«M NW. Vonncrstag am 22. Jänner R84O. Wien. >löe. k. k. Majestät haben mir allerhöchster Entschlie-siung vom 10. Jänner d. I., den wirklichen Negierungs-rath der k. k. allgemeinen Hofkammcr, Carl Freiherrn Geringer von Oedenberg, zum »virklichen Hofrathe dieser Hofstelle, nut der Missionsbestiinmung nach Constantinopel zur zeitlichen Vorsehung d»r General ^Consuls- und Commcrz-Kanzlei-Directorsstclle, allergnädigst zu ernennen geruhet. » Wien, 12. Jänner. Nachdem wir mehrere Tage lang eine unbedeutende Kälte von 4 bis 5 Grad gehabt haben, hat diese so schnell wieder nachgelassen, das; wir uns des herrlichsten Wetters erfreuen. Gestern hatten wir in der Sonne 10 bis 12 Grad Wärme. Man erinnert sich seit vielen Jahren keines solchen Winters. Schnee haben wir bis jetzt gar keinen. Der ,Erfinder der BuchstabcnsetzMaschine, Herr E. L. Tschulik, hat am lctztverstossencn Christabend eine überraschende Bescherung von jenseits des atlantischen Oceans, und damit zugleich einen lautsprecheuden und klingenden Beweis vou der geographischen Verbreitung der allg. Ztg. erhalten. Ein 30 Meilen von hier angesessener Handelsfreund eines Hauses in einer der größten nordamerikanischen Seestädte überbrachte ihm am gedachten Tage ein schriftliches Angebot von 50,000 Dollars für ein practisch vollkommen brauchbares Exemplar seiner Maschine! Der Erfinder wird eingeladen, sich im kommenden Frühjahr zu einer im Schreiben angegebenen Zeit mit seinem Instrument in London ein-zufiudeu, woselbst er nach abgelegter Probe die Hälfte der genannten Summe bar, und die andere Hälfte in 5jährigen vollkommen gewährleistenden Naten erhalten würde. Motioirt wird die Größe dieser Aubotssumme durch die übergroße Menge der in den vereinigten Staaten erscheinenden Zeitungen, wie durch die Hohe des dortigen Setzerlohns und die Scümperhaftigkcir des grössten Theils der dortigen Setzer. Königreich beider Sicilien. Die ^Ccrere« vom 25. December gibt eine glänzende Schilderung der in Palermo Statt gehabten Feier dc's Namenstages des Kaisers Nicolaus am »8. Dec. Schon am Abende vorher ward die Kaiserin von den Choristen des Theaters durch eiue Nachtmusik, durch ein glänzendes Feuerwerk und durch das Bildnis; des kaiserl. Gemahls in einem glühenden Regenbogen überrascht. Am l8. nahm die Mannschaft des „Kamtschatka,- 200 Personen, ein Festmahl im Freien (im Part von Olivazzo) ein, und die vorüberwandelnden kaiserl. Personen ergctzten sich au der Eßlust der- selben. Der Kaiserin, welche sich an diesem Tage ausnehmend wohl befand, wurden darauf sichs virlc glüci wünschende Personen vorgestellt; dann war grosie Spazierfahrt und Abends Ball und Tafel im Paläste Butera. Der Graf Schuwaloss ham zu diesem Fcste an 250 Personen einladen lassrn. Die Tänze und das Abendessen belebte die heiterste Stimmung. Der Graf P?tozki hatte sich eigens zu diesem Fcste von Nc-apcl nach Palermo begeben. Der Weg von der Stadt nach Olivazzo war glänzend mit farbigen Lampen erhellt; zu Olivazzo endigte die Beleuchtung mit einer aioßen Pyramide. Sogar mehrere der umliegende» Villen waren illuminirt. Der Kaiser vcrschcnkte in Neapel mehrere Brillant-ringe, dann 25,000 Fr. an die S chloßdicnorschaft, namhafte Summen an Hospitäler lind WohlthatIgkeits - Anstalten , 3000 Fr. an die protestantische Wohlthätigkcits-Casse, eine andere Summe wmde der russischen Gesandtschaft hi», terlassen, um sie an dicftn und jcncn Nothn-it-enden z» vcr theilen u. s. w. Der König von Neapel soll dem Kaiser unter Anderem auch mehrere Stücke des kleineu Bcrggcschünes geschenkt haben; ein Maulrhier transportirt Kanone, Mun> tion und sonstiges Zugehör. Deutschland. Stuttgart, !2. Jänner. In dem Befinden Seiner Majestät des Königs hat sich in den leßtrn zwei Tagen kel«-ne wesentliche Veränderung ergeben. Der Husteu ist ncch nicht vorüber, der Zustand der Kräfte irdcch besscr. Die »Pragcr Zeitung« vom 13. d.M. enthält folgende Nachricht aus Frankfurt a. M., 4. Iän : Der Bundestag wird dem Vernehmcn nach am konnmnden Donnerstage seine erste Sitzung halten. In Abwesenheit des Bundesprästdialgefand-ten, Grafen v. Münch - Bcllmghausen, wird der preußische Bundesgcsandte, Graf v. Dönhoss.Fncdvichstl'in, das Präsidium führcu. Der Zeitpunct der Wicderherkuuft des Grafen v. Müuch-Bellinghausen von Wien ist noch nicht bestimmt. Das Gerücht, Se. Excellenz werde diesimal früher, als es in den letzten Jahren der Fall gewesen, und zwar schon in. Anfange Februars aus der österreichischen Hauptstadt zurückkehren, beruht nicht minder auf ciner bloßen Mnrhn.asiung, als die mit jener Angabe in Verbindung gebrachte Behaup-tuug, daß kirchliche und landständische Fragen sofort bei der deutschen Centralkörperschaft den Gegenstand förmlicher Berathungen bilden würden. - Die Repräsentanten der sogenannten belgischen Contrc.-Bank haben sich in Homburg wieder eingefundcn. Nach einen, angeblich großen Verluste waren sie nach Brüssel zurückgekehrt, um sich nur ncucn Mitteln zu versehen. Jetzt, so heißt es, soll sich das Blatt z^ 52 Gunsten der Ritter von der Iäcoöslciter gewendet haben; sie hätten schon bedeutende Summen gewonnen, die Spiel-bankpächcer seyen in völligster Bestürzung, nnd >vonn das so fortgehe, so tonnten sie ihre griinen Tische bald mit Trauer-farben überziehen und in die Ecke stellen; den Actionaren der belgischen Comre-Bank wäre bereits eine sehr ansehnliche Dividende angekündigt worden, nnd der Preis ihrer Actien llili 100 Proc. ohne Abgeber in den Brüsseler Spielclubb s gestiegen. Aber nur zu bedauern würden die Leichtsinnigen und Thoren seyn, die sich durch solche Vorspiegelungen verlocken liesien! Frankfurt a. M,, 5. Jänner. Die ledige Frauensperson, Katharina Boß ^aus Schlitz, welche sich nach der scheußlichen Ermordung ihres sechsjährigen Kindes in Offen-bach (vergl. Laib. Ztg. in Nr. 9) gestüchret hatte, ist durch unsere thätige Polizei gestern Abe»ds in dem Tanzsaale der auf Frankfurtischem Gebiete nur eme halbe Stunde von Of-fcnba.h gelegeneu Deutschherrumühle aufgegriffen worden. Sie hatte sich, wie man vernimmt, seit ihrer Flucht aus Offenbach im Hessen."Homburg'schen herumgetrieben, und fand sich an jenem öffentlichen Belustigungsorte unterer Classen ein, um sich dein Vergnügen des Tanzes hinzugeben. Nach einem polizeilichen Verhöre, welches sie hie« diesen Vormittag bestand, wurde sie unter großem Zuströmen von Menschen nach Offenbach transportiri und dort den Handen der Gerechtigkeit überliefert. Preuße n. Berlin, 8. Jänner. Seit dem l. d. M. ist in der Besoldung und Verpflegung unseres Heeres eine der Mannschaft sehr vortheilhafte Veränderung eingetreten. Dieselbe erhalt nämlich fortan alle vier, statt bisher nur alle fünf Tage ein Brot von demselben Gewicht; auch ist dein Trac-lament jedes Gemeinen eine Zulage von 3'/4 Sgr. monatlich bewilligt. Durch beide Verbesserungen erwächst dem Mi-litärctat eine Mehrallsgabe von 500,000 Thlrn. jährlich, die dem Kriegsministerium bewillig! worden sind. — Hr. Hen» cke in Driesen, der Entdecker des neuen Planeten, dem er den Namen ..Astrea« gegeben, wird in französischen und englischen Berichten, wie sich dies; leicht denken läs;t, Mit unserm Astronomen Enke, der ihnen durch den seinen Namen tragenden Cometen schon bekannt ist, viel verwech. sclt. Herr Hencke lebt in dem genannten neumärlischen Städtchen als pensionirter Postbeamte und beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mirAstronomie. Die ihm durch seine Pen-siom'rung — er ist bereits ein bejahrter Mann — gewährten Mußestunden füllte er mit der Zeichnung von Sternkarten aus, wodurch er mit dem gestirnten Himmel so vertraut ward, daß er den kleinen Wandelstern, der bisher den schärfsten Instrumenten entgangen war, aufzufinden vermochte. Die „Kölnische Zeitung« meldet aus Köln vom ll. Jänner: »Heute hatte in festlicher Weise die Inthronisation des hochwürdigsten Erzbischofs von Köln, Hrn. Johannes von Geissel, Statt, zu welcher sich unter Andern der hoch--würdigste Herr Bischof Weis von Speyer, der commandi- rende General des achten Armeecorps, Herr Freiherr von Thile und derOberpräsidenr der Nheiuprovinz, Hr. Eichmann, eingefunden hatten. Gegen l0 Uhr verfugten sich die zweiundzwanzig hier bestehenden Bürgers, Dombau-- und anderen Vereine mit ihren Bannern und Fahnen zur erzbischöfii^ chen Residenz, lim Seine Gnaden im festlichen Zuge zun» Dome zu geleiten. Um 10 Uhr begann das von dem hochwürdigsten Weihbischofe, Hrn. Dr. Claessen, cclebrirtc Ponti-sicalamt, welchen: sämmtliche Militär- uud Civilbehörden in Galla beiwohnten und während dessen die Domcapelle eine IVli»»2 von Neukomm ausführte. Nach Beendigung desselben verkündigte der Domcapitular, Hr. Troost, die bezügliche päpstliche Bulle in lateinischer und deutscher Sprache. Seine erzbischöfliche Gnaden wurde alsdann auf das hohe Chor eingeführt, leistete vor dem Hochaltäre den im römischen Pontificale vorgeschriebenen Eid in die Hände des Herrn Weihbischofes und wurde von diesem mit dein Pallium bekleidet. Unter dem hierauf vou dem Herrn Weihbi-schofe angestimmten und von der Capelle nach einer Composition des Herrn Domcapcllmeisters ^eibl vorgetragenen l« !)<»,»> bestieg der Obeihirt den Pontificalchron, nahm hier das Homagium des hochwürdigcn Metropolitan-Dom? capitels, des übrigen Dom.- und des stadtischen PfarrcleruS entgegen und richtete dann in lateinischer Sprache an die Geistlichkeit, in dentscher Sprache an alle Versammelten eine schöne, herzgewinnende Rede, in welcher Er unter An-derm die hohe Bedeutung des Palliums und die Ihm mit demselben heute überkommenen schweren Hirteupflichten hervorhob. Nun begab S'ch Hochde'.'selbe' in Begleitung der beiden Herren Bischöfe und eines großen Festzuges auf daS mit zahlreichen Flaggen und Wimpeln verzierte Domkloster, wo an der kleineren Dombauhürce auf einer Estrade ein Festaltar errichtet war, und ertheilte von hier aus, nachdem Herr Domcapicular Troost nochmals die päpstliche Bulle verkündet hatte, den äußerst zahlreich versammelten Gläubigen den apostolischen Segen. — Viele Jahre nnd des Him» mcls reichster Segen Seinein Wirken!" W Belgien. ^ Brüssel, 9. Jänner. Au, 2. Jänner hat vor dem Thore von Namur zn Brüssel die Explosion einer Rohre der Gasleitung Statt gefunden. Viele Fensterschelben nnd ganze Fenster wurden zertrümmert. Viele Personen, unter Anderem mehrere in einen: in der Nähe gelegenen Keller beschäftigte Maurer, waren dem Ersticken nahe, und man hatte große Mühe, sie ins Leben zurückzuführen. Ein Schreiben aus Brüssel vom 3. d. M. im „Frankfurter Journal" sagt: «Eine fürchterliche Gasexplosion hat gestern unsere Straße (Chaussee d'Irelles) und cine Nebenstraße verheert. Kein Fenster ist in meinem Hause unversehrt geblieben; die Pflastersteine haben mir das Dach zerschmettert. Die Ver« wüstung ist schrecklich. Die letzte Nacht haben wir bei offenen Fenstern geschlafen und werden dasselbe noch einmal thun müssen, denn wie soll der einzige Glaser, den ich habe auftrciben können, 130 Scheiben auf der Vorderseite meines Hauses allein einsehen? Glücklicher Weise hat Niemand 53 das Leben verloren; einige Verletzungen sind vorgekommen. Mein Nachbar, ein Advocat, der im dritten Stocke arbeitete, wurde durch einen Pflasterstein am Kopfe verwundet. Die ganze Straße ist jetzt mit Neugierigen angefüllt. In einigen Kellern ist für einige tausend Franken Wein verloren gegangen. Ein Schornstein in meinen» Hause droht ein.-zustürzen. Pflastersteine, die über das Haus geflogen, liegen beinahe einen Fuß tief in meinem Garte».« Niederlande. Die »Allgemeine Zeitung" vom 15. Jänner berichtet Nachstehendes: Amsterdam, 9. Jänner. Die niederländische Regierung hat sich endlich entschließen müssen, hinsichtlich der Handelöoerhälcnisse mit Belgian eine feindliche Stellung einzunehmen und strenge Repressalien zu gebraucheu. Die Legierung hat in einem officieUcu Artikel diese Mas;regel vertheidigt und über die Handelsgesetzgeoung Belgiens hart geklagt. Man kam, nicht laugnen, daß del- Handel und die Industrie Bklgiens durch diese Maßregel einen sehr fühlba-Vie ein Alp auf die Börse drückt. Hoffentlich werden wir bald von unserm schändlich beschnittenen und unrennbaren Silbergeld durch ein interimistisches Papiergeld befreit werden. Wie man sagt, soll die erste Ausgabe »on Papiergeld noch im Laufe dieses Monats erfolgen. An unsern Küsten haben fürchterliche Stimme gewüthet, und der Schaden an verlorenen und beschädigten Schiffe» ist noch nicht zu berechnc». Unter den zahlreichen See-Assecmanzen dieser Stadt herrschten, pamscher Schlecken. F r a « k r e i eh. Man schreibt ans Algier vom 30, December: Ein Bericht des Eommandanten Rirer an den Commandanten von Teniat el Had meldet Folgendes: „Wir haben gestern, den 23., gegen Abd-el-Kader in Person mit 6 — 700 regulären Reitern gefochten. Das Gefecht war glänzend. Die Regulären erwarteten uns auf 20 Schritte. Dem Emir wurde ein Pferd gerootet. Bon - Meza mit seiner Reiterei war im Gefechte.« Paris, ll. Jänner. Die Festungswerke von Paris sind jetzt so gut, als vollendet, ohne daß der anfänglich bewilligte Aufwand von 140 Mill, überschritten, oder nur er. rrichr worden ist. Ja, mit dieser Summe wurde noch mehr geleistet, als in dem ursprünglichen Plane vorgesehen war, nämlich der Bau des Forts von Aubervilliers, die Casernirun-gen von Vincennes und die Ausbesserungen in Val-de-Grn-ce, welche zusammen mehrere Millionen gekostet haben. Der „Consticutionnel" schreibt diese Wohlfeilheit des Baues haupt- sächlich der Verwendung der Truppen zu; die vom Militär ausgeführten Werke seyen zwar nicht viel billiger zu stehen gekommen, als die durch die Civilarbeiter, allein die Beizie-hung der erster» habe eine ungebührliche Steigerung des Arbeitslohns verhindert. Spanien. Der Infant Don Enrique (zweiter Sohn des Infau-ten Francisco de Paula) hac im „Espectador" eine Art Manifest (datirr vom 3l. December) lxtannt machen lassen, besagend: Wen auch seine Cousine, die Königin Isabella, zum Gemahl wählen möge, werde cr der erste seyn, diese Wahl zu respcctiren, überzeugt, daß der bevorzugte Prinz sich mit der großen Sache der Freiheit und Unabhängigkeit Spaniens identiftciren werde. Portugal. Aus der „Prager Zeitung" vom 13. Jänner entleh' ncn wir Folgendes: Lissabon, 19. December, Der hiesige deutsche Hilfsverei», in Abwesenheit des permanenten Präsidenten, des protestantischen -Pfarrers, vom würdigen Dr. Kunstmann, Kaplan der verwitweten Kaiserin von Brasilien präsidirt, fängt bereits mit Verthöllunh der ziemlich bcdeu-denten Almosen an HilfsbcdürMe''al!. Er zeichnet sich übrigens durch Toleranz in Glaubenssachen aus, da sowohl deutsche Katholiken und Protestanten, als Juden bedacht werden sollen. Großbrittanien nnd Irland. London, 7. Iän. Die Feldarbeiter des Dorfes Goatacre und der umliegenden Dörfer und Weiler in North-Wilts hielten vorgestern Abends unter freiem Himmel eine aus mindestens 1000 Personen bestehende Versammlung, worin die Wortführer herzzerreißende Schilderungen von den, Elend machten, welches in Folge der Lebensmitteltheuerung und des Maügels an Arbeit jetzt und schon seit längerer Zeit auf der armen Arbeiterbevölkerung laste. Mehrere Beschlüsse, welche kräftige Protostationen gegen die Korngesetzc enthalten, und den Entschluß der Versammlung aussprachcn, die Königin bittschrift-lich um Beseitigung der seitherigen Einfuhr- und Handelsbeschränkungen zu ersuchen, damit der Arbeiter sich wenigstens sein nothdürftiges Theil von Brot, Käse und Bier kaufen könne, wurde einmiizhig genehmigt. Die Redner, sämmtlich Arbeiter, entwarfen ein entsetzliches, aber tief ergreifendes Bild von den Entbehrungen, welche der Taglöh-ner auf dem Lande mit seiner Familie nun schon ein halbes Jahr erdulden muß. Die Wenigsten derselben können sich auch nur zum achten oder zehnten Theile in Brot satt essen; Kartoffeln, die meistens kann, genießbar sind, machen ihre einzige Nahrung aus, und selbst diese reichen selten zur Sättigung hin. Fast die ganze Arbeiterbevölkerung geht barfuß, weil ihre Schuhe und Stiefel völlig abgerissen sind, zur Anschaffung neuer Fußbekleidung aber alle Mittel fehlen. Mit Schrecken sehen diese armen Leute der Noth e,» gegen, die ihrer noch bis zur nächsten Kartoffelernte harrt. Die Brotpreise sind um 25 bis 40 Proc., ihr Lohn dagegen ist gar nicht oder in einzelnen Fallen lim nur 5 Proc. gestiegen, so daß Familien von 8 Perfouxu ivpchstttlich blosi 5 bis 7 Schill. zu verzehren h^hen. 54 Rußland. St. Petersburg, 5. Jänner. ?lns deni Kaukasus geht hier so eben nachstehendes Kriegsbulletin ein: „Im Ausgang des Novembers erhielt man in Nord- lind Sud.-Daghestan Nachrichten, das; zahlreiche Schaaren der Bergvölker, befehligt von einigen Nail's, sich jenseits des Flusses Karakals postirt hatten, beabsichtigend, in Akuscha und Pu-dahara, oder in den Metulinskischeu District einzudringen. Die'in diesen Gegenden befehligenden Truppenchcfs, die Generallieutenants Labinzow und Fürst ?lrglirinskij-Dolgorucki, ergriffen dagegen ohne Verzug ihre Maßregeln. Ein kleiner Theil von den uächstgelegenen Truppendetachements im nördlichen Daghestan, befchligt v^n dem Oberstlieutenant Fürsten Orbeljan, rückte gegen den Feind. Dieser machte einen vergeblichen Versuch, die Dorfschaft Kutuscha zu besetzen, die Bewohner widerstanden ihm hartnäckig und er verlor dabei eimg« Mannschaft durch die starke Kalte. Als unsere Krieger erschienen, fioh sogleich ein Th/il seiner Rotten, die übrige» kehrten eiligst in ihre Wohnsitze zurück. Die Ruhe stellte sich vollkommen wieder her. Dieses plötzliche Auftreten der Bergvölker bewirkte gar keine Diölocanonen bei unsern Truppen. Die letzten von der kaukasischen Linie und aus Tscher-nomorien eingehenden Nachrichten berichten, daß dort Alles ruhig ist, und baß nur hin und wieder unbedeutende Naub-parthieen auf dem linken Flügel auftreten, die sich gewöhnlich des Raubes wegen in unsere Gränzen einschleichen, aber auch sogleich verjagt wurden. Die Garnison des Forts Wosd-wüschensk macht häusige Ausfälle, um diese Naubhordcu zu züchtigen, und tehrt fast immer mit abgejagtem Vich und mit bedeutenden Provisionen zurück. — Die Arbeiten zur Befestigung und Organisirung neu aufgeführter Dörfer an der Sunscha sind völlig beendigt, alle feste Puncte an unserer Vorlinie sind mit hinlänglichen Proviantvorrathen für den Winrer versehen Sehr erfreulich lauten die Nachrichten, die vom rechten Flügel der kaukasischen Linie (aus dem Lan-de der Tscherkessen) eingehen. Die von den dortigen Berg-völkerstämmen mit uns angeknüpften, friedlichen Unterhandlungen gewinnen bedeutende Fortschritte, sie fassen immer mehr Vertrauen zu uns. Volksstämme, die bisher feindlich gegen uns gesinnt waren, suchen jetzt unsere Freundschaft und unsern Schuh. In den letzten Tagen erschien das Haupt der Kisilbccken im Fort Piotschnoy-Okop (feste Schanze), abgesandt vom Stamm der Abasinen mit der Anzeige: Sei. ne sämmtlichen Landsleute wünschten sich der russischen Regierung zu unterwerfen Die freiwillige Unterwerfung dieses Volksstammes ist für die Erhaltung der Ruhe auf unserm ganzen rechten Flügel sehr wichtig. Unlängst ward dem ihn interimistisch befehligenden Chef ein Originalbricf überdracht, den Schamil in arabischer Sprache an die Stämme der Bergvölker auf dem rechten Flügel der kaukasischen Linie erlassen hatte. Er verspricht ihnen darin unter Andcrm, in Kurzem selbst zu ihnen herüber zu tommon, mn da6 in Verfall ge-kommene Gesetz Mohammed-? wieder herziistcllen. Der Ge- mrallientenant Sawadowsky schreibt in seinem Berichte die so günstige Stellung unserer Angelegenheiten auf dem rechten Flügel den umsichtigen und gewandten Dispositionen des Obersten Nichter zu, den wir in Folge eines Schlagsiilsses vor einigen Tagen durch den Tod verlorcn haben, zu ftüh für das Vaterland und den Dienst. (55 riechenland. Die außerordentlichen Gesandten von Oesterreich und Preußen, General Baron Proresch von Osten und Herr v. Werther, sind von der Expedition, welche sie zu dem Zwecke nach Morea unternommen hatten, um in Olympia einige Ausgrabungen veranstalten zn lassen, nach Athen wieder zn.-rückgckommen. Wallache«. Das »Siebenbürger Wochenblatt" meldet aus Vuku.-rest vom 14. December v. I.: „Se. Durchlaucht, Fürst Bibesco hat vor Kurzem in, Militärwcsen eine Einrichtung ins Leben gerufen, welche die innigste Dankbarkeit eines jeden Patrioten verdient. Es ist dieß die Anordnung zur Errichtung einer Militärschule, worin die «xpin^rii» «.adeligen) (Kadetten uud Unteroffiziere in den Humanioren und in der französischen oder deutscheu Sprache unterrichtet werden sollen. Zugleich hat aber Se. Durchlaucht mittelst bcsouderer Verordnung an das gcsammre Militär zu befehlen geruhet, daß künftig keine derlei Cadetten und Unteroffiziere in den Mi-titärdicnst aufgenommen werden sollen ^ als nur solche junge' Leute, die nebst den übrigen erforderlichen Eigenschaften auch im Besitze nachstehender Kenntnisse sich befinden, und worüber sie vor der Aufnahme von eigens hierzu durch Seine Durchlaucht zu ernennende Personen zu prüfen sind. Diese Kenntnisse haben zu umfassen: !. Geographie und Geschichte, so viel davon in den Humanitätsclassen gelehrt wird. 2. Arithmetik, Geometrie und Algebra bis zum zweiten Grade. 3. Die französische odcr deutsche Sprache, in welcher einer oder andern dieser Sprachen die zu Prüfenden sich gehörig auszudrücken, orthographisch schreiben und zu übersetzen verstehen müssen. 4. Figuren- und Linearzeichnung, in welcher sie vor der Prüfungscommission, nach den ihnen vorgelegt werdenden Musterblättern, Proben ihrer Kenntniß vorzulegen haben. — Eine gleichzeitige zweitt Verordnung Sr. Durch--laucht ernennet die HH. Obersten Odobesco, Banoff und Vojnesko und den Herrn Major Floresco zu Commissarien, mit dem Auftrage, einen Vorschlag über die Einberufung in die Hauptstadt sämmtlicher gegenwärtig in den Regimentern eingetheilten adeligen Eadettcn und Unteroffiziere und über den ihnen zu ertheilenden Unterricht, so wie über deren Su-stcntation hiersclbst einzureichen, damit diese, in Hmsicht der geforderten Kem'Misse, nicht hinter jenen zurückbleiben mögen, welche künftig mtter den angegebenen Bedmgnngen in den Militärdienst würben anfgenommen werden; „zumal wie Se. Durchlaucht Sich In der ersten Verordmma, auszudrücken geruht -^ «die crfrculiche Zukunft des Militärs, von dcn Kenntnissen und der Tüchtigkeit der Offiziere aller Gra-de abHange.« Verleger: Ignaz Alois Edler v. Kleinmayr.