An «LVWS MswLllLfchLW VeWLV! Cin Wort zur Verständigung gclcgenheitlich des vom Vereine „8loven>" in Wien ergangenen Aufrufes. Von LuilZrrel» L848. Druck bei Joseph Blasnik. Brüder! Ihr habt den Aufruf vernommen, welchen ein Verein patriotischer Männer, der unter dem Namen „slovenju." in Wien zusammengetreten ist, an Euch gerichtet hat. Dieser Aufruf ermahnet Euch: »jede Wahl von Volksvertretern für das deutsche Parlament zu Frank¬ furt abzulehnen, gegen die von den Behörden zu diesem Zwecke an Euch ergehende Aufforderung zu protestiren und auf die amtliche Protokollirung des Protestes zu dringen." Hört nun auch eine Gegenstimme aus einem nicht minder patriotischen Herzen. Patriotismus aber sichert nicht vor möglichen Jrrthum und einseitiger Auffaffung deS Stand¬ punktes. Darum hört diese und andere Stimmen, die sich noch erheben sollten, prüfet alle und dann entscheidet. Man sagt Euch in jenem Aufrufe, Deutschland wolle unter der Maske der Verbrüderung dem erwachenden Oester¬ reich den Todesstoß versetzen! -— Verlangt doch von Jenen, die diese Anschuldigung einem der edelsten Völker Europas ins Angesicht schleudern, die Beweise dafür! Man sagt Euch, das Wahlgesetz rede nur von Deut¬ schen, welche zur Volksvertretung wählbar sind. — Leset doch selbst die vom Fünfziger-Ausschuße in Frankfurt unterm 3. April d. Z. ausgegangene Bekanntmachung der Beschlüsse 4 des Vorparlaments, leset den damit übereinstimmenden Er¬ laß unsers Ministers deS Innern vom 15. d. M. , Z. 783, worin ausdrücklich bestimmt wird, daß jeder selbstständige, volljährige Staatsangehörige als wählbar und wahlbercchti- get zu betrachten sei. Der Ausdruck: »Staatsangehörige" beseitiget jeden Zweifel über die Gleichberechtigung aller in deutschen Bundeslanden wohnenden Volksstämme. Man sagt Euch ferner, der deutsche Bund gedenke Euch keine Garantie für Eure Nationalität zu gewähren. — Welche andere, welche bessere Garantien für die Entwicke¬ lung Eurer Nationalität wollt Ihr und könnt Ihr wollen, als die Freiheit! Unser Anschluß an den deutschen Bund ist ein Anschluß an euren Bund, der Gegenseitigkeit und Brüderlichkeit, an einen Bund der Gleichberechtigung, der Humanität und der Freiheit. Nicht unter der deutschen Nationalität besteht die Eure, sondern gleichberechtiget ne¬ ben jener. Alle Grundrechte und Forderungen des deutschen Volkes werden auch im gleichen Maße für Euch errungen. Zn diesem Sinne haben österreichische Abgeordnete bereits zu Frankfurt im Fünfziger-Ausschuß gesprochen, aus freiem Antriebe, ohne Euer Mandat, weil sie Euer gutes Recht, wie das eigene warm im Herzen tragen. In diesem Sinne hat aber auch Vorparlament und Fünfziger-Ausschuß Eure Stellung im deutschen Bunde aufgefaßt, wie Ihr aus den offiziellen Berichten seiner ,Beschlüsse 'ersehen, und einem Augenzeugen glauben mögt. Man lenkt Eure Blicke auf den Heldenkampf deutscher Brüder in Schleswig-Holstein, um Euch ein Beispiel deut¬ scher Lethargie anzuführen! — Wohlan, blickt immerhin auf jenen blutigen Kampfplatz, aber mit schärferem, gerechterem Auge! dann werdet Ihr Euch mit uns überzeugen, daß die unläugbar stattgefundenen, beklagensmerthcn Versäumnisse nicht dem neu erstandenen Deutschland zur Last fallen, son¬ dern, daß sie ein böser Nachlaß der alten bösen Zeit, eine Nachwirkung, ein letztes Todeszucken des alten gestürzten Systems sind. Eben weil Deutschland seine frühere Schwäche und Zerrissenheit erkannte, raffte es sich empor und ringt freudig darnach, sich durch Einigung neu zu kräftigen. Ihr aber werdet den Erweckcr von dem Schläfer zu unterschei¬ den wissen. Mon fordert Euch auf — und mit vollem Recht — treu an Oesterreich zu halten; zugleich aber beschwört man Euch dieses Oestrereich bei dem ersten entscheidenden Schritte, den eS thut, zu verlassen und zu verläugnen. Oesterreich schließt sich an Deutschland an, Ihr sollt Euch von Deutsch¬ land lossagen, Oesterreich schickt Volksvertreter nach Frank¬ furt, Ihr sollt gegen eine solche Volksvertretung protcsti- ren, und doch sollt Ihr dabei immer treu an Oesterreich hal¬ ten! Welche Widersprüche! Man verweist Euch auf die Lehre der Geschichte. Ja, prüfet nur jene inhaltsschwere Blätter, sie werden Euch in Erinnerung bringen, wie in den alten Tagen der Kraft im Glanzpunkte Eurer Geschichte, Eure Väter treu zu den Deutschen und das deutsche Volk treu zu Eurem Volke stand in Noth und Gefahr, zu gemeinsamen Kampfe gegen den damaligen Erbfeind! Sie werden Euch aber auch wie¬ derholen, was Ihr noch nicht vergessen haben könnt, wie in den späteren Tagen unserer gemeinsamen Schmach das 6 nun gestürzte Regierungssystem die verschiedenen Volks¬ stämme zu trennen wußte, auf daß es die Vereinzelten bes¬ ser zu knechten vermöge. Ahnt Ihr nicht, daß Ihr durch die Euch zugemuthete Trennung von Deutschland, unwill¬ kürlich ganz im Sinne und Plane und gleichsam unter dem Einflüße jenes verhaßten Systems handeln würdet? Slovenische Brüder! nun Hand aufs Herz zur red¬ lichen offenen Beantwortung einer Frage! Eure Trennung von Deutschland wäre auch Trennung von Oesterreich; seid Ihr aber gerüstet und vorbereitet, seid Ihr einig genug, Euren Landen eine selbstständige slovenisch-nationelle Ver- walrung zu geben und zu erhalten? Wahrlich in diesem Augenblicke seid Ihr es nicht (die Geschicke Eurer Zukunft liegen noch verhüllt in Gottes und Eurer Hand), Ihr habe jetzt nur die Wahl des Anschlußes an befreundete verbrü¬ derte Stämme. Wollt Ihr nichr mit Oesterreich zu Deutsch¬ land halten, so bedenkt, daß jeder Schritt, mit dem Ihr Euch von Deutschland entfernt, Euch mittelbar immer näher zu Rußland führt. Könnt Ihr dieses wollen? Slovenische Brüder! Das im Mai zu Frankfurt am Main zusammentretende Volksparlament ist eine konstitu- ircnde National-Versammlung; seine Aufgabe ist die Be¬ ratschlagung und Beschlußfassung über die künftige Verfas¬ sung Deuschlands! Da Ihr in einer Bevölkerung von mehr alS einer Million Seelen Landestheile bewohnt, die zum deutschen Bunde gerechnet werden, seid Ihr berechtiget, beiläufig 20 Deputirte Eurer Wahl nach Frankfurt zu schi¬ cken. Wolle Ihr nun auf diese Eure angestammte Stellung zu Deutschland auf dieses Euer Recht blindlings verzichten, 7 wollt Ihr freiwillig der dargebotenen Gelegenheit aus dem Wegs gehen, auch Eurerseits mitwirken zu können, daß die zu schaffende Verfassung auch Eurer nationellen Ent¬ wicklung zum Schutze und Schirme werde? Wenn Ihr wirklich die Existenz des österreichischen Kaiserstaates, die Souveränicätsrechce unsers Monarchen, die heiligsten In¬ teressen Eurer Nation bedroht glaubt, wohlan, im Parla- lament zu Frankfurt ist ein würdiger Kampfplatz, diese hei¬ ligen Güter zu vertheidigen. Dort wird zu bcrathen sein, ob Oesterreich als Theil eines „Bundesstaates" in Deutsch¬ land aufzugehen, ob es im innigen Anschluß an einen „Staatenbund" seine Selbstständigkeit zu bewahren habe? Oesterreichs Ministerium hat sich in dieser Frage bereits aus¬ gesprochen. Oesterreichische Abgeordnete — wenn auch nicht Alle, so doch gewiß viele — werden dort für die Euch als gefährdet geschilderten Güter kämpfen. Wollt Ihr durch Euer Wegbleiben die Zahl jener Kämpfer für eine gemein¬ same, für Eure Sache schwächen und vermindern, den Kampf erfolglos machen? Werdet Ihr das Recht haben, über eine Niederlage zu klagen, wenn Ihr Euch am Gefechte selbst nur als ferne Zuschauer betheiliget, während Euer Ein¬ schreiten vielleicht den Sieg Eures Banners herbeiführen konnte? Sollte aber — was Gott verhüte! — im Parlament zu Frankfurt Eurer Nationalität Unrecht und Ungebühr zu- gemuthct werden, dann ist dort erst der rechte Platz, der feierliche Moment Euern Protest Angesichts Europa's aus¬ zusprechen und auf dessen. Protokollirung zu dringen, ja 8 sogar, wenn Ihr wollt, Euren Austritt mit Würde und Nachdruck zu bewerkstelligen. Oesterreichs Anschluß an Deutschland ist unabweisbar, ist feierlich ausgesprochen. Damit aber das Gewicht seines Beitrittes entscheident in die Wage der Geschicke falle, muß es in seiner ganzen Macht und Stärke, mir dem ganzen ungeschwächten Reichthum seiner Volkskraft beicrcten. Darum haltet bei diesem Schritte fest an Oesterreich, das Ihr ja er¬ halten und verherrlichen wollt, und tretet vereint mit allen Euren österreichischen Brüdern in den Rath der deutschen Völker; entsendet Erkorne Eurer Wahl, Eure freisinnigsten, unabhängigsten, vaterlandsliebenden und erleuchteten Män¬ ner zu dem großen Tage nach Frankfurt! Möge ihr Wir¬ ken zum dauernden Heile der Nation, ihnen selbst zum un¬ vergänglichen Ruhme gedeihen! Und so grüßt auch diese Ansprache Euch zum Schlüße mit dem herzlichen Rufe: Hoch die Slovenen und die übrigen österreichischen Brüder! Hoch unser Ferdinand! Hoch unser constitutionelles Oesterreich! Aber sie fügt noch bei: Oesterreich im innigen Bunde mir dem einigen Deutschland! Laibach am 26. April 1848.