für Vaterland, Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. ---- ---- Nedigirt von Johann Hladnik. «H/? ^F. Dinstag den 22. Mai. F^AV. Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern. Dinstag und Samstag. Der Preis des Blattes ist im Comptoir ganzjährig 3 fi. halbjährig i fi. 30 kr. Durck die Post ganzjährig h fl., halbjährig 2 fl. C. Vl. Soldatenlied. (Nach Vr. Prtschern.) juchhe! ich mess' fünf BHuh. fünf Zoll. Leb' woh'. mein Liebchen fein. leb' wohl! Lebt Aeltern wohl und Freunde — Ick zieh' in's ücl» aen Feinde! Hab' neunzehn Iakr, fünf Schuh, fünf Zoll. Weiß nickt, auf was ich warten foll. Bin j>, vom Kopf zum Fuß,, Ein Bursch v>)N keckem Guss». Leb' wohl, geliebtes Vaterhaus! Wer sonsl nicht weiß. wo ein. wo aus. Strick' Strümrf? sein>'M Liebck/n. Studier' sich todt im Slübchen,! Halo! Halo! ter Trommel-Bchlaq, 3>uft mich hinfort mit Back und Pack, statt Pflug und G^nsefeeer. Zieh' ich als Mann vom Leder! Was fang' ick als Gelehrter an? — Kaum Brot für einen hohlen Zahn!'- Warum so arm an Freuden, Als Bauer ewig leiben? — Ei w,s! das Allerschönste bleibt, Ein Krieger, der »s lustig treibt; Für Siegesl0lberreis,r, Gibt Brot der edle Kaiser! Ein Krieger ist bald da. bald dort, Tauscht Land mit Land. tauscht Ort mit Ort. Und ist ihm's lieb geworden — Durchkreuzt er Süd und Norden! Ihn küssen Mädchen jung und fein, Selbst Weibchen denken glühend sein. Und heißt es fortmarschiren — «ibt's endlos Lamerliren! Er küßt so manches Liebchen zwar, Doch nur für Eines stürb' er gar. Es heißt: Soldatenehre, Die j, kein Mann entbehre! Sie treibt ihn hin in heiße Schlacht, Wo ihm der Tod entgegenlacht, H<" wo von Festunasmauern, Kanonen niederschauern! Ich weiß ja. baß man sterben muß, Sey's nun vom Schwerte, sey's vom Kuß, Mag's Vetl, mag's Schlachtfeld heißen — In's Gras muß Jeder beißen! Hab' neunzehn Jahr. fünf Schuh, fünf Zoll. Weiß nickt, auf was ich warten soll, Vin ja vom Kopf zum Fuße. Ein Vursch von feckem Gusse! 28N. Ktiroslaw. < ?^ Die letzte Lehre (Novtllctte von Jos. Valmigg.) ^3/raf P5 lag sterbenskrank. Die Anwesenden sahen stuinm und angstvoll nach dem Krankenlager hin, an welchem der Arzt tiefsinnend stand. Er schien die Pulsschläge des Kranken aufmerksam zu zählen, nachdem der Leidende so plötzlich ruhig und still geworden war. Die falbe Farbe begann das Wangenroth zu verdrängen, das sonst volle und runde Angesicht war länglich geworden, und alle Symptome des nahen Todes stellten sich nach und nach ein, die Umstehenden konnten mit Recht schließen, daß der Kranke seiner irdischen Auf-lösung nahe sey. In di.sen Muthmaßungen wurden sie noch durch die bedenklichsten Mienen des Arztes bestärkt, welche er bei den immerlangsa mern Pulsschlägen von Zeit zu Zeit zu machen pfiegte. Eine drückende Angst hatte sich über Alle gelagert, und mit Beben harrte Jeder auf den Ausspruch des Arztes. Die Flügelthüren gingen auf und ein blasser Jüngling stürzte zu den Füßen des Kranken hin. Es war Robert sein Sohn, eilends aus der Residenz gerufen, um seinen Vater noch ein Mal zu sehen. Bei seinem Anblicke schien der Sterbende neu aufleben zu wollen. Er richtete sich mit der größten Anstrengung in die Höhe, überblickte mit einem ruhigen Lächeln die Anwesende,,, welche beinahe in Thränen zerflossen, deutete mit seiner schwachen Hand, daß sie solche hemmen mögen, und sprach mit schwacher Stimme: «Ich danke dir, Robert, für die sorgsame Erfüllung meines letzten Wunsches. Ich stehe nun am Rande meines Lebens. Sey ein Mann, wir sehen uns ja wieder. Hier meine letzte Wif-lensmeinung und dabei eine Lehre. Achte auf diese, und du wirst dir manche Thränen im Leben ersparen." — Dieses sprechend legte er seine Hände auf des Sohnes Haupt, stam- , 162 melte einige unverstandliche Segensworte und sank in sein n Kissen zurück. u »Er hat vollendet," unterbrach der Arzt die feierliche Stille, dem Entseelten die glanzlosen Augen sanft zudrückend, r Nach der gesetzlichen Zeit wurde der Verstorbene mit l' aller seinem Range gebührenden Ehre zu Grabe getragen, 5 und Robert trat bald darauf den Weg nach der Residenz ^ an, nachdem' er zuvor seine ererbten Güter vortheilhaft an ^ rechtschaffene Männer verpachtet hatte. f Der junge Graf Robert war eiu verschlossener Mann. Daran mag die Behandlung seines Vaters Schuld gewesen ^ seyn, welcher ihn nach dem Tode seiner Mutter, an deren ' Hinscheiden seine Geburt Ursache war, bis zu seiner Todes- ' stunde nicht mehr sehen wollte. Seine Erziehung war auch l der Art, daß er an nichts glauben wollte, als was sich mit ' den Grundsätzen der Vernunft oder mit seiner eigenen Erfahrung vertragen konnte. Zu der Zeit sollte ein Gesandtschaftsposten im benachbarten Fürstenthume besetzt werden. Robert's Freunde, welche die Verschlossenheit ihreS Schützlinges als eine Folge des erlittenen Verlustes betrachteten, verwendeten sich für ihn, und so geschah es, daß der Fürst ihn dahin beorderte. Auf der langen Fahrt drängte sich dem in den Hintergrund des Wagens Zurückgedrückren so Manches auf. Er gedachte seines väterlichen Testamentes und der demselben anklebenden letzten Lehre. »Der Mann muß prüfen, und nicht auf Vorurtheile glauben," lispelte er sich selbst zu, und freute sich in voraus, die Erfahrungen des Alters als ein lächerliches Vorurtheil erklären zu können. Eines Morgens aus seiner Poststation fahrend, erblickte er seitwärts der Fahrstraße einen anmuthigen Seitenweg. Der Weg, welcher sich durch den dunklen Fichtenwald schlangelte, schien auf dem äußersten Endpunkte sich mit der Hauptstraße wieder zu vereinigen. Diese Gelegenheit war so lockend; er konnte nicht widerstehen, dem Postillon zuzuherrschen, daß er den Seitenweg einschlagen solle. Kopfschüttelnd gehorchte dieser. ' Ein Dolchstich fuhr zwar durch Robert's Herz. Eine Angst, eine unnennbare Beklommenheit bemächtigte sich seiner. Alle seine zusammengenommene Mannheit konnte dieses unangenehme Gefühl uicht verdrängen, als aber der Wagen von einem Haine zum andern, von einer Wiesenebene zur andern ohne Hinderniß dahin rasselte und in den wahrhaft schönen Krümmungen des Waldes sich verlor, da mußte er sich selbst nochmals gestehen, daß seine Furcht mehr als lächerlich sey. Er pries sich glücklich, einer von Jenen zu seyn, welche den Muth haben, sich über Vorurtheile so mancher Art hinaus zu setzen. So denkend hatte ihn die Nacht überrascht. Ein lautes Pfeifen erschallte plötzlich, diesem folgte ein seltsames Gerassel, und bald darauf fielen mehrere Schüsse. Einer von diesen traf den Postillon. Der Getroffene stürzte zu Boden, und regungslos stand der Wagen. Ehe der Verblüffte sich noch fassen konnte, fühlte er sich, von einer Menge Bewaffneter umrungen, aus dem Wagen hinausgerissen, aller seiner Habseligkeiten beraubt, und nach einer unmenschlichen Mißhandlung besinnungslos zu Boden ge- worfen. So fanden ihn des andern Tages einige Fußgänger, und brachten ihn zur nahen Stadt. ^ Wochen vergingen bis er vollkommen genas. «Vein Inneres klagte ihn eines argen Frevels an und sein Starrsinn fand immer neue Gründe, die Grundsätze der Vernunft zu untergraben. Zwischen diesen feindlichen Polen schwebte der Unschlüssige. Seit diesem waren alle seine Handlungen kalt und gefühllos geworden. Diese Art seines Benehmens gab ihm einen geheimnißvollen Anstrich besonders in seiner Stellung, wo der Dienst seines Fürsten Verschlossenheit und Politik im höchsten Grade erforderte. Dadurch hatte er sich den Ruhm eines Diplomaten abrundet. So kam es, daß, während ihn Alles als einen geschickten Staatsmann bewunderte, sich doch Jedermann aus seiner Nähe zurückzog. Verschlossene Gemüther ziehen immer diese traurigen Folgen nach sich. Sein Fürst wollte ihn belohnen, und ließ ihn in das Ministerium berufen. Er glaubte, die neue Umgebung und der ausgedehnte ^ Geschäftskreis würden wohlthuend auf ihn wirken. Er irrte ge-waltia. Robert blieb der kalte, verschlossene Mann ebenso im Staatsrathe, wo es sich um das allgemeine Menschenwohl handelte als er kalt und verschlossen war am fremden Hofe, wo er die Rechte eines Einzelnen— seines Fürsten, zu überwachen hatte. Herr Graf, Sie müssen glücklicher werden, Sie müssen heirathen'." sprach eines Tages 36l'6M88iln,i8, den steif vor ihm stehenden Hofmann sanft bei der Hand fassend. Der Angeredete schlug seinen Blick zu Boden. «Ich weiß, was Sie mir sagen wollen. Sie sind ein Feind aller SalomTändeleien, aller Werbungen; - habe ich Recht?" Der Ueberraschte verneigte sich tief. „Gönnen Sie mir die Freude, dem abzuhelfen, ^ch er-warteSie heute Abends in meiner Loge. Adieu, mein lieber Graf!>> Robert ging. Seine Brust drohete ihm zu springen, wenn er dachte, daß er nun seine Freiheit der Politik zum Opfer bringen müsse. »Kann man denn nicht ohne eines Weibes Besitz glücklich seyn?" tobte es in seinem Innern. Ein arges Vorurtheil, dem auch die Großen sich nicht entziehen können. Plötzlich war er still qeworden. Eine Ruhe, eine Heiterkeit hatte sich über se.n Antlitz verbreitet. Er lächelte, nach Iahr,en zum ersten Male wieder. Es hatte das Ansehen, als sey er mit dem Gesch'cke ganz aus-ausgesöhnt. So war er in die fürstliche Loge getreten. (Fortsetzung.) Zwei S ch w e st e r n. ^ Slavonische Sage. (Aus "...Polygraph.") Der Grundherr eines hübschen Stück Bodens zwischen 5 Daruvar und Verovitic lag auf dem Todtenbette. Zwei Mäd-, chen, seine einzigen Kinder, standen ihm zur Seite und wein-. ten bittere Thränen. Endlich fühlte der Kranke, daß sein letz-. tes Stündlein nahe, er erhob sich etwas vom Lager, ergriff die Hände der beiden Töchter und sprach: »Euch Zweien hinter-e bleibt mein Erbe, theilt das Gut zu gleichen Theilen, auch das was an Gold und Silber vorhanden; es ist jedoch mem , Wille, daß Ihr Euch jede eine Burg erbauet, damit Ihr als edle Fräulein Euern künftigen Freiern einen festen Aufenthalt 1«3 als Mitgift bringen könnet, doch müßt Ihr mir geloben, als Gatten mir einen Einheimischen, keineswegs aber einen Fremden zu wählen!"—Die beiden Erbinnen leisteten dem Vater das Versprechen, woranf dieser selig entschlummerte. Nachdem die Trauerzeit vorüber war, begannen die Edel.-fräulein, sich nach Garten umzuschauen; sie sandten ihre Blicke nach rechts und links, vor und rückwärts, allein es fand sich keiner, der ihren Wünschen entsprochen hätte. Ist's kein Reicher, dachten sie, so soll's ein Armer werden, ob ein Edler oder nicht, wenn's inir ein Landeskind; so war es ja des Vaters Wunsch. Aksa*), die ältere der Schwestern, war eines Tages auf einem Spaziergange begriffen, und verlor sich in einen dunklen Hain, der von einem Bache durchflossen, ein recht ange-nehmesPlätzchen zur Erholung bot. Sie lies; sich nieder und dachte sinnend über ihr künftiges Schicksal nach, als sie plötzlich der Ton einer Hirtenpfeife aufschreckte; gleich darauf kam ein Bursche ganz sorglos einher geschritten. Das Fräulein hatte ihn kaum gesehen, als er ihr auch zu gefallen anfing; er hatte sie noch nicht völlig erreicht, als ihr Entschluß auch schon gefaßt war. — «Woher des Weges, mein Freund?" redete sie ihn an. »Aus dem Walde in den Wald," entgegnete der junge Slavonier. „Du kennst mich?" fragte Alsa erstaunt. »Freilich kenne ich Euch" lautete die Antwort. «Ihr seyd ia das ältere Fräulein unseres verstorbenen Guisherrn." „Also ein Landeskind und mein Uncerthnn," dachte Ak sa, »desto besser. — Du gefällst mir, Bursche, ich will dich glücklich machen; du weißt, wo ich wohne, komm heute um die vierte Stunde zu mir, ich habe mit dir viel und Wichtiges zu sprechen." Gjuka*^) grüßte sie erstaunt; das Fräulein erhob sich, warf ihm noch einen feurigen Blick zu und entfernte sich, während sie es nicht unterlassen konnte, sich am öftersten, so lange es das Gehölz gestattete, nach ihm umzusehen und ihm freundliche Grüße zuzuwinken. „Das ist heure ein besonderer Tag," sprach der Bursche zu sich; »früher begegnet mir das jüngere Fräulein und befiehlt mir, zu ihr zu kommen; jetzt macht's das altere eben so — was mögen die wollen? Haben sie sich vielleicht gar verabredet, mich zu narren? — ach, meine Fräulein, das sollet ihr bleiben lassen, Gjuka ist kein Dnmmkopf, daß er sich zum Weiber-knecht hergebe, ich habe meinen Theil und mehr brauche ich nicht. Aoer hingehen will ich doch und sehen, was es eigentlich gibt; vielleicht haben die Frauleins eine Bestellung, die etwas einträgt."—Und so geschah es auch. Die Jüngere, Pe la^*), harrte indessen ungeduldig auf die Rückkunft der Schwester. — »Aksa, liebe gute Aksa," lief sie und warf sich der Kommenden an den Hals, «ich bin glücklich, überglücklich, ich habe den Mann gefunden, der mein künftiger Gatte werden soll." — «Auch ich, liebe P e l a," rief die Aeltere, »fand ihn heute, das ist ein glücklicher Tag. Der meine ist zwar arm __" „Mein Auserwählter," entgegnete die Jüngere, »scheint ') Alsenzia. ") Georg. "') «pelagia. auch nicht reicher Leute Kind zu seyn, aber hübsch ist er, stark, hoch gewachsen —" »Gerade so ist der meinige auch," sprach Aksa wieder, »in einigen Stunden erwart' ich ihn. —" »Den ich gefunden, der muß um die vierte Stunde kommen." »Um die vierte Stuude? Nun, um diese Zeit kommt der Andere auch. Aufrichtig gestanden, liebe Pela, scheint mir dieß sonderbare Zusammentreffen unserer Heirathsangele-genheiten nicht bloßer Zufall zu seyn; es will mir fast bedün-ken, unser guter Vater sorge noch jenseits um unser zeitliches Wohl! Uud dieß ist jedenfalls ein gutes Zeichen." Die Ungeduld machte es, daß Beiden die Stunden sehr langsam verflossen; Jede war neugierig, den Eindruck zu beob-achren, den ihr Auserwählrer auf die Schwester hervorbringen würde; an der Einwilligung der Männer wurde gar nicht gezweifelt, denn welcher arme Bauernjunge würde die Hand eines Edelfräuleins ausschlagen?" A!s endlich die Stunde erschien, stellten sich beide Arm in Arm an ein Fenster, welches die Aussicht auf die Straße bot, woher die Bestellten kommen mußten. »Welcher wird wohl der Erstere seyn?" sprach Aksa zur Schwester. »Der Meine ist's," rief Pela, in die Hände klatschend, »dort, sieh'st du ihn um die Ecke kommen, der ist's!" — «Der?" fuhr die Aeltere entsetzt zurück, »den hab'auch ich gewählt'.—" »Ist's möglich, den nämlichen?" — . »Ich lasse nicht von ihm ab, ich bin die altere," — «Ich gebe meine Ansprüche nicht auf, ich sah ihn schon früher, denn du. —" «Daß muß wohl seyn," sprach Aksa traurig, «denn ich lernte ihn erst vor einigen Stunden kennen, und du kamst mir seitdem nicht von der Seite; allein deßwegen trete ich doch nicht freiwillig zurück." — »Beim Himmel!" rief die leidenschaftliche Pela, »auch ich bin es nicht gesonnen; er muß der Meine werden." — Pela ging aufgeregt durch's Gemach, Aksa rang verzweifiungsvoll die Hände, dann aber näherte sie sich der Schwester und sprach: «Der unselige Zufall soll uns nicht zu Feindinnen machen, wir haben uns von Jugend auf lieb und werth gehalten und wollen uns nun nicht entzweien; wir überlassen dem Manne zwischen uns Beiden die Wahl; Jene, welche er nimmt, mag die Seine werden, die Andere muß ohne Groll und Haß entsagen!" Pela willigte ein, war sie doch jünger als die Schwester, auch hübscher, lispelte ihr die Eigenliebe zu, er konnte nicht anders, als sie wählen!__Zufrieden reichte sie der Schwester die Hand, beide umarmten sich, aber es ging ihnen nicht so recht vom Herzen, es schien, als dränge sich ein fremdes Wesen zwischen die Umarmung; indessen trat Gjuka ein. Die beiden Schwestern näherten sich ihm zugleich, und so rasch, daß der Bursche fast erschreckt zurückgetaumelt wäre; er faßte sich jedoch, und erwartete die Anrede. 164 — »Du bist auf unseren Befehl Hieher gekommen," begann Aksa mit zitternder Stimme, »ahnst du auch die Ursache dieses Gebotes?" „Mit Verlaub, gnadiges Fräulein, ich weiß nichts, kann mir auch wirklich gar nichts denken, was Ihr von einem armen Burschen erlangen könntet, außerdem es wäre irgend eine Arbeit auf dem Felde oder im Walde." — »Keines von beiden," versetzte Pela ungeduldig, »es ist etwas viel Besseres." »Du sollst unser Gatte werden," sprach Aksa, Gjuka taumelre einige Schritte zurück. »Euer Garte?" stotterte er mühsam hervor, und setzte dann leise hinzu! »Das wäre ja eine verteufelte Arbeit!" »Ja, mein Freund," nahm Pela zärtlich das Wort, »du sollst wählen zwischen uns beiden, und jene, welche du wählst, wird deine Gattin werden!" Gjuka wußte im ersten Augenblicke nicht, wie ihm geschah; in seinem Kopfe ging es d'rumer und d'rüber, wie bei einem Volks-auflauf. Er durchsah es gleich: wählte er die Eine, so hatte er die Andere zur Feindin ; nahm er keine von Beiden, so waren es alle Beide, und es war ihnen ein Leichtes, ihm sein Eigenthum abzunehmen und vom Gute zu jagen; das wollteer denn am allerwenigsten, aber eine wählen und seiner Cvetja*), seinem geliebten Mädchen untteu werden, das wollte er auch nicht; es galt daher eine List zu ersinnen, um der beiden Bewerberinnen auf eine gute Weise los zu werden. Er half sich. »Fürwahr," begann er mit kluger Besonnenheit, »der Himmel scheint mich zum glücklichsten Maime iin ganzen Lande machen zu wollen. Eine von den schönen Fräuleins soll ich wählen, ich soll ein Grundherr werden, soll in einer Burg, in einem Schlosse wohnen?" — »Ja, ja," rief Pela, »das sollst du, wir Beide haben nach dem Willen unseres Vaters zwei Burgen zu bauen; meine soll groß und prächtig werden." — »Und meine," rief Aksa, »soll jener der Schwester nicht im Entferntesten nachstehen; ich sag' es dir ungescheut, unser Reichthum ist gleich, unser Gut ebenfalls; wähle daher nach deinem Sinne diejenige, die du von uns lieben kannst." »Lieben!" rief Gjuka, »bei meines Vaters Grab, lieben könnte ich euch beide." »Aber wählen mußt du doch nur Eine," sprach Pela. »Das ist das Unglück!" erwiederte dcr Schlaue zweideutig; »welche soll ich wählen, ich getraue mich nicht zu entscheiden, denn bei meiner Seele, mir ist die Wahl schwer; ich kenne keine Bevorzugungen, ich habe keine Ursache, Eine oder die Andere zurückzusetzen, und lieben — beim Himmel, kann ich Eine so wie die Andere, und zurücksetzen? — Nein, ich kann keine Wahl treffen, mir fällt's zu schwer." Die Frauleins waren über die vermeintliche Schmeichelei des Erwählten so entzückt, daß sie vereint in ihn drangen, endlich zu entscheiden, und sich zu erklären. ') Nlume. »Wenn Ihr erlaubt," begann Gjuka schlau, sc> werde ich euch eine Vorschlag machen; da ich euch Beide hoch verehre und unmöglich eine Wahl treffen kann, so will ich derjenigen meine Hand reichen, bieder Himmel mir bestimmt, er selbst soll entscheiden. Ihr wollt jede eine Burg bauen, thut dieß, und diejenige, die in einem Zeitraume von einem Jahre eine schönere Bu: g gebaut, soll meine Gattin werden; wenn Ihr aber Beide binnen dieser Frist den Bau nichr rollender, so müßt Ihr zur Strafe auf meine Hand verzichten, u„d mir noch zwei Morgen Landes zum Geschenk obendrein geben. Jedoch eine Hauprbedmguna, bleibt es noch, daß zum Baue nur Landeskinder verwendet werden dürfen, und daß Ihr während dieser ganzen Zeir mich nicht sehen dürft." Die Fräuleins willigten ein, und Gjuka eilce zufrieden nach Hause. Nuu hätte man sehen sollen, wie sich die beiden Schwestern über den Bau hermachten; jede wollte die schönste Burg haben, jede wollte aber auch zuerst fertig seyn; aber das ging nicht so leicht, denn sie bekamen uicht Arbeitsleute genug, Eine suchte daher die Andere zu übervorrhcilen und überbot die Arbeiter an Bold, dadurch entstanden bald hier, bald dort Störungen, es mußte mit dem Baue eingehalten werden. Zwischen denSchwestern selbst entstand eine feindselige Spannung, sie bekamen sich höchst selren zu sehen, und wenn dieß geschah, so war es gewiß nur, um zu streiten und zu zanken. So verstrich ein Monat nach dem andern, der Bau war ganz unbedeutend fortgeschritten, die Hälfte der Frist war vorüber, und beide begannen einzusehen, daß ihr Müheu und Sorgen vergebens sey; sie gewöhnten sicl) nach und nach an den Gedanken, daß der Geliebte für sie verloren sey, und trösteten sich wechselseitig damit, daß ihn mindestens keine von beiden besitzen werde. Einige Tage fehlten noch zur Jahresfrist, da trafen sich die friedlichen Schwestern. »Nun, Pela," begann die altere, „wie weit bist du mit dem Baue deiner Burg schon vorgeschritten?" Da erwiederte diese in dcr Landessprache: Iswm^üom Darauf lachte Aksa und antwortete: »4 ^'a, k»ko dolir» Da trat Gjuka auf sie zu und sprach: ..Was Ihr j^e gesprochen, meine Fräuleins, soll Euren Burgen die Namen geben; die »Vobl-I Ku<-H" nennen. Weil ihr aber eure Wette verloren, so muß ich euch bitten, mir die zwei Morgen Landes anzuweisen, denn ich bin gesonnen, mir jetzt ein anderes Mädchen aufzusuchen ; Ihr könnt euere Burgen weiter bauen, und wenn Ihr Arbeitsleute aus den an-gränzenden Ländern nehmt, so werden sie bald vollendet seyn, und die Freier auch nicht ausbleiben!" Wie Gjuka gesprochen, so kam es auch; ehe ein zweites Jahr verging, war er und die beiden Fräuleins verehelicht, und drei glückliche Paare lebten im Lande. ») Kaum erst eine Säule. ") Und ich scho» ein ziemliches Haus. Verleger: IgnazMloisKleinmayr.