13. Samstag den 27. Mär) 1830. Mi er nnv vort' «u»ühtt beginnt das Herz zu schlagen Ii, den blül^henreichen Tagen Uns'rer kurzen Jugendzeit, Von den wachsenden Entschlüssen Mächtig immer fortgerissen, Scheint kein Ziel zu hoch, zu weit, Wünsche mahlen dann so gerne I» die nachgerückte Ferne Tausend gold'ne Bilder hin,» Ueber Schranken sich zu schwingen Will der Hoffnung bald gelingen, Dieser holden Lügnerinn. Ohne selbst sich zu genügen, ,, Wird mit Niescnschritt gestiegen —^ Aber, ach! die Vahn ist lang. —.— Hinter uns die kürze Strecke —!, Kamen wir doch kaum vom Flecke Mit dem Niesen-Schneckengang. Und so wenig ist,gelungen, Nüd so wenig ist errungen. Und wir, wollten doch so vjel; Manches Gar. im.Keim vernichtet, 6h' es sich noch auf^richtet, Vieles stürzt« nah',am Z'cl. Vitt're Wahrheit.' wcnn zen^nnien ' Icne Viider. u„d die Eonuen Ausgelöscht in öder Vrust. Aber, Mensch! waö ist das Leben, Ware ihm nicht bcigegcben Jene heiße Thatenlust? — Spa7, zu spat lernst du erfahren, Daß es doch nur Traume waren, Die mit Täuschung dich beglückt: Wenn um dich die Trümmer liegen, Nnd nach manchen kleinen Siegen Eig'ne Schwäche dich erdrückt. Wenn du, siech an Leib und Seele, Ueberdenkest deine Fehle, . ^- Spricht der Tod zuletzt mit Hohn:, - — > .,Armer Wurm der armen Erde.' ' ^ -..Träume endlich aus, und werde' »Wieder Staub, des Staubes Sohl,.* — ' ' Aber laß den Muth nicht sinken: Ew'ge Sterne oben winken, Du/betrittst die neue Bahn; Hier ist Alles nur Beginnen, Und Vollendung wird gewinnen Dort erst, was 0u hier gethan. Joseph Emmanuel Hilscher. --------------->^> Gines kleinen Anfalls folgen. (Erzählung vo» Paul Kor-ics.) Es gereicht dem Menschen zum wahren Gnu-ss, wc»m er sich unter den Mühseligkeiten des Lebens in stinen trüben Stunden solcher Augenblicks erinnert, deren Andenken seinen Geist erheitern, und die er sich mit dem Seufzer: «Ach, etz waren selige Zelten!« vergegenwärtigen kann, so daß man nur Jene wirklich unglücklich nennen darf, denen nicht einmal ein solcher süßer Seufzer zu Gebote steht. In diesem Anbetracht kann auch ich mich selbst nicht wirklich unglücklich nennen. Denn auch mein Gedächtniß findet in meinem frühern Leben solche Tage, welche — so oft sie mir einfallen — auch jetzt mich in eine süße Schwärmerei versetzen, und — in ihrem No-sengewande — meine müde Einbildung angenehm beschäftigen» Ein gesunder Junge, mittelmäßig vermöglicher Eltern Sohn, der seine geringen Wünsche größtentheils befriedigt sieht, kümmert sich nicht um den morgenden Tag, und es ist seine geringste Sorge, wie es ihm nach zehn bis zwölf Jahren ergehen wird. Dazu besitzt er noch nicht hinlänglich prüfende Vernunft. Ist er vollends einer der ersten Söhne eines Vaters, welcher noch nicht aushört, ihn zu unterstützen, wie könnte o, wie früh? werden wir in uns den Keim der Unzufriedenheit gewahr! — «nd dennoch konnte ich kaum erwarten, daß ich endlich aus den seligen Knabcnjahren hinaustrete. — Müde dcr ewigen Einförmigkeit und des, unter fremden Au-gen und nach fremden Befehlen geführten Lebens, sehnte ich mich nach dem höheren Alter, und wünschte endlich der väterlichen Zucht und des Schulzwanges los zu werden. Nichts gleicht der Schnelligkeit der Zeit, wenn man dem Fluge derselben im Schooße des Glücks mit Zufriedenheit vom Fenster zuschauen kann. Auch ich habe es dem zu verdanken, daß — so cräge sie auch zuweilen meiner kindischen Unzufriedenheit theilweise zu schleichen schien — die Jahre dennoch schnell vorüber flogen und ich, meinen Knabenjahren entrückt, aufdem ersehnten höchsten Punct meiner Wünsche, als ein ad-solvircer Student und. mit hohen Erwartungen erfüllter beeideter Advocat, mitten in den Wettstrudel hinein gestossen wurde. Es stieß mir hier freilich Allerlei auf, was mich hätte stutzig machen,können, allein die Vernunft eines Jünglings pflegt nicht lange über einen Gegenstand zu brüten; alfo wie der Schmetterling die zahllosen Blumen des Gartens, übersah auch ich mit einem Male die ganze Welt bis an's Ende, und es gefiel mir sehr, darin von dem väterlichen Erwerbe ohne Arbeit nach Wohlgefallen zu leben. Ich wiegte mich in der leichtfertigen Einbildung, daß aus mir, bis zu dem höchsten Staatswürdenträger, noch alles Große werden könne. Unter solchen unreifen Gedanken lief ich unbesonnen in dem Weltgcräusch mehrere Meilen fort, ohne auch nur einen halben Schritt noch zu 1>em Hauptziel gethan zu haben. Es boten sich mir zwar unterwegs einige gcringire Unterkünfte dar, aus welchen ich in der Folge auch höher hätte steigen können, wie z. V. in unserm Comitate das Aemtchen eines Vice-Notars, eines Geschwornen, auch ein Paa^ Fiscal - Aemtchen bei kleineren Herrschaften, und andere ähnliche. Allein ich bedachte nicht, daß ich dergleichen — wie die ersten Stufen meines künftigen Glücks nicht verschmähen H dürfte. Wie hätte ich mich aber auH entschließen können, ein geringeres Amt als das eines Vice-Gespanns anzunehmen, da ich es mir nun einmal in den Kopf gefetzt hatte, daß aus mir einst auch ein Landrichter noch werden konnte. Warum sollte ich denn zu Fusse — dachte ich mir — dcn unebenen holperigen Nebenweg betreun, da ich auf der ebenen Landstraße nach meinem Gefallen fahren kann? — Gedankenlos eilte ich daher mit meinem Herzen voran, und ließ die Ver^ nunft weit hinter mir zurück, gleich einem abgenutzten Fuhrwerk langsam nachrollen, ohne zu bedenken, daß, wenn ich sie zu weit hinter nnr lasse, ich am Ende entweder mit Schande zurück zu ihr gehen muß, oder bis sie mich endlich einholt, verhungern werde. Ich bückte mich ungleich steißiger vor den, mein Herz beherrschenden Schönen , als vor dem anerkannten Verdienst der in Aemter und Würden stehen? den Männer. Ward mir das Glück zu Theil, dcM liebenswürdigen Malchen ihren unversehens entfallenrn kleinen Handschuh aufzuheben, oder dcr, nach einem Trunk sich umsehenden Pepi ein Glas frischen Wassers zureichen, oder der zum Nachhausegehen sich bereitenden Therese dcn Wickler um den Hals zu binden, und für alle diese großen Dienste einen halblächelnden Blick als eine süße und unschätzbare Belohnung zu erHaschen, so hätte ich in solchen Augenblicken nicht mit dem Großmogul tauschen mögen. Während dieses und ähnlichen Zeitvertreibes verirrte ich mich von dem wahren Wege so weit, daß ich die zurückgelassene Vernunft nicht einmal durch ein Fernglas mehr erblicken konnte. Und doch sing es bereits an mich zu hungern. — Während ich so leicht und lustig in die Welt hin-ein lebte, wurden meine drei jüngern Brüder in dic Schulen geschickt, andere drei sahen zu Hause dem guten Glücke entgegen. Hiernach mußte das, was unser Vater für uns auslegen konnte, unter mehrere getheilt werden, und die Antheile der Einzelnen sielen geringer aus. Mein älterer Bruder lag schon zu Hause der Landwirthschaft ob, und sein mühsamer Erwerb des Geldes brachte die Neife seiner Vernunft so weit, dai? es ihm klar wurde, wie vielcs Geld ich bereits uer^ splittert hatte, ohne durch meinen Fleiß auch nur das Geringste noch erworben zu haben/ Er wußtt daher meinen Vater dazu zu bewegen, mir dieses zu Gemüthe zu führen. Dieser schrieb mir auch wirklich.: daß, wenn ich bereits ein Amt habe, welches mich ohne väterliche ' Unterstützung nähren könnte', ich 'auch weiterhin in, Pesth bleiben möge, sollte dieß aber niä)t der Fall seyn, so sei es für mich rathsamer, nach Hause zu kommen, und bis mir die Vorsehung irgendwo ein Brot zeige, zu Hause in Gemeinschaft mit/tvenigern Auslagen zu lebcn, da ich in der Folge keine so reichliche Unterstützung - wie bisher, uon ihm zu erwarten habe. Diese Alternative fuhr mir gewaltig in die Nase, 'und es gesiel mir das eine so wenig wie das andere^ allein wählen — mußte ich, und von zwei Uebeln hielt icy noch für das kleinere, nach Hause zu gehen, denn — wenigstens würde ich da — so dachte ich mir, wenn auch nicht viele Diener zählen, doch auch selbst keines Fremden Knecht seyn. — Und so ging ich denn nach Hause. Dort empfing man mich so ziemlich sreundlich, wie /inen neuen Menschen. Aber dieß währte — wie man es leicht begreifen kann, nur so lange, bis wir uns in kurzer Zeit gegenseitig satt bekamen. Mir mißfiel vor allem — nach dem städtischen ewigen Geräusche — die eintönige Stille unsers Dorfes, und .ich ward unruhig, so wie der, an den ununterbrochenen Pendelschlag seiner Wanduhr gewohnte Landwirt!) nicht schlafen kann, wenn diese in der Nacht stehen bleibt. Ich mißfiel dagegen nun besonders meinem Bruder, weil cr schon einen Vrotzchrcr mehr zählte, ^rwcrbcr dagegen cr allein blieb. Man harte für mich ein kleines Hinterzimmer ausgeräumt, in welchem, wi? ich es vermuthen konnte — im Frühjahre Hühner gezogen wurden; denn sie unterließen nicht, alle Abende vor der Thüre zu pipen, bis die Nagd ihnen nicht durch ihr mächtiges Wort zu Gemüthe führte,, daß sie vom Paradiese schon ausgeschlossen seien. Die Aussicht aus dem Zimmer hatte ich nuf das Gcsindehaus. — Ach! wie oft kamen mir meine Fenster in Pesth in Sinn, von welchen ich so oft an der schönen, im gegenüberstehenden Kaufmannsgcwölbe sich neckenden Lonise meine Augen weidels? dafür hatte ich nun höchstens daran einen kleinen Spaß, wenn zuweilen ungekämmte Knaben der Dchscnknechte um einen frischgebackenen Kuchen sich her-"W balgten. Anstatt der glänzenden herrschaftlichen ^'Uipagcn, mußte ich nun mit dem Anblick von Mist->uhren vorlieb nehmen, und — wandelte mich die ^"st zum Spazieren an, so fand sich zu meinem Glücke r>n breites Gesträuch hinter unserm Garten, in dessen lvildbcwachsenen Gängen ich viele Abende mich zu lang- weilen ge; ^ fallender: ihre Haare sträubten sich auf dem Rückens empor, ihre Augen liefen blutroth an; sie stießen klag-s. liche Schmerzenslaute aus. Indessen ergoß sich el«l' glühender Regenschauer; der Wind heulte und das 3, Meer brauste; unter der Erde brüllte es wie Donner,' ^ die Erde borst; Seen und Flüsse thaten sich auf undA Städte und Dörfer versanken. l A n e c v o t e n. ^ Der französische Schauspieler Legrand wurde we- f. gen seiner unvortheilhaften Gestalt in einer Heldenrol- 5. le ausgepocht. Er trat bann vot und redete dasPub^ D licum folgendermaßen an: „Ich finde, Hochgeehrteste, f' diese Zeichen Ihres Mißfallens nichts weniger als un- ^ gerecht. Meine unansehnliche Person scheint Ihnen el^ D was fremdartig zu meiner Nolle. Indeß können Sie ff sich, meine Herrcn, wenn es Ihnen sonst beliebt, eher ß an meine Gestalt gewöhnen, als ich sie zu ändern ver-mctF.« Diese Aeusserung wurde mit Beifall aufgenommen, und Legrand war bald der Günstling des PubUcums. Bei einer Maskerade auf dcm K. Saale zu (5. ^ erschien eine junge Dame als »Fenella« aus der Oper »die Stumme von Portici« kostümier. Jemand fragte sie, was sie denn vorstelle? — „Ich bin die Stum- , me von Portici!« gab si? rasch zur Antwort. Die Aarhuser Zeitung führt aus dem offiziellen Berichte über die Zahl der Geb'ornen und Gestorbenen im Stifte Wyborg an, daß im Kirchspiel Ove ein' Kind von kohltnschwarzcr Farbe mit Affengesicht und ^ Hornern zur Welt gekommen ist. Es hat aber nur sehr kurze Zeit gelebt. ^ A h ll V a V e, (Drcisylbig.) Die Ovste besteht aus laute? Väuinen; Millionen auf den Letzten träumen. Das Ganze rudert in Me'ercsraumen. Nkvacteur t ^r. ?av. Heinrich. Erleger: Mnaj As. Hvler v. Aleinmaur.