IV. Jahrgang. Nr. 43. Zeitschrift str vaterländische Interessen. Erscheint jeden Dinstag und Freitag und kostet: Mit d«l P«ft: Für Laibach sanimt Zustellung: Ganzjährig fi. 6.— Ganzjährig fi. 5.— Halbjährig , 3.— Halbjährig „ 2.50 Einzeln« Nummer 5 kr. Die Redaktion befindet sich am Hauptplatz, Nr. 10, II. Stock. Die Administration in Ottokar Klerr's Buchhandlung Hauptplah, Nr. 3l3. Insertionsgeblihren: Für die 2spaltige Petit-Zeile oder deren Rain« bei Imaliger Ginschaltung 6 kr., 2 Wal 8 kr., 3 Mal 10 lr. Stempel jede« Mal 30 kr. Inserate übernimmt Haasenstein 5s Vogler in Wien, Wollzeile l», Hamburg, Berlin, Leipzig, Frankfurt a/M., Basel. Geldsendungen find zu richten an den Eigenthümer de« Blattes. Manuskripte werden nicht zurückgesendet, anonyme Mittheilungei, „icht berücksichtiget. Laibach, Dinstag am 25. Mai 1869. Der Tabor in Mmarje. (Schluß.) Den dritten Punkt: „Die Gründung einer sloveni­schen Universität in Laibach" besprach Dr. Ra^lag und stellte dieselbe nicht nur als praktisch und minder kostspielig, sondern auch als nothwendig hin. Er sagte unter anderm: Um höhere Stu­dien zu machen, müssen die Söhne unseres Landes nach Wien reisen. Nicht jeder Landmann ist im Stande, solche Summen zu opfern, wie sie die Reise und der Unterhalt in Wien erfordern. Dort muß alles in Geld gezahlt weiden, während man in Laibach seinen Sohn, wie es in der Zeit feiner Gymnasialstudien allgemein üblich ist, mit Naturalien aushalten könnte. Ma n hat bereits im Jahre 1848 in Wien diesen Wunsch geäußert, man hat die Notwendigkeit einer Universität für Slovencn in Laibach anerkannt, aber sie ist nicht er­richtet worden. Ma n hört häufig Einwendungen, unsere Sprache sei nicht fähig zu Universitätsstudien, sie besitze nicht den erforderlichen Reichthum an bezeichnenden Ausdrücken, sie sei überhaupt nicht geeignet als eine Sprache der gebildeten Welt zu gelten. Diese Einwendungen ent­springen einer gänzlichen Unkenntniß unserer Sprache, wenn nicht einer tendenziösen Bosheit; ein Blick in die Gesetzbücher, deren es bereits eine große Anzahl gibt, belehrt uns des Gegentheils; die­selben sind in einem geläufigen, fließenden Slovenisch abgefaßt, wel­ches angenehmer, weniger abstoßend klingt, als die deutsche Amts­sprache. Dieß zeigt zur Genüge, daß in sprachlicher Richtung nicht das geringste Hinderuiß liegt, das der Errichtung einer flovenischen Universität im Wege stehen könnte. Dieselbe wäre nicht nur für das Land Krai n von unberechen­baren wohllhätigen Folgen, sondern auch für unsere flovenischen Nach­barländer, deren Söhne entweder nach Graz und Wien, oder nach Italien (Padua) ihre Studien vollenden zu gehen gezwungen wur­den. I n neuester Zeit ist den Dalmatinern , welche vorzüglich in Padua sich ausbildeten, sogar der einzige Weg gesperrt, sie wer­den daher mit Freuden die Errichtung einer flovenischen Universität in Laibach begrüßen und sicherlich dieselbe sehr zahlreich besuchen. Wie viele unserer Landestinder muffen in der Fremde, in Wien und Graz, durch Instruktionen u. f. w. kümmerlich ihre Existenz während ihrer Studienjahre fristen, wie viele verlieren sich ganz, gehen wegen Mangel an Subsistenzmitteln zu Grunde! (Rufe: Es ist so!) An allem dem Unheil ist der Druck der fremden Ferse schuld, die uns ihre Sprache, ihre Schulen, ihre Nildung aufzwingen will ; sie hat viele hoffnungsvolle Söhne unseres Landes am Gewissen, die in der Fremde zu Grunde gehen. (Bewegung.) Diese Gründe wollen freilich unseren Deutfchthümlern nicht einleuchten, weil sie vernünftig, natur­gemäß sind; da aber diese Leute vernünftig nicht reden wollen und nicht können, fo lügen sie. (Beifall.) Bei der hierauf erfolgten Abstimmung wurde die Resolution mit Enthusiasmus einstimmig gebilligt. Nun trat der „jüngste der Taborredner" — so nennt nämlich das altersgraue „Tagblatt" in einem Anfluge von Geringschätzung Herrn Noll i — vor die Versammelten, um ihnen in Äi-Auwen­ tis aä KniiiiiiLiu die Notwendigkeit der „Einführung der flovenischen Sprache in's Amt" vorzuhalten. Er hält dieselbe in einem flovenische n Lande für selbstver­ ständlich, so daß eine längere Besprechung dieses Gegenstandes bei­ nahe überflüssig wäre; jeder, der nicht völlig auf den Kopf gefallen, wird es einsehen, daß die Beamten mit dem Volke in dessen Sprache verkehren, in derselben die Protokolle aufnehmen und Verhandlungen pflegen sollen. Da dieß jedoch, wie tagtägliche Erfahrungen zeigen, nicht der Fall ist, obschon ein dießbezügliches Gesetz eristirt, so müssen wir es hier aussprechen und energisch fordern, daß die Beamten dieses Gesetz erfüllen. Welchen Zeit- und Geldverlust erleidet ein Landmann, wenn er mit einer deutschen Zuschrift seines Bezirks amtes von Pontius zu Pilatus laufen muß, um den Inhalt dersel ben zu erfahren, da in einer Pfarre außer der Pfarrgeistlichkeit und dem Schullehrer niemand deutsch versteht, niemand die Schrift kann! Wie oft versäumt er die Frist und wird tontumazirt oder sein Besitz verkauft, während er, verstände er die Zuschrift, vielleicht noch einen Aufschub erwirken oder die Feilbietung gänzlich einstellen könnte! Welche Nachtheile entstehen feiner für ihn daraus, daß ihn der ver­ nehmende Beamte nicht sinngemäß versteht! Er vergleicht die slovenifche Nation mit dem Zöllner, der de­müthig hinter der Thüre steht, während sich der deutsche Farisäer oben vor dem Altäre ungebührlich breit macht. — Nachdem er in dieser für das Volk sehr leichtfaßlichen Weise in volksthümlichen Beispielen unter dem Beifall des Publikums gesprochen, wird der erwähnte Punkt gleichfalls einstimmig angenommen. Schließlich hob Dr. Costa „die Errichtung von Bank­instituten zur Unterstützung des Landbaues und der Oekonomie, und die Gründung einer eigenen Versi­cherungsgesellschaft" hervor. Ein Blick über die versammelte Volksmenge ist ihm ein sicherer Beweis, daß eine neue Zeit gekom­men, wo das Volksbewußtsein sich regt, wo dieses selbstchätig ein­greifen will. Bisher waren wir gewohnt, die Beamten und Ange­stellten überhaupt für uns walten zu lassen, ohne Rücksicht darauf, ob sie es gut oder schlecht machten. (Eine Stimme: durchwegs schlecht.) Jetzt verlangen wir Autonomie, wir müssen uns vereinigen im eigenen materiellen Interesse, wir müssen einander hilfreiche Hand bieten. Der wohlhabendste Grundbesitzer kommt zeitweise in mißliche Umstände, Geldverlegenheiten; oft verschafft er sich nur gegen Wu ­cherzinsen Geld, oft gar nicht. I n dieser Richtung müssen wir die Böhmen nachahmen, welche zu gegenseitiger Unterstützung Gemeinde­kassen errichten. Wi r sind bereit, den Gemeinden jede Unterstützung angedeihen zu lassen, die in unseren Kräften steht. Bezüglich der fremden Assekuranzen weist der Redner auf die großen Summen, welche außer Landes wundern, womit sich Fremde die Säcke füllen. Ist es nothig, daß wir di-se enormen Summen dem Lande entziehen? Diesem Uebelstande läßt sich fehr gut durch Errichtung von inländischen Nssekuranzgesellschaften abhelfen. Die Kosten wären sicherlich geringer, weil die Beamten entfallen, welche daraus besoldet werden, denn die Beträge würden dann gleichzeitig mit den Steuern eingehoben werden können; demnach würden auch die Quoten geringer sein. Diese und ähnliche Beweisgründe leuchteten der «ersammelten Menge so gut ein, daß sie die Resolution mit Beifall einstimmig annahm. Somit waren die Programmpunltc erschöpft; der Präsident Dr. Bleiweis dankte im Namen der „ÄoveiHa" für die ungeteilte Aufmerksamkeit, womit die Versammlung den Vorträgen gefolgt war; es freue ihn sehr, ein politisch so reifes Volk vor sich und somit die gegenteiligen Behauptungen unserer Feinde so schlagend widerlegt zu sehen. Voll Begeisterung das Gesehene und Gehörte besprechend, ver­ließ die Volksmenge in der musterhaftesten Ordnung den Taborplatz. Die amtlichen Blätter und das — doch nein dieser Name soll von nun an unser Blatt nicht mehr besudeln — konnten nicht umhin, beizufügen, daß keine Exzesse vorgefallen sind, wie sie mit Bestimmt­heit und in süßer Hoffnung erwartet hatten. Tagbliittliche Auffassungen. Wir haben längst schon angedeutet, daß in einem Kampfe mit unseren „Liberalen" oder was dasselbe ist, mit unseren konstitutio­nellen Tagblattlern keine Ehre zu, holen ist, und daß der Sieger mit seinem Siege in den Augen Unparteiischer denselben Erfolg erzielen würde, wie etwa ein Riese, der eine Schaar ihn schmähender Gassen­jungen zn Paaren getrieben; ebenso haben wir es längst aufgegeben, einer tollen, aller Einsicht und jedes Verständnisses baren, vom Sa ­mum des sogenannten „Fortschritts geistes" — ein Ausdruck, den die Tagblattlcr fortwährend eitel nennen — versengten Skrib­lerhorde gegenüber, welche ihre Ansichten als die einer ganzen Partei hinzustellen sich erfrecht, Vernunftgründe in's Feld zu führen, denn wo der Tagblattkrebs bereits fo weit vorgeschritten, wie bei diefer, da ist kein Heilmittel mehr wirksam. Daher haben wir es, wie er- Feuilleton. Kreuz- nud Quersprünge eines Gemüßigten. (Fortsetzung.) Wollen Sie uns über Vernachlässigung des Schulwesens kom­men und den so oft gemachten Vorwurf erneuern, der Klerus allein sei es, der daran Schuld trägt? Wir sind der Ansicht, daß die Schuld die Regierung allein trifft. Kaiser Augustus jammerte um seine verlorenen Legionen; wir haben Grund, um die verlorenen Millionen zu jammern, die das entsetzliche Wort „Einfluß" seit Beginn des jetzigen Jahrhunderte« oder sagen wir, seit zirka 45 Jahren verschlang. Mit dem tausend­sten Theile dieser Riesensummen, für das Volksschulwesen gut ange­wendet, stünden wir mit einer fertigen Generation da. Freilich hätte, wenn wir den Zeitraum vom Jahre 1848 bis heute speziell im Auge behalten, Graz andererseits seine Bevölkerung durch hohe dis­ ponible und pensionirte Staatsdiener und Vaterlandsstreiter nicht verdoppeln können, welcher Umstand jedenfalls zu berücksichtigen war. Ob denn der Reichsrath endlich einmal zur Einsicht kommt, daß kein k. k. Beamte unter 500 fl. Gehalt haben dürfe? — Die Zeiten haben sich geändert, vor dem Jahre 1848 arbeiteten Bürgersmäd­chen und Bürgerssöhne für die Söhne und Töchter der Beamten, jetzt ist es gerade umgekehrt, eine aus eigenen Mitteln beigeschaffte Uniform soll der Papa auch noch haben, es ist nur ein Glück, daß die mageren Leiber der Subalterubeamten weniger Tuch erfordern. Wie ein städtischer Taglöhner oder Magazinsarbeiter mit 70 kr. täglichem Verdienst Weib und Kinder ernähren und kleiden kann, haben wir herauskalkulirt; freilich figurirten Trinkgelder und erbet­telte Kleidungsstücke in diesem Kalkül mit, aber wie ein k. k. Be­amter mit 400 fl. und weniger Gehalt sich und seine Familie stan­desgemäß fortbringen, vielleicht noch gar eine Staatsuniform an­schaffen, dabei vor allem ein rechtschaffener, seinem Stande nichts vergebender Mann bleiben soll, — dieses Kalkül zu machen geht über unfern Horizont; es sollte sich eine Gesellschaft von Filantropen bilden, welche auf die Lösung dieses Mirakels einen Preis setzt. Will uns jemand weißmachen, daß es unter unseren gescheidten politischen Gegnern einen einzigen Mann gebe, der im Innern da­ wähnt, längst schon aufgegeben, diese Atheisten zu bekehren; wenn wir uns dennoch mit ihnen beschäftigen, so geschieht es in der Ab» ficht, das Treiben dieser Heiden in Bezug auf Nationalitätenrechte bei unseren Lesern in das wahre Licht zu stellen, weil sie mit Mei ­sterschaft durch die Blendlaterne der Aufklärung und des Liberalis­mus ihre unheimlichen Werkstätten zu maskiren wissen. , Vor allem ist es eine beinahe mit Frechheit zu bezeichnende Kühnheit, wenn diese Leute ihre Gesinnungen liberal und konstitu­tionell nennen, dieselben mit Fortschrittsgeist identifiziren. Wie versteht diese Sorte von Dentschthümlern Liberalismus, Fortschritlsgeist und Konstitution? Diese Frage haben wir schon in mehreren Artikeln und namentlich in unserer letzten Nnmmer unter dem Titel: „Journalistische Mesisto's" in einer Weise gelöst, die dem „Tagblatt" derart in's Fleisch schnitt, daß es den Verfasser je­nes Artikels tobsüchti g nennt. Also tobsüchtig ist derjenige, der von dieser besessenen Sekte den Mantel, hinter dem sie ihre Ab­sichten verbirgt, wegzieht, um sie in der gräulichen, abschreckenden Nacktheit darzustellen! Nicht wahr, ihr intriguirenden Subjekte, in diesem Bilde möchtet ihr nicht erscheinen, das Volk würde euch verachten, wenn es sehen würde, wie grell euere Thaten gegen euere Worte abstechen. Rechtfertigt euch, wenn ihr es vcrmöget! Dieser vermessenen Auffassung und Begriffsverwirrung entspringt auch jener Artikel, der über unser: „^s vclajmo ss!" Glossen macht. „Wem sollen wir uns nicht ergeben? Etwa der Konstitution?" fragt es in tendenziöser Weise. Eure r Konstitution, eurem Liberalismus, eurem Fort­schrittsgeist, kurz euch Deut s chthümlern, die ihr euch ebenso frech Deutsche nennt, wollen wir uns nicht ergeben. Ihr nennt das Konstitution, wenn ihr Volksversammlungen zu hintertreiben und die Resultate derselben durch freche Lügen der Welt gegenüber schmä­lern wollt? Liberalismus nennt ihr das, wenn ihr unserm Volke eine ihm fremde Sprache oktroviren, dasselbe in euere Fesseln schla­gen wollt? Lehrt euch etwa der Fortschrittsgeist das Volk auf der­ von überzeugt wäre, wir hielten es für möglich, das Germanische völlig zu verdrängen, selbst dann, wenn wir es, soweit wir Berech­tigung dazu haben, aus Amt und Schule verdrängten? Wir wollen vorwärts schreiten, wir nehmen Belehrung, von woher immer sie kommen mag, und erklären, daß das deutsche Volt eines der allerersten ist, welches kräftige Produkte des Geistes, des Wissens und der veredelten Arbeit schuf, und einen der allerhöchsten Rangordnungen unter den Völkern des Erdballes einnimr.it; aber mit unseren unmittelbaren deutschen Nachbarn halten wir Slovenen einen Vergleich immer aus. Uebrigens hat das vorwärtsgeschrittene eigentliche deutsche Volt im Westen uud Norden mit unseren speziell österreichischen Fragen nicht das geringste gemein, bei uns slavischen Stämmen handelt es sich wesentlich darum, ob wir noch lange den Nasenring zu tragen verurtheilt bleiben, oder ob man uns die Rechte des österreichischen deutschen Stammes einzuräumen gewillt ist. Wir würden einen Unbefangenen, der die Sprache unsers Vol­kes, dessen Sitten, vor allem aber feinen unleugbar angeborenen Scharfsinn kennt, fragen, ob der Eindruck, welchen die Menge des Volkes vor, während und unmittelbar nach der abgehaltenen Volks­versammlung auf ihn hervorbrachte, seinen Gedanken die Richtung gab, daß diese Tabore doch etwas bedeutenderes sein müssen und eine nicht zu unterschätzende politische Tragweite haben. Auf uns machte diese Erscheinung einen tiefen Eindruck, und wir sagen es mit aufrichtigem Vergnügen, daß sich das Volk, be­sonders während der Hauptmomente, sehr brav und würdevoll be­nommen hat, wobei man nicht vergessen darf, daß während der ab­gehaltenen Reden der Regen in Strömen floß, und jedermann, der öffentlichen Veisammlnngen je beizuwohnen Gelegenheit fand, und die menschliche Natur kennt, wird uns beipflichten, wie leicht die ge­ringste witzige Bemerkung über den strömenden Regen oder über das Ausglitschen eines Besuchers auf dem feuchten Wiesenboden oder ein sonstiger Zwischenfall hinreicht, um eine geräuschvolle, oft komische Unterbrechung herbeizuführen. Die Volksmenge stand dicht gedrängt um die Tribüne, an de­ren Seiten die Banner der Landgemeinden und nationalen Vereine lehnten, und eine lautlose Stille herrschte während der Vortrage unter den Zuhörern; der Tabor von ViLmarje bleibt uns in besterer Er­innerung, und wir hoffen, wenn uns der Himmel noch einige Pil° selben Bildungsstufe zu erhalten, auf der es jetzt ist, indem ihr ihm deutsche Schulen aufzwingen wollt, wo es erfahrungsgemäß nichts lernt? Der Himmel bewahre uns vor dieser Konstitution, die­sem Liberalismus, diesem Fortschrittsgeist, Begriffe, die für euch bezeichnend Egoismu s mit einem Worte gegeben werden können. Das „Tagblatt", dieses Gesäß, wo jeder journalistische Frei­beuter der „liberalen" Bande seine Galle unverwehrt ablagern kann, dieses Kuriosum der journalistischen Presse, dieses Iakobinerblatt, das eines regierenden Hauptes gänzlich entbehrt — denn der verant­wortliche Redakteur ist ein Knabe, dem man Verständnis; für die darin gedruckten Artikel billigerweise nicht zumutheu kann, der die­selben faktisch auch nicht immer liest — , folglich eine zügellose journalistische Republik genannt werden kann, wo jeder spricht, den der „Fortschrittsgcist" packt, nimmt Anstoß an unseren „offenen Briefen" und nimmt namentlich den Herrn Bezirkshauptmann P ajk in Schutz, indem es die in diesem „Schreiben" gemachten Beschwer­den und erhobenen Anklagen als ausschließlich von dem Umstände herrührend erklärt, daß die berühmte IeLica-Affaire ihre „glückliche" Lösung nur seinem energischen Einschreiten verdankte. Wir Protest!­ren entschieden gegen diese unverschämte, beleidigende Auffassung, zu der in dem berührten „offenen Schreiben" nicht der geringste An­haltspunkt vorhanden ist. Den Blitz auf diese r Stange abzuleiten, ist leicht, aber schwieriger dürfte es sein, den erwähnten Herrn Be­zirkshauptmann in Bezug auf die wirklichen darin erhobenen Ankla­gen zu rechtfertigen oder auch uur in Schutz zu nehmen, wozu sich das spitzfindige Blatt wohlweislich auch keine Mühe gibt. Daß übri­gens die in diesen „offenen Briefen" bloßgestellten Persönlichkeiten sich nicht rechtfertigen können, beweist am besten ihr Schweigen, da ihnen doch die Spalten dieses Organs jederzeit und in beliebigem Räume zu Gebote stehen. Warum antworten sie nicht, warum ver­theidigen sie sich nicht? Ist es mit ihrer stets in ostensiver Weise behaupteten „Charakterfestigkeit" fo weit gekommen, daß sie derlei Anklagen gleichgiltig hinnehmen, Beleidigungen — denn das sind in den Augen der Tagblattler unsere Argumentationen, Beweise und gerjahre hienieden bescheert, von diesen Tag nach Jahren die Kon­sequenzen der Tragweite der stattgefundenen Volksversammlungen re­lapituliren zu können. Den Reporter des „Tagblatt" über den Lichtenwalder Tabor kennen wir als einen Mann, dessen Charakter anerkannt ehrenhaft, und dessen Wissen vielseitig ist, wir wissen auch, daß dieser Mann eine große Achtung nicht allein bei seinen Gesinnungsgenossen, son­dern auch bei seinen politischen Gegnern genießt, aber wir erklären, daß dessen Bericht das Gepräge des ausgesprochenen, wir möchten fast sagen, eines instinktmäßigen Widerwillens trägt, aus diesen Zei­len athmet nur ein kalter Hohu über Dinge entgegen, die wir in einem warmen oder erwärmenden Lichte zu betrachten gewöhnt sind. Wir sagen Ihnen, Herr Berichterstatter, daß Sie und die Fa­lllnx Ihrer Partei, d. h. die Regierungspartei, die nationale Strö­mung nie aufhalten wird, denn dieselbe ist jener Strömung gleich, welche einst ihre Väter gegen die Römer und im Befreiungskriege bei Beginn des jetzigen Iahrhundertes gegen den traditionell deutschen Erbfeind trieb. Damals stritt Schwert gegen Schwert, heute gibt es einen unblutigen, aber rühmlichen Kampf, den Kampf auf gesetz­licher Basis, das Endziel ist das gleiche Recht gegen das vorent­haltene Recht, wir verlangen Gerechtigkeit und nicht ein Iota mehr wie diese. Hat etwa die Regierung unter Schmerlings elendem Wal­ten nur darum Nationalitäten anerkannt, deren sogar geschaffen, wenn sie ihrer bedurfte, um die Lymfe in den Körper der Opposition zu bringen? Oder ist es kein gefährliches Experiment, demselben Stamm dort unter die Arme zu greifen, wo man seiner gegen die italienische Bewegung bedarf, und ihn im Nachbarlande zu unterdrücken, weil man einem dritten Stamme das Uebergewicht verschaffen möchte? Man hat Sie vor kurzem in einem offenen Schreiben etwas scharf angegriffen, doch war man beziehungsweise im Rechte, denn Sie haben sich mit ihrer Entgegnung durch jenen lateinischen Spruch im allerbesten Falle nur bei ihren heißen Parteigenossen oder viel­leicht bei ihren allerbesten Freunden Satisfaktion geholt. Das von „Obenbehandeln" verfangt nicht, wenn man den Brand früher selbst angelegt hat; oder wollen Sie in ihrer Sache Partei, Ankläger und Richter zugleich sein? (Fortsetzung folgt gelegentlich.) Enthüllungen — ruhig einstecken? Die Behauptung der „Novice", daß einen Tagblattler nichts angreift, daß er, wenn man ihm Lügen nachweist, sich abbeutelt und achselzuckend entflicht, muß nach diesen unseren Erfahrungen doch wahr sein, es wäre denn, daß sie einen Charakter nicht besitzen, was wir indeß nicht glauben können, weil dann die Komplimente, die sie wegen ihrer Charakterfestigkeit sich gegenseitig machen, eben nur — Komplimente wären. Die Art und Weise aber, wie man unsere Augriffe parirt, er­innert stark an einen Geforderten, der vor der Degenspitze davon­lauft und von Ferne seinen Gegner mit Steinen bewirft oder gar — zur Polizei rennt. Freilich ist dieses Manöver in ihrer Lage das einzig mögliche, ein ehrlicher Kampf müßte unfehlbar mit der Nie­derlage des Herausgeforderten enden. Doch was thäte das? Der Haufen eurer Niederlagen und Blamagen ist bereits so groß, daß er durch eine neue nicht bemerklich vergrößert werden kann. Tagesneuigkeiten. Lllibach, 25. Mai. (Wieder eine Turner fahrt.) Der vorjährige Ausflug der Turner wird nicht nur diesen, sondern auch anderen noch in frifchem Andenken sein. Die Affaire ist indeß beendet, der kaiserliche Gnadenakt hat theilweise den Schleier der Vergessenheit darüber gebreitet. Doch kaum beginnt das bedauerliche Faktum der Verges­senheit anheim zu fallen — es blitzt nur noch da ober dort in einem liberalen Blatte auf — und schon haben wir ein viel unglückseligeres Ereigniß mit viel tragischerem Ausgange, als das vorjährige, zu verzeichnen. Wieder geschah ein Angriff der Landbevölkerung der Umgebung Laibach und aus dem Bezirke Littai auf die Turner, welche trotz der zirkulirenden beunruhigenden Gerüchte und der von dem Amtsblatte geäußerten Besorgnisse Sonntags in aller Früh in Begleitung der lärmenden Militärmusik, ohne Rücksicht auf die aus dem Morgenschlaf aufgeschreckten Bewohner nach dem Bahnhof zogen und von dort mit dem gemischten Zuge nach Laase fuhren. Auf dem Ianöbergc kam es zwischen ihnen und den zahlreich versam­melten Bauernburscheu, welche die Fahne haben wollten, zu einem Konflikt, infolge dessen die Turner die Fahne verloren und einer davon leicht verletzt wurde; die Turner ergriffen dann die Flucht uud fanden sich erst in Iosefsthal zusammen. Auch von den be­theiligten Bauern sollen einige leicht verletzt sein. — Durch mehrere Telegramme avisirt verfügten sich hierauf Gendarmen und einige Kompagnien Militär in aller Eile nach Iosefsthal, wo den Tur­nern angeblich wieder Gefahr drohete. Hier entspannen sich nun Szenen, die wir wegen Mangel an bestimmten und verläßlichen Nachrichten heute nicht mittheilen können; die Gendarmerie und das herbeigekommene Militär schritten nun bewaffnet ein, mehrere Land­leute wurden mehr oder minder schwer verwundet uud einer, ein beurlaubter Korporal, sogar getödtet. Sein Leichnahm zeigt mehrere Wunden, eine Schußwunde im Gesicht und einen Bajonnet­stich in der Brust, welcher das Herz getroffen haben muß. Hierauf bewerkstelligten die Turner unter Militärexkorte den Rückzug von dieser Lustpartie (?!?) , zugleich wurden die Verwundeten und Ge­fangenen Landleute eingebracht. Später fielen noch einige „Exzesse" in der Stadt vor, d. h. einige Landleute zeigten sich mit Medaillen auf der Brust in den Straßen der Stadt, und diese wurden ihnen vom Militär heruntergerissen; ein Paar sichtlich weinselige Burschen schrien mit einer improvisirten Fahne vor dem Kasino, wo die Offiziere ihre Erfolge von der vorhergehenden „Schlacht" feierten: „Us näasino 8e" u. s. w. und einer wurde für diesen „Hochuerrath" von zwei Offizieren mit blanken Säbeln verfolgt und vor der ()italnica niedergehauen, dann arretirt und zum Bürgermeister geführt; der „Elende" hat nicht weniger als sieben Verletzungen. Der harmlose Sohn eines Schuhmachers, der zufällig vorbeikam und seine Miß­billigung über die Verfolgung eines gänzlich Wehrlosen durch Offiziere mit gezogenen Säbeln auf öffentlicher Straße ausdrückte, wurde vom Herrn Major eigenhändig gefaßt und in das Kasino ge­schleppt, dann aber, als man mit ihm nichts zu macheu wußte, frei­gelassen. Ueberhaupt entwickelten die Offiziere der hiesigen Garnison bei der ganzen Affaire eine Vravour, die man bei dem Andenken an Königgrätz nicht erwarten sollte. — Dieß ist der oberflächliche Bericht über den Thatbestanb; wir behalten uns vor, nach Einlaufen verläßlicher Daten Details zu bringen. Die Turner haben neben dem Verlust ihrer Fahne nichts besonderes zu beklagen. Wir können schließlich nicht umhin, ähnliche Vorfälle entschieden zu verdammen. Wehe denjenigen, die dazu auch nur im geringsten beigetragen oder dieselben zu verhindern unterlassen haben! — (Rindvieh-Prämiirung.) Am 20. d. M. fand in der Konlurssiation Seisenberg , wo der Aufstellungsplatz auf das geschmackvollste dekorirt und die Triumfpforte mit einem sinnreichen Spruche geschmückt war, die Prämienvertheilung für Rindvieh statt. Am Prännirungsplatz erschienen 5 Stiere, Kreuzungen der Mürz­thlller-Racc; 10 Kalbinen und 9 Kühe, Kreuzungen der Mariahofer-, Mölllhaler- und Milrzthaler-Race. Die löbliche Konimission, beste« hcnd aus gediegenen Fachmännern, erkannte die Preise wie folgt: Für Stiere, die erste Prämie dem Herrn Josef Turt aus Ralfe mit 80 fl,; die zweite Prämie dem Hrn. Martin ErLek aus Klein­livlach mit 60 fl.; die dritte Prämie der Frau Witwe Franziska Treo aus Kleindorf; öffentlich wurde noch belobt für einen zweiten Stier Herr Josef Turl aus Ratje und Herr Bürgermeister Vehovec aus Seisenberg. Für Kalbinen: die erste Prämie dem Hrn. Mathias Iusiras aus Pristava bei Treffen mit 40 fl.; die zweite Prämie dem Hrn. Michael Mauser aus Rothenstein (Gottschee); die dritte Prämie dem Hrn. Anton Kastelic aus Ur^la I^uöa mit 30 fl.; öffentlich belobt wurden Herr Johann Po» aus Seisenberg, H. Josef 2or6 aus Treffen, H. Johann Sigmund aus Unterwarm­berg (Gottschee) und H. Mnhael Pate aus Rodne. Für Kühe: die erste Prämie dem Hrn. ßlajbach aus Großlack mit 50 fl.; die zweite Prämie dem Franz Pehani aus Seifenberg mit 40 fl. (ver­zichtet); die dritte Prämie dem Hrn. Josef 2ors aus Treffen mit 40 fl. Öffentlich wurde belobt Hr. Johann Pos aus Seisenberg für eine original Möllthale»Knh, und Hr. Josef KoZiöel. Zu bedauern ist, daß viele Gemeindevorstände erst in den letztverflossenen Tagen die Prämiirungsvorschriften publizirten, ferners daß aus dem Treff­ner Bezirk die entfernten Wohnenden sich nicht hiebei betheiligten. — (A sseluranzwesen.) Aus dem uns vorliegenden Rech­nungsabschlüsse der Pest er-Versicherungsanstalt ersehen wir deren bedeutende Geschästsergeonisse pr. 1868. Für 3887 Schaden wurde gezahlt 913.019 fl. ; die Einnahme beträgt 2,515.913 fl. 7 kr.; das gegenwärtige Vermögen 3,794.986 fl.; an die Aktionäre wurden vertheilt 86,000 fl. Das erfreuliche Profperiren dieses In ­stitutes ist eine Folge der soliden und umsichtigen Geschäftsgebahrung und die erzielten Resultate geben Zeugniß vom großen Vertrauen, welches die Pester-Versicherungsanstalt allgemein genießt. — Die Hauptagentschaft für Kram vertritt Herr Franz Drenik (Kanzlei im Medjat'schen Hause Nr. 174, Wienerstraße). I n jedem Bezirks­orte besteht eine Agentschaft. Bei der Hauptagentschaft in Laibach und bei deren Bezirksagentschaften kann man gegen verhältnißmäßig billige Prämie versichern: Gebäude, Fahrnisse, Erntevorräthe und das Leben de« Menschen. Dringende Mte . Mit Bezug auf die bedauerliche Turneraffaire am Icme­berge und in Iosefsthal am verflossenen Sonntag befleißen sich Böswillige, das Gerücht zu lolporliren, daß um in Briefen 50 oder M fl. demjenigen zugesagt oder nach einer andern Variante bereits gegeben haben, welche den Tnrnern die Fahne zu entreißen vermöchten. Obgleich eine derartige absurde Be­hauptung von niemand geglaubt werden kann, halten wir uns dennoch verpflichtet, gegen deren Verbreiter gerichtlich einzu­schreiten, und ersuchen daher unsere Freunde, uns die Namen solcher boshafter Verleumder zu diesem BeHufe bekannt geben zu wollen. Laib ach, 24. Mai 1869. Dl«. ^. Ll6lW6!8. Dr. ^. l-l. Oogtg. verschafft sich das Vergnügen, ein verehrtes Publikum in Kenntniß zu setzen, daß er die von früheren Jahren her im besten Gedächtniß gebliebene Garten-Restauration Krenngasse Nr. 92 übernommen und auch lereits eröffnet hat. Ich sichere meinen ?. ^. verehrten Gästen eine gute, billige Küche, vortreffliche vaterländische, österreichische und ungarische Weine, Kosler Miirzcn-Eisbier, vor allem aber eine prompte und angenehme Bedienung zu. Die Kegelbahn ist zum Vergnügen gewidmet und werden meine geschätzten bisherigen Gäste gewiß die getroffene Scheibordnung an»­erkennen und werden zur Theilnahme höflichst eingeladen. N^polit Nilin», 38— 2. Restanrateur. Erste große österreichisch-ungarische Montan-Gcld-Lottme. Schon am 42—1. I . Z« u sind 3«bV.O«V«> fi., eingetheilt in HH H Tresser zu 38.600,23.200,15.400 ü., 28 ^i6i?6i­^Hvr 2u 7.600 tl., 1000, 500 6to. Baargeld, kleinster Treffer 10 fl. Baargeld, zu gewinnen. l Los'«? 50 Kr. Originalscheinc 5 ^«.er.,ft. 2.50. Abnehmer von 6 Originalscheinen erhalten das ausgezeichnete Oeldruckgemälde „Hirtenmädchen aus dem Sabinergebirge", Werth 6 fl., gratis. Lose sind noch in allen bekannten Verschleißlotalen, bei allen kaiserlichen und königlichen Postämtern zu bekommen, Originalscheine mit Prämie nur bei -f ^ l ^1?«'f>K N Wechsler in Wien, cl. (_1. cll^^Nll, Kärntnerring Nr. 6. (Näheres in dem großen Inserat.) Derlei Lose sind zu gleichen Begünstigungen zu haben bei 5. N. V^Ut80k6l. Inländisches Produkt. Savanna-TabaK Aronm-Mter. Diese mit dem feinsten Havanna-Aroma imprägnirten Z Blätter ertheilen als Einlage in Zigarrenkisten verwendet, den darin befindlichen Zigarren oder Tabake selbst von der mindesten Sorte, schon nach 2 Tagen ein angeneh­mes havannaartiges Aroma, so daß selbst der Ken­ner davon getäuscht wird und eine echte Havanna zu rauchen vermeint. Ein Blatt genügt, um 25 Stück Zigarren in 2 Tagen zu aromatisiren und kann mit einem Blatte dieser Vorgang zehnmal wiederholt werden. Ungebraucht zwischen Papier aufbewahrt, verliert das Blatt feine Eigenschaften nicht. Es gibt daher kein besseres Mittel , um für wenig Geld gut und fein zu rauchen. Haupt-Depot für Teutschland und Oesterreich bei C. Häuser, Mariahilferstraße Nr. 116 in Wien. Versendungen nach der Provinz gegen Einsendung des Betrages oder Postnachnahme. Preis: Ein Paquet (enthal­tend 6 Stück) inklusive Emballage fl. 1.60. Weniger wie ein Paquet wird nicht abgegeben. Wiederverkäufe! erhalten bedeutende Perzente. Niederlagen werden in allen Städten Oesterreichs und Deutschlands errichtet. 40—2. ^HWi «AAi'i^W'iäNi iAA^» i^ö »MAi <5W^ i M»l « Eigentümer und Herausgeber?6tsr6rl>,33sIIi.— Für die Redaktion verantwortlich: ^«,K. HI6Zovo. — Druck von ^oZet LIaLinK in Laibach.