^^3.^«3^ ^^-? Bibliothek V e r neuestey u II d interesstlnteften Reisebeschreibungen- Drey und dreyßigster Band, enthält: Oliviers Reise durch daS Türkische Reich, Egpplm und Persien. Britler Band. Wien, '8ay. -zn Kommission bey Anton D»ll. Magazin der neuesten « nd interessantesten Reisebeschreibungen. Neunter Band, « nthHl <: Oliviers Reist durch daS Türkische Reich, Egppten und Persien. Vriller Band. Wien, l8oy. In Kommission vep «nlon V»ll. G. A. O l i v i « r's Reise durch daS T ü r k i sch e R e i ch, Egypten und Persien, während der Jahr« »792bis »798. Dritter Band. Mit» Hupseen und , Karte. Wien, «809. In Kommission b«p «nton Hol^ Nachricht. "»«ls»besch«ibungen find set» einigen Jahren eine Mvbr-lellür« geworden, und wirtlich hat da« Publikum danul <, ihrer Lage, ihrer Geyirs« und Produkte ist «icht nur an» genehm, sondern auch wichtig für d«n S^aaltm.n», de» Gelehrten, de« Kaufmann und den Seefahrer. GelbstFrauril-»immer und Ungelehr««, welche gern «lwas Unlrrhallcll-des und Lehrreich«« leftn, und der os< so schädlichen als fitienverdrrbllchen und faden Romanen leklü«« übeldrnssiz find, finden in Aelseb«schrlil>u«gen nlcht nur reichen Stuff zur Uneerhallunq, ftndern auch augenrhme Belehrung über Dinge, welche j«dem nur e„oas g^btl^>eten M«nschen in»e» i«ssai>l slyn müssen. — Nachrichten von der Verfassung, der Regierung, der Voltsn'enge, den Villen, dem O»l» «sdienst», der Sprache, d« grösseren oder geringern Aus« bildung bey verschiedene« VHlkcrschaften sind Material«?» für den Denker, die auf die Spur von Wahrheiten l«ilrn, «reiche für bie Menschheit äusserst wichtig find, und ««dö» ?ohlfeilheit de« prei. ftL au5ze,chaen. da, wo Rupfe?"o8e? Karte» nolhl« sinb, «erden sie auch geliefert werden. Niemand ist verbunden die ganze Bibliothek, wie sie „ach und nach erscheinen wird, abzunehmen, sondern jede Rrlsebeschreibilng wird ein,ein verkauft; man verlangt auch weder Subscription noch Prä-«umeratil,«. da die Wichtigkeit des Unternehmens ohnehin fur eine zahlreiche Äbnahnle bürgt. Die bis jetzt erschienenen 30 Bände dieser Bibliothek enthalten folgende Reisen: I. Band. «Parks Reisen insIn. nere von Afrika; II. III. La Pecousens Entdeckungsreise; lv. Welds Reise nach Nordamerika; V. Symes Gesandt« schustsrüisc »ach Ava; VI. Brownes Reise nach Aegyp^ len, Syrien und Afrika: VII. Turners 3!eis« nach BootüD « europäischen lä'nder, welche zu allen Zeiten die Auf, merksamkeit und das Interesse der gebildeten Mensch, heit am meisten erregt und gefesselt haben. Man bedenke nur, welche bedeutende Rolle es einst in der Weltgeschichte spielte, als die andern cisnitiscken Staaten kaum beachtet wurden, und wie vor ftincr Mackt die blühendsten tänder des damahligen Europa zitterten, bis ein kühner Jüngling seinem Wachsthum« plötzlich Halt gebot, und es fast ganz aus der Reihe der Staaten vertilgte. Jetzt mm, da wir geschen haben, da,; em Abgesandter deö persischen Chahs von den Ufern deS Ienderaut an den Ufern der Weichsel bey dem gro, ßen Monarchen erscheint, der durch seinen Genius und sein Glück dem ganzen Europa m,d mit ihm der ganzen kultivirten Welt eine neue Gestalt zu geben versucht; da dieser Gesandter emcs so ent, fernten Herrschers von Napoleon mit Achlung und Auszeichnung aufgenommen wird; da man weiß, daß Persien an Indien grenzt und, dieses als die Quelle der Macht des heutigen England betrachtete land wohl am leichtesten von Person aus militairisch be' droht werden kann; und da m.m von einem GMe/ wie der des großen französischen Kaisers sich bewiese» hat, imlner das Um;eh0ifce envarlet, darf; so sieht man leichl,daßP e r si e n von neuem dieAufmerk- II Vorbericht. samkeitEuropa's auf sich zZehen musi,wi<' ^onst keln an. deres außereuropäischcsc.ind. Daher konnte denn auch diese hier,„ ciner sorgfältige,, und treuenVerdeut« schung gelieferte R e i se durch Per sie,, unk Klein-Asien desHerru Ol i v ier wirklich.« keinem passenderen Zeitpunkte als eben jetzt erscheinen «nd man darfsich mit Recht versprechen, daß sie vor5 züglich des weltbürgerlichen Deutschen Interesse in, höchsten Grade erregen werde. «> Herr Olivier, der sich überall in seinem Werke als emen kenntnißreichen, hellsehenden und viel-seltlg gebllderen Mann zeigt, erhielt Ende des "lak-' res 1792 von 'der französischen Regierung den Auftrag, den größten Theil der asiatischen Besi. tzungen des Ottomanmschcn Reichs, Aeanpten und Persien zu durchreisen, und dann einen neuen Be. ncht darüber abzustatten, wie er diese la'nder in Iltle und Gewerbe gefunden habe. Er entlediate sich seizes Auftrags auf die ehrenvollste Weise und legte die Ncwltate seiner Nachforschungen der Welt in e«.,em Werke bor, düs in zwey Abtheilungen jeme ^eiftn durch emcn Theil der emopä'ischen Tür, key, durch Aegypten, dann durch Syrien und Me-sepotamien enthielt. Diese beyden Abtheilungen sind auch beretts m Uebersctzunqen erschienen. Noch war mm die Bcsch.eibulig stincr Reise durch Persien und seiner Rückkehr nach Europa durch den Theil Asiens, der unter dem Nahmen Klein.Asie,, bearif-fen wird, übrig. Diese licfert er denn in dem nachfolgenden We.ke. Der Uebelsetzer. zj,,. ^U . ^/,M^M^ T h e i,. n4i«m^ Erster Abschnitt. Abt rise von Bagdad. Medische Tliorc. Berg Zaqros. Ank,,l,ft z,l Kermanchah. Beschreibung dieser Stadt, »lnd dLs Monuments von Tak-Bostan. ^o^bcild wir dle Vrlefe erhalten hatten, welche uns von dem Pascha von Bagdad verbrochen waren, unterhandelten wir mlt den Anführern einer Karavane, welche nach Kermanchah, der ersten persischen Stadt, gegenwärtig Residenz eines Khans, sich begeben sollte. Wlr verließen die State am 1«. May »796, ein wenig vor Sonnenaufgang, in Gesellschaft eines ,'ungett Ragusaners, mlt Nahmen Karaman , den wlr als Drogman oder Dolmetscher mitnahmen, und am User des Tigris warteten wir, bis die ganze Karavane beysammen war. Um acht Uhr setzte sie sich ill Bewegung, fie bestand aus neunzig persischen Reitern, welche die Gräber Mi's m,b HosselnS besucht hatten, und «us ungefähr sechzig mlt Reiß. Datteln, europäischen Qulacakllerleen, türkischen Piastern, l,nt> verschiedenen Effekten der Reisenden bcladenen Pferden. Als wir uns aussehten, wurde die Luft durch einen Mäßigen Osiwind erfrischt, der von den hohe« Geblüt» A 2 herkam, welche die Türkey von Persien trennen, alleln der Tag war sehr heiß gewesen. Das reaumürlscht Thermometer war bis auf 30 Grabe gestiegen, und dl« beyden vorhergehenden Tage hatte es auf 28 und 29 gestanden. Wahrend dieser drey Tage hatte der Wind ganz schwach von Süden geweht. Gegen zehn Uhr hatten wir eine augenblickliche Windstille. Nun sahen wlr westlich von unserm Wege sich nach und nach einen Nebel bilden, der sich von der Erde erhob, oder sich an ihre Oberfläche heftet«. Bald empfanden wir einige äußerst heiße Windstöße. Vor eilf Uhr waren wlr mitten in diesem Ncbel, der wie aus einem sehr feinen und glühenden Sande gebildet schien. Die Luft war unregel« maßig bewegt, von Zeit zu Zeit und von allen Seile«, kam uns ein glühender Wind zu, der uns gewiß erstickt haben würde, wenn er einige Mlnutm hinter einander angehalten hätte. Ein düstres Schwelgen herrschte ln unserer Karavane. Unsere Pferde giengen langsamer, und schienen eben so viel zu leiden als wlr selbst. Wlr blieben fast fünf Stunden ln diesem Nebel. Als wir daraus hervor kamen, fanden wir uns auf angebauetem und gewassertem Boden. Bisher waren wir über eine unbebauete, seit langer Zeit vernachlässigte, Fläche gegangen. Um sieben Uhr Morgens gelangten wir an daS Ufer der Diala. Sie war fast eben so groß und auch so stille, als die Seine zu Paris in dieser Jahreszeit lst. Es ist das DelaS der Alten. Sie entspringt auf dem Berge Zagros, einige Stunden südöstlich von Scherzur. Wir wurden darüber gesetzt in einem große« Kahne von Eichenholz, der äußerlich mit einer Mischung, von Crbe und Pech überzogen war. Die Fischer forderten nich« viel, allein Aufseher (6on,mi5), welche sich bort befanden, verlangten sechzehn Paras, oder un- > 5 gefähr sechzehn französische Sous. Der Pascha von Bagdad, für den man diese Abgabe erhebt, war so edelwülhig gewesen, den Briefen, die er uns zugeschickt hatte,, einen te8ksre ober Befehl beyzulegen, der uns von allen Abgaben und Zöllen in seiner Provinz be-freyete. Ungefähr eine Viertelstunde fuhren wlr längs dem Ufer hin, und kamen dann an «in kleines Dorf, mtt Nahmen Bakuba, umgeben von Datteln, Zitronen, Granat und andern Fruchtbäumen. Ick) glaube, es, ist dasselbe, welches PietrodellaValle B e h e rus, Taver-Nler Bourous, und Other Buhris nennt. Wlr ruhten deil ganzen Tag über in einem lmMlt« telpunkte des Dorfes gelegenen Karavanserai aus, und brachen am 20. May mlt Sonnenaufgang wieder auf. 5 Nach einem dritthalbstündigen Wege nöthigte uns die gar große Hitze jt m Kampiren. Man wählte dazu dle Gegend um einen Bach, der zur Wässerung deö Landes blent und aus dem Flusse kommt. Ceine Ufer ' waren bedeckt mit Mimosen, Süßholz und einer Menge anderer Pfianzen. Eine große Anzahl von Insekten, eins immer glänzender als das andere, umschwärmte sie. Das Land schien überall bewohnt und bebanet. Wir hatten um uns verschiedene Truppe von Palmen, Anzeigen von eben so vielen Dörfern, Der Wind war den ganzen Tag über südlich, und die Hitze weit heftiger als an den vorhergehenden Tagen. Um zehn Uhr des Abends schien wlr uns zu Pferde, und ritten achthalb Stunden, um bis nach Chehrabaan, (einem ziemlich ansehllltchen, aber halb zerstörten, Dorfe) zu gelangen; es liegt an einem Kanäle, der aus der Diala kummeu sollte. I» diesem Dorfe lft ein Zoll von acht Paras auf Waaren und Personen gelegt. Wlr hielten unS nicht da auf; und man ließ uns elne halbe Stunde weiter kampiren. An demselben Tage machten wir, um vler Uhr des Abends, ob gleich die Hitze noch immer äußerst heftig war, anderthalb Stunden, und tamplrten bis nach Mitternacht am User eines Kanals, der diese Ge-gend wässert. Von Bagdad bis Hieher ist der Boden eben, die Erdschichten sind sehr dick, ohne Mischung von Steinen oder Kies. Es lst angeschwemmtes Erdreich , in alter Zeit durch ben Tigris gebildet. Sie fnd höchst fruchtbar, wenn man sie wässern kann. Wlr befanden uns nicht weit von einer Anhöhe, von Kiesel» sietnen gebildet, und mit einer Basis von Sandstein. Vor uns, ein wenig zur Rechten, waren Gebirge, welche uns mit Wald bedeckt schienen. Am 22. May, vor Tages Anbruch, zogen wir über die Anhöhe, deren ich eben erwähnt habe; sie ist dürre und trocken, und mehr als zwey Stunden breit. Nun fanden wlr uns ln elner schönen gewasserten Ebene, und trafen, nach einem fünfstündigen Wege, zu Khesel-Abad ein, einem Dorfe, wo man einen ondern Zoll von acht Paras geben muß. Eine halbe Stunde weiter bey einem Dattelgebüsche schlugen wir unsere Zelte auf. Am 2Z' hielten wlr, nach sechs Stunden Weges, über Kharnaki, dem letzten Dorfe, wo wir Datteln gesehen hatten. Cs liegt an einem Flüßchen, Kha-sec- Soui genannt, welches ln die Dial« stießt. Wir gingen darüber auf einer schönen auS Backsteinen er-baueten Brücke. Nachdem wir am 24. bey den Ruinen einer alten Stadt, welche die Türken und Perser Khasrl-Chlrin, vder Khaser-Chlrin nennen, kamplrt hatten, und dann auf unserm Wege über daß Dorf Sarpil hinaus ge, kommen waren, verließen wir bey dem Gebirge, Gebel- Tak genanüt, das türkische Gebiet, um ben persischen Voden zu betreten. Man nennt jenes Gebirge auch Tag»Ayagui. Die Alten nannten lt vl dl»s«r Gegend Baum-uno Hülsenflüchte aller .5. —-—- Art. Wtltzln und Gerste sind lm Ueberflusse, und die Herden äußerst zahlreich. Der Wemstock gedeihet hier sebr gut, allein man muß thn lm Wlnter ln ble Erbe legen, um ihn vor Frost zu schuhen, denn im Dezen»«^ ber, Januar, und Februar friert es hier stark, und die Erde ist gewöhnlich mehrere Fuß hoch mit Schnee be-d. einen jungen König halren kann, we'Ul man seinen Kopfputz und sein unartiges Gesicht betrachtet, rtlcht mit seiner Rechten einem Alte» mit langem Varre ein Ding var, baS man nicht zu Veutx weiß; es »st ewe Art von Kugel, aus der ein triangel» förmtges Körper, versehen mit Querltnien, stch er« hebt, unten heraus aber kommt ein anderer, mehr längF M. Band. B ^8 3Ü? lichcr und ei» wenig gelriimmler Körper, gleichfalls mit Querstriche!- bezeichnet. Diese Dinge sind ganz so wie d!e Gestalten des Kapitals von Bissutun. Wir haben es ftir eine Schriftrolle gehalten. Herr, von Beauchamv hat darin eit?e Schale gesehen, woraus Wasser fließt; allein das dünkt uns nlcht wahrscheinlich, weil der trlangelsormige Körper, der unter dem sphärl« schen ist, und den man für Wasser halten könnte, sich eben wieder findet. Die Gestalt zur Linken hält in il)rer Hand eine andere Kugel. Die Gestalt zur Rechte» des Königs scheint ein Weib darzustellen, das in der Rechten, und ln dersel» ben Höhe, wie die Hand des Königs, ein ziemlich ähnliches Objekt halt. In der Linken, welche herab hängt, scheint sie eine Frucht ober eine Schale zu halten. Diese drey Figuren sichen von vorn. Die mittelst«, trägt elnc Ml'il^', in Form von zwey halben Monden, lvorcmf cin Globus ruht. Sie habe» lange Kleiber an, die m dcr Mitte scheint ihr Gewand vorn offen und einen Gürtel um den Bauch zu tragen. Ete haben mchr als aclu Fuß Höhe. Die Seitenwinde diesesSaales stellen zwey Jagden dar, eine zu Wasser und eine zu Lande. Auf der ersten erblickt man oben, und »ach der Seite der Einfassung zu, siinf Menschen in einem Na-cheu, unten sind wilde Schweine, welche ans einem sumpfigen, mit Grase bedeckten, Boden hinlaufen. Nach dem Rande der Emfassuxg zur Linken zu reiten fünf Männer, jeder auf einem Kameele. In der Mitte sieht man siinf Personen in einem Kahne, wovon vier sitzen, und der fünfte stehend einen Pfeil auf Wasserthlere schleudert. Rechts sind siinf andere Personen, gleich« falls in einem Kahnc, wovon einer, etwas großer, einen Pfeil in der Hand und tn der andern elnen Bogen höh. Am Rande der Einfassung rechts sind Elephants und verschiedene andere Thiere. Unten sieht man mehrere Männer Elephanten jagen, vor ihnen rechts bemerkt mau verschiedene Thiere, filehend auf einem Mlt Grase bewachsenen Boden. Die andere Jagd, gegen den obern Winkel zur kW, ken, stellt zwey Reihen von Musikanten bar. Gegen die Mitte zu lst eln König zu Pferde; mehrere hinter lhm stehende Diener halten einen Sonnenschirm l'iber seinem Kopfe. Gegen den Rand der Einfassung zu, links, hat man Kameele, und tiefer unten verschiedene kleine Thiere, gestellt. Eln wenig unter dem Könige jagen mehrere Reiter Hasen, welche man vor ihnen ftie« hcn sieht. Gegm den obern Nwkel zur Rechten sieht man ln einer kleinern Einfassung vier Männer, mlt beyden H.'inden auf einen Stock gestützt; zur Seite reiten zwey Männer, jeder auf kl'ncm Elephanten. In der Mitte, doch immer gegen die Seitenwand zur Rechten ist ein Mann reitend auf ei,mn Elephanten, und unten gegen den untern Winkel sind noch zwey Männer, auf Elephanten reitend, befindlich. Diese kleinen Fuguren sind sehr gut gearbeitet, sie sind tief eingcgraben, und well besser erhalten als bl« Großen. Außerhalb dieses Saales ist der Felsen beHauen b!s «uf eine sehr große Höhe. Man sicht auf jcder Stlte des Gürtels des Gewölbes zwey beflügelte Gestalten von kolossalischer Größe, tragend jede in der ausgestreckten Rechten eine Art von Ring oder Zirkel, und in der Linken ew Gefäß, welches mlt Früchten angefüllt zu seyn scheint. Diese Gestalten sind nicht sehr bekleidet. Man erkennt ihr« Brüste durch die Kleidung. Auf d«n» obersten Theile des Gewölbes sieht «in halber Mond. B 2 50 In elner klclnen Entfernung von diesem ersten Saale erblickt man einen etwas kleinern gleichfalls in den Felsen gehauenen. Dleser hat im Hintergründe zwey Gestalten, eln wenig über die natürliche Größe, en Relief gearbeitet. Sie stellen zwey Weiber dar; ihr« ei» wenig gebogenen Ari»e ruhen vor deil Körper, sie tragen eine» Globus auf dem Kopfe. Auf jeder Seite, dicht am Schlüsse des Gewölbes, sieht man eine In« schrift, welche Herr von Beauchamp koplrt, und Herr Silvester de Sacy erklart hat. Zur Seite dieses zweyten Saales sieht man el« Rillefgehauen, fast von natürlicher Größe, drey Gestalte». Die zur Lwken stellt vor einen Mann, der, wle Herr von Beauchamp sagt, eine Art von Glorie um den Kopf zu haben scheint. Die zweyte Gcstalt, ober die mittlere, reicht der dritten eln Ding bar, das Herr von Bcauchamp gleichfalls für eine Schaale gehalten hat, woraus Wasser stießt. Unter diesen beyden letz' lern befindet sich eln liegender Mensch, auf den jene den Fuß setzen. Den Nachforschungen zu Folge, welche Herr Slk vester he Sacy über Kermanchah und seine Alterthümer angestellt hat, scheint diese Stadt vo:i Bihram, dem Sohne Sapor II., d. h., voi» Varak>7an oder Va-varane IV., gegründet z« seyn. Kobad, der Sohn Flrouz's, ließ sie ausbessern, und einen schr hohen Pal» last daselbst für sich erbauen. Nushirvan, der Sohn des Kob.id, und Khosru Parviz, der sobn des Nus» hirvan, beehrten diese Stadt alci^falls mis lbrer Ge« genwart, und ließen in der Gegend umher Canäle, Bajsins, und kusthauser anlegen. In der Gegend um Kermanckah, setzt der persssche Autor hinzu, dessen Worte Herr von Sacy anführt, befindet sich auch das Sofa von Schlrln, oder, nach einem andern Manuscrlple, das Sofa von Schebols, von Khosru Parviz angelegt. Dieser Prlnz hatte gleichfalls in der Ebene von Kermanchah «inen Garten an-leqe» lassen, zwey Parasangen*) la>ig, und «ben so breit. Clnen Theil desselben hatte er zum Frucktgarten eingerichtet, und man fand darin Erzeugnisse des Südens und Nordens; das Uebrlge bildete bloß eine groß» Wiese, worauf er alle Arten von Thieren hatte sehen lassen, damit sie sich vermehren sollten. Schlrln aber ist der Nahme der Gemahlinn ober Mätresse des Khosru, und Schcbdis der Nahme seines Reitpferdes. So wurde Kermanchah von einem sassanidischen Prinzen erbauet, und die Denkmähler, deren wir gedacht haben, verdanken ihren Ursprung Prinzen von derselben Dynastie. Herr von Sacy beweiset das nicht nur durch Stellen aus verschiedenen perfischen Autoren, sondern auch durch die Inschriften, die ihm vom Herrn von Beauchamp mitgetheilt wurden. *> Eine Parasange ist eine persische Meile, welche ei,« Glunde Weges lang ist. H2 Zweyter Abschnitt. Abreise von Kermaüchah. Haravanstrai von Ehchkr^Nu. Befchreibttng des Monuments von Bissntu». Kengavcr. Ruine cincs allen Tcmpcls. Anlunft zu Amadan. Be-fthrcibung dieser Otadt. Gaug auf den Arrg Eloind. ^m 6. Iuny 1796, um sieben Uhr des Morgens, reisten wlr von Kermanchah ab, kegleitet vnn dem Offizier, der uns nach Teheran bringen sollte. Wlr hatten bey uns den Dr^gma,», und zwey armenische Bediente, die wir zu Bagdad angenommen hatten; so daß unsere Karavane, den Führer der Pferde und seinen Diener, mit gerechnet, bloß aus acht Personen bestand; allein man konnte damahls durch ganz Persicn reise», ohne sich vor Räubern fürchten zu dürfen. So bald Mehe-met auf den Thron gelangt war, ließ er die strengste Pollzey beobachten. Er bestrafte die Wachen für die geringste Nachlässigkeit mit dem Tode, imo die Bewohner der Orte, wo oder in deren Nähe Reisende beraubt worden waren, mußten, außer einer Geldbuße, den Beraubten alles Verlorene ersetzen. Als wir dle Stadt verlassen hatten, wandten wlr uns nach Ost «Süd-Ost; allein bald nahmen wir unsern Weg nach Osten wieder, und näherten uns dem Tak-Bostan, wo sich das Monument befindet, von dem ich schon gesprochen habe. Dieses Gebirge, welches, wie gesagt ist, die Ebene ln Kermanchah in Norden uno Osten der Stadt umgiebt, bildet hier ei„en Halbzlltel> *3 und wendet sich ostlich. Der Thell der das Gesicht nach Süden kehrt, stellt eine äußerst sonderbare geologische Erscheinung dar. Die Perser haben sie bezeichnet mit der Benennung Bl-Sutun, welches ohne Stütze heißt. Und wiillich ist das ganze Gebirge, in seiner ganzen Höhe, und diese betmgt über sechs hundert Toi sen ^ von dem Monumente von Kermanchah, bis zu dem von Eheher-Nu, d. h. in einem Nliume von ungefähr achtzehn Meilen, bloss gebildet aus einem sehr harten Äalkfelscn, welcher senkrecht abgeschnitten ist. Man weiß nicht, woher^man eine so beachtliche Spaltung erklären soll. Man erblickt auf dem Gebirge keine Spur v?n Vulkan, nichts scheint auf den Boden unten herum herab gestürzt zu styn, die Gebirge selbsi-welche mit diesem parallel laufen, haben obgleich aus dcm nehmlichen Felsen gebildet, dennoch einen sanfccn Abhang. Eine Stunde von Kermanchah gingen wir, auf einer Brücke von sechs Bogen, über den kleine», Fluß Kara.-Su, und ließen in einiger Entfernung rechts das Dorf Pullschah, an demselben Flusse erbauet. Wir zogen noch einige Zelt in der Ebene fort; befanden uns hierauf auf eincm unebenen Boden, immer den Berg Bissutun zur Linken, und andere nicht so hohe Kalt* felsen zur Rechten habend. Wir kamen nun ln ein was» serreiches Thal, welches sich bald erweitert und südlich hin dehnt, und nach einem siebenstündtgen Wege gelangten wir in den Karavanstlai von Sheher-Nu, den wir fast ganz von einer Karavane angefüllt falben, die auS Amadan kam. ') 6«>o Toisen stnd gleich Z^'^ Pariserfl»5c>». 54 Das Dorf ^belier - Nu, ehedem dickt am Kara-vanlera», und dessen Pictro della Valle. Other, und andere Reisend? gedacht haben, e^istirt jetzt nicht mchr. Kaum elttleckt man noch Spl,re» davon. Der Karawanserai ist erballet auf d?m westlichen Mr eines breiten Baches, der am Fuße des Gebirges «r.lsprlngt, das l,nr drey bis vier hundert Schritte ent, fernt ist. Er ist sehr geräumig, und einer der schönsten ln Pcrsien. Diese Geb'nlbe sind, nach den Hauptmoscheen und Pallästcn der Könige, die schönst«,,, welche wir hier zu L^ndc gesehen haben. Es giebt lbrer auf allen Straßen, und in allcn Städten: es sind dle einzigen Gasthäuser ln Persien, die einzigen Orte, wo der Fremde tlne Wohnung zu erhalten hoffen darf. Ihre Anzahl in den Städten ist immer angemessen dem Handel, der daselbst getrieben wird, oder der Menge von Waaren, die durchgehen müssen. Auf allen besuchten Straßen hat man sie in einerEntfernunq von fünf, secks, sieben, bis acht Stunden von einander ange» bracht, und so viel als mogllch die Orte dazu gewählt, wo gutes Wasser lelcht zu haben ist. Da tn dieser Art von Herbergen gar keine Mobi, lien sind, so muß der Reisende seinen Teppich, sein Bett, und alles, was er zu seiner Kl'iche bedarf, mitnehmen. Für Geld findet er für seine Pferde wohl Stroh und Gerste, und gewöhnlich auch für sich selbst Brot, Milch, Früchte, Reis, und selbst Flelsch. Me Karavanseral's haben fast ganz dieselbe Gestalt. Sle sind lm Vierecke gebauet, um einen großen Hof, und haben auf dem kande nur eine Etage, ln den Städten aber zuweilen zwey. Man tritt ein durch elne ßroße und schöne Thür, welche gut verschlossen werden tann, und deren Hut einer Person anvettrautt ist, die für die Beraubungen und Dlebsiähle lm Innern ver-antwortlick blcibt. , Dle Zimmer, welche dem ersten bessen sogleich un, entgeldltch überlassen werden, sind im Innern d«s G«-bäudeS, sie h.,beu zwölf bis fünfzehn Fuß im Viereckt. Man gelangt hinein durch ewe Estrade odcr Terrasse, VFN sieben bis acht Fuß in der Brcite, und drey bis vler in der Hohe, wohin man aus zwey bis vler Stufen steigt. Die Pferdesiälle sind hluter den Zimmern, angebracht, d. h. lm äußersten Theile desi Gebäudes: sie werden durch kleine, aber sehr hohe, Fenster erhellet, indessen dies bieZimmer gewöhnlich durch die Elngangs-thür werden. Die Reisenden lassen ihre Küche gewöhnlich auf der Estrade zubereiten, und nehmen selbst hier Platz, es müßte denn «iußerst schlechtes Wetter seyn. Im Sommer bringen sie hier die Nachte zu, oder schlafen such wohl lieber aufdcr Terrasse am Ende des Gebäudes. Im Winter halten sich dle meisten Reisenden !n den Ställen auf, die sehr reinlich sind, und wo es warmer ist, als in den Zimmern. Auch sind sie hier ihren Thieren näher, welche sie der Kälte wegen nicht lm Hofe haben lassen können, wie dies acht bis neun Monate des Jahres wohl angeht. In diesen Ställen be» findet sich längs der Mauer inwendig eine Estrade von fünf bis sechs Fuß Breite, wo sie Platz nehmen, und vor welcher sie ihre Pferd« anbinden. Die Servadars odcr Diener der Karavane anlangend, so nehmen diese nlemahls Zimmer. Sie schlafen lmmcc in den Ställen, ihren Eaumthieren und d«ll Waaren nahe, die ihnen anvertrauet sind. Allein im Sommer wohnt eine Karavane selten ln elulr Karavanscrat, lieber schlägt sie Zelte auf, sie «6 . ________^ mt'ißte denn fürchten, in der Nacht ^o>l Räubern an^e-zzriffcn zu werden. «,?„ Man bezahlt in den an den Straßen befindlichen Karuvanserals gar nichts für seine Wohnung, und w den der großen Städte, die eigentlich für Kaufleute be« stimmt sind, äußerst wenig. - „Oie größten Karavanseral's haben nicht über fuuf-zlg Zimmer, daher müssen Kaufleute, welche sichten« nen, wenn zwey Karavanen zusammen kommen, lk einem Zimmer bleiben, obec auf der Estrade, oder auf den Terrassen, oder in den Ställen, Platz nehmcn. In diesen und tn dcm Hofe lasse» sich zwey hundert Pferde oder Kamcele unterbringen. Der Karavanserai'S halber kosten die Reisen im Oriente sehr wenig, weil man keine ungewöhnliche Ausgabe, außer für den Transport, zumachen braucht. Äie Kaufleute, welche ihren Waaren folgen, oder die irgcno nw einkaufen wollen, die Mgrimme, die sich nach Mekka, an die! User des Tigris oder t>cs Eu« phrat, oder nach Khorassan begeben, wenden untcrwe-, ges für sich und ihre Pferde nie mehr auf, als sie aufgewendet haben würden, wenn sie zu Hause gebliebeil wären. Die Armenier/ welche am allechäusigstenreisen , treiben lhre Mäßigkeit so weit, daß sie sünf bis sechs hundert Stunden und mehr machen, ohne etwas anderes zu genießen, als trocknes Brot, gewürzt zuweilen mit elner Art von pulversirter Saturey, die sie mitnehmen. Bisweilen kaufen sie sich Früchte der Jahreszeit, ein wenig schlechtem Käse ober geronnene Milch, und nur in den Städten halten sie sich ein wenig auf, essen ein Mahl des Tages Reiß oder Fleisch, unt> trinken Wein ober Branntwein dazu. Der Transport der Waren kostet gleichfalls nicht Viel, weil die Lastthitre fast gar uichts zu erhalten «7 fosten. Elc weiden entweder umsonst auf den Fels dern, od« fressen in dcn Karavan serai's Stroh und Gerste, die man überall sehr wohlfeil kauft. Die Art, fast ohne alle Kosten zu reisen, macht, daß die Waaren eine außerordentlich große Strecke, z. 53. von Tibet und Hmbosian bis nach Konsiantmopel zu Lande, gebracht werden können, ohne darum beträchtlich theurer zu werden. Man kann denken , wie unbe» beutend jene Kosten sind, da, Trotz der Menge von Zöllen unterweges, und den Provisionen Mer derHan? belsleute, durch deren Hände sie gehen, sie dennoch in Konsiantlnopel und Smyrna, wohin sie zu Lande gebracht werden, wohlfeiler sind, alS zu London und Amsterdam , wohin sie zu Wasser kommen.! Doch wir kehren nach Bissutun zun'ick. Nachdem wir uns an das Ufer des kleinen Flusses begeben hat» ten, der östllch die Mauern desKaravanseral benetzt,' war der erste Gegenstand, den wir erblickten, tln Söu-lenkapital, welches-gewiß aus den Zeiten derSassanl-den hersiammt. Es ist von schönem rosenfarbenen Marmor, und hat vler Selten, wovon die beyden entgegen gesetzten eine schr gutgearbeitete menschliche Gestalt zeigen. Die eine, welche man für die eines sungen Königs halten könnte, hat ln der Rechten elne Kugel, aus der ein länglicher gekrümmter Triangel kommt, wle bey einer der drey Figuren von Kermanchah, und ln ber Linken e'm Ding, das wie ein Buch aussieht, so wle sie damahls gewesen seyn können. Unter dieser Hand sieht man elne Blume, oder vielleicht auch Frucht. Das Klcib scheint sehr reich zu seyn; es ist «ine feine Drap-perie, auf allen Seiten mit einer Art von Eticterey gez-ert. 25 _____l___ Der Kovf bat viel .^^itttn , er bat fast einen Plch wle die Gestalt, die »vlrfür etnen j,lnz:n König gehal« t 29 Inschrift. Man kä:m darauf ganz deutlich ben Nab« men eines Satrapc«. Gotarzlescn. Unter der Inschrift befinden sich verschiedene vcrsil'.'wmelte Fluren. Westlich von der Quell« bildet das Gebirge «wen znrück tretende» Winkel, mit perpendilulären Eetten, welche durch Kunst gemacht zu seyn scheinen. Unter andern bemerkt man, ln einer ziemlichen Höhe, links, eln in den Felsen gehauenes Basrelief, wo zwölf Figuren sind, von denen ich eben «ine Beschreibung und Umrisse aufglommen hatte, als auf einmahl ein Kurde auf mich los kam, mit einer Miene, welch« mich ei, nen Alifall von lhm befürchten ließ. Ich war gerade allein, und bloßmlt einer Taschelipisivle bewaffnet, die lch immer im Gürtel trug. Ich nahm sie sogleich in dle Hand, und drohte damit dem Kurden, wenn er näherkäme; erhalte seinen Patagan'), allein er wagte es nicht, die Hand d^ran zulegen. Elnen Augen« blick stand er unentschlossen, dann entfernte er sich; ich ging zurück in dm Karavanscrai, um eine Flinte zu holen, und Bruguiere mitzunehmen; allein es war schon spät. Das Basrelief schien uns folgendes vorzustellen: Acht Manner, einer hinter den andern gestellt, und einer immer größer als der andere, mit auf den Nl'i» «ken gebundenen Händen, werden von einem neunten, der die Hände frey hat, und nicht so groß ist, einem fitzenden Könige vorgestellt, der von einer fast noch einmahl so starken Proportion zu seyn scheint, als die andern. Hinter lhm sind zwey Männer, wovon der K053 derdesit^lil,, 8pinl5 recnrvAti», solnz «lmplici» du», «e'üjli! l'5, 5pinne Fewinao inter^eet!8. kail. V?ov. ^ct. ketrop, com. X.x«3, 597. t«b. lo.iiß.Z. *j Rosa berberifofia, spinis recurvatis, fbJifs slmpllci-bus, se'sililu.«;, spinae getninae interjectj's. Pall. Nov. Act. Petrop, torn.X«Fflfff 397. tab. lo.fig.s. del» Dunkelheit der Nacht. Der Weg blinkte uns nicht so rauh, »nd besscr unterhalten, als der auf dem Berge Zagros. Mit Tages-Anbruch waren wir auf dem Gipfel. Es lag noch ein wenig Schnee daraus Wir brauchten drey Stunden, um wieder herab zu kommen, worauf wir südlich zogen. Links hatten wir eine großt, äußerst fruchtbare Cbene, auf der wir verschiedene Heerden und Dörfer bemerkten. Wir ließen unsere Pferde weiden, und kamen am «c,., um ein Uhr Nachmittags, nach Amadan, äußerst ermüdet und hungrig. Da wir lieber in dem Hospiz der Armenier, als in dem Karavanserai, e'nkehren wollten, so verließ unS Abul-Hassan,unstr Führer, beym Eintritte in die Stadt, um dem Gouverneur unsere Ankunft zu melden, un> das Durchsuchen unserer Sachen zu verhindern; denn «>» Persien, wie in der Tl'irkey, nimmt jeder Gouverneur nur einen kleinen Zoll pon den eingehenden Waaren, auch nimmt er elne Art von kelbzoll von den Nichtmusel? Männern, die in die Sttibt kommen. Dieser ist ganz wie der bekannte LeibM der Juden, i Der Daroga oder Lieutenant des Gouverneurs ließ uns sogleich bckompllmintiren, und uns seine gefälligen Dienste anbieten. Nlr erfuhren, daß der Khan bey Mehemets Armee sey, und daß mau ihn erst gegm Ende des Sommers in der Stadt eiwai'te. Amadan, Hamadan oder Hemedan, ist in einer Ebene erbauet, eine Stunde östlich vom Berge Elvind unter dem 35. Grade nördlicher Breite, und dem 46. Grade Länge des pariser Meridians. Diese Stadt, unter der Regierung der Sopbl's elne der ansehnlichsten in ganz Persien, ist jetzt „icht viel mehr als ein großer Flecken. Ihr Umkrels lst lndesse« noch beträchtlich, man findet schöne von Backsteine,» er-bauete Vezestans (Bazars), und einige schöne Mzschlm III. Band. C daselbst, allein ihre große Bevölkerung ist verschwur den. Mehr als die Halste der Hauser ist zerstört, die Wälle sind zum Theil verfallen, und selbst die auf einer klewcn Anhöhe der Ctadt zur Seite gelegene Festung lst fast gänzlich geschleift worden. Man rerfcrtla.se ehedem in dieser Ctadtviel seidene Zenge zum Gebrauche der Einwohner, auch eine Alt Nankin aus der Baumwolle der Gegend umher. Heut zu Tage stocken diese Fabriken, und werden auch blicht eher wicber recht in Gang kommen, als bis alles ru» hig im Lande ist, und eine feste Regierung den Anspn'l» chin allcr Großen ein Ziel setzt. Die Geographen scheinen ganz überzeugt zu seyn, daß diese Stadt an der Stelle des alten Ekbatana sicht, uili) wir sind derselben Meinung. Ihre Lage ln dem Theile von Irak Avjem, welche ganz bemjeni-ss«i, Theile von Medien entspi lcht, wohin die Alten Ekba-tana sehten; ihre Entfernung vom Berge Elviud, welche jetzt ungefähr drey Meilen beträgt, und ehedem zwölf Stadien ausmachte, als sie von größerm Umfange war; die Trümmer, worauf fie steht, und die ihr Alter» thum anzeigen; der über daS Gebirge angelegt« Weg, welcher sorgfältiger gewacht zu seyn scheint, als die Perser der heutigen Zeit zu thun pflegen; daS reichliche Wasser, das von diesem Gebirge stießt, und das ma», wi« ehedem, leicht in die ^tadt lelten könnte; im Sonuilcr das mildeste, gemäßigteste Klima von Persien; der wasserreichste, fruchrdarste, ergiebigste Boden: alles das beweiiet, daß man nicht zu Tauris, wle einige ge« meint haben^ sondern hier, dle Lage der alten Haupt-siadt von Medien zu suchen habe. Es ist betalmt, daß Ckbatana mlt Babylon, Suza unb Pelsepolls, und in der Folge mit Ktesiphon ober MMcda'ü!, d!c Eh'.e theilte, jcdcsI^hr d«l? Eourerain 35 in ftwtil Mauern zu sehen. Sie verdankte das noch m^- der milden Temperamr des Klima und der gcsuri« den Luft, als dem Überflüsse an Nasser, und der Menge ihrer Erzeugnisse. In der Tbat empfindct auch dieser Theil von Persia, der die besten Früchte erzeugt, wo sich die zablreicl stenund ge^atzt^sten Heerden sinben, wo Reiß urd alle Feldftl'ichte in VI enge wachsen, im Sommer nicht die glühende Hitze, die man in Babylon!«» rnd lm »iidUcheu Persien fühlt. Die Erhebung des Bodens zuKerwanchah, Amaban, Nchavcnd und indem ganzen alten Medien, trägt viel zur Milderung der Sommer-Hitze bey, und ist auch der Grund von der strengen Kälte in den drey Wmtermonathen. Gern hatten wir Amodannach zwey Rasttagen verlassen, «nb unsere Reise nach Kasbin fottgeseht; allein der uns begleitende Offizier m>o der armenische Priester, dem wir von Herrn Rousseau empfohlen waren, riethen uns, mlt einer Karavanc uns zu vtl-e-nigen, welche im Begriffe war, nach Teheran abzugehen. Dieser Verzug bestimmte uns, eine bocaulschc Auoftucht auf den Berg Elvlnd zu machen, indtln une die Pftanzen, die wlc nur unterweges dort gipftüclt hatten, eine nrok« Idee davon gegeben hatten. Der armenische Priester, tmu wir unsern Plan mittheilten, und der uno Führer, ' Pferde, und Provisionen verschaffen sollte, unterließ nicht, uns tm orientaUtchen Style eine genaue Beschreibung ber Schönheiten und Reichthümer dieses Gebirges zu machen. Er war in seiner Kindheit im Inhre 5785 mit einem französischen Botaniker (Andr6 Michaux ) daselbst gewesen, und hatte herrliche Wälder, Wasser fälle und Thäler, und mertwüldtge Felsenschlüude ßcfthen. Ehe wlr auszogen, wollte der Geistlich« unsere Sachen '.n sm»e Kirche schließen, obgleich unser Führer, 3s Abul Hassan, ln Hospize blieb. Wlr, wunderten uns über diese Vorsicht. Auf unser Befragen sagte er, er habe gefürchtet, unsere Sachen möchten uns in unse« rer Wohnung gestohlen werben, lnbem Abul Hassan nicht immer dabey bleiben könne; ein heiliger Ort aber werde von den Persern fast eben so geachtet wie von den Christen. In der Folge haben wlr uns überzeugt, daß bl« Perser in dieser Hinsicht den Türken gleichen. Auch bey ihnen sind Hausdlebstähle etwas außerordentlich Seltenes. Nur in Zeiten der Anarchie, und wenn eine Stadt der Plünderung Preis gegeben wird, erlaubt sich der Krieger, mlt Gewalt ln eine Wohnung einzudringen. Im Frieden aber können Fenster und Thüren offen blji-ben, ohne baß jemand helmllch einsteigt. Der Geistliche mochte also wohl durch seine Sorgfalt sich bey uns be« liebt machen, und ein ansehnliches Geschenk verdienen wollen. Am 14. Iuny machten wlr nun unsere Wanderung. Von Amaban gingen wir südwestlich. Die Ebene, ble wtr durchwanderten, war sehr wasserreich und ganz angebauet. In vier Stunden konnten wlr uns, auf den Pferden sitzend, bis zu dem Schnee erheben. Auf einem Rasenfiecke, dergleichen es noch hier und da gab, hlel» ten wir und frühstückten. Unter andern Pflanzen sahen wlr hier auch eine Zentian», eine Primel, eine Tulpe, welche die Botaniker noch nicht kennen, und eine lri-lillari» , die ganz wie die lritiliari». meleaßri« aussah. Unsere Barometer waren unterweges zerbrochen, daher wußten wlr nicht, wie hoch wlr standen. Allein das Folgende ist uns äußerst merkwürdig gewesen. W!r befanden uns vollkommen wohl, unser Alhemholen war ganz frey, u»d doch hatten wlr gar keine Kräfte; unsere Beine wollten uns nicht mehr tragen, wir mußten von M t« Zelt ausruhen. Sitzend war es uns sehr wohl, wir empfanden das Vergnügen eines Menschen, der nach langer Ermüdung endlich ausruhen kann. Obgleich 5ian fast dieselbe Höhe hctt, wlc die vo»», Ktngacer, D>sstorteDörfcr«l!ter:»'rgs. Ankunft zn Teheran. Aufüiubalt. SchwierisskVic, rill ßttns zu rr» haltt«. Betragrn cincS Richters. Besuch dryn, Gouver-» ncur. E •) Description des plantes nouvelles ou peu connues, tultivecs dans le jardin dcM,C • ls^pag, Si. pi. 81* «z? Nach clnem breystündigenWegeverlleßen'wlrble« ft vullanlschcl! Gebirge, und zogen an den Mauern eines Fleckens mit NahmcnEepezenhll». Er isi in gu? tem Etailde, und wohl bevölkert. Sein Gebiet isi wasscrreich, u«d ziemlich gut angebauet. Eine halbe stunde weiter ist der Boden uneben, pnangcbauct «ich vulkanisch. Anf dicscm zogen wir drey Stunde« fort und kampirten bey Daln. Daln lst kleiner als Eepezen. Sein Boden ist nicht gut und nicht so gewassert; seine Gassen sind enge und unrein, seine Hauser bloß von Erde, sic sind niedrig uub schlecht gebauet, duch ist kelns zerstört ohcr verlassen. Es scheint, als ob der böse Genius, der alles slufllnsecm Wege verwüstet und zerstört hatte, hicc stehen geblieben sey, und diese beyden Dörfer zerstört habe. Am2'). kampirtcn wir bey dem Dorfe Paysabad; am 32. bcy clnem fast zerstörten n?it Nahmen Solma-had oder Solmanabad, welches berühmt geworden lst durch den Sieg, den Echeref daselbst l'iher die Perser 1723 davon trug, worauf die Belagerung von Teheran und Kasbin durch die Afghanen und die Flucht von Chah.'Tahmatl nach Mazanderan erfolgte. Wir sollte» eigentlich nach Sonncnuntergange a.uf? brechen, weil wir noch «ilf Stunden zumachen hatten, und unsere Knechte, um diegroßen Bremsen zu vermelden, die ihre Pferde ln der großen Hitze oft ganz blutig stachen und fürchterlich quälten, sich immer so eimlch-tetin, daß wir gegen acht oder neun Uhr des Morgens HN unserm Ruheorte ankamen. Schon hatte man die Waren aufgeladen, uno wk wollten uns eben zu Pferde setzen, als ein Karvan» Baschi*) uns sagte, die Karavane werde von eineiy *) Baschi hl-ißt cillAedientcr,der über etwas bieAufsich» hat. große,, Unglücke bedroht, r^en» sie sich l» Vewtgung fetze; sogl,ich eilte man, die Pferde abzusatteln, und es wurde nicht welter ans Reisen gedachr. Eine Stunde daraufglaubte man vermuthlich, das Schicksal sey uns günstig, denn man befahl, sich zur Relse zu rüsten. Dies Mahl war die Karivane bereits 6n Beweguug, als der Mensch in prophetischem Tone .'ausrief, wir müßten warten, bis der böse Einfluß der Gestirne vorüber sey. Icht verloren wir die Geduld; wir äußerten laut unsere Unzufriedenheit in den allcr-hmtesten Ausdrücken, aNein alles war vergeblich; wir muße» uns dem Willen dieser Menschen unterwerfen. Wir relseten daher erst um cln Uhr des Morgens. Der Boden war anfangs ungleich und bergig; «lleln wir kamen hierauf in etne schöne Ebene, wo verschiedene zerstörte Dörfer waren. Wir sahen weit por uns den Perg Alburs, und die noch höhere Spitze des Dcmavend, wovon bey Gelegenheit noch die Rede seyn wird. Nach einem eilfthalbsiünblgen Wege kampirten wir unweit Adherman, oder Enoerman, eines bcttcich-lichcn Dorfes, welches aber durch dlc Schlacht vo« Soliuan-Abao sehr viel gelitten hat. 'Am 2. July zogen wir durch rlne große fruchtbare, aber wenig angebauete, Ebcne. Kir gingen über einen kleinen Fluß mit Nahmen Ki^re. Nir bemerkten rechts l 46 ^»»»«.^» »vlß viel seltene und merkwürdige Sachen als G«^ schenke mit. Herr Karaman aber sagte, wle wlr ihm aufge^ traqen Hütten daß er das nicht glaube. „Was?" ver^ setzte Ver Gouverneur, „giebt es denn im Lande der Fran« ken nlcht Diamanten, Uhren, Juwelen, Tressen. Tl'ch, seidene Zenge?" Herr Karaman bejahte dies, allein cr erwiederte, wlr tVi'men nlcht gerade aus Frmtkreich, daher wurden sie uns vermuthlich erst nachgeschielt werde». Wir sahen wohl, daß der Gouverneur gern eln Geschenk haben wollte, wie es fast immer gebräuchlich ist, wenn man sich an Große mit einer Bitte wendet; allein wir hatten noch unsern Koffer nicht, den wir von Bagdad erwarteten, und dieser konnte vielleicht gar nicht ankommen. Wir konnten also kein Geschenk geben oder versprechen, und beschlossen daher, auch der Wohnung nicht weiter zu gedenken, und von niemanden etwas anzunehmen. Indessen ließe» wlr den Richter gehe». Cr zeigte Herrn Karaman mehrere Häuser, in denen wir jedoch nicht wohnen konnten. Auch diejer Nichter wollte ein Geschenk haben. Herr Karaman mußte idm fünfzehn Piaster geben, und flinf und zwanzig auf den Tag versprechen, wo wir emziehen wüvden. Auch soUe er del» Mitthzlns selbst bestlmmeu tounen, den wir ihm be-z:ihl«n wollten Dtt Richter versprach uns nunmehr, wir sollten den Tag darauf eines der schönsten Häuser der Stadt bekommen, und strich sein GUd ein. Densclben Tag noch wurde Herr Karaman krank, lind der Richter erschien den andern Tag ntcht. Herr Karaman bekam ein schr htftiges Fkder, klaglc über star- t«s Kopfweh, und über heftige Schmerzen in den Ni^ r«n, Schultern, und allen Gelenken. Ungewiß, ob die Kranshc't des Dllssman bon Fol« gen seyn würbe, und ae'MM, dtu für unS ga. ztt cngcn Karavanscr^l zu verlassen, e?lsä'!ossen wir uns, «lnen Bedienten an cinen unga:ischen zu Teheran etc»Uir-ten Arzt zu seiden, und ihnzumis einzuladen, sobald es ihm nur seine GcsclMe crll, ,bcn wollten. Cr hicß August Aroch, hatte uns öftcts besucht, und a doch sei i König in gar keinem Streite mlt dem der Pecser befangen sey. Er zeigte seinen Flrman und vir« iangte unaufhörlich, einem der obern Offiziere vorgestellt zu werden. Suleiman Khan, einer von Mehemets Generalen, bekam Nachricht von dem ^llen. Er wollte den Fremden sehen, oder selbst hören, ob er eln Ungar und Arzt sey, wie man sagle. Aroch zelgee seinen Flr-ma», und erzählte turz, wie er nach Tiflis aetommcu sey, als Mehemet sich desselben bemächtiget habe. Su-lelman konnte ihn nicht anhören, olM von sllncn Lii-den lcbhastgenchrr zu werden. „C eyn Ele ruhlg," sagte «r zu ihm, „ich werde mit dem Könige dariibes sprechen, er wird es nicht dulden, daß man Ele in die Sklave-rey führr, so bald er w'ciß. daß Eie weder eln Russe noch ein Geolgler lind; lch hoffe, erwirb Ihnen sogarIt>re ^Gffttten wleder geben, m.d alle Mlttei darreichen lassen, u.u in Ihr Vaterland zurüctkehren zu können." Wirk« lich wurde auch zwey Tage darauf Aroch dem Könige vor-gtsttüt, der li)n sehr güttg auf!!aym,lhm snglt, er solle nunmehr alle seine Lejo«n vergesse", und ihm den Vorschlag thal, als Leibarzt ln seine Dienste zu treren. Zugleich befahl er, es solle chm eine sell.em Verluste ^igc« Messenc Eiltichäolgungssulum« abgezahlt werbe», und man werde ihm regelmäßig alles das reichen, was sonst tin oberer Ossizier erhalte. Arrch sah lrsischs„ Rcgrutcniw »6 Jahrhunderte a»nahme«. - Nach der Schlacht v)N Salnlanabad grlffen die Afghanen Teheran, weil sie den Chah Tahmas daselbst zu überrumpeln glaubten, an. Allein er hatte sich bereits mit seinem ganzen Gepäcke nach Aster-Abad geflüchtet. Kaum aber waren die Afghanen Meister von Teheran, so plünderten sie die Stadt und begingen alle Arten von Ausschweifungen daselbst, unter dem Vorwanbe, dass s« lhre Thore dem Sieger nicht schnell genug geöffnet habe. .5 Damahls scheint denn auch die Stadt fast gänzlich zerstört worden zu seyn, denn jetzt gewähren lhre Mau« ern, ihre Bazars, ihre Moschee,;, so wie ble Häuser der Einwohner und der Pallast des Königs, ganz den Anblick einer neuen, oder gänzl.ch erneuerten, Stadt. Mehcmet, der sie zur Hauptstadt seines Reiches gemacht hat, hat daselbst zur Bequemlichkeit der Reisenden und Kaufleute sehr schöne Karavanserai's und sehr große Marktplätze erbauen lassen, welche sie nun zu einer dev schönsten Städte in Persien macheit. Der Pallast des Königs läßt in Ansehung des Umfangs, der Schönheit der Gebäude, der Pracht der Gärten, und des Ueber-fiusses an Wasser gar nichts zu wünschen übrig. Er liegt im nördlichen Theile der Stadt und nimmt wohl über ein Viettel derselben ein; er ist viereckig, wle die Stadt, und wie diese durch einen tiefen und breiten Graben geschützt. Die Mauern sind von Erde er, hauet. H,' Die Stadt, welche ein Viereck ist, hat etwas über zwey Metten im Flächenraume, allein nicht die Hälfte davon ist mit Häusern beseht. Man sieht hier groß« leere Plätze, und äußerst geräumige Gärten, dle, wle ehedem mit allen Arten von Fruchtbäumen bepflanzt sind. In der Mitte jeder Seite des Vierecks hat man ein Thor angtbrachl, welches man im Falle einer Belagerung durch elnen dicken runden Thurm hat schlitzen wollen, der gewöhnlich brty hundert Schritte davon steht. Die, ser Thurm ist nicht sehr hoch, und oben hat er eine Terrasse, welche zwey bis drey Kanonen fassen kann. Trotz den Anstrengungen Mehemets, scin« neue Hauptstadt zu bevölkern, Trotz der Unterstützung, .dl« er Kaufleuten und Fabrikanten, die sich daselbst niederlassen wollten, versprochen hatte, betrug bey unserer Ankunft die Bevölkerung noch nicht fünfzehn tausend Einwohner, den Hausstaat und die Truppen des Königs mit gerechnet, welche drey tausend betrugen. Indessen ist es doch zu vermuthen, daß, wenn Me-hcmets Nachfolger hier zu resioircn fortfahren, diese Stadt an Volksmenge sehr zunehmen wkrd. Bloß die Anwesenheit des Monarchen muß dieses hervorbringen. Die Luft von Teheran ist indessen gerade nicht die gesundeste. Gegen Ausgang des Sommers herrschen hier viele gefährliche Faulfieber; die intermlttlreudel, und remittirenden Gallfkbir sind ebenfalls sehr häufig, sie fangen mit Ende des July an, und dauern bis tief in den Winter. Allein die Krankheit, welche die meiste Verwlistunq daselbst anrichtet, ist die Dyssenterle *). Die Einwohner kennen selbst die Ungesundheltvon Teheran, während der heftigen Sommerhitze, rechtgut, und es bleiben in dieser Zeit nur diejenigen ln der Stadt, welche durch Pflicht oder Interesse dazu genöthlgetwerden. Mcs geht bann und «twos Ambra^ 5 «« Gsosck'e« gilt, wett. .sie immrr schlechter allsgrrrastt wird; in Arabien abes? Mit , Thl. I Gr. 6 Pf, bezahlt wird. ^, ^ Man macht in Teheran auch verschiedene eiserne Gcräthschaften, und unter andern auch Eisen, um die Absätze der Schuhe damit zu versehen. Dieses Metall lst so weich, daß es sich fast ganz kalt bearbeiten läßt. Man erhitzt es gewöhnlich in Pfulu?en mit ewigen Koh» len, und schmiedet es auf einem kleinen Ambosse, den man auf den Knieen halt. Man nimutt dieses Eisen aus ben Gebirgen, welche sich östlich von Teheran auf dem Wege nach Firuskuh befinden. Vierter Abschnitt. Iusamtnenkllnft mit dem Gouverneur. Abreise nach Teg-rich. Beschreibung deS Dorfes. Anmerkungen nberzdie Medizin der Perscr. Sitten der Einwohner. »Nachdem nach einigen Tagen dle Gesundheit unsers Drogmans glücklich wieder hergestellt worden war, empfahlen wir ihm, bey dem Gouverneur alleS aufzubieten, um d!e Erlaubniß zu erhalten, die Stadt verlassen zu dürfen. Wir wollen nicht alle die Schwierigkelten erwäh-N«n, die wir dabey fanden; endlich hatm wir am 29. July des Morgens Herrn Karaman, daß er uns beym Gouverneur eme Audienz auswirken möchte. Diese wurde uns denn auch noch an demselben Abende gewährt. 5 Wir begaben uns zur bestimmten Zeit in den Pal' last, und wurden sogleich vorgelassen. Der Gouverneur erwartete uns ln einem sehr schönen Pavillon, welcher ln einem sehr großen und wohl unterhaltenen Garten stand. So bald wlr ihn begrüßt hatten, lud er uns -tzin, uns auf das nämliche Sopha an selne Seite zu setzen. Nachdem er uns die gewöhnlichen Komplimente gemacht, und ein Wort über den Bewegungsgrund unserer Reise gemacht hatte, fragten wk thn, ob er nicht hoffe, bald eine Antwort auf unsere lhm überreichte Note zu erhalten. Er sagte uns, daß, wenn der König seinen Einzug ln Mesched gehalten, und ganz Khorassan unterjocht haben würbe, er vor dem Ende des Commers Mit seinem ganzen Hofe nach Teheran zurück kehren werde; setzte er mit verstärktem Tone, das Gesicht zu den neben lhm stehenden Offizieren ge« wendet, hinzu, nach dem Beyspiele des Nadir-Chah seine Eroberungen bis nach Indien ausdehnen, welches das Volk und die Armee wünschen müßten, well das ns entschlossen hatten, zu Wiederherstellung unserer Gesundheit einen bis zwey Monathe hier zu verweilen; wir wlit.schren daher, sie möchten uns, wenn sie keinen Widerwillen gea/n uns hü'tten, eine bequeme und gesunde Wohnung verschaffen, wofürwir den Miethzins immer auf vterzeh,, Tage voraus bezahlen wollten. Sogleich boten mehrere ihre Häuser an. Wir mietheten eines am östlichen Ende des Dorfes; es bestand aus einem geräumigen Hofe, beschattet von einer Weinlaube, die "tnit herrlichen Beeren prangte, und erfrischt durch einen Bach, der am Fuße der westlichen Wand hillfloß. Mir hatten für uns drey Zimmer neben einander, und einen Ort, wo sich die Küche anbringen ließ. Unsere Pferde mußten auf dem Hofe im Schatten der nahen Häuser vder der Weinlaube bleiben, und unsere Diener mußten, nach der tandcssittt unler freyem Hlmckel schlafen, ,.^-,,Q « 5 , ,^.., ,/l i»»H Am H.August nahmen wir Besitz von unserer Noh-uung. K«lum waren wir eingezogen, als der Chefdes Dorfes zu uns kam; es war ein alter Diener voi, Qjaffar«Kuli - Khan, dem Bruder Mehemets, den man nach dem Tode seines Herrn dieses Dorf zum Aufent» halt« qnaMltsen. hatt«, zugleich war ihm ein« Kuppel sckr schöner W'ndhunde übergeben worden, deren sich Mehemet bey seinen Jagden in der Gegend um Teheran Hu bedienen pfiegte. Olese Windhunde warcnvlel größer und st.n ker, ,iur nicht ganz so gebest, als die unstlgen ; daher sie aul' besser zum Verfolgender Hirsche, Damhirsche und Gazellen dienen. Der Besuch dlescs Menschen war elgennt'iyig. E5 wollte n^l),nlich die Beachtung des Miethzinsen fur unser Haus in Empfang neh.ncn. Wir ließen ihm sagen, daß wir olesen nur dem Eigenthümer bezahlen würden. Nun lvolllc er »venigstens di« H^.lft« davon haben, weil er vorgab, er könne das als Chef des Dorfes verlangen. Allem er erhielt nichts, alS ble Antwort, er sollte sich dejjhalb „ur an den Eigenthümer haltt". Er ließ sich das endlich gefallen, u,ld blieb noch einige Zeit oey uns, indem er uns seine Dienste anbot. Wir baten ihn, uns öfter zu besuchen. Er warcsauch, der uns in dcr Folge in allem unterrichtete, was uns lltteresslrc» konnte. . Wahreno unseres Aufenthaltes ln Tegrlch schränk-» , die zu unS aus allen Dörfern am Fuße des Berges Alours kamen. Nlr gadeu ihnen unfe; wir bole l liiuen unsere uus Eul opa mltgebruchten' nie die geringste Gefahr gesehen, sind nie beleidiget worden, mid haben nichts verlohren. Bloß einer zudringlichen Neu-gier waren wir in unsern Wohnungen ausgesetzt. Dessen ungeachtet hatten wir nichts l>, unserm Anzüge , wodurch wir von den Einwohnern unterschieden gewesen wären, Mlr hatten, wie sie, unsere Köpfe geschoren > 52 und unsere Bärte wichsen lassen. Allein wir redeten eine Sprache, die sie nicht verstanden , wir thaten vieles, was sie nicht gesehen hatten, und saßen nicht wie sie mit untergeschlagenen Füßen. Wenn wir aßen, bewunderten sie unsere Gabeln, unsere Messer, unsere Servietten, sie erstaunten über die Menge von Speisen , welche wir zu uns nahmen. Unsere Nahrungsmittel waren anders bereitet, als sie sie zu bereiten pflegten, und dergleichen mehr. Diese Menschen waren indessen lange nicht so dumm, alki man aus ihrem Benehmen hätte vermuthen sollen; diejenigen, welche mlt uns sprachen, verriethen eine gewisse Bildung und zeigten sich nicht ganz kenntnißlos. Alle aber hatten elne gewisse Leichtigkeit in ihren Manieren, eine gewisse Kühnheit in ihren Aeußerungen, und ausgebrcitctere und bestimmtere Ideen, als man sonst unter Landlellten zu finden gewohnt ist. In Europa ist meistens zwischen den Bewohnern großer Städte und denen des Landes, zwischen den wohl erzogenen Menschen, und dem, der es nicht ist, ein ganz ungeheurer Unterschied. In Persien haben wir diesen Unterschied qerade nicht so außerordentlich gefunden. Die arme Menschenklasse in den Städten ist nur wenlg verschieden von dem ea„d,nann,auch lst diesder Aill in Stadien zwischen den Reichen und Armen »u Ansehung der Kemitnisse und Bildung des Geistes. Der Landbewohner, selbst derjenige, der das ganze Inhr unter Zelten lebt, und seine Heerden von einer Weide zur andern fübrt, ist uns gewandter, feiner und gebildeter vorgekommen . als der von großcn Städten eln wenig ent-fernt lebende Aindmann. Ich glaubte Anfangs, der allgemeine Mangel an Kenntnissen, und fast ganz gleiche Erziehung und die auf allen gleich lasiende Tyranncy sey die einzige Nr- ^ 75 sacke, jener Gleichheit des Tones und der Bildung, die ick überall bemerkt hatte, wo ich gewesen war. M«,^l bald kam ich auf einr weit wichtigere Ursache. Ick sab? nedmllch bald, daß die häufigen Kriege, welche alle Perser bewaffnet haben, die immerwährenden Züge Von eine? Provinz in die andere, an denen fast alle Tveti nahmen, und die sie immer erschütternden bürgerlich?« Kriege, nothwendig die Stände «inanber näher bringen, und den Rangesunterschied fast gänzlich aufheben mußte. Der Reiche verlor dadurch an Geistes» bUdunq und der Arme gewann daran. Der erstere hat seine Urbanität, seine Mlde, sein leichtes Betragen verloren, der andere hat sich verfeinert, seine Ideen haben sich entwickelt, seine B griffe vermehrt und erweitert. Geschmeichelt von seinen Anführern, denen, die sich der Gewalt bemeistern wollten, äußerst nützlich und brauch, bar hat er mchr Achtung vor ftch selbst, und weit weniger Verehrung gegen diejenigen bekommen, welche er ln der Nähe sehen konnte. Oer m den Lägern erzogene Reiche konnte bloß die Bildung eines Kriegers haben, und der Arme, der vom Pftuge oder der Werkstatt ins kaaer kam, wüßte bald eben so viel als der R?iche. Ueberdies war ihm das Feld der Ehre und des Glücks geöffnet; das allein mußte ln seinen Ideen, und seinem Betragen eine günstige Veränbemng hervordringen. Nicht so ist es mit den Frauen. Die ln den Städten haben, wie man uns gesagt hat, denn wir haben ihrer nur wenig gesehen , außer zu Bagdad, alle Geistes-feinheit. Liebenswürdigkeet, und Anmuth ihres Geschlechts, und vielleicht eben so plel Kenntnisse als tnc Männer, denen sie zugehören. Die auf dem Land? aber, welche wir als Aerzte zu sehen und zu hören Gelegenheit gehabt habe,,, sind uns sehr roh und un? wlsscnb und welt mehr von Norurtheilen beherrscht vorgekommen als die Mmmer. Sie herschleyern sich cb«n so sorgfältig als ln der Stadt, und leben noch weit zurückgezogener. Sie verrichten die häusliche Arbeit, besorgen die Kinder, die Küch«, die Kühe, dle Ziegen, die Schuft, sie bereiten die Milch zn, und machen daraus Iugurt oder Butter, welche dle Männer verkaufen. In Musestunden spinnen sie Wolle oder Baumwolle, verfertigen ausdeuExcremen-ten der Thiere und gehacktem Stroh« Kuchen, welche sie unter der Sonne trocknen, weil das Holz außerordentlich selten ist. Sie gehen nicht aufs Feld, sondern die Arbeit wirb von den Mnnnern all-'^ Vlleln nicht bloß auf dem kandebesir.iftdcrMann seine ehebrecherische Frau mit dem Tode, sondern dies geschieht in ganz Persicn, so wie ln derTlirkey. Glücklicher Welse sind aber dergleichen Auftritte schr selten, sey es nun, daß sich die Weiber ihnen wirklich nicht aussetzen, ober daß die kleine Anzahl derer, blc es thun, olle Vorkehrungen zu treffen wissen, um ihre Sichere heit zu bewirken. Flinfter Abschnitt. Wanderung P Tom, II. pag. \5,%H» >"" ^ang No. s. Sstf. 2. bcr franj* ^(u^ga&c in 4. 77 lamen, sab«n wlr lange Zeit den Boden mit einer Art von Rhabarber bedeckt, den die Perser ried^8 nennen *) Eie braucken die ganze Pflanze als ein Heilmittel bey entztmdltchen Krankheiten und hitzigen Fiebern. Den Stengel gcnilßen sie als Nahrungsmittel, Und es war daö erste, was man uns zu Kermanchah anbot. Man lßt sie loh, nachdem man bloß die Rinde abgestreift hat. Sie schmecken sehr angenehm, sind ein wenig säuerlich, und sehr erquickend. Man macht sie mit Zucker, Honig und Weinbeerwuß ein, sie halten sich so das ganze Jahr. Man machtauch Versendungen davon ln das südliche Persien, wo diese Pflanze nicht fortkommt. Sle blühet, wie man uns sagte, gegen Ende des Aprll und zu Anfange des May, immer einen Monat darnach, wenn der Schnee geschmolzen ist. Als wir sie sahe», trug sie Caamen. Wir nahmen vlel Körner davon mit, und sie sind in dem Psianzengarten i,i Paris gesäet worden, wo sie gut aufgegangen sind. Den Ort, wo wir Halt machten, um unsere Pferde und ihre Führer ruhen z,. lassen, schätzten wlr für das Drittel der Höhe des Gebirges. Es zeigte außerordentlich« Basaltfelsen, welche sich in regelmäßigen Fünfecken erhoben. Ueber denselben hinaussahen wir nichts vulkanisches mehr. Cs war auch hier ein großer, freyer, ebener Platz, auf dem mehrere Wasserstrelfen hiliflosseü. Er war reich an Pflanzen. Wir nahmel.hler Saamen von der schönen Michauxie mit, deren im dritten Kapitel dieser Relsebcschreibung gedacht worden ist. Auch fan-, den wlr hier die ««^«ta loußillora, das schöne, hohe Chrysanthemum Oli^Lantkemum ps^eattuln^, zwey ') Dies ist das Mic-'UM ribex. RoscnHlttll, eine mit dicken, eyruuden, glatten Früch« ten, dlc andere mit cm wenig rauchen; ferner einige »mblkanllle Astragalen, u»b «ine große Menge anderer Pflanzen. , Wir bestiegen des Abends in zwey Stunden den Theil des Gebirges, den wir vor uns hatten. Wir sahe,, hler bloß mehr odcr weniger feste Granitfelsen, Glimmer und blätterige Schiefer. Wir fanden nur wenig Pflanzen. Alles war von der Sonne verbrannt. Unscrc Führer ließen unS die Nacht unter zwey unge« heuern Felsen zubringen, welche durch lhre Annäherung ein groh.:s Gewölbe gebildet hatten. Unser Dlener schleit dadurch so sehr erschreckt zu werden, daß er sich nicht nahe hinz,» wagte. Es war ein Armenier, den man uns in Bagdad gegeben hatte, und der eben so felge als schurkisch war. Unsere Führer waren den ganzen Abend beschäftigt, trockene Pflanzen und Holz zu sammeln, um wahrend der Nacht ein wenig Feuer zumachen, wodurch sie, wie sie sagten, die wilden Thiere auf dem Gebirge verscheuchen wollten. Wir konnten uns dcn Tag darauf unserer Pferde nlcht bedienen, weil das Gebirge gar zu steil war. Wlr gingen also zu Fuss«, und wollten so hoch als möglich sieigen, allein wlr konnten nicht weit kommen; nach anderthalb oder zwey Stunden waren wir so ermüdet, und so unzufrieden, weil wir gar nlcktts Interessantes fanden, daß r.iir wieder zurückgingen. Gcgenneun Uhr des Morgens trafen wir unsere Pferde wieder, und wandten uns nach Osten zu. So wie wir weiter herab stiegen, wurde das Land reicher. Um Mittag hielten wir am Ufer eines kleinen Backes, dicht an einem durch seine Tiefe und die abgeschnittenen Felsen. welche sich immer losmachen zu wollen schienen, fürchterlichen Abgrunde. Wir bemerkten hier einige Raubvogel, den «vilben Abler, cber den Adler von Wr^kan, und mehrere Arten bin Geyern, die wir ober nicht deutlich erkennen konnten. Sehr ermüdet aber doch zuftlcden k.imen wir, um zehn Uhr des Abends nach Tegrlch zurück. Da die Rückkehr des Königs nach Teheran aufden ii. oder spätestens den «5. September von dem Gou« verneur dngckündigt worden war, so machten wir uns am 8. und y. reisefertig, am y. konnten wir Tegrlch ver^ lassen, und uns nach der Stadt begeben. Wir begegneten unterwegs mehreril Reitern, welche von der Arm« kamen, und den Winter auf ihren Dörfern zubringen wollten. Indem wir durch die Stadt nach unserer Wohnung gingen, sahen wlr aufden Strassen und Marktplätzen viel Krlegsleutc. Ben Kara-vanserai fanden wlr ganz voll davon, die Ammer, den Hof, dl« Estrade, di« Terrasse über den Zimmern, al-les war Mit Mllltair bedeckt. Wir fanden aber unsere Zimmer in demselben Zustande wieder wie wir sie verlassen hatten, und Niemand unternahm es uns daraus zu vertreiben. Acht Tage lang war derZufiuß vonKriegern so groß, daß man sie überall, nur nicht bey den Einwohnern sich einquartiren sahe. Diejenigen, welche nicht in den Ka-ravanserm'6 unterkommen konnten, kampirten auf be:» Feldern, die innerhalb der Stadt sind. Viele blieben aber auch gerade auf der Straß,e.Ucbrlgens war alles ganz ruhig und kein Mensch wurde beleidigt. Nach ein zwey Tagen zogen dicse Truppen durch und machten neu ankommenden Platz. Unsere erste Sorge, als wir nach Teheran kamen, war, einen Expressen nach Kasbinzu schicke»,allein daS war unm'itz; die Handelsleute, an die wir uns wandten, hatten nichts für uns erhalten, obgleich mchrer? Karavanen von Bagdad angekommen waren; auch nicht unsern Koffer mit den Geschenken. Am 14. September sahe man das Gepäcke, und das Prachtzelt Hadat-Ibrahims, des ersten königlichen Ministers ankommen. Der Hof des Pallastes wurde gefegt und nun gewässert, alles verkülldigteMehemets Ankunft auf ocn morgenden Tag. Am 15. erschien der König noch nicht. Des Abends waren wir Zeuge eines Festes, welches ein Einwohner von Ispahan in dem Hofe des Karavanserai's seinen, wle er von der Armee zurücltehrendenLandsleutcngab. Es fing mit Sonnenuntergang an mit Musik, die uns weit angenehmer vorkam, und viel besser vorgetragen wurde, als in der Türkey. Es waren zehn Musikanten, die mit kriegerischen Gesänge in Begleitung ihrer Instrumente ansingen. Dann folgt« eine Darstellung einiger niedrig komischen Scenen, welche die Zuschauer sehr belustigten, und sie zum schaUendsten Gelackter brachten, auch belachten sie eine äußerst obscöne Pantomime, die nur von drey Personen aufgeführt würd«. Hierauf trug man für ungefähr zwanzig Gäste las Csscn auf. Die Schüsseln waren sehr reichlich, aber nicht sehr verschieden. Reis mit Butter, und einiges Geflügel, und Hammelkeulen mit Reis. und gebrate, nes Schöpsenfleisch, Confitüren, viel Früchte und kein Wein — das war das ganze Abendessen. Die Musik dauerte während des Essens fort, die Melodien, welche man spielte, waren sanfter und leichter zu fassen, «ls die, mit denen man angefangen hatte. Nach Tische wurden mehrere Tänze aufgeführt, wo uns die Tänzer durch Beweglichkeit, Biegsamkeit und Anstand, überraschten. Es darf wohl nicht erst bemerkt werden, baß keiner von den Gaste», an der Musik, odcr an d«n Aufführungen gen, oder an dem Tanze, Anthell nahm; es waren nur Musiker und Tänzer, die der Armee gefolgt waren, und n^ck Ispahan oder Kasbin gingen, um im Win« ter ih'e Künste dort zu zeigen. Das Fest dauerte zur großen Zufriedeichelt aller derer, welche im Karavanseral wohnten, bis spät in dle Nacht. Nun wurde es Mlrkllch kühler, und das Wetter schien sich zum Regen anzulassen, indeß bekamen wir keinen zu Teheran. Der König war selt mehrern Tagen in der Gegend von Flruskuh; er sollte am 15. zu Teheran ankommen, allein der Astrologe hatte sich widersetzt, und man thut tn Persien, unter den Vornehmen und Gerln, gen nichts, ohne diese Menschen. Der König hat immer deren mehrere bey sich. Endlich am 2Q. hlelt Mehemet seinen Einzug. Cr wurde durch eine Artllleriesalve angekündigt. Um zehn Uhr früh stieg er im zweyten Hofe des Pallastes vom Pferd. Er glänzte ganz und gar von dem Feuer der Edelsteine, womit seine beyden A>me bedeclt waren. Ein Theil dieser Steine war den Nachkommen des Ke-lim-Khan, und der andere dem Enkel von Nadir Chah geraubt worden. Hadgi-Ibrahim kam drey Viertelstunden darauf ln die Stadt, die andern Minister folgten ihm auf dem Fuße. Denselben Taq, um fl'inf Uhr des Abends erfuhren wir, daß Mehemet seine Ankunft durch elne Exekution bezeichnet hatte, wodurch seln ganzer Pallast ln Trauer verseht wurde. Der Vorfall war frlgender: Unrer den Dingen, deren er sich zu Mesched bemächtiget hatte, war auch ein Portrait unter Gl^s von Cyarokh - Chah von eil,em Europäer verfertigt, das sehe ähnlich und gut gemahlt seyn sollte. Dcr König hatte IU. Band. I es aufmerksam betrachtet, dann elnem seiner Osslz lere zugestellt und ihm besohle«, es gut zu verwahren. Einige Stunden ln,ch seiner Ankunft verlangt er das Bild zu sehen. Man glaubt, er wollte es in dem Saale aufhängen, den erbewohnte. Als es ausgepackt wurde, fand man das Glas zerbrochen und das Gemählde ein wenlg beschädigt. Der König vor Zorn außer sich darüber, und ohne den Schuldigen zu hören, befahl sogleich lhm die Augen auszusicchen; was denn auch aufde? Stelle vollzogen wurde. Der Unglückliche wurde darauf aller seiner Haabe beraubt, und aus Teheran weggejagt. Diese Arten von Exekutionen sind in Per-sien sehr häufig, allein meistens treffen sie nur Große, d. h. sylche, deren Ehrsucht man fürchtet, und denen man dle Mittel nehmen will, sich der höchsten Gewalt zu bemächtigen. Das gemeine Volk erhält flir kleine Vergehen gewöhnlich Stockschläge auf die Fußsohlen; für schwerere Verbreche», die jedoch den Tod nicht ver> dienen , schneioet man ihnen immer die Nase, die Ohren, dle Daumen ab. Mehemet hatte, in Ansehung der ihm mißfallenden Diener, die Sitte ihnen den Bauch aufschneiden, und die Eingeweide herausreisseu zu lassen. Er hatte diese Barbarey bey einigen sogar so weit getrieben, daß er ihnen die Eingeweide um den Hals hängen, und sie in diesen Zustande, noch lebend, wilden Thieren vorwerfen ließ. . . Grausam, wild über allen Ausdruck, ließ er ebenfalls denen, von seinen muselmänmschen Unterthanen, welche beschuldigt wurden. Wein getrunken zu haben, den Bauch aufteissen. Unter den Sophi's, unter Nadlr-Chah, unter Kerim- Khan, konnten sich die Perser die° ses Getränkes ohne die minbeste Furcht bedienen, die «rstern selbst thaten «s öffentlich. Alle Gemählde, in dem Palialie zu Ispahan, lleue- nicht kannte, der nie d!e sanften Regungen der Freundschaft empfunden hatte, lhn, dessen Herz immerfort von Furcht erschüttert wurde, und nie be,veqt von einen» zärtlichen Gefühle, ihn, für den das Glück anderer eine Plage war— was mußte man von oie^n nichta.les bey setner Thronbesteigung fürchten. Gier»g oenuyle er den Vorwand der Religion, um seinen Unterthanen elne Art des Verqnl'igms zu rauben, woi-auser eifersüchtig war. Bey Todesstrafe verbot er einen Tropfen des köstlichen Getränkes an den Mund zu dringen, das dec Himmel bem Menschen zu Vermehrung semer Ge n'isse, oder zum leichtern Vergessen der Leiden des Lebens zi-schenkt zu haven scheint. Wtr müßten das ganze Leben dieses Mensch«, anführen, um zu Men, bis aufweichen Grad der Mansch F2 84 seine Wildheit treiben kann; wir könnten elue gan^e Me»iqe cbi Muselmänner« ln Verbindung stehen, zeigen , was sie bey dem geringsten Vorwaitde zur Unzufriedenheit von ihnen zu erwarten haben. Wir haben schon gesagt, daß Mehemet, das Jahr zuvor nachTifliS, der Hauptstadt Georgiens maischtrt war, daß er sich derselben bemächtigt, Kranke und Alte hatte ermorden und die jungen Personen beyderley Ge» schlechts in die Gefangenschaft fortführen lassen. Unter den Gefangenen befanden sich auch einige Russen, welche ohne Mitleid ermordet wurden, ob sie gleich nlcht bewaffnet waren, und ihre Nation sich mit den Persern kelnesweges lm Krieg befand. Ehe er denFildzu? eröffnete, hatte er auch Befehl gegeben, ln den Häfen von Enselt,Salian,Baku und Derbent, alle Russen, die man finden wilrde, zu ergreifen. Die Consuln und Kaufleute hatten noch Zelt sich zu retten, allein man ergnffboch Heben und zwanzig Matrosen, welche man mit Kette«! bnastet nach Tehe« ran schickte. Wir haben diese Unglücklichen kurz nach unserer Ankunft gesehen. Eie bebten und zitterten noch iiber die e„tsehlichc Rolle, welche sie der Gouverneur aufBefehl des Krnigs eben hatte spielen lassen. Man hatte ihne» nehmlich eineÄrt von Slilet ln dle Hünde gegeben, und sie gezwungen vierzig Persern, die man arretlrt hatte, weil sie der Armee nicht gefolgt waren, die Augen aus-zureißen. Schleckt genährt, in einer einzigen Stube zusam» < mengelchlchtet., die Nacht auf der bloßen Erde llegenb, tonnten sie des Tages in der Stadt nmhcr irren, um das Mitleid einiger Christen*) in Anspruch zunehmen, de5N von den Muselmännern hatten sie nicht das min, beste zu erwarten. Wir haben ihnen bey unserer Rückkehr von Tegrtck, auf den Straßen der Stadt oft begegnet, sie schleppten sich von Thür zu Thl'ire, lasen zu< sammen und verschlangen Meloncnschaalen und alle verdorbene Fruchte, die man weggeworfen halte. Sie waren alle dem Tobe nahe; die außerordentliche Hitze, die sie nicht gewohnt waren, und wovor sie sich auch nlcht schlitzen konnten, die schlechte Nahrung, welche sie, um nur den Hmiger zu stillen, zu sich nehmen mußten, der Schmerz, sich unter einem Volke gefangen zu sehen, das sie mit Verachtung überhäufte, die Ungewißheit ihres Schicksals, das alles hatte ihnen endllch das Fieber und dle Dyssenterlc zugezogen. In diesem Zustande, und da sie vielleicht nur noch vierzehn Tage leben konnten, ließ sie Mehemet ergreifen, und sämmtlich in dem ersten Hofe seines Pallastes umbringen. Der Befehl war: ihre Körper sollten daselbst drey Tage lang zur Schau ausgestellt werden , allein man mMe sie der eintretenden Vcrwesunq halber bald früher außerhalb der Stadt beerdigen. Merkwürdig war es uns, baß man zu dieser Hinrichtung Turkomaneu brauchte, die auch gefangen waren, und denen nwn dasselbe Schicksal prophezcihte. Wir glaubten anfangs, es mochte eine unangenehme Nachricht bcy Hofe eingegangen seyn, und dachten, es würben neue Anstalten gegen die Russen getroffen werden, allein die Armee wurde verabschiedet, und sollte sich erst künftigen Frühling wieder unter ihre Fahnen *) Das waren cinlgc sehr dürftige armenische Familien. 86 3???—^— versammeln. Man glaubte geaen die Russen schon hinreichende Sicherheitsmaßregeln genommen zu haben, und sprcich von ihnen mit lächerlicher Verachtung, denn Mebemets He" war in schlechter Verfassung, und er selbst von allen selnen Unterthanen gehaßt und verabscheut. Es ist wahr, Mehemet katte dle Ordnung wieder hergestellt, und es berrsckte im Reiche eine anscheinende Ruhe. Allein es war nur eine durch Druck er-ze„gte augenblickliche Stille, und wir selbst haben das Ungewttter sich zusammenziehen cnsehen, das einige Monate nach unserer Abreise über seinem Haupte ausbrach. Je länger wir in diesem Lande verweilten, je mehr w»r auf das, was daselbst vorging, Achtung gaben, desto mehr erstaunten wir, daß ein Mensch, wle dieser Mehemet, verstümmelt seit seinem zwölften, oder dren-zehnten Iah e, Gefangener zu ChyraS, bls ln sein ein und vierzigstes Jahr, Sohn eines bloßen Gouverneurs einer Provinz, ohne Körperkraft und Bravour, sowie ehne Talente, in den bürgerlichen Unruhen, sich der höchsten Gewalt bemelstern konnte. Auf Befehl von Adel.-Chah im Jahre 1748 ca-sirlrt, aus Gründen, die man nicht kennt, konnte er kein Gegenstand der Verehrung bey einem Volke seyn, das mit Verachtung einen Mann betrachtet, der nicht imStan-de ist, selves Gleichen zu erzeugen. Ueberdies schließt el, gentllch die Sitte Blinde und Castrlrte förmlich von dem Throne aus, daher mußte, ln dieser Hinsicht dle öffentlich« Meinung geradezu gegen ihn seyn. Sein beschrankter Geist, den, konnten ihm ebenfalls nicht die Achtung der Na-Non gewinnen. Sein Geiy, sein Stolz, seine Mlhhnt «rweckten ihm nirgends Freunde. Durch welches Wunder gelangte er aber zum Throne? Man wird späterhin in der kurzen Uebersicht der Unruhen in Persien finden, daß er bloß seinem Gelde, und der Uneinigkeit, welrbe unter Kcrims Erben herrschte, und die er geschickt zu unterhalten wußte, ferner seinem Stolze, seiner Hartnäckigkeit, seinem Geitze, seiner Grausamkeit, kurz seiner Verstümmelung, sein Glück zu danken hatte. Da wir uns gern bey den Ministern des uns er» theilten Auftrags entledigen wollten, so ging Herr Ka-raman am 22. Stpt. dcs Morgens zumHadgy-Ibra? him, Itimad-ub-dewlct, oder ersten Minister, um uns einlgen ebenfalls, und gab uns ein Zeichen uns zusetzen, indem er sagte: Seyn Sie willkommen! - Wir beantworteten diese Höflichkeit, und übergaben dann das Schreiben, das Herr Vcrninac, t,er Gesandte der Republik zu Cl'nstantlnopel, an ihn gerichtet hatte; die Uebersetzung war dazu gelegt. Er las sie mit viel Auf» mcrfsamkclt und wiederholte uns: o seyn Eie willkommen ! Nun stellten wir ihm den Brief des Pascha von Bagdad zu , worin stand, daß er uns seiner Excellenz, auf ausdrücklichen Befehl des GroZvesirs empfehle. Der Minister las ihn, und übergab ihn, so wie die Uebersetzung des erstern, seinem Sekretär; das Original aber steckte er selbst in den Busen. Es wurden ihm hierauf mehrere Papiere überreicht, und er ertheilt« mehrern Personen, welche nach und nach mit ihm spra« chen, Antwort. Indessen bot man uns Nargull zu rauchen an, welches wir Höflichkeitshalber auch annahmen. Nun blieben wir noch einige Minuten im Saale, worauf wir für gut fanden, uns zu entfernen; weil csunsunschick-lich dünkte, ein ernsthaftes Gespräch an dem Orte, wo wir uns befanden, ^zuknüpsen, lndem man nichtS saqen konnte, ohnc von den Personen im Saale und Garten verstanden zu werden. Ehe wlr gingen, ließen wlr ben Minister um elne besondere Audienz bitten , welche uns auch auf den andern Tag mit Sonnenaufgang versprochen wurde. So lange wir im Saale uns befanden, waren wlr der Gegenstand der Neugier aller derer, welche draußen standen. Einige sagten: es sind Russen. andere: es sind Franguis ober Europäer, und die Offiziere, wel, che uns zu kennen glaubten, antworteten: es sind Bey-fades francus, französische Große. Den andern Tag mit Sonnenaufgang wurden wlr zum Minister gebracht. Er erwartete uns ln einem besondern Saale. Er war alleln zugegen , aber außerhalb des Saales, der auf einen dritten Garten ging, waren drey der gestrigen Offiziere, in deren Gegenwart wir, wie wir wohl sahen, uns erklären durften. Nach den gewöhnlichen Begrüßungen, und nachdem wlr uns einen Schritt von ihm niedergelassen hatten, sagten wir ihm was der eigentliche Zweck unserer Reise sey ganz umständlich. Er hörte uns mit aller möglichen Aufmerksamkeit zu. Wlr erinnerten ihn an zwey zwischen Frankreich und Persien geschlossene Traktate, wovon der letztere zu Paris von einem persischen Abgesandten unterzeichnet worden war. Dann gedachten wir der Vortheile, welche beyde Staaten daraus hatten ziehen können, wenu sie nicht im Kriege verwickelt worden wären. Hierauf sprachen wlr von den Türken, so wie es uns ausdrücklich aufgetragen war. Der Minister antwortete unsern Wünschen gemäß, auf alle unsere Aeußerungen. In Ansehung der Türken, sagte «r viel Gescheutes, und was von tiefen Kenntnissen zeigte; er schlen böse darüber zu seyn, baß sie jkh entschlossen hatten, m't dln Nüssen Friede zu machen, und ihnen die Krimm abzutreten. Wir spra chen noch mancherley über dle Verhältnisse zwischen den Persern und Russen, und sahen, baß sich die erstern eben ni6t vor den letztern fürchteten, so' furchtbar sie ihmen doch wirklich seyn mußten. Die Anlinst eines Großen unterbrach unsere Untcr« redung, und r.?lr entfernten uns nach einem anderthalb-siündlgen Gesprach. > Ebe wir den Minister verließen, baten wir ihn, er möchte ei„e Note annehmen, auf welche er schriftlich antworten m>'?chte, damit wir diese Antwort unserer Regierung zuschicken könnten. Er bat uns sie so schnell als mögllch einzureichen. Zwey Tage darauf erhlelter sie burck uni'ern Droqman. Habgi-Ibrahim las sie, schien damit zufrieden, und versprach wenig Tagenach» her darauf zu antworten. Wlr mu ßtcn nun bey dem Generalsekretär um Aus' fertlgunq der Antwort, auf die wir hofften, ansuchen, und zugleich um Pässe, uns wledcr nach Bagdad begeben zu tön nen. Das erste Mnbl, als wir ihn sahen, überhäufte cr uns mit Artigkelten, und bat uns dringend lhn fa recht oft zu besuchen, was wir denn auch thaten. Er hieß Myrza Issa, und hatte den Charakter eines m^r?» dou»ourcli, oder Großmyrza. E' betleldett a lso, wic man sieht, eincn ausgezeichneten Posten. H>er Minister schenkte ihm sein ganzes vertrauen ; aNe nur einigermaßen wichtigen Staatsge-schafte gingen durch selne Hände, er hatte viel Geist, viel Leichtigkeit im Arbeiten, und die ausgebreltctsien Kenntnisse In allem, was sich aufble innere Staatsverwaltung, auf die Finanzen und das Materielle des Krie« ges bezog; er kannte die Geschichte seines Vaterlandes, und wußte, ganj umständlich alles das, wasin den ver- fchiebenen Provinzen selt der Ankunft der Afghanen bis zur Entthronung der Sophl's vorgefallen war. Zu Chyras gebohren, hatte er ln seiner Iu.zend mit Europäern Umgang gebabr, so, daß er bekannt mit unsern Sitten und Gewohnheiten war. Da er gern sprach und ein wenig satyrisch war, ließ er nie eine Gelegenheit Vorbey, uns die scandaleusen Anekdoten zu erzählen, die ihm zu Ohren gekommen waren. Wir hörten von lhm mehrere besondere Nachrichten über die Großen des Hofes, wir koltnten, was uns denn a,,ch gegenwärtig am meisten interessirte, durch alle kobs^rüche, welch« ast man, wie ehedem, die französischen Niederlassunger, zu Ispahan und Chyras, so wie an dem persischen Meerbusen schützen wollte. Man würde uns auch n'ohl die Insel Karek abgetreten habe», welche, wie ich glaube, der französische Hof, vor Auflösung unsere? oiilndischen Compagnie, von Kerim verlangt hatte. A lleul was für «lnen Vortheil würde Frankreich davon gl habt HMn? Ware er klug gewesen sich in einem Lande festzusetzen, 95 fas turck lmlnerwahrende bürgerliche Unruhen zern'i't-l«t wirb? ul, t> wo der Kömg, bey Ausübung des abscheulich sien Despotismus selbst des Lebens nie sicher ist? — Die Abtretung der Insel Karek, woraus die Hol' linder 1765 vertrieben wurden, h^tte uns wohl Vortheile haft werderr können, wenn wir uns ernstlich lnEgnpten hatten niederlassen, und einen tbätigen Handel mit Indien wieder anfangen wollen; alleln, wle gesagt. Per« sien kann in seiner jetzigen Verfassung die Blicke des Kaufmanns nicht auf sich ziehen. Er würde web« Achtung von seinem Gewerbe, noch Sicherheit für seine Person und sein Eigenthum finden. SechsterAbschnitt. Hbreife von Teheran. Ruinen von Kom. Aufenthalt zu Ca, chan. Skorpion dieser Stadt. Ankunft zu Iöpaha». Bes schrribung dieser Stadt und ihrrr Umgebungen. Erzeuge Nlsse. Temptratur. «Ä)ir verließen Teheran am l4. Oktober Nachmittags und kampirten fünfzig Schritte von den Wällen, bis um eilf Uhr des Abends, wo wir weiter ritten. Sieben Stunden zogen wir durck elne Ebene, welche uns fast gnnz unangebauet, obgleich fiuchlbar vorkam. Die Wlisserungskannle, welche chevem hier waren, sind ^um Theil »ei stopft, und die w grosser Anzahl rlngS herum zerstreueten Dörfer waren fast gänzlich zerstört. Hm Ende dcr Ebene befand sich ein Hügel von Sand und Kteselsielnen, den wir ln drey Viertelstunden üb«r» stiegen. Wir ruhten eine Viertelstunde w,'lter, bey «i, nemDorfe mlt Nahmen Kerarguld, aus, we lches aufdem rechten Ufer eines kleinen Flusses liegt, der von den Gebirgen kommt, und den wlr in großer Entfernung östlich ließen, man sagte uns: es sey oasj'elblge, durch welches wir nach Teheran gekommen war,:n. Dieses Dorf ist von ziemlicher Ausdehnung. Wir sahen daselbst viele zerstörte Häuser, bemerkten auch eine weite Einfassung und große Stätte, wo mehr als fünfzig Kühe standen, und eine zahlreiche He«n, *) Voyage en Ferae et aux Indes orientates, topi, IV. VW< 5«? ed» *n4« Paris, 173.5, 95 Chardin *) und Beauchamp ") abir glauben, von diesem Nahmen haben sich dasWort:Ta lt sm an gebildet. DasGebletvonKomisi eines der wasserrelchestcn, und fruchtbaresien wganzPerslen. Es trage elne Menge herrlicher Früchte, erzeugt Taback, Baumwolle, Reiß, Sesame, und alle Getseidarten Europa'tl. Diese Stadt scheint an die Stelle der alten 6ko«na, oder Cl^ona getreten zu seyn, deren Ptolemäus und Dtodor von Cicllien erwähnen, und dle sie in den östlichen Thett von Medien versetzen. Dle alte Stadt er» streckte sich ein wenig in dle südwestliche Seite von der neuen, denn man erblickt hier noch verschiedenes altes Gemäuer, und «ine runde Pyramide von ungefähr sechs und zwanzig Fuß imDlameter an der Basis/wovon auch Bruyn eine umständliche Beschreibung gegeben hat. Nach der Rechnung der Araber liegt Kom unter dem ?4. Garde 4F Minuten der Breite. Diese Stadt, welche unter den Cophi's mehr als fünfzehn tausend Häuser, und hundert tausend Eln, ivohner *") hatte, ist kürzlich ganz verschwunden, und zelgt jetzt nuc noch Ruinen. Kaum haben wir einige fünfzig Häufer um die Hauptmoschee herum stehen gesehen , und tmr dle Verehrung der Perser gegen diesen Ort, der die Uebcrresie einer Tochter von Mussa-el-Kadem "") umschließt, so wie dle der lctzttn persischen Kö, •) Voyage en Perse et autres Heux de I'Orient, torn, I. pag. 201 , ed. in 4. Amsterdam. 1711, ••) Journal de Savans, novetnbre 1790. '*') Man muß ,u Pcrsie,, «velligstens sieben, bis ach» Pcrioncll auf das paus rechnen. *"') Fatbimr. Der Vater liegt.begrabenin einem Dor« fe bc>) Vagdad. König«, von Chah .Eesi an, htit gemacht, daß er lmmer wieder aus der Zerstörung Herrorgestangen »st, welche 1bl«ft Stadi mehrmahls betroffen hat. El« hat vlelge, 4ltt«ft, unter der Hittschast der Afghanen. UnterIbra- hlm Chah waren dllle Hauser zelstört, und viele Ein« wohner umgebracht warden, unter Kerlm Khan hatte sie sich von lhrsm Unglück einlgermaaß«n wieder erholt, allell, nach selnem Tode ist sie von Mehemet, von All" Murab und von Djaffer oft eingenommen und wieder verloren worden; sie lst ft oft der Plünderung Preis gegeben gewesen, daß alle Einwohner verschwunden, und die, wie in andern Städten ganz von Erde «r« baueten Hauser, gänzlich eingestürzt sind. Als wir durchzogen , hatte die Stadt nicht drey hundert Einwohner. Wir unterhielten uns mit einigen, allein sie antworteten durch Seufzer und Thränen. Was konnten sie uns auch sagen? Sahen wir nlcht die Trum« mer ihrer Häuser um uns her? Wandelten wir nlcht auf den Leichnamen ihrer Vnider, Väter und Kinder? Trug nicht alles das Gepräge der barbarischen Tyran-«ey ihrer Fürsten und der rohen Wildheit der Untergebenen? - > A,u iß. mit Tages Anbruch rciseten wir vonKom ab, und gingen vier Sttmdcn w einer schönen, fast ganz gewässerten aber unbebaueten Ebene hin. Wir waren fast eine Stunde von jener Kette vulkanischer Gebirge, welche sich gegen Westen zu befanden. Wir brachten den Tag am Ufer eines Baches, bey den Ruinen eines Dorfes mit Nahmen Lenb e ru t, zu; es lag auch eines anf dem Gebirge, daS man uns aber nlcht zu nennen wußte; es wurde beherrscht von einen» Schlosse, das uns äußerst fest zu seyn schien. ' ' Am 19. zogen wir durch eine unangebauetc Cbeye, kamen bann ln eine schönere sehr wasserreiche, zum UI. Band. G Lheil angebauete, wo wir mehrere zerstörte Dörfer sa-He«l. Nach elnem ellfstündigen Wege ruheten wir zur Seite elnls Schlosses mit N"l>men Abab e', welches auf einer nM'gen platten Bera/ritze lag. Eswarvonelner sehr dicken Mauer aus Eroe umgeben, unh hatte einige Thürme. Wir fanden hier nur ewen einzigen Mensche^, der w d:r größten Dürftigkeit lebte, und uns keine Art von L«be»s'Nltteln geben »ounte. Ain 20. zygen wir ln der Ebene bls nach Cachan, wo wir um halb acht Uhr ankamen. Unterweges ey« l'Ncklen wir verschiedene zerstreute Dörfer. Der Bob«n schien uns gut gewässert und f,'uchtd'«r. , . Vor unserer Abreise von Teheran, hatte uns Hadgy Ibrahim, duril' selnen Sekrewr einen Brief an sel-nen Sovn zustelle,, lassen, der Gouverneur der Stadt, und ein junger Mensch von achtzehn bis zwanzig Jahren war. Herr Karaman mußte ihn übergeben. So bald der Khan einen B,ick auf den Briefdes ersten Mi, nisters geworfen hatte, qab er schriftlich Befehl, daß uns, so wohl zu Cachan,alS zu Ispahan alles gereicht werden sollte, was wir für uns und unsere Pferde be-5,'i ften. Er ließ uns Glück wünschen zu unserer Ankunft, und sagen, ob wir, auf unserm Wege,, über Jemand zu ll^qen Ursach gehabt hätten. ^ . ^ Wir ließen denl Khcin für alles herUich danken. Am 2i. verweilten wir, um unsere Pferde ausruhen zu lassen, „no dl? Merkwürdigkeiten der Stadt zu beschauen. Wir hatten noch teineso schöne, reiche, große, volkreiche in Persien gesehen. Freylich lag fast immer das fünfte Haus in Trüninler.n, allein d»e Moscheen, tie Karavai'serais, die Marktplätze, derkönlgllci'ePallast befanden sich in sehr gutem Stande. Die Märkte vorzüglich waren slhr zahlreich und von der größten EHölchlit; der bey ten, Thore von Kom ist einer der längsten, der breiteste«, kcr bellesten; er wlrb bloß von Kupferschmieden eingenommen. Man weiß nicht, welche «lte Stadt ehedem an^ Cackans Stelle gestanden hat. D!e Geographen habeil nichts befriedigendes c'iber dlisen )wnkt ausc^emocht. Indessen ist es wahlscheinlick, d^ß cs immer eine große <5:tadt gewesen ist, indem der Ort von der Natnr aus, nehmend begünstigt, und ans dem Wege von Persevo-lls nach dem Norden und Norbwesien von Persien ge-legen ist. Alles was man weiß, ist, daß Zobeidah, die Gemahlin von H.irun al Raschid, Kalifen ^on Bag, bad, fie gegen Ende des zweyten Sekulums der He-gira*) erbauen, oder wenigstens verg-ößern ließ, und daß sie AbbaS dem Ersiern ihre schönsten Gebäude zu verdanken hat. Sie hat eine gute Etunde in der Länge, uon Osten nach Westen , und mehr als eine halbe Stunde von Horden nacl) Süden. Sle bekommt von den Gebirgen reichliches Wasser. Ihre Bevölkerung ") ßegira, Hrdschsa, ein aus dem arabischen Hidschret, Welches Fllicitt hcißt, qrbiidelrs Worl, mit wclchcm dir Acre odrr Zritrrchioucq drr Mllliamcdaxrr bl'llanlit wird. Sie ;«I>lc>! nämlich ilire Jahre von dcr Flucht Mlchameds und scinrr Aubanqcr von Mclka nach )a, 'trrb, wclckr Stadt »achlier den Nahme» Mrdma al Naby, d. i., Prophctrnstadt, bekam, und seye» dirse Vegebenbeit a»f den ,6. I,,!» drs Jahres ü«2. Durch diese Flucht rettete er sich vor dtr Vcr» Uinsiand, welcher uichl übrrsebe« werde» darf, wenn man die Jahre der Haschs« Mjß nnftver Züittechnung verglrichrtt, will. G 2 ' mußte unter der Herrschaft der Sophl's, wenigstens hundert und funfzlg tausend Einwohner betragen. Jetzt kann man sie auf nlcht mehr alS dreyßig tausend an« sehen. Sie liege in elner schönen Ebene unter dem 33. Grad 5! Minuten der Breite. Man verfertigt ln dieser Stadt viel seidene Stoffe, und viel Leinwand. Man macht daselbst alle Sorten von kupfernem Geräthe, man arbeitet sehr gut ln Golö> Silber und Stahl. Wir haben viel Goldschmiede dort gesehen und sind bey verschiedenen Leuten gewesen, welche Säbelklinge» machen. Ihr Gebiet ist reich an Reis, an Tabak, Baum« wolle, Sesam, Nelhen, Gerste, Baum-und Hülsen« fruchten aller Art, man zleht daselbst den Wunderbaum sehr häufig, und weiß Blennöhl davon zu gewinnen. Der Welnstock ist auch hier sehr gewöhnlich. Welnbeermuß und getrocknete Aprikosen find ein ebenfalls beträchtll» cher Handelszweig. Wir können Cachan nicht verlassen, ohne ein Wort zu sagen von den Skorpionen, deren alle Reisende ge-dacht haben, und die in dieser sehr häufig und sehr gefährlich seyn sollen. Cs gibt ln der That ln ganz Persien viel Skorpione, und die Sitte der Orlentaler, vorzüglich gern Parterre zu wohnen, und sich auf den Boden zu setzen, und zu legen, macht, daß sie eher von di«s«m Insekte, welches sich häufig ln den Häusern befindet, gestochen werden, wenn sie es etwa unversehens drücken; allein allen unser» Nachforschungen zu Folge, find wir überzeugt, daß dieses Insekt sich zu Cachan gerade nlcht häufiger findet, alS zu Ispahan, Kom, Teheran, und daß sein Stich fast immer von einer klel, nen Entzündung begleitet, nicht leblnsgefährlich ist. ftlbst bey der größten Sommerhitze, wenn man nur die passenden örtlichen Heilmittel, als Therial, Oliven- r wohnten in einem Karawanserai, der schon sehr verfaß len war, indessen war daS Dorf noch in ziemlich gu» tem Zustande. Auf dem ganzen Gebirge hatten wir Spuren von Vulkanen gefunden. Bis jetzt war das Wetter sehr schon gewesen, und > die Hitze nur gem.ißlgt. Es ließ sich diesen Tag ei» wenig zum Regen an, und wurde kühle. Am 24. zogen wir acht Stunden fort. Auf einem ziemlich sanften AbHange stiegen wir kerab in eine Eben?, welche uns zu dem Dorfe Murtchekort fl'ilnte, berühmt durch eine Schlacht, welche Tahmas-Kuli-Kh^in am iz. November 1727 über Escheref gewann, und welche das Schicksal von Persicn entschied. Dle Temperatur wurde milder, so wie wir uns von Saub entfernten; der Tag war schön »nd dle Sonne noch sehr heiß. Wir bemerken Schnee aufde n Gipfel dcs Geblrgts, über das wir gegangen waren. Auf ber Ebene von Murtchekort, erheben sich llelne vulkanische Hügel. Der Boden dünkte uns äußerst fruchtbar. Man erblickte hier eine Menge von Quellen, dle man vermittelst unterirdischer Kanäle ge» Wonnen hatte. Als wir vorüberzogen, war eben die Baumwollenerndte. Wir aßen in diesem Dorfe einen trefflichen Apfel, mit zehn Seiten, wovon immer eine und dle andere etwas erhabener war. Die Granate ohne Kerne, oder mit unfruchtbaren Kernen , ist viel besser als unsere besten europäischen Granaten. Wir brachen auf von Murtchekort, am 24. umz Uhr des Abends, und zogen in Ispahan ein am 25. um 6 Uyr des Morgens. Ein Aufseher , den wir am Thore fanden, führte uns auf das Zollamt. Um da, hin zukommen, gingen wir länger als eine halbe Stunde durch Ruinen, dann ungefähr eine Viertelstunde durch sehr enge Gassen. Als wir abgestiegen waren, be« mächtigte man sich unserer Sachen, und wollte sie durch» suchen; welches wlr kaum verhindern konnten. Der Drogman mußte auf der Stelle zum Gouverneur gehen, an den uns Hidgi-Ibrahim einen Brief mltge« geben hatte, um eine Anweisung in dieser Hinsicht von ihm zu erhalten. Unterdessen wir die Rückkehr des Drogmans erwarteten, hatte man mis wirklich einige Kleinigkeiten ge-siohlen, so wachsam wlr auch gewesen waren. Als wir es bemerkten, ließen wir dem Zollbeamten sagen, daß wir uns dleserhalb bey dem Gouverneur beschweren würden. Er stellte sich, als halte er Nachsuchung und wlr erhielten unsere Sachen wieder. Um unsere Nachforschungen und Untersuchungen «lt mehr Freyheit anstellen zu können, hatten wlr beschlossen , uns zu Iulfa, einer Vorstadt von Ispahan, dle nur von Armeniern bewohnt wird, aufzuhal» ten. Wlr hatten Empfehlungsschreiben a« eiuige reiche Kaufleute, die uns mit Vergnügen eine Wohnung verschafft haben wurden; auch hätten wir in dem Hospii der Propaganda wohnen können, welches in d'eser Vorstadt lsi, wo, wle wir wußten, ein europäischer Ordensgelstllcher war, allein wir stiegen ln der Folge lieber ln einem nlcht weit von Mayban entfernten Ka-ravapserai ab, um besser im Stande zu seyn, die Stadt zu besehen, und die Beschädigungen derselben zu beurtheilen. Ispahan, das von den Cinwrhnern Sfahan,IS-phohon ausgesprochen wirb, liegt auf dem linken oder mitternächtlichen Ufcr d^s Zenderut, unter dem 32. Grade 24 Minuten Z z Sekunden nördlicher Breite, und unter dem 49. Geadc Zo Minuten Breite des pariser Meridians, und zwar in einer Ebene, die sich wohl auf zwanzig Stunden nach Osten, drey oder vier nach Wtsten, zwölfe mich Norden, und nur zwey nach Mittag hin erstreckt. , Die andern Geographen siich w Ansehung der Meinungen über diese Stadt getheilt gewesen. Einige ha, ben sie fl'ir das Hekatompylos, ober dle Stadt mit hundert Thoren, der Griechen angeschen, wclche einige Zelt die Hauptstadt des Landes der Parther war, andere aber glauben mit mehr Grund, sie sey daSMva-bana des Ptolcmäus. In der That scheinen ihr Nah, me und ihre Lage keinen Zweifel darüber übrig zu lassen. Hekatompylos lag n^ch den alten Geographen unter dem Z7. Grad 50 Minuten der Breite, und nur drey Tagereisen von Hyrkanlen, einer Provinz im Osten des laspischen Meeres gelegen, deren Grenzen gegen Mittag bestimmt gewesen zu seyn scheinen, durch die Gebirge, die sich südöstlich von Asier-Abad befinden. Aspada-na im Gegentheil war davon weit entfernt, und lag unter dem ?ch. Grabe, welches wenig unterfchledenlstvon der waiicen Pleite, welche die neum, bestimmteren Beob» achtuligi!« Ispahan anqeevlesen h sie immer regelmäßig und elegant. Auf diesem Platze befand sichehedemew Kanal von se„ Enden beß,ldllchen Thürmen angebrachte Treppe. Die ganze Brü'äe lst von Ziegeln und nußttst harten gehauenen Kalkstein«« erbauet. Man zähk Hn h«rM«n vier und dreyßig große Bogen. ' j Wenn das Wasser niedrig ficht, kann man durch Hle Bogen der Brücke gehen. Man hat zu dem El de «in« Gallerle angebracht, die durch s,ehlnlm,ft, und Wan hat das ganze Flußbette mit großen, unter, einander wohl zusammengefiiaten, Steinen gepflastert. El-nlge erheben sich in schicklichen Zwlschenraumen über ble andern, und man kann darauf treten, ohne den Fuß «aß zu machen. Bey Tavernler und Charbl« findet Inan eine genauere Beschreibung dieser Brücke, so wle auch der, welche sich eine Viertelstunde welter herunter befindet. ,, ., . Iulfa ist i'o» der Brücke ungefähr breyhundert Echlilte entfernt; fie hat fast eine Meile ln der Länge von Norden nach Süden, und eine halbe Meile vou Osten nach Westen. Ihre Gassen sind sehr hreit, und chhre Häuser eben so elegant als bequem. Fast alle haben Gürte», welche, wie die in der Stadt, durch den Zenberut gewässert werden. Man psscat hler den Weine stock uild eine große Menge Fruchtbcmme auch verschiedene Kl'ichenpfianzen,, der Weinstoct war überall an Gittern aezogcn, und btt^tte sehr schuttenrelche Mcen. Wir erstaunten über die Menge ^on Traube, die man auf diese Art gewann. Eln Morgen Landes beachte weit mehr, als zehu bey uns in der besten Enidtc bringen würden. Da es sehr hciß hier zu Lande ist, so wird die Traube, wenn gleich am Geländer, trefflich und reift sebr zeitig. Ende August tzi schon die Mi«, «rndte vorüber. ill. Band. H 1,4 An Gebäuden hat dtese Vorstadt wenlg gelitte«, allein desto mehr an der Bevölkerung und dem Glücks« stände der Einwohner. Man zahlte lhrer ehedem über zwölf tausend, und diese Zahl lst bis auf acht hundert geschmolzen. Ehedem trieb man von hier aus einen unermeßltchen und äußerst einträglichen Handel mit o»r Türkey, mit Rutland, Indostan, und allen Gegenden MenS, und dieser ist jetzt ganz verschwunden/ Dle reichsten Armenier sind ln den letzten Regierungsjahren von Nadir aus ihrem Vaterlande entflohen, vlele sind umaedracht worden von den Soldaten während der UN« ruhen, welche nach dem Tode von Ab«l und Ibrahim ausbrachen j alle, welche geblieben sind, wurden so oft geplündert und so oft von allen Partheyen in Contrl« bntion gesetzt, daß ihr Vermögen fast gänzlich verschwunden lst. Dem ohngeachtet sieht man ln dieser Vorstadt vierzehn armenische Kirchen, und elne ansehnliche Geistlichkeit, an deren Spitze eln Erzblschof steht, der mit dem von Elmiasin, oder der drey Kirchen, glet« chen Rang hat. Di« Zahl der römischen Katholiken, welche «Hede» anf fünf hundert sileg, ist heut zu Tage auf zwey arVt Familien herunter gekommen. Ein lateinischer Priester, der aus Indlen zurück kam , und wle ich glaube, von Rom zwey hundert Thaler erhielt, bewohnte daS Haus der Jesuiten, dessen sich die Perser noch nicht bemächtigt hatten. Die der Dominikaner und Karmeliter hat dle Regierung s«tt langer Zelt an Privatleute überlassen, oder verlause. Was auS dem Hause der Kapuziner kl Ispahan geworden lst, wissen wir nicht. Der lH<,7ten von Azar-Gerlb, woran die schön« Allee von Tchar-Bag stößt, »st östlich von Iulfa gelegen; er hat fast etne Mette im Umfange. Da das kand hl« ein wenl der außerordentlichen Sommerhitze. Mit Meersalz ge, schwängerte Landstriche. Gegenden zwischen den^schwar-z«n u«d caspischen Mrcrc. Guilan und Mazaudcran.' «^)n meiner Reise durch Syrien und Mesopotamien hab« tch eine Uebersicht gegeben von der Erhöhung des Bodens, ver Natur der Erdarten, der Erzeugnisse deS Pflanzenreichs, und der Temperatur von Mesopotamien, von den Quellen des Tigris und des Euvhrats in Ober-armenlen an, bis zu ihrem Ausfluß in den Persischen Melrbusln. Ich habe diesen ganzen Flächenraum ln öler von einander sehr verschiedene Parthleen oder Zonen getheilt, welche vorzüglich merkwürdig sind, durch den schnellen Uebergang e^ner Art des Bodens in die ganz entgegengesetzte. Ich habe bemerkt, baß die erste, zwischen dem 39. Arab nördlicher Breite, und dem z/. und 20 Minuten sehr hoch und ganz gebirgig war. Daß die zweyte, die sich unter bem^s. Grab endtgr, lange nicht so erhöht und fast ganz Ebene war. Daß die dritte, die sich bis zum .^. und 40. erstreckt. UNd welche ehedem, wegen ihrer Unfruchtbarkeit, füt «inen Theil Arabiens nngescheu wurde, ganz eben, und wenig übcr die Oberfläche dcs Mee,res «rhöht war. l2H _________ Daß enbllch die vierte, bls zur Vereinigung der beyd.'u Flüsse ober ihren Ausfluß ln den persischen Meerbusen, nur angeschwemmtes Land, eine ganz glelche Ebene, wle das Delta von Egypten barbot. Wenden wir nun jetzt unsere Blicke auf dle östliche Gegend des Tigris, so werden wir seht«, daß der Theil von Armenien und Obercurbistan, der der ersten Zone entspricht, sehr erhöht und sehr gebirgig ist. Die Höhe des Bodens erhält sich immer nach Osten zu, gegen Aderbldjan und Irak-Adjem zu, und endigt sich plötz« lich lm Süden, wie die erste Ion« von Mesopotamien, acht blS neun Stunden über Mossul, o. h. unter dem 36. Grab 4c» Minuten der Breite. Die Städte Ama« dla,Salmastre, Betlts und Van, liegen auf diesem «r« höhten Boden. Unter, Curdlstan, ober die Gegend, welche der zweyten und dritten Zone entspricht, ln einer Breite von dreyßig bls vierzig Stunden, ist gegen den Fluß zu, nicht höher als die von Mesopotamien, allein sie geht lmmer allmähllg sich erhebend, bis an die gegenwärtig gen Grenzen von Persien. Anfangs ist sie ganz eben, vder mlt kleinen Hügeln besäet, bann mit kleinen Gebirgen. Man sieht, hier ble Städte Erbll, Kerkuk, Chehrezur, Chehraaban, und Mendell. Das angeschwemmte Land, welched die vierte Zone von Mesopotamien bildet, dehnt sich östlich vom Tigris aus, und nimmt einen lmmer größern Raum ein, je näher man dem persischen Meerbusen kommt. Jenseits bieseS angeschwemmten Landes, findet man kleine Hü? gel von Sand und Kieseln, hlerauf Sandsteine, bann kleine Kalkgebirge, bls man an die hohe Kette voy Oranltgeblrgen, den Zagros der Alten, kommt, der, wle der Tigris, von Norbwesten nach Siidosten läuft. Vag' Had, das alte Ctesiphon, Avisa,befindtn sich auf die« sem angeschwemmten Boden: Shusier, Rhamhornos liegen auf der Kalischlcht. Wenn man ln die hohen mlt dem Tigris parallel laufenden Gebirge gekommen ist, befindet man sich auf der Erbfläche von Persien. Man hat sich auf einmahl sieben bis acht hundert Toisen erhoben. Man hat plötzlich die glühenden Ebenen vonUntercmdlsian,von Ba-tylonien, und von Shusistan verlassen, um sichln eine hchcre gebirgige und gemäßigte Region zu versetzen. Man kommt in ein Land, ähnlich demjenigen, das der ersten Zone Mesopotamlens entsprlcht, oder besser, es ist die nehmliche erhöh« Zone selbst, welche in Norden von Mesopotamien sich von Westerl nach Osten erstreckt, nur ein wenig südlich sich neigend/ welche dann, jenseits des TigriS, sich ln dem nehmlichen Sinne verengert, und endlich ln der Richtung von Norbwest «ach Südost bls an den persischen Golf fortläuft. Wenn man nach Persien selbst klimmt, sieht man, baß der Boden im ganzen Irak« Abjem ober dem, was zum ehemahligen Medien gehörte, immer erhöht bleibe, daß er sich sehr wenig senkt gegen Ispahan, Cachan und Kom, daß er sich von da bls Chlras und Z)esdfastl,t gleicher Höhe erhebt, allein baß er sich noch mehr erhebt, wenn man auf einer Seite gegen die Provinz Erl-van, und auf der andern gegen Lorisian vordringt. Der ganze Boden zwischen dem casplschen und schwant Meere ist erhaben bis dicht an die Küsten. Die tmll-schen Besitzungen lm Westen von Georgien, dem Kaukasus im Norden, und dem Ararat lm Süden, sind von be-wundemswlkdlger Höhe, und ragen beträchtlich über alle zwischenll«ge»den Gebirge empor. Der Kaukasus, der von dem engen Pass« von Cassa am schwarzen Meere sich verliert bey Baku an d^ casptschcn, erhebt sich jcnselts djeses Meeres unter dl« Golf von Balkan, durchstreift daS KHorassan, baS K5« nlgrcich Balkh, und vereinet sich mit jener hohen Gebirgskette, die einige Geographen ebenfalls mit dem Nahmen Kaukasus bezeichnet haben, und die dem Oxus, dem Indus und dem Ganges den Ursprung giebt. Der Taurus zleht sich, nachdem er Armenien und Aderbidjan durchstrichen, und sich auf einer Seite mit den Aesten des Kaukasus verelntget, und auf der andern alle die verschiedenen Ramifikationen Medi-enS gebildet hat, südlich längs dem kaspische» Meere hin, und geht ln einer geraden twle von We-situ nach Osten, zwischen Ntchapur unk Herat, und zwischen Kandahar und Kabul durch; er düngt dann jenseits Kaschemir hinaus, theilt Tibet von Inbastan, und gibt fünf Flüssen den Ursprung, welche in ben In« dus stießen. "^ Der Berg Zagros, der sich unterhalb des Sees von Van vom Taurus los zu machen scheint, und der, wie wir gesagt haben, parallel mit dem Tigris läuft, geht östlich von Shuster vorbey, dringt in L„tisian,Farsistan ei», folgt der Richtung des persischen Meerbusens ewige Stunden von den Küsten, und verliert sich jenseits Gom? lou ins Meer. ^' Der Berg Orontes, heut zu Tage der Elvlnd,der fast parallel mit dem Berge Zagros läuft, theilt sich gabelförmig einige Stunden über Amadan; ein Theil wendet sich nach Nordosten, geht lm Westen von Ka6, bln hin, und vereinigt sich südwestlich voyi kasplschen Meere bey dem Alburs oder den täppischen Bergen, die wir für eine Fortsetzung des Taurus ausgegebel, haben. Südlich von Amaban bildet der Berg (klvind, ln Verbindung mlt den Aesten des Berges Zagros, <5as nhöhte Land von Loristan.and Perl» oder jene »55 SckneegeblrgO welche volt den LorS und den Bakthy^ arts bewohnt werben. ^ Der Mogan, ein Theil von dem Chyrvan, vonM Guilan, und vom Mazanderan sind außer der erhöhten Fläche, von der wir oben gesprochen haben; sie sind sehr niedrig, selbst niedriger als die Msiendes Ozeans und des mittelländischen Meeres, wie man bald sehen wlrd. Dle Gebirge, welche ln einem Zirkelbogen diese Provinzen einschließen, und die, wie wir gesagt haben, eine Fortsetzung des Kaukasus und des Taurus sind, erscheinen noch viel höher, und haben einen weit schnellern Abhang gegen das kaspische Meer, als gegen das Land. Verläßt man die Ufer dieses Meeres , um nach Aderblbjan und Irak-Adjem vorzubringen, so kommt man auf einmahl aus einem warmen Klima in ein äußerst gemäßigtes. Im Süden von Persien erhebt sich der Boden we-' niger schnell als im Westen und Norden. Längs des Golfs giebt es einen niedrigen Landstrich, der wegen der ungeheuern Hitze lm Sommer fast nicht bewohnbar ist. Indem mau sich vom Meere entfernt, durchstreicht man die Gebirge, und erhebt sich stufenweise, so das man unvermerkt elne immer frischere Luft athmet. Das Land ist indessen immer noch sehr heiß, bis nach Tarom, Tadivan, und Kaserum; die am Ufer des Meeres schr häufigen Datteln kommen dort noch schr gut fort, wenn gleich die Gebirge während des Winters mit Schnee bedeckt sind. Kommt man bis nach Chtras oder Per-sepolis, so steigt man noch mehrere Absäße. Der Dattelbaum verschwlnd«r,all«in derOrangenbaum kommt daselbst gut fort. Der Winter ist kalt und kurz. Es schneyet oft in den Ebenen lm Januar und Februar. Doch ist ChkaS unter dem 29. Grade 56 Minuten,,,« «l,im halben Grad mehr noch südlicher als Cairo. G«, «26 gen Vesdckast ^, ^ ^ ^^ Boden kaum merklich erhöht, von da bis Ispahan erhalt er sich in gleicher 3läche. Ispahan liegt unter dem 32. Grabe 24 Minuten 32 Sekunden, und unter dieser gewöhnlich sehr warmen Breite kann man den Orangenbaum nicht fortbringn; doch kommt er zu Mossul.qut fort, welches unter dem 36. Grade ao Minuten liegt, und zweymahl welter vom Meere entfernt ist, als Ispahan. Alle Provinzen im Südosten dieses Reichs, find viel warmer als die andern, well der Boden dort «tcht so hoch ist, und sie überdleß dem Wendekreise «a'^er sind. Mogostan, Mekran, das kand der Bal-lochen und Sind sind fast nur lm Sommer bewohnbar. Der Boden hebt sich nicht merklich, und die Temperatur wird erst milder, wenn man sich Kandahar und Segestan nähert. Aus diesem allen geht dann so vlel hervor, baß die gemäßigtesten Gegenden Persiens auch t»le höchsten sind, dle Modifikation dazu genommen, die sich auf ihre Vreitegrade qründee. Daher sind vom Kaukasus an ganz Georgien, das Königreich Imlrette und Gu^el bis in dle Gegenden des schwarzen Meeres, Tabesse-ran, Daghestan und Ober. Ckyrvan biszum kaspischen Meere, ble Provinz Elivan, Ober-Armenien, Aber-bid/an, Ober-Curdtstan, ganz Irak-Adjem, koristan^ «in Theil von Farststan, und Kerman, Seqestan, Kan-dahar, und Khorasan und der obere Theil von Ma-zanderan, bekannt unter dem Nahmen Taberlstan — alle diese Länder sind, sage ich, sehr kalt im Winter, wegen ihrer Erhöhung, es schneit daselbst und frlert stark vom Dezember an, biS Ende Februar. Allein seltsam scheint eS, baß die nehmlichen Ge.-Mden, nur diejenigen ausgenommen, welche z vischen "7 dem schwarzen und kasplschen Meere liegen, den Som? mer über äußerst warm sind. Von Kandahar, welches fast unter dem 33. Grade der Breite liegt, bls Me-scbed, das unter dem 38. Grade liegt; von ChlrasbtS Kasbin, wovon jenes 29 Grad 36 Minuten, bleseS 36. Grad 15 Minuten hat; von Amadan bis Herat, dle gegen den Z5. Grab zu liegen, ist die Hitze im Srmmer lben so groß als die Kälte lm Winter. Das teaumurlsclie Thermometer erholt sich am Tage mehrere Monate auf 27. bls 28. Grad, und steigt zuweilen auf ze. und ZZ. Wir haben gesehen, daß dle Kälte ln diesen Gegenden verursacht wurde durch die Erhabenheit des Bodens,- dt« Ursache der Hitze werben wir finden ln der außerordentlichen Trockenheit der Lust. Diese Trockenheit ist so groß, daß von den Gebirgen Guilaus uub Mazanderans bis zum persischen Golf, von ben Gegeue den am See de Van und Urmla bls zu dem Lande Ka-schemlr lm Sommer kein Thau auf den Pflanzen, keln nur einigermaßen merklicher Dunst ln der Atmosphäre, kein Nebel auf den erhabensten Bergen, und kelne Wolke in der Luft bemerkt wird. Der Himmel ist s, retn, und dle Sterne geben des Nachts so viel Licht, daß man eine grobe Schrift lesen, und elnen bekannten Menschen auf zehn Schritte deutlich erkennen kann. Man wirb über diese Trockenheit der Luft aber gerade nicht so sehr erstaunen, wenn man bedenkt, daß Perfien, unter einem sehr warmen Breitegnide, im. Ganzen d«S Wassers beraubt ist. Es giebt hier, bekanntlich, weder Flüsse noch Ströme von nur einiger Größe; der Bäche find auch nlcht viele; von Ende Mays bls Ende Novembers regnet es fast «le, die Gebirge find ganz entblößt von Bäumen, dte Hügel sind trocls«. dürre, gewöhnlich ganz vernachlässigt und die Cbemn nur da angebauet, wo sie gewassert werben können. We-gen des Mangels an Wasser ist gegenwärtig nicht ein Swanzigthell dieses Reiches angebauet; das übrige ist ganz öde, nnd erzeugt, lm Sommer, nichts als saftlose, nicht viel ausdunstende Gewächse, so wie die Dorn-firä'uche und wolletragende Pflanzen. Vor Ende des Iuny verschwinden alle jährliche Pfianzen und erscheinen 5^rn8 low»), den Maulbeerbaum, die Arlesbeere und alle Fruchtbäume Europens. An den Küsten des kaspischen Meeres findet man den Sebestenbaum, die Olwe, den Orangen - und Cttronenbaum: der Maulbeerballm wird häufiger und dle Platane bebeckt mit ihrem Schatten alle Flußufer. Der Wetnstock wächst ohne Anbau ln allen ntcht sehr hohen Orten, er kettet sich an alle Bäume und umwindet sie mit seinen Acsten. Hier hat der Bodeu allen zum Abfließen des WasserS nothwendigen Abhang, hier verlängern sich dle Früh« lingsregen bis Ende Iuny, und dle Herbstregen kommen von dem Monathe September an. Diese Regen und das Wasser aus dem geschmolzenen Gchnee bilden eine große Menge von Flüssen und Nachen, welche ln den Pontus-Euxlnus oder in das kaspische Meer fließen. Auf der Nordselte gießt der Kaukasus seine Gewäf? ser in das kaöplsche Meer durch denTerck, und in den raluz maeoljH und den Poutus- EuMus durch den Kulan; auf der Südseite schwellt er den Phasis unb Kur an, und gibt noch überdies zwey Meeren eine große Menge von Bächen und kleinen Flüssen. Ober-Arme« nlen glbt dle Entstehung dun Kur, dem Araxes und Eu, phrat. Der Kur hat seine Hauptquellen nordwestlich von Kars, und der Ara,e< ln Sudlest«»? Der «rste durchströmt ganz Geo^le», sein kauf ist gekrümmt un» reißend; er nimmt cine grosse Meng« von Flüssen anf, und ergießt sich zwischen Chyrvan und Mogan tnsk«s^ plsche Meer. Der Araxes geht einige Stunden von Erlvan vorüber, trennt die Provinz dieses Nahmens von der von Aderblbjan, und stürzt sich fünfzehn Stunden von dem Meer ln den Kur. Der Euphrat lst kein Persischer Fluß. Er entspringt ln der Gegend von Erzerum, elner Stadt, welche imme» zur asiatischen Türkey gehört hat. Der Tigris nimmt selnen Ursprung fünf und zwanzig bis dreyßig Stunden tlefer unten. Dieser Fluß hat oftmahls zwey Reiche« zur Grenze gedient, seine beyden Ufer gehören heut zu Tage zur Türkey. Die Gewässer der Provinz Ertvan ergleßcn sich ln den Kur, ln den slraxes oder ln den See von Sevan. Dle von Aderbldjan fileßen fast alle in die Seen von Van und Urmla, doch geht auch etwas davon ln den Araxes unboenKezll-Ouzan, einen Fluß, der sich östlich von Ensell in das kasplsche Meer ergießt, und der der HIas6u5, oder ^marüu3 der Alten zu seyn scheint. Ober-Curdlstan und der Berg Zagros, biS an ble Westseite des Elwlnd smb weniger waldig, weniger feucht, als die mehr nördlichen Provinzen, und die, welche den Meeren nciher liegen; bemungeachtet ist der Boden relcher an Vegetablllen, als der deS übrige» Persiens; es regnet auch ein wenig mehr daselbst. Die Gewässer ergleßen sich in den TtgrlS durch den Kabur, ben Khafer.Souti, den großen und kleinen Zarb, den Dus, ble Dlala, den Kara. Soul. Wlll man sich von Aderbld,an ober Irak- Adjent nach Gullin oder Mazandesan begeben, so wird man durch dic.lasplschen Giblrge aufgchalten, wovon lch / »54 bereits gesprochen babe. In einer känge von hundert und «wanzig bis dreyßig Stunden findet man kaum zwey Hohlwege, wodurch man hinein kommen könnte. Der ersse, dervonPyl-Rubar, am östlichen Ende von Gul-lan, ist nicht solang, als der andere, allein enger und gefährlicher. Das zerborstene Gebirge zeigt in «lnenl Raume von drey bis vier Stunden nichts als fürchter« llcke Abgründe «md Felsen, welche sich loszumachen drohen. Der ln den Felsen abgehauene Weq erlaube kaum einem Kameele den Durchgang. 3wey Flüsse, der Kessel-Ouzanund der Ghahersai ober Charub, vereinigenstch am Eingänge dieses Gebirges, stürzen sich mit Geräusch herab, und vermehren durch dieses Geräusch und den Schaum des Wassers , das Entsetzen, welches hier den Wanderer ohnedieß befällt. Der andere, bekannt unter demNabmen Pylä, oder daskaspls6' e Thor, geht ostlich von der Spitze des Demavend durch den Alburs. Er hat aufber medl-scken Seite zwe», Eingänge, den einen zu Gullas, elnein Dorfe, zebn Stunden östlich von Teheran, der andere, zelm ober zwolfStunden süd- östlich, fängt bey Mekalle« Ba«, an. Alle beyde haben den Ausgang ln Firuskuh z allein man findet, ehe man nach Heblerud kommt, eine Schlucht, die durch Thäler ln die schöne, erhabene Ebene von Damegan und Boston führt. Hat man diese Gebirge überstkgen, so empfindet man, noch ehe man das taspische Meer bemerkt, den Einfluß seines Wassers; man sieht, daß es nicht mehr persisches Klima, nicht mehr derselbe Boden ist, und daß es ntcht dieselben Produkte stnd. Man athmet eine frlsckere kuft, findet saftvollere Gewächse,und sieht über, all Wälder, wie die auf unsern Alpen und Pyrenäen. Steigt man herab auf das platte Land , oder auf den Streif, der sich längs dem Meere von Aster-Abab '35 bis nach 3enk,ru hin erstreckt, so bemerkt man, baß dle Erbe fetter und feuchter, der Himmelweiter glänzend, und die Atmosphäre weniger rein ist, als in dcm übrigen Persten. Dle Ursacke dieser Verschiedenheit liegt am Tage. Dle hohen Gebirge mit Wald bewachsen haltend!? aus dem nahen Meere aufsteigenden Dünste auf, und machen, daß sie sich auf das Land tn Thau und Neacn senken müssen. Auch liegen diese Gegenden tiefer, und unter dem 37. und 38. Grad: der Breite. Wirklich ist hier ble Temperatur so milde, daß die Erzeugnisse warmer känder hier gedeihen, und das, was man nicht zu Kas-bin, zu Teheran, zu Kom, zu Kachan und selbst zu Ispahan erblickt, selbst das Zuckerrohr, welcheS zu Chiras nicht fortkommen wl'irde, das doch sieben bis acht Grad südlicher liegt, kommt sehr gut fort in Mazandemn; es erhält seine Reife vier Monathe früher, als aufden ehemahligen französisch-amerikanischen Kolonien, das kommt daher, weil die Hitze desSommers viel stärker und anhaltender zu Mazanderan ist, als in unsern Kolonien. Diese niedrige Lage des Bodens kann nichtbezvei-felt werden. Man weiß aus den Operationen, welche vor clnlgen Jahren aufBefehl der russischen Regierung unternommen wurden, daß der Don an dem Orte, wo «r der Wolga am nächsten lsi, sechzig bis Nebzig Fuß höher !st, als diese. Di nun der Lauf dieser beyden Flüsse von diesem Orte bis zu den beyden Meeren (das M«r von Azof und das kaspische), sonst von gleicher känge unh der Mhana des Wassers gleich sa„ft ist, so kann man nicht zweifeln, daß an der Ml'induna ihr Niveau genau erhalten worden «st, und datz folglich das laspische Meer sechzig bis siebzig Fuß tiefer liegt alS das Mm von Azof. Daß dlese Provinzen ihre Temperatur nur der Ver-tlefulig des Bodens verdanken, wird auch dadurch klar, baß sie nördlicher sind als die andern, und in «lnd bedeckte, daß endlich auch die Inseln Rhodus ,nld Delos einige Zelt unter dem Meerwasser gestan, den haben. Das alles unterstützt Herr Oureau de la Malle mit Stellen aus den Alten, die darauf Bezug haben. Allein abgerechnet, daß die Zeugnisse der Alten in solchen Fälleu, wegln der Sagen und mythologischen Aktionen gerade nicht eben so große Beweismittel sind, »43 sieht« diesen Meinungen Gründe entgegen, welche aus dem Anblick der Gegenden und der Natur dcr Cache selbst sich ergeben, und hatte das Gewässer des schwarzen Meeres wirklich eine solche Wirkung baden sollen, wie in senen Schriften behauptet wird, so müßte es einen zwanzig Mahl größern Umfang gehabt haben, als es wirklich hat, was drch nicht zu erweisen ist. Das will ich jedoch uicht behaupten, daß das schwarze Meer nicht einmahl von dem ägalschen getrennt gewesen seyn könne, allein nie wird man annehmm dürfen, daß die Propontts von dem mittelländischen Meere getrennt war, noch daß der Bosphorus , bls nach Bunut-Dhere, ein Golf gewesen, ähnlich dem von Nicäa und Nikomedlen, und wie kann man dann annehmen, daß sich, drey bis vier Meilen von der Pro-pontis eln Meer befunden habe, das eine so sehr große Erhöhung über diese gehabe habe« könne? Allein wie hat sich das kaspische Meer getrennt von dem Meere von Azof? und warum ist sein Spiegel gesunken, indeß der des schwarzen Meeres sich immer in gleichem Stande erhalten hat? — Mich dünkt, die Anspülungen des Don, des Kukan, der Wolga, und einer Menge anderer Flüsse und Gieß-backe, welche vom Kaukasus herkommen, müssen allein diese Operationen nach und nach haben bewirken können. Diese Meer« hingen bloß durch einen Kanal zmmnmen, und dieser empfing an seinen beyden Enden die Anspüo lungen breyer großen Flüsse, er empfing auch in seiner ganzen Länge alles Erdreich, das der Regen immerfort von den hohen Gedingen des Kaukasus ablöste. Wenn der Don sein Gewässer bey Konsiantinopel oder Lamp-sakus ergösse, glaubt man denn, daß es vieler Iahrhun» derte bedürfen würde, damit die Propoulis und das ügätsche Meer aufhörten, mit dem Ponlus - Euxlnus ltt Gemeinschaft zu seyn? Durch diese Trennung nun konnte das schwarze Meer kelne sehr merkliche Verü'nde'ung in stiner Wasser, höhe erfahren, denn es »st zu vermuthen, daß, da es tmmer mehr Wasser hittte, als eel zu seirer Verdunstung bedürfte, es elnen Tketl davon ln die Propontls ergoß, wie dies auch noch /eyt der Fall «st, den andern Tkeil ergoß es in das kaspischeMeer, wodurch dies damahls mit ihm fast auf gleicher Wasserhöhe erbalten wurde. Mein das kaspische Meer, das die Gewisse-- des schwarzen Meeres und die des Don und des Kuban nicht mehr «mpfangen hat, und das nun wehr durch die Verdunstung verlohr, als es durch Regen und die Flüsse erhielt, mußte nothwendig an Umfang und an Höhe verlieren, bis das Gleichgewicht so wleber hergestellt war, wie es jetzt lst. Herr Pallas gibt als elnen Beweis von der großen Senkung dieses Meeres den Lauf der Wolga an, der sehr lang und sehr reißend ist, und der seinen Ursprung nimmt ln elnem Lande, welches nicht sehr über dle «ndern Meere erhöht lst. Allein der auffallendste Beweis, daß bas kasplsche Meer niedriger !st, als berPontus-Euxinus , ist der: daß an dem Orte, wo die Wolga und der Don einander am nächsten sind , das Bette der erstern um sechzig bis siebzig Fuß niedriger ist, als dasbesletzsern, woraus man vermuthen muß, daß das schwarze Meer um sech, zig bls siebzig Fuß höher lst als das kasplscke. Im Norbwesten, Norden, Nordosien, und Osten nmß das kasplsche Meer verloren haben , denn hier war der Boden nledrig und eben, und der Terek, der Kuma, die Wolga, der Iaik, derPemba, derSihun unb der Oihun (de? IaxartcS und Oxus) führten chien Sand und >45 und Cchlamm hierher. Mogan ln Westen zelgt auch «ine große Sanbebene, welche durch den KurundAra, xes gebildet worden, und mit Muscheln und andern Meerkörpern des kaspischen Meeres bedeckt ist. Gullan und Mazanderan sind zum Theil sichtbar aus dem Wasser hervorgegangen; das Land zwischen dem Don und Kuban lst angeschwemmt, wie das an der Mündung der Donau, des Dniester und Dnieper, und ist nicht dürr« und unfruchtbar, vielmehr gutes Weide« land, für die Tartaren unb Kalmücken. Wenn man die ungeheure Menge Wasser betrachtet, welche das kaspische Meer aus mehrern großen Flüssen empfangt, wie z.B. der Wolga, dem Ialk,d«mMemba, dem Kur, dem Terek, und einer großen Menge kleinerer Flüsse und Bäche, welche vom Kaukasus, von Guilan, von Mazanderan, und Khorassan ihm zustießen, so kann man sich kaum überreden, daß es allein durch die Ausdünstung zerstreut werden sollte. Das schwarze Meer ergießt seinen Wasserüberfluß ln die PropontlS, so hat man auch einen Ausgang für die des kasplschen Meeres suchen müssen. Der romanhafte Struys hat zwey Cchlünde ln dem Golf vom Guilan gedichtet, deren Geräusch so stark seyn soll, baß man es fünf bis sechs Stunden weit hörte; er glaubt: in diese beyden Schlünde verliere sich daS Gewässer dieses Meeres. Einige Reisende sind noch welter gegangen; sie haben gemeint, das Wasser des kasplschen Mccrcs habe durch jene Schlünde cinen Ausgang in den persischen Golf, und zum Beweis dafür habe» sie angegeben, daß man ji>,t. Oie Wmoe machen, daß es, je,iachocm sie von Süv«n oder Nuroen kommen, an dieser oder jener Seite beträchtlich aufschwillt. Diese Verschiedenheit ln der Höhe des »47 Wasserstaues dieses Meeres, bemerkt man auch zu den verschiedenen Jahreszeiten. Er lst immer höher im Frühling als im Herbst, im Winter als im Sommer. Dieses allen Bewohnern der Küsten bekannte Faktum beweiset klar, daß die Verdunstung allein hinreicht, um es ilv Gleichgewichte zu erhalten. Neunter Abschnitt. Parallele zwischen den Türken und «Persern. Sitten un> Gebräuche dieser Völker. Ha»sgerache, Schmuck, Kleidung der Männer und Weiber- Kaffee. Dpium. Brod. Reis und andere Mahrungsmittel. ^ln Reisender, der aus dem ottomannlschen Reiche nach Persien kommt, bemerkt sogleich bey seinem Eintritt die große Verschiedenheit, die sich zwischen beyden Nationen findet. Alles in der Türkey trägt das Gepräge der Grausamkeit und Barbarey, alles in Persien verkündigt eine sanfte, civilisirte Nation. Die Türken find eitel, hochmüthig und ungastfreunblich, die Perser find höflich, artig und zuvorkommend. Die erster« haben, als sie von den Ufern des Iaxartes und Oxus in die herrlichen Provinzen Kleinasiens zogen, und sich in denl polizlrten Griechenlande niederließen, alle Rauhheit eines nomadischen und kriegerisches Volkes beybehalten; die andern haben, mitten unter den Arabern, den Usbeghken, den Turkomannen, den Kurden, den Af« chanln, welche sie nach der Reihe besiegt und unttts jccht haben, nichts von ihrer klebe zu Künsten und Wlft senschaften, und der Neigung zu Handel und Gewerbe verloren. Beyde regiert von den Gesetzen des KoranS, be"» herrscht von einem Despoten, unter dessen Willen sich alles beutzen muß, angesiedelt unter einerley Himmels« strich, in einerley Klima, sind dle einen wllb, faul und unwissend, die andern hingegen human, thätig und erfinderisch. Freylich haben dle Perser noch nlcht jenen Grad von Bildung und Kenntniß, jene Feinheit des Geschmacks und Zartheit des Gefühls erreicht, wozu dle Europäer gelangt find, weil die Abgeschiedenheit, worin sie ihre Religion erhalten, und der Zwang, dem sie die Form ihrer Regierung unterworfen hat, fich diesem immerfort widersetzt haben; allein, wenn sie, wie die Türken, die Gelegenheit gehabt hcitten, mit Europäern umzugehen, wenn die persischen Hafen, die Hauptstadt u„b andere große Städte des Reichs freyen Verkehr mit Europa hätten treiben dürfen, wenn das Voll eben so leicht wie das türtische, sich unter uns hotte mischen können, so würde Persien längst auf gleicher Stufe mit Europa stehen. Die Türken verachten dte andern Völker, und sioßm hartnäcNg alles von sich, was ihnen von denen zukommt, die sich nicht zu Mahomebs Religion bekennen; dle Perser im Gegentheil setzen sie nach ihrem Werthe, und woher ihnen auch Kenntnisse und Bildung kommen, sie nehmen solche mit Freuden an. Wenn sick diese lehtern gleich heut zu Tage besonders dem Etudlum der heiligen Bücher, der Poesie und Astrologie überlassen, vernachlässigen sie deshalb dock bit andern Wlssenscl aftcn nlckl j sie nehmen dle Fremden gütig auf, die ihnen Vevdlctlste und Hnmtnlss« '43 zu haben scheinen, vorzüglich halten sie viel auf die Europäer: sie bemühen sich um ihre Freundschaft, erweisen ihnen Artigkeiten, und unterlassen nicht, eine Menge Fragen an sie zu thun, über ihre Künste, Ms, senschaften und Religlonsverfassungen. Heut zu Tage eben so abergläubisch als die Türken, sind sie doch nicht so fanatisch, sie treiben die Bedenk-llchketten ln gewisser Hinsicht noch welter als diese, sie essen nicht mit einer Person von verschiedener Religion, trinken nicht aus der Tasse, dem Glase, dessen sich ein Christ, ein Jude, ein Indler bedient hat, und doch gestats ten sie, daß man ln ihre Moscheen geht, sie dulden Ein» würfe, die man ihnen ln Hinsicht der Religion macht; sie hören, ohne böse zu werden, alles an, was man ihnen gegen ihren Propheten und gegen ihre Imans sagt. Der Türke würde euch umbringen, wenn ihr in seiner Gegenwart mit Verachtung von Mahomed und seinen Gesehen sprächet. Der Perser würde euch mit Mitleid betrachten, er bctet zum Himmel, daß sich die Wahrheit euch im vollen Glänze enthülle; er hört auf, von seiner Religion zu sprechen, allein er fährt fort, euch mit Wohlwollen und Freundschaft zu betrachten. Eben so tapfer als der Türke, und thätiger und ungeduldiger, ist er gleich ihm, grausam im Gefechte, unversöhnlich gegen den bewaffneten Fcind, allein biegsamer nach der Schlacht und geselliger nachdem Frieden. Möge er Krieg mit dcn Georgiern, mit den Rüssel,, welche die katholische Religion bekennen, gehabt haben, oder mit d^n Türken, den Arabern, den Afghanen, welche Mahomedaner si„d wie er, nur von einer andern Sekte, er ist gleich geneigt, ihnen nach dem Kriege, wenn er kann, Freundschaftsdienste zu erweisen, indeß der Türke nie vergißt, baß ihr sein Fel«,d gewesen seyd. ,50 Man sieht llt Perfien seltener als in ber Turkey Auf« stände, Rebelltonen, aufrührlschz, Bewegungen, große Zusammenrottlrungen, um das Oberhaupt des Staats, oder selne Minister zu stürzen , und die Karavanen aufzuhalten, und elne Stadt oder Provinz ln Kontrlbuzlon zu setzen. Mcrd und Raub find gleichfalls gerade nicht so häufig , und doch ist ber Perser tn Ansehung seiner Sltten, und vielleicht auch seines Charakters, schlechter als der Türke. Wenn der erste mehr Kenntntsse, mehr Artigkeit, mehr Sanftmurh befitzt, als der zweyte, wenn er die Ruhe des Staats weniger oftstört, wcnn er das Leben und Vermögen seiner Mitbürger weniger oft in Gefahr seht, wenn er die Schwäche des einen und des andern Geschlechts mehr schont; so hat er doch nicht jenen edlen Stolz, jene Großmuth, jene Achtung vor sich selbst, jene Zuverlässtgkelt ln der Frundschaft, jene Ergebenheit gegen selnen Wohlthäter, welche bey dem Türken bisweilen so außerordentlich olel bewirken. Der Perser ist listiger, velsteckter, gewandter, bieg« samer, einschmeichelnder , mehr ln der kiige und dem Meineibe geübt, als der Türke. Liebkosend und schmeichlerisch durch Gewohnheit ist n, 5m chr Ackerbau ttltttm hat. Unter einer kraftvollen? «5» thätigen und verständigen Regierung würde der Türke Europa noch einmahl in Schrecken sehen. Nachdem wlr so kurz als möglich, dle allgemeinen Sitten und den Nazionalcharakter beyder Völker aus «wander gesetzt haben, sey es uns erlaubt, einige Besonderheiten ln Ansehung ihrer Gebräuche bemerkllch zu machen. Geschenke sind ln Persien noch gewöhnlicher als in der Türkey. Man erscheint nie vor dem Könige, bittet nie um eine Gunst ober Gnade bey einem Großen, man verhandelt nie mit seines Gleichen ein Geschäft von Nichtigkeit, ohne baß man ein Geschenk vorausgehen, oder nachfolgen läßt, das dem Range der Person, welche erscheint, oder der Wichtigkeit der Gunstbezeugung angemessen lsi. Freylich verbindet blese Sitte zugleich den, der ein Geschenk erhält, «in andereS zu geben; allein bey die» sem Tausche muß der Mächtigste zehnfach gewinnen, wenn er nicht auS Hochmuth oder Prachtllebe den andern auch an Ebelmuth übertreffen will; das ist aber sehr selten, es müßte denn bey Fremden und Abgesandten vorkommen. Die Richter benehmen sich ganz anders; sii erhal« ten ihre von beyden Theilen, und geben keine wieder; sie glauben genug für den einen zu thun, wenn sie ihn seinen Prozeß gewlnnnen lassen, und für den andern, wenn sie ihn nicht nach aller Strenge verdammen. Es herrscht ln Persien weit mehr Luxus als in der Turkey, und zwar well dort die Civilisation welter ist. Allein dieser Luxus besteht, ln beyden Staaten nicht sowohl in der Ausschmückung des Hauses und ln der Tafel, als vlelmehr ln der Kleidung und dem Schmuck, b«n man trägt, ln der Anzahl der Weiber und Sklaven, die man unterhält, her Domesilken und Pferde. -------~ --"-■*^ "'~--------------——^ - ■- , »53 Dle Häuser der Perser sind lm Ganzen geräumiger als die der Türken; sie sind mit Geschmack, Eleganz, und Bequemlichkeit eingerichtet, sie haben mehrere Corps de Logis von einfacher und regelmüßiger Bauart. Wenn «s der Raum nlcht erlaubt, einen Garten zu haben , so hat man doch wenigstens einen Hof, wo einige Bäume stehen. Die Reichen haben fast all« Fontaine» oder Springbrunnen in ihren Sälen, um sich Kühlung daselbst zu verschaffen. Das Hausgeräth ist äußerst einfach; es besteht'n elnem doppelten Teppich auf dem Boden aller Zimmer, welche man bewohnt, und ln elnem nlcht eben hohen Divan ober Sopha, der rings herum läuft. Des Abends legt man auf diesen Teppich ober auf den Dlvan dicke Matratzen von Wolle oder Baumwolle, worauf man schläft, und die man am Tage in Schränke verschließt. Der erste Teppich, den man auf den Boden legt, ist eine Art sehr starken und dicken Filzes, der zweyte ist das, was wir persische Teppiche nennen. Oft legt man aber auch nur die Fllzdecke hin, und zn diesem Zwecke verfertigt man sehr feine und schöne. Die Kleidung ist nlcht so weit und nlcht so zusammen geseht, als dle der Türken. Die Unterhosen, die ge« wohnlich von Seide oder Baumwolle sind, reichen bis tief am Fuße herunter, und gleichen unsern weiten Pantalons *); sie werden über den Hüften vermittelst eines Bandes befestiget, das hin und her geschoben werben kann. Das Hemde reicher ober wohlhabender Personen ist von rother Seide und elnem sehr oichten Gewebe, gemeine Leute tragen ein baumwollenes, eS wtrd über die *) Lange Hosen, welche bis auf die Füße gehen. «54 Pantalons gezogen und geht nur bis auf den halben Schelltet, es ist vorn auf der Brust nicht vssen wt« d le unsrigen, sondern auf dem Rücken; eS geht eln wcnlg übereillinder und wirb durch einen einzigen Knopfunter dem richten Arme zusammengehalten; der Hals tst Winter und Sommer bloß. Ueber das Hemde zieht man eine Weste, welch« nicht ganz bis an die Kniee geht, im Sommer lst sie von Leinwand, oder Baumwolle; im Winter von Piquee; sie geht eln wenig auf dem Bauche und der Brust über einander, und wirb durch zwey Knöpfe befestigt , einen über der rechten Hl'ifte, den andern ein wenig unter dem beö Hemdes. Das Kleid, welches man darüber anlegt, geht bis an die Knöchel. Es ist gleich dem andern hinten offen, sowie auch.auf den Seiten und von vorn, es geht über dem Bauche und auf der Brust über einander, und wird auch da zugeknöpft. Im Winter tragen dle Perser Pelze ober Oberröcke bloß von Tuch, auch ganz oder zum Theil gefüttert mit den schönsten und köstlichsten Fellen. Arbeirsseute tragen ihren Oberrock entweder ohne Aermtl oder mit gespaltenen iimncln, damit s>e die Arme leichter bewegen können. Alle Perser tragen statt des Gürtelselnm Schawl von Kaschemir oder einen Schawl von Kerman. Der erste aber kostet sechsmahl mehr als der letzte. Der Arme begnügt sich zuweilen mit einem ledernen Gürtel. D>e Großen und alle Militärpersonen tragen elnen Dolch, kürzer alsMer Kangear der Türken lst. Ge-sch^ftsl ute, Gei'icktspersonen und Gelehrte haben gewöhnlich nur ein Ti'ttefaß an der Stellc des Dolckes. Die Kleidunq der Weiber ist von der der Männer verschieden; die Hoscn sind viel weiter, lnwenoig a.e- J^t" >•< f>f<'/i<- ' /'"ss/t-s^ Ws/'f > . s. _2?ti/: >«*»■. »55 füttert und ausgestopft, dergestalt, baß man das Bein auf keine Welse sehen kann. Das Hemde lst vorn cffen bls auf die Mitte des Bauches, es wird von oben an zugeknöpft odergehef-telt, und lst von Cclbe ober Baumwolle. Das Kleld Zcht nicht bis aufbie Kniee herab, es ist vorn offen, und kann längs der Brust vermittelst einer großen Menge Schnursch leisen und kleiner seide-»er, silberner oder goldener Knöpfchen zugeknöpft werden. Der Gürtel, dcr gewöhnlich über das Kleid angelegt wlrd, und der das Zuknöpfen ü'berstl'isslg macht, ist von Leder, uberzraen mit Tuch oder Selbe. Er ist gestickt und voril besetzt mit einer Gold-oder Silbelplatte, die mit Ctetnen geziert ist. Man trägt statt des Gürtels auch Schawls von Kaschemlr, von Wolle oder von Seide, dle mau im Lande verfertigt. ^ Wenn eine Frauensperson ausgeht, hüllt sie sich in einen großen Schleyer von Musselin oder ewen nicht sehr feinen baumwollenen Stoff. Die Weiber aus dem Volke bedienen sich eines von Leinwand ober gedruckter, Baumwolle. Die Haare trägt man gewöhnlich fliegend oder in Zöpfe gewunden, die Vordern werden kurz abgeschmt-ten, und auf der Stirn zurückgeschlagen, die Eeitcn° haare aber fließen auf die Ohren und Wangen in freyen Locken herab. Dle Stirnbänder, Diademe, Mühen, und Hauben sind an Form und Pracht eben so mannich-faltlg als die dcr europäischen Frauen. Die EchawlS, deren man sich zur Zierde und Bedeckung des Kopfes be» dient, nehmen tausenderley verschiedene Formen an; sie gehen herab auf den Rücken und die Schultern, w'roen um den Hals gewunden, oder bleiben festge. heftet auf hcr spitze des Köpfte '56 !—-«! Die Mütze der Männer ist, wenn gleich nicht so unbequem als der Turban, well man sie nach Belieben abnehmen kann, doch deshalb immer sehr warm; sie wird von einem schwarzen kurz. und kraushaarigen Lam-mesfelle verfertigt, lst inwendig gefüttert mlt einem ähnlichen, doch nicht so feinen, weißen oder graullchten Felle und geht oben aus, in einen Deckel von schönem lvthen oder himmelblauen Tuche, oder auch bloß von einfachem welßen Felle. Reiche umgeben diese Mütze Mit elnem Kaschemirschawl, wodurch ihr Gewicht und Hitze sehr vermehrt wird. Als Schuhwerk bedient man sich einer Art von Pan« toffeln, in Ansehung der Form ganz den unsern ähnlich, außer, daß sie inwendig aus einer Platte von Elfenbein, Metall oder hartem Holze besteht, die hölzernen bemahlt man mit natürlichen oder Phantasieblumen. Die Hoflcute und diejenigen, welche diesen nachahmen, tragen im Winter Schuhe mit hölzernen Absätzen zwey bis drey Zoll hoch , gewöhnlich mlt elner Art von feinem grünen keder überzogen, wodurch ihr Schritt zwar sehr unsicher wirb, aber der Gehende doch eln wenig vor dem Schmutze gesichert ist. Diese Schuhe haben ein am Fuß heraufgehendes Quartler und gleichen völlig denen, die unsere Frauen vor einigen Iah-«n trugen; daS Untere des Absatzes ist meistens mit Eisen beschlagen, statt, daß daS bey unsern Frauen gewöhnlich mit Leder versehen ist. Der Obertheil dieser Schuhe wird immer aus Roßledcr gemacht, welches im Lande verfertigt, und grü» gefärbt wird. Man trägt auch Stiefeln, theils um zu seltcn,thells um in der Stadt auszugehen. Ele sind fester und besser gemacht, auch ein wenig mehr bcm Fuße anpassend. , > ,-- '57 als die der Nlrsen. Man wählt dazu melsienSschwarl gefärbtes Kalbleder. Die Echuhc der kandleute haben platte mlt Else« beschlagene Absitze. Die Sohle ist von Kameelleber/ das Obere lst enge gestrickt aus sehr grober Baumwolle, und vereinigt so Dauerhaftlgkcit und Biegsamkeit. In der Stadt tragt man auch Halbstrl'impfevon Wolle oder Baumwolle gestrickt; wir haben ihrer viel gesehen, und selbst getragen. Man hatte mlt allerley Farben schlecht gezeichnete Vögel darauf vorgestellt. Auf dem kande geht man den ganzen Sommer ohne Em'impfe, und lm Winter bedient man sich kleiner Binden, welche dergestalt um das Bein gewickelt wer? den, daß es ganz bedeckt lst, und dadurch vor der Kälte geschützt wird. Eine Bemerkung, welche wlr bey Gelegenheit der verschiedenen Kleidungen, d»e wlr auf unsern Reiser haben tragen müssen, gemacht haben, ist dte, daß dle Kleidung selbst außerordentlich viel Einfluß auf unsere physischen und moralischen Eigenschaften hat. De? Perser verdankt vielleicht seiner einfachern, freyern, und nicht so weiten und lastenden Bekleidung als die des Türken lst, alle Vorzöge, die er vor diesem besitzt, z. B. seine freyere« Manieren, seine schnellern Bewegungen, sclne größere Ge chicklichkeit zu Handarbeiten, jenen lebhaftem Witz, jenes schnellere Urtbell, welches dem Fremden bey seinem ersten Eintritt in Persicn auffallen muß. Die tl'ire tische Kleidung bestimmt den Menschen nach und nach zur Unthätigkelt, wdcm sie dle Bewegungen seines Kör« pers zu beschwerlich macht, die persische Kleidung er-laubt lm Gegentheil noch mchr mögen, seiner Stelle, ober seinem Range angemessen. Er m'chc sich der Perser den Bart auf das sorgfältigste, trocknet lhn mit elnem Tuche ab, kämmt ihn lange, legt alle Haare recht ln Ordnung, und fährt mehrmahls mlt der Hand durch, um ihn ganz zurecht zubringen. Zudem Ende trägt er immer einen Kamm >mb Spiegel ln der Tasche, damit er a/eich jede Unordnung, die etwa dec Wind oder ein Kratzen mtt der Hand daran vemr-fachen könnte, sogleich wieder heben könne. Die Geißeln, welche Mehemet 1796 aus Khorasan kommen ließ, waren die einzigen, die wir ln diesem Lande ohne Bart gesehen haben, sie trugen bloß sehr lange Schnurrbcirte. Es waren turcomannische und uzbegki-sch« Herren aus dem Norden dieser Provinz. Die Perser schcere» sich drey bis vier Mahl wöchentlich den Kopf. Ewige lassen sich wie die Türken, einen Büschel Haare auf dem Schädel wachsen; andere, doch nur aus der untern Voltsklasse, lassen «wen Rand von Haaren über den Ohren stehen, welche sich vorn mit dem Ursprünge des Bartes vereinigen. Die Curden, welche wir zwischen Mossul und Bagdad gesehen haben, bilden ans dem Haarbüschel, de« sie auf der Mitte des Kopfes lassen, zwey lange Flech, ten, die sie hinter den Ohren herunter hangen lassen. Wir haben den nämlichen Kopfputz auch bey einigen Curden in Persien gefunden, allein er ist hier lango nicht so gewöhnlich. D«r Gebrauch des Tabaks ist in den Theilen von Persien, welche wir durchstrichen habcu, fast garnicht bekannt, auck d«r d«r Pfeif« ist gerade nicht schr verbleiter; man hat an deren SteUe den Narguil gesetzt, und dleses ist ein krystallenes, metallenes ober ledernes Instrument oder Gefäß, halb mit Wasser angefüllt, 16z Worauf eln hohl« Cylinder sieht, der ln ein metallenes rundes Bechcrchen ausgeht, worauf man den Tabak legt, den man rauchen will z ein langes hölzernes oder ledernes Rohr wlrd an den obern TheU des Gefäßes befestiget, der Tabaksrauch geht vermittelst des Cylln. bers durch das Wasser, und gelangt erst durch das Rohr ln den Mund, nachdem er ln dem lm Gefäße enthaltenen Wasser gereiniget worden ist. Diese 3 rt zu rauchen erfordert vielmehr Umstände, als die türlischePfeife, und ist vielleicht ungesunder, weil man mit aller An-strengung ziehen, und den Rauch ganz in die Brust aufnehmen muß, statt er mit der Pfeife bloß tnden MunV kommt. Wenn man den Narguil raucht, sind die ersten Züge fast immer von einem starken Husten begleitet. Der TabakSrauch kann selbst bey Personen, die am meisten daran gewöhnt find, nickt anders in die Lungen aufgenommen werden, als daß er sie zum Husten reltzt^ Der Perser muß nach einigen Zügen aufhören, und kommt erst nach einer kleinen Pause wieder, allein sehr oft begnügt er sich damit, und läßt den Narguil an eine andere Person übergehen. Die Perser rauchen ihren Narguil nicht so oft, als die Türken ihre Pfeife rauchen; sie thun gewöhnlich bls Morgens und des Abends, und zwey bis drey Mahl des Tages einige Züge, indeß der Türke vom Morgen bis Abend raucht. Der Reiche und der Müßiggänger unter dies«» haben keine andere Beschäftigung; die Pfeife/ der Kaffee, und in der Zwischenzeit ein Rosen-lranz ln der Hand, das ist es > was den Tag eines Tür«» lm ausfüllt. Nir haben mehrnlichls Handwerker V0t! dieser Nation, z B. Schneider, Sticker, Ammerleute, Schmiede mitten in ihrer Arbeit ohne Unterlaß ewe Pfeife von zwey Ellen im Munde hatten sehen; die «2 gezwungene Stellung, die ihnen dieses verürslichtt, der Kopf, der keiner Bewegung des Körpers folgen konnte, machte sie äußerst lächerlich. D«r Tabak, den die Perser zum 3iargull brauchen, lfi derselbe, den wir so unpassend für dle Nase nehmen; er wlrb tm Lande gebauet, und lst unler dem Nahme« Tumback oder Tomback bekannt. Er ist viel stärker, »ls der türkische Tabak, well man die Blatter nicht eher pfiückt, als wenn sie schon eln wenig alt sind. Der-fenlge, den das Volk verbraucht, und der aus allen TheUen der Pflanze bereitet wird, »stso scharf, d zu schwatzen, politische Neuigkeiten zu erfahren, Reden, Geschichten, Gedichte, Erzählungen anzuhören, unl» Schach, Dame «der andere ähnliche Spiele zu st>ielen. Dle Reisenden gedenken der persischen KaffeehZusee tange zuvor, ehe sie ln Europa bekannt waren, die von Ispahan und den großen Städten Persiens zeigten «inen kuxuS, von dem wir glücklicherweise welt entfernt geblieben sind; es warin äußerst geräumige Säte, wo man Bassins, ln der Mitte Sprwgbrunnin, eine Estrabt ringS httum, elegante S.mlen oder Pfeiler erblickte, welche eltttn sehr hohen und reich verzierten Dcm ttu* tztt»; wan wurde daselbst von jungen, außerordentlich hübschen Georgierinnen bedient, welcht ziemlich frey in lhrem Benehme», äußerst reinlich gekleidet und mit einem Hopfputze wle junge Mädchen von Stande ver. schen waren. Dies« Häuser sind heut zu Tage weder so zahlreich. Noch so häufig, noch so schön, wie sie ehedem waren. Die Perser haben sich während der bürgei-llchen Unruhen abgewöbnt, dieselbe!« zu besuchen, aus Furcht, in poll? tische Händel verwickelt zu werden / ja ste haben sich selbK von einem Getränke entwöhnt, das unter den Tülken tfiglich gebräuchlicher wird. Bekanntlich nehmen in der Turkey die Muselmänner, die Griechen , die Armenier und Juden zu allen Stunden des Tages reine« Kaffee, und empfangen keinen Besuch, ohne dergleichen anzubieten. In Persien bletet man Sorbet, Konfitüren an, man verschwendet Esscnzen und köstliches Raucher-werk, man läßt den Nargull mehrmahls herum geben, allein selten gibt man Kaffee. In benmelstenKah ve-K« hue's, dienochin Ispahan sich befinden, erhält man nichts anders , als lleine Oplumpillen oder Getränke, bereitet aus Mohn, köpfen oder den Blättern und Spitzen des Hanfes. Das Opium ist ln Pcrsien noch vlel gewöhnlicher als ln der Türkey, allein mqn sieht hier weit weniger Menschen, welche darin ausschweifen, undblemanlnbey-benVleichen mit dem beleidigenden Nahmen Therlakis bezeichnet. Man kann in dieser Hinsicht Persien mit den Staaten Curopens vergleichen, wo Ueberftuß an Wein ist, und die Trunkenbolde doch selten, sind- Dtz 3ürkey hingegen mit denen, wo «S umgekchrelst. Das beste Optmy «rntet man ln den mlttäaHen Iropinzen. Man bauet auch um Ispahan herum, den^ Mohn, der dlese Substanz erzeugt, unb zlehtely für geringer gehaltenes Opium daraus. Die reichen Perser nehmen niemahls bloßes Opium, sie bereiten es mit aromatischen Substanzen, welche es Haupt-Herz-und Nervenstärkender machen, und seine narkotische und betäubende Kraft mildern. Die Sub« stanzen, die man am meisten unter die daraus berelte» ten Pillen nimmt, sind der Muskus, Ambra, Benzoe, dle Muskatennuß und Blliche, dle Kardamummen, der ZlMint, die Gewürznelken, der Saffran. Dle Dosis oon so zubereitetem Opium für diejenigen, die sich allmählich darangewöhnt haben, und dle es nur als ein stärkendes Mittel brauchen, ist eine Pille von zwey Gran. Manche nehmen ein wenig mehr ohne Beschwerde, allein selten darfjemand bis aufvler gehen; Magerkeit, Gliederschmerzen, MuthloNgkelt, Ermattung sind die Folgen davon, und Traurigkeit und Schwer-muth, wenn das Mittelnlchtmehr wirkt, zelgen, daß man zu viel genommen hat. In den genannten Kaffeehäusern ist das Opium rein oder vermischt zu haben: man gibt es jedem nach Ge« schwack und Gefallen, und macht auch hieraus Mohn« köpfen ln Wasser gekocht, womit noch Saffran und verschiedene Essenzen vermischt werben, eln nlcht sehr berauschendes Getränk, womlt sich die Mäßigsten begnügen, und wovon sie bloß genießen, um sich ein Paar Stunden angenehme Träume oder elnen fröhlichen. Wahnsinn zu erzeugen. Die Mohnköpfe, bke bazugenommen werben, sind nicht aufgeschnitten, sie werben vor der völligen Reise gepflückt. Dle eurepälschen, deren man fich ln der Medizin bedient, können mit jenen nlcht verglichen wer» den. Der Saft wirb ln unsern Kllmaten nicht so geläutert > w!e lm Orient. «f»7 Man bat oft in denselben Kaffeehäusern eln noch welt stärkeres, welt berauschenderes Getränk bereitet, es wurde aus den Blättern und Spitzen des gewöhn« lichen Hanfes gemacht, wozu ein wenig Brechnuß gc-Mischt wurde. Das Gesetz, das andere ähnliche Ge< tränke duldet, hat doch dieses stets verboten. Mehmet, Khan bestrafte, als wir in Persien waren, Vertheiler und Trinker desselben mit dem Tobe. Im Ganzen genießen gebildete, wohlerzogene Men, schen das Opium, wie wir den Wein, ohne daß es ihnen schadet. Die Regierung hat das Oplum und dle narkotische» Getränke jedesmahl verbieten lassen, wenn sie glaubte, das Volk schweife darin aus. Die MollahS, Imans und Derwische mußten dagegen predigen. Besser hotte man gethan, an ble Stelle sener Gerränke den Wein zu setzen, der lange nicht soviel als das Opium, selbst in kleinen Dosen genommen, schabet. Leicht würde auch die Regierung dieses haben bewirken können, wenn sie mit ihrem Beyspiele voran, gegangen ware, wie es unter ben letzten Sophl's gescha-he, und wen» sie verhindert Hütte, daß oie MollahS desselben gedachten, wenn sie auf lhren Befehl gegen das Opium und die berauschenden Getränke predigten: die Perser sind immer geneigter gewesen als dle Türken, in dieser Hinsicht das Gesetz ihres Propheten zu über-, treten, und die meisten alauben, Mahomed habe mehr die Unordnung, dk aus dem unmäßigen Genusse des Weines entsteften, verhüten, als den Wein überhaupt verbieten wollen. Der Gebrauch des Weines würde bald allgemein geworden 'enn, we-m es ledermann erlaubt gewesen wä>e, s'ch d^lücn zu bedien'N. Bis jetzt ist dieses Recht »mr jährlich von den Armcnjew, Juden und Gue» beru erkauft worden, denen es bloß wegen threr Anzahl und ihrer Bedürfnisse zugestanden wurde. Sckon unter den Sophl's ließen die vornehmen und reichen Privatpersonen, welche Weinberge besaßen oder Trauben kauften, heimlich Wein bereiten, welches sie um so leichter tonnten, je mehr sic das Reche hatten, Trauben in großer Menge zu sich schaffen zu lassen, «„, ter dem Vorwanoe, sie im Winter zu verzehren, ober den Saft derselben in Muß verwandelt zu genießen. Man konnte Weln trinken, oh»e wie bty den Tiirken befürchten zu müssen, daß die Sklaven es dem Richter melden würden, und baß man tn dic Strafe des Geseyes verfallen möckte. Das lst denn heut zu Tage nlcht mehr gan) der nämliche Fall. Mehemet hatte den Perfern das Weinttin-ken bey Todesstrafe verboten. Der Weinstock wlrd in ganz Persien angebaueter gibt liberal! treffliche Trauben, welche man sieben bis acht Monate frisch zu erhalte» weiß. Außer dem, was man davon zum Weine verbraucht, läßt man auch sehr viele trockne», die dann nach Indien geführt werden, und woraus man einen sehr guten Branntwein bereitet. Man preßt auch noch «lne größere Menge aus, woraus man Wewbeermuß bereitet, welches noch weit besser ist, als das in uns«rn mlttäqigen Provinzen. Die Perser verbrauchen auch sehr viel von dleseiu Mutze, sie essen es zum Brode ober vermiscketi es mit Weinessig und Wasser, oder bloß mit Wasser, woraus sie dann ein sehr angenehmes und erfrischendes Getränk erhalten. Oft thun sie noch verschiedene Früchte dazu, und erhalten so eine treffliche Kl'ufitnre. In Chlras und dem ganzen mittägigen Persie», wo man dieses Muß so häufig bereitet,, laßt man den Most der süßesten und reifsten Trauben sich verdick-n, und verschafft sich auf blese Welse ein« Art vott wehr oder minder klarem, braunen Zucker, der dte ganze Lüßlg, keit des gewöhnlichen rohen Zuckers hat; man bedient sich seiner in diese? Weise zur Wmzunq verschiedener Speisen und Versüßung mehrerer Getränke, auch zu chlkrley Sorbets wlrb er genommen. Ich glaube, daß man diesen Zucker vielleicht auch wie den «us hem Zuckerrohre krystalllsire« könnte. Es geschieht dieses schon von selbst bey dem gewöhnlichen Weinbeermuße. Man sieht nämlich auf dem Grunde hes Gefäßes einige Monate nach der Bereitung, sehr scköne Zuckerkrystalle sich bilden. Dieses ist auch der Fall bey dem Muße . feurlqen Wein, der dem süßen Madera gleicht. Den letztern schafft man häufiger als den andern in die H'ifen von Indostan. Das Brod l« Pasten ist besser als das in der Turkey; es ist weißer, besser durchsäuert, und gewöhnlich aus Weizenmehl gebacken; selten mlscht man Gersie, Hirst oder Mals darunter. "'t Es glbt ln ganz Persien öffentliche Wassermühle tt und solche, die von Thieren getrieben werden. (Mnd, Mühlen habe ich nicht gesehen.) Man findet auch Bäcker, alleln demungeachtet find fast alle Hauswlrthe mit kleinen Handmühlen und einem kleinen Backofen versehen, sie bereiten täglich ihr Brod und jtderzelt nur aufelnm Tag. Sie sieben ihr Mehl sehr gut, lassen es gährm ehne Sauerteig, und machen den Ofen zurecht, welcher auS einem Kruge von zwey bis drey Fuß im Durchmesser besteht, der zu drey Vierteln in die Erde gegraben wird, und den man vermittelst eines Deckels verschlle» ßen kann. Da das Holz sehr theuer und selten ist, so helhl man den Ofen mit Kuchen, die aus gehacktem Stroh und Mlst von Hausthleren, als Ochsen, Pferden, Eseln und Kameelen bereitet sind. Noch häufiger brennt mält daselbst Stroh von Rels, Mais, Hirse, Doura, und allen kleinen Gesträuchen, welche unbebauetes Land erzeugt. Man legt den Teig, der nicht mehr als sechs Linien dick lst, gegen die Wände dieses Ofens und ver» schließt ihn gut. So bald er losgeht, lst er genug gebacken, und man nimmt ihn heraus. Man hat zn Ispahan a»ch Backöfen von Mauer? werk, deren Boden aus kleinen, gerammelten Kieseln besieht. Sie werden wie die großen Krüge oder Tops« geheißt, alleln anstatt den Teig an die Wände zu legen, leqt man ihn auf die Kiesel. Das Brod wird aber ln diesen nicht so gut als in jenen. Die Bäcker backen das Brod nicht anders als die Privatpersonen, und ihr Ofen ist nicht größer. Vi« verrichten alles sehr schnell, denn sie brauchen nicht fünf Minuten, um den schon heißen Ofen in den Stand zu setzen, einen neuen Teig aufzunehmen, und nicht mehr als eine Viertelstunde, um ihn zu backen. t7l Zu Mossul und in einlgen persischen Städten haben wir Brod gegessen, so dünn als Oblaten. Man hatte dieses auf großen glühend gemachten Kupferplatten gebacken. Nächst dem Brode ist der Rels ble gewöhnlichste Nahrung. Die Perser essen lhn, wle ble Türlcn, als Pllau, d. h. eln wenig gekocht und eln wenig trocken, allein sie bereiten lhn besser, verändern lhn mehr, und servlren ihn mit mehr Eleganz. Dle gewöhnliche Art bey den Reichen lhn zu bereiten ifi blese: man kocht lhn ganz wenig in Wasser, läßtlh« abtropfen, schüttet lhn ln einen Durchschlag oder ein reinliches Tuch, gießt kaltes Wasser darauf, um ihn zu waschen und etwas von selnem Schleime wegzunehmen, dann legt man ihn wieder in das Kasserol, wo man klein geschnittene Zwiebeln in frischer Butter gebraten hat. Man würzt ihn mit Salz, Pfeffer und Nelken, man kann auch Zimmt, kleine Kardamummen und Fenchel dazu mischen. Oft thut man auch abgeschälte Mandeln, Weinbeeren ohne Kerne, gebratene oder gekochte Kichererbsen, ein klein wenig vo>: einer grünlichen Bohne, Mack - pilpre genannt, die man vorher besonders in Wasser hat lochen lassen, daran. Nachdem man den so gewürzten Rels eln wenig ln dem Kasserole oder der Pfanne, welche vermittelst eines Deckels oder mit einen, nassen Tuche gut verschlossen wird, und die über eln kleines Feuer oder aufschr glühende Asche gesetzt wlrd, hat schmoren lassen, zerläßt man Butter, und gleßt sie ganz heiß darüber. Nun läßt man die Pfanne noch einige Minuten über dem Feuer, damit die Butter den Rels recht durchdrlngen kam». Zuweilen lßt man den Pilau mit Vogurl (geron-Mer Milch), odfr M dem Safte verschiedener Frucht^ als Kirschen, Maulbeeren, Granaten, vermischt' Man färbt ihn schr oft ganz oder zum Tl>«73 Demun.^eachtet sind die Perser äußerst mäßlg, und ihr Tisch lst sehr frugal besetzt. Sie ballen gcwöhnllch nur zwey Mahlzeiten, elne gegen eilf Uhr d?s Morgens. Hier trögt man Fn'lchte, Mehlspeisen, Konfitüren auf. Die andere, gegen Untergang der Conne, ist reichlicher und ausgesuchter. Man lßt hier meistens gekochtes Fleisch, Hülsenfrüchte und vorzüglich Pillau. Zehnter Abschnitt. Wissenschaften, Künste und Handrl der Perser. Orzengtlisse drs Bodens Mililair. Marine. Wissenschaften und Gelehrsamkeit. A)er Flor der Wissenschaften steht in «inem Staate immer im Verhältniß zu der Achtung, welche sie geben, und dem Vermögen, das sie verschaffen. In Perfien gibt es keinen ehrenvollern Titel als den des Gelehrten, und keine einträgliche Stelle, worauf öln solcher nicht Anspruch machen tonnte; d/,her gab es auch, vor den bürgerlichen Unruhen, leinen nur einiger-maaßen Wohlhabenden, der nicht selbst Kenntnisse gehabt und seinen Söhnen alle A^ten von Lehrern gehalten, ja der nicht selbst jeden Tag vlnlge Augenblicke von seinen G«schästm für die Wissenschaften zu gewinnen qewußt lMe. Die Mabresse's oder hohen Schulen sind überall so zahlreich und der Aufwand eineS Schülers so mäßlg, daß auch der nicht reiche ftlne Söhne wenigstens in die Schule zu schicke«, vtlmag. . Jede Schule hat bey ihrer Stiftung vom König obet eineö Privatperson bestimmte Fonds oder Einkünfte erhalten, wovott die Unterhaliung der kehrer, die Wohnung der Zöglinge, und die jährliche Ausbesserung der Gebäude besorgt wirdi . In diesen Madresse's wird, wie in der Türkey, Lesen und Schreiben gelehrt; allein statt, daß bey den Türken nichts als der Koran erklärt wird, lehren die Perser Grammatik, dte arabische und türkische Sprache, Rhetorik, Philosophie, und Poesie. Grammatik und Sprachkenntniß werden in Perfien als der Grund aller Erziehung betrachtet. Vor allen muß man die Grundsätze seiner Muttersprache kennen, nehmlich des Arabischen, welche auch die Sprache der Religion ist, bann bas Türkische, welches ziemlich all-gemein die Sprache des Hofes uno der meisten Stamm« lsi, welche tm Nordosten des Reiches wohnen. Die Rhetorik oder die Kunst gut zu sprechen, sich korrekt auszudrücken, rein und gewählt zu schreiben, und eine künstliche Rede zu verfertigen, ist das Studium des größten Theiles derselben. Diejenigen, welche in die höhern Wissenschaften eingeweihet seyn wollen, legen sich dann auf die Philosophie, die sie ln Physik, Metaphysik und Moral eintheilen. Die Physik begreift die Mathematik und Medizin, die Metaphysik die Theologie und Jurisprudenz, oder alles, was sich auf bie Geschichte des Propheten und seine Auslegung bezieht. Dle Moral oder die Lehre von den guten Sttten wird als die K>one einer guten Erzle» hung betrachtet; sie besteht ganz aus Maximen, Sen-lenzen, Sprl'ichwo'rtern, Apologen, historischer Darstellungen , fast alles ln Versen. Daher begleitet denn auch bas Studium der Poesie melsiens das der Moral< »75 Die Perser, welcke nur studieren, lim sich zu bttdci'. durchlaufen so viel möglich dk ganze Sphäre der in ihrem Lande gewöhnlichen Kenntnisse; keine Wissenschaft darf ihnen fremd seyn. ANein diejenigen, welche nach Aemtern oder Vermögen streben, halten sich M«hr an das Studium der Gesetze, an Astrologie und Mebtzlii. Die erstere führt sie zu kirchlichen Würden, zu Richterstellen, zu denen des Daroga, des Divan bequl oder Iustizmluisiers, des Athemat ed Dewlet ober ersten Minister des Königs, des Mutevelli ober Verwalters der Einkünfte der Moscheen, der Kollegien und aller frommen Stiftungen, endlich auch zu der eines keh-> rers ln einem Madrcsss. In der Türkey bilden die Rechtsgelehrten, unter dem Nahmen Ulema, eine Korporation, worein man erst nach einem langen Studium des Koran und seiner Ausleger, nach «lnem Examen und Durchgehung verschiedener Grade, aufgenommen werden kann. In Persien bilden sie keine solche Gesellschaft, sie werde» ohne Unterschieb in die Klasse der den Wissenschaften geweihten Männer aufgenommen, und auf Präsentaziott des Divan bequi vom Könige ernannt. Man nennt ln der Türkey Mollahs diejenigen, welche die ersten kirchlichen und ritterlichen Stellen einnehmen; in Persien bezeichnet man mit diesem Titel die, welche sich gänzlich dem Studium de? Jurisprudenz, der Moral und der Theologie gewidmet haben. Als solche haben sie keinen öffentlichen Charakter, allein sie werden entweder Richter, oder Rechnungsbeamte, oder unmittelbar« Diener der Religion, oder Professoren, Es gibt fl'ir sie lnganz Persien eine große Menge Pfründen und Stiftungen, welche sich bloß dazu verbinde»/ alle Freytagc ln eine Moschee zu gehen, den Koran zu tescn, und die dmkcht Stellen desselben zu erkläret ,7« Die meisten Mollah's, sie mögen Pfründen haben ode? nicht, sind Rechtsgelehrte, dle ihre Entscheidungen umsonst geben, so oft sie von irgend jemand darum ersucht werden. Die hohen kirchlichen Würben find nicht sehr unterschieben von denen in der Türkey. Die erste lst die des Sebre oder Oberpricsters, des Oberhauptes der Religion und Oberaufsebers über alle der Kirche g! Wissenschaften be- schäf.- schafticjln, well man dadurch am sichersten zu Anfth^ und Vermöge" gelangt; in der Türkey abcr, wo voll dlesem b.is Gegentheil Statt silidet, und man nur durch Geld m,b Intriguen empor kommen kann, wie können da Gelehrsamkeit und Wissenschaften blühen? Künste und Hand we rke. Die Künste werden gleichfalls bey den Persern mit weit mchr Glück betrieben, als bey den Türken. Ele haben zwar nlcht solche Fortschritte gemacht, wie in Europa, und zwar aus dcnselbzn Gründen.aus welchen dle Wissenschafts!! ,<«,sückgeblieben sind, auch lst die Gewohnheit, dies Kind der Unwissenheit, so mächtig bey allen Menschen, daß es sie lange hindert, den betretenen Pfad zu verlassen. Bey einem unwissenden Volke wird der, welcher zuerst einen Versuch macht, für einen Thoren gehalten, dies ist bey den Türken noch 'mehr der Fall, als diy den Persern, diese haben zu vlel Liebe zu den Wissenschaften und Kliiisien, als'daß nlcht das Beyspiel auf sie wirken scllte, wenn sie nur uns yicher ware». . , Könnte man nur erst das ottomannischeNeich ohne Gefahr und die sürcheerlicksten Beschwerden durchreisen, öder dchnte Persien seine Grenzen hls zu'n schwarzen Meere ans, nnd würde dieses Meer siir allt Nationen frey, sp wüvde Pe,sien in einem Iabrhull.trtt fastauf gleicher Stufe unt Europa siehcn;dic Religion würde, so mächNZ stc auch seyn mag, dies nlcht hindern können.' Schon unter den Eophis hatte der Ha idel zwischen den Europäen, und Persern Verbindungen durch den Ozean und den persischen Meerbusen angeknüpft, welche bey mehr kelchrigteit a»ch lnnlger und h.nlsigergeworben seyn würden; schon ließen sich die Kunst? Europens ln Ispahan nnd verschiedenen andern St.idtcn nieder,,, noch einige Jahre, und dle Schifffahtt, die Taktik, dli' «I. Band. M «78 ü^üü!???!?! ^ Mathematik, Astronomie und Metzln würben sich zur Ehre der Perser uno Schande der Türken entwickelt haben. Es gibt sehr alte Künste, wofür Persten nicht Viet von uns zu gewinnen hat, ander?, t>l« n?ch in der Kindheit, und noch andere, die ganz unbekannt daselbst s,nd. Die Bildhauerey,. B. ist in Persm, so gut als nichts, außer bey ewigen hölzernen Verzierungen im Innern der Häuser. Allein die Arckitektur, einfacher, eleganter und besser eingerichtet, als bey den Türken, i»5 ganz b«m Klima angemessen. Die Decken uno Dome find so auS-gesucht, so vollendet und kostbar, oaß man erstaunt. Man verschwendet die Zlerrathen daran. Der europäl» sche Architekt würde freylich entzeMn, daß man andle Decken eines Paüastes mehr Arbeit und Älufwand ver< schwende, als an daS ganze übrige Gebäude. Der persische Architekt aber würde dafür dem europäischen vorwerfen, baß er nur zu oft die innere Bequemlichkeit der äußern Verzierung aufopfere, und daß er vorzüglich zwanzig Mahl mehr verschwende, als er, ohne daß man deshalb besser wohne. Dle Perftr haben es ln der Kunst, zu wölben, sehr weit gebracht. Da das Holz sehr selten und theuer ist, so haben sie elne ganz andere Bauart annehmen müssen, als die unserige ist. Ihre, höchstens zwey Stockwerk hohen Hauser, sind immer von Erde erbauet. Ihre Dcicher sind gewölbt, auch ihre Zimmerdecken, und «s wird zu dem Bau derselben so wenig alS zu dem der Mauern weder Holz, noch Eisen, nocb sonst ein festes BlndungsmltM gebraucht. Zu dicken Mauern nehmen fie große Würfel von Erde, und zu ihren Zimmerdecken» und innern Wänden entweder gebrannte od?r an der >?9 Eonne getrocknete ?»egel. Das Obere 5er Häuser lst immer terrassenförmig, um sie vor dem Rege« zu schützen, bringt Man verschiedene Lager von Kalk und Gips hlnaus, den Man sehr fest sckl.'igt, all einigen Orten braucht man das Mineralpech ober Harz mlt Erbever« mischt dazu. Die Würfel, deren man sick zu den Mauern bedient, werden aus thoniger ssrdeqemacht. die man mit Nasser auflöset, und dann mit gehacktem Strode vermischt. Mangibtihnen t^ beliebigen Dimensionen und Formen, Und läßt sie, ehe man sie gebraucht, trocknen. Slewer» den durch denselben Thon mit einander verbunden, den wan zu ihrer Fornnmg gebiauckt hat, und bisweilen legt man zwischen jeden Saß von Würfeln ein oder zwey Reihen an der Eonne getrockneter Aegel. Diese Zieael sind von den Würfeln der Materie nack nickt verschle» den, man nimmt bll'ß eine reinere Erbe dazu, welche lucht so leicht beym Trocknen sick spaltet. Bisweilen wirb die Mauer ganz aus Ziegeln erbauet, sie hat dann mehr Dauer, ist aber auck theurer. In beyden Fällen wird sie äußerlich und innerlich mit einer starken Schicht von Kalk oder Gips bedeckt. Zu öffentlichen Gebäuden und königlichen Pallasten hat Man meistens am Feuer gehiirttte Aegel, und bls-Weilen sehr gute Brucksseine genommen. Die Dontt und Minarets der Moscheen, verschle-b«nt PalMe und öffentlichen Gebäude findnntFanen-ceziegeln von verschiedenen Farben bebeckt, welches einen sehr schönen Effekt macht und sie vor der Witterung schuht. Die Mahleren .liegt noch ln der Wiege: dlt Perser habtN keine Fortschritte in dieser Kunst gemacht, ley es NUN, daß Mahomebs Rtllglon, welche die Vorstellung lnenschllcher Gestalten vnbttttt, hi« Ursache dado» ist, oder daß tas Genie der Perser nlcht darauf sich ge-richttt hat. Eo glbt es denn genau genommen gar keine Mahler in Persien, wenn man nicht die dafür hallen will, der fur ein paar Groschen Blumen, Thiere und menschliche F'guren auf Papier bringen, oderObscöni-täl-en v^lsi'llen, ober Wä'nde und Moolllenanstreichen, und auf Porcellain, Fayence und dergleichen mahlen. Die großen Gemühsoe, wel^e man ln den Plasten der Könige zu Ispahan und anderwärts erblickt, sind von Europäern gemacht worden. Qb sie gleich sehr schleckt sind, so glaube ich doch nlcht, baß eS Künstler l« Persien gibt, die sie erreichen. Im Ganzen nähert sich ihre Manier ein wenig der chinesischen; «hr« Zeichnung ist lehr inkorrekt, sie verstehen nichts von der Perspektive und Sckiattirung, ihre Gestalten sind schlecht gestellt, schlecht gruppirt, die Bäume habcn schlechten Baumschlag. Indessen sieht man doch bisweilen ganz arttgc Gachen aus ihren Händen hervorgehen; sie mahlen rccht gut Pliantafieblumm und Vögel, und Arabesken, sie vergolden gut, und machen guten Lack, welches man l» der Turkey nicht findet. Die Farben, deren sich dle Perser bedienen, unb die sie selbst bereiten, haben allen Glanz und alle Dauer, die man nur wünschen kann. Eie haben uns das Ultramarin kennen gelehrt; der Lapis Lazuli, woraus diese Farbe gezogen wird, ist sehr häufig auf einigen Gebtr-gen von Khorasan. Die Musik ist uns in jeder Hinsicht in Persien besser vorgekommen, als in der Tiii-key. In dem erstern Nclck«' ist es eine Wissenschaft, welche ihre Grundsähe, ihre Rcgellt, clnen mttbodischcn und abgemessenen Gang hat, im zweyten ist sie bloß eine Kunst der Gewohnheit. Die peisssche Musik, angenehmer, melodischer, nach« ahmender, als dle türkische, druckt die Gemüthsbew«- I8l gungen unenbllck, besser aus und wirkt stärker aufs Gefühl. Wir haben kriegerische Gesänge und Melodien gehört, wcläie die Zuhörer mächtig bewegten und an-'sirengten, und wieder andere, welche alle Gefülile der Wollust erweckten und entzunderen. Aegypten und Syrien hat uns nichts Ausdrucksvolleres, Rührenderes und Leidenschaftlicheres gezeigt, als die Tänze und Pantomimen der Perser. Wegen der Gedanken, welche piese monotoniscken mtt Tanz und Geberden begleiteten Gelänge erwecke«, uud wegen ihrer Wirkling auf Hie llch diese Art des Vergnügens untersagt; indessen sindet sich demungeachtet in allen persischen Städten elne große Menge Männer und Nelber, die sich dem Stande bcr Musiker und Tänzer widmen; dcr König hat lhrer immer um sich, alle Große folgen seinem Beyspiele, unb hie Privatleute rufen sie zu alle" ihren Festen. Unter den mechanischen Kmisten ist vielleicht b Kameelleder gebe,, sie elne Festigkeit und Weichheit, die es zu sehr verschiedenen Zwecken brauchbar macht, Ihre Lederarten find sehr gut, und übertreffen blh türkischen weit, und doch brauchen sie nur Kalk, Mee^ salz und Galläpfel dazu. '3, Ihr Glas ist nicht schön , aber ihr Tö'pferzeuq vo''5 trefflich. Sie machen unter andern ein Porzellan, das den; chinesischen nichts nachgibt; es hält sehr gut l>n Feuer. ".-^ " Mlt vieler Kunst arbeiten sie ln Gold und Etl-ber, und machen aus Kupfer elnc große Menge Küchen-gerächt, Ilire Mobllien sind nickt so sckö'n, ncch so künstlich, als die europäischen, indessen sieht man recht niedliche Ttschlera'belten und eingelegte Waaren. Ihr Papier ist ein wenig dicker, etwas feiner, ab, können, theUs um kuft hinein zu lassen, denn man t,um, wenn man von der Quelle ausgeht, alleGallnien besuchen. Sie sind mehr oder weniger brtlt, je nachdem sie Wasser enthalten. Ihre Hohe beträgt nicht unter acht bis neun Fuß. Einige von diesen Gängen gehcn mehrere Stunden weit. Wenn das Wasser zu niedrig ist, oder wenn es die Natur des Bodens nicht erlaubt, es aus der Erde heraus zu lcilen, so begnügt man sich damit, es vermittelst ewer Drehmaschine, die über der Oessnung des Brunr nens angebracht wirb, odereiner bloßen Winde, herauf zu ziehen. Man bedient fich dazu e'mcs großen ledernen Elmers, der fünfzehn bis zwanzig Pinten faßt, wenn er von Menschen , und ober hundert, wenn er von Büffeln oder Eseln gezogen wird. Vermittelst dieser Kerises, oder dieser künstlichen Quellen, vermochten die alten Perser fast alles nicht gar zu hohe Land zum Anbau fähig zu machen. Die bürgerlichen Unruhen, dle immerwährenden Kriege, welche seit Ankunft der Afghanen (im Jahr «722) Statt gefunden haben, sind dadurch, daß sie das Land entvölkert, dle Eigentht'imer zu Grunde gerichtet und ihnen die Mittel zum Anbau des Landes und Untcrhaltui'q der Kancile genommen haben, Schuld, daß heut zu T.»ge nicht der vierte Theil des Landes urbar ist, welches es ehedem war. Wenn diese Unruhen fortdauern, die Bevölkerung nock mehr abnlmmt, wirb dieses Land größten-theils unbewohnbar, aus Gründen, die wir im siebenten Kapitel aus einander geseht hqbeu. 556 «««>»» Handel. Der Handel ist nlcht mehr das, was er unter der Regierung der Sophl's war. Man welß, daß er unter Chah-Abbas dem Ersten und sclnen Nachfolgern eine ungeheure Ausdehnung erhalten hattc. Die Armenier, dleBanianen, die Juden, welche zu Ispahan und in erhielten aus allen Gegenden Indostaus und den meisten Inseln des indischen Ozeans eine große Menge von kebens-mitteln und köstlichen Waaren, welche sie lm Lande verbreiteten, oder nach be? Turkey und nach ganz Europa schafften. Das zwischen Pcrsten und den Königreichen Balkhc, Bokhara, Samarkand und Kaschemir ange» knüpfte Perkehr war sehr häufig geworden. Fast alle Lebensmittel dieser Gegenden, und alle aus der Tartarey und Tibet gingen durch PersitN, umnachdemottoman-«ischen Reiche und Moskau gebracht zu werben. Die unter der Regierung Abbas des Ersten in Ispahan, Chiras und den Hafen des persischen Meerbusens eta-bllrten Europäer li?ßen schon die Produkte des Bodens Md de? Industrie häufig in ihr Vaterland verführen, wn Heut zu Tage kommen die nach dtr Turkey bestimm? ten indischen Waaren gerades Weges nach Bassora und Bagdad, von wo aus sie nach Mossul, Alepp und Damask gebracht werben. Persien llefcrt der Türkey sehr wenig und zieht daher fast nichts. Äle Juden, die Banianen, haben alle Persien perfasseu, und ble wenigen noch daselbst befindlichen Armenier sind in das tiefste Elend versunken. Dle europäischen Nationen haben Blnch und nach aufgehört, Verbindungen mlt diesem Lande zu haben. Rußland Min hatte noch einige unterhalt«» , welche der unruhige und mMauische Mchemet aber bald auszulösen suchte. . ,<^...........,.. Hl'itte Chah-Abbas seinen Nachfolgern seiil Gen!« und seine großen Pläne zum Wohlstände der Nation vermachen tonnen, so würde Perfien gewiß ganz der Mittelpunkt des Verkehrs geworden seyn, das man zwlschell Europa und Indien anzuknüpfen begann; die Macht der EliglVinocr würde nicht auf die Höhegesilc-gen seyn, auf der wir sie heut zu Tage sehen, well diese Nation sich nicht allein eines Handels würbe habeil bc-wackligen können, den zuerst Persien, dann Moskau, dle Türkey und alle Staaten Curopens ihm streitig gemacht haben würden. Handel der Perser mit Nußland. Wir haben schon von den beyden Wegcn gesprochen, auf welchen die indischen Waare« und kebcnSmitttl nach Europa gebracht werden können. Wir haben bemerlr, daß der durch das rothe Meer und den Nil der kürzeste und am wenigsten kostspielige seyn würde, und daß alsdann der durch den persischen Golf und Syrien komme. Es gibt nur noch einen derselben, der endlichgewlßdie beyden aizdcrn verdrängen wird, wenn es Rußland gelingt, die Pläne, die es vielleicht h^cn kann, sich der persischen und türkischen Prevlnzen, dle sich zwischen dem kasplschen und schwarzen Meere befinden, zu be.-Mächtigen, auszuführen, wenn das ottoman!sche Neich noch einige Zeit der Anarchie oder Tyranncy der Cub alternen ausgesetzt ist, und wenn Egypten, Eyrlenunb die Ufer des Euphrats immerfort von arabischen Horden befeindet werden; er wird sogar dem um das Vorgebirge der guten Hoffnung den Vorzug abgewinnen, so bald die Engländer hattnäckig darauf beharren, das Monopol in Indien auszuüben. Der Weg, von dem wlr re^en, e» würden durch Armenien uud Georgien in dle Häfen des schwqrzel, Meeres gebracht werden. Dte Lebensmittel a„S dem Norden von Indostan, ble ans Per/ien, Kandahar, Multan, Lahor, Kasche-mls, Balthe, Bokhara, Samarkand, die aus der klel, nen Tartarey und Tibet konnten nach KoMantinopel ober tn irgend einen andern Hafen des schwarzen Meeres um 25, ZV, 4^ se'bli 5« Prozent wohlfeiler gebracht »verben, als m,,n sie zu Amsterdam und Londyn fmdct. Der Rhabarber, der Muskus. die Echawls von Kaschemir, dieZiegenwolje, die Seide von Gutlan,, dle Baumwolle von Chyrv.in, von Mogan, von Gl^l, lan uud Mazanderan, die Drogereywaaren von Khora-san, von Segestan, von Kerman, als >V«»' fQeülj<>, 8Ißöpenum,()l,l,ponÄx, Sarcocollc, Salmiak, Opium, Kümmel; ferner verschiedene persische, seidene und baumwollene Stoffe, Tapeten u. s. w. würden einen weit kleinern Raum zu durchlaufen haben, und nicht so viel tosten, um in das mittelländische Meer gebracht zu werden, als ln den Ozean. Die in Surat«, Guzm ate und am Golf von Kam» bair verfertigten Sroffe, so wie alle aus Indostan, werden in Pasten zu einem so nmßlgen Preise verkauft, baß wir darüber erstaunten. Als wlr zu Ispahan waren , hatte man daselbst um den halben Preis, wenn gleich w, Einzelnen, die Musseline von Bengalen, dle schönen gedruckten baumwollenen Zeuge, die wir unte» dem Nahmen Perses kennen, so wie dle feinen Zitze, und Kattune von Sadras, Madras und Psnbychery. Die Perlen, Diamanten, die Saphire und alle Edel, sieine des Orients waren daselbst ln wett niedrigern^ Preise als in Europa^ So könnten auch, wie man sieht, die Russen alle Hzaarel, dcr Perser erhulttn, und sie nach Astrakan ober Ko'stantinopel zu weit niedrigernPreisen liefern, alsdte E<,qlnlider, und zwar deshalb, weil lm ganzen Orlent dcr Transport aller dieser kostbaren Waaren zu Land« dm Preis derselben fast gar nicht erhöht. Heut zu Tage (vor dem Jahr ,795) lvird der Handel Nußlands mit Persien nur auf zwey Millionen geschützt, well Rußland noch »lcht ganz aufder Stufe der Bildung steht, wo die andern europäischen Nationen sich befinden. Indessen hat es schon alle Anstalten gemacht, um die sich ihm hler darbietenden Vortheile gehörig zu benuyen. Ein natürlicher Kanal verband ehedem das tastilsche Meer nnt dem Palus Mliotls. Könnte dteruMcheRe-glerung nicht versuchen, tlnen schiffbaren zu eröffnen, der gerade von Astrakan «nd Azof ginge, oder der die Wolga, den Terek, den Kuma, den Manicht, den Don und den Kuban Mit einander verewigte? An ihm ist es nun zu berechnen, ob ble Vortheile, welche daraus für dte Bevölkerung, den Ackerbau , den Handel und die Sicherheit dleser Gegenden entstehen würden, nicht die «rstern aufwlegen sollten, die dleser Kanal anzulegen und zu unterhalten kosten könnte. Dle Russen haben einige Zeitlang zuEnsell, einem Hafen von Guilan, eine befestigte Faktoreygehabt, sie hatten Kanonen hingestellt, und untechielten ungefähr funfzlg Mann daselbst. In dieser Fattorey legten sie die Waaren nieder, die sie von Astrakan brachten, s" wie die des Landes, dle sie verführen sollten. Sie hattt« gleichfalls einen Konsul zu Salian, an dcm Kur. Eie zogen aus diesen beyden Häfen, so wie von Baku d!e Seidenwaaren von Guilan, und von Chyrvan Ba„n,-wolle, Rels,clnige getrocknete Früchte, etulge baumwoüe« Ve^e'lie, elnlge Vtojse von blosser Seibi, oder von Seldi tlnd Vanmmolle, broschirte ftidcne Gl'ir^l, Färbcrröthe, verschiedene R^hrmatttn, Kümmel. Sesamöhl, und einige Dröguei-eywaaren, rvle Ops«m, Sternanls, ^zzll foetit!^, 3uI^pen>sn, Opa^attax, (^i'cianum, Sat? Miak, Mlirrhen, 0lidkln»m, Aalbra. Diese Wiaren würden niit Leder, Noßlimlten, einigen groben Tiichttn, mit SaMntt, Atlas, Mohr uüb andern lyoner Stoffen be,;Mt; sie giben üuch noch eln weing Cochenille und Indigo dazu, die sie aus Holland ultb England zogen. Auch brachen sie einiges Pelzwerk mit, aNein d.i die Perser heilt zu Taqe viel lieber zarte Lammsfellc tragen, ist der Absatz dieses Pe^zwerks au^ ßert mäßig gewesen, indeß er in der Türkey sehr betrachte llch ist. Handel der Perser mtt bem westliche »l 1 Europa. Der Handel, den die Eorop'i'erunqefsihr ein Jahrhundert lang mit Perfid getrieben haben, war lhnttt nur i« so fern vorts»eili>aft, als st« ble indischen und anterlkan'schen Produkte als Be;ihlu„<; fl'ir die Gegenstände gabett, welche sie ans diesem Reiche zogen. Da Man ble Tücher im Ä3,;elnelnen kier zu tkeuer fand, ba die seidenen Stoffe im Lande bereitet werdei und dls Meisten Q'lincaillcrien daselbst nicht sc!,r gesucht sind, so hatte Europa auf die kebensmittel und Waaren, die es auf seinem Boden liesitte, keine großen Vortheile zu hoffen. Dieser Hanbet passte viel besser für ble Holttnder', welche ihre Spezereyen, und die Engländer, welche die bengalischen Musseline und Leinwandarten, so wl'eeini^ ge!ihlt daselbst drey bis vlerhundeit Familien, die sich Mit kandbau besckciftigen, sie b.lnat etwas Getreide und einige Hi'ilsenfn'ichre, auch ein wenig Baumwolle hervor; es gibt Dattel», Feigen, Mandelbäume und ewige Weinberge. Man sieht im Silben ein klelneS Gebirge, woraus einige Streifen sehr guten Trinkwassers stießen. Im Jahre 1769 forderte Herr PyrMt, Agent der lndischen Compagnie, derzu Bassora resiolrte, von Ke-rlm-Kahn, dem3!?gc!iten oon Pcrsien, diese Insel für Frankreich. Kerim trat sie fcyerlich ab durch eine förmliche Akte, welche nach Paris gesandt wurde, «llew in dem Zwischenraume, als die französische Coms 293 pagnie in Ostindien unterdrückt wurde, hat man nicht mchr an die ^esitznehmung der Insel gebacht und die ganze Sache ruhen lassen. Perslens Handel mit der Türkey. Dieser Handel ist nicht sehr ausgebreitet, er beschränkt sich aufbte Droguereyen, als Salep, ^l7a slieli-6a, 5laßape°um, Opoponax, Salmiak, Opium, Küm-mel, Bezoar u. s. f., auf Pfeifenrohre von Klrsächo!z aus kuristan, auf einige Lammsfelle aus Chiras, Rauchtabak für Bagdad, Aleppo und Kenstantinope«; auf Seide von Guilan für Bagdad, Aleppo und Damas, auf Gallnüsse für Bagdad und Bassora, auf^chawls von Kerman und auf Kameele und Pferde für ^n,z Natolien. Nach Bagdad gehen gleichfalls elnlge Rohrmatten, welche ln Gullanuud Mazanderan gemacht werben; Te« rebenthlne und Manna von Curdistan und Naphtha ober welsses dcstllllrtes Pech. Alle Schrelbfedern im ganzen ottomannlschen Reiche werden von einem Rosenstocke genommen, der in der Gegend von Schuster, von Avisa und an den Ufern des Flusses Kara-Su! wächst. Nach Konstant'lnopclglngSetdeunbZiegenwolle, die von Europäern gekauft wurden. Die Schawls von Kaschemir, der Muscads, Rha« barber und andere Drogucn gehen durch ganz Persicn, um ln die Türkey zu gelangen, oder kommen vielmehr dahln durch den persischen Meerbusen und Bassora. Pelsien seiner Celts zlcht nichts aus der Turkey, als einige,Datteln von Sagdadundelnwenig Reiß für Kermanchah und Amadan, so wle einige enrop^lsche Waaren, welche zu ihm überMppo kommen. Es wird in Gold und Silber saldlrt. M. Band. N »94 Die Men<,e von Gold-undSilbermünzen, die auf diesem Wege einkommen, lst so beträchtlich, daß wir, während unsers Aufenthalts daselbst gar keine andere Münze sahen, als alte türkische Plaster und alte Zechi« nen von Konstantlnopel. Die venetianlschen waren da« selbst nicht so gewöhnlich, well sie die Kanfleute vor« zügllck nach Indien schicken. Die persische Münz« bestand ln einem großen Stück Kupfer, vier und eine halbe klnle oder eine kinle und drey Viertel dicke und ellf Linien und einen Zoll brele. Man bezeichnete sie mlt dem Nahmen: ?ou!; sie war sehr häufig. Nicht alle Stücke dieser Münz« hatten das nehmliche Gcwichte, die einen wogen mehr, ble andern weniger, als eine Decima. Auf einer Selte hatten sie das Jahr und den Nahmen der Stadt, wosiegeschla» gen waren, auf der andern elnen Löwen und eine Sonne, welche über diesem aufging, oderauch elnen kö, wen, der eine Gazelle verschlingen wollte; bls«vellen ein Pferd oder eln Stachelschwein mlt struppigen Eta-cheln, auch wohl zwey Fische. Die ^bassls und andere Münzen des Landes von Gold und Silber waren außerordentlich selten. PerslensHandelmitIndlen. Persien liefert an Indostan viel Kupfer, das es von Herat, Khorasan und Segestan zieht. Schwefel, der sich znOrnms findet, viel Rauchtobak, «lne große Menge Grapp ober Färberröthe, Gallnüsse und Gummi Dragant, trockene Früchte, als Datteln, Rosinen, Mandeln, Pistazien, Aprikosen, Früchte mlt Welnelstg, mlt Welnbeermuß, mlt Honig und Zucker, eingemachten Eyrup, aus Datteln, Marmeladen von Quitten und Aprikosen, Wein von Chiras, d?st!lllrteS Wasser, vorzüglich Rosenwasser und Essenz; Pferde, Maruquln, Op«ln:ent, Matten, eln wenig Selbe für Suratt, alle ÜÜ3IÜ33Ü3Ü3 195 rlnhelmlsche Droguen, die Indien nicht besiy,, endlich gehen die Gold - und Silbermünzen, die es aus der Turkey z'eht, gle ichfalls nach Indien , weil alle Gegenstän-oe, deren wir gedacht haben, ntcht ein Viertel von de» nen aufwiegen, die es erbält. Persien erhalt seiner Celts ben Lanbeszucker auS Bengalen und Batavla , alle Epezereyen und Droguen ausIndostan, Ceylon, ?lmboina und andern Inseln des lndlschen Meeres, viele ftlne, weiße und gedruckte baumwollene Zeuge von der Kliste von Koromandel, einige Musseline von Bengalen, etwas chinesisches Porzelaln, einige in Zucker emgcmchte Fruchte aus Myrobolanen, Muskatnüsse, Gewürznaglew. Es führt einen Drogueren-Tauschhandel mit Ara, blen imb Aegyptcn , allein es empfangt überdem von de« «rsten eine große Meng« Kaffee und von dem zweyten sehr viel Sennesblattcr, die es baar bezahlen muß. Ebenfalls mit Gelb oder mit amerikanischen Produkten, als Kochenllle, Indigo muß Persien die CchawlS von Kaschemir, den Muscad, Rhabarber und alle Sub-stanzen bezahlen, die es auS diesen orientalischen Ge« genden zieht. Der Perlen von Barrheln wollen wir nlchtgeben-ken; denn diese Inseln stehen nicht mehr unter persi« scher Abhängigkeit. Erzeugnisse. Nir haben schon ein Wort von den verschiedenen Erzeugnissen Persiens gesagt, indem wir des Handels von Bagdad und Bassora gedachten j wir wollen jeyt hier von einigen sprechen, deren wir noch nicht erwähnt haben, und wovon wlr emlg«n,ue Bestimmungen mit4 theilen wollen. ^ »96 ««»^«»»» Selbe. Die Menge von Selbe, welche Persien vor ungefähr einem Jahrhunderte gewann, war so betnichtlich, daß Trotz alle dem, was man im Lande zu Verfertigung von Schawls, Gürteln, Tressen, Bändern und Stoffen aller Art verbrauchte, dennoch jedes Jahr, nach Chardln, zwey und zwanzlgtausend Ballen, wovon jeder zweyhundert u«d sechs und siebenzig Pfund wog, aus« geführt wurden *). Guilan lieferte dazu zehntausend, Mazanoeran zweytausenb, Irak-Abfem und Khorasan jedes dreytausend, der Theil von Kerman , den man mit dem Nahmen Karabac bezeichnet, zweytausend, Chyrvaa und Georgien zweytausend. Vor Niederlassung der Engländer in Gullait im Jahre 17Z9 ging durch Kameelkaravanm ein groß« Theil dieser Ballen,welche von Juden, Armeniern und Europäern gekauft wurden, nach Konstantwopel und Smyrna. Die Ceide war von verschiedener Güte, die beste kam, bekannt unter dem Nahmen ckelbatt» oder broume, aus Gullan. Jeder Ballen wsg zwölf Bat-mans **) und jeder Batman wurde fast zu funfzl.q türkischen Piastern verkauft. Diese Seide war gelb und selten weiß. Dle spitzigen Fasern davon waren sehr fein und sehr biegsam, leichter zuziehen, alsbievonandererEeide, sie war in ol-cken langen Massen und dleBlndungenwarensehrkleln und von sehr guter Seide. '/) Icb glaube, Charbi« hat sagen wolle»: zwey hundert ,md sechzehll Pfund. ") D«ls Batmai« macht scch^ Ockcn ,,,»>> die Ocke nn» gcfahr drry Pfund. A/ir faudcn, daß der Balle« nur ilvl'yhundl'lt u«d sechzehn Pf,md »rog. '97 Dlejenlge, welche von Candja, Cham^kl und Tlf» lls kam, hieß arclil88ine. Der größte Theil derselben war fast eben so schön und fein, als der erste, al-leln ln dem Innern der Ballen gab es stets eine schlech. tere Seide, dle Massen waren kurz und dl'inn, die Bindung dick und äußerst schlecht. Der Ballen wog fast «ben so viel, als der andere. Das Batwan wurde mit fünf und dreyßig bis vierzig Piastern bezahlt. DleArdasse, welche aus dernehmlichen Gegend kam, war die am wenigsten gesuchte; außerdem daß sie lange nicht so gut war, war sie auch oft vermlschtmlt dem Werg der Seide, und zwar dergestalt, daß es diejenigen , die sich nicht darauf verstanden, gar nicht bemerkten , ober den Betrug nicht ahndeten. Man vcr, kaufte st« wenn sie verzollt war, das Batman zu zwanzig bis fünf und zwanzig Piaster. Diese Seide wurde baar bezahlt ober vertauscht. Die Ellropäer gaben dafür Tuch, Cochenille, Indigo, Farbcholz und einige Qnincallerien. Dieser Handel, der sich seit der Niederlassung der Engländer ln Gui-lan sehr vermindert hatte und der wahrscheinlich wle-der Kraft gewonnen haben würde, indem diese Concur-renz plötzlich den Preis der besten Selde um fünfzehn Piaster das Batman hinaufgetrieben hatte, findet heut zu Tage gar nicht mehr Statt, sey es nun, daß sich die Menge der Seide in gleichem Verhältniß mit der Bevölkerung vermindert hat, sey es, daß Rußland, welches zum Theil an die Stelle der Englander und übrigen Europäer getreten ist, alle die, welche die Bewohner der Gegenden um das kaspische Mecr herum verkaufen wollen, allein an sich nimmt. MlM pftegt t>c„ gewöhnlichen weißen, und den schwarzen Maulbecrbaum, den elnenwegen der Blatter, den andern wegen der Früchte. Maü bulltet aus ble- sen letzteren und bisweilen auch aus den des weißen Maul-becrbaums, sehr angenehme Syrups und Sorbets. Dic Beeren beyder Bäume trocknet man und bewahrt sit in diesem Zustande für den Winter auf. Wolle. Nächst der Seide ist die Wolle der bedeutenste Artikel w Persien. In keinem Lande der Welt ist sie häu. figer und die Konsumtion davcn stärker. Die Ml'itze, die alle Perser tragen , von welchem Alterund St.iude sie seynmögen, ist von Tuch und inwendig und auswendig mit kämmerfell oder zartem Schafpelz beseht. Die plüsch-und filzartigen Teppiche, welche verschwenderisch ln den Pallasten und Häusern der Reichen, wl« in den Hütten der Armen, ausgebreitet werden, ble Zelte der Turkomanen, der Curven, der Araber und aller Stamme, die mit ihren Heerden umher irren, alle von Wolle gemacht; die Etoffe und Filze aller Art, welch« ln dem Lande zu SchawlS, zur Winterkleidung, zu Reise-Mänteln, zu Pferdedecken, zum Einpacken der Waaren, zu Mantelsäcken und Decken u. s. f. verbraucht werden. Dies alles nimmt eli« außerordentliche Menge Wolle hin. Demungeachtet glng ehedem noch sehr vlel nach Bagdad, Aleppo, Smyrna, und Konstantinopel. Von dieser Wolle gibt es mehrere Sorten, i) di« von Schafen mit breitem Schwanz, deren Güte nach der Gegend verschieden lst, welche aber kelnesweges so gut ist als die spanische ober englische. 2) Die teltick« oder Zlegenwolle. Es gibt lhrer dreyerley : schwarze, rothe und weiste. Die sckwarze kommt aus Khorasan, Bokhara, Samarkand, sie übertrifft die beyden andern Sorten. Ich kann nicht be, stimmen, ob man sie von dem baktrlschen Kameelß nimmt, ob man mlchS glelch ln Persien versichert hat, »99 Die roth«, «velche aus dem ganzen Norden von Persien, von Khorasan, Segestan, Kandabar, und Ker« man kommt, wirb sicker von dem baktrlschen Kamcele, oder dem mit zwey Buckeln erzeugtj sie ist häufiger, doch nickt so geschützt als die erste; sie wird fast um ein Dritt-thell niedriger verkauft. Die weiße kommt aus dem mittägigen Persien, und zwar von dem arabischen Kameele oder dem mit einem Buckel; man hält sie im Handel der rothen nur in der Hälfte des Preises gleich. Diese drey Arten von Wolle kamen vermischt an in Socken von fünfzig oder hundert Oken, je nachdem sie durch Maulesel oder Kameele gebracht wurde. Von der besten wurde das Tchekls, ober zwey Oten bis auf acht türkische Plaster bezahlt. Man gab der den Vorzug, welche nach Moskus roch, die sekr sauber war und frey Von den kleinen spitzigen Fäserchen, ble durch die Epi-dermls des Thieres erzeugt werben. Die schwarze Wolle mußte dic häufigste seyn, und es konnte nur sehr wenig weiße geben. Die Juden kauften bisweilen die Wolle so, wle sie die Perser brachten, und sonderten dann die dreyerley Arten ab. Die Engländer kauften bloß die schwarze, und verlangten sie auch ganz gereinigt, die Franzosen suchten diese auch ganz besonders, ohne fel,och die beyden andern Arten zu verschmähen. Die Holländer und Venetianer nahmen alle Sorten. Nach kivorno ging ln der Regel nur die rothe. Das baktrische Kameel hat immer eine feinere, und auch mehr Wolle als das arabische; sie ist länger, markiger, sanfter anzufühlen, und von röthllcher Farbe. Ich habe solche bey bei, Fabrikanten zu PariS gesehen. Welche sie für Vlcognewolle ausgaben, ob sie sie gleich für Zlegenwolle erhalten hatten. Man verbraucht sie in Europa bloß zu Hüten, allein ln Persien macht 20N ^»««W»«» man auch Schawls daraus, die sebr schön sind, unb fast denen von Kaschemire an Dauerhaftigkeit gleich kommen. Dieses Kameel lst stärker, dicker und widersteht der Kälte besser als das arabische. Dieses ist es, welches man in Kleinasien, lm Norden von Persien, ln Turan, der Tarrarey, Kandahar und Kaschemire. und allen öst-lichen kalten und gemäßigten Gegenden zieht. Das arabische Kameel, auch Dromedar genannt, bewohnt im Gegentheile nur die warmen linder, als Indien, das mittägige Persien, Arabien, Egypten, unb das nördliche Afrika. Das erstere trägt tausend, auch wohl zwölf hundert Pfund, wenn der Weg, den es zu machen hat, nicht gar zu weit ist. In derKaravaue läßt man es nicht über acht hundert Pfund tragen. Die kadung deS zweyten ist auf sechs hundert Pfund in der Karavane bestimmt unb anfacht hundert, wenn l>er Weg nur einige Tagreisen betragt. Das eine hat eine röthlichc, das andere gewöhnlich eine weißliche Farbe, beyde verlieren gewöhnlich lm Frühlinge ihre Wolle; ist sie ganz abgefallen, so haben die Perser und Araber die Sitte, lhnen den Körper zu bctheeren, um sie vor Fliegen, unb groß?,, Bremsen zu schützen, die sie sehr beunruhigen und chne diese Maßregel wirklich wüthend machen würden. .?) Die Ziegenhaare oder Wolle; es gibt auf den Geblrgm von Kerman eine Ziege, welche sich sehr von der Angoraziege unterscheidet, deren Wolle ein wenig kürzer, ein wenig gröber, allein auch markiger und weicker ist. Man verbraucht sie gouz im Lande. Wenn sie geschlafen, ausgezupft, und gekämmt lst, erhält man zwey qan; verschiedene Sorte»?; die gröbere Sorte, worinnen sich einige gröbere Haare sinben, dient zu Stoffen, welche MMchkelt mit unsm, Kameloltcu haben; 2UI aus der feinern macht man aber schrie Se^ge oder Schawls, dlc dmcn von Kaschemir cin wenig nahe kommen. Tavernier, der zuerst solche Wollc nach Frankreich brachte, glaubt, sie komme von einer Art von Schaf, das das besondere hat, daß es, wie er sagt, seine Wolle von selbst verliert, wenn cs, vom Januar bis im May, von dem neuen Grast gefressen hat, so daß man cs gar nicht zu scheeren braucht. Ob wir gleich nicht wie er in Kerman gewesen fmd, so glauben wir, nach den zu Ispahan emaezogeiien Erkundigungen, doch auch, daß die Wolle von einer Zlege komme. Nlebuhr hat es gleichfalls geglaubt, bennln-dem er von einer großen Katze mltlangen Haaren spricht, welche man von Kcrman nach Abuschir gebracht habe, einer Katze, wovon er zu Consiantinopel einige gesehen hatte *), sagt er: es finde sich auch in Kerman eine Ziege mit langen und feinen Haaren. Pferde. Die Menge von Reitpferden, welche Pcrsien der Türkey und Indosian liefert, ist immer sehr ansehnlich. In Teheran erführe» wir, daß d^vo» jedes Jahr zwry tausend in die Turkey und drey tausend nach Iüdostan gehen. Die crstcrn können auf Zva türkische Piaster, oder 6o5> kivres, eins ins andere gerechnet werde«, und die zweyten auf z^o Plaster oder 700 Llvres. Die Pferde von Aberbidjan,Chyrvan,Irak-3ld>'em und selbst Farslstan, werben für die schönsten, sialfsien und dauerhaftesten gehalten, und die aus Khoras.ni s,„d, nächst den tatarischen und arabischen Pferden, als die ') Es ist die, wrsche wir unter dem Nahme« Angera, katzc krmicll. 202 ^^^^ besten persischen Reitpferde bekannt. Dle erster« wer» den von den Handelsleuten und den Führern der Karaganen zu 200 bis zoo Plaster bezahlt, dle zweyten aber werben von allen großen Herren gesucht, und von allen welche beritten seyn wollen; man bezahlt sie mlt 50» bls <5<,a Pläsier und noch höher. Eie haben den Vorzug, besser gebautt und nicht so mager zu seyn, als die arabl, sehen Pferde, und nlche so klein und haßlich, als dle tartarlschen. Dle Perser pflegen ihre Pferde mlt aller möglichen Sorgfalt, sie striegeln sie täglich zwey Mahl, waschen sie sorgfältig, reiben sie mlt elner groben Leinwand oder Filz, und schützen sie so viel als möglich vor dcr Sonne, und der zu starken Nachtkühle. Ruhen sie, so Wirt» ihnen sogleich ein grober Filz oder elne ausdrücklich dazu gemachte wollene Decke übergelegt; und kehren sie vo» tinem starken Laufe zurück, ober ruhen sie aufder Reise aus, so werben sie sogleich einem Bedienten oder Knaben übergeben, dsmlt sie ordentlich herumgeführt werden. Ste nehmen lhnen den Sattel nicht eher ab, bis sie gar nicht mehr schwitzen. Man gibt ihnen statt aller Nahrung, diS dem , den man von den Widdern und Böcken in Khora« san zieht. Der Bezoard ist, ihrer Meinung nach, schweißtreibend, erregend, stärkend, und dem Gifte widerstehend; sie nehmen ihn in Dosen zu zwey bis drey Körnern ln Rosenwasser. Es geht davon viel nach der Turkey und sehr wenig nach Europa. R 0 s e n e s s e n z. Zu Chiras, in Farsistan, und Kerman zleht man lm Großen einen Rosenstrauch mit weißen Blüthen^), um die Blüthen davon zudesiilliren, und jene herrliche Essenz zu erhalten, welche bis jetzt m Ansehung des Wohlgeruchs das köstlichste ist, was man hat. Ole Per, ftr verbrauchen sehr viel davon, auch senden sie sehr viel nach Indien und ln die Tl'irkey. Sie »st viel theurer zu Ispahan, als diejenige, welche man von Konsiantl-nopel und Smyrna zuunsbringt; woraus zuschließen ist, baß wir sie auf dem Wege des Handels nie unverfälscht erhalten. Gummi Dragant. Diese Gummisubstanz bildet sich vomMonathIullus bis Ende September, aufden Stengeln mekrerer Arten von Astragali, welche in Natollen, Armenien, in Cur» distan und im ganzen Norden von Persien wachsen. Tournesort h^ «„g eine kennen gelehrt, welche gleich- "^ Ich vcrmuthe, daß dieses die iozA MoscklN» ist, der« selbe Eirauch, der nach DrsfontaiueS Bcnn'sf,,l:g, di« Nyscnesslnz im Kön^rsich Tun'i li«ftrt. 208 falls Dragant llefert, und die er alifbem Berge Ida ln Cseta gefunden hat*), unb la Billardlere hat eine andere beschrieben uno abgebildet, die er ln Syrien gesehen hat"). Die Astragale, welch« uns die am meisten verbreitete dünkt, diejenige, von der man f^si alles Adragant f,'ir den Handel zieht, ist noch von keinem Botaniker beschrieben worden. Sle unterscheidet sich wesentlich dnrch die Befruchtung, durch die Blätter und Blüthen, von dcn beyden Arten, deren wir gevacht haben. Sie erhebt sich zu cinerHöhevon zwey bis drey Fuß, und bildet einen Stengel von mehr als einem Zoll Dicle. Die Aeste sind zahlreich, dicht an einander mid mit Schuppen oder ziegelförmig über einander liegenden Stacheln bedeckt, welches die Ueberbleibsel der Blattstiele der vorigen Jahre sind. Die Blätter, welche ntcht mehr als fünfzehn Linien in der Lange halten, haben wieder sechs, sieben bis acht Paar von kleinen einander gegenüberstehenden , rauchen , borstigen, ln längliche spitzige Enden ausgehenden Blättchen. Der Blattstiel endigt fich gleich, falls in eine scharfe, ein wenig gelbliche Spitze. Dle Blumen sind klein, gelb und stehen im Winkel des Blattes am Stengel. Der Kclch ist kürzer 3 he an der Küste lst, und das Land elne große Menge von Flüssen hat, die sechs Monate des Jahres schiffbar sind. Eilfter Abschnitt. Hersiens Geschichte vom Jahre ,694 bis a«f den hentiaen Tag. Chah Thamas wird durch die Afabanen entthront. Mahmud und Cheref, afghanische BeÄerrscker Hersirils. Nadir, genannt Thamas-Kuli» Cl»a» sekt Schah Tba-»as wieder «in, entthront ihn wieder, macht dessen Sohn, bald aber sich selbst zum Schah. «Vom Indus bls zum Tigris, vom kaspischsn Meere bls zum persischen Golf war alles zur Zelt der Sophls ihrer Herrschaft unterworfen. Dle persischen Städte wetteiferten ln mehreren Rücksichten mlt den europäischen um den Vorzug, und wenn gleich die Bevölkerung dem Umfang des Landes nicht angemessen war, so genoß man hier doch elnes gewissen Wohlstandes. Ackerbau, Künste und Handel blühten, und es schien, als ob Persien durch seine Verbindungen mlt Europa bald zu einem höheren Grad von Kultur und wahren Glücke sich emporheben sollte. So beschaffen war die kage dieses Retches, als khah Hussein im I. »694 den Thron bestieg. Auf cl-nen grausamen aber gerechten Fürsten, Suleyman, folgte dieser sanftere, geliebte Beherrscher. Bald aber zeigten sich die nachthelllgen Folgen zu weniger Energie und n Oktober 1727 mit ihm Frlede,undbelMtenlhre Eroberungen. Indeß bot sich Nadir-Chan dem vertriebenen ThamaS an, ihm zu dienen, und er sckwur nicht eher dle Waffen niederzulegen, als bis er ihn werde wilder auf den Thron gesetzt haben. Zugleich nahm Nadlr den Nahmen Thamas Kouls, Sklaven des ThamaS an. Dieser äusserst unternehmende und verschlagene Mann war im Jahre i68ll zuÄbiverd,fünfundzwanzig Stunden von Mesched, aus einem ansehnlichen turkomanni-schen Geschlechte entsprossen. Von früher Jugend an den Waffen sich widmend hatte er anfangs nur um den Besitz eines Schlosses, um die Einkünfte aus «inlgen Städten Gefechte geliefert. Bild Sieger, bald besiegt, immer an der Splye eines neuen Haufens, lmmer überraschend, und grösser als sein Mick, hatte er sich unter den Afghanen, Turko» mannen, Usbegbken und Curven das größte Zutrauen auf seine kriegerischen Fähigkeiten erworben, und daher gelang es ihm. sie unter seinen Fahnen zu vereinigen und Mlt ihnen vor Mesched zu erscheinen. H!er schlug er den mittlerweile unabhängig gewordenen Mclek-Mahmud bcy geringerer Streitkraft mehrmahls und bemächtigte sich der Stadt. Hierher wo er nun den vertriebene» ThamaS, der mlt F-eude seine Anerbietlingcn annahm, und nun konnte er im Nahmen des rcchtmcissigeu Regenten aller Mittel zur Errichtung eines schr bedeutenden Heeres sich bedienen. Nun unterdrückte er die Unruhen in der ganzen Gegend; er zwang die aufrührlschen Stämme si'ir Themas zu fechten, und er nahm daS feste Herat, um bey dem Fuge nach Ispahan keinen Feind im Rücken zu lassen. Zweymahl, und zwar das lctztemahl an dem, unter dem Nahmen des kaspischen Thores, den Alten bekannten Hohlweg geschlagen, wagte es Cheref nicht, in dem schlecht befestigten und setner Sache ungeneigten Ispahan den Gegner zu erwarten. Er war barbarisch genug, zn seiner Sicherheit alle waffenfähigen Einwohner Ispahans ermorden zu lassen, worauf er bey dent Dorf« Mourt-Chekort, zehn Stunden von Ispahan sich lagert«. Hier wurde er am 13. November »728 von ThamaS-Kuli, Chan geschlagen, cr flüchtete nach Chlras, woraufChah ThamaszumKönlg feyerlich aus» gerufcn wurde. Aber nochmahls wurden die Afghanen aufgesucht, ln Chlras geschlagen. Sie mußten nach Kandahar fischen, und bey dieser Gelegenheit wurde Cheref durch Hussein, den Chan von Kandahar und Bruder Mahmuds gctödtet. So kam Persien nach sechsjähriger Herrschaft dzr Afghanen wieder unter die ber Sophis. Nadir regierte «n des schwachen Schah's Statt, und vorzüglich sorgte «r für die Armee. Schon im Februar 172«) brach er auf, um dle aufrührlschen Bewohner von Chuster zu Paaren zu treiben, und vierhundert baktrlsche Familien aus ihren Gebirgen nach Ispahan zu dessen Wiederbe, Völkerung zu schicken. Hierauf nahm er den Türken binnen weniger als zwey Jahren Neshavcnd,Amaban nnd Kerli:a«ichllh,sowie alle Städte ig Aderbidjan und Georgien wieder ab. Jetzt aber rief eine kmpörung der Abbalis lhn nach Khorasa» ab, und er mußte sich ml« der Belagerung Herats wleder beschäftigen, das dle Aufrührer in Besitz genommen hatten. In Begierde sich auszuzeichnen, und Nadirs wach« sender Gewalt «inen Damm entgegen zu setzen, warb indeß Chah-Thamas ein Heer und belagerte Erlvan. Nach drey vergeblichen Monaten mußte er wieder ab» zlchen, und maß sich i» Kerdekan mit Achmeb, Pascha von Bagdad, der ander Spitze von zaooo Türken und Arabern das persische Gebiet betreten hatte. Eine Nle» Verlage von 6000 Mann und cwe Flucht, auf welcher den König nur seine Grossen und eln kleiner Theil s«l, ner Garden nach Ispahan begleiteten, war die Folge der Schlacht. Den Vertrag, durch welchen er nun Kermanchah ncbst neun Distrikten und alles dem Araxes links tte» gende Land an den Großherrn abtrat, brach Nadir. Eigenmächtig ließ «r die Paschas von Bagdad und Erlvan zum Abzug vom persischen Voden auffordern; auch «rlleß er ein Manifest, worin er sein Betragen recht» fertigte, und die Perser «st sok<» und scttt ihn in Khorasan ein. Dcr unterschobene Schattenkönig Ismael. Seine Beschützer gerathen i» Erbitterung und Morden; dcr Begründer seines Glückes Mt. ^>oussef, bald selbst nach dem Thron lüstern, schlug vor, dem wenn gleich blinden Charokh die Krone bey, zulassen, lhm aber einen Regenten zuzuordnen. ANein die Generale Mkr Allm und Djaffar wollten ihm zu sel-nem Unternehmen keineswegs die Hand bieten, im Gegentheil suchten sie ihn mit ihren beyderseitlgen Truppen auf, und zwangen ihn bey Nihapour zu elnem Gefecht, das mit seiner Niederlage und dem Verlust setner Augen endete. Jahr ,750. Nun wurde der unglückliche Charokh zum Zwey-tenmahle vom Throne in das Gefängniß geschleudert. Dagegen entstand nun unter beyden Generalen ein Zwist, der Djaffers Niederlage und wie gewöhnlich die AuS-stechung der Augen für den Besiegten zur Folge hatt«. Indeß halte sich Achmet, der seit NadirS Tobe ln Kandahar als selbst geschaffner König herrschte, mit seinem ihm ganz ergebenen Heere erhaben. Seine tapfern Afghanen, ehemals Nadirs beste Truppen schlu-» ner. Fetah All war es, ehemals AzadS Generals der nach allerley ausweichenden Erklärungen Müsse fand, sich eine Heeresmacht von «o,«Qo Mann zu verschaffen, und trat nun offen vor. Eoglelch marschlrte Kerlln mit Ccheik Vlll im Jahre 1761 gegen ihn. In dieser Verlegenheit dingte Fetah Ali cwen Offizier Kerlms zu dessen Ermordung. Alleln er wurde ei-.rdeckt und Ke-rlm wollte das Vorhaben seines Gegners mit einen» ähnlichen vergelten. Allein Fctah All wcir in der Entdeckung eben so glücklich als Ker»m, nur inachtea einige Aeusserungen von Unzufriedenheit lm Heere ihn glauben, Kerim habe noch Mehrere gedungen ihn zu todten. Ill dieser Besorgnlß und bey der offenbaren Mißllchkeltsci-ner kage, begab er sich vermummt zu Kerlm, und er-klmte, daß cr von lhm Gnade oder Tod erwarte. Großnu'ithlg verzieh ihm Kerim, und vertraute ihm sogar den Veschl über ein Truppcnkoi-ps. Leicht begtl'indete Kerlm selne Herrschaft immer fesser. W aber Azad allc 3)^tttel zu ncucn Kriegen zu benehmen, drohte er den Fürsten von Georgien m!t dem Verlust seines Landes, wenn er Llzad nicht aus» liefern würde. Statt zu fliehen, wozu er wohl Gelegenheit gefunden hätte, fand es Azad nicht gefährlich Fetah Alls Beyspiel zu folgen. Er hatte sich nicht ge« täuscht, wurde von Kerim mit größter Achtung auf» genommen, verband sich in der Folge mlt ihm ln enger Freundschaft, und wurde sein weisester Rathgeber, ob« gleich er jede Würde, die Herlm ihm anbot, ausschlug. Vergebens waren dle Versuch« einiger Grossen, das Volt Ispahans ihm abgeneigt zu mach««, obgleich Kerim wirklich Ismael in Verwahrung bringen ließ, Mb Bauten unternahm, welche seine Absicht bewiesen, ln Chiras zu residirii,; so wie auch diese Stadt ln der That passender als Ispahan schien, um der Mittelpunkt des persischen und indischen Handels zu werden. Bald unterbrach fich die Ruhe. Kerims Bruder Zeki-Chan versuchte ihn zu entthronen, und Fetah-M begünstigte seine Unternehmung. Letzterer wurde aber entdeckt und enthauptet, worauf Zekl-Chan sich genöthigt fand seinen Bruder um Verzeihung zu bitten, und sie von dem gütigen Kerim auch erhielt. ? Nach ei-nlgtn Unruhen ln Arabien starb dieser ausgezeichnete Fürst im Jahre 1773. 237 Sechster Theil. Erster Abschnitt. Kerims Lob. Zeki-Khan bemachtigtflch der Oberherrschaft. Empörung drs Ali - Mnrad - Khan. Zeki - Khan wird mit« ten unter seinem Heere grtödet. Abnl, Feiah - Khan übernimmt denOberbefthl darscher, und laßt sich zumOberhaup« «e dis Reichs erklären. Cadek. Khan macht sich bereit, dem Krrimzufstlge»; erläßt de» Abnl-Fetah blenden. Neuer Aufstand des Ali.Murad.Khan. Er belac,ertChira«°, nimmt es ei«, läßt Sadrk und alle scine Sühne umbringe», uud b<» »nächtigt sich dcr Oberherrschaft. "H-erlms Negierung war nicht so glänzend, als dle des Nadir gewesen, seine Eieqe hatten weder Europa l» Erstaunen gesihr, noch die Turkey beben gemacht. Das Volk hatte sich zwar nicht so sehr mit Nuhmbe, deckt, allew es war glücklicher gewesen. Die Kriege, welche Kerim nach Belreigul^eineS Thrones , dcr Niemanden ») zugehört?, geführt hatte, hatten die Ruhe seines Reiches zur Absicht. Sekle Eroberungen gwgm *) Man Hal in Persien nie geglaubt, daß Ismael ewSpriß? ling vouChali'Hussein war. Es war bloß ein listigrs Vor« gebrn des Ali. Mlrdan. 538 nlcht, wie dle des Nadir, bahln, dleWeltzuverwö« sien und sie zu unterjoche», und auf Lüchen und Trum» mern zur höchsten Gewalt aufzusteigen. Die Einnahme von Bassora, einer Stadt, dle ehedem zu Persien gehört hatte, sicherte diesem Relcheeinen ausgedehnteren Handel. Die Religion wäre befriedigt gewesen, wenn dle Gegenden, welche die Ueberreste der von den Persern verehrten Sterblichen enthalten , unter ihre Herrschaft Hütten kommen können, wie dieses Kerims Plan war, als lhn der Tod überraschte. Das Eicnd vergüten, welches Tyranney und bürgerliche Unruhen erzeugt hatten, den Persern Vertrauen einzustoßen, sie zur Arbeit anzuhalten, sie des FriebeuS von Außen, und der Ruhe im Innern genießen zu laßen, das war Kertms beständiges Bestreben. Unter seiner Regierung wurden nie die Karavanen geplündert, dle K^ravailserai's ausgebessert, der Handel beschützt, das Volk erlag nicht unter der Last der Abgaben ; die Ordnung wurde überall hergestellt, die Gcrechtigkcitspstege wa? schnell und streng, aber unparteyisch — und, uin mit wenig Worten das Lob dieses Prinzen abzusprechen, er wurde nach seinem Tode allgemein betrauert, und sein Andenken wird noch jetzt verehrt. Dle Achtung, welcher dieser Maim den Persern gegen seine Person eingeflößt hatte, uitb die Ueberzeugung der Großen von derUeber^geicheltscinerTalenre, sicherten die Ruhe seiner Regierung; allem mit seinem Tode verschwand der Zauber, alle Furcht hörte auf, Chrjüch-ttge regten sich von neuem, um sich der obersten Gewalt zu bemächtigen. D.is Geschlecht der Sophi's war erloschen, das von N.ibir existirtc nicht mehr, ober war durch Äkorafa«! entschädigt. Kerim hatte mit Ehre,, i'iöcr Persien regere, er Halls dlc VlUldcli o-s Staiss geyeilt, mlt ihm mußte eine neue Dynastie beginn,«, er mußte den zum Nachfolger bekommen, den Geburt, der Wunsch des Volks und der Armee da«md mit seinem ganzen Heer nach Chiras zurüct zu kehven; er verließ alsu seine Eroberung, und gab den Türken.cine Stt,dt: zurück, welche, sich selbst überlassen, drcpzchn Monathe einer sehr ansehnlichen Macht widcistande» hatte; über-dieß eröffnete Bassorq Persieu den W«g nach Babylo-nim. > ,- >,^ '^ .., ^, " .,. ^.s^ Diese Betrachtungen aber hielten Sadek nlchta,lf,. die Angelegenheiten zu Chiras intcressirten ihn zu sehr, als daß er nicht seine Truppen recht vortheilhaft lMe zu benutzen suchcn sollen. Der Verlust von Bassora war U)>u nichts, rrcnn cs ihm »ur gelang, seinen Bruder zu überlisten. Sadck würde vielleicht Abul - Fctah ruhtg als Ke-rims Nachfolger gesehen haben , allein Zcli's Betragen schien ihm gleiche Rechte zu geben, und Sadtk hatte bch doch zu Abul-Fctahs Vortheil bewaffnet. Dieser tonnte leicht geblendet werden, und dann hoffte er an seine Stelle zu treten. Sadek drang daher nur langsam und vorsichtig vor« Ivarts, er prüfte, sozusagen, erst den Boden; erharre Hreunde und Anhänger zu Chlras, die ihm von Allem, was dort vorging, Nachricht gaben. Der Haß, der dM Volk und die Armee gegen Mi nährte, gab lhm Q 2 »44 die gsö'ffttn Hoffnungen; Uli-Murabs Empörung hatt« seinen Marsch beschleuniget, er wollte bey Ausschlag die» ses Kampfes sehen, ehe er fich entschloß, welche Par, they er nehmen wollte. Unterweges hatte er einige Unruhen in Kermefir be« sänftlgt, und Truppen daselbst gelassen. Er hatte el. nen guten Theil seines Heeres verabschiedet, um bey seinem Bruder keinen Verdacht zn erwecken, und mit drey tausend Mann zwey Tagrelsen von Ehiras hatte ,eure unter» warfen sich ihm, und schwuren, lhn nlcht eher zu verlassen, als bis er Chlras eingenommen und das ganze mittägige Persien bezwungen habe. Indessen erfuhr man, daß Sabek die Absicht habe, den beyden Söhnen Kcrims die Augen ausstechen zu las, sen, um ihnen alle Hoffnung zu benehmen, auf den Thron ihres Vattrs zu gelangen, und Jedermann abzu« schrecken, der sich für ihr Bestes bewaffnen wollte. Dieses Benehmen Sadeks erzeugte aber eine seinen Nünschen ganz entgegengesetzte Wirkung. Ali«Murad, der bi.shec nur für den rechtmäßigen Souoerain gestrit» ten hatte, dachte nunmehro bloß auf sich. Von seinem Heere, mit Enthusiasmus als Oberhaupt des Reiches, und als rechtmäßiger Nachfolger von Kerim anerkannt, wurde er es auch bald von allen Städten und Provin* zen, welche sich für Abul-Fetah erklärt hatten. Sabek-Khan besaß Chlras und ganz Farsistan, kaa-lestan, Kerman, Kermesir und Schusistan , und ln einigen dieser Provinzen stand seine Herrschaft aufwanken» dem Grunde. Persien war eigentlich größten Theils für All-Mu, rad gestimmt, wenn es gleich noch nicht ganz in seiner Gewalt war. Bey dieser kage der Sachen faßte Ali - Murao gegen Eiioe des Frühlings 1782 dex Entschluß, Chlr.is mit aller Macht zu belagm», »vorüber er gebieten zu «53 können glaubte. Eeln Heer wurde ln ftlnf Corps getheilt. Mu^ad.Chan, Sandassara, erhielt Bessehl, mit sechs tausend Mann vorzudringen, und die Dörfer tn der Gegend von Chiras ln Kontribution zu setzen, und ihnen die kebensmlttel wegzunehmen. Iokar-Chan erhielt Befehl, jenem zu folgen, und sich auf gleiche Art zu benehmen. Rlza-Kuli-Chan, Miqulerl, und Mir-Aslan-Chan, der Curde, marschlrten ihnere nach, jeder mit vier tausend Mann. Nlbar-Chan, der Sohn Zeki's, dem einer von Sadcks Edhnen ei« sehr theures Pferd mit Gewalt hatte entreißen wollen, und der sich bey dieser Gelegenheit zu All-Murad geschlagen hatte, befehligte ein Corps von zehn tau-send Mann ; er verweilte einige Zelt vier bis fünf Tagreisen von Ispahan, um kebensmletel aufzuhäu, sen, und Ali-Murad zu erwarten, der sich an der Splhe von fünfzehn tausend Reitern befand. ' Außer dieser Macht hatte Ali - Murad nech fünf und zwanzig tausend Mann in fünf andere Corps ge, theils Dieser ganzen Macht hatte Sadek nur drcyzehn bis vierzehn tausend Mann entgegen zu setzen, die er zu Chiras hatte; zwölftaufend ln Kerman unter ben Be« fehlen von Ali.-Nagul.-Chan ; viertausend mit Matatt-Chan irr Beyban; dreytausend mit BaZher-Chan in kaarestan und fünftausend mit Hassan-Chan, seinem dritten Sohne, der die Stadt verlassen hatte, um den Feind zu beobachten, und die Zufuhr der kebensmlttel zu erleichtern. Die ersten feindlichen Divisionen befanden sich Ende Iuny 178" in d«r Gegend von Chiras. Sabek wußte von ihrem Marsche und kannte lhre Stärke. Cc wagte ts aber nicht, ein Gefecht mtt ihnen zu bestehen, we„n «r gleich wenigstens achtzehn tausend, und der Feind 2F4 ?W höchstens zwan^g tausend befehligte; aWn. has böse Gewissen benimmt allen V?uth; der Verbrecher erschrickt beym Anblick der Gefahr '). Ueberdks hatte Sodek wohl bemerkt, daß sein Benehmen gegen Abul-Fetah auf die Einwohner von Chlras, «nd selbst aufdle Truppen keinen günstigen Eindruck gemacht hatte; er fürchtete sich daher, die Stadt zu verlassen; auch wußte er, daß Ali-Murab eine schlechte ArMerle hatte, er hielt, ihn daher nicht für fähig, eine durch eine zahlreiche Besatzung, einen breite» Graben und Walle, welche Kerim hatte ausbessern lassen, vertheidigte Stadt angreifen zu können, auch rechnete er auf die Unterstützung, wel-, che thm seine Söhne und die Küstenaraber zuführen sollten. ;.:, .'^ .. - Als die Abtheilungen von Akbar und All-Murab angekommen waren, drangen alle Truppen vor, und faßten unweit der Stadt festen Fuß; sie steckten hier ein Lager ab, umgaben cs mit einem Graben, den sie durch ewige Thürme von Erde befestigte», worauf sie Geschütz pflanzten. Hierauf legten sie einige Batterien gegen die Stadt an, allein vorzüglich suchten sie die Lebensnlittel aufzufangen, und die Desertion zu befördern. Alt-Murad unterließ nichts, um sich im Innern eine Parthey zu machen, und durch Versprechungen und Geschenke alle Vornehme, die auf Sadeks Seite wa-reu, zu gewinnen. §» Da indessen doch dle St^idt mehr bloklrt, als belagert war, und die innere Armee zahlreich genug, um Ausfalle zu machen, so fand diese immer Mittel, Lebensunterhalt einzubringen. Es waren bereits mehrere *) Das ist nur halb wa§r, nen^liH'ivenn er «Aoch' MB yollendettr Bösewicht ist, ' ^ ^ .' ^ 555 Gefechte vorgefallen, allein sie hatten nichts entschieden. Schon waren Sadeks drey Söhne, einer nach dem andern, mit Verstärkung hinein gekommen. Schon waren acl't Monate verflossen, und man hatte durch die Ge» walt der Waffen nicht viel gewonnen. Sadek schmeichelte sich immer, der Feind würbe sich in vergeblichen Anstrengungen aufreiben, vnd endlich sich entfernen, als auf einmahl dieUnglüctssiunde schlug. All-Murad hatte mit Hülfe berEl'iwchnerdle Wachen am Thore Bagh-Cftah, welckcs im südllcke« Theile der Stadt lag, und der Citadelle am nächsten war, bestochen, u,id dadurch ein Corps auserlesener Truppen, von Akbar-Chan befehligt, hwein gebracht. in-^ Sabek hatte nicht so bald erfahren, baß ssck, der Feind im Innern befand, als er die nöthigen Vefchle gab, um sich seinen Fortschritten zu widerschen; er stieg selbst zu Pferde und begab sich an der Splye seiner Garbe nach dem Thore Baqh-Chah, allein Mbar »rar bereits in die Stadt eingedrungen, und hattesich, ohne Widerstand , verschiedener Posten bemächtigt. Cinlqe CorpS waren ihm gefolgt, andere kamen uM, und Niemand zeigte sich , sie zu bekämpfen. ?^M Sadek erschien nun in Mbars Angesiäite, um?^,-gc von dem schlechten Willen der Seinigen zu seyn,itm zu unterstützen. Seine.Befehle waren entweder qar nicht, oder schlecht vollzogen worden; alle Truppen, die er von Bassora mitgebracht, und die ihn schon einmahl verlassen hatten, ob sie gleich lmmer am reichlichsten l,«-lohnt worden waren, streckten am ?rsten die Waffen. Seine elqcne Garde, anf dle er am meisten sechncn mußte, verließ ilm zum Tbeil und ginq zum Fclnlc iiber. In dieser äußersten Verlegenheit mußt« .ie Einnahm« von Chlras machte, daß der Süden und alle die, welche es mit Sadek hlelten, die Waffe« streckte«. Alle Stcidtt von Kermefir, von karesian unv Shusistan sandten Beweise ihrer Unterwürfigkeit an Ali-Murad, und sichten um seine Huld: dle arabischen Schelte von Kermefir schickten ihm Geschenke, und ver« sprachen, in Iukunft ihre Subsidten pünktlicher abzutra-s«n. Im Norden erkannten ihn Aberbibjan, Erloan, Einwohnern tine starke Kontribution auf, vermehrte seine Armee durch Geschenke, die er ihr machte, und zog ben 15.IUN gegen bte Gebirge von Peria und La« rlstan, in der Absicht, diese Gegenden zu unterwerfen. Er war nicht so glücklich in diesem Kriege, als er gehofft hatte, er wurde von den Loriern und Bakhtiaren geschlagen, und mußte stch verschanzen, um eine unor-dentllche Flucht zu vermeiden. Als aber nach der Schlacht Uneinigkeit unter die Gebirgsbewohner gekommen war, da man den Thron für vacant ansah, und da sich Mehemet durch Gelb und Versprechungen eine« Anhang gemacht hatte, war er wieder glücklich. Er bemächtigte fich einiger Oberhäupter, die lhmwlderste' hen wollten, und tödtete sie grausamer Weise. Die lhnen zugehörigen Dörfer wurden zerstört, und die gemißhandelten ins tiefste Elend gestllrzten Einwohner sahen noch l'lberbles ihre Weiber und Kinder eine Beule der Soldaten werden. Nach dieser, eben so unklug entworfenen, als unge^ schickt ausgeführten, Unternehmung entschloß sich Mehe-met, vor Uluguerd, Amadan und Kermanchah zu ziehen, Um diese Städte zu unterwerfen, und große Kontribuzlo.-nen daselbst zu erhalten. In der ersten Stadt erfuhr kr, daß die korler und Bathtlaren von neuem gegen lhn lm Anzüge wären; er ging lhnen daher entgegen, und traf sie bey Nehavend. Es kam zur Schlacht; die Gebirgsbewohner siegten. Mehemet rettete sich nach Teheran, und bildete nun hier den Mittelpunkt seiner Operazionen. Indeß die Lorier und die Bakhtlaren im Westen voll Persien den einen der Thronbewerber beschäftigten warh der andere im Mittag Truppen, und bereitete sich, in die Hauptstadt zurückzukehren. Djaffar erfuhr nicht 272 so bald die Niederlage seines Feindes, als tr eiligst von tzhlras aufbrach (den ,8. August) und sich am Ende des nemttchen Monats unter den Mauern von Ispahan befand. , Bagher war von Mehemet wleder als Gouverneur dleser Stadt eingesetzt worden; er war auch der Mann, der dem Djaffar am ersten entgegen gestellt werden konnte, nur hotte er dazu mehr Truppen haben müssen. Er konnte dem Fewde lm offenen Felde nicht «ntgegcn gehen, »ondern mußte sich in die Festung, Tabarok, die im Norden der Stadt lag, ziehen, und fich hier vertheidigen, bis ihn Mehemet befi-eyen würde. Djassar zog also ohne Widerstand in Ispahan ein, allein er konnte anfangs die Citadelle nicht stürmen, auch nlcht den Gouverneur zur Uebergabe vermögen, er mochte versprechen, was er nur wollte. Bagher ver« theibigte sich mit Muth, und ging kein« der angebotenen Bedingungen ein. Das war klug von Bagher, denn auf Djassar konnte er sich nicht verlassen, und von Mehemet hatte er alles zu erwarten. Die Einwohner der Stadt waren gleichfalls für diesen gestimmt, und man durfte ihn mit jedem Augenblicke erwarten. Djaffar entschloß sich endlich zu einem Sturme auf die Citadelle, und so muthvoll auch Bagher sich mit seinen Truppen wehrte, und so bedeutend der Verlust d«r Stürmenden auch war, so gelang es doch endlich Djaf-fars Truppen, sich der Veste zu bemeistern. Bagher selbst siel fechtend nebst einer Menge von seinen Freunden. Den übrigen ließ Djaffar die Köpfe abschlagen, und bemächtigte sich ihrer Güter, zum Besten des Heeres. Ismael'Chan, dessen wir schon gedacht haben, war seit lanaer Zeit wieder in Gu^st gekommen, und hatte selbst das Kommando liber einen THMderTrup- pen «73 Pin erhaltem Er war elner der ersten, die in die Fe-siung eingedrungen waren, und hatte viel zum Siege beygetragen. Djaffar konnte ihm keinen größern Ach-tungsbeweis geben, alsdah er ihm zwey tausend Vertraute, um die Lorler und Vakhtiaren, welche Mehemet besiegt hatten, zur Unterwerfung zu bewegen; er ließ sie auch einladen, ihn als Regenten anzuerkennen, wie sie es Kerim und M-Murad gethan hatten. Ismael aber hatte zu wenig Achtung gegen seinen Vetter, und gedachte noch zu sehr der unwürdigen Behandlung, die er von ihm erfahren hatte, als daß er ihm auch bey dieser Gelegenheit recht eifrig hätte dienen sollen. Als er gegen Bagher stritt, hatte er für sich selbst z» arbeiten geglaubt. Mehemet war ihm noch furchtbarer, als Djassar. Er glaubte jetzt eine Gel«, genhlit zu finden, sich beyder Thronbewerber auf ein« mahl entledigen zu können. Dabey allen Unternehmungen in der Welt aber Geld ble Hauptsache ist, so borgte Ismael, so viel er nur konnte, in der Hauptstadt; unterwegs beraubte er einige reiche Karavanen, und schte eine große Menge Dörfer w Kontribution. Als er am Orte seiner Bestimmung angekommen war,such-te er die Lorler und Bakhtlaren und alle kriegerische Stämme dieser Gegenden für sich zu gewinnen. Dies gelang ihm denn auch zum Theil. Verschiedene dieser Stämme, gleich unzufrieden mit Mehemet und Djaffar, entschlossen sich, für Ismael Par? thle zu nehmen, und nach Nehavend, Ameldan und Kermanchah vorzudringen, um diese Städte zu überrumpeln, und von da aus beyde Thronbewerber bedrohen zu können. Mehemet, glaubten sie, wäre vor der Hand nickt lm Stande, etwas zu unternehmen, und Djaffar konnte nicht böse darüber seyn, daß man Städte wegnahm, welche semen» Feinde gehörten. Beyde Ver» Nl. Band. S -74 muthnnM waren jedoch ungegründet; Mehemet war lm Begriff, mit anschnlicher Macht gegen Gmlan aufzubrechen, wie wir welter unten sehen werden; und Djassar, der allen Bewegungen seines Vetters folgte, der sein Bellekmen aufklären ließ, hatte nicht so bald erfahren, was geschehen war als er beschloß, gegen abe. Die Veranlassung zu diesem Gerüchte war, daß Ismael, übel brWg des äußerst einförmigen Derwisch-lcbens, sich einige Zelt zuvor zu Ali-Kull's Füßen geworfen , und ihn beschworen hatte, seinethalben Mehemet zu schreiben, ihn zu vesfichern, daß er bereit sey, sich seinem Dienste zu wclhen, und gegen seinen Vetter Djaffar zu marfchiren. All-Kult nahm Ismael sehr gern auf; er hatte lhm einige Geschenke gemacht, „nd »hn zu seinem Brn, der gesandt, als einen Menschen, der durch seine Talente und Verbindungen lhm große Dienste leisten konnte. Mehemet empfing Ismael mlt allen Zeichen der Achtung und des Wohlwollens, die der ausgezeichnete Krieger, der Neffe von Kerim und der Feind von Djaf-far, verdiente, er befragte ihn viel über die Mittel, das mittägige Perfien zu unterwerfen ; thes und einer unerschütterlichen Tapferkeit. Die Feste, welche man ihmgab, dieglänzenbenEl, gcnschafcen seines Wesens, die Züge von Wohlwolle« und Tapferkeit, die n?a>l sich von ihn» erzählte, einige seltsame und lustige Anekdoten von ihm-»dies alles zog die Blicke der Nation aufthn. Ueberall sprach man von Ismael mit Lobeserhebungen, überall breitete mal»' aus, daß er den Oberbefehl über daS Heer übernehmen würde, und schon betete man um Glück für ihn, schon sicllten sich die Krieger Haufenwelse unter seine Fahnen. Mehemet, aufmerksam aufalles, was vorfiel, faßt« plötzlich Verdacht. Er fürchtete, dereinst inIsmaelel» ncn gefährlichern Nebenbuhler zu bekämpfen zu haben, als den Djassar; er wußte, daß er, wenn gleich dem Vergnügen ergeben, dennoch sehr ehrsüchtig war, er tonnte sichs auch nicht verhehlen, daß er Rechte auf oen Thron h^be; er wußte, baß ole kriegerischen Stämme aus den mittägigen Gegenden ihm sehr ergeben waren ; er war überzeugt , daß die ganze Nation immev «ine größere Neigung zu einem Neffen Kerlms, als A einem bloßen Provinzialstatthalter, haben würde. Alle diese Betrachtungen vermochten ihn, Ismael seinen Ver? MiaMM zu enttelssen/ und ihm die Augen ausstechen zulassen, in dem Augenblicke selbst, wo man ihn an der Spiye d«s Heers zu sehe» erwartete. . Oieses Ereigniß fand Statt fast zur nehmlichen Zeit, wo Djaffar Ispahan räumte. Djaffar, der schon dle Wirkungen von Isnlacls Zorn erfahren hatte, und die ganze Größe seineS Muthes, und alle seine Hülfsquellen kannte, der fürchtete, es möchte sich ein Theil des Heeres für ihn erklären, hatte ihn nlcht erwarten und den Kampf mit ihm wagen wollen. Man stelle sich Lutf.Ali's Erstaunen vor, als er die Rückkehr seines Vaters erfuhr; als er erfuhr, daß diese Rückkehr nlcht Veranlaßt worden sey durch eine N^der? läge, sondern bloß durch die Furcht, sich vcn einem Feinde angegriffen zu sehen, der nicht einmahl stärker an Zahl seyn konnte! Wie groß mußte der Unwillen bic-seS feurig muthigen Jünglings seyn, einen alttn Krk. ger fliehen zu sehen, ohne zu fürchten , ihn eine so schöne Gelegenheit, sich von einem Nebenbuhler zu befreyen, verfehlen zu sehen! Seine erste Bewegung war die, Chiras zu verlassen, mit seinen Truppen seinem Vater entgegen zugehen, ihn zu bewegen, nach Ispahan zurück zu kehren, oder ihm zu erlauben, daß er anHincr Btatt dahin sich begebendürfe. Er war überzeugt, baß die Zahl der Truppen, die sie in ihrem Solde hatten, hinreichend sey, um Mehemet zu nöthigen, die Haupt-stabt PersienS zu räumen, wenn er schon daselbst ewge-zouen seyn sollte, und ihn sogar bis tief in Mazanderan zu verfolgen. Djaffar hatte schon erfahren, daß Ismael für immer außer Stande sey, ihm zu schaden; er wußte, daß Mlhemets Macht nicht größer war, alS ble seintge; und doch beharrte el auf dem Plan«, den Kampf mit seinem Feinde auf ein anderes Mahl zu verschieben. Troy der lebhaften Vorstellungen von Lutf-All wollte sprach thm bloß, sie wollten gemeinschaftlich bey Rückkehr des Sommers Mehemet angreifen; unterdessen befahl er lhm, sich nach Taron zu begeben, einer Stadt, welche zwt» schen Kerman und Laarestan liegt, um daselbst einige ailsgebrochme Unruhen zu stillen. Nach Lutf.-All's Abreise faßteDjaffar den Entschluß, recht zu fasten, um magerer luwerden, welleraußer-ordentlich oick und dabey sehr lang war, so daß er kein Pferd finden konnte, das ihn lange trug ; er konnte daher auch tn einem Gefechte nicht immer da seyn, wo setne Gegenwart nothwendig war. Die Aerzte, an die er sich deßhalb wandte, erfüllten selnc Hoffnungen auch so gut, daß er unter ihrer Lel-imig in kui-zer Zelt außerordentlich mager wurde, und sich endlich selbst so schwach und kraftlos fühlte, daß man für seln Leben fürchtete. Nun setzte man die Behandlung aus, der er sich so unvorsichtig unterworfen Hatte, allein es war nicht mehr Zeit, sein Zustand wur» de, Trotz allen angewandte» Gegenmitteln , mit jedem Tage bedenklicher. Die Wissenschaft der Aerzte scheiterte bey diesem zweyten Versuche. Der unglückliche Djaffar, mehr cln Opfer txr Unwissenheit seiner Aerzte, als seiner clgenen Unvorsichtigkeit, kam bald an den Rand des Grabes, als eine Begebenheit, welche er nicht entfernr voraus gesehen hatte, den Augenblick sei» licr Auflösung beschleunigte. Es befanden sich im Innern des Pallastcs dreyßlg vornehme Fürsten und Khans , wclchc daselbst gefangen saßen. Begünstigt durch die Krankheit des Regenten, und tie Abwesenheit seines Sohnes war es ihnen gelungen, Intrigusu in der Stadt anzuknüpfen, undone Verschwörung anzuzetteln, welche zum Zweck hatte, sich Dfassars z„ etttledtgen, eher lutf-W zurück kehrte. Durch Geld und Geschenke wurde es ihnen nicht schwer, «wigc Verschnlttene und junge Pagen zu bestechen, und sich die Thüren des Harems öffnen zu lassen, welche auf eine Terrasse gingen, auf der sie dle Erlaubniß hatten, spazieren zu gehen. Als alles nach ihren Wünschen an« gestellt war, silegen sie des Nachts aufelner Leiter herab, und kamen ln die Hauptzlmmer, wo der Regent schlief. Das erste, was sie hier thaten, war, daß sie dle daselbst befindlichen Weibern in ihren Gemächern einschlössen, unter der Drohung, sie auf der Stelle zu todten, wenn sie einen kaut von sich gaben. Dann drangen sie, ohne Hinderniß, ln Djaffars Zimmer, hieben lhm den Kopf ab, und warfen lhn von der Terrasse herab, den Verschwornen zu, so wie sie eS ausgemacht hatten. Dieser Vorfall trug sich zu w Chiras, den 22. Januar 178? Dritter Abschnitt. kulf.An gelangt zur höchsten Gewalt, und laßt die V«t, schwornen «öbten. Krieg zwischen ihm ,mb Mehemel. Benehmen dieser beyden Nebenbuhler. Luft «Ali wird durch Verräthercy gefangen uud seinem Feinde ausgrlie« sert, drr ihn tödten läßt. U 5 ^lle Maßregeln waren so gut getroffen, daß l>l6 wichtigsten Posten, die Citadelle selbst, sich schon»« der Gtwalt der Vnschwornen befanden, ehe dle Einwohner von Chiras den Tod des Regente» erfahren hatten. «8« 33>»>«3!2 Sle waren sehr traurig darüber. Djaffar war lm Ganzen beliebt, wenn er gleich ein Usurpator war, und All-Murads Sohn und mehrere Vornehme mit vieler Grausamkeit behondelt hatte; man vergaß seiner Popularität wegen die Verbrechen, welche von Tage zu Tage durch lhre Vermehrung empörender wurden. Seln Verdienst war es nlcht, was ihn beliebt machte. Seine Regierung war durch keine merkwürdige Unternehmung aus-gezeichnet. Dem Volke hatte er sich dadurch beliebt gemacht, daß er es mit Güte und Milde behandelte, und nicht durch Abgaben brückte, «r hatte lieber aus den Beuteln der Großen , als a„s den der Armen und Geringen geschöpft, nur hatte cr sich dieses Mittels gar zu oft beblenk, und war dafür bestraft worden» Dleses ungeschickte Benehmen brachte ihn einige Tage früher ins Grab, und wurde die Ursache oder der Vor« wand des Unglücks seines SohneS. Das Verdienst dleseS jungen Fürsten war für t^e Großen cin Vorwurf, ben sic ihm nlcht verzeihen konnten. Im zwanzigsten Jahre der Abgott der Nation zu seyn, ln diesem Alter die erfahrensten Krieger zu übertreffen, dem Heere einen Enthusiasmus einzustoßen, der seine Macht zehnfach vermehrte, den Grundsah zu haben, die Armen zu unterstützen, ihnen lhre Lasten zu erleichtern, und die Bedürfnisse des Staats mehr durch die Großen und Reichen befriedigen zu lassen, das mar ln den Augen von diesen ein todcswürdiges Verbrechen. Ueberdies hatten fast alle auf den Thron Ansprüche, es war ihnen daher sehr wichtig, daß Djaffar vor der Rückkehr des Luts-M starb, indem sie sich dann vor? behielten, auch diesen aus dem Wege zu räumen, w«n« sie es für gut befinden sollten. Den nehmlichen Tag waren sie versammelt, um ein Oberhaupt zu erwählen, aber sie konnten sich nicht ver« stan-' MshttN?H,nb trennten sich, ohne gewählt zu habe,,. Es würbe vlelletcht sogar zum Handgemenge gekommen seyn, wenn Seyd - Murad nlcht schon langst Vursichts, maßregeln deßhalb getroffen gehabt, sich nicht, als er tte Versammlung verlies, an die Spitze elnes Trup, ßekkorps gestellt, und gewissermaßen seine Mltverbün-dtten gezwungen hätte, sich zu seinem Vortheil zu er-Mrett. Er war eln Neffe von Ali-Murad und Dfaffar; ft War es, mit dem sich Schelk-Veis i?«i zu Kom verMgt hätt«. Er war drey Jahre lang unter der Regierung seines Onkels Gouverneur von Chiras, und von ganz Farsistan gewesen. Als, kurz nach dem Tobe » des Alt-Murab, Djaffar mit den Trümmern seines Heeres nach Chiras kam, war Seyd-Murad einen Augenblick auf dem Punkte, ihm den Eintritt in die Stadt zü verweigern, und er entschloß sick, nicht eher ihn einzulassen, als bis er erfuhr, daß Scheit-Vels gefangen, und nlcht im Stande sey, zu regleren. Djassar hatte seine Empfindlichkeit versteckt, er hatte sogar seinen Neffen mit Auszeichnung behandelt, allein endlich hatte er ihn, unter dem Vorwande der Ver» schwörung, verhaften, und in die Gefängnisse des Pal-lastes bringen lassen. Als Lutf-Ali den Tob selnes Vaters erfuhr, und ble Verschwörung, woran alle Staatsgefangene und die meisten Großen der Stadt Antheil genommen hatt.n, glaubte er sich mitten unter seinem Heere nicht mehr sicher; er fürchtete, es möchte sich darunter der Geist des Ungehorsams und der Empörung äußern. Man ließ ihn merken, er solle a»f seiner Hut se»n, und ver, sicherte ihn, die meisten Anführer, die man ihm aber . nicht bezeichnete, wciren gewonnen, und hätten sich verbunden, ihn umzubringen. E? reiste- daher heimlich ah Hl. Band. T " 29« mlt Mohamcked Cban, d«m Sohn« bes Zell.'Ghan/ Mtrza - Styd - Mohammed , seinem Rathe , ewigen Sklaven und Reitern, nnd kam nack Abouchlr, zu deM arabischen Echelk Nass,r, der ihn aufnahm, und ihm Versprach, auf alle Weise ihn zu unterstützen, damit «r nack ChlraS zurückkehrt« unddl« Mörder seines Vaters bestrafen könnte. So bald man das zu Abouckir erfuhr, boten ihm «ine große Meng« Krieger und einige Vornchme ihre Dienste , am »vtnlgfien Schuldigen stack man die Augen aus, und, gab ihren HUfersHelfern die Bastonnade. Bey der ersten Nachricht von den Zurüstungen, wel< el,e 5utf, All zu Abouchlr machte, hatte sich S„)b-Mu-lad, der sich nicht für sähig hielt, einem solchen Gegner Niderstand zu leisten, entschlossen, den Aga-Mehe-met - Chan zu Hülfe zu rufen; er hatte im Nahmen der vornehmsten Einwohner von Chiras mehrere Kuriert an ihn gesandt, um ihn zu bewegen, daß er sich der Stadt bemttstern und das ganz« mittägige Persiln nn- ltrwersen möchte, ehe kutf-Mi elne Armee zusammen bringen könnte. Mchemet war erst ln der Mitte des Mays bereit. Er zog auS Teheran an der Spitze von fünfzig tausend Mann, und kam gegen Ende des Iuny ln der Gegend von Chiras an. Er hatte bey sich setne Brüder Djassar« Kuli und All - Kuli. Musiapha war seit einem Jahre bUnb. Mehemet hatte es immer verschoben, ihm die Statthalterschaft von Ispahan zu geben, ja er hatte so> gar beschlossen, lhm ln Abwesenheit des Djaffar» Kuli unb Ala-Kuli die Augen aussiechen zu lassen. Es war beynahe um dieselbe Zeit, wo Rlza-Kult, der ln elner Festung von Mazanderan gefangen saß, Mittel fand, fich zu befreyen, und sich nach Touran zu begeben. Mehemit hatte unterwegs Lutf-Att's Rückkehr nach Chlras und den Tob aller Verschworn«« erfahren. Dieser ihm so unpermuthete Vorfall macht lhn äußerst vorsichtig, er wagte es nicht, etwas gegen dle Stadt z» unternehmen, sondern bezog bloß einige Stunden von den Mauern ein Lager, um alles zu beobachten, und die Stimmung der Einwohner in dieser Hinsicht kennm zu lernen. Unterdesseu organlsirte kutf-Ali seln Heer; es gelang ihm auch , ungefähr dreyßig tausend wohl bewaff« net«, kriegerische und streitlustige Menschen zusamme» zu bringen; er wagte es mit dieser viel schwächer» Macht, ChiraS zu verlassen den 7. August 178«) und dem Felnde ein Treffen anzubieten. 3wey Stunden von Chiras auf einer Ebene gerle» then beyde Heere an elnanoer. Nach einem äußerst hartnäckig«,! Kampfe wuroe Mchemet geschlagen, und tutf-Ali war schon in V:rfolgung des Feindes begrlf, sen, als sich auf einmahl alles änderte. Mohammed« Khan, der den Unken Flligcl des siegreichen Heeres an, lührte, verließ, «nlweder aus Cifer-oder Ehrsucht 32 plötzlich baS Schlachtfeld mit sechs tausend Loriern unh Kurden, und nahm den Weg nach Lortstan, dadurch wurde unter dem Reste des Heeres eine außerordentliche Verwirrung angerichtet. kutf-All lleß seinem Verwandten nacheilen, ohile ihn jedoch zur Umkehr bewegen zu können; er that alles, um den ungünstigen Eindruck auszulöschen, den dieses auf das Heer gemacht hatte, allew es gelang ihm nicht. Seine muthlosen Truppen gehorchten ihren Führern nicht mehr, und weit entfernt, den Feind zu verfolaen, liefen sie sämmtlich nach der Stadt zu. Mehemet vom erstenSchrecken sich erholend, kündlg« te sogleich seinen Truppen an, was vorgefallen war; und führte sie nun leicht von neuem zu n Angriff, um in die Stadt eindringen -----..... ^»F lich Djaffar besänftigte nnb bewog, lhm «ach Teheran zu folgen. Der tdle Mensch ist nicht mißtrauisch, er kann dem, der die Maske der Tugend vornimmt, keine schlechte» Absichten zutrauen. Djaffar-Kull, ein edelmüthiger, gefühlvoller Krle« der, sah in Mehemet bloß «inen Bruder, der sein Um» recht vergüten wollte, und einen aufrichtigen Freund, den Pflicht und Neigung auf gleiche Welse an ihn fest seln müsse. Er folgte ihm daher mit Vergnügen. Als sie zu Teheran angekommen waren, wurde er Anfangs mit aller Ehre behandelt, die er erwarte» tonnte, und mit allem Anschein einer vollständigen Vero söhnung; allein nur wenig Tage darauf wurde er i» Mehemets Kabinette, als er Abschied von diesem nehmen wollte, um sich auf seinen Posten zu begeben, von zwey bewaffnen Mannern angefallen, und soglelch auf ble schrecklichste Weist umgebracht. kulf-All hatte sich unterdessen nicht bloß darauf beschränkt, Mßbmuche abzustellen, und gute Gesetze ln den südlichen Provinzen zugeben; er hatte auch darauf gedacht, sich zum Herrn von den nördlichen zu machen; «r hatte die Bakhtlari's zu sich gerufen, welche so edel-Müthlg hie Waffen für ihn ergriffen hatten, als Mehe-Met Chlras belagerte; er h^tte einige Küsten-Araber kommen lassen, und alle Krieger der Stadt und der Provinzen vereinigt; durch dieses Mittel hatte er sich mehr alS fünfzig tausenbgmau»igerüsttte Soldaten ver« schafft. Niemals halte er noch ein so furct chares Heer unter seinen Befehlen^ehabt, Mem.,l4 haue er geglaubt, »ehr auf den guten Wlllen s^:?r iruppen rechnen M tonnen, niemahls hatte «s Degens, mehr psisslg als tapfer, mehr Hofmann als ehrlicher Mann, schmeichelte er sich, erwerbe, wenn nur Lutf-All getodtet sey, leichtem Throne diejenigen entfernen, welche Ansprüche darauf haben kannten. Diesen Ideen zu Folge lleß er seine Brüder versprechen, Lutf-All zur nehmlichen Zelt zu tobten, wo ec der Freunde und Verwandten des jungen Fürsten sich bemächtigen würde. Als man sich gerade in del Mitte des Weges von Ispahan befand , imAprll «791, fanden Ibrahims Brüder, welche ein sehr großes Ansehen im Heere und bey dem Führer desselben genossen, und an der C pihe eines zahlreichen Korps standen, ganzaus ihrem Stamme gebildet, Mittel, sich Lutf-All zu nähern', und lhn anzufallen !n einem Augenblicke, wo er «s gerade am wenigsten vermuthete. Dem ersten Schlage, der ihn treffen sollte, beugte er glücklich aus; und nun trieb er leicht diejenigen, welche ihn hatten todten wollen, mlt seiner Garde in die Flucht. Von dieser ersten Gefahr befreyt, wollte er sich in Vereitschaft sehen, sie feindlich anzugreiftn; allein seine Befehle wurden schlecht vollzogen, und so entkamen sie, und es schlugen einige Tausende den Wcg nach Chlras ein. kutf-All sandte Eilboten an sein« nächsten Verwandten, mit dem Befehle, Hadgl.Ibrahlmund seinen Anhang zu verhaften, ober sie zu todten, wenn sie dieselben nicht lebend fangen könnten. Seine Ellboten wurden verhaftet. Uebtrdles hatte sich auch der Gouverneur aller Vornehmen, Verwandten und Freunde von Lutf-All versichert, und sie sorgfältig bewachen lassen. Zur bestimmten Stunde, und ohne aufNachrichten von seinen Brüdern zu warten, hatte er sich bereit gemacht, seinem Schwiegersöhne zu widerstehen, was auch immer das Komplett für einen Ausgang nehmen möchte. Die plötzliche Entfernung so vieler Krleger, und der Bewegungsgrunb dazu, erregten ein Murren unter den» Heere, unb versenkten es ln «lne Art von Muth-losigkelt. Dle Furcht, es möchten sich noch »mmer Ver^ röther barunter befinden, machte, baß alle Truppen laut um dle Erlaubniß baten, sich zurückziehen zu dürfen. t,ttf-Ali, der dies erfuhr, glaubte file den Augen» blick nichtS gegen Mehemet unternehmen zu bürfm. Er faßte den Entschluß, mit seinem Heere nach Chiras zurück zu kehren, um dle Schuldigen zu bestrafen, und ihre Komplotte zu vereiteln. Er fand ble Thore von Chlras verschlossen; er ließ den Gouverneur auffordern, sie zu öffnen, allein dieser antwortete durch Kanonenschüsse, kutf. All machte sich nun bereit, ihn zu belagern, als er sich nun auf ein« mahl von seiner Armee verlassen sahe. Ibrahim hatte Emissarien unter sie gesandt, mit dem Auftrage, einen Theil davon zu bestechen, und den andern zu besor-ganifiren. Einigen ließ er drohen, er würd« ihr« Wel» der und Kinder todten, wenn sie nicht ln die.Stadt kamen, und den andern ltcß er Geld bieten, wenn sie jn ihre Provinzen zurück kehren wollten. Diese List gelang ihm. Alle Soldaten, die lhre Familien ln Chiras hatten, eilten dahin zurück; die andern nahmen das Geld, unb verließen das Heer. kutf. Ali nahm mit elner kleinen Zahl ihm treu Gebliebener den Weg nach Bender-Rik, wo er «ln Jahr zubrachte nm Truppenwerbungen unb der Bll, dung eines Heeres. Habgl-Ibrahim versuchte umsonst, sich ikm ent< gegen zu jttllen; Herr von Chiras, gelang es ihm doch nicht, Farsistaü zu unterwerfen, noch sich einen Anhang jn d zu besiegen, und nach Chlras zurück zu kehren. Nach. dem er allen versammelten Anführern seinen Plan, eln allgemeines entscheidendes Gefecht zu beginnen, mttge» theilt, und ihnen befahlen hatte, ihre Truppen dazu bereit zu ballen, durcheilte er alle Glieder, und ertheilte jedem Korps verdiente Lobsprüche, über lhr Betragen; er munterte sie auf, auch am morgenden Lage sich ihres alten Ruhmes würdig zu beweisen, und zeigte ihnen die Vortheile und Belohnungen , welche fie nach dem Siege zu erwarten hätten. Alle Anfüho ltt und Soldaten versprachen, ihre Pflicht zu thun , und nicht eher dte Waffen nieder zu l?gen, als bis fie den Feind in die Flucht getrieben hätten» Den andern Tag mit Sonnenaufgang griffen sie ihn mit so viel Muth und Ungestüm an, und setzten das Gefecht mtt so viel Erbitterung fort, baß sie gegett Mittag Herren deS Schlachtfeldes waren. Lutf-All gab Befehl, den Feind zu verfolgen, allein seine Truppen überließen stch, anstatt zu gehorchen, der Plünderung, und zwar mit mehr Wuth, als sie ge» fochten hatten. Er fühlte den Fehler, den er begangen hatte, und wollte ihn vergebens verbessern. Weder ihm noch den Führern gelang es, dieser Unordnung Einhalt thun zu können. Mehemet benutzte sie; er sammelte in Eil wieder elnen Theil setner Truppen, und stürzte sich auf diese Menschen, welche nicht im Stande waren, sich zu vertheidigen. Es wurde ihm leicht, sie zu todten; sie erlagen schon unter der Last der geraubten Sachen; der größte Theil hatte die Waffen weggeworfen, um recht bequem plündern zu können. In einem Augenbltcte war diese Armee , welche kurz z. Vor elnen vollständigen <2ieg erfochten hatte, völltg zerstreuet und verliichsef, ohne baß es kuft-Ali im Geringsten hätte verhindern können. Er selbst sah sich ge- Z0l Nöthigt, mit mehreren hundert Reitern, dle Fluck't zu ergreifen, u»b sicl, zu retten. Er nahm den Weg nach Peso, und alna bis Tabas, einer ansehnlichen und sehr festen Stadt zwischen Kuhestan und Segestan, deren «r sich bemächtigte, und wo er verweilte, bls er seinen Verlust ersehen könnte. Mehemet nahm Besitz von Chiras, und benahm sick» daselbst so, daß es die Einwohner bcreulen, ihren Anführer verlassen zu haben, er ließ alle diejenigen, die noä) von der Familie seines Feindes übrig waren, vor sich bringen, und scklckte fie ins Gefängniß. Er liesi alle Große seines Stammes unbarmherzig umbringen, so wie alle, welche durch Wohlthaten an ihn gefesselt waren, gab ihr« W«iber den SolballN Prels, maöte lhre Töchter zu Sklavinnen, blendet« ihre S ohne, bemächtigt« sich ihres ganzen Vermögens, unv legt« dcr Stadt" sslne ansehnliche Kontribution auf. Hadgi Ibrahim wurde zum Lohne seiner Verrätherey in seiner Statthalterschaft bestätigt. Mehemet gab ihm fünf bls sechs tausend Kagiars, um die Stadt gegen jeden Versuch vvn innen und außen zu vertheidigen; und um rin Unterpfand der Treue dieses Agenten zu haben, nahm er seine Söhne und führte fie mit sich nach Teheran. Lutf-All machte sich seiner Sells Freunde zu Tabas, alle Einwohner lnteressirten sich für sein Schicksal, und boten ihm ihre Dienste an. Er warb unter ihnen fünf bis sechs tausend Mann guter Truppen, und kam im Mürz ,79z nach Kerman, das ihm seine Thore öffnete , und ihn mit Freuden aufnahm. Elne große Menge von Menschen aus der Stadt und der Provinz traten unter seine Fahnen, und er erließ ein Aufgebot an alle Krieger in Süden; er rechnete darauf, sich durch dieses Mlltel eln Heer zu verschaffen, stark genug, um damlt auf Chlras marschiren zu können, unb fich des» selben noch vor her heftigen Sommerhitze zu bemächtigen. Mehemet ließ ihm nicht Zelt, seine Plane auszu» führen, er brach im April von Teheran auf, und stand im May mit dreyßig tausend Mann unter den Mauern von Kerman. Lutf-M, über seine Ankunft erstaunt , hielt es nicht für gut, «ine Belagerung auszuhalten , dlnn er hatte dazu weder Lebensmtttel noch Munltl» en> Auch verlor er dadurch die Hoffnung, seine Macht zu vergrößern, und seinen Feind zu schlagen. Er sah wohl, baß er sich weder »n der Stad« noch in der Clta» delle lange würde halten können, und daß «r, um sich zu bcfteyen, doch endlich ein Gefecht würde wagen müs» scn; daher beschloßer, wenn ergleich nur zehn tausend Mann hatte, auf der Stelle heraus zu gehen, und eine Schlacht zu wagen. ES gelang ihm leicht, sich mitten durch MehemetS Heer Bahn zu machen; er schlug sich selbst mehrere Tage mit einem Muthe, der den Feind oft in Besorg-niß brachte, allein endltch mußte er sich entschließen, el-qen Sieg aufzugeben, den er nicht länger aufhalten konnte, ohne ln Gefahr zu kommen, gefangen zuwee« den; er mußte sich entschließen, seinen Truppen zu befehlen, des Nachts das Schlachtfeld zu verlassen, und wie sie tonnten, zu ihm nach Tabas zu kommen, wohin welch« ihm am meisten unzufrieden mit ihrem GchMale schienen, und verband si« sich burch die Hoffnung finer sehr großm Belohnung. Als er cine gewisse VnzM gewonnen hatte, griff er an ihrer Sp'tze kmf N! an, tödtete seine Pferde, und belastete ihn «ndllch mit Ketten, ohne daß der Rest des Truppes «s zu hindern wagte. In diesem Zustande war fs lhm tetchy lhy nacl'Ehiraszufügen, wohin, wie er dach« ee, Mcheniel sich begeben müßte. .. Mehemet kchree auw wirklich dahin zuröck, nach« bim er Ktlman in Kontribution gefetzt, nnd eine starke Garnison daselbst gelassen hatte; er empfing das Ge« schenk, das mm ihm machte, mle unmälilger F«ude, welche seine niedrige Seele ganz enthüllte, und zeigte, wie sehr er einen so tapfern und unternehmenden Feind gefürchtet hatt«, er belohnte auch alle diejenigen, die stch mit diesem Verbrechen v«sunrelnigt hatten, äußerst großlm'itw'g, und glnMrte htm Onkel des Lutf.-Alk W« Vortheile, um die er bat; dem unglücklichen jungm Manne ließ er sogleich di? )luaen ansstechen , und würbe ihm sicherlich sogleich das keven genommen haben, wenn '"k Hm Septtmber des nehmliche» Jahres begab er ßch nach Teheran, indem er seinen Gefangenen mlt sich nahm, und ihn überall, wo er hinkam, der neugierigen Menge zeigte. Er ernannte Hadgl-Ibrahim zu seinem ersten Minister, sandte nach ChiraS seinen Neffen Baba-Khan, elnen Sohn seines Bruders Hussein, und gab ihm Truppen, um alle südlichen Provinzen im Zaume zu halten. tutf-Äli wurde im Winter ,794 mlt ak len seinen Verwandte», dte mle lhm gefangen saßen, Mödtet. So mußte ln der Blüthe seines Lebens dieser un, glückliche Fürst umkommen, dessen Unglück Persien b<« klagt, und dessen Verlust es noch lange betrauern wlrb. Er würde gewiß den wilden Mehemet vernichtet, und seine Stelle unter den großen Menschen, d. h.,denWohl-chätern der Menschheit, eingenommen haben, wenn Djaffar einige Jahre länger gelebt, und nicht durchsein« Furchtsamkeit gegen seinen Feind, und seine Ungerecht »»«>» kafsien und alte zwischen dem azowischen Meere und der Mündung der Wolga gelegenen Ländern mit seinen Staaten verelnigt. Doch hatte es vor einlg»nkte, die Flucht zu ergreifen, allein der Regent, der in Person an der Spitze seiner Kaglars focht, sam-melte sie zwey Mahl wieder. Endlich mußte die Tapferkeit der übergroßen Anzahl weichen. Die Perser er-hlelten einen vollständigen Sieg, und verfolgten dle Feinde bis an die Thore der Stadt. Nach diesem Siege lleßMehemetErlvanblokiren,' und n.ahm ein kleines Truppemorps mit sich, dann vereinigte er sich zu Candjea mit dcr Armee, die er nach Chyrvan und Dagesthan gesandt hatte, und wandte sich gegen Tiflls. Herakllus, der gar nicht vermuthete, ln selnerHaupt-stadt vor der Einnahme von Chutche und Erivanange-grlffen zu werden, welcher überdies in diesen letztem Platz fast alle seine Truppen geworfen hatte, und nicht glaubte, «ine Belagerung aushalten zu können, verließ T'flis, und 505 sich nach Kacket zurück. Der größt« Thetl der Einwohner folgte demBeyspltledes Königs, sie verließen eiligst die Stadt, und nahmen alles mit, »vas fit an Kostbarkeiten besaßen. ' Mehemet drang nun ohneMeßerstanb in die Hauptstadt Georgiens ein, im Oktober des nehmlichen Iabres. Al/e sich daselbst befindenden Einwohner wurden umgebracht, ober zu Sklaven gemacht. Alles, was nlchr hctttefortgeschafft werbe» können , plünderte man; man zündete di« Wohligen an, und zerstörte das Schloß, worauf sich dle Armee zurück zog. Dle Khls wir Teheran verlleßen, um uns nach Ispahan zu begeben, war unser Plan d«r, ganz Persicn zu durchreisen, und uns in einem der Häfen des Golfs nach Bassom einzuschiffen, den Euphrat und Tigris hinauf bl6 nach Helle oder Bagdad zu gehen. Dieser Weg, dünkte uns, müsse unsere Bemerkungen über den Boden und das Klima von Persien, über die Sitten und Gebrauche der Einwohner vollständiger machen, und unS an Mineralien, Pflanzen und Thieren «ine weit reichere Erndte gewahren, als alle, welche wlr bisher w diesem Lande gehalten hatten. Die Gesundheitsumstände meines Gefährten aber störte zum zweyten Mahle alle unsere Plane. Da eine zwanzlgtliigtge Ruhe in der gesundesten Stadt dieses Reichs, und in der mildesten Jahreszeit ihn nicht hatte herstellen, noch dlc mindeste Hoffnung der Besserung gewähren können, so glaubten wlr, er müsse eilen, ein Klima zu verlassen, welches ihm nicht zusagen wollte, und den kürzesten und leichtesten Nüctweg nach Frankreich cinzi« schlagen. Mr schloßen uns daher an eln« Karavane all, lvelche nach Kermanchah aufbrach, und verließen Ispahan den lF. November 1796, um in einem vler bis fünf Metten entfernten Karavanseral zu übcrnachtm. Die aus ungefähr hundert Mann bestehende Ka-ravane trug indischcMusseline unv kemwand und EhawlS von Kaschemir und Kerman, Teppiche und verschiedene zu Mesd und Ispahan verfertigte Stoffe; sie hatte auch <"ch einige Ballen Tabak, einige Ballen F^rberröthe, nic Schnee gänzlich bedeckt war. Nach einem sicbensiiin-dlgen Wege nahmen wlr in einem verfallenen Karavan^ scrai Pl2j) bey einem schlechten, fast ganz zirstörten Dorfc, mit Nihmen DllrrleAreblm. Der Der Gtnb stand diesen Tag lnWesien; berHlm-«Net bedeckte sich mit Wolken, und es drohte mit Regen. Der Boden dünkte uns, habe sich seit unserer ^b« reise von Ispahan beträchtlich erhoben. Den 2i. befanden wlruns wieder zwischen Granlt-geblrgen, sie entfernten sich in der Folge ein wenig, unb wir traten in eine fruchtbare, gewassert? Cbene. Nach «inen, Wege von act t und einer halben Stunde nahmen wti unftre Ellisehr in dem Flecken Khugue, den wlr größten Theils zerstört fanden. Wir bekamen keinen Regen, der Wind ging nach Osten herum, die Nacht wurde kalt und der Tag sehr schön. Den 2». gingen wir, elne Stunde von Khugue auf «ln«r schlechten Brücke .,in zehn Stunde, hy y«n H«r o.im Karavanseralvon Khas-tt- Schirin . um die Pfttde rnhen zu lassen, und dm !i. kamen wir um sieben Uhr nach Kharnakl. In dem Maße, wie wir uns von den Gebirgen entfernten, welche Pcrsicn von dem ottomminischen Rci-che trennen, wurde die Luft immer gemäßigter. Am Tage war os nur wenig warm, und die Nacht empfanden wir nicht die mindeste Kälte. Mit viel Vergnügen sahen wir die Orangen - und Dattelbünme wieder. Dte Dattelerndte war eben vorüber, fie war überall sehr reichlich ausgefallen. Dm ,2. kamen wlr um sieben Uhr nach Kesel-AbaA. Eln vornehmer Kurde, der in der Gegend kamplrte, sandte uns beym Einbrüche der Nacht zwey Offiziere, und ließ >ns einladen, »hn zu besuchen. Bruguiere und der Drogman begaben sich zu ihn,, ich war noch zu krank, um ihnen folgen zu können. Der Herr empfing ihn m seinem Zelte, er war von ungefähr vierzig Per-s?>len uMgehen, und halte an seiner Seite llycn Perft^ 33» _________ der sich für elnen Arzt ausaab. Nach «lnlgen Komplimenten, und nachdem Caffee und Pfeifen herum gegeben worden waren, entfernten sich alle Umstehende, und er sollte nun seine Meinung über eine venerische Krankheit sagen, welcher dieser Kurde von Jugend auf ge-habt hatte. Bruguiere verordnete das, was er füe zweckmäßig hielt, dann entfernte er sich. Eine halbe Gtunbe nachher brachte man uns von Selten dieses Herrn zwey kämmer und ewige Früchte. Wir beantworteten diese Höflichkeit durch einig« Pfund Zucker und Kaffee, die wir noch Übrlg hatten. Den 13. begaben wir «lus ln .sieben Stunden nach Cheraaban, und den 14. in zehn Stund«« nach Baku-ba. Man säete überall Weihen, vermittelst eines Pstu-ges, ähnlich dem aralr« in ber Proven««. Es waren zwey Ochsen daran gespannt. Den t5. brachen wir mit Tages llnbruch in eine« ßhr dicken und feuchten Nebel, der sich allmählich bey Sonnenaufgang zerstreute, von Bakuba auf. Wir gllMR auf «wem Nachen über die Dlala, und gelang ten in sechs Stunden in einen Karavansaral, genannt Orta - Kan. Wir brachen um ein Uhr nach Mitternacht von hier wieder auf, und zogen gegen sieben Uhr b»serer Belehrung lange genug jene Gegenden gesehen, welche nur schön in der Vergangen« helt sind, leine große Hoffnung zum Glück für die 3«' kunfe geben, und gegenwärtig das Menschengeschlecht ln dem allerungünjNgsten Lichte darstellt«. < 323 Wir hatten lange genug die Törken, die Araber, die Perser und jene unterbrlickten Völker vor Augenge, habt/ die schimpflich unter ihnen vtgetiren. Nir hatten hinlänglich bemerkt, bis auf welchen Punkt der wenig unterrichtete und zum Nachdenken nicht gewöhnte Mensch alles mißbraucht, wenn Geburt oder glückliche Kühnheit ihm die Gewalt dazu in dle Hände gegeben hat. Es warZelt, uns von einem Lande voll Stürme und Unruhen zu entfernen, und der Ruhe zu genießen, welche für den einen von uns durchaus Nothwendig geworden war. Die schmerzlichen Empfindungen, die gefühlvollen Menschen auf jedem Schritte ln diesen Gegenden durchdringen, wodieTyranney alles verdirbt, was sie ««ringt, wo der Fanatismus unaufhörlich seine Dolch« scharst, wo die Gewalt nur zerstött und dle Furcht alks zu Grund« gehen laßt; dlese Empfindung««, sag* »ch, können von denen nicht gewütdigt werben, dle bloß Europa gesehen haben, oder nur ln Klimate« gereist find, w» sich Gewalt gewöhnlich der Vernunft unter« ordnen muß. Kiese Unannehmlichkeiten, welche die Eeele empfin, d«, «heilt auch d«r Körper. Wie sollte man nicht leiben, reisend ln einem Lande, wo man zur Herberg« »ichts har, als ein Zelt oder ein Zimmer ohne Kamin und ohnt «lle Meubeln, zur Lagerstätte nichts als einen Teppich pber eine dünne Matratze auf die Erde gebrei^ «et, zur Nahrung nichts als Früchte oder grobe und. schlecht zubereitete Gerichte, ein Land, wo man oft gar nichts zu essenfindet, undnach einer l«mgen Reise sein, Küche selbst bestellen muß; wo man kelne andern Die« ner hat, als diejenigen, die bey einem sind, und im Fall «ines Unfalls «d« «ln« Krankheit keln« Hülfe, als »h 3Z4 man sich selbst leistet, ober dle m^n von einem Fccunb« «warten darf, der unsere Gefahren theilt. Es fehlte uns nicht a,i Wtteln, unsern Wcg fortzusetzen. Wir konnten , wie wir gekommen waren, über Kerkuck, Mossul, Nisibis und Alcppo zurückgehen, oder uns geradezu nach Konsiantlnopcl übcr Mossul, Ge^'reh, und Dlarbeklr begeben, wir konnten uns anschließen an «ine arabische Karavane, und mit ihr die Wüsiedes nördlichen Arabiens durchziehen. Es geht jedes Jahr von Bagdad elne Karavane nach Aleppo, und eine nach Damas; zuweilen gehen zwey nach Aleppo. Sie finden im Winter oder im Anfange des Frühling? Statt. Ueberdies geht jedes Jahr elne von Arabern auS bem Stamme Neldj gebildete Karavane von Bassora ab; ße hat von drey bis auf fünf tausend Kameele, tausend oder fünfzehn hundert sind bloß mit Waaren belade»»^ die zu Bassora und V^gdad geladen werben. Diese Araber gehen am rechten Ufer des Euphrat hln-nuf bis nach Helle, von wo aus sie die Waaren polt Bagdad holen lassen. Von Helle begeben sie sich durch die kleine arabische Wüste nach Aleppo. Sie verkaufen in dieser letzten Stadt ihre Kameele, und behalcei, „ur das, waS sie unumgänglich nothwendig zu ihrer Rücklehr bedürfen. Geschieht es ja, daß sie sie nicht alle verkaufen können, so suchen sie ÄZaaren zu bekommen, und «ine kleine Karavane nach Bassora und so gar nach Bagdad zu bilden. Außer diesen großen Karavaittn, alle von Kameeten (Dromedaren oder Kameelea mit einem Buckel), bilden sich zwey bis drey Mahl monathlich kleine Karaganen nach Mossul, bestehend aus dreyßig bls vierzig Eftln; sie bringen dahin Waaren, Ple sich von hier aus ^ Z35 in Oberkurdisian, ln Armenien und in ganz Kleinasien Verbreiten. Es geben auch noch jedes Jahr zweyKaravanen von hundert und fun^a,. bis zwey hundert Maulthleren nach Konstantilwpel. Dicse sind längcr, als vier Mo, Nathe unterwegs. Unabhänqig von diesen Transportmitteln, werben die feinsten indischen Stoffe, die schönsten Musseline, die Shawls von Kaschemlre, diePtllen und Edelsteine fast w,mer durch Tartaren nach Konsiantlnopel gebracht, Weil die Kosten des Transportes nicht fl'inf bis sechs Piaster auf die Ocque betrage,,. Weniger als fünf bis sechs Tartaren jährlich sendtt Ma«! niemahls ab, blöwellen aber eine weltgrößere Anzahl. Die »ur einigermaßen begünstigten Reisenbe« «rhalten leicht vom Bassa «wen Befehl, daß sie unterwegs ein oder Mehrere Pferde bekommen. Die Reis« lst dann ohne Kosten, selbst was die Nahrung betrifft; allein man giebt dem Tartar fünf bis sechs hundert Pläsier, und bisweilen noch mhr für die Bemühungen, denen er sich unterzieht, und für Geschenke, die er une terwegs wegen des Reifenden machen soll, der sich an lhn anschliißt. Nachdem wir uns einige Tage ausgeruht hatten, besälossen wir die erste Karavane zu benutzen, die sich Nach Aleppo ober Damas bilden würde, wohin wir uns begeben wollten. Wir zogen diesen Weg vor, weil «runs der kürzeste, am wenigsten beschwerliche und ge-fährllch«, dünkte. Auf der Küste SkgrineS angelangt, schmeichelten wir uns nach Italien, auf irgend einem ragusanischen , deutschen, preußischen oder dänischen Schiffe kommen zu können. Wir warteten nicht lange; gegen die Mitte des Ja, nuar bildete sich eine nach Dam.is. Sobald wir dieS erfuhren, unterhandelten wlr soglelch mit einem der Führer, damit er uns die nöthigen Kamcele lieferte. Er machte sich anheischig uns l'iberPalmyra zusiih-ren, und sich hicr aufzuhalten, um uns Zelt zu las-sen, die Trümmer dieser Stadt recht in Augenschein zu mhmen. Alles war fest bestimmt, in den ersten Tagen des Februar, so daß wir nur aufden Befehl aufzubre» chen warteten. Unglücklicher Welse hatten wir uns damit eingelassen, den Ianltscharen-Aga an einer vcnerlschtn Krank« helt zu behandeln, die er seit lä,,ger als zwanzlg Jahren hatte, und an der eine große Menge arabischer und persischer Aerzte gescheitert waren. Dle Heilung war schon weit vorgerückt, als von unserer Abreise dle Rede war. Dle Besorgung des Kranken sollte nun dem französischen Arzte anvertraut werden, der sich zu Bagdad befand; so glaubten wir, würde das alte eingewurzelte Uebel doch der Behandlung welchen, die wir vorgeschrieben hatten; allein der Kranke dachte anders. Da er oft schon ln seiner Hoffnung getäuscht worden war, glaubte er es auch jetzt zu werden, wenn er uns verlöre. Diese Furcht ließ ihn das Mtttel ergreifen, uns dergestalt zu umstricken, daß er uns täglich die Abreise mit derKamvane von Damas hoffen ließ, indeß dlese schon weit ln d»e Wüste hinein war. Wir erfuhren diese List erst, als der Ianltscharen-Aga sich vollkommen gehelttsah. Indeß wir ihn behandelten, meld«« man dle nahe Ankunft von Mort^a-Kuli-Khan, der sich nach Ruß« land geflüchtet hatte, um seinem Bruder Mehemet nlcht ln die Hand« zu fallen. Er halte von Klerkuckaus an den Bassa von Bagdad geschrieben mlt der Bitte, lhm so lange eine Freystatt zu vergönnen, bis er mlt seinem Wruder Frletze gemache hab« würbe, m»ö insane Rechte --------- 337 tt zurück kehre. Er sagte in seinem Briefe, er habe sich lieber auf dem Wege durch dle Wl'isien, durch das Land der kezguls und Armenien tausend Gefahren ausätzen, als sich noch länger untcr den Ungläubigen auf« halten wollen. Von allem entblößt, und nur zwey Sklaven bey sich habend, gab er vor, dm-ck die Kurven geplündert wor< bku zu seyn ; alle seine keute wären getödtet und zerstreut worden. Glücklicher Welse habe er einen alten Diener seines Vaters gefunden, der ihm einige Klei-bungsfilicke, drey Pferde „nd zwey Sklaven verschafft "nd Mittel gezeigt habe, sich auf die türkische Grenze Üu begeben. Indem der Pascha Befehl gab , diesem Fremden elne Ehrenwache zu geben, und alte Hülfe zu leisten, deren er bedürfte, um sich nach Bagdad zu begeben , hatte er lhm nicht verhehlt, dasi, da er m gutem Vernehmen Mit dem Perserkönig stehe, er es «hin nicht abschlagen bürfe, auf Erfordern seinen Bruder auszuliefern, und sogleich hatte er «inen Tartar nachPersien gesandt, um Mehemet von diesen Vorgängen Nachricht zu ertheilen. Det vermeintliche Morteza hatte sich alle Bedingungen gefallen lassen, welche der Pascha seiner Aufnahme ^«zugefügt hatte, und eillgst erschien er den 4. März-^797 in Bagdad. Der Pascha nahm ihn auf mit aller Ehrenbezeugung, ble der Bruder eines souverainen Fürsten fordern kann; er machte ihm verschiedene kostbare Pferde zum Geschenke, bekleidete ihn mlt einem prächtigen Pelze, sandte lhm reiche Kleiber und elne beträchtliche Geld« summe, loglrte ihn bey den» MaSraf-Cffcndi, einem fewer vornehmsten Offiziere, zog ihn zu seiner Audienz mit allen in diesen Gegenden gebräuchlichen Ehr«nb«« ltugungen. '^ ^ Oi^.^ H M.Banb. P Einigt Tage verstrichtn, ohne daß man das gering» ste argwohnte, und ohne daß man dem Fremden zu schaden suchte. Indessen beklagte man sich doch darüber, daß er «wen hochfahrenden, stolzen Ton annehme, der sich gar nicht schicke für einen Mann, der nichts wttter als der Sohn eines Provlnzlalgouverneurs sey, und der in Ungnade gefallene Bruder eines Usurpators^ einem Manne, der nur auf Kosten des Pascha lebte, und dem man die geheim« Absicht zutraue, Mehemet enthrone«, und sich selbst an seine Stelle setzen zu wollen. Allein dieses Benehmen, das man tadelte, well Morteza's k^qe l5m die Verblndllchkelt aufzulegen schien, sich das Vertrauen der Großen zu Bagdad zu erwerben zu suchen, war gerade das, welches allen Verdacht hät» t« entfernen sollen. SoHätte, da der Pascha nicht ver» muthen konnte, daß man ihn habe betrügen wollen, der Fremde seine Rolle splelen können, bis zur Rück« kehr des Kurlers, den man nach Persien gesandt hatte, wenn ihn nicht ein Zufall früher enthülle hätte. Ali-Aga, der Schwiegersohn und Klaya von Suley, man, böse darüber, baß Morteza, gegen ihn gleichen Stolz zeigend, ihm keine förmliche Visite aemackt hatte, unter dem Vorwande, daß «in Mann seines Ranges höchstens nur dem Pascha dergleichen schuldig sey; Alt« llga also, der sich für eben so viel hlelt, als ein fiüchll-ger armer persischer Große, faßte den Plan, lhn um dle Gunst des Pascha zu bringen, indem er einige Zweifel an stlner Herkunft ausstreute. Er verbreitete daher kühnllch, und ehe er noch Beweise dafürhalte, das d« Fremd« bloß ein Abentheurer sey, den man unter guter Bedeckung nach Perfien senden sollte, damit er von Mehemet gerichtet würbe. Unglücklicher Welse für deu Perser bestätigten dk Nachforschung dleserhalb, dle ausgestreuten M«lnun, 3S5 lllN; fie beweisen endlich gar, daßbervorgebllcheMor-leza-Kult-Khan bloß «in Schuster von Amaoan, und seit fünf bis sechs Jahren gar nicht ln diese Seadtge^ kymmen ware. ^, ^ . Nunmehr wurde es dem Kläger nicht schwer, einen Befehl zu erhalten, wodurch allen Personen, die fich zu Bagdad befanden, angedeutet wurde, zu erweisen, ob b" Fremde wirklich auch derjenige sey, wofür er sich ausgegeben, oder ob es eln bloßer Abentheurer sey? Alle diejenigen, welche Morteza persönlich gekannt batten, begaben sich zu ihm, ohne daß ihn Jemand für blesen erkannte, mehrere zu Amadan geborn« Personen b erbe-' gnügte sich alse damit, ihm zu befehlen, er sollte sich' schleunigst aus Bagdad entfernen, und den Meg nach Persien nehmen. Diese Arten von Abenchenern'find sehr häufig ge-worden, seitdem Persien seine rechtmäßigen Beherrscher verloren hat, und von Zeit zu Alt her Anarchie mld allen ihren tralirwen Folgen Pnls gegeben ist 44i "»'^ Sechster Absck)nitt. kreise van Bagdad durch Mesopotamien, und das recht« Ufer des Euphrat. Anfenthalt bcy einrin Vrunile». Anbequeme Insekten. Hampirende Araber. Beschreibung von Hit. Sonderbarer Pappclbam«. llebergang über den Fluß unterhalb Unah. Beschreibung dieser Stadt. Art >er Araber, in diesen Grgcliden z„ reisen. Schildkröte aus den» Euphrat. "^it nach Damas bestimmte Karadnne war nicht so bald aufgebrochen, als schon die Rede davon wa>-, nem venezianischen Koch, der in sein Vaterland zurück kehrte, geritten. Alle Kameele, außer dem des Vruguiere , maßten unsere Koffer und Sachen, unser Zelt, unsern 34- Mm.bvorrath, unsere Schläuche, Hafer für unsere Psel-de, nnb einen der beyden Bedienten tragen. Elne Karavane, wie dle unsrige, bestthend aus zwty tausend Kameelen, hundert und fünfzig Arabern, fünf* zla Füsilieren, und ein und zwanzig Kaufleuten und R<^ senden, bildet sich langsam und bewaffnet sich noch welt langsamer. Ende März sollte sie relsefertlg seyn, und kaum konnte sie sich Anfang Mayes ln Bewegung sehen. Sie brach endlich den 2. dieses Monaths auf, und tamplrte im Umkreise der Vorstadt, bey be» Thore Scheil- Maruf, fi« ging deshalb nicht welter, u« ten Faulen Zelt zu lassen, ihre Angelegenheiten,u be« richtigen, und Abschied zu nehmen; sie brachte den 3. daselbst zu, und machte sich den 4. Morgens auf de» Weg nach Mesopotamien. «-7 Wir gingen an der Veite btr Moschee von Iman» Mussa hin, welche ein« Stunde von Bagdad entfernt lst. Sie ist sehr schön, und elne der geräumigsten l» der Gegend; man bemerkt daran vorzüglich zwey sehr große Dome, bedecke mit schön vergoldeten Kupferplat« ten, und einen sehr hohen Thurm, gedeckt mit iiberfir» nißten Ziegeln von verschieden«» Farben. Zwey andere Minarets sieht man von außen gar nicht. Nach einem Wege von vlertehalb Stunden kamplr« » Mesopotamien, und in der don Arabien, alle Abende Ilefermit der größten Schnelligkeit, ohne sich aufzuhalten, auf uns, unser,, Sachen, unserm Vieh und unsern Betten umher. Niemand ist gebissen worden, und es ist uns kM Fall vorgekommen, der bewiese, daß dieses Insekt so gefährlich scy, als man behauptet. Der Biß des Galeoden muß allerdings sehr schmerzhaft seyn, wenn man d!e beyden starken S^itzzähne betrachtet, wcmltder Mu»o desselben bewaffnet ist, al-l«w ist es gleichfalls gewiß, daß dieser Biß von einer Glstergießung begleitet lsi, wie bey den Vlpcrn? Die Ansicht des Mundes dicses Thieres scheint dies nicht zu bestätigen. Dieses Insekt verbirgt sich gewöhnlich des Tages, und tonunt erlf hervor des Nachts. Es scheint, als werde es angezogen von dem Lichte, das man anzündet, denn es erschien häufiger »n unserm Zelte, well dieses allein erleuchtet war. Als wir deS Lichtes nicht mehr bedurften, sahen wir weit weniger, t Diejenige Art, welche am schnellsten lief, und sich zu seyn, welche Pallcs 346 lm Nvrben vo« sasplschen Meere bemerkt, und dlt cr beschrieben hatunter dem Nahmen ptlalaußlum araoe' o,6ez *), die Füße sind sehr lang, der ganze Körper lst rauch, aschfarbig, eln wenig röthllch, die Kinnba-eken find mlt einer Reihe von Haaren besetzt, und mit sehr starken Zähnen versehen "). Wir fingen noch eine zweyte Gattung, welckie nicht so häufig war, auch nicht so schnell llef. Dlese hatte Füße, die ein bis zweyMahl kürzer waren. Der Körper lst rauch und von der nehmlichen Farbe, wie bey den vorhergehenden; allein seine Kiefern sind braun» roth, weniger bezahnt, und man bemerkt an der innern Gelte des Oberthells ein krummes Häkchen, das dev Haleoäeg argnooicles fehlt. Wir sahen ebenfalls um unser Zelt herum zwey andere Galeoden, welch« nicht sehr von einander verschieden zu seyn schienen, und die, wieble beyden vor« hergehenden Arten, nicht zwey Gattungen, sondern nut beyde Geschlechter von einer Gattung seyn mochten. Der eine hat einen schwarzen Körper, kurze beharrte Füße, und eln tmmmes bewegliches Häkchen an dem lnnern Theile der Kiefern. Der andere, d«r offenbar welblich ist, hat sehr kurze , auch behaarte Beine, und der Körper ist sammetar« Og schwarz; seine Kiefern sind gezahnt, und ohne Selten Häkchen. Den 14. ging der Wind nach Westen, und wehte den ganzen Tag so heftig, daß wtr da§ Zelt nicht verlassen , und nicht kochen konnten. Dle Hlh« war nicht ") Spicüegia, Zoolog, Fascic. 9. pag, 37. tab. 3. 7. 8< f • **) Galeodes araiieoides, chelis dentacis, villosis, sim- plicibus, corpore villoso , cinereo.Encyclop, metbod* l ü 5 c c t c s, Tom. VI. pag. 580, no. I, 347 sogroß, als dle vorhergehenden Tage, bim ungeachtet zeigte das Thermometer noch lmmer go Grabe. Dtn 15. setzten wlr unsern Weg fort, und gingen drltthalb Stundm auf einem etwas unebenen Boden, der ganz aus Kieseln bestand. Wir kamplrtenbey «l-«en» Brunnen, dessen Wasser fast eben so schlecht war, als das deserstern. Den 16. wendeten wir uns nach Westen, w!e am vorhergehenden Tage. Nachdem wlr ungefähr neun Mlllien gemacht hatten, bemerkten wlr in der Ferne den Euphrat, und kamplrten unweit elnes alten Ka» «als. Der Boden jenseits des Flusses schien uneben, und ein wenlg höher zu seyn, als wlr; wlr schätzte» dle Entfernung auf sieben bis acht Meilen. Dl« in der Gegend tamplrenben Araber boten den Karavanen Milch, Butter und Me an. Wlr brachten an diesem Orte zwey Tage zu, um el-nlge Ballen War« zu erwarten, welche zu Bagdad ge» blleben waren, und die man aus Mangel an Kameelen nicht welter hatte bringen können; sie kamen den iz. Abends an, und wlr setzten unsere Relse den «9. fort, und machten ungefähr neun Meilen. Den 20. machten wir acht, und kamplrten eine halbe Stunde von einem alten Kanal. Hier, wo das angeschwemmte Land ausHort, und wo derjenige Theil von Mesopotamien anfangt, den wle ble dritte Zone genannt haben, fiteßt der Euphrat ln elnem Thale, oas er ausgehöhlt zu haben schelnt, unl sich daselbst sein Bette zu bilden. Es ist anfangs ziem« llch breit, allein es verengert sich, je weiter man an dem Flusse hinauf kommt. Es ha« nlcht mehr als vier bis siinfMetten ln der Brette, wenn man sich Hlt nähert« DiesesThallst überall bebest mlt elner f«t(en, sed'" ftua.'tbaren Erbe, welche aus dem Schlamme entst^'V den ist, den der Fluß dort abgesetzt hat, Jenseits ist, wie wir anderwärts angeführt haben, das Land unfruchtbar oder garnlchtzum Anbau geeignet; die Erve jst nicht sehr compakt, nicht tief, weMch, sehr mit Vel enit gcfchwmigert, und ruht fast überall auf Gyps. Der Boden ist im Ganzen el»«n, erzeigt weder c^c-blrge noch Hügel, außer wen«: man sich im Thale bcsm-det, denn dann glaubt nma zwischen zwey parallelen Hügit Kiese Stadt sieht in der Ebene, auf dem rechten ödet westlichen Ufer des Flusses. Man sieht b»«r nur eine «lnzlge Straß« von fünf bis sechs Mlllien in der Länge. Dle Hauser auf jeber Sei.te sind meistens isolirt, un^ stehen «lnes von dem andern ab. Alle haben hmten ein Feld zum Anbau von verschiedener Größe. Anah ist viel besser gebaut als H»t. Dle Häuser find von Mauerwerk, und haben fast alle eln ober zwey Etagen. Wlr haben dle Anzahl de? Elnwchner nicht genau erfahren können, alltin wir haben sie ungefähr auf drey tausend geschätzt. Man sagte, sie verliert täglich an Bevölkerung, well sie nicht genug gestützt werde, und allein den Araber» der Wüste nicht widerstehen könne, welche sie immer angrlffcn. Sl, Füßen, ober >nlt einer von beyden Hmlden, wenn sie ihren Zug beschleunigen, oder U)m eine bestimmte Richtung geben wollten. Dle Kinder an der Brust, oder diejenigen, die noch nicht Kraft «"er Gie&eDaudisi in seiiieif HifLuir? 3si Siebenter Abschnitt. Zug und Ordnung einer Karavane. VenehmenderA'tfuhrrr. Araber der Wüste. Abreist von Anah. Wcg auf dem rcchtc» Ufer des Euphrat bis nach Rahaded. Beschrmbnnz pni'^üib. Aneimftzttralaklc. Schade», deneinErhbede» frst kürzlich in dieser Stadt verursacht hatte, ^» ine zum Zug« durch die Wüste Arabiens bestimmte Karavane besteht aus einer gewissen Anzahl von Anführern ober Eigenthümern vonKameelen, welche sich ver« einlgm, und vermittelst eines bestimmten Preises die Verpflichtung auf sich nehmen, die Waaren, die man ihnen anvertraut, von einer Stadt zur andern, auf ihre eigene Gefahr, zu bringen. Wenn ftch nun die Karavant so ziemlich gebildet hat, versammeln sich dle Führer, und wähle» unter sich einen Schelk, eine Art von GenOkl, welcher die Relsen an-vrdn Den 17. gingen wir auf einem unebenen Boden sechs und ein« Viertelstunde. Mr sahen «lne halbe Veunde vom Flusse, auf einer Anhöhe, ein Observato^ rium, das uns nicht antik zu seyn schien; rings Heruni befanden sich Gräber, Muselmännern zugehörig. Den 18. machten wir fünfzehn Mllllen. Clne halbe Stunde nach unserer Abreise gingen wir wieder an den Ruinen einer alten Stadt, deren Nahmen vielleicht nicht einmahl mehr zu errathen ist. Es gab noch einigt Reste von Wällen, erbaut aus großen, an bet Sonne gehärteten Ziegeln, und man unterschied noch den Graben, der rings herum gegangen »var. Ihre Einfassung war viereckig, und lhr Umfang nicht sehr beträchtlich. Gegen die Mitte dieser Ruinen entdeckten wir Reste von dicken, aus Backsteinen «rbaueten Mauern, wo ein Stellt vom andern getrennt war, durch ein Mö'rtes, vott mehr als einen Zoll in der Dicke; eln Arm des Fs"ss«S, oder vielleicht ein Kanal, zog sich ehedem am Fuße dee Mau, •) Ainygdalu3 aial>ka, soliis serrncis,- qbion^is, itst* attenuatis, fru^'u globeso, villolo, acurainsto. Mauern, auf der Nerdostselte, oder der von Mesopota-wl«n hln; er lsi jetzt verstopft, und enthält nichts, als stehendes Wasser. An seinen Randern war eine Anhäufung von Erde, die wir für die Trümmer einer Festung hielten, welche die Etadt von dieser Seite schützte; es befinden sick jlht einige muselmännische Begräbnisse hier. In dem Maße, wie wir vorwärts glngen, erwelt «erte sich das Thal des Euphrat, der Boden wurde sehr fruchtbar, und das Land sehr schön. In Mesopotamien bemerkten wir einen Hügel, den das Flußwasser ein wenig untergraben hatte. Wir überstiegen ihn in vier Btunden, und dann wurde sowohl ln Arabien als in Mesopotamien die Ebene sehr groß, und der Fluß breitet. Seln kauf schien uns sehr langsam, wir sahen Mehrere grüne Inseln, und glaubten verschiedene alte, zur Wässerung des Landes bestimmte Kanäle zu erblicken. Wir kamplrten über ein« Stunde vom Flusse entfernt.. Man schöpfte Hl,S Waffer, dessen man bedürfte, aus einem mit Schilf fast ganz b edeckten Kanäle. Indey die Karavane ihre Zelte aufschlug, hatte el-ncr der beyden Echeiks, welche uns begleiteten, ln der Ferne einige Araber bemerkt, und ging gerade auf sie los. Mehrere unserer Führer folgten ihm. Wir sa« he» sie zwey Stunden nachher mit einem Reiter unb zwey Männern zu Fuß zurück kommen, deren sie sich versichert hatten. Sie gehörten zu einer umher irrenden Horde, die zwey bis drey Stunden von uns kam« Ptrttn. Man «hat ihnen nichts Leides, wollte sie aber nicht eher loslassen, als bis wir am andern Tage ln einer groß« Entfernung von ihrer Horde uns befänden. Den iy. zog«n wir neun Stunden lang, lmmer in der Ebene, mehr als ewe Stunde vom Flusse hin. Als wirunS ihm nähern wollten, um unsere Pferde weiden i" lassen, sahen wir plötzlich vierzehn Araber erscheinen, «I. Band. A a ' von denen fünf auf Dromedaren rltlen, und mit kan-zen bewaffnet, dle andern aber zu Fuß und ohne W selbst, der wie gewöhnlich von Nordwesi, oder vom mittelländischen Meere kerweht«', war si, heiß, von zehn, ellfUhr des Morgens bis Abe„os, als wenn er aus einem glühenden Ofen gekommen wäre. Unser letztes Thermometer war zerbrochen worden, daher konnten wir den Grad der Wärme nicht genau bestimmen, indessen schätzten wir sie wenigstens auf 30 Grab, bey dem ersten Brunnen zu Anah, auf 52 und Z3 von Anah bis Mescheb, ausZ4 olSz6vonMesched nach Talb, und auf 34, 32, zc> und 28 von Talb nach Aleppo. Die Nächte kamen uns immer sehr kühl vor. So» bald dle Sonne untergegangen war, legte sich der Wind, und die Luft wurde immer kühler und kühler, so daß man sich gegen Morgen wohl bedecken mußte. Indessen hatten wir doch, Trotz dieser Kühlung, niemahls den mindesten Thau gesehen, noch die geringste Feuchtigkeit empfunden. Unsere Kleider, unsere Lagerstellen schienen uns tben so trocken des Nachts als am Tage, ausgenommen, als wir bey Anah, am Ufer des Flusses selbst kampirten. Doch war auch hier diese Feuchtigkeit kaum merklich, und nie so stark, um als Thau zu erscheinen. Den 26. glngen wir soweit, wie den Tag vorher. Wir standen eln« äußerst heftige Hitze aus. Zwey Pfer- 375 d< starben davon, und alle Personen berKaravane litten mehr oder weniger davon. Dazu kam noch, daß es uns an Nasser fehlte. Man mußte eine große Menge Kamecle nach Taib senden, um welckes holen zu lassen. Glücklicher Weise war dieses Dorfnur fünf Meilen von uns entfernt. Mir kamplrten zwischen zwey großen, schon seit geraumer Zeit verlassenen, und zwey bis drey Meilen voneinander entfernten Flecken. Wir hatten nickt so Viel Kraft, ihren Umfang zumessen, und ihre Wichtigkeit. Ehe wir abstiegen, hatten wir drey alte und feste Wasserleitungen angetroffen. Sie enthielten kein Wasser mehr; dle erste, die wir nicht eine halbe StlM, de mit unsern Augen verfolgen konnten, war nur einige Fuß über den Boden erhöht. Den 27. gingen wir dritthalb Stunden welt, und lamplrten unterhalb Talb oder Talbeh. Dleses Wort ist arabisch, und bedeutet gut. Man hat den Drt vermuthlich nur so genannt, in Vergleichung mit der Wüste, und wegen eines Streifchens Trlnkwassers, das man daselbst findet. Dicht dabey sind einige Streifen Wassers, das man nicht trinken kann; dieses hier ist mineralisch, und hat den Geschmack von faulen Eyern, der das Erbrechen reiht. Alle diese Quellen befinden sich unterhalb der Stadt. Taib scheint ehedem ein ziemlich bedeutender Ort gewesen zu seyn. Auf dem Abhang elncS Hügels ge, legen > hatte er einen guten Wall, und eine Citadelle, der ihn in den Stand setzte, den Arabern der Wüste, selbst regulirten Truppen, zu widerstchn. Man sieht noch jetzt einige dleser Befestigungen, es existlrt noch ein Stadtthor, und weiter hin ein schmaler unh hoh« Thurm, der ein Werk der muselmännlschen Arab«r zu seyn scheint. An der Seile des Thores ist lim lufischt Z?6 Inschrift, zum Theil verlöscht, welche weder der neapo« lltanische Geistliche, noch der junge Mensch von Bag» dad lese« konnten. Diese Stadt ist gleich allen am Rande der Wüste seit langer 3«tt verlassen, und von Grund auS zerstört. Doch erblickten wlr daselbst zwcy schlechte Häuser, vo» Arabern bewohnt, die uns aber noch ärmer und elen« der schienen, als die aus der Wüste. Sie bebauen ne» ben den Quellen, deren wlr gedacht haben, einige Ae-cker Landes; sie ernten daselbst reichlich Gerste, Weizen, Mals, Sesame, Baumwolle und elnlg« Küchengewächs«, wovon sie sehr gut leben, und sich sogar berei. chern würben, wenn sie nicht immer von den Arabern der Wüste geplündert würden, ober wenn sie nicht be» Chefs der benachbarten Stamme drey Viertel von dem geben müßten, was ihnen der Boden trägt, um nur das eine Viertel zu erhalten, allein auch dieses wird ihnen oft von ben herumstreifenden Horden geraubt. Den 28. dünkte l»ns das Land immer mehr zum An» bau geschickt. Wlr zogen lange Zeit auf einer schönen unangebauten Ebene hin, welche sich rechts und links la kahle, nicht sehr hohe Gebirge endigte. Wir befanden uns hierauf auf einem unebenen talkartigen Boden. Nach einem Wege von ellftehalb Stunden lamplrten wir an einem Orte, woes kein Wasser gibt. Man mußte es. zwey Stunden weiter gegen Weste» holen. Den 29. wurde der Boden noch ungleicher. Wlr zogen über eine Ebene, dann über «inen kreldenartlgen Hügel, auf dem wir viele Feuersteine sahen. Wlr gln« gen bey einem schlechten Gewässer vorbey, und kamplr« ten nach sechs Stunden elne Lleu welter hin, bey einer andern Quelle salzigen Wassers. Unterwegs hatte man fünfArabern nachgesetzt, dle «an entdeckt hatte, nur einen konnte man erreichen; < s77 »an brachte ihn zurKaravane, und bewahrte lhn auf, bls den andern Tag Abends. Den 30. zogen wir zehn Stunden lang ln der Eben«, auf einem kahlen, talkartigen Boden, und ließen hinter uns das Gebirge, welches uns von Talb immer zur Liu. ken wac. Man wollte dlesen Tag einem Araber nach, der auf einem Kameele ritt; nachdem man ihn befragt hatte, ließ man ihn ruhlg seinen Weg fortsetzen, weil er zu «lner bekannten und befreundeten Horde gehörte. Wir hatten kein anderes Trlnkwasser als das, was wlr gestern mitgenommen hatten. Den ersten July wandten wir uns gegen die Hügel zu, welche sich im Norden zeigten, wir gingen über einen Boden, wo das Wasser den Winter über gestanden, und noch eine ziemlich dlcke Salzkruste zurück gelassen hatte. Nach einem Weg« von neuntchalb Stunden schlugen wir unsere Zelte aufdem Abhang« eines Hügels auf, bey «lner mineralischen, starken, warmen Quelle, welche uns sehr schwefelhaltig zu seyn schien. Vie Ka-meele, Pferde und einige Araber, die davon tranken, wurden stark abgeführt. Wir bemerkten auch einige Ueberreste eines sehr großen Gebäudes, wlr sahen da-selbst muselmännlsche Graber, allein kein Zeichen einer Stadt. Der Boden umher zeigte viel Basaltftelne, die bore fremd waren, und welche vermuthlich vo» einem kleinen Berge dahln gekommen seyn mochten, der sich "icht weit davon befand. Der ganze Boden um die Quelle herum war kreidig. Das süsse Wasser fehlte gänzlich in dksen Gegenden. Man hatte kaum einige Schläuche für die angesehensten Personen der KaravaneaufbewahrtF ble andern mußten sich mit mlneralischen Wassern begnügen. Den ». ging es sieben Stunden aufelnem fast ganz lkttldiM Soden hm. Wlr verfolgten ayfangS den Hü, 378 gel, den wir zur Rechten hatten, und der ble'Fortsehung machte von dem, wo sich dle Quelle des warmen mine-ralischen Wassers befand. Nlr kamen hierauf in ein breites Thal, indem wir immer nach Norden zu hinzo-gen. Die Gebirge , die es bildeten, waren nicht sehr hoch; sie schienen uns auf beyden Seiten vulkanisch; wir näherten uns dann links, und gingen über den Voben elner alten Stadt, wo viel« vulkanische Steine lagen, mlt dem Meißel beHauen, und wir kamplrten elne Viertelstunde welter hin. Auf dem Gebirge gab es gutes Wasser; wlr nahmen davon mit für Menschen und Thlere der Karavane. Gegen Abend bemerkte man in der Ferne Araber; sogleich setzten sich alle Chefs zu Pferde, und drangen ln die Ebene vor. Die Araber waren ihrer wohl achtzig , alle zu Pferde ober auf Dromedaren, wir sahen sie ruhig am Fuße des gegenüber stehenden Gebirges hinziehen. Als man sie aus dem Gesichte verloren hatte, kamen die Anführer zurück lns Lager, und empfahlen ble ganze Nacht gute Aufmerksamkeit. Den 3. zogen wir anderthalb Stunden an dem George hin, das wlr zur Linke» hatten; es führte uns an das Ufer eines Sees, der zwey bis drey Stunden tm Umkreise hatte. Nach und nach kamen wir über die Ruinen von drey Dörfern, und kampirten ein wenig jenseits des letztern, nach elnem Wege von vier Stunden. Der See, dessen westliches Ufer wir verfolgten, lst Ende Sommers fast trocken, und man zieht,'tbes I chr daraus viel Meersalz, obgleich das Wasser süßlich, und im Winter wohl trinkbar lst. Den Tag vorher hatten wir zwey Reiter abgeschickt, um ben Zollbebienten von Aleppo von der Ankunft der Karavane zu benachrichtigen. Dieser hatte den Z. früh 379 «lntn Commls abgesandt, um ein Verzelchnlß aller der Waaren aufzunehmen, welche sie bey sich hatt?. Den Nachmittag erhielten wir zwey Expresse, einen vom Herrn Vallyen, einem französischen Kaufmann, unserm besondern Freunde, und den zweyten vom Herrn Choderlos unserm Consul, der erst kürzlich hier angekommen war, und Bichot, ehemahligem Proconsul, bey demwtraufunserererstenReise gewohnt hatten. Diese Herren sandten uns einige frische Provisionen, und nöthigten uns auf die freundschaftlichste Art, bey ihnen abzusteigen. Gegen vier Uhr Nachmittags verließen mein Kollege und ich die Karavane, begleitet von unsern beyden Ex« pressen, und langten in anderthalb Stundet in einem Dorfe an, wo man Getreide drasch. Wir hielten uns hier nicht auf, sondern begaben uns ln ein anderes, Cphir! genannt, welches eine Meile weiter war, und wo wir die Nacht zubrachten. Am 4. gegen 10 Uhr des Morgens trafen wlr ln Aleppo ein, und gingen nach dem Hause des Consuls. Vom See bis zur Stadt lst der Boden röthlich, sehr fruchtbar und angebauet, er llegt auf einem harten Kalkfelsen, dicht bey Aleppo wirb der Boden weniger gut und weit steiniger. Das Wasser in den Dörfern, durch die wir zogen, ist sehr trinkbar. Unsere erste Sorge, als wir zu Aleppo ankamen, war, an ble französischen Agenten zu Tripoll, Latakle und Alexanbrette zu schreiben, um zu erfahren, ob nicht ir um acht Uhr eintrafen. Diese Stadt, seit langer Zelt die Hauptstadt der Insel, ist groß, wohlgebaut, und mitten in elner fruchtbaren und gewässerten Ebene gelegen; lhre ganz aus Maucrwerk erbauten Häuser haben mehr Festigkeit, als die Türken sonst ihnen zu geben pflegen. Man sieht noch vier alte Kirchen daselbst, welche dle Venetlaner «halten hatten, und welche in Moscheen verwandelt Worden sind. Ihre Bevölkerung beträgt auf fünfzehn tausend Einwohner, wovon drey Viertel Türk scheint trefflich befestigt gewesen zu seyn. Man sieht hier noch, am Ufer des Meeres und östlich am Hafen, «in Schloß ln ganz gutem Zustande. Die Mauern, womit es umgeben war, sind fast gänzlich zerstört, und die Stadt ist heut zu Tage ein schlechtes Dorf, wo es nlcht zwey hundert Einwohner gibt. Der durch Felsen gebildete Hafen ist llein, gegen Norden offen, und lm Winter nlcht recht sicher. Mlt tlntgen Kosten könnte man ihn ln den Stand setzen, drey bls vier Fahrzeuge, ja mehr noch, ohne Gefahr aufzunehmen, wenn man lhn auf der Selte des Schlosses vertieft«. 33« Westlich vou Cerlno gibt es eint Baut von sehr hartem Kalkfelsen, die mit ber Erde gleich lst, worin «an ehedem Wohnungen, vielleicht Gräber, gehaue» hat. Pokocke, der davon spricht, hält sie für alte Be, Mbnisse. Man steigt auf einer sehr schmalen in den Felsen gehauenen Treppe hinab. Die Zimmer sind nicht z»>»»^»>ü> fanden kelne Kultur, sondern sahen bloss um das Dorf einige Gärten, ln sehr schlechtem Zustande. Der Aga nabm uns gut auf, und behandelte uns aufs Beste. Der Kapital« des Vchlffs sandte lhm einigt P'undZucker, Kaffee, Tabak, und Reiß zum Geschenke. Er erkundigte sich, ob wir mit den Führern zufrieden gewesen wären, !>ld ob wir die nehmlichen bis nach Ka-raman behalten wollten. Wlr versetzten, baß wir sie wohl bis Konstantinopel mitnehmen würden, wenn dies möglich wäre. Den 22. gaben wlr dem Offizier, der uns von Seilen des Äga eine glückliche Reise wünschte, einige Piaster, «r befahl den Führern, sich unserer treulich anzunehmen. Mit Tages Anbruch seyten wlr uns zu Pferde und ritten über Gebirge, welche ganz mit Eichen und Fichten be» deckt waren; der Storax, derTereblnthen-, der Mastix« bäum, fanden sich daselbst im Ueberfluß. Nach einem Wege von acht Stunden stiegen wlr Berg ab, un» fanden uns in einem weiten Thale, wir gingen durch einen ziemlich großen jFluß, zogen noch eine Stunde fort, und sahen bann noch einen andern, fast eben so großen als den ersten; ihr Lauf ging von der Anken zur Rechten, unsere Führer sagten uns, sie vereinigten sich einige Stunden von da, unb zströmten nach Selefteh. Wir glaubten gewiß, es sey der Caly-cadmus, und wlr wären in der Ebene des Tracheolltt-schen Ciliclnes, wo die Städte Olde, und Philadelphia stände». Wir zogen elnlge Zeit an dem zweyten Flusse hinauf, und verweilten die Nacht an seinem Ufer. Wir machten diesen Tag ellf Stunden. Diese Ebene hat nicht drey Stunden ln der Brette. Man crndtet darauf Welzen, Gerste, Sesame und Baum« wolle; wlr sahen hier viele Melonen, und fanden wle- 3!)7 d«r dle klelne Mimose ynb-das Mag» von Persien und Syrien, und dle Pappel von den Ufern des Euphral. Der Platanus wuchs hier auch sehr häufig. Am 23. gingen wlr noch immer den Fluß aufwärts. Nlr erblickten eine Brücke mit sieben B^gen, welche aufeln kleines nicht welt davon entferntes Dorf führte, wir gingen über eine andere Brücke, dicht bey der Quelle, und verließen die Ebene. Der Oehlbaum,b«n wlr gestern unter den Elchen und Fichten erblickten, wurde h«er häufiger; er wächst ohne Pflege in den Felsenspalten, auf dem Rande von Abgründen, auf sehr abhängigem kande und auf Ebenen; ma,i kann, wenn Man ihn sieht, nicht zweifeln, daß er ln dlesen Gegen« den tlnhelmiscn »st; er »st nicht so hoch aufgeschossen, wle dle, welche man auf Kreta und ln Syrlen pflegt, er wächst meistens buschig, weil er oft von den Thieren benagt wirb, und well sein Stamm von einer Menge Schößlinge umgeben lst, indeß glebt es «lnlge Bäume von mittlerer Größe; seine Frucht sing eben an zu rei.« fen. Man läßt sie abfallen, ohne sie zu pflücken, sie wird dann ble Beute der Vögel, der Ratten und des kleinen Viehes. Nachdem wir sechs bls sieben Stunden ln einer gebirgigen Gegend hingezogen waren, welche blsse Bäume ganz bedeckten, so befanden wir uns am Fuße des Berges Taurus. Wlr brauchten mehr als zwey Stunden, um sein Gipfel zu erreichen. Wir hatten diesen Tag nenn Stunden zu machen, wlr brachten die Nacht auf einem Grasplätze zu, neben elnem kleinen Wasser-streifen. Das ganze Gebirge war mle Wald bedeckt, wtr bemerkten unter andern einen Wacliholberbaum mit cy-pressenartlgen Blättern, der dreyßig Fuß hoch wc.r, er hatte von der Basis bis zur Spitze des Stammes dicke, 39? horizontale Aeste, welch« progressiv am Umfange ab^ nahmen, wodurch er denn eine pyramloalische Gestalt erhklt. Der Stamm ist sehr dick an der Basis, und schr dünn oben; das Holz lst sehr hart, schön geädert und einer schönen Politur fähig; man bedient sich dieses Holzes zu Balken und Hausgerüsten. Am 24. fanden wir uns, nach Uebersteigung des GeblrgS ln einem Thale, wo wir einige Einwohner, einige Herden und ein wenlg Anbau erblickten; wir sahen hier ewen Birnbaum mit kleinen herben Früchten, mlt zugespitzten, wolligen Blättern, «inen Pflaumen-bäum, dessen Früchte oval, von mittler Größe, gelblich und ein wenlg röthllch, und von säuerlichem Geschmacke waren; er schien von unserm wilden Pfiaumen-baum« verschieden zu seyn, und wir sahen ihn für d<»r Nrstamm aller derer an, welche gezogen werden, so wohl in Europa, alS ln Asien; der Birnbaum war wesent, llch verschieden von dem, der freywllllg im mittägigen Europa wachst. Als wir noch einige Stunden gemacht hatten, erweiterte sich der Horizont. Wir halten vor uns elne große Ebene, der AnfangS schlechte, steinige Wea wurde schöner, gleicher und ein wenig abhängig. Wir befanden uns bald darauf auf einem thonlgten Boden, der fast ganz mlt Meerschnecken bedeckt war, welche denen von Courkagnon gllchen. Wir sahen bald auch viel zusammenstehende Bäume, welche uns blc Nähe der Stadt ankündigten. Sie wird von den Einwohnern des Landes Kar am an genannt. Wir kamen hier nach einem Wege von neun Stunden an. Diese Stadt hat nichts Merkwürdiges, anlier ei» verfallenes Schloß, und drey bis vier unscheinbare Mo» scheen. Ihre Gassen smd schmutzig, die Häuser niedrig, fast alle »on Erbe !rba»,tt; man sieht ktin «ltts Denk- mahl hier, man entdeckt nichts, was verkündigte, daß hier einst eine große Stadt gestanden habe. In den Akten d«r Pforte und den Firmans des Großherrn Wird sie indessen mit dem Nahmen Larenda bezeichnet, allein die Ruinen von Larenda befinden sich anderthalb Ctunben von Karaman, gegen Norden. Gewöhn» hch nennt man sie im Lande tausend und elnH Kirche. Man sprach davon, wie von elnem Wund«« werke, man sagte, es seyen noch einige Tempel, und «lnige Pallä'ste nur leicht beschädigt daselbst, ferner viele Marmor mit Inschriften, viele umgestürzte Säulen, und verstümmelte Statuen. Wlr machten eim'geVer» such«, hinzukommen, alleln es wollte uns Niemand führen, wett ln der Gegend eine Horde von Turkomannen sey, welche die Annäherung nicht erlaube. Wlr wandten uns an den Mutsellm, um ein« Escorte zu erhalten, alleln er wollte sie lmS auS gleichem Grunde nicht bewilligen. Man zähle zu Airaman tausend türkische, und hun» dert armenische Häuser, wodurch man denn seine Bevölkerung auf sechs bls sieben tausend Einwohner setzen tann. Sie treibt einen ansehnlichen Handel mit Smyrna, Eatalle, und andern Städte Kleinasiens. Man bringt von den benachbarten Gebirgen Wachs, Scammonlm, Ziegen-und Echafsfelle, viel Wolle, und die Ciipi'ile «iner Elche, welche sich von der Velaln-Eiche unterscheidet, hierher; sielst viel kleiner und geschätzter, man braucht sie ln der ganzen Levante, wie die andere zur Bereitung des Maroquins und zu verschiedenen Färberepen. Man verfertigt lu dieser Stadt auch einige Wollene und baumwollene gestreifte Zeuge, zum Gebrauch der Einwohner, und einige andere sehr grobe von bloßer Wolle. 4oo Diese Stadt bekommt viel Wasser von den Gebks gen gegen Süden, lhr Gebiet ist fruchtbar und ge» wässert, «s bringt viel Früchte und viel Körnet hervor; man sieht hier einige Welnstocke, allein weder Baum, wolle, die man ln der Cbene des Calycadmus bauet, noch der Oehlbaum, der freywlll'g im Süden von Taurus wachst, würden zu Karaman fortkommen; ber Bo* den ist hier zu hoch und dle Kälte für die Gewächse zu streng. Wir verweilten den 25. daselbst, und reiferen am 26. nach Konleh ab. Nach einem Wege von vler Stunden tn einem schönen, breiten Thale gingen wlr über das Gebirge, an dessen Fuße die Ruinen von Larenba liegen. Wlrüber« «achteten nach neun Stunden Weges unter den Bogen einer Brücke. Der Fluß, über den diese Brücke erbauet ist, hatt« fast gar kein Wasser, allein er bekommt, wie man uns sagte, im Winter welches. Er ergießt sich ln den See, der sich östlich von Konleh befindet. Am 27. zogen wir acht Stunden ln derselben Cbene fort, und kamen nach Konleh. Diese Stadt liegt unter dem Z7. Grad 52 Mlnuten der Breite, nach den Beobachtungen von Herrn Nlee buhr, ln einer weiten, äußerst fruchtbaren Ebene, östlich vom Gebirge, das sie mit Wasser versorgt. Cine Stunde von ihren Mauern bemerkt man einen See, der durch das überflüssige Wasser der Stadt erhallen wirb/ nnd durch das eines kleinen Flusses. Konleh führte ehedem den Nahmen lconium, es war eine der relclisten und angesehensten Städte Lycao< niens, einer Provinz von Kappadocien. Man weiß die Zelt, wo sie unter der Herrschaft d«r Saracenen kam, und wie sie hierauf der Hauptort eines unabhängigen Staat«6 wurde; man weiß, daß Maeddjn hier regierte, als MTogrut, derSohn des Suleyman«Chah, ünbVa» ter Othmanns, des ersten türkischen Kaisers, elne Ge-» sündtschaft an ihn sandte, um sich elnen Platz ln seinen Staaten zu erbitten, wo er sich mit fünfzig tausend Familien niederlassen könnte, dle sein Vater auS dem ln Osten vom kaspischen Meete gelegenen Gegenden weg« geführt hatte. Bey Alaedbws Tode kamen die Städte, und dle ba« von abhängigen Provinzen unter die Gewalt Othmanns, der nun den Titel eines Sultans annahm, anstatt, daß et bis setzt nur den eineS Seraskiers oder Generals der Truppen AlaeddinS geführt hatte. Seit der Zeit hat diese Stadt stets unter der Herrschaft der öthoMaNnm gestanden. Heut zu Tage ist sie der Haupiort eines Pa-> schaliks, das sieben Sanjaks unter sich begeelftt nehm« llch Konleh, welches zugleich die Residenz des Passa lst,Niklde, Yentscher, Ktrchukl, Akshee^ Kalserieh und Akserat. Man zahlt hlet ltz ZaimS, Und5lZ Timarlots, welch/. Mit ihren Gebells, ein Korps von 4,6uo Mann bilden, ungerechnet die Ianllscharen und Spahi's, deren Anzahl noch betracht* tlcher ist. Die Wallen ber Stadt, welche man an ihren näht zusammenstehenden Thürmen, an den Inschriften ln «rabisch« Sprache, die sich an verschiedenen Orten be» finden, für ein Werk der Araber halten muß, sind noch 5n sehr gutem Zustande und von einem sehr hatten Kalk» steine erbauet, allein dee Pallast des Sultans, >der sich im Innern befindet, auf einer kleinen Anhöye, und der zugleich als Festung diente, verfällt in Trümmer t ein Theil davon ist sogar zerstört. Man sieht aus dttt Neberresten noch, daß er sehr groK gewesen ist ^ und von sehr schöner Architektur. ' ^ ^ * "^ ' ill. Band. 6 e^ Von der griechischen Stadt g'bt es keln stehendes Denkmahl mehr, keinen Tempel, kein Gebäude, dessen Ruinen man betrachten könnte. Man sieht bloß, das die Wcille aus den Ruinen der altei, Stadt gebauet sind, sie zeigen überall griechische I lschrlften, nur zerstört und verstümmelt: überall sieht man bcyallene Steine, welche man wieder beHauen, oder auch^ecade so, wie man si« fand, gebraucht hat; elnige haben einfache Kreutzl, andere doopelte, den Malt^serkreutzen nicht unähnlich. Von den Inschriften haben einige sehr > schöne Schrlftzüge, andere sind kaum lesbar, undglei-6)«n denen, t^U man auf den Monumenten des spätern römischen Reiches findet. Man bemerkt darauf auch, v!el elngehauene Löwen. Ueber dem Thore, wodurch wir gegen Süden ein« traten, waren zwey beflügelte Genien, welche ein* Flasche ln der Hand hielten, und zwey Arten beflügele ter Drachen, diesen zur Seite erblickt man zwey sehr große Löwen, welche weit aus der Miner hervor springen. Ueber dcr Thür, die gegen Norbosten sich befindet, sieht man eine ausgespreihte Eule, welche eine Schlange ln jedem Fuße hält. Auf einer der Seltenflächen rechts jhefindet sich eine Statue des Herkules, der man dm Kopf entrissen hat. Darüber sieht man ein antikes Basr«llef von zehn Figuren, von ungefähr zwey Fuß Höhe, drey daHon sind nackende Weiber und drey Männer, die vier andern sind bekleidet. Dle beyden, welche sich an dem einen Ende befinden, stellen einen sitzenden Mann dar, dem ein Weib einen Helm bringt. Jede Fjgur, außer den beyden letzter», ist gleichsam im Rah" men gefaßt, und durch eine spiralförmige cannellrte Säule von der andern getrennt. Ueber diesem Basrc/ 403 lief lst der Absicht, Geld von uns zu erpressen. Dies« Stabt schelnt sehr vielgelitten zu haben, stieben» fie ln den Händen der Türken lst; man erblickt daselbst einige Ruinen, und viel Land, das gar nicht b«-' bauet ist, oder von dem die Wohnungen verschwunden^ sind; allein esglbt zwep Vorstädte, elne gegen Norden, C t2 *) Dle meisten dieses Inschriften dürften MeichtperO sche seyn. 4^4 ^^^5!3!?33 dle ander« gegen Süden gelegen, welche von großem Umfange sind. Jedes Haus hat hier sewen Garten, und sein tragbares Land dazu. Die Bevölkerung schien uns, den eingezogenen Nachrichten zu Folge, aufzwölf bis fünfzehn tausend Einwohner geschäht werden z« können. Die Etadt allein hat ungefähr zwey Meile" im Umfange. Ihr, wenn gleich nickt sehr angebautes, Land liefert alles, was zu den Bedürfnissen des lebcns nothwendig lst; man erndtet hier Weizen und Gersie im Aeberfiuß, FlachS und alle Arten von Früchten; mnn zieht auch eine große Menge von Vieh daselbst. Man Verfertigt in der Stadt sehr geschätzten gelben Maroquin, einige, den perfischen ähnliche Teppiche. Sie versendet nach Smyrna sehr schöne Wolle, Ziegcnwolle, Gallm'isse, Gummi Adragant und Wachs. Am ZV. September mit Tages Anbruch brachen wlr von Konieh auf, bloß von zwey Türken begleitet, welche uns Pferde nach Kara-Hlssar vermlethet hatten, mtt der Bedingung, uns in sechs Tagen hinzubringen. Sie hatte» einige Waaren nach Smyrna. Mr zogen einige Zeit an dem Gebirge hin, das sicl? im Westen von der Stadt befindet, es ist kolkartig in seinem ganzen Umfange, und ganzlich von Holze entblößt ; w.ihrschelnllch hat man ehedem dle Steine daraus genommen, welche zur Erbauung der Mauern und der schönsten Gebäude der Etadt gedient haben. Drey Stunden nach unserer Abreise verließen wlr dle Ebene, und zogen über talkartige Hügel hin. Wlr befanden uns darauf zwischen zwey nlchr schr hcchen Gebirgen. Nach einem Wege von zehn Stunden lang' ten wlr zu Hiladet an. Eine Stunde vor dlesem Dorfe sahen wir die Vluwen einer mittlern Stadt, wclche wlr für die von ka«bl«a, (I^aocliceH cvmbuztÄ), hielten; fiebestan-btn in einigen zerstreuelen M^rmorblöcken, «lnlgen blcken behauenen Steinen und einigen Mauerresten. Unter den Trümmern befand sich auch ein verstlim-welter ko'wenkörper; allein, als wir zu Hlladek waren, "Nderttn wir unsere Meinung. Wir sahen rings um dieses Dorf, in einer sehr großen Flache, viele Blld-hauerarbelt von Marmor, einige Säulenschäste, und griechische Inschriften; bloß dcr Nehme Hiladek, der el'ilge Aehnllchkeie mlt Laudicta hat, welches man lm Griechischen kadllie aussprlcht, mackte uns glauben, b«ß w!r uns auf den Ruinen dieser Stadt befänden. Dieses Dorflsi von sehr großem Umfang, es hatlm Alltag und Abend waldige Gebirge, welche ihm Wasser im Uebcrfiuß geben, und gc:-, Pstaumen.-, Klrsch«n-, 3Zuß, und böhmischen Oehlbaun?, mchrer« Arten von Azerolen, ben Wewstock; um dle Wohnungen her sahen wir die Esche, die Ulme, die italienische Pappel, eine Art von Weide, die von fern dem Oehl-baume gleicht; die Wege waren eingefaßt mit der Rain-Weibe, demPatturus, Berbtlzbeeren, Schlehen und wil-ten Pflaumen; die Eiche und die Fichte zeigten sich von slrn auf den Anhöhen. Wir wanderten sechs Stunden durch diese bezaubernde Gegend, und hielten zu Eaatle, einem Dorfe don drey bis vier hundert Häusern. Die Bewohner barin sind alle Muselmänner, sie hatten ein Ansehen von Wohlhabenheit, das wir ln keinem andern türkischen Dorfe noch bemerkt hatten. Den 4. fuhren wir fort, an dem Gebirge zu unserer linken hinzuziehen, tö machte bald einen Bogen und wandte sich bann gegen Abend. Die Ebene war immer schön, immer fruchtbar, wenn gleich weniger angebaut. Nilr hatten zur Rechten Hlnen kleinen See, der vler blS sl'inf Stunden von dem bey Aksheer entfernt seyn moch» te. Nach cl»em Wege von vier Stunde» sahen wir,. am Fusse b es Gebirges, ein Dorf, mit Nahmen Balua«^ l>ln. Wir liessen es links, und zogen tn der Ebene fort; sie zelgte überall fettes Weideland, es waren na, türttche Wlcsen von großem Umfange. Wlr gingen noch sechs Etunden, und verweilten dann zu Chabimcoi. Es regnete den ganzen Tag, auch noch den 5. Wir sahen am Fusse des Gebirges mehrere Dörfer. Wir näherten uns jenen, und zogcn bald darauf in Kara- Hls-sar ein; wir nahmen unsere Wohnung ln elnem Kara-vanserai, der größer unh ln besserem Stande war, als sie sonst gewöhnlich in der Türkey sind. 4"» Reuntkr Abschnitt. Beschreibung von Hara« Hissar. Anbau des Opiums. Ab- .reise. Aufenthalt zu Kutayeh; Weg über Nicea, Hrrsef „ud den Golf von Nilomcdie»,. Tragisches Abe»itcuer zu Hersek. Fortsetzung des WegrS übcr Gurbezeh und S-U' tzari his nach Konsiantinopel. ^/anvwehat Kara-Hissar auf fewer Charte viel zu sehr nach Westen gesetzt, well er es für das Apamea ClbotoslnPhryglen gehalten hat, das doch, wleman weiß, an dem Marsyas lag, ein n?enlg oberhalb des Ortes, wo er sichln den Mäander ergießt. Dieser berühmte Geograph würd? diesen Irrthum nicht begangen haben, wenn er gewußt hatte, daß es zu Kara-Hissar yur elnen Bach gibt, der in elnlger Entfernung von der .Stadt hinlauft, und sich in den See bey Saakle ergießt« Wlr bemerken bey dieser Gelegenheit, daß alle Ge« wüsser dieser Gegenden nicht tn das Meer gehen, auch ihre Richtung nicht nach Westen zu nehmeil. Von Ka-laman bls nach Kara-Hissar, würben alle, welche wir ges hen haben, zur Wasserung des Landes benutzt, oder verloren sich ln den Landseen. Der Boden w diesem Raume erhält sich immer auf derselben Höhe, und ist immer mlt Gcbirgen eingefaßt, welche hen AuSfluß der Gewisser hindern. Nur in Cüden von Taurus, oder dem letzten Gebirge, welches wlr auf dem Wege von Ce-^lndvo nach Karaman iibersiiegeu haben, und westlich hyn. Wen, ^l« wk jmmcr zur Linken hatten, neigt <5 «0V sich ilnmerklich nach dem Meere zu, und gestattet dls Ein, schnitten fließt, die man in die Köpfe von wchsem oder Schlmnner erregenden M^hl macht, dec in den wär» llwn Gegenom des Orients einhelmsch ist. Dec An,-bau dieser Pflanze, der auch seit langer Zelt schont« Europa eingeführt worden ist, wegen der Saamenkörner, die ein sehr mildes und wohlschmeckendes Oehl geben, wird im Grossen zu Kara-Hlssar betrieben, bloß in der Absicht, u'n Ooimn davon zu gewinnen; die in dtesem Lande weit heftigere, anhaltendere und gleichere Son» nenhitze, als die ln den Gegenden Europa's, wo man die nehmliche Pflanze zieht, erlaubt dem eigentlichen Safte, sich mehr zu lautern, und ln elne Substanz zu verwandeln, die man in unserm gemW'gten Klima bis jetzt noch nicht hat erzeugen können. Die Versuche, welche man im südlichen Frankreich gemacht hat, sind ulcht gelungen, und habe« ein weit schlechteres Opium gegeblli, alS das orientalische ist. Folgendes ist die Mrfahrungsart damit zu Kara - Hissar. Man säet im Oktober ln den Garten um die Stadt lMdle Oaamenkörner des Mohnes, auf denselben Boden, dcr Auberglene, Ketmies, Melonen, Kürbisse, Gurten, Mais, u'ld den größten Thell unserer Küchcnpstan» zen getragen hat. Nachdem diese Pflanzen ausgerauft worden sind, gräbt man das Land bloß um, und macht ts glelch; hlerauf säet man, und fährt bann mlt einen/ Haken leicht darüber hin, umdenSaamm nicht zu tlef einzudrücken. Dieses geschieht gewöhnlich nach den er« sten Herbsttagen, welche regelmässig Ende Septembers ober Anfang OktoberS fallen. Bleibt der Regen eln wenig aus, oder ist er nicht hinreichend, so begießt man das Land, ehtz es gegraben wirb. Nun geht die Pflanze auf, und wächst vor der Kälte heran, dle nicht sehr heftig ist, bis Ende Dezember, Ja-nuar und Februar. Alle diese Wanzen werden im Monath May mit Vorsicht herausgenommen, und auf einen andern weltern Raumgebracht, den man dreymahl umgepflügt hat, das erste Mahl nach der Gersten-unb» Weltzenerndte, das zweyte Mahl lm Winter, allein gewöhnlicher vierzehn Tage nach dem ersten Herbstregen, und das dritte Mahl Cnbe Winters. Hierauf zerstößt man die Crbklöße und bildet Furchen, um wenigstens einmahl wöchentlich das Wasser einlassen zu können. Die Pflanzen werden in die Furchen gelegt, immer zwanzig 3?ll von einander in einer und zwey Fuß auf der an» dern Neihe. Sorgfältig werden die nicht fortkommen» den ausgestochen, und man jätet ein auch wohl zwey Mahl, um das Unkraut ganz zu vertilgen. Im July flings man an, zwey bis drey kleine Einschnitte in der Quere, und nicht sehr tief in die größten Moh'.Wpfe zu machen, und fährt damit fort, bis alle Köpfe M Reife gediehen sind; es fließt ein mllchartiger Saft her« aus, der bräunlich wird, und bald eine gewisse Z^hlg» keit erlangt; zwey Tage sind hinreichend, ihn elnzusam-meln. Dieß ist das rohe Opium des Handels. In dem Maße, wie man eS sammelt, macht man nurCinschnit« te, es fließt ein neuer Saft heraus, der nicht so gut ist, als der erste. Einige Personen sondern den ersten ab, und machen daraus el.n schö>Ms,gelch6yttlls unb thM' leres Opillyt, als daS zweyte,- allein gemelnlgtlch Mischt man Alles unter einander. Man btldet dar^ aus kleine Kuchen, welche nach Smyrna, Konstantin novel, Aleppo, uttd fast alley Städten der Türkey versandt werden. Das Opium von Kara - Hissar ist nicht so gesucht, als das aus den wälmernund pstlichern Gegenden, es kommt dein aus dem südliche« Persien und Indostan Nicht gleich. WaS vielleicht noch mehr dazu beyträgt, eS herab zusetzen, ist, daß man es sehr oft mit Honig, oder mit Gersten-und Weihenmehl versetze.. Indessen ist dieser Betrug doch leicht zu entdecken, das reine noch frische Opium lst klebrig, Me und sehr hart; ein wenig alt lst es hart und glänzend. Dle Handelsleute von Smyrna, die es in grosser Menge nach Europa verschl, tken, schneiden oder brechen allezeit ble Kuchen an, die man ihnen zum Verkaufblethet; sie verwerfen als verdächtig das neue Opium, welches sich zu leicht trennt, VNd dasjenige, welches nach eiliigen-Monathennochel» wenig weich ist. Ale Mohnk^ner, ble man nicht zum Saamen be» stimmt, dienen zur Ernährung des Geflügels, unddle trockene Pfianze zur Wlnterfeuerung für hie Einwohne^ Aus diesen Körnern zieht man ein Oehl, man gibthley zu Lande, w!t im ganzen Orient., d. zogen wtr aufeiner sehr schönen Strasse, welche zur Bequemlichkeit der Reisenden mit mehrem Fontalnen versehen war, ln Kutayeh eln. Diese Etadt ist sehr groß, sehr bevölkert, sehr hatt« deltrelbeno, sehr relch, und eine der angesehensten w Kleinasien; man zählt darin acht bis neun tausend türkisch« Häuser, tausend armenische, und ungefähr hun» dert griechische; sie liegt am Abhänge eines nicht sehc hohen Gebirges, unter dem Zy. Grab 25 Minuten der breite, nach der Beobachtung von Nlebuhr. Ihre Hciu-5«r gleichen, wenn gleich aus Erde erbaut, ganz denen don Konsiantlnopel, sie sind höher, eleganter und deque »ner, als dle von Konleh und Kara-Hissar. Das Dach lst nicht terrassenförmig, sondern bedeckt, mit elnem bohlen Ziegel, ähnlich demjenigen, dessen man sich lm Milchen Frankreich bedient. Die Strassen sind cngc und bleuen zu Bächen, «n einigen fiiesst lmaufherlich schlammiges, mit vielen Unrewlgkeiten vermlschlfs, Wasser hin. Auf jeder Seite hat man für die Fußgänger «wen ziemlich hohen, wenn gleich nicht sehr breiten, Hz?g angebracht, die Reim sehe», mttttn in, de.r Cttass'c hin, Ullb zwar Nllr langsam, um die Fußgänger nlcht mlt Koth zu bespritzen. Es gibt viel, und zum Trinke« sehr gutes Wasser zu Kutayeh. Ich habe wenig Gegenden gesehen, wo so viele Fontalnen gewesen waren, man findet hier gleichfalls mehrere Besesieins,, mehrere Karavanserals, und eine große Anzahl sehr schöner Moscheen. Ein Theil der Etadt lst erbaut auf einem isollrtell Hügel, um eln Schloß herum, welchesin Ruinen verfällt, er ist, wle der andere, umgeben von einer alten Mauer, welche nicht ausgebessert wird. Eh«>em durften hier nur die zur Bewachung des Schlosses erforderlichen Krieger wohnen, jetzt aber wohnen Türke« von jedem Stande daselbst, bloß Armenier und Grieche» läßt man nicht hierher. Kutayeh lst der Hauptort einer Provinz von große« Umfange, und der Sitz eines Pascha vom ersten Ran« ge, der den Titel hat, Begier- Beg von Natolien, und den Vorrang vor allen Paschen ln Persie», Das Gebiet dieser Stadt lst eines der schönsten, gewässertesten und fruchtbarsten ln ganz Kleinasien; es erzeugt einen Ueberfluß von Weltzen, Gerste, Getreide, Vaumfrlichte und Hülsenfrüchte. Wir haben hier treffll^ chc Wclnbeeren, Wassermelonen, Granaten, Nüsse, Wr< ncn, Aevfel, Kastanien gegessen. In der Gegend umher s iMlnelt man viel Gallnüsse, man hat hier Wachs, und zieht viele Herden, welche eine sehr feine Wolle geben. Man fündet hicr auch eincil weißen, weichen Stein, wor-aus man bloß durch Schileibcn Pfeifenköpfe bildet, die gar nicht in Feuer kommen, sie dauern eben so lange und lciilger als diejenigen, welche aus gebrannter Er?, de gemacht werben. Der Boden senkt sich von dem Gebirge an, über «oelchlS wir den 9. gingen, wcchurch dle Temperatur don Kutoycb w^gsiensebenso mildwlrd, als der von Aksheer, von Koniehund vonKaraman; es schneyetda-selbsi, wle ln dtm garzen Innern von Kleinasien, im Icnnorünl Fetruar allein, der Winttr isi daselbst nur von lurzcr Tauer. Die Con-merh'che lsi hier mchtvlel ^rk«s, als zuKonsiantinopel, well die kuft durch den 3?ortw,nd «rfrlscht wlrd, ter vom schwarzen Meere her weht. ! Von Karawan Maulesel, Esel und durch ^weyerley Arten von Kameelcn, deren ellie aus Cyrien, und die andere aus Persien kowmt. Die Pferde, Maulesel und Eftl sind eben so schön und gut, als die vcn Ewyrna und Konsiantlliopel. Wir blieben nur einen Tag zu Kutayeh, wechselten bloß Pferde und Führer, und brachen wieder auf den 5«. Die Cbene dehnt sich länger als eine Stunde auS. Man findet dann verschiedene Hl'gel, einige talkartig, andere lreldlg, andere quarzarllg; auf diesen fnibet sich viel blutrother Jaspis, und auf jenen, die kreidig sind, blel Feuer- und Fttnttnsieine. Im Norden erblickt man sanz mir Wald bedeckte Gebirge. Die Morina (^«lin« ^erliea) ,st fthr gewöhnlich in blcser Gegend, so rcic auch d«r Pfaumenbaum, mit wolligen Blökte;,,. Wlr machten diesen Tass acht Stunden, indem wir immer mehr nach Norden zu gingen, als die andere Tag«. Wlr iibernachteten zu Cazaliaub. Dieses Dorflst denen gar nicht ähnlich, welche wir blsher auf unftm Wege geftmden hatten. Anstalt wl? ble andern von Crbe erbaut zu seyn, und an einander stoßende, mlt Stroh, Rohl oder Schilf bedeckte Häuser zu haben, hat es lauter einzeln stehende, und ganz vott Fichtenholz erbaute. Die Wände werden verfertigt volt Balken, die man nicht einmahl abzuschälen und zu bebauen pflegt; es wirb einer aufden andern gelegt, und an den Enden verbindet man sie durch einen Einschnitt und «inen eichenen Pflock. Gewöhnlich legt man zwischen jeden Balken, um ble Lücken auszufüllen, Erde Mb Steine zusammengemischt, allein oft vernachlässigt man auch diese Vorsicht. DaS Dach besteht aus Brettern, ein auf den Rand gelegter, und vermitelst starker Pflöcke befestigter Baltei, verhindert, daßoerWiut, dir Balken nicht mit sich fortflihrt. Der Grund dieser Bauart !»t vermuthlich der in diesen Gegenden so große Ueberfluß an Holz, und daß eln Mann nicht mehr als «inen Monath Zelt braucht, um sich, seine Familie und sein Vieh unter Dach und Fach zu bringen. Den 13. zogen wir über die Gebirge, welche wit vor uns hatten, und kamen ln ein großes Dsrf, mlt Nahmen Dumanl - Tchugmgea. Wlr machten diesen Tag fünf Stunden, fast immer nach Norden zu. Taochanll, welches man auf Äa»5 ville's Charte bemerkt, waracht Stundenvon unS, gc gen Osten, und das Gebirge Tumangl-Daag eine Stun< de nördlich. Die Hauser beS Dorfes, wo wir schliefe«, watt« ganz gleich denen von Cazaliaub, m»in sah indessen bock auch einige von Erde. Den ,4-erstlegen wlr des Nachts das Gebirge; «^ schien uns sehr waldig. Als wlr mit Tages Anbruch a^ den Gipfel kamen, befanden wlr uns in einem dick«" Buchenwald«; die Bäume waren sehr dick, schr hoch unv standen sehr dicht. Hrey Stunden lang sichen wlr nlch^ «ls als dielen Baum, er erreqtt unser Erstaunen, durchsei» Ne Länge, und die Dicke seines Stammes, er schien uns «nehr als hundert Fuß Höhe, und ungefähr bl«y lm Durchmesser zn haben. In dem Maße, wie wir Berg «h stiegen, verschwand die Buche, undmacktederTan« ne, der Fichte, dem Kastanlenbaume, der H'gebuchc, der Elche, demNußbaume, der Bi.keund Linde Platz; dann kamen Pflaumen, Azerolen, Mlspeln, Weißdorn. Tie^ fer herunter das Ltgustrum, dle gemeine Corneliusklr-sche und die blutrothe, der Ahorn von Montpellier, der Cpheu, die ^ialeH pontica, der stachelichte Mäust-l>arm, und der mit Trauben, ober der ale^andrinische border, ble beyden schönen Gattungen von Johanniskraut (Hnörolaemum und ol^mpicum), mehrere Ct» stenröslein, der korber aus der Levante sdapliny pon. lica). Am Fusie deS Gebirges wachsen der orientalische Platanus, die Ulme, die Esche, und in den Hecken Uno Zäunen der Welnstock, die Waldrebe, Sassaparllle, das Bittersüß ( stehen so naht an Ul»a«lt»er, wte in arabischen Städten. 4«, Nlr bemerkten bey einigen, baß man die Breschen mit Bruchsteinen ausgebessert hatte. Es schien uns, als ob sich diese Wälle verlängerten bis ln den SeeAscanius, denn wir haben an beyden Cnden die Uebcrreste einer sehr dicken Mauer gesehen, welche von dem Walle ausging und sich lns Wasser verlor. Nicäa kam izzoln die Gewalt der Othomannen. Orchan, der zweyte türkische Kaiser, schon Herr von Prusa, Nikomedien und fast ganz Bithynien belagerte 133a Nic5a. Dle Einwohner vertheidigten sich mit Much, sie empfanden, wahrend einer Belagerung von zwanzlg Monathen, alle Uebel des Krieges, der Pest und des Hungers, und ergaben sich erst, nachdem sie alle Vertheidigungsmittcl erschöpft hatten. Andronikus Pala'ologus, der zu Konstantinopel regierte, hatte ewige Versuche gemacht, ihnen zu helfen; er hatte alle seine Truppen gesammelt, und war gegen Orchan gezogen, allein er wurde geschlagen, und mußte sich mit den Resten seines Heeres ln Philokrme, cinem festen Platze an den Ufern der Propoittlsbeym Eingang des Golfs Von Nicomedlen einschließe»!. Diese Stadt fiihrt hcnt zu Tage den Nahmen Is-nlk (5.5 /v.x) sie lkcgt in der Ebene auf der östlichen Küste dcs Sees Ascamus, unter bcm 40. Grad 26 Minuten der Breite, und dem 27. Grad 30 Minuten der Li'mge. Der Sce, lessen Umfang von Osten nach Westen ungefähr neun Meilen betmgt, und dessen großteBrei« li von Norden nach Süden fast vier ausmacht, «m« Pftngt alles Wasser, welches von den benachbarten Ge« birgen in die Ebene herabftießt. Nachdem er elnm Theil durch Ausdünstung wieder/verloren hat, entladet pnd es war nicht zu l'irchten, daß er sich den Tag ändern würde. Hätte maft sich verständigt, so würbe ein? Viertelstunde hinreichend gewesen seyn , um allen Platz ^u schaffen. Das zweyte Fahrzeug wäre ein Paar Ml-nuten nach dem ersten abgegangen, dann wäre das drltte gefolgt, bcnn sie waren hinlänglich groß, uni »,ns alle aufzmlchlnen. Dle Hartnäckigkeit einiger Reisenden, und die Nohhelt der Galiondjl's waren die Ursache, daß wir wohl zwey Stunden am Strande blieben, «nb hier Zeuge eines äußerst traurigen Auftritts wurden. Es erhob sich ein Streit zwischen den Gallondjl's des ersten Fahrzeuges und einigen Reisenden, wegeq gewisser verlegter Sachen, die sich nicht wiederfanden. Das erste Fahrzeug war zuvoll, man mußte es leichter machen, und deßhalb Sachen in das zweyte bringen, zyoreln endlich mehrere Reisende steigen wollten. Man, wurde nicht sehr laut; die Türken zanken sich nicht gern jNlt Msrten, allein man handelt mit einer Wildheit < die ganz dieses noch so barbarische Volk charatterisirt. Eln jmlger Galiondji, derlm dritten Fahrzeuge sich be? sand, und bisher keinen Antheil an dem Streite ge? n^mmen hatte, sprang plötzlich heraus, stufte, den Yalagan in der Ha»o, mllttn unter die Reisenden, verwundete den einen am Schenkel, und forderte dlf andern alle heraus. , Der Verwundete war ein Mann von siebzig Jahren- Der Sohn, don kaum zwanzig Jahren/ der ew Paar Schritte bavo» stand, sqhc ulcht so bald das Blut feines Vaters fliesten, als er auch seinen Paragan zog/ und aufden Gal'onbjl los ging, allein er verfehlte ihn M dem Hlibe, und wurde selbst leicht am Armfdf^ wunhet, «W«Ü3 423 Die andern Galiondjl's, welch- mit Grund dle ge« reckte Nache der beyden Beleidigten fürchteten, warfen sich über diese her, und entwaffneten sie. Dies wurde denn sehr klug gewesen, und wilrde ben St-eit sogleich beendigt haben, wenn sie zugleich denjenigen entwaffn net hatten, der sich schon «lncs Kapitalverbrechens schuldig gemacht hatte, allein statt dessen, beschützten sie diesen, und schienen bereit, lhn gegen jeden Angriff zu vertheidigen. Die beyden Reisenden, deren Zorn und Unwille lmmer größer wurde, hatten nicht so bald lhre Hände frey, als sie überall Waffen suchten. Der eine (es war der Vater) riß elnem andern Reisenden den Z)atagan aus bcm Gürtel, und suchte, ohne an die Gefahr zu denken, worein cr sich stürzte, die Beleidigung zu rä« chtn, dle ihm wlederfahren war. Allein wie konnte er es in seinem Alter mit einem jungen, kraftvollen Menschen aufnehmen, den fünfzehn bis zwanzig eben so starke Freunde unterstützten j jedesmahl, wenn er hauen wollte, empfing er sclbsi einen neuen Hleb. Unterdessen benmchtlgte sich der Sohn der Flint«, die gewöhnlich unstr Bediente trug; zum Unglück für den, der sie genommen hatte, aber zum Glück für uns, war sie nicht geladen, und hatte nicht einmahl ihr Ba-lonett. Wir waren ln dlesem Augenblicke von unsern Führern und unserm Gepäcke ein wenig entfernt, und bemerkten erst das Versehen unsers Bedienten, als wir es nicht mehr verbessern konnten. Der, welcher die Flinte genommen halte, wollte zwey bis drey Mahl schießen, allein der G.ilionbjl merkte bald, daß sie nicht gelad«n war, faßte sie mit elner Hand und stieß mit der andern seinen Zatagan dem unglücklichen Jüngling ln die Brust. Er starb wenige Minuten darauf ln d«» Armen selnes Vaters. Man stelle sich die Wuth und Verzweifelung des Alten in dilscm Augenblicke vor. Selbst zwar gefähr, ltch verwundet, athmete er nur Rache. Er hob die Hände gegcn den Himmel, flehte b,n göttlichen Beystand a„, rlefselnen Sohn, forderte das Bjut des Mörders, wandte sick bann an die Umstehenden, zeigte ihnen den Leichnam, der mitten unter ihnen lag, zerriß seine Klel» der, enthüllte seine Wunden, und wollte sterben, wenn er sich nicht rächen könnt«. Erhalte alle gerührt, hattt ihnen Thränen entlockt, und doch wollte sich Niemand einer nur sichtlichen Gefahr aussetzen; keiner wollte sich für ihn bewaffnen, alle blieben unbeweglich stehen, die Augen auf den Vorgang geheftet. Dieser herzzerreißende Auftritt dauerte fast elne Viertelstunde, «r würde noch langer gewährt haben, wenn nicht der Alte endlich ohnmächtig umgesunken ware^ Man hielt ihn für todt, und brachte ihn und feinen Sohn ln das zweyte Fahrzeug. Der Galiondji ging darauf nach Hersek, ohne daß es jemanden einfiel, ihn daran zu hindern. Unsere Flinte war unsern Führern wieder gegeben worden, welche sieln unserm Nahmen gefordert halten. Der Bedient« hatte sich in dem Rohrund Schilf« der benachbarten Sümpf« versteckt; er erschien «st lange nachher wieder, als er glaubte, daß alles ruhig sey- Wir vollendeten die Ueberfahrt ln fünf und zwanzig Minuten, indem der Golf nur drey Metten an dte» s«m Orte breit lst. Wir stiegen bey einer von trefflichen Platanen beschatteten Fontäne a.ns kand, und befanden uns sieben bis acht Stunden von Nlkomedien, und drey biS vitt vom Kap Philotlint. 425 In anderthalb Stunden gelangten wlr nach Gue-bezch*), einer kleinen, nicht schlecht gebauten, von Griechen und Türken bevölkerten, Stadt. Ma« glaubt, daß sie an der Stelle des alten Lyblssa stehe, wo Han-nlbal das Leben verlor. Bouyouk-Hissar, oder das große Schloß, steht eine Viertelstunde vom Wege rechtS, «S liegt auseinem nur wenig erhchtcn Boden. Wir horten in demKaravanserai, wo wlr einkehrten, baß der Grels, den man ohnmächtig in das Fahr? zeug gebracht hatte, wieder zum Leben gekommen war. Bey seiner Ankunft zu Guebezeh hatte er d>n Leichnam seines Sohnes zum Kadi bringen lassen, und sich mit deu meisten Reisenden selbst dahin begeben, um Gerechtigkeit zu erflehen. Der Kadi hatte geantwostct, daß ihn dlcse Eache nichts angehe, und daß er sich an den Kapitän-Pascha wenden nuisse, der allein das Recht habe, über seine Seeleute zu richten. Am 18. brachen wir mit Tagesanbruch auf. Nach elnem Wege von drey Stunden gingen wlr bey «inen» kleinen Dorfe, mit Nahmen Tousta, vorbey. Die Küste krümmt sich sehr vom Kap Philokrinl bls Skutari. Bald kamen wir bey den drey Inselchen vorüber, welche Herr von Cholseul auf der Karte der Gegenden um Konstantlnopel mit dem Nahmen Nlssa bezeichnet hat. Wir sahen auch die Halbinsel Akritas, die wlr An» sangs ftir mehrere Inseln hielten. Wlr entfernten uns, nachdem wlr an mehrern Dörfern vorüber gezogen waren, wieder vom Meere, ohne es jedoch ganz aus dem Gesichte zu verlieren.. »j Herr Other gibt ihr den Nahmen Guegne e Bife,wel; ches im Türkischen wir find bemittelt, öcdeulct, Es war tnlt Schissen bedecke, welche nach allen Rlchtu«« gen segelten. Der größte Theil schlug den Weg nach Konstantwopel ein; einige schienen in den GolfvonNl-komeblen, ober in den von Mundania sich zu begeben; die größten segelten nach dem Hellespont. Das Wetter war schön, und der Wlnd blies sanft aus Westen.1 L.inge 3ett stellten stch di« Prinzenlnseln unsern Bll-cken bar. Anfangs schieien sie nur elne einzige zu bil, den, allein sie traten ln dem Mass« aus einander, wie y,ir uns näherten. RechlS bemerkten wlr ewige Hügel, vor uns hatten wir den vonBourgourlou, aufden wir zuzugehen schienen; bald ließen wir ihn rechts, und traten ln den herrlichen, alten Cypressenwalb, der die Gräber der Muselmänner beschattet, und trafen zu Skutarl nach einer Wanderung von neun Stunden «ln. Die hiesigen Zollbeamten erlaubten uns sogleich, mit einem von ihnen über den Bosphorus zu fahren, und uns an den Zoll von Konstantlnopel zu begeben, wo unsere Sachen, well sie von der asiatischen Küste kamen, untersucht werden sollten. Wir fanden hler Anfangs einige Schwierigkeiten, vielleicht wegen unserer arabischen Kleidung, allein nach Vorzeigung unserer Firmans und eines Geschenks von hundert Paras, erließ man uns dle Durchsuchung,. welche die Europäer lmmer wegen der Pest fürchten. Auf diese Art konnten wir uns noch vor Nachts nach Galata begeben, und m»? lere Sachen daselbst ausladen. 42? Zehenter Abschnitt. Abreise oon Konsianlinopel. Weg über den Hellespont Die Huste von Txopa, Ipsera, der Hafen Dailo, das Vorgebirge Suuium. Ankunft zu Athen. Regierung dieser Stadt. Wanderung auf den Hynmtus, nach Marathon pnd den Penthelischen Berg. lÄls wlr «ln wenig von unserer Ermüdung ausgeruht hatten, war es unsere erste Sorge, unsere Sammlung, welche zerstreut war, zusammen zu bringen, um das erste neutrale Fahrzeug benutzen zu können, das nach Marseille, klvorno oder Genuasegeln würde. Die Sa« chen, welche wlr in Aegypte», auf Rhobus und Lero gesammelt hatten, waren ln dem französischen Pallaste berwahrlich niedergelegt worden; allein alle diejenigen, welche wir aus den Gegenden der Provontis und des Hellesponts, Tenedos, Ltsbos, Cclo, Mikont, Dclos, Ncrholen,was so viele neuere Reisende und Gelehrte über diese Stadt gesagt haben. Nach den Beobachtungen dcs H.'rrn von Chabert liegt die Citadelle, welche sich innerhalb der Stadt auf «lner steilen Anhöhebefmh?t,unterdem37. Ar. 5« Min. l Sek. der Breite, und unter 2« Gr. 25 Min. 59 Sek. der Länge, nach dem Pariser Me-idian. Die Stadt ist von einer schwachen Mauer umgeben, welche 1777 erbanet wurde, um gegen die Ueberfälle ver Albaneser, und jede Unternehmung von Seiten der Korsare» zu schützen; sie hat acht Pfarrkirchen, und einige Moscheen. Ihre Bevölkerung beträgt nur sieben bls acht tausend Einwohner, worunter ungefähr acht hundert Türken sind. Die in geringer Anzahl in Attlka, ober demjenigen Stt'icke von Griechenland, das sich vom KapSunium bis jenseits Mcgara auf eluer Seite, und bis zum Berge Parnaß auf der andern erstreckt, zerstreuten Dörfer, haben heut zu Tage nicht acht tausend Seelen, so entvölkert ist dieser Theil von Griechenland, seitdem er den Türken gehört. Uthenunb selneProvinz steht unter dem Paschallt Von Negropont, und bilden cinen Sanjak, worin fünfzehn Zalns und Tlmartoten sind, welche in dieser Eigen» schaft einiges L«nV besitzen, mid einige GeMevon den Dör- 4M Hö'rfern «rhfben. Die Stadt lsi lange Zelt eineApa, nage für den Kislar-Aga gewesen; heut zu Tag« zlehj er nur einige Einkünfte daraus, und der CheMeffendl ist, als Einnehmer des neuen Imposts, Herr von Athen geworden, und biswellen setn Beschützer bey dem Throne. Ein Woiwode hat die Polizey in der Stadt, und nimmt in derselben die Auflaqen ein. Die Gerechtigkeit wird verwaltet durch einen Kadl, der jedes Jahr ernennt wird von dem Kadllesker von RomelK'n, er entscheidet allein und ohne Appellation, so wie alle Kadi's des Relches, jede Clvllgerechtlgkeit, die vor sein Tribunal gebracht wird. Außer diesem Kadi gibt es noch «in,en Mufti, der von dem Schelk-Islam ernannt wird, der über alle An«> Gelegenheiten richtet, welche mit der Religion und mit den Gesetzen Mahomets in Beziehung stehen. In die» sem Falle darf der Kadi keln Urtheil sprechen, wenn Nicht erst der Mufti seine Entscheibungsgründe angegeben hat. Seine Stelle ist meistens lebenslänglich, ob ihn gleich der Scheit-Islam nach Gefallen abseyen kann. Dle Abgaben, welche Athen und Attika an den Che-liblessenol bezahlen müssen, beträgt heut zu Tage hun« dert und dreyßig tausend Piaster, alle Admlnlstratlons-kosten voraus abgezogen; sie bestehen aus dem Karatsch, bem Zehnten von den Erzeugnissen des Landes, aus ei» ner besondern Austage auf die Wewberqe, und gewissen Gefallen vom Weineselbst; berWaarenzoll ist dabey nicht Mit gerechnet. Die unter der drückendsten Tyranney schmachtende« Griechen haben zu Athen einen gewissen Anschein von Freyheit behauptet, oder besser, sie genießen einiger HrlolleKien, Kraft deren sie Mt mchr Vertrauen Wh IU. Vqnd. E e 634 ^ ,3üüm Mcherhttt, alsanberswo, lhrElgenthum bebauen, e^ Aig die geringe Menge der Seide, d!? man erzeugt, reicht nicht hln, zu den Bedürfnissen des Landes; sie ist sehr fein, und fast ganz weiß, man braucht sie zu den Stoffen, welche, wie wir bemerkt haben, in den Haushaltungen verfertigt werben. Dle Baumwolle von Mika ist nicht so geschätzt, wie die von Cypern und Syrien, man erbaut nur so viel, alS die Stadt braucht. Seit langer ZM fesselten der Berg Hymettus, der Penthelische Berg, und die Ebene von Marathon uns«, re Aufmerksamkeit. Wir wollten Attika nlchtgern verlassen, ohne die Gewächse zu betrachten, welche den Bienen diesen köstlichen, in ganz Griechenland so berühmten, Honig liefern, ohne die Steinbrüche zu sehen, woraus so vlele Meisterwerke, sa vlele schöne Denkmäh, ler hervorgegangen sind; ohne die Gegenden zu durchstreifen, wo einige Helden ihr Vaterland von dem Joche besreyten, das etn, König roher Völker ihm ausiege» wollte. Der Berg Hylmttus, von b chas, Johanniskraut Oillepestui«), ThymuS, und vor, nehmlich einer Art stachelichten Genlstes, einem Gesträuche, worauf die Bienen ganz porzWch gern ihren Ho» nig sammeln. 4z8 Wir setzten uns den 14. Iuny zu Pferde, um uns auf dieses Gebirge zu begeben, es liegt nur eine halbe Stunde von der Stadt, ln der Richtung von Osten nach Südvsten. Wir gingen über den Ilissns, der nur einige Schritte von der Stadt fiteßt; erwartrocken, er ist ein kleiner, fast lmmer wafferloser Fluß, den man gar nicht erwähnen würde, wenn er nlchl bey Athen flösse. Das nehmliche galt ebenfalls vom Cephlsus, der in einiger Entfernung von der Stadt westlich fließt; ober gleich immer ein wenig Wasser hat. und «inen Theil der Ebene befruchtet, würde er in Europa doch nicht den Nahmen eines Flusses e-haltea. Jenseits des Flusses sahen wir einige Olivenpfian-zungen, und nur wenig Weinberge; wir durchstrichen unbebautes Feld, ganz bedeckt mit Myrten. Dleses Gewächs war, wie bekannnt, der Venus geweiht. Kein anderes lnGrechenland war auch mehr geeignet, die Mysterien der Liebe zu begünstigen; keines gewährte dem liebenden, welche sich den zornigen Blicken der Elfer, sucht entziehen , oder vor den Augen «ine? zu aufmerksamen Mutter verbergen wollten, einen sicherern und angenehmern Zufluchtsort. Es wächst längs dem Wege, ln Büschen, auf den Feldern und am Ufer aller Bäche. Sein dichter Schatten, sein angenehmer sanft aromatischer Geruch, das angenehme Grün seiner Blätter, die weiße Farbe seiner Blüthen, das Dunkelblau der Früchte gegen Ende des Sommers, undwelche, wie die Blätter, den ganzen Winter über auf den Bäumen bleiben, dies alles mußte die Liebenden einladen, ihm d«n verdienten Vorzug zu geben. Der Oehlbaum w,r eben so der Minerva geweiht, wle es der Welnsicck ocm BacchuS war. NlchtS tst «uch vernünftiger, als die nützlichsten und angenehm- 43h fien Gewächse für das Volk zu heMgm Gegenständen zu mache«. In anderthalb Stunden begaben wir uns nach den» Kl»ster Serlani, welches ln einer Vertiefung gegen d«^. Fuß deS Gcbkgcs zu liegt. Cs ist umgeben von fehr schönen Olloenbäumen. Man sieht hier elne Fontaine, die außerordentlich berühmt lst; unfruchtbare Weiber, Kranke und Krüppel kamen Haufenwelse hierher, u>y dieses WaFer zutrinken; der heilige Geist, sagt man, steigt am Pfingsttage, in Gestalt einer Taube, darauf herab, und flkgt, nachdem er einen Mundvoll daoon genommen hat, eiligst wieder davon. Die Mönche sind sehrjzahlrelch „nb sehr arm, sie waren fast alle ausserhalb des Klosters beschäftigt, das lhnen zugehörige Getreide selbst zu schneiden und zu dreschen; sie haltenelne großeMengevonBlenen, thells ln der Gegend um das Kloster/ theils auf ande.rn Bt, ßhungen, welche sie am Fuße des GMrges haben. Wir ließen unsere Pferde bey ihnen, und schlugen, elnen sehr stellen Fußsteig ein. Nachdem wir über das Schleferlager gekommen waren, welches sich ein wenig Hber das Kloster erhebt, und welches die ganze Basis des Gebirges bildet, findet man elnen bald weißen, bald graubläulichen mit Weiß vermischten Marmor, der vor alten Zeiten an mehreren Orten ausgegraben worden M seyn scheint, nunn er gleich lange nicht vpn der Güt^ >st< wie der penthellsche, AlS wir auf dem Gipfel angekommen warn, befan« den wir uns auf einer Ebene, über welch« nichts um? her hervor ragte, ^ Wir hatten gegen Norden den pen< thkllschen Berg, wo sich der schyne Marmor für Aben-theurer findet, gegen Norbwesten die schöne Ebene, von, Achen fast ganz mit Oehlbäumcn bedeckt, gegen WelM die große Rhed« von Eleusis, geschickt hle zahlreichstz 44° Flotte aufzunehmen, und ble Insel Salamis, ble sich deutlich vom Lande ablöset, ausgenommen aufder Seite von Megara; jenseits irrte der Bllck auf dem ganzen Hintergründe des salonlklschen Golfs, heut zu Taql« Golf von Athen genannt, und schweifte hinaus bls nach Korwth; im Süden und Südwesien aber zelaM sich uns eine große Menge von Inseln und Eylanden, Phaura und Aeglna erscheinen ganz, allein Kalandria, heut zu Tage Pvrri, floß mit der Küste von Morea zusammen, und hinderte uns, bek großen Hafen zu sehen, der sie schlitzt und hinter sich bildet. Wir sahen süd-südwestlich dlis Vorgebirge Scylläum, und weiter« hin Hydra, welche jetzt die besten Seeleute des Archi, pels liefet. Die kleine Insel Belbina, ein unbewohnt ter und unfruchtbarer Felsen. zeigte sich fern von dett Küsten ftid.- slid - östlich. Elne Kette von Gebirgen ent, zog uns gänzlich den Anblick des Vorgebirges Sunium, Ueß uns aber unbedeckt das mitternächtliche E«be von Macronisi, oder der langen Insel. Ein« schöne Ebene erstreckte sich östlich, vom Fusse des Gebirges bis ans Meer, und ließ uns den Hafen Panormus entdecken, ge-bildet von zwey neben einander hinlaufenden Erdzun» gen, ble durch dr«y am Eingänge befindliche Felsen geschützt werden. Elne verstümmelte Statue, dle man dicht am Ufer sieht, und die, wie man glaubt, den Kaiser Hadrian vorstellt, einen Kompaß in der Hand hals tend, hat dle neuern Griechen veranlaßt, diesen Hase« den Nahmenkapltti, oder Schneider- Hafen, zugeben, vermuthlich well sie diesen Kompaß für eine Scheere gehalten haben. Weiterhin in Osten und Norbosien fließt ^ Euböa mit Andros zusammen. Indeß unsere Blicke auf Athen und seinem Gcbiete umher schweiften, oder alle die Gebirge, Städte, Hasen, Vorgebirge und Inseln zu entdecken suchten, wel- che dle Geschichte elnes clvillsirten und gebildeten Vol, kes so bemhmt gemacht haben, bildete sich in der Ferne eln ten sich die Wolken auf, und drohten über uns herab zu stürzen. Unsere Führer llethen uns, unsere Nach« forfchlmgen zu beendigen, und einen Zufluchtsort zu su, chen. Wir wollten daher nach dem Kloster Serianiel« len, allein wlr konnten es nicht erreichen. Der Negen fiel ln Strömen herab, und dauerte bis an den Abend, so daß wir erst bey Nacht wieder nach der Stadt uns begeben konnten. Zwey Tage darauf nahmen wlr Pferde und einen Führer, uns nach Marathon zu begeben. Wir zogen am Berge Hymettus hin, und trafen, an seiner nord« ttchen Selte in einem Orte, Staoro genannt, elne noch aufrecht siehende Säule, mit einer griechischen In-schrtft, dle wir für sehr bekannt hielten; welter hin, als wir unS «ln wenig rechts wandten, sahen wir aufdem Felde einen kolossalen verstümmelten Löwen. Nachdem wlr einlgeAlt in der Ebene hingezogen waren, nach Osten zu, kamen wlr über nicht hoheBer« ge ober Hügel, die bald kalkartig, bald schlcferartig, bald waldig waren. Doch sahen wir hicr einige Fich' te»; dle Tereblnthe, der Lentlskus, den Erbbeerbaum sarbouNes) und die Andrachne waren hier sehr häufig. Der Oleander, dle Myrte und der Platans wachsen hler nur an eln wenig feuchten Orten. Wir ging« bey dem Kloster Aou vorüber, ohne uns daselbst aufzuhalten; es liegt auf dlesen Hügeln und geHort den Mönchen vom Penthelischen Berge. Ob es gleich sell mehrere:» Jahren verlassen worden ist, sitht man d»ch noch Spuren von Kultur umher. Nach einem Wege von sechs Stund«!! kamen wk ln dle Ebene von Marathon , indem wir die I>>s>l Ntgro- 442 pont, und einige in dem Kanal, welcher sievonAttlsH trennt, zerstreute Felsen vor uns hatten. Diese Ebene lst nur anderthalb Stunden lang, vol» Norden nach Süden, und eine halbe Stunde breit von den Gebirgen bls ans Meer. H'bem wtr uns der Mitte näherten, sahen wir nlcht welt vom Ufer sumpsig« Stel^ len, worunter an drey bls vier Orten elnig« Ueberreste der Grabhügel fich befanden, die den Athenlensern er» richtet wurden, welche ln der glorreichen Schlacht fielen, die hier dieses Volk gegen einen zehn bls zwölf Mahl sickern Feind gtwann. Man sieht auch noch Stück« von nicht sehr starken Säulen, Erdhaufen, Marmor, stücke und einige Reste von Mauerwerk. Mr bemerkten auch «inen gepflasterten Weg, der durch die Sümpft/ führte. Weiter hln, gegen Norden, erhebt fich, mitten auf der Ebene, hügelförmlg ein Grabmahl, ähnlich demjenigen auf der Ebene von Troja, nur kleiner. Seine p?rpe,ldikuläre Höhe mag ungefähr sechs und dreyßig Fuß betragen; es zelgt übrigens gar nichts Merkwür« dlg,S. Herr Fauvel hat hler nachgraben lassen, allein, ohne Erfolg. Von diesem Gradmahle weiter gegen Nor* den bemerkten wir noch einen sehr großen Sumpf, de» wir aber nlcht naher untersuchen wollten. Wir kehrten auf dem Weg« zurück, wlcherwlrge, kommen waren, doch hielten wir uns nach dem Gebirge zu; wir gtngcn bey dem Dorfe Uran« vorüber, und kamen dann ln ein drey bls vier hundert Schritt breites Thal, wo die denkwürdige Schlacht zwischen den Atheniensern und Persern angefangen haben soll. In der Tiefe dieses Thales, welch-s nur eine Meil« lang lst, und da, wo der Boden anfangt, sich zu erheben, erblickt man bte Ueberreste «lner Verschanzungsmauer, und die «lnes Tempels, der vermuthlich nach der 443 Schlacht hler erbauet wurde, weit« hin sahen wlr ewe gänzlich verstümmelte Statue. Das Lager dehnte sich aus an dem Abhänge des Gebirges, und warumgeb«m von einer Mauer trockener Steine, deren Spuren man noch erkennt. Ihre Lage war so, daß sie nur von dem Thale aus, dessen wir erwähnt haben, angegriffen werden konnte. Ein wenig welter hinaus über dleseS verschanzte kager, gegen Nordwesien, ist ein anderes Thal, worel« wlr hinab stiegen; wir gingen eine halbe Stunde bey «inem Bache hin, dessen Ufer bedeckt waren, mit Oleander, Myrthen, und Clematlten; wlr kamen bey einer Mehlmühle vorbey, und dann in daS DorfMarathon. Es liegt drey Meilen vom Meere, und am Ende der Ebene, die seinen Nahmen führt, oder vielmehr, es liegt in elnemThale, welches an diese Ebene stößt. Man zählt heut zu Tage nlcht hundert Einwohner in demselben. Wlr brachten den Rest des TageS in einem Garten lm Schatten elnes großen Maulbeerbaumes zu. Man ließ uns hler eine gut« Mahlzeit bereiten, und brachte UnS für diese Nacht frisches Stroh, worauf wir schiiefen. Den andern Tag, mit Sonnenaufgang, stiegen wir iu Pferde, und zogen längs dem Bache herunter, an dem wir gestern hinauf gekommen waren. In der Tltfe des Thales, und ganz am Fusse des Gebirges, ist ei» runder Thurm, der uns aber nicht auS dem Alterthume zu seyn schlen; «l» wenig darüber befindet sich eine «left und weite Grotte, ln die wlr gingen; sie hat nichts Merkwürdiges als Stalaktiten von verschiedenen Formen. Als wlr diese Grotte, welche dem Pan geweiht ge» "«sen seyn soll, verlitßen, bestiegen wir, auf s«h? 445 ^ schlechten N3egen, Kalkgebirge. Nach elnem Wege vo« drey bis vlcr Stunden , hielten wir einige Minuten bey einer reichlichen Quelle, Kephalarls genannt, dicht bey «inen» Dorfe, dessen Nahmen wir vergessen haben; von da, links, kamen wl^, uns um das Gebirge herum wendend, in das Kloster des penthelischen Berges. Der Prior, an den wir ein Schreiben vom Herrn Gas-parl hatten, war nicht da, allein die Mönche nahmen uns sehr gut auf, und boten uns ein Mittagsmahl an. Indeß dies zubereitet wurde, gingen wir aus, die Marmorbrüche zu besehen, die sick «in« halbe Stunde vom Kloster befinden. Der dahin führende Fußpfad ist rauh und schmutzig, er ist eingefaßt ml: Clsten, Erdkeer» dämmn (arboutier5), Anbrachne's, KermeS, Elchen, Genisten, der Boden ist schleferartlg, voll Gllmmer bis in die Gegend des Bruches. Die Main'.orbank, welche unmittelbar auf Schiefer ruht, ist weiß, und von einem äußerst feinen Korn«; der Stein hat nicht nur zu Säulen »mo mancherley Monumenten Athens, sondern auch zu Bildsäulen gedient, indessen zog man zu diese» doch de.l Patschen Marmor als den allerfelnsten und schönsten vor. Das Ausbrechen des penthelische» Märmsrs g4« schieht an verschiedenen Orten, wo die Bank unbedeckt lsi, allein man ist auch in den Felsen eillgekrungen, und hat Gallerlen gebildet, in bl< man gehen und die man w großer Lauge durchstreichen kann; sie zeigen überall Stalaktiten, mit unendlich verschiedenen Formen. Der Eingang ist weit, man hat eine Kirche daselbst erbauet, wo die Mönche vom penthellschen Berge bisweilen Messe lesen. Es gibt in diesem Kloster fast hundert Mönche, welche sich sämmtlich mit Ackerbau, Vieh- und Bienenzucht btschästlgltl, <2je hqben weitläufige BesitzUOM, ^ wohl auf dem Geblrge als ln der Gegend von Athen, wofür sie verbunden sind, an eine der ersten Moscheen ln Konstantlnovel elne gewisse Quantität Honig, Wachs, feines Oe^l, Butter unb Käse zu llefern, Der Prior wird jährlich von den versammelten Mönchen erwählt, und fast immer in seinem Posten bestätigt, es müßte sich denn gegen lhn eine Kabale bilden, was jedoch äußerst selten lst. Von Marathon bis zum Kloster hatten wir fünf Stunden Weges, unb vomKloster bis nach Athen anderthalb Stundeil. Eilfter Abschnitt. Abreise von Ath«n. Weg durch die Meerenge von Salamis , Eleusis, der korinthische Isthmus, der Golf von Lepanto, Palras, Ichata, Cephalonia und Pargn, Ankunft zu Korsu. «>^a wir erfahren hatten, baß man ohne Gefahr über den Isthmus von Korlnth gehen könnte, und im Golf von kepanto Gelegenheit zur Einschiffung nach PatraS finden würde, so trennten wir uns von den meisten unserer Reisegefährten, und ließen das Schiff, welches uns von Konstantinopel gebracht hatte, nach seiner Bestimmung absegeln. Wir thaten das auch deßwegen , weil man öffentlich sagte, eine englische Brigy habe sich in der Gegend von Cerlgo gezeigt, und daselbst *lll französisches Fahrzeug angegriffen. 446 Da die Beobachtungen, welche wir zu Athen und in der Gegend um dlese Stadt hatten anstellen wollen, beendiget waren, mietheten mir drey llelne Fahrzeuge, und schliefen am 23. Iun. in dem Magazin, das sich ln SyrakuS befindet. Da am andern Tage der Wind nach Westen ging,, brauchten wlr dieses Hinderniß, unl alle Umgebungen des Hafens und der Halbinsel Munl-chye auf das genaueste zu betrachten. Wtr fanden südwestlich von dieser am Ufer selbst die Reste eines Grabmahls, das man für das des Themlstokles hält, es ist ln einen Kalkfelsen gehauen, und scheine s«lt mehreren Jahren zu verfallen. Das Wasser tritt hinein, so bald nur der Wind ein wenig von Süden oderSüdoste» weht Man sieht inwendig einen gleichfalls beschädigten Sarkophag, und dabey Säulentrümmer, welche Reste volt dem dabey errichteten Monumente seyn mögen. Von diesem Orte aus sieht man einen Thell des Kanals, der Salamis von Attlka trennt. Man entdeckt die Insel Psyttalia, um welche die Achenlenser und die verbündeten Griechen durch den Rath und die List des Themistokles über dle Perser siegten; man sieht den Pyreus, den er mtt Schiffen bebeckte. Das Volk, welches den Gedanken fassen konnte, an diesem Ortt die Ueberreste «tnes lange geachteten Mitbürgers, dem «S aber einst stin Heil und seinen glänzendsten Sieg zu verdanken hatte, beyzusetzen, verdiente wohl, baß große Männer die ersten Stellen des StaatS bekleideten, und große Feldherren seine Heere anführten. Da bey Sonnenuntergang der Westwind zu wehe« aufhörte, veclteße» wir den Hafen, und ankerten et-m Viertelstunde westlich davon. Am 25. Abends kamen wir zu Eleusis an. Diese Stadt, einst «ine der ansehnlichsten iu gant Mika, ist htut zu Tag2Mln. 41 Sek, der Breite setzt, liegt aufdem nordwestlichen AbHange einer Anhöhe, eine Viertelstunde vom Meere, und wlrd ln Suden von einer sehr ansehnlichen Citadelle beherrscht, welche aufdem Platze derjenigen erbaut seyn soll, welche die Nömer hier anlegten, als sie aus dem Orte eine Festung und den Sitz eines großen Handels machten. Heut zu Tage auf elnen sehr geringen Raum beschränkt, und auf vier hundert Hauser und sechs tausend Einwohner herabgesetzt, zeigt sie durch ihre Ruinen und Mauerüberreste, daß sie sich ehedem in Noroen bls ans Meeresufer erstreckte, und ln Westen den ganzen erhöhten Boden einnahm, der den Hafen umgibt. Dieser Hafen, der mit Sand und Schlamm angefüllt ist, liegt unterhalb der neuen Stadt, gegen Nord« Westen. Eine Mauer lm Halbzlrkel, dauerhaft erbaut, sehr dick an der Bafis, die sich zurückweichend erhebt, hielt den Boden fest, und diente wahrscheinlich auf dieser Seite der Stadt zum Wall. Wheler hat diese Eln-fassung für elnen Cirkus gehalten, das kann sie aber Nicht gewesen seyn. Alle Einwohner versichern, von lhren Vorfahren gehört zu haben, daß zu dieser Zelc in ihrer Mauer, ihrer Länge nach, große eiserne Ringe waren, welche ehedem zum Anbinden der Schiffe diem? len, und das kand, welches sich gegen über zelgt, war zun> Theil noch unter Wasser, als die Venetianer Herren die-scr Stadt warcn; eS ist um einige Fuß erhöht worden, theils um es tulturfähig zu machen, theils um dlest Quelle ansteckender Krankheiten zu verstopfen. Es glebt wenig Städte, die so trefflich für den Handel gelegen sind, welche ein fruchtbares Gebiet haben, welche schönerer, mannigfaltigerer, mahlerischerer Aussichten genießen; sie hat keinen Hafen, allein ihre Rhebe tst sehr sicher. Die kleinen Schiffe vouZante, Cephalo-nla und Korfu kommen zu jeder Jahreszeit hleher, um Korn, Gersie, Mais, Käse und Vieh zu holen. Dl« europäischen Schiffe bringen, wle in andere Stapelplätze der Levante, Tücher, Mützen, Zucker, Kaffee, Kochenillc, Indigo, Färbeholz, Eisen, Papier, Quincallerien hier« her, und finden daselbst eine Ladung von vier bis fünftau-send Pfund korinthischen Rosinen, zwey bis drey tausend Mtllcrolen Olwcnöhl, einige Ballen Eetoe, und wenig Baumwolle, ein wentg Gummi, Adragant, welches die Gebirge umher liefern, ein wentg Wachs, gemeine Wolle und trockene Fn'ichte. Am i8. früh bemerkten wir unser Schiff, welches bey geringerm Sü'lldlvwde nach der Rhcde zu steuerte; wir sandten sogleich dem Kapitän eln Boot entgegen, und ließen ihm sagen, er möchte auf der Höhe ankern, neben einem kleinem Schiffe, das unser Gepäck aufnehmen und uns nach Korfu brlngen sollte. Wir thaten dieses, um nichts mit dem Zollbeamten zu thun z" haben. Denselben Abend entfernten wir uns mlt dem Landwinde langsam von der Küste vonPatras. Bey So«-nenaufgang warfen wir Anker in der Gegend der 3^ schereyeu von Mssalongi. Die Kl'iste von Aetoliei! ist niedrig, das Meer nicht tvf, weiter als elnlStunde pom Lande sieht mau dent- llch den Grund, der bald mit Kräutern und Schlamm, balb mlt felliem Sande bedeckt ist. Wenn man sich Messalongi oder A:,ato!ico nähert, hat man nur drey bis vier Fuß Wasser. Der Fluß Achelous, heut zu Tage ^sprap«tamu5 genannt, scheint einen Thnl des nkdrigen Landes, das sich an seiner Mündung befindet, gebildet, und auf dem Meeresgrund in einer großen Entfernung von der Küste erhöht zu haben. Wir ankerten eine Stunde südlich von Messalongl und hatten in Nord- Nord- Wcstcn einen tiefen Golf., ln dem sich, unter Eylanden, die klein,e Stadt Matolico befindet. Die Flschereyen sind von dem, Großhcrrn an einge-borne Griechen für den Preis von 40,000 Piaster verpachtet. Man fängt hier verschiedene Arttn Fische, welche man an der Eonnc trocknet, und fast im ganze» ottomannischen Reiche verzehrt; man bereitet auch Pot? asche hier, welche von den Venetlnnern und Provenca? len sehr gesucht wird. Wlr lichteten um zehn Uhr des Morgens die Anker, und segelten auf den Kanal zu, dcr dle I„sel Cephalonia von Ithaka trennt; wir kamen südlich bey den Inseln, Oxt.ü genamtt, vvlbcy. Dieses sind zwey unbewohnte Felsen, wo sich dreyHi'ifen befinden, dle sehr gut seyn sollen, worein sich die Seeräuber fiüchten, welche die Küsten Aetollens beunruhigen. Zcbn, zwölf, höchstens fünfzehn besteigen lclchte Fahrzeuge mlt Rudern und Se-S«ln, und greifen mlt Kühnheit schlicht bewaffnete, od:r nicht gut bewachte Schisse an. Diese Inselchen sind dem Lande zu nahe, um auf den Charten bezeichnet zu seyn. Sie liegen nordwestlich vom Kap, welches an der M'inbm'H d«s Achelous ins Meer hinaus jöuft. 454 ?l,n 25. batten wir viel mit dem Meere zu kämpfen, ehe wlr den Hafen Lia, auf der Insel Ithaka, erreichten. Es wlw ellf Uhr, als wir Anker warfen. Der Hafen ist sehr enge, tief und sicher, selbst für groß« Schiffe. Die Küste ist hoch, talkartig, ganz mit Gesträuche bedeckt, sie war unbebauet, ob sie gleich siir ben «„ban des Weinstocks und Oehlbaums wohl passend schien. Am 2i. fuhren wir ander Küste hin, und anketten im Hafen Ekinos, der links gegen den Clngang dcs weiten Hafens von Vathi zu Uegt. Am Ufer von die-seck gibt es einige Wohnungen, allein die Stadt Thlakl liegt etwas entfernt, auf den, AbHange des Gebirges. Die Insel lst gebirgig gnt angebaut und bringt für dle Bewohner hinlängliches Getreide hervor. Man sieht viele Oehlbäume und elne Menge Welnstöcke darauf, von denen die kleinen Beeren ohne Kerne genommen werben, die unter dem Nahmen der Korinthen be, kannt sind. Ihre Bevölkerung soll nur sieben bls acht «ausend Seelen betragen. Auf der Küste, wo wir ausstlegen, bemerkten wir einen weißen, sehr harten Kalkstein, der uns an einigen Orten zum Pflastern der Höfe und selbst der Gemächer geschickt zu seyn schien; er sondert sich in mehr oder minder dicke Blätter. In Norden von dieser Insel, heut zu Tage von den Griechen Thiak) genannt, befindet sich elne unter dem Nahmen Attoko bekannte Klippe, welche die Schiffer dadurch zu vermeiden suchen, daß sie sich so nahe als möglich an Thiakl halten; sie ist nicht groß und unbewohnt. Am 22. fuhren wir um zwey Uhr des Morgens ab, um vor der Rückkehr des Norbwestwlnbes, d?»l wir er- 45> warteten, seit wir Patras erreicht hatten, so wie wir den Westwind erwarteten, als wlr in den Golf von Athen, ober in dem von kepanto waren, das mittägige Kap von Sainte - Maure umschiffen zu können: denn man muß bemerken, daß zur Zelt txr stärksten Hitze der Wind regelmässig dem adrlatischen Golf folgt, und da» her alle Tage von neun ober zehn Uhr des MorgenS bis Abends von Nordwesten weht, und daß er, angekommen lm Golf von Patras, sick verändert, in den von Levant» eiMngt, ßie Feinheit ihres Wuchses ganz sehm tteß. Die Weibe? aus dem Volke gwgen. obgleich gut gekleidet, dennoch barfuß. Die andern trugen fthr saubere Fußbekleidung, und alle anstatt des Ochleyers elne Art von Schawls aufbem Kopfe, der nachlässig über das Kinn herunterging unb dann auf eme Schulter fiel. Am 25. reisten wir vor Tage ab, unb segelten m<^t einem leichten Landwinde weite?. Wir blieben immer an der Kl'iste von Eplrus, unk gegen eilf Uhr fuhren wir über den Kanal von Korfu; wlr ankerten beyder Zündung eines kleinen Flußes, der das Quartier von Eskimo durchfllcßt, welches elne Stunde vom südliche» ßnde derI-isel cntftrnt ist. Dcr Kanal hat in dieser Gegend ungefähr siinf tausend Tolsen in der Breite. ''" I» der Nacht und am Morgen des 26. Iuly er-laublc ultseln leichter Landwind, die Rhede von Kasiras be's, südlich von dcr Stadt Korfu gelegen, zu erreichen. Wlr mußten hi?r den Tag zubringen, und verließen sie erst ben andern Tag, bloß um eine angenehme Quaran-rallit zu halten. Zwölfter Abschnitl. Beschreibung der Insel Korfu. Abreise anf der Fregatte la Armie. Walld^rnng »ach Blttrimo. Bcmcrk,l!,g über den Boden und die Umgebungen dicftr Stadt. .Ankunft zu Zlnkona. Krallkhlit und Tod des Brugmere. ^)te Iilsel Korfn war in der Gewalt der Franzosen, als wir dort ankamen, und der Hauptort eines der drey Departements geworden, die man dert an der Zahl, sind fast sämmtlich Seeleute, und besitzen einige Fahrzeuge, bestimmt zum Handel mit Lebensmitteln für die Insel. Jenseits Manouchlr ist der Boden uneben, bebeckt mit Oehlbäumen; das Land ist talkartig, ein wenig kreidig, die Lage der Gcwä'chserbe ist tie fund sehr gut. Nach elnem Wege von einer Viertelstunde kamen wlr in elne niedrige, enge, zum Theil angebauete, zum Theil sumpfige, oder von eli;«r großen Saline eingenommene, und mit elnem kleinen Flusse durchschnittene Ebene. Wlr hatten rechts die Rhede von Korfu, und Uzlks, am Ghange eines ganz Hit Oehlbäumen bedeckten Hügels, das Dorf Potamos. Diest Cbene führte vns nach Kandolacl, einem kleinen Dorfe, am Hafen Gouin gelegen, von Korfu anderthalb Stunden entfernt. Gouinist ein natürliches Becken,wohln die Vcnetia-ner ihre Galeeren brachten, und um welches herum sie Magazine zur Ausbesserung ihrer Schiffe angelegt hatten. Um neun Uhr des Abends kamen wir nach Scrlpero. Man zählt hier fünfhundert Einwohner. Der Oehl-baum ist in der Gegend sehr schön und sehr häufig. Um die Wohnungen her steht der Orange-, Citronen-, Felgen-, Mandel-, Granat-, schwarze Maulbeer.-. Pfirsich-, Pflaumen-und Birnbaum. Am 18. bestlegen wir das Gebirge, und gelangten von demselben herab nack Coropiscopt. Ehe wir auf den Gipfel kamen, hatten wir verschiedene Dörfer am AbHange des Gebirges gesehen. Vom Gipfel hatte« wir eine schöne ceiche Aussicht, welche uns die verschiedensten Gcgensiände darstellte. Coropiscopi hat nur zweyhundertElnwohner. Oehl ist das Haupterzeugniß seines Gebietes; doch hat es auch ein wenig Wein und Getreide, als Weitzen, Gersie, Spelt, Hafer, Mals, Doura, Erbsen, Platterbsen, Wicken, Linse», und allerley Bohncnarttn, auch ein wenig Flachs. Man schält, vermittelst einer Handnn'ihlc, die kleine schwarze Bohne ab, und bewahrt sie so, um sie durchgeschlagen zu essen. Auf diese Art wird diese Hülscn-frucht und andere auch ln Oberägypten aufbewahrt. In allen Dörfern, durch die wir gekommen sind, bereitet man Brod aus einem Drittel Douramehl,ver, mischt mit zwey Dritteln Weltzen-oder Gerstenmehl, es ist fest , und schwer, aber frisch sehr gut; wenn es hart wird, lst es unverdaulicher. Statt des Dour a 4<55 ntmme man auch Mals, und dann wlrd das Brod lockerer, aber man findet dieses nicht so wohlschmeckend. Man hatzu Coroplscopl bloß Brunnenwasser. Die Mühlsteine, deren man sich zu Oehl-und Mehlmühlen bedient, werden aus demselben Hügel gezogen; es lst «in Pubdlngsteln, gebildet aus vielen vereinigte» sehr harten Kieseln. Wir verließen am Abend Coroplscopi, wandten uns Anfangs wcsiltch, dann nördlich. Wir kamen in bas Dorf Agrafus. Es liegt auf einem mlt Oehlbaumen besetzten Hügel, am Ende einer Ebene. ES besteht aus neunzig Häusern, ein anderes, Cavalouri,ewe Viertelstunde welter aus fünfzig, und ein drittes, Carussabe's, aus hundert und achtzig Häusern. Ehe wir nach Agrafus kamen, begegneten wir einer großen Menge junger Weiber, die meistens hübsch und gleichförmig gekleidet waren; sie trugen eln weißes Cor» set, einen blauen Rock und einen weißen Schllycr auf dem Kopfe, der hinten bis unter die Schultern herab-Mg, und ihr Gesicht ganz unbedeckt ließ; ihr Busen zeichnete sich durch ein gefaltetes Hemd aus, das bis an den Hals heraufging. Alle trugen mtfdem Kopse einen vollen Wasserkrug vom Flusse her. Man findet dlese Kleidung ln allen nördlichen Dörfern der Insel. Wir verweilten uns nicht zu Agrafus, sondern gingen blS nach Carussabe's, wo wir die Nacht zubrachten. Am 19. Morgens gingen wlr auf einem mlt Oehl-bäumen beschatteten Wege in die Ebene herab, welche sich lcinsss dem Meere hin bls an das kleine DorfSpha« chlera erstreckt. Wir wunderten uns, als wlr hörten, baß man ln der gan^ll schönen und fruchtbaren Ebene, im Norden und Novdwesten der Insel, welche vtel höher lst alS das Meer, weder Gerste, noch Weißen bauet, well im Winter das Land zu feucht lst. Man könnte diesem Nachtheile leicht durch Gräben abhelfen, und dann würbe man auf Einem Boden jährlich eine doppelte Ernte bekommen, weil der Mais, ble Doura, und die Bohnen (liaricot»), die einzigen Gewächse, die man jetzt dort bauet, nur nach der Kornernte erst gesärt m o gepflanzt werben , und vor bcr Samenzeit von jenen reif sind. Nachdem wir elaehalbc Stunde in der Ebene fortgegangen waren, wandten wir uns nach Osten, «md hatten zur Rechten einen Hügtl mit Velanl- Elchen be-deckl, ble der Vcnclianischen Regierung zngehö'rten. Das Produkt biescsV^umes muß äußerst feträcht-lich seyn, wenn man bedcnt:, daß er eine Streck« von mehrern Stunden unweit der Kost: einnimmt, und «b«n so weit in die Gebirge hinein sich erstreckt. Dle Republik hatte auf dem Meerufer zwey Magazine erbauen, lassen, worin dle Cü'pülc dieser Elch« ausbe-wahrt wurden . bis man, sie zu verkaufen oder anders wohin zu bringen, für gut fand. Ein anderes Dorf, daswlr aufunstrm Nege fan-den, ist Peritia. Es besteht aus hundert und achtzig Häusern, und liegt nordöstlich vomBergeSalnt-Salvq?. dor. Dle Gegend umher lst steinig und ohne Baume, bloß um die Wohnungen stehen «lntge Fruchtbäume. Die meisten Häuser verfallen, well die Einwohner, mehr herab l,i die Ebene untcr die Elchen sich bon Hen Anhöhen umher, unter» hatten. Wlr durchstrichen die fünfDörfer, wMe däs Quar« «ler von Lefkimo bilden; Rtnglade's, von fünfzig Häusern; Anaplade's, vonhuftderl und achtzig; Sa^nt:Tht^ H«6 3ÜÜÜÜ3?Ü?!^Ü! doro, von zwey hundert; Potam!, von achtzkgj und Me^ llchia, von zweychundert. Sie sind sehr nahe beysammen, und bilden eine Völkerung von vier mahl hundert tausend Einwohnern. Die Schisse gehe» zu seder Jahreszeit den Fluß herauf, und laden Oehl, welches ble Bewohner dieses Dorfes bereiten. Den Zl. durchzogen wir noch einmahl ble Ebene, und kamen, immer im Schatten von Oehlbäumen, in den Golf von Egrlvo. Dann erreichten wir Perlvoll, ein Dorf von mehr als hundert Häusern. Das ganze Land, welches sich westlich von lefklmo nach dem Meere zuerstreckt', würbe beS Anbaues fähig seyn für Oehlbäume, besonders aber für Weln. In< deß findet sich nicht viel Anbau hier. Auf diesem Theile der Insel befinden sich zwey beträchtliche Dörfer. Von Perlvoll gingen wir nach Malatla, elnem Dorf« von dreyßig Häusern. Cine Meile weiter sieht man Argtrade's, welches neunzig hat. Weitergingen wir nicht, sonblrn brachten den Tag ln de,n Quartler von kefklmo zu, und den andern Tag begaben wir uns in die Tiefe des Golfs. Nach einer Stunde Weges stiegen wir von einer Höhe hinab ln das Thal vun Egripo, welches wir durchstrichen. Es ist äußerst fruchtbar, dieOehlbäume sind hier fehr schön, und die meisten Felder mit Mais und Doura bestellt. Wu: stiegen daraufbls zu dem kleinen Dorfe Cora cab «'s hln« aus, von wo wir zum zweyten Mahle bis zum Meeves« nfer hinunter stiegen, indem .vlrlinks das DorfCllmo, aus hundert und fünfzig Höuser bestehend, liegen lie« ßbn. Nir gingen einige Zeit immer am Golf von M«ft söngl, fast immer lm Schatten der Oehlb/iume hin. Durch die Ebene fließt.ein kleiner Fluß, der auf den GelNrgen entspringt, und der, nachdem er sieb«» ^6? Mahlmü'hlen Wasser gegeben hat, ln ew ttefes und stilles Bitt sich sammelt, worin Kähne fahren können. Nordwestlich von Messongi sieht man eln Gebirge Von mittlerer Höhe, dessen Fuß mlt Olimen bepflanzt ist. Von da kamen wir nach Bcnissa, und dann nach ferama. Bald darauskamen wir in beu Hafen der Sallnen, rorto-cateu» genannt, wegen seines engen Eingangs, der ehedem durch eine eiserne Kette geschlossen wurde; Man nennt ihn auch I^ooder ^lckiera äi^alickio» pulö, von einer alten Familie ln Korfu, die ehedem Besitzer davon war, und etne Fischerey harauf ange« legt hatte. Noch an demselben Abend trafen wir aber zu Ca» strade's, einer Vorstadt von Korfu, ein. Der Hafen der Sallnen scheint ehedem einer der sichersten und der geräumigsten gewesen zu seyn. Wte alle alte Häfen, ist er nicht tief, indessen lst er ganz gc>M der Haftn der Pheacier gewesen, und konnte wohl zu jener Zeiteine grosse Marine fassen. Die Stadt lag nördlich, und erstreckte sich bis an die Rhlde von Castrade's; sie «ahm ein Terrain ein von einer Meile im Umfange, welches die Einwohner bezeichnen, mlt dem Nahmen koliz, oder der alten Stadt, und wo man auch noch ei» nlge Trümer sieht, viele Stücke von Ziegeln und Töpfen , auch hat man zu verschiedenen Zeiten Medaillen, Vä'ulen und Inschriften ausgegraben. ImOst-Nord-Osten von dleftm Boden ist ein mlt Oehlbaumen ganz bepflanzter Hügel, allein dieser schein^ nicht mit ner das Dorf Merovigli, geg:n den Fluß zu, das kleine von Laint- Erino bey dem Teiche Armura, und dle Stelle, welche die alte Stadt Buthrotum am Ursprung« des Flusses und des Sees elnnahm. In Süden und Slidoste», fieht man ein« niedrige, gewässerte, sehr sruchtlxue Ebene, fähig, einer großen Stadt ih, rc Bedürfnisse zu liefern. In Osten und Nordosien er« heben sich Hügel nnb Gebirge, alle mit Wald bedeckt. Dle Festung, welche die Venetianer hier erbauet hat-ten, um den Handel zu begünstigen, den fie Anfangs mlt dem Innern von Eplrus unternommen hatten, und dann, um die angelegten Fischereyen auf dem Flusse Olrovolla, und auf Armma zu vertheidigen, besteht ill «wem viereckigten Walle, mit vier schlechten Thürmen. Eln Graben geht rings herum. Die Ruinen der alten Stadt Buthrotum beschäftig, ten uns den ganzen Morgen. Folgendes ist das Merk» würdigste davon: Zehn bis zwölfSchrltte vom rechten Ufer des Flusses bemerkt man einen zerstörten Thurm, man verfolgt lange Ztlt eine sehr dicke Mauer, welch« die Stadt von der Lanbselte vertheidigte. Ist man auf dem Gipfel des Hügels getomme«, wo die Citadelle, W> 47 l der Pallast der Könige, und eln Tempel gestanden zu haben scheint, so sieht nan unter andern zwey Wälle, und verschiedene Mauern. Die Stadt nahm den ganzen Hügel cln, und verlagerte sich auf der niedern Selte hin, längs dem Flusse in Ost- Cl'id- Osten. Ma» bemerkt auf dieser »m Fusse des Hügels einige Reste eines ansehnlichen GebäudeS. Unter den Mauern ber Citadelle, und denen der Stadt, sieht man zweyer, ley Arten von Mauerwerk, die zu verschiedenen Epocbcn gemacht worden sind. An elniqen Orten besteht der Fuß der Mauern aus großen viereckigen zu unregelmäßigen Polygonen behauenen Steinen. Am Abend beschlssten wir im Nachen den See von Butrlnto, und den von Risa, und begaben uns bann. wieder aufdie Fregatte, die ftMch unter Segel ging, den andern Tag waren wir bey Sonnenaufgang drey Stunden von Korfu. Am 19. September liefen wir ln den Hafen von Ankona ein. Wir mußten drey Tage Quarantaine halten, und durften uns am 2F. erst ln die Stadt begeben. Brugulere wurde am 24. krank, und Herr Comey-ras bekam am 26. einen ziemlich heftigen Fleberanfall. Beyde endigten auch hier lhr Leben, eben so unerwar» tet, als zum innigsten Leidwesen, aller ihrer Freunde und Bekannte». Wenlg Tage nach ihrer Beerdigung verließ ich Ankona, um mlch nach Mayland, und von da nach Genua zu begeben, wo ich mich nach Nizza einschiffte. Ich reistte durch die Provence und kam im Dezember des Jahres «798 zu Paris an. '^ ^WW^' ^ MM »5