Ijaflmclft. Anguss f SSfe M i t t h e iln n g e n Ves historischen Vereins für Krain. Joseph Nepeschitz, ein kram. Stifter und Gönner des Landes-Museums. Von feinem Stiftlingc E. C. »IVeino Profeta in patria,« sagt ein alter bekannter Wahrspruch; eben so bekannt und wahr ist aber auch der Satz, daß patriotische Verdienste leider nicht selten von der Mit- und Nachwelt so leicht übersehen, oder gar bald vergessen werden, und darum würde sehr wenig des Guten und Schönen geschehen, wenn es nur des Lohnes und Lobes der Welt wegen geschehe. — Um dem Manen eines Mannes gerecht zu werden, der einer der vorzüglichsten Mitbegründer des srnin. Landes-Museums, dieses für die Landeskunde so hochwichtigen Instituts, war, wollen wir demselben in diesen Blättern aus Pietät und Dankbarkeit ein kleines Denkmal setzen. Joseph R e p e s ch i tz wurde 1733 zu L a a s in Krain geboren. Am 21. August 1771 trat er, nach vollendeten philosophischen Studien, zu Görz beim Zollgefälle in die Praris, half 1774 und 75 bei der neuen Manthregnlirnng, vorzüglich auch beim Cordonswesen aus, und erhielt mit Secret vom 31. Mai 1776 seine erste besoldete Anstellung Beim Laibacher Oberamte, wurde jedoch meistens bei der damaligen Vancal-Administration zu Laibach aushilfsweise verwendet und bei dieser im 1.1785 zum Protoeoüisten ernannt. Er sammelte sich große Verdienste um die Gefälle; denn durch seinen Eifer wurde der Ertrag des Weiudatzes in Krain von 28.500 auf 67.000 st. und die Wein-Imposition um ein Drittel erhöht. Als 1790 die Administration von Laibach mit jener von Gratz vereinigt wurde, kam R. als Registrator dahin, und wurde am 18. August 1804 zum Baneal-Inspector in Görz befördert, wo er bis zum 10. Juni 1806, d. i. bis zu seiner Uebersetzung in gleicher Eigenschaft nach Laibach, blieb. Von da fängt die bedeutendere Lebensepoche des Inspectors I. R. an. Im 1.1809 kamen die Franzosen nach Krain und am 23. Mai desselben Jahres nach Laibach; R., der damals als Zoll - Inspector den zweiten Stock des Sitticherhofes bewohnte, mußte denselben auf Befehl des Feindes innerhalb 3 Stunden räumen, wobei er durch Raub und Einbruch, nach seiner Angabe, einen Schaden von 800 st. erlitt, und obendrein, über Auftrag des französischen General-Intendanten GrafenBellevile, den gedachten Sitticherhof für den General-Justiz-Commissär, Baron Coffinal, einrichten, wofür er nur eine Vergütung der diefifälligen Auslagen pr. 1860 Francs erhielt. Repeschitz wollte das Land und den Dienst verlassen und nach Oesterreich ziehen; er bat um die Bewilligung dazu und um eine Anstellung daselbst, wurde aber auf die a. h. Resolution gewiesen, vermög welcher alle in den an Frankreich abgetretenen Provinzen gebornen Beamten daselbst zu verbleiben hatten. R. mußte sonach, mit sein Leben zu fristen, gleich vielen andern Krainern, Dienste der französ. Regierung annehmen, und int vorgerückten Alter eine fremde Sprache und fremde Gesetze sich aneignen; er wurde am 26. November 1810 Recevmr principal in Laibach, und mußte als solcher, als die Zollämter an die österr. Gränze versetzt wurden, nach Trojana wandern. Napoleon'S Prohibitiv-System, die Hinwegnahme vieler eingeschmuggelter ausländischer Waren, das öffentliche Verbrennen derselben, wobei sich R. von Amtswegen betheiligen mußte; die Strenge, mit der er seine Pflichten sowohl selbst erfüllte, als auch feine Untergebenen dazu anhielt, zogen ihm viele Feinde zu. In dem benachbarten Steiermark lauerten aber manche, von der französ. Regierung als unbrauchbar entlassene und dahin gewanderte Beamte auf jeden Schritt und Tritt der in Jllyrien verbliebenen ehemaligen österr. Beamten, um sich bei der österr. Regierung zu insinuiren, und davon seiner Zeit, nämlich bei der Reoccupirnng der islyr. Provinzen, einen Vortheil zu ziehen. Allen diesen unglückseligen Verhältnissen mochte R. sein nachmaliges herbes Schicksal zuzuschreiben gehabt haben. Er zog sich am 16. August 1813, beim Ausbruch des Krieges, über Auftrag des damaligen französ. Donanen-Juspectors, mit seinem Amte und der Easse nach Laibach zurück, während eiserne eigenen Habseligkeiten zu Trojana und auf dem Gute Gallen egg beut Schicksale überließ, und auch richtig sammt und sonders in einem Werthe von 1600 fl. verlor. Mit Decret des k. k. Feldzeugmeisters und General-Gouverneurs, Freiherrn v. Satt ernt flitn, ddo. 26. October 1813, wurde R. angewiesen, auf seinen frühern Posten nach Trojana zurückzukehren, die Amtirung dort fortzusetzen und einen Ertrags-Ausweis vorzulegen; dieser noch vorhandene Ausweis ist ein schätzbares historisches Document. Da R. vernahm, daß er von „undankbaren Beamten und einigen eigennützigen Handels- lenten" bei der österr. Regierung angeschwärzt worden sey, überreichte er dem genannten General-Gouverneur, Freiherrn v. Satter mann, ant 4. Februar 1814 eine Vertheidigungsschrift; nachdem aber derselbe bei Auflösung des Zoll-Oberamtes in Trojana, und zwar am 1. April 1814, über die vom 1. November 1813 bis letzten Marz 1814 mit 378.592 Francs 55 Cent, eingegangenen Zoll- und Mauthgefälle die Rechnung gelegt hatte, nahm man von da an keine weitere Notiz von ihm, als daß er im 1.1815 die Rechnung über die französ. Rechnungsperiode vom 1. April bis Ende September 1813 legen, alle in Händen gehabten Rechnungspapiere abgeben, und bezüglich seiner dießfälligeu Gebarung einer Untersuchungs-Commission zur Rede stehen mußte. R. blieb ohne Anstellung, ohne Gehalt und ohne Pension, und als seine wenigen Sparpfennige immer geringer wurden, litt der alte, gebrechliche Mann mit seiner alten getreuen Magd und einem angenommenen Pstegekinde manche Entbehrung, bis der Lai-bacher Congreß Statt fand, und R. mit einem Gesuche dem Monarchen nahete. Man muß es dem verewigten Kaiser Franz nachsagen, daß er stets Gerechtigkeit übte und dort auszugleichen pflegte, wo die Behörden Diesem oder Jenem nahe traten; und so erhielt denn auch R. nicht nur den Pensions-Nachtrag mit 4623 fl. 1 3/4 kr., sondern auch die Anweisung auf die fortlaufende Pension, jedoch nur mit 565 fl. 50 V2 kr. — Nun schien eine milde Abendröthe die letzten Tage des Greises erleuchten zu wollen, und er war zunächst bedacht, seiner Pflegetochter, einem von den Franzosen zurückgelassenen Kinde der Liebe, von dem an einem andern Orte ausführlicher gesprochen werden soll, eine sorgfältige Erziehung zu geben. Er sammelte im Gebiete der Naturgeschichte und Numismatik, und war bei der ersten Gründung des krain. Museums überaus thätig, wie die Verzeichnisse der eingegangenen Beiträge darthun. Die k. k. Sandwirthschaft -Gesellschaft, bei der unter dem Präsidium des Freiherrn v. Buset die erste Sammlung zu einem Landes-Museum begann, ernannte ihn zu ihrem Mitgliede, und der nachfolgende Präsident der k. k. Sandwirthschaft-Gesellschaft, Graf v. Hohenwart, sprach in der am 4. October 1831 gehaltenen Eröffnungsrede: „Unser verdiente Numismatiker, Herr I. R., hat die, die Augen sehr in Anspruch nehmende Gefälligkeit, die Münzen des Museums zu ordnen. Dieser unermüdete Sammler ist so hochherzig, daß er seine eigene beträchtliche Münzensammlung dem Museum widmet, daher einen eminenten Ehrenplatz unter den Gründern des Museums verdient." Ein Jahr darauf sagte der genannte Herr Graf in der Rede der Jahresfeier zur Eröffnung des Museums: „Ich kann hier nicht unterlassen, von unserem würdigen, hochherzigen Landsmanne, Herrn I. R., gerechte und öffentliche Erwähnung zu machen." „Mit einer kurzen schriftlichen Erklärung zeigte derselbe an, daß er die Münzen des Museums der ältesten und alten Zeit vervollständigen wolle, dafür aber die ihm fehlenden Doubletten des Museums zu erhalten wünsche. Da die hoch-löbl. ständ. Berordneten-Stelle diesen Tausch bewilligte, so wurde von Seite der Herren Stände Hr. Ferdinand Graf, der sich der Numismatik nebst feinen Berufsgeschäften widmete, zu dieser Tausch-Verhandlung im Namen des Museums ersucht. Nun erst zeigte sich die übergroße Bescheidenheit des Herrn R.; denn der zu Stande gebrachte Münzencatalog erweiset, daß die mit dem bescheidenen Namen Tausch belegte Vermehrung der Münzen-Sammlung ein ausgezeichnetes Geschenk sey, in dem Herr Joseph Repeschitz das Museum mit 24 Gold-, 606 Silber- und 1728Kupfer-Münzen aus der ältesten und ältern Zeit, und zwar mit durchaus dem Museum fehlenden Stücken, bereicherte, dagegen nur an Museums-Doubletten eine goldene, zwei silberne und acht Kupfer-Münzen erhielt." „Ich freue mich, beauftragt zu seyn, hier öffentlich dem Herrn R. den Dank der hohen ständ. Verordneten-Stelle und aller mit Krain es wohlmeinenden Menschen darzubringen. Ich selbst habe aber gegen denselben eine besondere Verpflichtung des Dankes für die große Bereittvilligkeit, Unverdroffenheit und Mühe, welche dieser würdige Veteran bei der Beurtheilung und Classificirung der fast täglich eingegangenen, oft unkenntlichen Münzen hatte und mich jedesmal schnell in den Stand setzte, ihre Bestimmung den Gebern in den Zeitungs-Blättern bekannt geben zu können." —• Und so war R. unablässig bemüht, zu sammeln und zu wirken, und durch Thätigkeit seinen Geist auch noch im Greisenalter frisch und regsam zu erhalten; der Abend seines Lebens sollte jedoch nicht wolkenlos seyn. Der Tod seiner alten Magd (1832), die ihm 25 Jahre, in guten und trüben Tagen, redlich gedient hatte, und treu bei und mit ihm aushielt, als er so zu sagen von aller Welt verlassen war, schmerzte ihn tief; denn er wußte ihren Werth zu schätzen und erzählte es Jedermann, daß sie in den Tagen der Noth ihn, sich und das allmälig heran gewachsene Pflegekind mit einem Zwanziger des Tages zu erhalten verstand. Am 16. November 1824 erhielt R. die Bemängelung der vor zehn Jahren gelegten Rechnungen, welche Bemängelung er, so gut es nach so langer Zeit und ohne alle Behelfe gehen mochte, erläuterte, und endlich auch mit einem von den Parteien uneinbringlichen Ersatz von 81 fl. 26 kr. büßen mußte. — Schmerzlicher noch wurde R. in seinen letzten Tagen von zwei Momenten berührt: Ein Mal, als man ihn und seine Mit-rechnungslcger über die Verwendung und resp. Abfuhr der int 2. Militär-Quartal 1809, beim Einrücken der Franzosen, in der Cassa des Zoll-Jnspectorates in ihrem Versprechen gehabten Einnahme von 67.703 fl. 24 kr. zur Rechenschaft zog, worüber sie sich, nach Ablauf von so vielen Jahren und nach den Ereignissen zweier verheerender Kriege, nur mühsam rechtfertigen konnten und erst im I. 1827 als vollkommen gerechtfertigt angesehen wurden. Kaum fing R., von dieser Last entledigt, freier zu athmen an, als schon wieder ein neues Leid über ihn kam, welches ihn bis zum Grabe begleitete. R. wurde, wie oben gesagt, nach Abzug der Franzosen aus Jllyrien, und Zwar im 1.1815, verhalten, nicht nur für die Monate August und September 1813, während welcher Zeit Krain der Schauplatz des Krieges war, sondern sogar für die von den Franzosen bereits als liquid erkannte Rechnungsperiode vom 1. April herwärts bis Ende September 1813, die Rechnung über seine Gebarung als Oberdinnehmer zn Trojana zu legen. Diese Rechnung blieb bei der damaligen Zoll-Administration zu Laibach liegen, und kam bei deren Auflösung im 1.1825 an die illyr. Staatsbuchhaltung, welche beauftragt wurde, dieselbe der Censur zu unterziehen. Es wurden sofort, aber erst am 24. Juni 1837, darüber die Mängel ausgefertigt, mit welchen der zweiundachtzigsährige Greis an einem schönen Morgen, so wie mit der zur mittlerweilen Sicherstellung des Aerars für die allfälligen, aus der gedachten Rechnung resul-tirenden Ersätze erwirkten Pfändung seines ganzen beweglichen Vermögens: Obligationen, Haus -, Küchen- und Kellergeräthe, Wäsche und Kleidungsstücke, überrascht wurde. R. war nahe daran, diesem harten Schlag zu unterliegen; Religion und die Theilnahme eines Freundes und Verwandten richteten ihn jedoch einigermaßen wieder auf, allein die bcstbegründetsten dießfälligen Vorstellungen tut ordentlichen Jnstanzenzuge blieben ohne Erfolg; R. starb am 26. Jänner 1842, gebeugt von physischen Leiden, wie auch von der Last seiner 87 Jahre und vom Kummer, den ihm jener Rechnungsprozeß machte, ohne das Ende desselben erlebt zu haben; erst seinem Erben gelang es, beim Monarchen die Abschreibung der seinem Onkel zum Ersatz geschriebenen Mängel von 7719 fl. 61/* kr. zu erwirken. Dieser Universal-Erbe war sein Neffe, Joh. Bapt. Lilleg, quittirter Lieutenant des k. k. 4. Dragoner - Regimentes. R. beurkundete auch in seinem Testamente seinen Wohlthätig-keitsstnn und Patriotismus, indem er von seinen Sparpfennigen 4000 fl. zu zwei Studenten-Stipendien für Verwandte, in deren Abgang für zwei Bürgerssöhne auS La as, und in Abgang dieser für zwei Jünglinge des Pfarrbezirkes La as bestimmte. Jene Bücher und Schriften seines Nachlasses, welche die französ. Landesverwaltung betreffen, widmete er dem von ihni früher so reichlich beschenkten krain. Landes - Museum. R. hinterließ, außer jenen, den Studenten-Stipendien gewidmeten 4000 fl., ein unbedeutendes Vermögen an Barschaft und Mobilien, wohl aber einige Kunststücke der Malerei, ein kleines Naturalien-Cabinet und eine kostbare numismatische Sammlung, bestehend in 7 goldenen, 2793 silbernen imb 3679 kupfernen Münzen der neuern, mittlern, römischen und noch ältern Zeit. Die Naturalien-Sammlung und Gemälde wurden nach seinem Tode hier versteigert und so zu sagen verschleudert, die Münzensammlung nahm aber der Erbe, da sich hier kein Käufer dafür fand, mit sich, und soll selbe in Wien verkauft worden seyn; ein unersetzlicher Verlust für Krain! R. nahm den Ruf eines frommen, redlichen und gotteö-fürchtigen Mannes mit sich aus der Welt, die für ihn schon seit dem I. 1837 so zu sagen nicht mehr eristirte; denn er verließ von damals an sein Schlafzimmer, welches etwa vier Schritte breit und dreimal so lang war, nicht wieder; auch sah er, außer seiner Magd, zeitweise nur 2 oder 3 Personen bei sich. Die Erde sey ihm leicht! dem Vaterlande aber wünschen wir mehr solcher uneigennütziger Patrioten und dem Staate nur solche getreue und eifrige Diener. Die Eroberung von Istrien ISIS. (Schluß.) Um 6 Uhr Morgens erhielt Hauptmann Lazar, ch Nachricht, daß der Feind von Witter bürg in folgender Ordnung anrücke: 2 Comp, vom 4. ital. leichten Bataillon machten den Dortrab, darauf die Artillerie, die Munitionsund Vagagewägen, dann marschirte der Rest der 2 Coinp. Ottochaner, welcher bisher nicht zu den Oesterreichern übergegangen war, die Gensd'armen, endlich die übrigen 4 Comp. Italiener. Als die feindliche Avantgarde am Fuße desLindaro-berges angekommen war, vergaß der von seinem Eifer fortgerissene Landsturm alle ihm eingeprägten Verhaltungen, und empfing den Feind mit mehreren Schüssen. Der Hauptmann Lazar ich befand sich in dem Augenblicke, als die ersten Schüsse fielen, bei seiner äußersten Vedette. Er fühlte, daß sein Plan durch diesen voreiligen Eifer gestört sey, daß derselbe augenblicklich geändert werden müsse; denn, wenn der Feind sich ernstlich gegen die Bauern wendete, so würden diese, allein und sich selbst überlassen, schnell zersprengt seyn, und der Feind hätte dann das Detachement durch seine so vielfache Ueberniacht überflügeln und aufreiben können. Der Hauptmann Lazarich ließ den Lieutenant Deiß mit seinen Kroaten von Cerouglie in größter Eile nachrücken. Die Bauern vom untern Monte maggiore, unter dem Anführer Martin Nauglan, wurden auf einem Hügel zur rechten Hand aufgestellt. Diese sowohl, als die vorne im Feuer stehenden Lin-darocr Bauern erhielten einige Gränzer, die ihr Benehmen leiten sollten. Mit den übrigen Bauern und den 7 Husaren ging Lazarich gerade aus den Feind los. Die den Vortrab desselben bildende italienische Division schickte einige Plänkler vor, die aber sehr bald wichen und erst auf einer rückwärtigen Anhöhe anhielten. Diese erste rückgängige Bewegung machte den Bauern Muth. Lazarich benützte den Augenblick des Enthufiasmus und rückte vor. Der Feind leistete geringen Widerstand. Lazarich drang durch das Thal von Novako und auf die Anhöhe des Lindaroberges. Run aber schien der Feind sich halten zu wollen. Erst nach einem Geplänkel von einigen Stunden, da er seine Flanken bedroht sah, setzte er seinen Rückzug fort, und Lazarich rückte dann bis an die Anhöhen von Mitterburg. Der so glückliche Fortgang des Gefechtes hatte auch jene Landesbewohner, welche bisher aus der Ferne unthätig und zweifelhaft zusahen, angereizt, an demselben Theil zu nehmen. Sie strömten in Haufen herbei. Lazarich warf dieses Volk auf seine Flügel und betrieb die rasche Vorrückung desselben, wodurch der Feind in beiden Flanken bedroht wurde. Der Feind fing an, das Thal von St. Apollonia zu verlassen und sich über Mitterburg auf die Anhöhe unter dem Calavarienberge zu ziehen. Die Anhöhe von Pessino beherrschte seine Rück-zugsstraße; er hätte durch Besetzung des alten Schlosses von Mitterburg dieselbe decken können, hatte es aber unbegreiflicher Weise unterlassen. Nun konnte die Verfolgung des Feindes entschiedene Resultate nach sich ziehen. Die rechte Flanke des Hauptmanns L a z a r i ch wurde durch die Schlucht Foiba gedeckt, der linke Flügel möglichst verstärkt und vorgeschoben. Er erreichte die über Gimino nach Pola und Rovigno führende Straße früher, als der Feind, und stand nun in dessen Rucken. Der Feind hatte seinen Angriff ohne Thätigkeit und Nachdruck begonnen; jetzt, wo er schon auf eigene Sicherheit zu denken nöthig hatte, zeigte er eben so wenig Entschlossenheit. Zuerst ließ er 2 Haubitzen stehen, dann fing er an, Munition, worunter auch Bomben waren, in die Foiba zu werfen; endlich ließ er alle seine Munitions- und Bagagewägen stehen und setzte seinen Rückzug eiligst auf dem Landwege fort, der unter Pesinvechion gegen Montona führt; vermuthlich wollte er den ervenetianischen Antheil Jstrien's erreichen und hoffte, dort sicherer zu seyn. Aber es gelang ihm nicht mehr, dieses auszuführen. Die Verfolgung war rasch. Kaum betrat der Feind das enge, fast kreisförmige Thal von Vermo, als er sich überflügelt und selbst int Rücken bedroht sah. Die Bauern, betäubt durch den glücklichen Gang des Gefechtes, gingen jetzt nicht vorwärts, sondern liefen aus allen Kräften und sprangen auf den steilen Höhen wie Gemsen umher. Der Feind hatte eine 3pfündige Kanone am Eingänge des Thales sehr zweckmäßig aufgestellt, und deta-chirte die Ottochaner links, mit sich auf dieser Flanke frei zu machen; aber der Corporal Moravetz mit seinen 6 Husaren eroberte die Kanone, und die braven Ottochaner benutzten schnell die Gelegenheit, sich von ihren Unterdrückern frei zu machen und mit ihren alten Waffenbrüdern zu vereinigen. Der Feind, dieser beiden letzten Mittel beraubt, sah nun ein, daß er nicht mehr entkommen könne, und gab das Zeichen, daß er zu parlamentiren verlange. Der Hauptmann Lazar ich ließ nun das Feuer, insofern dieses auf der weit ausgedehnten Linie möglich war, einstellen. Er kam dann mit dem feindlichen Commandanten zusammen. Dieser verlangte eine Capitulation. Laz ar ich erwiedere.' daß eine Capitulation im freien Felde gar nicht Statt finden könne, am allerwenigsten in einer Lage, in der sich das französ. Corps befände. Nun ergab sich der Feind auf Discretion und streckte die Waffen. Um 3 Uhr Nachmittags war das Gefecht am Ende; 3 Stabsoffiziere, 26 Oberoffiziere und 900 Mann mit 3 Kanonen waren eigentlich durch 56 Oesterrcicher, die nur von ein Paar Hundert, größtentheils unbewaffneten Bauern unterstützt wurden, gefangen genommen worden. Der Feind hatte über 40 Todte und Verwundete, der Verlust der Oesterreicher bestand in 7 Blessirten. Die an diesem Tage erfochtenen Vortheile hatten wichtigen Einfluß auf den Fortgang der Operationen. Die Eroberung von ganz Istrien war die Folge davon. Die linke Flanke des Generals Grafen Nugent war dadurch frei. Als dessen 2000 Mann starke Brigade am 7. September von 5000 Mann mit 8 Kanonen, in zwei auf der Adelsberger und Triester Straße vorrückenden Colonnen angegriffen wurde, und er diese Ueber-macht aufs tapferste zurückschlug, würde seine Aufgabe ungleich erschwert worden seyn, wenn der Feind noch in Jstrien's Be-jitze, mit der nun von Lazarich aufgeriebenen Colonne bei St. Mathia in seinem Rücken vorgedrungen wäre, und viel- leicht auf die Stadt Fiume selbst einen überraschenden Angriff versucht hätte; auch eine unmittelbare Verstärkung erwuchs dem General Nugent aus ben zum Waffendienste aufgebotenen Kräften dieses Landes. Wie sehr es bei Jedem der 56 Oesterreicher, die eine so große feindliche Macht besiegten, auf persönliche Entschlossenheit ankam, ist unverkennbar. Vorzüglich aber haben, sich der Lieutenant De iß vom Warasdiner Gränz - Regte., der Corp. Moravetz mit seinen 6 Husaren, und von den Anführern des istrian. Landsturmes der Kaplan Picot von Gallig na no, Martin Nauglan und Franz Battai von Boljunz, I o h an n Sest a n aus P a a ß, Flora und S ch e g l i ch von Lindaro und Franz Defranesci von Gallig-nano, ausgezeichnet.. Der Corp. Moravetz wurde mit der silbernen Tapferkeitsmedaille, von den erstem der Volksführer mit der großen, der mittlere mit der mittlern goldenen Civil-medaille mit Oehr und Band belohnt. Der Hauptmann Lazarich wurde von Sr. Majestät dem Kaiser zum Major befördert, und erhielt durch das im Jahre 1815 abgehaltene Capitel den militärischen Maria-Theresien-Orden. Der Hauptmann Lazarich kehrte, nachdem der Feind sich ergeben, nach Mitterbnrg zurück und nahm dasselbe für seine Se. Majestät förmlich in Besitz; er verwendete die Nacht, sich der Staatseffecten zu versichern, eine provisorische Verwaltung aufzustellen und seine Truppe ausruhen zu lassen, so nöthig es auch gewesen wäre, den durch die erfochtenen Vortheile verbreiteten Schrecken zur Vollendung der Eroberung dieser Provinz zu benutzen, so lag doch dem Hauptm. Lazarich noch eine andere dringendere Pflicht am Herzen. Die Zahl der gemachten Gefangenen überstieg vielfach die Stärke seines ganzen Detachements; sie in Witter bürg zu behalten, war höchst gefährlich, hätte das Detachement an diesen Ort gefesselt und ohnehin an keine weitere Unternehmung zu denken verstattet. Um sie nach Fiume zu transportiren, war eine hinreichende Bedeckung nöthig; aber woher sollte Lazarich diese nehmen, da seine ganze Truppe sich zur Zahl der Gefangenen wie 1 zu 20 verhielt. Der Entschluß, den er endlich faßte, die Gefangenen selbst mit seinem ganzen Detachement zu begleiten, dann aber schnell nach Istrien zur weitern Unternehmung zurückzukehren, das war unstreitig das Zweckmäßigste, aber auch dieses war nicht ohne bedeutende Gefahr verbunden; denn die schwache Escorte mußte den einzigen Weg längs dem ervenetianischen Istrien einschlagen, in dessen Flanke auf einer Länge von 10 Stunden eine damals noch feindlich gesinnte Nationalgarde von 4000 Mann herausbrechen konnte. Am Morgen des 5. September marschirte Lazarich von Mitterburg ab, und erreichte an diesem Tage, zwar mit großer Anstrengung, aber ohne unglücklichen Zufall, den Monte maggiore und Castua. Die feindliche Nationalgarde, welche sich bei Tschernitza ober Pinquente zusammen gezogen, hatte kaum das Schicksal der Linientruppen erfahren, als sie, vom panischen Schrecken ergriffen, eilends zerstob. Am 6. kam die Colonne glücklich über Lippa zu Fiume an. Den Befehlen dcS Grafen Nugent zn Folge und mit Einverständniß des englischen Admirals Freemantle, ging Hauptm. Lazar ich mit seinem auf 120 Mann verstärkten Detachement, nach des Generals Grafen Nngent glücklichen Gefechten bei Jellschane und Passiek, am 8. Sept. Abends über den Monte inaggiore, und rückte am 9. wieder zu Mitterbnrg ein. — Am 11. besetzte ein Theil des Detachements, vereint mit dem Landstürme, Pola, dessen Garnison sich zu Schiffe nach Venedig gerettet hatte, und wo 57 Kanonen erbeutet wurden. Einer andern Abtheilung öffnete das feste P i n g u e n t e die Thore. — Am 12. wurde Capo d'Istri a umzingelt, indeß ein engl, Linienschiff nebst einer Fregatte nahte, um den Angriff zur See zu unterstützen. Ein Oberst mit zwei Bataillons Nationalgarden ergab sich, als mit der Beschießung der Stadt gedroht wurde, auf Capitulation. Um Mittag wurde die Stadt von den Oesterreichern übernommen; 7 Kanonen und viele Munition wurden erobert. — Am Abend hatte Lazarich bereits die Höhen ober Trieft besetzt, und die Herstellung der Communication mit dem General Grafen Nugent vorbereitet. Istrien war somit erobert, eine Volksmasse von 120.000 Seelen für Oesterreich gewonnen; an weit ausgedehnten Küsten die Verbindung mit den Engländern und die Unterstützungen der kräftigen Operationen zur See geöffnet; eine feindliche Truppenzahl von 1100 Mann außer Gefecht gebracht, 07 Kanonen erbeutet; und dieses Alles wurde in der kurzen Zeit von zehn Tagen von einer Handvoll Leute, fast ohne Aufwand von Menschen und Geld bewirkt. — Von Capo d'Jstria ans störte Hauptm. Lazarich die Verbindungen des Feindes mit Triest. — Die Eroberung von Istrien machte es dem General Grafen Nugent möglich, am 16. Sept., als er in den Stellungen von Jellschane undLippa von einer so großen feindlichen Uebermacht angegriffen wurde, jenen schönen Flankenmarsch auszuführen, indem er den Feind durch die Absenkung des Majors Gavenda nach Fiume täuschen ließ, sich selbst aber nach Istrien zog, wodurch der Feind zur schleunigen Ver-laffung des schon besetzten Fiume und zur Rückkehr gegen Triest und A d e l s b e r g gezwungen wurde. Während der General Graf Nngent über Mitterbnrg und Pinguentc nach Capo d'Jstria vorging, um den Feind in dessen rechter Flanke zu bedrohen, errichtete der Hauptm. Lazarich in dortiger Gegend binnen drei Tagen ein Bataillon von 1000 Mann Freiwilligen und organisirte zugleich den Landsturm. Am fünften Tage nach begonnener Werbung stieß dieses Bataillon schon zur Brigade. Diese braven Leute thaten, obwohl noch nicht montirt, treffliche Dienste. Sie wurden Anfangs zur Blokade von Triest verwendet. Nach dessen Einnahme ward das Bataillon, welches, nebst einer neu errichteten Division Castuaner Jäger, dem Commando des nunmehrigen Majors Lazarich anvertraut wurde, theils zu General Grafen Nugent's Brigade nach Italien eingeschifft, theils zur Blokade von Venedig bestimmt. Auch der organisirte Landsturm rückte, als der Vicekönig vordrang, über den Monte maggiore nach Krain, brach zwischen Seno set sch und Präwald heraus, und imponirte dem Feinde sowohl durch seine bedeutende Zahl, als durch seinen Eifer. Die Mitterburger errichteten in der Folge von den aus der Foiba geholten französ. Bomben ein Monument auf ihrem Franziskaner-Platze, zum Andenken des unvergeßlichen 4. Sept. 1813, welcher glückliche Tag sie, nach den Wünschen ihres Herzens, wieder mit Oesterreich vereinigte. Wir glauben, daß die Kriegsgeschichte wenig Beispiele aufweisen dürfte, wo so große Resultate mit so geringe» Kräften und in so kurzer Zeit bewirkt wurden. Der Muth dieser Handvoll entschlossener Krieger, die warme Anhänglichkeit, eifrige und tapfere Thätigkeit der braven Jstrianer haben gleiche Ansprüche auf unsern Beifall. — Beide haben sich mit Ruhm bedeckt, beide sich um das Vaterland verdient gemacht. Der Landsturm gegen die Franzosen zu Meustadtl im I. ISO?). Bon mir, als Augenzeugen. Es war gegen Ende des Sommers int I. 1809, als die Franzosen, in Folge des Wiener Friedens Krain behaltend, auch zu Neustadtl einzogen. Es war dieß ein langer Zug, der nicht enden wollte, von 1 Uhr Mittags bis gegen Abend, nachdem am Vortage die Avantgarde, tu wenig Mannschaft bestehend, angekommen war. Wir betrachteten diese fremdeit Truppen mit Neugier und mit einer gewissen Angst, int Bewußtseyn, daß sie von nun an unsere Herren seyn sollten. Zwar haben wir schon int 3.180% die Franzosen in N e u st ad t l gesehen, allein nur auf eine kurze Zeit; jetzt aber wußten wir, daß sie bleiben werden. Niemals jedoch konnten wir uns mit ihrem Anblicke befreunden, denn sie waren ein fremdes Volk, das unsere Sprache nicht redete; daher betrachteten wir sie als Fremde, als Feinde, als Eroberer, auch dann noch, als sie schon ein Paar Jahre bei uns waren, und als sie auch bei uns schon Truppen geworben hatten. Niemals nannten wir sie die Unserigcn; ihre Truppen, bei welchen auch unsere Brüder schoir waren, niemals unsere Truppen. Wir sahen sie beiläufig so an, als jetzt die Algierer ihre Herren, die Franzosen, ansehen. Wir sehnten uns stets nach unseren Truppen, nach den österreichischen, die jenseits der Save cantonirten. Diese wieder zu sehen, war aller Bürger und der Jugend sehnlichster Wunsch. Ich glaube, man kann sagen, daß die Franzosen in Krain eigentlich keine Freunde, keine wahren Anhänger hatten. Und als im I. 1813 der Krieg wieder entbrannte, hofften wir zuversichtlich, weil wir es wünschten, wieder österreichisch zu werden, unseren Truppen und unserer alten Regierung mit der aufrichtigsten Offenheit, Zutraulichkeit und Herzlichkeit entgegen zu kommen. Wir erkundigten uns beim Wicderaus-bruche bes Krieges im Herbste des Jahres 1813 mit einer unruhigen Sehnsucht nach jeder Bewegung der Oesterreicher, und jede Schlappe, die die Franzosen erhielten, that uns wohl, und als die Oesterreicher schon bei Laibach waren, pochte uns da§ Herz vor Freude in der Hoffnung, daß die alte Regierung bei uns wieder befestiget iverde. Wie befremdete es uns aber, bald darauf öfters hören zu müssen, daß wir französisch gesinnt seyen! Die boshaftesten Verleumder wußten nämlich Gehör zu finden. Damals also, als die Franzosen int 3.1809 Krain in Besitz nahmen und auch in Neustadtl einrückten, betrachteten wir diese fremden Truppen, wie gesagt, mit einer gewissen Angst. Wir bemerkten auch, daß die Mannschaft nicht drei, sondern nur zwei Mann hoch ging, und es waren viele Unterbrechungen, wo nur 2, 5, 10, 20 Mann einherzogen. Als sie sich auf dem Platze in der Stadt ausstellten, verschwanden sie bald wieder, um andern Platz zu machen; sie gingen in die Gassen, gleichsam auf ihre Quartiere, und mehrere zogen weiter. Wir glaubten Anfangs, cs sey eine große Macht; bald jedoch merkten wir, daß es Kniffe der Franzosen waren; denn wir erkannten, daß die nämlichen Truppen, welche schon in der Stadt waren, nach einer Zeit wieder einzogen. Es war ein italienisches Regiment, die Offiziere waren großentheils Franzosen. Endlich kam noch eine Batterie. Wenige Tage nach diesem Einzuge verminderte sich die Anzahl der französischen Truppen in Neustadt!, bis auf etwa zwei Compagnien; die übrigen zogen weiter an die Gränze und mehrere nach Carlstadt. Die zurückgebliebenen Soldaten mit zwei kleinen Feldkanoncn bildeten die Besatzung der kleinen Kreisstadt Neustadtl in Unterkrain. Diese Soldaten wurden in den Häusern der Stadt einqnartirt und die Caserne blieb leer. Sie lebten bald in einer vollkommenen Unbesorgtheit, keine Gefahr ahnend. Damals war noch Franz Graf v. Hohenwart Kreis-hauptmann zu Neustadtl; Anfangs October kam ich von den Ferien nach Neustadtl, um im Hause der KreiShauptmanns-Witwe Fr«u v. Coppini für den kleinen Sohn Carl und die Tochter Marie Hofmeistersdienste zu versehen. Ich hörte von den Vorbereitungen auf dem Lande zu einem Landstürme gegen die Franzosen. Die Bevölkerung von Tr essen, Seisenberg und Umgebung wurde zuerst aufgeboten. Die Bauern rüsteten sich und zogen am 12. October gegen Neustadtl, und am 13. darauf früh um beiläufig 9 Uhr, in großen Massen von B er sch l i n kommend, herab bis vor die Thore zu Neustadt!, ohne daß die Franzosen das Geringste davon ahneten; auch wir wußten es nicht. Auf dem Platze war Wochenmarkt, Montag, und die Leute, welche auf den Markt gekommen waren, mußten Nachricht davon erhalten haben, denn sie fingen an, ihre Waren aufzuräumen und nach einander fortzugehen, sprechend: Gredo! gredo! *) Und als wir sie fragten, wer denn komme, schwiegen sie und gingen eilends alle fort, auf die Brücke zu. In wenigen Minuten war der ganze Marktplatz leer. Auf ein Mal hörten hur etliche Schüsse oben beim Kreisamt. Wir eilten dahin, um zu sehen, was es sey: da begegneten wir mehreren herablausenden , erblaßten Soldaten, welche neben dem Kreisamte ihr Proviant so eben gefaßt hatten undunbewaffnet waren, und andern Leuten, welche uns ermahnten, schnell nach Haus zu gehen, wenn wir nicht erschossen werden wollten. Ich und uoch einige junge Leute waren mit, und wir erfuhren bald die wahre Thatsache; wir hielten es für das Klügste, uns aus der Gefahr zu entfernen. Ich eilte nach einer engen Gasse hinter dem Schulgebäude, um auf mein altes Quartier zu gelangen, *) „Sic kommen, sie kommen!" neben einem niedern Hanse vorbei, wo eben ein zitternder, blasser Soldat sein Gewehr geladen hatte, das er sogleich auf mich ansetzte. Ich zeigte ihm, daß ich unbewaffnet sey; da ließ er von mir ab und eilte zu den ©einigen. Als ich aber nach wenigen Schritten an die Ecke des Schulhauses kam, wo eine freie Aussicht auf den Platz war, feuerte ein Mann vom Platze aus auf mich, dessen Kugel mir dicht am Ohre vorbeipfiff. Jetzt lief ich, was ich laufen konnte, auf mein nahes Quartier zu und wurde auf diese Art geborgen. Ich war damals 17 Jahre alt. Wir waren sehr begierig auf den Ausgang dieser Unternehmung. Wir beobachteten und horchten aus dem Dachfenster des Hauses, was sich beobachten ließ. Wir hörten viele Schüsse im obern Theile der Stadt, und von Zeit zu Zeit ein Pelcton-feuer und Geschrei. Die Soldaten riefen: Briganti! briganti! Der Kampf zog sich nicht weiter herab in die untere Stadt. Wir wünschten, die Bauern möchten siegen, aber wir fürchteten sie. Wir dachten auch nicht daran, daß diese Unternehmung gegen die siegreiche französ. Armee, und nach bereits mit Oesterreich geschlossenem Frieden, ohne Truppen und gewiß ohne Einwilligung und Geheiß, ja sogar ohne Wissen der österr. Regierung, als eine Privatunternehmung, eine Unüberlegtheit und ein wahrer Tollsinn sey. Wir dachten auch damals nicht daran, wie strafbar es war, die armen Bauern dazu gezwungen zu haben, ohne sie mit Waffen und mit Anführern zu versehen. Jeder hatte sich bewaffnet, wie er konnte; einige mit schlechten Gewehren, die meisten mit eisernen Spitzen und Hacken, auf sehr langen, unbeguenten Stangen. Wir sahen von unserem Fenster eine abgesprengte Truppe von beiläufig 10 Mann Bauern mit solchen sonderbaren Waffen, die über die kleinen Häuser hinauf ragten. Sie gelangten bis zur Ecke des Schulhauses, wo auf mich geschossen wurde, und wo auch sie mit einer Salve begrüßt wurden, worauf sie eilends untkehrten und so schnell sie konnten zurückliefen, von woher sie gekommen waren. Wir hörten bann, daß diese unglücklichen Leute bald darauf sämmtlich umgekommen seyen. Dieser Kampf dauerte schon beiläufig anderthalb Stunden und es war noch kein Ende. Viele Bauern hatten sich in der Stadt von der Haupttruppe verloren. Eine Abtheilung zog gleich Anfangs in das Capitelschloß, dort die Casse vermuthend, und sperrten hinter sich daö Hausthor fest zu. Alle diese wurden überfallen und, wie es hieß, im Hofraume erschossen. Nach 11 Uhr fingen zwei Kanonen an zu spielen, denn die meisten Bauern waren int Rückzüge begriffen, und die Franzosen schickten ihre Kartätschenladungen zum Abschiede nach. Ich sah einen Kartätschenschuß dicht neben einer Truppe fliehender Bauern fallen, ohne daß Jemand getroffen worden wäre. Früher konnte man wahrscheinlich darum die Kanonen nicht brauchen, weil die Bauern zerstreut waren. Gegen Mittag hörte das Feuern größtentheils auf, und nur einzelne Schüsse fielen noch, wenn hier oder da ein Bauer aus feinem Verstecke hervorkam und sich durch die Flucht retten wollte. Die noch in der Stadt zurückgebliebenen Bauern waren nur darauf bedacht, sich zu verstecken, und auch zu uns kam ein Bursche von Treffen, der uns um Gottes Willen bat, i ihn bei uns zu verbergen. Dieß war aber bedenklich; denn eben publiciste man in allen (Sassen, daß unter strengstem Befehle und bei eigener Verantwortung und Todesandrohung fur die Hausherren, jeder versteckte Bauer sogleich auszuliefern sey, und gleich darauf wurden Hausdurchsuchungen vorgenommen. Zum Gluck hatten wir eine Grotte in unserem Garten an der Gurk, und daneben einen Dünger-hausen. Dorthin brachten wir den Burschen und warfen den Eingang mit Dünger zu; dessen ungeachtet zitterten wir für uns und für ihn. Glücklicherweise fand mau ihn nicht. Hier wurde der Bursche durch 10 Tage ernährt und erhalten, aber nur bei Nacht dursten wir ihm die Nahrung bringen, weil jenseits der Gurk ein französ. Wachtposten stand, der alles genau beobachten konnte. Nach Abzug der Wache führten wir ihn Nachts in einem kleinen Kahne auf das jenseitige User. Nach mehreren Monaten erst kam er uns besuchen, um sich für die glückliche Rettung zu bedanken. Am 13. October Abends wurde die Stadt in Belagerungszustand erklärt, und eine Woche durfte Niemand weder ein« noch ausgehen, außer mit Militärbegleitung. Noch am selben Abende wurden einzelne versteckte Bauern aus den Häusern hervorgezogen und sogleich auf der Gasse erschossen, jedoch traf meines Wissens dieses Los keinen Bürger der Stadt. Am folgenden Tage sah ich, daß drei Manu Soldaten zwei Bauern aus einem Hause brachten und sie wenige Schritte davon niederschössen. Man sagte, daß bei 4000 Stürmer angekommen waren, und bei 73 davon gefallen seyen. Von den Gefallenen der Franzosen wurde uns nichts bekannt; es verlautete nur von 6 oder 7 Mann, die beim Einrücken der Bauern vor dem Kreisamte ergriffen und fortgeschleppt wurden. Was mit ihnen geschehen, erfuhr man nichts Verläßliches; wahrscheinlich wurden sie umgebracht. Ohne Zweifel sind von den Franzosen noch mehrere umgekommen, die aber wahrscheinlich geheim beerdiget wurden; auch die gefallenen Bauern hat man eilends und im Stillen begraben. Das Unglück so vieler Bauern rührte vorzüglich von ihrer Unerfahrenheit und Unkenutiiiß der Kriegskunst her, indem sie nicht zusammen hielten, sondern sich sogleich zerstreuten, anstatt die unvorbereiteten geringen ftanzös. Truppe» schnell zu überfallen und die Kanonen unbrauchbar zu machen, was sie leicht hätten thun könne». Auch war es von ihnen thöricht, ohne einen erfahrenen Anführer, sich an eine solche Unternehmung zu wagen. Diejenigen aber, welche diesen ungerechten und unsinnigen Landsturm angeordnet und die unerfahrenen Leute in dieses leicht vorherzusehende Unglück getrieben haben, selbst aber nicht mitgehen wollten, tragen das schreckliche Schicksal so vieler Menschen und den Jammer der Familien auf ihrem Gewissen, und es hat wenig gefehlt, daß sie den Franzosen verrathen und in die Hände gefallen wären. — Ich kenne Alle, und verabscheue sie noch jetzt wegen dieser That. Und hätten die Bauern auch gesiegt, was hätte das genützt? Am folgenden Tage, 14. October früh, zog eine Abtheilung Franzosen aus der Stadt, um die nahen Dörfer zu verbrennen. Zuerst wurden die Capitel'schen Meiergebäude auf der Anhöhe gegen Berschlin angezündet; bann die Dörfer Berscht in und Prezhna. Hierauf zogen sich die Truppen in die Stadt zurück, um auf St. Michel zu gehen und auch dieses Dorf zu verbrennen. Schon waren sie auf dem Wege dahin, und hatten bereits die Brücke zu Neustadtl passtrt, als der Kreishauptmann und einige Frauen aus der Stadt zu dem französischen Commandanten gingen und ihn nach vielen Bitten zur Schonung bewogen. Auch Treffen wäre verbrannt worden, hätte nicht der damalige Dechant, Hr.Michael Muschizh, es durch Bitten abgewendet. Indessen wurde der thörichte Landsturm im ganzen Kreise Neustadtl eifrigst betrieben. In G o t t s ch e e wurden einige Franzosen gräßlich umgebracht. Der Kreiscommissär Cusp er ini wurde dahin beordert, wo er sich aber zu hoch-müthig benahm und einen kläglichen Tod fand. Auch hier zu S t. K a n z i a n und zu St. Margarethen wurde der Landsturm aufgeboten, versammelt und vom Werbbezirks-Verwalter durch eine feurige Rede zu dieser Unternehmung angeeifert. Da aber der Verwalter sein Versprechen, mitzugehen, nicht hielt, sondern sich dann vor den Bauern versteckte, gingen die Stürmer nur bis zum Strugerwalde, wo sie sich zerstreuten. Wie brutal sich die Bauern unterwegs gegen die Geistlichen und Andere benommen haben, wie es ihnen nur darum zu thun war, um zu rauben und zunehmen, was sie fanden, wissen noch Diejenigen zu erzählen, welche es damals mit angesehen haben. Eine Abtheilung französ. Truppen ging nach Gottschee, von wo sie nach etlichen Tagen eine Menge geplünderter Waren und Kirchenparamente in die Stadt Neustadtl mitbrachten; auch Meßgewänder, welche sie allda anzogen, damit auf dem Platze herumspazierten und ihr Gespötte trieben, was ich selbst gesehen habe. Endlich legte sich dieser unsinnige Sturm und die Leute kehrten zur Einsicht und zur Vernunft zurück; die französ. Regierung wurde nun im Lande mehr und mehr organifirt, bis auf das Jahr 1813, wo endlich ihr Kriegsunglück sie hoffentlich auf immer von uns vertrieb. St. Kanzian bei Gutenwerth im Juli 1831. Ioh. Salokar, Pfarrer unk Vereins-Mandatar. In der Matrikel der Pfarrkirche S t. V e i t ob Laibach, redigirt von Barthol. Suppanz, damaligen Cooperator daselbst, vom I. 1749, liest man von der St. Rochuskirche in Dravle Folgendes: Nona et octava filialis ecclesia (non computatä Sc. ecea. parochiali S. Vili) est 8. Rochi Confessoris. Haec ecclesia ex voto erecta suit anno 1644. Cum enim co anno pestis in pago Dravle grassaretur, et intra quatuordecim dies ultra centum homines absumeret, Labacenses unacum his incolis voverunt a edification em ecclesiae in honorem 8. Rochi, super quo iliieo malum cessavit, ita ut nullus amplices moreretur. Aedificium aclinic eo anno coeptum suit. Anno 1683, die 4. Julii ad liane ecclesiam ex urbe Labacensi suit solemnis processio instituta in gratiarurn actionem, quod Deus banc provincial» a peste praeserva-verit, dum' per trienium in proximis vicinis provinces Styria, Carinthia, Croatia et Goritia grassarelur. Initium iiujus processionis sieb at ex Calheclrali ecclesia usque in Dravle in uno Continue, et pariter in reditu, ubi »nines ecclesiastics, patriae proceres, praecipua nobilitas, officiates , cives, et opificum Gonfraternitates sub vexilis, pedestres comparuerunt: aliquot niillia. Sacrum decantavit de Ssma. Trinitate Octavius Comes — Luccelteni Praepo-situs; in Cathedrali landein decantabatur musicaliter: Te Deum taudamus. Hoc tempore apposita suit in gratam rei memosiam, lapidi incisa sequens inscriptio: Divo Rocho ad depellendos Epidemiae morbos a Deo Delegat» patron»: Quod non solum facto ad ejus honorem voto hic in Dravle erigendi templum Anno M.DC.XL.IV. ibidem grassaniern pestem sedaverit extinxerit, compresserilo; sed ctiam Universam provinciam Ducatus Carnioliae a peste In Styria, Carinthia, Croatia et Goritia usque ad confmia in tertium annum grassante, depopulante Exemerit, salvaverit, servaverit In coelestis potentiae et humanae spei mensuram et argumentum Nec non seine posteritatis recomendationem Aemonensis civitas Patron» suo exhibet Anno Aerae christianae M.DC.LXXXII. qm" est Aemonae Conditae M.M.DXXXXIV. Haec inscriptio perduravit usque ad novam ecclesiam quae ex novis fundameniis in praesentem formam erecta est anno 1730. — Ecclesia haec habet duas campanas, major fusa est 1733, minor 1651. VERZEICHNISS der vom historischen Vereine für Krnin erworbe nett Gegenstände. Nr. 53. Von betn löblichen A n s s ch n s se des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde: r>) Historisch-topographische Beschreibung der wüsten Ortschaften int Churfürstenthuine Hessen und in der großherzoglich - hessischen Provinz Oberhessen. 3. Heft. Cassel 1851. 8. Nr. 54. Vom Herrn Rechnungs - Offizial Joseph Schrei Edlen v. Redl werth: eine schöne Silbermünze vom Kaiser Trajanus, welche beim letzten Hause vor dem Richtplatze am Fuße des Golouz- Berges tut Monate Juni 1851 ausgegraben wurde. (Reu. Der sitzende Flußgott, mit der Umschrift: 8. P. 0. R. Optimi Principi.) Nach Christi um das 1.105, zu welcher Zeit Trajanus Cos. V. war.) Nr. 55. Von der fohl. antiquarischen Gesell-s ch a st zu S i n s h e i m: Dreizehnter Jahresbericht an die Mitglieder der Sins-heimer Gesellschaft zur Erforschung der vaterländischen Denkmale der Vorzeit. Sinsheim 1851. 8. Nr. 56. Von der löbl. Direction d e s W e tz l a r'-schen Vereins für Geschichte und Alterthums-künde: Wetzlar'sche Beiträge für Geschichte und Rechtsalterthümer. Im Namen des Vereins herausgegeben von Dr. Paul Wigand. Dritter Band, drittes Heft. Mit einer lithographirten Ansicht des alten deutschen Reichsadlers auf einem Sigille Kaisers Ludwig V. von Baiern vom 1.1345, und Kaisers Carl IV. vom I. 1361. Gießen 1851. 4. Nr. 57. Vom Herrn k. k. Gubernial - und ersten Kreisrathe Friedrich Ritter v. Kreuzberg: Der von der k. k. Landesbau-Direction im October 1823 aufgenommene Situationsplan der Hauptstadt Laibach und eines Theiles des städtischen Pomeriums. Nach dem Maßstabe von 1 zu 1800. Nr. 58. Von den löbl. A n in alten des historischen Vereins für M i t t e l fr a n k e n: Neunzehnter Jahresbericht dieses Vereins. Ansbach 1851. 4. Nr. 59. Non dem löbl. Ausschüsse des histo-rischen Vereins für das G r o ß h e r z o g t h u m Hessen zu D a r m st a d t: Periodische Blätter für die Mitglieder der beiden histo-rischen Vereine des Großherzogthums und des Churfürstenthums Hessen. Ausgegeben int Juli 1851. Nr. 60. Vom Herrn Hermann Schanda, jubil. k. k. Gubernial - ErpeditS - Director : Ein Manuscript, betreffend das Notariatswesen in der Zeitperiode der französischen Regierung in Jllyrien seit 1809 bis 1813. Nr. 61. Vom Herrn Hieronimus Ullrich, fürst-bischöfl. Briren'scher Förster zu Veldes: Zwei alte, für die Geschichte der Heilkunde interessante Bücher, und zwar: a) Examen Chirurgicum. Gedruckt zu Frankfurt a. M., verlegt durch Johann Weh, Buchhändler in Augsburg. MDCLX. In Leder gebunden. b) Kurzer, jedoch eigentlicher Bericht von drei abscheulichen ansteckenden Seuchen oder Krankheiten. Verfaßt vom M. Joseph Schmid, dem Aeltern. Gedruckt zu -Augsburg durch Johann Schultes, und verlegt von Joh. Weh, Buchhändler daselbst. Anno MDCLXVII. In Leder gebunden. (Fortsetzung folgt.) Druck von Jgn. v. Kleinmayr §5 Fedor Bamberg in Laibach.