Heft 11/12 November/Dezember 1919 der Sühne des heiligsten Herzens Jesu Organ des Marien-Bereines für Afrika und des Theologen Missions-Verbandes Österreichs Erscheint monatlich einmal und rostet jährlich mit Post t K — 2 9)!£. — 3 Frc. Redaktion und Administration: Missionshaus MiUand bet Üriren, Tirol. Druck von A. Wegera f. b. Hofbuchdruckerei, Brisen. A A A A A A A šj» Inhalts - Verzeichnis: Liebe Leser, treu dem „Stern"! 155. — Das Opfer 156. — Sein Sakrament 160. — Des Mis sionärs Heimweh 161. — Aris Sill 162. — Atschal-ladid 163. — Die fünfte Bitte des „Vater unser" 165. — Nachrichten des Theologen-Missions-Vcrbandes Österreichs 168. Abbildungen: Der Missionar ans Besuch beim Häuptling 157. — Eingeborene Schutzmannschaft 164. Kopfputz eines Negerkriegers 166. — Wohnung der Eingeborenen ans Borneo 169. — Ein Kleiner, der gerne nach Europa geschickt werden mochte 172. I Dient vornehmlich der Unterstützung und Ausbreitung der Misiionstätigkcit der Söhne des heiligsten Herzens Jesu und sucht Verständnis und werktätige Liebe des Missionswcrkcs in Wort und Schrift zu fördern. :: Das Arbeitsfeld dieser Missionäre ist der Sudan (Zentral-Asrika). :: Der .Stern dcrRcger'erscheint monatlich und wird vom Missionshaus Milland b.Brixen(Snbtirol) herausgegeben. Abonnemcntspreis ganzjährig mit Postversendung 4 Kronen — 2 Mark — 3 Franc. Der Heilige Vater Papst Pius X. hat der Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern den apostolischen Segen erteilt. Für die Wohltäter werden wöchentlich zwei heilige Messen gelesen. Mit Empfehlung der hochwürdigsten Oberhirtcn von Brixcn, Brünn, rcitmcritz, Linz, Olmittz, Marburg, Trient, Triest und Wien. Heft 11/12 November/Dezember 1919. . XXII. Jahrgang. Liede Leser, treu dem „Stern"! • Missionsbegeisterung! — Was liegt nicht in diesem einen Wort! Es erzählt uns von den heiligen Aposteln und Glaubensboten, die unserer Heimat die Segnungen des Christentums gebracht, von dem felsenfesten Gottvertrauen, vom nimmermüden Eifer, der sie keine Mühe, keine Gefahr sch uen ließ, sodaß sie als mutige Soldaten Christi allen Schwierigkeiten die Stirne boten. M>ssionsbegeisterung, das Wort bringt uns Kunde von den Arbeiten und Opfern der Missionspriester und Miisions-schwestern aller Zeiten bis auf unsere Tage; es berichtet uns nicht minder von der warmen Anteilnahme am Missionswerke Vonseite der Gläubigen daheim, wie auch sie gebetet, gearbeitet und geopfert haben für das Werk der Glaubensverbreiiung. Missionsbegeisterung soll uns gerade heute mehr denn je erfüllen. Der Krieg und viel- leicht noch mehr dieser sogenannte Friedensschluß haben uns deutlich genug gezeigt, daß das Leben der Völker ein unglückliches werden muß, wenn man ihnen Religion, Sittlichkeit, Gewissen, Gott nimmt. Nun, der Missionär will eben diese Güter den Heidenvölkern bringen, helft mit. Durch den Krieg wurden die Missionen stark geschädigt, cs braucht also mehr denn je Missionsarbeit, Missionshilfe. Der Schaden erstreckt sich nicht bloß auf das eigentliche Missionsfeld, sondern auch;üufdie Missionsanstalien in Europa. Die Vei lüfte an Menschenleben und Berufen, die viele Missionsanstalten zu beklagen haben, sind nicht die einzigen Opfer, die der Krieg auferlegt hat. Mancherlei andere Schwierigkeiten sind wie giftige Pilze nach dem Kriegsgewitter rasch und üppig gedieh-n. Wenn ich z. B. an unser M ssionshaus in Milland denke: Die Ptetse der verschiedenen Bedarfs- artikel, heißen sic nun Lebensmittel, Stoffe, Leder, Heizmaterial oder wie immer — die Auslagen für den „Stern der Neger" gehören ja auch her — sind für uns gleich hoch wie für andere- Für einen auf Almosen angewiesenen wird man die heutigen Preise sehr oft geradezu als unerschwinglich bezeichnen müssen. Das Missionshaus in Milland ist zum größten Teil aus Almosen angewiesen; Obst- und Gemüsegarten und eine kleine Ökonomie reichen bei weitem nicht für die Bedürfnisse des Hausest Die Mehrzahl unserer Wohltäter wohnt nun aber in Deutschland und „Österreich" und da bis in die letzten Wochen Geldsendungen ins besetzte Südtirol nicht möglich waren, floß diese Unterhaltsquelle spärlich. Die Spenden, die aus Deutschösterreich kommen, verschwinden zudem beinahe beim Umwechseln der Kronen in Lire. Stand die.Krone zur Zeit des italienischen Einmarsches doch noch auf 40 Centesimi, so zahlen sie jetzt dafür 8—10 Centesimi, so daß eine Lire 10 Kronen kostet. Wenn ich unsern werten Lesern diese Rechnung da vormache über Bedürfnisse unseres Hauses, so soll darin auch nicht der geringste Vorwurf gegen sie ausgesprochen feilt; im Gegenteil, ich spreche ihnen hier eigens unsern herzlichsten Dank für ihre bisherige Hilfe aus. Wohl aber dürfen sie die Bitte darin lesen, gerade jetzt ihrem Missionseifer, ihrer Missionsbegeisterung treu zu bleiben und, wenn es möglich ist, noch etwas tiefer in ihre Börse zu greifen. Bezüglich' des „Stern der Neger" mögen es uns die werten Leser nicht verargen, wenn wir den Bezugspreis erhöhen: Die Reichsdeutschen zahlen wie bisher 2 Mark, im besetzten Tirol setzen wir den Preis auf 2 Lire fest, für Deutschösterreich usw. auf 4 Kronen. Bei Erwägung des heutigen Kurswertes der Krone wird sich an dieser kleinen Änderung gewiß niemand stoßen; wir sind überzeugt, daß unsere lieben Leser dieses Missionsalmosen gerne geben werden. Diejenigen, die mit dem diesjährigen Abonnementsbeitrag aus irgendeinem Grunde noch ausständig sind, ersuchen wir jetzt, da der Geldverkehr wieder halbwegs geregelt ist, das Geld einzusenden. Die P. T. Abonnenten außerhalb des von Italien besetzten Gebietes von Südtirol mögen zur Einsendung von Almosen, Bezugsbeträgen, Taufen usw. die Zahlkarten des Postsparkassenamtes in Wien resp. München benütz-n; die Äbonnenten des besetzten Gebietes von Südtirol bedienen sich der Postanweisungen und senden die Geldbeträge direkt an unser Missionshaus in Milland bei Brixen. Das Opfer. (Don Wilhelm wiesebach S. ?.) (Schluß.) „Mit wachen Augen träumen soll man überhaupt nicht, Karl; noch weniger aber soll man Träume von „diesem und jenem" zu Rate ziehen, wenn es sich um eine so wichtige Lebensangelegenheit handelt. Träume sind Schäume und Stimmungen sind sehr oft Versuchungen. — Hier nimm mal eine Zigarre und setz dich zu mir aufs Sopha. Junge, ich will jetzt wieder das alte „Du" auskramen. So kann ich besser mit dir reden als mit dem „Sie", das nur dem Lehrer und nicht meinem alten Freund Karl zukommt." Der Pastor hielt ihm die Zigarrenkiste hin; Karl nahm eine Zigarre und setzte sich willig in die Sophaecke. „Bitte Hochwürden, reden Sie so zu mir, wie Sie es für mich am besten finden. Ich weiß mir selbst nicht recht zu helfen." — „Nun Scherz beiseite! Ich halte es tatsächlich für deine Pflicht, bei deiner Mutter auszuharren. Kein Mensch kann von deiner Mutter verlangen, daß sie dich ziehen läßt und selbst auf die Straße geht." GO. GO 00 COCO GO 00 GO 03 « I mmmmmmmro 3» s k "L- 4 „Das habe ich mir auch gedacht. Aber immer und immer ringt sich in mir der Gedanke an den Ordensberuf durch." „Gut; ist dein Beruf echt, dann wird der liebe Gott auch schon den Weg zu ihm öffnen." ' „Aber wie lange mag das noch dauern? Ich werde ganz verstört in meinen Gedanken. In die lustigste Gesellschaft und gerade in sie hinein verfolgt mich diese Idee." „Fasse das als eine Prüfung Gottes auf, als ein kleines Kreuz. Wie viele Menschen kommen nicht zu dem.Lebensberuf und Ziel, der in ihnen steckt und das sie erreichen möchten. Darin liegt bei Tausenden die Tragik ihres Lebens. Ich glaube, daß auf diesem kleinen Vorfriedhof mancher geborene Gelehrter und Künstler liegt, der nie zur Entfaltung seiner Talente und zur Verwirklichung seiner stillen Herzensträume gelangte, weil die Verhältnisse es nicht wollten. Und doch ist der Weg zum Himmel von unserm Kirchhof gerade so nahe wie von dem denkmalreichen Totenacker einer Großstadt." „Aber bei mir sind alle Bedingungen erfüllt bis auf die eine." „Und diese ist gerade ^ür dich die . ausschlaggebendste. Du mußt die Stimme der Obern als die Stimme Gottes achten. Halte dich in allem so, daß, wenn Gott dieses Hindernis beseitigt, du sofort ins Land deiner Sehnsucht, in den Orden eintreten kannst. So wird dir der Ordensgedanke zu einem Schutzengel. Opfere die Schwierigkeiten und trüben Stimmungen, die dir aus der Unterdrückung deines Herzenstriebes und der Erfüllung der Sohnespflicht erwachsen, für deine Mutter, für dich selbst und für die Tausende junger Leute auf, die wie du den Ruf des Herrn in sich vernehmen, aber ihm taube Ohren entgegenbringen, dann tust du ein Gott gefälliges Werk und bist ein Apostel für die Seelen anderer, ohne das geistliche Gewand zu tragen." „Ich will verbuchen, Hochwürden, mich in diese Gedanken einzuleben, wenn es mir auch schwer wird." „Und beten, lieber Freund, beten 1 Erfülle deine Standespflichten als L.hrer bis auf das letzte Pünktchen und deine Kindespflichten mit gewissenhafter Liebe. Lebe jedem neuen Tag, als hättest du keine andere Aufgabe als die, die er dir bringt. Führt dich dann der liebe Gott doch noch in den Orden, dann hast du doppelte und zehnfache Freude an deinem Beruf, weil du ihn dir selbst durch treue Arbeit bewahrt und errungen hast. Schau, es gibt in jedem Orden gute,, reine Kinder, die ins Kloster kommen unter Singen und Lachen, Stanislausseelen. Es gibt aber auch viele, die sich ihr Glück erkämpft haben durch häusliche und seelische Schwierigkeiten hindurch wie der Stifter der Gesellschaft Jesu, der heilige Ignatius, und auch der Jugendpatron, der heilige Aloysius. Beide Gattungen von Ordensleuten hat Gott lieb. Es kann sein, daß er dich zur zweiten Gattung berufen hat. Aber vorläufig keine Zukunftsmusik, nur Alllagsarbeit, wenirs auch Versuchungen bringt, und Tränen kostet." „Aber, Hochwürden, ich habe Sie heute ganz um die Musik gehracht mit meinen öden Gedanken." „Deine öden Gedanken waren mehr wert als alle Musik. Aber wir können ja doch noch ein paar Akkorde spielen. Stimme deine Geige. Hast du den „Tod des heiligen Fran-/ ziskus" bei dir?" „Ja, den wollen wir spielen, wenn's Ihnen recht ist." Der Priester ging zum Harmonium und gab das a, während Karl sein Instrument stimmte. Und dann klang die himmlisch zarte Musik Edgar,Duels wie selige Verzückung durch den Raum, und mit den Tönen sang sich Friede und Zuversicht in Karls Seele. * Es war ein herrlicher Frühmorgen im April. Auf der Landstraße, die von Karls Dorfe zur Bahnstation führt, gingen drei Menschen. Eine Frau mit einem großen Bündel, zwei junge Männer Der eine trug einen großen gelben Handkoffer, der andere nur einen Spazierstock. Es war Frau Schirmer mit ihrem Sohn Karl und dem neuen jungen Lehrer des Dorfes. Die drei sprachen sehr wenig und nur in kurzen Worten. Als sie die letzten vorgelagerten Häuser hinter sich hatten, verabschiedete sich der neue Lehrer von Karl und der Mutter mit langem Händedruck ltnb kurzem Gruß. Dann ging er zurück dem Dorfe zu mit ernst gesenktem Haupt. Als er das erste Haus erreichte, trat eine Frau aus der Türe. „Guten Morgen, Herr Lehrer." „Guten Morgen, Frau " „Ist es wirklich wahr, was man sich erzählt?" „Ja es ist wahr. Herr Schirmer geht zu den Jesuiten." „Wie hat er das aber alles so still machen können?" „Das hatte alles die gute Mutter so schön in die Wege geleitet." „Ja, die sah man immer, man mochte in die Kirche kommen, wenn man wollte, vor dem Heiland unter dem Turm knien." „Die Jesuiten wollten auch den Lehrer nicht nehmen, bis die Mutter versorgt sei. Da hatte sie gut beten." „Wißt Ihr denn nicht, was die Mutter jetzt tut?" „Nun, ich denke, sie begleitet den Sohn zur Bahn." „Und dann?" „Ja, und dann geht sie wohl zu Verwandten." „Jawohl zu Verwandten! KeinWensch im4 Dorf weiß es noch. Aber mir hat es unsere Lisette, die beim Grafen in Dienst ist, gestern abend gesagt: Die alte Frau Schirmer geht als Kinderfrau zu Graf Langerfeld.'" „Was? Die gute alte Frau?" „Ja, üe hat selbst an die Jesuiten geschrieben, sie habe ein herrliches Auskommen und Unterkunft gefunden, ihr Sohn, der Karl könne jetzt auch ruhig ins Kloster gehen. Der Graf wollte ihr umsonst ein Stübchen und Kost geben, als er hörte, was ihr Sohn vorhatte, aber die gute Frau wollte durchaus nichts davon wissen. Sie wollte arbeiten für ihr Brot So chat ihr denn endlich der Graf ihren Willen getan und sie als Kinderfrau angestellt." „Was hat denn aber der Lehrer dazu gesagt?" „Was der gesagt hat? Er konnte nicht viel sagen. Sie hat ihn um ihrer Seele Seligkeit angefleht, doch ja zu gehen und das zu werden, wozu ihn der liebe Gott berufen hatte." „Liebe Frau, ich will Ihnen sagen, die 6e1ben, Mutter und Sohn sind Heilige." „Wenn der Karl, der Lehrer, hier zu seiner ersten Messe kommt, dann wollen wir aber das Dorf auf den Kopf stellen und der Frau Schirmer wollen wir einen Extratriumphbogen bauen."' * * Langsam setzte sich der Zug in Bewegung. Aus einem Abteil dritter Klasse winkte Karl mit dem weißen Taschentuch der Mutter den letzten Gruß zu. Sie stand auf dem Perron,' das rot und weiß karierte Bündel neben sich, und drückte und preßte das blaue Taschentuch in den Händen. Anstecht stand sie da, trockenen Auges. Als von dem Zuge nur meh^ ein schwarzes Viereck und eine weiße Dampffahne zu sehen war, faßte sie ihr Bündel mit der Linken, griff mit der Rechten in die Kleidtasche und zog einen Rosenkranz hervor. Um die Hügel in der Ferne lagen die Morgennebel wie Opferschwaden, und zwischen den Bäumen des Waldes ^leuchtete das Morgenrot hindurch. Aufrecht und fest ging die Mutter der Sonne entgegen. « Stern bet Neger Left 11/12 WO Sein Sakrament- von Joseph Mayer s. J. Missionär in wallon (JnPien). „Da habt ihr ihn," sagte sein Datei und hob einen armen Krüppel vom Pferde. „Sein Vater und die andern Angehörigen sind von der Pest dahingerafft. Ich mag ihn nicht. Hier sitzt der Balg auf eurer Veranda. Macht mit ihm, was euch gefällt, nur schickt ihn mir nicht zu." Spricht's, steigt wieder auf und reitet davon. — Der Junge lag auf den Steinfliesen, konnte nicht gehen und nicht stehen und kein Wort ordentlich anssprechen, ein unsauberes, buckliges, stotterndes Zwerglein von etwa zehn Jahren. Man hob ihn auf, trug ihn zu beit Zöglingen und empfahl ihn ihrer Obhut und Geduld. Der Lehrer brachte ihm die Gebote Gottes bei und Pater Doering bereitete ihn allmählich zur heiligen Taufe und dann zur ersten Beichte und zur heiligen Kommunion vor. Johannes wurde er in der Taufe genannt, „so—vo—vo-channes," wie er selbst mit rollenden Augen und vielem Schlucken es zu stottern pflegte. — Das Buckelchen hatte inzwischen allerlei liebenswürdige Eigenschaften gezeigt, und jeder war ihm gut. Einmal fand man Gieza vor der geschlossenen Sakristei kauern, während die anderen ihr Brot aßen. Der Pater sah ihn erstaunt an: „Hast du Streit?" „Nein, Saheb (Herr)!" — „Warum issest du nicht?" „D — ich fsfaste." — „Wie, was? jetzt mitten im Jahre?" — „Saheb," lautete die Antwort, „heute ist der erste Regen gefallen, der liebe Gott will uns neues Brot geben; dafür wollte ich daükbar sein und heute zu seiner Ehre keines essen." Wieder vergingen Monate. Der hochwürdigste Herr Bischof kam. Er stutzte, als er den Wicht an der Kommunionbank gewahrte, hockend natürlich, denn knien konnte er ja nicht. Genug, Johannes erhielt ein neues Sakrament, die Firmung. Eines schönen Tages hört ihn Pater Doering draußen vor seiner Türe schnaufen und hernmrutschen. Nun war es still. „Wer ist da?" „D —ich," und es rutscht wieder, und es erscheint das grinsende Gesichtchen im Rahmen der Türe: „Ich, vo—vo—channes!" „Aha, und was will unser Johannes?" „S—Sakrament!" „So.? Wieviele hast du denn schon?" „Vier," antwortet er. „Und welches willst du denn jetzt?" Und Johannes stottert heraus: „Die Ehe!" — Der Pater wollte fast vom Stuhle fallen. Eine bedeutsame Pause trat ein. „Ja, Johannes, schau, das hat eine eigene Bewandtnis, da müssen ihrer immer zwei sein. Hast du denn schon eine Frau? — „Nein, nein, nicht so!" wehrte sich der Kobold und schnitt verzweifelte Entschuldigungsgesichter, „anderes Sakrament! für Kranke'" — „Ah, die heilige Ölung?" „D ja" erwiederte er. Neues Staunen! „Aber du bist. ja nicht krank, Johannes! 1 Später, Später!" Das Kind rutschte von dannen, rutschte aber am nächsten Samstag wieder in die Kapelle, just bis an den Beichtstuhl und hockt sich vor des Paters Füße, bringt sein Gewissen in Ordnung und rutscht wieder heim. Zwei Tage später kam der Lehrer gelaufen, gleich nach der heiligen Messe, und meinte, mit Johannes gehe was vor. Der Pater holt das heilige Öl, eilt hin und kommt noch gerade recht, Johannes empfängt „sein Sakrament" und stirbt. Heft 11712 ©tern der Neaer 161 Des Missionärs tseimwesi, ' Wenn die silberklaren Sterne durch die Bambusbüsche flimmern, Und die Engel in der ,lerne still die Mondesgondel zimmern; Wenn die schläfrigen Zikaden zirpen in den Mangobäumen, Und die schtparzen Toddipalmen in den Abendhimmel träumen; Wenn die Nacht den schwarzen Schleier um die müde Stirn sich windet, Und int stillen Dörflein droben still das letzte Licht verschwindet; Wenn der Sorgen wirre Ranken sich im Dunkel still oerbergen, Wandern sinnend die Gedanken nach den fernen Heimalbergen. Wo der Gießbach schäumt und brodelt über wilde, schwarze Steine, Raunen dunkle Schwarzwaldiannen.Märchen leis im Mondenscheine. Einsam hängt des Gigers Hi'nte droben an der steilen Halde, Halb begraben unterm Strohdach, halb versteckt im Tannenwalde. Einsam blinft ein matter Schimmer durch die grünen, blinden Fenster, Und die Nelkenbüsche huschen auf und ab wie Nachtgespenster. Einsam sitzt die alte Mutter, aus dem Boden liegt die Kunkel, Stille steh; schon längst das Spinnrad, und ihr Auge starrt ins Dunkel. — Ja, als noch der Giger lebte, in den guten, alten Tagen! Ach! schon manche Winter kamen, seit sie ihn zu Tal getragen. Noch war ihr ein Sohn geblieben, doch der ist vor vielen Jahren Zu den fernen Heidenländern übers weite Meer gefahren. O wie freute sie sich immer, wenn er von der Schule kehrte Mit der bunten Burschenmütze und dem Preise, der >hn ehrte! Und wenn dann an Feiertagen sie zur Kirche talwärts fuhren, O wie schauten da die Knechte, o wie grüßten da die Buren! Harte Arbeit auf dem Felde, hartes Brot und hartes Borgen — Eine Hoffnung hielt, sie aufrecht und versüßte alle Sorgen Bald wird er als Gottes Priester seine erste Messe singen! O fast wollte ihr vor Freude und vor Glück das Herz zerspringen! — Ach! wie schnell die schönsten Träume Sturmeswinde rauh verwehen! „Mutier, laß mich in das Kloster, in die Heidcnländcr gehen!" — „Gottes Wille, unser Wille, führt er auch auf hurten Wegen!" — ' Trägen brachen ihre Stimme, doch sie gab ihm ihren Segen. Arme Mutter^ teure Mutter, möge Gott dein Opfer lobnen. Mögen dich die Engel trösten, die im Himmel droben wohnen. Fremdes Land und tiefes Wasser trennt die Palme und den Flieder; Droben ist die wahre Heimat, droben sehen wir uns wieder. Aus der schwarzen Waldschlucht drunten leuchten rote Lagerfeuer. Arme, schwarze Waldeskinder! Unser Herr erkauft euch teuer! (albern glänzt die Mondessichel überm dunkeln Felsenhange, Silbern schimmert eine Zähre heimwehkrank auf brauner Wange. Khandala (Indien), Dezember 1911. Fr. G. Schurhammer 8. .1. - * - - ,, • ‘ ^ Ms £uL Ehrwürdigste Mutter Oberin! Ich antworte nun auf Ihren lieben Brief, in dem Sie unter ander», auch de» Wunsch äußerten, einiges über unsere kleinen Arbeiten hier in Lul zu erfahren. Vor allem kaun ich Ihnen eine schöne Gnippe von — Neuchristinueu vorstellen; viel stub’s freilich nicht, es geht eben bei den Schilluk wie bei den übrigen Negerstämmeu: Die Frauen sind die letzten beim Eintritt in Gottes Reich, die Männer tun es ihnen im allgemeinen zuvor. Man möchte fast sagen, daß bei den Negern die Frauen geistig beschränkter sind als die Männer und zugleich ein wenig leichtsinniger. Haben sie übrigens einmal das Christentum ersaßt, dann sind sie sehr brav and wissen die Lieblichkeit und Schönheit unserer heiligen Religion recht zu schätzen. Könnten Sie, Ehrw. Mutter, nur z. B. ihre innige Andacht zur allerseligsten Jungfrau sehen! Die erste, die getauft routbe«, wollten wir natürlich Maria nennen; der zweiten legten wir den Namen Konstantia bei, d,r uns au unsere gute Mutter Oberin erinnert, eine andere wieder hießen wir Josefa zur Erinnerung an jene, die gleichsam der Eckstein unseres Hauses in Lul war, die aber bereits seit Jahren im hiesigen Friedhofe ruht Auch die andern Mitschwestern, die auf dieser Station waren oder doch Beziehungen dazu hatten, übersahen wir bei der Wahl der Tausnamen nicht, sodaß wohl ein Dutzend Schwestern ihre Namen unter unseren Christinnen wiederfinden könnten. Wir haben auch einige Katechumenen, die bald zur heiligen Taufe zugelassen werden können. Unter ihnen verdient besondere Erwähnung eine, die es sich hart erkämpfen mußte, den Katechismus besuchen zu können, die manche Unbilden und Schläge zu dulden hatte. Doch sie überwand die Schwierigkeiten und hat reichen Nutzen aus unserm Unterricht gezogen. Wir unterweisen sie jetzt auch ein wenig in Führung des Haushaltes, in reinlicher und ordentlicher Verrichtung der häuslichen Arbeiten. Da sie ein kluges frisches Mädchen ist, gelingt ihr alles gut und einer der bravsten Burschen der Mission hat sie auch bereits zur Braut erkoren. Warum ich zu Ihnen gerade von dieser Kate-chumene spreche? Weil ich hoffe, daß Sie mein Schreiben auch andere sehen lassen und mir so irgendeine gute Frau ausfindig machen, die sie adoptieren und ihr den Namen geben möchte. Aber das unter einer Bedingung: daß man ihr nämlich ein Kleid besorgt für die heilige Taufe, das ihr dann auch bei den übrigen Sakramenten — auch als Brautkleid dienen könnte. Solche Kleider ziehen sie bloß bei großen Feierlichkeiten an und zum Kirchgang ; denn für den täglichen Gebrauch wissen die Christinnen wie auch die andern gut genug, ja sogar- mit einer gewissen Eleganz sich zu verhüllen — mittels eines Ziegenselles. Die Schillukfraueu, wenn auch Heidinnen, zeigen in ihrer Tracht einen Sinn für Züchtigkeit und Bescheidenheit, daß dagegen gar viele Mädchen erröten müßten, die durch die Straßen unserer Städte in Italien schlendern. Doch nun will ich Sie, Ehrw. Mutter, nicht länger ermüden. Es genüge Ihnen zu wissen, daß wir mit ganzem Herzen an der Bekehrung und guten Erziehung dieser unserer lieben Schillukmädcheu arbeiten. Wir hoffen, so ein wenig beizutragen zur Bildung guter christlicher Familien, auf die sich jacktie zuver- sichtliche Erwartung einer blühenden Zukunft für unsere Christengemeinden hier stützt. Unsere Mitschwestern haben früher dieses Feld, das so unfruchtbar und hart schien, mit ihrem Schweiße erweicht und guten Samen darein gestreut, wir beginnen nun mit der Ernte. Beten Sie, Ehrw. Mutter, beten Sie viel, daß diese Ernte immer reichlicher werde. Mit der Bitte um Ihren mütterlichen Segen zeichne ich mich Schwester Masi Veronika von den Frommen Müttern des Negerlandes. fltschaUadid. Atschalladid ist eine alte Dschur, aber schon eine ganz alte; sie ist, was eine Seltenheit bei den Dschur ist, Urgroßmutter. Mit gesenktem Haupte und ernstem, unfreundlichem, ja zornigem Gesicht, sah ich sie mehrmals an unserer Mission vorübergehen, und mir kam die Neugier zu wissen, wer sie sei. Ich erkundige mich und erfahre, daß sie die Mutter jenes Alten, die Großmutter jener Frau und die Urgroßmutter jener Kinder sei. Sie ist nicht von unserem Dorfe, kommt aber häufig her, um ihre Verwandten zu besuchen. Eines Tages sehe ich sie am Ende des Weges auftauchen und bleibe am Zaune stehen um sie zu erwarten. Nach ihrer Gewohnheit ist sie ernst, sehr ernst. Als sie vorbeigeht, biete ich ihr den landesüblichen Gruß, sie aber, ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen, geht eilig vorüber, unverständliche Worte vor sich hinmurmelnd. Ich gebe die Sache noch nicht verloren und suche die Alte auf, während sie bei ihren Verwandten ist. Ich finde sie aber immer zornig und unhöflich. Entweder erwidert sie nicht auf meine Fragen oder gibt trockene, barsche Antworten. Sie ist eine alte Festung, die ich aber doch mit Gottes Hilfe zu bezwingen denke. Einstweilen fahre ich fort, sie zu besuchen oder mich sonst ihr zu nähern, um ihre Freundschaft zu erwerben. Eines Tages finde ich sie ein wenig ver- ändert und zum Sprechen aufgelegt. „Höre, Vater," sagt sie, „mein Essen ist immer geschmacklos, weil ihm das Salz fehlt. Warum bringst du mir kein Salz mit, wenn du zu mir kämmst!" 'Ich verspreche ihr Salz; sie möge es am folgenden Tage in der Mission holen. Der ersten Bitte folgt eine zweite. Sie entnimmt ihrem Munde — ich bitte um Entschuldigung, wir sind unter Negern — sie entnimmt ihrem Munde den Kautabak und zeigt ihn mir mit den Worten: „Siehst du diesen Tabak? Seit gestern schon kaue ich darauf herum; er hat schon allen Geschmack verloren, und du bringst mir keinen andern; warum? ' Ich verspreche ihr auch den Tabak, und nun folgt eine dritte Bitte: „Du issest Fleisch zu Hause. Wenn deine Leute dir nichts von der Jagd heimbringen, so lässest du eine Ziege schlachten. Mir aber hast du noch nie deren Kopf gegeben. Wejßt du nicht, daß bei den Dschur der Kopf ein bevorzugter Bissen für die Alten ist. Bin ich vielleicht nicht alt; siehe, diese Kinder nennen mich Urgroßmutter." Ich versichere ihr. daß ich sie in allem befriedigen werde und verspreche Salz, Tabak und Ziegenkopf. Sie ist damit zufrieden. Nach einigen Tagen erkrankt Atschalladid. Es ist nichts Ernstliches, allein bei ihrem Alter muß man an das denken, was einzig notwendig ist. Ich besuche sie jetzt häufiger und spreche ihr von Gott und ihrer unsterblichen Seele, obgleich mir vorkommt, daß sie auf meine Worte wenig Gewicht legt. Nach den abergläubischen Ansichten der Dschur schreibt sie ihre Krankheit den bösen Geistern zu, die sich in diesem Dorfe niedergelassen haben müssen; sie spricht daher davon, in ihr eigenes'Dorf zurückzukehren. Es ist also keine Zeit zu verlieren. Ihr Dorf ist entlegen; die Jahreszeit ist ungünstig; die. Regenbäche sind angeschwollen. Sie in ihrem Dorf häufiger fasse ich immer bessere Hoffnungen. Als mir der rechte Zeitpunkt gekommen zu sein scheint, nehme ich einen eifrigen Neuchristen mit mir zu Atschalladid. der meine Worte durch die seinigen unterstützt Allein nach langem Reden sind wir gezwungen, unverrichteter Sache nach Hause zurückzukehren ; der Augenblick der Gnade war noch nicht gekommen. Nach einigen Tagen versuchen wir einen neuen Angriff. Die Gelegenheit ist günstig; Atschalladid ist allein zu Hause. Wir sind zu besuchen, ist für uns Missionäre gerade keine Unmöglichkeit, aber immerhin sehr gefährlich, denn in diesen Gegenden bezahlt. man übermäßige Anstrengungen mit starken Fiebern und diese nicht selten mit dem Leben Einstweilen besuche ich Atschalladid täglich in unserem Dorfe. Meine Aufnahme ihrerseits fängt an, weniger kalt zu sein, und auch meine Worte werden mit weniger Gleichgültigkeit angehört. Von einem Mal zum andern also ohne Zeugen und können ihr ganz frei und offen sprechen. Ich suche ihr begreiflich zu machen, welch große Wohltat ihr Gott gewähren will; mein schwarzer Begleiter steht mir getreulich zur Seite. Endlich frage ich sie entschieden: „Also, Atschalladid, glaubst du meinen Worten? Glaubst du, daß das, was ich dir. bisher gesagt, nicht mein Wort, sondern'Gottes Wort ist?" Atschalladid verharrt einen Augenblick im Schweigen und erwidert dann: „Höre, Vater, du bist nicht mein Sohn; du bist nicht mein Verwandter; du bist nicht einmal ein Neger. Du bist ein Fremder aus einem weit entlegenen Lande. Und doch sehe ich, daß du mir gut bist, daß du mich besuchst und mir Medizinen bringst; wenn ich dich um etwas bitte, so gibst du es mir. Warum also soll ich deinen Worten nicht Glauben schenken? Du bist gut und betrügst mich nicht." „Gut dann," füge ich bei, „wenn du meinen Worten glaubst,' bist du dann nicht bereit, zu tun, was ich dir sage? Willst du nicht das Wasser Gottes empfangen?" Die Alte beugt einen Augenblick gedankenvoll den Kopf und fragt mich dann: „Meinst du rielleicht das Wasser, das du den Jünglingen des Dorfes gegeben hast, die du jetzt wie deine Söhne halst?" „Ja, Atschalladid, gerade das Wasser meine ich?" „Gut, Vater, wenn jenes Wasser mir so wohl tut, wie du gesagt hast, warum soll ich es dann nicht empfangen? Wenn es mir die Türen des Himmels öffnet und mich in das Haus Gottes einläßt, so wünsche ich nichts anderes. Hier ist mein Kopf, gieße schnell das Wasser Gottes darüber!" Die Gnade Gottes hatte in einem Herzen gesiegt, das uneinnehmbar geschienen. Die alte Festung hatte sich schließlich ergeben; noch ant gleichen Tage wurde Atschalladid in der heiligen Taufe wiedergeboren. Zwei Tage darauf kehrte sie in ihr Dorf zurück. Als sie bei der Mlssion vorbeikam, hielt sie ein wenig inne und grüßte die Missionäre wie ihre teuersten Freunde Atschalladid ist »och am Leben. Ich hatte ejnigemale Gelegenheit, sie in ihrem Dorfe zu besuchen, und ich erinnere mich nicht, je eine herzlichere Aufnahme gesunden zu haben. Sie bleibt der Religion treu, ruft häufig den Namen der Muttergottes an und erwartet mit Ruhe, daß sich ihr die Pforten des Himmels öffnen. P. I. Maffei, F. S. C. Die fünfte bitte des „Vater unser". Es war noch zur Zeit der blutigen Sklavenjagden in Afrika, wo arabische Sklavenjäger unter dem Schutze der Nacht die friedlichen Negerdörser überfielen, die Hütten der Schwarzen in Brand steckten und die aus dem Schlafe Geschreckten mit Gewalt zu ihren Sklaven machten. Die so grausam ihrer Freiheit Beraubten gingen einer Kette von Leiden und namenlosem Elende entgegen; denn was sie während der langen Märsche durch den glühenden Sand und unter den Peitschen der unmenschlichen Treiber auszustehen hatten,- bis sie auf einem der Sklavenmärkte ankamen, spottet jeder Beschreibung. Wie tief und brennend mußte der Schmerz über diese Ungerechtigkeit nicht die Seelen der also Mißhandelten durchschneiden, tiefer und schmerzlicher noch als die Peitsche ihre entblößten Schultern. P. Liekens, ein Franziskaner-Missionär, der oft Gelegenheit hatte, solche Sklavenkarawanen zu sehen und manchem armen Kinde die Freiheit zu verschaffen, erzählte, wie solche Kinder lange noch Nachts von den schrecklichen Erlebnissen träumten und im Schlafe aufschluchzten und schrieen. Manchem Kinde wurde die schreckliche Leidenszeit, dank-der gütigen Vorsehung Gottes, der Übergang zu zeitlichem und ewigem Glücke, nämlich jenen Kindern, die von Missionären '••V- ' W i: . p j mmm zrOzrOzLOzLOzLSzLOzLOzrOzrOzL m - S,: J M . Ropsputz eines Negerkrtegers. X*X *<*X#X* X*X*X'J* X O X losgekauft und an Kindesstatt angenommen wurden. , Ein solches Glück wurde der kleinen Sklavin Suema zuteil. Sie war fast wie durch ein Wunder mit dem Leben davongekommen trotz der grausamen Behandlung der Sklavenjäger. Ihr Körper war ganz mit Striemen und tiefen Narben, welche von Peitschenhieben herrührten, bedeckt. Wie glücklich fühlte sie sich unter der liebevollen Pflege der Missionsschwestern, und wie gelehrig nahm sie die Unterweisungen auf, die sie im Katechismusunterrichte erhielt! Aber eines Tages stieß sie auf eine große Schwierigkeit. Die Schwester hatte das Vater unser erklärt und war zur fünften Bitte: „Vergib uns unsere Schulden, wie auch wir vergeben unsern Schuldigem!" gekommen. Sie sagte, es sei Gottes Wille, daß man allen seinen Beleidigern, auch den größten Feinden, verzeihe, daß man alle Gefühle der Rache aus seinem Herzen entfernen müsse, und nach dem Beispiel unseres göttlichen 'Erlösers sogar das Böse mit Gutem vergelten sollte, falls sich Gelegenheit dazu biete. Sie sagte ferner, daß das Gebot, den Feinden zu verzeihen, so schwer verpflichte, daß diejenigen, welche sich weigerten, es zu tun, auch nicht die Verzeihung ihrer eigenen Sünden von Gott erhielten. Suema hatte wie immer dem Unterrichte aufmerksam zugehört und ihn sehr gut verstanden; aber die Erfüllung dieses Gebotes erschien ihr zu schwer, ja geradezu unmöglich. Sie hatte von den Arabern so schrecklich zu leiden gehabt, daß ihr der Gedanke daran schon das Blut zum Herzen trieb utid ein Gefühl der Empörung wachrief. Und diesen Menschen sollte sie verzeihen? Sogleich Nach dem Unterrichte eilte sie zur Schwester Md fragte: „Ist das wirklich wahr? Muß itian allen seinen Feinden verzeihen? Soll ich auch jenem Araber vergeben, der meine dritte, sterbende Mutter mit der Peitsche solange geschlagen hat, bis sie tot war? O, wenn du es gesehen hättest! Er . stürzte sich wie ein Tiger auf sie! Nein, dem Mörder meiner Mutter kann ich nicht verzeihen, dem nicht!" „Kind, Kind, was sagst du da!" erwiderte sanft die Schwester, „hat nicht Jesus, als er unter den schrecklichsten Schmerzen am Kreuze hing, für seine Mörder gebetet?" „Aber ich kann das nicht," siel das Kind leidenschaftlich ein, „wenn ich auch mit dem Munde sagen würde: Ich verzeihe, mein Herz würde sprechen: Nein!" „Aber wenn du es nur wirklich tun wolltest, Suema; es kommt nicht darauf an, was du im Herzen fühlst, sondern auf das, was du willst. Willst du verzeihen, dann ist es gut, willst du aber nicht verzeihen, dann wird auch Gott dir nicht vergeben. Bedenke es wohl! Mit solchen Gesinnungen kannst du nicht die heilige Taufe empfangen; mit einem unversöhnlichen Herzen kannst du kein Kind Gottes werden. Wenn du nicht die Kraft hast, deinen Feinden zu verzeihen, dann bete, daß Gott dir Kraft dazu gibt! Auch ich will für dich beten, meine arme Suema, damit dein Herz sich ändere." Von nun an begann eine Zeit schweren Kampfes für die ehemalige kleine Sklavin; Liebe und Haß. Himmel und Hölle stritten sich um den Besitz ihres Herzens. Selbst im Schlafe kamen ihr Gedanken der Rache. So träumte ihr, sie sei ein Geier, der hoch in den Lüften über der Wüste schwebe. Da erblickte sie unten auf dem. sandigen Boden den blutenden Körper jenes Arabers hingestreckt, der ihre arme Mutter zu Tode gepeitscht hatte. Wütend stürzte sie sich auf ihn, zerhackte ihn mit dem Schnabel und zerriß ihn mit den Krallen. Da erwachte sie. Am Morgen erzählte sie den Traum der Missionsschwester, die ihr Mut und Trost zusprach und sie aufforderte, noch inbrünstiger zu Gott zu beten. Die Schwestern hatten außer der Erziehung armer Kinder auch noch die Sorge für das Spital der Mission. Sie wurden bei der Pflege der Kranken von den Kindern, soweit diese dazu fähig waren, unterstützt. Auch Suema durfte dabei helfen. Eines Tages nun brachte man einen neuen Kranken; es war der Anführer einer Sklavenkarawane, der im Kampf mit Regierungstruppen schwer verletzt worden war. Man hatte ihn mit einem Transport Sklaven überrascht, er hatte sich wiedersetzt und nicht eher ergeben, als bis er blutend zusammengebrochen war. Suema begleitete die Schwester, um ihr beim Verbinden der Wunden zu helfen; doch plötzlich wurde sie leichenblaß und schien einer Ohnmacht nahe. Sie hatte in dem Verwundeten den Mörder ihrer Mutter erkannt. Ein schrecklicher Kampf entshann sich in ihrem Herzen und hilfesuchend schaute sie zur Schwester auf. Diese hatte sie sogleich verstanden, lächelte ihr freundlich zu und sagte: „Suema, jetzt ist der Augenblick gekommen, wo du Böses mit Gutem vergelten kannst ! Gott selbst hat dir diese Gelegenheit geschickt. Zeige dich stark! Besiege dich selbst und sei großmütig! Nimm das Verbandzeug und hilf mir!" Einen Augenblick noch zögerte das Kind, dann aber nahm es seine ganze Kraft zusammen und yach Überwindung des ersten Widerstrebens fühlte es plötzlich eine ungewohnte Stärke im Herzen und half der Schwester, die Wunden des Arabers zu waschen und zu salben. Später hat Suema gestanden, daß sie nicht imstande gewesen wäre, das heftige Widerstreben, das sie in jenem Augenblick empfunden habe, aus eigener Kraft zu überwinden. Doch nachdem sie sich einige Augenblicke Gewalt angetan hatte, hätte eine nie empfundene Freude ihre Seele überströmt. Sie habe eine himmlische Süßigkeit verkostet und sich damals schon als Kind Gottes gefühlt. Als der Verwundete verbunden war, eilte Suema in die Kapelle, warf sich vor dem Altare nieder und betete mit freudigem Herzen: „Meine Mutter, o meine Mutter, die du den Mördern deines Sohnes verziehen hast, ich danke dir für deine Hilfe! — Auch ich verzeihe dem Mörder meiner lieben Mutter — ja, ich verzeihe ihm!" Wenige Tage darauf empfing sie die heilige Taufe und wurde dadurch in Wahrheit ein Kind des himmlischen Vaters und ein Kind Mariens. — Nachrichten des Theologen - Missions - Verbandes Österreichs (Cb- BL 2>b, 4L) Rechenschaftsbericht. Das abgelaufene Vereinsjahr war das schwierigste, das unser Missionsverband mitzumachen hatte und hoffentlich mitzumachen haben wird. Wenn wir zurückblicken, was denn in diesem Vereinsjahr geleistet wurde, so ist das nach außen hin recht wenig. Der Vorort konnte sich von Anfang an keine hohen Ziele setzen. Gleich bei Übernahme der Vororts-geschäste sahen wir, daß wir damit vollauf zu tun haben würden, das bisher Vorhandene zu erhalten. Depn bis zum Jahre 1918 ging's ja noch leichter, war doch in allen Seminarien wenigstens ein Friedensjahrgang. Dieser letzte ging aber auch im Herbst 1918 in die Seelsorge hinaus. Nun standen die Seminare entweder wirklich ganz oder doch fast ganz leer. Dazu kam noch die stets zunehmende Verschlechterung in Betreff der Lebensmittel und des Beheizungsmaterials, daß die meisten Seminarien gezwungen waren, den Studien- Heft 11/12 Stern der Neger - i' ■ ■ , ' ' N- ....: 'i-r’&k . - . Wohnung der Eingeborenen aus Borneo. betrieb" oft svgar auf sehr beträchtliche Zeit zu unterbrechen. Was das aber für dys Vereins-leben an diesen Anstalten bedeutet, weiß jeder, der den ausgedehnten Stoff des Theologie-studiums kennt. Bei den kurzen Studienzeiten und dem dadurch notwendig stark konzentrierten Studium und bei der geringen Hörerzahl, die das einzelne Vereinsmitglied dadurch notwendigerweise noch mehr in Anspruch nehmen ließ, war es meist ganz unmöglich, den Vereinsbetrieb in seinem ganzen Umfang aufrecht zu erhalten. Das Bestreben des Vororts ging daher in erster Linie darauf hinaus, die bestehenden Vereine überhaupt zu erhalten. Und das ist uns mit Gotteshilfe denn auch geglückt. Wie die Berichte über das Sommersemester beweisen, haben alle Vereine die schwere Zeit überstanden und wollen nun im kommenden Vereinsjahr mit neuen Kräften wieder beginnen. Nachdem mm die Seminarien den notwendigen, Zuwachs durch die Heimkehrer erhalten haben, ist auch zu hoffen, daß das kommende Vereinsjahr die Vereine und den Verband zu neuer Blüte bringen sollen. Dazu soll ja auch der heutige Vertretertag seinen Teil beitragen. Den Verband durch neue Vereine zu vergrößern, war die verflossene Zeit die denkbar ungünstigste. Doch konnten wir wenigstens einen Verein neu in den Kreis des Verbandes aufnehnien. Es ist dies der Theologen-Missionsverein Linz. Die Mis . sionsbegeisterung der Hörer und die Förderung von Seite der Vorstehung ließ die Schwierigkeiten überwinden, so daß es doch trotz der ungünstigen Zeiiverhältnisse zur Gründung kam. Eine andere Aufgabe des Vorortes be steht darin, einen möglichst regen Verkehr" ' und Gedankenaustausch der Vereine unter-, einander und mit dem Vorort herzustellen. Auch -hierin waren die Verhältnisse die un-: günstigsten.- Es kostete oft nicht geringe Mühe um mit den Vereinen immer in Verbindung zu bleiben. Die Zensurverhältnisse machten oft den Verkehr fast unmöglich So gelang es in der letzten Zeit nicht mehr mit dem Theologen-Missionsverein Weidenau eine Verbindung herzustellen. Es ist dies auch der einzige Verein von dem infolgedessen der Bericht über das Sommersemester noch aussteht. Der Verkehr der Vereine untereinander sollte hauptsächlich durch die Veröffentlichungen im „Stern" geschehen. Leider gab's aber gerade da die Haupt-störungen. Das darf einem aber nicht Wundernehmen, wenn man bedenkt, daß sowohl die Druckerei als auch die Redaktion im besetzten Gebiet lagen. Wir hoffen aber, daß dieser leider ganz unausbleibliche Übelstand in kurzer Zeit behoben sein wird. Das Nichterscheinen des „Stern" war aber in der Tat eine der größten Schwierigkeiten. Denn der Verkehr der Vereine war dadurch ungemein erschwert. Doch müssen wir der Redaktion des „Stern" dankbar sein, daß wenigstens einigemale eine Nummerersch en. Denn auch das war nur unter den größten Opfern des Missionshauses Milland möglich. Gegenwärtig sind im Verband folgende Missionsvereine vereint: Graz, Heiligenkreuz, Kla-genfurt, Linz, St. Pölten, Weidenau undcher derzeitige Vorort St Florian. Die Berichte der Vereine lasten im verflossenen Sommersemester schon eine merkliche Besserung und ein Schreiten nach aufwärts erkennen. Der Verkehr mit den auswärtigen Mitgliedern wurde weiter auszubauen getrachtet. Zu diesem Zwecke wurden die Berichte der a. o. Mitglieder au den Vorort eingeführt und vom Vorort nach vorausgegangener Billigung von Seite der Vereine in Druck gegeben. Einzelne Vereine machten schon die besten Erfahrungen. Ferner hat der Vorort den außerordentlichen Mitgliedern eine Begünstigung bei der St. Petrus Claver-sodalität erworben. Die Priesterförderer, die zugleich a. o. Mitglieder eines Theologen-Missions-Vereines sind, haben an Stelle des Mitgliederbeitrages von 5 Kr., nur den re- duzierten Betrog von 2 Kr. zu zahlen. Ferner wurde den Mitgliedern die Begünstigung beim Aschendorffschen Verlag erworben, daß sie die Zeitschrift für Missionswissenschaft zu einem ermäßigten Preise im Partiebezug vom Verlag beziehen können. Die Geldgebahrung war folgende: Einnahmen:........................... 16006 Ausgaben (für Porto und Schreibmaterial) ............................ 8761 Rest: 7245 Damit beschließen wir das 7. Verbandsjahr mit aufrichtigem Dank gegen Gott, der auch in diesem Vereinsjahr das Werk mit seinem Segen begleitet hat, daß wir auch unter diesen ungünstigen Umständen durchhalten konnten. Ferner mit vielen Dank auch gegen die Vereins-leitungen und aller Freunde unserer akad. Missionsbewegung, die uns in unseren Bestrebungen unterstützt haben. Möge sich die Theologen-Missionsbewegung in recht naher Zukunft zu einer kräftigen allgemein akademischen Missionsbewegung ausgestalten und möge diese den Missionsgedanken und die Missionsbestrebungen unserer Heimat aufs wirksamste fördern. Das sind die aufrichtigsten Wünsche, die die scheidende Leitung des Vororts dem Verbände mitgibt. II. Referat. Der Ausbau der theologischen Mssionsvereine. (Vorortleiter H. H. Hans Hollnsteiner.) Bei der heutigen Überproduktion von Vereinen ist nur der existenzberechtigt, der wirklich Taten, die der Mitwelt von Nutzen sind, hervorzubring'N versteht. Diese Leistungsfähigkeit ist aber ganz bedingt durch den Auf-und Ausbau eines Vereines. Es muß deshalb unsere erste Aufgabe sein, den Aufbau unserer theologischen Missionsvereine möglichst zu vervollkommnen und solid auszugestalten. Bei der ganzen Ausgestaltung muß uns immer das Ziel unserer Vereine vor Augen stehen: Weckung und Förderung des Interesses für die Heidenmission und die Vorbereitung für eine erfolgreiche Vertretung des Missionsgedankens in der Seelsorge. Sehr viel, vielleicht das meiste für das Wohl und Wehe des Vereines wird vom Vor-stand des Vereines und seiner Leitung abhängen. Denn das Sprichwort, wie das Haupt so die Glieder, gilt auch hier. Ist der Vorstand eifrig, so wird es ihm in der Regel auch geling- tt, ein reges Leben im Vereine zu erzielen. Da es deshalb von ausschlaggebender Bedeutung ist, daß ein tüchtiger Vorstand an der Spitze der Vereine steht, ist auf die Wahl des Voriiandes Gewicht zu legen. Da eine Wahl per Akklamation nie ohne Beeinflussung ; sein kann, wird es sich empfehlen, die Wahl nicht auf diesen ja zweifellos einfacheren Modus vorzunehmen, sondern durch schriftliche Wahl über Vorschlag der aus dem Verein ausscheidenden Mitglieder des letzten theologischen Jahrganges. Dem Vorstand, der sich gewöhnlich aus .betn Vorsitzenden, dem Schriftführer und dem Kassier zusammensetzt, obliegt außer der Vertretung des Vereines nach außen die innere Leitung des Vereines und die Erledigung der laufenden Arbeiten. Diese kann nur geleistet werden, wenn sich der Vorstand öfter zur Beratung zusammen findet. In j.dem Monat wenigstens eine Vorstandsberatung zu halten, erscheint mir als eine Notwendigkeit. In diesen hat sich der Vorstand zunächst über die Arbeit im Großen und Ganzen, die int Verlauf des Vereinsjahres geleistet werden soll, und über die Wege, auf denen er das Ziel zu erreichen sucht, klar zu werden. Dann hat er sich von Zeit zu Zeit immer ein nächstes Zi l zu stecken und auf dessen Erreichung hinzuarbeiten. Allerdings liegt da wieder die Gefahr nahe, daß der Vorstand allein arbeitet und der Verein unintereisiert zurück bleibt. Deshalb muß der Vorstand immer darauf sehen, das Interesse und die Teilnahme, der Mit- glieder rege zu erhalten. Um dies zu erreichen, soll er den Verein ständig im laufenden erhalten sowohl über den Stand der Ve bands-angelegenheiten, als besonders auch über die Ziele und Pläne der eigenen Vereinsarbeit. Es wird sich empfehlen, in den Satzungen festzulegen, daß der Schriftführer in jeder Versammlung über den Stand der Bewegung Bericht zu e> statten hat. Der Vorstand soll auch alle wichtigeren Entscheidungen, soweit es die Zeit erlaubt, dem Vereine selbst zur Erledigung vorlegen, wenigstens in der Ziikel-versammlung, und sich hüten über die Köpfe der sonst uninteressierten Mitglieder weg zu arbeiten und zu regieren. Der Vorstand soll für den Verein eine stete Quelle neuer Anregungen sein, sich dabei aber immer vor Augen halten, das Interesse aller Mitglieder möglichst anzuregen und wach zu erhalten. Das Haiiptmittel, das Ziel des Vereines zu erreichn ist die Missionsversammlung. Es gehdit auch zu den Aufgaben des Vorstandes, diese immer nach Möglichkeit anregend zu gestalt-'». Es ist dafür zu sorgen, daß in diesen Versammlungen die Mitglieder über die wichtigsten Vorgänge am Missionsseld jttib die wich'igsten missionärischen Ereignisse im Hinterlanbe des Missionärs immer im lausenden gehalten werden, besonders, wenn es die engere Heimat oder die akademische Missionsbewegung betrifft. Doch, da die Versammlungen doch nur selten abgehalten werden können, würden sie zur Eireichung des Zieles bei weitem nicht genügen. Zwei Hilfsquellen stehen uns aber noch zu Gebote. Das erste und mindeste was verlangt werden muß und für die Erreichung des Zieles eine conditio sine qua non bildet, ist das Studium oder doch wenigstens die Lektüre von Missionsliteratur bonfette des Einzelnen. Es existiert wirklich gute Missionsliteratur in- hinieichender Menge. Es muß nur das Bestreben des.Vereines in erster Linie darauf gerichtet sein, diese seinen Mitgliedern 172 St erII der Neger Heft 11/12 leicht zugänglich zu machen, durch Errichtung und möglichste Ausgestaltung einer Missionsbibliothek. Soll diese aber auch wirklich ihren vollen Wert haben, dann muß sie von den Mitgliedern leicht benützt werden können. Es ist daher nicht zu empfehlen, sie im Zimmer eines Mitgliedes aufzustellen, sondern der Raum soll gleichzeitig auch als Lesezimmer benützt werden können. Es dürfte sich in den meisten theologischen Lehranstalten doch nicht allzu schwer eilt solches Zimmer finden lassen. Eventuell könnte die Bibliothek ja auch in einem Hörsaal untergebracht werden. Eme Zusammenstellung der Werke zu bieten, die in der Missionsbibliothek zn finden sein müssen, würde zu weit führen. Ich verweise nur. ans die Zusammenstellung Z.-M. VI., Heft 1, S. 13, und auf die Zusammenstellung, die auch im „Stern" einmal geboten wurde. Nicht vergessen sollen dabei auch die Missionszeitschriften werden. Ich verweise diesbezüglich auf die Zusammenstellung, die ich im „Stern" 1917, Heft 2 und 3 mit Angabe ihres Wertes für die Studienzirkel geboten habe. Die beste Art, die Zeitschriften allen Mitgliedern des Vereines zu unterbreiten, dürfte sein, sie in geregelter Weise unter ihnen kursieren zu lassen. Die zweite Hilfsquelle ist der Missivns-studienzirkel. Der Studienzirkel ist die lebenspendende Quelle des Missionsvereines. Seine Gründung ist geradezu notwendig, wenn wirklich ersprießliches geleistet werden soll. In ihm sammeln sich die mehr interessierten Mit' glieder des Vereines, um die wichtigsten Fragen theoretischer und praktischer Natur des Missionswerkes zu behandeln. Sie versammeln sich zu diesem Zwecke wo möglich alle 14 Tage. In jeder solchen Zirkelsitzung wird eine Frage in einem Referat behandelt. Das Wichtigste ist aber die sich daran anschließende Debatte. Um eine solche zu ermöglichen, müssen in der vorausgehenden Zirkelsitzung vom Referenten schon die Quellen für dieses Thema angegeben werden. Alle Mitglieder des Zirkels haben die Pflicht, sich aus das Thema aus diesen angeführten Quellen zu informieren, damit sie dann in der Lage sind, in die Debatte einzugreifen. Die zu behandelnden Themata müssen gleich zu Beginn des Vereinsjahres an die Zirkelmitglieder vergeben werden, damit diese in der Lage sind, sich das Stoffmaterial zu sammeln und dann rechtzeitig den übrigen Mitgliedern bekannt zu geben. Was die Zirkelsitzungev betrifft, so ist es eine Streitfrage, ob die Sitzungen geschlossen abgehalten werden sollen, das heißt nur den Zirkelmitgliedern zugänglich oder allen Mitgliedern, auch wenn sie nicht dem Zirkel angeschlossen sind. Allgemein läßt sich diese Frage wohl nicht entscheiden. Als Prinzip sollte wohl der Grundsatz aufgestellt werden, die Sitzungen allgemein zugänglich zu halten, denn dann kommen doch solche Herren auch ab und zu in eine Versammlung, die sich nicht entschließen konnten, sich dem Zirkel anzugliedern. In diesem Falle sollen die Zirkelsitzungen und die behandelten Themata immer am Vortag den Vereinsmitgliedern durch ein Zirkular bekanntgegeben werden, damit die Mitglieder, die dafür Interesse haben, sich an den entsprechenden Zirkelsitzungen beteiligen können. Sollten aber Gründe vorhanden sein, die es ratsam erscheinen lassen, von diesem Prinzip abzuweichen, so ist diesen natürlich stattzugeben. Ein solcher Grund wäre z. B. der Umstand, daß sich sonst nur zu wenige für den Zirkel melden würden, wenn sie auch so den Zirkel- sitzungen beiwohnen können und dann weder zu einem Referat verpflichtet sind noch auch zum regelmäßigen Besuch der Zirkelsitzungen. Die für die Arbeit im Zirkel notwendige Literatur hat natürlich der Verein durch die Mis-s sionsbibliothek zu stellen. Doch woher soll der Verein diese Auslagen für Bücher, Zeitschriften bestreiten? Da sind wir bei der Frage der Mitgliederbeiträge angelangt: Soll der Verein bestimmte Mit-, gliederbeiträge einheben oder sollen die Ausgaben nur durch freiwillige Spenden gedeckt werden? Ich möchte entschieden für das erstere eintreten. Dem Verein muß dadurch eine gewisse Unabhängigkeit und Freiheit gesichert werden. Es muß wenigstens ein sicheres Minimum da sein, mit dem der Verein immer rechnen kann. Als Beweis dafür, daß wirklich dieser Modus der angezeigtere ist, kann der Umstand aufgefaßt werden, daß solche Vereine, die anfangs auf bestimmte Mitgliederbeiträge verzichteten, nach dem Bericht im „Stern" auch zu ersterem übergegangen sind. Nun die Höhe der Beiträge! Hier möchte ich etwas neues beantragen. Es soll ein so hoher Mitglieds-, beitrag eingehoben werden, daß davon auch unsere beiden Verbandsorgane vom Vereine abonniert werden können. Denn es ist bisher eine ganz unleidliche Sache, Haß es immer einen Kampf kostet, um die Mitglieder zum Abonnement der Verbandsblätter zu bewegen. Diese Schwierigkeit ist dann mit einem gelöst. Es wäre dementsprechend ein Mitgliedsbeitrag von etwa 4 Kr. im Vereinsjahr einzuheben. Das erzielte Vereinsvermögen, für dessen Vermehrung natürlich auch noch auf andere Weise gesorgt werden kann, soll weiter in erster Linie zur Ausgestaltung des eigenen Vereines verwendet werden. Besonders zur Ausgestaltung der Bibliothek und Haltung von Missions-Zeitschriften, ferner für die Deckung der übrigen Veremsauslagen. Wir brauchen dabei nicht im geringsten zu fürchten, das Geld gehe für die Missionen verloren. Wenn es auch nicht Ster n der R ege t Heft 11/12 m den Missionsgesell'chaften direkt zugeführt wirb, | so wird es doch auf die angeführte Weile für die Mission sogar auf hohe Zinsen angelegt. Bei der Einziehung fixer Beträge ist freilich eine gefahrvolle Klippe, daß die Vereine zu bloßen Sammelvereinen herabsinken. Diese Gefahr liegt gerade bei den Miisionsvereineitz sehr nahe, da diese ja gewöhnlich Sammel-vereine sind. Doch diese Gefahr muß in unserem Falle entschieden gemieden werden. Denn in keinem Punkt stimmen die Satzungen aller österreichischen und reichsdeutschen akademischen Missionsvereinigungen so sehr überein, als gerade darin, daß sie unbedii'gt keine bloßen Sammelvereine sein dürfen. Auch andere Verbandssatzungen setzen ausdrücklich fest (§ 5), daß bloße Sammelvereine unter den Theologen voü der Aufnahme in den Verband ausgeschlossen sind, und dies mit vollem Recht. Die Sammeltätigkeit darf niemals der Zweck unserer Vereinigungen werden, sondern immer nur ein Mittel zum Ziel. Denn seinen Mitgliedsbeitrag zu zahlen, mag genügen für den gewöhnlichen Mann, doch für den Akademiker, den geistigen Führer des Volkes ist es entschieden zu wenig. I Ein theologischer Missionsverein, der sich nur aus bie Sammeltätigkeit beschränken wollte, könnte den gestellten Anforderungen nicht genügen. Ein anderes Element das geeignet ist, das Vereinsleben zu fördern, ist die Pflege des Verkehrs der Vereine untereinander. Zu diesem Zwecke sollen im „Stern", sobald dessen Hefte wieder regelmäßig erscheinen, die Adressen der Vereinsvorsitzenden und Schriftführer veröffentlicht werden, damit auf diesem Wege sich ein Verkehr der Vereine untereinander entwickeln kann. Es darf ja selbstverständlich nicht aus dem Auge verloren werden, daß der Veikehr der Vereine durch das Verbandsorgan vermittelt werden soll. Doch gibt es Punkte, in denen man sich nicht gut des Verbandsorganes bedienen kann und will, weil sie vielleicht kein allgemeines Interesse beanspruchen können. Hier muß unbedingt der unmittelbare Verkehr der Vereine möglich sein, doch darf dies nicht so weit gehen, daß der Vorort ganz ausgeschaltet wird. Handelt es sich um wichtigere Fiagen, soll-unbedingt auch der Vorort in Kenntnis gesetzt werden. (Fortsetzung folgt.) \ Empfehlenswerte Bücher und Zeitschriften. t'eljvc »Iis beten! Vollständiges Gebetbuch für katholische Christen. Von Bischof Joh. Mich. Sailer, aus seinem größeren Werke voll ihm selbst ausgezogen. Nach der elften Originalausgabe des Verfassers neu herausgegeben von Dr. Franz Keller. Mit 26 Bildern von Josef von Führich. Zweite und dritte, vermehrte Auflage. 24° (XVI und 470 S.) Freiburg i. Br. 1919, Herdersche Verlagshandlung. Gebunden Mk. 5.20 und höher. Zum erstenmal erschien Sailers Gebetbuch im Jahre 1784, also vor 135 Jahren; es wurde bald ein Lieb-lingsbuch des detlischen Volkes, und war in vielen Ausgaben weithin verbreitet. In neuester Zeit hat sich das Interesse der Forschung ganz besonders dem Katholizismus der Aufklärungszeit zugewandt, und dadurch auch dem edlen Pädagogen und Reformer, dem milden, heiligmäßigen Bischof Sailer. Manche seiner Schriften erlebten Neuauflagen, eine Sailergeineindc bildete sich. Nunmehr machte Universitätsprosessor Dr. Franz.Keller den Versuch, das alte Sailersche Gebetbuch wieder den Betern des zwanzigste» Jahrhunderts in die Hände zu geben. Will mau das Buch kurz kennzeichnen, so muß man sagen: Es ist salbungsvoll, gedankenreich, geistreich, ost erhabenen Fluges und sehr gemütvoll. Sailers Streben in allen seinen Werken war die Herstellung eines tiefen, lebendigen Glaubens. Daher ist nicht daran zu zweifeln, daß sein Buch auch heute noch warmherzigen Betern ein vortreffliches Hilfsmittel sein wird. Die wundervollen Bilder Führichs (26 cm Zahl) sind für das hübsche Bändchen eine passende Zierde. Die „Übung" der A!utter Klara Fe», Stifterin der Genossenschaft vom Armen Kinde Jesus. Eine Anleitung zum Leben in dem Gott unsererAltäre. Fünfte und sechste Auslage. (14.—19. Tausend.) Mit einem Titelbild. 12° (VIII u. 98 S.) Freiburg i. Br. 1919, herdersche VerlagShandlnng. Kart. Mk. 2.—. Aus einer einfachen Konferenz ging diese Arbeit hervor. Dieselbe wurde zweimal als Manuskript gedruckt. Jedesmal war sic bald vergriffen, lind nicht nur in Franenkreiseu fand das Büchlein Aufnähme. Universitätslehrer und Philologen geistlichen und Welt lichen Standes bezeichneten es als wertvolles Hilfs mittel kernig-christlicher Aszese. llugewöhulich schuell war die dritte und vierte Auslage vergriffen. Nun tritt das Büchlein in fünfter und sechster Auslage' iit die Öffentlichkeit. Es verdient in seiner Eigenart die Aufmerksamkeit weiterer Kreise. In der Aszese verlangt man immer mehr nach gediegener Leitung, nach Zurückführung der aszelischen Lehren ans die großen Grundgedanken des Gottesbegriffes, der Allgegenwart Gottes, der sakramentalen Gegenwart in der Eucharistie entsprechend der Gottesmahuung: „Wandle vor mir und fei vollkommen!" In diesen Grundgedanken das tägliche Sehen zu verankern, ist wahrlich die schönste und wichtigste Ausgabe der Aszese. Und das war die Aszese der Mutter Klara vom armen Kinde 'Jesus in ihrer prächtigen Kernigkeit, Einfachheit und Fruchtbarkeit. Diesem Zwecke diente ihre „Übung", dient auch das vorliegende Büchlein. Möchte es auch weiterhin recht vielen in Welt und Kloster Freund und Führer werden! Der rote Wolf im Schafpelz. Unter dem Titel „Sozialdemokratie und Christentum oder Darf ein Katholik Sozialdemokrat sein?" hat der bekannte Sozialpolitiker Viktor Cathrein 8. J. soeben bei Herder in Freiburg ein kleines Schristchen (6,—16. Tausend. 90 Pf.) erscheinen lassen, das sehr aktnell ist. Geht doch die Sozialdemokratie daraus arts, den Lenten wcißzumachen, Religion sei Privatsache und die Sozialdemokratie habe mit der Religion nichts zu tun. DaS ist ein überaus verhängnisvoller Irrtum, von dem sich leider auch viele Katholiken haben einsangen lassen. Cathrein.geht diesem Irrtum gründlich und wissenschaftlich, aber in populärer Darstellung nach. Er setzt zunächst den Unterschied zwischen sozialdemokratischer und katholischer Weltanschauung auseinander und zeigt dann die Ziele und zum Teil schon Maß tiahmen der Sozialdemokratie gegenüber der katholischen Kirche, der Ehe, der Kindererziehung, der Schule und des Privateigentums. Da wird jedem klar, daß wahres Christentum unverträglich ist mit der Sozialdemokratie und daß ein Katholik unmöglich der Sozialdemokratie angehören kan». Denn die Ziele, die die Sozialdemokratie verfolgt, verstoßen direkt gegen die Grundsätze des Christentums, und alle, die diese Ziele durch Zugehörigkeit zur Sozialdemokratie, Stimmen abgäbe oder Beiträge für dieselbe unterstütze», machen sich miti ch uldig. Bebel hatte also ganz recht, wenn er in seinem Buche „Christentum und Sozialismus" schrieb: „Christentum und Sozialismus vertragen sich wie Feuer und Wasser." Daraus müßte jeder Katholik die Folgerung ziehen: Ein Katholik darf nie und n i m m e r Sozialdemokrat sein. Die katholischen Missionen. Illustrierte Monat-schrjft. Empfohlen von Papst, Kardinälen, Erzbischöfen und Bischöfen. Diese Zeitschrift berichtet über die gesamte Missionstätigkeit der katholischen Kirche ans der ganzen Erde. Daneben bringt sie aber auch äußerst zahlreiche Mitteilungen, die der Erbauung, Belehrung und Unterhaltung dienen und dem Missionsleben und den verschiedensten Wissensgebieten entnommen sind. Auch an rührenden Zügen aus bem Leben jener Völker fehlt es nicht. Zahlreiche itnd treffliche Illustrationen begleiten den Text. Es erscheiueil jährlich (im Verlag von Herder in Freiburg) 12 reich illustrierte Hefte zu nur Mk. 6.—. Bestellungen nimmt jede Bnchhandlting sowie jede Postanstalt entgegen. I» in mum m n1tiiiHMmttMt^t***********“‘^J»t**,“***»>“*»4***t*4tli*t*tt*t>“t*,*t**>>»>»»t*»‘»*t**»***»t»**t*t4**>****t4tt I - Wichtig I I für Missionsfreunde! I Aufstand und Reich des Mahdi im Sudan und meine zehnjährige Gefangenschaft dortselbst. VON P. JOS. OlIRWflLDER. Da von verschiedenen Seiten Nachfragen wegen des Werkes des allzu früh verstorbenen hochw. P. Jos. Ohrwalder an uns gerichtet wurden, haben wir uns bemüht, die noch erhältlichen wenigen Exemplare zu erwerben. Dank dem Entgegenkommen, das wir gefunden, sind wir in der Lage, eine beschränkte Anzahl dieses höchst interessanten Buches zu ermäßigten Preisen abzugeben. Gebunden in Ganzleinen statt K 6.40 (Mk. 5.50) K 5.— (Mk. 4.30); ungebunden statt K 5.— (Mk. 4.30) K 3.50 (Mk. 3.—). Erhältlich nur noch im ! „Missionshaus Milland” bei Br ixen (Tirol). X n Für Knaben, welche Ordens- und Missionspriester werden wollen. In unserem Mmnnntn in Pllnnii bri stiftn werden brave und talentierte Knaben aufgenommen und zu ===== Missionspriestern herangebildet. ---------------------— Bedingungen der flufnrchme: 1. Selbständige Neigung und sonstige Zeichen des Berufes zum Ordens- und Missionspriesterstand. 2. Gelehriger, lcbhaster, offener Charakter; energischer, standhafter, opferfreudiger Wille; sittliche Unverdorbenheit. 3. Gesundes Urteil und gutes Talent, das befähigt, leicht und ohne Anstand die ganzen Gym-nasialstudien durdizumachen. 4. Gute Gesundheit und kräftiger Bau, frei von körperlichen Fehler». 5. Alter von ungefähr 12 Jähren. Für die erste Klasse wird ein Alter nicht unter zehn und nicht über zwölf Jahre erfordert. 6. Pensionsbeitrag nach Ulebereinkommen mit den Eltern oder bereit Stellvertretern. Weitere Ausschlüsse werden bereitwilligst tiont Obern des Missionshauses erteilt. Man wende sich vertrauensvoll an die Adresse; P. Rektor [tied Missionshauses tu Milland bei Briren, Tirol. ill I i||iiiiiiiiii^ ^ ^ ^ ^ ^ H A H'lt 4 1' I s § 11. 14 •§■ -H H J? ^im» I u In der Numerierung der Seiten ist ein Irrtum unterlaufen: Anstatt 130 ist 98 zu lesen. 1 I __________________