MM Mutzen und Vergnügen» Frcyrag den 26. September IÜ2Z. Msangschule dcr ZaibHwer philharmonischen ^ Geftllfthaft. -<3^) der am i2. d.M. abgebaltenen öffentlichen Prii. füng der Zöglinge der pln!h^^zz^,'.l,'ch^; Gesangschule, welche abeimahls den erfreulichen Beweis der schönen Fortschritte dieser Anstalt gaö, würden die ausgezeichnetsten Schülerinnen mit den bestimmten Prämien belohnt. S's. Ercelle^»; der Herr Landes-Gouverneur, als Proteclor der Gesellschaft, erhöhten den Weich dieser Preise dadurch, daß sie solche selbst zu vertheilen ge. ruhten» ^Krasmus Lueger. (Fortsetzung.) In Innerkrain ist das Schloß Lueg eine Meile von "delsberg an.der Poik, in einer Gegend, welch? die Schöpfung zürnend über die künftigen Lasterund Ausartungen ihrer Geschöpfe in einer ihrer bösesten Launen hingeworfen zu haben scheint; deren Anblick die Vor° stellung erweckt, eö sey hierderOrt, wo all die Felsen-Massen, welche die hlmmelnünuenden Giganten zum Wohnsitze der Götter hinanschleuderten , wieder auf die Erde herabstürzten. Eine fürchterliche Emöde! von der »Nl-flnücteslichen Natur alles Schmuckes beraubt, überhäuft mit all den schauerlichen Spuren ihres Hasses.' Nmgs umher, wohin das Auge sich wendet, thurm/iz stch — kahl unl> lodt —^ Felsen auf Hüises!, in deren V^itte ^iner derselben, une ein Rl^se uncer Zwergen, senkrecht in sch>ui?!de!nder Hohe bis ;n be» Wolken em-psr slarrcr. ^u, zuxrme^icher .'ldgrund öffn^l am Fuß« dieser Sreinmassen seinen weiten Rachen, in den fich «in »nferne entspringender Bach brausend mit hohl«« Getöns hin^b stürzet, einige Meilen tief im Erde«, schoosle forrstlöint, und endlich unter der Benennung dü5 Flusses Wi 0 bach , bey dem Orte dieses Nahmens, wieder auf der Oderwelr erscheint. Einige Klafter üb«r diesen Abgrund führt ein schmaler, in Felsen gehauene« Fußsteig über eine schauerlich tiefe, mit einem Vrete übeilegle Kluft, j^m Eingänge einer meilenlange« Grotte, in welcher die ü?arur der Menschenwerke spot-tend die Kunst nachzuäffen scheint, indem sie selbe wic schöuen Gangen und Sälen, mit prachtvoll?« ala« bastergleichen Säulen und vielen adenteuerl^en Gs° statten und Darstellungen ausschmückte. Ober ^''Grok te, in der Mitte dieses sich senkrecht erhebenden ung»« heulen Felsengebirges befindet sich eine zweyte ausnehmend weite und liefe Höhle, die schon im Plane det Schöpfung, zum Wohnsitze «ineö Menschenfeindes b»» stimmt ge-vorde» zu s°pn scheint^ denn wahrlich ein W^ sen solcher Arr mußte dtr Mann gewesen seyn, dessen kühner Geist den Entschluß saßle, in di,cjer fürchterl», chen Höhle seinen Auf.'nchalt zu wählen, und dann eine Riuerbui'g zu bauen. Dieses Schloß, w.ich-s noch j^tzt besteht, ist in der That ei/,es der fehen.swürdigstcn Denkmahle des barbarischen Faustrechlcp. Es üegt so tief in der Höhle'/ daß es keineS Dachss bedürfen würde, wäre es nicht, um die von dem dalüd,'r auvgespanim'n ungeheuern Felseligewölbe h«rablraufel,,d? Nasse von den Mauer«, und Gemächern ab^udültl'n. Der Wcg hi„iin ist sch,nal und fth'off, er sühn über zwl'y Zugbrnck>n, welche, wenn sie auf^e^oHen si^»d, die Burg 6"?l)l!ch ün^UMlH lich machen. Eine noch größere — in den Zeiten des Faustrechtes beynahe unüberwindlicheFestigkeit aber hatte das älter«/ dessen Spuren gleichsam ober dem Dache des neuern, im Hintergrunde dieser Höhle, auf einer hohcrn Stell« in einer besondern kleineren Grölte zu sehen find, und wozu man nur über einen einzigen, schmal in Felsen gehauenen Fußsteig, wie über eine Leiter, viele Klafter hoch, beynahe senkrecht hinanklettern muß. Die Natur selbst scheint die Erbauerinn dieses Gebäudes, an welchem nur wenig Menschenarbeit entdeckt wird, gewesen zu seyn; denn si<> hatte diese Grocte in mehrere Kammern mit natürlichen Felsen-wanden abgetheilt, und besorgt für die Bedürfnisse ihrer Bewohner, sie mit einem viele Klafter M'fen, aus dem Felsen regelmäßig ausgehöhlten Brunnen versehen, der eine nie versiegende Quelle des feinsten und kältesten Wassers enthält. Diesen, Platz nun erwöhlre sich der erste Erbauer, ein Deutscher, zur Zeit als Carl der Große die Wenden unterjochte, zu seinem Wohnsitze, nannce ihn Lueg (von d?m alien Worte Lugen , welches den Begriff deö SchauenS oder Spahens ausdrückce) und seine Nachkommen wurde» davon die Herren von Lueg genannt. Von diesem ältesten Stammschlosse aus verbreitete sich oa5 Edelgeschlccht der Lueger in Z'veigen nach andern wandern. Sie waren in Kamten begütert, wurden erbllch« Burggrafen zu Lienz in Tyrol, und einer aus ihnen besaß auch in der Sleyermark eine Herrfchaft, zu welcher er sich -— ganz in dem Geiste seines ersten Ahnherrn — in einerschauerlichenWildniß nahe am Scheckel/ zwischen Peckau und St. Secphan, eine Veste erbaute, und ihr den Nahmen : Luegi n's Land, gab. Roh und kühn — ähnlich dem Orte ihrer Entstehung, — waren alle Abkömmlinge dieseS Geschlechtes. Gleich Rab.-n und Adlern in einer dunkeln Felsentlust geboren, in dieser grauenvollen Wüsteney erzo^ Zen, von kahlen Fslsenmassen eingeschränkt, umtoset von heulenden Ttürmen, erhielt der Geist der ersten Generation dieses SiammeZ einen kül)"en Phantasien-fchwung, eine gewisse Wildheit, und dieß Seelenerbe pflanzte sich durch alle svaiern Nachkommen fort. Bey Hundegebell und Waffengerassel herangewachsen, abge-häriet zu allen körperlichen Beschwerden, von einem glühenden Freyhettssim'.e erfüllt, haßten und verachte» ten sie die P,ilchttn und BeqnemkchkeittN des bürgerli- chen und häuslichen Lebens; sie kannten keine Furcht, trotzten der Gefahr — und suchten sie. Wenn Kraft, Muth und Tapferkeit noch in unfern erleuchteten Zeiten die.sichersten Stufen zum Tempel des Richms sind; wenn noch jetzt Ehre und Bewunderung fast allein dem tollkühnenEioberer gezollt wird, dessen Schwert Tausende schlachtete undWeluheile verwüstet, indeß der Nahme de§ friedfertigen Wohlthäters der Menschheit an semem Grabe verhallet: wieviel mehr mußte also jeder Edle in jenen finstern Zeiten der Selbstvertheidigung sich dem Dienste der Waffen weihen, weil er nur allein mir Lanze und Schwert seine H^be sichern, vermehren, Glück, Ruhm und Würden erringen konnte. Krieg war daher auch dieses Geschlechtes einzige Beft'immung. Bey allen Turnieren, Fehden und Schlachten kämpften die Lueger, und es gelang ihnen, den Ruhm einer vorzüglichen Tapferkeit durch Jahrhundert? zu bchaupren. Mancher derielben l.ane de»: mühsam errungenen ^o seines gemorderen Hrnin-deZ, und verlangte dcnAbschied. Fnedrich, welcherBaum-kirchers blutigen Schalten durch Erbauung eine? Fran-cikcanerklosters zu ^ankowitz versöhnte, kannte L u e-gers Topferkeil und nützliche Dienste, er wollte also «inen so brauchbaren Diener nicht von sich lasse«!. Sei-Ner Herablassung, seinen freundschaftlichen Vorstellungen — vorzüglich aber dem tapfern, edlen Kronerben Maximilian — gelang es enolich mit vieler Mühe, dessen stürmischeSeele etwas ^u beruhigen. Erasmus blieb Und schwl.'g, sauunclte sich du,ch seinen Heldenarm neue Verdienste um Fürsten und Vaterland; aber nie mehr kam ein Lächeln auf seine Wangen. Er hatte keinen Freund mehr; leer war es in seinem zusammengeschrumpften Herzen, öde lag die Welc vor ihm da, wie eine Unabsehbare Wüste. Die einzigen Wesen, die er noch liebte, waren sein schnobender Streühengst, aus dessen Augen Flammen splühten, der noch nie einen andern Rtüer auf seinem Rücken gedulder halte, und zwey große Rüden, berühmt ii, de> Kunst, Wölfe und Ba-len z» fangen, die ihn überall begl^iceten, und auch seine Schlafgefährten waren.Nie mehr sprach Lueger von seinem geschiedenen Freunde, aber auch ni« wich brisen Andenken aus semer duftem Seele, Sein Bild ' um^chw bte ihn immer im tobenden Schlachtgewühls, l wie auf dem einsamen, oft sch!ummerlosen Lager, eine ' ahnende Stimme seines innern Ickb sage« ihm ofl, er ^ werde eines ähnlichen Todes sterben. Sorgfältig nermie« ' den am Hoflager alle, die ihn kannten, Baumtir« chers Nahillen in seiner Gegenwari ^u nenliien, weil sie, seine Heftigkeit fürchtend, aus Erfahrung luustten, in welche stürmische Geinüthöregung ihn dieß jedes Mahl zu versetzen vermochce. Einst mußte Lueger den Kaiser als Hauptmant» der Leibwache nach Frankfurt begleiten, wo sehr viele Fürsten und Grafen persönlich erschienen, dem Beherrscher Deutschlands ihre Ehrsurchl und Achtung zu bezei« gen. Gilmzenoe Fej'le, zahlreiche Prunkgelage, Feyer» Ilchkenen liüd Belustigungen aUer ^rt wechselten da mit jedem Tage, iu;d man erschöpfte sich an Erfindungen des mannigfachen Vergni gens. Vorzüglich vergaß man nicht/ nach alldeutscher'^ieblingssnie, dem frohe,, Wein» gotle unmasiige 4?pfn' zu bringen, und sich dabey einer an Unsinlichkett Zran^ende» Fröhlichkeit zu überlassen. Besonders die ^,'i,a)ie wuro>.',i ^u diesen Bacchanalien verwettd^'t, wobey man ftch um so ungebundener allen Anwan5lun>;en einer loUen ^aune üderlies;, weil die Nichlgegenwart des Kaisers gewohnlich einen freyeren Spielraum gewährte. Bey emem dieser Gelage, welchem auch Erasmus beywohnte, kam zufällig daz Gespräch , auf Krieg und Tapferkeu, und man nannte die Nah» mee?, bebten, seine Muskels, zuckten, Funken sprühten au» seinen rollenden Auqen. „Widerrufe deine ^ste^ rung, oder ich morde dich!" brüllte erj^tzr dem Grafen zu, und riß das Schliert aus der Schade. ,,Ich wlder-tufl nicht!" elttgeZneie der Graf mit stolzer Verachtung, und ^og, Sie fochcen. Ehe es die Anwesenden zu hindern v^rnobten, harte ^ u eg e r s Klinge schon den K^vf des Hos'marschills gespalten, der in seinem 'vlute zu Boden stärke, nach wenigen Minucen eine Beine des Todes ward. Schrecken und lierwirrung batce sich «ller G^ninher bemeistert. Fliehe! rette dich! riefen Lueaern seine wenigen Freunde er der Furchtlose stob nicht! Er uerlleß oe>i Saal, eilie nach Hause und legce sich sorglos zu Bette. Schon buchte er eine laügs.^n dahin schleichende Scunde, un,uillkührl:ch von gräßlichen Bilder umschvebc, auf seinem einsamen Lager zn. Zr wollte schlafen; konnce es nicht, und kämofie mit einer ahnenden Siim ne >'eines Herzens, welche ihm in feinem Innern immer die Woric: rerte dich! zuli« spelte. Plötzlich sprang die Tbure seiger Kamaier tra« chend eni^v^y, und eine ;ay!veiche Zchiar l>e!U2ff,iecer Äeich5k'echte strömte herein. L u e g e r r^ffr.' !ich ans, nach e,'nc"N Schwerte haschend; doch >nlgenb!ick!ich ward er mnrunqe!« und rücklings ^u Boden gerissen. „B:nd?t ihn > schl^^c in fort in das li^f'te verlies;! Durch H^n-teci-di'w' verlohne seili Blut den Gli'k meüieZ Ze,nor-del?n Bcu!üer5!" kceischiejetit eiü v>>m Äoof l'is ;u den Füs^'l ss?bä>'nischrer Mi,i!i au3 dem Helmqiccer heroor. Dieser Bes>d< wurde am dai schnellte ooll^ogeil. Nach weniqen Miüiitei, sah nch der Unqlä.klich^ mir schwere« Keneü delenr, in einem schauerlichen Geiänqnis;. Scumm und wilo starrte er die Wan!>e dieser wüsten Wohnung des I.ünmers an; kein Seufzer. keine F'. n;- entfudr ftin^, ^'iooen ; aber Groll und M^nschenhaß nagte^ wie giftige 3^'angen in seinem BuselZ. A hr Tage —- la«'g >uie a ht traueroolle I^hre, brachte er in diesem dumofen Kerker zu, den nur ein sch,vach^'Lichtstrahl dämmernd erd^llt,,'. Wa,ser un^ Brot war,'n seine einige Nahrung, die er „ilv dirch ?"ie Offnmig an einer der Wnio«! von unsichtbarer Ha„d enn'iin^. Am Mo''gi'N deS lienntkn Taq^'s b^rre er e>.n Geräusch von den eisernen P^rre» sem?5 ','','',: ^züi^es , und bald hernach thaten nch die Riegel 0,'c^lbf'l k'iHr-r«nd auf. Bew'fü^re Männer erschienen, nahmen i?m die!?^lse>" ab, und befahlen ihm, ik'i?>i ;n folgen. Man fübrce ihn über euie breice Trevoe binni il ei?!?n gro-ßeü Saal , wobey einer ^ahlreich«'!: Volksversammlung zwölf sch »«zr^ekleidete Männer an einem schival^bedeck» ten Tische saneli. Als man ikm "ie gsiv>h>i!ichen Fraqen Übernahmen, Scano undH^kunfc stellen wollce, eriuie« derte er mil Hoheit! „Ganz Deutschland>kennt melni-i Nahmen! Ihr alle kennt mich — zur Sache!" Ietzc erschienen die Verwandcen des Grafen v. Pappenheim in tiefen Trauergewändern, und legten Luegern als dessen Mörder, ^Is einrn Störer des Landfriedens an. „Er hat das Andenken meines Blisenfreundes gelästen, „nd oa ernichr widerrufeü »rollte, so qeborhen Fc^nd: schaft und Ehre, mic'den, Sch,uerre Genugthuung ;u fordern, wie «s dem Krieger und Ritter g^lemt/' el' wie)erie der Beklage mit münnlich,r Gelaffenheit. Aber roch bekennt Ihr, dessen Mörder zu sfyn ? fragie ihn dcr nlceste ?Zichter. ^Ia! doch nicht durch Meuchelmord, sondern iln redlichen Zweykampfe." Waren Euch d>« Gesetze des Landfriedens bekannt? „Ehre ist d?s K.ic-gers und Edelmannes heiligstes Gesetz. Ich kenne ree. nes, das idm gebiether/ seine oder seiner Freund«' Be. slt)im!)!-'una unqerochen zu erdulden." Gibr es keine G>>richce in Dentschland, wo man sein Recht zu suchen ver nag? —> „Was? — ElN mil Wanüen bedeckter Krieger soll seine Genugthuung erst bey Euch , Ihr Fe-derheloen, erbettelnd soll seine Ehre und sein Recht den Launen Euerer stockdlinoen Gerechtigkeit zur Puppe hin« gebsn ? — Web unserm Pacerlanoe! wenn seine Edlen einst zu so feigen Memmen herabstnken. — Gebt mir den Tod! ich mag diesen Zeitpunct nikc erleben. " Ie^t befahl ihm der älteste Nichrer mit schirsrn Blicken, vie GeNchcer derjeniqei, anzusehen, die nun übel ihn das Ue-ibei! sprechen würden. Er kannte nur wenige ; aber diese Wangen waren — seine Feinde. Man sichle ihn in ein Seirengetnach, und indessen losnen die Richter. Der Toof wurde geöffnet; fünf weiße — sieben schwärze Kugeln rollten hervor. Nun brachte man ihn zurück, und da» U>-ch,il wurde gesprochen : er sollte nach ore,y Tagen ent-haupcet werden. „Ich aftpellirs an den Kaiser. Nicht üm ein Leben zu erbetteln, das keinen Werth mehr für mich hat: sterben will ich, aber mcht durch des Nachrichters ^>and." Der Kaiser ist abgereiset. Ihr habt keine Milderung des NrcheilZ zu erwarten, antwortete der älteste Nichler, und warf ihn» das zerbrochene Stäbchen vor die Fuße. „Sc> sey es dein,! ^ch habe in den Kamofeü für das Vaterland dem Tpde zu oft in das Anqe qefehen, als daß ich.mich jetzt vor ihm entse-l',en sollte. D^s Schnüre des Nach»ch?er3 enrehrt nimmer, seit es dinch Ba u m kil ch e r Z Heloenblut ge. reini^'t ward." Nach dieser Rede wanote sich ^ue g?r und qinc; ; erblickte gelassen die Menye des versammel» ten Vo>k?ö, von d«in thm manche ^?itleidslhrane enl-q?g,nb!lckce. Scin edles betragen machce einen großen Eindruck auf ^lle C^elnülher der Anwesenden, denen er wie ein höheres Wesen erschien. <9« 5 ruckt bey Ignaz AloizK Edlen »on Kltiuina^ r.