allch liicht zll frenen; größere Vierfüßer wird er vielleicht wochenlang nicht sehen; der Pnramo-Hirsch, der Berglölve, der Bär, der ^uchs ulld selbst der kleiue Puramo-Hase siild zil selten, als daß sie der Gegend Leben verleihen könnten; kleinere Säugethiere aber bekommt man wegen des hohen Grases gar nicht zu Gesicht. Einige träge Geier nnd ein paar kleine un-scheiubar gefärbte Vögel (8ulitari«>«, Eiusiedler) vollenden eher das Bild der Ade uud der Trauer, als daß sie es störten. Tnrch die Abenddämmerung schwirrt der Zllmbador, ein schnepfenartiger Vogel, der im ^lug ein starkes Summen erzeugt, welches mit sriuer geringen Größe in keinem Verhältniß steht. Amphibien gibt es ill diesen Hohen uicht mehr, mit Ausnahme einer tleinen ekelhaften schwarzen Kröte, welche jeden Regen- nnd Hagelschaner mit ihrem Geschrei ankündigt und begleitet. Von fischen findet man in den Bächeu ulld stehendeil Gewässern höchstens den kleinen Panzerwels (I'iiiioloäu» (^^loMin), der gerade für die Hoch Ailden charakteristisch ist. Ein paar gelbe ^'olias Falter nnd Hipparchien nebst einer Unzahl von kleinen Motten ersehen hier die farbenprächtige Schmetter-lingsfanna des Tieflandes. Die andern Infecten-tlassen sind in demselben Verhältniß nnscheinbar nnd schwach vertreten. Der Schneegrenze näher vermehren sich ebenfalls die Thiere, wenigstens einige .Massen. So trifft man dort interessante Schneehühner nud allerliebste .Kolibris l,von der ^rm'trlx'Iiilu^Species), schneeweiß, himmelblalt und smaragdgrün gefiedert, welche pfeilschnell die heilsame ^Hnaniragua-Pflauze (Clnujuli'ü^ll in^'mx) umschwärmen. — Das ungefähr ist der Charakter der verrufeileil Püramos, welche der Eingeborene nnr gezwungen nnd der Natnrfor-schcr lllir mit Widerwillen und alls ^icbe zu seinem Berufe betritt. „Ganze Tagercifm von einander entfernt trifft man in den Püramos anch einzelne Hatos, eiilsalne Hütten oder Hänser, von einem großen O'orral, d. h. einem ans rohen Steinmaneru eingeschlosseilen Hofranni, uui-geben, in welchen uon ^eit zu Heit das halbivilde Vieh zilr Mahlung uud Niusterung zlisanlniengetrieben wird. Aber was für ein Haus ist ein solcher Hato! Alls großen, rohen Lavablöcken, oder auch wohl aus Holzreifig uud Püramograö wird ein niedriger Schuppen errichtet; wenige Löcher dienen als Thüre uud ^euster; Pnramogras bildet das Dach. Im Innern finden sich nnr einige Steinblöcke als Sitze, und in 178 der Ecke liesst ein Heilhaufen als Nachtlager. Gegen Abend nierden die Thüren nnd '^cnsterlöcher mit Ochsen-hänten gegen Kälte, Wind nnd Schnee geschlossen. Gewöhnlich steht der Hato leer nnd findet mir znr Zeit der Piehschan Bestich. Einige hnndert Schritte entfernt steht meistens eine zweite, noch elendere Hütte, welche der Urmcama, d. h. der Berghüter, innner ein echter Indier, benwhnt. Gr hat die Anfgabe, jähr-aus jahrein, den einen Tag nur den andern, bei Stnrm nnd Regen, troh Hagellvelter oder Sonnengluth die Pmmnos zu durchwandern nnd das gefallene Vieh abzuhäuten. Abends kehrt er ermüdet ;n feiner Familie in feine elende Hntte znrnck; drallsten aber hellte,l die Winde, hoher Schnee bedeckt nicht feiten Berg nnd Thal, und zolldickes Ms überzieht die nebenliegenden Wassertümpel." In folche Päramos rückten wir hi»ei,l. Die legend nahin einen stets wilderen Charakter ail nnd nachgerade wnrde fie unheiinlich, leises Grnseln dlirchzog die l^lieder; denn wir begegneten zahlreichen Gerippen von Manlthieven, Pferden nnd ^srln, oder deren zerstreut uncherlirgenden, von den Aasgeiern nnd Kondors verschleppten Knochen, (^inige dieser groben Vögel schwebten majestätisch i'iber deil Abgrüilden. (^in frisch gefallenes Mnulthier lag mitten im Wege; anf eiilem ,^elsblock ivar es ailsgeglitten. ^'in armer aliev (^aiil nlit einem zerbrochene» Bein ftand ebendaselbst vecht nngefchickt festgebunden. Auch verschiedene Todtcli- köpfe sah ich andächtig in kleine Felsen-Nischen am Wege hineingelegt. Sie grinsten nnZ tranrig mit ihren leeren Angenhöhlen an, als wollten sie sagen! „Hente kommt die Reihe an euch!" Dao war gar nicht mehr gemüthlich. So also, dachl' ich, hier ist's gefährlich. Ich fchante um mich und konnte doch nirgends gewahren, dast dieser Weg übler sei als andere, die wir längst hinter nils hatten. Strilwandige Schlnchten, schwer zn passirende Rinnen, tief ausgetretene Manl-thirrpfade, nmhergestrente Blöcke bildeten hier kein gröberes Hinderilis^. ^lber die Strecke voll (^uaranda bis oben anf den Paß des ^himborazo ist weil; wir ritten von zehn Uhr Morgens bis sechs Nbr Abends so schnell, wie wir nur reiten konnten, nnd die arme Mannschaft neben nils rannte diese ganze Zeit, mail denke, einen Berg hinan, und das ill solcher Höhe, wo der Vnftmangel empfindlich wird! In den ersten Monaten vermochte ich in Qnito, das nnr 2.^50 Meter hoch liegl, nicht eine Treppe hinaufzusteigen, ohne answer Athem zu kommen. Den meisten Reisenden oder Manlthiertreibern genüg! dieser anstrengende Marsch noch nicht; sie gehen wenigstens einige Stnndcn weiter bis Chuqnipoyo oder gar bis Riobamba oder Am-bato, ein Ritt von 16—18 Stunden. So können die armen Thiere wohl müde werden nnd die Sicherheit des Trittes verlieren. Dabei ist die Nahrnng höchst spärlich, des Nachts die Kälte grost, stnnden-lang das Ringen mit dein Schneestnrm, nnd legt man Gtn Kato. 179 23* gewöhnlich diese Stras;etl, au denen die Gcbcine zu sehen siild, während der Fiusteruis; zurück. Unglücks-fälle, welche die Reisenden selbst treffe,!, werden trotz Allem wühl nur selten sich ereignen. ,'tönnen jene Todtenköufe nicht schon hundert ^ahre alt sein^ finden nur nicht auch in Europa andächtige.^rcuze und Denksteine >ni Wegen aufgepftailzt? Daralio würde man ähnliche Schlüsse über die Gefährlichkeit der europäischen Vandstras^eu ziehen können. Alt nnd für sich sind diese Püramos nicht gefährlich. Was sie Schreckliches besitzen, rührt einzig uon der Unsitte her, nirgendwo Hospizen oder Wirthol,änser zn errichten. Und auch die Tambos, innnentlich hier a>n ^hiinbo-razo, liegen gar zu weit auseinauder. Weiler oben ninlmt der Weg einen mehr ge^ fährlichen (Charakter an. Gin breites, tiefem Thal mit senkrechten ^-elswän- den trennt die Schnee kuppe des Ghimborazo vou dein Bergrücken, ans dem man von Guarauda zu ihm hinankliimnt. Der Pfad zieht sich u»mittet bar läng^ diesen Abgrnn de» fort. Während un sereo schon »lehrstüudigen Rittes hatte der Wm- borazo allnlählich eine Woltenlappe aufgesetzt. Sie stieg imnier liefer herab, und bald hüllten sich alle Berge ringonm nnd der Himmel über nus in dichte Wolkenschleier. Gewitter lobten rechts und linko. „Das ist die blocke," dachte ich, „die Glocke kommt gewackelt." „Gnädiger Gott," betete ich in der Angst meines Herzens, „rechw und li,!t^> mag eo regnen, so viel Dn habe», willst; aber da, wo wir sind nnd noch geben sollen, möge es trocken bleiben, damit nns die schlüpfrigen Wege nicht aufhalten und wir nndnrchnäsn bei feilen in'ü Qnarticr gelangen!" <^ott erlwrle unser ^>ebet' rechto n>ld linto regirete es, über nn') fielen kaum einige tropfen nieder nnd der Weg blieb gnt bw ^nm Abend. Statt deo Regens ^og sich vom (^ebirg ein leichter Nebel herab, lind als wir au die schrecklicheil Abgründe kamen, da verhüllte er uns deren schwindelige üefe; nnr Wolken sahen wir unter unsern Düften. Ich habe schon gesagt, daß nur ;u spät vou Guaranda aufgebrochen waren. Wenn in der Morgenfrühe bis neun Uhr die klare Tropensouue auf den wüsten ^!iramo5 eine grosse Hiye entwickelt hat, stürzt mit einmal ans eisigen Legionen eiu kalter Wind hernnter, Schnrewasser ulld Hagel mit sich treibend, ^n wenigen Minuten steigert sich die Intensität des Schneestnrmo bio ^ur Wuth des Orkans. Die klugen Maulthiere, die uon ihm betroffen werden, legen sich alobald flach ans den Boden nieder, xopf uud Hals dein Winde abgekehrt, oder sie retten sich hinter einen vorspringenden Felsen, in eine geschützte Erdspalte. Der vernünftige heiter versncht nicht, sein Thier auf- zutreibcn. Er weis^, eher könnte er es in Stücke hauen, als eo ans die Beine bringen. Was sollte es ihm auch helfen? Gr kann ja selbst nicht einen Schritt thun ohne die äußerste Gefahr, zu Bodeu geworfen, oder gar einen Abhang Himmler, geweht >n werden. Ge dnldig hüllt er sich in seinen wärmenden Poncho lind kauert sich neben sein Thier auf die Grde. Wehe aber dem Reiter, welcher vom Sturm am Rande jener langen Abgründe betroffen wird. Bransen die Winde unversehens hinter einer Ecke hervor, so kann er verloren sein, und duckt er sich nieder, welche Vage! ein oder zwei Schritt vou grästlicheu Tiefen entfernt, »litten iu einem Orkan, der Bäume entwurzelt! Dieser Schneesturm des Chimbora^o, seiner Natur nach eine um den hohen Gipfel mit rasender Wuth sich dreheude Cyklone, ist weil verrufen im gauzeu Vaud, gefürchtet von Jedermann, anch vom verwegeuften Reiler. Gin sehr bewährter ^euge, der dir europäische» Stürme von Jugend au kennt, versicherte mir, er habe sich vorher nie gedacht, dasi eiu Wind solche Slärke erlangen könne. Secho Stunden, lang wüthet der Sturm, doch hat er nicht immer die uämlichei! Periode»; sogar des Morgens um sechs Uhr beginnt er bisweilen zu toben nnd seine Schrecken verbreitet er weit hinab bis Guaranda und in die Hoch- z»er Aondsr. t«l) ebene zwischen beiden Eordilleren. Damit man ihm aus dem Wege gehe, pflegt man des Nachts zehn oder zwei Uhr uon Gnaranda aufzubrechen, beim Mond schein, wenn es möglich ist, und sonst bei Sternen licht, obgleich wir Europäer nicht begreifen, wie man solche Wege in der I'nnkelheit zurücklegen kann. — Gott nahm nn5 in sciin'n ^ckM, drr ^tnrm blieb anÄ. Ohin' ^cfährdl' kaitirn wir an'ö ( Nieter hohe, schneeige Dom des (5himbora^o, welcher über die 'Riesengestalten der Umgebnna. aufragt, ivie die maiestätische Kuppel von ^t. Peter über die andern groben Bauiverke ^iom^,. ^eben ihm steht 5»I04l)4 Nieter hiuauf, gleich zwei riesigen Ker^enstöcken. Nördlich von ihn« schwingt sich ans der halblropischen Vegetation eines Teitentl>alc5 der 5067 Meter hohe, feuerspeiende Tungnragna als schlanker Kegel bis in die Hchneeregion, ivülm'nd südöstlich über den dichtgedrängten Bergen des Hinter grnndes eine noch prachtvollere, tief herab mit Schnee bedeckte Vnlkaugestalt sichtbar wird. <5inc himmel- 182 hohe Rauchsänle, unten stnmmartig schmal, oben ausgebreitet nne die Vanbkrcme eines Banines, steht nn beiueglich über ihrem spitzzulaufendeil Gipfel; r6 ist der immer thätige Sangay mit semer stolzen, ali« Damps- und Aschenstrablen znsannnrngesetzten Pinie. Wir befinden uno also nunmehr in einen: ^ande feuerspeiender Berge, und zwar der gewaltigsten, welche man ans Erden kennt. Das ganze Hochland uon Qllito, angefangen beim Aznay neben (^uenea bi^ tief hinein nach :^ien Granada, scheint eine einzige, große Schmicdeesse zu sein, in welcher das unterirdische Feuer bald hier, bald dort au5 einer Hffnnng herailsbläst; die alten, anogebrannten Krater liegen heruin wie die Schlacken. Der Hangai,, von dem ich soeben gesprochen, ist vielleicht der wunderbarste aller Vulkane; denn mau weiß keiueu zweiten, der bei einer so kolossalen Höhe von 5li2lj Meter nnnnterbrochen thätig wäre. Das unuergleichliche ^enerphänomen, »velcheo er jetzt darbietet, scheint, mexigftens in dieser Weise, erst im ^ahre 1?i^ begonnen zn haben. Hlimboldt borte seinen Donner im Jahre 1«<>2 bic> nach (U)illo (Tschilio) bei Quito, 22 deutsche Meilen weit, uud in den Jahren 1K42 m>d 1^-^'l vernahm ,nan dao Getöse seiner hef. tiger gewordeneu Eruptionen 50—l;<) Meilen weit auf dem aroßeu Oceau sowie zu Guariaquil uud Paita. Leider liegt dieser merkwürdige Fcuerberg so weit draußen in unzugänglicher Wildniß, daß es cinein Reisenden kaum möglich ist, ihn zu besteigen und genauer zu erforschen. Nichtsdestoweniger gelangte, voin jetzigen Präsidenten Garcia Moreno begleitet, der Ingenieur Sebastiau Wisse im Jahre 1849 fast bis auf den änßrrsten Gipfel des mit Schuce bedeckten, steilen Kegels. Er zählte 2K7 Eruptionen in einer Stuude, die so regelmäßig anf einander folgten, »vie der Pendelschlag einer llhr. Das Ansgeworfenc, in viele» ,'lianch uou bald graner, bald orangegelber Farbe gehüllt, besteht aus schwarzer Asche, feinen Vavastückchen oder Rapilli, wenigen größern Schlacken uud glühendru Steinen. Die Asche hat sich im Ulufreio von drei Meilen zu mehr als hundert Meter dicken Schichtcu gehäuft uud ihre Farbe gibt dein obersten Theile des Kegels einen fnrchtbar ernsten Charakter. In den letzten Iahreu hat der Vulkan die Art seiner Thätig, keit geändert; stundenlang verharrt er in schweigsamer scnl» del' Altar. 188 Ruhe, während welcher nian nicht einmal Dalnpfwolken aus seinem Krater emporsteigen sieht; dann aber beginnen diese sich wieder >n bilde» lind mächtiger Rauch wirbelt empor, die GcsclMsalve» im Inneren ertönen lauter und schneller hinter einander, und Ranch, Asche, glühende Steine werden mit Gewalt in senkrechten Strahlen bis in ungemessene Höhen emporgcschlendert, — ein anziehendes Schauspiel, ^nmal in der Stille der dunkeln Nacht, wenn die Rauchsäule von der unten im ^euerschluud auf nnd abivallenden glühenden Lava erleuchtet wird und die vor Hitze in weißem Lichte schimmernden angeworfenen Steine wie Blitze dazwischenfahren. Alle Bnltane von lebhafter Gipfelthätigt'eit besitzen eine fast regelmäßige Kegelgestalt, die natürliche ^olge der Laua^rgüsse, Aschen-, Bimsstein- und Schlacken-Anmuürfe. ^iese Produete Haufen sich rund um deu ^enerschlund an, dessen Mündung höher und höher aufsteigen nmß, uud rutschen, eine Böschung oon N5i bis 40 Grad bildend, dnrch die Schwere getrieben herab. So bant mit der ^eit der Kegel sich selber auf. Die nächsten Ursachen der Eruption sind die weißglühende, flüssige Vava nnd der Wasserdampf, welcher eine so gewaltige Spamil'rafl beswt, daß er Aschenwolten mehr al^ eine ^Il'eile l>och über den entzündeten .Krater emportreiben tann. Dcr Sangal» ergießt Vava, wie alle Billtane der Anden, ^enn em ,veilerberg so rastlos thätig ist nüe er, so hat man ihn uorzugoweise als Ab^ngIlanal für die nnterirdischen Dampfe ^n betrachten, luelche vermöge ihres geringere» (>x'wicht5 sich dnrch die schwere, zähflüssige Lava hm-dnrcharbeiten, gleichwie Oltropfeit durch übergeschüttetes Wasser. Diese Dämpfe zeigen eine Hitze von ll»W bis 2lXN> <^rad, welcher llmstand sie fähig macht, dir im ^enerschlnndc von den übrigen l^luthmassen der üefe so lveil entfernte ^ava de5 >iraters nicht »nr in glüliendeiü, sondern sogar feuerflüssigem Anstand ^n erhalle». Denn u>e>lli u>ir mit Dampf von >><» ^^rad unsere Ofen so heilen töilnen, daß wir sie mit der Hand nicht ;n berühren vermögen, so ist Dampf von ÄXN> Grad warm genug, um leisen und ^elsgestein gleich Wasser in ,vlnß zu bringen. Hat nnn der steigende Dampf eine Höhe erreicht, worin die noch oberhalb liegende flüssige Vaoa ihm nicht mehr ;n schwer 184 3er Sanstay. ist, so dchnl er sich plötzlich mit Gewalt au?, und in taufend Bläschen zerstänbend reißt er jene uiit sich in die Atmosphäre hinauf nnd ^ivar ebenfalls im fci>i ertheilten Zustand, d. h. auf die Explosion uud Detonation folgt eine Wolke von Asche, RaMi und Schlackeu, die oft kerzengerade bis ;n erstaunlicher Höhe eiuporfliegt und oben vom Winde über alles ^aud ausgestreut wird. Denn ivas man bei einem Vulkane Asche nnd Ranch nennt, ist nichte Andere? als gröberer und feinerer ^avastaub, der im Augeublick vorher noch eine flüssige Masse mar lind in der Vuft erhärtete. Dazu gesellen sich noch von den Wänden des ^eucr-schlnndrs abgeriebene Stoffe, welche, durch die Dampf kraft gezwungen, die gleiche Vnftreise antreten. Auch der Name .^enerberg oder feuerspeiender Berg must nicht wörtlich verstanden werde», deun eigentliche ^lam men steigeu nie oder nur zufällig uud bis ;u sehr ge riuger Höhe ans den Sultanen einpor; vielinehr ist dieß „^cucr" nichts als der Widerschein der glühenden ,Vava aus der Afchcu- nnd Dampffäule oder, bei groben Eruptionen, der ans dem Schlnndr nnffahrende Strahl leuchtender Schlacken nnd Vavafetzen. Weuu der unterirdische Dampf einem Vulkan stets in reichlicher Masse zugeführt mird, so nnlß dessen Thätigkeit eine sehr regelmäßige sein; in kurzen Pansen folgen die Erplosionen einander. Nimmt jedoch die Menge des Dampfes ab, so uermag derselbe nicht niehr die im Feucrschlunde befindliche Vava in vollem Miß zu erhalten; erdringt spärlicher dnrch uud saiu-lnelt sich weiter unten in größeren Blasen au. Das 'Resultat ist das gleiche, doch werden die einzelnen Eruptioueu seltcncr uud heftiger. Dieß ist der gegen wärtige Anstand des Sangav. Endlich, wenn dir ^ampfquelle versieg! oder sehr spärlich stießt, so erstarren die im ^enerkanal gehäuften Vavamasseu zu hartem ,^els, der Vnlkau Hort auf ein thätiger zu sein, er ist erloschru, oder es strömen aus wenigen uud wiuzigeu ^ffnuugeu die letzten Dämpfe ,md Gase aus, der Vulkan ist im Erloschen. Wenn in diesem lebten Ml die Dämpfe abermals in groben Mengen erscheinen, so können sie durch gesteigerte Hitze den fast geschlossenen Kanal allmählich wieder eröffnen, der Bnlkan wird wieder thätig, ohne daß starke Bodcn-erschütterungen dabei beobachtet werden. Ein ^euer berg aber, der vollständig erloschen war, kann seine frühere Thätigkeit nur iu ,volge eines vou der Dampfkraft völlig unabhängigeu Erdbebens wieder aufnehmen, wie das in Eeuador und anderwärts fo häufig sich ereignet hat. Wer den Ehimborazo ostwärls herabsteigt, erblickt vor sich in einer sandigen Ebene des Hochthals das neue ^iiobamba, die Hauptstadt der Provinz Ehimborazo. Dieser Name ist weithin berühmt geworden dnrch eine jener furchtbaren Katastrophen, die bisweilen das schöne Ecnador so entsetzlich verwüsten- ich meine, dnrch das Erdbeben von l 7!>7, von welchem nns Humboldt manche EiuMeit aufbewahrl Hal. Nichts über trifft, nach seinen Worten, die <^röße des Verderbens, welches eine Erdbebenkatastrophe mit sich bringt! die «"eschichte kennt keine Ereignisse, welche in Bezug auf das Plötzliche des Eintrcteus, die Ausdehnung ihrer Schrecken über weite Gebiete, die Seltsamkeit der sie begleitenden Erscheinnngen nnd die schauderhafte Wirk-samtm der in ihnen arbeitenden Kräfte mit einer Erd bebrnkatastrophc auch nur im Entferntesten vergliche,! wcrdcu könnten. Ein solches Unglück kam über das alte Niobamba, das drei Stunden vou dem nenen ent sernl lag und in ,volge des Naturereignisses verlassen wurde. Die Stadt erfreute sich eines der großartigsten Panoramen der Welt lsirhe S. 2l<>)' vor ihr der (lhimbora^o, der Earihunirazo, der Altar, der Tuugn-ragna, riesige Schueehänpter von blendender Schönheit, mitten iu dem gewaltigen Krau; der hohen (Kordilleren und der sie verbindenden Ouergebirgs^üge. Das Er-eigniß vom >. Februar !7!>? kostete, uach Humboldt, iu »veuigeu Miunteu .'!<»<»<»<> Menschen iu Stadt nnd Umgebnng das Veben. Gewöhnlich bestehen die Erdbeben iu welleuartigen Schwingungen des Bodens; hier bestand es vorzüglich aus heftigen Stößen von uutcn nach oben. Es war von keinen» unterirdischen Getöse begleitet, durch keiues vorher verküudigt; ein starkes Rollen und Donnern, während Humboldts An-wrseuheit mit dein einfachen Namen d ^rim >->n,1<> bezeichnet, wurde erst 1^—20 Minuten fpäter nnd bloß uuter Quito uud Ibarra vernommen, in Entfernungen vou 2<» und :l<) Meilen, aber nicht iu ^ata-cunga nnd Ambato, welche Städte dein Hauptschauplatz der Verheerung viel näher liegen. Der Stoß von nnten nach oben war so fürchterlich, daß Niobamba in einem Momeute in Trümmern lag; viele Veichuame der Einwohner wurdeu auf den mehrere hundert .vnß hohen Hügel (>ulea, jeuseiis des "vlüßcheus Vicau geschlendert und später dort uuter Steiutrnmmern aufgefuudeu. Klüfte öffneten sich abwechselnd nnd schlössen sich wieder, so daß Menschen sich dadurch retteten, daß fie beide Arme ausstreckten, um nicht zu versinken. Gau^e .^nge von beladenen Mnul-thieren und Neitern verschwanden in den sich plötzlich öffnenden Klüfteu, andere retteten sich mit Noth durch eilige flucht. Die Schwanknngen des BodenS, die Qultl». 2. «ufl. 180 24 ungleichzeitige Hebung und Senkling nahe an einander gelegener Theile dcosclben wann so groß, daß Per^ sonen, welche auf einem 4 Meter hohen O'hor einer Kirche standen, ohne Sturz auf das Straßen Pflaster gelangten, ^iassiu gebaute Häuser sanken in den Boden unter dao umgebende Erdreich und die Bewohner derselben konnten die inneren Thüren ösfncn, nnd zn'ei Tage lang, ehe sie dnrch Ausgraben entkamen, vermochten sie unversehrt ails einem Zimmer in's andere zu gehen, sich Vicht anzuzünden, von zufällig entdeckten Lebenomitteln sich zn nähren, und haderten mit einander über die Wahrscheinlichkeit ihrer Errettung. Große Massen uou Steinen und Banmaterialien verschwand den. Auch kreisende Erschütterungen, bei welchen das Erdreich in horizontaler Dichtung in die stunde gc dreht wird, die seltensten nnd schauderhaftesten uon allen, wurden beobachtet. Mauern wurden im Winkel gebogen ohne Einstur;, parallele Baumalleen wurden gekrümint, Acker verdreht, auch fand man das ganze Hausgeräth einer Wohnung nnter den Ruinen einer andern. Das lockere Erdreich hatte sich wie eine Missig-keit in Strömen bewegt, von denen man annehmen mnßte, daß sie zuerst niederwärts, dann horizontal nnd zuletzt wieder aufwärts gerichtet waren. Streitig- keiten über das Eigenthum solcher viele hundert ^oisen weii fortgeführter Gegenstände sind von den i^erichls hosen geschlichtet worden. Das grausigste aller dao Erdbeben begleitenden Phänomene bildete aber die Moya, eine sonderbare, mit ,^ohle, Augit Krystallen und Kieselpanzern der Infnsiousthiere gemengte Masse, die bei Pelileo, etwa 5' Meilen nördlich von Riobamba, ans dem klaffenden Erdboden liervorgelwben wnrde, nnd zwar in ^orm sehr zahlreicher, tleiner, schwarzer.Negel, die, nachdem sich der Boden wieder geschlossen, über dem selben eine weile Strecke forlivanderten nnd viele füllen der Eingebornen im genannten Dorfe nmstürzten. Obgleich Hnmlwldl den Ort erst fünf ,'^ahre später be snchte, sah er doch noch die ans der Erde aufgestiegenen >tegel der Mova, welche einst bis zum Dorfe fort geschritten waren, nnd beobachtete, wie diese brennbare Substanz in den Hütten der Indianer beim .Uochen Anwendung fand. So nngefähr erzählt der große Naturforscher die Katastrophe von 51tiobamba in vielen aphoristischen Sa»en seinem unvergänglichen ,^oomo5, immer je einen Sal> al5 Glanzpunkt irgend einer Schilderung oder als schärfste Spille irgend eine') auf Erdbeben bezüg Miovamva. 186 lichen Beweises hinstellend. In feiner seiner Schriften hat er, meines Wissens, all' diese einzelnen zu Riobamba eingebogenen Erkuiidiguiigeu zn einem Gcsammt-bild vereinigt, was sehr zu bedauern, die obige Er-zähliiiig ivürde an Form, Inhalt nnd straft bedentend gewonnen haben; vielleicht fürchtete der gewandte Schriftsteller, daft sie zu nervenerschütternd auf seine ^cser eingennrkt hätte. „Die Thatsachen" hat dev verdienstvolle (belehrte, nach seiner Vethrnernng, „aus dem Mnnde der Überlebenden an Ort und Stelle mit ernstem Bestreben nach historischer Wahrheit gesammelt nnd erzählt", nnd darnin glanbe ich ihm Alles gern, was er mit eigenen Augen gesehen, aber noch nicht Alles, was er trot) seines „ernsten Bestrebens" mit eigenen Ohren gehört hat. Seit dein großen Erd beben von Ibarra in: Jahre 1868 ist erst eine kurze Zeit verflossen; aber fragt man einen Menschen ans den mittleren Ständen: „wann hat sich das Ereigniß zugetragen?" so gibt er die Antwort: „vor zwei Jahren"; ein zweiter ineint, vor drei Jahren, ein dritter, vor vier Jahren. Acht oder vierzehn Tage nach dem Erdbeben wnrde eine Menge von Mythen darüber herumgetragen, die heute noch nut aller Ingcnd frische circnlircn und täglich mit ncnen wunderbaren Details ausgerüstet werden, und das nicht bloß im Mnnde des gemeinen Volkes, sondern auch der gebildeten Stände. Die Einwohner Ecuadors zeichneten sich von jeher durch Phantasie, Redeschmuck und ora-wrisches Genie anf das Vortheilhaftestc ans, und wo es gänzlich an wissenschaftlicher Auffassung der großen Naturereignisse fehlt, werden dieselben mit desto mehr Gifer im Sinne der alten indischen Sagen nnd Märchen ansgrputzt uud erklärt. Humboldt hat diese poetische Gabe des Volkes nicht in ihrer ganzen Bedeutung erkannt; denn sie ist so groß, daß ein Traum oder flüchtiger Gedauke der Thatsache gleichgeachtet wird. Bei solchen ^euteu ist es uicht leicht, beschichte zu studireu; da gilt es, mit Mühe die lautersten Qnellcn auf^usuchcu. Vou dem berühmten Reisenden ist aber bekannt, daß er zn Riobamba einem sehr pfiffigen Indier, Namens Zcfla, gar zn viel Vertrauen schenkte. Auch seine übrigen Qnellen werden trübes Wasser enthalteu haben, und wäre er zehn Jahre später mit Notizbuch nnd Schreibstift anf den Ruinen der zerstörten Stadt erschienen, er hätte gewiß noch grausigere Ereignisse zn verzeichnen gehabt. Uhren, welche angeben könnteu, ob der iu Quito nud Ibarra gehörte Schall 18—20 Minuten nach dem Erdbeben einge-troffeu sei, rristireu, jcht wenigstens, in Ecuador uicht, und cxistirten damals wohl auch nicht; anf so feine astronomische Zeitbestimmungen läßt nnd ließ man sich nicht ein. Anfällige Verdrehuugeu des Bodens, folgen von Abrntschnng nnd nnglcichcr seitlicher Stauchung der oberen Schichten, sind bei Erdbeben immerhin möglich nnd auch sonst schou beobachtet wordeu; aber andere Dinge verlangen mehr Glauben. Das Erdbeben von Ibarra im Jahr l8l>8 war großartiger, zerstörender, folgenschwerer als das von Riobamba im Jahre 17!17, und doch ging es viel einfacher dabei zu. Zwar fanden sich auch bei dieser Gelegenheit an nicht wenigen Stellen Hausgeräthc, Schmucksacheu, Gold und Silber einer Wohnnng nntrr den Ruinen anderer, allein sie waren nicht durch Strömungen des Erdreichs, sonderu durch die laugen Dinger der „Schlachtfeldhyänen" dorthin besorgt worden. Das scheinbare Versinken einzelner Gebäude unter den umliegeuden Grund ergab sich als Frucht des Abrollens sandiger Massen benachbarter Hügel. Was die berüchtigte Moya angeht, nnter welchem Ausdruck man iu geologischeu Werken schwarze, von der Erde aus flachem Boden anogcsuieene nud dann fortschreitende Kegel versteht, die Häuser umwerfen, aber schließlich als Brennmaterial schätzbare Dienste leisten, so muß ich erwähnen, daß Moya so viel alo Moor bedeutet uud im Besondern der Name einer großen sumpfigcu Wiese ist, die bei Prlileo, nordöstlich vom Ehimbornzo, aber am Fuße der Ostcordilleren gelegen, eine nahezu achteckige Gestalt und ungefähr eine halbe deutsche Meile im Umfang besitzt. Auf allen Seitru ist dieser Moorgruud von Hügeln lnn-schlössen, so daß nnr ein einziger Eingang frei bleibt, gerade den» Dorfe Pelileo gegenüber nnd von dessen Neutrum ungefähr MX» Meter entfernt. Zwei bis drei Quelle»,, je nach der Jahreszeit, sickern aus dein höhern Terrain des äußersten Hintergrundes heraus nnd verschwinden wieder im Boden, zwei andere fiuden sich zur Seite. Ungefähr anderthalb Jahre nach dem Ereigniß, welches so große Berühmtheit erlangt hat, berichtet darüber Don Bernardo Darqnea, oberster Beamter iu Ambato, in dessen Bezirk die Moya liegt, an die spanische Regierung, „daß Theile der «inliegenden Hügel in Folge des Erdbebeus abgerutscht seien mit einem Material von röthlicher Farbe; darauf habe sich die ganze Ebene der Wiese erhoben, in große Stücke (oder Klumpen) von 5—8 Fuß Höhe zertheilt, und iu einem Augenblick sei das gesammte Moor wie ein einziger Körper, gleich einem großen fahrenden Schiffe, in Beweguug gerathen lind mit solcher Eile über das Dorf Pelileo gestürzt, daß diejenigen, welche dem Untergänge unter den Ruinen ihrer Häuser cnt- 187 24» kommen waren, unter dem Andränge mid dem schweren (Gewichte der Moya uenig vorkonnnenden Bodensorte. Das Land Ecuador hat dnrch Humboldts luerth-volle Arbeiten nnd Schildernngen uon jeher das Interesse der wissenschaftlichen Kreise Enropas in An-sprnch genomnien; nnzählige große nnd kleine Scri-benten haben den berühmten Mann abgeschrieben »nd dasselbe Interesse allch in den übrigen ^ebenssphären uerbreitet. Die großartigen und nirgeudivo sonst so merkwürdigen Erscheinungen unlkanischer '.icatnr, luelche die Kordilleren von Qllito naeh dein gefeierten belehrten darbieleil, mußten alle Geister entzünden nnd mit einem lebhaften Eifer erfüllen, diese wunderbaren Dinge wissenschaftlich zn erklären, wodnrch die Vehre uon den vulkanischen (^vscheiuungen, ein an nnd für sich so schwieriges Thema, noch unendlich eompli-cirler ansfallen mußte. „Villkane, welche, wie die der Andeskette," sagt Hnmboldt, „ihren (Zipfel hoch über die Gren>e des eivigen Schnees erheben, bieten eigenthinnliche (^rschei imngen dar. Die ^ehileeinassen erregen nicht blosi dnrch plöl>licheo schmelzen wahrend der Eruption furchtbare Überschwemmnngen, Wasserströme, in denen dampfende Sehlacken auf dicken Biomassen schwimmen; sie wirken anch ununterbrochen, während der Vulkan in vollkommener !!iuhe ist, dnrch (^insickernng des Schnecwassero in die spalten de>^ (Gesteins. Höhlungen, welche sich am AbHange oder am ^nst der,^ener-berge befinden, werden so allmählich iu nnterirdische Wasserbehälter verioandelt, die mit den Alpcnbächen deo Hoehllindec' von ^.nito dnrch enge Öffnungen viel fach in Verbindlmg stehen. Die fische dieser Alpenbäche uermrhren sich uor^ngöiueise iin Dlinkel der Hohlen; nod n'enn dnn>l Erdstöße, die allen Eruptionen der Ande^telle vorhergehen, die gan;e Masse des Vnlk'ans mächiig erschüttern, so öffnen sich auf einmal die nnterirdischen Gewölbe, nnd eo einstürmen ihnen gleichseitig Wasser, fische lind wffartiger Schlamm. Dies^ ist die sonderbare Orscheinnng, welche der kleine Wel5 der ^'ytlope,!, oder die Pre,1adilla, der Bewohner der Hochebene uon Qnito, geiuährt. Als in der Nacht uom 1!^. ;nm !^<». ^ilnino 1rn schneeigen Hochgipfeln, reichen dafür in Südamerika ebenso gut aus wie in den Schweiger und Tiroler Alpen. Der llnler schied ist, daß man in Ecuador sogleich von einer i','v<>i!^>/,m, uon eincnt Ansbruch dec, betreffenden Berges redet, obschon der selbe öftere gar nicht Vulkan ist. Vie die ungeheuren Schlammströme des Eoto-pari entstellen, werden wir bald erfahren. Ein Berg jedoch, welcher gan; dar-uach anssieht, als dürfte er gelegentlich riesige Ströme schlammigen Wasser? unmittelbar aus seinein GivfeUrater ergießen, ist der Qnilotoa lspr. ^iwt'w! am äußeren )»iandr der Westeordillere in der Gegend uon 5/ata-eunga. ^iehrfach sind die Eigenschaften, wodnrch er sich uon allen übrigen < veucrspei e rn Ec uad ors unterscheidet, blicht auf eiuem der beiden Hauptrücken des großen Gebirges oder auf der zwi-scheuliegenden Hochebeue steht er, sondern über dem tiefsten Grunde eines parallelen Nebenthales bat er seineu Bau errichtet. Mühevoll sucht au seinem ,^-uß vorbei der schäumende Rio Toachi (Toütschi» sei-nrn Weg in einer abgründigen Schlucht uon seltener Enge uud Steilheit der Wände. Die Gestalt des Berges ist ferner nicht die spitzzulaufende des Saugav, Tuuguragua und (^otopari, sondern die eines .NegelS von stark ab-gestumpfter ^orm, eines luächtigbreiten '.Viassivs ^. ' Vgl. dc» Ä>lfsas dem Hexenkessel springen. Birl Berim'rruug wurde allein durch den merkwürdigen Umstand veranlaßt, daß nach süd^ amerikanischem Sprachgebrauch jeder Bergsturz jeder Durchbruch eiues Pnramo-Sees, jeder Schlammstrom nnd jede bedeutendere Terrainveränderung au einem der Andesgipfel »lit dem allgemeinen Ausdruck re'vci,-tll/"n, d. h. Atlsbrlich oder Eruption, bezeichnet wird, obgleich von einer eigentlichen vulkanischen (Erscheinung dabei gar nicht die Rede sein kann. Deßhalb auch die Menge uon Schlammvulkauen, welche nach manchen Büchern in (5cuador ihr Nuwrsen treiben uud statt feuriger Stoffe aus ihren Gipfel-kratern mächtige Blüthen eines mit Sand, ^ehm uud Steinen gemengten Wassers hcrvorpressen sollen. Diese Art Bnlkane haben, so weit die ge schichtliche Erinnerung zurückreicht, das ^aud Ecuador uicht belinruhigt, wenigstens bieten sich keine Gründe dar, weßhalb die bekannt gewordenen und genügend ucrbürgteu T hat-sachen in solcher Weise gedeutet werdeu inüßten. Wenu die SchlantlU-ströme dennoch keine seltene Erscheinung bildeu, so geboren sie ohne Unterschied allen thätigen uud erloschenen ^euerbergen au, deren lose gehänftes Aschen- und Schlackeu-matcrial das Auswascheu sehr tiefer D.tiebradas wcfentlich erleichtert. Oft vergehen uach einem heftigen Erdbeben Tage und Woche»,, bevor alle Schlammströme vom Gebirge herabgekom men sindi kleine Bäche nämlich erfordern ;ur Durch wcichung der Schuttmassen viel .^eit oder die Beihilfe starker Regengüsse. Manchmal wällen sich dickbreiige Stwme durch die Schluchten nieder, ohne daß ein Erd- 189 Aarte des Omloloa, »ack i>, Dicsscl. >) döhc löatal'i niit dcm Fußftfadc, bcr ^<»l In,ur» de« ktratcrs führt, ,'!W? Mctcr. 2) ^injcnlmig ,««!» M, !l) dc>!»cli,ima, oovn'ri»nc,>t>cr Vcr,ni!clcn der (^ordülcrc (^„»sschilan, 4) !öncic»da Morcta, kac« Qüilotoa. !>) v>ncic,ldii Pilapükin, l!27!> V!. <>) Fliis; Toachi, ÄI2 M. ?) ')tordr >l»d iiü«<> V!, wcchscludcn 5>ö!,r, «! Tiidiand, „,it l<«!»8 M. !') ^ahal!,. I,öchstcr P»,it< des ütnilcr-riiüdss, 4<>I« Äl, - Tic ^»„»ttirtc i/inic qibt dc» Wcn l«,! dn l>!ttl'rs»chn»,i des P>,lkn,is a,i. Tie Hohen auf der lnifcn Tcite stcllc» dic inttnr» <^c!!li,>!i^ der (sordttlcic von Mnlwi vor. Mehr als sonst wo im ^ande haben die Qltebradas den Mantel des Berges zerrissen und seine Structnr bloßgelegt. Gaii^ iin Gegensatz ;n den übrigen ^cuer-speicrn geiuahrt inan da iiirgeildo einen ;n ^elo erstarrten Mvastrom: lauter vulkanische Sande, feines und grobes Gereibsel, nntennischt nut Bomben uon Bimsstein nnd ^rachyt, und alle« mit einander ^n jener lockeren Gcsteinosorte verflößt, welche man als Tuff zu bezeichnen pflegt. Doch bildel den Grnnd^ stock des Berges ein eompacter lrachyl, eine zäh ge, flossene Gußlaua von mittelleichtein (^e>uicht und durchaus krystallinischer Beschaffenheit, ivie bei allen übrigen Vnlkanen der Anden. Durch seine Vage ivird der ^uiloloa zuin niedrig sten der großen Biilkane Genadors, indem sein vielfach ausgehackter Gipfel Mar 4<»<> Meter nnter der nahen ^'ordillrre oon Anganiarea bleibt. Dennoch niürde er, bei seiner absoluten '))('eereshühe von 4OlO Äleter neben den Ätna gestellt, diesen um gut 700 Meter überragen. Die größte Merkwürdigkeit des Berges erblickt man erst aus dem ^ivst'l: urplötzlich findet man sich dort neben dem äußerst jähen Stande eines kreisrunden Fessel') uon imponirender (^röße, ans dessen finsterer liefe uon .'!00 40l>'.Vleter ein stiller blaugrüner See, uuheimlich heranslenchlel. ')!ur an einein Puutte vermag man bis zum Gen'ässer des Sees hinabzudringen! man findet es ausnehmend klar, aber von start salzigem Geschmack, nm tt" ('. iväriiler, als die mittlere Temperatnr der lungebenden Vuft, an vielen Stellen von durchströmender .kohlensaure in kochende Brwegnug verseht, ja Mliveise eine» schivachen Geruch von Schwefelwasserstoff verbreitend. Diese giftige Vnftart lmt beiin ^Dnilotoa jene erstannlichen Mengelt uon Schwefel geliefert, die man in der Nm gebung des Berges trifft. Nirgendwo >eigt der See einen Ab oder .^nfluß in Gestalt eines Bacheo. ^ü'gennxisser füllt ihn, nnd dnrch die lockere Nin wallnitg sickert sein Inhalt bis ^n>n ^nft des >tegel« hinaus, um einige lane ^uellm ^n speisen, in deren salzigen ^lutben die tleim'n Prenadillao sich mit Bor liebe tnmmelu. Der Qliilotoa ist ein 5nffu»ltan, d. l,. niäh rend seiner Eruptionen lieferte er ungelienre ^>iaffen ^usanlnlenbaugolosrr Vavastückche» nitd ^lsche uoll leichter bimsstcinartiger Beschaffenheit, welche, mit uielem Wafser geinengt, nicht bloß im kalten Zustande auf dem Boden des Sees, sondern auch bis ^lir Mthglnth erwärmt im tiefen ^enerschacht zugegen ivaren; die eigentliche schinel^flüssige oder vor Hitze teigige Vaua brachte er dafür nie so weit empor, nm sie in ^orm zusammenhängender Lavaströmc ^n ergießen oder selbst nnr als kleinere Gesteinsbänke im Krater lirgeit ^n lassen. Die Dämpfe, womit er ;u arbeiten pflegte, waren sehr reichlich uorhanden, aber auch von oben her gekühlt, und erst iu ansehnlicher Tiefe besaßen sie die Schmelztemperatur der Vaua. Iin Gegensatz ;n dieser merkwürdigen nnd selteneren Art von Bnl kauen stelien die bekannteren Schlackenuulkaue, Berge von der Gattung des Sangay, Cotopari, Ätna nnd Besuu, dereu Bau aus wechselnden Schichten steiniger Vaua, lockerer Asche nnd Schlacken ^nsammen-gescht ist, alls Stoffen, die auch mehr darnach nns-sehen, als hätten sie noch während der (vruption eiue lheilweise Schmel^ling erfahren. Die Schlackeitvulkane arbeiteu näuilich mit stark überhiizteu Dämpfen und heben oft bis ^ur Mnndnng eine halb oder gan; geschmolzene Vaua heranf, die wegen ihrer teigigen Beschaffenheit beim Überfließen ^nsammenhängende Vaua ströme liefert nnd beim Anoschlrudcrn nicht völlig in Grns zerfällt, sondern nnch größere, fest verbackene lind schwere Schlackeiistncke bildel. Giil 5ufft)ulkau verinag sehr reichliche Schlamm^ »nassen ,^n ergießen, selbst dann, wenn er feinen Oraler see besitz. Danerl seine Grnption eliuas länger an oder erreichl sie einen hohe» i^rad voit Heftigkeit, so bietet er glän^'llde ^eliererscheinnngen dar, ohne daß die ansgeworfenen Stoffe fich im wahren Schmelzfluß befindeil. Gildlich kommen aus ihm auch stark überhiyte Dämpfe so mafsruhaft, daß sie den ganzen Schluud^ inhalt als feine Asche in die Vuft ;erstreuen. Das Veylere beobachtet mau auch bei einem Schlackenvnlkan, wenn demselben von unten sehr reichliche Dämpfe zufließen. Im ^listande drr höchsten (^rregnng urrhal-ten sich also beide Arten Vulkane ohne sichtbaren Unterschied; sie sind dann beide ;u Aschenspeiern geworden. DrrSaugay, Cluster eiiies lnuaergießendeii Schlacken vulkans, konnte bei fanfterer Thäligkeit sich in eiilen Ouilotoa umwaudeln. Da^u bedürfte er >iur eines größer», ringsgeschlossenen Kraters nud eiuer Vage, ivie sie der O.uilotoa besitzt, d. h. ciiicr Gegeud ulid 'Lirercohöhe, ivo die Regenmenge das Maß der Verdunstung übertrifft. Oft schaffen anch Bäche das erforderliche Wasser herbei, um einem sonst thätigen Vulkan seine kleinen Fencrausbrüche ;u verleiden. Aus der Insel Java fließt über die Mündung des berühmten Pep and a j an ein Bach die ^traterschlucht hinab, und merkwürdig ist dir friedliche Art dry Kampfes, welcher sich dort zwischen ^ener und Wasser entspinnt. Mau erblickt über dem hitzigen Schlnndc 190 eine Reihe schwefeliger Süinpfe und brodelnder Pfützen, brausend sich hebende Dampfstrablen nnd sprudelnde HeißivasserPlellen, fischende Spalten, welche Gas alls-blasen, nnd kleine Schlammunlkane, die ihre schmutzigen ,vlnssigkeitssälllen periodisch in die Lnft fchießeit. Und alleü das, ans uerhältnißmäßig engein !itaum ^nsnmmengcdrüngt, uerursacht einen so verschiedenartigen, aber im Takt sich wiederholenden ^ärm, daß der er-stannte Beobachter für Angenblicke »leint, er befinde sich in einer groben Fabrik, ivorin dnrch eiilei: gemein-schaftlichen Motor Tausende uou Äiaschinen in Be wegnng gesetzt iverden. Dieß unheimlich schöne Spiel über der Mnndnng eines sanft arbeitenden ^-enerschachtes mm) aber erlahmen, sobald der Krater ringförmig geschlossen nnd dem Wasser die Möglichkeit des Abznges genommen ist. Die kühlende Wirknng, welche das sich sammelnde Wasser ausübt, und seine allmählich bis ^ur Größe eines Sees anwachsende Last verwandeln die fischenden Dämpfe in stille Flüssigkeit nnd sind mich Ursache, weßhalb die meisten Säuren nnd Gase vom Wasser anfgeschlnckt werden, damit sie, darin gelöst, sich um so eifriger mit der ..^rrsctznng aller mineralischen Stoffe abgeben, die anf dem Grunde des Sees ausgebreitet liegen oder die höhern Räume des Feuerschlundes erfüllen. Ungeheure Schlammmassen bilden sich so im Vanfe der vielen Jahre, welche Mei Wnthan5brnche des Vnlkans von einander zu trennen pflegen, nnd weil, wie das Anfsteigen der Wärme nnd Gase be zeugt, der ^euerschacht nicht hermetisch abgeschlossen ist, so ziehen sich die Wirkungen der Zersetzung anch lang sam in diesen hinab, indem die ansier Zusammenhang gebrachten Stoffe nach nnten allmählich ihre lemperatnr erhöhen nnd endlich in ein glühendes Gemenge von vulkanischen ..^erschnngsprodncten nnd Wasser übergehen. Besonders wird bei diesem Vorgang reichliche Kieselsäure ans dem Gestein der Tiefe allsgelangt nnd in ein höheres Nivean gebracht, weßhalb sich die Tnffvultane mehr als alle übrigen ^enerspeirr dnrch die große Menge des ansgeworfenen Bimssteins und die leichte Beschaffenheit ihres gangen Oruptionsmaterials anszeichnen. (5rst in noch tieferen Abgründe,! würde man der zusammenhängenden, eigentlich glntdflüssigen Vava begegnen, welche bei de» Schlactenvnlka>len nn-mittelbar bis ^ir Oberfläche hinaufreicht. Ist aber ein solcher Übergang von Schlammmassen in den glühenden Anstand anch denkbar^ Wird der nnermeßlich hoch gespannte Dampf der fenrigen liefe nicht gleich Alles mit einander hinauswerfend Daranf läßt sich antworten, daß die Thätigkeit der Vulkane besser begriffen wird, wenn »nan in ihren Dämpfen, selbst den roth- nnd weißglühenden, eine so nngemein hohe Spannkraft nicht voranssetzt, als man ;n thnn pflegt. Denken wir mw eine Schlammsänle, welche bis anf eine Tiefe von '» Kilometer das Spalten-system eines Vnlkans erfüllt nnd bloß doppelt so schwer als eine gleiche Menge reinen Wassero ist, so übt sie unten einen Drnck von IlXM Atmosphären ans nnd macht deßhalb in jener Tiefe anch einen Dampf von 1Nl><» Atmosphären Spannkraft arbeiwnnfähig, indem sie ihn in heißes Wasser verwandelt. Ja wir können hinzufügen, daß öfters nicht einmal ein Dampf von -><)W Atmosphären Spannnng dort znr Wirknng gelangen kann. Denn soll die Schlammsänle steigen, so hat der arbeitende Dampf nicht nur deren Gewicht in die Höhe zu heben, fondern auch eine Reibung ;n überwinden, welche je nach Beschaffenheit deü Spalten systems einen viel größeren Widerstand darbietet. Dampf von 2<»<><» Atmofphären Spannnng ist aber nach Allem, was mir uermnlhen können, fchon rolh glühend, nnd wollen wir in den Tuffspeiern einen noch heißeren nnd träftigeren Dampf haben, so bran-chen wir nicht nothwendiger Weise die Tiefe, sondern nnr die Reibnngswiderstände des Spaltensystrnw größer zn machen. Auch werden wir gleich sehe», wie die Erdrinde das Vermögen besil>t, die Dämpfe nnd Gewässer der Tiefe während jeder Grnption noch im Besondern ^i erhitzen. Nnn schreitet von einem Wnthansbrnch dec> Vnlkans ^nm andern die GrkaMmg langsam nach »nten vor, nnd jeder Querschnitt de5 ,^enerschllchtes leidet deßhalb von oben her thatsäch lich einen Druck, welcher die straft des aufwärts pressenden Dampfes übertrifft. Die Gefahr einen plötzlichen Ansbrnches liegt alfo fern, selbst wenn die Schlammsänle nach nnten ^n immer wärmer, ja end lich glühend wird. ^ast dao Gleiche können wir von den Schlacten vnlkaxen sagen, doch sind bei ihm'» die Verhältnisse einfacher. Während ihrer sanfte», allmählich abster benden Thätigkeit kommen alle ihre Dämpfe ans der Tiefe heraus, worin sie nothwendig eitle höhere 5em peratnr besitzen, ohne deßhalb plötzliche Wnthansbrnche ^n vernrsachen. Vielmehr schreitet anch dort die Or taltnng immer mel,r abwärts nnd machl den Anstand des fenrrfpeienden Berges von lag ^n lag weniger gefährlich. Die großen periodisch wiedertehrmden '^.> u l h ansbrüche der 'Sultane geigen sich nun, ivenn in der mittleren liefenzone der Erdrinde deren Gcwölbedrnck ^n arbeiten beginnt. Preßt diese anßer- i»i ordentlich mächtige, horizontal unrkende Kraft im Am fange leicht, so mnß bei den Schlackenvnlkanen die silnthflüssige ^avasänle, bei den Tusfunlkanen nußer ihr auch die darüberstehellde Schlammsäule einpo^ steigen, was in einem beinahe erloschenen Krater ge wisse llmgestallnngen des Bodens, Spaltenbildlingen nnd reichlicheres Enlweicheu von dämpfen nnd l^aseii ^ur ,volge hat, indeß der Kratersee eilics Tnffunlkalts sich trübe färbt ilnd etwas emporstant. Man sagt dann, der Vulkan erwache odrr entzünde sich wieder. Weil das Spaltenivasser der ^'rdkrnste sich viel leichter bewegt, als bloß erlveichtes oder halb-geschmolzenes Gestein, so »inß es aus demselben durch den seitlichen Drnck herallsgepreßt lverdeu, genau so wie das Wasser aus einem Mörtelbrei stiebt, ivenil nlan ihn der Wirkung einer Presse nnterwirft. Daher die langsam wachsende Dampfthätigkeit, welche ein Schlackenvnlkan zn geigen pflegt, ehe er zu toben be ginnt! die heißen ^eivässer der Ticfr eile» n ä in l i ch d r n s ch o n h e r a »; i e l> e n d e n V a 0 a in a s s e >i vorans. ,^'rner ist bekannt, daß dllrch ''ieibuug Wärme erzengt wird, Hol; sich entzündet, Metall in's blühen konnnt, nnd eine ähnliche Hitze entsteht bei jeder heftigen Pressung, die eine Bewegung der gedrückten Korpertheilchen veranlagt, .^tann man sich aber eine gewaltigere Pressing vorstellen alo die, welche der <^en>ölbeschnb der Erdrinde au^nbt, i»dem er ("ebirge gleich den Kordilleren an« dem tiefsten Mgrnnde der Oceane emporhebt? ^der gäbe es rine mächtigere 'Neibnng als jeile, n»omit die Erdrinde sich selbst ^er-qnelscht, nm auf dein tleiner n>erde»den Planetenkern sich hinreichenden Platz ;n verschaffend Nnd diese ^er. Pletschten l^esteinbmassen haben vielleicht l<)—15> Meilen von unten nach oben, nnd <>«> 100 Meilen in horizontalen 'liichumgen läng») den Spalten zn n'andern, ehe l'5 ihnen vergönnt ist, 5» einer Vnlkamnündnng hera»>5zntrtten! S 0 n> ird der C" e ni ö l b e s ch u b der starren Erdrinde ^nr ^nelle aller vn lla ni schen Wärme, lind namentlich hei^t er snr jeden uenen Al^brnch dao Sickerivasser der Tiefe, indem er eo nnter feinem entsetzlichen Drnck viele Meilen weit dnrch die Spalten jagt. Deßhalb steigert sich auch die Wärme der '^nlkane mit der Dauer der ('-ruption, denn die später erscheinenden Dämpfe haben weitere Wege ^nrückgelegt und eine anhaltendere, ja selbst kräftigere Rcibnng erfahren, fließt endlich oben, in ^'olge dey Sei tend rucken, ein Theil der Schlamm oder Vauasäulc ab, so bekommen deren lieferen Iheile weniger ^u tragen: alle ihre Dämpfe schwellen ans, nnd es erfolgt elu mehr oder minder kräftiges An 0 kochen der damp ferfn l l ten Masse. Dieß A li s p r e s s e n nnd N u s k 0 ck> e n der Dämpfe ereignet sich oft mit fchreckenrrregender Heftigkeit, doch besteht darin der große Wuthausbruch des fener speienden Pergeh noch nicht. Wenn die eigentliche lobsncht sich einstellt, dann schlendert der '^Mmi den I nhaltdes .U raterschachtr 0 , s 0 breil d e r s r l b e auch sein mag, wie mit einem'tefsel am (Zipfel bis ^nm Stande erfüllen, sondern anch in mächtigem Schwall allseilig darüber himvegströmen. Der ^esnv hat wenige (^rnptionen von solcher Stärke gehabt' brim ^otopari nnd vielen andern Vulkanen Amerika's lind Asiens bilden sie die .Itegel. furchtbar toben ^ugleich die mitentweicheuden Dämpfe. Daß aber sie es nicht sind, was diese Art von Katastrophe herbeigeführt hat, ergibt sich ans der bei zahlreichen (Eruptionen von Schlackenvnllanm beobachteten Thatsache, daß der so merkwürdig schnell hervorgepreßte nngehenre ^avarrgnß dein heftigsten Ansbrnch der Dämpfe fehr oft uicht v 0 r h e r g e!, t, f 0 n d e r n n a ch f0 l g t. A lso nicht dnrch die .^iraft hochgespannter nnd massenhafter Dämpfe wird er aus der Tiefe Heran5gehoben, sondern dnrch die horizontale (^ewö'lbepressnng der Erdrinde. Die oben so schrecklich tobenden dämpfe spielen in allen großereil liefen eine leidende Rollr, und selbst wo sie in den aufsteigenden ,venerschach! angelangt sind, gestattet ihnen beim Wutbansbrnch deo Vulkans der gewaltige, vox lmtt'n her wirkende I^rlick nicht, daß sie ihre Spannkraft mit Hebnugsarbeit vergeuden; vielmehr werden sie auf da« Äußerste ^nsammen-gepreßt, so daß sie, bei der Mündnng angelangt, mit ihrer ganzen und vollen Spannkraft einen Nieil der Vavasänle als fenrigen Springbrnnnen hoch dnrch die ^ufl jagen. Schlimmer noch rafen die Tnffuulkane während ihrer Wuthauobrüche. Die ^eiveglichkeit ihres Schacht-iuhaltes nnd der reiche Vorrath der nach nnten zu immer heißer nnd glühender werdenden Dämpfe machen ihr loben ^nm furchtbarsten (ncigniß. Dfters scheint der stille See, wenn ein solcher auf dem (Zipfel des Berges liegt, im Nn über den Kraterrand hinweg geschlendert loordeil ;u sein. Voin Otiilotoa kennt man dergleichen Wnthans-brüche seit der Orobernng des Välldes nicht, ja selbst von kleineren Anstrengungen drs Vnlkans erfuhr man nie etwas »tit Sicherheit. Was darüber die benach 182 barten Iudier erzählt haben, erscheint ill sagenhaften: (^elvaude. Ini Iahrr 1740 sollen flammen aus de>n See aufgestiegen nild rinc ganze Nacht entzündet gc-blieben sein, nnd schon vorher, tin Jahre 1725, hätte sich, nach denselben Verichten, unter gleichen Feuer-erscheinlingen das Wasser des Sees nm 70 Ellen erhoben, nm eine in der Mitte liessende Insel danernd zu verschlingen. Als lrvtere wird man wohl die Halb insel zu verstehen haben, die vor feiten dnrch Ab rutschnng des hohen Kraterratldcs zur Bildung kam nnd deren spärlichen Rest man heute noch sieht; ihr weiteres Sinken mag von den Hirten der Umgebung für ein Stauen des Wassers gehalten worden sein. Umformungen des Kraterbodens gehören indessen zu den ungewöhnlichen Erscheinungen nicht. Anch darf man den gegenwärtigen Anstand des Qnilotoa noch keineswegs für gefahrlos ansehen; die auffallende Wärme des Kratersees beweist seine tiefinnere Erhitzung. So schrumpft die große ^ahl der Schlammspeier Ecuadors, von welcher die Bücher reden, auf einen Inffvulkan von ^weifelliafter Bedeutnng znsammen. Anch der thätigen Schlackenmiltane gibt eo weniger, als man vermuthen sollte. Ununterbrochen arbeitet »nr der San gay; nach langen Pansen der ^inhe wüthet der Eotopari; nicht erloschen sind der Tun-ssuragua und Pichincha > gerathen, ^täher kennt man den Berg nicht, weil unzugängliche Wälder ihn rings umgeben. Außer diesen sechs Vulkanen weiß man keinen andern anzuzählen, der seit den feiten der ^onquista eigentliche Eruptionen gehabt haben soll. dennoch überdecke», vom A^nay bei l>'nenea angefangen bis weit in ^lengranada hinein, auf einer strecke von 100 geographischen Meilen, erloschene Bultane die mittlere legend des Andengebirgrs in so erstannlicher Menge und mit so riesenhaften Dimensionen, daß ein zweites Beispiel dieser Art nirgendwo sonst getroffen wnrde. Was nun bei allen Fmerspeiern Ecnadors, den Quilowa miteingeschlossen, sehr anffällt, ist, daß sie Jer chuiloloa Quito. 2.Uufl. 193 W ihre Thätigkeit weder in der Weise der Schlackeuuulkane noch iil seuer der TuMilkaue eröffnet haben. Vielmehr spielten sie im Anbeginn die Nolle einer dritten Art von Vulkanen, die ich in ihrer Gesammtheit mit einem kurzen dentfcheil Anodruck als Gußvulkaue bezeichnen möchte. llber der Müuduug des ilrsprüug-lichen Eruptionokauals häufte sich nämlich bei oft wiederholten Ergüssen eine glühende, aber sehr zähe und dainpfnrme Vavamasse bio zu großer Höhe empor, ohne daß sich schon damals ein deutlicher Krater bildete nnd das knallende Spiel reichlicher Dämvse uer^ nehmen ließ. Anch in vielen andern Weltgegeuden zeigen die vulkanischen Berge einen gleichbeschaffenen Grundstock; ia oft kaineu sie über diese erste Enl> wicklnngostnfe gar nicht hinaus, wie man am Sie bellst rbirge bei Bonn eo beobachten kann, welchem einen eigentlichen Krater nie hervorgebracht hat. Dao Product solch dampfarmcr Lauaergüsse wird zu gleichartigen: ,^-elo von schön krystallinischer Beschaffenheit, ;n !rachyt, Audesit, Klingstein, Basalt. Bon Schlacken und Äsche findet man auffallend wenig, ivao eben ein seichen ist, daß die unterirdischen Dämpfe bei der Eruption kaum initgewirkt habe». Ebeuso selten trifft man das poröse, blasige, verbrannte Aliosehen bei den ergossenen Massen; wo es vorkommt, zeigt eo sich nur gelegentlich an einzelnen Stellen oder in gewissen dünneil Schichten, welche bei den verschiedenen Ablagerungen die äußeren flachen gewesen sind. Diese Gnßlaua ist folglich die reinste, dichteste, krystallinisch am besten ausgebildete ^orm der Vava, welche zur ^eil, n>o sie auo de» Tiefen hervorgepreßt wurde, von der aufwühlenden, zerstäubenden nnd übermäßig erhitzenden .nraft der vulkanischen Wafserdämpfe anl lvenigsten zu leiden hatte. Vange hielt mail die Ansicht fest, daß sie dao Ergebniß eiueo besonderen Entwicklungozustaudeo unseres (^rdballeo sei, denn die bekannteren Vulkane der ^ten;eit brachten derartige Ergüsse nicht, Erst dao Jahr 1l^U<> über^ellgte Jeder-mann von der Irrthnmlichkeit dieser Meinung, alo im Golf der griechischen Insel San torin ungeheure Masten deo besteu 5rachyto frisch auo dein unter-seeischeil Boden hemuöquollen. '))iit (Mtanneil sa>, inan, n>ie Block auf Block über die Meereofläche em^ portalichle, !age nud B^oehen lang, still nnd gerauscht los den Plah verändernd u>>d au ^ahl lind <^röße wachsend, alle daa Wasser erhi>5end und von einer leichten Dampfatmofphäre umgeben. Doch bildeten diese Blöcke nur die zerbrochene Kruste eineo langsam steigenden, sehr breiten und glühenden ^erneo oder, wenn mail will, einen riesigen Vaoastrome^ von äußerst zäher Beschaffenheit, welcher nur mit Schwierigkeit in horizontalen Richtungen floß. Endlich stand derselbe alQ zusammenhängende ^nsel mitten im Golf, alo ein isolirter, sehr steiler, kegelförmiger Berg, der über 100 Meter zum Wasserspiegel hinausragt. Während des Auftauchens öffuete sich der Gipfel des Berges und wnrde zeitweilig ^nm feuerfpeienden Schlot, jedoch kamen aus ihm bei weitem nicht so viel Dämpfe, alo man bei andern großen Eruptionen ;n sehen gewohnt ist, nnd die Menge der ausgeschleuderten Stoffe übertraf jene nicht, welche man anch sonst anf trachy-tischen Bergen abgelagert findet. Die gelehrten Beobachter , die zum merkwürdigen Schauspiel herbei geeilt wareu, gewannen die llberzengung, daß bei dieser Eruption die mitheruorbrcchenden Wasserdämpfe eine sehr untergeordnete Nolle gespielt haben. In Genador nun besteht der Grnudstock fast aller Vulkane aus eiuer Gußlava, welche zwischen Trachyt und Basali ungefähr die mittlere Stellung einnimmt. Nach dem Andesgebirge hat man fie mit dem Namen „ And esi t" au ogeze ich net. Wer die Natnr nnd Ursache der feuerspeirndeu Berge begreifen will, hat diese drei Arten von Vulkanen oder vulkanischer Thätigkeit wohl zu uuterschei-deu uud die geiileiusaine Kraft zu erforschen, welche sie alle belebt, aber auch nicht hindert, daß die eine Art in die andere sich umzuwandeln vermag, wenn die äußern Bedingungen ivechsel». >>n anoschließlich hat mau die häufigeren Schlackenvullane, und darunter wieder den leicht zugänglichen, aber meist auch schwach aliobrechenden Vesnv sludirt, uud darum koimle man sich über dao Wesen der vnltauischen «."rund kraft keine Klarheit verschaffen. Diese Grund kraft ist keine andere als der überaus mächtige ("elvülbedrnck der starren Erdrinde, die iu gewissen liefen nud längs bestimmten minien geringsten Widerstandes sich selbst zerquetscht uud ihre durch andauernde Neibung erhitzten Masten als glühende Vava hervorpreßt. Öfters sind hierin kaum mehr Dämpfe enthalten, als die natürliche ,veuchligteit liefert, welche vermittelst der Poren iu festgeschlossenes Gestein von oben sich herabzieht. Es entstehen dann Berge uon IraelM, Basalt, Andesit, überhanpt die Gußvulkane, ^ur ,.^eit ihrer Bil-duug — so muß mau uoraussctzcu — war unter ihnen nnd in der Nachbargegend die Zerklüftung der obern Erdrindenzone noch nicht fo weit abwärts gedrungen, daß größere Wassermengen zwischen dao zerdrückte nnd langsam sich erhitzende (Gestein gericthcu. Wo aber dir wellenartige ,^altnng der höheren Bodenschichten ;u IM Kettengebirgen beinahe vollendet odcv wegen ;n großer Steiflgkeit der nälnlichrn Schichtrnbänke überhanpt lin möglich war und drßhalb ineilendicke Partiell der starren Planetenkruste als zusammenhängende Ä^asse zur Ansschiebnng kamen, wnrde der Bode» dnrch Erdbeben von allgemeiner Verbreitung sehr tief hinab spaltig aufgerissen und vermochte die gewaltige Hori zolttalkraft des Gewölbeschnbes reichlicheres Wasser mit den entrindeten Bestandtheilen der ^iinde zusammeil znknete>i. So verwandelten sich dir danipfarmen l^llß uulkane allmählich in dampfreiche Schla ck e n v n l k a u e. Aber auch diese empfangen all' ihre Wärme nnd Kraft vom nämlichen Gcwölbeschnb, welcher die Vaven und Dämpfe bis zum Mühen erhitzt, indem er sie beide unter furchtbarer ^iribung durch viele Meilen lange Spalten bis zur Oberfläche hrrnuspreßt. Nnd was nun die Kraft der vulkanischen Wasserdämpfe angeht, so verlangt das schrecklichste Toben der berühmtesten Fenerspeier sicher nicht mehr als eine Spannung von wenigen tansend Atmosphären, dcim die schwerste Arbeit, die Hebung der Lava, die Erschütterung des Bodens, die Bildung von Spalten, besorgt ja der Gewölbedruck der starreil Erdkruste. Ist dem aber so, dann kann bei Gelegenheit der Erdbeben nnd innern Verschiebnngen der ^iinde viel Wasser in sehr erhitzte Tiefen gelangen, ohne daß es sich allsogleich in Dampf verwandelt und wieder herausgeschleudert wird. Schon in der Tiefe weniger Meilen wäre nämlich der natürliche Wasserdruck grosser als die hebende Kraft der Dämpfe, welche sich dort entwickeln möchten. Auch Tuffvulkanc entstehen dann, welche bei ihren Eruptionen heiße Schlammmassen direct ans dem Kraterschacht ergießen nnd hieranf glühende, aber ungeschmolzene nnd znsammenhangslose Stofst aus streuen, die Producte einer dauernden Zersetzung durch heißes Wasser. Ja, wenn die Ernplion eine große Stärke gewinnt, so tonnen die Tuffvnlkane sogar ^ava ströme ergießen und arbeiten wie Schlackrnunlkane. Die Thätigkeit der vulkanischen Berge ist im Ganzen wechselvoller, als man zn denken pflegt, nnd sie will für die eine wie für die andere Weise ihre Erklärung haben. Die ungeheure Kraft des Grwolbedruckes, welche die Planetenrinde in jeder Gegend nnd in jeder Michtnng belebt, erklärt Alles, wenn sie im verein mit bald mehr, bald weniger Dämpfen arbeitet, diese aber unter allen Umständen eine viel geringere Kraft entfalten. Im Jahre 1822 fam der Gelunggnng auf Java, ein Tracknitberg, der vorläufig in einen luff-vnlkan übergehen möchte, zu eitler Eruption oon wahr- haft entsetzenerregender Stärke; aber keine Spur von Fenererscheinnng ließ sich dabei wahrnehmen. Den 8. October, Mittags mn 1^2 Uhr, ohne daß am Vnlkan irgend welche Zeichen des kommenden Ausbruches bemerkt worden wären, hörte man einen heftigen Donnerschlag dnrch die ganze Vänge der Insel Java; die Erde erbebte nnd man sah anc, dem Ge lunggnng eine riesenhafte Säule von dnnkler Farbe anfsteigen, welche mit Blitzesschnelle in die Hohe stieg, sich ebenso geschwind in die Breite zog nnd in kurier Frist das benachbarte Vand mit totaler Finsterniß über deckte. Die Schläge, wovon die Erde zitterte, ver doppelten sich; Haufen von Schlamm flogen hoch dnrch die Lnft nnd fielen selbst in Orten nieder, die in gerader Vinie zwei deutsche Meilen vom Krater entfernt liegen. Nocb mehr halb flüssige Stoffe kamen mit den Bächen vom Vnlkan hernnter, fnrchtbar geschwollene Flnthrn, worin Hänser mit noch lebenden Menschen weggerolll wnrden. Die ganze (i Uhr fiel ein zerstörender .'»legen von kaltem Schlamm ann den höchsten Legionen der Atmosphäre nieder, wo auch ein Theil des Schlammes durch Verdnnstnng seinen Wassergehalt verlor, so daß bis alis eine Entfernung von 5 Mrileu der Fall von Asche !d. h. eines trockenen Pulvers) beobachtet wnrde. Um 4 Uhr nahm die Heftigfeil der Erscheinungen ab, und um 5' Uhr war Alle^ »nieder todstill. Dieser Ansbruch hat wenig mehr als drei ^lnnden gedanert nnd bildet ein unerklärten Musterinm in der Vnlkangeschichte. Woher die entsetzliche Krafl? Wo^ her die nnglanblichen Schlammmassen? Und doch ist in dem Originalberichte, den ich benutze ^, nichts Unverständliches enthalten, wenn man die straft des Ge wölbeschubes der Erdrinde als die nächste Ursache der ' Siche I,inghnhn, Imm. II. E. 120 ff. 1SÜ 25* Erscheinung betrachtet. Hat man durch die ganze klinge voll Java gleichzeitigen schweren Doniler ver llvnllnen, der, ivenigstens in der ^cähe des Gcllinggllng, nlit eiilenl Erdbeben verbunden war, so wird nwhl die Gewölbepressung der ^iiude die große Ticfeuspalte von Java etwas verschoben und zerdrückt habcu. Durch die Krateroffuung des Gelullggung war uiel Wasser in die nächstliegelldeil und obersten Theile dieser Spalte gerathen, hatte mit Hilfe der aufsteigenden Wärme und Säuren uiel Schlammstoffe bereitet nnd wurde endlich mit diefen gewaltsam hervorgeqnclscht. Die plötzliche Hebung befreite noch den sehr heisren, aber nicht glühenden Schachtinhalt vom übergroßen auflagernden Druck, und so erfolgte ein schnelles Auskochen der ganzen schlammigen Masse, welches das Ende der Ernption in Anspruch nahm. Wie ausdrücklich berichtet wird, hat man ^euererscheinnngen nicht gesehen, und darum wollen nur auch glauben, daß keine vorgekommen sind. Mit den geschilderten Vorgängen hatte aber die Katastrophe noch nichi ihr Ende erreicht; ja der größere Theil der Schlammstoffe, welche fpäter die weiten Ebenen bedeckt hielten, war nicht am ^. Oetober vom Berge geflossen. Auf deu todstillen Abend des ersten verhängnisvollen Tagec, folgte der !>. Oetober mit einen, biegen, wie man ihn dort uicht gewohnt war. Stärker rauschten die Geivässer „ild drohten Alles, was noch nicht unter Schlamm begraben lag, zn überschwemmen. Den!>., ><>. nnd l i. October flüchteten deßhalb viele Menschen anf die isolirten kleinen Hügel, welche in zahlloser Menge die Ebene bedeckten. Am 12. October Abends strömte der merkwürdige Negen immer heftiger, die ^lnthen stiegen von Stnnde zn Stnnde höher, und nm 7 Uhr ertönte abermals ein fnrchtbarer ^tllall; die Erde bebte von einem starken Stoß, worauf noch zwei andere Bodenfchwin-gnngen folgten. 'Stockfinster war die entseuche Rächt; man hörte nnr das Plälscheril des Biegens, das Brausen der wüthend heranstnrmenden ^lnthen, das Heulen des Sturmes, den Donner des schweren Ge N'itters uud ein (^etöse, ivie wenn zahllose ^elsblöcke gegeu einander schlügen. Verzweifelt hallte dazwischen das Angstgcschrei der vielen Unglücklichen, welche auf den Hügeln, den (Gräbern ihrer Vorfahren, dem Tode zn entgehen hofften. Besonders in dieser Nacht vom !2. zum 1!i. October wurden mit ungeheuren Schlamm^ lind Wassermengen erstaunlich viele ^-el st rummer vom Berg herabgcspü l t, nnd die furchtbaren Schlamm- und Steinströme stiegen so hoch, daß von den niedrigen Hügeln die einen überschwemmt, die andern mit fort' geriffeu wurden, und nur die größern, von mehr als l'> Meter Höhe, stehen blieben. Die .^ahl der Unglücklicheil, welche während dieser Nacht auf den trügerischen Hügeln umkamen, wird auf 2l)W geschätzt, was die Hälfte der sämmtlichen todten ist. Den 14. Oetober Abends zwischen 9 und 11 Uhr, ja auch noch am 17. von Zeit zu Zeit hörte man neues Getöse im Verge. Um die Tausende von verbrühten und uerwnndeten Menschen, die noch am ^eben waren, zn retten lind alls dem Schlamm heranzuziehen, oder nm den ^uß der Hügel zu erreichen, wo Halbverhungerte sehnsüchtig anf Erlösung harrten, legte man Bambusrohr in mehreren 5/agcn über einander und ging so ivie auf Brücken über den uoch heißen Schlamm. Voli den zahlreichen Dörfern nnd ^rucht-banmiuäldern der herrlichen Ebene war nichts mehr zn seheil: so weit das Auge reichte, erblickte es eine ununterbrochene Wüste von wasscrcrfüllten sandigen und lehmigen Massen, welche man am 17. October in der nächsten Umgebung von Singaparna zwischen It-l und 22 Nieter hoch fand. Millionen eckiger /vewtrnmmer, Trachlitblöcke ohne alle Verschlacknng, lagen darin eingestrcnt nnd bildeten anch für sich, mit feineu Stoffen gemengt, eine unübersehbare Hcchl frischer Hügel voll derselben (^röße, ^orm und Husammen-se>,'iing, welche den alten Hügeln, dein trügerischen Asyl so vieler Unglücklichen, eigenthümlich gewesen waren. Nnr hier nnd da streckte noch eine schlanke Eocospallne ihre entblätterte Spitze über den Boden dieser trostlosen Wüste hinaus; von den dichten Wäldern aber, die ans dem Gebirge gestanden, blieben, durch die gefalleilen sehr heißen nnd sanren Schlammregen verkohlt, die untern Theile der gebrochenen Stämme znrück. Dieser ganze zweite Theil der Katastrophe brachte gleichfalls keine Spnr voll ^enererscheinung, sondern Wasser, unermeßlich uiel Wasser, untermischt mit ebenso unerschöpflichen Mengen uon Felstrümmern und lockeren ^erfetznllgostoffen. Kaum hat man nnch unten i>l der Ebene von jenem heftigen Toben etwas bemerkt, welches der Gelnnggung während des ersten Aus-brnchcs zeigte; keine Haufell voll Schlamm saukeu mehr ans der Atmosphäre nieder, und noch weniger berichtet man von Wolken fallender Schlacken und Steine. Als die schreckliche Nacht uom 12. zum lN. Oetober vorüber war, sah man mit Erstannen, daß die lange, gerade Thalfllrche, welche, ohne einen See zn enthalten, und die großen Schlammströme ergossen hatte, eine 19« völlig veränderte Gestalt besaß. Die rnndlichen formen ihrer seitlichen Gehänge ivaren verschlvnnden; flirchtbar tief und uon schroffen Wäilden begrenzt gähnte nnninehr eine schauerliche Kratcrkluft herab, die, welche heute uoch besteht, Ein (wsen zernagte Wände weiter oben znm Einstnr; kamen. Es ist da-rnin wahrscheinlich, daß der Boden jener Ebene in seinem tiefsten Gruudc durch dieselbeu zersetzenden Kräfte unterwühlt worden war nnd im Vcrlanf der Katastrophe gleichfalls einige Senknng erfnhr, und ;>var gegen seine Mitte hin mehr als an den Rändern. So mag die Ebene von Singaparna dnrch ihr kolossales Gewicht nicht wenig dazn beigetragen haben, daß die nngehenren Schlammmassen zum Berg hinansgcpreßt wnrden: die beweglichen Stoffe quetschte sie any ihrem brüchigen ,vn»danient heraus lind ließ sie nnf sich selbst hinanfströmeu, wahrend sie eiusank. So erklärt nn5 der »nächtige Gewolbedrnck der starren Erdrinde sehr wichtige Thatsachen ans der Geschichte der Bulkane, ohne daß es nothwendig ist, bei deren Dämpfen in jedem ^all den weiß- oder rothglühenden Zustand vorauszusetzen nnd, wenn ein solcher angetroffen wird, eine Spannkraft von fast unermeßlicher Größe als eine ihrer thatsächlichen Eigenschaften zn betrachten. Unter der Mitwirkung des plauetaren Gcwölbedruckcs vermag sogar, wie das Beispiel des Grlnnggnng zu lehren scheint, eine rnhige Warmwasser-qnelle sich allmählich ill einen tobenden Fenerschlnnd umzugestalten. Aber nicht nnr Vnlkane schasst die Gewölbepressnng der starren Planetenkruste-, sie erschüttert auch den Boden in der Anodehnnng von vielen tansend Omadratmeilen ans einmal, und ill dieser Weise gereicht sie dem Menschen noch viel mehr zum Verderben. Schafft sie nichts Gntes? Bringt sie fei- 19? um bleibende!! Nutzen, wie wir es bei allen übrigen Naturkräften sehen? Mit Eifer hat man uon jeher nach der Ursache der ^nlkane nnd Erdbeben geforscht, ohne auf den Gedanken ^, gerathen, daß sie beide nichts Anderes sind, als unvermeidliche Nebenwirkungen jener wohlthätigen >traft, welche die Festländer zum ^cean hmanshebt nnd die kolossalsten Gebirge anfthürmt, jener außerordentlich »nächtigen innern Pressung, uielche die felsige Ernste unseres Erdballs in jeder horizontalen Richtung leidet, weil sie auf dem stetig kleiner werdenden Gluthkern, der unter ihr liegt, nie Raum genug findet. Eeuador ist ein ^and, worin man den großartigen Wirknngen dieser uugeheuren Kraft bei jeden, Schritt begegnet. Immer wieder zogen deßhalb Naturforscher ersten Ranges dahin, nm für die zahllosen Räthsel, welche die unerklärten Tiefen träfte darbieten, eine endgiltige Vösnng zn .snche». Äiich hat der Zufall nach Ecuador geführt; tonnte ich es aber unterlassen, dem Beispiel so uieler l>enwr ragenden Männer zu folgen? Mit Aufmerksamkeit prüfte ich Alley, was ich gelegentlich sah, freilich in der mir eigenthümlichen Weise, nicht mit dem Hammer des Geologen, sondern uom Standpnnkt der Mechanik. Erst kürzlich, im Jahre Ittlitt, brachte eine große Erdbeben Katastrophe unsägliche Ariden über dan uon der Natur sonst so bevorzugte ^and; ich erblickte die Spuren ihrer verwüstenden Kraft überall, wo ich hinkam, uud nachdem ich mit der Art ihrer furchtbaren Stöße und Schwingungen mich bekannt geinacht hatte, blieb mir fein Zweifel übrig, daß der Gewölbedruck Südamerika's Ursache des schrecklichen Ereignisses gewesen ist. Es möge mir also erlaubt sein, uon diesem jüngsten aller großen Erdbeben, die Eeuador getroffen, hier Einiges mitzutheilen. Das Wesen der Riesenkräfte kennen i,u lernen, ist wohl der Wnnsch uon jedermann, und vermag ich dasselbe genauer zu zeichnen, als bis da hin es möglich war, so sehe ich eben darin die wich tigste nnd bleibende frucht meiuer Reise. 1»8 XIII. Zie Aatastroplje von Ibarra. '5 hne Zweifel grhort dac» Grdbcben vom August Ittttk zu den entsetzlichsten, welche in den Annalen der Geschichte verzeichnet sind, und wenn e5 vielleicht weniger Menschen dahin gerafft hat, als die berüchtigten Ka tnstrophen von Vissabon »nd (n Präsidenten der Republik, D. l^areia Moreno, welcher in der Eigenschaft eines außerordentlichen (^i>, derherrdcn, der majestätische ^mbalmra < l'>.^2 Meler!, dessen steil abfallendes, frühlingsgrünes Gelände die Stadt wie ein prächtiger Mantel nmschließt l alles das macht Ibarra zn einem reizenden Anfenthalt und läßt die Mängel beinahe vergessen, denen mau daselbst wir in jeder ecuadorianischcn Stadt begegnet. Von den großen Katastrophen, welche in verschiedenen Opochen die mehr im Centrum des Bandes gelegenen Wohn pMe zertrümmert hatten, war die Stadt verschont geblieben; nnr am 2!5. Deeember ltt5,l hatte ein länger andauernder u»d liefliger Grdsloß sie getroffen, welcher mehrere Kirchen »nd andere Gebänlichkeiten stark beschädigte nnd gleichsam für den kommenden Ruin dev Jahres lttlik vorbereitete. Auch die Nacht vom !5». zum ltt. August Itttttt war ,y^t davon entfernt, eine Ah»nug aufsteigen zu lassen, daß sie für viele Gin wohnrr die letzte ihres Bebens sein sollte. 199 Sochlands-Zndianer. Allerdings hatten schon an den vorhergehenden Tagen, aber weit von Ibarra, Erderschütternngen stattgefunden. Am I!i. August hatte das furchtbare Erdbeben uon Arica »ni -", Uhr Abends die ganze Südküste von Peru und den nördlichen Theil uon Ehile erschüttert nnd zahlreiche Städte, flecken und Dörfer fast vollständig zerstört. Am 15,. August (dem Fest Maria Himmelfahrt') trat dann da« Erd-bebcn von Tnlkan ein, im Nordeil der Provinz Iin-babnra. In Tnlkan selbst wurde dlirch drei heftige, schnell sich folgende Erdstöße die Kirche ihres Daches beraubt nnd viele Mauern zerrissen; in Huaka stursten einige Häuser ein, in Tusa viele Häuser und die Kirche; in Angel blieb fast Nichts auf den Fundamenten stehen, !!2 Todte zählte man allein anf den Straften, während die große Menge der unter dem Schutt todt oder lebendig begrabeneu Menschen sich vorläufig gar nicht bestimmen lieft. Ahnliche Größe hatte das Verderben in Ehalgnar und Mira erreicht, denn in dem erstcrn zog man ebenfalls 22 Erschlagene, im lehtern deren 45 unter den Trümmern hervor. Der Mittelpunkt des furchtbaren Stoßes lag kaum 3—4 Meilen nordwärts von Ibarra, und man mnß sich wundern, daft die Erschütterung in dieser Stadt nicht lebhafter mitempfnnden wurde n»d nur als eine sanfte Erdwelle ankam, die kaum Beachtung fand ^ auch Nachrichten uon dem traurigen Ereigniß gelangten wegen des hohen Feiertages nicht herüber. In Ecuador geht die Sage, daß auf einen ersten Stoß im ^anfe uon 12 Stunden ein zweiter nachzufolgen pflege; doch glaubt das nicht Jedermann, nnd ich selbst habe es nicht bestätigt gefunden. In Ibarra achteten die Meisten anf diese zweifelhafte Borbedentnng nicht und überließen sich des großen Festes wegen mehr als ge-wohnlich den rauschenden Vergnügungen, welche in den Städten uud Dörfern des VandeS die kirchlichen Feierlichkeiten in so garstiger Weise zn entweihen pflegen. Die Trommel nnd die Pfeife, die Harfe und der melancholische, recitative (^efang, welcher die Indier und die Mischlingsrace kennzeichnet, begleiteten die lärmenden Umzüge auf den Straßen und die langdauernden Trinkgelage in den Häuseru. Und »vie prachtvoll war der Abend lind die Nacht des großen Feiertages! Nach der Hil>e der Mittagsstunden breitete sich rein und frisch eine leuchtende Atmosphäre aus über die, grünen Gefilde und die lachenden Berge; der Himmel, vollkommen wolkenlos, zeigte mit einbrechen^ der Dunkelheit Myriaden funkelnder Sterne, deren reines, glitzerndes ^icht die Pracht des azurnen Gewölbes mit jeder vorrückenden Stnndc vermehrte. Alles verkündete, wie es schien, eine jener rnhigen, schim. merndrn Nächte, welche dem tropischen Andc-sgebirge in den Monaten Juli und August so eigenthümlich sind. Aber während die übrigen Bewohner Ibarra's sich dem sanften Schlnmmcr überließen, lind einige Nimmersatte Nachzügler sich halbberanscht noch weiter an Trinkgelag lind Tanz, an Spiel nnd besang be lnstigten, gab es in der Stadt eine» Mann, der diese Nuhe nicht theilte; nnstät trieb es ihn umher durch die Zimmer, die Hausflur, den Garten. Eine pcin-volle Ahnung preßte ihm die Brust, es war ihm, als müßte die Wohnung über seinem Haupte ^usammeir stürzen. Dieser Mann war der Domherr Pigatti. Schon ist es 11 Uhr. „Toll alls das erste Erdbeben nicht ein zweites folgen?" Nnruhevoll geht er hinaus; aber die Sterne flimmern so mild und die Berge ruhen so fest wie auf ewig dauernden Fundamenten! Er kehrt beruhigt zurück in das Haus; schon wird es l2 Uhr; er versucht zu lesen, aber die Buchstaben scheinen anf dem Papier wir Ameisen sich herumzu> bewegen; es däucht ihu, der Stuhl zittere unter ihm, und es krache das Gebälk über dem Kopfe. Die Un-ruhe treibt ihn ;um zweiten Mal hinaus: der Himmel ist noch immer so still nnd so klar, die weite Natur so friedlich, so feierlich. Er geht zurück in die ver lassene Wohnnng, betend, der allerseligsten Jungfrau sich und die Stadt empfehlend. Alles schläft. „Wie sonderbar," sagt er, „ist diese unerklärliche Angst! Mnß denn mich gan; allein eine so thörichte Furcht ergreifen?" Der Hund, aus dem Schlafe gescheucht, wedelt ihu frenndlich an nnd schaut ihm so tren, so ruhevoll in die Augen. „Kein Belleil, kein Heulen, keine Unruhe in diesem Thier, bei welchem, wie man wenigstens sagt, man es dock, erwarten müßte, wenn ein Erdbeben im Anzug wäre!" Der Domherr schant anf die Uhr! auch sie stört nichts in ihrem ruhigen Gang, sie weist ans l Uhr, die Geisterstnnde ist vorüber. Aber an diese bindet der heilige Schndengel sich nicht: „Hinaus," ruft er, „hinaus!" Und die unerklärliche Unruhe treibt den Domherrn ^»m dritteil Mal ;nr Wohnung hinaus. Noch flimmern die Sterne, noch ruhen die Berge anf ihren ewigen ^rnnd festen, noch klingen die Saiten einer Guitarre, noch tönt das Jauchzen einiger !rinkcr, während andere in schwerem Rausche liegen; alles Übrige schlaft, die Stadt, das ,^and uud die ganze Provinz Aber der Domherr findet nicht .^eit, nm hieran zn denken. Kaum Hal er, gegen 1 ^ Uhr, die Schwelle des Hauses verlassen, als ein dumpfes, fernes Geräusch vom ^'otaeachi ,f>. 201 2U Ohr schlägt und »nt rasender Schnelligkeit sich brüllend heraniuälzt, gleichsam hindnrchrollend dilrch eil» Whites, unbeschreiblich wirren (Getöse stürzender Älauern, ein sinkender Dächer, bernmgeschlenderter Steine, zersplitternder Balken, sich öffnender Bodenspalten, und hinauf zum lichten Himmel hebt sich eine finstere Wolke erstickenden Staubes. Ein Augenblick lvar es, und Ibarra ist nicht mehr: zwei niüthende Erdstöße, von nnten nach obeil gerichtet, folgten einander in uieni-gen Seknnden. Alle .frugen fühlten sich fast meterhoch emporgeschleudert, nnd es dänchte ihnen, als thne die ^irde in krainpfhaft wogenden ^nckuiigeu ihren weiten Schooß anf, lim sie mitsammt der Stadt leben, dig zn begraben. Gin brrzerreißender Schrei drailg dnrch dao ivüste Getöse nnd stieg verzweifelnd hinanf dilrch die nnrbelnde Staubwolke, „Barmherzigkeit! Bannherzigkeit!" Der Schrei galt nicht mehr dieser Welt; in einem Moment ziehen Tausende bin vor das Tribunal de^ Richters der über sie, unvorbereitet wie sie sind, für die Glvigkcit entscheidet! Welch' schreckliche Stnnden waren die wenigen, die ec> noch bis zur Morgeudämmerung brauchte! Das Wehegeschrei der Verwundeten, der aussichtslose Hilfe-ruf der theilweise Verschütteten, das Röcheln der Sterbenden, das jammervolle Weinen nnd Winseln der zcrquetschteil kleinen Kinder erhöhten die Schauer dieser finstern und grauenvollen Nacht. Von wiederholt grollenden und zuckenden Erdbeben geschüttelt, snchten die wüsten Irümmer dnrch frifche Ginstürze ihre Opfer stets fester zu umklammern. Kein Anoweg, auch keine Rettung für die Uiwerwnndeten ans diesem ^haoc, wilder Verwüstung; selbst die Strafen fanden sich durch hohen Schutt vollständig versperrt nnd ver wehrten in der Finsterniß jedes Durchkommen. Wohl mochten sich einige Gerettete auf ein gefallenes Mauerstück fetzen, die wilde Verzweiflung in der Brust ob dem schaucrvollen Tod all' der Ihrigen nnd dem plötzlichen Verlnst ihrer Habe, der frucht vieler arbrits-voller Jahre. Und als beim Anbrnch deo Morgens die ersten Strahlen der Sonne sich der Gefangenen erbarmten, da belrnchteten sie eineo der erschütterndsten Bilder, welche die Weltgeschichte aufzuweisen hat. lebendig begrabet« unter den Resten ihrer Wohnungen, machte ein guter Theil der Unglückliche», vom heftigsten Schreck und von wütbender Verzweiflung getrieben, die krampfhaftesten Anstrengnilgen, um aus der todbringenden Umarmnng der Trümmer sich los-znringen; bilflos, erschöpft, leichenblaß und ohne auch nnr drn grringsten ^e>>en zu besitzen, um ihre Vlöße zn bedecken, irrten Andere umher; die besten freunde ! erkannten einander nicht wieder, wegen der entstellen ! den Wnuden oder aus Geisteozcrrüttuug. Und da , ^vischen ertönte noch ilumcr der jämmerliche Hilfernf so vieler Verschütteter, die sich selber nicht helfen konnten, das ersterbende Röcheln so vieler mit dein Tode Ringender, der lante ^lageton so vieler Verwundeter, das walmsinnige Jammern so vieler Mütter, die ihre linder suchten, und der armen kleinen, die nach Vater nnd Mutter schrieen. Hierzu gesellte sich das fort-dauernde gittern des Bodens, das wiederholte Räch stürzen neuer Trl'immer, nnd der berzzereißende An blick dieser ganzen zerstörten Stadt. Alles das war wohl geeignet, diese plötzliche.ttata strophe nach den ,vrenden des vorigen lages als ein schweres Strafgericht Zolles erscheinen zn lassen; auf dieser Unglückystätte schien die unerbittlich strenge Hand den ewigen Richters zn rnhen. Und in der That, nachdem in den erregten (Gemüthern die schrecklichen Eindrücke der überstandenen Rächt einer rnlngeren Uberlegnng Platz gemacht hatten, dachten wohl Einige daran, ihren geliebten Angehörigen, die noch nnter den Trümmern stöhnten, Hilfe zu gewähren, uud sie den Armen des Todes zu enlreißen. Allein der Meisten l,atle sich ein blöder Stumpfsinn, eine verzweifelte Gleichgilngleit bemächtigt, nnd sie flohen davon, steine Bitten, keine Drohnngen der iveuigen enlschlossenen M^änner, welchen die Rettung ihrer Mitbürger die erste Pflicht schien, waren kräftig genng, sie ibrer trüben Lethargie zn entreißen nnd sie zn ermuthigen, nm die Anstreugnngen niid (^efaliren dc) Rettungs N'erkes anf sich zu nehmen. Sie flohen liman5 in das ,^reie, anf die Felder und Berge, nur auf eigene Sicherheit bedacht. Dagegen rotteten sich zahlreiche Vösennchler zusammen, nm zn ranben nnd zu plündern, Schlachlfeldhl)änen, deren Wildheit uud Schonung^, losigkeit an das Unglaubliche grenzte, uud deren Klanen die spärlichen Reste, mancher Familien znm Opfer fielen. DieIndier der Vorstädte und des flachen Bandes, welche in ihren leichten Strohhütten unvergleichlich weniger ge litten hatten, uahmen eine drohende Hallnilg an. Unter ihnen verbreitete sich das Gerücht, der Pichincha, Tun-gnragna und (vhimborazo u'ären unter furchtbareu Erd-crschütternngeu gleichzeitig losgebrochen, uud uicht bloß die Proviuz Imbabnra, sondern allch Onito und alle übrigen spanisch redenden Städte nnd Dörfer bis znm fernen Guayaquil fcieu auf gleiche Weise verwüstet worden. Da regte sich in ihnen die alte ^nst, das fremde Joch abzuschütteln und die Vel>ten ihrer Unterdrücker zn vernichten. Sie sandte» ^oteu ans, um sich zu vergewissern, ob Quito wirklich gefallen sei. 202 Der Statthalter von Ibarra, welcher sich gerettet hatte und helfen wollte, wo zu helfen war, befand fich in der verzweifeltsten ^age, denn die Eiuen verweigerten ihm den Gehorsam und die Andern drohten ihm mit Aufruhr. So geschah es, daß die armen verschütteten tage. laug vergeblich nm Hilfe riefen; Niemand erbarmte sich ihrer, nud durch junger, qualvolle Vage, Verivuudnug starben Unzählige einen langsamen, marteruollcn lodes. Und doch war es keiuesivegs Ibarra, welches durch das Erdbebeu am meisten gelitten hatte: noch staudeu wenigstens die geborstenen Mauern von etwa !WU Häilseru auf ihren Fundamenten, ja !i<> (^ebälide erhielten sich iu einigermaßen wohnlichem Znstandc. Von den 1(»l><)<) Einwohnern haben sich, wie man später erfuhr, zniei Drittheile gerettet, und wären uur gleich am ersten Morgen nach dem traurigen Ereignis? fündig kräftige Ariue ^um Beistaildr dagewesen, so hätte die gau^e Menge der Opfer die .^ahl von NW wahrscheinlich uicht überstiegeu. Aber so horte mau noch bis zum fünften, ja sechsten Tag den ersterbenden Hilferuf der Verschütteten, nnd die aus Ouito herbeieilenden Ärzte vermochten einen dieser Unglücklichen aus den Krümmern lebendig hervorzuziehen, uachdem er volle fechs Tage darunter gelegeu hatte. Viel schlimmer zeigteu sich die unmittelbaren Wirkuu gen des Erdbebelw im Süden nnd Westen der Stadt. Nach dem Ausdruck von (Garcia Moreno schien der Boden iu der (legend vou San Pablo, Otavalo uud Eotacachi iu einer sicdeudeu Bciueguilg geivescu zu sein, — eine Frucht des heftigen Stoßes von nuten nach obeu. Durch zahlreiche große uud klciuc Spalten war das Erdreich förmlich zersägt; der steiler mußte absteigen und mit großer Umsicht eiuen Durchgaug durch dieß eildlose Chaos der Boden^erNüfmng sncheu. Gareia Moreno fand eine frische Spalte von ^ ^('eter Tiefe ui,d 25 Meter Breite; eine indische Hütte war mit dem Dach zuunterst hinriugestür'.t, ohuc zertrümmert wordeu zu sriu, auch batten die Bewohner außer dein Schreck keinen sonderlichen Schaden gelitten. Diese Spalte vermochte sich zu bilden, weil ein tiefes Thal parallel lag, nach dein sich das Erdreich der einen Seite verschob. Die an den steilen Bergwänden hinziehenden Wege waren zum Theil it, die Tiefe gestürzt, zum Theil nnter Hügeln von Steinen und lockerem Material verschüttet, so daß eine Verbindung der Orte mit Quito und unter einander nicht mehr bestand. Die hohen Berge boten dem erstauutcn Blick zahlreiche Stellcu, die von der Vegetation entblößt, völlig glatt rajirt waren. Das Grün des Waldes und der Alpem ^ wiesen war verschwunden, aber unterhalb entdeckte man deren Reste zwischen dem hohen Schutt und den Felsen trümmeru. Wruu der Imbabura seiner Steilheit wegru vielleicht die zahlreichsten Bergstürze anfwies, fo fchien wegen allgemeiner Zerklüftung der Eotacachi dem Centrum des Erdstoßes näher gelegen zu haben. Eiu Augeuzeuge, ivelcher die einsamen legenden znü fchen dem romantischen See von E»yeocha l^nitolscha) und (vhachimbiro ! Itschatschin,biro> ivenige läge nach dein Erdbeben besuchte, sah, wie der dortige Hug vulkanischer ^andhügel von einem gemeinsamen Mittelpunkt aus uach alleu Seiten iu zahlreiche Spalten zerrissen uud das Erdreich massenhaft in die Tiefe ge-suukru war. Diese Bergrutsche am (iotacachi, am Imbabura uud am Ostrande der nördlicheren West-cordillereu füllten die engen Ouebradao ,lnd stauten die l^ebirgswasser auf, bis diese iu plötzlichem Durchbruch, Felsen mit reißend, sich als Schlammströme in die Thäler des Rio Ambi und Rio ^'hota (Ischota) ergossen. Drei von ihnen besaßen eine Breite von WO —4W Meter uud eiue Tiefe von wenigstem) 1<> Meter über dem gewöhnlichen Wasserspiegel. Ahn. liche Schlammströme stürben noch viele Wochen später von den Bergen licrab, al5 die anhaltenden Herbstregen eintraten. So schauerlich diese Phänomene waren, so ereigne ten sie sich doch meist in unbewohnten Gegenden, wo sie keinen nennenswert hen Schaden anrichteten; nnr die wenigen Brücken und manche Hütten wnrden durch die Schlammströme fortgerissen. Schrecklicher ivar die Verwüstung uuteu am Fuß der Westcordilleren, dort wo die Dörfer der Hochebene in großer ^ahl liegen. „Nuineu und Tod," schreibt Garcia Moreno, „ein entsetzenerregender Umsturz des Bodcus, Trauer und maßlosen d'leud ift Mes, ,M^ ,nai, lmfH vonl Nlubi iu der Gegeud von Urcuqui, Tumbabiro und Salinas erblickt. Nur Cahuasqui, obcu in der kalten Region des Gebirges, hat weniger gelitten." Weiter aber im Süden uud rechts vom Ambi zeigten sich uoch grauenhaftere Verheernngen. Arbeitete mau sich durch die vielen großeu lKvdspaltcu des hoch aufgelockerten Bodeus hiudurch, so erkannte man dauu uud waun ans einem wirren Trümmerfelde, daß daselbst Wohnorte einer zahlreichen Bevo'lkeruug gestanden hatten. San Pablo, am lieblichen See gleichen Namens gelegen, uud alle Dörfer iu der Runde, boten nur noch ein Bild der traurigsteu ^erstöruuq! Die weuigeu Geretteten irrteu hungernd und nackt in der trostlosen Einsamkeit der zerwühlten Äcker umher. Die stumpfe Glrichgiltigkeit, mit welcher jie ihre Erlebnisse schilderten und ihre Zu- 203 2«» Nmft betrachteten, war her^erreißend. Nnd erst ^tavalo, das schöne Otaualo, einst dir Perle der Provin;, der Slol^ seiner geiverbsamen Einivohner, der malerische Lustgarten immergrüner Väuiue lind ewig im Farben-schmllck praugeuder Mumm — ach, ie!>t mochte das thränenfeuchte Alige sich selber nicht mehr tralien, wenn es hier ail dieser Stelle uicht^ erblickte al^, ei» unübersehbarem Trümmerfeld vou C'rde lind Gestein, ^rr borsteuen Valken und wirr durcheiuauder liegeliden siegeln! Es schien, alb hätte die eiserne ^anst eines neidischen Verhängnisses diese anmuthige Stadt iil deu Voden hiueingeschmettert. ^tavalo, uuglücklichcs Ota-ualo! Wo sind deine stolzen ')ceitrr, die noch gestern in reichem Pomp ihn' nnilhi^rü ')iossl' tnmmrltcn? iuo sind dnne blühcndci! ,^nnqfranm, welche noch stl'stern, dir Mnml'n im Haar, im ftstlichcit llm^an^ durch dcim ^traßrn zogrn V luo sind dcinc lieblichen, so freundlich blickeudm Kinder, die noch gestern in der Abend sonne spielten? Ach, da unter diesen Ruiueu siud sic, blutia. und zerschlagen, uud sie schlafen alle mit einander dcn ewigen Schlaf, ^ater nud flutter, Bnlder und Schwester, der Urahne und der blüliende Nickel; il,r (^rab ^iert Niemand mit 'liosen uud ^erqis^neiunicht'. ein Haufen wüster krümmer ist e5, eingestürmte ^ändc und Dacher, nnd statt eine') .^reu^5 prangt darüber ein drohender Balt'eusplitter! ^'iu Schlachtfeld, über welche eiueil !ag lang die feindlichen Granaten plagten, bietet keinen so hcr>-^crrei^elideu Anblick dar, iuie Otaualo iliu darbot am Nlorgeu uach dem uerhaugnif^vollen Ereignisse. Der erste Stoß deo (^rdbebeu'o luarf mit unerhörter Heftigkeit sämmtliche Gebäude über dcn Hansen, alle WW Einwohner wurden mit einem Mal durch die Nuiucn bedeckt. Iu dem wilden Getrümmer irrteu am Vtorgeu dccj 1l>. August uicht mehr als fünf Personen herum; alle übrigeu lagril zerschmettert oder ucrstümiuelt uuter dem Schutt ihrer Wohnungen, '^iele Familien wareu mitsammt ihrem ^auieu verschnniudeu, vou auderu eut, kam nur der zehnte Iheil. Alle Schrecken oou Ibarra N'iederholteu sich Iner iu der gleichen Weise, dieselbe Hilf-losigteit, dieselbe 'Xaubsuchl der Banditen, derselbe feindselige Sinn der soust so friedlichen Indier. Aber die ge^ retteten ^'inn'ohuer bewiesen mehr Muth, als die vou Ibarra. Gegeu ^(,10 »uehr oder weniger schwer uerlchle Personen >ogeu sie, der cigelN'u Wuudeu und ^'ntbehruu geu nicht achteud, im^aufe der ersteu sechs Tage lebendig aus dem Schntlgrabe hervor. Am ^!». August gab man in officiellen Berichten die .^ahl der im gau^en O'aw ton Otaualo am Vebeu Gebliebenen auf !'>, lind die des Cantons Sau Pablo auf !>l>1 Persouru an. Schwerer noch als diese beideu Kantone ivard der von l>'otae.achi durch das gemeinsame verderben ge trosfeu. Der Hauptort ^'otaeach! ivurde damals uud wird auch hellte wieder fast ausschließlich vou ^udieru ben.'olu!t, ächie, freie Indier, ein weißer Meuschenschlag vom schöusteu ,liiürperbali. Au ,vleiß, industriellem Siun und selbst künstlerischem Geschmack in dcr Weberei scheinen die "W0--10 000 Giniuohner alle nbrigeit Ecuadoriauer übertroffe» ^,l haben. Allch an Mischen Gebäuden fehlte es nicht; aber fie sollten wie die ürmlichsteu Hütten des Städtchens beinahe spurlos vermchtet werden; deuu gerade hier wüthete das Erbbeben wie iu dem eigentlichen (>eutrum. Ich mache die Beschreibung kur^ ab mit de» lakonischen Worten, welche die Commission der Ar,^le »ach Quito gelaugeu ließ. „Die ^^iM-mig des gmiM C'autous Cotiv eachi," berichtet sie, „ist iedeufallü die gräßlichste; in sriuem Haliptorte blieben vielfach nicht eiumal die Spurcu der Häuser übrig, da diese iu Spalten und mihgedehuten Öffuungm des Bodeus förmlich ver schluaudeu. :^ach Allem, ,uas >uau sieht, muß mail schließen, daß sich kaum 5 Proceut der gesammteu C'iuwohuerschaft gerettet haben. Die Hacieudeu im Umkreis siud gleichfalls iu der entsetzlichsten Weise ruinirt ivordeu, nicht alleiu dlirch den (^instur^ der <^ebäude, soudcru mehr noch durch Verlust an nutzbarem Terrain, hervorgebracht durch Tausende und aber Tausende von klaffenden Erdspalten, .^u Atuuta-qu>, deiu zweiten Hauptort des Cautous, erblickt luali die nämlichen Verwüstungen wie ,^n ^tavalo, lind von seiner Ciuivohilerschaft hat sich kaum der fünfte Theil gerettet." Eilte dcr genannten Hacicndeu lag auf einem jäh vorspringenden Hügel des Eotacachi, auf drei Seiten iu der Tiefe von einem ,^luß umrauscht. Heute sieht man die Trümmer sammt dem Hügel jenseits des Flusses. Deuu der Hügel spaltete vom Verge sich ab uud ward durch die Heftigkeit des Erdstoßes über die Schlucht hinübergetriebeu, dem ,^luß sciueu Weg versperrend, worauf dieser jenseits iu der frifch gebildete» Spalte sich ein neues Bett suchte. Auf den sittlichen Zustand Vieler, welche von der großeil Katastrophe uou Ibarra betroffen wurden, werfeu mauche Thatsacheu ein trauriges ^icht, uud Ihr werdet mir verzeihen, weuu ich darüber nur Weniges berichte; das Thema ist unerquicklich, mau begegurte der tiefsten Verkommenheit selbst dort, wo man sie uicht hätte erwarten sollen. Das menschliche Her^ ist uou allen geschaffenen Diugcn das unbegreiflichste Geheimniß! vou dcr Viebe Gottes eut- 204 zündet, weist es seinem guten Wirken keine l^renzril ! zu schen nnd fiildet eine Welt zu enge; ist e^ aber drin Böseil verfallen, so verinögeli manchmal nicht die ^ furchtbarsteil Strafen Gottes alls ilmi dir sittliche ^ Verkehrtheit zu entfernen. War das Erdbeben von Ibarra ein Gottesgericht, welches ein sündhaftes (Geschlecht mit seiner .^ilchtrnthe treffen sollte, weil es unverbesserlich war? In einer großen Hacienda nahe bei Otavalo hatten sich sämnll lichc Äiitglieder, Verivandte und Bekannte einer weit verbreiteten lind, wie es hristt, sehr gottlosen Familie zusammengefunden, im l^nn^en nahe an WO Personen. Da^ hohe ^est der Mutter Gottes feierten sie in ihrer Weise, inde»n es Stoff zu Blasphemien hergeben mustte; alle waren berauscht und auf die plötzliche Wanderung iu das Jenseits gewiß uicht vorbereitet. Noch hatte das Trinkgelage seili Ende uicht erreicht, als der jähe Tod sie alle mit einem Mal überraschte. Die Trum mer desselben Hauses erschlugen sie alle, Niemand entkam, ausser einem kleinen, unschuldigen Xinde, da^ zitfällig hilmnsgegailgen war. Aber traf die göttliche Gerechtigkeit manchen schuldbeladenen, niarum schonte sie andere, deren verdorbenem Her^ nicht einmal dieses entsetzlichste aller Ereignisse znlli Bessern nlnznstinlmen vermochte? Eine solche unverbesserliche Verkommen-heil des Herzens treffen nur in jenen Schlachtfeld Hyänen, welche baudeniveise die Nuiuen von Ibarra und Otaualo durchwühlten, um zn plüudern und, wenn nöthig, ?,n »norden. Sie treffen wir iu jenem Scheusal von Sohn, der seinen alten Vater, als dieser jammernd aus den Trümmern heranf ihn lim Hilfe anflehte, mit der Axt erschlug, damit er die Erbschaft sogleich besähe. Sie treffen wir iu jenen elenden Weibern, welche ;wei Tage nach der Verschüt tling ihrer Männer sich andere nahmen, während der Tod ihrer satten noch nicht mit Sicherheit festgestellt war. Sie treffen wir endlich in jenen Erben der uu-glücklichen, vom Erdbeben erschlagenen Opfer, welche sich unter den klängen der Pfeife und Trommel anf die Nuglückkstätteu begaben, um über den Arabern ihrer Väter, Mütter, Brüder und Schwestern wieder-holte Freudentänze aufzuführen. War Sodoma und l^omorrha ärger in Gottlosigkeit versunken? Ach, es ist eine bekannte Thatsache, dast grosses, allgemeines Uuglnek, wie Krieg, Pest und Erdbeben, sehr verdorbene Menschen nicht zum 'Bessern wendet, sondern uoch schlechter macht; wer in gnten Tagen sich uicht gewöhnt hat, mindern Versuchungen zn widerstehen, wird der nber sie obsiegen in den Stunden der furchtbarsten Verzweiflung, wenn das Laster den Schein einer zwingenden Nothwendigkeit annimmt, oder wenn plötzlich alle fesseln fallen, welche den Willen eingeschränkt hielten? Der Sohn einer reichen Familie, das einzige Glied derselben, welches dem Tode entging, weil er zur Zeit des Erdbebens sich gerade in Quito befaud, war Tags darauf nach Ibarra abgereist. Unterwegs begegnet er einem Trnpp Menschen, welche ihm er zahlen, daß all die Seinigen verschüttet nnler den Nuinen des Hauses lägen, aber anch sagen, das; er den einen oder den andern voll ihnen wohl noch lebendig lieranograben könne. Alis diese Nachricht kehrte der jnnge Mann nach ^uito zurück! er wollte Niemand aus seiner ^amilie retten, sondern reich, sehr reich, der einzige Erbe sein. Wenden wir unsere Augen voll diesen Greueln hinweg. Die Nachricht vom schweren Unglück, welches die Gcgcud uou Ibarra getrosfen, verbreitete sich am schnellsten nach der Provinz Esmeraldas, nnlen an den Gestaden deo Meeres. Eine Menge Trnmmer von Gebäuden, Hütteu und Brneken, wie anch viele Leichen von Menschen und Thieren wällen sich mit dem groben Strom Mira durch die Wälder jener Pro uinz bis in den stillen Ocean, welcher sie ,;<> Meilen von Ibarra, am .ttap Manglares, answarf. Aber von Esmeraldns konnte wegen Mangel an Verbiu dn>lgsslras;en nnd deo reißenden Stromes halber keine Hilfe erwartet werden. Nach Onito wendete man sich erst am zweiten Tage nach der Katastrophe; allein die Wege und Brücke» waren zerstört, nnd so kam der erste, sehr schwache Beistand für dir Ver schütteten zn spät, sechs Tage nach dem traurigen Ereigniss und fast nur den schon Geretteten konnte er zu gute kommen. Deren Notl, war aber anch schrecklich genug. In der nächsten Umgebung von Ibarra lagen 5M) Verwundete hilfloo nnd nackt, ohne Pflege nnd Nahrnng, allen Unbilden des Wetters ausgefegt, ans den Feldern herum; Niemand hatte sich um sie ge kümmert. Nnr acht von diesen Verwundeten hatte man in den ersten neun Tagen aufgelesen, uud auch von ihnen starben noch zwei vor Hnnger, weil sie Nichts zu essen bekamen. In Otavalo war mehr gesorgt worden; allein selbst da hatte man nichts Bessrreo zu thun vermocht, als die Verwundete» zwischen den Trümmern des offenen Marktpladec, einzubetten, uud dort lagen sie nun lag nnd Nacht iu dem vielen Wasser, welches die zertrümmerten Kanäle der Brunnen leitnngen ergossen. Nahrnng war für Niemand zu haben, alcher man nahm sie mit Gewalt. Das Erscheinen Garcia Moreno's endigte die verzweifelte Vage mit wunderbarer Schnelligkeit: Nanb und Plündevnng 205 hörten auf, die drohenden ^'noier gaben sich an die ! Arbeit, Lebenommel fanden sich plönlich im Überfluß für dir Bernnindeten staudeu Spitäler bereit, die Wittnien und Waisen ivauderteil nach ^nito, die zerstörten ^^ege ivurden gangbar geinacht, dir Vrücken nn'eder hergestellt. ^e> viel vermag ein Mann. Aber die ^eideil dec, armen Volker blieben für Vange bekla- ^ genowerth! .Krankheiten beganneil ;n ivütlien und die ! Obdachlosigkeit war allgeiilein, n'euigsteno salien sich die Bewohner der zerstörten Städte genöthigt, in elenden Strolibütie,! ^nsammengedrängt nnf den Feldern ;u leben, 'Niemand ivagte ein ordentliche? Haus ! zn banen: der Widerlville gegen die alten Wohnstatten ^ ivnr ^l groß, und stet? folgte Erdbeben anf Erdbeben, wenn anch nur in leichtern Schwingungen. Selbst in legenden, die verhältnißmäßig ivenig ge litten, ^—10 Meilen vom Hauplschanplatze der Verwüstung entfernt, ^ogen die Haeiendenbesi^er während des ersten Jahres es vor, die Mehte in den leichten indischen Hütten, statt in ihren massiven Häusern, .zn-znbringcn. Diese stets sich wiederholenden Erschütterungen des Bodens bat man selir oft im Gefolge grosser Erd-bedm wabrgeilommen. :^aeh dem Erdbeben, welches am 2tt. Ottober 174<; die ^tadt ^inia lind die ^nste ! uon Pern anf dav ,vurel,tbars<>^ uersehiedene ^rsehlilternngen statt. Aneh die grosse Katastrophe der Proving Inlbabura, ivelche mit ;wei nilmitlelbar aufeinander folgendeil ^tös;en l'egann, halle in ihrem befolge ^adlreiche ^odenschioantungen, die, nne n>an nno schildert, i» den ersten lagen be ständig forldailerleli. '.Vl'it abnehmender Hänfigteit nnederbolten sie sich länger denn ein Jahr, nnd e? besagen von ihnen »lanche eine bedentende Stärke, (^enail n'ird sie wohl Niemand gewählt haben; der Pfarrer von ^otaeachi verzeichnete a>> die ^lOO iväh rend der ersten 1!^ ^l'onale. Nber die nähern llmstäilde de^ groben (^rdheheno circnlirlen alobald nilter dem '^olke nnd selbst illlter den gebildeten blassen eiile ^rM)lungen, die sich nicht bestätigt baben^ sie mehrten sich mit der ^eit nnd nahlnen immer entschiedener die bestall an^ gemachter Thatsachen an. So neugierig man bei andern Venten nach Einzelheiten forschte, so wcnig gab man sieh Mnhe, irgendivo selbst Untersnchungen an,^li stellen, ^ägen mir nicht hente die offiziellen Berichte der linverdächtigsten Augen^engeil vor, nnd wäre ich uor^ngoweise an jene O'-r^ählungen geblinden, so >vnrde ich nber dao Erdbeben voil Ibarra ebenso wunderbare Dinge melden können, wie einst Hnmboldt nber das Erdbeben uon 'Itiobamba. Al^' Ursache der furchtbaren ,^atastropbe be^eiebnetc man in den meisten fällen einen (^rnptionoversllch oder aneh ein «löbliches Sichsctzen des Cotaeaebi; er nnd seine östliche Umgebung hatten ja die meisten Berwnstnugen erlitten. Aber aneh der Imbabura, der Vnlkan von Pasto, der Piehincha, der Tnuguragua, ja selbst der Mnmbora;o entgingen dem schlveren Ver^ dacht nicht, das Unheil verschuldet ^u haben. In einem ^ande, wo die Blilkananobrnche dell uornelnn-sten l^rgenstaud der allgemeinen Anfinerksamkeit bilden und manche lokale (^rschntternngen in ihrer Umgebung verursachten, darf eine solche Erklärnug5weise nicht befremden, Begannen ja der Pichincha und (sotopaxi gleich nach dem Erdbeben einigen Rauch ans^ustoßen. Die nliterirdischen Seen des (^otacachi uud Imbablira sollten plötzlich wieder ihre Schlellsen geöffnet haben, um sowohl die Schlammströme als anch daa Erdbeben hervorrufenden. Allein die (^rschütterilugeu sind zn gewaltig nnd ;n all^gedehnt gewesen, um sich dnrch kleinliche Ursachen erklären ^u lassen. Iil Onito, 9—1l) ^leilen vom Ootacachi, trat die Belvegllug mit einer Heftigkeit anf, dast man das Stehenbleiben der allermeisten Gebäude wie eine Art Wnnder ansah nnd die herbeigeführten Schäden eine enorme Größe erreichten. Sehr lebhaft wnrde das Erdbeben anch in Vataeunga, Ambato nnd in dem ^0 Meilen entfernten Niobamba empfnnden; fühlbar war es nordwärts hi>> Honda, beinahe lW Nccilen iveit, nud südiuärts lvabrscheiulich allf eiue ebenso große Distanz wenigsten? empfand man es noch recht stark ;n Guayaquil. Auch iu dieser Beziehung uerdailken ivir Garcia Mo reuo die wichtigsten Äiittheilnilgeu! „Ich glaube," so schrieb er am !l. September, „die .^eit gekommen, nm eiuer Menge von Ungenauigkeiteu uud falscheli ^tach richten entgegentreten ;n können, welche in Qnito be füglich de? fchanerlichei, Erdbeben? vom lü. Aligilst im Umlauf waren. Man l,al gail^ allgemein nnd ohne allen (^ruud dem (''otacachi die schuld an diesen krampfhaften .^nckungen de? Bodens beigemefsen, denn il^denl inan die Erdbeben mit den mllkanischen Allobrücheu verwechselt, seht mau so leicht ooraus, die erstereu seielt i miner Wirkungen der letztern. Um diese falfche Anf-fassuug ^ll begrinidell, bat man gesagt, daß im Dorf Pinan, auf der Westabdachnug de? „^evado iSchnee 20» berges), die Verwüstung eine eiltsetzenerregende gewesen sei; daft ebendaselbst ^iulv weiter dem Meere zu) das Dorf Intag gar nicht lnehr rristire; daß in den Weide, platzen von Ocampo i"in ^lordabhang) sich ein neuer Krater gebildet habe, aus dein beständig l^afe und sogar flüssige bitunuuöse Stoffe aufquellen; daß der See von Euycocha lein alter Krater auf der Ostseite! die beiden enormen helfen in seiner Mitte verschlungen habe, und dergleichen Dinge mehr. Alles dieß ist r>on Grnud aus falsch. Im Gegentheil, die Dörfer I»tag und Pma», fowie die ganze westliche Abdachnng des (^olacachi baben nichts gelitten, obschon sie die ver hängnißvolle Erschütterllilg mileinpfaüden. Ja sogar die zerstörten Orte, welche am östlichen AbHange des Berges ^erstrenl »niherliege», sind be;ieh»»gs,veise weniger bart vo,n Stoß getroffen worden als die ^nn mittelbar davor in der Hochebene liegenden) Orte Ota^ valo nnd Atuntaqni, denn in jenen haben sich einige rninirte Gebände wenigstens aufrecht erhalten, während in den beiden lchtern nichts, absolut gar nichls auf seinen ^undamenten geblicbell ist und felbst die Straßen unter den Krümmern völlig verschivunden find. (^s ist gewiß, daß mächtige Bergrutfchnngen ani^otacachi stat! gefnnden haben, daß Hügel abgespalten lind in ^orm schreckenerregender Ströme von Erde, Sand, Gefteiil, Wasser uud Schlainin über die Thäler herunter gekommen find; allein diese .^ertrümmernnge» der Berge nnd Hügel, Wirkungen, nicht Ursache der all gemeinen Bodenbeivegung, beobachtet man nicht bloß an dem großen Wallt'ran^, welcher dem ,^uß des (0<»l» bis 2<>0<»<) an; wie viele bestattet wurden, ift unbetannt gebliebe», aber die .^ahl ivird immerhm beträchtlich sein. I» den drei Städtchen Ibarra, Olavalo n»d Eotaeachi wnrden zusanimen ungefähr -<> <» :<»<><) 3odleu dilrchalls nicht zu hoch gegriffen zu fein; ill Ecuador gibl man fie gewöhnlich anf l<)<«><) 45. Wl> an. Anßerdem hatte die öffenl liche ^l'ildthäligteit 2l><><) Perivundete in Pflege ge uominen, »nd fehr viele Gerettete starben in ^olge von Hunger, Eleild lind .^rankheiten. Die Erdbeben Katastrophe von Ibarra bildet eine tranrige Episode in mei»em langeil Briefe, llild es thut mir leid, daß die frenndlicheren Eindrücke, die er sonst hervorgebracht Hal, durch fo trübe Klänge gestörl werde» muffe». Allein ich will das ganze be kannte Vand von Ecuador beschreiben, lind es liegt selbst die Gefahr nicht fern, daß die einzigen Docn-mente, welche über das Ereigniß berichteil, verloren gehe». „Ecuador ist ein böfes, fehr böses Vand," höre ich Euch sagen; „was helfen lins feine fchö'nen Kaffee lind .^akaobäume, wenn nach der langen und gefährlichen 'lieifr über Meer schließlich das eigene Haus über nns zusammenstürzt; da bleiben wir lieber in Deutschland!" Gegen diesen Entschlnß habe ich nichts ein^nwenden! „Bleibe im Vaud nnd nähre dich redlich!" Etwas jedoch habe ich zu bemerken, nämlich, daß die Hochebene von Ecuador unter allen Theilen des Bandes wegen der Blllkanansbrüche llild Erdbeben der gefährlichste ist. Ohnedieß haben auf ihr die Einwanderer nicht viel zu fnchen; die Vändereien sind ebenso theuer wie in Deutschland. Aber selbst auf der Hochebeue gehören die VnlÜUlansbrüche nnd großen 207 Erdbeben ^u dm selteneil Ereignissen und scheinen überhaupt nnr da ^u sein, damit das Leid mid das Wehe, ivelcheä sonst allerorts über der ^^enschlieit aus-gebreitet ist, auch auf ihr nicht fehlen. Seit beinahe !!5t) Iahreil, seit der .^eit, wo die Spanier das Land eroberten, sind nnr das Erdbeben von Riobamba, die beiden von VataemWi lnid dieß letzte von Ibarra stark (MNH geiuesen, nin Städte von Grnnd aus zu zerstören. In denselben ,j'>l> Jahren haben die Bewohner der Hochebene Eenadm's aber aneh nie einen blntigrn Xrieg gesehen; denn die ^euolnlioneu diesem Jahrhunderts, so sehr sie anch dein wahren fortschritt Abbruch thaten, trugen lnehr die Physiognomie ungefährlicher Marschnbungen einiger Vente, n'elche die ^angn'eile plagte. Damit vergleiche man in Deutschland den dreißigjährigen <^neg, die großen ^capoleo-nischen Hrerey^'lge nnd die uielen blntigen Schlachten! ferner sind anf der Hochebene die großen europäischen Krankheiten, wie die Schwindsucht, Cholera nnd Pocken, vollständig nubekannt. Wenn also in einem Lande von einem Veid ;n wenig vorhanden ist, so sorgt (^ott schon dafür, daß von einem andern nm so mehr zn finden sei. 20s XIV. Iie Aochebeue vc»n Ecuador. assen nnr jetzt diese traurige catastrophe und wenden wir unsern Blick der Hochebene ^u, welche wiruonRiobamba bis Quito zu durchziehen habeu. Wenn man uou Köln nach Paris mit dein d'ilzng fährt uud Städte, Fluren, Wälder, Berge im ^.lnge vorüberziehen, wird man nur Weniges uon ihneu zn berichten wissen, nnd das Wenige noch ungenau. In Ecuador reist inan nuu freilich uicht so schnell, selbst nicht mit den bestell Pferden uud auf der herrlichen Straße, welche vom Präsidenten Garcia Moreno angelegt ist - die erste im Vande seit den feiten des großen Baisers Hltaynaeapae. Eine so schöne Straße ladet aber doch zu größerer Eile ein, namentlich wenn die Reisenden schon mehr als fünf Wochen nicht mehr „zu Hause" gewrseu sind. Darum ging's denn anch hier weiter im scharfen Trab. Zudem liegen die interessantesten Dinge, von denen mau erwählen möchte, nicht gerade anf der Bandstraße. Um also Eure Wiß-begierde in betreff der Hochebene, anf der wir uus befinden,, einigermaßen zufriedenzustellen, muß ich schon etu>as r>ou dem erwählen, was ich später uon dieser Gegend gesehen oder in sichere Erfahrnng ge-bracht habe. Derartige Ausflüge uach Rechts und .Vinks, wie wir sie eben in der Richtung nach Rio-bamba, nach dein Sangay und nach Ibarra gemacht haben, stören unser Vorankommen nicht nnd mindern die Eintönigkeit der noch nbrig bleibenden Reise. Die Cordillcrrn Amerika's hat man mit Recht als daS „großartigste (Gebirge der Erde" bezeichnet. Sie erfreneil sich einer Vängr von nicht weniger als 1NW Äceilen, was zwanzigmal mehr ist als uon den Alpen bis Mr Nordsee. Die Querausdelmung wechselt dabei sehr! manchmal beträgt sie nicht nber Ä> .'i<> Meilen, in andern fällen steigen uon deu Hanptketten bedenteiwe Qner^nge hinab, und endlich theilt sich das Gebirge in verschiedene parallel lanfende Zweige, welche breite Hochländer zwischen sich einschließen. In dieser Weise erlangen die Kordilleren voll Pern nnd Bolivia eine breite von MO Meilen, ja iu Nordaiuerika eine solche uon 200 Meilen. Das Himalayagebirge in Asien weist freilich höhere Gipfel auf als die Kordilleren Amerika's; allein deß wegen uerdient sencs noch nicht den Vor^ng. '^hm fehlt der herrliche Schmnck der NiesenmükalN', nnd man darf wohl hinzufügen, daß seine Hebnng schon langst vollendet ist, walirend die Kordilleren noch lient zutage wachsen, nicht bloß weil die ^nlkane ooil oben her stets neues Material anhäufen, sondern anch weil die ^nndainente des Gebirges ihre aufwärts gehende Bewegung noch immer nicht vollendet haben. Der imposanteste Theil dieses merkwürdigen Gebirges ist wohl derjenige, welcher der Repnblik Ecuador angehört. Die einzelnen Mpfcl siud freilich nicht Quito. 2. Aufl. 208 2? die höchsten uon alleil, da Ehile und nanientlich Vo-liuia noch kolossalere besitzen; jedoch eine Doppelreihe so nahe aneinander gedrängter nnd dabei so geiualtig großer ^enevberge ist nirgends sonstwo bekannt. Vulkanische Gebiete uon sehr bedeutender Ausdehnung bilden in den Kordilleren keine seltene Erscheinung. An den patagonischen Küsten nnd in Ehile trifft man zunächst eine Reihe feuerspeiender Berge uon AW Meilen Länge; nach einer Uuterbrcchnng von !>N Virilen folgt in Peru nnd Bolivia eine zweite Vnlkanreihe von 1^0 Äleilen ^änge; aberinalci tonnnt eine Nnter-brcchnng uon ^2i> ^^eilen, worauf nian den Sultanen Eenadors nnd Neugranada's in einer Erftreckling von KV Meilen begegnet. So geht es wechselnd fort dnrch Eentralamerika, Mejico nnd die Vereilügten Staaten bis in den hohen Norden, wo man die letzten ^euerberge in der Nähe des ewigen bist's auffindet. Gerechtes Erstaunen erregt der großartige Maß-stab, in welchem so uiele dieser Niesenuulkane anfge^ ballt sind. Oft stellen sie rl,er ein gali^es System von MU'rschlnnden dar alc, einen einzelnen Sultan. Zahlreiche Gipfel lrönen >imnche unter ilnieu und besaßen ihn eigenen Kraler, wälirend kleinere lauaspeiende Alündnngen rings im Kreise am breiteren Aufbau dc^ Gcbirgsstockes thätig n>areu. Wenn nm einen großen Hanpttaual, nach allen Richtungen hin zerstreut, viele ^euerschlnnde sich öffueleu, fo entstand ein bomförmiger Berg; brachcn die dampfenden Schlote lunter einander in gerader Vinie auf, fo bildete sich ein gestreckter Ge- birgswall; ein einzelner Krater gab eineli regelinaßigen Kegel von schlank anfstetgender ^orm. Alle diese Ge, stalte»: fillden sich in Ecuador, öfters an dein nämlichen Vnlkan. Da5 periodische nnd meist gewaltsame AH qtlelleu glnthflnssiger Viassen, uon heftigen Erschuf terungcn begleitet, hat den eiinnal zertrümmerten Boden stets wieder entzweigerissen nnd nach Pansen der Nuhe ein nnd denselben fenerspeienden Berg ^u erneuter Thätigkeit entflammt. Die zahlreichen Vavaströ'me, bald diesen, bald jenen Mündungen zu sehr verschiedenen feiten Zi-7,^ Zer Hunguragua von der Mestseile. (Muster cmcz »'i,>slich^> Vulw»^,) Mnaniin-Pichincha Nucu-Pichinchll. Zcr 3'ichittcha, vau ^'üdost gesehen, nach 1'. Zrcssci'. (Wüster eines diclni»,>fli,i<,'>i Vülln»?,) 210 Punta del Tiamame. ' llrun. Grbirgsftock von Yaruquics. Vulkan von Nalpi. (sliimboico <3arihl Vulü < 3angai,. ßuclgcßirgc im ?lulden. KftNche ßordille«. Berge von Alao. Vuma del Diamaiue. —6 Vieilcn, so bleibt in der südlichsten Provinz Loja (Locha) zwischen denHanptgebirgskämmen knnin mehr als eiue enge und tiefe Schlucht übrig. Die beiden hoben Eordillerenrücken bestimmen zugleich die ^n>ei großen o Mini sehen Spalten des nuttleren Gebirges, welche, in der Tiefe sich vereinigend, die Hochebene wie einen Keil ^wischrngelagert enthalten. Die Unordnung in der Zerklüftung gab Anlaß znr gehäuftru Stellung ehemaliger oder noch thätiger Vulkane an gewissen Pnnktcn, z. B. am Altar, gegenüber dem ^himbora^o, uild in der ("egeud des Eotopaxi und Antisana; auch erklärt sie, weßhalb in den Ostcordil-leren einige der mächtigsten Fenerspeier im Osten des Hanptznges liegei, nnd viele Vlllkane ans der Hochebene emporgestiegen sind, nm dieselbe weithin zu überdecken. Anßer den beiden kleinen Vulkanen Ecrro B r a u o uitd E erro de Sa n V i ncente in der Provinz Manabi neben der Küste, nnd anßcr dein schlanken und hohen Kegel dev noch nicht nntersuchten (^uaca-mayo im Urwald der Provinz del Oriente zählt Ecna- dor All Feuerspeicr im mittleren Theile der Anden, 12 nnf der Wesleordillrre, 14 auf der Ostcordillere, IN auf der Hochebene selbst, nnd die meisten von ihnen übertreffen an Höhe den Montblanc! Altere Reisende, welche Ecuador im Flnge dnrch eilten oder vorzugsweise der bewohuten Hochebene ihre Aufmerksamkeit scheukten, verbreiteten in Europa fast unbewußt die irrige Vorstellung, als ob die Kordilleren hauptsächlich ein vulkanisches Gebirge seien. Anders zeigten sich dir Verhältnisse im dichte der nenesten Untersnchungen der Herren Doctor Stübel und Reiß. So überwältigend der Anblick der gehäuften Vnlkan-cr;engnisse sein mag, wo man dieselben in den tiefen Ouebradas der Hochebene und der nächsten Niesen-gipfel vor sich anfgeschlossen sieht, so sehr bilden sie gleichwohl nnr einen geringen Brnchtheil des ganzen Gebirges. Steigt man, uon (^uaranda kommend, die Westseite des (ihimborazo hinan, so hat man die Urgesteine der Erdrinde und die ältesten Mcercsnieder-schlage als mächtige Felsbänke bis zu Höhen uon 4000, ja 4400 Meter stets neben sich. Nicht mit geflossener ,^'ava, sondern bloß mit einer Schichte unlkamschen Sandes sind sie bedeckt. Für die Höhe des ^hiin-borazo als Vnlkan bleiben kann: mehr al5 2000 Meter übrig. Ähnliche Verhältnisse trifft man überall. Anch die langgezogenen Nucken der Ost- nnd Westcordillere dicht neben der Hochebene bestehen auf weiten Strecken lediglich aus nicht unlkanischem Gestein, nnd manche hochragende Gipfel, wie etwa der Sara Urcn nnd der Eerro Hermofo, sind nnr ans C"neiß, Glimmerschiefer und Fewmafsen der entsprechenden Alters-stnfe zusammengesetzt. So hat sich also die unlkanische Thätigkeit bloß anf der Hochebene nnd anf den nächsten Kämmen der beiden Kordilleren entfaltet, jedoch anch da nicht an jedem Ort, sondert» nnr in bestimmten Gebieten. Ja die änßere Form des kolossalen Gebirges war im Wesentlichen vollendet, ehe das Spiel der Vulkane begann. Veicht ist das ersichtlich ans der Verbreitung der Lavaströme nnd des vulkanischen Gerolles. Beide liegen überall zn oberst, nnd die Thäler, in welche sie hinabgelaugteu, besaßen schon damals ihre hentige Gestall. Was die Vnlkanc der Anden geleistet, verschwindet demnach, wenn man es mit den Wirkungen der ge-birgsbild enden Kraft vergleicht. Dennoch erscheint die vulkanische Thätigkeit als die höchste An-strengnng der hier arbeitenden unterirdischen Macht: sie erwachte zum Leben, als day Gebirge schon fertig war und dnrch seine hochgestanteu Massen dem seitlichen Druck des Erdkrustengewölbrs ungehenrc Wider- 212 stände eutgegeuschte. Von der Kraft, welche ^estläuder aufbnnt nnd darüber die riesigstell <^ebirge einporthürmt, gilt nämlich der einfache Sal): „Was nicht biegen nnd brechen will, nm ans dem Wege zn geheil, inuß nnter dcm Druck sich entzünden u»d als feuer-flüssige Vaua den Auogang suchen!" Die l,oheu stücken der Kordilleren sind, wie gesagt, Kettengebirge, gleich den Alpen, dein Kaukasus, dein Himalaja, überhaupt allen boben Gebirgen der Welt. Erd- nnd ,^els-schicbten, ivelche theilc, der ursprünglichen Erstarrlmgotrustr angehören, theils anf dein Grnndc eines sehr tiefen Oceans in horizontaler ^age zuin '.1 liederschlag kamen, erlitten hier eine äußerst langsam fortschreitende, aber fast allmächtige Pressnng von West nach Ost nnd von Ost nach West, indem sie in eine Menge von großartigen falten, uon wellenförmigen Hebungen uud Senkungen des Bodeny oder von weitgestreckten Bergrücken llnd Thälern zusammengedrängt wurden, welche einander parallel, uon Süd nach I^tord gerichtet sind. Wer einen schweren, über den ^ußboden ausgebreiteten Teppich verschiebt, bildet ein kleines .^etteilgebirge, nach Art der West- nnd Ostcordillere. Doch finden sich in diesen wie in den meisten großen Gebirgen die falten so arg gegeneinander gepreßt, daß viele ehemalige Thäler völlig verschwunden sind und die vor Alters horizontal gewesenen Schichten »nil wie lothrechte Manern dicht beisammenstehen, wenn sie nicht gar eine Ubertippung erlitten haben nnd das Oberste theilweise ;» nnterst liegt. Anßer der weitgehenden ^altnng beobachtet man in den meisten Kettengebirgen eine seitliche Zerrüttung einzelner Theile, die einhängen, nnd Vreitenanndehnnng sehr vieler Meilen besitzen, so daß Bergwände, die sichtlich ehemal») im ^nsammenbang standen, nun meilenweit uon einander getrennt sind. Ja oft wnrden die Gebirge der gauzm breite nach nnd in sehr ansehnlicher Vängr zugleich uon der nämlichen Scitenkraft gepackt nnd alo Ganzes iveitergeschoben. So entstand der Schweiger Inra dnrch ein gewaltsames vordrängen der tiefern Erdrinde ge gen den Grundstock der Alpen, so hebt sich hente ruckweise uud auf uieleu hnndert Meilen mit einmal die Küste von (,xcn. Mioceu-Molasse. Der Zckubkeil (siehe 2. 218 ff,) ist im Otten dicke, uls im Westen, und von hiei auZ schob sich luner il>n die tiefere Erdrinde himmter, meühall' dic kalten nach West übergekippt sind. der Anblick fertig gewordener Gebirge ihn nicht belehrten, daß jene ungeheure Kraft in der That vorhanden ist nnd fchon feit den ältesten .^citen an der Umgestaltung der Erdoberfläche gmrbeitel hat. Vaugc dachte man sich, daß die llrfache fo kolossaler Wirkungen in der geivaltigen Spannkraft der glüliende» Wasserdämpfe gefucht werdrn könnte, lvclche gelegentlich aus deu Vulkanen entweichen. Beiveife vermochte inan freilich uickjt aufzubringen, daß jene Dampfspannung anch nnr annähernd die erforderliche Größe erreiche, Eine u u-bekauute <^röße verwechselte mau mit einer unbegrenzten, oder doch mit einer solchen, welche das Erstaunlichste zu leisten vermag. Die heutige Physik gibt aber den vulkanischen dämpfen, wie wir sie vor uns erblicken, oder aus dem Erdiuuern emporquellend denken, nur eine Spannkraft von wenigen tausend Atmosphären, bei weitem nicht so viel, als zu einer Hebung der starren Rinde oder zu einer Gcbirgsans-schiebung verlangt ivird. Dabei erklärt jene Annahme von den wichtigsten Dingen gar nichts: sie zeigt uus nicht, wie die Festländer und Oerane entstehen, nnc die Kettengebirge zehn, z'vanzig uud mehr Meilen in horizontaler ^iichlling zusammengeschoben wnrden, uud selbst von den Vulkanen weist sie uns die wichtigsten Thatsachen uicht zu cnträthseln. .^n ^nl.-,cndcn zählt >nan die unlösbaren Fmgen, wcl00 -!>^00 Meter. Und nun erst eine Gebirgsmauer von 400—4.'!0 Meilen 5Me! Sie würde, wie die Rechnnng >eigt, nicht bloß augenblicklich in Trümmer zerfallen und eiuzelne Stücke meilenweit in die ^erne fchleuderu, fouderu auch ein fo merkwürdiges und grauenvoll erbabenes Schau fpiel darbieten, daß nicht sogleich ein Jeder dessen Möglichkeit ahnt. Durch ein Wunder der Allmacht möge längs dem Äquator ein 400 Meilen hoher nnd 'l0—50 Meilen dicker Gebirg5wall geschaffen nnd mit seinen lothrechten Wänden über eine unzerstörbare Grundlage gestellt sein, dann aber plötzlich den natürlichen Kräften der Schwere überlassen werden. Welches wäre der Erfolg? Als eine gluthflüffige Mafse fährt er auseinander, indem er rings um seincu zumeist zer quetschten ,^-nß ein ^euer aussprüht, wie alle thätigen nnd erloschenen Vulkane der Erde zusammengekommen es nie vermocht hätten. Zerquetschung und Reibuug bringeu Wärme hervor, nnd es reicht dieselbe hier völlig mis, um eine der Grüße des Walles gleich-kommeude Wassermenge alls 25 000° (?. zn erhitzen, ilin selbst aber so einzuschweben, daß er mit einer Tem. peratur, die, je uach Beschaffenheit des zerpreßtru Ma terials, eine viel höhere seiu kaun, als cudlofes Gluth-meer die Erdoberfläche uou Pol zu Pol überschwemmt und nebenbei noch alle Oeeaue verdampft! Namentlich im Anfang der Herquetschung steigert sich die Wärme so weit, daß eiue der zerqnetschtcn Msmasse an Raum. inhalt gleiche Menge Wassers bis über 50 000" ('. erhitzt würde. Kann es furchtbarere vulkanische Kräfte geben? Wohlbckaunte Gefetze der Mechanik lassen über die Richtigkeit dieser Schlüsse uicht den mindesten Zweifel übrig. Ganz ähnlich mnßle sich die starre Erdrinde ver halten, wenn sie es zum freien Schweben brächte uud dann plötzlich ihrer Pressung unterläge. Nebeu einer Reihe von Spalten, welche den Planeten netzförmig umgübcu, müßte sie, unter den furchtbarstet, Erdbcbeu und schanerlichsten Überstnchnngen alley festen Landes durch oie Oeeaue, im Ru Gel'irge auüfchieben, größer als der Himalaya und die Kordilleren, uud gleichzeitig würde sie auf deren Rückseite feurige Spriugquellen heroorsprudelu lasseu, die ihre glühende Lava hundert Meileu in die Luft schleuderten. Die Heftigkeit und Evöße einer folchen Katastrophe hinge jedoch wesentlich noch von der Höhe des Raumes ab, welcher zwischen dem glühenden Kern des Planeten und seiner frei-schwebeuden Schale sich ausgebildet hätte. Wäre dieser Raum l0 Meilen I,och, so müßte sich die pruste um fast Mt Meilen nach jeder Richtung urplötzlich zu sammenschieben, und nichts Schrecklicheres ließe sich denken, als ein solches Ereigniß. Besäße er jedoch nur die Höhe von einem Meter, so könnte die Rinde sich bloß um ebensoviele Deeimeler verkürzen, indeß die zusammenschiebende Druckkraft uugeaudert die uäm liche wäre. Hablreiche Erdbeben von furchtbarer Heftig keit nnd gekennzeichnet durch ciu entsetzlichem Toben 2ib der Vulkane, sowie durch ein majestätisches Hin- und Herflnthen d^ omanischen Wassers, würden läligs cilirm bestimmten Spaltenlletz die Erdoberfläche schin'll durchziehen, ohne daß dieselbe eine anffallende Störung ihrer Lagcrungsuerhältilifsc wahrnchinen ließe. So nngefähr uerhält sich die (Erdrinde wirklich, ivas il)re Erschütterungen, das plönliche Ans- und Abwogen der Oceane nnd die vnlkanischen Ernptionen angeht; doch sind alle diese Erschcinnngen noch unvergleichlich sanfter, der Znsammenschnb und die Schichten stürnngen noch sehr viel geringer, lveßhalb inail oft uach hundert Erdbeben, welche die nämliche legend betroffen liaben, eine merkliche Umgestaltnng derselben nichl niahrnehmen kann. Das fehlen jener entfett lichen Katastrophen, die alles Veben vernichten oder anf das Höchste bedrohen würden, verdanken wir der verhältnißmäßig geringen Festigkeit, welche die (Erdrinde ihmn eigenen Gewölbesehnbe entgegenstellt, nnd ivodnrch et, ihr nie möglich gemacht wird, anch nnr um einen Älillinleter sich über dem gluthsiüssigeu Keril zu erbeben, nnd selbst deil Druck, woniit sie von oben her de» letzteren zusammenpreßt, »nindert sie beim Anspannen des <^e»völbeschubeo im Ganten kanin. Eilie starre Festigkeit besitzl sie überbanpt nnr in ihren obersten Schichten, während sie in größeren Tiefen nnter dein Eiustuß der Wär,ne immer weicher, bildsamer, nachgiebiger wird. Was sie so an Widerstandsfähigkeit einbüßt, gennnnt sie dnrch ihr Anf rnhen in reichlichenl Äcaße wieder, so daß sie in der That viel stärker ist als eine lothrecht stellende Maner voli feste»! Gestein, ivrlche den nämlichen Truck zu erleiden hätte! nirgends kann der Gewölbeschnb sie zerdrücken nnd stanchen, ohne daß er an den wnnden Stellen Massen emporhebt, die so dick sind wie die Krnste selbst, nnd die Reibnug, welche er dabei zu überwältigen bat, erlangt eine enorme Größe. Doch erringt er den Sieg mit Nothwendigkeit, schon bevor er den achten oder zehnten Theil jener ^rnckspannnng ill sich anfgesaillillelt l>at, deren er fähig ift. Nber-hanpt siild die BezielilNlgen zivischen der Grösse des Grioölbeschnbes ltnd der Beschaffenheit der ^'rdrinde fo merkwürdiger, ja wahrhaft prouidentieller Art, daß ich es lnir liicht versagen kann, sie hier wenigstens mit einigen Worten anzndeuten. Way gäbe es anch 'Interessanteres, als die ^rl'enntnm jener Bediilgnnge» und Kräfte, lvelche (^ott belllll.^t hat, um deli (Erdball belvohnbar zn machen, illll dessen Oberfläche mit einem bnnlen Wechsel von großen ^eüläilderil und Oeeanen, von (^eln'rg und Meile, uon ^lilstsystelileil und Meeresbuchten auszustatten, indeß er die Schrecken der Bodcn- crschnttcrnngen lind vulkanischen Eruptionen, welche die Erhaltung des Werkes nicht vermeiden läßt, ans ihr geringstes Maß znrückgeführt hat? Die schwache Rinde ist vor allen Dingen biegsam. Wie die Schale eines wenig zusammengeschrumpften Apfels bildet sie folglich sanft gehobene und weit gestreckte Anschwellungen, welche dnrch breite muldenförmige Einsenknngen von einander getrennt sind. So entstehen die flachen ^and nnd Serge wölbe mit den sie scheidenden Rinnen oder Gc-wölbsenken, von welchen scholl früher einmal die Rede war logl. S. 20). Ihre Zahl nnd Größe in von der Dicke der Krnste abhängig, nnd wäre dieselbe überall gleich, so ml'mten anch die einzelnen Theilgewölbe in allen Weltgegenden mit den nämlichen Größen wiederkehren, und bei der geringen Festigkeit der Rinde besäße keines von ihnen die erforderliche Höhe, um als festes Vand über den Spiegel eines nn begrenzten Oceans hinauszuragen. Aber die Rinnen mußten den Theilgewölben von jeher als seitliche Stütze dienen; sie sind in Bezug anf die gan^e Erdkruste, wan die Tragrippen in einem gotbischen Gewölbe. Sie erfuhren deßhalb den mächtigstell Drnck, sowohl in der Richtllng der Breite als Vänge, so daß nirgend wo sollst die Umgestaltungen des Bodenv zu Gebirg und Festland mit ähnlicher Geschwindigkeit voran-schritten. Alle unsere Eontinente sind ganz allmählich aus den ("ewölbrinnen emporgewachsen, indem sich ein Streife,! jungen Vandeo neben den andern legte nnd die betreffende Rinne sich mittlerweile weiter in den Ocean hinans verschob. Schon seit nnvordenklichen feiten hat Enropa im Süden beständig frischen Boden erobert, Asien im Süden nnd Osten, Rord und Sud ainerika in» Westen. Diese Eontinente roll eil gleich sain wie nngehenre, sanft gefchwrllte Wasserwogen gegen die scharf gepreßten Rinnen des Bruchäqnators nnd Bruchmeridians lvgl. S. !>l lind s>2): während sie ans denselben »lit hohen Bergungen gekrönte ^and masseil stets frifch herausheben lind mit sich vereinigen, lassen sie im Rücken altersschwache Theile langsam in das Meer versinke»». Ursache der ^estlalldsbildnng ist außer der Bieg samkeit der Plauctenschale anch deren Fähigkeit, sich in allen größeren Tiefen brnchlos zn stauchen. Wo die Erdrinde, tiefer eingefenkt, zwischen zweien ihrer Theilgcwölbe liegt, da gleicht sie einer dicken Platte von knetbarem Thon, welche der Kraft einer horizontal wirkenden Presse ansgescht ist. Ohne Brnch rückeil die Theilchen ihrer mittleren und unteren Tiefenzonen m horizontaler Richtung näher znfainmen nnd qnellen, 216 einen Ausgang suchend, cmpor, um die Nindendicke zu vermehren. Wrnn dic Erdkugel innerlich noch reichliche Wanne besitzt, so innß ihre festgemordene Hülle nach unten zu allmählich die Starrheit verlieren und weicher, plastischer werden. Aber selbst Stahl und Eisen, in ihrem kalten Zustande einige Meilen tief unter den Boden gebracht, würden wie zähes Wachs anfwärts fliesten, ohne zn zerbrechen: der enorme, allseitige Drnck, verbunden mit der langsam-krit, wolnit er arbeitet, gestattet ein Auseinanderklaffen der Theilchen nicht, und diese ziehen in sanftem Strom empor, wohin allein sie uor dem übermächtigen Gewölbedruck entweichen können. Um wie uiel mehr muß dieses fließen dem dnrch Reibung und erdinnere Hitze erweichte» Felsmaterial möglich sein! Anch be-obachten wir an unzähligen Orten, daß sugar die hoch-liegenden Schichten der Gebirge mitsammt den eingeschlossenen Krystallen in die Vänge gestreckt nnd förmlich ansgrwalzt ivorden sind, ohne ihren ^nsam menhang verloren zn haben. Die Stauchung der Grdkrnste innerhalb der start gepreßten Gewolbrinnen erklärt nns das wichtige Geheimniß der Feftlandsbildung in der einfachsten Weise. Dicke Eisfelder liegen tiefer im Wafser als dünne, ragen aber anch höher über den Meeresspiegel hinaus. Nicht anders verhält es sich mit den plastisch nachgiebigen Erdschollen, die anf dem sehr schweren Gluthball nnseres Planeten schwimmen. Wird eine uon ihnen im Vanf der Jahrtausende gestancht nnd dicker gemacht, so sinkt sie »lit ihrer llnterfläche in die fenerflüssigcn Massen des Innern tiefer hinein nnd hebt die Oberfläche mehr cmpor, schüttelt endlich das oeeanischc Wasser uon sich ab nnd verwandelt sich ill trockenes Vand. Alle unsere Kontinente sind dicker als die unterseeischen Gewölbe. Dennoch schwellen sie, weisen Gesetzen gehorchend, nicht zu gewaltig an. Welchen Nntzen brächte nns Enropa, wenn es »leiten hoch in die Atmosphäre hinanfragte, so daß wegen ^uftmangel nnd Kälte alles Veben ersticken müßte? Fast sind uns schon die Hochebenen der Eordillrren und des asiatischen Innern zu weit emporgetrieben. Sie aber stellen gerade die jüngeren Theile des festen Bandes dar nnd erfnhren den gewaltigsten Andrang des Gewölbeschnbes in der neuesten .^eit. Sobald dieser weiter gegen den Ocean hin mindere Wider, stände antraf, wurden sie von seinem übermäßigen Drnck befreit, nnd nnn sinke» sie langsam etwas nie der, weil die zn stark belastete Ernste unter ihnen gleichsam auseinanderfNeßl. Je älter das Festland, desto weniger erhebt es sich mit seinen Ebenen nnd Bergen über den Meeresspiegel, bis es endlich darunter verschwindet i ganz allmählich werden seine tief in die glühende Flüssigkeit des Erdkerns versnnkenen Massen durch Wärme aufgelöst und nach den dünneren Theilen der Rinde fortgepreßt. Ist unser Planet, seitdem er sich mit einer starren Schale umgeben hat, hinreichend kleiner geworden, um lediglich auf dem Wege fortdauernder Stanchnng so allsgedehnte Festländer zn bilden, als nur hellte uor nns erblicken? Siehe da, eine wichtige Frage! Aber die Antwort daranf bereitet keine Schwierigkeit. Die aus furchtbarer Weißglnth erstarrenden Himmelskörper besttzen ein merkwürdiges Vermö'gen, dnrch Wärme uerlnst ihren Rauminhalt zu vermindern. Jupiter ist viermal, Satnr» sogar siebenmal weniger dicht als die Erde, und doch läßt sich kein vernünftiger Grund anführen, weßhalb diese beiden großen Planeten aus andern Substanzen znsammengesetzt sein sollten, als nnsere Erde oder der Mond oder nnsere Nachbarplaneten Vrnns nnd Mars. Trotzdem sind sie in der Abkühlung schon so weit vorgeschritten, daß sie kein selbständiges Vicht mehr ausstrahlen; ein schwerer WoUenhilnmel bedeckt sie, wie einst die Erde in frühe ster Urzeit. Wenn über dem Boden die Luft erwärmt worden ist, so steigt sie in einzelnen Ströme» aufwärts, während ans den hohen Regionen kühle ^nft hinnntersinkt. Tropfbar flüssige Massen geigen das gleiche Verhalten, sobald sie uon oben her eine Abkühlung erfahren: warme Ströme ziehen empor, kalte hinab. Die Flüssigkeit cireulirt lim so lebhafter, je heißer sie ist, nnd wrnn sie dabei noch eine große Tiefe besitzt, so mnß sie in ihren untersten Schichten erheblich wärmer und leichter sein, als in ihren höchsten, weil sonst ihr Kreislauf nicht möglich wäre. Denken wir nns den Erdball, gleich dem Eatnrn, vor libermäßiger Hitze anf einen siebenmal so großen Raum als gegen wärtig ausgedehnt, so haben wir einen immensen Oeean von glühend tropfbarer oder gasiger Flüssigkeit vor nns, welche, was ihre mittlere Schwere betrifft, anf Wasser schwimmen könnte, da fünf Theile uon ihr nltr so viel wiegen, als vier Theile uon diesen». Wahrlich, ein höchst inrrtiunrdiger Anstand unseres Planelen, den er jedoch sicherlich durchgemacht hat! Wir begreifeil die Lebhaftigkeit, welche in die auf lind absteigenden Strömlingen diesem Glnthballs hinein tmnmeu mnß. A» der llmsläche erkaltet derselbe ill einem Ranm, der vielleicht hnnderttansend Grad kälter ist, als er. Seine obersten, zn schwer gewordenen Schichten lanchen nnter, damit sie leichteren Platz Quito. 2. Aufl. 217 machen und tiefer liegende abkühlen, dir dann ihrerseits ebenso niedersinken. Die riesige Kugel findet sich in einer inneren Bewegung, welche mit dem Sieden ^n verbleichen ist, nnd bei ihrer Tiefe wird von der flüssigen Masse verlangt, das^ sie, je weiter nach nnten, desto heiler nnd leichter sei, obschon der herabwir-k'ende Druck all' der angelagerten Gennchte eine ^u-nähme der Dichtigkeit und Schwere herbeizuführen trachtet. Aber die Wärme besil.U mehr ausdehnende straft, als die Pressnng eine verdichtende. Kein Wnndrr also, wenn der Erdball n'ährend jenes Uber-gangsstadiilms aus einer leuchtenden Sonne in einen lichtlosen Planeten nnter der finsteren Umhüllung eines gewaltig ausgebreiteten Dunstkreises eine aus schweren Stoffen ge bildete glühendflüssige Oberfläche verbarg, in-nerlich aber viel leicht ler, sa gasig ausgedehnt war! Immer sanfter be wegten sich in der ^olge die auf- und niederste!-ssenden Ströuic, denn immer geringer wurde der Tcmpcratnrunter schied zwischen der Hil>e des glühenden Balles und der Kälte des Him-inelsranmes. Immer gleichartiger nnirde auch die Dichtigkeit des Planeten in allen feinen Theilen, denn erlahmte die Zugkraft der Ströme, so nnchte das Innere schwerer geworden sein. Endlich tam die auf und absteigende Bewegung der Massen beinahe völlig ^um Stillstand, und die Wärmeentzichung suchte fortan den beschwerlicheren nnd langsameren Weg der einfachen ,^ eit n n g durch unbewegt bleibende S losfe 'die E rd e ivar in allen liefen gleich dicht geworden, nnd ;war geschah das knr^ vor jener .^eit, n'o die an der Oberfläche erstarrten Granitschollen nicht mehr in bodenlose Abgründe versanken, um sich darin wieder aufzulösen. In einiger Tiefe schloffen sie sich gewölb-artig aneinander, uin die erste noch glühende Ernste ^nsanunen^ufügen. (blühender Grailit ist el>va li'/^mal so schwer als Wasser, uud somit wäre die mittlere Dichtigkeit der Erde in jener Periode der >trnstcnbildung nngefähr 2'/2mal so groß als die des Wassers gewesen. Heute beträgt ihre mittlere Dichtigkeit 5''/^ bis l>'/,>. Hieraus folgt, das; seit der Annahme des Rindenpan^ers nnser Planet reichlich nm die Hälfte seines damaligen Rauminhaltes nnd nm V,-> seines Dnrchmessers eingeschrumpft ist. Sein Halbmesser verfügte sich nm mehr als ^15, sein Ulnfang nm mehr als l!i5i0 Meilen. Die<> ist so viel, das; wir damit nicht nnr alle vorhandeilen Gebirge und Kontinente ausgiebig ;u erklären vermögen, sondern es wird anch ivalirscheinlich gemacht, das; die ^estlaildsstanchnng schon inehr als einmal ring5 nni die Erde gegangen ist uud au der nämlichen Stelle wiederholt Continente geschaffen und in das Meer versenkt hat. Die Menge der im Abgrund verflossener feiten hinter uus liegeudeu ^estlandsperioden hängt hierbei wesentlich von der Dicke der Rinde ab. beträgt die Stärke der hentigen oceanischen pruste nur W—40 Meilen, so scheinen alle bestehenden Verhältnisse sich am besten ^n erklären, indes; eine schon 100 Meilen dicke Rinde anf eine ;n große Menge versnnkener Kontinente nnd anf eine,^u kleine ^ahl iililger (Gebirge, sowie endlich auf ein Überwuchern der ^nlkane führt, von dem wir in der Gegenwart noch nichts wahrnehmen. Aber noch habe ich Einiges über das Entstehen der (Gebirge zn fagen. Rie hebt sich ein nener ^esllandsftreifen ans den Tiefen der oeeanischen 'Xinneil empor, ol,»e dast er mit Gebirgen bedeckt ist. Werde» die tieferen .^onen der Erdkrnste ohne ^ruch gestaucht, so häufen fich die Schichten der obersten .^one nicht ohne Bruch längs bestimmten Vinien an. Bei hin reichender Biegsamkeit gtbt ^altnng ein Kettengebirge, sonst führt die einfache Ansschiebnng ,^li einem lafelgebirge. Um von dieser gar ;n u'enig in ^iücksichl ge Zur ßnlsteljunst eines LafelsteLirsseü durch horizontale ZchullÜrast. ill»oll cinc horizcmwl cibsscstlichcuc Sniidixassc lwv dcr Vcl'schil'lüMss, ^v Ztcllunss dcr Tr>,clwanb vov t>cv Vcrichicviiüss, ,l>>>- sich lw» dcl' S«»d»itti! im Mo»mit, wo die Veiichicbii»^ b^iiimc» luill. ^l,- lil>crns>c «^lcitfiächc. k säm'l'cxdl' Erlist bri Bl^i»» dcv Vcrschicb>>»>i «Äinirisf^püült i» ^^ dcr ,>'<^ bcv dicker und läüael' !fli! nach bor Vl'rschn'Inm^, !,'n, v»ö!!c»z»N!i!<>nc nil dci Dr»cksci!c (Zlcilvaüd dco Tafcl^cl'N'ncs). 1>'>' sanft iicsscn dic Tftivc do,'?, ll" >" läiissn- »»d ftachcv sscwordcnc (^Icitftäche. K' schicbcüdo Mas! i» dl'i »c»l'u ^anc. (A»>irisf«pu»tt >,! °/, dcr Höl»c), !>, ll'n ei»e Älasjl', ll't'lch,,' mitcr dr» »vandrvudcii Ziliublcil inttcrsscstopst wcrdr» iiius; und »cbc» der Tnlckwn»d !>crii»ft^,!»,u'»d!,' Ttosz« (ccittralc ^rbbtln!,) Ucnlrsacht, 218 nommenm Ansschiebnng einen wahrheitsgetrencn Begriffzu erhalten, häufe man hinter mi starkes, l>och^ kantig gestelltes '^rctt eine gleichmäßig hohe, selir breite Sandschichte auf und presse dann Men dir letztere mit aller Gewalt die bewegliche hölzerne Stützwand voran. Die Sandmasse theilt sich: ein Stück, welches, unten von einer schiefen Ebene begrenzt, neben dein Brett so hoch ist wir dieses und nach der entgegengesetzten Seite im Querschnittsich keilförmig zuspitzt, bewegt sich über der sanft grbüschten Vorderfläche des grüßcrn, liegenbleibenden Stückes wie über einer festen schiefen Ebene empor. Das ansgcschobene Stück ist ein kleine?, Tafel gebirgr, dessen obere fläche nicht völlig die horizon-tale Vage bewahrt, sondern neben dem pressenden Brette etwas mehr Höhe erlangt. Denn beim Voran-bcwegm des aufwärts gleitenden S chub keile s (wie wir dieses Tafrlgelnrge nennen konneu) mnssen beständig dicht neben der schiebenden Wand unter ihn frische Sandmengen hi uu ntergestopft werden. Die Ansschiebung vermittelst solcher Schubkeilc ist die allgemeinste Ursache der Gebirge. Manche von diesen haben sich trotz ihrer euormeu Größe wie starre Blöcke bewegt, ohne ihre Form zu ändern. Ein Beispiel liefert die Nauhe Alb im Schwabeulande, welche von Nordwest nach Südost alls ebenem Boden heransgedrängt wnrde. Darnm kehrt das Gebirge gegen Nordwesten oder dir Schubseite einen schroffen Absturz von mehr als 8W Meter Höhe, während seine obere, fast ebene fläche fich langsam gegen Südosten nicdersenkt, genau wie die felsigen Schichten, woraus es besteht. Eineu ähnlichen, jedoch viel mächtigeren Schubkeil bildet das ganze Vand von Mittelitaliru, welches zwischen dem Tyrrhener Nicer uud dem Apennin enthalten ist, den letzteren miteingerechnet. Der Keil hat seine größte Dicke au der langen Vulknnspalte, welche in fast gerader Vinie neben der westlichen linste einherläuft und auch den Vesuv mit Nahrung versorgt. Gegen Nordost, qner durch Italien, wird der Keil allmählich düuuer, uud in der Nähe des Adriatischen Meeres legte er seine in flache, biegsame Schichten auslaufende Spitze wie eiucu vor ihm ausgebreiteten schweren Teppich in falten zusammen und schnf fo das herrliche Kettengebirge den Apennin in dessen bogenförmig gekrümmter Gestalt. Denn aus hartem Boden losgespreugt, wurde er durch den Vängendruck Italiens auch gegen Nordwest nnd Südost gepreßt, so daß er mit Nothwendigkeit eine abgernndete ^orm annehmen mußte. Er ist vielfach zerstückelt, mit einer Menge kleiner Gebirge bedeckt nnd anch heute noch in Br wegung, wie die zahlreichen Erdbeben in allen Gegenden Mittelilaliens beweisen. Wo beim Beginn der Ausschiednng dir oberen Schichten weniger steif gewesen sind oder vom Ge-wölbeschnb in geringerer Tiefe uud glücklicher gepackt wurden, da erlitt hänfig der ganze Schnbkeil bis zur vulkanischen Spalte hin eine wellenförmige Faltung, die natürlich mächtigere Schichtensysteme ergriff alo im Apennin. So entstandeil die größten Kettengebirge, wie die Alpen, der Himalaya, die hohen ^üge der Kordilleren. Öfters jedoch blieb die vulkanische Spalte geschlossen, und vielleicht zerriß an der Stelle, wo wir sie suchen, der Boden niemals: der Schnbkeil hätte in diesem ^alle keinen bestimmbaren Anfang, sondern verlöre sich mit seinen, dicken Ende in den tiefern, stauchbaren Theilen der Ninde. Überhanpt sind in der Gebirgsausschirbung nn^'ihlige formen denkbar, weil dieselben nicht bloß von gewissen Wechselbeziehuugeu des Vängen- und Qnerdruckrs, soudrru auch von der Dicke der Kruste zu beiden Seiten dro entstehrndrn Gebirges, und endlich von der Natur der in Bewe-gnug gesetzten ^ek'schichten bedingt werden. Wie der Apennin die gefaltete dünne Spitze eines sonst mehr unregelmäßig zerprcßtcn als gefalteten Schubkeilcs ist, so erscheiut der Schweizer Jura (S. 213) als die gefaltete nud noch dünnere Spitze eines Schnbkeiles, wel cher in einiger Entfernnng die überany mächtigen ^altrn des Alpengebirges trägt. Manche Kettengebirge der Eordillereu scheinen ans einer oder ^wei falten von riesigen Dimensionen zu bestehen, indeß drr übrige Schub-kcil uur eine geringe ^tuuzelung erhielt. Auch kann ein Schubkeil bis auf das Äußerste gestaut, und dauu in seinem Nucken ein zweiter mit einem glrichliegeudeu Kettengebirge hcraugevrcßt wordeu sein, wobei die Schubrichtung für beide die nämliche war. Schlug aber der zweite Schnlikril die entgegengesetzte Nichtnng ein, oder stand, was dasselbe ist, sein dicker Theil dem dickeu Theil des ersteu uumittelbar gegenüber, so bildete sich ein symmetrisches Gebirge nach dem Muster der Ost- uud Westcordillere vou Ecuador. An alle Tafel- uud Kettengebirge lehnen sich ebene oder wenig gebirgige k andstriche an. Denn bei der Ansschiebnng nnd ^altuug der obersten Hone erleidet die gan;e tiefere Erdrinde rine bruchlose Stauchung, und zwar erstreckt sich dieselbe um so mehr iu die Breite, je dicker lind weicher der stanchbarr Theil der Krnste im Verhältniß zum ausschiebbaren ist. Viele Massen drängen sich so auch uebcu den: großen Gebirge unter Gcgcudeu hinnnter, deren Schichten kaum eine Änderung ihrer horizontalen Vage erfahren. Ge- 219 28» rade darin besteht die Festlandsbildung', vom arbeitenden ^onliiienl nnrd mitsammt einem jnngen >iüstril-gebirge cm breiter Strafen nleist flachen Grundes aus der Tiefe des oceanifchm Wassers herallfgefchafft uud nnnectirt. Gegenwärtig sieht mall de>l Vorgang schon weit gedieheil bei der oftasiatischm Küste. Als prachtvoll gegen dcn düiiiien Boden des Stillen Oceans vorgelrniiinite Iuselreiheii erhebril sich dort nut jedem Jahrhundert mehr die Alcuten, die .^nrikn, die Inseln des japanischen Reiches, diejenigen deo Vntschli Bogeii^ llnd die Philippinen, lauter netten oder Tafelgebirge, die reichlichst mit Vulkanen besetzt sind. Sie allein bilden jedoch die frucht der ^usaminenschiebnng nicht, welche die alte oceanische Ufcrrinne von Asien ergriffen hat. mährend die Inselketten langsam ivuchseil, hat dic tiefer und breiter arbeitende Stanchnng dac, ganze ^iindenstück dicker geinacht, welches zwischen ilnien und dein Kontinent liegt. Denii eine Reihe flacher Rand ineere erblicken wir dort, so weit gedehnt wir die vielbogige Inselgnirlande. Vermittelst des bellen gangem breiten diese Meere ihren Brandungsschutt nnd die uon den Flüssen hiueiligeschleppteu Stoffe über ihrem Voden in horizontalen Vagen auh, llild wenn die Stauchung noch weiter fortschreitet, so müssen sie sich in Tiefebenen nnd endlich in Hochebenen verwandeln. Wa5 neben Asien noch in der Entwickelung begriffen ist, geigen die Kordilleren Amerifa's in der Vollendnng, ja mehrfach wiederholt, Große, gegen den dünnen Boden des Stillen Oceans vorgeboqene Kettengebirge lal>fen in verschiedenen Entfernungen nelien dem uiestlichen Ufer einher, und 100 sie doppelt und dreifach erscheinen, schlichen sie Hochebenen ;wi scheu sich ein, stark gehobene flache Vandschaften von öfters ungeheurer Breite, welche durch ihr gauzeo AuSsehcu verrathen, daß fie in einer nicht fcrneu Bergangenlieit klippenreiche Äl'eere gen>esen find. Aber die schwache Erdrinde wird nicht nur in der Tiefeuzone ^u Festland gestaucht und in ihrer Oberzoue zu Oebirss a us geschoben, sondern sie erleidet auch noch in der Mittel zone eine ^ erquetsch nng ^li fenrrflnfsiger Vaua. <^rst ivo die auflagernden Gewichte so schwer geworden sind, daß sie über schiefe Ebenen nicht mehr emporgleiten mögen, tritt diefe, „^erqnetschnng ein, welche man von der in noch größeren Tiefen vor fich gehenden Stauchung wohl zu unterscheiden hat, obschon die letztere in die erstere ganz nnmertlich übergeht. Je tiefer die Vage, desto weicher nnd gepreßter sind alle Bestandtheile der Niude; in sehr großer Breite fließeil sie also dort unten wie ^ädeo Wacho nnd bewegen sich, die ernsten dicke mehrend, gleichförmig lnnanf oder hinab, wenn fie vom Seitendruck eine gesteigerte Pressung erfahren. Die hierbei eintretenden Berschiebuugeu siud mit innerer Reibung verbunden, welche ihrerseits B^ärme hervorbringt. Diese aber erleichtert die Stauchuna, in hohem M'ade, so daß junge Festlandsstreifen trotz ihrer schon groß gewordenen Dicke noch eine geraume ^eit weiter aufsteigeu, bis die gehäufte Vast sie cudlich zur Ruhe zwingt. Allein die nämliche B^ärme findet sich eben deßhalb anch über einen sehr ausgedehnten Raum gleichmäßig vertheilt nnd erhöht dir Temverajnr der nntern Rinde in solcher Art nicht, daß sie deren Schmel^flnß hervorbrächte. Keiler aufwärts jedoch, wo das Fließen der Rinde nnuolltommener wird, sammeln sich die inneren Verschiebungen immer mehr längs bestimmter Vinien an, und so eoneentrirt sich dort die ganz gleiche B^ärmemenge ans einen viel engeren Ranm. Alles Gestein neben diesen Vinieil g e r i n g ft e n B.' iderstande 0 wird heiß, halbglühend, sehr weich, beinahe flüssig, und sucht bei seiner erhöhten Beweglichteit aus der >tlemme heranszukommeu. Dieß geliugt ihm nnn häufig unter drin Beistand der allgemeinen Stauchung, welche ihrerseits möglichst viele Stoffe nachzuschieben sucht nnd eo öftrrs mit rinrr solchen Gewalt thut, daß die oberstell, gcbirgsbildrndcn Schichten uom seitlichen Druck befreit werden nnd sogar ein kräftiges Anseinaudrrziehen erfahren. <5inc lange Bultauspalte bricht auf, worin die erweichten Massen eintreten, durch Reibuug sich noch mehr er Hitzen nnd, an die Oberfläche gelangt, einer Reihe von Feuerspeiern das Dasein geben. Gewöhnlich setzt «nan uoraus, es kämen die onlka nischen Vaven und Dämpfe unmittelbar ano dem glnth-flüssigen Erdkern. Iu völlig unerklärter B^eisc sollen sie durch die ganze Rindendicke Spalten aufreißen und für sich dauernd geöffnet halten. Diese Anschauung verträgt sich mit der Natur der Erdkruste uicht, deren Gewölbeschub, Schwere uud nach untm zunehmende Weichheit schon in der Tiefe weniger Meilen jede klaffende Spalte augenblicklich zuschließe». Was mau unlkanische Spalten nennt, sind eigentliche Bodenrisse nur im starren, gebirgsbildrnden Theil der Rinde; unten sind sie uicht die Frucht einer Ausrinauder-;iehung, sondern einer gewaltsamen seitlichen Pressung, welche das Gestein zermalmt und eo, glühend gemacht, in die Höhe treibt. Wo eine vulkanische Hauptspaltc sich aufthat, da findet mail sie regelmäßig neben der hohen Rück wand dec, gebirgsbildendm Schubkrils, weil dessen 220 Vosfprengnng von der Unterlage eben dcni die ^iinde am meisten geschwächt hat. Bei der ^unihen Alb sieht man die erloschenen Vulkane hanptsäehlich neben dein Steilrande anf der nordwestlichen Seite, bei»l Erzgebirge neben dem Steilrande im Südosten, in Mittel italien neben der südivestlichen >iüste, welche als Steil rand dro gangen plaleanartigen Vandes ^ll betrachten ist, bci den Ostkaruathen längs der steilen Innenseite des Gebirgeo, bei den Alpen neben dein schrofferen Südabl,ange. Der beigefügte ^nerschnilt von Mittel italien ivird ohne weitere«) die Beziehungen klar machen, welche zwischen der Stauchung, .^erqnetschnng, Anoschiebnng, Gebirg5falt>mg nnd Vage der r>lilkani sehen Hmlplspalte nothwendig bestehen. Qnerrisse er lanben eS einzelnen ^enerspeiern, daß sie mehr oder minder weit sich uon der groben Vangenspalte entfernen. l^ixe lebhafte vnlkanische Thätigfeit verlangt, das> die liefere nnd null lere Erdrinde schon sehr dick ge worden sei oder ^eilweitig einen kräftigeren Drnck erleide alö die oberste .^oile, welche in diesen fällen seitlich ansein andergespannt nnd uom Gc- wölbeschnb frei geinacht wird. Daher die merkwnrdige Erscheinung, dast gerade beint furchtbarsten Toben der berühmtesten Vulkane die weitverbreiteten Erdbeben meisteütheM fehlen nnd dnrch die Gewalt der im Schlnnde anfsteigenden Vaua höchstens die nahen Ningebnngen deo Berges erschüttert n'erden. Anch mnst die unlkanische Thätigkeit mit der Rinden-dicke allniählich ^nehmen, weßhalb der in der Abkühlung weiter vorgeschrittene Mond eine erstaunliche Menge erloschener Mescuuulfane auszuweisen hat. Unschwer läßt sich nuu erkennen, was die dew Menschen so verderblichen Erdbeben sind. Einige weuige und eng begrenze mögen durch Einstnr; nnd Abrnlschung der obersten ?Mndentheile uernrsacht werde». ?enn bi^ ^n gewissen liefen hinab dnrch-dringt das Wasser alles bestem, es lösend nnd mit sich führend, die (^rnndlage der Berge und rüsten striche zerstörend, bis ein Sinken oder schiefes Gleiten derselben vorbereitet ist. Viel häufiger schon und stärker sind die Bodenerschntternngen in der nächsten Umgebung von Vulkanen. Hier qnellen, dnrch den Gewölbedruck in Bewegung gesetzt, die 'I' Dirrlicnischüö M«r. .V Miiatischco Mccr, V(' Obcistächc Älittcli!!ilir»H i>n Diilcliscljüitl »cm Ziidlvrft ,mch « (bis zur ^imc ^' I.) dcr ^fl'rodn'in' i,nd desilialb schwlic!»,'r>,' (frd- vindrüflün^l ^tlilieoo, >>,n'I' ss^icn 3>ldw!'s> vorrückend sich scll'st N!»crt, 1-/ der ttn'i'Imiischc ^vdiintxxfliinc!, >,»;rrl»oc!,r» >md lcdi^licb widevslclicnd. V Vesuv, als Nepnise»t>i!tt aller Hiüllaüe ,iebe» dl>' siidn>estliche>i Küste. V^j(^ der qcl>irn«bildendc 2ch,chteil Mitlelitaliliis, Il<' seine «Ylcitflachc. v i! seine Drucliuand mit der Hliillnuspntte, 1'1' der Aftemmi, an der >3pll)c deo Schnlileilcö, leppichlirliii li!o Klette,!^cl>ir,ie gefaltet. "<> Ol'crzc>»e » i» >>> Mittclzcme > der Erdrinde, n >> Nnlcrzmic 1 <^! l> die name StanchmlaMmssc unterhalb MittcÜlalicus, oben bei X durch ^cniuctschuun in fciicrflnssincn Zustaiid iiberncliend. tv!< Hal!ftt>e>iion der 'jenriimnienuiiien i,»d '.>ln^^ai>!^puul!e der emporsttchcndru ^rdbclie,, »eben der Vullauspnlte, n der ssefäl,rlichc Punft, wohin sich die Massen zusammcu-driiiinc», V ü I, Limc deo nerinnstcu Widerstandes. I'ü ^lirlselzunq dcr «ebirii^bildcuden Gleilfläche N C, säst uur in der ^lnlnsse vorlianden. >. ll l> festldndlnldcndcr oder nitterer Schudleil, III» seine <^lei!fl(iche, eine zweite Linie ^erin^ere» Widerstände«. Turch die verschiedene stärke der Pu»tt>rnna,en werden die verschiedenen l^rade der Sin!-mermm dar>ies!ellt. Idealer chucrschniit durch die Ordrlnde Miltelitaliens. 8W l^Q 221 glühenden vavainassen empor, zerreißen den Voden und schiebeli desseli Stücke aufwärts oder zur Seile. Ob die bei den Ernptionen so heftig ausbrechenden Dämpft' mehr als ei» leichtes gittern der >tratern>ände zu be ivirken vermögen, ist noch in keinem ^alle mit Richer lieit nachgeluiesen ivorden, trotzdem mau sich ganz daran gewohnt hat, diese Dämpfe als Ursache der vulkanischen (Erdbeben ^n betrachten. ?ie meisten Vodenersrhütlerungen aber, soioohl die I,efligen und lvcitverbreiteten, als auch die schwachen und locale», wo sie fern von thätigen Vulkanen auftreten, finden ihre Erklärung i» der Verschiebung starrer Äiasseu, welche den obersten, grbirgsbildruden Schichten der Rinde angehören und von dere» (^enw'lbrschub zer sprengt, gefaltet, angeschoben, in die Höhe getrieben u»d überhaupt in solche Veivegnngen gebracht werde», dir wegen der Sprödigkeit dec, Materials nnd ivegen der mitzunberwindrnden Reibung iinmer etwas Plöl.^ liches, Ruckiveises an sich habe», Jeder so verllrsachte Stoß pflaumt sich darauf iu den starre», elastischen ,N'lsschichten als Wellenschlvingung des Bodens bis a»f große Entfernungen fort, doch liegt die Gegend seiner Entstehung »ic tiefer als weuige ))ceile». Dcnu dir uutere .^onr der Erliste ist wegen ibrer Wrichbeit und schweren ^elastnng befliger ^ewegnnge» taum fähig, vielmebr schiebt sie siä, im Allgemeinen langsam ;»sammr» lind beivirlt, das; die mittlere und obere .^o»e gleich besonderen (>iewölbel» wachsende Druck-spa»»»»ge» a»»ebmen, bi^ die erstere während der tobende»! Anobrüche der Vulkane obne Erdbeben mit einiger Geschn'indigfeit zerquetscht, die letztere mit Erdbeben noch plöNlicher zertrümmert lvird. Das Erdbeben von Ibarra bildete nur einen Theil jener Erdbeben-Periode uou Itt<>7 1«<»tt, wäbrend welcher das Spaltenney der westlichen Hemisphäre eine fortschreitende .^erdrückung erfuhr nnd auf engeren Raum ^usammengedrängt wurde. Vorausgegangen war riue orrbälmis^mäsng lauge .^eit der Erd b eben rub r, in N'elcher durch festem Anrinanderschlichen der starreu Niassen die Widerstände, aber auch zugleich die horizontal pressenden Kräfte de^ Eewolbeschubes stetig ^u-genommen hatten. Sobald nun dao Spaltenne!> an einer Stelle nachgab, zerbrach es sehr schnell iu deu übrigen liegenden, denn »oegen der eingetretenen Vrüche bekamen dieselben eilicn oermchrten Seitenschnb ^n tra gen. So wird überhaupt nach jeder weitverbreiteten Erdbebeuruhe eiu erster '^ruch ^um Anlast vieler ge schwind sich folgender Brüche in der nämlichen Well gegend, ;um Signal, loomit eine grosse Erdbeben Periode beginnt, ^.'lnch ein schweres Gewitter sammelt sich in lautloser Stille: plötzlich hört man den ersten Donner^ schlag, und mit überraschender Schnelligkeit folgt Blitz auf Vlilz, weil die erste Störnng deo elektrischen Gleichgewichtes eine schlennige (Einladung aller Elet^ trieität herbeiführt. Die Erdbeben-Periode von 1«67—1.^08 bestand au5 ^wei luesentlich verschiedenen theilen. Iin ersten N)eil ^ogen die Verbrühungen der ,'ilinde voll den Azoren über da5 <^ebiet der.^araibeu^Sec immer mehr wcstwä rto bi'I ^n den Sandwich Inseln, nnd ihr vorwiegend vulkanischer Eharakter offenbarte, daß die mittlere Krnste damalv im (^an^en heftigere Pressnnge>l rrfnhr, als die obere, gebirgsbildende .^one. Im ;nieiten Theil schritten die Vodenstörnngen längc, den loestlichen EewölbstMen Amerikas, uoil Ehite über Ecnador nnd Ealifornien bis Oregon nnd vielleicht noch weiter in nördlicher Nichtnng voran. Vulkanische Ernptionen zeigten sich dabei nicht; desto gewaltiger tobten die Erdbeben,, nnd eo litt vom horizontalen Drnek die obere Ernste mehr als die tiefere. Die Reihenfolge dieser Ereignisse gibt nns ohne Wei tere5 zu erkennen, daß wir es hier in der That mi! Wirkuugrn des Gewölbeschubcs zu thuu haben. Die erste Periode »Hälfte bega»» mit dem April 1tt<'7, seit ivelchrr ^eit die Azoren lnonate lang von liefligen Erdbeben beninnlngt blieben, indes; ei» unterseeischer Vnlkananobrnch zn'ischrn den Inseln Ter.ceira nnd Graciosa stattfand. Die Richtung der Azorenspalte führt uns auf Nordamerika, wo am !^4. April desselben Jahres ein sehr weit verbreitetes nnd starkes Erdbeben anstrat: die Staaten Ohio, India»«, Illinois Missouri, Nebraska nnd besondere Kansas wnrden erschüttert. Von da sprang die Bode» bewegnng anf die Gcwolbrinne der >tnraibcn-See hinüber. Verschiedene Stöße trafen hier im Juni nnd Juli die Republik San Salvador und später den Nachbarstaat Nicaragua, ivo am 14. November ein neuer Vnlkan cutstand. Unmittelbar darauf, am Itt. Nourmber, begannen sehr zahlreiche nnd heftige Erdbeben die Inseln St. Thomas, St. Croir, Porto-rico, Guadeloupe, sowie überhaupt jene ganze Gegend in Schrecken zu setzen, wo die kleinen und große» Antillen in einander uerlanfe». Stürmisch wogte die See bin und her, indem sie 4—5> Meter über ihreu gewöhnlichen Stand sich erhebend die Ufer weithin überschwemmte. Bis zur Mitternacht vom 1!». znm 20. November zählte man anf St. Thomas nicht weniger ats !i27 Stöße, nnd es folgten dieselben noch zn Hunderten während der nächsten Monate. Einzelne Erschntternngen fühlte man nm die nämliche Zeit in 222 Honduras, in Venezuela und auf Jamaica. Kaum war iu diesen liegenden die Rllhe eiiiigeriiiaßeii iviederher-gestellt, als auch schon dic Bewegung ^u den ^andivich-Inseln hinübersprang, ivo mit dem 28. Mär; >^<»^ der Bodru iu cin fast nnlUlfhörliches Schlvailteu gerieth. Auf Hawaii MW' inan allein am 2. April über !lOO einzelne Stösse. Endlich öffnete nui 7. April der große Vulkan Manna Voa riucn neuen Krater, um sehr reichliche Vavameugru ^li ergießen. ,vast gleichseitig, nämlich am <^. Aprils begailn ciue andere Reihe vou Crdbebenstößcil die ^Itepublik Guatemala zn belinrnhi gen, und bald darauf geigte sich auch die Vulkanspaltc bewegt, welche quer durch dic Republik Mejico ^ieht. Denn am 20. Juni 180« vernahm man uicht weit von der Hauptstadt neben dein '^nß dec, altcu Vulkans Ixtaccihnatl ein fnrchtbares llnterirdischrs donnern, dessen letzter Schlag mit rincnl Erdbeben uerbliudcu war: au der Seite des hoheu Schuceberges hatte sich ei», mächtiger Spalt aufgethan, aber es cntqnollcn demselben ivedcr dämpfe uoch glühende Vavru, obschou das Steifen der letztrrcu die nähere Ursache des mcrk-würdigeii Ereignisses gewesen sein muß. Cs scheint, daß diese lange Reihe von Crd beweguugcil genau so beschaffen war, wie man sie uon einer allmählich fortschreitenden Vcrdrückuug der Plauetenkrnstc ;n eriuartcn hat, wenn in derselben eine allseitig, besondere aber auS')iord schiebende Hori^oiltal-kraft thätig ivird nnd day nachgiebige Spaltrusystcm sehr iinregeliiläßig vc»l Osten uach besten fülnt. Die Zertrümmerungen, ivelche iu der gau;eu Umgebung der Karaiben-See stattfanden uud theilweise mit grober Heftigkeit sich immer wiederholten, dieucn '^nm Beweis, das; i^ord- uud Siidamerita iit jeuer ^eit eiuciu träf-tigcn säugendrnck ausgesetzt waren und aus diesem (^ruude die Gewölbrinne zerprestten, welche ihre gemeinschaftliche Stütze bildet. Beide ,vestlandsgewölbe bekamen so in der Richtung ihrer Väuge <^>om Behrings-meer bis Sndmejico, uud vom Cap Horn bis Veueznela) mehr Platz ^ur Auodehuuug, uud demgemäß streckten sie sich in der nämlichen Richtnng etwas flacher gestaltet nieder. Dieses (s'iilsinken bei der Absp a n n n n g des ^ ä ngr >ldru ck e 5 bewirkte aber eilir u e r m e h r t e Ausuaunnng de^ ^uerdruckcs, deun eo uer-»nochte ja uicht ^u erfolgen, oh>n' daß deu brideu (ei parallelen Spalten, welche der l^eivölbeschlib zerdrücken tonnte, u'ählt derselbe beständig die schwächere ans, indem er die stärkere möglichst schont. Anch kamen iu Nordamerika die Erdbeben der zweiten Periodeii-hälfte später. Crst am 21. October l^li.^ wurde Westcalifornieu, aber iil seiner gangen ^änge, heftig erschüttert, darauf am 4. November die legend von San Vuis Potosi iil Mejieo, am 5>. wiederlnn die von San ,^ranci5co, a>u inste von ^cejico uud so gar die Hauptstadt selbst, am tt. die Vaucouuer-Insel, ;n Britisch Amerika gehörig, endlich noch vom 15>. biö 20. Dcccttlbcr verschiedcnc Landschaften in '.vlejico, neben deu Uferu des Stillei: Oceail^. Viel schneller uud gewaltiger kamen dir (^rdbebeiv stoße der zweiten Periodenhälfle über die Westküste voll Südamerika, desseu Breilendrlick oorl,er tciuc Abspaunuug crfahrcii hatte. Der erste Hauptbruch ereignete sich schon am N!. Anglist lttlltt, ,n,i 5 Uhr Nachmittage, läligo deu Ufcru jener großcu Bucht voll Arica, wclche der Stille Ocean gcgeu die Mitte des Continent» vorschiebt. Die Stadt Arica stürbe augenblicklich als Trümmerhaufen ;nsammen; aber schrecklich waren auch die Verheerungen in 5ac„a, Arequipa, Iqnique !spr. Arckipa, Ikikc). lüld von dieseiu Centrum an5 pflanzen sich die Brüche, Ber schiebililgeil, Stöße liiid welleuformigeu Schwingungen des Bodens gleichseitig nach Süden uuo worden bi^ iil uugehenrc Ciltferuuugeii fort, indeut sie dem Vans der Küste nachgingen. Copiap<'' in Chile und Vima in Peru waren die äußersten Pnnkte, in deileii das Beben noch bemertt ivnrdr, so daß diese Ver drückung der Crdkrllste reichlich ,'tOO Meilcii Vänge mit einem Mal erfaßte. Übrigens lag die Haupt Mstöruiigviinie im ("runde der Uferrinne, lvo das '.Vieer schon eine bcdcntende Tiefe besitzt, nnd nur bei Arica tam sie ails wenige Mrileu bis ail das ,vest land derail. Man hat das aus deu nugehenreu ^ogen erkanilt, welche in einiger Cnifernung vom Ufer drailßen im 226 Ocean entstanden nnd eher der von Mond nnd Honne bewirkte»» (i'bbe nnd ,vlntl! alc, gewöhnlichen Wellen glichen, ^nian^ig '.Vlinnten nach dem Einstnr! des unlsincNlchen Ulrica rollte mit fnrchlbar zerstörender Pracht die erste dieser soften nber einen 5Iieil der .linine» hinnn'^. ^l,r folgten nach Hansen von >e Ä)—^l> ^>linnlen ^alilreiche andere ,vlntl>wellen ,ni! ivachsende»! Unssestinn, In«) endlich, mehr al5 ^wei ^lnnden nach dein Erdbeben, selbst die ans der Rhedc liegenden >iriegc,schisse, die lrl.Uen ^aln^enge, n'elche 224 Arica nach dem Grdbeöen vom 13. August i!>>l. Da erblickt man ihre Trnmlner noch hrnte im öden Sande fern von dem Ufer. Aber die nämlichen ,Vll!thwelIen überströmten alle westlichen (Gestade Südamerika's voin Cap Blanco int Norden Pern's bis znm Sndcnde Chile's, anch sämmtliche Inseln in der Mitte des Stillen Oceans, nnd noch ail den Küsten von Neuseeland nnd Nnstralirn, ja uon Japan nnd Kalifornien erregte ihre periodische Wiederkehr Schrecken oder Staunen bei der Bevölkerung. Nach allen Nichlungen liefen sie mit der überraschend großen, aber wechselnden Geschwindigkeit der Mond flnth, indem sie 28t)—44t) Seemeilen in der Stnnde zurücklegten. Ihre Bewegung war also teine ober flächliche, wie bei Winden nnd Stürmen, vielmehr reichte dieselbe bis anf den Grnnd des Oceans hinunter und erfnhr mit defsen ^n oder abnehmender liefe eine Beschlennignng oder Berzögerllng. Die Breite, von Wellenberg zn Wellenberg gemessen, betrug 190—220 Seemeilen, so daß die merkwürdigen /,'lnthwogen als änderst flache Anschwellnngen des Wassers von den segelnden Schiffen in offener See nicht bemerkt werden konnten, ja mit zerstörender Gr-wall nnr über jene K nstengegenden einbrachen, wo ihrem rnhigen, aber schnellen Lanf sich Bodenhinder-nifse entgegenstellten. Große Wirklingen fetzen große Urfachen vorans, nnd welche Ursache könnte den Ocean mächtiger aufregen, aw eine plötzliche Verkürznng der starren Erd-rinde in der Tiefe seiner Gewässer? Klierst sinken dabei alle benachbarten über- nnd unterseeischen Gewölbe nm ein Geringes nieder, indem sie Platz gewinnend sich strecken, während die trennenden Gewölbrinnen in die Höhe wippen. Anch die Oberfläche des fenerflüfsigen Erdkerns geräth dabei in ein fanftcs Schwanken. Zweitens wird über der Brnchlinie der Ocean selber verkürzt, nnd die heftige Stanchnng, welche dort von der Seite her seine Gewässer erleiden, treibt eine lange Woge, empor, deren Höhe, Breite und Triebkraft nm so größer ansfallen, je tiefer der Ocean an der betreffenden Stelle ist. Doch sind diese beiden Wirkungen des Gewölbeschnbes in ihrem Verhältniß znr dritten, der plötzlichen Gcbirgshebnng, fehr klein. Wird nämlich der Ocean, seiner Verkürzung entsprechend , über der Erdbebenlinie zn einer wellenartigen Erhebung zusammengestaucht, so muß die starre Ninde riue ähnliche, aber bleibende Aufschwellnng noch viel mehr erleiden, denn ihre Dicke übertrifft ja die größte Mecresticfe wohl dreißig- bis vierzigmal, indeß ber Znsammenschnb der gleiche ist. Mit einem Nnck schnellen Tansende von Onadratmeilen Seebodens in die Höhe, wälzen in Gestalt einer Woge von nngehenrer Breite eine bestimmte Wassermengc voll fich ab »nid geben derselben eine Triebkraft mit auf den Weg, wie sie mächtiger nicht gedacht werden kann. Das Erdbeben von Arica war eine jener zahl reichen Erschütterungskatastrophen, welche die Küsten gegenden von Pern, Bolivia nnd Elnle periodisch zu treffen pflegen nnd nnabänderlich den nämlichen Eha-rakter zeigen. Wie hoch mögeil diese unterseeisch wach senden Gebirge mit einemmal emporgeftoßen werden? Annähernde Knnde davon gibt uns jene merkwürdige Erdbebcnreihc, deren vornehmste Stoßlinie nicht mehr in der Tiefe der Uferrinne liegt, fondern mit der Küstenabgrenznng Chile's im Allgemeinen ^nsammenfalll. Am 1i». November 1^22 ereignete sich dort cin furcht bares Erdbeben nnd machte zuerst es Jedermann klar, welches die eigen!liche Bedentnng dieser entsetzlichen Art von Naturerscheinungen sei. Die linste nnd der benachbarte Meeresgrund hatten sich nrplötzlich anf einer Strecke voll 240 Meilen Länge gehoben, großen-theils um 1 Meter, stellenweise um :l Meter nnd mehr. Ansternbänke nnd verborgene Nisse waren auf das Trockene gerathen, die Ufer breiter, die Häfen seichter geworden. Man erinnerte sich nnn, daß von ähnlichen Borgängen schon die alten Berichte sprechen, nnd anch die spätern Jahre sollten die Thatsache der plötzlich sich erneuernden Hebnngen völlig anßcr Zweifel fetzen. So hob fich am 20. Februar l ttN5 die Küste wieder nm 1 -I V? Meter. Der bekannte Naturforscher Darwin befand sich eben in Ehile, und seine gründ lichen Untersnchnngen bestätigteil nicht nnr die damals eingetretene Hüherlegung der Küste, sondern beweise,! auch, daß die ruckweise Hebnng des Landes schon seit unvordenklichen feiten sich periodisch und nicht selten iil viel stärkerem Maße wiederholt hat. Alte Strand linien, die Lage des Meeresspiegels währeud der Nnhe-periodcn bezeichnend, gewahrt man bis anf Höhen von 200—400 Meter übereinander. Gegen das Innere des Landes steigen sie in allen Buchten nnd Thälern sanft empor, zum Beweis, daß dort neue Gebirge wachsen oder die bestehenden fich meerwärts weiter ansbilden. Aber trotz ihrer furchtbaren Stöße bringen die Hebungserdbeben Chile's den Ocean in mindere Anfregnng. Wobl überflnthet derfelbe, hin- nnd herrollend, die ausgedehnten Ufer deo Landes, doch fehlt ! seinem Wasfer jene gewaltige Triebkraft, welche die tiefgehenden ^luthwogen mehr als einige hundert Seemeilen i>l die offene Fläche des großen Weltmeeres Quito. 2. Aufl. 225 2S hinausbeißen könnte. Die vielen Inseln Polynesiens merken die plötzliche Hebnng von ^hilc nicht, und noch weniger die fernen Gestade ^tenscelands oder Anstra-liens. Warum dieß so geschieht, ist leicht zn erklären. Die Achse der Gebirgmhebnng fällt, wie gesagt, mit der ,^nste beinahe zusammen und findet sich eher nnter dem Lande selbst als nnter dem Spiegel des nahen Meeres. 'Ilnr ein schmalem und seichtes (^eioässer wird also plötzlich in die Höhe geschnellt, nnd dessen bewegende Kraft erlischt, wo sie die viel gröberen Massen des tiefen Oeeans in ein allgemeinem Schwingen uer-setzen sollte. Nlnnchmal jedoch leidet die chilenische Küste anch von heftigen Erdbeben, ohne dan man ihr Steigen beobachtet, nnd gerade dann sieht man das Stille Weltmeer bis nach Anstralien hin wnnderbar erregt. So bei dem Erdbeben von Baldivia ain 7. November l'^.j?. In diesen fällen ereigne! sich die plötzliche (^ebirgshebnng in der ^iefe der oceanischen Uferrinne nnterhalb einer sehr hochstehenden nnd fchr breiten Wasscrmasse, nicht nnterhalb dem .^tüstenstrichem selbst, welcher wohl stark miterschnttert, aber keinesiuegs in ein merkbar höherem ^tiuean gelegt n>ird. Dam war nnn genan anch der Charakter des groben Erdbebens von Ariea a,n l:i. Angnst Itttttt. Die zu'eite große Katastrophe der nämlichen Halbperiode bestand ans dem schrecklichen Doppelerd beben oon Tu lean nnd Ibarra in den (^ordillereil nnd Küstenstrichen (^enadorm, ain >.'>. Angnst Nach-niittags nnd am N». nm halb .^wei in der ^rühe. Sie verschlang nngleich mehr Menschenleben, ^iicht zwei Tage verstrichen zwischen dem Umstnrz von Arica nnd diesen Ereignissen. Der von Ost nach West drückende ^ewölbeschnb der starren Erdrinde hatte bei Pern, Boliuia nnd einem Theile von l>'hile die Widerstände beseitigt nnd sich znr Abspanmmg gebracht, darnm lastete er nachher mit verstärkter ("ewalt ans den nordlicheren (legenden. So kam es denn hier abermalm zu einer (^cbirgsansschiebuug, deren stoßende und schüttelnde Bewegllng dicht neben der vnlkanischen Spalte anf fast 2W Äceilrn Länge gespürt luerden konnte. Die Nnhe dem Oceans erlitt eine bemerkte Störung nicht, weil das bei jedem langgestreckten Vrd-beben sich vollziehende Sinken der großeil Gewölbe ein anßerst geringem ist nnd die plövliche Hebnng des Bodens »ncht in der Uferrinne, fondcrn fern davon in den Kordilleren stattfand, deren (^rnndstoek vor feiten anm jener gebildet wurde und auch gegenwärtig noch nicht die Festigkeit erlangt hat, um dein stetm sich erneuernden (^rwölbeschnbe danernd Trotz .^n bieten. Worcms laßt sich erkennen, daß während des ftrd-bcbens von Ibarra die emadoriamschen ("ebirge Mn 'Theil in die >>öhe gewachsen sind? Wer dafür ans unmittelbarer Anfchaunng directe Beiveise haben will, kann solche nicht finden. Die Wissenschaft verfügt über keinerlei Hilfsmittel, welche eine geringe, viele hnndert oder tansend Qnadralmeilen umfassende nnd sehr gleichförmige Hebnng ;nr Kenntniß brächte, ivo fern sie im Innern des Landes erfolgt. Wenn in Dentfchland die Linie des Böhmer nnd Thüringer Waldes sich um ein bis zwei Meter so heben würde, daß aller Boden rechts nnd links dauon bis anf 20 Meilen l>'ntfernn»g nach einem stetig abnehmenden Verhältniß mit emporschwillt, so vermöchte nnm weder das Barometer, noch anch das geänderte befalle der Wasserlänfe und <5isenbahne>l 5^ Höhcrlegnng so anm gedehnter Landstriche ?,n verrathen. Ja es könnte im Gebirge dam Hebnngserdbeben sogar nngleich start ge wirft, hier den Boden mehr, dori weinger empor gestoßen haben, ohne daß man vom ^mporschniellen der ganzen (legend sichere Anzeichen zu finden im Stande wäre. Wam würde man sehen? Zahlreiche Risse nnd Spalten im (^ rdreich nnd im Gestein, nieder gerntschte Berglehnen, abgestürzte Felswände, ein gesnntene Stellen, sonne tleine Berschiebnngen nnd Stanchnngen im Acker nnd Wiesengrnnd lauter Dinge, die man als ,volge großer Erdbeben hnndert fältig zn sehen Gelegenheit findet. Aber die Westcordillere (>-enadors zeigt dnrch die Art ihrer plötzlichen Erfchütternngen, daß sie noch im Steigen begriffen ist. Sie hat völlig die Gestalt eines > Schnbkeiles, dessen Drnckivand nnter der Hochebene ! liegt, währeild die dünn anslnufeude Spitze sich dem Meer entgegenstreckt. Unter ihr in der Tiefe wird der gebrocheile oeeanische (lhe zwischen zwei großen (^rdbeben danert, desto mehr steigert sich neben nnd nnter der unlkani-schcn Hanptspalte die nnnatnrliche Verbiegnng der beiden ^rdrindenflügel! der östliche liegt zn hoch und möchte sinken, der westliche findet fich zn niedrig lind möchte emporschwellen. In allen Massen des letztern findet sich demnach eine stetig anfwärtstreibendc Kraft, 226 vorzüglich aber unter dein Theil der Westcordillere, welcher an die Hochebene grenzt nnd wo die Stan-chnng am schnellsten vorauschreitct. So lange die obern, gebirg^bildenden Schichten keine seitliche Klemmung erfahren, vermag der Schubkeil neben der Vul-kanspalte ohne Erschütterung emporzngleitcn. Kleist thut er es stückweise, wo eben der Auftrieb am stärksten ist, nnd ein tiefes, donnenUmlicheS ^ebn'ill, von den Eingeborenen Ix-imn«!,» genannt, zieht in diesen Fällen längs irgend einer der höheren VerschiebnngS-flächen hin. Den !>i-lmli<1<> hat man für die Wirknng explodirender Dämpfe gehalten, indem man nicht brdachte, daß dieselben irgendwo einmal zum Vorschein kommen müßten nnd am wenigsten mit der Eigenthümlichkeit begabt sind, meilenweit voranrollend in gleichmäßiger Weise zu erplodiren. Jüngst fand ich mich während der gewitterlosen Zeit, als ein tiefblancr Himmel rings alle /slnren nnd Berge bedeckte, anf der schönen Ebene Inaqnito (spr. Iniakito), welche von Nordosten her bis dicht an die Hanptstadt Ecnadors sich vorschiebt. Der Schall einen schweren Donners schlug plötzlich an mein Ohr. Er tam ans nördlicher Gegend, und mit der majestätischen (Geschwindigkeit der Erdbeben rollte sein dnmpfbrüllrndrr Ton neben mir her dnrch den gangen Pichincha, nm sich in südlicher ^erne zu verlieren. So bewegt sich eine Dampfexplosion nicht. Denn es lief in dieser Weise nicht ein Echo, sondern die Schallqnelle selbst einige Meilen ! voran. Anfangs vermuthete ich das Nahen einer Erschütternnghkatastrophe nnd blieb voll Erwartung ' stehen, nm die Erdschwingnngen vorübergehen zn ^ lassen. Diese aber stellten sich nicht ein; mich nicht ^ da5 leiseste gittern des Bodens vermochte ich wahrzunehmen. Ein lü'limi'Io war es gewesen, nnd ich dachte mir damals, daß wohl neben der Hochebene ein langeo ^ebirghstück sich etwas gehoben nnd durch sanfte Neibnng an der Meitfläche diesen brüllenden Ton hrrvorgernfen habe. Wenll aber dnrch den von Ost kommenden Hori-zontaldrnck der Ex'birgsschubteil festgeklemmt worden ist, so steigt er entweder nicht anf, oder er thnt es, den Boden erschütternd, in der Vänge von hundert 'Meilen mit einem Mal. Wie bildet sich diese heflige Klemmung ans'? In den langdaucrnden feiten der ^ Erdbebenruhe staucht sich, wie gesagt, der unter der Wcsteordillere liegende Erdrindeuflngel, und es hat seine Dickenznnahme ein Wachsthnm seiner Widerstandskraft gegen den Gewölbeschnb znr .^olge, weßhalb dieser :,u einer stärkeren Anspa>lnnng seiner Kräfte genöthigt wird. In der Linie von Ost nach West schwellen Südamerika nnd der Boden des stillen Oceans als (Gewölbe ein wenig mehr anf nnd drücken dafür ihren gemeinschaftlichen ^rwölbefuß einsprechend nieder. Als solchen hat man nicht bloß die westliche Uferrinne zu betrachten, sondern anch den l^rnndftock der Anden, welcher ans der ehemaligen Ufcrrinne dnrch Stanchnng sich gebildet hat. Vei der wachsenden Anspannnng des Onerschnbes geht folglich die gan^e Küstengegend Ecnadors initsammt den Kordilleren in eine elwaö tiefere Lage über. Die Wirknng hiervon ist einfach: der stetig annehmende (^eivölbeschub ^ieht sich mit seinen fnrchtbaren horizontalen Pressnngen inchr nnd mehr all die eingekrümmte Oberfläche heranf, indem er den Gcbirgsschnbkeil in die ärgste.5tlemmnng hineinbringt. In aller Stille bereitet sich so eine vrrhängnißvolle Katastrophe vor. Von Tag ;n Tag mehr wächst die Gefahr einer plötzlichen Zcrknicknng nnd gewaltsamen AnSschiebnng der obersten Erdrindeli^one, wobei ein mächtiges (Gebirge mit einem Rnck ^im Weichen gebracht wird. Währenddessen ist aber anch die empor-drückende Spannung unter der Westeordillere anf das Höchste gestiegen. Mnßtc dieser Erdrindcnflügel schon aufwärts gehen, bevor die horizontale Anspan-nnng der Oberzone eingetreten war, so empfindet er nmnnehr einen mnwerwindlichen Drang, die seitliche Klemmnng zn spreilgen und stürmisch emporznschnellen. Denn mittlerweile hat er nicht nnr voil ^tenem eine langdanernde Stauchung durchgemacht, ohne deren lieben den Kraft gehorchen ;n können, sondern er findet sich auch durch die Belastnng der seitlich anf ihm ruhenden l^ewölbc tiefer als früher in dir flüssigen Massen des Erdkerns hineingepreßt, in eine Lage, die für den Flügel der Osteordillere viel eher die richtige sein mag, weil derselbe des Sinkeus bedarf. Schwer ist zu sagen, ob der zn mächtig gewordene Onrrschnb oder der gewaltsame Auftrieb den ersten Anstoß zum Erdbeben uon Ibarra gegeben hat. Beide Ursachen wirkten gleichseitig mit voller Kraft. Das heftige Erdbeben von Ariea verhalf dem Onerschub Südamcrika's zu eiuer weitgehenden Mspannnng in den Breiten von Mittel- und Süd Pern, uon Bolivia nnd dem nordlichen Ehile; sein Drnck lastete folglich unmittelbar nachher mit doppelter Gewalt anf den Eordilleren Ecnadors. Dieß habe ich schon einmal erwähnt. Ebenso verderblich iedoch muß das Anwüchsen des Längenschnbes unter den Westcordil-lcren gewesen sein, welches durch daS nämliche Erd beben von Ariea hervorgerufen wurde. Zwischen dieser ^tadt nnd Lima schwenkt die, Küste Pern's sehr be-dentend nach West, und weil die Katastrophe vom 227 29* 13. August eben diese Linie zersplitterte, so vermochte der Continent von Venezuela bis dahiu sich flacher antust recken und feinelt von Norden nach Süden thätigen Gen'ölbeschllb in jenen legenden abzuspainn'n. Dich heißt mit andern Worten: in Folge des Erdbebens von Ariea »linderte sich der ^ängendruck im Erdrindenflügel der Ostcordillere. Deni entsprechend wuchs aber der ^ängendruck auf der andern Seite der großeu Gebirgsspalte, wo die starre Kruste im Verlanf einer von Ost nach West gebende» ,^inie keine Zertrümmcrnng erlitten hatte. Es spielt mm aber der Längendruck, welcher in der Nichtnng von spalten, Gebirgen, Vinicn geringen Widerstände?, nnd Uferrinnril thätig ist, eine außerordentlich wichtige Rolle. So ist beispielsweise der Erdrindrnflngcl der Wcsteordillere im Ganzen dünner als jener der Ostcordillere; schiebt also in der Vängen-richtung des Gebirges die nämliche Kraft gegen beide Flügel, so werden sie verschieden angestrengt nnd gewölbt, und noch mebr faltet sich der schwache oceanische Krnstrntbeil, wenn er einem vermehrten Schnb ans-geseht wird. Die verschiedene Art, sich nebeneinander zu wölben, entwickelt aber zwischen den beiden Nindenstncken eine abschecrcndc .^raft, lvelel,c iie längs einer bestimmten iveitgezogcnen Vinie von einander losschneidet nnd anch später, wenn der Schnitt geschehen ist, dort nicht wieder fest znsammenwachsr» oder zur Nuhe kommen läßt. Äian hat diesen Umstand als eine» Hanptgrnnd ^» betrachten, weßhalb der einem größte» Kngelkreise nachgehende Nand des Stillen Weltmeeres mit einer fortlanfendcn :)^eihc von Gebirgs nnd Vulkanspalteil ersten Ranges besetzt ist. In Bezug auf die Erdbeben, welche sehr lange nnd gerade Spalten beunruhigen, bleibt es sich aber ziemlich gleich, ob der beiderseitige Qu erd ruck oder der einseitige An ft rieb oder endlich der ebenso ein seitig gewordene Vängendrnck den nächsten Anlaß zur Bewegung gibt, wofern nur alle diese Kräfte bis zu hinreichender Große cmgewachsen sind. Wenn eine uou ihneu dnrch plötzliche Wirknng die ^tnhe der Erdkruste stört, so bemchrn diese entstehende Unordnung augenblicklich die andern Kräfte, lim a»ch zn ihrer Wirkung zic gelangen. Namentlich l,a! aber das!hätig iverdell des Onerschnbes eiile bedeutende Stärtung des Austriebes zur Folge. Wird in Oenador dnrch den von Ost nach West gebenden Drnck die Westeordillere irgendwo meerwärls verschoben oder enger gefaltet, so muß der lütter ibr liegende Erdrindenflngcl ebeu-dort eine tiefgehende und plötzliche Stauchung durch- machen, welche den Auftrieb uicht bloß vermehrt, sondern auch thätig werden läßt. Die gestanchten Massen wollcu an allen Pnickten lebhaften Druckec, auch stückweise oben ln'naus, nild ehe sie die aufwärts geheude Bewegung vollführen, befinden sie sich im Zustande furchtbarer Klemmung. Dieser entwinden sie sich mit einem Ruck, indem sie gleichsam in die Höhe fliegen, wie ein Stückchen Eiseu es thut, welches man zwischen die Backen eines Schraubstockes nngeschickt festgeklemmt hat, ja es vermag die ganze Grdbeivegnng nicht in den Gang zu kommen, wenn jene heftig gepreßten, oft meilcngroßeu Blöcke nicht aus ihrer Stellung weichen. Alle Erd-bebeu zeigen demnach ein Stoßceutrnm, eine langgestreckte Gegend über der zertrümmerten Spalte, wo der Onlerschnb mitsammt dein Widerstände auf das Äußerste angespannt gewesen war und der Boden in sehr jäben Richtnnge» aus der Tiefe heraus seine ersten nnd schrecklichsten Stöße erleidet. Vom Stoß-centrnm pflanzt sich die .^crdrncknng der Ninde lä»gs der nämliche» Hanptspalte beiderseits fort, indem sie die einzelnen Theile des Schnbkeilcs nacheinander »lit aufgetriebenen Massen nnterstopft und gleichzeitig znrnck-drängt. Näher an der Erdoberfläche gerathen dabei eiue Menge kleinerer Spalten in Bewegung, und zwar uicht bloß solche, welche der Hauptspalte parallel gehen, sondern auch zahllose a»derc, die znr Oucrgliedrrnng gehören und das stückweise Ansschieben und Falten des Schubkeiles vermitteln. Da nun die elastischen Schwingungen des Bodens dnrch die Stöße vernrsacht werden, welche von den Spalten, den nntern <"leit-flächen und den ruckweise emporgedrängten Massen kommen, so läßt sich ohne Mühe einsehen, welch grenzenlose Verwirrung in der Richtung eben dieser Schwing ungcu herrscht. Es bedarf wahrlich der großartige» Einfachheit, wodurch sich die Bodenverhältnisse der süd-amerikanischen Westküste auszeichnen, damit wir auch aus der Schwingnngsrichtung der dortige,: Erdbeben einige Belehruug über die Natur derselbeu erhalten. Sehen wir nun zn, wie bei dem Erdbebe» von Ibarra alle Vodenbewegnugen genall so beschaffeil waren, wie das Steigen und seitliche Fortrücken eines langm Schubkeilcs sie iu deu Wcstcordilleren und ans der Hochebene verursachen mnßten. Zn allererst beobachten wir, daß die heftigsten Erschütterungen auf ungefähr 2l>N Meilen ^änge eine sehr bestimmte ^inie bruuruhigt habeu, den östlichru Fuß der Westcordillere. Obschou uns Zeitangaben über das Eintreffen der Stöße au den verschiedenen Punkten der weitgedehnte» Hauptspalte fehlen, so 228 schließen wir doch aus zahlreichen Erdbeben gleichen Charakters und aus einem Theile der damals wahrgenommenen Schwingungen, das; die Bewegung beim Cotacachi den Ursprung nahm nnd sich von dort aus mit großer (^eschwindigteit nach Norden nnd Süden fortgepflanzt hat; anch nahm ihre Stärke im Verhältniß der Entfernung ab. In Quito, 8^-10 Meilen südlich vom Hauptherde der Verwüstung, kameil gleich nufaugs heftig schwingende Erdwellen nngefa'hr aus der Gegend herangezogen, wo Eotacachi, Otcwalo nnd Ibarra liegen. Die Manern uuseres Eollegs, wovou das Polytechnikum nicht ganz die Hälfte aufmacht, wogten hin nnd her wie die Wandungen eines Schiffes, welches auf der stnrmgepeitschten See von den Wellen geschankelt wird, und eo war die Bewegung so stark, daß man den völligen Einsturz befürchtete. Iu der That sank unter diesen Angriffen das dritte Stockwerk einey eben leerstehenden Qnerflügels nach Nordnordost in einen der acht innern Höfe hinein, während zugleich ans der dicken Südmaner der znm Eolleg gehörigen Ignatiuskirche eiu nmfangreichrs Stück auf die angrenzende Straße hinausfiel. E'cgeu Nordnordost stürzte auch aus einer Fensteröffnung des >lathedrallbnrms eiile schwere Glocke anf die unten vorliegende Altane herab. Sehr bald aber scheint die Richtung der Erd-schwinguugeu sich so gedreht zu haben, daß sie mehr ans Nordwest lind West vom Pichmcha herkam. Denn oom nämlichen ^ialliedraltlunm lö^te sich das oberste Drittel ab lind stürzte in schiefer Nichlung über die Straße weg anf die nahe Ecke des Polytechnikums, sie nnler seiner Wnchl vollständig zermalmend. Dieser Stoß mnß an5 Nm'd»ordiuest bk> Norowest gekommen sein. Derselbe oder ein gleichgerichteter Stoß spaltete die Ignatiuskn'che in schiefer Nichtnng dnrch, so daß der damals entstandene breite Riß au der südlichen Pie Zllnatiuskn'che in Ouiio mit der südwestliche« <5ck,' des ^cjuitcn-tzoUcgs am ^ranzislianerplah, vor dem Grdßeßen von 18<;8. 229 Vängeinnauer aufsteigt, schief durch die (Gewölbe geht und n'eitrr östlich au der nördlichen Vängenmauer lvie-der herunterkommt. Ebeuso gerichtet ivareu die furcht baren Stöße, ivelche die obere Hälfte dec, neben der Ignatiuskirche erbauten Tlmrmes in einen so rninen-haften Anstand versetzten, daß sie völlig abgetragen werden mnßle. Ans ivestlicher (legend herangehende Erdschwinglingeu haben ferner verursacht, daß die lauge, dem Pichincha zugekehrte ^routmalier dec, Kollegs seit dem Erdbeben theilnieise nach West überhängt. 'Noch schlimmer crgilig es der damit parallelen innern ^ront-maner des Frnl'ziskanerklostcrs, die iil ihrer gan^eil ^äilge nach Westen so stark sich übergeneigl hat, daß sie ohne den Drnck des Daches nicht stelien bleiben könnte. Auch stürbe day (Gewölbe in der Kirche Cin-nuni 1,-lj»» durch Stöße von vonviegeild restlicher Richtnng ein, während zugleich, von der Dachfirste an-gefangen, die gan^e südliche Front bis zum Eingangs-thorr dnrchgespalten wurde. Die Kreuzgewölbe von (?lN'incii ll,It<> hingegen können von beliebig gerichteten Erdwellcu zertrümmert worden sein. Diese Wahrnehmungen lassen erkennen, daß die beftigen Bodenschwingimgen, ivelche Qnilo ivährend den Erdbebens von Ibarra dlirchmachte, keineswegs alle nninittelbar ooin Erdbebeiu-ennii»!, sondern ^inn guten Theil anch auo westlichen ')iick)lu!lgen kamen. <>in ,^'nge versicherte inir sogar, das; die Nichtnng dcr ^'rdwcllen von Nordost über Nord und West vollständig durch die Nunde gegangen sei, wao die in der Hauptstadt angerichteten Schäden allerdings ain besten erklären ivürdc. ^lnch hatten diese elastischen ^chwin. gunge» de^ Bodens durchaus nicht die innnliche Tiefe zum Ursprung. Einige gingen fast horizontal wie Wasserivcllex, andere drangen in wenig schiefer 51iieh-lnng empor, nnd noch andere stiesten jäh von nuten herauf, so das; Onilo auch alle jene Bewegungen er litt, die sonst den ^rdbebencenlren eigentbümlich sind. Wenn man sich denlt, das; die Westeordillere läng«) einer östlich von Qnito vorüberziehenden Hauptspaltc nicht unt einem Mal, sondern stnetweise nacheiilander und in ,volge geivaltsamer llnterstopfnngen tiefer Masse» sich erhob, wobei ihr steigen unter nnd neben dem erloschenen Vulkan C>'olaeachi den Anfang nahm, so erhall man da5 gan^e Erdbeben nach der Art sei ner ^ortpflan^nng, Verbreitung nnd Dichtung der aufstörenden l«nd horizontal schwingenden Bewegung. Schritt die Hebung vom langgestrettlen Centrum snd wartc, naeh ^.nito voran, so mns;len nebeil der Haupt spalte anch gleichgerichtete Bodenwellen einherlaufen. Die heftig geklemmten ^ewmassen, ost Blö'eke von Mcilengrös;e, wnrden dort heftig nach Norden und Süden uor uud rückwärts gestoßen, besouders wenn in der Westeordillerc ein kräftiger Vängendrnek thätig war, welcher deren Theile in der Richtung der Spalte neben den ungestört gebliebenen Stücken de5 östlichen ErdrindenflügelH verschob. Die .^ertrümmernng einiger Querrisse, welche sicherlich stattgefunden hat, scht eine derartige Verschiebung al2 nothwendige Bediuguug voraus. Diese ^ängenschiuiugungen der Spaltengcgcud >uns;ten in der Ihat allen übrigen ftrdwcllen voraily-eilen. Es schritt aber anch die gewaltsame Unter-stopfnng des Schubkeils uebeu der Drnckspalte südwärts voran nud beivirktc m Ouito jene heftigen Stös;e, die jäh aus der Tiefe zu kommen schieuen. Zugleich mnsne sich noch der zerbrochene oceanische Erd-rindely'lngel unter den Schubkcil der Wcstcordillcre gegen Dst, oder der letztere über jenen nach West vorschieben, was in Bezug auf die in der Hauptstadt empfnndene Wirtnng gleichbedeutend ist. Denn die Nauhheit der ^leitfläche, über welche der Schubkeil sich fortbewegte, nnd die wechselnde Stärke, welche derselbe in verschiedenen Pnnkten der Drnckkraft entgegensetzte, veranlagte eine Menge von Stös;en nnd Schwingungen, die ans allen möglichen Tiefen der westlichen ^cgend kamen. frühere ('''rdbebcn haben in Onito unverkennbare Spuren zurückgelassen, daß Erschütterungen ans West dort im ^au^en häufiger nnd stärker sind, als solche ans Nord nnd Süd. Namentlich stürbe beim Erdbeben von l^5!» das zu kühn gespanule ^'en'ölbe der Augustinerlirche mitsamml den ^ängeninanern in ,^olge nicstlicher Stöße ein. Und von zwei kleinern Erdbeben oder tl>,nl>l<»»!^ die ich in Quito selbst zu beobachten Gelegenheit fand, kann ich unt Bestimmtheit angeben, daß sie unser Polytechnikum in der Nichtnng von Westnordwest nach Ostsüdost geschüttelt haben. Wenn im Bcrlanf des Erdbebens von Ibarra noch sehr starke Wellen aus Norduordost längs dem Gebirge in Quito vorüberzogen, während schon andere, eben so heftige Schwingnilgen qner darauf aus Westnordwest ankamen, so mnßten sich beide Wellenarten ;u einer dritten von größerer >naft und nordnord-»uestlicher Richlnng zilsammensetzen. Eben diese dritte Welleilart ist es gewesen, welche in der Hauptstadt die meisten uud ärgstcu Schäden verursacht hat. Bor Allem war das Erdbeben oo» Ibarra einseitig, d.h. es erschütterte dnrchgehend die West-eordillere allein, nicht die Osteordillerc, welche nur alls ihrer Grenze gegen die Hochebene einige Nückstöße 230 uon minderer Kraft empfand: nicht sie wurde als Schubkeil gehoben, vom Platze gedrängt oder enger ssefaltet. Wohl aber beioegte sich so die Westeordillere als jener Theil de5 groste>t<^ebirge^,n'el-cher mit seiner Unterlage am losesten im ^usammeuhaug stellt, nnd sie litt anch dest halb ans ihrer gangen ^ieeresabdachung. Selbst das ferne Guayaquil im .^ii stenlande fühlte noch starte '^odeuschnün gnngen in ;wei recht nnnklig sich lrm^eu den 'Richtlinien. Je näher der Hochebene, desto kräftiger geigten sich alle '^ewegnngen der Westeordillere, weil eben dort die gestörte ^ruckspalte liegt nnd son'obl die plötzliche Hebnug als anch die gewaltsame Unlerftopfnng ihren höchsten 0'rad erreichte». Alcherdem werden durch ein nnd dieselbe stos;ende>irafl leichle nnd dünne Massen stärker erschüttert, als schwere und dicke; n'eun wir also annehmen, das,' ber ^uerschnb sich hoch hinanf gebogen hatte, so mns^en die östlichen behänge der Westeordillere anch alls diesem Grnnde mehr leiden als der Rücken de5 (Gebirges, und der angrenzende Streifen der Hochebene noch mehr aw jene Gehänge. Cotaeachi, Otaualo, NtnntaPli nild alle übrigen Ortschaften, welche die ärgsten Verwnstnngen erfnhren, nehmen anf der Hochebene ein lansses schniales (Gebiet ein, dicht neben der östlicheil Abdachung jenes ssrosien, meilenlangen ^alltrankes, welcher dein ,^llß de') Cotacachi vorliegt. Auf der westlichen Seite dieses kleinen l^ebirgs^iges, gegen den ^nlkan hin, sin del sich aller ^oden schon in lioch gel,obe uer Vage. bleich merkwürdig ist jener zweite ^lig von '^er^ gen nnd Hügeln, n'el-cher, i»n )torden sich anschließend, 7 bis tt Kieileil iveit das hohe Erbiet der West eordillere gegen das selir liefe !lial de<' ^io (^'bota nild die Hochebene begrenzt, ^r n'nrdr lnil dem anliegenden Streifen der letztern in jem'n legende» am lieflig strn erschüttert, fast ebenso stark wie der ^alltran; des (''ola eachi. Überschreitet man iüi ^üdeu deo Cn'dbebeiieentrums die fast !<>!><) bitter tiefe Schlucht des Rio <^nallabamba < oder ^sllleraldao), so be ginnt bei Perncho in derProuin^Pichiucha ein ganz ähnlicher l^ebirgywall, welclier sich in gerader Vinie neben den vulkani schen bergen dev Westcordillerebihvor den Pnllilaglia er streckt, an» dem wie der m querer Richtung ein vierler '^all hervortritt, um awbald nach Snd abschwenkend in einem grostartigen ^ogen uon k Meileu Väilgr die Vnlkane Pichincha uud Atacazo uon der östlichen Seite gemeinschaftlich zn nm Hnstckt von chuito. 231 spannen. Am Südeuoe des Ataeazo augelangt, biegt er sich gegen denselben uiu liild verschiuiildet in desseu sanft alislaufeudeil (^ehäilgeil. ^beit diefer ^rauzwall des Pichiucha fchneidet von der Hochebene ein fehr an-sehnliches Stück ab, »cue breiteu Flächen, die nördlich u>ld südlich von Quito sich meileuiveit hingehen lind an der fchmalen gebirgigen Stelle, lvo sie zusammen stoßen, die Hauptstadt des vandes traben. Wev von den Vorstllfen des Pichincha ans die weit ausgebreitete Stadt uiederblickt, findet jenseits ihrer stattlichen Tlu'irme nnd kuppeln den Gesichtskreis bald abgegrenzt dnrch eine lange Reide von öden Hügeln, ivelche den» er wähnten Walltranz angehören, ^'rst die fernen Berge des Hintergrllndes sind die Qsteordilleren, vor dene,, sich, jenseit des ^^allget'irges, die größeril Stücke der Hochebene, das Thal von ^hiilo (Tschiljo) nnd, iveiler nördlich, das Thal von Innwüco, hindehnen, Beide Flächen liegen vie> niedriger als die (Wenen, n'elche unmittelbar an Quito stoßen und vom Vorwnll des Pichincha umfaßt werden. Sangolcun in (^'hillo findet sich 'l5»<» ^crler, Tuulb:>co 4l»l) Meter, und da5 noch uördlichere Gnallabmnba sogar ?.'»<» '.Vc'eler tiefer M die Hauptstadt. ^iese mertionrdige ^teilie von '^allgebirgen sieht ,i,l,i gcii^ darnach a»^, als ob sie dnrch ihren ^>er lauf die genaue Vage der großen Vulkan und Dnick spalte angebe, welche durch die Pressung in ihrer Tiefe alleu benachbarten Fenerspeieru die ^tahrung vorbereitet, weiter hinanf den ^chnbfeil der Westcordillere in ^e weguug fetzt, nnd gan; oben mit der Ansfchiebung einzelner ^iiesenblocke von ^ieilengröße beschäftigt ist. Denn e5 laufen ja die Dralle in ihrer Gesammtheit vou Norden nach Snden neben der Weslcordillere einher,' umspannen im inn^elnen sehr mächtige und mit großen ^»ttanen beset.ue Stücke des in Nusschiebnng begriffenen Gebirges, fcheiden das hohe Vand des Westens von dem uiederu des Osteus uild leideu uuter alleu Vergnügen von den Erdbeben am meisten, wäh^ rend ungleich an ihrem östlichen, tief nud jäh abfallcu-deu Sleilraude eiu Streifeu der Hochebeue sich hiu-dehnt, welcher bei den d'rfchütternngokatastrophen noch ärgere Verwüstuugeu ^i erfahren hat. Denn ficher ist es kein Zufall gewefen, weuu durch das (Erdbeben uou Ibarra auch iu der Prouiu; Pichincha östlich vom Wallgebirge viel mehr ^Ituiuen geschafft»! wurden, als auf der westlichen Seite; ja es stürmte selbst auf dieser, aber dicht uebeu dem Wallgebirge, uou der Herr lichen Kirche zu (^nüpulo die sebr gut gebaute Kuppel zusammen, während im nahen Quito alle .Nuppeln sieheli geblieben sind. Wcun uuter diesen wallartigeu Berg und Hügel kettelt der obere Theil der iu ^erschiebuug begrisfeuen Druckspalle liegt, so muß dort die d'rdbebenreibnng eine Menge von Spaltenschntt bilden, der sich nothwendig nach oben drängt nnd ^ur l>ntstelmng eben dieser Wälle den nächsten Anlaß gibt. Ähnliche Wälle schafft die Eisfläche des Arktischen Aleeres überall, wo sie spaltig auseiuanderreißt und iu Folge des wechselnde» Winddrncles ihre Theile gegenseitig zerreibt. Die sichtbaren Schichten der nämlichen (^ebirgswälle sind einfach sattelförmig anfwärls gebogen, nnd da ihr Material lediglich ans den Prodntlen der von ilmen nmgürtelen Sultane bestellt, so ist ihre Biegung das Werk der allerjüngslen ^eit, d. h. sie bildete sich aus, während die naben Feuerberge thätig waren und später noch bis ;nm heuligeu 5ag. Dabei scheint es, als ob die Unterstopfung nlit Spaltenschutt iene Schich ten von ihrer östlichen Fortsetzung am Fuß der Wälle losgerisseu nnd gegen den Rücken der Hügelketten fort geschleppt habe. Denn eben dort, an der <^ren;e der Thäler von l>hillo und Tnmb/ieo gegeu das steil sich hebende westliche Vand, Hal der Rio San Pedro, später Rio <^nallabamba und Rio ^sineraldas ge-beißen, sich ein Flußbett gesucht, welches auf 1<> Meilen Väuge ein Gefalle von nicht weniger als ^00 Meter besitzt und dabei immer melir den Charakter eiues Spallenthales von granenerregender liefe lind ^teil heit der Wände ailnimmt, um schließlich iu völlig un wcgsamer Gegend die hohen .Üetten der Westcordilleren .^ll dlirchbrechen. Genan ebenso fließt der Quell ström des Rio Mira neben den Wallgebirgen der Provinz Imbabura. ^st es nwhl möglich, für das Daseiu eiiler großeu Druckspalte mehr seiche»! bei einander zu finden, als wir hier bei den ;usammenhäugenden Vor- ! wällen der Westcordillere inilerhalb zweier Provinzen antreffen? Aber auch das alte Riobmnba wurde > durch die .llatastropbe von 17!>7 so gänzlich zerstört, weil es hart neben dem östlichen Fuße eines gleichen Vorwalles der Westcordillere lag. Warum hat die tiefe Gegend au dieser östlichen Abdachuug der Wallgebirge von deu Erdbeben mehr zu leideu als alles höhere Vaud, welches zunächst im Westen liegt und uou der aufstoßeudeu Kraft unmittelbar getroffen wird? Als Gruud ergibt sich eiu doppelter: jeucs uicdnge Gebiet bleibt eben von der Hebung verfchout uub ist wegeu seiner geriugen Höhe über den Ansgangsssächc-n der Stöße zum Widerstände minder befähigt. Wird das hohe Vand lieben den Schuttwällm plötzlich aufwärts gefchuellt, so geht dort in Bezug auf die erschütternde Wirkung von der 232 arbeitenden Kraft so viel verloren, als die Hebniig jener ! schweren Misse für sich verlangt. Das tiefe Vand der andern Seite hingeben nmuilt zniiächst beinahe die , ssleiche Erschütterungsgröße in sich auf und empfängt ! anßcrdem noch den gcnizen Stoß, welchen das plötzliche Steigen der Nachbargegend bei der seitlichen Klemmung verursacht, ^iestr ansehnlich veriuehrteil .Nraft setzt eo »nil noch eine geringere Masse als Widerstand entgegen, nnd so muß es wohl stärker erschüttert n>erden. Anch lösen sich, während die benachbarten dicken Erd-massen steigen, seine obersten Schichten von den tiefern neben der Drnckspalte ab, nm fnr einen Augenblick mit in die .höhe zu gehen und daranf ebcuso schnell in zcrtrümlncrtem Zustande ntederzilsiiiken. Ein Gleiches leiden die Schichten des sich hebenden dicken Bodens nicht. Endlich ist neben der Drnckspalte die horizontale Pressung ihrer (^röße nach beiderseits gleich, trifft aber iin niedern Vande des Ostens auf geringere Standfestigkeit, weßhall) sie dasselbe mehr in Unord-nuug bringt. Auch im Erdbebeucentrum kamen die verhängnißvollen Stöße nicht geraden Weges ans der Tiefe herauf, sondern waren etwas schief geneigt. Denn es verschwanden selbst die breitesten Straßen unter dem Schutt der meist einstöckigeu Hänser. Auf dem Markt von Otavalo fand man sogar die schweren Steine der Brunnenfasfung bin ans zehn nnd zwanzig Schrittr weggeschlendert. Wenn die Meereswogen ans dem Vereich der tiefen See in das flache Wasser gerathen, welches die Ufer des festen Vaudeo umsänmt, dauu hebeu sie sich unregelmäßig zu größererHöhe empor nnd bilden schamw sprühend einen gefährlichen Brandnngyrand längs dem Gestade. Nicht anders verhalten sich die Erschütternngs-wellen der starreit aber elastischen Erdrinde, ivo sie ans gehäuften Massen iu niedere übergehe». Alls der Hochebene Ecuador^ bildet deßhalb das tiefere (Gebiet neben den vulkanischen Wallgebirgen der Wrstcordillere gleichsam den Brandungsrand, n>o die ans dem gehobenen Vande anslretendeu Erdwogen sich höher uud wilder thürme». Kei» Seemann legt sein Schiff mitten in der Brandling oor Auker, er sucht eine geschützte Bucht oder kreuzt draußen im tiefen Wasser. Aber die Bewohner der Auden traf das böse »beschick, daß sie ihre wichligere» Städte ineisl über dem gefährlich sten Bode»» gegründet haben, Eotacachi, Otaualo und Atnntaqui, dicht neben dem östlichen ^uße des Wall' gebirgeS iil der Provinz Imbabura, siild von den hoch' gehende» Erdwogen völlig verschlnngen n'mdeil; sie haben sich an Stellen gewagt, wo die Erdbrandnng mit unüberwindlicher straft frisch ans der Tiefe hervor- schießt. Sicherer war schon durch seine Vage Ibarra, weil die verhängnisvolle Druckspalte iu größerer Ferne vorüberzieht. Noch besser entkam dem Untergänge das nahe Earauqui, weil es auf drin hohen Boden der Ostcordillere errichtet ist. Mit Niobamba sind nach der Katastrophe von l?!>7 die spärlichen Neste seiner damaligen Bewohner weiter gen Ost gezogen, nnd wir wollen hoffen, daß sie dort in eine sichere Bucht sich hineingeflüchtet haben. Veider bietet die Nähe der Ostcordillere vielleicht nnr vorübergehend Schntz. Wenn die Verdrückung der ^rdriudc in der Westeordillere auf größere Widerstände trifft, scheint sie die Ost-eordillere ebenso stückweise ;u ergreifen; woher sonst deren Vnlkane^ Onilo hat gleichsam in offener See beigelegt, aber au gewagter Stelle, zu nahe am Brandnugsgürtel der stürmisch aufschießenden Od. wogen; denn es steht unferu der Druckspalte auf dem gehobruen Plateau des wauderndeu Schubkeiles inner halb des Wallgebirges, welches den Pichincha einseitig umfaßt. Eine lange Orfahrnng mag den Urrinwohnerii die Vage von Oniw als eine minder gefährliche bezeichnet haben, nud iu der That ist seit den feiten der C»on qnista die Hauptstadt wohl oft und schwer erschüttert, aber nic Don gänzlichem Einstnrz betroffen worden. Die Nachkömmlinge der Eroberer haben glücklicher weise nicht Ursache gefunden, die Vage der Stadt zu verändern, doch sollten sie noch bei ihreu Banteu auf die furchtbaren uud häufigen ^rschütternngen Rücksicht nehmen uud namentlich, nach der Sitte der IneaS, überhanut keine geschlossenen Städte ans Siegel uud Stein errichten. Wie schön würde zur Hochebem' von Ecuador jene villeuartige Sladlanlage passen, ivie ich sie iin größern Theil oou Kingston gesehen habe, jedes Hans nmrmgt von einem schattigen (Zarten! Eine Bauweise, die anderwärts aus Vurus befolgt wird, möge in Ecuador zwiugende Noth zur Auf nähme briugeu! Uud hierbei wäre der Schweizer Holzsti l nicht bloß derjenige, welcher dein Eharakter der Vandschaft am besten enlspricht, sonder» er würde auch mehr als alles Übrige die Bewohner vor de» ,>o1ge» der Erdbeben schütze», so daß ihrer ta»m einer statt hlindert den große» Katastrophen des Vandes z»nn Opfer fiele! ^etzt aber wird es .^eit, diefcs schwierige Thema von den nnterirdischen Kräften einstweilen ruhe» ;u lassen, daniit wir uns mit besondern Eigenheilen der Hochebene bekannt machen. Querst ist dieselbe dnrch eine regelmäßige Oue rsp a l tu n g in ei»e ^ieihe be-weglicher Scholle» oder ^iiesrnblöcke zerschnillen »nd Quito. 2. Aufl. 233 30 Ein Meilen Vängrnerstrecknng begegnet man den Anzeichei, einer solchen Spaltung ersten oder zweiten Nange5. Bisweilen änsiert sie sich nnr dnrch eine sanfte ^odeimnschmellnnss oder eine niedere Hohent'ette, welche uon der einen Cordillere Men die andere sich etwas vorschiebt oder wol,l anch beide an einer schmalen Stelle verbindet, ^in letztern ,^all entsteht ein Qner joch, i>^ndo oder Knoten genannt. So zwischen dem Ilini^n nnd (>otopaxi der bis in die Pinmno-Negion sich erhebende Tilipnllo (Tinpnljo). An andern Stellen findet man über der Qner-spalte einzelne ^enerbrrsse, deren Krater noch wohl zn erkennen sind und die 200 —«W Äirtev nber die Fläche der Hochebene isolirt emporragen. Aber die Vnlkane der Hochebene liaben sich anch zn Verqkolossen von so gewaltiger l^röße ansgewachsen ^ daß sie den übrigen Niescngipfeln der Anden völlig ebenbürtig zur Seite stehen. Unter ihnen beweisen der Mnmmagni, Paso-choa (Passotsch<''a) nnd Sincholagna (Silttscholngna) durch ihre gehäufte Stelluug neben dc»n Ilu«iza, (5ora- Gl«c chucvrada. 235 m» zün und Eotopari, daß »uitteil Mischen Quito und Vatae»»nga der Boden dlirch Vängen- und Qnerspaltuilg in nnsäglichc Niiordining gerathen ist. Ähnliche Be-dentunss gewinnt der Nudo des Ig»»alata zwischen deul Ehimborazo nnd Altar. Wcr ferner von Rio-baulba nach dein südlicheren Enenea reisen will, n»uß uothgedruugeu die langen und öden Päramoo des Nzuay durchirre»» und in die Schuergefilde dieses qncr über die Hochebeue lii>»geftreckle»» (Gebirges aufsteigen, nnd erst wenn er dir Höhe von ^44'> Meter il<»4 steter mehr alo am ^himborazo» erreicht hat, ist e>) ihm uer gönnt, die nächste Proving z»» betreten. Wo findet man in den Alpen dergleichen ^ebirgojochc? ,vaft ebenso schlimm bestellt ze»gt sich das Tcrraiil nördlich uon Quito, wo der Mojanda dic ganze Breite der Hochebeue eiuuimmt, und zum Unglück lagert sich nach dicht oor den ^uß deo nieit gest reckten Bnltanrücke»»^ die furcht bar jähe Thalschlucht dec, Nio ^uallabamba (oder Es-mrralda^): der weisende »uuß auo dem Niveau der -'l-ülO Bieter hohen Hochebeue gurrst längs steilen Wänden ! 000 Bieter abwärts steigen, un» hiera»lf an ebenso schroffen Berggelände»! ganze 2^l00 vieler lunanfzn-klimmen. Diese '^tudoü biete»» als» keine erfreillichen Alls-sichte»», »veuli mm» den Ban von regelrechten Straßen oder gar vou C>isenbahuen versuchen will. freilich silld sic meistens a>» der ei>»en ^eite durch eine Schlucht unterbrochen; allei»! wer die ^.eylla vermeiden will, verfällt der ^harybdio: diese ^liälrr sind noch u'enigcr praktikabel. Denn während die Hochebenen von aller Welt durch die beiden Cordillereu u>»d die darauf folgeudeu Nriväldrr abgesch»»ittei» sind, ist auch die Verbiuduug ihrer einzelnen Theile unter einander durch die Thaler, Schlnchten oder Ouebradas (spr. .^ebradas) wesentlich gelieimnt. Bei urr1,älti»ist»täßig geriuger Breite besitzen dieselben eine wahrhaft entsetzenerregende, Tiefe nild Steilheit der Wände. Mitten in flacher legend, wo man eine jähe Nntrrbrechnng des horizontalen Bodens durchaus uicht uermutheu würde, steht der Ncisrude plötzlich vor diese»» n»eilenla»»gen Erdspalten, a»lf deren Boden er nicht hiuabzuschaueu lvagt. Besonders hälifig findet er die OuebradaQ an den Abhängen der grosieu Berge ^ u»»d iu der ganzen (Mne ostivärts uon Quito, ^iauchinal wird wohl ein Erdbeben zu ihrer ersten Entstehung Anlas^ gegebeil haben; allein dicfe sowohl als die weitere Ausbildung lassen sich durch die langsame ' Muster von Qucbnidns, welche Bergssclände zerschnitten haben, zeigt unsere Ansicht oom Quilotoa, S. 193. Thätigkeit des darin strmucuden Wassers vollständig erklären. Das Erdreich, iu welchcI die Qucbradas sich eingegrabcn, besteht ans ienem fei»»cn Aschc>lstm»b, den die Bnltane aliswerfen u»»d der, weun er in eoin-pacten u»»d ziemlich erhärteten Maffcll auftritt, mit dein Namen „uulk'anischer !uff" bezeichnet »vird; bis in die größten Tiefen hinab entdeckt man in ihn» zn-weileu auch nicht den kleinsten Stein. Die tosenden Wasserlänfr senken sich in den Gruud ohuc Mi'lhe hiuab, indeiu sie seiu fei»»es Material mit sich fort-schleppe»»; aber der ^usammelchang der seitlich stehen-den Tuffe ist bedeutend genng, daß diese uor Einsturz gesichert als lothrechte Wände sich aufrechl erhalten. Nur bei nngewöhulichen Tiefen bilden fich Böschuilgeu mit geneigten flächen, die aber stets eine auouehmeude Steilheit befitze»». Au den Abdachungen deo Pichiucha fiudet mau Gelegenheit, deu schilelleu ,vortfchritt dw Aus»uafchu»»gsprozrffeS in alle»» seinen Enlwickelnngs-sladien ^t beobachte»». Die großen Schluchten der Ebene reichen 200 ,!W Meter hinab, und nnr an besonders güustigeu Stelle»» führt ein kühner, oielfach gewuildeilcr Pfad in die Tiefe. Dic wasserreichen und ungestümen ^lüfsr, welche die Hochebene dnrch ziehen, um später die eiue oder die andere Eordillere zu durchbreche»», habe»» ihr Bett erstaunlich tief gegraben. Der Nio ^uallabamba, oou drin ich foebrn gesprochen, rauscht nördlich von Quito iu eiuein schluchtcnartigeu Thal uon «00 lOOO Meter Tiefe, und bei all' seiner stürmischen Hast, mit der er seiue auf den engsten ^iauin zusammengedrängten l^ewäfser forttreibt, ist es ihm doch noch nicht gelungen, da^, nnterc Ende de5 gewaltigen Tuffplatcau z»l erreichen, welches den Boden der Hochebene auymacht. Die Qncbraday und ^lndos uernrsacheu große Schwicrigteite»» für dei» Berkehr a»»f der Hochebene selbst. Wie gelangt man aus ihr Hiuau5 ii» die übrigeu Theile des Maudes? Die sa»»ft auf- und abwärts-führcnden Joche der Qstcordillereu, welche den Ei»»-gang bilden znn» ioafserreicheu Gebiet deo Amazonen-! stroms, tragcu die Physioguomie ei»»er fortliuifeudeil Kette tiefer Sümpfe, iu welche die Pferde durch die leichte Moordecke breche»», um darin fammt dem Reiter zu verschwinden. Wer in die Missionen der genannten liegend will, muß de» ganzen Weg zu ^uß zlirück-legcu; n»» besouders gefährlichen Stelle»», ai» de»»cn es durchaus uicht fehlt, uimmt ihu »vohl auch ein stätll-migcr, fast nackter I»»dio a»»f den Mckeu. (^roße Berlrgeuheitei» bereiten die M'lfse, vor denen man beim Mangel jeder Art Brücken »licht selten Tage und Wochen unthätig liegen bleiben muß, bis die falleu- 23tt den Gewässer den Übergang gestatten. Ich weiß oil« Beispiel, lvo in der jüngsten .^eit einr ans ,!'» Mann bestehende Reisegesellschaft zwischen hochangefchnwllenen Flüssen vierzehn Tage lang ausharren mußte uild mit genauer Noth dein Hnngertode entrann. Aber nach Ostcn hin wandert auch Niemand, außer einigen Missionären uud einzelnen wißbegierigen Reisenden; die, Verbindung mit der civilifirtel» Welt wird durch die Westcordillerc vermiltelt. In dieser finden sich die sümpfe nicht, auch veranlassen ihre östlichen Gehänge kein mühsames Steigen; allein die erste Senknng ans der Seite des Stillen Oceans führt !5>0<) 2<»W Meter ans änderst steileit nnd gewundenen Pfaden hinab, nnd dabei ist das Terrain durch lothrechte Bergwände nnd enge Schlnchten so sehr zerklüftet, daß in den meisten Fällen vom Bau einer kunstgerechten Fahrstraße gar nicht die Rede sein sann. Man muß sich vorerst mit der Anlage be quemer Reitwege begnügen, denen es als guthat an romantischen nnd schwindelbcreitmdm Scenen nicht fehlt. Ich kenne nichts Interessanteres der Art als den nenen Reitweg, welcher zwischen den alten Vulkanen Atacazo und Eorazün, fünf Meilen südlich von Quito, die Hochebene verlaßt und über einen sanft geneigten Päramo die Westcord ill ere in der Höhe von nur !i476 Sabaneta vollendet, oerfolgl aber, um aus den ('ordillcrrn zn kommen, ein anderes Seitenthal, als wir ans nnsrrer Reise brnntzt habrn. Sonst gibt es keine Bcrgiochr mehr, welche znr westlichen Ebene hinabführen könnten, außer jenein fern im Süden bei Eurnca, höher nnd rauher als das vom Ehim borazo. Die drei einzigen Flußthälrr, welche die West-cordillere durchbrechen, zeichnen sich dnrch ihre schroffe Begrenzung noch mehr ans, als der Rand des Gebirges an seinen Pässen: enge, himmelhohe Schlnchten sind es, mit steilen Wänden, scharf vorspringenden Fels-ccken nnd zahlreichen, qner einmündenden Quebradas. Gleichwohl ist das Tl,al des Rio Mgnachi lIagna-tschi), U) Meilen südlich vom Chimborazo, znr Anlage einer V.ocomotiv-Eisenbahn anserwahlt worden, den» nur vermittelst eines solchen Thales ließ sich die sanftere Steigung gewinnen. Ein Theil der Bahn, unten in der Ebene des feuchten Urwaldes, ist schon vollendet, nnd ist einmal anch die, Corditterc überwunden, so wird diese Schienrnstraße wegen der ^tühuheit ihrer Anlage über jäh abfallenden Felswänden, wegen der scharfen Krümmung ihrer Eurven nnd wegen ihrer langen und hohen Steignng sich auszeichnen. Wo hat das Dampfroß in Europa Höhen von 2ttW Meter zu erklettern, nnd dieß auf Strecken von sehr wenigen Meilen? So etwas kommt nnr in den Eordillercn vor, nnd bald werden nnr hier in Ecnador ein Seiten-stück zu der berühmten peruanischen Bahn besitzen, 29? welche Vima init <7r»»a verl'indet und an schwmdel-dereiteiwen Scenen keinen ^i'angel leidet. Auch eine zweite ('n Wäldcr dl,'r Pvoviüzrn '.Vinnabi ilild Pichincha dic tüv^stl' ^crbindling zwischen der See und der Hauptstadt des Landes herstellt, lcidcv indrn lwv der zähen Steife ^n endigen Hut, die ani <^l.irazN!> Mctcr übcr Mccr. Diigcgc» licgl da§ Dorf Mocha :i2«4, dic Hncicnda l^mquipoyo :il!00, und dic bcrnhmtc Hncicnda dcr. 'Antisana 4075 Mctcr hoch. Alle ^isfcrmia.nl'cn hier und in, Tcrt find nach !>,'. Stübci n»d ^cciß. 23» bar, denn die ^onnr gelit strls nm >immrl noch lancer rrlrnchlrl blribt. ^st niln dir ^.onur iin wcitrn Bossen irilsrit'^ drr ^ordillrrr bi'I in die fernr See hinabl^esuiltrn und dir eiqeuUichr Dämmernnst l'reudrt, so rrblictt mau am Firmament eine Helligkeit, die man nicht sogleich uon der I'ämmrrnüsi unterscheidet: ich meinr das Zodiakallicht, ein über drin westlichen Horizont ano^rbrritrtrr ^chrin, drr das lmtrnMan^me Ta^rs^rstirn ^llm '.Vlittelplinkt hat und in elliptischer Form bin hoch in da^ azurne ^lau deo Himmeln Gewölbes l)i)lanfstrigt. Der Wechsel uon Sommrr und ^inirr frhlt also iiil ^rei')lauf deo ^adrro; dafür brsitzt jrder !ag seinen Sommer und Winter, ^ch luill damit sa^en, daß die Hil)r des Bodrn^ ^nr Mitlasss^rit iit dieser dnnnril und tlarrn Vuft sel>r grof^ ivrrdrn kann, und daß nmssrtrln't n>äl>rr>ld drr Nacht dirse Wärme eden so schnell iu deu dlanen Hiinmel^raum aliostrahlt. .^u Ouito sieht man gewöhnlich in den Ncorgen^ stunden das Üiermometrr auf 2 — 4 Grad herab-ssrsnnteu, ja im Freien bildet sich mauchmal ^^rif uitd rs rrfrieren die Feldfrüchtr, selbst noch in Gegendrii, die nilr ^-''»x» '.v(eler über dem Meere liegen. ?ie Pflanzenwelt mns^ folglich rinr brsondrre <^e schictlichfeil besitzen, n»t diesen ungewöhnlichen Wärme m'rdälmissrn sich an;npassrn. Drr jährlichr Te>npe-ratnriuechsrl besteht uichl, u.>rs;halb dir ruropäischrn Väumr nicht wissrn, >r>ann sir iliren Frnliling ^n feiern ,lnd il,re Säfte ;n treiben nabe»- sie wuchern dnrch das gan^e ^ahr uud uern.»ildern. (>inigrr»laßen komnü ihueu dir dreimonatliche trockene .^eil (Juli, August uud September) ^n Hilfe, die wrgrn der spärlichrr fließenden Säfte für sie ^n einrr Art Winter wnd! die daraus folgrndr ))irgrn^rit, ivrlchr mit griualtigen Gnsseu beginnt, stellt ihnen den Frühling, Sommer und Herbst oor. Schwerer noch wird r« manchen Gewächsen, die täglichen ^,chwaukungen der Wärme iu den hochliegeuden Gegenden anschalten. Doch gedrilieil dir enropäischrn Gemüse- und Grtrridr-sorten gau; uo^nglich in den ^iegionen ;nüschen 2tüstr eine dreiinalige Jahres rrute gibt, bedarf er au den Abdachungen des Pichincha oberhalb Qnito zu sriiler vollen Gnlunckluilg l-l bis 14 Monate, ^ir Kartoffel ist ebenfalls m Süd-amrrika ?,u Haufr, und uüc es scheint, hat man die .'MM :z2M Meter hohen Gegenden der Ostcordilleren bei Qnito alo ihr eigentliches Hrimathland ^n betrachten; überall findet man sie dort wildwachsend, sogar zwischen den bäumen des Waldes, an ^rteu, nw mau sie uiemals angepflanzt hat. Auch eine Menge andrrrr Knollrngrn'ächsr liefern eine der Kartoffel ähnliche Nahrung; leider wird mau sie in Guropa nie heimisch machen, denn sie erfordern ein gleichmäßig warmes Klima, wie es die tiefern Theile der Hochebene oder die westlichen Absentnngrn des Gebirges darbieten. Das italienische Obst grdriht uom Mrere angefangen bis zu Höhen von fast 2!M1 Meter recht gnt; dagegen fristet das deutsche eine beschränkte und traurige ^risten^; nnr spärlich wird e5 auf der Hochebene gebogen und ist dort uon herbem Geschmack. Alle Apfel, und ^irnbänme sind verwildert und fast ^n Stränchern geworden, indem sie von drr Wnrzrl an längs dem Stamm viele uumche Zweige liervor-senden. Sie besonders scheinen nicht recht ;n wissen, wann die Heit zum Treiben gewmmrn nnd wann sie die Früchte zn reifen haben. Fndessrn möchte ich nicht behanptrn, daß dir Hncht der ^bstbänme oder dir des Wemstockeo unmöglich sei, denn e^ erwarten ja die ^inuiohner der tropischen ^one Alles von der Thätige teit der lirben nnd güngeu Natnr; lua') ^orge, Arbeit, Ordnn,>g verlangt, ist ihnen ;n lästig nnd mnß verkümmern. Gin drnlscher (Gärtner, ivelcher einer ranhen nnd eigensinnigen ^iatnr ihre Früchte dnrch plinst nnd l^rdnld abylringen versteht, dürfte vielleicht auf dem Andrngebirge ein recht gntrs Obst erzielen. Drr Mangrl drs deutschen Obstrs nnrd nnr theilweise durch inländische Früchte ersetzt, dir ;war in 240 ungeheuern Mengen und vielen Arten vorkommen, jedoch einen gänzlich verschiedenen Charakter und, wie mir scheint, lange nicht die gleichen Vorzüge besitzen. Eine sehr nützliche frucht ist die Bauaue; augenehm ist auch die (breitel. Aber auch dann scheint, von einem höhern Standpunkt betrachtet, die Vandschaft wie todt: es maugelt ihr der Wechsel der ,^arbe, der Mensch mit seinen Schöpfungen des Fleißes nnd end lich der Wald mit feineu pilloreykeu (''ontom'en uud seiuenl schattenreichen, labeudeu Grün. Trotz der vielen und heftigen Regengnsse darf man die Atmosphäre der Hochebene eine sehr trockene nennen. Quiio, 2. A»fl. 241 MlütNcn uud truckle der Haffeestaut»«'. 31 Die riesigeil Gipfel der Anden dienen als Conden-fatoren, an welchen die von den beiden Oceanen kommende Feuchtigkeit in ^orm von Megeu uild Schnee sich niederschlägt, das zivischenliegeude uieite Thal spärlicher besuchend oder darüber sich anflösend in unsicht baren Dampf. Die kräftige Verdunstung, welche zn feiten den Saft ans den Blattern der Canine zieht, wird mit Recht als Hauptgrund des seltenen Baum Wuchses betrachtet. Aber allein genommen scheint dieser Umstand keine volle Erklärung zu geben; denn die beiden ändern Abdachungen der Kordilleren, die nnten nnt dein herrlichsten Urwald bestanden sind, lassen trotz ihrer großen und das ganze Jahr hindurch aw danernden ,venchtigkeit den ^aunnuuch^ nur nm ^eniqeo höher hinailf ?,nr ^'ntnnctlnilg gelangen, ja die obern (^ren^en dec, Waldes liegen anch dort nm ein Bedeutendem niedriger alo selbst in dein uiel nördlicheren Mejico. Das Nichtgedeihen des Waldes in der ge sannnteu Kernzone der Anden hat somit noch Ursachen, die vom Mangel a» ^enchtigleit verschieden sind. ^werglmfl wachsenden Bmimen begegnet man hier nnd dort iveit oberbalb dec, Hochwaldec, nxd selbst des Eintels niedrigen Buschwerw), welcher die Pnrainos nmsänmt; »varnin bleiben ihre, Stannne anch in der feuchten Atmosphäre des Westens so klein nnd warum erfüllen sie nicht den ganzen Nanm zwischen sich und dem Hochwald? In allen Weltgegenden sind die <^e birgr Ansbildnngsstäilen der (^emitter, nn'il sie, von der Sonne bestrahlt und von den sich verdichtenden Wasserdünsten geheizt, viel mehr Wärme besten, als ihrer einfachen Meereshöhe entspricht. Steigende trockene ^uft uerliert je 1" (.'. Wärme für je 100 Meter Erhebung. Darnach sollte Onito, weil es 2^5,0 Meter iider deni Äl'eere liegt, um ^tt^ l>'rad tnhler sein als Guayaquil. Ader sei,ie mittlere Temperatur beträgt 1^"C. nnd die vou Cwayaqnil .i()" ('., so daß es nnr 14" Wärme durch seine hohe,^agc eingebüßt l,al. Hierails ergibt sich, daß die Gebirgsluft wie ein leichter gasgefüllter Ballon zwischen der übrigen Vnft schwebt, wouon sie mnriugt wird, nnd in ^olge dieser Steigkraft hebt sie sich wirtlich empor, sobald auch die Vnsl der tieferen legenden gehörig erwärmt worden ist nnd gleichfalls empordrängt, nm sie zn ersetzen. Gn einzelner hoher Berg dient als ausge zeichnctcr Ventilator für die ganze d'l'ene, ivorailf er steht, als ein Saugapparat, der von fernher die er-hinten Luftschichten des tiefen Flachlandes an sich zieht und die mit ihnen zuströmenden Wnsserdämpfe zu Wolken verdichtet. Die nämliche Rolle spielt im großen Haushalte der Natur ieder erwärmte Kontinent in Bezng anf das ^ieer, jedes Kettengebirge in Bezng alif den (iontineut nud scde einzelne Bergknppe gegenüber dem Kettengebirge, worüber sie noch böher empor ragt. Wie sebr müssen also nnter der Wirknng der ^ropensonne die Vulkane Ecuador's ihre luftsaugende Kraft bethätigen! Als spitze Kegel ragen sie isolirt vom Wcssclalio« auf der Kochevenc. 242 breiten Nucken der mächtigen Eordillere ill noch viel luftigere Regionen hinauf, indem sie durch nackte, am Tage überhitzte Hochflächen von einander getrennt werden, nach der Außenseite des Gebirges aber tief eingeschnittenc Thäler bis zn Ebenen niit tropischen! Klnna hinnuterseuden. Die ringsum in blasse erwärmte Luft drückt folglich von allen keilen gegen sie e>npor und inacht sie zum .^iern uou Eyklonen, zum Atittclpnnkt jener rasenden Wirbelstürme, welche mit fast täglicher Wiederkehr eine beispiellose Gewalt ausüben und das Leben der Reisenden beim Übergänge über die Hochpässe iu der Dichtigkeit des Nebels nnd Schneegestöber« nicht selten gefährden. Die Gewalt dieser häufigen Orkane nmß nun anf ausgedehnten Flächen die Entstehnng des Waldes verhindern und auch bewirken, daß die wenigen aufsprossenden Bäume sich mit einem niedrigen, knorrigen Wuchs begnügen. Dieß aber gilt nur für die P/uamo-Gegenden, nicht für die Hochcbeue selbst, welche von stürmen viel weniger zn leiden hat. Von ebenso nachtheiligcm Einfluß mag der Gegensatz der Temveratnr sein, welchen die Püramos bei Tag und bei Nacht anzuhalten haben. Die empfindlichste Kälte wechselt mit brennender Hilzc nnd hat das Erfrieren der zartenknospen znrFolge, erstickt somit den Keim der höheren Vegetation, deren Natur zur Ertragnng so jäher Übergänge der Lnftwärme nicht geeignet ist. Allein noch ein anderer Grund, der hiermit zusammenhängt, mag uns die spärliche Verbreitnng des Waldes sowohl iu der Päramo-Gegend als anf der Hochebene erklären. Nur dort kauu der Wald bestehen, wo seine Bäume die Fähigkeit besitzen, die niedern Vegetationsformen znrückzndrängen. Das scheint innerhalb der Tropen nur in den tiefern Regionen der Ml 5N sein. Überall wuchert ill üppigster Fülle das Gestrüpp; aber dir herrlichen Stämme des tief und feucht liegenden, warme» Urwaldes, in ihrer zarten Jugend zunächst auf Schulz nnd Schatteil angewiesen, sind mit dein Vermögen begabt, dnrch die niedere Pflanzenwelt sich hindurcharbeiten zu können. Es mag das wohl znm Theil daher rühren, daß die vorderen Sprossen der Hauptäste nie durch Frost verkümmern oder durch Wärmemangel in ihrer schnellen Entwickelung gehemmt werden. Steigt man von Westen kommend, die waldreichen Thäler der Kordilleren hinan, so wird man mit Überraschnng wahrnehmen, daß nicht allem die Arten der Bänme, sondern anch ihre Individuen minder zahlreich auftreten, während die niedrige Vegetation nicht weniger dicht nnd un dnrchdringlich bleibt. Der Püramo-Wald, d. h. der obere Saum des großen, ununterbrochenen Waldes, erfchcint mit seinen wenigen Bänmen ebenso undurchdringlich wie der unterste Tropenwald, denn auch in ihm zeigt sich das niedere Gebüsch unsäglich verivachsen. Diese Auffassung, bernhend auf eiuer verschiedenen Entwickelungstüchtigkeit niederer und höherer Holzgewächse, findet ihre Bestätigung in einer Erscheinung, welche man alle Tage anf den Püramos selbst beobachten kann. Beim Anblick der endlos gedehnten Grasflächen dürfte man zur Meinung verleitet werden, als sei diese Grasvegrtation die den Püramos cigenthüm liehe. Das ist in der That nicht der Fall, sondern die Frucht menschlichen Fleißes und verschiedener Vegetationskräftigkeit. Häufig sieht mau, wie über den Hochgebirgen ausgedehnte Rauchwolken anfsteigen, die sich meilenweit dnrch die Atmosphäre verbreiten, gleich als sende ein entzündeter Vulkan seineu Aschenregen über das Land. Diese Brände bezeichnen den gewaltsamen Wechsel zweier verschiedener Vegetationsformen, die Einführung des Pm-amo-Grases an Stelle des den Boden überwnchernden nutzlosen Gestrüppcs von holziger Beschaffenheit. Iedeomal, wenn der wißbegierige Reisende den Weidebezirk der Haeiende» verläßt und in jene, fernen Gegenden eindringt, bin zn welchen die halbwilden Hirten mit ihren Rinderheerden nicht gelangen, begegnet er undnrchdringlichem Gestrüppe von dorniger Structur, nnd nicht anders als mit dem Beil oder dem großen Hiebmessrr sMachcta) bewaffnet vermag die ihn begleitende Mannschaft einen Weg zn eröffnen. Wollen die Hirten ihren Weideplätzen eine weitere Anndelnning verschaffen, so fünden sie diese kleine Welt nutzloser Holzpslanzen an, uud das Püramo-Gras sproßt in gieriger Weise allenthalben von selbst empor; die große Menge des durch die Luft weitcrge-tragenen Samens findet den Boden vorbereitet und den Gegner vernichtet, welcher dnrch wiederholte Brände vollständig ausgetilgt wird. In dieser Weise haben dnrch Mitwirkung des Menschen die Püramos ihre beutige Gestalt gewonnen, welche, so traurig sie ist, doch eiue noch traurigere verdrängt hat, und eine Grassorte, welche zahlreiche Viehheerdrn uährt, herrscht unnmehr dort vor, wo das Erdreich gar keinen Nutzen brachte. Werden aber die Pnramos mehrere Jahre hindurch nicht verbrannt, so bemächtigt sich das kräftigere Gestrüppe abermals des Bodens nnd der alte Natur-zustaud kehrt wieder zurück. Alle diefe Gründe, die hänfigen nnd gewaltsamen Stürme, die nächtliche Ställe, die größere Entwicklnngs-fähigtcit der niedern Holzgewächse, beweisen zur Genüge, 248 »1» daß der Wald ill den höheren Koncil des Andeitgebirges nur unter besonders gnilstigeil Uliiständen sich freiwillig entwickeln kann, und daß selbst eine künst-lichc Waldanlage wenig Vohn in Ansicht zn stellen verinag. ^>anz anders verhält es sich wohl mit gepflegten Waldnngen auf der Hochebene selbst. Die Orkane tresseli sie nicht lnehr, und in den nächtlichen Stunden sintt das Thermometer nur auf beschränkten (Gebieten unter Null. Aber die uiedcre Holzvrgetation ist ailch auf der Hochebene von der Natur zum Hero schen bestimmt. Ihr begegnet man längs den steilen Böschungen der Quebradas nnd sonst überall, wo der Mensch nicht hingelangt oder nicht hingelangen will, und sie gedeiht in solcher Üppigkeit, das^ man nie einen Baum ans ihr emporsteigen sieht. Wenn man aber auf den Äckern Mais nnd Weiden pflanze» kann, obne das; ein wildes Gestrüpp es wagen darf, ihnen den Bode,» nnd die Nalirnng streitig zu machen, warnm foll inan nicht ebenso gut dru Bäunlen das Gedeihen sichern könnend An ,venchtigkeit fehlt es thatsächlich nicht, nnd felsiger Boden ist nirgends vorhanden, son dern nnr der fruchtbare vulkauische Tllff, ohne einen Stein bis auf viele l,n>ldert Meter Tiefe, Gin tiinst licher Wald ist meines Trachtens anf der Hochebene beinahe überall möglich; aber er will gepflegt sein, wie in andern Vändern, und am wenigsten darf man ihn mit Stumpf nnd Stiel ausrotten, wenn er einmal vorhanden ist. Ich fehe, daß anf den freien Plätzen von Quito nnd in vielen (Bärten der Umgegend die Bäume, trotz der angeblicheil Trockenheit der ^ufl, recht gut und in beträchtlicher Menge gedeihen. Auch erwählt man von verschiedenen Wäldern, die bis in die neueste ^eii hinein nahe bei der Hauptstadt br standen baben. Wenn die Bewohner der Hochebene die schölle Sitte sich aneigneu möchte», Wald an;u pstauM, wo sollst nichts gedeiht, sie würde» ans der selben eiue der herrlichsten Gegendeil der Grde machen nnd sich ciue neue ^undgrnbe des Wohlstandes und Neichthums eroffneil, die reichlichere Ausbellte liefert, als Minen von Gold nnd Silber; auch besäßen sie ein Banmaterial, das sie wirtsamer vor Erdbeben schützte, als die dicken Mauern von siegeln lind Grde. Der Holzmaiigel dürfte also bei einigem ,Vl"ß sich beseitigen lassen, odne daß dadllrch der Mais- nnd ("etreideenllnr im Mindestell geschadet wird, die übrigens bei rationeller Wirthschaft leicht das Drei-bis Sechsfache ergeben könnte. Denn der Ackerban ist selbst anf der Hochebene noch ein sehr primitiver. Anch denkt keiner der reicheil Besitzer daran, seine Güter durch fahrbare Wege einträglicher ^u machen, so daß gcgrnwärtia, der Trausport der ^eldfrüchtc bis in das Haus allein schon die zehnfachen dosten verursacht. Weuu ich durch die Hochebene wandere von Ort zu Ort, lind sehe, wie nachlässig der Anbau des Bodens betrieben wird uud wie selbst iu der Nähe der Hauptstadt höchst selten ein Mensch auf dem Acker beschäftigt ist, so erkläre ich mir die Berarmuug so vieler vornehmen Familien. Vesser als die Nachkömmlinge der (''onqnistadores verstehen es die freien Indier, den Ackerbail ^n betreiben; denn die wenigen Felder, welche ihre niedrigen Strohhütteu umgeben, stehen blühend wie Gärten nnd wohlgeordnet da. Die Hochebene besitzt große Vorzüge, ja sie ließe sich in eine Art Paradies umwandeln, wenu der Mensch nnr wollte; was bedeutet nicht scholl diese ewig gleiche Jahrestemperatur! Bei alledem bleibt sie jedoch ihrer Natur nach ein armer Theil des gesammten Vandrs. Was ist ihre Prodnetionsfähigkeit, verglichen mit der^ jenigen der Provinzen Guayaquil, de los Nios, Manabi, Gomeraldas lind anch des ganzen Ostens? Wenn die Nepnblik Eeuador ,;n dem Ausehen gelaugeu will, lvo^ii der Reichthum ihrer uatnrlichen Boden-crzengnisie sie mehr als viele andere Staaten befähigt, so wird sie sich ilnmer mehr der Überzeugung hingeben müssen, die Provinzen des heißen Bandes seien ihre kostbarsten Perle» nnd dort habe sie ihren Schwer pllnkt zn suchen. Dabei ist die ^ahl der Ginwol,ner des Hochlandes gar uicht bedeutend; denn obschon dieses nahezu eine Vänge voll hundert Meilen besitzt, steigt jene wohl ta»m auf eine Millio». Gtwas Gcnaiien's darüber weiß Niemand anzugeben; statistische Tabellen existirell uicht oder verdienen kein ^>er tränen, ^angt ma>i aii, die bellte zu zählen, wie es öfters versncht iviirde, fo lanfeil sie davon, weil sie glanben, es handle sich um ueue Steuern oder lim das Soldaliverden. Selbst in Ouito ivollte der (isl!s nicht gelinge». Alle geographischen Vehrbüchcr »ahmeu alt, diese Stadt enthalte 7« 000-80 000 (Wuvohner, »nd i» der That sieht mau viel Volk auf dcu Straßen uud in deii untern Näumen der Häuser. Mau begauu ueuerlich zu zäbleli ilud fand l<^ 000 Ginivohner; man zählte abermals nnd fand deren 22 000. Beides war offenbar falsch, und weil man nicht anders sich zu hclfcu wußte, so zählte man die Häuser, eine Durchschnittszahl für deren Insassen feststellend, womit mau es anf 40 000 Gimvohner brachte, uud dieß ungefähr wird wohl das Nichtige sein. 244 XV. Zer Goto pari. ^ war werdetIbr meinen, uor 5, lalllrr Episoden kanten >uir auf unserer Reise »licht voran; Mr die Beschreibnng der Hochebene hat nns so n>el»ig lNlfgehalteil, als die (^rzäh ^ lung der .Uatastroplien von ^tiobanlba uxd Ibarra. Un terdesse» haben ivir nämlich auf der schöne» Straße von Riobamba aus bereite cin gutes Stück Weges zurückgelegt lltid Mocha lMolscha') erreicht, (^s ist dich ein ärmliche, Dorf, aber berühmt dilrch die starke Festnng der Schyris, der den Incas vorhergrhrndrli Beherrscher dec, .^öili^veich^, Onilo; selbst die Spanier nnter Aluarado tonnten diese ^clscnburq ,ulr »ach hartem dampfe erobern. ?^ach ;weistündiqer '>iast ginq's ^iachinitta^ö weiter. Vmt5 stand iloch inlnier der stolze Sänieedoni deö (t »Abbildling siehe S. 2l0> Der prachtvolle, sehr steile Xegel ^eigt den lunnderbarsten Gegklisat^ zwischen dem Weiß seiner schneebedeckten Spitze und dem finstern Schwarz seiner untern Felsen. Die Ansbrüche dieses »veuerberges sind wenig betannt, lind da er im lanfenden Jahrhundert teine Spur innerer Erregtheit mehr blicken ließ, so konnte man vermnlhe», das; er schon zn de» erloschenen Vntt'anen geliöre; allein die erste dnrch IN'. Stübel allogefnhrte Brstcignng offenbarte dac» Gegentheil. Ferll vom Gipfel finden sich noch dnrch Dampf »nd l^asfnma rolen crlvärmtc ^elogruppen, nnd ähnliche Dampf quelleu zeigt auch dcr Nordraud des 4tt0 Meter im Durchmesser haltenden lind 75 Äteter liefen Kraters; es ist der kleinste von allen, welche man auf den hohen Gipfeln der Anden getroffen hat. Um 6V2 l!hr Abends zog unsere stattliche Karawane in das hübsch gelegene Ambato ein: ein tiefer ^-elseni'essel, dnrchschnitten von einer mächtigeil Quebrada, geschützt vor den erkältende» Winden, welche von den hohen Schneebergen herbeigrsangt werden. Bo» jetzt an sollten ziemlich anständige >>»tel5 uns beherbergen, und das in Ambalo war ohne Zweifel dao bequemste oou alleil. Aus Onito waren uus sehr liebe Freunde entgegengekommen, die erstell Bekannten nach einer so lailgen Gleise. Unser gnter I>r. (5. wurde als Reise-marschall ganz sachte abgesetzt nnd der größte, Theil nnserer Veiden war vorüber! wir befanden uns ja wieder ill einem cnltiuirten,^andc, das in seinen Ver- 245 Hältnissen dm europäischen ähnlich isi. Ein sieben-stündiger .liitt brachte um, am nächste» Tage, dein achten, nach Vatacunga, der Hallplstadt der Provm; ?eon. So schön die Straße war, so überdrüssig waren wir alle des Reitens. Acht Tage lang hatten unr ohne lliiterbrechung im Sattel gesessen; die Schwestern waren in hohem Grade erschöpft, nnd ihre Oberin, eine ältliche ^ra», t'efand sich höchst nnwohl. Dazil koitiilen ivir nicht begreifen, warum nnr ans dieser Straße noch reiten sollten; sie schien nns zum fahren gar ^n prächtig lind wir ivnßten, daß in Quito einige Kntschen vorhanden seien. Qhnedieß n>ar der folgende Tag Sonntag. Aber H>'. (<. drängte wieder voran: ohne ^wischenanfenthalt weil in der menschenleeren (legend nicht möglich sollten nnr am nächsten Morgen einen Ritt von acht deutschen Meilen machen. Dao war uno zn viel. Noch des Abends ging ein Eourier nach Qllito ab zuin Präsidenten, mit der bescheidenen Bitte, wenn ihm etivas an nno gelegen wäre, so möchte er uno mit klitschen holen lassen, vorläufig ivürden wir in Vatacunga bleiben. ?er Sonntag war also Ruhetag tUld ich einpfand einen wahren Herzenstrost, als ich am frühen Morgen den liebenswürdigen !)>'. E. nicht nn Poncho, sondern im feinen Morgenan^ug erscheinen sah, ebenfallo einer der inizäliligeil ^cgcnstände, »velche sein unerschöpflicher '^eisesack barg; eo ivar also gan^ gewiß! hente hatte er nicht wieder die Vegion uoit '.Vianlthieren znsammew getrommelt. N(it seinen breiten, geraden nnd reinliehen Straßen würde Vatacunga ebenso nne Ainbato anf den ^rem, deil einen reeht angenehmen ^indrnck machen, wenn die einstöckigen Hänser, welche die Stadt bilden, we niger vernachlässigt wären, d's ist dao aber in allen sndameritanischen rändern spanischer .^nnge einmal nicht andere inöglich; am besten steht ec> in dieser'^e ^iehnng in deil innern Theilen von Onito. Anßer der Nachlässigkeit der Eigenthümer, die selten ein schad haft gewordenes Hans einer Reparatur unterwerfen, nnd außer drm Schmnh, der in den zahlreichen Tien-den oder Kaufläden herrscht, tragen >n diesem traurigen Anblick anch die Erdbeben nicht n>euig bei i sie spalten die Manern oder bringen dieselben mi5 der lothrechten Stellung. Nnd wao das ^^nndersainste von allen Dingen ist, die mir vorgekommen, man trägt in der '^anarl jenen furchtbaren und so häufig sich wiederholenden Naturereignissen nicht die mindeste Rechnnng. Wenn in Qnito die meisten Hänser au5 gebrannten siegeln errichtet werden, so geschieln das mehr auo einem Gefühle dey Anstandes oder auo ^lixuo. Iin übrigen Hochlande, in Städten nnd Dörfern, überall ferner, wo man Haeienden erblickt, bestehen die meisten ^ebänlichfeiten an5 gestampfter l^rde oder seltener aus ungebrannten siegeln. Beide Stoffe fangen alls dem '^oden das Regenwasser anf nnd bringeil die Hänser, wie ich mehrfach gesehen, ;nm sähen Eiusttlr^, ohne daß ein Erdbeben den Anlaß gibt. Anch das Dach banl ma» anf unpraktische Weise. Hol; liefert die Hochebene nnr spärlich, nnd es kommt sein Transport sehr theuer ;n stehen, weil je zwei Achsen sammt Treiber da^n gehören, um ;wei ganz dünne und kurze Balken über dem Erdboden weg^ischleifeu. Man braucht daher möglichst wellige nnd übermäßig schwache Balken, die wegen ihrer völlig regellosen Gestalt nicht einmal dan Zapfen erlanben, sondern init stricken an5 Thierhänten oder Aloe an-einander gebllllden werden »lüssen. Bodenräume legt man nach spanischer Sitte niemals an, nnd so kommt ey, daß ma» durch Querbalken die untern ^nden der Dachsparren meist gar nicht verklammert nnd die Manern gegen deren Nliseinandertreibende Gewalt nicht sichert, (^s folgt darans eine neue Gefahr bei Gelegenheit der Grdbeben. Die nämliche fortgeschrittene Banknnst lehrt anch die geistreiche Art, die Zimmer lind <^änge, selbst der nobelsten Hänser, »lit Decken auszurüsten. Diese Decken bestehen nämlich any einer großen Strohmatte, welche man uermittelst Stricken alts Aloe an verschiedenen Stellen der Dachsparren anhängt. Voll der Unterseite bewirft man die Strohmatte mit einer Schichte klebriger Erde, worauf sie »tit Kalk gestrichelt wird. Ey ist nnn recht schwierig, eine solche Decke von Anfang schön eben darzustellen; gelingt es einmal, so ändert sie ihre ^orm i» ein paar Wochen; die Stricke dehnen sich nngleich ans oder platzen eilt-;wei, nnd gefahrdrohend, wie das Schwert dey Dmnokles über dem Haupte des Tyrannen, hängt die Decke wellig und banschig über dein .^iopfe des Nllglücklichen, der vernrtheilt ist, sein Veben unter ihr zuzubriiigeu. Wie oft beschaut sich der Neuling diese verdächtigen Decken, die jeden Auge»blick heraMommen wollen, nnd wie oft muß er iu der stille der Nacht jenes uu-heimliche Klingen hören, welcheo ihm anzeigt, daß wieder einer der Stricke zersprang, die ;um Tragen der Decke bestimmt sind! Merkwürdig ist ferner, wie mau sich vermittelst solcher Decken und Dächer gegen den heftigen ^tegeil zu schübe» weiß. Unsere dentsche» Dachziegel besitzen den Qnerschnitt einer vollkommenen Welle, ein Dachziegel greift ül>er den andern hinüber. Dem spanischen 24S Dachziegel fehlt diese doppelte Krümmung. Man legt je zwei Reihe» derselben neben einander, die Höhluug nach oben, nnd eine drille Reihe über die ,vuge, die Höhlung nach nuten. Jeder wird nun erwarten, daß alle .vugen mit Mörtel verkittet werden; aber mit Richlen geschieht es, obgleich der Regen in diese», Lande eine unerhörte Heftigkeit erreicht lind beim Glieder, fallen mit Gewalt nmherspritzt. Auch legt man die Dächer zu flach au; der Regen läuft nicht schnell genug ab, uud bei den starken Gewittern, die große Hagelmassen mit sich führen, sind die Wassergänge alsbald verstopft. Die Übelstände vermehren sich dort, u'o zwei Dächer im Winkel >usa»»nenstoßen; das Wasser staut sich und ströml mil Gewalt durch die Fugeu. linser Polytechnikum besitzt ein neues Dach, und gleichwohl habe ich sel,r oft den biegen iu's Hans strömen sehen, alv wäre ev ein (^ießbach gewesen, der eine Mühle zu treiben hat. Warnin verdichtet man die ^ngen nicht? Wegen der schwäche der Dach balkeu darf die Vast nicht groß werden »nd wegen des mühseligen Transportes wird der Kalt zu theuer. Der Hol^nangel ^».,ingt anch, die ballen zu ersparen; statt ihrer legt man eine schichte starken Rohrs quer über die Dachbalken, die weil von einander abstehen. Das Dach is! also auf der Unterseite nicht zugäug lich uud tcm» von da au5 uie nachgebessert werden; das Plerüberliegende Rohr hilft nicht den biegen ableiten, vielmehr verfault es in kurzer Zeit nnd gibt den Dächern banschige lind eingesunkene formen. Der durchdringende '^egen saiinnelt sich nnn ans den elastischen Strohdecken der l^iiuge uud Zimmer, wie iu Teichen, löst die Schichten Lehm, womit ir>n' von uutcu überzogen sind, tlnd stürzt dann mit ^epolter als breiiger Strom iu das (Gemach, Es sind dieß kleine Schlammvulkane, Nachahmungen der großen, von deuen Ecuador so viele besitzen soll. Zur Zeit der heftigen Regen sieht mau in einem Hause viele dergleichen Einbrüche, bald hier, bald dort, bald immer wieder an derselben Stelle. Und der glückliche Bc-ruohner eines nngewölbtcu Zimmero! Er schleppt die Möbel, Betten nud (Kanapees auo einein Winkel in den andern, hernmlavirend wie ein schwerfälliges Segel schiff bei Gegenwind, uud im Übrigen hofft er, daß es morgcu nicht regnen werde. Visweilen zwingt die Noth, das Dach zu vcr-besseru. Dieser hcikleu Operation beizuwohnen ist jedesmal eiu geistiger Genuß, ^lau braucht dazu uicht weniger als zwei Indios und einen Sobrestanten ^Bananfseher), und nnirtet auf die Gelegenheit, ivenu es wieder durchgeregnet hat. Iu die verhängnisvolle Stubeudccke schueidct mau ein handgroßes Loch, geuau da, wo sie am nassesten ist; durch das Loch stößt dann zu häufig wiederholten Maleu der eine Indio mil »nermeßlich lauger Slauge gegen die Dachziegel, welche darüber liegen, und hebt sie fortwährend von Reuem auf, um aller Welt draußen zu zeigen, daß dieß die Delinquenten sind, wobei er freilich nicht be denkt, daß der herabträufelude Regen auf der banschi gen Decke dorthin läuft, wo er es am bequemsten findet. Der zweite Indio, welcher die Reparatur zu be sorgeu hat, kriecht uuterdesseu auf dem Dache hin und her, um die fehlerhafte Stelle ;u suche», uud der Sobre stnilt oder Bauaufseher in Person steht unten ans der Gasse, wintt rechts, links, hinauf, hinab, bis die durch unterirdische, vulkamsche Kräfte gehobenen und tanze» den Dachziegel endlich entdeckt worden sind. Auf den, Rückzug muß der ausbessernde Arbeiter sämmtliche Ziegel, die er berührt, »e» legen, denn bei ihrer Schwäche und seiner Last waren sie entzwei gebrocheil. Weuu das Pulver uichl schon erfuudeu wäre, so wür deu es sicherlich die Bauaufseher erfinden, welche Ecuador besitzt! Vou den Baume, steru will ich nichl dasselbe sagen, deu» in drei nnd einen, halben ^ahre habe ich noch nie einen ^» Besicht bekommen, oder dauou gehört; zwei oder drei, welche sich i» Ouito befiude», sind Ausländer uild herbeigernfen. Sonst baut Jeder, was lind n>ie er will'. Hänser, Paläste oder xircheu, C"ewölbe, .kuppeln mw Thürme, ohne voi, der '^anknnst lind ihreit siegeln alich nnr die oberflächlichsten.Kenntnisse zli besitzen, ohne irgend welche Verhältnisse zwischen den lastenden nnd trage» den Theile» festzuhalten und ohue eine folide Serbin dm,g znusche», den einzelnen Stücken anzustreben. Dieser zügellosen (>wverbefreiheit ist glücklichem u>eife ! durch Garcia Acoreno ein Ende bereitet worden. Ich würde eiu Unrecht begehen, wenn ich sagen wollte, die von nnr in kurzen Zügen angedeutete Ban tuust sei die spanische. Jedermann weiß, daft die ! iberische Halbinsel einen Reichthnm der großartigsten architektonischen Denkmäler anfznweisen hat, hohe ^ome nnd schlanke Thürme, ausgedehnte Paläste lind weit-gewölbte Brücken. Aber anders ist das Mutterlaud uud anders die Eolouir. Dir mit dem Degen in der Hand hereinstürmenden Eroberer verstanden nur, die alten Werke der Inca's, die goldschulnuernden Paläste uud Tempel, y, zerstören, indem sie den letzteil Stein aus de» Mndamenten heranswnhlten, um Gold zn suchen. Von der Baukunst wußten sie nichts, nur war ihueu die Erinnerung geblieben, daß man Siegel ! brennen uud Wäude aus gestampfter Erde aufführeil 24? könne. Diese Erinnerung rechte für die Herstellnng ihrer ännliche» Wohll»l»gen ans und vernrfachte den traurigen Rückschritt der Bankunst feit der Zeit der peruanischen Kaiser; denn diese hatten alle ihre groben Werke ans behaliein'Nl nnd polirteiil Stein aufgeführt, wie die noch vorhandenen Bieste beiueisen, nnd ?,n'ar sind die Bansteine so ivohl gefixt, daß inan niit einer Messerklinge nicht in die öligen eindringen kann, illdem als Mörtel eine dünne Schicht eines uns unbekannten Bindemitteln bennbt wnrde. Es ist klar, daß die ans so nachlässige Weise erbanten Häuser nicht gceigllet sind, dein Erdbeben Stand zn halten. Dazn kommt, daß, nne ich schon gesagt habe, kein Mensch an die Ausbesserung eines Hanfes denkt; ein »engebantes Hans läßt man stehen, bis es von selbst ^nsammenstnr^. ^lachmiltags fandeil n>ir in Vatacuuga Gelegenheit, denl Schauspiel eines ein sinkenden Hanfes beiwohnen ;n können. Die Stnben drckeil des nns angennesenen Onartiers hingen in der beschriebenen Art gefahrdrohend über nnfern Hänptern, das Hans war alt und verfallen, das Dach an ver-schiedenen Stellen eingesunken. Doch fielen nns diefe Umstünde nicht sonderlich ans, die andern Vänser schienen nicht besser ;n sein. Mchdem ,vir, vo» einem Spa^iergang ^urnckgeloninieil, nns n'ieder gemächlich eingerichtet !,alten, n>as liier ^n Vande der ^ieisende natürlich immer selbst tbnn muß, schreckte man lins mit dem Rufe auf: „Hinails! schnell Hinalls, den» das Hans will ^nfammenfallen!" Wie gemüthlich! Ich gel>e also hinaus nnd sehe richtig, wie der Dach first sich liefer nnd liefer herabsenkt nnd a»f der Straßenseite die Malier nach allsten weicht. Man stnlzle fnr jet>t noch die Maner dnrch ein paar schriig angelegte kalten, n>o>nit die Strafe abgesperrt nnlrde; aber welches »nns; das Schicksal einer solchen Sladl sein, wenn ein Erdbeben sie schüttelt? Anch in den Hanplstraße» oon Ollito finden sich noch manche ans gestampfter (5rde geballte Hänfer, ^wei Stock Iioch lind »lil fchweren Maliern; ich habe mehreremal ^n gefehen, nne sie nnler lanlenl Donner nnd <"etrache M^ von selbst ;nsamme»stnr;ten, n'eil bei ^^elegeilheil der heftigen Negen die ,venchtigteit sich in die Wände hinei,»gebogen hatle. ("oll bewahre nnn uor (Erdbeben, der fürchterlichsten Geißel, mit »velcher er ein fündiges Melischengeschlechl tresfen tan»; aber ebenso sehr möge er uns uor der nmierantwortlichen ^lachlässigteit be wahren, welche nnser ^ebe» hier allseitig bedroht. Die .ttirchen in Ecuador waren einst sehr stattliche Gebäude; sie rühren ans der alten .^rit her, in welcher die Ordensgemeinden noch Mittel besaßen, um würdige Hciligtln'nner yl errichten. Dic Baumeister zählten die Orden nnter ihren eigenen Mitgliedern oder ließen fie von Europa, zninal alis Italien, kommen. Im Stil der Nenaissanee erbant, machen diese Tempel noch heilte dort, wo sie sich wie in Onito erhalten haben, einen großartige», Eindrnck mit ihren vielen schöllen Knppeln nnd Thürmen nnd der goldstrahlenden reichen Ornamentirnng ihres Innern. Nnßerhalb Onito aber traf ich meistens nnr trostlofe 'Ililineni so in ^narailda, Ambato, hier in ^ataellnga nnd sonst fast überall, ^ie Wände stehen noch aufrecht, aber die Gewölbe, die kuppeln, die !hürme sind eingestürmt. Manchinal bemcht man ^nnl (Gottesdienst irgend eine Seitcnkapcllc, die sich erhalten hat, nnd biSmeilen anch ein nnwürdiges Privatgebälide. Erdbeben haben diese herrlichen Kirchen zertrümmert, ('''s ist nicht gnt, so große Werke ans Stein anf^nfnhren. Selbst in Onito, wo mail fie trefflich gebaut hat, wnrden alle Thürme nm die Hälfte verknet, als in den Jahren IK'»!» nnd 1tt<»tt der Boden die heftigstell ^rfchütterllnge» erlitt. Sie schwankten hin nnd her wie trnnkene Vente ans der Slraße; ein flirchtbarer Anblick! Mafsenhafte Trümmer stürzten hernnter, nild es mnßte n'egen vollständiger .^errüttnng der gan;e obere '^ali abgetrageit iverden. Während im Jahre 1tt',!> alle kleineren l^ebände von ^iegelsleiil n'iderftaiiden, sank die große und prachtvolle Angnstiner lirche in eineil Schnlthallfen ;usa»»ncn: die '.vialierli waren ^ll hoch, die Gewölbe ^,l weit gespannt. Wenn eine Erdwelle senkrecht gegen die ^ängenachse der Kirche sich heranwagt, so ivird die eine Vangmaner eher ge troffen als die andere, nnd es kommt ein Moment, wo sie rille schief nach anßm geneigte Stellung an-nimml, bevor die zweite Maner ihr in dieser Bewegung folgt. Oben weiche» alfo die Mauern anseinander, das (^en'ölbe sindel keine Stn!,-,e niehr ilnd finkj, Alles nnler sich begrabend, in fich ^llfammeu. Je höher die Wände, jo größer ihr Abstand, desto größer die Gefahr. >tleine, feste Gewölbe mit nieder», sehr dicken Mauern widerstehen dem ^chivanle» des Bodens recht gnl; beide Wände schwanken fast gleichseitig nach rechts nnd links, weßhalb das l^wölbe als Ganges mit schwankt, ohne die Stützen ;n verliere». Die traurigen ^ininen der einst fchönen Kirchen von Vataennga find ftlnnme .^eilgen der vielen Erdbeben, welche diefe Stadt getroffen. Völlig zerstört wurde sie zweimal. Am 22. ^ebrnar l?5»7, de>u letzteit lagc des Earneuals, als eben in der herrlichen Iesuitenkirche die Schllißpredigt der vier^igstündigen Anbetuilg beeildigl »var, traf die Sladl ein entjchlicher 248 Erdstoß. Die ganz aus gehauenem Stein soeben neu errichtete Kirche sank mit ihren drei Schiffen nnd der einen kuppet in Trümmer, indem sie 200 Personen unter sich begrub; nnr der Hochaltar soll mit dem angesetzten heiligsten Saerament unversehrt stehen geblieben sein. Aber mich alle übrigen Kirchen und Klöster stürzten ein, nnd von den Priuatwohnnngen, die damals, wie heute, wegen der Erdbeben nur ein Stockwerk besaßen, hielten sich wenige aufrecht. Der Carneval scheint die meistcu Einwohner auf die großen freieu Plätze gelockt zu haben, wodurch es sich crklä reu läßt, daß die zusammensinkende!, Häuser ebeufalls nicht mehr als 200 Personen erschlugen. Auf dieses tragische Ereigniß folgte eine sechsmonatliche Periode häufiger Erdschwingnngen von manchmal bedeutender Heftigkeit nnd stets ausgezeichnet dnrch ihr nuterirdi sches Gebrüll. Kein Vultau, nicht einmal der nahegelegene Eotopari, gab währrud der ganzen Zeit irgend ein seichen besonderer Thätigkeit- und wrun auch der erste Stoß große Heftigkeit besaß, so war der Er-schütterungskreis doch uur von geringer Ausdehuuug, ivenigsten^ scheinen in dem nicht mehr als 12 Meilen entfernten ^uito die Erdschwinguugen geringe Inten-sität besessen zu haben. Auch die folgen dieser Katastrophe hat mau später sehr übertrieben, indem ein Setzer sich das vergnügen machte, 4000 Todte anstatt 400 in die neuern Bücher einzntragen. Aber schon -><> Jahre vorher, am 20. Inni Itt!)«, wurde die Stadt von einem noch herberen Unglück getroffen, indem Nachts nin l Uhr furchtbare Erdstöße alle Kirchen und fast alle Wohngebände iu Schutt verwandelten; sehr heftige Bodenerschütternngen folgten daranf während des ganzen ersten !agr5, nnd in minderer Zahl wohl anch später. Zweitauseud Einwohner (nicht 8000) starben nnter den Trümmern. Dieses Erdbeben besaß in der Nichtnng der Hochebene eine ansehnliche Verbreitnng, denn von Alans,, im Süden von Niobamba, empfand man es stark bin Qllito im Norden, ans eine Entfernung von :iO Mei len; leisere Schwingnngen drangen geiuiß viel lueiter vor. trauriger noch als Latacnnga erging rn in jener schreckenc,vollen Nacht dem Städtchen Ambaw. Schon bei drin zweiten Stoß fand sick» kein Han5 mehr aufrecht, (^anze Familien wnrden nnter dem Schntt ihrer Wohnnngen begraben, so daß nicht ein mal ihr Name nbrig blieb. Wer noch am Veben war nnd nicht sogleich ans den Tnimmern sich hervor arbeiten konnte, starb eines andern schrecklichen Todes. Denn eine Bierlelstnnde »ach der ersten Katastrophe trat eine zweite ein' riesige Schlammströme stürzten sich mit rasender Eile aus verschiedenen Schluchten des Earihnaira^o herab, und in dem engen ^lnßlhal von Ambato sich mit einander vereinigend, begrnben sie die Reste der Stadt nnter ihren kothigen Fluthen. An Nettnng Anderer war nicht ;n denken; wer noch lebte und gesund war, floh auf die umliegcuden Höben; 3000 Menschen verloren anf diese verhängnisvolle Weise ihr Leben. Dem Earihnaira^o hat man später nicht bloß den „Ansbrnch" des Schlammstrome5, sondern anch die Erdbeben zugeschrieben, welche vorhergingen nnd folgten. „Der große Earihnaira^o," so sagte man, „nmnittel-bar am ^himbora^o gelegen nnd (ehemals in der gewaltigen Höhe mit ihn: wetteifernd, ist ein sehr alter Vnlkan, erloschen schon seit uielcn Jahrhunderten vor Anknnft der Spanier, zu deren Zeit er nie eine Spur vou Thätigkeit wahrnehmen ließ. Da er aber ldnrch Ausbrcnnuug) vollstäudig hohl geworden war, ohne daß sich von seinem (Gipfel etwas Anderem al5 die schwache, ganz mit Schnee bedeckte Schale anfrecht er hielt, so kam eo, daß er mit der Zeit seinen Hall verlor uud iu ein Ehaos zusammenstürze, ja mm, vermochte ihn in der ,volge fast nicht mehr zn sehen nnd mußte schou sehr uahe herankommen, nm den Platz zu erkennen, wo er einst gestanden, nnd die zackigen Felsen ^u erblickeu, dir als ^ceste seiner alteil Basic, übrig geblieben sind. Der Umstand, daß jener große Koloß in dem knr^en Zeitranm eines Tageo in sich ;nsa»nnc»!tnr^e, war Ursache, wann» anch die Erdbeben diesen ganzen Tag hindnrch danerten, nnd das Einsinken der Trümmer in den mit Wasser gefüllten Schlnnd bewirkte das Auotreten der ,vlntb, welche die schrecklichen Überschwcmmnngen veranlaßte." ^ Es ist dieß eine Probe von einer Erklärnngsweise, welche die größten Wirkungen aus kleinlichen Ursachen abznleiten versteht, aber wenigstens die gnte Eigen schaft besitzt, daß sie nicht von „Erplosionen nnler irdischer Dämpfe" redet, die Niemand gesehen Hai. Hnmboldl fügt dem Bericht nach „alten Traditionen" bei, daß „flüssiger 'Tnff nnd Unfrnchtbarkeit ver breiteilder Vettrnfchlannn, todt e ,^ i s ch e ein l) n llen d, auf fast ^wei ^nadralmeilen die Felder lünher bedeckt habe". Nichts ließe sich gegen alle^ das einwenden, wenn die Sache sich wirtlich so ^ngenagen lmNc^. Die ' !'. ^^'IlV''^», d^-in ln^ in,f dic iibnsclül'cngüche ^er-Nciül'rnng d«,^ Bcrsscc. vicl^ ^clrhrlc, fclbst H»»,ln>!d!, ix de» lm'scnllichoi PnilNcn gefolgl sind. ^ Alle Erdb^n und ^illwilanc'brilche, die sich uor 1797 in Ecnndor rrcignct l»ib>,'!!, findet man nach den Quito. 2. Aufl. 248 l« ältesten Documente, welche von dem Erdbeben sprechen, erwähnen der mitgerissenen Prenadilla^ nicht nild kennen keinen „Einsturz" de>) vormalo so hohen (^'ari. huairazo, sondern nnr einen „Ansbruch" desselben, d. h. sie reden von dein großen Schlammstrom oder vielmehr von verschiedenen Wasserflnthen, die, nnt Sand und Steinen gemengl, oom Gebirge kanuil nnd oberhalb Ambato sich vereinigten. Die spätern Schriftsteller, welche lange nach dem Ereignis lebten, haben ebenso wenig, wie die europäischen Reisenden, sich die Mühe gegeben, den schroffen Vergkegel zu erklimmen nnd seine Natnr de6 Gennneren zn erforschen. Erst tnr^lich hat l)i-. A. St übel diese Arbeit ans sich genommen nnd seiner ^ewohnheil gemäs; anch die l^on strnetion d«' (^arihnaira^o wochenlang nntersncht. (^'r behanptet, „dieser Vnllan sei ill der voranogesetzten Weise weder eingestuft, noch habe er so einstürmn tonnen". Die Schlacken- und ^nssvnllane besitzen in der Regel einen .it rat er, d. h. eiile trichter oder tes selförnlige '^ertiefnng am obern (^nde des Fenerschlnndeö. ^imveilen füllen sie anch den vorhanden gewesenen Krater mit gehobenen Vaoamassen aus, so daß der Gipfel eine rnnde d'-bene darstellt. Eine besondere Art vorübergehender Thätig- ^ucllcn erzählt in drr ^l„-ol», l-!!l!li<'<»« ^ ti'i'rl'Nloto« «'!! t>l I^t'llNllm' ^><>I' ^l osxll^ro ^V ttls, Pr>,xlramln der polulechnischl',i Schule in ^.nito 1^7^. Dicser mit l'msiäniger ,^riti! gcftlnicbcncn ^>>ilta,i und Erdliebem^cschichtc folgc ich in ullcn n,einen Berichten, si.^ >l>cit sie jene ältere ^eit betreffen. teil schafft lauggezogene Kraterklnfte ohne alle Aus-rllnduug, wie am Geluugguug anf ^ava lS. 197). Häufiger finden sich aber Kraterklüfte, die oben zum Kraterkessel geworden siud, so beim Pe-paudajan auf der nämlichen Insel Java lS. 190) und bei vielen Vulkanen Ecnadors. Der Krater ist die frucht gewöhnlicher Eruptionen und des daranf folgenden Einstlir^eo der oberil Wand-tlieile deo da»tpf nnd lavafpeienden Selilnnde?, ivel-cher iil dao Spalleusystein der Erdrinde hinnilterfnhrt. Obschon diefer Sehlnnd oder ^enerschacht ;u Ailfang Dcr ^ljimvorazo und der Larilnlairazo. 250 nichts weiter ist als ein unregelmäßig qcformtcs nnd breiteres Stück einer Spalte, wodurch die Dämpfe mit größerer Bequemlichkeit in die Vuft steigen, so wird er doch sehr bald ausgernndrt nnd nmfangreicher gemacht, während die Schlacken- nnd Aschcnau5>uürfe ringo den vulkanischen .^egel culfbalieil. I^ie zersetzende Wirknng der <^ase während dey Ruhezustandes, die evplosive straft der Dämpfe während der Aunbrüchr, die heftige Reibnng der periodisch anf nnd abbewegten Vavaflüssigkeit, n>ie endlich die Hitze all' dieser Stoffe zusammen, greifen die Schlnndwände uon Jahr >n Jahr nn'hr an nnd besonders jene Theile, welche vor den übrigen gegen die Mitte vorspringen. Darnm findet man die breitesten ^euerschlünde nnd geränmig sten Krater bei jenen Vulkaiten, welche nach sehr langdauernder nnd fast ununterbrochener Thätigkeit sanfterer Natur Wuthausbrüche uon seltener Heftigkeit erfahren. In der Tiefe hatte bei ihnen der ^enerschacht sehr an Umfang gewonnen, und die große Eruption räumte Alles fort, lvao den Auogang de>i> Schlnndes beinahe verschlossen hielt, nämlich das erstarrte stopfende der ^avasäule »uid die gehäuften Schlacken und Aschen, welche von den kraftlosen Dämpfen der schwachen C'rnptionm nicht weit genng fortgeschleudert werden konnten. Sehr selten trifft sich die (Gelegenheit, daß man direct nnd ohne die Vermittlnng eineo eigentlichen Kraters in den mit glühender Vava erfüllten Fencr-schacht hinabblicken kann. Anf der Sandwich-Insel Hawaii gewährt dieses Schanspiel der,N ilaura, dessen Schlundöffnnng höchstens als erste ^'ntwickelnngs-stufe eil,es Kraters anzusehen ist. ^othrecht fallen die glatten Wände im Umfang einer halben geographischen Meile in eine schauerliche Tiefe nieder, auf deren Grnnd ein feuriger See hin- und herfluthet. Öfters staut derselbe nm 500 Meter, fast bis ;nm Rande der jähen Ufer empor, indem er jie zu nber- schwemmen droht', aber alsdann findet er regelmäßig einen Ab^ng durch Seitenspaltrn des Bergro. ^lnr ausnahmsweise vermögen die obern Schlnnd-wäude eine solche Steilheit für die Daner zn bewaliren, und es fehlen gewöhnlich anch jene Dampftnengen, lvelche den Fenerschacht in seiner gaii^en Breite offen halten könnten. Nach jedem tobenden Ausbruch pflegt die glühende ^aoasänle in das Innere des Berges sich ^nrnckzuziehen, weil sie durch den Verlust ihrer Dämpfe nud Gase an Ranminhalt verloren hat. Dabei erstarrt ihr oberes (<'ndc und formt den Boden eines tiefen Abgrundes. Die tausendfältig zerklüfteten Um- Gruplionsliegel auf dem Iloden des Aesuvkralers im Zähre 1843. (Nach H. Mich.) 251 32» fassungsmauern lasseu zugleich ihre oberil Ränder in den Schluud hineinstürze», indem sic ihn durch den gehäufte»» Schutt flacher gestalteil und möglichst verschließen. Hiermit kommt der Krater anf der zweiten Stufe seiiler ^iltivicklllilg au: er wird zn einem T richte r, der schoil etiva^, n'eniger lief nnd oben viel Halter als nnlen ist, jedoch immer noch sehr steile Wände besitzt. Dir drille ^ütioicklnugostlife des X raters, die me!,r oder loeniger kessel förmige bestall, sieht n>an häusiger als die zn.»eite, denn sie ist die gemeiuschaft liche Frncht der schivachen Eruptionen nnd der nieder reißenden Xrafl der Atmosphäre. Weun die glühend-flüssigeil Massen abermals zn steifen beginnen, ohne daß sie Wl>tl>ansbrüche verursacheil, so schieben sie bisweilen den gau^en Boden des ^ipfeltrichtero vor sich her n»d mindern die Tiefe dec, letzter». R'och öfter jedoch sprengen sie den Boden spaltig an^einander ll»d labern sich als (^luthsee nber ihn hin, um alsbald ;n erstarren nnd auch so dein Krater eiue flachere ,>'0rm ,^n Gebell. An>) den höher liebenden Pnntten der klaffenden ^'isse fahren die Dä>,ipfe mil ^etnall in die Vnft empor, indem sie Echlaäen uud Asche m die llmgebnnl^ allsstrcncl^ nnd auch ihrerseits dem grHm Trichter etwas oon seiner Tiefe nehmen. Die schwersten der lockern Stoffe fallen dicht neben den tleme» Mnndmigm nieder n»d bauen rim^nm nnnzige (vrnptionsleqel ails, deren Spiel, bei etiuas lel^ hafterer Niätu^eii, ^>»! ^nziehendsteil gehört, was man ans der (^'rde beobachten kann: hoch sprüht das Feuer der Mmiatnronltane, unter knallendem (Getöse glühende Steine und Schlacken gen Himmel sendend, nnd hier oder dort fliegt anch Vaua über die steilen Böschungen hinab. Nicht selten wächot sich einer dieser Kegel ;n gewaltiger (^ros^e aus, nnd e5 tragt dann ein Vulkan in seinein Krater einen audereu Vnlkan. Unterdessen arbeitet anch die nie rastende Ver-nn'tternng an der Zerstörung der jähen .^ratermaneru: die ^enchligkeit der Atmosphäre schwächt deren innern Verbaud, nnd ^rost vernichtet denselben gelvallsam. Block anf Block sinkt ans dem ;n steil geböschten Wallkran^ nieder, während die losen Schlacken nnd Sande oom biegen hiinintergeschioemmt uierden. Die Xratermanrrn, nicht inehr so hoch wie früher, siud unr uoch obeu von jäher Beschaffeuheit, dort, wo blost gelegte härtere ^elfeu den Angrist'eil des Retters kräftiger widerstehen- uulen bilden sie Schutthalden, die mit abnehmender Steilheit ihrer /,-läche gan; allmählich in deu horizontalen Boden vrrlaufei^. Damit ist der Rraterkessel als solcher fertig. Die Pansen zwischen ;wei Wntbansbrüchen dauern manchmal fündig, bunderl oder mehr '^ahre, »uährend welcher die kleineren l>rnptw»en oft gänzlich fehlen und durch Ascheuanoivürfe deu Berg kaum merklich erhöhen. Reichliche (^ase steigen dafür anf, uud es kommen diefelben geniöhulich noch Jahrhunderte lang aus dein ^ellerschlunde, wenn der Vulkan erlischt. Vom Wiüde gelrieben, greifeu sie gewisse Strecken der .^ratcrumwallung mehr al5 die übrigen an. Deßhalb geigen fast alle erloscheilen Vultaue (^euadorQ uud selbst der n'enig thätige Pichincha auf der westlichem Seite eine breite Vncke i>u .^ratcrraudri der stets luehende Südostpassat ist Ursache dieser Erscheinung ^. Wenn keine (^ase »nehr dein Feuerherde entsteigen, so beschäftigt sich die Atmosphäre allein mit der .^er störnng des .^iraterrandes, nnd sie kommt, wenn schon langsam, sicher zn ihrem ,^iel. Doch troden ihr die harten und dicken Massen Jahrtausende laug. (^in^elne ^el5>iörner, die im kreise stehen nnd dnrch inächlige ^loiseheilräume gelrennt siud, weisen alsdann mit ihren obersten hacken auf die ursprüngliche ^age des Krater-randeo hili; aber es zeigt sich der uon ihnen eingeschlossene Kessel nicht immer flacher, als er ;uuor war. Denn so oft eine, Kratrrschlucht seine Wände dnrchbrocheu hat, tragen die Gießbäche ans seinem Boden mehr Stoffe weg, als die Verwilternng oon oben in ilm hineinwirft, ^'s <^h^ M^> rrloschcnc Vnlkane, deren Krater gegenwärtig bedentend größer nnd tiefer sind, als zur ^eit, wo sie ihre Thätigkeit einstellten: als Verwitteruugskrater stehen dieselben auf der vierten Stnfc ihrer Ausbildung. Von dieser Art ist nun der Krater dro ^arihnai-ra^o: er ist ein Kessel uon riesenhafter Dimension, fast rings umschlossen von einer hohen Wand zackiger Felsen; doch finden die Schmel^wafser des in ihm liegenden Schnees dnrch eine tief eingeschnittene ^llnft ihren Ausweg. Zwei gewaltige Felshörner, die sich besser erhielten, ragen hoch über alle audereu Theile des Kratrrraudes hiuaus und geben dem Berge semen malerischen Charakter. Fast gleich beschaffen find die Mpfelbildnugeu auf dem Corazün (Mibildnng S. 266), Nnminagui und Pasach<'>a; ebenso, nur vollkommener, anf dem Altar, der nach „alten Traditionen" anch höher alv der (ihimborazo gewesen, sich hohl gebrannt und zusammengestürzt seil, soll. d's hätte also dieser herrliche Vnlkan die nämlichen Schicksale wie der Carihnairazo erlebt, nnd das ist im Gauzen wahr, < Mm, sehe dic Abbildung de5 Altars S. 183. Die Vüctc scinch .^mterrm!dc5 liegt ebmfnllV im Westen. 252 obschou die wirkliche <"eschichte briber ^euerbergc an ders lautet, als man gewöhnlich erwählt, Die Ein bildungskrnft deo Voltes zeigt sich mit dem natürlichen Gauge der Ereignisse ineist wenig befriedigt! sie will das Troste noch größer haben, und namentlich setzt sie ungeheuere Katastrophen a!a Ursache dort voraus, wo in aller Stille durch lausende von fahren die Ver Witterung gearbeitet hat; diese ist ihr gar zu langweilig nnd träge. Sie verlängert also die Gehänge des zl» stark abgestumpften Vnlkano nach allfwärw, bis er hoch über alleli Wolken in einer scharfen Spitze endigt, und sagt dann, dieß bau^e sei früher der Berg gewesen, habe sich aber hohl ausgebrauut wie ein Kohlenmeiler, der iuneu voll Hol; gestopft war nnd im Übrigen ans einer uuverbreunbare» Schale besteht. Die selsigeu Bieste des veruntlerlen Kraterralides, welche öfters einen Kessel von eiuer halben Meile Durch messer umgebeu, müssen die äußeren Fußstücke dec, hohlgrbrannten Kegels sein, das Einige, was nach einem Zusammensturz von kolossaler Größe sich unten noch aufrecht hielt. Die natürliche Wissenschaft des Volkes ist halbe Poesie, kommt aber nicht seilen als „Tradition" in die Wissenschaft der (belehrten, um darin allmählich „beschichte" zu werden. In Bezug auf den Earihuairazo werdeu wir uus von der Wahrheit am wenigsten entfernen, wenn wir das Erdbeben von Vataeuuga im Juni IWtt als eine Wirkllng de^ Geivölbedruckes der starren Erdrinde an feheu, genau so wie das Erdbeben von Ibarra im Jahre lkött. Deßhalb die n>eite Verbreitung der Bodenschwingnngen in der Vängenrichtung dw l^ebir ges, die heftige Erschütterung der Wcstcordillere uud die verhällnißmäßige X^uhe, ivelche die Ostcordillere beobachtet hat. 'Auch scheinen Ambato uud Vataeuuga so schnier getroffen worden zu sein, weil fie der West cordillere ;n nahe liegeil. Vom (5arihuairazo nord wärts ist die letztere nicht vulkanisch nnd hat darum keinen langgezogenen Vorwall wie der Pichincha nnd Cotacachi; wohl aber mag ihr vorderster Zug selbst die Rolle eines Wallgrbirgrs spielen, denn hinter ihm liegt der Quilotoa. Zweifellos haben sich während des Erdbebens viele Bergstürze ereignet uud mit ihrem Material die wasserreichen, sehr steilen Schluchten erfüllt, so daß sie, ganz wie beim Erdbeben uon Ibarra, zahlreiche Schlannn-flnthen verursachten. Eiuige von diesen, welche au deu Nordabhängen de5 O'arihuairazo hinnnterstürzten, flössen oberhalb Ambato znsainmeu und bcgrubeu die armseligen Trümmer der unglücklichen Stadt mit allem ^cbcn, was darin noch anf Erlösung harrte. Wahr-scheiulich kam dieser Slrom nicht ganz so schnell au, wie man erzahlt. Denn jene Einwohner, welche aus dem Schutt ihrer Wohnungen sich herauswiuden konnten, fanden Zeit, um sich anf die Höhen zu retten, als fchon die schlammigen ^lutheu über die Straßcu sich auszubreiten begannen. Wenn unterhalb der Stadt die hohen und steilen Uferwände des Nio Ambato irgendwo in den Fluß hineinsanken, oder derselbe vor quer eiumüudeudeu ^uebradas in seiner Geschwindigkeit gehemmt wurde, so erklärt sich die Höhe der slber-fluthung auch durch ein Nückwärtystauen der Gewässer, wie man es bei deu großeu Schlammströmeu des Eotopari regelmäßig beobachtet. Noch bleibt uus übrig, daß wir anch diesen gewaltigen Feuerberg besncheu, um alle Katastrophen kennen zn lernen, welche von Zeit zu Zeit dao gesegnete Ecuador zu verwüsten pflegen. Am Montag in den frühesten Stunden hielten zwei prächtige Wagen der in Quito soeben gegrüudeteu Ominbus-Gesrllschafl oor dem Thore uusercs halbem^ gesunkenen Wirthbhofes, und die muthigen Pferde scharrten, uns sehnsüchtig erwartend, dru Boden. Wir Vanos. Ambato, Mocha. Mernzust im F'üdcn der Hochcvene uon ^alasnnssa, «ach I'. Z»resscl. Liill^ dic Osttm'tnllcn' »üt dn» T>!Nss»ni,in>i', rrchio dcr ssa!r>izo nls Tlicil bcr Weftcurdillcn'! dazwischen nls 'i ^lixip^ Tauana mid Iaonlata. ,^u!tcv dcm Pilmilica vcchts licss! Mocha, vor dcnisclbr,!, im crstcn Qucrthn^ Ambnto. Hintc» im (5mschnittc !!„^, >1»! ^»s, dc« Tüünorassiia, licss! Vanoö. Tuü^nr>is,»a, ^limpc. ^N>!illila. Pi>l1,il,ca. sinrili,üi>ra^. 253 beeilten nns denn auch nicht wenig, und schon um t> Uhr konnten ivir einsteigell. Weiln man erwägt, daß von Vataeuuga bis D.lüto der West sich beinahe 1,4 Meilen weit fortgeht und Se. ^reellen^ der Präsident sich nicht einmal in der Hauptstadt, sondern eine Meile weiter auf seinem ^andgnt anfhielt, so scheint die ^eit von Samstag Abend bis Montags früh zn kurz bemessen,, als daß wiv die genn'inschten Wagen lins so bald hätten versprechen dürfen. Aber Garcia Moreno sorgte für seine Gäste. Ich setzte mich zum Kutscher auf den Bock, mn von dort ans »n-qcstörten Ginblick in die großartige Vandschafl zll ge lließen- meine Freude, so gemächlich alif eineiu Wagen sitzen >n köinien, lunrde wohl inir durch das stille Glück meinem braven '))(anlthirres übertroffen, da?, mich so weit in aller Geduld getragen und nun ledig neben-her laufen durfte. Hätte ich aber schon damals Alles gewußt, was ich später erfuhr, vielleicht wäre meine Freude etwas herabgeftimml worden und ich hätte meineil ^'iuzug in die Hauptstadt des Vandes lieber als braver,')iritersmann gefriert, Zu Anfang eines neneu Unternehmens überschaut mau jedoch alle möglichen Zufälle uicht immer. Die uns gesendeten Wagen waren ja wirtliche Staats-wagen, an denen sich nichts aussehen ließ; denn ;u dem Kunstgriff, die 'Itä-der mit stricken an die Achse zu bin den, griff man erst spät am Tage. Indessen hätte es mir verdächtig sein können, daß jede nnferer beiden O'ar-rossen drei itutscher mit sich führte, deren Bestimmung ich bald kennen lernen sollte. Der eine von ihnen, der Ghef, wie es schien, war Kutscher zum Kiltschirrn, er war der eigentliche Rosse-leuker; der ;wrile ivar .^iltschrr ^um Ziehen, er hatte vorn an der Deichsel den Gäulen vor^umacheil, »vie diese Operation y> vollbringen sei; der dritte war Kutscher ^um Schieben und sonst noch da^u bc-stimint, u>u das oft sich verwickelnde .'Memen^eng „klar" ;n Iialten. T^as delttfche Postpfrrd, immer von gesetztem Alter, hat mit Wren alle niedern und hohern Schulen durchmcssen und weiß recht gut, daß es weder nach rechts oder links anzureißen, noch il» die Höhe ^l fliegen, noch auch rückwärl5 ;» gehen hat. Der cmadorianische Postganl aber ivar da^lilnal noch ein lustiger ^pringiiwfcld, der eben erst die Wurfschlmge des Pferdebändigrrs kenllen gelernt lind in den wenigen Lectionsstnndrn der untersten (^lententar-klaffe unr mangelhaft aufgefaßt hatte, wie er vor dem großen rollendeil basten, der gau^ verdächtig hinter seinem Schweif cinherpolterte, sein Benehmen abmessen sollte, ^-ülilteu die uubäitdigen Nosse deil bescheidenstell Schlag der Peitsche, so stellten fie sich kerzengerade über deil Hiilterbeinell auf, als gälte es, durch Klettern auf den Mond ^n gelangen, nnd der zweite .^ntscher. welcher vor der Deichsel feinen Platz hatte, schwebte zwischen l,^'rde und Sternen. Ward den Gäuleu diese Positur für die Daner ;n lästig, fo brnlitzten sie die vordern (^rtremitäten al>^ Stütze und schlngen mit den beideli andern nach hinten ans. Das war mm der entscheidende Moment, welchen der zweite nnd dritte Kutscher mit wahrem Feldherrnblick aufgriffeu: der eine 1,0g an der Deichsel auo Veibeokräften llach der erforderlichen Himmelsgegend, und der andere drehte an einem Hinterrade, was er nur konnte, nm die rollende Maschine in Gang ;u bringen. Die dummen Gäule, wollten sie nicht auf die Nase fallen, mußten jetzt noth-gedrungen auch die rückwärw agierenden Beine ^nm Snccnrs herbeiziehen und eine Wegstrecke laufen. War in dieser Art der Wagen in Schnß gekommen, so brachte sein polterndes Atollen alsbald enthusiastischen <>i'fer in die Pferde hinein, und die beiden anßerordentlichen,^ntscher retteten sich, so schnell alo sie vermochten, auf den Bock und den ^iücksih, denn von dem Ailgeublicke an brauste der Zug mit Windeseile voran, selbst die steilen Berglehnen hinunter und neben Abgründen einher, wo die Geländer und Bänme fehlten, nm ihn vor Unglück ;u bewahren. Die Hochebene blieb wieder dieselbe mit ihren Aloe- und KaktMhecken; aber ^nin erstell Male rechtfertigte fie ihren Nmnen in vollkommenerer Weise, denn sie war bk, ;um ^liß der Kordilleren so eben, wie die Deckplatte eines Tisches; uur durch ciuzelue O.uebradas oder tiefe Schluchteu von geriugrr Breite ward ihre Eintönigkeit uuterbrochen. Wälder trägt sie nicht, und felbst einzelne Bäume bilden hier eine sellene ^rscheinnng; die Felder zeigen einen öden, unfruchtbaren Charakter. Diese gan^e Provinz ^eon, einst, wie man sagt, die reichste uud ergiebigste vou allen, liegt nnnmehr lief begrabeil unter wechselnden ^ageil von Schlacken, Bimsstein, .'ltapilli nud vulka- Oitt H'ssrdeöällt'tsscr i» Aniform. 254 uischrr Asche, mit deueu sie der (^otopari seit 1742 bedeckt hat. Armes Vaild! leidest dn nicht schon genilg unter den vorübergehenden Schrecken der Erdbeben, wem» der Boden unter den »vnßeu deiner rutschten Bewohner gleich Meereswogen einher^nflnthen begiiint^ Nl'nssen dich deine Vulkane noch bleibend ililglücklich macheu? Hier auf der Hochebene Ecuadoro, in diesen ewig frischen Regiouen ininitteu der glühenden llnd reichen Tropennatur, in diesem uuuergleichlicheu .^lima, das weder die Kälte des Winters noch die Hitze des Sommers kennt, in dieser reinen ^uft, worin die cui bcmischen Krankheiten Europa's ihr Gedeihen nicht finden, in dem Kreise dieses Boll'es oou friedlichste»! Charakter, dein gan^e Iahrhililderte hindurch die ^uvie des Krieges eine fremde ^'rscheinnug geblieben ist: ivas fehlt hiev drin Menschen, daß er ein neues Paradies sich gründe und die Schiner^eu uer<^e>se, welche sonst überall ilm verkehren^ Ach, freilich ist es wahr, das; der Mensch dnrch seine ^ünhlässigteiten nnd Sün den ein solches Paradies bald selber zerstören wnrde, und daß cr selber sich und seinein Bruder die grölte ^ast ^n bereiten qrivohnt ist! aber anch dir (nde hat ein ,vluch getroffen, und 100 sie dan göttliche Gebot, Disteln und Dornen zu tragen, nicht genau ;u erfüllen scheint, da bringt sie die furchtbarsten Schrecken. Der Cotopari, der riesige Berg, der verrufenste aller Vulkanr, lag vor uns; obglrich noch beinahe 7 Meilen entfernt, erhob er sich vor uns in lichter Klarheit, eine wahrhaft köuiqliche Gestalt! Rechts uud links, gleichsam Herren des allerhöchsten Hofrs, umstehen de» Gewaltigen ;wei andere schuerreiche Riesenkegel- der Ouilindaiia iu der Osteordillere und der,^liniza im westlichen Gebirgozuge. Gegen Mittag 255 hielteil wir auf freiem ,velde an, gerade vor dem ge fiirchteteu ^cuerberg, in der Rahe der alten Ruinen des Iueapalastes oon (>al!o, von ivo an^, man den , schönen Bau des Vulkano am besten nberschanen lann. Ringsum ist die gan,^e Gegend mil kolossalen Stein blocken besät, unter ihnen manche so groß, daß ein l Mephaut sich dahinter versteckcu tonnte: sie alle wur den, wie man sagt, vier bi5 secho geographische ^l'eilen weit vom ^olopaxi hicrhergeschlendert. Jetzt steht der Riese so friedlich da, nichi einmal eineil leichten ,Vlm' uou Wolteil hat er um seine hohe Stirne gewunden, Zer Gotopazi mit den Ztuincn des Incapalasies bei Easss. (Nnch VilliN'icrncio,) und nüt leuchtender frische, oft wie Silber schimmernd ! im Sonnenglau;, ^ieht sich um ihu sein weites Schnee- ^ gewaild sehr tief hinab in ein d'haoo fiilsterer Schluch- ' ten. So habe ich >!»: später wohl hnndertiual gesehen, immer groß, erhabeli, schön, deil tostbarsteu Edelsteiu der Audeu! ist da^ der Zerstörung'''n'üllnge ^ellerberg, der Schrecken vo» ^>vei Provinzen? (^in paar schwarze Vavafelsen brechen aus dein weißen Mantel heroor, der unten in einem Winkel von 37i", oben von 40" hinausteigt; mit Schuee und Eisinassen erfüllte Schluchten zeichnen in denselben leichte Schatten-streifen hinein, als wäreu es hellblaue Bänder, und im Osten senkeil sich seine Gehänge etway steiler als im Westen: sonst aber erscheint der Verg, von hier aus betrachtet, so regelmäßig ail Gestalt, wie lvenn er auf einer gigantischen Drehballk gefertigt lvordcll wäre; deßhalb gilt er mit Recht als das vollendetste Muster einer Vulkanform. Aus der ^erue gewahrt man bei deu großartigen Dimensionen kaum, daß dein Kegel die äußerste Spitze fehlt uud dilrch den Krater ersetzt wird. Nahe dem Gipfel umsieht ihn ein ,^ira,l^ nlauerartigeu Gesteins, vielleicht die 'Bänder eineo ehe maligen ^euerschlundes. Unter den thätigen Vulkanen der Erde steht der Cotopari an Höbe nur dem Sa-hama ill Bolivia nach; aber auch so bleibt er groß genug, denn setzt mall auf den Gipfel des Atua (3304 Meter) den gangen Vesuv (118U Meters und auf diesen den Stromboli !^<>^0 Meters so bleibt uoch Platz für eiuen Berg uon 524 Äl'eter, bio sie mit einander die Höhe des Cotopari erreicheil ^. In frühereu Jahren hat Niema,ld den Versuch gemacht, den gewaltigen Flegel zu ersteigen; die Höhe schieu ^u groß, die Steilheit ;u überniäßig, der Schnee uud das Eis zu droheud. Hüu ersteu Äcal uuter-llahnl dieses kühne und schwierige Wagestück Herr I)i-. Reiß in den Tagen des ^??., 2tt. und 2!>. :'co-uember 1^l72; eiil uoch etwas wanner Lauastrom aus dem Jahre 1853, welcher deu Schuee bestäudig fort-schmilz lind luie ein schwarzer Streifen sich l,erab;iel,t, ließ den Verg mit Sicherlieit erklimme», ^m nächste folgendeil ^adre hat auch Herr !>>'. Stübel a»f dem^ selben Wege das Gleiche geleistet. Der Krater des großen ^-euerbergeö besitzt bei Weitem nicht die Au5 ^ Die Hcrrc» l)r. Stiibel llild ^cciß fmideil nach luno-inctrischcr ^icssung die Höhc dcü> 51 ^lcter !l>c niger. DlN'imäi ist dcr Cotopari nlir ^l">7 steter niedriger a!?, dcr <^lmlll'0l!^o lind dcv ^iveitliöchste '^x'rg lwn (^'eliador. Die driltc Stelle nimmt der ^'«nüimdi, östlich uon ^uito, ein mit 5^40 Bieter Höhc übcr dcm ^.>tccrc^'piegel. dehuung, welche den furchtbaren Wirknngen ^n entsprechen scheint nud die man bei andern Vulkanen, z. V. dein Pichincha, dem ^arihuaira^o, dem Altar und l>oraz00 Meter ^usammen^ulaufeu, dort, wo der nun geschlossene ^euerkanal in's Inuere der l^rde, führt. Schnee bedeckt das Rordostuiertel des sonst so erhitzten Abgrundes, dessen tief unten fchluinmernde straft sich M' Stunde uur durch das geräuschlose Eutweicheu zahlreicher Dämpfe zu erkennen gibt, deueil schlveflige Säure lind andere flüchtige Vnft-arteil untermifcht sind. Wann luerden aus diesem Schluude luieder Garbeil glühender Schlacken und Wolken finsterer Asche ineileiilioch in die Atmosphäre emporschießen ^ Unter deu Ausbrücheu des Cotopari hat der vom Jahre l7'rorinde iu deren mittlerer Tiefe, zerquetschte dort halbfestes Gestein uud schaffte es auf wärts, ihm dnrch immense Reibung hohe Wärme oer^ leihend. Schneller jedoch kamen die beweglichen Wasser der Tiefe au; aus den schwerfälligen Glutbmassen heransgepreßt, eilteil sie denselben vor, indem sie mit der Väilge des ^urückgeleqteu Weges ihre Hitze steigerten. Uuter dem Berge angelangt, beschäftigten sie sich damit, ihre Weißgluth auf die herabgesunkene und erstarrte ^avasäulc einwirken zu lassen, um sie wieder iil ,^'lllß zu bringeu uud die felsigeil Massen, welche die Mündung deü ^enerschlundeo uerstopflell, durch Erwärmung zum Vosbruch uorzubereiteil. ,^avaslaub mit sieh reißend, stiege» sie endlich als duukclgefärbte Danipfsällle ill die Vnft. Am 2. April, Abende ^,vischell !» uild 10 lll,r, hörten die Veivohner verschiedener Orie, »velche voll Ost nach West hintereinander liegen, ein starten unterirdisches Getöse, gleich einem schwerru Donner, uud fühlten bald darauf eiu heftiges Schwau- 256 km des Vodens. (5's War dim kein allgenlrines Erdbeben (lenadors, sonderil ein locales, das einen Pier geheildeil Spall der Hochebene verfolgte. Wenn eine Bodcnerschütterling in der Nähe eines Blilkails cm pfnndelt nnrd, dcr nach langer Nuhe seine )>ia>lchsänle n'ieder gen Hiunnel sendet, so erkenilt dir nmwohnende Bevolkerling darin >nil siecht ein sicheres ^^ahr^riche» des kommenden ^^lithallsbruches. Die emporgepreßteil Glulhiliassril snchen drui Drnck ^u euliveicheil, und wenn ihneil anl Gipfel des Bltlkalis der Alisiveg vcr-schlössen oder die i»i ^euerschacht ,^u uberiviudeude .lieibnng gar ^n groß ist, dann hebeil sie die schichten bällle alls, welche über ilme» llcqcn, oft miseiiiq llincV-' ciill'v Spallr, lind rlMi>n sich »lit ^liihc i» die ge ösflielc ^ill^, uin iuiW' hori^olltalc ^chichtril Nnslal llinschl'il l^'steiM ,^il bildcll. Uiltcr dcr <"l'qmd d^ ^'»topnxi schciin',1 die Vaum il, solcher Weise lnnlällfiss Platz gefunden ;n habeit - nnr die leichten lind schavf qrpn'siteit ?»impfe enl».'iche!i yim ^ev^lypfel hinaus, ^n der II»U ver^inl^ der .l. ^lpril, der heilige ^ster sonnwfl., ill P'wohlller Slille, ohne daß man am .^ra ter etn>ao Anderec, als die Muchsünle nialirqenoinnlell hätte ^ welche scholl seit Tassen emporstieg, jeizl aber gewaltiger sich hob. Der 4. April, Ostermontag, sollte den ^eivolinern ;weier Provinzen die erlvartetell schrecken bringen. lln> 2 Nhr deo ^l'orgen^ veriuandelte sich die schwarte ^iauchsällle ill eine >r>eithiu leuchtende ,venerslnile, >,'ill lintrnglichco seichen, dast die grlillgsam erhitze ^aua bi5 ^liin Krater einporgestirgeil war und in denselben, wenn schon mit Schwierigkeit, sich bereits ^n ergießen anfing. Tehr merkwürdig ist, daß dieses steigen der (^lnthflnssigkrit im (^otopari zeitlich genan init einem seltsameil ^reignift zllsammenlraf, welches man, .^ ^Vieilell iveit vom fenerspeienden Krater entferlll, ^n ^narMnil beobachtet hat. Denn hier begann, nm 2 Uhr Mor geiw an dem näinlicheil Tage, ein eigenartiges Getöse ^u erschallen', man hörte die zahlreichen Donnerschlägc einer, wie es schien, draußen vor den Thoren stehen den Patteric, hundertfach wiederholt und stundenlang init so grauenhafter Stärkc, daß die Häuser darüber i,l zitternde Beweguug geriethen, obschon kein Ord^ beben den Voden ill's schwingen brachte. Way wollte dieses entsetzliche Getöse in einer legend bedeuten, welche durch so weite Näume uolll '^ulfane getrenilt ist? Tobte derselbe so fürchterlich? Wie mußten dann erst seine Donner ill ^ataeunga erschallen, welches nicht gani, 7 Meilen vom Krater abliegt, oder ill Ouito, dessen Distnu; laiim „lehr als tt Vl'eilen beträgt? Aber nichts, gar uichtc, hörte mau iu diesen Städten von jenem fremdartigen Artilleriefeuer. Selbst in den noch nähern Ortschaften vernahm man davon nichts. ')i»r riu dnmpfes <^etö'se von eineni anderen ^haratler hallte daselbst ano dem Eimern des Berges herüber llnd es mehrte sich im ^auf der folgendeil Stnnden. llm 4 Uhr '.Viorgeils verkündigte eil! entsetzlicher Itnall, daß der ^enerschlnnd seiner gail^eil Breite nach plötzlich geöffnet worden war lind das großartige Schauspiel beginnen sollte, ^u O.liilo vernahm mail den Knall, gleich dem ein fachen Donner eineo schwere» Geschützes, das man ill weiter ^'ntfrrnnng abgebrannt hatte; im sibrigen ging für die Hauptstadt die gan^e <>ruptiou geräuschlos vorüber. Dnsselbe scheint anch für Vataennga der ^all geweseil ^n sein, wie man aus den andern Eruptionen des Ootopari ^u schlirßru berechtigt ist. llin so wunderbarer klingt also die Nachricht, daß »m die .^eit dieser zweiten großen Benn'guilg im oraler, genau um -'» Uhr des Morgens, ;u Papayan in ')len-granada, <»l) Äieilen liordlich vom Bulkan, ein fllrcht bares .^racheil und Donnern sich hören ließ. Wie lange es gedauert und welcher Art es gewesen, dar über sind keine Nachrichten anf uns gekommen. Die Geschichte des d'otopari nnd anderer Bnlkane läßt uns aber vermuthen, daß es nicht sobald abgemacht war nnd alls den wiederholten Schüssen einer schweren Batterie ;n bestehen schien, welchen sich das Geknatter von Mn^ketensalven anschließt. Und während in Papayan dieseo merkwürdige Getöse widerhallte, erdröhnt ein gleiches ;u Guayaquil, ül) Meilen weiter im Süden! Welche Ursache mochte diese doppelte (vr-scheinung heroorrnfrn? I,l dem Moment, wo auf dem (>otopari der furchtbare Knall ertönte, wurde der ^euerschacht frei und schleuderte eine unermeßliche Menge glühender Stoffe alts sich Heralls, die fast ^u gleicher .^eit riugs alle Gipfeltheile den Bergen bedeckten und hoch darüber in der Atmofphäre schwebten. Die Rauch- und geller säule, welche scholl am frnhen Morgen über dem Krater gestanden hatte, nahm jetzt an Breite nnd Höhe riefenhafte Dimensionen an und aus ihrem aufstreben- Quito. 2. Aufl. 25? 88 den stamme brachen nach allen leiten in die Nnnde parabolisch gekrümmte ^energarben herans, nin sich in mrilenweiter Entferllllng ^,lr Erde nieder^nsenken. Kann es ein erhabeneres Schauspiel geben als eine solche mil-fanische ^rnpticnl^ Aber nnr fernstehende Bewolmer der >>ochebene lnochten ihm ihre Bewnndernng zollen; die, welche sich in größerer Nähe des tobenden Vulkans befanden, Wichten recht wohl, was dieses Schauspiel ;n bedellten hatte, ^ür sie war es ^nnäciist ein heftiges Bonl bardemeiu mit glühenden steinen, .^n Mlllaln, ain ^l>ß des (^'olopari, doch über uier geographische Meilen vom Krater entfernt, wnrden dir Getreidefelder nnd nlehrere Strohhütten in Brand gesteht; drei Menschen kamen in den ^lainiilen ihrer Wohnnnge» nm, ll>ld fünf andere wnrden uon ln'ederfallenden Vülnben nnd glühenden steinen niunitlelbar getödtet, was mehr als alles Übrige beweist, wie dicht dieselben gefallen sein müssen. Wo in weiter gelegenen Urteil die Steine den Boden erreichten, ohne den glühenden Anstand bewahrt >n haben, wnrden dnrch ihren Schlag manche Ziegeldächer zertrümmert; so nnter andern dw) Dach der Kirche von !anienchi, fünf Meilen vom Xraler. Die Schlacke» nnd Steine jedoch, welche l'i5 in so Per tzotopazi von der Westseite. (Nach Th. Wolf.) Mi^cidmct !i> ^ Äloiilitc nach dem ssi'oüen ?l»slir»ch Vom 2l'>. ^>>»i 1^77. große Entfernungen gelangten, waren voröo nnd leichi wie Vimostein. ^lnch ihr absolnte') ("ewicht hielt sich in bescheidenen ^chranlen, denn allf feinem ^andgnl ^i<>nega, dicht bei lanienchi, sannnelte der Marqnis uon Maen^a keine Stncte, die schluercr als vier Un^en gen'esen ivären. Manche Steine, welche am Mß deo Cotopari niedersielen, geigten eiile ächte Bombennatllr. flogen sie fischend dnrch die Vnfl, so erblickte man nnr einen flinken, ivelcher dein klimmen einer Vnnle glich! dann aber explodirten sie mit dem heftigen Knall eine«) leichten ArtilleriegeschütM nnd theilten ihr Feuer allen brennbaren Stoffen mit, welche fie trafen. Ey waren innerlich glühende nnd mit ^afen erfüllte bims steinartige schlacken, deren erstarrte Schale durch fortschreitende MtMlnng uon anßen her eineil Mß bel'am nnd, in solcher Weise geschwächt, völlig entzweisprang, weil sie dem Drnck der eingeschlossenen sehr heißen Vnftarten nicht mehr ^l widerstehen vermochte. ')iach dieser einleitenden Action der schweren Artillerie begann da5 Kleingewehrfener: e^ fiel ein dichter Negen von tleineil Schlackenstückchen (Mapillij nnd gröbereil Brocken dey porösen Bimssteins. Das pras-selilde (^eränsch, welches ,nan dabei hörte, ging all^ nlählich in ein Bransen, nne das eines Gicßbaches, über; deiln langsam vertleiilerte sich das Korn der niedersinkenden Stückchen, nnd Schaller eines groben 258 Sandes rauschten herab. Endlich fiel geräuschlos eine gau; feine, aus Vauastaub gebildete Asche, aber in so ungeheuren Mengen, daß sie weitaus alle übrigen ^nivtionsproductc an Masse übertraf. Viele große nnd kleine (Gebäude wurden durch ihre Last znfammen-gcdrückt. Auf den nntern Gehangen des Hellerbergcs, in südwestlicher Richtung, erreichte die Schichte frisch gefallener Auswurfsstoffe eine Dicke von M) KM, zu ^('ulalü uon 40—45^, zu Tanieuchi uon etn>a ^j<) Centimeter; selbst zu Angamarca, jenseits des ersten Hauptzugcs der Westeordillere, !2 Äieilen vom Vulkan, brachen die Baume unter der Wucht der Asche. Durch eiue untere Luftströmung aus Nordost scheint in diese südwestlichen Gegenden die größte Menge der lockern Grnptionsstoffe hingeweht worden zn sein. Ginc äußerst feine Asche gelangte aber bi5 in die höchsten Regionen der Atmosphäre, wo sie sich staute und mit den vom Vulkan geheizten Luftströmeu nach allen Seiten abfloß. So kam sie gegeu denZug der untern Winde in solcher Menge nach Quito, daß sie daselbst mehr als zwei Zentimeter hoch alle Felder bedeckte, ja man sah sie noch in Papayan niederfallen, Meilen gegen Nordnordost '. Ein so dichter Aschenregen mußte den brennenden Vulkan sehr bald den Blicken Aller enterben, ja es trat im ganzen Lande uon Quito bis Riobamba nud darüber hinaus eine wahrhaft ägyptische Finsterniß ein. In der Nähe des Cotopari, auf der westlichen Seite, begann die Finsterniß schou um <» Uhr Morgens und dauerte bis 3 Uhr Nachmittags, lange Zeit mit einer solchen Intensität, daß man im freien nichts, absolut gar nichts, nichl einmal die eigene Hand vor den Augen zu sehen vermochte. Den Abend erhellte eiu schwaches Dämmerlicht, ja noch am folgenden Tage bot die Atmofphäre einen trüben und ranchigen Anblick dar. In Quito vrrdnnkelte sich der Himmel um 9 Uhr Vormittags so stark, daß nur ein matter Schimmer übrig blieb, gerade genug, um die Nächstliegenden Gegenstände erkenntlich ;u machen; aber nm 11 llhr vermochle man ebenfalls nichts mehr;u unterscheiden, und mit Lichtern nnd Laternen wandelte man iu den Hansern nnd Gassen umher. Die Bestürzung ' Es ist mchr als wahrscheinlich, daß diese Angaben über die Dicke der Aschenschichten stark übertrieben sind. 3iicht nnsscirschaftlich gebildete Beobachter messen jcnc Dicke sicherlich, wo sie dnrch .^usammenwchen, n'enn nicht gnr durch Zusalnmenschilienunnng, alisnahm^n'eise groß ist. Das Gleiche gilt für die 'Aschenfälle bei alleil Vnll.inen. Vian thut sicherer, wenn man die angegebenen Maße mif die Hälfte oder den dritte»! Theil redncirt. des armen Volkes war groß, seitdem es am frühen Morgen den heftigen Knall gehört und die schauer, lichc Schwärze des Himmels, welche die Gegend des Cotopari verhüllte, immer mehr auf sich losrückcn sah. Gar wohl hielt es im Gedächtniß den furcht baren Ausbruch des uahcn Pichincha fest, welcher im Jahr ><><»<> die Stadt beinahe uernichtet hätte. Denn viele 3 age lang hinter einander überschüttete sie damals dieser Vulkan mit unermeßlichen Mengen uon Bimoftein, Vauagereibsel nud Asche, indeß der Boden oft wiederholt die heftigsten Stoße erlitt, ja manchmal stundenlang, ohne Nntrrbrechnng, sanft hin uud herwogte. Sollte der verrufene Cotovaxi nicht gleiche Gefahren über Qnito bringen? Darum stürzten die Einwoliuer verzweifelnd in's ^reie binaus oder drängten sich yi Tausenden ans den öffentlichen Plänen zusam men, die Vuft mit ihrem Wehklagen uud Angstgeschrei erfüllend. Nur der Glaube vermochte hier den gedrückten Gemüthern dir Ruhe und Hoffnung wiederzugeben. Darum ordneten die geistlichen und weltlichen Behörden feierliche Bittgänge an, und als um 1l Uhr totale Finsterniß über der Stadt lag, da bewegte sich unter Hackelschein ein nnermeßlicher Zug Betender durch die Straßen von Kirche zu Kirche, um den Beistand der allrrseligften Jungfrau und Himmelstonigin für sich und die Ihrigen herabzufleheu. Wenn aber in der acht Meilen entfernten nnd sicher gelegenen Hauptstadt der Schrecken eine solche Höhe erreichte, daß es der allmächtigen Kraft der Nr ligion bednrfte, um den erregten Gemüthern Trost lind friede wiederzugeben', welch' peinuolle Angst mochte sich dann der Herzen Jener beinächtigen, die gleich im crste,i Augenblick die ganze Wuth des zürnenden Vulkans zu erfahreu hatten, der Bewohner dieser südwestlich vom Henerberge liegenden Iheile der Hoch ebene, wo die mit riesigen Steinblöckrn übersüetc Gegend von Mulal«'» und Catto bezeugt, daß m'ele und große Katastrophen über sie gekommen sind! Auch war das Überschütten mit glühcudem Bimsstein, feinen Schlackeil uud Asche nicht das Schlimmste, was die Bewohner dieser niederen Landstriche erwarteten. Und iu der That, weuige Minuten nach dem furchtbaren Knall, den mau um 5 Uhr Morgens vernahm, als die entsetzlichen Garben glühender Stoffe eben zum ersten Mal fich ans der Luft herabsenkten, hörte man oben nm Berge ein eigenthümliches Bransen, welches, gewaltiger als die Brandnng des Meeres, die knallenden Töne der erplodircnden Dämpfe und die unterirdisch rollenden Donner an Stärke übertraf, und mit ihm mischte sich ein Tosen und Manschen wie von 25!) 83' gewaltigen Wasserflutheu, begleitet uon ciucm Bersten, Reißen und Krachen, als ob der Bulkan in Stücke giuge und seine Trümmer über die Ebene herabsendete. Was bedeutet dieser Värm? Wer sich jetzt in den tiefern Gegenden deo ^alldrs befindet, der rette sich auf die Höhen, wenn er kann. Die entsetzlichen Schlammströme kommen, indem sie nach allen Seiten zugleich vom Berge niederfahren. Als der furchtbare.^nall den beginnenden Anslnuch vertündigle, hätte Jeder n>ahrnehmen können, wie die emporschießende ,vruersäule schon am untern Ende, uiomit sie im Gipfelkessel des Berges sichte, sich ;u auffallender Breite auseiuanderzog und in der Gestalt einer rings geschlossenen l^'as eadc leuchtenderFlüssigkeit allseiti g über die )lraterränder ergoß. Die Vaua wares, welche bei diesem Wuth-ausbruch deo Bulkano in der gangen Breite des n>eit ge öffneten ^euersch achtes in die ,^uft geschleudert wurde, um darin vermöge ihres sehr reichlichen Dampf-gehaltcs nach allen Seiten auseinander-anfahren, ^euer statt Schuec und Eis umlagerte den Gipfel des steilen Kegels lind ströntte von da, in eine zahllose Äienge gluthschiimnernder Gießbäche aufgelöst, die jähen Ab hänge hinunter. Aber nur für einige Sekunden blieb dieß erhabene Schan-spiel sichtbar. Denn ungeheure Dampfwolken fuhren zischend in die ,^uft, überall wo die hcllglühcude Lava ans ibrer eiligen flucht ill die Oberfläche des schneereichen Bergen hineinsank, jetzt hier, jetzt dort, jetzt an hundert Stelleu zugleich. Es war, als hätten auf allen Höhen im greife tansend Batterien ihr Spiel begonnen, um uon diesen erhabenen Standpunkten aus das gan^e Vand Eenador mit den Schrecken eines Bombardement ;u er füllen. In ein schäumendem '.Vieer waren die Gletscher oerwaiidelt, und krachend, tosend, siedend wälzte sich Alles miteinander die Bcrggelände hinab, hochanfspritzendes Wasser, riesige Eihtlöye nnd glühende ^avablöcke. Unterhalb der Schneercgion aber gewahrte da5 Ange zahllose Wasser stürze von schlammigem Aufsehen und kolossaler Größe; denn je weiter die tosenden Blüthen vordrangen, desto mehr mischten sie sich mit Steinen und Schlacken, mit feinem ^avagereibscl und Aschenstand. Hierauf verewigten sich die vielen tosenden Wasscrstürzc und Gießbäche in den tiefen Onebra-das des Eotopaxi, ohne darin ^a»m ^u finden, und diese mit rasender Wuth einherjagenden Ströme flössen abermals zusammeu, nm mit ihrm dickbreiig gewordenen Massen die Thäler zu überschwemmen, welche die Gewässer des Schneeberges aufnehmen. Wehe den Ortschaften, welche die Kühnheit besaßen, sich in zu tiefer Vage anzusiedeln! ^clövlöcke, groß wie die indischen Hütten und innerlich glühend, rollen mit diesen erdigen Strö-inru fort, und neben ihnen schwimmen Eisbänke, welche rauchende Schlacken tragen. Was vermag wohl ciuem solcheu Andrang zn widerstehen? An den Cotopari stoßen drei Hanptthälcr: im Norden das Thal uon Ehillo, welcheo seine Gewässer durch den Rio Gnallabamba loder Gsmeraldas) in deu Stillet, Ocean sendet; im Osten das v.-UIo vi^io«", welches die Qnelleu des Nio Napo enthält, und im Westen und Süden das Thal von Vatacuuga, dessen Bäche und Flüsse sich in den Nio Pastassa ergießen. Dieser »nündet, wie der große Rio Napo, in den Amazonenstrom. Alle drei Thäler leiden bei jedem Wuthausbruch dro Coto-pari in unsäglicher Weise. Die Quc-bradas der obern Gegenden vermögen die ungeheuren Schlammmengen nicht zu fassen; sie stauen über, und rechts nud liuks bis auf große Entfernungen wird alleo flache Vaud hoch überflulhel. Alu schliinlnsten ergehl es gewöhnlich 260 P;>i,^^.. Iliniill, Tiupullo. Pusulaglill. (5ocopaii. Igergzug im Westen und Horden der Hockeöene von Fatacunga. Links die Westcoidilleve mit dem Pilisurcu und Ilimza; rcckis Auslänser dcr ^ncordiUcre mil dem Cowpari und Pii^lilagua: brr Impullo ^iii ^noienssebilqc odcr :>kido zwischen dem Iliniza und ^oiovari. Am Wesnu«e dc-i Putzulagua liegt die Itadt Latncunssa, >n,d dickn vor dcm Tiupullo siclilii dic Ruinen des I,icapalanc> von V'allo. !ööftc dc-i IÜniza über der V'bcue 2500 Meter. dem Thal von Latacnnga. Zwischen Callo lind Mn-lal<> erlangt der Rio Saquilnalae eiue Breite von einer halben dentschm Aceile, und wo er mit dein Rio Cntnchi sich vereinigt, da wäl^t sich ^wischei^ Mnlal«'» nnd Tanicuchi ein schlannniger Strom in der Breite von 1^ Aieilr Mischen den Borstnfeu der beiden Kordilleren dahin! llnd so ist die ganze Ebene von Eallo viele Meilen iveit hinab, bis jenseits ,^ata-eunga, nichts als ein tobender See von dickbreiigen Massen, die wegen ihrer steifen Beschaffenheit sich wie ein ^avastrom damiuartig ooranschiebe». Ali seinen Rändern nämlich ist dieser mächlige Schlamniftrom gleichfalls von schiefen Böschllugeu begrenzt, so daß er über da') umgebende Flachland emporragt nnd in jener Breite r5 nicht bedeckt, wie er sonst wohl vermöchte. Sein vorderem Ende bildet eine jähe Wand. die bei der We ihres Fortschrcitens üch unablässig überstürzt. Denn trov seines dickbreiigcn Inhaltes rast der inerk-würdige Stroin mit nnglanblicher Grschwilldigkeit uoran, ohne, Barmherzigkeit vom (Erdboden wegfegend, was in seine Bahn sich hineinstellt. Kein Gebäude, so stark e5 anch wäre, leistet i!,m Widerstand, nild kein Gleiter anf dem flüchtigsten 'lioß vermag ihm ;n entrinnen; bald sieht derselbe ringsnm jeden Allsgang versperrt nnd verschwindet in dem von allen Seiten heranstanendrn Erdbrei. Wo gibt es in Europa so plötzliche, so weit ausgedehnte Katastrophen, wobei in den wenigen Miuuten, welche zn ihrer Eiltwicklung nothwendig sind, der Vnftkrcis init cinein entsetzlichen Feiler von meilrnweitein Dllrchincsfer erfüllt ist, zur Zeit aber, wo sie wirtlich hereinbrechen, über allem ^'ande eine Finsterniß anogebrritet liegt, welche die allernächsten Gegenstände zu erkennen nicht gestattet? Im Jahre 1744 ergoß sich eine der großen Flutben wie gewöhnlich anch dnrch das vull<> vi^i<»««> in den Rio Napo östlich von den Cordilleven. Trotz der nngehenren Breite, nn'lche dieser mächtige Nrbcnstrom des Amazonas besitzt, schiuoll er zn solcher Höhe an, das; nm Mitternacht, t^ Stlinden nach dein Beginn des Anobrnchev, das Dorf Napo mit fast allen Bewohnern hinweggeschwemmt lvurdr. Die Entfernung des Orte5 vom Bnlkan belänft sich znin Alindesten anf !i<» ^l'eilen, so daß sich die Schlammflnth nu't einer mittleren Geschwindigkeit von mehr als <> Meilen in der Stunde bewegte. Inncrhalb des Gebirgeo mnß sie mit rasender ^'ile vorangestnrmt sein. Blanche Zeugen, welche einen dieser breiigeil Ströme aus den obern Il,älern in die Hochebene luneinbrechen sahe,,, belia»p^ ziltere der Erdboden nuler dein furcht baren Ungestüm der einherdounernden Fluth. Der eine Vchlainmstrom des Jahres 1768, welcher in das Thal (5hillo abflog, langte schon nm <>V2 Uhr Morgens in der legend voil ^umbaeo an, tt- l> Niei-len vom (Zipfel des Vulkans. Der Vauaergnß, welcher durch plötzliche Schneeschmel^nug seiue Ursache war, kam aber vor dein >tuall von 5 Uhr sicherlich nicht znm Ausbrnch. Darmn drängen sich in den kurzen .^ritranm von nur l^ Stnudeu verschiedene Ereignisse ^nsamiuen, welche nutcr deu geivöln'licheu Umständen einzeln mehr Zeit in Nnsprnch zn neh. men pflegen! die Füllung des sehr tiefen und breiten ^ipfelkefsels mit der glühenden Vava, dereu Über-strönlen über die .Uraterwände ilnd das danlit uer-bnndcne Schmelzn des Gletschereises, endlich das Abrinnen der schlammigen Gewässer anf die Entfernung von K !» '.vleilen. Wenn man bedenkt, daß eben diefer Schlamulstrom, ebe rr bei !n>nbaeo ankam, schon etwa ''—tt Aieilrn auf der flacher geneigten Hochebene von (lhillo zurückgelegt nnd demgemäß seine Geschwindigkeit vermindert hatte, so ergibt sich, daß sür seine Entstehnng eine wunderbar knrzr .^cit genügt haben mnß; nnd weil er mit nngehenrer Älasscu-haftigteit auf einmal da gewesen ist, so folgt anch, daß in kürzester Frist eine erstaunlich große Menge von Lava ans dem Fenerschlnnd heraus iu das Eis des Cwtopari versetzt wnrde. Vs floß also diese Vava wahrscheinlich nicht in der Weise eines gewöhn!icheu ^avastromes über die Nordseite des Kraterrandes hinüber, sondern in außerordentlich mächtigem Schwall, dessen Triebkraft sie sogar durch die Vuft geschlendert haben muß und ihr beim Fallen jenev wuchtige Anfstoßeu verlieh, wodurch sie dir dicken Eis-masseu des (iotopari in tausend Trümmer zerschellte, selbst aber in unzählige Haufen mweinanderstob nnd so dnrch eine möglichst vergrößerte Berührungsfläche ihre Wärme sehr wirksam arbeiten ließ. Zn denselben Schlüssen gelangen wir noch in au derer Weise. Die Schlammströme des Cotopari über-flutlien nämlich nicht bloß eines der drei anstonendru Hauptthäler, sondern alle drei, und verfolgt man die Sftnren der Wasserflnthen den steilen Kegel hinan, so trifft man sie wiederum nicht bloß in je einer der Qnebradas, welche bis ;nr Schneeregion cmporführen, sondern in allen ^nebradao ringo um den Berg. G>) sind dereu nicht weniger als einige zwanzig vorhanden, selir regelmäßig im Kreise vertheilt. Gin Wassrrergnß dnrch alle diese Schluchten mil einem Mal ist aber nichl möglich, außer eo tomme rings um de» ganzen Krater das Eis zur plötzlichen Schmelznug, was eiuen allseitigen Erguß der glühende» ^ava voraussetzt. 261 Nun begegnet Ulan feineitt Vnlka», dessen Crater ränder ringsum eine gleichmäßige Höhe besäßen, viel mehr sind sie au^gezackl oder wellig geformt u»d cuif der eiuen Hälfte überhaupt niedriger als auf der an deru. Auch dir bentigeu .Nraterräuder des Cotopari zeigel« diese unregelniäßige (^estalt, indent sich auf ihuen lange Strecken vorfinden, welche die übrigen uin «")() und 1W Meter überragen. Wenn hier die Vava, unr sanft gehoben, zum laugsanlen Abfluß känie, wie man es am Vesuv so bäufig beobachtet, dann müßte sie nothwendig über die niedrigste Stelle deo ^lraterrandcs hinunterrinne», uud es gäbe bloß einen ^avastroiu uud eiueu Schlannustroin, und znmr auf derjenigen Seite dco Bergen, welche unter der tiefsten Emsenknng des Onpfelkranzeo liegt, ^cnli ist aber nach so vielen Beispielen, die mau schon erlebt hat, uicht daran zn denken, daß der nächste Wuthmwbrnch des Cotopari nnr einen Schlammstroln bringen wird: nach allen Seiten uud durch alle O.nebradas werden sich die Schmel^wasser vou ihm herabergieße». Dien erfordert, daß die glühendflüssige Vaua ebensonwhl nber die boben al^ über die niedrigen Stellen den ^raterrande^, liiuauo gelange, oder nüt andern borten, das^ sie in der ^orm eiln'') mächtigen Sprudeln an^ dem weitgeöffueten ,>euerschlu!idr sich plötzlich erbebe und gleich eiuer ring<) geschlossenen ^a^cade hoch durch die Vuft über die Kraterniäudr ln>nvegschies;e. (^ben dariu besteht der Charakter de5 Wnthan>)b ruches bei ei^ nein Schlackenvnll'a u. Weuu dir Vaua uicht flüssig geuuq ist, so tauu e^ allerdings geschehe», dasi sie bei der gleichen Hebe fräst nnr langsam nnd einseitig abflicht. ^I fchlt alsdann dem vulkanischen ,'lu^bruch das Plötzliche, das Gewaltsame nnd das ^iieseuliafte iu seiuer d'r schcinnng, weschalb wir ihn als Wnthansbrnch nicht bezeichnen können. Erdbeben in der Umgebung des feuerspeieudeu Berges, die uotluvendige frucht de>) groben Widerstandes, >velchen die Vava beim Sleigen antrifft, erschen in diesem ,^-alle, niai, der ^rnption selbst au (^ros^artigtrit maugclt. I^er 'Ätna nnd meist auch der '^esuu folgeit der letzten Regel; ja sie I,abeu so dnlflüsslge Vaveu, das^ ihre Vtcgel eher in Stücken auseinander gehe» uud durch eine Spalte die emporquellenden (>>lnthstosfe enlweiche» lafsen, als dast sie dieselben oben ;um Krater hiuans ergössen: uugeheure .Leibung nn'ibreud des Auftriebes ist daran schuld. So beniuliut sich der (^otopari uichl; seit Eroberung des Landen hat er nie einen Nrbcilkrater gebildet, nnd selbst die localen Erdbeben, mit welchen der A»5bruch iln Jahre 17l»5! begann, sind nngeivöhnlichr ^orkonnu uisse iu der beschichte dieses Vulkans. Veranlaßt wurden sie durch die Plötzlichkeit, womit die Erdrinde auf ihre mit C"lnthmasseu erfüllten Spalteu ^n drücten anfing: nnr wenige Tage hatte die Vorbercitnug ;um Nuobrlich gedauert, uud erst alo ungeheuere Dampf massen beraugepreßt wnrdcu, erlaugte die ^ava ihre gcwöhuliche >sMe nnd Beweglichkeit. Veicht ist ;u begrcifru, daß Scitrnernptionen die Schlammströme des (^owpari übrrhanpt nicht uerur sacheu köuuen. Die gewaltigen Wasserflntben stürben gleichzeitig in alle drei Hauptthäler hlnnuter, nnd so müßte der Berg bei jeder tobenden Eruption in der nämlichen Stnnde nnd Minute nach drei ganz verschiedenen Richtungen anorinandcrspaltcn. Diese VorausiMmg ;u »tacheu wird Niemand wagen, der mit dein Wesen der Vnlkane uertrant ist. (5in Vulkan zerbricht wie ieder Körper, der nicht ^n große Sprödig-keit besitzt, längs eiuer bestimmten ^inie, dcr^inir des geringsten Widerstandes, nnd zwar von oben nach unten berab, iu der Richtung dw stärksten Gefällcs. Mit diesem rine» Vrnch ist dir bebende Xraft so lange zufrieden, bic» durch irgend welche Gründe eine ^ueitc ^inie noch schwächer geworden ist. lassen audere Stellen, welche der Vinie des geringsten Widerstandes nicht angehören, gleichseitig Dämpfe oder gar Vauen entweichen, so sind sie uie weit geöffnet und ohne Bedeutung: es haben eben da nutergeordnete Verdrückungen oder .^erreißuugru stattgefunden, welche es dem einen der Berglheile mben der Hanptspalte mög^ lich »lache», u»i dao Erforderliche ^nrück^uweichen oder i» die Höhe ^u gehe». II»d wcuu nnr auch die Bil-duug lwu drei folchen Hanptfpalteu a»> (^otopari für jede» Ausbruch voraussel.>eu luollteu, so würdeu wir daunt die merkwürdige l^rößc der Schlaunuströiur iu ihrer Verbindung mit der beobachteten Plötzlichkeit nicht erklärt babe». ?e»n an5 Spalteu treten die Vavaergüsse immer langsam hervor. Noch weniger als Lauaströme vermöge» die glühe» den Steine und Schlacken, womit der Vulkan seine behänge so reichlich überschüttet, das Räthsel der großen Schlammflnthrn zn lösen. Allerdings fallen die lockern Answnrfystoffe nach jeder Himmelsrichtung nieder, aber uicht mit einem Mal in so nngcheneren Massen, als hier erfordert wird. Und zndem dringe» von ilmen »nr die größte» nnd schwersten etwW tiefer iu die Eisdecke hinein; alle übrige», besonders die großen Mengen dec, feineu Gereibfelb, breiten fich darauf als zusammenhängende Schichte ans, nm bei ihrer geringen Fähigkeit, die Wanne zu leiten, das darunter liegende l,ns vor der ^'iuwirkuug der später fallenden 262 Steine und Schlacken möglichst zu schlitzen. Kaum entsteht i,l solcher Weise mehr Schmelzwasser, als das Eis ill seinen Haarspalten anfznnehülen vermag. ^?ft toben ja bei den kleineren Ansbrüchen des Eotopari seine dämpfe mit außerordentlicher Kraft: e,ie furchtbare Stärke erlangt, daß die Vaua hänfen weise rings um den Krater niederstürzt, und den eisigen Panzer des Verges an tausend Stellen gleichzeitig in Stücke schlägt, können Wasferineugeu entstehen, wie sie der Eotopari bei seinen Wuthausbrüchen nach allen Seiten hinuuterseudet. Das Thal vou Lataeunga, diese einst so frucht-reiche Ebene, leidet von den Schlammströmen gewöhn lich am „leisten. Nnch dieses Mal, im Jahre l7l,tt, war der Andrang der breiigen Massen nicht geringer als sonst. Aber er traf nichts mehr, was er hätte wegfegen tonnen. Schon längst war die Hochebene hier zur Einöde geworden. Das Dorf Rumibamba („Steinfeld" >, welches sich mitten in der ,^ahrt der wässerigen Schuttströmc angesiedelt hatte, verschwand schou im Jahre 1742. Das „wanne Viertel" von ^ataeunga, etwas tiefer gelegen als die übrige Stadt, theilte beim gleicheu Ausbruch das nämliche Schicksal, uud als es hierauf sich wieder erhob, da fiel es von Neuem nnler der Schlammfluth vom Jahre 170ll. Der starke Knall, welche», der Eotopari beim Anfang seiner Eruption von 1?!.;^ vernehmen ließ, war ein wohl thätiges seichen gewesen! augenblicklieh floh Alles auf die Höhen, uoch ehe der dicke Aschenregen die (legend in seine undurchdringliche Finsterniß eingehüllt hatte. Ausnahmsweise verschlangen dieses Mal die einher stürmenden Fluthen kein Menschenleben; zn ander» feiten rafften sie wohl Hnnderle dahin. Nach so viel Schrecken konnte »lau sich glücklich preifen, ans der bösen Katastrophe so glimpflich herausgekommen zn sein. Nur acht Personen zu MnlalV, liatten beim Steinregen ihr Vebeu eingebüßt; sonst waren sechs Brücken und etliche Hütten fortgerissen, eiu paar andere Gebäude durch Asche zerdrückt, einige Getreidefelder in Brand gesteckt worden. Aber der Schaden, welchen der Aschenregen uernrsachte, war anßerordenllich groß: alle Vegetation ging zu Grunde, Tausende Stück Vieh starbeu vor Hunger, nnd zahlreiche ^ändereien blieben für Jahre uufruchtbar. In größerer Ent fernung, wie etwa iu Quito, wuschen heftige Regengüsse die dünne Aschenschichte bald wieder fort. Die Einwohner der Hauptstadt fanden also Gründe genug, recht zufrieden, ja fröhlich zu sein, »nd hegten gegen das feuerspeiende Nngethüm die Besinnungen tiefgefühlten Dankes: es hatte sie ja mit Erdbebe» verschont und seine zerstörenden Aschenregen nach anderer Seile gewendet. Ei» W»thansbr»ch als solcher dauert beim (>olo-pari nnr wenige Minute»; sebr schnell ist sogar die Schmelzung des Eises vorüber, nnd die kolossale Wassermenge, welche bei Vataennga hereinstürzt, hat sich »eben dieser Stadt schon i»»erhalb einer Stunde fast ganz verlaufen; freilich läßt sie meterhohen Schutt sammt ausgedehnten Teichen auf allen Vändereien zurück. Der plötzlichen Vava-Eruption folgt uoch das Auskocheu der mithervorgcp reßten Dämpfe, die im Jahre 170>< besonders reichlich erschienen. Aber schou Nachmittags besänftigte sich der Vulkan, und in den folgenden Tagen hatte der finster schauende Bergriese alle Rauch- uud Wolkenkappeu von seiner Stirne gezogen; nur leichter Dampf stieg aus dem Krater »nd manchen theilen der Gehänge empor. Dle frohen Emwohuer Quito's zogeu nun Abende iu Schaaren hiuauü, um von dem Paneeillo (Panes siljo^ oder den Abhängen des Pichincha den herrlichen Schmuck zu betrachten, welchen der ^otopari im Dnnkel anzulegen pflegte: helle Lichter brannten auf ihm streifig herab oder in einzelnen Pnnkten gesondert. Die glühende Vava war es n»d das Venchlen ihrer ^nmarole». Kein Volk hat für ,venern'erfe so uiel killdlich-gemüthlichen Sinn, al>) da5 Äilischvolk der Anden: selbst am 5 age breinü ec, anf allen Plälzen »nd <"assen Hnnderie von knallenden Raketen ab. Daher war die Freude groß, als der gigantische Bulkau iu scinel» lnftige» Höhe» diese schiünnernde Pracht entfaltete, denn wie »lit zahllosen Venchtkäfern schien er seinen weiten Mantel bedeckt ;u haben, Nnd wenn er bisweilen am späte» Abelid sei» Hanpt mit einer »nschnldigen ,ve»ersä»le krönte und glänzende Staketen blil^schnell zum Himmel binaufschoß, dann lönte seill Vob alio Aller ^(nnd, »lid die gnten Vellte von Ollito waren stolz daranf, de,i erstell ^enerwerter der Welt so nahe bei sich zn niissen. Sie erzälilten sich jeht beim Anblick der helle» ^ichtstreifcu, die vom Gipfel abwärts zogeu, wie der Berg aus Nbermas; sei»er Kraft vielfach geborste-n sei uud >»an nnnmelir in seill glühellde'o Innere hinein schaueu könne; und nachdem er Wassermengen ergossen, welche zur M'chnng der übrige» Vulkane der Erde hinreichen dürfte», speie er ,^ener am Ende wie am 263 Anfang; ja anßer den langen Spalten reiße er noch zahlreiche Nebenschlünde anj, iveil die paar Wasser tropfen, ivelche in ilin gerathen, seine furchl bare Hitze bloß ge steigert hätten. So besitzt a»ch der (^otopari seinen Sagen kreis, der ans mißver standenen Thatsachen hervorgegangen ist. (belehrte Werke daben damns „beobachtn» gen" exlnoolüleü. Das entsetzliche ,^ener liest sich in feiner ^»^eise längnen. da rnin machte inan es noch größer, als es iv irklich ist. Die mächtigen Blöcte von(>allo mußten hoch dnrch die ^uft dorthin geflogen sein, wo sie jcht tiegen, daß sie mit den schlämmströ men kainrn, hat man in (5'M'opa k(nnn gedacht. Bei dieser groß artigen Vorstetlnng, welche man in solcher Weise von der Vei stnng5fäl>igseit der Dampfkraft gewonnen hatte, ist eö doppelt merkn'ürdig, daß in der gelehrten Welt die Meimmg herrschend wnrde, „kein Berg der Anden ergieße ^aua ;mn (>iipfelkrater hin-ano"; sie alle seien ;n l>och, al>> daß die „unl kanische >traft" der Wafserdmnpfe die schwere (^lnthflnssigkeit so weit ill die Höhe schieben könnte; ferner habe man seit Menschengedrnkeli es nicht erlebt, daß uon einem ^rnerspeier der Kordilleren ein glühender Lauastrom in die Städte nnd Dörfer hinaugedrnngen sri. Wer von den Neisendril an den kolossalen Berge» „selir lioch" einporgekommell >oar, der sal, nirgendwo einen Vauastromdnranf liegen. Nnd lvenn ein Anderer ylr „genane-sten Dnrchmnsternng" de^, gefnrchteten l^'oto pari sein an»ge^ichne-te? ^erlnol,r fiinf geo grapliifche ^ieileil vont oraler ans der Altane einer Haeienda anfge stellt lialle, so gelang e5 anch dem nichl eill mal, „trotz der wunderbaren Veistnngen" seines ,^nslrnmentes, Vauaströme au» schnee-rrichen .^egel ^u ent decken. Unmittelbar nach einer (^rnption bemerkte er freilich, wie oon verschiedenen Pnnkten deo eisigeil Pan^er'i' weißliche Dämpfe emporstiegen: allein, da es mit „Sicherheit" feststand, daß der (^ipfeN'rater keine Vaua ergoß, welche den Schnee hätte fort fchlnel^en können, fo machte diese ^rschei-nnng »>>r „evident", daß der (< otopari einige ^lebenkrater anf feinen planten geöffnet habe. Dieß Alles waren fatfche, Beobachtungen, d.h.fehlerhafle^chlnsse, die anf irrigen'^oraus-felzlingen bernhlen lind ihrer Nalnr llach viel schlimmer find, alH ein gäll^licher ^iangel von Beobachtungen. Wenn der (>upfelkraler des (lotopaxi keine Vava ergoß, so gab e5 natürlich auch für die ^chlammströme keine (^rtlärnng. In l^nropa fcheint >nan deren Größe, und Plötzlichkeit meist nnter- Vorltadt von Ouito nebcn der Älamcda, mit der ^usstcht auf den Ä^anecillo im 5üdcn dcr 5ladt. 204 schält zu haben; nlau dachte sich, die Mcrschüttung des Schneeberges mit glühenden Stellten und Schlackell möchte znr Heroorbringuilg der ,Vlllthell wohl ausreichen, mährend sie in der That kaun: einen Tropfen Wasser vom Berge hrrilnterschafft. Manche forscher enthielten sich des Urtheils oder brachten statt dessen die Sassen von Ecnador. Hiernach wnrde der Pul- ! tan von innen heraus in so plötzliche nnd starke Glllth ^ verseht, daß er bisweilen in einer Rächt, bei den ! großen Eruptionen sogar in ivenigen Minnten, alle ^chneeinassen von seiner Oberfläche hiltiuegschlnolz: so oft das geschehen, hieß es, stehe er in furchtbarer Schwarte, sein lvahres Gerüste zeigelld, da. Andern Anffassllngen genügten sämintlichc Schneenienssen des (<)—^W Meter- manchmal llieilt er sichln verschiedene ^meige, die später wieder ^nsainmmlansen. ^r bewadrte noch einige Wär»ne in sich, denn in den Spalten wies er Temperaturen von 29—32" (1. auf lind selbst an der Oberfläche litt er für die Dauer eine Schneedecke nicht. Gleichwohl war er fchon im Jahre ltt^! ans dem Gipfelkrater geflossen, den er jedoch mit seinem obern (^nde beute nicht erreicht- die Steilheit der daß selbst die letzten I heile der ausströmenden Gluthflüssisskeit in rollende Be wegung kamen. :inich der <5rnption sah man den Strom als breiten ^ichtstreifen oben am Berge liegen; aber Niemand dachte an die Möglichkeit, daß die glänzende Erscheinung ein wirklicher ^auastrom seil» inöchte: der Vulkan, so hieß es, sei oon oben herab geborsten und lasse dnrch einen Spalt der stellen weise nicht weniger als <)—800 Meter breit war! — unmittelbar ill sein glühendes Innere schanen. Solche ,^avaströme ergießen sich bei den schwächeren (5ruptionen des Cotopaxi und sind die Ursache der großen, allseitigen Wasserfluthen nicht; sie bewirken nur ein kräftiges Anstanen eines der drei Hanvt-flüfse, welche am Schnccberge entspringen. Ich mußte ihrer gedenken. Denn wer die Ansicht festhält, daß die ^euerspeier des (^ordillerengebirges wegen ihrer gewaltigen Höhe nicht im Stande seien, Vava znm Gipfelkrater hinauszuheben, der kann mimöglich bis zu dem Gedanken sich erschwingen, welcher i>> der 'That der richtige ist, daß nämlich ebendieselbe» Bulkane der Anden innerhalb von ein paar Minuten zehn bis zwan^lgmal inelir leisten, als der Alna bei seinen stärkeren Ansbrüchen im ^ritraum oou eiuer Woche. ?eil» der Wassermeugc, loelche alis seder der zwan ^ig größcru Qllcbradas voll« <5otopari niederstürzt, entspricht als gleichwertlnge llrsache eine so llngebeure Masse glühender Vaua, daß dieselbe für sich eine» mächtigen ^avastrom bilden könnte, nnd nur wenige Minnten, oder besser Sekunden, branclit sie, »m ans dem fenrigen Schlnnde ill's ^reie ^n gelangen, ^och samlnelt sie sich ill der geschlossene» ,vorm voll Ströme» nichl a». Schon in der Vnfl foxdert sie sich ^n „Hanfeil lind klumpen" oermöge ihrer Wurfgeschwin digkeit, mit lvelcher sie den Krater verläßt lt»d die nicht für alle theile die gleiche ist; andere Mengen zerfalle» wegen ihres reichen Dampfgehaltes oder beim Anfschlagen und Rollen, wenn sie die steilen Gehänge des Berges erreicht haben. So findet sich diese merl-würdige ,,.^'luiitpenlaoa" ring5 nm den Krater dnnll alle Höben ;erstrent oder zu getrennten Hügel» empor gestaut. Ja man darf wobl saget!, daß ihre größere Masse nicht ans dem ^'olopari bleibt, sondern mit den Schlammslrömen i» die ,verne waudert. llü^ählige Blöcke, die innerlich glühend sind, triff! man »ach der Quito. 2, Allst, 265 « l^rnption Ml! Ufer der Flüsse und anf allen vändcreietl, über welche dir rasende ,^lllth sich ergoß. Abgekühlt zerfallen sie vor Sprödigkeit unter einen, einzigen Hammerschlage in tallseild kleine Brocken; lullllderbar wäre es also, >venn nicht nngehenre '.vlengen der ,nit den Schlammströmen forlgeivälzten feineren Stoffe in gleicher Art al^, glühendflüssige Vava den Krater uer-lassru hätten. Aber reicht der Schnee deü d'otopaxi für die ge^ waltisscn Schlannnströine mls? Dieser Zweifel ist es gewesen, welcher den furchtbaren Schlackenmilkan in den Anqen aller Bewohner (i'e.uadm'5 zu einein „^^asser-unltan" gemacht hat, dessen Natnr die merkwürdigste ist, welche sich ersinnen läßt. Denn Tage nnd Wo chen, beuor die große (^rnption gekommen, speit der Berg ,vener, nnendlich viel geller, nild er steigert seine innere Glnth von Stnnde ^n Stunde, bi^ er plötzlich ill eine Tobsueht geräth, welche die vorausgegangenen Veistnngen bei Weitem übertrifft, sonst aber die näm-lichen Merkmale der feurigen Thätigkeit eines Schlacken vulkano darbietet! die lexchtenden darben, welche ans dem Oraler aufschießen, werfen in ma>estätischen Bögen ihre entzündeten Stoffe fo weit, dan vier Meilen end fernte Hütten in flammen aufgehen, uud die schwarte ^iauchsäule hebl sich bk, ili uunleßbare Höhen, mn Taufende uon Olladratmeilell ^ailde« mit einem trockn uen Afchenpnluer zu nberfchütteu. Uud geuali iil dem Moment, wo der Bulkau seiue feurige Thätigkeit fo großartig eutfalle! und uiit Hilfe glühender dämpfe ie>ie Stoffe au») feinem Krater hervoriagt, foll er auc, deiilselbeu Waffel flulhe,: ergießen, die von der Hitze verschollt bliebe,i und nichl in ?a»>pf limgeivandell ivnrdeil! ">a dao vom Bnlkan niederströmeude ^^>asfer zeigt fich so kalt, nne es sein mnß, u'en» es aus schmelzendem Sehnee abrinnt; denn nnr hier nnd dort, ivo eben glühende Blöcke mit ihm voranziehen, besitzt es ansnahm5meise etivas mehr Wärme. Sicherlich hätte Niemand dem beständig mit glü henden Dämpfen arbeitenden Cotopaxi zngeulnthet, daß er mitten in seiner feurigen Thätigkeit kalte Wasfer ströme antreffen solle, wenn man dnreh ( einer tlareil Borstellnng voil den uu^ Zer Oolaz«',«. 266 geheuren Eismcngcn gekoiniitcn wäre, die ihn bedecken. Eigentliches Gletschereis trifft man dort, an den zn-gänglichen Stellen 40—50 Ateter hoch, an den nn-zngängliche,l abev jedenfalls in noch größerer Mächtigkeit! Die »enesteu forscher, welche den Vera. erstiegen haben, gewannen alsbald die Überzeugung, daß der Eotopaxi hinreichend Eis besitze, nm für acht bis zehn Wnthausbrüchc nach einander so viel Wasser zn liefern, als die Schlaminströine verlangen. Ein werkwnrdiger Umstand bewirkt, daß sich ans diesem gigantischen Fcnerspeicr dao dichte Gletschereis »nächtiger anhänft, als ans gleichhohen ^iichtvnlkaneii. Schichten klaren Eises wechseln »lit Aschenlagen von jeder Dicke bis zn einem Meter, nnd eben diese Asche ist es, welche wegen ihrer geringen Fähigkeit, die Wärme dnrchznlassrn, das unter ihr liegende Eis vor den Angriffen der Atmosphäre schützt. Wenn der Vulkan seinen weißen Mantel bisweilen mit einem schwarzen vertanscht nnd seinen Schnee über Nacht verloreil zn haben scheint, so rührt dieser plötzliche Wechsel des Ansschcns von frisch gefallener Asche her, welche den Schnee bedeckt, nicht aber von innerer Erhitzung des Berges. Andere Male, kurz nach tobenden Eruptionen, besitzt dessen Oberfläche in der That einige Wanne, aber gleichfalls nicht von innen herana, sondern durch eine mcterdicke ^age urner Ascheil nnd Schlacken. Füllt hieranf Schnee, so schmilzt er in wenigen Stunden wieder fort. Der nntcr der jungen Aschendecke liegende Schnee hingegen verwandelt sich in seinen tiefern Vageil dnrch Drnck und hiueinsickern des Schmelzwasser in dichtes Eis. Als die wunderbarste Erscheinnng, welche der Eo topaxi-Ausbrnch im Jahre 17Ktt mit sich brachte, hat man wohl das Fern get öse anzusehen, welches sich einerseits zu Guayaquil, .^ Meilen südlich, nnd andererseits zn Popayan, <»0 Meilen nördlich, vernehmen ließ, während die nähere Umgebung des Vul-kans davon nichts zn hören bekam. Die Thatsache mnß wohl richtig sein, weil sie von der höchststehendell Persoll de>) Vandes, dem Präsidenten Dignjn, in eineili Briefe an den König von Spanieu erzählt wird ^. Dieses Schreibeil habe ich beinahe anöschließ lich als historische Gruudlage meiner Erzählung be nutzt, indein ich lnancheo, was in ihm nur knrz all-gedeutet ist, alls den Berichteil über die andern Ernp-tioneit des Eotopaxi klarer dar^istelleli vernlochte. Die heftigeil Ausbrüche deo 'liieseilvillkalls zeigen näin- ' Der Brief fmdct sich cbenflill»-' in dcm S. 250 citir-ten Prograiillit ucm Th. Wolf. lich in allen wesentlichen Punkten eine merkwürdige (Gleichheit, so daß die Verschiedenheit der davon Handel» den Urkunden eben nnr in der Vcangelhaftigkeit der letztern begründet ist. Diguja sagt nnn vvit feiueiil Bericht, daß er Alles „ohne Übertrribungeu oder Auslassungen" so erzähle, wie es sich zugetragen habe. Übrigens war das Ferngetöse vom Jahre 17tttt nicht das einzige, was man bei Gelegenheit eines Eo-tovaxi Anbbrnches vernommen hat. Denn man erzählt anch voll der Eruption im Jahre l?44, daß sie »lil einem starken Getöse uerbnnden war, welches man zn Gnayaqnil nud Pilira ill Peril (ttN Äleileil südlich) llild gleichseitig >>l ^n'llgranada zil Pasto nnd Popaya», ja sogar noch zu Houda (1s>0 Uieileil nördlich) beobachtete, während im nahen Qnito lind Lata-eniiga sich nicht das mindeste (^eränsch hören ließ. Man glanbte iil solchen Fällen immer die „Stimme des Vnlkaus" zu vernehmen, indent man nicht bedachte, daß eine Stimme nm so lauter zn tönen pflegt, je näher man an den Sprechenden herankommt. Beim Ansbrnche des Eotopaxi im Jahre 1803 hörten Hnm-boldt nnd Bonplaud die „Stimme des Berges" zil Gnayaqnil „Tag und Nacht, wie die Salven einer Batterie des schwersten Geschützes". Dieß merkwürdige Ferngetöse erschallte aber auch bei den Wnthansbrüchen anderer Vnlkane. Das „Gebrüll" des Sangay ließ sich auf fast ebenso große Distanzen vernehmen, wie jenes des Eotopaxi. Als ferner im Jahre 1^!4 der Cosrgnina an der pacifi-fchen ztüste von Nicaragna in eine fast beispiellos heftige Tobsncht verfiel, „hörte mail seineu Ansbrnch" zu Bogot/i, iil Neugranadli, 2'i<> Meilen vom Krater entfernt, gleich „dem Nollen eines fernen Donners". Merkwürdiger ist noch, daß, wie ich alls sehr gnter Onelle i» Erfahrung brachte, „die Do»»er des Eose-gliiiia" dilrch „gailz Ecuador" erschallten lind voll „Jedermann" beobachtet wnrdeu, nnd zwar drei Tage, bevor die Thätigkeit des Berges sich bis zum eigentlichen Wuthansbrnch gesteigert hatte. Die entswlichste aller vulkanischen Eruptionen, ivelchr mail überhaupt keimt, war die des Temboro Mlf der Insel Snmbmua im Jahre 1<^l5. Dabei hat es natürlich an dem mysteriösen Kanonendonner ebenfalls nicht gefehlt. Anf Sumbawa selbst erlangten die Schüsse und Knalle eilte so grauenhafte Stärke, daß Manern von Hänsern darüber zersprangen, ^n Makassar, 52 Meilen nördlich vom Vulkan, wurde der englische Krcnzer Beilares zur Rccognoscinmg ausgesendet, »veil man die vieleil aufemander folgeuden Schläge für eiu schweres Kauonenfeuer hielt. Zn 2«? 34» Iogiakerta und Tjeribou auf Java, N2 und 142 ^l'eilen ivestlicl» vcmi Temboro entfernt, glich das Getöse einem ganz nahen Kanonendonner, ilud vie eiu schiveres Geschützfeuer zl> lernale, welche mehr als 2<><» '.V^eileu ill nordnordöstlicher ^iichlung vom ^rrge abliegt; ja fogar noch zl> Mokomoko ailf der Infel Suinalra, in eiucr Gntsernuilg voil 2N2 Meilen, dröhnten diese so>lderbare>l ^anoilenschusse aus der offeilen See herüber. Überhaupt veruahiil man das Getöse lällgs dem 2^ogen der großen lind Neiilen Slinda Inselil alls einer Strecke von 45><» >^eo^r. ^,'eilcn >zrös^er Alls-delmun> e^ in jenen (^eqenden überall beobachtet ivnrde. Der Veslw hat es anch einmal ;n ei,n'm ^ern ssetöse gebracht, nämlich bei der Ernptio» von lll.li, ivelche die slärfste aller seit den ^iömer^eiien geioesen ist. ^i'an vernalim „seine Donner" nördlich m deil 'Abrufen >lnd südlich in (u>ischeu deu Malthesern und Tiirte» eine Seeschlacht losgebrochen sei; erst später sah mail sich veranlasu, die schall quelle in eine qan; andere Himmelsrichtmlg hineiil ^uverseizen, alo mail wirklich beobachtet hatte. In den übrigen, selbst näher gelegenen Vandschaften Italiens hmle mail da>5 Tobeil des ^esnv nicht. Sicherlich findet das ,verngetöse seine Ursache nicht in dein tobenden '^nlkan selbst, sonst würde eo in dessen ^lähe lanter erschallen als in weit abliegenden legenden, was vielleicht nnr bciln Temboro vorge^ komnlen ist. öfters tobt ja sogar der fmerspeirnde Berg noch nicht, wenn 5><) bis !<><> '.Vieilen voil ilmt entfernt die mysteriöse .Kanonade schon längst mit eiuer Stärke begonilen hat, daß darüber die Fenster klirren und die Hänser Ottern. Auch erschalleil diese Donner gewöhnlich aus Richtungen, ill welchen der ^lilkan nicht liegt, nnd ertönen dabei nnr in gan; bestimmten legenden, welche fast bei jedem 'Ansbnich desselben Vulkans die gleiche Orscheimmg wiederkehre» sehen. So hat man vielleicht bei jeder ('''ruption des Ootopari desseil .vl'rngetösc in ("muiaquil vernominen, nie aber in Vataeunga, Qliito uild Ibarra. Alcherdem gennnnen lvir nichts an .Klarheit der Vorstellllng, lveilil mail »ns sagt, das>, lvo das .Vmu grtösc erschallt, ili>gel>enre I'ampfmassen ill der Tiefe explodireu. Däntpfe erplodirrn nicht, ivenn sie teinen Plak da^l! finden, lind diesen finden sie am aller, wenigsten in der Tiefe, welche mit den schwersten Druckkräften belastet ist. 'Ilaum ;nm <5rplodireii ist ilmen anf der Hölie des Vnltans dargeboten. Hier aber dehnen sie sich mit so wenig Getöse ans, daß man auf 6 7 Meilen ^ntfernnng während der lo bctldstcn ^niplion von ihilcn selteil etwas hört. Durch Dampferplosionen der Tiefe sollen anch die großen l>rdbeben enlsteheiü weschalb felilen diefelbeil gerade dann, wenn voll unten herauf die vermeintlichen Dampf-erplofioneu sich wirklich vernehmen lassen, nnd weß halb treten sie im Gegentheil ,;n feiten alif, in denen solche l^rplofionen iu keiner Weife sich ;u erkennen geben ^ Der (^ewölbedrnck der Erdrinde erklärt lllls das (^chciinniß des ,vl'rngetöses, ivelches mit der Eruption irgend eines Vulkans zeitlich bald genan, bald weniger genan ;,!sam!nenfällt llnd ill uerschiedeneu (legenden eiile verschiedene Anzahl von schweren „Schüssen" ver. nehmeil läßt, andere weitgedehnte Striche aber mit dem Schreckeil seiner Kanonade» verschollt, darunter anch so häufig die nähere Umgebung des feuerspeienden Berges selbst. Der ^ewölbedrnck der ^'rdrinde ist in Bezug anf die lchtere eine sozusagen all gegen wartige >trast und preßt anch in jeder B<.>eltgegend mit jeder horizontalen .liichtnng. <^r besitzt deßhalb die Fälligkeit, in >veit auseinander liegenden Gebieten gleichzeitig die nämliche» Wirkungen hervorzurufen; doch kann er dieselben auch schnell nach einander folgen lassen; es hängt das von deu Widerständen ab, denen er begegnet, und von der ,^raft, womit er selbst in Thätigkeit übergeht. Die großen Erdbeben von Äriea und Ibarra, Wirkungen eines längs der nämlichen Spalte sich verschiebenden Gewölbedruckes von über mäßiger Spaunuug, folgteil nach dem kurzen Zwischen-räum von ^V-, !agen anf einander; ein jedes aber von ihnen nmfaßte beinahe gleichzeitig Spaltenläugrn von einigen hundert Meilen. Mau denke sich den nämlichen Drnck, welcher diese beiden (i'rdbebeu hervorrief, aus der obersten (N'drindenzone in die mittlere ! hinunter verlegt, so erhält man die uulkauischcu Ans. brüche erstell NangeS sammt dem begleitenden ,veru getöse. ! Im Jahre 17<>tt arbeitete der ^iudendruck mit ssrfolg schon seit Tagen, bevor der d'otopari in die ^ beschriebene Tobsucht verfiel; er begegucte aber noch 268 mächtigeu Widerständen, traf ivenig -.'iachgiebigkrit, und quetschte darnin auo deu spalten zumeist uur ^^asser hrrano, welcheo auf dem laugen "I^ege durch Rcibuug sich erhitzte und dem '^»Min die nöthige Wärme zutrug. Wie writ dir hori^outale Pressnug sich au^gedeimt hat, lassen die ^ovgäuge rrselieu, luelche am Morgen der großen ^rupliou um 2 Uhr am O'o topari uud iu ^uayaPlil, ^l-' ^inlcn dinwu cntscrul, brobachtri ivurdon - hicv brqanil dic slnud^ulain^' ,^iauo uadc, ux'ihn'üd dort dic ^lluichsiiulc sich iu cim' lcuch-icudc ,vr>u'vsäulc umuuiudcltt'. '.'lln'v auch i,» 'ilorden war der milkamschl' Drlick der ^vdviudc u !poi>'r ^idnstaudc uicht i^ll'ich ;ur uolll'u ^ivluiu^ ^claugcn. ^vst alü bri Popayau, !!<» 'i.^'cilcu vom O'otopari, >l>u 5, llhr McnMiö ei>ie ;u'citc ,^a»0!ladl' bcfta»!!, schmicu auch iu ^lcugrauada dic V>i»dn'mssr ln'scijigl »oord^'u ^ll st'iu. Augenblick^ lich fttlsijc di«,' tobcudc (^ruptiou, i»drm ciiu- vrrnulivte Pclvc^uu>l dcr (^idfrustc auf dcv qau^'u Vi»k' voll ^<» ^l'rilcu Väuqr riulml, ja in^ch u'cil darüln-v luunu'), wcil dir ("c^'udcu vou ^>ua»aquil und Popauau riur» so lebhaften Dvuck uichl rrsahvril toilulcu, »hur daß dir beuachlxn'lru Vandstvichr im Südru und Norden deu-scldcn iu miudcvrni <^rade rbrufallü empfaudru. Auch scheu >vir, das^ bei audevn Auülnücheu das Feru^ctöse soa,av yl Piura in Pen», W Äilcileu südlich, nud ssleich^eitiss zu Houdn iu ^leuqranada, !"><» Meile» nördlich, zu horeu ist. Die Pressung, welche dru (n i t M a ch t a n s e i n a n d e r g e z o g e li n n d s o v o in Querdruck ivenigstens theil weise entlastet. <5s ist aber der Ouerdrnck die ivirksamste Ursache jener (Erdbeben, ivelche eine sehr große Verbreitung beside», l,nd dar»»l ist klar, daß gerade ^nr ^eit tobender Vnlkananübrnche die wettern Umgebungen des fencrspeienden Berges uon heftigen (Erdbeben verschont bleiben. Nur noch der ^'äugendruck lind der locale Anftrieb der glühenden ^ava vernnigcn Bodenstorungeu hervorzlirufeii, ivelche entweder sanfterer Natur oder enger begrenzt sind. Die weiften Wuthausbrüche des (5otopari fielen luit sainnit der vorbereitenden lind nachfolgenden Thätigkeit des Bergeo iil scharf aufgeprägte (< rdbebeilperiodeil, deren furchtbare Schläge die ganze ivestlichc Henü-sphäre bennruhigten. Dir Tobsucht des Vnlkans offen bart fich deninach als eine Wirknng der näwlichen .«»iraft, welche iene schnell alifeinanderfolgendeil groben Erdbeben verilrsacht. Aber nie lvlirde >nr ^eit, il, »oelcher der ^olopari eine sanfle oder starte Thätigkeit entfaltete, Ecuador oon eine»! allgemeinen Erdbeben erschilttrrl ^ die drüetende .^lraft deo plailetareil (>>e lvölbeschllbeo, welche anch in Ecuador sehr »nächtig wurde, arbeitete ^mn Heil de>> Vandeo nicht in der obern, sondern in der nnlern und mittleren (^rd-krlisteil^olle, woran'-' sie weiche Stoffe in Masse anf wärts prefsen koiillle und so dnrch allgemeine A»':, einanderspalNlling deo Bodens die (^efahr groster (<'rd bebcn beseitig e. Dagegen ereignete sich dao eiltsetzlichc (Erdbeben voll Ibarra nnihrend einer l^rdbebenperiode, welche für Oenador keinen ^lllhanobrnch irgend ei»eo Bulkans »lit sich brachte. Worin besteht mm dai, ^erngelöse der Bul-kaue'^ '^'h ineille, e5 sei eine nalürliche ,^olge eben dieser ^lnheinanderspannnng deo Bodeuo in jenen (^e genden, unter welchen der ^Inflrieb der glnllierioeichlell Stoffe seine gröhle .^iraft enlioielelt oder im Boden selbst auf dell geriugsten !Widerstaud lrifst. ^^euu in der legend oou Guayaqliil ein offener Vuttan vorhanden geivefen wäre, so halte man dort beim (otopaxi der '^all lvar. Nlln aber hoben diefe glnhelldell Stoffe den Boden der Provinz (^nayaqilil so weit einpor, daß in ihm nach einer bestimmten '>clchtung, welche nnten die Pressung verfolgte^ die horizontale Drnckfpainlllllg ^unl größteli Theil verloren ging. Vermittelst seiner natürlichen Elastieitä't streckte der Boden sich etwas mehr in die Breite, ohne oben anc,eiliander^nklaffe», was er bei einem stärkern snnd niehr loealen) Allftrieb wohl gethan hätte. Dagegen fpraugen seine tiefern Schichten längs vielen vertiealrn Spalten entzwei. Denn anf der Unterseite flofsen eben die glntherwrichten Massen von der gepreßten Tiefenspalte weg und schleppten vermöge einer immensen Reibnng, so viel sie konnten, auch das mit, was iiber ihnen lag. Die Oberzone als ("anzes blieb freilich nnbewegt; aber es vermochten einzelne ihrer Theile dem lebhaften ^nge in etwas nachzugeben, weil der gewöhnliche Qnerdrnck fie nicht mehr im gepreßten .^nstande hielt. Außerdem bestand noch der Läng end ruck ill voller Kraft, und indem derselbe, über den Qnerdrnck das Übergewicht erlangte,.half er bei der Spaltcnbildnng wesentlich mit. bestem plal.tt nämlich mit Vorliebe in der Richtung der drückenden Kraft, wenn seine Theile rechtwinklig darauf (^elegeu heit zum Ausweichen finden, und diese Bedingnug ist ill den fällen, wovon wir reden, gerade am besten erfüllt! einer auf oeu Väugendrnck fehlt die seitliche Pressung, ja es Hal sich dieselbe in seitlichen .^ug nm gewandelt. Die Spalten, welche in solcher Weise entstehe», nuten iveit, oben enge, und meisteuv steil aufwärts gerichtet, trifft mau hnnderlfällig iu sehr vielen (^e-birgsgegenden. ^ft ziehen sie sich meilenweit lind parallel mit einander ill schnurgerader Vinie hm, was ebe» ein seichen ist, daß der Vängendrnck bei ihrer Bildnng kräftigst mitgearbeitet hat. Andere Spalten von untergeordneter Bedeutnng gehen qner; sie sind die ^rnchl der Verbiegung und <5rschütteruug, welche das Aufreißen der Hauptspaltru bediugt. Doch entstand die große .^ahl aller nicht mit einem Mal, sonder» nach nnd nach, so oft sich i» der nämlichen legend das ,verngelöse eines Vulkaus oder eiu ullter^ irdisches Donnern vou gleichem l eng, die seitliche Reibimg ^u groß, nnd in iln'em fortschritt gebemmt, erstarren sie alsbald, In diesen fällen ist dein Wasser Plat^ ^llr Beiveguug gegeben; nnlen er wär>nt, steigt es in die Höhe, und oben erkaltet, sinll es hinab. ?Inf seinem Wege löst es in der liefe viele mineralische nnd metallische Stoffe, mit denen e5 iveiter oben die Spallenwände beNeidet. So bilden sich neben den werthlosen (^esteinsgängen die kostbaren ^rz nnd Mineralgänge. Häufig findet das gewärmte Wafser als ^Mineralquelle einen Ab,^ng an der Oberfläche der (^rde. Wenn in der liegend von ^llluiaqnil oder sonst wo das ,verngetöse eines ^nltans erschallt, dann, meine ich, entstehen dort unter dem ^oden uene ^ang^ spalten nnd klinge. Jedes ge>valtsame Anfreißen, jede plötzliche Verlängernng, jede ileue .^weigbildnng einer <^angspalte gibt einen schweren .ttmwnenschlag, fast vo» der Art, wie man ilm anf einem dicken Eisfelde ^n höreil betomml, n>elnl dasselbe vor Kälte plabt. ^ei solchen ^ewegnngen tonnen Fenster tlirren nild Hänser gittern ^ aber ^n einem eigentlichen l^rd-beben ist nnter geivöhnlichen Umständen damit noch tcin Grnnd gegeben. (>rst u>enn der Altftrieb gar zn krnftig odcr loeal wird nnd stückweise Hebungen des Bodens eintreten, stellen sich die „vulkanischen" Erdbeben ein, wie Ulan sie in der Nähe ausbrecheuder ^enerbergc oder auch dort beobachtet, wo nach monat langem unterirdischem t^ebrnll ein nener Vulkan sich bildet. In die anfgerissenrn Spalten stürmn sich un verweilt die heftig gepreßten Muthsloffe hinein, und wenn sie viel glühendem Wasser mit sich führen, dann fehlen sogar die beliebten Explosionen nicht: das gln hcnde Wasser findet einen lnftleerm Raum vor sich nnd uimmt augenblicklich die Dampfgestalt an. Doch fcheint es den Kanonendonner des ^erngetöses nicht zu verursachen, sondern vielmehr jene „Salven von Mnsketeilfeuer", welche man den schwere» unterirdischen Schlägen bat öfters folgen hören. So hätten wir also die Gelegenheit gefnnden, im Eotopari einen der schlimmsten feuerspeienden ^ergc teuneu ^n lernen. Deutschland besitzt solche ltngethlnnc nicht, und obschon es darnm eines der großartigsten vlatnrfchanspiele enlbehrl, wird es fich über den Mangel nicht beklagen. Den« Ecuadorianer kommt sein Eotopari gar theuer ;n stelien. Wenn ihin derselbe ^ur ^eit der ^In^brnche als ein „Sicherlieit^ueiitil gegen die Erdbeben" einigen Trost bereiten mag, wo rüber die von den Aschenregen nnd Schlamms!römen angerichteten Schäden sich leichler verschmerzen lassen, so dürfte ihm ein ,^rngetose ol>ne ^>nlt'an doch wol,l noch lieber sein. verderben sprühend arbeitet das Ventil gerade ^,n einer .^eil, in der man für da^ Vand ein allgemeines Erdbeben nicht y> fürchten braucht; eS versagt aber, wenn dieselben siel, nalien. ^^ann wird der jcht ruhende Eotopari seinen feurigen Schlnnd »vieder öffnen? M'mand weiß das ^n fagen, weil die Bedingungen da^n in, tiefeil Schooß der Erde verborgen liegen. Walirscheinlich aber ge-schirl>l eS in einer (elcher man ie<,>,t so be'inem nach Quito gelange» tonne, da^ sei die Hallptsache; wir müßten deßhalb die Eelegenbeit ^ilm ^abren beinikell, so lange es möglich sei. Also eingestiegen und abgefahren! ' Eh ging nnn dnrch die niit großen Blöcken besäele ' Die Eirnftc ging auf füuf Meilen ^iingc i,, der That uicl chcr zu (^r»»dc, als inn» crwm'tet hlibcn moclüe. Ill dru Jahren lK7<> mid l«77 nnirdc die westliche Erd^ l,lilfte »rit Einschiich der Sandil'ich Inseln iibernnU'"' dnvch cinc Erdbclicnperiode bcnnrnhigt. Anl U. Mm i«?7 cr- 271 Ebeue weiter und bald begailn die Steige des Tiupullo, die Scheidegrenze der Provinzen Veo>l und Pichincha, n>ie lUlch der ill den Ama^onah lii^d in den stillen Dcean sich ergießenden t^elvässer: hier labert sich ein niedrigem (^birge, N'lido oder xnoten genannt, quer über die Hochebeue, deu ^'olopari in der Dsteordillere lliit dem herrlichen, schueereichen Doppelkegel des ,Ili-lliza int westlichen Hanptzivrig dcs ("ebirges verbindend. Vielleicht 7l)0800 Meter hoch müssen der Weg „nd das Fuhrwerk mühsam hinanfklinmm!, nnl ein passir-bares Joch aufzufinden, nnd an der entgegengesetzten Seite steigen sie ebeilso ties hinab: der Weg in be dächtigen, langsamen Winduugcu, der Wagen, nnt keinem Vrem^lverk versehen, aber mit wilden, inilgrn Pferden bespannt, brausend wie der Sturmwind, ivel-cheli die fallende Vawine erregt, ,^ch mich gestehen, daß in diesen scharfen, abwärtszichendcn Wegcuroen, am Rande tiefer Abgründe, nur ein paar bescheidene, aber erfahrene dentsche Posttlepper nebst einein n>eni ger milkanisirlen Kutscher lielier gliuesen ivären. ^>egen Abend bielten wir in Machache i Matschatsche), diesseits Vataeuilga dem ersten an der nenen Straße gelegenen Dorfe, wo wir ein anständige?, Wirthshaus ! und ein gnte5 NachtPianiev evivarl^n tonitten. Die cigncte ncl, d,i'> gvos^c ^'rdbcbe,, wn >uu>iqu^ on (^hilc, ^olilna nnd Pern, cs il'ar in 'Allcm dein Erdbeben von Ulrica deo ^lü,ic^ 1«v:> mehr !Ni?'gedclnlt. e>'en!idor blieb ! ^on ^rschniicrnnsson gänzlich l'erschont. Dafür bc^ann nut de»l ^eccmln'r >^7' !Ni5l>nich rior^nberciien, der i,t allen wesentlichen Pnntten niit jenein de<-, ,^al)N'5 l?l»^ nbercinslinunle. Schcil Ing^ zuvor, ani 25. Inni 1^77, stieg die ^nnipf- nnd Aschen-pinie 8000-W0<» bitter hoch, ohne jedoch ein bcnicrlw) Etauci, der Flüsse u> ucrnrsachen. 'A>n srnhen Morgen de6 vcrh>ingnis^>ollen 2ir der ^'nltan fast nn-lhätig. ^a schos^ plöylich n>n halb 7 Nhr eine hinunel-hohe Ranch- nnd ^lschensmile ans dem Krater emnor, welche über einen gntrn N)cil des ^andcs totale Finsterniß ausbreitete, so das^ >nn>l in Oxito lun 4 Uhr Nach-»littags „icht mehr die Hand oor den Ängen sehen tonnte. ^n^l>is(I)cn !>örte nmn in l^liayaluiil lind üing^ dcr gangen .^üste sndn'ävt') l>i>> ^umbe»', von ^> ln^ I I llhr ^>or>uit tag?, ein schn>ere?> ^anonenseuer. '.1l0ch starter lics^ sich das Fcrngctöse „>o!e ein abn'echselndec! (^cwehr.' nnd ,^ta uonenfcller" zil'ischcn U Uhr Älorgen?' nnd l llhr Nach mittags in der gangen Prouin!, l^nenca uernel>»ien. ^n O'ncnea selbst l'rtlirrten die "n'nsterschciben l'om l^elöse der „nherall gege,uvärtige>l nnd nirgends sichtbaren Schlachi". Hiernach haben also zwei Promise» cin ucr schiede» langes nnd verscl>icde»artigcy ^erngetösr gehabt. In Valaennga horle man nichts, in ^llito uercin;elte nnd schwache Schüsse. Der eigentliche Wnlhanhbnich d>,'5 (>>'oto paxi trat nm !0 llhr ein, also cinc Stnndc späler, al^> Hochebene hat sich hier etwa bis auf ^wei Meilen verengt. Necht5 nämlich erheben sich in ihr, von der Ost-cordillere getrennt, »nächtige (Gebirge, darnnter, u»»s zunächst, die senkrechte schiuar^e Wand des Rummagm t^^llinini^gni); linko steigt über der Westcordillerr mit sauften ^öschnngen der d'ora^»n l^d'orassnni hinauf, überragt uoil zwei hohen nnd kühnen ^elsenspilzeii. lSiehe die Abbildung altf S. ^<><:.l Beide 'Zerge sind etway böher al<' der '.vioiltblaln', obschon sie uon dieser Seite keinen Schnee geigen, und sie liefern Beispiele so ansterordentlich tiefer ^traterkefsel, dast man iu ^cnador und melleicht in der gangen Welt keine tieferen aufgefunden hat. Der Krater des Rummagui senkt sich an seinem Ostrande um !^0^ großartigste aller Panoramen ;u sehen bekommen: die Hochebene uou Quito mit ihren sie umkrallenden Rieseubergen, uw^u die höchsten von gan^ Ecuador gehören, wenn man den einigen (^hiiilbora^o anüuimmt. ^ünf Nieilen südlich oou der Vaudehhaupt^ das Ferngetösc begann. Anfällig halte der Wind die Südmestseite des Berges völlig tlnr geniacht, während die Dampf- und Aschenstrahle» schon seit einiger ^eit spärlicher gekommen warcn. Viele sengen l'eobachtctc-n dest-I)all> die plönliche nnd nngeinci» grostarngc Vava l^'ruption, nnd sie schilderten lebhaft „den snrchtbaren Anblick drs Bergen, al'> er p!ol,Uicl> in ,Anfu>allnng" gericth nnd sich eine iwcgen dc>i> hellen 5age5lichtcc>) schwarze Ätasse ranchcnd nnd dampfend ül'cr alle Theile dcs (sehr ungleich hohc»> ^traterrandc^ Ungleich heransdrängte". ^iehrcre uergliclicn diest Übersprudeln dcr Val>a mit dem „Überwallen e!m5 .'!lei?>toftf«'". ("leich damns snhren nnter eiitem (^etöse, da>H man bis nach Vataennga hören tonnte, uon allen Seiten dcs Verges die Schlainmströme nicdcr, genau so beschaffen, wie oben beschrieben wnrdc. Die Verwüstnngen, n>clche sie in den drei Hanptthälern uernrsachtcn, waren snrchtbar, uild leider tamen dabei vic-Ic hundert Nlcnschen nm'c' Veben. ^iach dem (^'rgnst der Vaua solgte das Anc>toche» der Tänipsc nnd cin st>nlcr Aschenregen bis gegen Abend. !>>-. Theodor Wolf, Staatngcolog von (Ecuador, hat diese lebte l^rnption des (^'otopari in an^gezciclnlclcr Wcisc be-schricl'cn, und dic Rcsnltatc einer Besteignng und uier. zehntägigen Untersuchung de5 Verges, »uelche er zwei Monate später aufführte, beigefügt. Ich habe diese treffliche Arl'eit in der obigen Theorie dec, <^'otcwnri vielfältig beiuutt, il'cil die alten Nachrichten in manchen Pnntten Zweifel übrig lichen. Posilir>e ^obaäilnogc-n bestätigte,i lind er gänzlen so die uou mir schon scit Vangem gentachlen Schlüsse. 2?^ I. Hacienda Tesalia. ^^f Uachache. Tors Aloasl. n. hacienda Thalia. Zer Gebirgskessel von Machache. . 2. Ä»sl. 273 N stadt und uns znr hinken biegen die Vnlkaue der West-eordillcre etwa^ nach Osten ab, wahrend die rechts aus der Hochebene selbst aufragenden (Gebirge plötzlich abbrechen nnd sich i«n rechten Winkel umwende», bis sie den fernen .^ug der Ostcordilleren erreicht habeli. In der westlichenKette, schon rückwärts uon nns ge-lege,i in einer (Entfernung uon !l—4 Meilen lwas aber bei diesen großartigen Dinieusiooen nicht uiet be^ denien null), erhebt sich eine der vulkanischen Pracht bauten, der schöne Schneekessel des Iliniza, der in den Höhen von !"i1<)2 nnd 5.U15, Meter mit einer breiten, stumpfen und mit einer schmalen, spitzen Pyramide endigt. An ihn reiht sich, durch einen kurzen Höhenzug, den Kamm der l>'ordillrre, verbunden, der breite, herzförmige ^ora^»u < 47.^7 Meter) mit seinen hoch ragenden ,velfenhörneru; gleich neben uns linkö, von dem vorigen durch das niedrigste Gcbirgsjoch GcnadorI getrennt, liegt der iveitgestreckte Ataca^o < 4'>i;<) Äccter), dem der meilenlange, wie ein Wald von (Gebirgen aufragende Koloß des Pichincha mit seineil drei Hoch-gipfelu folgt, Der große Krater des noch beständig dampfenden Guagua Pichincha <47tt7 Äietcr> ist ll» sichtbar, weil nach Westen gelegen; doch bilden die vielen ^elszackrn dort oben seine Bänder, Ieuseitc, dey Pichincha, sechs deutsche Meilen von hier, scheint die O'ordillere ^ine Vücke zu besitzen- in der That aber springt der Pichincha so weit in die Hochebene vor, und der Rücken des nicht vnlkanischrn Gebirgen zieln sich im Westen hernm, bio er am schönen, abgestumpft ten Kegel des Pulnlagua nnd in den Bergen von Calacali wieder zum Vorschein kommt, bleich dahinter, uon hier zwölf Meilen entfernt, erblickt man die Ran der der großen, 2<»»»l> ,'MW Nieter tiefen Thalschlucht de<ö Rio ^^nallabamba oder Gsmeraldas, welcher dort Pier dnreh die Westeordilleren einen Anmveg in'^ flache Vand lind ;nm stillen Oeecnl sucht. Auch sieht inan daselbst, nebenan ;nr blechten, den langen 'liückeu des Mojanda <4^!»4 Bieter), welcher als mächtiger Gebirgsstock nnd :Nndo sich qncr nbrr die Hochebene gelagert hat, weschalb er die (^renMeide ^vischel» der Provinz Pichincha uud ^lnbabnra bildet. ')cahe bei ihm gewahrt man die schwartn ^elseinnassen des ^,'jana Urcn ^>')',(; Meier) nnd den Kegel de>^ Imbabnra l.4582 Meter», a,l dessen ,vuß die unglückliche Stadt Darra liegt. Während diese drei letzten ^erge ans der Hochebene selvst aufsteigen, überragt sie lintrr Hand im .^ugc der Westcordillere die kühne Schneespitze des Cota-cachi (4M!tt Bieter), dao Centrum de^ großen l5rd bebens uon Ibarra. Bio dahin sind es !.', Meilen; aber an klaren Tagen erstreckt sich die Aussicht noch weiter bis zu den Vulkanen M,!lesmont (Tschilesmont') und (>umba> bei T lllean an der^ren^e von Neugranada. Die höchsteil Kolosse, nns zur Rechten, wei^t aber die östliche Hanptkette dey (Gebirges auf, uud ihre Reihe eröffnet in würdigster Weise der stolze Schneekegel dec, Cotopari (594!i Nieters lim .'MX) -N5>0<> N^i^r die ! Hochebene selbst überragend, fast ebenso viel als der ' Montblanc über das d'hamonini-Ibal aufsteigt. Ihm folgt weiter nördlich der finstere Ruiniüaglii i-l^W Me ^ ter) und der zackige Pasochoa (Passotsch''»a, 4255 Äteter^); in die nach der Westseite geöffneten finstern und rie sigeu Krater beider Berge blickt man uon nnten hineill. Wo das Gebirge im Osten eine Schwenkung uach Rechts macht, da hebt sich aus dem heißen Thnle uon (ihillo < Tschiljo) die malerische und immer mit Schnee bedeckte Spitze des Sincholagna (Sintscholl'lgna, 4!»^ Meter) einpor. Ihr folgt noch weiter im Osten der lauge, hohe Wall der Osteordillere, bestehend auo einer un-nnterbrochenen :!ieihe 4<)<1l> 4!)l)<) Nieter hoher Berggipfel, scheinbar ohne ^vischenlicgende Thaler. Hinter dieser Kette, am weitesten östlich uud rechts uou uns, in der (5'ntfernnng uou 8 Meileu, erblickt man ein kolossales «Nebirghsystem, die mit Schnee bedeckten Massen des Antisana, ano deueil sich drei Eiouyramidrn erhebeli, die eine bio zilr Höhe von '>75<> Nieter, t Siehe die Abbildung alls S. 20!>. > Weiter iin R'orden endlich, jedoch gleichfalls hinter der ^ordillere gelegen, überragt dirfe gewaltig, anf breite, schneeige Basiü gestützt, die im Sonnenglai^ leuchtende Kuppel dec, (>a yainbe > ewig frische t^rün, >velche'o sie unteu n,ukrä»;t, nicht alo .^enge für ein ueue5, Wohlthäte» spendendem Veben allftrate. Gegenwärtig siild alo thätige oder nicht erloschene Vulkane »lit Sicherheit nnr der »otopari llnd der Pichincha ^l, rechne»; aber anch der Antisaua scheint uach langen Pausen sich immer von Renrm zn öffnen und sowohl Ranch au5 irgend einem der Gipselkrater als Vaoa aus Seiteuspalteu heroor^utreibeu. Der noch thätige Vulkan ("naeamayo, ein vierter, liegt nusichthar iveit jenseits der Osteordillere; vo»l Antisana erblickt ma» seiueil hoheu Kegel; wahrscheinlich war es die oou ihm herrührende Asche, welche im Jahre l^4!l die Stadt Quito in Schrecken setzte. 274 Ulrich vor uns, rechter Hand, beginnt cm etiva acht Äieilen langer, sehr einförmiger '^erg>vall, der gierst den Abdachungen des Atacazo und hierauf denen des Pichincha parallel lauft, aber erst weit jenseits den letztern im Pnlnlagna sein Ende erreicht. Er besitzt eine sanft bogenförmige Gestalt, indem er die hohle Seite der Wcstcordillere znwendet. Wir haben ihn als das Wallgebirge des Pichincha kennen gelernt, welches dnrch seinen Merlans die Lage der großen Trnckspalte angibt, von der gegenwärtig die heftigen Erdbeben die^ ser liegenden anogehen (vgl. S. 2'li und 2'i2). Er zerlegt die Hochebene von Qnito in zwei sehr ungleiche Theile: der schmalere westliche, worauf wir fahren, liegt viel höher und trägt dort, wo er in der Mitte seiner ^änge gebirgsartig wird, die Hauptstadt des ganzen Bandes; der breitere östliche Theil, welcher neben dem Wallgebirge die furchtbarsten Bodenerschüt-ternngen erleidet, umfaßt im Süden das frnchtbare Thal Ehillo «Tschiljo), welches italienischem .^lima besitzt, und im Norden das noch wärmere Il,al uon Pnembo oder Inmbaco, welches leider uon nngehener tiefen Schluchten zerschnitten wird und an Wasser- mangel leidet. Veide Thaler bilden im Grnnde eine einzige, vier Meilen breite und fieben bio acht Äil> Bieter hoch über der Thalfläche, der alte Vulkan Ilal/> anfragt. Unsere flüchtigen Stosse brachten nns eilends voran, nnd bald gewahrten wir in der Ferne die prachtvolle .^ltppelform des 200 Meter hohen Panecillo, eines Hügels, welcher Onito im Süden begrenzt, nnd selbst einige Straßen der Stadt ließen sich erblicken; nach Art der Schwalbennester bangen sie an den umgebenden Höhen. Endlich, Dienstag den 4. ^uli, Vormittags 10 Uhr. zogen wir nnter großem Zulauf des Volkes in Qllito ein, freilich nicht ohne daß geschah, was ich so lange befürchtet hatte! an« Eingänge zur Stadt wurde dnrch die Ungcübthcit uon Kutscher nnd Pferden einer der beiden Wagen gegen eine Felswand geworfen. Glücklich, daß wir bei der rasend schnellen Fahrt nicht in einen der uielen Abgründe flogen! Eine Schwester stürzte hinaus, uud es ging ihr ein Nad über den linken Fuß, doch kam sie mit dem Schrecken davon, ohne ernstlichen Schaden gelitten zn haben. 275 »5 XVI. 5 N'enn man nut den schönen nnd grosten englischeil Dampfern , von Europa bis China oder Japan fährt. Wie oft habe ich nicht früher, ohne eigentlich selbst zu wissen, ^ niarum, uor her Weltkarte gestanden und mir diesr merkwürdige ' Stadt angeschaut, gan^ hinten in Amerika, fast genan nnter dein Aqnalor, hoch oben in de» nninderbaren Andeogebirgen, in Legionen, n>o die Sänvei^er^ oder lyroler-Alpen nnr eivigeo «Gletschereis, die tropischen Verhältnisse abev eineil immergrünen Zarten aller dentbareil herrlichen (^wachse hervorbringen! Nuch war Qnito die goldene 'liesidenzstadt gorier mächtiger peruanischer Kaiser und in spätern feiten der lebte Vorposten europäischer Civilisation; denn geht man nnr ein paar Schritte weiter, über den Rücken der ^stcordillere hinano, so findet man die Welt noch gan^ so wie am läge, bevor »ott Ada,n erschaffen hat. Jetzt bin ich auf ciumal da olme mein Zuthun, nnd ich freue mich wieder, daß ich in die ^lignngen der himmlischen Vorsehung nicht mit Eigenwillen eingegriffen habe. Anch Quito ist kein Paradies, nnd die Gründe, warum, habe ich schon mi5einandergesent; aber wenn der Mensch sich Mübe geben wollte, so könnte er ans Qnito in der That eiur Art von Paradies machen, insoweit das auf Erden überhaupt möglich ist. Die ^age der Stadt ist die sonderbarste vou der Welt; wohl nirgends erblickt man die Hauptstadt eines großen Bandes so enge zwischen bergen eingekeilt, so nnfahig jeder weitern Anadehnnng iogl. die An^ sicht uon Quito auf S. 2!ll). Im Süden zieht sich das sehr tiefe nnd steile 5hal des kleinen ,vlussco Machängara estr>l hat mau die schroffeil Abdachungen des ^crg kolosses Pichincha, uud nu ^iordell setzt eiucr seiuer Auslällfer, der ^crgrücken von San Illau (San Ehnms), der Stadt ihre (^ren^ll; endlich im Qslen fiilden sich entweder sehr tiefe Qnebradao oder eben falls die steilen ("clände hober Hügel. So ist also Qm'to, trotz der Hochebene, eine ganz echte Bergstadt, deren Häuser au den ringsnm liegenden Höhen zum Theil wie Vogelnester zu hängen scheiucu. Von, Nord- 279 west nach Sndost geht ey überall mehr oder minder start bergab durch die gan^e Breite der Stadt, so das^ diese letztere thatsächlich nicht am Fns;e des Pi- chincha liegt, sondern anf seinen Abdachnngen. ')l»r in der 'liichtnnq der Läilge der Stadt, uon Snd-n>est nach ^ordost, siilden sich horizontale Strecken, die aber gleichfalls dnrch ^nel'radac» oder Schluchten nnterl'rochen werden, und wen» diesell'en im Innern der Stadt durch ^lliofnllnn^ verschivllndeil sind, so ist doch alü Nest ein welliqcs Terrain nbrig geblieben. Die ^lüwmdu!!^ von ,v»l!r!vclten bleibt also fnr einen grosten ^heil ^mito'5 sehr schiuierig, ein llin stand, welcher der Industrie störend im Wege steht. Und sonderbarer Weise findet sich ummllelbar im Vorstadt am Z'anccillo. 27? Norden der Stadt mid ml sie grenzend die prachtvolle und weitgedehnte Ebeile Inaqnito ^Injakito); ich glaube, daß auf dieser iu spätern ^eiteu die Fabriken lind schöiifteil Theile der Stadt sich erhebeu werden. Als die Spanier uach Qilito kainen, fanden sie dessen Lage außerordentlich fest und behielten sie darum bei; fuhrwerke haben sie mehr als WO Jahre laug nicht gebraucht. Die alten Indier aber liebten, ebenso wie die hentigeu, eine bergige Lage für ihre Hütten und Häuser; fuhrwerke besaßen fic ebenfalls nicht, ja nicht einmal Pferde, Esel m,d Müder, sondern nur dao an starke Steigungen gewöhnte Vama. Auch war ihnen der Plah heilig, iveil auf dein Panecillo und der gegenüberliegenden Höhe von San Juan sich die wichtigsten Tempel den Vandes erhoben. Und wie sieht Quito sonst ans? Im Wesentlichen so wie jede andere Stadt dec, Erdballs: es ist eine mehr oder minder regelrechte Ansammlung steinerner >i ästen, welche man Hänser nennt und zwischen denen sich auf den lassen viele Menschen herumtreiben. Die einen vou dieseu habeu sehr viel Geld ul»d die andern möchten es haben; darnm laufeu manche von de» lelztereu so emsig herum und sucheu nebenbei uoch das Hinunelreich; die zahlreichen kleinen Kinder aber, die von alledem noch nichts wissen, schreien und weinen genau wie in Europa. Es ist lehrreich, wenn man, nach so weiten uud mühsamen Reisen bis in das ferne Amerika, znr Überzeugung ge langt, daß man, nm Ä^'enschenstudien ^n betreiben, eigentlich hatte ^u Hause bleibe,i können. Gott hat es weise eingerichtet, daß alle Menschen verstand besiken, den sie mehr oder weniger ausbilden köililen; auch gab er allen einen Wille», der immer auf etwas Gutes hingerichtet ist, unr kommt dauu der Versucher uud macht ihnen weiß, daß auch das Böse gut sei. Gibt es also keinen Unterschied zwischen deu Meuschen? Gau.; gewiß; aber er besteht nur in dem Mehr nnd dem Weniger und namenllich in den Verhältnissen, worin sie von der Vorsehung hineingese!>t wordeu siud, ein Unterschied, der seinem Wesen nach äußerlich ist. Mau briuge südamerikanische Verhältnisse nach Deutschland uud die Deutschen werden iu der Hauptsache Süd amerikauer sein, und fäudeu sich die deutschen Verhält uissc — uebst Geschichte nud Entwicklung — in Südamerika, so würde dieß deutsch sriu. Ey ist eiue Verkehrtheit, wenn man fremde Na tioueu nach den eigenen Verhältnisseil beurtheilt, uud dem Volkscharakter in die Schuhe fchiebt, was auf Rechnung der Verhältnisse kommt; ja der Volks- charafter selbst ist zum größten Theil ein Product ebeu dieser Verhältnisse. Worauf es ankommt, ist der gnte Wille, uud dieser, meine ich, findet fich heute iu Quito fo ziemlich; aber nicht Alles, was mau will, kauu mau auch sogleich; hindernd stehen Verhältnisse im Wege, denen sieh anch die tüchtigsten Männer nicht ganz zu entgehen vermögen, obschou sie es zu einer theilweisen Herrschaft über sie bringen. Aber wenn mau die Sitten fremder Nationen beschreibt, so wäre es auch eiue lästige, ja ehrenrührige Sache, den Volkscharakter, Willen und die Verhältnisse stets auseinander halten zu wollen, uud darum weiß auch jeder Leser, daß gewisse Schatteuseiten in der Gewohnheit, Sitte, Lebensweise, Industrie nnd Thätigkeit eines fremden Volkes nicht dessen Willen, Eharakter nnd Geistesanlagen zuschreiben sind, sondern den Verhältnissen, unter deuen es lebt. Der Schriftsteller hat im Grnnde nicht die Absicht, jene, sondern vielmehr diese zu schil-deru, und das kauu für Niemanden etwas Beleidigendes enthalten; sind ja doch die besten Patrioten eines Bandes immer diejenigen gewesen, welche dessen Verhältnisse, nnd namentlich die schlechten, richtig erkauut uud aufgefaßt habeu, um daun überall die passeuden Heilmittel oder Verbesserungen anzubringen. Iu diesem Sinne bitte ich, Alles verstehen zu wollen, was ich über dieseu Puukl schon geschrieben habe und uoch sagen werde. Wie also sieht Quito aus? Uus ucueu Ankömmlingen dünkte znnächst, als sei es eiue traurige Stadt: jedermann weiß, daß eiu schöner Garten dein Trau-rigeu traurig aussieht und daß eiue öde Haide jenem freuudlich erscheint, der sie mit Freudigkeit anschaut. Wir wnrden alle mit einander recht herzhaft krank; namentlich litten die Schwestern. Drei befanden sich lange iu höchst bedenklichem Zustande nnd die Oberin starb. Waren also unsere Reisrstrapazen wirklich so groß gewesen? Ich weiß es nicht; Mangel daran haben wir gewiß nicht gehabt. Dazn kam der schnelle Wechsel zwischen der warmen Temperatur des Meeres uud der kühleil der Hochebeue. Auch der Pichiucha soll fatale Wirkuugeu ausüben, weil, uach dem Gerede der keilte, das von ihm herabgesandte Schneewasser nicht ohne vulkanische Eigenschafteil ist. Ich glanbe das nicht; aber der Europäer trifft hier, wie gesagt, auf audere Verhältuissei das Fleisch wird schou beim Fleischer, das Brod beim Bäcker, das Mehl beim Müller verdorben, nnd so werden alle Nahrnug5mittel, das Wasser des Pichincha nicht ausgenommen, an betreffender Stelle ungenießbar gemacht; was dann noch Gntcs von ihnen übrig bleibt, das richtet die cigen- 278 thümliche spanische Kochkunst völlig zu Grunde; da^ rüber klagen alle fremden. ,^ur^, die Ursache unserer hartnäckigeu Nupäßlichkeit ivar die Summe aller jeuer .^leiuigkeiteu, welche mau mit dem geistreichen NnS^ druck „Vnftwechsel" als ein Gauzes zusammeufaßt. Au diesen „Luftivechsel" muß der Fremde stillschiuei gend sich gewöhnen, denn lvehe ihm, ivenn er außer der Luft uoch audere Dinge iu Verdacht ^ieht. Die ^uft ist übrigens am Ubelbefinden des einwandernden Europäers ganz unschuldig nicht; im freien steift ihre Temperatur bei Tage sehr hoch, während dieselbe bei Nacht fast auf den Gefrierpunkt herabsinkt, und ich glaube nicht, daß iu Quito mehr als drei Häuser zu fiudeu find, deren Thüren uud Neuster ordentlich schließen. Um die Siadl des (Genauern kennen >u lernen, genügt ein kleiner Spa^iergang von einer Stunde i groß artige Arsenale, Kanonengießereien , Via-schiuenfabriken, Mlder-gallerien oder derglci-chell Dinge halteu uns nicht auf; dafür hat die alte spanifche Negierung nicht gesorgt, und ebenso wenig eine der spätern republika uischen. Der jetzigen aber ist es unmöglich gewesen, Alles auf einmal anzuschaffen; sie hat fchon große Opfer gebracht, indem sie ein musitalischeo und artistisches Konservatorium gründete n»d die polnlechnische Schule mit allen Ar-ten r>on Samnilnngeil ausrüstete. Wer also au die uene Vuft fchou hinreichend sich geiuöhnt hat, der mache mit mir den kleinen Spa^iergang. Die Herren müssen, um als Senores auftreten ^u köuueu, ihre Souu- und ^eiertagslleidung anlegen; denn iu Quito erscheint ein ganz weißer Mensch nie anders als iu feinster pariser Mode. Im Werktagsan;nq darf mau sich nie blicken lassen; dieß ^ostnm >st sogar im Hause uollstäudig uubekauut, uud auf der Straße würde es das Stauneu aller Vorüberwauoelnden erregen, welche noch niemals erlebten, daß ein Mensch uou „reinem Blut" die Haud au materielle Arbeit gelegt hätte. Die Damen hiugegeu könueu ohne Weiteres ausgeheu so wie sie siud; schcm lauge herrscht ja auch in ^entsch laud die Sitte uicht mehr, daß sie ArbeitsNeider tragen- etwas lebhafte Farben iverden gen'ünscht, doch müssen bei Strafe eines allgemeiuen Pfeifens der (^afseniuugen die Hüte uud Chignons ^u Ha»»se bleiben. Denu die Seüoras uud Seiioritas habeu ,^opf, Hals uud Brust iu ein weites Tuch einzufüllen, welches über die Stirne tief berabge^gen wird. Nnr ge-wohnliche grauen gehen ohne diese Mantilla, während alle Mänuer, die sich den Senores nicht beizählen, stelS im Poncho erscheiuen. In Quito braucht man beim Ausgehen Schmutz uicht ^u befürchten, denn die schön angelegten, breiten und gan^ geraden Straßen der innern Stadt unterliegen der strengsten Aufsicht der Polizei uud werden täglich gereinigt; das Pflaster ist freilich uicht fein, aber die kurven Regengüsse lassen bei der sonst trockenen Vnft nie eine Spnr rwn jenem Schmlw aufkommen, welcher die Straßen der nordischen Städte im Herbst, Winter und Frühling eben uicht ziert. In die abgelegeneren Gassen der Vorstädte bitte ich aber nicht einbiegen zu wollen; dort findet man nämlich die Neste der alten Stadt, so wie dieselbe zu den feiten uorGarciaMo-reno beschaffen war. ^ie Häuser be-sihen fast ohne AuS-nähme zwei Etageu: die obere für die vor-uehmcren Klassen der Bevölkerung, die untere für die Tiendas, d. h. Kauf-mannslädeu, Irödelbnden und Werksielleu, sowie für die Wohuungen der t>holos (Tsch>'>los) oder der Misch linge ans spaniseher und iildischer Race. Sehr wenige (Gebäude i»n Centrum der Stadt haben noch ein drittes Stockwerk. Die weit vorspringenden Dächer bilden eine Wohlthat ;ur .^eit der heftigen «Gewitterregen und erinnern in diesem Punkt an den Schweizer Stil. Der lange friede, welchen i^areia Moreno der viel geprüften Republik ;u verschaffen und erhalten gewußt lmt, ist wie überall, so namentlich auch in Quito vou deu segensreichsteil folgen gewesen! das Vertrauen kehrt laugsam in die '^eoölkernng ^nrüek, welche von Jahr zu Jahr mehr Sinn für schönere nnd größere Banteu gewinut. Sehr bezeichnend für den Mangel an indnstriellem Unternehmnngsgeist der Ecuadoriailer ^uud Südameri- Fandestrachlen. 27!! kaner nberhanpt) ist der Unistand, dasi bis ^unl hen^ tigen Tage i»i gangen Vande noch keine einige (^las fabrik eristirt; une thelier aber bei dm schlechten Wegen und ^efordernng^itittelil der Transport des ^rrbrech^ lichen Materialo ali^fallen mllsi', fann »uin sich dmk'ii. Di^'l'r Uliistaild triti in dcv ^aiiivcisc unaiiqmrliüt ^il TlM. ^mn nn'üii !>lli,> in dcv inncvii ^cil luich da mil ln'sto»»cn l,al, dl'»l ^».k'itm ^wctwcrl dcv Hmiscv cilN' gvüs^n' ^ll!^i!)l von ,vl'!lstcrn odcr viclinchv t^laü thi'nen ^ll grbcn, von dcnm cine sedc auf rindi be sond^vil, hällfiss schv Mrlichcn Balkon hinau^fsihrt, so lx'vrschru doch im murrn Stockwerk fast übn'M lind i>>! oln'vn dnvch die änßcrn Theile dcr ^,ladl imc bvcitrn, inir duvch nn'iiiqc ^)ffnnmi,cn nntcrbrochciirn '.Vl'liUl'vflächcn uov, n'^lchc fast ail ovimtalischc ^illl' l'lilnn'rn. 5litl >>ia>> in »,'iix'^ dil'scv Hmisrv, so sil' lallet man in einen qnadralischcu, »lcist srliv ld die Klöster, von denen die let.Uern meistens einen sehr qrcchen '>^aliin einnehinen nnd fcstnng'oähnlich sehr dicke Äianern besitzen. Die Kirchen ^eiqeit in ihrem Ändern eine gar ^il weit getriebene Anspruchslosigkeit! ihre Thürme, dnrch Erdbeben fast sämmtlich mn ein Drittel verknet, sind theillveise noch hmte gespensterhafte ^ininen^ ihre Dächer nnd Kuppeln, vielfältig mit Moos bewachsen, offenbaren den ^llsiand vorgeschrittener Verwitterung; uud die An voller tzoilelte. 280 Wände bieten dem Auge nichts dar als den Anblick glatter, gesimslosrr flächen, die entweder uon winzig kleinen und »nrrgrlmäßig zerstreuten oder auch von gar keinen Fenstern durchbrochen werden. Denn der herrschende Stil der Renaissance läßt selbst in den Ncbcnschiffen das ^icht uon oben einfallen, indem er daselbst, statt des gewöhnlichen ^rwölbes, eine lange Ncihc uon kleinen Kuppeln anbringt, uon denen eine jede ihre Laterne trägt. So schön diese Einrichtung MN Innern paßt, so wenig fördert sie den (^lan; dec, Äußern, dessen Schmucklosigkeit uon den urnnkew den ^a,'adrn nichl uerdeckt werden kann, weil dieselben nicht »nr ebenfalls vernachlässigl erscheinen, soildern anch in ^olgr ihres barocken (Geschmackes gerade die schwache Seite des Baustiles bilden. Siebt man aber diese Kirchen alls einiger (^ub ferunng, so gewähren sie das Bild einer ruhige» uud erhabenen Majestät wegen der großartigen nnd schön geschwungenen formen der Hauptkuppeln, welche ebenso, ^ n'ie die Dächer, mil weißen nud grnnen (^lail^iegeln mosaikartig bekleidet sind. Vor dem Erdbeben uon 1.^»^ muß der Anblick sogar ein reicher gewesen sein, weil die uielen schlanken Thurme nm jene Zeit noch meistens ihre uolle Höhe nnd gau^e Zierlichkeit besaßen (vgl. die Ansicht uon Quito auf S. 2!!l). Im Innern sind dir Kirchen sehr reinlich gehalten und mit prachtuollen Ornamenten uerfiert. Die schönste aller ist die Iesuitenkirche, ein funkelnder Edelstein architektonischer l^legau^ aus rothem und blauem Grunde übergeht alle B.'älide, Pfeiler und Gewölbe ein goldenes 'lielirf in reichstem Vinirnspirl nach arabi schein Geschmack, luälnrnd die lichtspendeuden,^nppeln lierrliche ^resten trageil; leider gehören die Altäre, wie alle übrigen der Stadt, dem entarteten Kunstsinn spaterer feiten an. Sitze nud >tuiebänke trifft man i>l den Kirche» nicht, sonderu es uiacht sich's ein Jeder alls deul stachen Boden brPlem, so glll eh eben gehl. Die Rainen lasseu sich von eiüem begleitrudeu Mädchen einen Teppich unterbreiu'» nnd erscheinen nie anders als voll stops' bis ,vllß ill eille schwarte Mantilla ge hüllt, (^uropäeriilllen abmen diese Sitte gern nach, denn kämen sie iu ilireu Hüten, so würdeil uiele Hällde brhilslich sein, iblleu dieselbe» in zarter ^eise al^ll-lösen nlld uorsichlig nebeilau auf deu ^nßbodeil zu legen. Bei alleil feierlichell Haudlnngen liebt die Ein-lvohllerschaft Quito's eineil audäelitigeil Pomp ill der Kirche lüld alls den Straßen, so daß jeder ,vre,,ior von diesen Äußerungen religiösen Vebeus erbaut wird. B^enu das heiligste Saerameul flim >ira!!keu getrageil luird, fiudct sich stets cilie große Zahl uon Mällnern aller Stände ein, welche, brennende Kerben ill der Hand, unter dem klänge der Militärmusik ill schöneut .^uge den Priester begleiten, während ,^uabeu uor de»u Salletissimlliu Weihrallchfässer schluillgei, uud Mädcheil ^lulileil strelien. Der größte ^lau^ de^ öffeutlicheu Gottesdienstes lind der damit häufig verbundenen Professionen entfaltet sich natürlich au den hohen ,vest-tagru des Jahres, wenn der Präsident, die sammt-lichen höheren Beamten, die Offiziere der Garnison uud die zahlreichen Ordensgcmeinden der Feierlichkeit beiluolmeil. l^ania Nioreilo sieht hierbei nnt Strenge auf die pünktliche Beobachtung der festgestellte,! kegeln liiid dispensirt »ur selleu uo» uorgeschriebeuer Assistenz Daran thut er jedenfalls Recht- Gott ist nicht bloß für den Priuatmann uorhanden, soudern auch für die Stadt nnd deu Staat, uud ^r uerdirnt doch wenige stens jene Allflnerksamkeit, welche «nan einem fremden ("esandteu ^ollt, wenn derselbe seine ^'reditiue über reicht. Dieser Ausdruck kirchlichen BewuWins führt uns zu den öffentlichen Belustigungen; deuu es tragen die- selbe» oline Auouahme eill religiösem Gepräge, indeni sie sich au jeneu so ailschließen, iuie die Volksfreuden der.^irchlueih a,l deren jährliche Gedächlnißfeier. Alle Belnstigllngell begilineu mit einer Profession fl> (^hren eines Heiligen, deuu die Iunuugeu feiern nach der Rei» ihre kirchlichen ^estc. Dic überreich geschluückte Statue de^ Schllkpalrous wird alls ei» riesengroßes Postameul gestellt, und es ist eine Ehrensache, dies«, so schwer ;u luachrn, daß nur 2l> NO Ma>ln schwer- krnchrnd die bobe Vast uoli> Platz bewegeu, ulu sie ohlle Unfall l>nter den blumenbekränfteu ^rillinphl'ögell bin- durchfl>bringeu; bullte sahnen flattern in de» Straßen, Teppiche gieren die Hällser, ziuei ^illsikballden lassen ihre Märsche erschallen, ja häufig fieht ein gauges Balaillou m <^ala Uilifori» llnd mit aufgepflanztem Bajoiluel '»it, l>m die ^eier fil erhöhen. A»i gellillgen- sten aber siild die Anzüge der Iudier, deueu eine oder flvei große Statuell ilicht geuügeu- »och eine gau^e Vegioil iu <^old iiud Silberpapier schiiumerilder (^ngcl wird i» der Pro>essioll »»itgetragen, und kleine lebendige <5ugel »lit silbernen Flügeln, noch schöner heralisgepntzt als dir geschnitzten, lanfeu lluteu nebenher, ^alürlich lasseii die Illdier bei dieser (Gelegenheit eo au anf- strigrildrn '^'aketrn nicht fehleil. Des Abends gibt es ! da»» unter Musikbegleltuug eill großartiges ^euerwrrk >»il fürcliterlichel! .Nano>ieuschläge>l nlld ^rplosioueu', aber immer luälilt iuan dafu deu Platz uor irgeild . eiuer Kirche, niu diese blitzende» nud knaileudru Opfer Qulto. 2. Aufl. 281 gaben darzubringen. Die papilla der Kathedrale, meinem Zinnncr gegeilüber, alls der anderen Seite dcr Straße, übt eine ganz besondere Anziehungskraft alls die Feuerwerker aus, und seitdem sie mir die Scheiben eingeschossen haben, muß ich die ^äden schließeil, damit kein größeres Unglück eittstehe. Ob die Vente nach diesen Feierlichkeiten, die Pnntt !) Uhr Abends ihr Ende erreicht haben müssen, noch priuatiin lustig sind, weiß ich nicht zu sagen; doch ist gewiß, daß der Blaumontag in Quito sehr gilt bekannt ist. Die Sittlichkeitszustände, so traurig sie früher beschaffen ivaren, sind iedoch hente viel besser geivorden. Andere öffentliche Belnstignngen, >nit Aus-uahiue eines unschuldigen Earucuals von Weihnachten bis znm ^est der heiligeit drei Könige, gibt es nicht, man müßte denn hieran das Ballspiel der erwachsenen jungen Vente nnd das Pfcrderelineu rechnen ^ welche neben der Alameda, ans einer schönen Wiese am Nord^ ende der Stadt, allsonntäglich mit Eifer betrieben werden. Die vornehmere Welt oder wer sonst es be-zahlen kann, fährt seit zwei bis drei Jahren in drl Stadt spateren, so gut oder schlecht es anf den bergigen Straßen geschehen mag; man liat es nämlich schon bic> ans zehn oder Wolf Kutschen gebracht, von denen jede ein großes Kapital repräsentirt, weil sie über den Ocean eingeführt nnd dann von Gnayaqnil oder Ba-bahuozu ihnen die voruehinen Herren für diesen Tag geru die Erlaubuiß ertheilen; neben ihnen liegeu ganze Hänfen Orangen, ^itroneu, Papayas, Kürbisse und audere Früchte. Soluie nnn in gravid tätischem Schritt der nene Alcalde erscheint, ivird er mit einem Hagel uon Früchten begrüßt nnd der mächtige Hnt mnß ihn gegen ^erlehnngen schülzen. Die geivorfeilen Früchte geböreil dem Alcalden, weßhalb deuu auch eine Menge von Burschen hinter dem nenen Beamten damit beschäftigt ist, den in so enMlicher Weise gespendeten sehnten für ihn einznfammeln. Bei dicseu ^estlichkeiteu in der Kirche nnd auf den Straßen fehlt en anch nicht an Mnsik lind Gesang, obgleich dao Gebotene ellropäischen Ohren n>enig zw sagm kann. In der ersten ^hristnacht, welche ich hier erlebte, überfiel mich kein geringer Schrecken, als plötzlich znr ^ermehrnng dcr Andacht ein nur aus Schelleil, Triaugeln und Vogelpfeifen bestehendes Orchester seine Prodnctioneil begann. Doch fehlt es den Eingeborenen nicht an natürlichen Anlagen, und weil die Thätigkeit Garcia Moreno's anch auf diesen .^weig der Kunst sich gerichtet hat, so dürfen wir mit der ,^eit scholl Besseres erwarten. Seit einigelt Jahren wird, Dank den Bemühuugen des Präsidenten, die weltliche Mnsik mit Eifer betrieben; ich bin täglich .^euge, wie in der meinen: Zimmer naheliegenden Kaserne eine Musikbandc vom frühen Morgen bio znm späten Abend sich übt nnd znm Essen kanm .^eit findet. Schon ist sie dahin gelangt, daß sie manche schwerere Piecen corrcct aufführen kann und sogar iil Europa anftreten dürfte, wenn sie ihre über die Maßen bearbeitete große Trommel in Ecuador zurück lasseli wollte. Einige tüchtige Pianospieler, Klarinet-bläser nnd Violinisten sind gleichfalls herangebildet. Der Eefang aber läßt noch Bietes zu wünschen übrig; es fehlt sowohl an tüchtigen Lehrern, welche die Hack-brettmanicr im Bortrag lind die zopfmäßigen Schnörkelmelodien beseitigen, als anch an Schülern, weil bei der llnbekauutschaft mit der wahren sinnst Niemand sich Mühe geben mag; selbst die Stimmen haben etma5 krächzendes, mehr jedoch bei den.Knaben als bei den Mädchen. Die Indier besitzeil ihre eigenthümliche, sehr melancholische (^rsangsweise - ein in drei oder vier Mollaccorden sich bewegendes und immer in gleicher Weise wiederkehrendem Recitiren, das mit der C"uitarre oder Harfe, natürlich ohne Harmonie, begleitet wird. Ilire VieblingHinstrnmente bilden aber die Pfeife, Trom pete und Trommel, mit denen sie bei ihren feierlichen Umzügen möglichst viel ^ärin mache,! und auch ihre l^äste zu den Fiestas oder Trinkgelagen einladen. Sonst branchen sie wohl noch eine sehr weich klingende Mnndorgrl, wenn sie Abends einsam durch die Straßen wandern und nicht wissen, wo die Nninen des goldenen Palasteo begraben sind, den ihnen der große Kaiser Hnaynacapac znr Gierde der alteil Stadt anfgerichtet hatte. Annes Bolk, warum jetzt noch immer fo traurig? Die Kircheumuslt liegt uoch ganz im Argen; nnr in der Kathedrale sucht man einen würdigen Gesaug einzuführen, sonst aber herrscht noch überall das Alte. Ein feierlicheQ Hochamt soll beginnen; die Altäre sind 262 alls das Prächtigste verziert, ganze Firsternhimmcl Nlit ihrrn Dichtern schwebell auf alleil Seiten — da beginnt mit krachender, fenstererschüttcr>lder Stiinmc ein Säuger den Iutroitus, und trotz des dicken Buches, das vor ihm liegt, singt er den Choral ganz nach eigenen Heften; dann folgt das Kyrie mit Geigen und Flöle» und zwei oder drei ausgcrungeucu Sängerkehlen. So gebt es fort bis zum Cnde. Wenn kein feierliches Hochamt zu halten ist, so ertönen unr Violinen, flöten und Baßgeigen zum Harmonium; und an ge wohnlichen Tagen trägt die Orgel oder das Harinonium allein Symphonien, Märsche, Walzer und „bieder ohne Worte" uor. Volksgrsang gibt es uicht. Unterdessen lassen sich aber die Beter durch diese Dinge nicht stören, selbst wenn in der Kirche die bezahlten Sänger und Spieler die rührendsten Arien vortragen und dicht uor der offenen Thüre die znr Vermehrung der Feier herbeigezogene Militärmnsikbande gleichzeitig einen lustigen Marsch zum Besten gibt. Beschauen wir nn5 nnn noch das Veben ans den Straßen. In einem Klima, welches keine rauhe Jahreszeit kennt, begegnet man stetn der ganzen Bevölkerung einer Stadt in den (lassen. Gehen wir zunächst auf die I'laxa ma^or; im Centrum von Ouilo gelegen, bildet sie nut ihren herrlichen Gartrnanlagen uud dem wasserreichen Springbrunnen in ihrer Mitte die vornehmste Zierde der Stadt. Auch gehören die nin stehenden Gebäude zu den schönsten: das Rcgiernngs-gebäudc mit seiner dorischen Säuleuhalle, der erzbischöf-liehe Palast lind andere vornehme Privatwohnnngen nlit ihren Verandas, sowie die Kathedrale mit ihren schönen Altaneil und Treppen von Stein uud >wci schmuckrcichen kuppeln würden in mancher europäischen Stadt gern gesehen werden. Der Platz verdankt seine ietzige Schönheit der Geduld des Präsidenten Garcia Morenos auf dessen Betreiben auch der Platz von Sau Domingo in demselben Stil umgeformt wird. Noch drei andere Plätze besitzt die Stadt, doch vorläufig uoch nicht zur Zierde. Auf ihuen allen, wie auf den Straßen, herrscht trotz des Mangels an fuhrwerken ein reges Vrben: europäisch gekleidete Senores uud Damen, Reiter in buuten Ponchos, Offiziere in prächtigen Uniformen ziehen umher, und die schwarzbraune Militärmusik spielt so fleißig, als müßte jeder Tag ein Festtag sein, zu welcher Mrinuug die Töne aller möglichen großen und kleinen.^irchenglocken auch noch verleiten köuuen; denn obue Barmherzigkeit und ohne Rast werden dieselben gar hänfig mit Knitteln > Vgl. S. 109. bearbeitet. Allein diese freundlichen und geräuschvollen Scenen vermögen eine gewisse Tranrigkeit des Hanpt-eindruckes, welchen das Gesammtbild hervorbringt, uicht zu verwischen. Die Hanptmassc der Bcuölkrrnng, die Mischlinge oder Cholos lTscholos), ist arm, sehr arm. In dichtem Gewühl erfüllt sie die Straßen und sie ivohnt anch beinahe überall in dem untersten ! Stockwerk, welches dem beobachtenden Blick zuvörderst I ausgesetzt ist. Wandelt der Neuangekommene ^nro^ ! päer dnrch die Straßen, so kann er sich nur langsam ! an den Anblick dieses Haupttheils der Bevölkerung gewöhnen; ihren Geschäften nachgehend oder an den Schwellen der Tiendas sitzend, bieten sie zwar ein recht buutes, aber auch ein wenig erquickliches Bild. An Arbeitssinn fehlt es diesem Menschenstamm uicht; aber dnrch uralte Gewohnheit, ärmliche Vage lind die ewige Gleichmäßigkeit des Klima's ist die Selbstvernachlässigung in der Kleidnng nnd gangen äußern ssr-scheinnng eine sehr traurige geworden. Und schant man erst durch die offeue Thür iu die fensterlose Räumlichkeit hinein, wo die zahlreiche Familie haust, welche Unordnung bei dieser Armuth! Kein einziges Möbel, außer einem Kessel, einer Pfanne und ein paar schmutzigen Töpfen, und derselbe Ranm dient als Wohnung nnd Küche, als Trödelbude und Werfstätte, als Stall für das Geflügel und als Schlafgemach: die harte Grde ist das Ruhebett für die Nacht! Das Bild gestaltet sich um so trauriger, je weiter man sich vom Mittelpunkte der Stadt uach außen entfernt. Und wie unordentlich und schmutzig bewegt sich uicht dieses Volk auf dcu Straßen umher, indem es faum eine Regel des öffentlichen Auslandes kennt! Zu ihm gesellen sich noch die kaum bekleidete», Indicr und deren bedauernswerthe Weiber, welche vermittelst eines Stirnbandes die schwersten basten mit sich schleppen. Wo ist hier der Mensch, den man so gern den ,^önig der Schöpfnng nennt? Ist er hier da^u bestimmt, im Schmutz aufyigeheu oder als Vastthier zu verenden? Garcia Moreno versäumt kein Mittel, um die traurige ^age des Volkes zu bessern und der herzlosen Unterdrückung einer Menschenklasse durch die andere wirksam entgegenzutreten. Er hat es aber mit Verhältnissen zu lhuu, die schou Iahrhuuderte alt sind. > Der Pauperismus, welcher in allen spanischredenden Republiken Amerika's wie ein .Krebsschaden grassirt uud uun auch die herrschende Bevölkerungsklasse angreift, datirt sich auf die Zeiten der Conauista zurück, und nie wurde ihm kräftig entgegengearbeitet, weder von der alten spanischen, noch von einer der spätern republikamschen Rcgicrungeu: jene zeigte sich zu schwach, 283 M* 284 Volksleben auf einer Htrake in Huilo. und diese bestanden ans den Unterdrückern selbst, alle aber waren ans ihren angcnblicklichcn Vortheil bedacht, ohne Rücksicht ans die .^ntnnft zu nehmen. Garcia Äcoreno, der Regenerator von Ecuador, erkennt in der Ingendcrziehuug nut siecht das wichtigste Älittrl, wodnrch da^ so tief gesnnlene Volk wieder gehoben werden kanni wie jel>t die Ingend bcschafseu ist, so wird es später dac, Volk und der Staat sein. Aber man sagt vou unknndiger Seite dem groben planne nach, daß er die Erziehung in der ultramontansten Weise betreibe und zn diesen, Behufe Jesniten, Va^a-risten, Schulbrüder und Schulschwestern an^, Europa habe kominen lassen. Ncan könnte hiilzufügen, das; er auch alle Ordensgemeinden, die schon vorher im ^aude waren, mit Hilfe der kirchlichen Behörden vollständig crnenert hat, damit sie, der Absicht ihrer Stifter ent sprechend, gleichfalls am Owilisationswerke arbeiten. Mit Umsicht nnd Energie betreibt also Gareia Moreno die Erziehnng des unmündigen Volkec, und der heranwachsende» fugend, eine Erziehung, von der man nicht sagen kann, daß sie Jemand vor ihm nnch nur ernstlich gewollt bat. Aber er will nnch eine christliche und katholische Erziehung, welche dein religiösen Bekenntnis des Volkes entspricht. Wenn er hierbei die Unterstützung dnrch Ordensleute in Anspruch nimmt, so schreibt ihm ein solches Verfahren schon die Armuth des Vandes vor, und er besitzt zu viel staats-männischc Klugheit, als das? er den Vortheil nicht wahrnehmen sollte. Erzieher nnd Erzieherinnen geistlichen Standes, die er ans Europa, Nordamerika oder Ehile kommen läßt, verstehen durchschnittlich mehr als jene, welche er in Ecnador selbst anzureiben vermöchte, und im Vergleich zu ^aien, die er berufen tonnte, verursachen sie ihm weniger Ausgaben, kanm mehr als die Überfahrt über den Oeean beträgt, während sie zugleich die Garantie mitbringen, daß sie der Absicht ^ ihrer Berufung eutsprecheud viele Jahre im Dienste l der Republik ausharren werden. Sind sie einmal ^ im Lande, dann kosten sie nicht mehr, als ihr bescheidener Lebensunterhalt verlangt; sie arbeiten ja um Gottes willen uud erwarten ihren ^ohn in der Ewigkeit, .^ailn man es einem Staatsmann verargen, wenu er mw solcher Opferwilligken Nuizen zicht^ Oder ist man böse darüber, daß eo noch opferwillige Menschen gibt? Wer aus edler Absicht mit diesen concnrriren will, der mag coucnrrirm; er bereitet uicht bloß ihucu, soudcru auch jeden: vernünftigen Staat eit«e Freude. Aber Garcia Moreno hat außer vicleu Ordeusleuteu noch sehr viele ^aien in's ^and berllfett; warum bleibeil dieselben uicht so lange, als erwünschtes Wer von ihnen etwas versteht, will lieber in Europa oder Nordamerika sein Glück machen. Auf die meisten Annehmlichkeiten des Bebens muß nämlich verzichten, wer in Ecnador am Eiuilisationswerke zu arbeiten gesonnen ist. Wenn die berufenen Vaien durch sehr hohen Gehalt snr ein paar Jahre gefesselt werden konnten, so gefiel ihnen doch der Anfenthalt nie, nnd sie kamen regelmäßig zu Forderungen, welche mit iliren Veistnngen in keinem Verhältnisse standen. In solcher Weise hat es sich ereignet, daß ill den beiden Städten Quito und Vatacuuga der Volksunterricht iu den Händen der Schulbrüdcr ist, welche auch in Quito eiue Bildnng5anstalt für junge Handwerker gegründet haben. Eilte Mädchenschule nebst Waiseu-baus besorgen ebendaselbst die Schu'estern von der Vorsehnng, und ein Mädchenpenswnat für die höhereit Stände gehört den Schwestern voll den heiligsten Herzen sPiepU5». Von diesen allen kann ich wahrlich uicht sagcu, daß sie die Erziehung nnd den Unterricht nicht verstehen. Dentsche ^azaristen leiten in O.nito das Priesterscminar, und wenn den Iesniteu iu vier Städteu die (Kollegien oder Gyinnasieit übertragen worden sind, so kam dieß vorzüglich daher, weil Niemand außer ihnen das mühsame Geschäft deh Gym-nasialunlerrichto ohne Bezahlung anf fich nelmlen ivollte. Übrigens ist durch Gareia Moreno die Unterrichts-frciheit eingeführt worden; wer also erziehen nnd unterrichten helfen will, der mag kommen; Jedermann wird ihm dankbar sein, wein: er es umsollst thut. Quito war von jeher eiue Art südamerikauischen Roms, was in dem friedlichen uud ticfreligiösen Sinue des Volkes seiue Begrüuduug fiudct. Tchou zur.^eit der alteu Iilea blühte daselbst die wunderbarste geist^ lich-weltliche Regierung iumitteu der ^lvar heidnischen, aber hnmanen Sonnellverehrlüig. In der christlich spanischen .^eit überiuog das geistliche Elrmeut die ^-ilialregierung der peruauischelt Vicekö'nige. Das Seminar von Quito im Besondern ward als Eentral-bilduugsaustalt für deli Kleril>3 deo gatizen nördlichen uud mittlereil ! heilem voli Südanlerika betrachtet; Uliter dcu heittigeu Verhältuissen ist das Gleiche sehr wüuschbar uud llicht schwieriger alls zuführeil. Ja in dell höheren Studiell giug der (^ifer ehemalo fo weit, daß die Stadt nicht weniger als zwei oder gar drei Universitäten besaß, die von den Jesniten, Dominicanern und Augustinern geleitet wnrdcn. Allein nach der ^ostrennung von Spauien geschah vou den revolutionären Regierungen dasselbe, was wir auderswo noch täglich geschehen sehen. Die religiösen Schnlen gefielen nicht, also wnrden sie sücnlarisirt, nnd die 285 36" Dinge gediehen bald so wen, das; ein paar Professoren dic f^an^c, nn^eln'uv^ ^an der Arbeit auf sich nehmen inustten, und weil solchro für dir Trauer nicht aiigiin^, so vcdnl.'ivll'n sich dn' ^lndicii ans vciilcs Auswmdisslcrncn nach nraltcn >>eftcn oder vcvssilbtrn Druckschriften, ^o „blnhtcn" dir Medicin nud dir ^uri^prndrn;, drnn die Philoloqic ist noch hentr selbst dein Namen nach nnbekannt. Die, sehr tüunnerlich bc- Typen aus der Zeit vor Garcia Moreno. 28U soldeten Professoren ^ kennen bald auf dcn (^cdanken, daft anderc Erwcrbszweigc einträglicher und salbst ehrenvoller seien. Sic snchtcn also möglichst rasch cine reiche Verbindung einzugehen, nnd zogcn sich alo nwhl stndinc ^konoincn auf das Landgut ihrer Granen zurück. Ein bi'3 drei Mal wöchentlich bestiegen sie dann ihren Ganl und erschienen mit Strohhut uud Poncho in der geheiligten Aula der Universität, um Vorträge zn haltcu. Mau kann sich denken, was unter solchen Verhältnissen aus den höheren Studien wurde; nm den Doctorgrad zu empfangen, brauchte man Wcnigc^ auswendig hinsagen - für day Übrige sorgte dcr Eiilflnß von Papa und Mama. Die „politische Dnrchbildnng", welche auf dcr Strafte gefnndcn wurde, ersetzte den Mangel drr wisscnschaftlichcn, nud so war die Universität von Quito die hohe Vorschule jener freisinnigen Helden geworden, welche, sei es durch List, sei es durch Gewalt, sich gegenseitig die Hcri^ fchaft der Republik streitig machten, abcr immer dann Einigkeit bewiesen, wenn cs die Indier zn unterdrücken oder die Kirche zu bekämpfen galt. Diese Gründe bewogen dm Präsidenten Garcia Moreno, im Jahre l^<ü» die Universität zeitweilig aufzuheben, um sie bald daranf mit veränderten Institutionen wieder in's Leben zn rufen. Er schellte keine Opfer, nm für die Medicin tüchtige Professoren aus Europa heranziehen und die vorzüglichsten Lehrmittel zu ihrer Disposition zu stellen; deuu diefco ,^-ach ließ am meisten zn wnuscheu übrig, iudem sehr ivcnigc Ärzte vorbanden waren, welchen der Patient sich mit einigem Vertrauen lnngcdcn lonittc. Namentlich abcr fügte der Präsident dein altcn .Körper der Universität als ucue ,>acultät eiue polytechnische Schule hinzu, worin nicht nnr die betreffeudcu Vortrage über Architektur nud die Iugenieurwissenschaften gehalten wcrdcn, sondern auch über theoretische Mathematik, Phnsik, Ehrmic und alle Naturwissenschaften, wie sie, einer Universität entsprechen. Seine Absicht war, die Aufmcrksamkcit der Studircndcu uud aller Gebildeten auf die modernen lind dem Laudc wirklich förderlichen Wissenschaften hinzulenken. Außerordentlich groß ist nämlich die .^ahl der nnrnhigen Advoeaten, nnd durch huudert unnöthige Prozesse ruinircn dieselben alles Besitzthunt, wclchco sie irgendwie streitig inachcn können, indem sie Ungleich immer wieder anf neue 'licvo- l Selbst unter Gcireia Nlorcno bttrng dao Gehalt eines UniocrsitntsprofesslU^ nur i^l) Pcso^ odcr 24l)<> M'!, ivoiuit dic uiclcn Vedüvsnissc einer scinercn Vcl>e»^>iveisc sich in 57.niw ltilmögüeh bcstreitcn lassen. Ivichr Sold erhielten nur dic an>) Europa berufenen Professoren. lntionen sinnen, von dmm sie eine Verbesserung ihrer Vage hoffen. Das nem' ^nstitnt der pollitechnifchen Schnle popnlär zu inachrn, erivie^ sich als eiue sehr schwere Aufgabe für die in'nen Professoren, welche dic Ncgiernng ano Deutschland kommcn lieft. Einflnft-reiche blassen dcr Veoölterung widerstrebten, die akademische ^ugcnd war an Arbeit nicht gewöhnt, die Vorbildung unzureichend, Industrie gab es im Lande sozusagen nicht, uud dcschalb leuchtete auch der .^wcck der uenen Studien nicht ein, dic künftige Anwenduug derselben erschien zweifelhaft, ja selbst die Standcsehre lclmtc sich gcgen scdc Art materieller Bcschäftignngcn anf. Doch glanbe ich, daß nunmcbr sl^?!'»> dic größteu Schwierigkeiten überwlluden siud; dicsc Art praktischer Studien erfreut sich der Achtung im ganzen Vandc, nnd mit jedem Jahre drängen sich ncuc Schüler herbci. Einc bcwnndernowcrthc Hochherzigkeit hat dic Negiernng sowohl gcgen die Stndirendcil praktischer Zwcigc, alü nainentlich gcgen die innge Anstalt selbst bewiesen. Denn die wissenschaftlichen ^ammlnngcn sind vicllcicht schon jetzt die vollständigsten aller, welche man auf der Westseite vou Südamerika trrffcu kann. ^u ihucu gehören ciu großartig aufgerüstetem chemisches Laboratoriilin, ein sehr reichhaltiges physikalisches Eabiuet mit deu wcrthuollstcn Apparateu uclicster Eonstructiou, dic vollständigste Sammlung aller geodätischen Instrnmcntc, wcite Säle ntit den Schätzen an5 dcn (^ebictcn dcr Mineralogie, Botanik uud Zoologie, cinc schr n'crthvollc Sannnlung von Planzcich-luiligcn nnd "))lodcllcn für Archncttnr, Älaschincnivesen nnd alle Ingeuicurwisseuschafteu, dazu ein botanischer Gartcn, cinc treffliche inechanische Werkstätte und schließlich einc ucuc, prachtvolle Sternwarte mit den vorzüglichsten Instrnmentcn. Dieses wissenschaftliche Arsenal ist da5 crstc, ivclchcs in Quito sich heimisch gemacht hat, nnd dic gntcn Einwohner sind dcm Präsidenten nicht wenig dafür dankbar. In dieser Weise sorgt Garcia Moreno für dcn Unterricht nnd die Bildnng dc^Volkcc,; ohnc .^wcifcl hat er darin die grüudlichstcn Mittel getroffen, nm die Nation zu heben nnd ihr jenes Sclbstgefnlil einzuflößen, welches die frucht wohlbewußtcr Tüchtigkcit ist; sie wird es lernen, sich vor dcr inuncr mehr über-haud nchineudeu Verarmnng zu schützen, wcnn die von Ingend auf eiugewöhute Viebc zur Arbeit und ge-dirgcnc .^tcuntnissc in ibr jcncn, dcin Lande so nncnt bchrlichcn llnlerlN'hninng^gcist schaffen, wclcher die schnöden ^csseln dcr übcrlegcncn frcmden Industrie zersprengt uud die uuendlich reichen Schätze dcr Hri-math flüssig macht. 28? Die Erziehung umfaßt natürlich als ein Haupt-clemcut anch den Handwerkerstand, wcßhalb für dessen Aspiranten cine Bildung^sclnlle unter Veililng der Schulbrüdcr begründet n'ordcn ist. Selbst in der Hauptstadt de>^ Vaudes kannte man bis dahin keine, andern Haudwerter als jene, welche Artikel liefern, die nichi ciugcfülirt werden können, nämlich Maurer, Schreiner, Schmiede, Stnbcnmalrr nnd ähnliche; aber auch deren können war ein beschränktes. Ebenso waren eigentliche Bäcker, Fleischer, Brauer und Gerber nicht vorhanden, denn wa5 die arine Klasse der Cho-los, ohne lernen zu müssen, nothdürftig yl Stande bringen kann, das thnt sie nnd bedient darin anch die voruehmcru Stände. Der Nachtheil liesst ans der Hand: sogar die wichtigsten Nahrungsmittel werden durch Unkenmniß, Fahrlässigkeit und Schinutz verdorben, und man gewöhnt sich allseits an eine Unordnung, die auch bald das höhere Leben ergreift. Ausnahmsweise wird ein oder das andere schwierigere Handwerk durch einen Enropäer geübt, der alsdann sehr gute Geschäfte macht. Es folgt daraus, daß bciuahe alle denkbaren (Gegenstände für die Haushaltung uud Bequemlichkeit um einen n Aufgaben, uielche ihre fräste übersteigen, und strcckeu deu Einzelnen mit Bereitwilligkeit das mangelnde Geld vor, bis eine Abtragung der Schuld unmöglich geworden ist. So kommen die gesetzlich freien Indier in gesel.Uiche, Leibeigenschaft. Dennoch mnß man von diesen Indiern der Haciendas sagen, daß sie in der Negel materiell sich besser stehen, als die meisten Fabrikarbeiter in Ellropa. Ihr Herr verlaßt sie in den feiten der Noth uud der Krankheit nicht; anch erhalten sie »eben dem kärglichen Tagelohn von einem halbcu franken ^ebens-inittel genug, um mit ihren Familien uicht darbcu ;u müssen, ja sie bearbeiten für fich ein kleines Ackerfeld, wclchco ihre Hütte umgibt, und es wird ihnen dazu reichliche Muße, freigegeben. Wohl aber fehlt ihneu jede Selbftäudigkeit, fast aller Unterricht und beinahe anch die Möglichkeit, ihre religiösen Bedürfnisse befriedigen ^u können, wofern sie fich derselben überhaupt bewußt werdeu; denn unglaublich groß war viele Jahrzehnte hindurch ihre Verlassenheit in Vezug auf die Seelsorge. Ihre traurige Unwissenheit überbebt sie freilich jedes Nachdenkens, welches ihre Lage uoch trostloser machen würde; sie habm keiuc Ahuung davon, was sie sein uud lcistcu könutcn, wenn ihre gesellschaftliche Stellung besser beschaffeu wäre. Der berühmte d'Orbigny gibt uns iu kurzeu Wor-teu den Charakter der peruauischeu Indier, als eines Theiles des gangen Ouichua-Bolkes, und es freut mich, daß diese Schilderung sich mit Genauigkeit auf die Indier des Hochlaude5 vou Ecuador anweudcn läßt. „Ihr Charakter," sagt er uugrfähr, „ist ein Schatz von Sauftmuth, welche jede Probe besteht, von Geselligkeit, welche bciuahe in knechtische Hingabe anoartet, von blindem Gehorsam gegen ihre Herren. Man weiß, mit welcher Genauigkeit Hunderte, ja Tausende von ihnen iu den weitesten Entfernungen die geringsten Befehle ihrer Iucas erfüllten; mau weiß auch, mit welcher Zuvorkommenheit sie die ersten Spanier cm-pfiugen, die sich in ihrer Mitte zeigten, und wie sie, 283 trotz der erlittenen Gransainkeiten, sich den Eroberern mit Hochachtung hingaben, welche sic ill ihrem rrli-giosen Aberglauben als Herren und Sonncnkinder uer ehrten." Auch dein neuen christlichen klauben ergaben sic sich, sobald sic mit ihm bekannt wurden, denn ihre Herzen waren rein und enthielten nichts, was ihm sich zu widersetzen ssehabt hatte, „Mit Scrupulosität gehorchten Tausende von Menschen einem einzigen Spanier, wo es ihnen ein Vrichtcs gewesen wäre, sich seiner ^u entledigen. Oft hat man dieß Benehmen als Feigheit oder schwäche ausgelegt; aber bei vielen Anlässen haben sie gegeigt, das! sie mit Tapfrrfeit ;u kämpfe» verstanden nud den Tod nicht fürchteten: ihre vermeintliche Schwäche war religiöse Überzeugung. Der vollkommenste (Gehorsam war bei ihnen dem Inca gegenüber Grwisjenspflicht, denn er galt aw Kind der Sonne nnd als ivrltliches und geistlick)cs Haupt der ganzen Nation; nnd demselben (besetze glaubten sie sich bezüglich jcner außerordentlichen Menschen vrr-pflichtet, welche mit dem Blitz in der Hand erschienen, ein Vortheil, den nicht einmal ihrc .Incas besaßen. <^egeu ihrc Wohlthäter beweisen die Indier ein so dankbares (^rmüth, daß sie für dieselben in der Gefahr sich nicht selten anfopfern. Gegen die fremden üben sie die größte Gaftfrenndfchaft nnd uilter sich eine brüderliche ^irbe, welche Alles znr Gemeinschaft macht." Schenkt man einem Indier irgeud cinc theil' bare Kleinigkeit, so zerlegt er sie augenblicklich in so viele Stücke, als andere Iudier da sind. In ehelicher uud elterlicher Viebe können sie als Muster betrachtet werden, und obschon sie ihre Kinder sehr strenge er hieben und früh an die Arbeit geivöhnru, lafse» sie dieselben doch nie allein. „Was ihre geistigen Fähigkeiten betrifft, so stehell die Indier hinter den Völkern der alten Welt nicht zurück', sie besitzen eine lebhaste Äusfafsuug, leruen Alles mit Leichtigkeit und ermangeln keiner eiuzigcn Eigenschaft, ivelche erfordert wird, um ein aufgeklärtes Volk zu bilden. Man braucht nur ihre Geschichte zu studiren, damit mau sich hieruou überzeuge; die Schuelligkeit, mit ivelcher sie sich eulwickelt habcu, ist überrascheild. Die Ouichuas u eincr großen Nation machen können? Nud sic war wirklich groß, dcuu was sie errungen, war vollkommen und ganz ihr eigenes Werk. Die Incas waren große Redner, welche auf die Menge, durch ihre Beredsamkeit einwirkten, und die Porsie, heute wie damals, beweibt Schwuug und Genie; die Sprache, eine der reichsten und bildsamsten der Welt, der spanischen au Geschmeidigkeit weit überlegen, ist erfüllt mit den graziösesten Bilderu nnd vermag jeden philosophischen uud abstrakten Gedanken auszudrücken, was mehr als alles Andere die einstige Bildung des Volkes beweist." Die Blüthezeit von Onito war jedenfalls die glanzvolle Negierung des großen Inca Huayuacapac. Nach langen blutigen Kriegen, deren Einzelheiten beweisen, daß nieder die Peruaner noch die Einwohner des alten Königreichs O.nito Feiglinge oder Barbaren gewesen sind, glückte es diesem Inca, ;um Purpuroiadem der Kaiserkrone von O'nzco noch den Smaragd der Königskrone von Onito hinznznfügen, welch letztere über die ganze Hochebene des hentigen Gcnador gebot. Doch war diese Annexion nicht einfach die Frucht schwer-erruugener Siege auf drin Schlachtfeld; der Inca bekam das Vand bleibend nur dadurch, daß dir einzige, legitime Grbin des Königreichs ihm ihre Hand als Gattin reichte. Und der tlngr siegreiche Kaifer gewann bald die Herzen seiner neuen Nnlerlhane», gehörten sie ja zu derselben großen Völkerfamilie und redeten sie eine und dieselbe Sprache. (>r bedeckte das Vand mit seinen glänzenden Palästen und goldschimmrrnden Tempel», mit schönen ^egrn nnd Wassrrleilu»geu, mit Tambos für die Reisenden n»d großartigen Vor-rathshänsern für jeden Bedarf; denn »vie es in den Heilen der ^ncas keinen Müßiggänger im ^andc gab, so traf man daselbst auch keiueu Armen lind me wußte mau von Hungersnoth zu erzälilen. Auch ihm, dem Kaiser selbst, ward seiu neu erworbenes Reich viel lieber als sein altes. Obgleich an Ansdrbmmg ge ringer, war es schöner, lieblicher, blühender als das ödere Peru; wol>l mochte ihm auch der kräftigere Menschenschlag besser gefalle!,. Die letzten ^ Jahre seines ^rbrns verließ Huaynacapac sein neues Besitz-thnin nicht mel,r nud regierte von Quito aus seiu ganzes immenses Kaiserreich, das sich von der Mitte white's bis nach Ncu-Grauada erstreckte, auf beinahe Ws» deutsche Meilcu ^äuge. Ist es wunderbar, daß die Erinnerung an diese glorreiche ^eit den ariuru Iudicrn nicht aus dem Sinn kommen will, daß ihrc bieder noch immer widcrtöneu vom Glauz des großen, herrlichen Neichrs, vom mächtigen, nnüberwindlichrn Kaiser, von seinem viele hnndcrttausend Mann zählcn- 28» den Heer, von seinem reichen Hofstaat, seinen schimmern den Palästen und den goldstrahlenden !en,peln! Ach, armes Volk, was hat man ans dir gemacht? Der Baiser Hnaynaeapac rcsidirte geivöhnlich in dein neueu, immensen Palast von Ouito, sonst in den kleinern von ^'arauPii, ^allo, (<>u1ar oder in einem der andern, ivrlchc er sich batle erbanen lassen, nnd alte Schriftsteller ^ berichten uns über dm kaiserlichen Hof von Qnito die genauesten Einzelheiten. Alan tonnte sie für übertrieben halten; aber diejenigen, welche diese Herrlichkeiten mit eigener Hand ringerissen haben, bleiben die besten Zeugen, nnd ich erwähle ihnen wörtlich nach: „Stets," so heißt es, „war der Baiser Ehre halber von einer starken, auseruMllm Veilnvache umgeben, .^riegslenten der vornehmsten blasse, ivelche die ^uß bckleidung, die ^ederbüschr nnd die übrigen Kennzeichen der vornehmen oder des Adels trngrn. Die Bedienung war eiile änßerst zahlreiche nnd bestand lediglich ans den erbberechtigten Söhne»i nnd Töchtern der großen Herren des Bandes; jeder Page kleidete sich nach dem Gebranch nnd der Mode seines engern Vaterlandes, nnd so tonnte man gleich erkennen, von woher er ;u Hanse sei. Diese wnnderbare Mannigfaltigkeit in schnitt nnd ^arbe der xleidnng diente da^n, eben so sehr die allgebietende '.vlaiestät des Monarchen zn ehren, als den Glanz seines Hofes zn erhöhen. „Anch hatte Hnalinacapae sehr viele andere hohe Herren vorgerückteren Mew bei sich, deren Rath er zn gebrauchen pflegte, oder deren Gegenwart seiner persönlichen Würde nnd seinem kaiserlichen Ansehen erst den rechten Glan; verlieh. Obgleich jeder von ihnen als ^nrst nnd Herr ein großen Haus hielt nnd über viele Bedienungsmannschaft verfügen konnte, so war das Hofeeremoniel für sie alle doch nicht eines nnd dasselbe: die leinen erschienen in Sänften, Andere in einfacherer Tragbahre, noch Andere zn ^-nß, denn Pferde gab es dazumal nicht. Die Einen genossen die Ehre, sich anf erhöhten Sesseln niederlassen ?,n dürfen, Andere mnßtrn mit niedrigen Slühlen zufrieden sein, nnd die Geringsten anf dem nackten Boden Platz nehmen. Jeder aber, wer es anch sein mochte, der ;n Hofe kam, legte beim Eintritt in den Palast seine ,^nßbeklridnng ab, denn das gebot die hohe Ehrfnrcht vor der kaiferlichcn Majestät nnd dein Erstgebornen der Sonne; awdann, wenn er in den Saal eintrat, in dem Hnaynaeapac saß, stellte er sich in einiger Entfernung gerade vor ihm hin nnd verneigte tief sein l Gomcz nnd GlN'cülizo dc la Vegn. Hauvt, worin das Erichen der Basallrnnnterwnrfigkeit bestand; daranf ging er mit Ehrerbietigkeit näher und fprach zum Kaiser mit ;nm Boden gesenkten Angen, ohne ihm in'o Gesicht zn schanen; das aber that ein Jeder, weil man die grüßte Hochachtung vor dem Inca besaß. Dieser benahm sich stets mit vielem Ernst nnd antwortete immer mit sehr wenige, Worle». Bc-sengte Hnaynacapae den Herren gegenüber eine gewisse leutselige Strenge, so war die Ehrfurcht, welche er den Granen erwies, eine so wunderbare, daß vorzüglich dieses Benehmen ihm Aller Herzen gewann. Nie schlng er einem ^ranenzimmer eine Bitte ab, mochte es reich oder arm, alt oder jung sein. Besaß die ,^ran ein größeres Alter als der Inca selbst, so sagte er-, ,Mntter, wao du befiehlst, das soll geschehend War sie von gleichein Alter, so erwiderte er: ^Schwester, was dn willst, sollst du habend Endlich einer Jüngern antwortete er: ,Meinr Tochter, deine Bitte soll erfüllt werdend Dabei legte er ihnen, zum seichen der besondern Gnade, seine rechte Hand auf ihre linke Schulter. Dieses großmüthige Benehmen bewährte er sogar bei den feierlichsten Gelegenheiten, wobei dergleichen Bitten sehr übel angebracht ^n sein schienen. „Der Kaiser speiste stets an großartig nnd splendid gedeckter Tafel, im Beisein sehr virler Gäste und Herren. Namentlich besaßen alle Prinzen des kaiserlichen Hanfes das Recht, bei den Mahlzeiten zu erscheinen; thaten sie das nicht, so schickte man ihnen die Speisen der kaiserlichen Tafel in ihre Wohnung. Die Menge fleisch, welche im Palaste von den zahlreichen Gästen und Pagen verzehrt wnrde, war nn-glanblich groß; aber Wildpret erschien für gewöhnlich nicht, den» Niemand hatte das Recht, zu jagen, und fo wurden wilde Thiere nicht erlegt, außer in großem Maßstabe alle vier Jahre einmal in derselben Gegend. Die Jagdbeute, namentlich anch die zarte Wolle der Vicunas, wnrdc unter Ann und Reich anf eine gerechte Weise vertheilt. Rnr zwei Mahlzeiten gab es im kaiserlichen Palast, gerade so wie bei jedem einfachen Unterthan, die erste zwischen <^ nnd !» Uhr Morgens, die zweite knrz vor der Abenddämmerung. Während des Essens trank man niemals, sondern dieß geschah zn anderer Hcit, besonders des Abends; doch ging man frühzeitig zur Ruhe, um auch frühzeitig aufzustehen. „Die Pracht der kaiferlichen Zimmer überbot Alles, was man je in der Weltgeschichte von dergleichen Dingen vernommen. Alle Wände ringsum warm mit massiven Goldplatten getäfelt, nnd ein doppeltes breites Gesims, kunstvoll ans pnrcm Golde gearbeitet, lief oben in die Rnnde, wo das mit Teppichen reich ver- 2»0 gierte Dach begann. Auch die Öffnungen der Pforten waren nlit Goldplatten allsgekleidet und goldene (Gesimse lllurahinten sie. Zahlreiche Statue» von Männer»l uud Frauen, auch Nachbildungen der Vierfüßler und Vögel und der übrigen Thiere, so viele das reiche Vand besitzt, wie endlich der Kräuter und Blnmen, alle alls puren: Gold und Silber auf's Wunderbarste gefertigt, standen oder hingen in den vielcu goldgetäfelten Nischen; ans den goldenen Wänden selbst aber wuchsen gleichsam alle jene Pflanzenarten hervor, welche dergleichen Qrt-lichkeiteu licbcit, nnd auf ihneu fasten wieder Schmetterlinge und Kolibris, oder es krochen darin Schnecken, Eidechsen und liebliche Schlangen; jedoch alles dieses war erhabeue Arbeit aus Gold und Silber, uud jedes Stück war für sich gefertigt, so dast mau es losmachen und darau seiue Augen ergötzen konnte; denn die Natur war so getren darin nachgeahmt, dast man hätte glaubeu mögen, das Alles lebe uud blühe, krieche oder fliege, krächze, singe oder zwitschere. Und inmitten dieser Herrlichkeiten säst zwischen den vielen dienenden Herren in seinem kostbaren Gewände der Inca auf goldenem Sw lTiana), während seine ^üste auf einer dicken Platte aus reinstem Golde ruhten. Auch alle andern Hansgeräthe, sowie alles Eß- uud Trinkgeschirr bestanden aus Gold und Silber oder zum wenigsten ans vergoldeten! Knpfer, nnd überhaupt fand sich gar nichts, was ans diesen kostbaren Metallen nicht her gestellt worden wäre. Verreiste aber der Kaiser, so war es nicht nöthig, alle diese Dinge mitzuschleppen, denn in jeder Provinz gab es solche Paläste nebst zahlreichen einfacheren Absteigequartieren für die kaiserliche Majestät nnd ihren Hof, so dast man daselbst allen Bedarf in Hülle uud Fülle autraf. Fünfuud zwauzig Mann trugen bei solchen Gelegenheiten den Inea ill einer mit Gold und Edelsteinen Überschwang/ lich ausgezierten Sänfte, und die .^ahl der Träger war nnr darnm so grost, damit der Kaiser es nicht bemerken sollte, wenn einer von ihnen einen falschen Tritt machte, obgleich das bei den schönen, ebenen Wegen »licht sehr zu befürchten war. „Auch an Badern fehlte es in den kaiferlicheu Palästen »licht: groste goldene nnd silberne Becken, in welche warmes uud kaltes Wasser durch goldeile Nöhrcu »ach Beliebeil floß. Dazu kamen geräumige Säle, für festliche Gelegenheiten und die Tänze bestimmt; wie grost die kaiserlichen Paläste waren, ersieht man darans, dast ein einziger dieser Säle zwcihnndert Schritte iu der Vänge und sechzig in der Breite mast. Bei den Tänzen erschienen Tauseudr vou Gästen, und weil der Kaiser Huayuneapae es uuschicklich fand, daß er den übrigen Tänzern die Hand reiche oder dast diese emauder berührten, fo hatte er eine groste goldene Ketle machen lassen, die bei ihrer nngehenren ^änge so schwer war, dast zweihnndert Soldaten erfordert wurden, um sie herbeizuschleppeil. Bei schöuem Wetter ergötzte mau sich lieber im freien auf geräumigen Plätzen, oder die hoheu Herrschafteil lustwandelten in den unermeßlichen Gärten, iu welchen kein Baum, kein Strauch nnd keine Blume fehlte, welche im ganzen Kaiferreich von Pern und Quito gedeiht und wächst. Aber es fchien deren uoch nicht genug zn geben; denn zwischen diefer Pracht, welche die überans reiche Natur entfaltete, standen noch andere Bäume, Sträucher nnd Blumen mit allen dazu passenden Vierfüstlcrn, Vögeln, Eidechsen, Schlangen, Schmetterlingen, Käfern uud Mücken, alles lebensgroße Nachbilder aus purein Gold uud Silber; dazu kameu uoch die menschlichen Statuen, sowie Gefäste und Springbrunnen »lit goldenen Fischlein, gleich denen iu den kaiserlichen Zimmern." Königspaläste dieser Art scheinen viel eher den Märchen aus „Tauscud uud eine Nacht" anzugehören, als den Thatsachen der jüngsten Weltgeschichte. Das Gleiche gilt von den überreichen Tempeln; eurer derselben schmückte tliit jene .^eit den Gipfel des Paue-eillo mit dem Glauze seines strahlenden Goldes und schimmerte wie ein funkelnder Edelstein weithin dnrch die Vande. Aber die eindringenden Spanier hatten bei der Gefangennahme des unglücklichen Atahnalpa uud später in (^'ilzeo so nnermestliche Brille davongetragen, dast sie keinen l^rnnd fanden, an den Erzäh-lungeu der Indier zu zweifeln. Was sie in Enzco vou Schätzen antrafen, war sichtlich nicht mehr als ein kleiner Nest; das meiste Gold und Silber hatten die Bewolmer iu die Erde verscharrt oder iu Seen und Flüsse versenkt. An andern Orten erging es den Spaniern nicht besser, und wären sie friedlich ill's ^a»d gebogen, dann hätten sie nnberechenbar mehr Bellte gewinnen müssen, ^iii ganzen Königreich Quito und namentlich anch in der Hanptstadt selbst fanden sie nichts vor. Nnmmagui, der treue Feldherr Ata-hnalpa's, des letzten Inca uon Quito, hielt die Eindringlinge mit feiner kleinen Mannschaft so lange als möglich alls, und rettete uuterdessen alle Palast- uud Trmpelschätze, angefangen bei <, Eeuador vor 4lX) Jahren ans: die Hoch ebene blühte in, (Glänze einer selbstgeschasfeuen (^'ivili sation, der fleißigen Arbeit seiner klugen Einwobner schaft, der heintischen Indilstric und uuer»neßl icher 8teich tbümer an den kostbarsten Metallen und Edelsteinen. All' diese Herrlichkeiten sind nnn dabin- Kain hat seinen Bruder Abel erschlagen; die Ureinwohner wnr den von den Conqnistadores an^geplüudrrt, unterjocht, yl .u lälnnru. Doch traf die Iudier das I>erbe ^oo>) religiöser ^er lassenheil in deut Grade, wie eo noch henle lneistens der Fall ist, nicht eher, als bis es gelungen war, jene Missionäre, die am entschiedensten die Rechte der Unterdrückten verfochten, die Jesuiten, zu eulferneu, nnd als (5enador, vou seinem Muttcrlaude iu gewaltsamer Revolution getrennt, eine Beute beständiger Um-wäl^nngen und politischer Streitigkeiten wurde, ^ctzt, gilt ec,, die Indier wieder zu heben, deun auf ihnen beruht die Hoffnung des Vandes. Das erkannte Garria Moreno, und daher gibt cr sich so große Mühe, Schuleu für sie ;u gründen; hatte er doch, als er im Iabre 1.^7! vernahin, daß die Pariser ^ommmie die Schnlbrüder vertrieb, sofort seine»! (^esaildten den Auftrag gcgebeu, beiin Generalvorsteher der Schnlbrüder ;wölslnindert für Ecuador zu uerlaugen; die Repllblif iverde die Kosten der Überfahrt tragen nnd für ihren Unterhalt sorgen. Der Dbere der Schullnüder konnte die Bitte des Präsidenten ^var uicht erfüllen, da die (sominune uuterlag nnd für die Brüder in Frankreich selbst übergroße Arbeit zurückließ; aber deßlialb gab Garcia Moreuo seine Bemühungen für die Indios nicht auf: die zahlreichen von ihm gegründeten Schulen werden stets ein schönem Denkmal sür ihn sein, nnd wenn in späterer Zeit die Nachkommen der heutigen Indier wieder eine hohe Stnfe der Civilisation werden erklommen haben, dann werden sie auch mit Dankbarkeit anf Garcia Moreno zurückblicken, der den Grund zu ihrem Glücke gelegt hat. Indessen wird es .^eit, daß wir unseren Sparer-gang durch Oilito beendigen, nnd noch niebr, daß ich meinen Reisebericht schließe. Ich daut'e Guch für die große Geduld, mit welcher Ihr den langen Brief fertig gelesen habt. Diese <^ednld bewundere ich um so mel,r, als ich mir wohl bewnßt bin, daß durch den gänzlichen Mangel interessanter Abenlener meine Er-zählnng recht trocken ausgefallen ist. Mer was sollte ich thun? Ich hatte u»u einmal diese Anf^eichnungen geinacht; sollte ich sie in den Papicrkorb werfen? Ich überlegte; allein wäbrend ich überlegte, kam ein Windstoß und nalmi diese losen Blätter mit sich und fübrte sie bis ;u Euch ail'») Gestade der Ostsee, wo sie Euch dru Beweio liefern, daß ich auch liier oben ans deu Andes unter dem Äquator meiner in Deutsch land zurückgebliebenen Vieben nichl vergessen habe. Nehmet sie denn als ein seichen meiner unveränderlichen kindlichen und brüderlichen ^iebe bin, und damit ("oll befohlen! 292 >,üll,^,!5!,^ V I! I!,'!'^! !»w , VILLAVICENGIO.