Neiseerinnerungen aus Drain, von ^ ^ inrich G o ft a. Mit Ansicht«» u«n Laibnch, U»ust««l, Vew« und Lu,g. (Pin * W\ Tket[ausickl voll LrtV I» el I'll . lith. i.W.I.ot.mprl in O'rutu Neiseerinnerungen au« Drains von Heinrich Go st a. VEIBBIOTHEE/ Mein Krain Ist gar ein seltsam läthselhaftes Land; Nickt so wie anb're Lander liegt es ba, Ein aufgescklag'nes Buch, von dessen Nlättern Das Aug' im Flug den klaren Inhalt hascht; Nein, hinter unscheinbaren Zeichen birgt Es hohen Werth und kaum geahnten Sinn: Begreifen muß man es, um es zu liebln. I. G. Seidl. Laibach, 1§4§* Druck der Vgtr'schtN Vubtinial-Duchdrucklr«. OHOOO^f-^ . Seiner kaiserlichen Hoheit, dem durchlauchtigsten Prinzen nnd Hcrrn, Doha«« Maptisti Kais. Printen und Vr^h,r)0g von Ves!,rrtich, kiiniyl. Printen ^u Ungarn und Pohmtn :c. :c. :c. d«m erhabenen Kenner, Beschützer und Beförderer iedes Guten und Schönen, lN tlcfstcr Ehrfurcht geweiht, vom Verfasser. Vorwort. ^^er oft laut gewordene Wunsch nach einem Werke, welches dem gebildeten Reisenden im wundererfüllten, aber viel zu wenig gekannten und gewürdigten Lande Kram als Wegweiser dienen könnte, hat mich veranlaßt, die Erinnerungen an meine dienstlichen und außerdienstlichen Reisen aus meinem Reisetagebuche und Gedächtnisse hervor zu heben, zeitgemäß zu ordnen und sofort mitzutheilen. Weit entfernt zu glauben, daß hiermit dem Bedürfnisse und den allseitigen Wünschen vollkommen Genüge geleistet sey, nähre ich die Hoffnung, daß hier wohl Niemand naturhistorische oder geschichtliche Abhandlungen und noch weniger ausführliche Monographien einzelner Orte suchen werde; was ich biete, sind lediglich Reiseerinnerungen im einfach erzählenden Gewände mit etwas patriotischer Färbung, und da die Reisen vom Hauptquartier Laibach ausgingen, so gebe ich auch eine Skizze dieser Provinzial-Hauptstadt und der Geschichte des Landes. Es hätten allerdings noch manche schonen und mir gar wohl bekannten Puncte berührt werden können, eine allumfassende Beschreibung des Landes lag jedoch eben so wenig in der Tendenz dieses Büchleins, als die Ausdehnung auf jene Gegenden, welche abseits von der gewöhnlichen VI Noute der Neisenden, für diese nicht ein ganz besonderes Interesse bieten. Um mich vor dem Vorwurfe zu verwahren, daß ich als Oit^i-0 pro ämno auftrete, habe ich allenthalben, wo ich Aussprüche von Fremden über mein Vaterland fand, diese wörtlich wieder gegeben, mit eigenen Worten aber getadelt, was mir tadelswerth schien. Von besonderem Interesse hielt ich die Alpenwanderungen V osio's, v. Rost-horn's,v.H ermannsthal's und Nepozitek's, und ganz vorzüglich die denkwürdigen botanischen Reisen Sr.Maj. des Königs Friedrich August von Sachsen in Kram, daher ihre Aufnahme hier wohl gerechtfertigt seyn dürfte. Die beigegebenen Ansichten mögen eben nur als eine Beigabe angesehen werden. Laibach, im September 1847. Der Verfasser. Laibach und seine Umgebnngen; Umriß der Geschichte Krain's. Aemonam augusiam, prim am dans Alpes Romanonun sub Octaviano Augiislo Coloniain, ter mille prope aunorura aetaie venerandaui, semper lamen ve-seiam, suspicieiidam exliiheo. a Tlialberg-, » «»^er die Hauptstadt Krain's genau in der Nähe übersehen, und zugleich die Aussicht in die anmuthige Gegend genießen will," — sagt Adalbert Jos. Krikel, S. ä83, des 2. Theiles seiner Fusneise durch den größten Theil der österreichischen Staaten, »der erhebe sich, wie ich, aus den rund herum mit schönem Grün umgebenen Schlosiberg, um auf allen Seiten die Gegenden der Stadt zu beschauen. Gegen Norden hat man die Aussicht auf die immer mehr sich erhebenden Steineralpen, die von der Sradt Stein ihren Namen tragen, an deren Abhängen sich eine Menge Ortschaften und Schlösser herrlich ausnehmen; mehr gegen Westen erhebt s,ch der reizende, doppelhügelige Kahlenberg mit einer Wallfahrtskirche. Westlich ist ein stundenlanges Feld, welches Waldhügel einschließen und wo man in weiter Ferne den Triglau, d^n höchsten Berg Krain's, den ich wie den Loibel heute wegen zunehmenden Nebels nicht ausnehmen konnte, mit seinen drei Gipfeln sehen kann. Unter sich die schöne Stadt Laibach.« Kein Reisender, der sich nur einige Stunden in Laibach aufhält, und dem es daran liegt, die Lage der Stadt und ihrer Umgebung kennen zu lernen, wird es unterlassen, allein oder besser noch in Begleitung eines Eingebornen den Schloßberg, der bis zur Neisttnnn. nu? Krain. 1 5» Spitze des Uhrthurmes nur 192 W. Klafter über der Meeressiäche hoch, und nur 33 Klafter hoher, als die Stadt selbst ist, zu ersteigen, um sich hier umzusehen. So begleitete ich an einem heitern Frühlingsmorgen des Jahres 1844 den jungen, empfänglichen Maler August Schräm aus Breslau, der sich durch einige Monate hier aufhielt und heimisch fühlte, dahin, und wir machten einander auf Momente der Aussicht aufmerksam, die mir sonst ungeachtet ihrer Schönheit und der oftmaligen Ersteigung dieser Lieblings höhe minder aufgefallen waren. Vorzüglich war es die Gruppirung der Anhöhen über den Rosenberg hinaus, in immer mehr sich erhe. benden Hügeln, Berglein und Bergen bis zum Giganten Triglau hinüber, und jenseits in die Berge von Auersperg, Reifnitz und Gottschee, dann die malerische Fernsicht nach Ost und Nordost in das Savethal gegen Unterkrain und Steiermark hinab, und südlich über die grüne Fläche, welche die Laibach bespült, und über den anmuthigen, aber leider sehr lichten Stadtwald gegen Oberlaibach hinüber, wo sich im Hintergrunde eine grün bewachsene Gebirgskette, vom Krimm aus, dahin ziehl. Alles dieß sprach den genialen jungen Maler ungemein an, es interessirte ihn aber auch das ehemalige Schloß und die Festung am Castellberge, welche jetzt den Berg als Ruine ziert, und ich erzählte ihm, daß das Schloß im i i. Jahrhunderte von den Markgrafen von Kram erbaut, durch Zubauten allmählig vergrößert worden sey, und vom Herzog Ulrich III. im Jahre 12« 4 dem Patriarchen Gregor von Aquileja abgetreten, vom König Ottokar gewaltsam eroberr, demselben aber von Rudolph von Habsburg abgenommen wurde; weiters, dafies 15?» und 438« mit Wällen befestigt, und daß der runde Thurm auf der hintern Schlosibastion gegen Unterkrain und der Wachtchurm ober der Stadt 1544 erbaut worden; letzterer wurde am 14. August 1 still von den Franzosen niedergerissen; sämmtliche Vefestigungswerke sind seit dem letzten Befreiungskriege im Verfall und werden nun allmählich gänzlich demolirt. Im zweiten Preußenkriege wurde das Castell mit gefangenen Preußen angefüllt, unter denen die Sterblichkeit an Petechen einriß; die Verstorbenen wurden im Castell-graben beerdigt, was wohl zu merken ist, denn das dereinstige Auffinden dieser Gräber könnte zu irrigen Forschungsresultaten den __ <> __ Anlaß geben, was dcn Geschichtsforschern wohl nicht selten begegnen mag. Nach der Reoccupirung Krain's durch Oestcrrciä) wurde ein hölzerner Wacht- oder vielmehr Uhrthurm aufgesetzt, welchen demnächst ein gemauerter Thurm ersetzen soll. Hier wird um 7 Uhr des Morgens geläutet; dieses Geläute zum Gebet, um Abwendung der Türkengefahr, wurde im Jahre i«84 eingeführr. Das Schloß, gebäude ist seit dem Jahre 1814 der Verwahrungsort für Srräf-linge aus Krain und Kärnren, und zwar bis zu einer Strafzeit von ll) Jahren. Die St. Georgs-Capelle im Castell, zu welcher am heil. Georgstage und am darauffolgenden Sonntage Jedermann dcr Zutrili gestattet wird, ist wegen den vielen, auf dcr Wand gemallen Wappen der Landeshauptleute bis 17 10, nicht uninteressant. Dcr heil. Georg ist der Patron des Castclls und der Stadt Laibach; die Heiligen: Hermagoras und Fortunams, die ersten Verbreiter des Christenthums in der Gegend Krain's, sind dagegen die Patrone des Landes Krain, und der heil. Joseph ist es von ganz Illyrien. Den jungen Mann interessirre weiters die Geschichte des Landes und der Stadt, und ich erzählte ihm zwischen mehr und weniger beiläufig Folgendes: Das heurig.' Krain war in, Alterthum kein Land für slch, sondern es bildete integrirende Theile des alren IUyriens, dann von Pannonien und Norikum und wurde von den Völkern jener großen Reiche bewohnt. Die Erbauung der Stadt Aemona, jetzt Laibach, 1221 Jahre v. Ch. G. durch Iason, gehö'rr der Mythe an, so wie auch die Sage, daß der Dichter (Inrnlis Vales «?5 v. Ch. G. die sogenannten carnischen Feste zu Ehren Apoll's eingeführt, und daß Carnia davon den Namen erhalren h.ibe; dieses ließe sich auch kaum oder nur auf einen kleinen Theil des heutigen Krain's anwenden, denn der Name: Carniolia, Carniola, kommt erst bei Paul Warnefried um 73l nach Ch. G. vor. Gewiß ist es, daß Aemona zu Anfang des ersten Iahrhunderrs unserer Zeitrechnung eine rönuschc Colonie war, unter der Aegide der Römer kräftig emporblühte, und vornehmlich an Constantin dem Großen, dem es Ehrensäulen setzte, einen Freund und Beschützer hatte, dem Sieger Theodosius I. aber bei seinem feierlichen Einzüge aus Ziscin festliche Kränze wand. Sie wurde 452 von Attila, König der Hunnen, zerstört. Die Slaven 1* — 4 — kamen schon 5 50 in's Land, sehten sich jedoch erst nach dem Ende der Völkerwanderung, bei welcher das Land durch Vandalen, Heru-ler, Gothen und Longobarden viel litt, in der zweiten Hälfte des siebenten Jahrhunderts hier fest, und nur in diese Zeit kann die Entstehung der windischen Mark (mttroa Vinidm-mn) und des Ortes Laibach, I^„l»llm.-,, auf den Trümmern der zerstörten Römerstadt Aemona zurückgeführt werden. Samo, ein französischer Handelsmann, stellte sich an die Spitze der Slaven oder Wenden, deren König er wurde, und befestigte ihre Herrschaft über das Land. Zur Zeit Kaiser Carl des Großen entstand der Kraingau und die Marken Mottling, Poik, Karst und Istrien; Carl ernannte 778 auf dem Reichstage zu Regensburg den Erich zum Herzog von Krain und Friaul, und hierauf wurde das Land an so viele Herzoge, Grafen und Prälaten verschenkt und vertheilt, als es Theile, Gaue oder Marken gab; Markgrafen von Krain kommen unter Kaiser Ottol. vor, deren Gebiet sich jedoch nicht einmal über das ganze heutige Oberkrain erstreckt haben mag. Die andern Theile des Landes waren im anderweiten Besitz, als: der Herzoge von Kä'rnten, der Markgrafen von Istrien und der Grafen von Görz, dann der Patriarchen von Aquileja, der Bischöfe von Briren und Freisingen. Herzog Leopold VII. von Oesterreich und Sleiermark erkaufte 1223 von Gerard, Bischof zu Freisingen, einige Lehengüter in Krain; dessen Sohn, Friedrich der Streitbare, erweiterte aber seine Besitzungen in Krain durch Vermählung mit Agnes, Tochter Otto I., Herzog's von Meran, und er wurde von den Ständen des Landes, die sich aus Grafen, Herren, Rittern und Knechten gebildet hatten, zum Herrn von Krain erwählt, welche Wahl Kaiser Friedrich II. bestätigte, wobei er ihm die Bewilligung ertheilte, Krain in ein Herzog-thum zu verwandeln; allein Friedrich der Streitbare nannte sich nur einen vominu» Olrmoline. Ulrich III., Herzog von Kärnten, residirte, als Herr von Krain, von der Mark, Istrien und vom Karst, auf dem Schlosse zu Laibach, da aber die Patriarchen von Aquileja ihre, durch die Schenkungen Kaiser Heinrich's IV. und Friedrich II. erworbenen Ansprüche aufKrain nicht aufgeben wollten, mußte Ulrich Laibach mit Gö'rtschach, jFrtenbjirg, Falkenberg, Igg und Auersperg, als zur Pfalz Laibach gehörig, dahin zurückstellen. — H — Im Jahre 12?0 nahm König Ottokarll. von Böhmen persönlich und durch Waffengewalt von Kram, namentlich von Laibach, Besitz, allein Rudolph von Habsburg entriß ihm diesen Besitz 4375 durch Mein-hard Grafen von Tirol, und belehnte damit nach Ottokar's förmlicher Abtretung 127« mit Einwilligung des Reiches seinen Sohn Albrecht I.; nachmals wurde es aber als ein Pfand für 20,000 Mark Silber dem Grafen Mein hard von Tirol und Herzog von Kannen überlassen; nach dem Tode seines Sohnes Heinrich, Herzog's von Kärnten, (1335) kam der österr. Herzog Otto der Fröhliche nach Krain, liest sich huldigen und bestätigte die Rechte des Landes. Das Haus Oesterreich vermehrte seinen Besitz in Krain durch Erbschaft, und zwar 1365 nach Absterben Albert's Grafen von Görz und Tirol, durch Istrien, die windische Mark und Mottling; Rudolph IV. nannte sich bereits einen Erzherzog von Krain. Seitdem gehörr Krain zu den Hauslanden Oesterreich's, dessen Fürsten unablässig für das Wohl des Landes besorgt waren, insbesondere verdankt aber Laibach dem Kaiser Friedrich IV.. der es zweimal mit seiner Gegenwart beehrte, den Sitz eines Bischofes und Trennung dessen Sprengels von der Aquilejcr Diöcese, dann die Befestigung der Stadt, die Erhebung des Landes Krain zu einem Herzogthume, die Erweiterung der Landesgränzen durch die dießseits der Save gelegenen Cilleischen Herrschaften und die Ertheilung eines eigenen schönen Landeswappens, bestehend in einem blauen, einköpsigen gekrönten Adler im silbernen Felde, dessen Brust ein weiß- und rothgestreifter Halbmond ziert. Oben auf dem Schilde prangt ein Herzogshut. Wissenschaften, Künste und Handel fa iden an den Fürsten des ErzHauses Oesterreich stets die eifrigsten Beförderer. Erzherzog Ernst brachte die ersten Schulen nach Krain, Erzherzog Carl legte Straßen an und verbesserte d:e Urbarien, und die vom Kaiser Carl VI. nach allen Richtungen des Landes geführten Heerstraßen boten zuerst das Mittel zum Handelsverkehre dar, der seit Eröffnung des Freihafens Triest ein immer regeres Leben erhielt, und die Wohlfahrt des Landes und namentlich Laibach'ö begründete. Mir dem Wiener Frieden vom 11. October 180!) wurde Krain von den Erbstaaten losgerissen, und vom Kaiser Napoleon unter dem- — 6 - selben Dato aus dem Schlosse Schonbrunn dem neu creirten König, reiche Illyrien und mit demselben dem Kaiserthumc Frankreich einverleibt. Ein Staatsrath und General-Gouverneur für alle illyrischen Provinzen von 4023 Quadratmeilen Flächenraum, von Ragusa in Dalmatien bis Sillian und Lienz in Tirol, hatten in Laibach ihren Sitz und verwalteten Illyrien im Namen des Kaisers der Franzosen. Der Pariser Frieden gab Kram dem hohen Herrscherhause Oesterreich wieder zurück, unter dessen mächtigem Schutze es sich früher durch mehr als fünf Jahrhunderte so glücklich fühlte, und dessen milde väterliche Regierung es zur Stunde preis'r. Mit allerhöchster Verordnung vom 3. August 1816 wurde Krain abermals zu einer Provinz des gleichzeitig wieder erweckten Königreich's Illyrien, und Laibach zu dessen Hauptstadt erhoben. Mit dieser Erzählung und mit dem Bedauern, daß nicht einmal ein bequemer Weg auf den schönen Schlosiberg führt, gelangten wir zur Stadr herab, welche mein junger Freund Schräm durch mich und mit mir näher kennen zu lernen wünschte, was jedoch nicht sogleich, sondern nur nach und nach geschehen sollte und konnte. Daß Laibach zwischen dem ili. Grad 2 M. nördlicher Breite und 35 Grad 17 M. westlicher Länge liegt, ist bekannt. „An der Laibach, welche durch die Stadt fließt, und in einer geringen Entfernung von der Save, deren beiderseitige Ufer hier meistenthcils eben sind, liegt Laibach in einem sehr reizenden und fruchtbaren Thale," sagt ein französischer Offizier in seinen Briefen, Leipzig 1803. „Sie nimmt sich in der Entfernung mit ihrem hohen Schlosse und ihren Thürmen und Kirchen sehr vortheilhaft aus, und erregt die Erwartung einer großen und wohlhabenden Swdt. Und dieses bestätigt sich schon, wenn man die Vorstadt erreicht hat. Eine Reihe schöner und großer Häuser, die mehrentheils ganz neue Anlagen zu seyn scheinen, machen hier einen angenehmen Eindruck, und mir ihnen wechseln ein großes Militärspital, cine Caserne, Gärten mit Pavillons und einige beträchtliche Privathäuser, die Schlösser genannt zu werden verdienen, ab. Sie ist weitläufiger, als ich gedacht hätte, und scheint auch ziemlich volkreich zu sein. Da heute gerade Markt- — 7 — tag ist, so mochten freilich die aus der Gegend in Menge hier zusammen gekommenen Landleute viel zu ihrer Lebhaftigkeit beitragen. Allein auch später fand ich die Straßen noch immer nicht leer und bemerkte an den Einwohnern eine große Betriebsamkeit. Dieß ist besonders auf dem Platze der Fall, welcher sich an eine lange und breite, die zugleich die schönste Straße ist, anschließt. An demselben wohnen die vorzüglichsten Kaufleute und andere reiche Privatpersonen in Häusern von drei bis vier Stockwerken; hier finden Sie Waaren aller Art sehr symetrisch und mit vielem Geschmacke ausgelegt, und hier können Sie die Producte Italiens, der Levante und Deutschlands beisammen antreffen. Es hält nicht schwer, sich in Laibach schon zu überzeugen, daß man Welschlands Gränzen nahe ist; man hört häufig italienisch sprechen, sieht italienische Gesichter und bemerkt italienische Gewohnheiten. Die deutsche Sprache und der deutsche Charakter sind indessen noch immer überwiegend, und man muß die Eigenthümlichkeiten von beiden Nationen genau kennen, um bestimmt angeben zu können, was davon einer jeden besonders angehört. Man kann es der Stadt auf den ersten Blick ansehen, daß die hiesige Kaufmannschaft gute Geschäfte machen müsse, und allenthalben wird man eine gewisse Wohlhabenheit gewahr, die man nur in großen Handelsorten anzutreffen pflegt. Auch glaube ich, kann man dieß schon für einen Beweis von Wohlstand annehmen, wenn man in einer Stadt wenig Bettler und keine schlecht gekleidete oder in Lumpen gehüllte Menschen bemerkt. Im Ganzen genommen, sind die Einwohner ein schöner Schlag Menschen zu nennen; die Männer zeichnen sich durch eine gewisse Gewandtheit aus, die man sonst in Deutschland nicht häufig antrifft, und die Frauen? — Ich sah nur wenige in Laibach, und diese höchst flüchtig, aber auch dieses, Freund, war hinreichend, um den Wunsch in mir rege zu machen, sie unter andern Verhältnissen näher kennen zu lernen. Ihren Anzug bestimmt die Allgebieterin Mode, ihr Aeußeres erinnert mich in allen Stücken an die Schönen Italiens." — Diese gute Meinung von Laibach hatte der junge geniale Maler auS jenen Briefen eines französischen Offiziers, die dieser schon im Jahre 1800 schrieb, gewonnen, ganz im Gegensatze mancher anderer Fremden, die sich nie die Mühe gegeben' haben, Land und Leute kennen zu lernen, aber dennoch darüber absprechen. __ n __ Man gab dem Namen Laibach oder Laubach, wie man einst den Fluß und die Stadt benannte und schrieb (ital. I^uliilmn^ lat. I^llliacuM) I^udenna. im Munde des Volkes IKIann) zu allen Zeiten keinen andern Ursprung, als von lau, weil der Flus?, der durch die Stadt zieht, und auch im Winter nicht zufriert, lau ist; allein Prof. Metelko etymologisirt in seinem Werke, „Lehrgebäude der slowenischen Sprache," Laibach 1825, S. 190: „I^uditMil ist unmittelbar aus I^judlMia. »vie cliiin e aus elavi«) entstanden. Die Endsylbe ach (ah) gibt der weibliche Local im Plural, die erste Sylbe Laub seht eine Stammsylbe lud, hu!) voraus; der deutsche Mund verwandelt häufig unser u in »„. ebenso häufig erhebt er unser Local zum Nominativ. Laubach setzt I^julinck und dieses einen Nominativ I^judo voraus. Der Bewohner von I^jude hcisic I^uli-1j»N) wie von vok I)0l»hlw) und daher die Benennung der Stadt I^udljlMll. Vergleiche den alten Namen Aemona mit amnl'e-IMiiti oder llmonu8-^lili." Wenn dergleichen Etymologisirungen dem Slaven erlaubt sind, so kann man es auch dem Deutschen nicht verwehren, Laibach oder Laubach von lau-Bach oder mit Laub-ach zu entziffern, welch letzteres sich mir der alten Benennung Laub für Wald, der noch jetzt in den Ueberresten des Stadtwaldes an die Stadt gränzt, und mit Ach, die alte Benennung des Wassers, an welchem es an Ort und Stelle und zur Seite des fraglichen Waldes nicht fehlt, rechtfertigen liesie. Ja noch mehr: in Erdmann Uh sen's Ausgabe des alten geographisch-historischen Lexicon's von Christoph Cella-rius, Leipzig i?i0, steht S. 330: „Lubach oder Lobach, I^ilbaelim, Lllwna/ Lo ist aber die alte Bedeutung eines Waldes, oder Lob für Bäume. (SiehAdelung's Wörterbuch, 2. Th. S. i»26.) Wir wollen jedoch an die landesübliche Ableitung von lau-Bach uns halten, die Schreibweise Laybach oder Laibach möchte aber eben so wenig aufzuklären seyn, als jene von Bayern, Mayn, Mainz u. s. dgl. Die Orthographie der Eigennamen bindet sich, wie Ade lung sagt und beweiset, an keine Regel. Laibach, Hauptstadt des Herzogthum's Kram und des Königreiches Illyrien, zählt in der innern Stadt 31 l und in den Vorstädten «1t, zusammen 928 Häuser und 18.««3 Einwohner. Es gibt in der innern Stadt sogenannte Patidenkhäuser, die wegen der — 9 — tapfern Haltung der Bürger während der Belagerung Laibach's durch Albrecht und den Grafen von Cilli mo, in Folge allerhöchsten Privilegiums Kaiser Friedrich's II. von der städtischen Häusersteuer und vom Laudemium befreit smd und nur einen Kreuzer jährlich, als Zeichen der Untcrthänigkeir, an die Magistratscasse bezahlen; vormals und bis zum Jahre 1580 wurde dieser Tribut immer in der Mittcrnachtsstunde des 30. September im feierlichen Aufzuge auf das Rathhaus gebracht, und in der Haupthalle entrichtet. Die Plätze und Gassen sind mit Aufschriften versehen, und es wäre nur zu wünschen, daß man die alten Benennungen der Gassen, wie z. B. Capuziner-Gasse, jehr Theater-Gasse, Narrnsteig, jetzt Neber u. s. w. beibehalten harre, denn an solche Namen knüpfen slch nicht selten historische Erinnerungen. Die Stadt wird des Nachts durch 90 Laternen crleuchrer, und in den Vorstädten sind deren 212. Die Etadt-beleuchtung besteht seit dem i. Jänner 1793. Die Plätze sind: der Haupt-Platz, der jedoch mehr einer etwas breiten Gasse, als einem Platze gleicht; der Frosch-Platz ist noch uneigentlich Platz genannt, mag aber seinen Namen des Alters wegen immerhin behalten, indem er auf die Zeiten erinnert, da Laibach durch Mauern eingeengt und an Plätzen so äußerst arm war. Der St. Iakobs-Platz entstand durch das Niederreißen des Jesuiten-Collegiums; dieser Platz gewann sehr viel durch das vonAntouVirand I8t0 aufgeführte große Haus, und er konnte durch Regulirung ohne weiters zu einem der schönsten Plätze derStadr gestaltet werden, zumal, wenn er die schöne Marien-Statue, die im August 1811 abgetragen wurde, wieder erhielte, was durch > Legung des Fundamentes bereits verheißen wurde. Der neue Markt, der deutsche Platz, das Kundschafts.Plätzchen, der Burg-Platz, der Dom-Platz und der Schul-Plah mit dem daran stoßenden Jahrmarkt-Platze haben viele schöne Häuser aufzuweisen. In den Vorstädten ist der Marien-Platz vor der Franziskaner-Kirche und der CongreßPlatz, der 182t durch den Monarchen-Kongreß seine Celebritär erhielt. An öffentlichen Denkmalen ist Laibach arm. Die schon erwähnte schöne Marien-Statue aus Erz am Jakobs-Platze mit den vier Heiligen: Joseph, Leopold, Ignaz und Franz Xav., aus weißgraucn Marmor und mit der Inschrift: — 10 — Del Matrl Vlrglnl !StatVs CarnloLIac pos. EX Voto. liesicn die Stände Krain's i682 errichten; sie wurde rom Bildhauer Wolf Wei,'ttirchner aus Salzburg nach dem Plane des Chronisten Valrasor modellirt, und von, Laibacher Glockengießer Christoph Schlags im December t«80 gegossen, «8l l aber wie gesagt abgetragen; ihre Wiedererrichtung stehr zu erwarten. In dem Dreiecke vor dem Bürgerspitale, wo sich die Wege in die Stadt, nach Wien und nach Klagenfurt kreuzen, steht auf einer hohen Säule vom rothen Marmor, aus dem Steinbruche von Hö'l-zenegg, eine Dreifaltigkeits-Statue, die schon im 1.4722 Constantia Gräfin v. Auersperg errichten licsi, die aber abgenommen werden mußte, weil die Colonne schadhaft wurde; ihre Wiederaufstellung auf Kosten der Gemeinde fand im I. 1843 und deren Einweihung am 3. October desselben Jahres Statt. An der gegen die Stadt gewendeten Seite des Piedestals der Säule liest man nachstehende Lapidar-Inschrift: Ti-IaDIs sanCtae VlrglnlsqVe plae In honoreM CIVes ConstrVXerVnt. Ein zwar unscheinbares, aber nicht unwichtiges Denkmal bemerkt man an der St. Peters- oder Casernbrücke; es ist ein graues, mäfiig hohes, steinernes Kreuz, welches, nach der instulpirten Jahres zahl, .V nnu i«22 errichtet wurde, und zwar, wie die Tradition sagt, zur Erinnerung, daß der BischofThomas Chroen, als er mit der Froh«, leichnams-Prozession und mit dem Hochwürdigsten von St. Peter aus bis dahin kam, und dort von den Protestanten aus Laibach insul-tirt wurde, an jener Stelle von den Schmieden Laibach's gegen die, von ihnen in die Flucht gejagten Protestanten kräftigen Schuh erhielt. Seit dieser Zeit haben die Schmiede das Vorrecht, dasi die Meister bei der Frohnleichnams-Prozession der Vorstadtpfarre St. Peter den Baldachin, ihre Gesellen aber die Fackeln tragen. IeneS II Kreuz ist mit dem Crucifixe und auf der Kehrseite mit dem Muttergottesbilde, dann mir den bischöflichen Inslgnien und mit dem bischöflichen Wappen geschmückt; unter der Mirra ist die Aufschrift: ^rtt <^t Via (^ooli) und unter dem Muttcrgottesbilde: Nou8tlÄ te 088« mutiem. zu lesen. Auf den Stufen steht Chroens bekannter Wahlspruch: I'c-i-ot will»'. tt8pll:o pi'nomium. Dieses Denkmal gerieth 4 3H8 in Verfall, wurde aber 1843 durch subscribirte Beitrage wieder aufgestellt und am 4 7. April d. I., als am Ostermontage, feierlichst eingeweiht. An der Mehgerbrücke tragt ein Denkstein folgende Inschrift: Auspiciis Excellentissimi Domini Caroli Comitis ab Inzaglii S. C. 11. A\). Majestati a sanction Consilio Septentrionalis Illyriae llegni Pracsidis etc. Acrcquc Civitatis et Suburbii S. Petri Pons Novissiinus. EVge EXoptatVs sVrreXIt Vt arCcat Ignes ArDeret slqVa ProXIMVs VCaLegon. Ein Denkmal der tief gefühlten Dankbarkeit steht an der stci^ nernen Brücke dcö Gruber'schen Canals, da, wo weiland der unvergeßliche Landesvater Franz I. mit der gütigsten Landesmutter den Segen überblickte, den Allerhöchstderselbe einer Fläche von 4 Quadrat-mcilen durch die allergnä'digst anbefohlene Entsumpfung des Laibacher Moores angedeihen liesi. Diese Fläche glich noch vor zwanzig Jahren meistens einem See, war sonst ein unwirthbares Land und verbreitete mephitische Dünste umher; jetzt ist sie von vielen Fahrstrasien und Communicaticnswegen durchschnitten; waldige Hügel, grüne Frucht-felder und zahlreiche Ansiedlerhäuschen beleben die Landschaft, und ein Joch Ackergrund, der noch 4 828 kaum mit .'» st. bewerthct wurde, wird jetzt mit 60 bis 400 auch 4 50 fi. bezahlt. Und das verdankt Laibach dem unsterblichen Monarchen, dem das genannte Monument, ein Obelisk aus inländischen Marmor, geweiht ist. Es trägt nachstehende Inschriften: ^ — 12 — ~fluf bcr Jpauptfeite: Quos Ad Conservandam Crati Aniini Memoriam Ob Labaccnscm Anni MDCCCXXI Congressum Civitas Destinaverat Sumtus Hos Benignissimo Francisci I. Imp. Nutu Ad Reassuminendain Paludis Dcrivationcm Impendere Agrcssa Est Anno MDCCCXXUI. ?(uf bcc Ol^fcitc: Opus Patriae Prosuturtim Pridem A. Gab. Grubcr Jnclioatiiin Sed Injuria Temporum Intcrruptum. Huf ber fKücffcite: Quo Jam Eminentiori Loco Faustum Operis Successum Lustravere Franciscus A. I. Et Carolina Aug. XVI. Cal. Sept. MDCCCXXV. fluf bcr SEBeftfeite: Tolti Aggeres Aquae Lapsum Reprimentes Et Purgatus Flmninis Alveus Dum Regno Illyriae Praesuit Jos. Cain. Baro. Schinidburg. — 13 — Laibach verlor zwar die Annehmlichkeit der, vordem so beliebten, Wasserfahrten am Laibachslusse, es gewann aber ungemein an der Verschönerung seiner Ufer, in deren tiefem Bette die Laibach nunmehr rasch vorüber fiießt; die Häuser am Ufer der Laibach gewannen ein freundlicheres Aeußere, und nur wenige derselben smd noch durch Schmutz und Unreinlichkeit bezeichnet; fünf Brücken, nämlich: die Raan, Schuster-, Franzens-, Schul- oder Metzger- und St. Petersbrücke, verbinden die beiden Theile der Stadt; die Franzensbrücke wurde im Jahre <8l2 aus Stein gebaut, und zwar so solid, daß 88,000 Centner Quadersteine dazu verwendet wurden. — Laibach erfreut sich gegenwärtig einer gesunden Luft, und ist seltener vom Nebel, wohl aber häusig vom Rauche der unseligen Moorbrände belästigt, wobei der beste Stoff zum fruchtbarsten Humus dort und in den Oefen Laibach's als Torf in Rauch aufgeht. Was Hl'.Lippich in seiner Topographie der Hauptstadt Laibach, S. 30 und 31, bezüglich der Schädlichkeit des Moorbrennens und der Zerstörung des Torfes so richtig und wohlmeinend sagt, verhallt leider wie die Stimme in der Wüste. „Gründlicher weiß ich, als du, daß der Moorbrand schädlich und dumm ist, Doch wo zu reden es gilt, halt' ich mein Wissen im Sack; Willst du gedeih'n in der Welt, so verschweig' die bessere Einsicht, Wenn du nicht heulest mit ihm, sicher zerreißt dich der Wolf." (Carniolia, 1842.) Das schönste öffentliche Denkmal der Sculptur ist der Brunnen auf dem Haupt-Platze. Es ist ein 20 Schuh hoher Obelisk aus inländischem, rochgrauen Marmor, den drei Wassermänner aus weißem genuesischen Marmor und mit eben so viel Delphinen, deren Wasserkünste uns leider schon lange nicht mehr ergehen, umgeben. Das Ganze erhebt sich aus einem großen Wasserlasten von grauem Marmor, zu dem man über fünf Stufen gelangt. Der berühmte Bildhauer Francesco Robba benöthigte fast zehn Jahre zur Vollendung dieses Kunstwerkes, wofür er nur 2l00 fi. erhielt, und welches 1733 aufgestellt wurde. Die ganze Höhe des Brunnens beträgt 30 Schuh. Der Meister erwarb s,ch durch dessen Anfertigung das Bürgerrecht und eine Stelle als Mitglied des äußern Rathes. — 14 — — ^ 'Laibach hat in der Stadt vier, in den Vorstädten fünf Kirchen; die schönste unter ihnen ist die Cathcdrale zu St. Nicolaus am Dom-Platze. Hier stand vormals ein kleines, von den Fischern Laibach's im Jahre 715 dem heil. Nicolaus von Myra erbautes Kirchlein; eine Abbildung davon wird noch heut zu Tage aufbewahrt. Schon 1218 wurde dieses nach und nach durch Zubauten erweiterte Kirchlein zur Pfarrkirche, mit der Errichtung des Bisthums Laibach (i l«D aber zur Cathedralkirchc erhoben, worauf weitere Zubauten und Vergrößerungen dieses Gotteshauses Etatt fanden, bis durch die thätigen Bemühungen des Domdechants Ioh. Ant. Thalnitscher'Edlen v. Thalberg 1699 zum Baue eines gan^ neuen, würdigeren Tempels von Grund aus eine Sammlung eröffnet, diese von Seite des Fürstbischofes Sigmund Grafen v. Her berstein fortgesetzt, und der Bau nach dem Plane des Jesuiten ^mll'l^s . feuergefährlicher Waarenschoppen von 23»; Quadrat-Klafter Flächen-räum, dann ein Amtsplatz von mehr als 1000 Quadrat Klafter Flä chenmaß. Magazine, Waarcnschoppen undAmrsplatz entsprechen jedoch dem lebhaften Commcrze nicht, da hier jährlich bei 2 Millionen Zentner Waaren ab- und aufgelegt werden, und beiläufig 900 Schiffe mir Waaren landen, und etwa 1U00 große Lastwägen und 33,000 kleine Landfuhren oder sogenannte Schlittlerwägen mit Kaufmannsgütern zu- und abfahren. „Im Hafen an den Ufern der Laibach" (soll heißen am Raan), sagt der früher erwähnte franzosische Offizier in seinen Briefen, S. 96, ., herrscht eine außerordentliche Betriebsamkeit; große, schwer beladene Frachtwägen kommen an und gehen ab, Packträ^er und Karrenschieber sind in beständiger Thätigkeit, und allenthalben wird man eine gewisse Wohlhabenheit gewahr, die man nur in großen Handelsorten anzutreffen pflegt." Der Segen dieses Commerzes verbreitet sich über Handelsleute, Pack- und Lastträger, Wirthe, Hausbesitzer, ja über einen guten Theil der gesammten Bevölkerung Laibach's und gewährt dem Staate eine ansehnliche Revenue. In Laibach werden wöchentlich zwei Wochenmärkte, am Mittwoch und Samstag, und fünf Jahrmärkte, vom 25. Jänner durch 5 Tage, vom 1. Mai durch 11 Tage, nach Peter und Pauli durch 5 Tage, vom 14. September durch 3 Tage und vom 19. November durch 1» Tage, abgehalten. Das Privilegium zu diesem letztern oder Elisabethen-Markre erhielt Laibach schon 1179 von ihrem gnädigsten Beförderer Friedrich IV. Der Markt wird am Vormarkttage und am letzten Tage zu Mittag am Schloßberge ein- und ausgeläutet, und am Rathhause wird das Marktzeichen, eine bewaffnete Hand, ausgesteckt. Die Iahrmarkthütten und Stände werden am Iahrmarkr-Platze und am Schul-Platze aufgestellt, vorhin standen sie innerhalb einer Mauereinfriedung hinter dem Bischofhofe, welche Mauer am 1». April 1814 abgerissen wurde, während der Jahrmarkt schon I3ll am Elisabethen-Markte seinen heutzutägigen Platz erhielt. Der Trödelmarkt wird am Iacobs-Platzc, der Holzwaarenmarkt am Wasser, hinter dem Sitticherhofe, der Zwiebel- und Obstmarkt am Franziskaner-Platze und der Viehmarkt im Kuhthal abgehalten. Das Brenn-und Bauholz wird zu meist am Laibachftusse, nächst dem Frosch-Platze verkauft. Seit die Laibacher Kaufleute ihre Verrathe unmittelbar aus W7 /'"'■ ~^O" ) (^ des - ^^ — ^-4 *^t ^ — 25 — den Fabriks-Niederlagen beziehen, werden die hiesigen Mä'rkre selte-ncr von fremden Kaufleuten besucht. Die k. k. Polizei-Direction hat ihr eigenes Gebäude am neuen Markte Nr. 207. Das k. k. Kreisamt befindet sich aber in der Spi-lalsgasse, im sogenannten Spitalgebäude Nr. 271. Das Bürger-Spiral wurde 133.1 von Elisabeth, zweiten Gemahlin Carl Rupert's V.) Kö'nig's von Ungarn, gestiftet; die Capelle, in welcher Bischof Chroen den lutherischen Prediger von der Kanzel stiesi, hat der Zeitgeist unserer Tage in ein Handlungsgewölbe verwandelt. Die k. k. Kammerprocuratur ist in einem Miethhause, und zwar in dem schönen Lepuschitz'schen Hause Nr. 211 in der Herrengasse; diel. k. Provinzial-Staarsbuchhalttmg im Fürst Auersperg'schen Hof Nr. 306, eben auch in der Herrengasse, die k. k. Baudirection im Zois'schen Hause am Raan Nr. 271, und die k. k. Ober-Postverwaltung in der Klosterfrauen-Gasse Nr. Z9, neben dem vielbesuchten Gasthofe zur Stadt Wien, untergebracht. Gasthöfe ersten Ranges sind in Laibach: das eben genannte Gasthaus zur Stadt Wien und das Hotel des österr. Hofes, der wilde Mann, das älteste in der Stadt am Haupt-Platze Nr. 313; zum goldenen Löwen an der Wiener Strasie Nr. 62, beim Elephanten? auch Nisdkdil genannt, in der Elephanten-Gasse Nr. 13, zum goldenen Stern in der Theatergasse Nr. 42, und zur Sternwarte am Jacobs-Platze. An Kaffehhäusern hat Laibach keinen Mangel, denn es zahlr deren gegenwärtig zehn, und zwar: am Haupt-Platze Haus-Nr. 5, am alten Markte Nr. 23 und 34, in der Spitalgasse Nr. 266 und 26l», an der Wiener Strasie Nr. 79, am Raan Nr. 192, am Congresi. Platze Nr. 30, im Casino-Gebäude und im Coliseum. 5"' Das Casino-Gebäude ist eine der schönsten Zierden Laibach's, und verdankt sein Entstehen dem Eifer Er. Excellenz, des jubil. Gu. bernial-Vice-Präsidenten Carl Grafen zu Welsperg Raitenau und Primör. Unter mehrern andern schönen Gebäuden Laibach's sind die bemerkenswerthesten: der Fürst Auersperg'sche Hof in der Herrengasse Nr. 206; er wurde 1673 von dem Fürsten Johann Weikhardt v Au er sp erg erbaut und würde sich auf einem freien Platze imposant ausnehmen; das Graf Auersperg'sche Haus am deutschen Platze 36 Nr. 202 datirt sein Entstehen vom I. 1518; das Baron Zois'sche >>?aus am Raan Nr. 17t wurde vom Michael Angele 8 ois jm I. i?«8 erbaut; die beiden Virand'schen Häuser am Jacobs-Platze, wovon das ältere von Pater Grub er, ursprünglich als mathematischer Thurm, das neuere aber von Anton Virand i8w erbaut wurde; das Hohn'sche, vier Stock hohe Haus Nr. 2N2 am Haupt-Platze, das Graf Thurn'sche Haus am neuen Markte Nr. 2il», welches der General Job st Freiherr v. Thurn 1Z« 1 aus dem Lösegelde von 20.000 Ducaten, die er für einen, mit eigener Hand gefangenen türkischen Pascha erhielt, erbaut hat. Auch das Wolf'sche Haus in der Juden-gasse Nr. 22« ist zu nennen, weil es von 4 213 bis 1515 die Juden-Synagoge war. An Bildungsanstalten hat Laibach ein Lyceum, mic theologischen und medicinisch-chyrurgischen Studien und Bibliothek; ein academi-sches Gymnasium erster Classe, eine deutsche Muster-Hauptschulc nebst der Tonntagsschule und eine Mädchen-Haupt- und Industrial-Schule bei den F. F. Ursulinerinen, mit welcher auch eine schähenswerthe Erziehungsanstalt verbunden ist. Schon Ernst der Eiserne errichtete 1 l 18 in Laibach eine öffentliche Schule bei St. Nicolaus; eine öffentliche Bibliothek erhielt aber Laibach 1700, und am 15. Februar 17U3 wurde die Lyceal-Bibliothek eröffnet. Auch besteht in Laibach (an, Haupt-Platze Nr. 23?) eine vom Handelsstande gegründete und unterhaltene kaufmännische Lehranstalt. Und nun besuchen wir noch die Kleinkindcr - Bewahranstalt, welche der eclatanteste Beweis der philantropischen Gesinnungen der Bewohner und namentlich der Frauen Laibach's ist. Sie wurde durch freiwillige Beiträge errichtet, und wird durch dieselben und den Ertrag von Bällen und Abendunterhaltungen erhalren. Die Theilnahme an diesem menschenfreundlichen Institute ist so grosi, dasi der leitende Ausschuß des Frauen-Vereins bereits in der Lage war, ein eigenes Gebäude nebst Garten neben der St. Florianskirche Nr. «3 für die Anstalt anzukaufen. Die Statuten des gedachten Frauen-Vereins wurden von der Landesstelle am 11. August 1835 bestätigt, und im I. 183« trat der Verein in's Leben. Er besteht aus 24 Damen aus allen Ständen, an deren Spitze Ihre Ercellenz, die Frau Gemahlin des jeweiligen Landes-Gouverneurs steht, die Direction der Anstalt führt aber mir Eifer und Einsicht der hochwürdiae Pfarrer von Et. Jacob, Johann Chrysost. Pochlin. Die ?lnstalr wurde Anfangs von 50 bis «0 Kindern besuchr, jetzt werden deren täglich bei <30 dorr vor moralischen und physischen Uebeln verwahrt, und zu einem tugendhaften und nütz-lichen Lebenswandel vorbereitet; ein Lehrer und eine Wärterin führen die Aufsicht. Zu den Humanita'ts-Anstalten zählt Laibach ferner: das Krankenhaus, die Irren-, Gebär und Findelanstalt, die Versorgungsanstall, im ehemaligen Barmherzigen- Kloster in der Capuziner-Vorstadt Nr. i; weiters das Armenhaus in der Carlstädter-Vorstadt Nr. 4 und 3, zur Unterbringung der Siechen beiderlei Geschlechtes; dann die Sparcasse nebst dem Versatzamte, im. eigenen Gebäude Nr. 71. Die Sparcasse wurde schon 1820 errichtet, und am 4. November desselben Jahres, als am Namensfeste Ihrer Maj. der Kaiserin Carolina Augusta eröffnet; sie war damals die zweite in der österreichischen Monarchie. Eine höchst wohlthätige Anstalt wird in diesem Jahre (l8l7) in's Leben treren, nämlich: das Zwangsarbeitshaus, zu welchem im April <8 !5 der Grundstein gelegt und ein Kostenaufwand von «6.823 fi. veranschlagt wurde. Hierzu haben Se. Maj. der Kaiser unterm ^0. November 1844 einen unverzinslichen und vom Lande in mehrereil Jahresraten zurück zu zahlenden Vorschus; von 50.000 fi. zu bewilligen geruht, der Rest wurde durch freiwillige Beiträge und Legate erzielr. Die Stadtgemeinde überlieft unentgeltlich den Baugrund und die vormals Gadner'sche Mahlmühle, welche als Neben- oder Wohngc-bäude für den Verwalter des Zwangsarbeitshauses bestimmt ist. Das neue Hauptgebäude besteht aus einem Erdgeschosse und zwei Stockwerken, ist in seiner Hauptfrontc gegen Süden oder die Stadt i.'jä Fuß, in den Seitenflügeln aber zu 80'/„ Fuß lang, hat drei Gärren, im Hofraume einen Ziehbrunnen mit einem steinernen Einfassungs. kränze, und endlich eine Hauscapelle, welche aber seiner Zeit zu klein und beengt erscheinen dürfte, da das Arbeitshaus auf «0 Zwä'nglinge beiderlei Geschlechtes projectirt ist, deren es jedoch auch über iOO wird fassen können und müssen. Die wissenschaftlichen und Kunstvereinc Laibach's sind: die k. k. Landwirthschaft-Gesellschaft, der Verein zur Beförderung und Unter- 27 stützung der Industrie und Gewerbe in Innerösterreich, dem Lande ob der Enns und Salzburg; der Museal-Verein, der historische Ver-ein und die philharmonische Gesellschaft. Die Letztere ist der älteste dieser Vereine, denn sie wurde bereits in, I. i<02 von Johann Berth old v. Hoffern gegründet, und bestand, mit theilweiser Unterbrechung bis zum I. i8>0; während des französischen Interreg. nums war sie als eingegangen zu betrachten, nach der Reoccupirung Illyrien's aber wurde dieser schöne Verein, auf dessen ältern Statuten die nachstehenden Zeilen von Klopstock zu lesen waren.' Welche Macht kann sich erfreuen, Die inner'n Stürme zu zerstreuen? Harmonie, diesc Zauberkraft ist dem! von einigen Freunden der Tonkunst wieder in's Leben gerufen, und mit einer Serenade, welche die philharmonische Gesellschaft am 2«. Juli 181t vor dem beleuchteten Burggarten Sr. Ercellenz dem prov. Civil- und Militär-Gouverneur, Freiherrn v. Lattermann, dem eifrigen und menschenfreundlichen Wiederhersteller der Ordnung in Illyrien, darbrachte, begann die Wirksamkeit dieses, aller Unterstützung würdigen Vereins. Ioh. Bapt. Novak, Gubernial-Tarator; Joseph Luzac, Zoll-Administrations-Assessor; CarlDezur, Domänen-Secretär und mein Vater, Ignaz Costa, Zoll-Administrations-Assessor, trugen wesentlich zur Wiederauflebung der philharmonischen Gesellschaft bei; ihre Namen verdienen der Vergessenheit entzogen zu werden. Die ersten Concerte fanden im Saale des Fürst Auersperg'-schen Hofes Statt, bis der hohe deutsche Orden den Saal im deutschen Ordenshause unentgeltlich einräumte, wo die Concerte noch jetzt, doch leider, zum wahren Gedeihen und Aufblühen der Kunst viel zu selten Statt finden. Die Gesellschaft des Ackerbaues und der nützlichen Künste in Kram, welche schon seit dem I. i?«7 bestand, ging während des französischen Interregnums ein, mit allerhöchster Entschließung vom 2«. September tsil aber wurde die Wiederherstellung der Ackerbau-Gesellschaft bewilligt, und sie trat am 13. Februar t8t«, unter dem 1'»-0-Directorate des Freiherrn Johann v. Buset, wieder in's Leben, erhielt indeß erst mit allerhöchster Entschließung vom 8. April 1820 die 28 Statuten und den Titel: k. k. Landwirthschafts-Gesellschaft. Seitdem ist diese Gesellschaft fortwährend in Activität, sie hat ihre Kanzlei und ihr Cabinett im sogenannten Pogatschnik'schen Hause in der Salender-Gasse Nr. 195, und hält ihre allgemeinen Versammlungen im landständischen Sihungssaale des Landhauses. Die k. k. Landwirthschafts-Gesellschaft lä'slt in zwanglosen Heften ihre Annalen erscheinen, und gibt wöchentlich ein Volksblatt in slavischer Sprache, unter dem Titel: limeti^»ke in lokoäelslio nnviee. heraus, welches bei allen Slaven verwandter Mundart Anklang findet. Der Verein zur Beförderung und Unterstützung der Industrie und Gewerbe in Innerösterreich bildete sich in Folge der Aufforderung Sr. kais. Hoheit, des durchlauchtigsten Erzherzogs Johann, und auf den Grund der unterm 19. Februar 1837 allerhöchst genehmigten Sra-ruten; hier zu Lande datirt sich sein Bestehen vom 1. April H837, als mit welchem Zeitpuncte die Vereins-Delegation allda in's Leben trat; das technische Lesecabinert und die Zeichnungsschule aber wurden am 1. September 1839 eröffnet, und befinden sich nebst der Vereins-Kanzlei im oben genannten Pogatschnik'schen Hause Nr. 195 in der Salender-gasse. Die Büchersammlung der Vereins-Delegation für Krain zählte zu Ende des Jahres 1844 bereits 300 Werke in 31« Bänden und 260 Heften, und es wird sowohl diese sehr häufig benützt, als auch die Zeichnungsschule zahlreich besucht. Der Vorschlag zur Gründung eines vaterländischen Museunis wurde bereits in der Etändcversammlung vom 15. October i82i zum Vortrag gebracht und mit Beifall aufgenommen, worauf unterm i'>. Februar 1823 von der ständisch-verordneten Stelle ein Aufruf „an die vaterländischen Freunde der Wissenschaft" zur Errichtung eines Landes-Museums erging, und es wetteiferten die edlen Krainer in der Herbeischaffung der Geldmittel sowohl, als der Museal-Gegenstände; die Verzeichnisse nennen Männer und Frauen, Kinder und Greise aller Stände, die zu diesem Zwecke am Altare des Vaterlandes ihre Opfer niederlegten, und es darf nicht vergessen werden, welchen Antheil die Mitglieder der k. k. Landwirthschafts-Gesellschaft und namentlich der k. k. jubilirte Gubernialrath, Johann Freiherr v. Buset, bei'm ersten Beginnen der Sammlung und bis zur Uebergabe derselben in ander, weitige Verwaltung nahmen; das grösite unsterbliche Verdienst an der 39 Errichtung dieses Landes-Museums aber hat unstreitig der damalige Landes-Gouverneur, Herr Joseph Camillo Freiherr v. Schmid-burg, dankwürdigen Andenkens. Se. Majestät, Franz 1.^ der viel fältige Wohlthäter Krain's, beschenkte das Museum mit der, für dasselbe angekauften Mineraliensammlung des Freiherrn v. Zois. Die erste Aufstellung und rücksichtlich Eröffnung des Museums, wozu die Stande ein Locale im Gymnasial-Gebäude anwiesen, fand am l. October 4 834 Statt. Hierauf bildete sich 4 83», auf der Grund läge allerhöchst genehmigter Etatuten, der Muftal-Verein. Seit dem zweiten Jahresberichte des Museums, vom I. 1535, ist bis jetzt keiner mehr erschienen. Se; Maj. der Kaiser haben mit allerhöchster Entschließung vom 30. December 1845 zu bewilligen geruht, daß der Custos des Museums dem Stande der ständischen Beamten einverleibt werde, was zur Schonung des Musealfondcs von großer Wichtigkeit ist. Das Museum ist mit Rücksicht, daß es bis auf jenes allerhöchste kaiserliche Geschenk rein aus Privatkräften entstand, nicht unbedeu tend, und in manchen Abtheilungen, wie z. B. in der Numismatik, die eben leider am wenigsten sichlbar ist, sehr reichhaltig, was erst dann überzeugend hervortreten wird, wenn eine Verbindung aller Legalitäten und eine zweckmäßige Aufstellung sämmtlicher Museal-Gegenstände, mit Inbegriff der Münzen, die Bcschauung und Benützung derselben erleichtern wird. Der historische Provinzial-Verein für Kram ist der jüngste der wissenschaftlichen Vereine des Herzogthums, und erinnert an die Aca-demie der Operosen, die von 4«93 bis 4725 hier bestand und wirkte. Als Gründer dieses, durch Impuls Er. kais. Hoheit, des Erzherzogs Johann, entstandenen Vereines für Steiermark, Kärnten und Kram dürften diejenigen anzusehen seyn, welche das, im I. 1840 dem durchlauchtigsten Erzherzog überreichte Gesuch um Annahme des Protectorates unterzeichnet haben, und zwar aus Kram: Se. Excellenz, Joseph Freiherr v. Erb erg, Präfect Nebitsch, Prof. Heinrich, Franz v. Hermannsthal, vr. Baumgartner, Custos Freyer, Dr. Ullepltsch und ich. Se. Majestät geruhten die Bildung dieses Vereines und dessen Statuten mit allerhöchster Entschließung vom 2». April 1849 zu ge.- 30 nehmigen, und kaum war die Einladung zum Eintritt in diesen preis-würdigen Verein ergangen, als sich schon die allgemeinste Theilnahme durch Beitritt und Geschenke an Urkunden, Büchern u. dgl. aussprach; die Stände Krain's räumten im Gymnasial-Gebäude bereitwilligst zwei Zimmer zur unentgeltlichen Benützung der Vereins-Direction ein, und somit berechtiget diese vielseitige Theilnahme zu den schönsten Hoffnungen für ein dauerndes Bestehen und ehrenvolles Wirken dieses Vereines, der seit dem 1. Jänner 4 84« am Ersten eines jeden Monates eine Monatschrift für seine Mitglieder, unter dem Titel: „Mittheilungen des historischen Vereines für Kram," mit artistischen Beilagen unentgeltlich erscheinen lä'sit, und hierdurch sein Wirken und seine Erwerbungen den Mitgliedern kund gibt. In Laibach erscheint bei Jg. Alois Edlen v. Kleinmayr wöchentlich dreimal eine politische Zeitung mit Amts- und Intelligenzblatt, und zweimal in der Woche das illyrische Blatt, beletristischen und vater-ländischen Inhaltes. Laibach hatte erweislich schon im I. 1575 eine Buchdruckerei: Johann Mandel war ihr Besitzer, und Georg Khysel'sv. Kalte nbrunn, lateinische Lobrede auf den Helden Herbart v. Auersperg, das erste allda gedruckte Werk; gegenwärtig hat Laibach vier Buchdruckereien und eine Lithographie, dann zwei Kupferdrucker, drei Buch-, Kunst- und Musikalien-Handlungen, eine Leihbibliothek und zwei Papierhandlungen; nebstbei sind Papier und andere Schreibrequisilen beinahe in allen gemischten Waaren-Handlungen zu haben. Fabriken hat Laibach gegenwärtig, wiewohl es zu deren Errichtung sehr geeignet ist, nur zwei, nämlich: die Baumwoll-Spinnfabrik, des Herrn William Moline, in der St. Peters-Vorstadt, und eine Zucker-Raffinerie; erstere, nämlich die Spinnfabrik, wurde auf der Brandstätte der im I. 1827 erbauten und 1837 abgebrannten Zucker-Raffinerie mit Landesfabriks-Befugniß errichtet und im April 183» eröffnet; dieselbe wird gegenwärtig mit zwei Dampfmaschinen von 12 und 16 Pferdckraft, dann mit 9000 Spindeln und 31S Menschen betrieben. Die landesfabriksbefugte Zucker-Raffinerie von Arnstein und Eskeles, in Wien, und Brentano ot Comp. in Trieft (Pollana^ Vorstadt Nr. 92) steht im höchsten Flor da. Sie wurde schon bei 3! ihrer Erbauung im I. t828 in einem großartigen Style angelegt, wiewohl sie anfänglich nur 2«.000 Centner Zucker und Syrup in einem Jahre erzeugte, während sie m, Bilanz-Jahre l«l6—47 auf 72.000 Centner Zucker und Syrup, im Geldwerthe von 2.236.000 fi. stieg, und für eingeführtes circa 71.600 Centner Zuckermehl, in die Casse des k. k. Gefallen-Oberamtes bei 560.000 fi. an Zoll eingezahlt hat, folglich beiläufig so viel, als Krain an Grundsteuer dem Staate trägt. Die Zahl der gegenwärtig in dieser Fabrik beschäftigten Arbeirer beläuft sich auf 1N0 Kopfe, ihre fernere Erweiterung ist eben im Angrisse. Dieses berühmte Etablissement wurde schon bei der ersten inner österreichischen Industrie-Ausstellung in Klagcnfuri mir dem höchsten Preise, nämlich mit der goldenen Medaille, bei der zweiten und dritten Ausstellung durch stellvertretende Ehrendiplome und bei der allgemeinen österreichischen Gewerbs-Ausstellung in Wien im I. i5l5 abermals mit der goldenen Preis-Medaille ausgezeichnet. Wir wenden uns nun nach den Vergnügungsorten Laibach's, und zwar zuerst zu unserem schön ausgestatteten Theater. Laibach hatte, laut ^iU-m'oliae I'l^mlltioll) schon im I. 4«71 deutsche Komödianten, die von den Ständen durch einen jährlichen Beitrag unter stützt wurden, deren Spur sich aber mit dem Jahre I7ä7 verliert, und wir wissen nur, dasi von dieser Zeit an und bis zur Erbauung des gegenwärtigen Schauspielhauses wandernde deutsche und italienische Truppen im Rathhause, und im Fürst Auersverg'schen Hofe (siehe Thalberg, S. 9l) Vorstellungen mit unbekanntem Erfolge gaben. Das heutige Theater wurde im I. vili (richtiger vielleicht u8nvilv). gaben hinreichenden Stoff zum Gespräch, und so gelangten wir nach Kaltenbrunn, auf dessen Brücke den Maler der Anblick des Wasserfalles der Laibach überraschte und lange fest hielt. Endlich brachte ich ihn weiter und in das Herrschaftsschloß Kaltenbrunn. Es liegt hart am romantischen Wasserfalle, so daß die schäumenden Fluthen dasselbe an der Südseite bespülen. Man könnte Stunden lang vom Billardzimmer aus die unter den Fenstern tosend sich verfolgenden und über die Felsen herabwälzenden Wellen betrachten, aber gegen Norden laden die majestätischen Alpen zur Bewunderung ein, und gegen Westen entzückt die, hinter den Zinnen des Schloßberges und den Spitzen der Kirchthürme von Laibach verschwebende Abendsonne, und so möchre der Mensch hier sich verdreifachen, ja vervierfachen, um der schönen Natur und der Freundlichkeit der Schloßbewohner mit einem Male sich erfreuen zu können. Die Herrschaft Kaltenbrunn wurde, wie ein Denkstein ober dem Schlosi- 36 chore sagt, von Veit Khisel, Bürgermeister in Laibach und Stammherr eines nachmals berühmten Freiherrn- und Grafen-Oe-schlechtes, 1528, erbaut. Von den Grafen v. Khisel kam sie durch Kauf an Johann Ulrich Fürsten v. Eggenberg, der sie i«i9 den Jesuiten zu Triest schenkte; bei Aufhebung der Jesuiten aber fiel dieselbe dem Rcligionsfonde zu, und gelangte von diesem 18.'5 im Versteige-rungswege an den gegenwärtigen Besitzer Fidelis Terpinz. Ganz nahe an Kaltenbrunn ist der sogenannte Thiergarten, eine mit einer Mauer umgebene schöne Besitzung, die vor etwa 200 Jahren dem Fürsten v. Auersperg gehörte, und wahrend der französischen Regierung der Thiergarten des General-Gouverneurs der illyrischen Provinzen, Marschalls Marmont, war. Das Gebäude wurde 484« vom gegenwärtigen Besitzer Joseph Bischof vergrößert und erhielt ein zweites Stockwerk. Der liebe Gott hatte seine große Laterne am Himmel bereits angezündet, als wir von Kaltenbrunn den Rückweg nach Laibach am linken Ufer des Flusses nahmen; das großartige Etablissement des k. k. Be^ schäl- und Remontirungs-Departements zu Sello, an dem wir vorüber gingen, und welches einst eine großartige, wie man sagt, die älteste Tuchfabrik in den österreichischen Staaten war, die t00U Arbeiter beschäftigte, nahm sich in der magischen Mondbeleuchtung noch großartiger aus, und stiller Friede ruhte über Laibach, als wir dahin zurückkehrten. Eines Nachmittags machten wir einen Spaziergang durch die Brühl spi'uln) an der Untcrkrainer Straße bis zum freundlich gelegenen Gütchen Kroiscnegg, wo es einst lustig zuging und Sechsspänner auf- und abfuhren, wie das Bild im XI. Buche der „Ehre Krain's," S. 920, weiset. Das mag zur Zeit, als es ein Eigenthum der Fürsten v. Eggenberg oder des Stiftes Landstraß und seiner Prälaten war, der Fall gewesen seyn. Wir kehrten von da auf dem Wege, der um den Schloßbcrg in die Stadt führt, dahin zurück, und kamen in die Sternallce, als eben die vortreffliche Musik des vaterländischen Regimentes die schone und nicht schöne Welt, die Haute- und niedere Vol^, wie Nestroy sagt, dorr versammelt hatte. Diese Sternallec! Sie ist der Augapfel der Laibachcr und Alt und Jung an das Herz gewachsen, denn die Kinder finden dort ihren sichern Spielplatz angewiesen, die blühende Jugend findet sich daselbst, na- 37 mentlich an den Tagcn, an welchen die Galanterie des jeweiligen Regiments-Obersten die RegimentsMusik dem öffentlichen Vergnügen gönnt, und selbst das sieche Alter schleicht bis dahin, um in, freund-lichen Grün der Akazien das Gemüth zu erfrischen und an dem öffentlichen Leben noch einmal Theil zu nehmen. Diese Allee ist in der That eine Zierde der Stadt: so zu sagen, im Mittelpuncte derselben, beinahe im Viereck der Klosterfrauen-Kirche und des Theaters, der Burg und des Casino-Gebäudes, läuft sie entlang des Congresi-Platzes dahin. Es ist merkwürdig, wie gewisse Puncte des Erdball's, gleich den auserwählten Geschlechtern, durch Jahrtausende ihre Cele-brität behaupten, und den Zeitverhältnissen gemäß sich formen; so auch die Stelle, auf welcher sich jetzt die Sternallee, das Casino-Gebä'ude und der Congresi-Platz befinden. Unter den Römern standen da öffentliche Bäder, und jene prachtvolle Bildsäule Constantin des Grosien, die jetzt eine Zierde des Landes-Museums ist; im Mittelalter (1602 — 1608) erbaute hier der fromme Glaube eine Capuziner-Kirche nebst Kloster; in den verhängnisvollen Kriegsjahren wurde aus Kloster und Kirche (1810) eine Caserne und ein Militär-Magazin; in unsern Tagen eines beglückenden Friedens weihte die Anwesenheit der hohen Monarchen (1821) die Stelle des rasirten Capuziner-Klosters, und eigentlich den früher sogenannten Capuzincr-Platz zum Congreß-Platze, und die schöne Sternallee mir dem Pracht vollen Casino-Gebäude entstand daselbst. Diese Allee wurde 1822, unter den Auspicien des Gouverneurs Freiherrn v. Schmidburg, Ercellenz, angelegt, und es Hiesie das öffentliche Leben der Laibachcr angreifen, wenn man ihnen dieselbe nehmen wollte. Ich hatte mir für einen gangen Nachmittag die Freude vorbehalten, meinem jungen Freunde Schräm die schönste Parchie der Umgebungen Laibach's kennen zu lehren, und ich führte ihn durch die Lattermann's Allee hinaus nach Unterthurn, in neuerer Zeit unei. gentlich Tivoli genannt. Die Lattermann's Allee, deren Anlegung am 1. März 1815 begann, die den Namen eines in der Geschichte des Landes höchst ehrenvoll lebenden Staatsmannes und Kriegers trägt und die von jedem Fremden als die schönste Zierde der nächsten Umgebung Laibach's anerkannt wird, sprach den jungen Mann ungemein 3N an, zumal, da eben als an einem Sonntage alle Gänge derselben von Menschen belebt waren; die überaus entzückende Aussicht vom Plateau vor dem Schlosse versetzte aber den Künstler wahrhaft in Extase. Das Schloß war damals im erbärmlichen Zustande, gegenwärtig wird zu dessen Restaurirung mit einem allerhöchst bewilligten Kostenauf-wände von 14.116 fl. eben Hand angelegt. Es trägt den Namen Unterthurn, weil einst oben im Walde ein Thurm, dem Hauptmanne der krainischen Ritterschaft, Georg Apfalterer gehörig, stand, den Graf Friedrich von Cilli in der Fehde gegen Kaiser Friedrich IV. (V.) 1440 zu Staub und Asche verbrannte. Hierauf wurde das untere Schloß durch Bischof Chroen erbaut, und im I. 1703 von den Jesuiten zu einem Lustschlosse hergestellt, wie das nachstehende, bei der gegenwärtigen Renovirung entfernte Chronostichon ober dem Schloßthore besagte: 39 aeDes Deo aC posterls reCreanDIs poslta. Derzeit ist dieses Gut ein Eigenthum der Stände. Wir stiegen hinter dem Schlosse den Berg hinan, um von seiner Höhe die mannigfaltigen schönen Puncte der vielseitigen Aussicht zu genießen. Da sahen wir am Fusie des Bergleins, ganz nahe bei dem Schlosse Untcrthurn, das schön gelegene Schloß Leopoldsruh, wo der junge Mann in der Folge im Kreise der gräflichen Familie v. Welsperg unvergeßliche Stunden, wie er sagte, genoß, und welches im I. 1720 der damalige Landeshauptmann in Krain, Leopold Graf v. Lamberg, im großartigen Style erbauen ließ; dann kam es an den Rittmeister v. Zegö'ni, von diesem an den Triester Gouverneur, Grafen Pompcjo Brigido, und 1809 an die Familie v. Pa-gliarucci, die es noch besitzt. Von der Zinne des Berges, unter welchem sich das Dorf Schischka dahin zieht, gewährt der Wechsel der Aussicht eine unbeschreibliche Lust, und bei der Kirche U. L. F. zu Rosenbach öffnet sich der Blick in eine überaus schöne Landschaft, die in der Aussicht vom Schloßbergc aus durch den Rosenbacher Berg selbst verdeckt ist. Wir sahen das nicht ferne Schloß Strobelhof ^Uoklllx,!;), so genannt nach Mathias v. Strobelhof, der es in seiner gegen-»vämgen Form erbauce; seit beiläufig 85 Jahren ist es ein Eigenthum der Familie Seunig. Die Lage jenes Schlosses, unter welchem sich der Bach Gradaschza dahin schlangelt, und hinter welchem der Forst Lutik den Hintergrund bildet, ist ungemein malerisch. Hinter Strobelhof, aus einem anmuthigen kleinen Thale, blickt die häusig besuchte Wallfahrtskirche Maria zu Dobrova hervor. Val. v asor nennt die Kirche zu Dobrova eine der ältesten im Lande und auf Ablasibildern, die man dort verkauft, ist zu lesen: „Gnadenort der Mutter Gottes Maria zu Dobrova, eine Meile ausier Laibach, von 1231, im ganzen Lande berühmt." Die jetzt bestehende Kirche wurde 1712 vom Grund auf neu erbaut. Wir sahen von da auch die Güter öukavitz, Mosthal, das Stammschloß der Freiherren v. Kuschland, das sonnig gelegene Schloß Sonnegg, unter dem 3504 Schuh hohen Krimberge, mit seiner schönen Aussicht nach Laibach und unzählige andere schöne Puncte, auf denen so gern das Auge ruht, und von denen sich der junge Künstler mehrere in seine Reisemappe zeichnete. Wir besuchten noch die niedliche Kirche U. L. F. am Rosenbach, über deren Erbauung sich nichts erheben läßt; auf einem Steine im Innern der Kirche ober der Thür zur Sakristei steht die Jahreszahl 1742, und eine lateinische Inschrift sagt, daß die Kirche am 13. August 174? vom Fürstbischöfe ErnstAmadeus Grafen v. Attems geweiht wurde. Wir schlugen den Rückweg über Rosenbach ein, wo wir alle Plätze der so beliebten ländlichen Caffeterie ringsum von den schönsten Frauen und Fräulein's der Stadt besetzt fanden, und von wo wir spät am Abende in schöner und angenehmer Gesellschaft zur Stadt zurückkehrten; Schräm sprach noch oft von diesem Tage und versicherte mich, daß er überaus liebe Erinnerungen aus Laibach auf seine weitere Reise nach Italien mitnehme. In einem Schreiben an mich aus Venedig vom ß. Juli 18ll ruft er aus: „Laibacher, Laibacher! Ihr wißt nicht, wie glücklich ihr seyd. Betrachtet nur einmal aus der Tiefe Eurer Herzen Eure Umgebungen in der Natur. Auf der einen Seire erblicket ihr eine Schweiz: kahle, eisige Berge; auf der andern lächelt Euch ein liebliches, freundliches Thal entgegen. Kurz mit einem Worte: Ihr seyd glücklich!" 40 Luet* iin lauericraiTii. Ausflug nach Innerkrain. Des flüß'gen Silbers Born zu Idria, Der unterirdische Alhambra-Dom Von Adelsberg; der wunderbare See, Der Angel, Flint' und Sens' in einem Jahr Beschäftiget; der kahle Karst, um dessen Ungastliches Geklipp die Bora heult; Die Höh', von deren Saum des Wandrers Blick Zum erstenmale mit Begeisterung Des Adriatermeeres Spiegel grüßt; Die Felsentrichter, deren schwarzer Mund Des Himmels Wässer unersättlich schlürft; Wer, frag' ich, ahnt bei flücht'gem Urberblick So große Wunder in so kleinem Rahmen! — I. G. Seibl. -ll8l»o/,n) zu durch.-ziehen. Mag dieser Berg, den die Alten die ^Vlpos ^ulino nannren, immerhin einem Julius Cäsar oder Kaiser Augustus und den alten Galliern ein erwünschtes Thor nach dem Norden gewesen seyn; uns bleibt der mit Laub- und Nadelholz dicht bewachsene, von Wild häufig durchstreifte unermeßliche Wald nunmehr zur Verbindung mit dem reizenden Italien sehr entbehrlich. Wegen jener periodischen Ueberfluthung des Unzflusses wurde der Markt Planina schon vor mehreren Decennicn an die südliche Berg-lehne, an seine gegenwärtige Stelle übertragen, nichts destoweniger erreicht die Fluth nicht selten die tiefer gelegenen Häuser, und das, eine Stunde lange und eine halbe Stunde breite Thal gleicht dann einem See, der Wochen, ja Monare lang andauert, und in landwirthschaft-licher Beziehung viel Schaden verursacht. Bewunderungswürdig ist der Schöpfer in den Wasserkünsten, die er in diesem Theile Krain's angebracht hat. Das Land zerfällt hier, der Planhöhe von Laibach gegenüber, in drei Abstufungen, von denen die Thäler von Zirknitz, Schnecberg und Poik zu den Hochebenen, das Unzthal zur mittelhohcn Ebene und die Fläche, die bei Oberlaibach be-ginnt und über Laibach hinaus sich erstreckt, zur dritten Abstufung gehört; jede Abstufung gibt ihre Tagsgewässer unterirdisch an die nächste ab, und so ftlestt der Unzfluß, der aus den höhern Landcsabstufungen von Maunitz, Zirknitz und Poik den Zufluß erhält, und dem Gebirgs-fuße bei Kleinhäusel und Mühlthal entspringt, bei Laase und Gar-zhereuz in unterirdische Sauglöcher, um nach mehrstündigem unterir. dischen Laufe fünfzig Klafter tiefer, bei Oberlaibach und Freudenthal als Laibachfiusi wieder hervor zu brechen. Auf dem ganzen Wege und in großer Menge begegneten uns Grosifuhrlcute und Schliitler mit den segenreichen Früchten eines blühenden Commcrzes. Schlittler, mitten im Sommer? „Ueber den Rhein schüttete man mit Lasten« (Tschudi bci Frisch), und in dieser Bedeu tung ist das hierländige Wort Schlirteln oder Schlitten als Intenslvum von gleiten zu nehmen. Ein Bauernwagen der einfachsten Art, kaum zur Noth mit Eisen beschlagen, mit zwei kleinen Landochsen oder elenden Pferden, oder wohl gar mit einem Ochsen und einem Pferde bespannt, 44 das ist das eigentliche Schlittler-Fuhrwerk, welches den größten Theil der Commerzgüter von Triest nach Laibach und von da dahin, je zu <5 bis 20 Centner auf einem Wagen transportirt. Dieses Fuhrwerk ist unbezweifelt das älteste im Lande, denn noch zu Valvasor's Zeiten (sieh dessen „Ehre des Landes Kram," 2. Buch, S. 23», 2«i und 2«5) wurde der Transport auf der ganzen Strecke von Oberlaibach und Senosetsch nur mit Saumpferden betrieben, „welche großen Theils den Einwohnern das Brot verdienen mußten." Diesen Broterwerb findet nun der mit Ackerland karg bedachte Innerkrainer in der Schlittlerei, welche mit Eröffnung der Freihäfen Triest und Fiume unter Carl VI. entstand, und von welcher in dem Parents vom 2 7. April 1?«» bezüglich der Privilegien und Zollfreiheiten der genannten Freihäfen, zuerst eine Erwähnung geschieht. Die Mittagsstunde war noch ferne, als wir im Markte Planina einfuhren; wir beschloßen jedoch hier Halt zu machen, um sowohl die Grotte bei Kleinhäusel, als jene zu Et. Kanzian, dann die Ruinen der ehemaligen Ritterburg Kleinhäusel und die Herrschaft Haasberg zu besuchen. Unser erster Gang war daher nach der schonen Mahl- und Sägemühle unter Kleinhäusel, und an der vorüber in die Grotte bei Kleinhäusel. Erhaben ist der Charakter des Felsenkessels vor derselben. Hervorhängende trotzende Steinmassen drohen jetzt und jetzt herab in die rauschende Unz sich zu losen, und das hohe, von der Natur gewölbte Thor zur Grotte krönt ein dichter, weit in's Land hinein reichender Wald. Staunen und Bewunderung bemächtigten sich meiner, als ich die weite Hohle betrat. Es war die erste, die ich sah. Ha, welch furchtbares Getose! Ist's der Fels, der berstend kracht? "< Stöß'st du aus dem Mutterschooße Dcine Kinder fort, 0 Nacht! Wasser, ist es deine Stimme? Soll ich nahen, soll ich fort? v>-. Weiß endach. Ich wagte mich in dem immer enger und niederer werdenden Gange am schäumenden Bache weiter hinein: doch der unbequeme Pfad, die drückende Grabesluft, das wilde Brausen des Unzfiusses und 45 der an den Etalaktitwä'nden sich brechende Fackelschein erfüllten mein Innerstes mit heimlichen Grauen, und ich suchte schnell wieder den Rückweg. Es ist noch Niemand, meines Wissens, bis zum Ende des unterirdischen Ganges gekommen. Sonderbar genug, daß man schon zu mehreren Malen römische Münzen in dieser Grotte fand, und zwar gleich bei'm Eingänge in dieselbe, wohin sie das Wasser gebrachr zu haben scheint. Der Wunsch, die verfallenen Ueberreste der Burg Kleinhäusel zu besichtigen, beflügelte meine Schritte aus der Grotte, und ich erkletterte schnell den pfadlosen Hügel zur trauernden Burgruine. Wehmuth ergriff mich, als ich die kleine Pforte zu dem nur noch zum Theile bestehenden Schloßthurme hineinkroch, und ich sah sie vor mir erscheinen alle die biedern Geschlechter, die einst diese Burg besaßen; ich sah ihre Erbauer, die Ritter v. Neu haus und ihre Nachfolger, die Herren v. Haller, v. Raub er und Fürsten v. Eggenberg, doch schon beinahe zwei Jahrhunderte sind es, daß dieses Schloß verlassen da steht, und mit den verfallenen Wänden sind auch jene Aufschriften (die Landstube, die Landkanzlei) verschwunden, die den Freiherrn v. Valvasor vermuthen ließen, daß hier vormals Landtage abgehalten wurden. Hieristes, wo Erasmus Luegger den, wider ihn vom Kaiser Friedrich IV. beorderten Caspar Rauber zu seinem Verderben nach Luegg zu sich einlud. — O, des tapfern Helden des fünfzehnten Iahrhundertes! — Verirrungen und Verfolgungen sind ein sprechendes Denkmal vom Geiste jener Zeit; wohl uns, daß wir sie im Rücken haben! Mit tief bewegter Seele stieg ich wieder herab von der todten Vergangenheit in die belebte Fülle der Gegenwart. Wir kehrten nach Planina zurück, dessen eigentlicher Name Alben ist (von den julischen Alpen) und auf krainisch 1'limiu.i heißt. Nach Schönleben soll Alben von den Römern ^Ipes ^„lici oder nä I>i>',iM) 8ummli6 ^!pe8) nach Megiserus aber ^lbia^ genannt worden seyn. Noch im vierzehnten Jahrhunderte hat es der Herren v.Alben gegeben, nach derselben Erlöschen aber fiel Planina den Grafen v. Görz und nach diesen den Herren v. Haller, dann den Fürsten v. Eggen berg zu. Frei liegend im Garten eines Hauses zu Planina fand ich den Denkstein, der vormals in einer kleinen Capelle zwischen den, Markte 46 und der Herrschaft Haasberg eingemauert war, und somit die Stelle bezeichnete, wo Erasmus v. Rauber, der einer Müllerin zu Rosse nachjagte, vom Pferde in das eigene Schwert stürzte und den Geist aufgab. Die Schrift am Steine ist noch gut erhalten und lautet: ^mw Hlv(^XVIII. XI. ^ulii lwill post iuel-ion Iia scemaio ancor 1' onore e 'I grido: Quivi si pesca prima, e poi cli' e faiia Necca ed aschttta, in lei si sparge il seme, E si raccoglie, e tra le verdi piaiue Prende gl' incauti uccelli, E in tal guisa divien, ch' in varj tempi L' islessa sia palude, e campo, e selva. Torquato Tasso nelle sette giornate del mondo. Ktnnst du dic Wunder dcr See im hochumbonncrtcn Zirknitz, Dort, wo dcr wrchscludc Raum Aehrcn und Fische dir gibt? Jos. Lconh. Knoll. 4 Ntisefsinn. n««> Krnin. O ja, ich kenne sie, diese Wunder des Thales der himmelanstrebenden Berge Iavornig von l006 Schul) und Elivenza von 35,25 Schuh Höhe, wo ich an einem Tage dem Fischfänge bci'm Ablaufen des Sees beigewohnt, gleichzeitig nach Wild gejagt, und trockenen Fußes Has Bett des Sees überseht habe, um die, hoch am Berge Iavornig im dichtesten Walde, durch einen kühnen Gedanken erbaute Glashütte zu besuchen. Der Zirknitzer See hat seine eigene Literatur, die viel Schönes, Wahres und Fabelhaftes davon erzählt; Klüver, Kircher, Schön -leben, Steinberg, Otto, Haquet, Gruber u. A. betrachteten denselben von verschiedenen Gesichtspuncten aus, die Natur und Beschaffenheit des Sees blieb aber dieselbe, weßhalb dessen kurze Beschreibung des gelehrten P. A. Desing von 174? noch heut zu Tage Werth hat, und einen Begriff von dieser Natur- und Landesmerk-würdigkeit gibt; sie lautet: „Zur Winterszeit lauft der See weit an und überschwemmt einen guten Theil der an seiner Ebene gelegenen Felder, welche zur Sommerszeit trocken liegen und zum Ackerbau gebraucht werden. Wenn nun diese zum See selbst gerechnet werden, so kann man zwar sagen, daß im See,ährlich gejaet und geerntet werde; allein alsdann hat er solches mit vielen andern an Flüssen liegenden Gegenden gemein. Wenn das Wasser abgelaufen ist, mähet man die häufigen Binsen zum Dünger und zur Streu für das Vieh ab. Bisweilen steht der See von Petri- und Pauli-Tag bis zu Michaeli trocken, sodann wächst auch zum Futter dienendes Gras auf dem festen Boden. Er lauft bei trockenem Wetter, sowohl in« Winter als im Sommer, und durch Gruben, <8 an der Zahl, die fast als Kessel anzusehen sind, ab. In 25 Tagen ist er fertig. Die Grube Kmnine wird leer in fünf Tagen; über andere fünf Tage das Loch Vollunns, wieder über fünf Iie«k leer und ledig werde. Weil er aber auf seinen übrigen Seiten mit hohen Bergen umgeben ist, so kann es nicht ermangeln, daß in demselben bei anhaltendem Regen vieles Wasser in Höhlen und Behältnissen sich sammle, welches durch seine Last das unter dem sichtbaren Boden des Sees sich befindende Wasser dergestalt drückt, daß es gegen die Euperficien und Fläche des Sees in die Höhe steigen muß. Es ist schade, daß noch Niemand in der Hydraulik Erfahrener eine genaue Untersuchung der unterirdischen Canäle dieses Sees angestellt hat. Wenn es anfängt stark zu regnen, so spritzt das Wasser aus den Gruben kote») .1en8lenxn und 'IVe»to/ zwei bis drei Klafter hoch heraus; vermehrt sich der Regen und donnert es stark dabei, so kommt das Wasser aus allen 51 Löchern, wo es eingefiossen, veiktt und m»Ia lil ausgenom men, und alsdann ist der See in 24, ja wohl in 40 Stunden wieder mit Wasser angefüllt. Etliche Löcher geben nur Wasser und nehmen keines wieder weg, die anderen thun beides. Es kommen auch nicht aus allen Löchern Fische mit heraus, vielleicht, weil die Enge der Ca na'le oder Syphonum solches verhindert. Bisweilen werden lebendige Enten mit herausgeworfen, welche grünes Kraut und kleine Fische im Magen haben, zum deutlichen Beweis, das; unten ein weitläufiger See verborgen seyn müsse. Der obere sichtbare See überschreitet bisweilen seine gewöhnliche Höhe des Wassers mit vier bis sechs Schuhen. Auf den Seiten des Sees aber, einen guten Theil höher, als er selbst ist, sind am Berge zwei weit von einander entlegene Löcher, Vl-l^na ^amll und Httklullilxß) zu sehen, aus welchen bei entstandenem Donnerwetter das Wasser mit grosier Gewalt und vielem Ungestüm herausstürzt.« „ Wenn solches im Herbste geschieht, so kommen viele schwarze, fette und blinde Enten mit heraus, welche Anfangs fast ganz nackt sind, nach vierzehn Tagen aber oder im October Federn bekommen, sehend werden und davon stiegen. In diese zwei Oeffnungen kann man weit hinein gehen, es will dieß aber Niemand gern wagen, weil man keinen Augenblick sicher ist, das, nicht das klafterdicke Wasser, wie aus einer gewaltigen Feuerspritze, dem Wagehalse entgegen schieße.« Der gelehrte Philosoph und Dichter des sechzehnten Iahrhun-dertes, Nicodemus Frisch lin, besang den Zirknitzer See in einer schönen lateinischen Ode, von welcher eine deutsche Uebersehung von F. 33. Legat hier Platz finden mag. An den Iirknitzer Caspar Godesch! Nicht den Inopus mehr und des Nils überschwemmende Fluchen, Nein, den Iirknitzcr See will ich bewundern, o Freund! Ihn, den weites Gebirg' umschließt auf jeglicher Seite, Der, wie doch andere See'n, Mündung und Quelle nicht bat; Der aus der Erd' aufsteigt und wieder zur Erde zurücksinkt. Und nach eig'nem Gesetz schwindet und wieder erscheint. Sieh', es verschlingt die Wellen des Sccs die gchöhlcte Erde, Wenn sich der purpurne Lenz wiedererstanden erhebt. 52 Da grünt, wellenentstiegen, ein üppiges Wiesengelänbe, Und mit erneu'tem Gewand schmückt sich das grüne Gefild. Da durchfurcht die gedüngete Scholle die ländliche Pflugschar, Und im Bette des Sees ist's, wo der Saame sich birgt. Und aus dem Bette des Sees füllt Heu die Scheunen und Feldfrucht, Wict' und Hirse zumal, Erbse und Bohne gedeiht. Goldig erglänzen den Grund sah ich vom Halme des Weizens, Den — wie lange war's her? — lauter Gewässer bedeckt; Sah den Pstüger allda mit gekrümmetem Karste beschäftigt, Wo er, — wie lange war's her? — sich mit dem Ruder gemüht. Doch ist herbstlicher Frost nach der Zeit der Ernte gekommen, Schickt die versunkene Fluth wieder die Erde zurück. Wie aus Röhren entsandt, mit Gewalt dringt ein das Gewässer, Wieder das Thal ringsum füllend, so weit es sich dehnt. Mit der verborgenen Fluth taucht auf der Fische Gewimmel, Bunt am Scheitel geschmückt, kehrt auch die Ente zurück. Wo du im Sommer erblickt schlanklcibiger Ziegen Gedränge, Streicht im Winter der Fisch über das nasse Gefild. Wo dem Vogel das Netz, dem wandernden, stellte der Finkler, Treibt bedächtig den Kahn jetzo der Schisser dahin. Weigerst du Glauben dem Wort? Ich sah's mit eigenem Auge, Und doch Glauben fürwahr schenk' ich dem eigenen Aug', Sah'n wir doch selbst in gehärtetem Grund gcklemmete Fische, Welche der eiserne Karst todt an die Sonne gebracht. Preise nun Der den Nil, und preise nun Der den Inopus, Welcher des Zirknitzer See's einziges Wunder nicht kennt? Von St. Kanzian nach Planina zurückgekehrt, fuhren wir nach kurzer Mahlzeit dem Markte Adelsberg zu. Je naher dem Karste, desto unfreundlicher wird die Gegend, als ob der Reisende durch lange Entbehrung sich auf den majestätischen Anblick von Optschina herab auf das thätige Trieft und die belebte See vorbereiten sollte; doch mir stand diesimal diese Entschädigung nicht bevor, und nur der Anblick der romantischen Ruine der ehemaligen Ritterburg Adelsberg und die damit verbundene Hoffnung, daß ich da an neuen, mir noch fremden Gegenständen neues Interesse finden werde, machten mir die Gegend mit neuen Reizen lieb. Etwa um halb fünf Uhr Nachmittags langten wir in Adelsberg an. An Unterkunft im einzigen annehmbaren großen Wirthshause war nicht zu denken, denn in den sparsamen Gastzimmern wimmelte es. 53 von Fremden; ich nahm daher die Gastfreiheit eines guten Freundes in Anspruch, und wir waren besser daran, als ob wir in einem fran zöslschen Hotel abgestiegen wären. Bald nach unserer Ankunft in Adelsberg schlug die Stunde, welche Se. kaiserl. Hoheit zum Besuch der Adelsberger Grotte bestimmt hatten. In einem kleinen Thale, eine Viertelstunde von Adelsberg, erhebt sich ein kahler Kalkstcinhügel, und schon aus kleiner Ferne sieht man an diesem Hügel den Eingang zur Grotte. An demselben waren zwei altgediente Männer des k. k. Infanterie-Regimentes Großherzog Toscana als Schild- oder Ehrenwache aufgestellt. Als nun Se. kaiserl. Hoheit daher gefahren kamen, begleiteten sechs junge Wachsfackelträger Höchstdieselben in die Grotte; alle Anwesenden folgten nach. Ein langer, schmaler, durch Lampen erleuchteter Gang von etwa hundert Schritten führte uns hinein, und plötz-lich öffnet sich ein ungeheurer Dom vor unserem Blicke und noch wenige Schritte, und wir sind an der Felsenbrücke. Welch ein erhabener Anblick von hier herab in die mehrere Klafter hohe, durch hundert und hundert grosie und kleine Lichter geschmackvoll beleuchtete Tiefe, wo die Poik über ragende Steinm^ssen tosend und schäumend hinein in ein undurchdringliches Dunkel sich wälzt. Von Holz zu beiden Seiten der Felscnbrücke erbaute Geländer wendeten jede Gefahr ab, und unbesorgt konnten wir uns daher staunend an diesem großen Schauspiele weiden. Ueber der Brücke, auf der sogenannten Altane, war zu Ehren Er. kaiserl. Hoheit ein paffendes Transparent zweckmäßig angebracht, und als Höchstdicsclbcn sich diesem Orte näherten, stimmte Harmonie-Musik die beliebte Weise: Gott erhalte Franz den Kaiser :c>, an, und junge Mädchen- und Knabenstimmen sangen — zu meinet freudigen Ueberraschung — mein, auf die hohe Anwesenheit des allgeliebten Fürstensohnes versuchtes und im »Illyr. Blatte" Nr. 33 aufgenommenes Lied. Einhundertstimmiges, inniges Vivat-Rufen, aus voller Seele, hallte dem durchlauchtigsten Kronprinzen zu. Alle Anwesenden waren von Freude beseelt und beglückt, der Beglückteste unter Allen aber war ich, der unbemerkte Jüngling, dessen erster Versuch in gebundener Rede eine solche Auszeichnung erfuhr, und Sr. kaiserl. Hoheit, dem geliebten Kronprinzen, von einem kleinen Mädchen im Manuscripts überreicht wurde. 54 Mk der 5cm erlauchten Herrscherhaus? Hamburg angebornen Herablassung geruhten Se. kaiserl. Hoheit sich eigenhändig in das, zum ewigen Angedenken an diesen feierlichen Tag eröffnete Denkbuch einzuschreiben. Fast jeder Anwesende verewigte sich gleichfalls in diesem Grotten-Album, in das sich künftig jeder Fremde, der die Grotte besucht, einschreiben soll. Lobenswerth fand ich diese, vom k. k. Kreis-amte Adelsberg, das auch jenes Denkbuch in Verwahrung nahm, getroffene Verfügung; denn wenn gleich einige an den Etalakritwän-den eingeätzte Namen aus dem dreizehnten und vierzehnten Jahrhunderte sich erhalten haben, so werden doch unzählig viele andere solche Andenken mir den Jahren erloschen seyn, und so wird die alles verheerende Zeit an jenen Wänden auch die Namen Sr. Majestät, Kaiser Franz I.. dann Ihrer Majestät, Marie Louise, Erzherzogin von Oesterreich, Herzogin von Parma und Piacenza, und Er. kaiserl. Hoheit, Erzherzogs Rainer, Vice-König's von Italien, verwischen, indes; die Namen in diesem Denkbuche den spätesten Enkeln als ein liebes Denkmal aufbewahrt werden können. Die Stelle, wo jener Bewillkommungsact in der Grotte Statt fand, too Wiener Klafter vom Eingänge, bezeichnet gegenwärtig ein, Sr. kaiserl. Hoheit geweihtes Monument. Von der Brücke leiteten uns 5 6 Stufen zur Linken herab, und wir waren im Labyrinthe, da, wohin Fürst Johann Wcikhard v. Auersperg (i«?3) einen Bauer um alle Welt nicht wieder hinab gebracht hätte, obschon er hier zuvor in der Poik, an Säulen herab, gelassen, gefischt hatte. Ein überaus erhabenes Gefühl erfüllte mein Gemüth im Blicke von dieser schauerlichen Tiefe gegen das unermeßliche Gewölbe empor, aus welchem das Schmettern der Trompeten tausendfach in die weite Tiefe herab widerhallte. Eine hölzerne, neuerbaute Brücke setzte uns über die Poik, und ö« Stufen führten zur neuen Grotte, zur Prinz Ferdinand's Grölte, hinauf. Hier gebricht es mir an Worten, und es würdc selbst dem unerschöpflichen Geiste Matthisson's an Bildern zu einem würdigen Gemälde dieser Grotte gefehlt haben. Welch mannigfaltiger Wechsel von Größe und Pracht, welch erhabenes Theater der Natur! Kühn geformte Gestalten aller Art bilden die, an Weiße und Reinheit dem Alabaster gleichenden Stalaktiten und Stalagmiten, und durch d,e 65 im Diamantenschimmer erleuchteten Tropfsteingänge drangen wir wohl eine halbe Stunde weit von Wunder zu Wunder hinein. Jetzt bemächtigte sich Staunen, jetzt Bewunderung, immer aber das lebhafteste Interesse meiner. Als wir wegen den immer kleiner und enger werdenden Gängen nicht weiter konnten, schlugen wir durch diesen Reichthum an herrlichen Prospecten den Rückweg ein, und wieder drangen durch die gekrümmten Felsengänge einzelne Musik-Accorde und das Vivat-Rufen zu uns, und immer näher waren wir dem Aufgange und immer deutlicher und melodischer war die Harmonie. — Ein Wagehals, Namens Lucas Tschetsch, der die über 12 Klafter hohe Tropfsteinwand mitGefahr des Lebens erkletterte, entdeckte diese unvergleichliche, schönste und merkwürdigste Grotte in Kram. Die ganze Länge der bis jetzt besucht werdenden Grotte beträgt in horizontaler Fläche 2500 Wiener Klafter. Die merkwürdigsten Puncte, welche der k. k. Kreis-Ingenieur, Alois Schaffenrath, gezeichnet, und Franz Grafv. Hohenwart mit erklärendem Terte in Kupfer herausgegeben hat, aber sind: das Monument Sr. Majestät Kaiser Franz I.. die Ansicht des grosien Dom's (85 W. Klft. vom Eingänge), das Monument Erzherzogs Ferdinand's, der Thron in der Prinz Ferdinand's Grotte, der Turniersaal, die Gegend bei'm sogenannten Bilde (4 60 W. Klft. vom Eingänge), die Mumien (Z00 W. Klft.), das Grab (525 W. Klft.), die Jabot's (550 W. Klft.), der Vorhang und die Kanonen-Säule (625 W. Klft.), der Säulensturz bei'm sogenannten beschwerlichen Durchgange (725 W. Klft.), das Thor zum sogenannten Calvarien-berg (925 W. Klft.), der Calvarienberg (1100 W. Klft.), allwo Ihre Majestät Marie Louise am t. Juni 4830 die höchste Kuppe erstiegen haben, endlich der Tropfbrunnen (4 200 W. Klft. vom Eingänge). An mehreren Stellen dieser höchst interessanten Grotte wurden Fossile, urweltliche Thierknochen des Höhlenbären ^Hrsus spewei^) und der Hyäne entdeckt, welche die ausgezeichneten Naturforscher Volpi, Cuvier und Bernard Geslin einer ausführlichen Beschreibung würdigten, und wovon sich sowohl im Landes-Museum zu Laibach, als im Museum zu Paris ^im „^aräin llos plante«") Exemplare aufgestellt finden. Ein ungenannter Freund der Natur gab im »Illyr. Blatte" Nr. 12 und 43 vom 1.1823 folgende kurze, aber interessante Beschrei- 66 bung der Adelsberger Grotte: „Von allen bisher in Europa bekannt gewordenen Stalaktiten-Höhlen übertrifft wohl keine diese hier; weder die kleine Rosenmühler Höhle mit ihrer ärmlichen Wachskammer, noch das hohe, von seiner Zierde durch Gewinnsucht bald ausgeplünderte Kalkgewölbe zu Slain, noch die Maestricher, noch andere europäische, können mit ihr in einen Vergleich treten. Die einzige von Tournefort, und seither von einigen Andern beschriebene und gezeichnete Grotte von^uti^mo», kann mit allem Rechte in Anregung gebracht werden, allein auch jene hat den bekannten Zeichnungen nach mehr Aehnlichkeit mit jener von liorKNtlle^ als mit der, wovon hier die Nede ist. Die Ausdehnung der Grotte selbst, in welcher ich drei Stunden Weges zurückgelegt habe, ohne jedoch das Ende erreicht zu haben, da ein, wenigstens für jenen Augenblick unübersteiglicher Abgrund das Vordringen unmöglich machte; das prachtvolle Farbenspiel der Stalaktiten und Stalagmiten, welche in tausendfachen Formen bald von der Decke herabhängen, bald vom Boden aufsteigen; der blendende Glanz ihrer Krystalle, ihre ununterbrochene, unendliche Anzahl, ihre zahllosen Gebildungen; Größe der Höhlen, welche das Ganze bilden; ihre Menge; endlich die Mannigfaltigkeit der Parthien, setzen diese Grotte weit über alle bisher entdeckten, und verdienen mit einer Ausführlichkeit dargestellt zu werden, welche über den Gränzen dieser Abhandlung liegt. Es ist ein Grottensystem, wovon in früheren Zeiten ein Theil bekannt gewesen ist, wie uns die darin aufgefundenen Inschriften aus dem dreizehnten, fünfzehnten und sechzehnten Jahrhunderte, die zahlreichen Menschenknochen und ein mit Stalaktit übergossener, darin befindlicher Leichnam beweisen. Es mag jener Theil als Begräbnis;-ort oder als Versammlungsort der Vehmgerichre, oder als Zufluchtsort in Zeiten der feindlichen Einfälle gedient haben. Ein gehauener Stein von ganz anderer Art, als die übrigen, und in mancher Hinsicht einer steinernen Thürschwelle ähnlich, könnte wohl ein Ueberbleibsel des nun übergossenen Ausganges seyn. Wo nördlich vom Marktflecken Adelsberg der lieblichen Poik krystallhelle Wellen im anmuthigen Thale durch vielfache Krümmungen sich winden und der, unter Flora's Priestern so oft gefeierte Nanos den Gesichtskreis schließt, am Fuße einer Gebirgsreihe, deren äußerstes Ende die Ruinen der alten Burgveste Adelsberg bilden, liegt roman- 57 tisch eine Säge. und Mahlmühle beinahe auf dem Puncte hingepflanzt, wo in majestätischer Pracht der heitere Strom sein sprudelndes Gewässer in unterirdische Schlünde stürzt. Gerade ober dem Abgrunde ist der bequeme Eingang in diese Höhle, welche sich nach einem Laufe von «l Klaftern ostwärts wendet, und in solcher Richtung andere 30 Klaftern durchstreicht. Ein geräumiger Platz, 60 Klafter lang, vom Fluße durchschnitt ten, der daselbst einen kleinen See bildet, führt den Namen des Dom's, den ihm seine Höhe von 19 Klaftern mit Recht erworben. Eine t3 Klafter lange Brücke führt über den Flusi nach der Gallerie. Wo sich der ungeheure Dom zu offnen beginnt, streicht eine Seitenverästung nach Norden zu, neben dem Abgrunde führt ein schmaler Pfad an ei.-ner schroffen Klippenwand hin, und zieht, als enger Gang, beinahe eine gute Viertelstunde fort. Sechsmal schließt er sich gleichsam, bis er auf einen etwas offenen Platz führt, wo Herr v. Low engreif viele Inschriften, Zeichen und Monogramme, zum Theil aus dem Anfange des dreizehnten Iahrhundertes fand, in dem Tropfsteine mit dem Griffel eingeritzt, oder mit Rothstein und Kohle geschrieben. Es ist auffallend, daß diese Inschriften unter sich so entfernte Epochen angeben, daß manchmal 100 Jahre dazwischen liegen. Die lehren sind vom Jahre t6?ß, also von 1816, wo Herrv. Lcwcngreif (begleitet von drei muthigen Beleuchtern, deren Namen: FranzSche -benig, Valentin Verne und Lucas Tschetsch, des hierbei erforderlichen hohen Muthes wegen aufbewahrt zu werden verdienen), die Höhle entdeckte, 140 Jahre zurück. In jener Gegend befindet sich der Stein, der in mir den Argwohn erregte, als sey er ein Ueberblcibsel eines einst nach jener Seite gerichteten Ausganges. Auf diesem Flecke findet sich eine Menge von zum Theile inkru-stirten Menschenknochen am Boden, und ein vielleicht in der Welt einziges, mit Tropfstein übergossenes ganzes menschliches Gerippe, mit um eine Säule geschlungenem Arme. — Traurige Ueberblcibsel der Verheerungen, welche die Einfälle feindlicher Völker nach sich zogen. Nur mit vieler Anstrengung ward es Herrn v. Löwengreifmöglich, an jenen Ort zu gelangen, da die Eingänge, schon grösitentheils vergossen, durch Ki'mstlerhand der ewigen Vergessenheit abgetrotzt werde,» mußten. 69 Wenn gleich dieser Theil der Grotte, des gefährlichen Zuganges wegen, nur von wenigen Fremden besucht wird, so verdient er doch um so mehr Aufmerksamkeit bei seiner Erhaltung, da gerade er der einzige, in frühern Zeiten bekannt gewesene Theil und zugleich derjenige ist, welchem, der vielen durchsickernden Gewässer wegen, am meisten die Gefahr des Verschwindens droht. Doch wir wollen diesen schauerlichen Mahner an die Vergäng-lichkeil verlassen, und unter den Dom an die Poik zurückkehren, über die Brücke nach dem rechten Ufer gehen, und sie ihrer fernern Reise nach Planina überlassen, wo sie unter dem Namen Unz bei ihrem Austritte bei Kleinhäusel eine große Mühle treibt. Hier steigt man 8« Stufen die steile Felsenwand hinan und wandelt gegen Süden in einem Gange, der in einer Entfernung von l30 Klaftern vom Eingänge der Grotte sich theilr, um rechts in die schone Ferdinandsgrotte zu führen, welche nach einem Laufe von 43 Klaftern nördlich zieht und die Hohle schließt, welche also auf jener Seite eine Länge von 203 Klaftern hat. Der zweite Arm des Ganges geht in nordwestlicher Richtung durch eine Länge von t?Z Klaftern nach dem vom Eingänge 3li Klaf. tcr entfernten Turnier-Platze. Noch nordlicher, in der Capelle, brüllt 521 Klafter von allem Menschlichen entfernt, der dumpfe Ton der Todesglocke, vom klingenden Tropfsteine so ähnlich nachgeahmt, das? un-willkührlich die Phantasie in jene schauerliche Zeit der Vehmgerichre hingerissen wird. Die sogenannte Reitschule ist «8» Klaftern weit vom Eingänge, und wahrhaft schön; in ihrer Nähe ist das Naturspiel einer Masse von Drapirungen aus weißem halbdurchsichtigen Tropfsteine mit doppelter orangengelber Einfassung von Eisenthon, der Vorhang genannt. In dieser Richtung, vom Eingänge 800 Klafter ab, theilt sich die Grotte nochmals- der eine Gang wendet sich ostlich durch38, dann nordöstlich durch jZl, und endlich allmählig gegen Süden durch «3 Klafter, wo er nach einem Wege von I0Z1 Klaftern vom Eingänge endet. Der andere Gang zieht sich nordwestlich, führt in der Entfernung von «102 Klaftern vom Eingänge an den ungeheuren Sturz einer Stalaltitenformaiion, und nimmt, nach einem Umwege von 23 l Klaftern vom Eingänge einen abgegangenen Seitengang auf. >^. 39 Hier steht ein statueähnlicher Stalaktit auf einer Tropfsteinsäule, Et. Stephan genannt. Bei us« Klaftern vom Eingänge in südlicher Richtung von St. Stephan steht das reizende Schauspiel des Tropfbades. Ein ab. gestutzter Kegel mit breiter Fläche, von rosenroth gefärbtem hellfiim-mernden Stalaktite, trägt ein natürliches Becken von einigen Schuhen im Durchmesser. Von der hohen Decke stürzt mit sanftem Gemurmel ein dünner Wasserfaden in das Becken, und die über selben spritzenden Wassertropfcn fließen an der Oberfläche des dadurch stets wachsenden Kegels herab, dessen Fuß sie mit einem silberhellen Bache umgeben. Schöner konnte wohl die Natur die allmählige Bildung eines mächtigen Tropfsteinpfeilers nicht darstellen. In einer Entfernung von 1310 Klaftern vom Eingänge ist der entfernteste Punct, an den es mit aller möglichen Anstrengung zu kommen gelungen hat. Ein See, der hier unter das Gebirge zu gehen scheint und an die diesseitige steile Felsenwand anschlägt, hat alle Versuche des Herrn v. Löwengreif, die Kluft zu übersteigen, vereitelt. In dieser Grotte war es, wo mich der Zufall den Kopf eines Thieres finden liesi, dessen Art unter die bereits erloschenen Arten gerechnet werden muß. Der Zustand, in dem derselbe mit den vermuthlich dazu gehörigen, in seiner Nähe befindlichen Knochen gefunden wurde, läßt beinahe keinen Zweifel über die Art übrig, wie dieselben in jene Höhle gekommen seyn können, nämlich durch Einsturz des ehemals die Decke der Grotte bildenden Gesteines; denn wäre das Thier im Loche zu Grunde gegangen, so müfiten die Gebeine alle beisammen, und das Skelett beinahe unbeschädigt aufbehalten seyn, während sie auf einer Fläche von mehreren O.uadratklaftern auseinander gestreut, und mit andern Knochen derselben, und einer, vielleicht auch mehrerer andern Thierarten vermischt, unter großen Stalaktitenklumpen verborgen lagen, die das Wasser nicht hingeschwemmt haben konnte, daher an ein Hineinschwemmen durch das Meer nicht zu denken ist. Der allgemeinen Beobachtung zu Folge, daß die in der Erde vergrabenen Skelette mit dem Vorrücken der Zeit tiefer sinken, befanden sich jene Skelette von Thieren der Oberwelt in geringer Höhe über jener Höhle, als die Decke einstürzte und selbe mit sich riß; denn es 60 scheint nur zu wahr, daß bei Stalaktitenhohlen die erste Formation einstürzt und die folgenden erst das Ausfüllen der Höhle bewirken. Die Abweichung zwischen den verschiedenen gleichnamigen Knochen, welche daselbst vorgefunden wurden und dem Anscheine nach dennoch derselben Thierart angehören, nöthigt mich, dieselben einzeln zu beschreiben. Das wichtigste Stück besteht in einem Schädel von 17 Wiener Zoll Länge, vom Hinterhaupte bis an die Vorderzähne gerechnet, und <3 Zoll Breite am breitesten Theile des Hinterhauptbeines, wo zwei Ansätze wie zwei breite Flügel bilden. Hiezu gehört noch der linke Theil eines untern Kinnbackens, <8 Zoll lang. Das Ganze ist zwar in einem sehr hinfälligen Stande, und besonders scheint das Licht auf die Festigkeit des Gewebes sehr einzuwirken; demungeachtet können alle Theile noch sehr gut untersucht werden. Die Form des Kopfes weicht von den Formen der andern Säugethiere durch eine ungemein langgestreckte, beinahe cylindrische Hirnschale ab, auf welcher die Naht sich in einen, am Hinterhaupte sogar bis auf 9 Zoll hohen Kamm erhebt; craneologischen Gesetzen nach, verbunden mit dem geringen Volumen des Gehirnes, ein Zeichen besonderer dummer Grausamkeit und Kampfgier. Die Anlage der Augenhöhle beweist, das; das Thier den Kopf in horizontaler Lage zu tragen pflegte. Die ungemein breiten und längs dem Hinterhaupte aufsteigenden Ansätze desselben, boten den Käumuskeln eine ungeheure Befestigungsfläche dar. Der felsige Theil des Gehörganges ist durch selbe tief herabgeführt, so daß die Ohren des Thieres sehr tief am Halse stehen mußten. Auch die Naht am Hinterhauptknochen ist dermaßen aufgestülpt, daß die Hirnschale dadurch ganz die sonst gewöhnliche nach hintenzu abgebaute gewölbte Gestalt verliert, und vielmehr als ganz flach abgeschnitten, aber durch obige Naht umschnitten erscheint. In der obern Kinnlade befinden sich auf der rechten Seite: tt) die Ueberreste von zwei Mahlzähnen; !,) die Stelle eines andern von ungeheurer Größe; c) ein großer krummgebogener, oben und unten spitzig zulaufender, im Ganzen 5 Zoll langer Hauer, an der dicksten Stelle "" l Zoll dick von dichtem Gewebe, und ohne Kamen noch Riffen. 61 «I") die Stelle eines sehr kleinen Vorderzahnes, nach Art der von Cuvier als Charakter des Bärengeschlechtes festgesetzten Vorderzähne ; e) die gut kennbaren Stellen von drei Vordcrzähnen, deren also , das Thier sechs gehabt haben mustte; An der linken Seite des Oberkiefers sind jene Theile weniger kennbar. In dem linken Theile der untern Kinnlade sind: a) ein sehr gut erhaltener Mahlzahn mit wellenförmigen Erhöhungen, wie bei allen fieischfressenden Thieren; k) die Reste eines solchen Zahnes zwar abgebrochen, aber durch einen so frischen Bruch, das; er bei'm Ausgraben diese Beschädigung erhalten zu habcn scheint, doch war es nicht möglich, ihn aufzufinden; «) die Stelle des dritten Mahlzahnes; . 1«0«. 1«. Z 3l. 1«34. F. v. Stainach. 1«34. Hans Hueber. Stephanus Kanzianer. Marimilianus Frauenholz i«3«. Kaspar Moll. 1«36. Mar tin us Hueber. 164l. 1841. Hirsch. Herr Jakob. Nauwer i«4i. 16 I 51 0 42 1« I I» 8. 42 — 65 — 4 642. (Eine Hand.) Agourer. Franz Himer Tischlergesell aus Bayern. (Fürst C. Eggenberq: Wapen) Johann MelchiorOtt. Johann Paul Sarcher 1642 den 6. Iuny. Marco Zernich Pildhauer i<»4s. Der 12. vennro. Joannes Crassanz 1643. Hans Korn 1649 den 3. Iuny. Johann Paul Hueber 1675. 1676. (Zeichen.) G. Nostitz. Michl Strigel. „Dem müsite doch Virgil's ).fliKillu8 «iron priwcoraw «iilNKuini»^ in hohem Masie zu Theil geworden seyn, der nach dem Besuche der Adelsberger Grotte eine Nacht ruhig schlummern könnte, ohne in tausend und tausend Bildern die geschauten Wunder dieses Gno-men-Palastes wieder und wieder zu finden," ruft Hi'. Rudolph Puff, Professor aus Marburg, inder,,Carniolia" Nr. 104 von 1839, aus. Mit tief erregten, Gefühle verliest auch ich mit dem übrigen Zuge nach drei Stunden dieses erhabene Pantheon der Naturwunder, welches ich am ?. October 1822 abermals besuchte, und zwar in Gesellschaft eines Nordslaven und eines Deutschen, nämlich: des Fürsten Trubetzkoi, russisch-kaiserlichen General-Lieutenants und General-Adjutanten des Kaisers, welcher im I. 1821 zu den hohen Gästen des Laibacher Congresses gehörte, und des kö'nigl. würtembergischen Oberthierarztes, D^. Höerdt, der einige arabische Pferde, dann ein Paar spanische Zuchtschafe und zwei Gazellen aus Triest an seinen Hof begleitete, besuchte. Diese beiden gebildeten Reisenden konnten sich in der Bewunderung und Lobpreisung der Grotte nicht erschöpfen; der Fürst fand einige Aeynlichkeit der Grotte mit den polnischen Salinen. Die fürstliche Familie, welche eine sehr schöne Fürstin-Mutter und eine noch schönere Prinzessin-Tochter schmückte, nahm mehrere Stalaktiten und Stalagmiten von wunderbarer Form mit auf die Reise zum Congresse «ach Verona, vr. Höerdt aber außerdem noch einige lebende Olme Neisltlinn. nus Krai«. . s ^ — «6 — sprotei nnFliinei) aus der St. Magdalenen Grotte, die er in sein Vaterland bringen wollte. Seir dem Jahre 182« findet alljährlich am Pfingstmontage ein sogenanntes Grottenfest zu Adelsberg Statt, wobei sich viele, in öffent-lichen Blättern eingeladene Fremde einfinden, die gegen den Eintrittspreis von je 1 fl. für die Person die erleuchtete Grotte besuchen. Das Fest beginnt um 3 Uhr Nachmittags mit Eröffnung der Grotte und endet meistens mit einem Balle, der im Gasthofe zur Krone abgehalten wird und bis spät in die Nacht dauert. Die St. Petersburger Zeitung: „der Sohn des Vater, lcmdes« ^8in oterke«tv:i), 8. Heft t820, Nr. s, gibt nachfolgende Beschreibung der Gegend von Adelsberg, aus den Briefen eines Marine-Offiziers llllo. Laibach den 28. März i8io: „Adelsberg, von den Slaven po5t0Mk genannt, liegt am Fuße eines Berges, dessen Stirne mit schönen Ruinen eines alten Schlosses gekrönt ist. Dieser Ort erhielt seinen Namen (Adelsberg oder Adlersberg bedeutet im Deutschen: Berg der Adler, M'iinnM ssora) von der Menge Adler, die dort nisten. Die Gebäude darin sind alle aus Stein und sehen nicht alt aus. Das Thal, in welchem das Dorf liegt, ist rund umher mit reizenden Prospecten umgeben. Ein kleiner Flusi, welcher mit Säge- und Mahlmühlen beseht, still und majestätisch zwischen hohen Ufern, Hutweiden, Gärten und Wiesen fiiesit, theilt sich und bildet durch seine vielen Krümmungen Inseln, welche von jungem Geholze beschattet werden. Ich wandelte neben denselben abwärts; das Tosen des Wassers, der Schaum und das Geklapper der Mühlräder erinnerten mich an die Stürme, welche ich auf dem Meere bestanden, und ich kam, ohne Ziel und Absicht, weiter als ich wollte,« da stürzte der Flusi am Fuße des Berges plötzlich mit erstaunlicher Heftigkeit in den Abgrund und verschwand vor mir. — Ich kann Dir mein Staunen nicht beschreiben; ich kann nicht erklären, was ich bei einer so unerwarteten Erscheinung empfand. Stehend am Rande des Abgrundes, horchend dem Donner seines Gewässers, welches schnell in den Schooß der Erde stürzte, gewahrte ich es nicht, daß ich vom Wassernebel, welcher einer Wolke ähnlich über mir schwebte, ganz nasi geworden. Fünfzehn Werste von Adelsberg, auf der andern Seite des Berges, erscheint der Flusi wieder auf der Oberfläche der Erde. — 07 — Freunde malerischer Prospecte würden es theuer bezahlen, wenn sie auf meiner Stelle wären, und dieses entsetzliche und majestätische Schauspiel der Natur sähen. Der Fluß, ähnlich einem Wasserfalle, entwindet sich einem engen Felsenschlunde und stürzt in ein weites Becken, welches die Gewalt und Schwere des Wassers ausgehöhlt. Der Nand des Beckens ist mit platten, scharfgespitzten Steinen eingefaßt, und obschon der Fall des Flusses nicht sehr hoch ist, so eilt das Wasser doch mit unglaublicher Schnelligkeit über die Steine weg, wird gleich wieder ruhig, in der Strömung schwächer, und gleitet wieder als ein sanfter und gefahrloser Fluß über eine weite Wiese dem Dorfe Planina zu." Der Markt Adelsberg hat mehrere niedliche Häuschen, von denen manche wohl ein hohes Alter andeuten, welchem man es jedoch nicht ankennt, daß der Ort durch feindliche Einfälle und Feuersbrünste zu mehreren Malen gelitten habe; die verheerendste Feuersbrunst erlitt Adelsberg am 3. Juli 1802. Die Pfarrkirche kann sich einer einfachen Zierlichkeit rühmen; sie hat einige schätzenswerthe Gemälde, worunter im Seitenaltare zur Linken ein 8. l'raneigeus 8erÄpKicu8 von dem glücklichen Pinsel unseres verblichenen Kunst- und Porträtmalers Herlein mir das vorzüglichste schien. Lieblichkeit und eine gewisse Zartheit, dabei aber auch Kraft legte Herlein in seine Gemälde, was ihnen einen bleibenden Werth sichert. Im Schlosigebäude der Herrschaft Adelsberg, welches wohl das schönste im Markte ist, und eine hübsche Aussicht hat, ist das k. k. Kreisamt untergebracht. Die Ruinen des alten Schlosses Adlersberg, welches nach einer Urbarial-Vormerkung am it), November iesn, früh zwischen 2 und 3 Uhr, durch einen Blitzstrahl in Flammen und Asche gesetzt wurde, zieren die Stirne des Berges Sovitsch (2<23 Schuh über der Meeresftäche) und geben der Gegend ein malerisches Aussehen. Wohl blühte einst ein edles Geschlecht, das sich die Herren von Adelsberg nannte, doch Ihr Gedächtniß sank wir ihre Grüfte, Vor dem Thatcnglanz der Helbenzeit Schwebt die Wolke der Vergessenheit. Matthisson. 5« — 68 — Wie lange die alte Burg als ein kahler Steinhaufen da liegt, konnte ich nicht erheben. Die Geschichte nennt als Besitzer der Herr schaft Adelsberg die Grafen v. Cilli, die Fürsten v. Eggenberg, die Herren v. Tschernembl und Freiherren v. Mannesis; die Mannesis und Tschernembl mögen aber nur Hauptleute der damaligen Grafschaft Adelsberg gewesen seyn, da diese nach Aussterben der Grafen v. Cilli an den Landesfürsten fiel, worauf sie an die Fürsten v. Eggenberg, und von diesen an Johann Weikhard Fürsten v.Aue rsp erg kam; dessen Sohn Fürst Ferdinand v. Auer-sperg verkaufte sie im I. i?07 an Franz v. Oblack, von dem sie Kaiser Carl VI. am 27. August 1722 um 80.000 sl. zum Behufe des k. k. Karster-Hofgestütes erkaufte. Die Karster-Pferde waren von jeher berühmt, und schon zu V alvasor's Zeiten gab es zu Adelsberg selbst «eine trefflichgute, von Karst-Pferden aufgerichtete Stuterei." Dieses Gestüt kam i?3r. Weißenbach. Aus dem fernsten, nachtumfangenen Winkel des bewässerten Ganges schiffte ein, mit wenig Lichtern erleuchteter Kahn gegen unser Gestade herüber, und vor Sr. kaiserl. Hoheit wurde das Netz gezogen. Vier Olme ^protei lMZUmi^ war der Fang, das Netz wurde nochmals geworfen und wieder sechs dieser seltenen amphibienartigen Tierchen hervorgezogen. Dieses, mit Hand- und fußformigen Gliedern versehene fieisch-färbe Fischchen ward vielfältig von gelehrten Reisenden und Naturforschern untersucht, und ich weise dießfalls auf Funke's ausführlichen Text zu Bertuch's Bilderbuche, 16. Bd., S. 90. Wien, bei C. PH. Bauer; dann auf Dr. Franz Sartori's Naturwunder im 2. Theile, S. «0, weiters auf den Bericht des berühmten preußischen Naturforschers, Rudolphi, im „Laibacher Wochenblatte" Nr. 8 ;rtt. Xcuslasltl ( Rudolfs worth) — 93 — lud ich denn zu Salloch mit meiner Wenigkeit und mit meiner gesamm-ten Familie, bestehend aus Frau und zwei Kindern, denen ich gleichzeitig eine Erholung verschaffen wollte. Es bedarf einer guten Portion Geduld, um den Zeitpunct abzuwarten, bis es den Schiffleuten gefällig ist, das Wirthshaus zu Salloch zu verlassen und abzufahren. Dafür bietet aber die Fahrt durch die schöne Landschaft reichliche Entschädigung. Zunächst an Osterberq vorüber, welches auf einem Hügel am rechten Ufer des Laibachflusses liegt. Es ist ein, aus der alten Burgruine Osterberg, der Stamm-bürg der Osterberge, eines Nebenzweiges der Schärfenberge (scharf heißt slavisch o8t»l) oder oMro) hergestelltes Schlößchen des Freiherrn v. Erb erg, und hat eine alterthümliche Ausstattung, vor Allem aber eine entzückende Aussicht, daher es, da der Zutritt Jedermann frei steht, von den Städtern häusig besucht wird. Unter Osterberg vereinen sich die Laibach, die Feistritz, die Veßniz und die Save, was ein überaus malerisches Bild gibt. Am linken Ufer der Save, bald unter Osterberg, liegt das dem Freiherrn v. Erb erg gehörige liebliche Gut Lustthal mit seinen schönen Gärten und Anlagen, sehenswerthen Alterthümern, Kunstschätzen, dem Archive, der Bibliothek und mit dem Denkmale der Anwesenheit Kaiser Franz I. Unter Lustthal ließen wir am linken Ufer das Dorf Klezhe, wo die Schiffe landen, welche Wein und Getreide für Oberkrain bringen. Von da weg wird die Landschaft minder freundlich und mehr einförmig, bis das Schlößlein Poganik derselben auf einer Strecke von mehr als einer Meile einen neuen Reiz gewährt. Poganik liegt überaus malerisch an einem Hügel, auf einer Art Erdzunge oder einem Ecke, den die am Schlosse und anseinen Feldern im Bogen (daher vielleicht einst Bogeneck) vorüberfiießende Save bildet. Die Aussicht vom Schlößlein über eine weite Strecke des majestätischen Savestromes, dann nach dem Dorfe und Kirchlein Hötitsch und in eine pittoreske Thalschlucht des linken Ufers, in deren Hintergrunde der große Markt Watsch wie in einem Diorama da steht, ist reizend. Poganik wurde von dem Freiherr« v. Wernegkh, wahrscheinlich aus den Ueberresten der alten Stammburg Wernegkh, erbaut. In beiläufig vier einhalb Stunden hatten wir den Munizipalmarkt Littai erreicht; er liegt am rechten Ufer des Stromes und am Fuße des Berges Sitariuz. Hier — 94 — ist eben auch ein Landungsplatz, und so zu sagen die Pflanzstätte der lrainischen Savestrom Schiffleute; hier werden die meisten Saveschiffe erbaut, und hier sind drei bedeutende Eeilerwerkstätten, auf welchen die 20 bis 30 Klafter langen und i'/^ Zoll dicken Seile zum Schisszuge, ausschließlich aus italienischem Hanfe, verfertigt werden. In Littai mußte ich in Folge meiner Sendung eine kurze Zeit verweilen, wobei ich Gelegenheit fand, den Markt mit seinem alten Schlosse gleichen Namens zu besehen und an der Rührigkeit des Volkes mich zu erbauen. Die Bewohner dieses Marktes verdanken ihren Erwerb zunächst der Schiff-Fahrt; wenn diese offen, d. i. weder der Strom gefroren, noch das Wasser zu klein oder zu grosi ist, fahren täglich 40 bis 13 Schiffe an Littai vorüber, von denen die meisten hier zu Hause sind oder hier einsprechen. Etwas von Littai, am linken Saveufer, liegt das zur Herrschaft Ponovitsch gehörige Gut Fischern. Von Littai fuhren wir am Gute Gerbin, welches am rechten Ufer, und der Herrschaft Ponovitsch, die am linken Ufer des Stromes steht, vorüber und der Localie Sava zu, um dort bei einem alten Jugendfreunde, bei'm Pfarrer, zu übernachten. Wir hatten einander lange und seit dem Tage nicht gesehen, als ich zu Obergörjach, am reizenden Veldeser See, seinem ersten Meßopfer beiwohnte. Ich wollte ihn in seiner Seligkeit sehen und ihn mit meinem Glücke, nämlich mit meiner Familie, bekannt machen, allein er war nicht bei Hause und sollte erst am andern Morgen wieder kommen. Man nahm uns gleichwohl im Pfarrhause gastfreundlich auf, und nach einem schmackhaften Abendmahle wurde uns ein reinliches Fremdenzimmer angewiesen. Als wir uns da bequem machten und eben mit den beiden Kindern das Abendgebet verrichteten, kam der Freund nach Hause, dem so fort die ungenannte und ungekannte Einquartierung gemeldet wurde. Seine Hochwürden erwiederten: »Es scheint damit eben keine Gefahr zu haben, denn ich höre die Leutchen beten." Mich trieb es, den Freund zu sehen, und nun wurden noch an demselben Abende ein Paar Stündchen den Erlebnissen in den entwichenen Jahren und der seligen Erinnerung an unsere Studienzeit geweiht. Tags darauf, nach gehörter heil. Messe, die mein frommer Freund mit erhebender Andacht und einem Hlumento an uns las, setzten wir beim Frühstück dort fort, wo wir einige Stun- — 95 — den vorher geendet hatten, und wir bedauerten gegenseitig, daß mich die Dienstpflicht sobald wieder aus den Armen des Freundes riß. Von Sava aus wird die Gegend immer düsterer; hohe, felsige Berge engen den Strom ein, so daß an manchen Stellen kaum ein schmaler, in Felsen gehauener, sogenannter Treppelweg (Hufschlag), der zum Schiffszuge benützt wird, neben dem Strome dahin zieht. Und in dieser engen Schlucht, von Steinbrücken bis Sava hinauf, hat der ernstliche Wille des Menschen die Eisenbahn, bald dem Strome, bald den felsigen Bergen, oft thurmhoch über den schäumenden Wellen der Save, abgerungen. Die Bahn nimmt ihren Zug vom Eisenbahnhofe und Ablagerungsplatze zu Steinbrücken am linken Ufer stromaufwärts bis zum ersten Stationsplatze bei'm Peklar, Distanzzeichen VII Meilen von Salloch, dann gegen Sagor zum Stationsplatze im Distanz-zeichen V/4, und zum dritten Stationsorte im Distanzzeichen HI/4 bei Fischern, gegenüber von Littai. Im Distanzzeichen 11/?, ober Gratzdorf bei Poganik, übersetzt die Bahn den Savestrom mit einer amerikanischen Brücke in einer Länge von 90 Current-Klaftern, welche unmittelbar zum Poganiker Tunnel führt, der im Bogen von 130 Klafter Radius und in einer Länge von 66 Klafter die Verbindung vom rechten mit dem linken Saveufer fortseht. Der vierte Stations-platz ist bei Kreißnitz-Polane im Distanzzeichen II/2, und der fünfte bei Salloch im Distanzzeichen 0, wo die Bahn mittelst einer gewohnlichen Brücke die Laibach übersetzt, und dann in beinahe gerader Linie zum Bahnhofe in Laibach fortläuft. Von Steinbrücken bis Hieher sind 5 9 Wächterhäuser zur Bahnaufsicht bestimmt. Das Düstere der Gebirgsschlucht währt von Sava bis nach Steinbrücken fort. Die Brücke, von welcher diese Stelle den Namen erhielt, ist lange nicht mehr; Herzog Leopold der Glorreiche ließ sie 1224 zur Verbindung seiner Besitzungen in Steiermark mit jenen in Kram über den Savestrom erbauen, Friedrich IV. aber niederwerfen, um die Grafen v. Cilli von ihren Landen und Leuten in Krain zu trennen. Ganz dem Charakter der Landschaft gemäß hatte sich der Himmel in düstere Wolken gehüllt, und dichter aufsteigender Nebel lag auf den Gipfeln der Berge. Die besorgten Schiffleute zimmerten, so gut sie konnten, ein Verdeck zusammen, um uns vor dem drohenden — 96 — Regen zu schützen, was mir um so erwünschter war, als dadurch die gefährlichen Klippen bei Renkou, am Prusmiker Canal und weißen Schwall, die ungeachtet der vielen Kosten, die seit t?36 darauf verwendet werden, noch immer gefahrvoll sind, furchtsamen Gemüthern verhüllt wurden. Andererseits war mir das üble Wetter sehr ungelegen, denn ich fand die grotteske Landschaft auf einer frühern Reise nicht uninteressant, und hätte sie daher wieder bewundern mögen. Heinrich Kronberg gab in der »Carniolia" Nr. 90, 81 und »2 von 483» ein interessantes Bild einer Reise, die er von Prußnik aus in Gesell schaft von vier vornehmen Reisenden zu Schiff stromaufwärts machte. Die schauerliche Wildnis; von Prußnik, wo ein einsames Häuschen für den k.k. Navigations-Bauwerkführer und den Schiffzugs-Pächter steht, malt derselbe getreulich mit folgenden Worten: » Nichts als Verge und Felsen, schwindelnde Hohen und spärliche Wälder sieht das Auge, selbst der Anblick des offenen Firmaments ist durch die schroff aufsteigenden Berge auf einen kleinen Fleck beschränkt. Der Sonne liebe Strahlen, sie erreichen die im Thale liegenden Wohnungen nicht; kein freundlicher Platz, kein herzerfreuender Raum ist hier zu sehen, die Natur hat dieser Gegend selbst die wilde Romantik versagt, und die Bewohner derselben können nur durch Pflicht und Eigennutz an sie gefesselt werden. — Die Reisenden waren: Ein langer, ältlicher Franzose mit seiner Nichte, einer blendend weißen Blondine, und ihrem Bruder, und ein hagerer, backenbärtiger Engländer, noch sehr gut conservirt, die aber Alle, bis auf den Engländer, ziemlich deutsch sprachen. — Wir setzten also fröhlich unsere Reise fort und langten in wenigen Minuten in Mitalle an." „Ein schäumender, über drei Kaskaden stürzender Wasserfall hatte des alten braven Herrn Aufmerksamkeit erregt. Den Schiffsleuten wurde Trinkgeld versprochen, und sie mußten abermals das Schiff am rechten Ufer anlegen, was bei dem eben nicht hohen Wasserstande leicht geschah. Ehe noch die Bretter in Gestalt einer Brücke vom Schiffe auf's Ufer gelegt wurden, sprang der Engländer und der lebensfrohe Ludwig an's Land. Ich zog die Dame, bei der es ohne einen kleinen Schrei nicht abkam, über die Bretter an's Ufer und der alte Herr folgte. Wir wollten den Wasserfall ganz in der Nähe besehen. Ludwig, der Bruder Evelin en's, hatte gleich seinen Crayon hervorgezogen und zeichnete emsig an der wunderherrlich gruppirten Landschaft; wir Andern — 97 — standen aber lange schweigend und betrachtend, bis der alte Herr mit vieler Rührung bemerkte: die Mühle da oben steht ruhig und von Felsen umgeben, wie ein vom Schicksal Verstoßener da. Die Zeit rauscht, wie der Strom da unten an ihr vorüber, und ob es auch öde und menschenleer um sie ist, sie steht unerschütterlich und fest. Mein Lieber, sprach er, indem er mir die Hand schüttelte, Sie sind jung und haben noch einen langen Weg zu durchwandern, ehe Sie die Welt und ihre Tücke kennen lernen werden — wenn die Prüfung zu stark wird, so nehmen Sie die Lehre, daß auch ein kleines, unbedeutendes Gebäude bei allem Sausen und Brausen eines heftigen Sturmes fest steht. Ich stand noch da, als er mit seiner gewöhnlichen Lebhaftigkeit seitwärts um den Wasser-fall über die Felsentrümmer stieg; er winkte mir und ich folgte. Sehen Sie nur, wie die Menschen die Natur verpfuschen, sprach er, und zeigte von der Anho'hc die gewö'lble Brücke, mittelst welcher der Wasserfall unter dem Treppelweg in die Save geleitet wird. Um wie vieles romantischer wären über diesen schäumenden Abgrund einige schwankenden Baumstämme angebracht, wie würde ein leicht zusammengebundenes, morsches Geländer mit diesen unbestimmt sich aufthürmenden Felsen, diesem ewig triefenden Tufsteine, weit besser Harmoniren, als diese luftige, moderne Brücke! — Ich lächelte und bemerkte ihm, daß eine solche Brücke zu gefahrvoll wäre.« „Er mochte wohl mein Lächeln bemerkt haben; er erro'thete, lachte lautauf, und wir traten mit Eveline und ihrem Begleiter in die Mühle. Die Bäuerin brachte uns Milch, und als wir uns mit derselben labten, war auch Ludwig mit seiner Skizze fertig geworden. Ein Schiffsknecht kam, um uns in der Landessprache höflichst zu erinnern, ob es nicht gefällig wäre, wieder abzufahren; ich verdolmetschte den Fremden seinen Wunsch und wir verließen nach Beschenlung der guten Bauersfrau die friedliche Mühle, die lange vielleicht kein so schönes Stück Geld gesehen hatte. Wir fuhren ab, Alle zurückgewendet nach dem pittoresken Wasserfalle; der Schisssherr zeigte uns eine tiefe Schlucht, die sich am linken Ufer weit in das Land hineinzog, und bemerkte hiebei, daß es die Grenze Kram's und Steiermark's sey. Wie vom Blitz berührt, drehte sich der Alte um und blickte düster in die Schlucht, endlich sprach er: Krain hat herrliche Berge und Felsen, und jene, die ich in dem unbeschreiblich Neisttrinn. au« Kram. ? — 96 — schönen Veldes und in der hohen Wochein gesehen habe, übertreffen Alles, was Tirol auszuweisen hat." »Das Schiff rudert weiter, und der Engländer zog aus seinem Reisesacke eine Zeichnung hervor. Es war das gute Kupferstück des Mitalle - Wasserfalles von, k. k. Hofrath Schemerl Ritter v. Leitenbach." „ Bald kamen wir im weißen Schwalle an, und durchfuhren den dortigen Canal eben so schnell, als jenen zu Prusmik. Es ist dieß eine in lebendige Felsen eingesprengte Ninne, und liegt in einer äusierst einsamen, von Fels und Berg umgebenen Gegend. Ucberhaupt ist von Sava angefangen, bis Ratfcbach eine ziemlich gleich bleibende, wild schöne Gegend — rechts und links himmelanstrebende Felsen und hohe Berge, in der Tiefe der Strom. Nur dann und wann begrüßt ein einsames Häuschen oder die, an einem Wildbache gebaute Mühle den Wanderer. Der Landschaftsmaler findet sowohl große als kleine Par-thien, die seiner Kunst Ehre machen würden. Auch Ludwig wollte die schöne Brücke über die steirische Sann, die von Cilli herunterrauscht und bei Steinbrücken in die Save mündet, zeichnen, allein die einbrechende Nacht hieß die Schiffieute eilen, und wir langten bei der Abenddämmerung im Markte Ratschach an." — „Nachdem wir ein einfaches Nachtessen eingenommen hatten, vor melchem der Franzose in Erinnerung einiger Vorfälle in Prußnik unser ganzes Service rücksichtlich der Reinlichkeit prüfte, der Engländer ober der halb schlummernden Eveline den Hamlet recitirte, begab ich mich in mein Schlafcabinett. Eine herrliche Nacht senkte ihren blauen Schleier über das Gebirge herab. Ich konnte nicht schlafen. Vergangene Zeiten tauchten in meiner Seele auf, und ich beschloß einen einsamen Gang an den Ufern der Save zu machen. In Erinnerungen verloren kam ich wie ein Träumender auf eine hinter dem Schlosse Wei-velstein gelegene Erhöhung, und legte mich auf das weiche Moos nie-der. Ich war bewegt, ein Wind streifte durch die Gipfel der Fichten, die mich umgaben, und bald schienen sich mir Thurm und Häuser und die Felsen der Landschaft zu bewegen und zu regen. Mir schien es, als zögen die blauen Nebelgestalten der Hingeschiedenen Freiherren v. Mordar aus ihrer verfallenen Ruine dem Monde entgegen, und ver-schwämmen in seinem silbernen Lichte. Werk der Phantasie, rief ich, — 99 — Täuschung, nicht Natur, und doch, du blauer Strahl, der du dich, wie rin König der Elfen durch die schimmernde Fluth hinziehst — du bist nicht Täuschung." „Eine bekannte rufende Stimme weckte mich aus meinen Träumereien. Es war wieder der alte Herr, der mich überall verfolgte. Hören Sie, junger Mann, Sie sind wie eine Gemse; ich sah Sie unser Gasthaus verlassen und folgte Ihnen, um den Mondeffect dieser Gegend mit Ihnen zu bewundern, verlor Sie jedoch aus dem Gesichte, und fand Sie erst, als Sie sich durch ihr Selbstgespräch verrathen haben. Ei, ei, junger Held, lassen Sie diese Phantastereien eines erhitzten Geblütes, und widmen Sie Ihre Talente dem wirklichen Leben. — Ich wäre gerne allein geblieben, und recht zur ungelegenen Zeit kam mir dieser Sittenprediger. O lassen Sie mir die goldenen Träume, die —" v Ei, was goldeneTräume! rief erbegeistert, das kommt alles von eurem heillosen Lesen — jeder will ein Jean Paul seyn, ohne dessen Talent zu besitzen. — Sagen Sie mir, ist diese Gegend nicht wun-derherrlich? — Sehen Sie nur, während wir bisher wie in einen Sarg eingezwängt, zwischen Bergen und Felsen hinfuhren, und fast nirgends sicher waren, von den sich ablösenden Felsstücken erschlagen zu werden, öffnet sich nun die Landschaft, wie ein Frühlingsmorgen. Jene schwindelnd hohe, senkrechte Felsenmauer ist gleichsam das Thor, womit alle die wilden Schönheiten abgeschlossen werden, und auf jener, durch diese trotzende Höhe kunstvoll durchsprengten Strasie verläsit der Wanderer die gebirgige Gegend, um eine lachende Flur zu begrüßen. Der Strom ändert sein trauriges, schwarzes Kleid, und küßt wie ein Bräutigam die von Reben begrenzten Höhen — er macht sich's aber auch bequem und dehnt das höher oben von Felsen eingeengte Bett bedeutend breiter. Betrachten Sie jene auf der Höhe der besagten Naturmauer hervorblickenden Nudera der alten Burg; wir, sehen es zwar nicht, aber gewisi ist sie mit Moos und Epheu bewachsen — eine Wohnung für Eulen und Fledermäuse. Es ist die verfallene Burg der Stammherren v. Mordax, fügte ich bei. Ein berühmtes Geschlecht, auch in der neuern französischen Geschichte bekannt, sagte er, und wies mit dem Finger auf die hin und wieder beleuchteten Puncte des Berges. Ich sah ihn verwundert an, und staunte über seine Kenntnisse, er aber fuhr fort: Wie doch der Herbst diese Berge belebt; der Winzer jubelt über ?* — 100 — die süße Gabe des Schöpfers. Wir schwiegen eine Zeit lang, und ich bemerkte, daß das eigentliche Ratschach mit dieser schönen Gegend in Disharmonie stehe. Erstaunt sah er mich an. So sehen Sie doch, und Sie müssen Ihr Wort zurücknehmen. Dieser schöne Thurm der Kirche mit der romantischen Gruppe der ihn umgebenden Häuser, dieses Hin dehnen zerstreuter, niedlicher Häuschen am Fuße von Weinbergen, links ein herrliches Thal — rechts ein Strom wie ein See, und im Hintergrunde ein mit einer Ruine gekrönter schwarzer Fels — was wollen Sie mehr? — Es ist würdig von Schindler's Kreide gezeichnet zu werden. — Aber kommen Sie, kommen Sie, wir brauchen für die weitere Reise Ruhe. Gute Nacht, ihr Sterne da droben, gute Nacht, du fahler Mondesschein!" , Des andern Morgens verkündete uns die heiter aufsteigende Sonne eine schöne Fahrt; unsere Pässe waren bereits visirt — Schiff und Ladung aber von der Militär- und Gefä'llenwach-Mannschaft untersucht worden, und wir stachen, wie man sagt, frohen Muthes in die See. Als wir Weirelstein vorübergefahren waren, sahen wir bald auf einem Hügel die steirischerseits liegende Herrschaft Lack mit ihrem freundlichen Garten. Ruhig fließt die Save dahin, und die meistens niedrigen Ufer werden nur dann und wann von auslaufenden Hügelrücken unterbrochen. Auch die krainischen Ortschaften: Verkou^ vnarx,ke und das steirische St. Martin fiogen vorüber; links erhob sich der spitzige, bedeutend hohe, steirische Laisberg mit seinem kahlen Gipfel und dem Kirchlein des heil. Iodocus, und tiefer unten auf einem Rebenhügel in gerader Linie lachte uns das freundliche Schloß Rudt, dem Herrn Anton Ferdinand Trenz, dessen Gastfreundlichkeit weit herum bekannt ist, aus seinen Kaminen rauchend, entgegen. Als wir bei Gimpel, einem kleinen Dorfe, wo sich früher ein k. k. Navigationsamt befand, umgebogen hatten, erblickten wir in der Ferne auf einem sanften Hügel des linken Ufers die Herrschaft Ober-lichtenwald. Früher jedoch, als wir diesen Ort erreichten, hielt das Schiff an, und meine lustige Gesellschaft stieg bei der im altfranzösischen Style gebauten und carminroth bemalten Herrschaft Savenstein aus, um von hier dem Grahouzabache entlang die fernere Reise am Lande fortzusetzen." — — 101 — Mich hielten meine Mifsionsgeschäfte einen langen Tag in Ratschach fest, und ich hatte Musie, mir aus der vaterländischen Geschichte in's Gedächtnis, zurück zu rufen, daß hier das ?r»i;t<)t-jum I^ata-diooi-uln, die XXXIV. römische Mansia auf der Heerstraße von Aquileja nach Siscia gestanden seyn soll, daß die Burg Ratschach, deren Ruine dort am Berge über dem Markte trauert, von einem Nebenzweige der Herren v. Schärfenberg erbaut wurde, welcher sich „von Ratsch ach" nannte, und daß der viel gekannte evangelische Prediger, Primus Trüber, einst hier Pfarrer war. Das ist auch Alles, was sich von diesem Markte sagen läßt. Von Ratschach aus wird die Fahrt wieder angenehmer, die Gegend freundlicher, lichter mochte ich sagen, und wie hier zur Rechten in Krain die schon genannten Güter Weichselstein und Sauenstein, so geben dort am steiermärkischen Ufer der Save Dorf und Herrschaft Lack, Dorf und Herrschaft Lichtenwald, und manche andere freundliche Ruhepuncte zu beiden Seiten des Stromes der Gegend Leben und Heiterkeit, und in der weitern Fahrt stellen in Steiermark der Markt und das alte Bergschloß Reichenburg, in Krain mehrere Ortschaften und die Güter Tarirschendorf oder Ruckenstein, dann Neustein, und gegenüber dem steirischen Uferdörfchen Videm, das krainische Städtchen Gurkfeld mit seiner Burgruine freundlich dem Auge sich dar, während die schon vor Ratschach beginnenden, hellgrün belaubten Weinberge, in denen An acre on's Cicade schwirrt, den wechselnden Landschafts-parthien zur lieblichsten Staffage dienen. Etwas vor Gurkfeld weiset man auf einen in den Strom hinein reichenden Felsen hin, der Iung-frauensprung genannt, von welchem sich, wie die Sage geht, ein keusches Bürgersmädchen mit einem von Wollust entbrannten Türken, zur Rettung der Tugend, in den Strom gestürzt haben soll. Schade, daß die Ueberzahl solcher Iungfrauensprünge denselben an Werth und Glaubwürdigkeit Abbruch rhur. Gurkfeld war wieder ein Punct, wo ich ox oMeio verweilen mußte. Schiff-Fahrt, Wein. und Getreidehandel und einige Lederwerkstätte beleben das Städtchen, das i?l>5 municipalisirt wurde, gleichwohl aber seine Bürgermiliz von etliche und zwanzig, sage: zwanzig Mann hat. — Schiffe, Flöße und Säumer gleiten hier am reißenden Strom vorüber, die Säumer binden ihre leeren Weinfässer, mit denen — 102 — sie um Wein gehen, an einander, setzen sich darauf und fahren so aus Oberkrain stromabwärts. Von der Veste Gurkfeld, einst ein schätzbares Bollwerk gegen die Osmanen, stehen nur noch wenige trauernde Ruinen da. Hier mehr als auf irqend einer Burgruine fühlte ich die Schwere der vom unsterblichen Matthisson in den Ruinen eines alten Bergschlosses geschriebenen Worte: So vergehen des Lebens Herrlichkeiten, So entfleucht das Traumbild eitler Macht, So versinkt in schnellem Laus der Zeilen, Was die Erde trägt, in öde Nacht! — Hier haben die mächtigen Grafen v. Cilli gehaust, hier hielt Friedrich v. Cilli durch längere Zeit Hof, hier hatte ihn seine schöne Veronica v. Dessen itz, die sein Vater in der Folge in eincr Badewanne ertränken liesi, beglückc. Die Grafen v. Cilli erhielten (l l2i) nach dem Erloschen des uralten und reich begüterten Hauses der Grafen und Herren v. Orten burg die Stadt und das Schlosi Gurkfeld, die Burg Maichau, Ru-dolphswerth, die Stadt Laas mit ihrem Gebiete, Stadc und Herrschaft Gottschce, die Herrschaft Ncifnitz, die Burg Weinegg, Landstrasi, Ortenegg, die Burg Stein, den Markt Treffen mit seinem gangen Gebiete und das Lehen Grafenwerth. Alle diese Schlösser gab Graf Hermann v. Cilli seinem Sohne Friedrich als Mitgift bei seiner ersten Vermä'hwng mit eincr Gräfin v. Modrusch. Nach dem Tode Ulrich's p. Cilli, des letzten seines Stammes, verkaufte seine Witwe Katharina alle in Kram gelegenen Besitzungen an Johann Wit-to witz, und behielt nur Gurkfeld für sich. Mit ihrem Absterben erlosch jede Spur dieses gefürsteten Grafengcschlechtes in Kram. — Gleich den Blättern des Waldes vergehen die Geschlechter der Menschen, erinnert Homer. Mit noch größerer Wehmuth erfüllte mich der Gedanke, das; hier im Städtchen Gurkfeld der große Chronist Valvasor, der für die „Ehre des Landes Krain," wie er sein großes, historisch stati. stisch-topographisches Werk benannte, sein ganges Vermögen opferte, am i». September in»3 in Armuth starb. — Kein Wunder, das; mancher begabte Geist materielle Interessen den schönen Wissenschaften — 103 — und ohilantropischen Gesinnungen vorzieht. — Gurkfeld war eine jener Städte in Kram, wo die lutherische Lehre (hier durch Johann Weichster 4567), unter der Aegide der Stände von Krain eifrig gepredigt, angenommen und befolgt wurde, bis die strengsten Befehle von Seite der Negierung 13 72 die lutherischen Lehrer von Radmannsdorf, Rudolphswerth, Mottling und Gurkfeld abschafften; 163 9 wurde daselbst den Kapuzinern das Kloster erbaut. — Ueberraschend hier in Gurkfeld und sehenswerth war eines Herrn v. Hohen wart Ca-binett von Schaugegenständen, deren mehrere der Landesgeschichte von Krain angehören, und daher im Landes-Museum zu suchen und zu finden seyn sollten. Herr v. Hohen wart starb im vorigen Jahre, sein Cabinett wurde zersplittert und ging für's Land verloren. Ein Viertel Stündchen von Gurkfeld, landeinwärts, liegt die Herrschaft Thurnamhart; des Grafen Auersperg (Anastasius Grün) liebliche Muse erzeugt dort die vielgeliebten Kinder, die fern vom Vaterlande, in Deutschland, die Taufe erhalten und in die Wek treten. Außer Gurkfcld öffnet sich eine schöne, weite Ebene in's Land und gegen Steiermark und Croatien; die Save stießt von da auf sandigem Boden, in einem seichten, breiten Bette, bald da, bald dort das Erdreich aufwühlend, oder Inseln und Sandbänke aufschwemmend. So riß sie vor mehreren Jahren gleich außer Gurkfeld nach und nach einen ganzen Meierhof mir Acckcrn und Gebäuden hinweg, und sehte dafür jenseits in Steiermark eine unwirthbare Sandinsel an. Die Fahrt zu Schiffe von Gurtfeld bis an die Grenze von Krain, bis Iessenitz, welche Strecke man beiläufig in zwei Stunden zurücklegen kann, ist höchst flach und einförmig, angenehmer dagegen, wenn auch weiter, ist der Weg zu Land, wobei man das historisch merkwürdige Dorf Viher berührt, wo einst das römische Minivipium?Ia-VlUlu Noviolilinmn stand, wie die vielen hier gefundenen und noch zu findenden Alterthümer erweisen. Frommen Seelen dürfte auch die Erinnerung an den heil. Pelagius, der zu Acmona geboren wurde, und zu IVoviocwnum als 23jähriger Jüngling den Martertod fand, wie auch an die heiligen Blutzeugen Heradius, Paulus und Aqui-linus,welä)e daselbst für den Glauben starben, heilig seyn. Doch die Geschichtsforscher und Geographen nennen mehrere namenverwandte Orte, IVevidlwnum oder No viuälMMlM) die in anderen Ländern zu suchen — 104 — lmd und deren Begebenheiten hier und da verwechselt werden mögen. Die Gegend von Iessenitz, wo die Volker dreier Schwester-Provinzen: Steiermark, Croatien und Kram, in Handel und Wandel und bürgerlichem Verkehre einander brüderlich die Hand reichen, ist überaus schön und doch ganz verschieden vom schönen Alpenlande Oberkrain; Oberkrain möchte ich mit einem eiseligewappneten, thatkräftigen Manne, Unterkrain dagegen mit einer ähren- und rebenbekrä'nz5en, zum Genusse einladenden Nymphe vergleichen. Ganz nahe an Iessenitz, an der croatischen Grenze, liegt das schöne Schlosi Mokritz, wegen seiner reizenden Aussicht und den schönen Gartenanlagen sehenswerth. Hier herrscht splendide croatische Gast. freiheit, wenn es gilt, wie man zu sagen pflegt, sich sehen zu lassen. Den Rückweg schlugen wir zu Land über die Gurkbrücke bei Münkendorf, von welchem Dorfe sich weiter nichts sagen läßt, als daß dieser Punct der niedrigste in ganz Kram und nur 80 Klafter über dem Spiegel des adriatischen Meeres erhaben ist. Unter Münkendorf fällt der Gurkftuß, der bei Obcrgurk entspringt, nach einem Laufe von mehreren Meilen in den Savestrom. Der Gurksiuß, dessen Namensbedeutung Adolph Ritter v. Tschabuschnigg (»Carinthia« Nr. 28 von z 838)aus dem Wendischen mit Flußrauschen erklärt, Prof. I.Suppan aber von li^l k (Froschlaich) herleitet, und ein sumpfiges, stagnirendes Wasser (»Carinthia" von 1831 Nr. i«) nennt, hat hier unten um Landstraß, durch Wehren und Mühlen zurückgehalten, allerdings einen stagnirenden Charakter, während er oben bei Seisenberg vom Ursprünge aus über Stein und Felsen herabrauscht. Von Münkendorf an erstreckt sich in einer Länge von acht Stunden das Uskoken-Gebirge gegen Neustadt! und bildet die Grenze zwischen Krain und Croatien. Dort hauset jenes merkwürdige Volk der Uskoken, die bei der alten Veste Sichelburg ihren Wohnsitz haben. Unter diesem Uskokenberge läuft die Commerzial-Straße gegen Neustadt! fort, fruchtbare Felder durchschneidend, in derem Hintergrunde zur Rechten eine Kette von Weinbergen malerisch da steht. Ortschaften, Kirchen und das alte Schloß Arch erhöhen die Schönheit jener, bis zu Neustadtl's Stadtberge sich ausdehnenden Strecke Landes. Den Archäologen laden mehrere Stellen im Gurkfelder und St. Bartholomäer Boden, namentlich dort zu Viher oder Vihre, dann zu — 205 — Dernovo, bei dem Warmbade zu Buschendorf, wo man ein Römerbad vermuthet, dann bei Dobrova oder Gutcnwerth, bei dem Dorfe Grüble, nicht fern von St. Bartholomä, wo man die Ruinen eines Bades der Römer wirklich entdeckte u. s. w., zu Nachforschungen ein, zu denen ich aber eben weder Zeit, noch Beruf fühlte. Wir kamen zur Mittagszeit nach Landstraß; um ein Mittagmahl wird man hier nicht verlegen seyn, so dachten wir, denn es ist ja eine Stadt, aber siehe da: die Wirthsleute des einen Wirthshauses waren auf dem Felde, im andern Wirthshause wies man uns ab, weil die schöne Wirthin jüngst eben Mutterfreuden erlebt hatte; ein drittes Wirthshaus für Reisende hat es aber daselbst nicht, und so blieb denn nichts übrig, als noch ein Stündchen weiter, bis nach St. Bartholomä, zum gastfreundlichen Pfarrer zu fahren, von dessen wiederholter Einladung ich nun Gebrauch zu machen in dem Falle war. Das Städtchen Landstrasi war einst als Veste, vermöge seiner Lage als Insel des Gurkfiusses gegen die Einfälle der Osmanen, wichtig, und gleichsam die Schutzwehr und der Trost des Landes, daher Landestrost genannt, und nur so läßt es sich erklären, wie dieser kleine, beinahe aller bürgerlichen Gewerbe entblößte Ort, zu dem Range und den Vorrechten einer landesfürstlichen Stadt kam. Sie hatte vormals sogar Sitz und Stimme auf dem Landtage, wurde jedoch i?85 muni» cipalisirt; ihre Bürger verdanken ihre Existenz dem Landbaue. Die Umgebung von Landstrasi ist freundlich. Ganz besonders vortheilhaft gelegen ist aber die schone Kirche außer Landstraß, Maria zum gu-ren Rath. Einige hundert Schritte von der Stadt steht die Religionsfondsherrschaft Landstrasi, einst eine Cistercienser-Abtei, Mariabrunn, auch Frauenbrunn genannt, vom Herzog Bernhard von Kä'rnten nnno 1234, nach errungenem Siege über den Bischof Eckbertv. Bamberg und dessen Gefangennehmung durch Heinrich v. Dietrich stein, ex vola gestiftet, allwo sich der Herzog in der schönen Kirche des Klosters mit seiner Gattin Jutta die Ruhestätte erwählte; das Kloster wurde t?8« aufgehoben. — Kloster und Kirche stehen nun, bis auf wenige Zimmer, verlassen da, und man fragt vergebens, unter welchem Schutthaufen des allmählig einstürzenden Tempels die erlauchten Ueberreste ruhen. Die Sache hat ein National-Inter- — 106 — esse; denn »heiliger kann kein Tempel dir, als jener, der Gräber deiner Fürsten, seyn,' sagt Klop stock. Herzog Bernhard lief? die sogenannten Landstrasier Pfenninge münzen, auf deren einen Seite die Bildnisse des Herzogs und seines Sohnes und Mitregenten Ulrich III., auf der Kehrseite aber das herzogliche Wappen, ein einem Panther ähnliches Thier, das in seinen Pranken ein Kreuz hält, geprägt ist. Mit dem Stifte Landstrasi wurde 1« 6 7 die PfandschillingsHerr-schaft Landstrasi vereiniget, indem das Stift diese Herrschaft von einer Gräfin Katharina v.Szriny, gebornen Markgräsin Frangipany, erkaufte, bei der Familie Frangipany aber war die Pfandschillings-Herrschaft Landstrasi schon seit dem Jahre t3.'(), wie wohl sie nachmals an die Schärfenbcrge, an die Grafen v. Cilli und Andere kam. Das Schlosigebäude der Pfandschillings-Herrschaft, welches in der Stadt steht, dient seit 17!1Z zum Pfarrhofe, nachdem die Stadtgemeinde am ?. Juni 17 »3 reversirt hat, das; sie dasselbe erhalten wolle, wodurch die Uebersetzung der Pfarr aus dem Stifte in die Stadt erzielt wurde. Nicht ferne von St. Bartholomä liegt die ehemalige Karthause Pletterjach, einst eine sichere Veste gegen die Grenznachbarn, daher Eicherstein genannt, jetzt eine beträchtliche Herrschaft. Sicherstein, Sichelburg und Landestrost führten ursprünglich ein und dasselbe Wappen, und müssen daher einem und demselben Stamme angehört haben. Wenn man sich die bäum- und blätterreiche Gegend von Pletterjach früherer Jahrhunderte denkt, so wird es begreiflich, dasi hier der Platz zur Erbauung eines Gotteshauses des ernsten Schweigens, der melancholischen Betrachtung, und der frommen Selbstverläugnung, erwählt wurde. Noch eine kurze Strecke von St. Bartholomä weg, währt der ebene Weg, dann aber beginnt das bergige Land, welches die Fahrt nichts weniger als angenehm macht. Nach zweistündiger Fahrt von St. Bartholomä aus, hatten wir die Vorstadt von Neustadt! mit ihrem hochfahrenden Namen Omäia erreicht. Nun ja, es ist eine Vorstadr und Neustadtl eine, auf einer Halbinsel recht malerisch gelegene Stadt, allein der Anblick der Häuschen auf dem sogenannten Raan, wenn man über die Brücke der Stadt zufährt, verräth die äusierste Armuth ihrer Bewohner; so ein Häuschen, welches aus einem einzi- — 2N7 — gen Gemache, wo die guten Menschen und das liebe Vieh, wie einst in der Arche, friedlich bei einander wohnen, hat kaum den Werth einiger Thaler.. Dagegen hat Neustadt! auch mehrere recht nette Häuser, ein Col-legiat-Capitel, dessen Vorsteher den Titel Propst führt, so wie die vier Curatcn Canonici Heisien, dann ein Franziskaner-Convent, nebst einem Gymnasium, ein k. k. Kreisamt, eine Cameral-Bezirks-Verwaltung, seit Auch den BadeortToplitz, von nicht mehr als «3 Häusern, mit einer Pfarrkirche und 408 Einwohnern, besuchten wir. Liebe Erinnerungen knüpfen sich an denselben, von denen mir wohl diese die liebste ist, daß seine Heilquelle meiner geliebten Mutter das Leben rettete, und für viele Jahre die Gesundheit wieder gab. v>. Graf analy-sirte das Wasser des Warmbades von Tkplitz, und fand dasselbe mit 2» Grad Reaumur und aus folgenden Bestandtheilen: schwefelsaures Natron, schwefelsaure Bittererde, salzsaure Kalkerde, salzsaure Bit-Ntisetlinn. au» Krain. 5 — 1l4 — tererde, kohlensaure Kalkerde, kohlensaure Bittererde, Thonerde, Kieselerde und Ertractivstoss. Dr. Schneditz, k. k. Gubernialrath und Landes-Protomedicus in Krain, und Dr. Lasch an, k. k. Kreis-physicus zu Neustadt!, empfehlen nachdrücklichst aus vieljähriger Er fahrung das Wasser der Bäder von Töplih zum innerlichen und äußer-lichen Gebrauche im Winter und im Sommer. Letzterer verdankte den Bädern von Töplitz seine Heilung von der Wassersucht, und gab dar-über im »Illyr. Blatte" Nr. 4», vom 52. Mai 5822, einen ausführlichen Bericht. Und dennoch ist der Besuch dieses heilbringenden Bades soausier-ordentlich gering. Der k. k. Oberfeldarzt Hochmayer, durch mehrere Jahre Militär Badearzt zu Töplih, fand, das; die Wirksamkeit der Ter-men von Töplih auf der vulkanischen Wärme und auf einem mit dieser aus der Tiefe unseres Erdtörpers ausströmenden electro-magnetischen Principe beruhe, und er beklagt in der »Carniolia" Nr. 23 von» <8. Juli 5 842: »Wenn man dieses, in einer der änmuthigsten Gegenden Untertrain's liegende schöne, wunderbar heilsame Mineralbad besucht, und die unangenehme Entdeckung macht, das; von Jahr zu Jahr weniger Badegäste daselbst ihre Wiedergenesung suchen, so kann man sich der schmerzlichen Ueberzeugung nicht erwehren, das, die Modesucht unserer Zeit ihren verderblichen Einfluß auch auf die, vom gütigen Schöpfer in seiner unendlichen Sorgfalt für uns aus dem Schooße der Erde hervorgerufenen warmen Heilquellen, aller Erfahrung, der ewigen Wahrheit zum Höhne, und zum Nachtheile der leidenden Menschheit ausübe." Die Badeanstalt selbst ladet zum Besuche ein, denn sie ist eine der reinsten, und in Bezug auf die Lage äußerst romantisch. Das schöne, im toscanischen Style erbaute geräumige Badehaus liegt am Fuße des kleinen Berges Gradische, und hat im Erdgeschosse drei Badebassins, als: das Fürsten- oder Heinrich's-, dann das Carl's- und Iosephsbad; ersteres vorzugsweise durch Eleganz, edle Bauart und Bequemlichkeit zum Gebrauche der Honoratioren bestimmt, ist ganz aus schwarzem und grauem Muschelmarmor mit terrassenförmigen Abtheilungen oder Stufen, und faßt 200 Badende. Im Iosephsbade baden die Armen unentgeltlich. Zwei Stockwerke des Badehauses enthalten 40 rein meu blirte Wohnzimmer, einen Speisesaal, einen Salon. Außerdem ist — 7:5 — aber auch in andern Häusern des Bade- und Pfarrortes Unterkunft zu finden. Im Badehause ist mit einem sehr guten Fortepiano und Billard für Erheiterung gesorgt; ein schönerPark und romantische Spaziergänge, z. B. nach Rosseck, zur großen Linde, am St. Antonsberge, und selbst bis Einöd laden zu interessanten Ausflügen ein, und tragen zur Annehmlichkeit des hiesigen Aufenthaltes und zur Erholung bei. Bei'm Anblicke des Schlosses Einod muß man den erschaffenden Geist, der dieses Prachtgebäude in dieser Gegend, abgeschieden vom geselligen Verkehre mit einer grosien Stadt, werden hieß, bewundern, anderseits aber auch den Verfall dieser Fideicommischerrschaft bedauern. Die Extreme der Grundzerstückelung und der Fideicommisse berühren sich — im Verfall. — Einod liegt keineswegs in einer Einode, sondern vielmehr in recht anmuthiger Lage am Gurkfiusse, von Weinbergen und Wiesen und Feldern umgeben, und ist von Töplih eine halbe Stunde, von der Kreisstadt Neustadtl anderthalb Stund entfernt; es wurde im siebenzehnten Jahrhunderte von Georg Sigmund Grafen und Herrn v. Gallenberg, Landes - Verweser und Verwalterin Kram, erbaut, und war, wie der Zeitgenosse Valvasor in seiner Chronik versichert, zu seiner Zeit durch Bau und Ausstattung, das schönste Schloß im Lande. Seit i?43 gehört Einöd zu den Fürst Auersperg'-schen Fideicommiß-Besitzungen in Krain, wurde aber schon seit lange von den Eigenthümern nicht bewohnt, daher ihr Verfall. Den Namen erhielt diese Herrschaft von der jenseits der Gurk, in einer Einöde als Ruine dastehenden alten Burg Einöd. Wie eine Wunbennarbe Tief in die Zeit geprägt. Die ihre Todtenfarbe Mit Morgenroth belegt: So ödet, dunkel trauernd, . Die alte Burg herab, Und predigt: Nichts ist dauernd, Und ruhig, nur das Grab. T i e d g e. Die feste Burg Einöd war von den Osmanen gekannt und gefürchtet, denn sie leistete durch Jahrhunderte Widerstand gegen ihre raubsüchtigen Einfälle, und mancher gefangene Türke schmachtete in 3* — IIS — den schauerlichen Verließen dieser Burg, bis sie vom Grafen Her. mann v. Cilli gebrochen wurde; seitdem ist die Burg verfallen, und ihre Ruine verschwindet allmählig. Die Burgen vergehen, Fabriken entstehen in unserer, allen industriellen Unternehmungen so günstigen Zeit. Fürst Wilhelm Auersperg griff dieser Zeit vor, indem er bereits t?»n nicht fern von Einöd am Gurkfiusse zu Hof, zwei Stund von Neu stadtl entfernt, ein Eisenhammerwerk gründete, welches der waldreichen Gegend Leben und Erwerb gibt. Anfänglich wurde da nur geschmiedetes Eisen erzeugt, 4 803 aber der Blauofen in einen Hochofen mit offener Brust verwandelt, und eine Giesierei damit verbunden, die insbesondere yefen, Gewichte und Maschinenbestandtheile und der. gleichen gangbare Artikel liefert, und da sich sämmtliche Fabricate durch ihre Solidität in Arbeit und Material auszeichneten, so erwarb sich die Fabrik im In- und Auslande einen höchst vortheilhaften Ruf, und der Begehr nach Erzeugnissen dieser Fabrik war schon t834 so grosi, daß sie zu einer k.k. privilegirtenGuß- und Schmiedeisen-Waarenfabrik erhoben wurde, um den zunehmenden Verkehr mit Italien und andern Ländern noch mehr ausdehnen zu können. Diesen vortheilhaften Stand verdankte die Fabrik ihrem damaligen Director Vitus Ignaz Ritter v. Panz, welcher 483« plötzlich starb. Nun ging die Fabrik den Krebsgang, bis sie sich <840 durch große Opfer der Inhabung, zu welcher namentlich die Anlegung einer Holz- und Kohlenabftchr-Kunststrasie von 5Z80 Klafter Länge aus dem Hornwalde bis zur Töplitzer BezirlMraße gehört, wieder erhob. Gegenwärtig nimmt diese Fabrik unter den Eisengußwerken der österreichischen Monarchie einen höchst ehrenvollen Platz ein. Durch eine enge Thalschlucht führt der Weg von Einöd nach Hof, hier öffnet sich aber eine liebliche ausgedehnte Landschaft. Für diejenigen, welche zu naturhistorischen Untersuchungen geneigt, und davon nicht etwa durch Gebrechlichkeit abgehalten sind, dürfte eine Wanderung von Töplih zur Eisgrotte im Hornwalde anziehend seyn. Das , Illyr. Blatt« Nr. 28 vom Mkunb 7>) aekl,, während es richtiger?,,si2li, von Tur, der Auerochs, heißt und geschrieben wirb. — 126 — er wies nur einige, rings um das Schloß zerstreut liegende Häuser als den sogenannten Markt. Gut, sagte ich: wo aber ist die Pfarrkirche und des Pfarrers Wohnung? Alles im Schlosse recht gut untergebracht, war die Antwort. Auch gut! Der Pfarrer bewohnt den einen der vorgenannten Thürme, der andere Thurm dient aber zur sogenannten Rüstkammer, welche, außer einigen gebrochenen Rüstungen, nichts Sehenswerthes enthält. Im nördlichen Theile des Schlosses befinden slch die herrschaftlichen Wohnzimmer, welche mit Familien-Porträts vom Urahn bis in die neueste Zeit ausgeschmückt sind. Mancher stattliche Ritter und manche reizende Burgfrau und Maid ist hier zu sehen, mich aber, den damals noch die romantische Ritter-zeit erfüllte, fesselte zunächst das Bildniß des tapfern Herbart v. Auersperg. Ich bat, mir auch das dort verwahrte Haupt des krai-nischen Helden zu zeigen; man zeigte mir dasselbe sowohl, als das seines Waffen- und Schicksalsgenossen, Friedrich v. Weixelburg; allein ich sah nichts, als zwei mit Sägespänen angefüllte und mit wenig Haaren versehene Bälge zweier unkenntlicher Menschenköpfe. Auch zeigt man zu Auersperg die Erblandkämmerer'Schlüssel und das Erblandmarschalls-Schwert, als Inslgnien zweier Erbämter, womit die Fürsten und Grafen o. Auersperg aus allerhöchsten Huld bekleidet sind. Die im Schlosse befindliche Pfarrkirche ist sehr klein, doch groß genug für eine Pfarrgemeinde von 250 Seelen. Die ehemalige, mit Fresco-Gemälden versehene lutherische Capelle, in welcher der lutherische Prediger, ^ur kobillN) geprediget haben soll, wird als Keller benützt. Und das ist Alles, was ich zu sehen bekam, und womit ich mich am Morgen des Ostersonntages beschäftigte, während mein Freund in der Anschauung des blonden Köpfchens seiner Huldin schwelgte. Mir war der Freund ganz entrissen, und ich fand kaum einen Augenblick, um ihm leise zuzufiüstern: »Freund! an dem Kopfe ist eigentlich nichts daran." Aber, o Himmel! wie fuhr der Mensch über diese Worte auf, und es wäre um unsere Freundschaft geschehen gewesen, wenn es sich nicht aufgeklärt hätte, daß ich den Kopf Herbart's v. Auersperg gemeint habe, während er nur den seines Blondchens im Sinne hatte. Vei'm fröhlichen Mittagsmahle freute es mich, nicht nur den in Krain üblichen Ostersegen, nämlich Schinken und anderes geweihtes — 127 — Fleisch, dann die so beliebte Honigpotize, sondern auch das Gericht: IlalleluM) zu finden. Uallelu^a ist nichts mehr und nichts weniger, als eine Zuspeise aus getrockneten Rübenschalen, die das Jahr hindurch gesammelt, zu Ostern mit Schweinsbrühe zur Zuspeise bereitet und zur Erinnerung an die Hungersnoth von 1529, in der man Hierlands ein Leib Brot mit einer Wiese und das Getreide maßweise erkaufte, am Osterfeste aber Rübenschalen, als einzige sparsame Nahrung, genoß, aufgetischt werden. Nach Tisch fuhren wir in zweien Wägen nach Großlaschitz. Der Zufall, der bei Verliebten immer eine so große Rolle spielt, führte meinen Freund in den Wagen, in welchem sein Engel saß, in meinen Wagen aber den alten Kriegssohn, der eben nicht mein Geliebter war. Der Achaziberg, welcher in einer Höhe von 420 Wiener Klafter über der Meeresssäche die Gegend beherrscht, gab meinem Helden zureichende Gelegenheit, mir mit seiner bewährten Redseligkeit den Ursprung des, alljährlich am ersten Sonntage nach dem 22. Juni dort Statt findenden Kirchenfestes auseinander zu setzen, und zwar, daß Andreas v. Auersperg, General-Oberst zu Carlstadt, am 22. Juni 1593, am Feste des heil. Achatius, bei Sisseck mit 4000 Mann Christen 20.000 Türken in offenem Felde angegriffen, und davon 18.000 Mann nebst dem Hassan-Pascha von Bosnien aufs Haupt geschlagen und erlegt, und nur 50 Mann der Seinigen verloren habe. So abentheuerlich das klingt, so musi der Sieg, den Andreas v. Auersperg bei Sisseck errang, nichtsdestoweniger sehr entscheidend und der Held überhaupt ein ganzer Mann gewesen seyn, da ihn selbst der heil. Vater in einem eigenhändigen Schreiben an denselben mit folgenden Worten pries: ftui et in puSlMn6i und H. Auf dem zwei Stunden langen Wege von Obergurk nach Sei-senberg, unter welchem sich der Gurkflusi dahin windet, stellten sich mir viele pittoreske Momente dar, und an mehreren Orten, zumal aber auf dem freiherrlich v. Lazarin'schen Eisenwerke zu Sagratz ertönte lustig der Stahl- und Eisenhammer. Bei Sagratz verbindet — 141 — sich mit diesem Wege die, von Weixelburg nach Seisenberg führende Bezirksstrasie, und zu Seisenberg selbst die Gottscheer mit der Seiftn-berger Bezirksstraße. Da wir uns in der Hinfahrt in Ceisenberg nicht aufhielten, so nahmen wir jetzt in der Rückreise den Markt und das Schloß in Augenschein. Das alte, auf einem steilen Felsen erbaute und mit vielenThür-men umgebene weite Schloß ist in demselben verlassenen Zustande, wie jedes andere, vom Eigenthümer nicht bewohnte Schloß. Einst gab es der Herren v. Seisenberg, welche diese Herrschaft noch t3li besaßen, dann kam sie <386 an Albrecht IV. Grafen v. Görz, nach Aussterben dieses Grafengeschlechtes aber an das Haus Oesterreich, und von diesem an die Auersperge; gegenwärtig ist der Fürst v. Auer-sperg, Herzog vonGottschee, der Fideicommiß-Inhaber derselben. Als die Eigenthümer dieser Herrschaft sich noch hier aufzuhalten pflegten, wurde die Frau des Schlosses, eine Gräfin v. Auersperg, geborne Freiin v. Eck, im Schloßhofe von einem zahmen Bären, mit dem sie sich in zu große Vertraulichkeiten eingelassen hatte, zerrissen, ehe noch ein Herr v. Pelz hofer, der ihr zu Hilfe eilte und den Bären erschoß, sie retten konnte. Am K.November i«?7 starb daselbst Johann Weikhardt Fürst v. Auersperg, welcher vom Kaiser L e o-pold I. im Jahre t«72 wegen vermeintlicher Theilnahme am Aufstande der ungarischen Malcontenten, dahin verwiesen wurde. Markt und Schloß sind von Bergen umgeben, und unten im Thale sauset die Gurk vorüber. Ilium gurga Fliiens liquid!.* iiiterluit undis, Qua inter saxa sremens urbi dat murmura nomen. Joannes Faitan. Andere leiten den Namen von den umliegenden Eisenbergen her. Unten am Gurkflusse, der hier sehr fischreich seyn soll, und Hechte, Lachse und Forellen, dann die schönen und schmackhaften Krebsen liefert, stehen mehrere Mühlen, und die große Papierfabrik des Herrn v. Kleinmayer, oben auf dem Berge ober dem Markte aber prangt die schöne Pfarrkirche mit dem schloßartigen Pfarrhofe, und die Schule, zu welcher die Schuljugend täglich, und bei jedem Wetter hinauf wandern muß: ein Uebelstand, dem wohl abzuhelfen seyn dürfte. Die Pfarre wurde — 142 — «333 vom Erzherzog Wilhelm zu Oesterreich für die Pfarre Neu-marktl an das Stift Sittich abgetreten, daher sie jetzt unter dem Patronate dieser Religionsfondsherrschaft steht. Und somit hatten wir hier in Seisenberg die Runde geschlossen, und fuhren über Hof nach Neustadt! zurück; vom Wirthshause zu Seisenberg aber, wo wir einen Inbiß und ein Glas Wein zu uns nahmen, konnten wir eben keine sehr angenehme Erinnerung mitnehmen. Ja, die Schankwirthe auf dem Lande sind noch weit, sehr weit zurück; sie grenzen völlig an die Zeiten des alten Testamentes, Und sprechen, wie der Meister sprach: ,,Bekümmert nicht um Speis' euch und Getränke." Doch weh! kömmt erst die Zeche nach, Als leidige Erinn'rung an die Schenke. 5 Oine Ferienreise nach Veldes und in die Wochein. Des Land's dreiköpf'ger Bergwardein Triglav, Die labyrintische Wochein, dcs Königs Laurin berühmtem Zaubergarten gleich; — Die grünen Wälder und der ernste Strom, Die raschen Gießbäch' und die Frloungen, Worauf mit transatlant'scher Ueppigkeit Des Landmann's Trost, der Mais, in Kolben schießt, Und perlenweißes Heidekorn, noch selbst Im Spätherbst, munt're Bienen lockt und nährt; — Und wie das Land, so birgt auch sein Bewohner In schlichter Schaalc einen edlen Kern. — Und darum lieb' ich dieses Land und Volk. I. G. Seidl. KAm am Geiste und Körper nicht zu erlahmen, ist ein zeitweises Lossagen von Stadt Und Amt und Geschäften, und das Ausruhen in den liebreich ausgebreiteten Armen der gütigen Mutter Natur unerläßlich. Hierzu laden den Bewohner Laibach's die reizenden Thäler und erhabenen Berge, die er so zu sagen von seinem Fenster auS sieht, zunächst ein, um an den Düften der mannigfaltigsten Alpenflora, an der belebenden Gebirgsluft, und an den frischen Alpenquellen sich zu erquicken und zu stärken. , Das Thal von Laibach nach Würzen halte ich für das schönste, was ich in Europa gesehen habe," schrieb der berühmte englische Naturforscher und Schriftsteller, Sir Humphry Davy, in sein Reisebuch, wie dessen Bruder John Davy in den Denkwürdigkeiten aus dem Leben jenes viel gereis'ten und gelehrten Britten bezeuget. Prof. Richter, der mit prüfendem Kennerauge manches schöne Land durchzog, sprach sich im „Illyr. Blatte" Nr. t2 vom 22. März — 144 — <821 wörtlich aus: .Was dem Oesterreicher dasSalzlammergut, dem Kärntner sein kavantthal, das ist dem Kramer die Gegend um Nad-mannsdorf und Veldes, sammt der romantischen Wochein. Nie werde ich den Eindruck vergessen, welchen Ober - Oesterreich's malerische Berge, welchen der Hallstädter und Gmundner See auf mich gemacht. Die Natur scheint dort mit eigener Sorgfalt einem jeden Plätzchen was eigenthümlich Schönes eingedrückt zu haben, um den Menschen auf jedem Schritte zu fesseln; nie wird mir der heitere Anblick des glücklichen und gesegneten Lavantthales, dieses kärntnerischen Paradieses, aus dem Gedächtnisse schwinden: es ist die Ge-qend von St. Paul bis Wolfsberg eine Art heiterer Poesie in der Schöpfung. Aber deßwegen kann man doch mit nicht geringeren, Wohlgefallen in der frischen kräftigen Natur des krainischen Oberlandes verweilen. Dem Wanderer in der Ebene, im Thale, behagen gar wohl die reinlichen, vortrefflichen Straßen, die frischgrünen Auen, die sorgfältig bearbeiteten Felder; er verweilt gern an den mannigfaltigen Ufern der vorüber rauschenden Save, gern bei'm Anblicke des ernsten Hochwaldes, gern bei den bunten Riesen der Kalkberge, und kann sich von den wolkenumschwärmten Häuptern des Hochgebirges nicht trennen. Der rüstige Bergsteiger wähle sich was immer für einen Höhepunkt in jenen Gegenden, er wird sich belohnt sehen durch die freundlichen Dörfer mit ihren Kirchthürmen in der Ebene oder auf benachbarten Hügeln, durch die Silberstreifen, welche die Gewässer bilden, durch die wechselnde Schönheit des Ganzen bei wechselnder Beleuchtung.« Wer dieses schöne Land kennen gelernt hat, dem bleibt es uw vergeßlich, wer es sein Vaterland nennt, der liebt es für sein Leben lang. So lebt es in mir, und ein ähnliches Gefühl wünscht' ich in denjenigen in zarter Jugend schon zu wecken, die der Herr meinem Vaterherzen anvertraut hat. Daher wurde das herrliche Oberkrain zu einer Ferienreise nach ehrenvoll bestandenem Schuljahre erwählt. Wir verließen die Stadt am t9. August 4 845 bei schönstem Wetter, und fuhren zum Schlagbaum der Kärntner Linie hinaus, und durch das Dorf Schischka, welches seinen Namen nicht etwa vom furchtbaren Feldherrn Tiselikll, der Hussiten, sondern von Hllilkkn (Gallapfel) hat. In einer halben Stunde gelangten — 145 — wir an üppigen Heidenfeldern vorüber nach St. Veit. Das melodische Geläute der vier Glocken der Dorfkirche, welches einen sehr reinen Quartsexten-Accord in N-6ur mit verdoppelter Quinte bildet, lud uns schon ferne ein, diesem Gotteshause einige Augenblicke zu widmen. Wir machten Halt, und betraten die im Jahre 4? 96 neu erbaute Kirche, deren Aeußeres einen, bei Dorfkirchen in der Regel vermißten, feineren Geschmack zeigt, der sich im Innern noch ausgesprochener kund gibt. Ein Haupt- und fünf Seitenaltäre fordern zur Andacht auf; der zierliche Tabernakel am Hochaltare, Holzschnitzwerk vom Matthäus Tomz, einem Natur-Bildhauer aus demselben Dorfe, das er nie verliesi, dann das Hochaltarblatt des heil. Vitus von Leier, die Fresken an der Wand des Hochaltares und ein Madonenbild von 9 angus, endlich die Orgel von Kunat in Laibach, welche an Fülle und Schönheit des Tones die größte Orgel im Lande, nämlich jene von Arch in Unterkrain, übertreffen soll, sind die Zierden dieser Dorfkirche, welche nicht in jedem Dorfe ihres Gleichen hat. «i Auf dem ganzen Wege von Laibach aus bis Hieher und bis hin gegen Zwischenwässern lag der freundliche Grosikahlenberg mit seiner lieblichen Marien-Kirche, zur Besprechung auffordernd, vor uns da. Ein ungenannter fremder Reisender schrieb folgende Strophen in seine Schreibtafel, und theilte dieselben im „LaibacherWochenblatte" Nr. 4s vom e. December t8<« mit: Der Kalenberg (Kahlenberg) bei Laibach. Dem lusterfiillten Flächenraume, Am walb- und hügelreichen Saume, Entsteigt ein sinst'rer Bergkoloß Und streckt den Scheitel alt und bloß In's blaue Wolkenmeer Und schauet ringsumher. Vom Scheitel winkt aus hoher Ferne Ein Gotteshaus, gleich jenem Sterne, Der einst geführt die frommen Weisen, Der Welten Heiland Lob zu preisen. Und winkt so sanft, so süß. Als war's in'ö Paradies. "<"»«««> Ntisttrmn. aus Brain iO — 146 — Und Alle sehn's im munt'ren Thale, Doch alle schreckt der Berg, der kahle, Und Niemand wagt die steile Bahn Zum hohen Paradies hinan. So lang noch voll die Brust Von nied'rer Sinnenlust. — Doch wem der Sinnenrausch verflogen, — Der schaut gern auf zum Himmelsbogen. -Der Glaube stützt, er klimmt und ringet — Die Hoffnung winkt — er siegt — umschlinget Mit Himmels Hochgefühl, Der heil'gen Wand'rung Ziel. , , !-/.(..'?v. Dabei ersuchte der Verfasser jener Verse un> Aufklärung, wo fern Jemanden eine andere Bedeutung des Namens bekannt ware. Mir scheint der romantische Berg nicht so kahl, um davon seinen Namen abzuleiten, und ich wäre um so geneigter, die Abstammung des Namens Kahlenberg in der altdeutschen Benennung der Rehe und Schmalthiere, die man in der Jägersprache die Kahlthiere nannte, zu suchen, da im Forste auf und um dem Kahlenberge in frühern, min-der bevölkerten Tagen allerdings Rehe sich aufhalten konnten, und überdieß Oberkrain, im Münkendorfer Bezirke, noch einen zweiten Wallfahrtsort mit diesem Namen, nämlich den Kleinkahlenberg hat, der durchaus nicht kahl und kaum ein Hügel zu nennen ist, als was ihn auch wirtlich der slavische Name Namix, bezeichnet, und der übrigens vormals mit seiner ganzen Umgebung eben auch ein Aufenthaltsort der Rehe seyn mochte. Eine Stammverwandtschaft des Groß- und Klein kahlenberges mit ihrem Namensvetter bei Wien dürfte, unbeschadet der Autorschaft des Freiherrn v. Valvasor, kaum zu behaupten seyn. Eine Wallfahrt auf den Grosikahlenberg ist ganz geeignet, das Gemüth zu edleren Gefühlen, zur Anbetung des Allerschaffenden zu erheben, und wer dieses hier nicht erfährt, dem sind die heiligen Paradies-Gefühle auf ewig verschlossen. Welche entzückende Aussicht bietet sich von jener mäßigen, in einer Stunde bequem zu ersteigenden Höhe dem Auge dar, nach der schönen, saatreichen Ebene gegen Laibach und darüber hinaus, dann über die Hügel gegen Oberlaibach und längst der, am Fuße des Berges dahin strömenden Save, — 147 — und vollends in die himmelanstrebenden Berge an der steirischen und' kärntnerischen Grenze bis zum gigantischen Triglav hinauf! Fluren und Wälder und Wässer; einzelne Häuser und Ortschaften, Schlösser und selbst eine Bergruine, nämlich der alten Veste Flödnig, umzingeln nah oder entfernter den isolirt da stehenden doppelköpfigen Kahlenberg, und auf seinem Haupte thront das Gotteshaus der heiligsten Jungfrau Maria, welches in neuester Zeit einige sehr gelungene Fresco-Gemälde unseres wackern akademischen Malers, M. Langus, erhielt. Schon im I. 1432 wurde auf dem Kahlenberge eine Wallfahrtskirche erbaut, das gegenwärtige Gotteshaus aber steht erst seit 4712. Unter ähnlichen Reminiscenzen an wiederholte Besuche dieses, von den Laibachern zwar häufig und zahlreich, jedoch noch immer zu wenig besuchten Wallfahrtsortes gelangten wir nach Zwischenwässern, so benannt, weil das Dorf zwischen den Wässern Save und Zeier liegt. Der Savestrom bildet hier einen kleinen malerischen Wasserfall und nimmt am Ende des Dorfes den Zeierfiuß ^8o»-a) auf, der aus den Thälern von Sairach, Pö'lland und Selzach zusammen und über Lack Hieher fiießt. Freunden der schönen Natur ist ein Spaziergant, von Zwischenwässern längst dem Ufer des Zeierflusses an dem fürst-bischöflichen Schlosse Görtschach, welches von den Bischöfen Otto Friedrich Graf v. Buchheim (i«3i) und Joseph Graf v. Ra batta nach Zerstörung der alten Burg, auf welcher der erste Markgraf von Kram, Cuno, 972 seinen Sitz hatte, erbaut, in neuester Zeit 4 830 aber um ein Stockwerk und zwei Flügel verkleinert wurde anzuempfehlen; sie gelangen auf diesem anmuthigen Wege nach Lack (Bischoftack) und können von da auf der äusierst romantischen Bezirks-strafte durch die eilf Ortschaften, welche unter dem Namen des größten Dorfes in Krain bekannt sind, eben auch nach Krainburg gelangen. Das emsige Städtchen Bischoflack mit seinem Bergschlosse, von Otto II. 974 an das Hochstift Freisingen, namentlich an Bischof Abraham aus dem Hause der Grafen v. Görz, und von Napoleon an den Marschall Marmont verschenkt, möchte zu diesem kleinen Abstecher um so mehr einladen. Von dem Wege von Zwischenwässern nach Krainburg auf der Commerzialstraße, welche wir zurücklegten, läsit sich nichts Treffenderes sagen, als was ein mit 1' unterzeichneter Reisender im ^0«8er- 40* — 148 — vatare I'riestino" Nr. 910 von 4 839 aussprach, der sich beiläufig so äußerte: 5 Ein schöner Maimorgen, an dem ich, die Straße nach Ober-krain einschlagend, Laibach verließ, der prächtige Anblick der Ebenen, ringsum von Bergen begrenzt, und hie und da mit grünen, waldigen Hügeln bestreut, bot mir ein herrliches Bild der Natur. Die stets belaubten Fichten und Tannen von dunkelgrüner Farbe contrastirten mit den kaum von neuen Blättchen hell und lebhaft grün bekleideten Buchen. — Aber, obschon mir diese Bäume recht angenehm sind, suchte mein Auge doch begierig die zum Schiffsbaue so sehr beliebte Eiche. — Es gelang mir auch bald, einige davon, entweder in einem Wäldchen zusammen, oder durch die Auen zerstreut, zu entdecken; schwerlich werden jedoch meine Enkel bereits das Vergnügen haben können, sie zu schlagen. — Die großem Eichen wurden hier alle ausgehauen, und was ich hiebei zumeist bedaure, ist: zu sehen, daß die Waldungen dieses kostbaren Holzes für einen ganz andern Zweck cultivirt werden, als zu ihrem nützlichsten — dem Gebrauche in der Marine. — Die Gutsbesitzer schätzen die Eiche, vorzüglich des Knoppern-sammelns wegen, und um sich der abgefallenen faulen Blätter als eines Gegenstandes zum Erddunge zu bedienen; daher wird auch das überstüsiige Gezweige nicht beschnitten, um den Stämmen einen grö fiern Wachsthum zu geben, und eben so wenig trägt man Sorge, um dem unordentlichen gedrängten Stande der Bäume, der bekanntlich die Vegetation sehr beeinträchtigt, abzuhelfen. Freilich sollte die Cultur der Eichenwälder den Gutsbesitzern von Krain des vortrefflichen Holzes, das sie liefern, und des Gewinnes wegen, den sie abwerfen, sehr wichtig seyn; allein ihr langsamer Wuchs läßt eine Speculation auf den fernern Zeitpunct ihres Absatzes nicht zu, und die Eigenthümer können sonach auf das Bedürfniß des Seewesens und den daraus abzuleitenden öffentlichen Nutzen keine Rücksicht nehmen. Ganz gewiß wird der Mangel an diesem äußerst wichtigen Artikel von Tag zu Tag fühlbarer; es dürfte demnach von Vortheil seyn, die Gutsbesitzer hieven in Kenntniß zu sehen. — 149 — Wir haben Friaul geplündert, Istrien leidet daran Noch, Kram hat keine großstämmigen Bäume, und jetzt gehen wir bereits nach Steiermark hinüber, die um so weniger gar lange im Stande seyn wird, das Bedürfniß der Volksmarine zu decken, je länger auch die auswärtigen Bestellungen fortdauern. — Mit diesen Gedanken beschäftigt, gelangte ich nach Krainburg. Diese Stadt liegt auf der Hohe eines Breschhügels von bemerkenswerther Bildung, indem er ganz aus Kieseln und einem Naturmörtel zusammengefügt ist, der sich so innig vereinigt, daß er zusammen nur einen festen, harten Körper ausmacht. Unter der Stadt fiießt rasch die Save, woselbst ich mit wahrem Vergnügen die von einem Jesuiten erfundene Maschine untersuchte, welche zur Leitung des Wassers in den 22 Klafter hoch liegenden Stadt-brunnen dient. Die Einrichtung ist sehr einfach und daher um so schätzbarer. Ein unterschlächtiges Wasserrad, 2t Fuß im Durchmesser, an dessen Welle ein Stirnrad, das in ein Kammrad eingreift, im Innern eines Gebäudes sich befindet, wird von dem Flusse in Bewegung gesetzt; auf der Welle des Kammrades ist eine hölzerne Elipse (Elipsoid) an gebracht, deren Peripherie mit einem eisernen Ringe mit hervorstehenden Rändern versehen ist, so dasi in dieser Nuth ein Rad (zwei Fuß im Durchmesser) lauft, dessen Zapfenlager in einem ungleicharmigen Hebel sich befinden, wodurch auf denselben eine auf- und absteigende Bewegung übertragen wird. .1? Am andern Ende des Hebels befindet sich die Kolbenstange des Saug- und Druckwerkes, welches bei einer gewissen Hubshöhe («'/„ Zoll) das Wasser (während eines Spieles 2^ Maß) schöpft, und zur bereits erwähnten Höhe hebt. Zu bemerken ist jedoch, daß das Flußwasser, bevor es in den Recipienten der Pumpe gelangt, durch einen großen Sandkasten läuft. Von Krainburg weg kam ich nicht weit davon auf der Straße nach Bischoflack in das Dorf Strasische. Wenige hölzerne, strohgedeckte Hütten machen diesen Ort aus, was ihn für jeden Reisenden höchst gleichgültig erscheinen läßt. Ich bewunderte jedoch dort mit innigem Wohlgefallen viele Pferdhaargewebe zu feinern und großem Sieben von der größten Schönheit. — 15N — Verschiedenheit der Dessins, der feinsten Farben und Genauigkeit des Gewebes sind unvergleichliche Vorzüge dieser Manufactur. Ein Wohnstübchen enthielt einen Werth von mehr als 5(1.000 fl.(?) an Haaren, die aus Persien, Rußland und Frankreich kommen; diese werden in Strasische zuerst gereinigt, gefärbt, und zu Stoffen verarbeitet, um dann in die entferntesten Gegenden ihrer Her-kunft wieder zurückgesendet zu werden. In der That sah ich auch viele Fässer zur Spedirung bereit, jedes von einem Werthe über 2000 si. — Und jene Hütten, die bei'm ersten Anblicke nur mein Mitleid erregten, dienen zu diesem ausgezeichneten Gewebe, wobei Männer, Weiber und Kinder, jedes seinen Theil, zu thun hat. Eines löst die Haare aus, ein anderes theilt sie nach den Farben in ihre Fächer ein, und ein drittes webt sie mit unglaublicher Behendigkeit und Accuratesse. So ersetzt der menschliche Geist den Mangel an topographischgünstiger Lage, wo die karge Natur nichts, als kümmerliche Mittel zum Unterhalte der Einwohner gibt." Wer nicht bloß an der flüchtigen Gegenwart, sondern auch an der ehrwürdigen Vergangenheit ein Interesse findet, wird an Krain-burg, dieser alten Burg und Residenz der Markgrafen von Krain, nicht kalt vorüber ziehen. Waltilo, der zweite Markgraf von Krain, soll schon »8» da residirt haben, aber wo er sein Residenzschsoß hatte, darnach fragt man vergebens. Das Schloß Kieselstein, welches auf die Brücke und Save und in die schöne Gegend hinausblickt, wurde 4262 von Heinrich II. aus dem gräflichen Hause Ortenburg erbaut, und ist ein moderni-sirtes Denkmal des Mittesalters. Der Archäolog findet in Krainburg am Hause Nr. 3 nächst der Pfarrkirche einen Römerstein, welcher allenfalls bezeugen mag, daß der Ort schon unter den Römern bekannt war, ohne jedoch für die Stelle des alten 8anti«um8) welches man in dieser Gegend sucht, als Beweis zu gelten. Krainburg verdankt seine Privilegien den Landesfürsten Friedrich, Maximilian und Ferdinand, seinen heutigen Wohlstand aber der Regsamkeit seiner industriösen Bewohner. Die Wochenmärkte zu Krainburg werden selbst von den Nachbarn aus Kärnten häufig besucht. , ^... .., - 151 ^ Der Savestrom und der reißende Bergstrom, die Kanker, bilden hier eine Erdzunge, auf welcher Krainburg liegt; durch die, bis auf 1Z Klafter hohen unersteiglichen Ufer (namentlich der Kanker) ist die Stadt von der Natur aus befestigt. An den Sehenswürdigkeiten dieser Stadt hat man sich bald satt gesehen, nicht so an der entzückenden Aussicht vom gothischen, 208 Wiener Klafter, oder 1230 Schuh über der Mecresfläche hohen Stadtpfarrthurme. Wir konnten uns davon nicht trennen, wie sehr auch die Zeit drängte, obschon Obergörjach, unser Ziel für diesen Tag, noch ferne lag, und überdieß auch dem Städtchen Radmannsdorf einige Augenblicke des Aufenthaltes zugedacht waren. Der Stadtpfarrthurm zu Krainburg hat vier Glocken, alle aus der Gießerei der Familie Samassa in Laibach. Die Umschrift der größten Glocke ist wegen der Beziehung auf die verheerende Feuers-brunst, welche im I. 1811 die Stadt zerstörte, bemerkenswerth; sie lautet: Augustino Sluga parocho et decano, Natali Pagliaruci mairio. incendio elapsi anni consumta urbe, a ere collato fieri curarunt Thiaddeus Joseck,Blasius Terpinz, antistites redituum templi^ caeterique cives »nno 1812. Etwas höher ist zu lesen: 0pu8 Vineoutii 8a-ma«»»: iMbaei 1812. Ganz oben: Haneti^ Oanti0) Oautj«uo^ Oltlitinnillae et 1'l-oto. z)titloni8 ecole^iae^ llieatum. Bald außer Krainburg, außer dem Dorfe Naklas theilen sich die Wege; der eine führt gegen Veldes und über die Würzen nach Kärnten, der andere nach Neumarktl und über den Loibl, eben auch nach Kärnten. 6^ »Der Loibl ist ein zweiter Radstädter Tauern, aber er übertrifft ihn in Betracht der Länge und der Höhe." So schrieben die Doctoren David Heinrich Hopve und Friedrich Hornschuh 181« in ihr „Tagebuch einer Reise nach den Küsten des adriatischen Meeres und den Gebirgen von Kram «." Regensburg 1818, S. 57. Und dann: „ So erreichten wir die Höhe des Berges, wo sich Kärnten von Kram scheidet, und kamen glücklich nach St. Anna. Endlich erfolgte nicht ohne lange Besorgnisse der Eintritt in's Krain. Wir hatten von den Bewohnern dieses fernen Landes nicht viel Rühmliches — 152 — gehört; ihre Gastfreundschaft war unbekannt geblieben, ihre Sprache uns fremd geworden. Bedächtlich schritten wir vorwärts. Doch, siehe da! überall zogen die Leute ihre Hüte ab, überall schallte uns in sla-vischer Sprache ihr christlicher Gruß: Itvalen dock ^esu8 (Mi8tu8, entgegen. — Unter diesen frohen Ahnungen erreichten wir Neumarktl. Der ganze Ort ist mit Fuhrwägen besetzt. — Wir sind sehr überrascht, hier in der Traube, die man uns früher schon als das beste Wirthshaus lobte, ein sehr geräumiges Zimmer zu finden, und von der Wirthin in deutscher Sprache als willkommene Gäste angeredet zu werden. — Der hiesige Ort ist von Leuten bewohnt, die wegen den benachbarten Eisenbergwerken mit schwerer Arbeit zu thun haben, dazu kommen die Fuhrleute, welche die Waaren mit vieler Anstrengung auf die Spitze des Loibels schaffen müssen. Deßwegen ist hier für guren Wein gesorgt, der stark ist, und Kräfte gibt, und von den Wirthen eigens für den Ort aufgekauft wird. Auch wir ließen uns diesen Ver-«Kank» schmecken, und als Abends Musik ertönte, und die krainischen Schönen zum Tanze selbst die Hand boten, konnten die Fichtelber-ger Botaniker keine abschlägige Antwort ertheilen, ungeachtet sie einen sehr beschwerlichen Marsch von acht Stunden über den Loibl gemacht hatten." —Ei! seht doch, der gelehrte Herr Dr. Hoppe, der im I. 1845 als 85jähriger Greis sein Zojähriges Doctor-Jubiläum feierte, und vom Könige von Baiern den Hofrathsrang zum Angebinde erhielt, tanzt als Gelehrter und Mann von 5 5 Jahren!? Griesgrämige Misanthropen werden es Ihnen arg übel nehmen lebensfroher Herr Doctor und Hofrath. Der Loibl, dessen Rücken die Staatsstraße durchschneidet, mißt 4266 Fuß, diese Straße ist aber durch ihr Alter, als einstmaliger Rö-merweg, und durch ihre denkwürdigen Veränderungen bemerkenswerth geworden, und gehört unstreitig zu den merkwürdigsten Heerstraßen der Monarchie. Je höher hinauf in die Berge Oberkrain's, desto entschiedener spricht sich der Charakter des Alpenlandes aus, und zwar schon bei Radmannsdorf, welches wir auf unserem Wege berührten. Auch das Städtchen Radmannsdorf hat seine Denkmale des Alterthums, nämlich ein Paar römische Votivsteine, die aber eben nur auf die betreffenden Familien Bezug nehmen, und für die Orts- oder Landesgeschichte von min- — 153 — derem Gewichte sind. Für den Freund der Geschichte ist es nicht ohne Interesse, daß Radmannsdorf mit der nahen Burg Wallenburg, Waldenburg, einst den Ortenburg ern, als Herzogen von Körnten, dann den Grafen v. Cilli gehörte, und daß Friedrich Grafv.Cilli 1425 und 1428 hier residirte und Hof hielt. Wenn man das (seit 2l. Februar 1618) Graf Tyurn'sche Fideicommis;-Schloß mit dem schönen Schloßgarten gesehen hat, kann man dem freundlichen Städtchen immerhin Lebewohl sagen. Beachtenswerth ist der Punct des Zusammenfließens der Wo. cheiner und Wurzner Save in einen mächtigen und prächtigen Strom, »der," um mit Sir H. Davy's Worten zu sprechen, „gleichsam im Busen der Schönheit entspringt, aus seinen unterirdischen Behältern in den schneeigen Gebirgen des Triglav und Manhardt hervorstürzt, in donnernde Catarakte, zwischen Klippen und Wäldern, in die reinen und tiefen Seen von Wochein und Würzen hinabfällt, und von da seinen Lauf mitten durch die idyllischen Wiesen verfolgt, die so mit Pflanzen und Bäumen geschmückt sind, daß sie einen Garten darstellen. " ) Die Abenddämmerung hatte sich bereits über das Land verbreitet, als wir durch Veldes und am See, durch dessen ersten Anblick ich auf die jungen Gemüther meiner Kinder wirken wollte, vorüberfuhren. Auf der Höhe von Schalkendorf öffnet sich zwar bereits die Aussicht über die Gegend von Veldes, aber sie lag für uns verschleiert. »Dieses Veldes!" ruft der sinnige Triglav-Besteiger Nepozitek begeistert aus, „dieses Veldes! wer kennt und liebt es nicht! Kaum hast du die Höhe von Schalkendorf erreicht, so liegt eine Landschaft vor dir, wie sie der sinnigste Maler sich kaum im schwelgerischen Phantasiespiele zu entwerfen vermöchte. Ein spiegelheller See, eine buschige Insel mitten d'rin, gekrönt von einem Kirchlein, die Ufer mit Wald und Wiesen, Weilern und zerstreuten Häuschen umgeben, zur Rechten ober dem Dorfe Veld-s auf hoher, steiler Felsenwand das alte Schloß gleichen Namens, ringsherum in gefälligen und wieder kühnen Formen, Hügel und Berge, im Hintergrunde aber das Hochgebirg, über welchem endlich die Triglav-Spitze dräuend und wieder lockend herunter blickt, die man bei dem Vorhaben ihrer Besteigung mit wechselnden Gefühlen, von Hoffnung und Bangigkeit prüfend, in's Auge faßt. Die Erwar- 7^,8 42 — 154 — tungen von berühmten Schönheiten sind gewöhnlich zu hoch gespanm, hier werden sie übertreffen." Das Ziel unseres Ausfluges war für heute Obergörjach, das idyllische Dörfchen Obergörjach. Die Erinnerung an meine erste Anwesenheit in dieser schönen Alpengegend erwachte nun lebhaft in mir. .Nahe am reizenden Veldeser See steht meines ergrauten Vaters friedliche Stammhütte, und nicht ferne davon das Kirchlein, in welchem ich ein Christ wurde; dort will ich meines Lebens schönsten Tag feiern, Gott mein erstes Meßopfer darbringen. Komm', sey ein Zeuge meiner Seligkeit!" So sprach mein ältester Freund und Schulgefährtc Z., und ich kam und wohnte hier in Obergörjach der heiligen Handlung bei, die ihn zum seligsten, mich zum beseligten Menschen machte. Man mnsi hier in Kram einem ersten Meßopfer beigewohnt haben, um von der Verehrung einen Begriff zu bekommen, mit welcher die Menge, selbst die nächsten Verwandten, Vater und Mutter, den Primicianten der Gottheit näher treren sehen. — Manches Jahr ist seit dem über diese Berge und ihre friedlichen Hütten hinüber geschritten, aber auch hier ließ der Geist der allenthalben fortschreitenden Cultur seine segen-reichen Spuren zurück. Das Dorfkirchlein erhielt durch fromme Spen den der Gemeinden manche Verschönerung und Verbesserung, als: eine durch die ganze Pfarre weithin tönende Glocke und eine zur Andacht stimmende Orgel, wahrend vormals nur Mädchenstimmen ^I'evke) ohne Instrumental-Begleitung bei der heil. Andacht den Schöpfer priesen. Auch jetzt noch stimmen die?evke ihren Lobgesang zur Begleitung der Orgel an, und wir hörten unter ihnen die Stimme einer, par excellence so genannten Primadonna, die sich mit mancher gepriesenen, wirklichen Primadonna messen könnte. Die mit buntgefärbten Wachskerzen reich ausgestatteten Can-delaber (Luster, auch l8ve^ku genannt) mußten uns aussallen. Diese Candelaber bestehen aus bemalten, und in Form eines Korbes aufrecht neben einander gestellten Wachskerzen, die mit bunten Wachs stocken und Goldpapier durchflochten, mit seidenen Tücheln und Schnür ren, mit Quasten und mit Fähnchen aus Rauschgold behängen sind, und von einer bunt bemalten Stange getragen werden; das Ganze lauft oben in einen kostbaren Blumenstrauß aus. Diese Candelaber werden von den Gemeinden an irgend einem Festtage im feierlichen Zuge — 155 — als Opfer zur Kirche gebracht, welche die Kerzen nach Bedarf verwendet, worauf der Candelaber wieder mit einem neuen ersetzt wird. .s, Auch eine Schule verdankt das Dorf Obergörjach der Gemeinde und dem hier zu Lande so entscheidenden Einflüsse der Seelsorger auf dieselben. Die Schule zählte im Schuljahre I844/5 70 Schüler beider, lei Geschlechtes, welche im Lesen und Schreiben und in den ersten Ele-menten der Rechenkunst Unterricht erhielten. Es ist der Mangel an Land- oder Volksschulen in Kram oft beklagt worden; ob dieser Mangel hier wirklich so fühlbar sey, ist eine Frage, deren Erörterung an gehörigem Orte und zu gehöriger Zeit manche irrige Ansicht berichtigen dürfte. «, Am Kirchhofe, welcher die Kirche umgibt, steht auf einem Grabe, nahe am Eingänge, ein eisernes Kreuz, dessen wiewohl einfaches und kunstloses Gemälde tiefe Rührung erweckt. Es stellt zwei Frauen, Mutter und Tochter, in kniender und betender Stellung vor. Die Tochter, Gemahlin eines Kupferschmiedes, war lebensgefährlich krank, ein Eilbote setzte ihre, in Kärnten befindlichen Eltern davon in Kenntniß, und die alte, zärtliche Mutter der Kranken lies; sich von der rauhen Jahreszeit nicht abhalten, mit dem Boten auf dem kürzesten Wege über Berg und Thal zur geliebten Tochter zu eilen. Das vorgerückte Alter und ein eben einbrechendes Schneegestöber erschöpften die Kräfte der liebevollen Mutter. Der menschenfreundliche Bote lud sie auf seinen Rücken und trug dieselbe den Berg hinan, aber auch seine Kräfte schwanden; er setzte daher seine Bürde nieder, um in's Thal zu eilen und Träger zu holen, die das arme Mütterchen herabtragen sollten; sie brachten sie auch wirklich herab, aber als Leiche, denn sie war, bis Hülfe kam, vor Kälte erstarrt. Mittlerweile hatte auch die Tochter mit einem Seufzer nach der theuern Mutter den Geist ausgehaucht, und sie wurden beide an einem Tage in demselben Grabe vereinigt. In Begleitung meines Freundes, des Ortodechantes Strell, eines gebildeten und gefühlvollen Mannes, unternahmen wir eine Excursion am rechten Ufer des Flusses Rothwein hinauf, bis zum Felsen: dratova P02.K, und am linken Ufer hinab. An der kratov» peak erzählte uns mein Freund den Ursprung dieses Namens, Bruderfels. Zwei Brüder weideten daselbst Ziegen und Schafe, da stieß ein Widder den einen der Brüder rücklings vom Felsen hinab, und indem der nahe stehende Bruder ihn aufhalten und retten wollte, stürzte er mit — 156 — in den Abgrund, wo beide, sich fest umschließenden Brüder, in der grauenhaften Tiefe ihr Grab fanden. Seit dem wird der Fels kratnv» nexll) Bruderfels, genannt. Wir fanden am Wege häufige Erdbeeren, die eben erst zu so später Jahreszeit reif wurden. Dagegen hatte es zur Reife der Aprikosen, deren welche im Pfarrhofsgarten zu Obergö'rjach zu sehen waren, für damals keinen Anschein; sie sollen auch hier nur bei der ungewöhnlichen Sommerhitze des Jahres t834 zur Reife gelangt seyn. Auf dem Rückwege besahen wir das alte Kirchlein Meuksch, sseit t4ss) und die Erdabsitzung, welche dort im December 1844 Statt gefunden hatte. Ein gutes Stück eines Berges riß sich mit Stegen und Wegen, Büschen, Bäumen und Hecken los, und glitt bis zur Rothwein so sanft herab, daß das ganze Stück Land wie von je und ehe hier liegt, und die Bäume frisch fort vegetiren und Früchte (Nüsse) tragen. Wie erquickend für Leib und Seele ist das Ergehen in so reizen-der Alpengegend, wovon man in der Flachheit und Einsamkeit der Stadt keinen Begriff hat. Ja, hier kräftigt sich der Geist. m Hier, wo ein reiner Aether Um Götterhame fließt, Auroren's Licht sich röther Auf hell'res Grün ergießt; Wo Friede in den Hütten Bei frommer Einfalt wohnt, Und Kraftgefühl die Sitten Des gold'nen Alters lohnt. Hier, wo die Herde läutend Im Blumengrase geht. Und Wohlgeruch verbreitend Die Bergluft milder weht; Wo von der Enziane Und Anemon umblüht, Auf stid'nem Rasenplane Die Alpenrose glüht. Hier, wo die Seele stärker Des Fittigs Hülle dehnt, Hoch über Erd' und Kerker Empor zu schweben wähnt; — 157 — Geläuterter und freier Der Sinnenwelt entflieht. Und schon im Aetherschleier An Lethes Ufer kniet. Matthisson. Ein mannigfaltiger Wechsel der reizendsten Parthien der anmuthigen Thalschlucht längs der Rothwein ließ uns, wiewohl steifglie-drige Städter, nicht merken, das, wir bei drei Stunden hin und zurück gewandert waren; wir fühlten uns weder ermüdet noch erschöpft, sondern vielmehr neu belebt, so zwar, daß wir nach dem fröhlichen Mahle, mit welchem uns mein gastfreundlicher Jugendfreund bewirthete, wieder hinaus in die überaus freundliche Natur uns sehnten. Wir erstiegen des Nachmittags über die Poglschitzer Hutweide ^pnTlejsk.» Kmaina) hinaus, eine Anhöhe, von der man mit einem Male ^avee oder par un eoup ä' aeil, würde der Franzose sagen) den ganzen Veldeser See mit seiner malerischen Umgebung erschaut. Der ersehnte Moment war nun da: ich sah zwei, von Staunen und Entzücken erfüllte, rein kindliche Gemüther vor mir, über deren Wonnegefühl nichts ging, als meine eigene Glückseligkeit, denn sie waren zwar die Beglückten, ich aber der Beglückende und Beglückte zugleich. Nie wieder vergesse ich diesen schönen Nachmittag. Uns begleiteten: mein wackerer Jugendfreund, Dechant Strell, und dessen Coope-rator A., welcher den Himmel und die Erde in sich vereinigt, denn er ist aus Beruf Priester und aus Neigung Botaniker; als solcher machte er uns von Zeit zu Zeit auf die lieblichen Kinder der Alpenflora aufmerksam, indes; Freund Strell schöne, angemessene Stellen aus Geßner's Idyllen, die wir in unserer Jugend lasen, recitirte, und so die süße Erinnerung an unsere schöne Jugendzeit zurückrief. '' Die Gegend von Veldes ist wohl ganz geeignet, die Erinnerung an Geßner's reizende Hirtenwelt zu wecken. Franz v. Hern« anns-thal gab in der „Wiener Zeitschrift" Nr. 128 vom 25. October l83t ein schönes Bild seiner Anschauung dieser paradiesischen Gegend: „Der See mit seinen Umgebungen lag da, wie das Werk des geistreichsten Landschaftsmalers, dessen Genius aus seinem Bilde auch die mindeste Störung zu verbannen und die verschiedenartigsten Elemente zu wunderbarer Einheit zu verschmelzen wußte. Die herrlichste Beleuchtung — 158 — ruhte über dem Ganzen, und hob jede Einzelnheit im rechten Viasie hervor. Die blau hinspielenden Wasser, die Insel mit ihrem Kirchlein, die nahen Baumgruppen, der schloßbekränzte schroffe Fels, der sich senkrecht in die Wellen stürzt, der Ort Veldes, anstoßende Wiesen, zerstreute Häuser, ansteigende Hügel und darüber aufgethürmtes Hochgebirge in kühnen Formen, zu all' der grünen Ueppigkeit und den Zeugen menschlichen Verkehrs ringsumher die weiften Felsenwände der Pelschiza, des velki «toi, der zackige daliji 8l»li. — all' dies; zusammengenommen stellte ein vollendetes, besänftigendes Bild von Schönheit dar, in dessen Anblick man sich schweigsam beglückt, erhaben, begeistert fühlen mußte. Der Veldeser See darf die Vergleichung mit keinem der prächtigen Seen in Oberösterreich scheuen; ja er übertrifft sie alle entschieden an Fülle und Mannigfaltigkeit des Reizes. Schon der gelehrte, und für Krain mit aller Aufopferung thätig gewesene Hacqu et läßt im dritten Theile seiner..<),-) ctOJi-apkia «lll-uiolicn" dieser herrlichen Natur volle Gerechtigkeit widerfahren, indem er sagt, dasi, so viele angenehme Gegenden auch immer Oberkrain habe, doch keine vorkomme, die so malerisch wäre, als diejenige, welche sich um den Veldeser See befinde, der übrigens nach Vermuthungen der I^n-e»i8 »m-aeius der Alten ist." Mit Mühe trennten wir uns nach einer glücklichen Stunde von diesem paradiesischen Puncte. Bei einem altehrwürdigen Nußbaume, gleich hinter dem Pfarrhofe von Obergörjach, auf einer kleinen Anhöhe, auf welcher man sich 4 20 Klafter über der Spitze des Thurmes am Castellberge zu Laibach befindet, öffnet sich ebenfalls eine überaus entzückende Fernsicht über das ganze schöne Land in der Nähe und Ferne, über Hügel und Felder und Wässer, Ortschaften, Schlösser und Kirchen bis zum Kumberge in Unterkrain hinab. Auf diesem unvergleichlichen Belvedere trafen wir bei unserer Rückkehr von den Bergen der Polschitzer Gemeinde, Freunde und Bekannte aus Laibach, Triest und Görz, ihrer 22 an der Zahl, welche vom Veldeser See, eigentlich von Seebach, Hieher gekommen waren, um uns zu sehen, und der schönen Aussicht von diesem Puncte zu genießen, was Jeder thun sollte, welcher Veldes und die Gegend besucht und jenes unbeschreibliche Gefühl kennt, welches den Freund der schönen Natur bei'm Anblicke lieblicher und großartiger Naturscenen ergreift. — 159 — Die Werke des Allmächtigen sind schön, unendlich schön, das Meisterstück der Schöpfung aber ist und bleibt der Mensch, daher ist die Natur noch einmal so schön und in ihrer ganzen, ehrfurchtgebietenden Majestät, wo sie von Menschen, von lieben guten unverdorbenen Menschen, belebt ist. Selbst das Paradies wäre ohne Menschen ein unvollkommenes Paradies, und beschall) schuf der Allmächtige das erste Menschenpaar zur Vollendung des Meisterwerks der Schöpfung, er schuf Wesen nach seinem Ebenbilde. ,, Freundlos war der große Weltenmeister, Fühlte Mangel — darum schuf er Geister Sel'ge Spiegel seiner Seligkeit! " — So fand ich denn nun die herrliche Landschaft in ihrer Ausstattung mit den Gästen aus Veldes noch viel reizender und schöner, und es verging ein Stündchen der heitersten Freude, des reinsten Entzückens, bis die herab sinkende Dämmerung die Gesellschaft an den Rückweg mahnte, denn sie hatte ^ Stund bis zum See, und obendrein den See zu überschiffen. In Obcrgö'rjach war nun unsers Bleibens nicht mehr; es zog mich zum See herab, und wir sagten daher unserm Gastfreunde herzlichen Dank und Lebewohl. Als wir nach Obergörjach kamen, brachte man ein Kind zur Taufe, als wir das Dörfchen verließen, trug man ein Kind zu Grabe; welches von beiden war wohl das beneidenswer-there? Ich meinte das letztere, denn ich feierte eben in wehmüthiger Erinnerung das Andenken an einen meiner schmerzlichsten Verluste. — Das neue Gasthaus der Handelsherren aus Laibach, Mallner und Mayer, hart am Veldeser See, zwischen dem Dorfe Veldes und dem Warmbade, na Uuliavx genannt, nahm uns in demselben Zimmer gastfreundlich auf, welches Tags zuvor die Naturforscher Hellmuth v. Kiesewetter, Jurist aus Dresden, und I. C. Sch iödte, Inspector des königlichen Naturalien-Cabinettes in Copenhagen, verließen, die am 28. Juli 1845 auf drei Tage Hieher gekommen waren, slch aber beinahe vierWochen von der entzückenden, und insbesonders den Naturforscher fesselnden paradiesischen Landschaft nicht trennen konnten, und reiche Beute an Insecten dort machten. Reinlichkeit, — 160 — Bequemlichkeit und freundliche Begegnung sprachen uns in diesem Gast-Hause an. Mancher vermisite dort Tagesblätter oder andere Lecture; mir ging dieser Mangel nicht nahe, denn ich wollte mich für einige Zeit von der Stadt und ihren Attributen ganz los sagen und in die Lage jenes Mannes versetzen, der mich, als er auf seinen Feldern bei N. — der Wirthschaft nach ging, versicherte, das? er seit 24 Jahren kein Buch in der Hand gehabt habe und sich wohl dabei befinde; der Mann war einst ein armer Professor, jetzt Haus- und Grundbesitzer. Der geistreiche Geschichtsforscher und Naturfreund Prof. Richter nennt Veldes (im »Illyr. Blatte" Nr. 24 vom 1«. Juni 1820) den Augapfel von Kram, und einen Punct, der bei der Hälfte seiner schönen Natur und ohne sein hohes, mit der Landesgeschichte so eng verwandtes Alter hinreichen würde, Naturdichter und Naturmaler auf eine würdige Weise zu beschäftigen. Ja, überaus malerisch und roman tisch ist diese reizende Landschaft, lieblich und zugleich großartig die Naturscenerie ringsumher. Der stille friedliche See mit seinen Silberwellen, mit dem grünen Kranze, der ihn als Ufer umgibt; hie und da von Veldes bis Seebach, welches Ufer ich für das anmuthigere halte, mit weißen Häuschen, wie das Wiesengrün mit weißen Blümchen untermischt, und das friedliche Eiland mit dem Marienkirchlein im See, dann hier der schroffe Felskolosi hart am See, mit Kaiser Heinrich's des Heiligen altergrauer Burg Veldes, die sich im See spiegelt und verzweifacht, und endlich die majestätisch erhabene Bergkette ringsherum, aus deren Hintergrunde das ehrwürdige weiße Dreihaupt des Triglav hervor ragt; alles dieses gestaltet die Landschaft zu einer der schönsten, die das menschliche Auge sehen kann. Man fühlt sich in deren Anschauung über allen Ausdruck wohl, so herausgerissen aus den Kleinlichkeiten des Alltaglebens; Menschen, Blumen, alles was Leben hat, ja selbst die leblosen Berge erfüllen unser Herz mit heiliger Liebe, man wird zum fröhlichen Kinde, schwelgend am Busen der liebreichen Mutter Natur. Und welchen mannigfaltigen Wechsel bieten die entfernteren Parthien dar, die zu den erheiterndsten Ausflügen einladen. Wir unterließen nicht, einige der interessantem mitzumachen. Vorerst schifften wir, gleichsam ex voto, zum Kirchlein Maria am See hinüber, das auf rührende Weise die Andacht erweckt; jeder Gedanke, jeder Athemzug wird hier zum Gebete. Das Kirchlein, das — 161 — Curathaus und eine ehemalige Einsiedelei, welche jetzt zum nochdürftigen Unterstande der Wallfahrter dient, ist das Ganze, was die Insel trägt, mehr Raum gewährt die grünbelaubte Felsengruppe nicht. Steinerne Stiegen führen zu beiden Seiten vom See zum Kirchlein empor. In der Mitte des Kirchleins hängt das Seil eines Glo'ckleins, an welchem die Wallfahrter zu ziehen pflegen, weil der fromme Glaube die Wünsche, die gleichzeitig zum Himmel empor gesendet werden, durch Marien's Fürbitte in Erfüllung gehen läßt. Wenn das Glöctlein zu den Sternen Deines Herzens Wünsche trägt. Bringt es Trost aus jenen Fernen,' Und das Herz ist froh bewegt. -Heil dem kindlichen Vertrauen, Das sich an den Glauben hält, Eine Brücke sich zu bauen Hin nach jener bessern Welt! Es geht dort die Sage, daß einst eine Dame zur Erfüllung eines Gelübdes eine kostbare Glocke für das Kirchlein am See habe anfertigen lassen, daß aber, als die Glocke schon fertig war und über den See transportirt wurde, die Dame nicht mehr so frommen Herzens gewesen wäre, weßhalb die Glocke in den See versunken seye, wo sie sich zu O.uatember-Zeiten und an großen Festtagen vernehmen lasse. — Eine ähnliche Fabel erhält sich unter dem gemeinen Volke auch über die Entstehung des Sees und des Kirchleins auf der Insel. Die ganze Gegend sey eine waldige Ebene gewesen, und in der Mitte des Waldes sey das Bild Marien's gestanden, welches die Hirten von den Schafen freventlich belecken ließen, und deßhalb sey die ganze Gegend zur Strafe in einen See verwandelt worden, aus welchem das Inselchen mit dem Bildnisse Marien's empor ragte; zur Versöhnung der erzürnten Heiligen sey dann an jener Stelle von den Anwohnern die Kirche erbaut worden. Die Inselkirche hat schätzbare Altargemälde und reiche Meßgewänder, ist auch überhaupt gut dotirt; deßhalb wollte man die Prob-stei Inselwerth schon <482, wie Prof. Richter aus vorhandenen Briefen erhob, von Veldes trennen und zum Bisthum Laibach ziehen, allein das Capitel von Brixen setzte bei'm päpstlichen Stuhle 1485 durch, Neislerinn. nus Krain. <1 — 162 — daß die genannte Probstei, deren Ertrag sich damals beiläufig auf <2 Mark Silber des Jahres belief, mit den Capitel- Gütern von Brixen vereiniget wurde. Die Probstei der Rede war nichtsdestoweniger auch noch in der Folge der Zankapfel, bis Fürstbischof Johann Franz von Brixen und Sigmund Christoph von Laibach am 10. Juni i«88 ein freundschaftliches, vertragsmäßiges Uebereinkommen trafen. Ein zweites Mal fuhren wir zur Belustigung und in zahlreicher Gesellschaft am schonen Silbersee umher; es war ein schöner Sommer Nachmittag, dessen Schwüle durch ein willkommenes Alpenlüftchen gemildert wurde. Das breite Schiff nahm uns auf, und der schmucke Schiffer ^l.ines (Johann) ruderte uns mit zwei Rudern auf dem ruhigen Spiegel des Sees dahin. Eine schone Dame unserer Gesellschaft übernahm jedoch das eine Ruder und lenkte dasselbe behende an der Seite des schonen, kräftigen Schissers, nach dem wohl manches schone Auge verstohlen schielt. — Man schrieb und erzählte von einer reizenden Schisserin, welche vor etwa zwanzig Jahren am romantischen Brienzer See des Berner Oberlandes fremde und eidgenössische Herzen entzündete, jedoch allen Lockungen und Versuchungen heldenmüthig Trotz bot und so grausam mit den Männerherzen umging, das; sich ein junger steinreicher Lord, dessen Hand sie ausschlug, vor ihren Augen erschoß, und daß selbst der Meistersänger aller Minstrels, Lord Byron, sie vergebens besang. Solche Celebrilät hat unser schöner Schiffer am Veldeser See eben noch nicht erlebt, und solche Grausamkeit wird ihm nicht nachgesagt. — Das Dahinschaukeln auf diesem spiegelglatten See, welcher die lieblichen und großartigen Ufer und den azurlichten Himmel mit den goldbesäumten Wölkchen so naturgetreu nachbildete, und das heitere Leben, welches die zahlreiche Gesellschaft schöner Frauen, holder Fräuleins und lebensfroher Männer beseelte, werden lange zu den schönsten Erinnerungen meines Lebens gehören. Der frohe, aller drückenden Fesseln der Convenienz entbundene Mensch sucht so gern, wie das sorgenlose Vöglein des Waldes, im Gesänge die Stimmung seines Herzens auszudrücken, und so riß denn die Fröhlichkeit auch uns zu Liedern hin. Das Pärchen am Ruder stimmte Volkslieder in krainischer Sprache an, wobei die ganze Gesellschaft mit dem I'utti im Chor einfiel. . Eines der bezeichnendsten Merkmale für den Geist, die sittliche Entwickelung, — 1«3 — die Denkweise und Gefühlsrichtung einer Nation" — schrieb jüngst eine gewandte Feder — »ist das Volkslied; jener unmittelbare Naturlaut, der sich ungekünstelt dem Herzen entwindet, und sicher auch wieder zum Herzen eines Jeden spricht, der demselben Volksstamme angehört." In den Weisen der krainischen Volkslieder, selbst profanen und heitern Inhaltes, spricht sich eine süß wehmüthige Melancholie aus, die bei der leisesten Berührung des eigenen Herzens zu Thränen rührt. Wir sangen Vodnik's gemüthliches Lied: „<8iulovahen krnin'ä/' und bei der Stelle: Kaj maram, se krulia Persluslii sadoft, Ni file, trebuha Okoli mi noli. trat eine helle Thräne in das Auge eines gereiften Mannes unserer Gesellschaft, der Tags darauf nach Dalmatien's Heister Zone wandern mußte, um Brot zu finden, welches ihm das Vaterland versagte, da er einem Stande angehört, dessen festbemessene Zahl sich von Jahr zu Jahr ergänzt. Das herzerfreuende Unterkrainer Lied: „voleulkn/' versetzte ihn und uns wieder in heiterere Stimmung, und bei der Strophe: Ten a rodi, Trud posabimo, Vinze hlislii, Krajnzam napimo, Bratam okrog: Sltivi Jill Bog! stießen wir die Gläschen mit goldfarbigem Mahrweine auf die Wohlfahrt unseres Landes und seiner Gönner wacker an. Ländlich, sittlich; und wer in einem Lande froh werden will, muß die Sitten des Landes ehren. Auch das patriotische Lied: ..(1 frieden seyn konnten. Ich erzähle dieses Intermezzo zur Richtschnur für Reisende in dieser Gegend. Die Fürstbischöfe von Briren colonisirten einst ihr Gebiet in Kram (namentlich Deutsch-Gereuth) mit deutschen Ansiedlern; eine Colonie zuvorkommender deutscher Wirthe wäre jetzt hier am rechten Orte und an der Zeit, und ganz im Interesse der Reisenden und des Landes. — 177 — Man muß von Veldes zeitlich aufbrechen, um an eine», Tage bis zum Ursprünge der Save und zurück über den Wocheiner See bis zu irqend einer Nachtstation in derWochein selbst zu gelangen; die Rückkehr bis Veldes läßt sich aber an demselben Tage nur mit Mühe erzwin-gen, und ist wegen einigen gefährlichen Stellen des Weges, den man jedenfalls bei Nacht zurücklegen mich, nicht anzurathen. Wir brachen um « Uhr des Morgens auf, und fuhren in die Gebirgsschlucht, den allen Weiberzahn ^litt!l^i 50!») zur Linken lassend, zunächst dem Dorfe Wocheiner Vellach zu. Der Weg, unter welchem die Save in der Tiefe dahin schäumt, ist an manchen Stellen in der That grauenerregend, bei Tag und mit- sichern Pferden jedoch minder gefährlich. Wenn hie und da an den schauerlichsten Puncten ein kräftiges Geländer angebracht würde, was in dieser holzreichen Gegend immerhin zu erzielen seyn dürfte, so wäre hierdurch für die Sicherheit auf menschen freundliche Weise gesorgt, und es blieben furchtsamen Seelen noch immer die Schrecken übrig, »lit welchen andererseits die ober dem Wege herabhängenden Felskolosse den» Wanderer drohen, gegen welche aber nicht füglich eine Abhilfe zu treffen ist. Gleichwohl dient es zur Beruhigung, daß von einem hier irgendwo vorgefallenen Unglücke nichts zu hören ist. Der Charakter der Gegend ist durch und durch Alpenland; hohe Berge schließen zu beiden Seiten den Weg in die Wochein ein, und zahlreiche Cascade« stürzen, zumal nach anhaltendem Regen, wenn der liebe Gott, wie Prof. Richter sagt, seine Wasserkünste hier losläßt, zu beiden Seiten von den Felswänden herab. Der Wasserfall bei Neunüng, der nahe an der Straße, wie ein Silberschleier aus weiter Hohe, beinahe lothrecht herab sich windet, ist überraschend schön. Des Himmels Antlitz lächelt aus der Ferne Und malt die Wasser; alle Farben glühen -.' Vom reinsten Purpur bis zum Glanz der Sterne — >- Im zauberischen Wechsel vor der Sonne Sprühen. Und wieder ändert sich die Scene: bleich're Schatten Bedecken das Gebirg —----------------— _^____—-------grau ist das Ganze. Childe Horald. Hltisttlinn. au« Araiil. ^^ — 178 — Wir befanden uns also in der Wochein. Wochein, einst vielleicht Wo—ein, denn man mochte da in der That fragen: wo ein, wo aus? weil himmelanragende Berge die Weiterfahrt zu verhindern scheinen. Die Schlucht, durch welche die Wocheiner Save gegen Veldes zieht, und an derem Rande der Weg bald rechts, bald links dahin führt, heisit das untere Thal, liukovn na neilt und am Berge I^ifex entspringenden, und nach kurzem Laufe in die Save einmündenden gleichnamigen Flusse Feistritz, Niste«/.«. In der alten Karte: 'I'aliula Vueatu« Olllninli.ie) Vin- do rum Marchiae et Histriae ex raente IIlustmi- quondam L.B. Valvasorii concinnata et exhibita a J. B. Ho in anno S.C.M.Geor. Norimbergae, kommt der Ort Feistritz nicht vor, wohl aber ein Ort mit Namen Wochein ^sie). Die /,lierna nelli, welche von dem sehr dunklen Thonschiefer, der auf ihrer Spitze dünn geschichtet liegt, die Benennung hat, und die herrlichste Aussicht in das Küstenland gewährt, wird von Botanikern häufig bestiegen und gepriesen, den Geschichtsforscher zieht dagegen der Hügel ktticlnvlki F»-»2fl in den See, wo wir einige Gläschen frischen Alpenwassers vom Schiffe aus tranken, und zur Ersteigung der Anhöhe, aus welcher die Save herabstürzt, uns erfrischten. Das fernher rauschende Getöse des <8llvixn-Falles zog uns mächtig an und reizte ungemcin unsere Begierde nach jenem Heiligthume der geheimnißvollen Natur; doch In's Inn're der Natur Dringt krin erschaff'ner Geist, Zu glücklich, wenn sie nur Die ä'uß're Hülle weißt. Haller. Unsere Schisser beluden sich mit unsern Oberröcken und mit et. was Wein und Inbiß, denn Speise, Trank und Oberröcke leisten oben am Ursprünge, wo das Thermometer bedeutend sinkt, der Appetit aber gewaltig steigt, sehr gute Dienste. Der Weg zum Ursprünge durch die Hutweide ^kltUL», wo viele Sennerhütten stehen, ist anfangs eben — lN2 — nicht beschwerlich, wird rs aber, sobald man den schmalen Fußsteig über Felsencrümmer, zwischen churmhohen Riesenbuchen, von denen welche auf Aesten und Wurzln am Boden liegen, und den Weg sperren, empor zu klettern beginnt, und es dringt sich das Bedauern auf, das; zur Bequem, lichkeit derer, welche die Naturmerkwürdigkeir des Ursprunges dcr^ll-vikil ganz in der Nahe zu besehen Lust haben (ihre Zahl belief sich schon m diesem Jahre auf 20«), gar nichts geschieht; selbst die seit vielen Jahren bestehende hölzerne Stiege, die zum Monumente hinauf führt, ist bereits so morsch und lebensgefährlich, daß eine Stufe derselben unter dem leichten Fuße einer Dame unserer Gesellschaft einbrach. Wir ließen uns gleichwohl nicht abschrecken, und selbst die Kinder schritten über Felsen und Gehölz und Gestrüpp fröhlich und wohlgemurh und nicht minder erwartungsvoll vor uns einher, zeitweise mit einigen Heidelbeeren, die in großer Menge reif da standen, sich labend. Und so gelangten wir denn zum Monumente, wo man den prächtigen Wasserfall plötzlich erschaut. Eine ungeheuere Felscnwano v?n über einander gehäuften, zwei bis drei Klafter hohen Kalksteinschichtcn stand vor uns, und aus einem ^!oche dieser kahlen Felsenwand stürzt gewaltig der mächtige Wasserfall mit wildem Getose 35 Klafter tief in einen Becken herab, daß das Wasser schäumend über 30 Klafter wcir umher zerstiebt, und dann mit wildem Gebrause von Felsen zu Felsen sich weiter wälzt, um unten im See sich wieder zu sammeln. — Prof. Richter schrieb beim Anblicke des Wasserfalles begeistert nachfolgende Zeilen: Tobend unermüdlich Drängt's von Innen, Drängt hinaus den Silberstrom Durch dcs Verges Rachen, Und der kühne Wasserbogcn Stürzt zerstäubet in Atomen Heulend nieder in des Abgrund's Kesscl, Wo die Wogen schäumen, Sich am Felsenblocte bäumen, Dann in Hast Sonder Rast Fort sich wälzen iiber Nergestrümmcr, Fort durch grause Riss' und Spalten, Bis die Wuth, auf weichem Moos beschwichlet, In des Sees dunklen Schooß sich flüchtet. — 1»g — Bei großer Kälte friert das Loch, durch welches die ^»v^g. hervorbricht, zu, und das Wasser bleibt aus, bis das Eis im Frühjahre mit großem Gepolter und Krachen wieder aufgeht. Geschieht dieses frühzeitig, und friert der Ursprung der.8»vixa nicht wieder zu, dann rechnen die Wocheiner auf einen frühen Sommer. Unten am Becken, in welches der Wasserfall herabstürzt, und der Mensch neben dem gewaltigen Elemente so winzig erschemt, ist es auch im höchsten Sommer ungemein kühl, und ein frischgeschöpftes Glas Wasser so kalt wie Eiswasser, daher eben so gefährlich für die Gesundheit, als höchst anlockend und verführerisch. Wenn die schäumende Fluth im Strahle der Morgensonne in zahllosen schimmernden Krystallen sich bricht, ist es kaum möglich, dem schmachtenden Gaumen einen Labetrunk zu versagen. Dort oben in der Alpenkctte, hoch über dem Wasserfalle, wohin von hier aus kein Steg und kein Weg führt, und nur die Gemse und der Gemsenjäger einen Pfad finden, liegt ein kahles, sechs Stunden langes Felsen-chal, welches, wie H acq ue t sagt, ganz dazu gemacht ist, die irdische Vergänglichkeit in einem treuen Bilde darzustellen, und einem Dichter als Motiv, um den Umsturz der Welt nach dem jüngsten Tage auf die kläglichste Art zu besingen, dienen könnte. Haquct gibt von diesem Felsen-thale das nachstehende Bild: „Herabgestürzte Felsenstücke, die noch jetzt all den Graus und das Schreckliche ihres Sturzes ve: sinnlichen, mit zerschmetterten Bäumen und abgerissenen Wurzeln, die nun in Moder übergehen, liegen unordentlich und wild umher. Hie und da stehen noch einzelne Bäume, aber kahl und ohne Gipfel, wie trauernde Greise, die einzigen, welche von der Verwüstung, die ihre Generation hinwegraffte, noch einsam und verlassen zurückblieben. Selbst Thieren ist diese Gegend fürchterlich, nur selten betritt ein vierfüßiger Waldbewohner, der sich in jenen öden Gründen verirrte, diese grauenvolle Stätte; einige Meervögel allein lassen sich bei stürmischem Wetter an den dort gelegenen Seen erblicken. Rings um das Thal stehen die nackten hohen Kalkfelsen, welche dem Wanderer jeden Augenblick den Einsturz drohen, und nicht selten sieht und hört man, besonders im Frühlinge, die mächtigsten Steinkolosse mit unsäglichem Krachen und Geschmetter von den senkrechten Höhen stürzen. Wie dort, so ist auch hier der Eingang in's Thal mit einer senkrechten Wand gesperrt, welche einen Spalt hat, um — 1N4 — auf den eingcrammeltcn Holzsprosscn ein Paar hundert Klafter hinabzusteigen. " „ In diesem Thalc nun liegen acht, jedoch nicht sehr beträchtliche Seen; vier davon gegen Mitternacht, welche die kleinsten sind, die andern vier beträchtlichern gegen Abend. Einige dieser Seen haben Gemeinschaft über der Erde mit einander, die andern hangen unterirdisch zusammen. Da das Wasser dort seinen Lauf vom Norden gegen Osten hat, so geschieht es, daß aus dem achten oder letzten See, der unter den übrigen der größte ist, dasselbe unter der Erde hinein läuft, seinen Lauf in diesem unterirdischen Gange einige Zeit fortsetzt, und endlich bei dem oben erwähnten Loche ^8tlvi/ag Uebrtge tft untcfcrltd).) 1559. yon in area meo sperabo, nee gladius me us scrvahit me 1557. Absiiue et patere 1553. Credo et spero. L. v. Aichach 1542." „An der linken Seite des Schiffes, dessen Spitzgewölbe von gothischen Steinsa'ulen getragen wird, liest man: Cristof von Gottes Gnaden der heiligen Römischen Kierchen Cardinal des Stuels Zu Rom j Albanenser Bischof, Legat der Anconitanfschen March, Bischof im Triendt Und Administrator des Stiffts zu Briichsen/*' Wir speisten zu Althammer so zu sagen im Angesichte des Triglav und nach französischer Sitte, nämlich um 4 Uhr Nachmittag, aber nach landesüblicher Kochkunst. Eine holde Dame auS unserer Gesellschaft hatte die Gefälligkeit, uns das Essen zu bereiten, was daS Haus, nämlich das Dorfwirthshaus, eben darbot: Hähndeln, schmackhafte Gebirgserdäpfel mit der unvergleichlichen würzhafcen Alpenbutter und köstliche Lachsforellen ^Bnlnitt'I'l'utta)) die wir vom Wocheiner See mitgebracht hatten. Gewifi as, an diesem Tage Niemand mit mehr Appetit, als wir. Die Gebirgsluft, das frischeste Quellwasser, die gemachte mehrstündige Bewegung und der Anblick des herrlichen Panorama's des Triglav trugen das Ihrige dazu bei. „ Das Panorama des Triglav/ — sagt Schmiedl in seinem Handbuche für Reisende im Kaiserthum Oesterreich — „ist vielleicht das schönste der Monarchie." Wem die leckersten Leckerbissen nicht mehr schmecken, der folge uns nach aus der verdorbenen und erschlaffenden Atmosphäre der Stadt in die Berge Oberkrain's, und er wird Behagen finden an der Nahrung, welche die wohlthätige Natur für Geist und Körper hier — IN? — bietet, Selbst Obstdesert und der schwarze Kaffeh blieben nicht aus, und die Zeche war dennoch nicht, wie sie sonst von den Besuchern dieser Gegend beklagt wird, überhalten, sondern höchst mäsiig, denn sie belief sich nur auf 5 fi. 2 l kr. Conv.-Münze, und es waren doch j t Gäste, 3 Knechte und 5 Pferde abgespeist und abgefüttert worden; dies; hatten wir aber nur dem Umstände zuzuschreiben, das; — wie gesagt — eine Dame der Gesellschaft die Besorgung der Küche auf sich nahm. Ich wünsche vom Herzen jedem Reisenden, welcher diese sehenswerthe Gegend besucht, das; für die Befriedigung seiner unabwendbaren Lebensbedürfnisse auf dieselbe Weise gesorgt würde, und eben um darauf aufmerksam zu machen, glaubte ich auch unsere dießfälligen Erlebnisse besprechen zu sollen. Nach flüchtiger Besichtigung der freiherrlich Zois'schen Hammerwerke zu Althammer musiten wir einer gastfreundschafclichen Aufforderung folgen und nach Mitterdorf fahren, was wegen der Neuheit der Gegend, und da wir zu Mitterdorf eine Dorfkirche sahen, deren es wenige im Lande geben dürfte, eben nicht uninteressant war. Wir fanden hier zu Mitterdorf noch sprechende Merkmale des Wolkenbruches, welcher in der Nacht vom i». auf den 20. September 1844 Statt fand, wodurch der Wildbach, welcher durch Mitterdorf fliesn, plötzlich so sehr anschwoll, das; mehrere Häuser, Mahl- und Sägemühlen sammt Stallungen und Hcuvorräthen hinweggeschwemmt, mehrere Häuser aber stark beschädiger wurden. Allmählig brach der Abend ein, und es war finstere Nacht, als man uns von einem gastlichen Bankette im Pfarrhofe zur Fortsetzung unserer Rückreise nach vielen Debatten entließ. Wir legten den steilen, selbst bei Tag gefahrvollen Berg lillwla Fora mit offenbarer Lebensgefahr zurück; die Pferde musiten von den Knechten am Zaum geführt werden, da man, so zu sagen, nicht cine Hand breit vor sich sah, denn der Himmel war zum Uebcrfiusse von schwarzen Regenwolken ganz verfinstert. Allmählig fing es auch wirklich an zu regnen. Bis Veldes bei Nacht und Nebel zurück zu kehren, war schon wegen der Pferde keine Möglichkeit; uns blieb daher nichts anders übrig, als wieder den Weg nach dem nähern Orte Feistritz zu suchen, wo wir eben auch spät in der Nacht anlangten, von dem Baron Zois'schen Verweser jedoch gastfreundschaftlichst beherbergt wurden. Wir übernachteten da, und schliefen so gut, — 199 — als es bei dem ungewohnten, monotonen und erdcrschüttcrnden Gepotter-deS großen Eisenhammers möglich war. Gleichwohl tönt dem Patrioten diese Musik sehr wohlthuend an's Ohr, denn sie gibt der Gegend Leben und Wohlstand. Denn nach einem zehnjährigen Durchschnitte werden von den freiherrlich v. Zois'schen Berg-, Schmelz- und Hammerwerten in Oberkrain zu Iauerburg, Rothwein, Feistritz und Althammer an Arbeits- und Frachtlohn jährlich ungefähr iiZ.oou fi. an die Bewohner der Umgegend bezahlt. Am folgenden Morgen brachten wir dem freundlichen Verweser und seiner Dienerschaft den gebührenden Dank dar, und kehrten auf dem bekannten und einzigen Wege in das freundliche Veldeser Thal zurück. Hier brachten wir noch einen halben Tag mit Besichtigung der Kirche und Schule zu Veldes und des Felsenschlosses zu. Zum Schlosse Veldes gehen zwei Wege hinauf, und zwar von der Dorfseite der sogenannte Fahrweg, der nicht zu befahren ist, und von derEeeseite der Fußpfad, wegen seinen vielen Windungen der kleine Loibl genannt. Drei Thore führen in den Burgzwinger, die von dem sogenannten Rittergange überwacht wurden. Bei dem entsetzlichen Erdbeben von löll, welches in ganz Krain großen Schaden anrichtete, litt die Burg so sehr, dasi sie 1Z49 neu aufgebaut werden mußte, folglich ist das jetzige Bergschloß etwas über drei Jahrhunderte alt. Dieses Schloß hat nichts Bemerkenswerthes, als eine überaus entzückende Aussicht, namentlich aus dem Zimmer neben der Capelle und vom Belvedere. Wir weideten uns lange an dieser schönen Aussicht, und blickten mit unendlichem Wonnegefühle in die reizende Gegend hinaus, die uns in den wenigen, aber unvergeßlichen Tagen unseres hiesigen Aufenthaltes von Minute zu Minute lieber geworden war. So muß der kramische Sänger Dr. Pre schern die himmlische Landschaft vor seinem innern Auge gehabt haben, als er in seinem Liede: ,'lierli «er c8avix.i/' begeistert schrieb: Desliöla kränjl'ka nima lepsh'ga kräja, Ko je s okölslinjo lä, podoba raja. Auf einer fast unersteiglichen Wand des Schloßgebäudcs fand ich den Namen des Fußreisenden Kysclak, der um eine Wette die österreichische Monarchie zu Fuß durchwandert hat, und t82» Skizzen seiner Fußreisen erscheinen ließ. — 189 — Prof. Richter, dieser gründliche und emsige Geschichtsforscher brachte die in Veldes und anderorts vorgefundenen Daten zu einer Geschichte von Veldes zusammen, aus welcher insbesonders nachstehende Momente herausgehoben zu werden verdienen. Kaiser Heinrich der Heilige schenkte Veldes auf Fürbitte seiner Gemahlin, der heil. Kunigunde im I. 4004 den 10. April zu Trient, oder zu der Zeit, da Vatilo Graf im Kraingau war, dem tirolischen Gotteshause Brixen, namentlich dem heil. Bischöfe Albuin v. Säben ^Hadianll). Sieben Jahre darauf, zu Regensburg den 22. Mai I0li, fügte derselbe Kaiser 30 königliche Huben zwischen der großen und kleinern sWeißenfelser und Wocheiner) Save hinzu. Kaiser Heinrich der IV. schenkte dem Gotteshause Brixen 1083 den 27. September den Steinberg bei Ratschach und den Berg Hataule lder ist bei Billichgratz zu suchen); nctum »<1 twvimn l'isik. und verllch demselben den 23. Mai 1073, in demselben merkwürdigen Jahre, da sich Kaiser Heinrich vom Papst Gregor VII. demüthigte, den Wildbann von Gutbach ^vokl-otalmek) oder vom Gipfel des Krainberges bis hin zur Wocheiner Feistritz. Das Besihthum der Herrschaft Veldes wurde in der Folge durch Geschenke, fromme Vermächtnisse und Zukauf immer mehr und mehr vergrößert und ausgedehnt, bis es sich über den größten Theil des Oberlandes erstreckte. Kaiser Friedrich der II. setzte 1236 den Herzog von Kärnten zum Vogt des Gotteshauses Brixen, und befahl demselben, über die Herrschaft Veldes zu wachen und Sorge zu tragen, dasi der Bischof, der sich Veldes als Tafelgut vorbehalten, im ungestörten Besitze desselben bleibe. Mit Tirol ging auch die gedachte Vogteiherrlichkeit an den Habsburger Herzog Rudolph IV. von Oesterreich über, aber der Schirmbrief dieses Herzogs für Veldes ist 5 man eine kleine grüne Fläche, nil vertilgt; genannt, erreicht, von welcher der Blick in das Thal, dem man eben entstiegen, gegönnt ist, und über die in nördlicher Richtung die Felsenmassen des 't'olt. p, e-vn! und volki lll'N« machtlg emporsteigen. Der Weg bis Hieher wird in zwei Stunden zurückgelegt." »Gleichförmig dem bisherigen erhebt sich von hier der Steig zu der in Kürze erreichten, mitAlpenhütten gezierten Wiese 6smtn«lV2a, auf welcher der Alpenfreund wohl zuerst den schwer entbehrten Genuß der ätherischen Lüfte höherer Regionen ganz wieder findet. Bald ist das Ende des Waldes gewonnen — und Bäume und Wiese und jedes Lächeln einer freundlichen Natur ist verschwunden, die lautlose Wildniß nimmt den Wanderer auf. Wahrlich, nicht der Abgang an grünen Teppichen und belaubten Zweigen, nicht der nackte Stein und die himmelanstürmende Felswand, sondern dieses hartnäckige, ewige Schweigen in der Oede eigenthümlicher Charakter." „Auf schmalem Steige, links die Felswand, rechts den Abhang, Trümmer und Schutt und erstorbene Stämme in der Tiefe, weisies kaltes Gemäuer vor s,ch, erhebt man sich in nordwestlicher Richtung bergan, fast angehend an die gegenüber stehenden Wände, an denen man sich sodann nordwärts vorüberzieht. Man gelangt in einen engen wilden Felsenkessel, der eine dürftige Alpenhütte am Fufie einer überhängenden Wand aufzuweisen hat." „An dieser Wand steigt man über Gerölle kurze Zeit bergan, und erreicht die Schlucht nn «NFOMl. Felstrümmer bilden den — 193 — Pfad dieser schmalen, nach Norden sich stark in die Tiefe senkenden Stelle, und von dorther schauen dem Steigenden trotzig die Schneefelder und himmelanstürmenden Wände des großen und kleinen Triglav ganz nachbarlich entgegen, von denen man im Augenblicke die Möglichkeit nicht absieht, ihnen beizulommen, und sie zu überwinden. Mehrere Salamander, die sich träge durch das Gestein hin und wieder zogen, waren das einzige Leben, das wir von der Wiese ftrintovxn bis Hieher zu sehen bekamen. Die Schlucht zeichnet den in der Krummholz-Region sich stark abwärts senkenden Weg nach der koinsk» pliminil vor. Wir fanden hier in einem kleinen Hochthals einige Pferde, von denen die Gegend den Namen trägt. Eine kleine Anhöhe hinan und hinunter, und man steht nach fünfstündiger Wanderung, die ganz gefahrlos und nur an einigen Stellen etwas beschwerlich ist, auf dew pohe, dem Ziele des ersten Tages." ..Uelo zwhk ist eineS jener stillen, einförmig schrecklichen Hochthäler, wie sie dem Alpenwanderer hinlänglich bekannt sind. Ringsum nacktes Gestein und wolkenbefreundete Höhen; östlich der zackige Aiklimn»-, der breitgedehnte Dalli, zwischen denen eine tiefe Ein-sattlung den Weg bezeichnet, den man hinunter kommt, wenn man den Triglav aus dem Kerma-Thale besteigen will; westlich den milkel verk, ?reval und die rundgeformte Klava marje^kova, südlich den TellN- und ^8tol; nördlich die alles beherrschenden Häupter des kleinen und großen Triglav; alles kahles Gewände, bestehend aus weißem Alpenkalk von zerrissenen Formen, den Zeugen rastlos nagender Zerstörung. Das Thal beherbergt einige Alpenhütten, niedrig und beschränkt an Raum, wie ich sie nirgends gesehen habe. Sie sind nur für einen sechswochentlichen Aufenthalt bestimmt; später zieht die Karavane aus dieser hochgelegenen Region, welche Kälte und Schnee spät entläßt und frühe wieder aufnimmt, in die tiefern Alpen hinab. Man vermißt in diesem Thale die erfrischende Luft, welche man sonst auf solchen Höhen zu athmen gewöhnt ist. Umschlossen von aUen Seiten, durch riesige Felsenmauern und eine lange Herberge des Winters, ist es feucht, und sein Boden häufig mit dem Nässe liebendem Huflattich bedeckt. Seine schönste Zierde ist die ihm heimische Onmpimuln Aoisii." Neiseelinn. aus Krain. 42 — 194 — .Wir nahmen alsbald zwei dieser Alpenhotels in Beschlag, das eine als Conversations - und Speisesaal, das andere als Schlafgemach, in welchem uns auf dicht ausgelegten Heu das Lager bereitet ward. Allein kaum eingeschlafen, weckte uns der Aufruf eines pochenden Führers, dem auch alsogleich rüstige Folge geleistet ward. Nach einem schnell bereiteten und verzehrten Frühstücke von Kaffeh und Branntwein sehten wir uns um ein Viertel nach l Uhr Morgens ernst und schweigend in feierlichem Zuge und gespannter Erwartung der Dinge, die nun kommen sollten, in Bewegung. Schon hier ließen die Führer und Träger Mäntel und alles Entbehrliche zurück, und zwei Branntwein-fiaschen, Brot und Stricke war Alles, womit sie sich beluden." „Man wendet s«ch westwärts im Thale und steigt bald einen schmalen Pfad, der ungefähr noch rine Stunde lang einem Fußsteige ähnlich sieht, bergan, abwechselnd zur rechten oder zur linken Seite in mäßiger Neigung niederfallende Absenkungen neben sich. Ein kalter Wind blies von den Schneefeldern her, von denen wir uns ringsumher umgeben sahen. Der Weg wird steiler, geht über Schutt, Gerölle und Steinplatten, das Krummholz ist verschwunden, der Tritt wird unter den lockern, wegrollenden Steintrümmern unsicher, die Natur kleidet sich ganz in das Gewand starrer, einförmiger Wildnis;, und das Losbrechen und Fortspringen des Gesteines, dem wir mit aller Vorsicht nicht gänzlich auszuweichen im Stande waren, machte die Wanderung für die Nachtretenden höchst unbequem. Nach zwei Stunden langsamen, beschwerlichen Steigens kamen wir an die großen Schneefelder, an denen man sich in der nördlichen Richtung, welche nunmehr zu verfolgen ist, plötzlich durch die nahen, senkrechten Wände des kleinen und des großen Triglav, wie es scheint, unüberwindlich begrenzt sieht. Hier wurden die Steigeisen angeschnallt; nur der Baron Zvis ging zwar mit gut beschlagenen Stiefeln, doch ohne Eisen, worin ich ihn nicht nachahmen mochte, wäre es auch nur, um das Gefühl einer gewissen Sicherheit nicht zu entbehren, das sie verleihen. Denn man weiß, daß man fest steht, wenn sich auch nur ein eiserner Zahn in die Felsen reibt." „Zwischen hier und dem sogenannten Thore des Triglav führt der Weg über ein steiles Schneefeld, dann über Gerölle fort an die Wände hinauf, an denen wir bereits im Regen anlangten. Wir standen am — 195 — Thore, das aber passender als die Stiege des Triglav bezeichnet werden konnte, denn es ist ein enger, mit Gerölle erfüllter Ris; in die Felswand, durch den sich ein steiler Pfad in nördlicher Richtung, etwa 1lmina (Pferde-Alpe) erreichten, ein einförmiges Kesselthal, aus steilen, oft senkrecht kahlen Felsenmassen gebildet, die aus weißem Alpenkalke bestehen und häufig zackige und zerrissene Formen zeigen. Hier erheben fich gegen Osten der Ajkliinar und völlig gegen Westen der misckol verk) Itrovo und die Llldll-.Uali^ gegen Süden der H<5l«l- und <8tul) und gegen Norden steigen der kleine und große Triglav senkrecht empor. Nur weniges Gehölz und meist nur Krummholz findet sich in diesem Thale, vi'ole genannt, dessen Grund mit feuchter schwarzer Dammerde bedeckt ist, und zehn kleine niedere Alpenhütten birgt, die uns als Nachtherberge begrüßten. — Schon um halb drei Uhr Morgens machten wir uns wieder auf, nahmen etwas Weniges von geistigen Getränken zu uns, die auf solchen Alpenreisen zuverlässig die zweckmäßigsten sind, und schlugen unsern Weg nach der rechten Seite des Thales westwärts ein, wo wir immer bergan-steigend, ungefähr noch eine Stunde Spuren eines Fußsteiges verfolgten. Auf diesem Pfade ist in der Dunkelheit der noch kaum begonnenen Dämmerung Vorsicht zu empfehlen, um sich vor Ausgleiten und Herabfallen über Wände zu verwahren. Bald wandten wir uns nördlich, der Weg wurde immer steiler, und theils über Gerölle und Schutt, theils über Steinplatten kletternd, wo schon alles Krummholz verschwunden ist, und sich nur wenige Alpenpflanzen vom kargen vegetabilischen Leben zeigen, gelangten wir an einzelne alte Schneefelder, die uns den fernern, immer steiler werdenden Weg bezeichneten. Hier nimmt das Gerölle und lose Gestein mit jedem Schritte zu, und macht durch die lockern, unter dem Fußtritte hinwegrollen-den Steintrümmer das Steigen sehr beschwerlich und ermüdend. Häufig wechselt dieses Gerölle mit Steinplatten und großen Schneefel- — 20N — dern welche letztere dem Wanderer auf diesem beschwerlichen Pfade höchst willkommen sind, da sie gleichsam als Ruhepunct dienen und das Steigen erleichtern, indem die alte, fest gefrorne Decke dem Einsinken des Fußtrittes widerstrebt, und zugleich Kühlung darbietet. Wir sehten unsere Wanderung, immer noch steil bergan, gegen Nor-den fort, bis wir endlich an die senkrechten himmelanstrebenden Wände des kleinen und großen Triglav gelangten. An dieser Stelle scheint es, alles Weiterschreiten habe sein Ende erreicht; denn nur eine Fel-sensvalte, eine enge, mit Schnee und losem Gestein angefüllte Kluft ist es, die sich gegen Nordost zieht, und durch welche man sich auf sehr steilem Pfade beinahe durchzwangen muß, um auf eine kleine Einsattelung des Gebirgrückens zu gelangen, die den fernern Weg zum Gipfel des Triglav verzeichnet und, der Aehnlichkeit der Form wegen, das Thor des Triglav genannt wird. Sowohl gegen Osten als Westen ist diese Stelle durch senkrecht sich emporhebende Wände geschlossen, und nur gegen Norden, wo sie sich öffnet, ist dem Auge freie Aussicht gestattet, und ungehindert schweift der Blick über das zu den Füßen ausgebreitete Kärnten. Dieser beschwerliche Weg, vom Ende des vorhin erwähnten Fußsteiges angefangen, wo man beginnt sich nördlich zuwenden, bis zum Thore, ist es, ron welchem schon Hacquet erzählt, daß die losen, springenden Steine die Wanderung sehr gefährlich machen, und wirklich fielen Stücke von den vielen abspringenden Steinen dreien unserer Gesellschaft dicht am Kopfe vorüber. Einen lieblichen Genuß gewährt auf diesem bedenklichen Wege das Zwerg-Vergißmeinnicht ^M^usnti« nan« Vill.)) welches mit seiner großen azurnen Blume auch dem Nichtbotaniker auffällt, von Hacquet in Oesterreich hier zuerst beobachtet, und als Hl^osoti» tsrFlovensi» beschrieben und abgebildet wurde. Diese schöne und seltene Pflanze kommt vorzüglich am Wege bis zum Thore vor, und wurde bis jetzt nur noch am Hoch-Golling in Steiermark, und einigen Alpen Tirols gefunden. Wir waren nun genöthiget an der westlichen senkrechten Wand aus Steinen und Felsentrümmern eine Art Treppe zu erbauen, um mit Hülfe derselben einige hoch gelegene Vorsprünge mit den Händen erfassen zu können, und kletterten auf allen Vieren, einer hinter dem andern, auf dem Rücken dieser Wand. Doch bald kamen wir auf bessern Weg, indem wir uns gegen Süden wandten; es währte aber — 201 — nicht lange, denn in kurzer Zeit gelangten wir wieder dicht an eine senkrechte Wand, wo wir überhängenden Felsen wegen, gegen die Tiefe hinausgebückt, hinüberschreiten mußten. Kaum war diese schwierige Stelle überstanden, als uns eine Zweite noch weit schwierigere ent-gegenschaute. Ein wilder Abgrund, eine schauerliche Steinkluft war es, die wir übersetzen sollten. Aber das sich immer mehr nähernde Ziel erlaubte kein ernstliches Untersuchen, und muthig setzten wir darüber weg, bevor uns das Abwiegen der Gefahr stutzen machte. Solcher, nur für den geübten Alpensteiger besiegbarer Stellen folgten noch mehrere, und nach fünfhalbstündigem mühevollem Klettern waren wir auf dem Gipfel des kleinen Triglav ^mgli Ii-i^lliv). In der That muß man den Weg bis Hieher beschwerlich und gefahrvoll nennen; er erfordert Schwindellosigkeit, kaltes Blut und vielen Kraftaufwand. Das Beschwerlichste ,edoch stand jetzt erst zu erwarten. Wir gelangten einige Schritte abwärts, und wandten uns der Länge nach gegen Südwest, als wir bald an eine 12 bis 15 Zoll breite, von beiden Seiten durch senkrechte Abgründe gebildete Schneide kamen, die wir übersetzen mußten, was eben so beschwerlich, als gefährlich ist. Doch auch hierzu waren wir schnell entschlossen. Das ganz verwitterte, zerklüftete Gestein, welches diese Schneide bildet, erhöhte noch die Schwierigkeiten, die diese Stelle dem Wanderer darbietet, denn es stellt nicht nur eine sehr rauhe unebene Oberfläche entgegen, sondern hat auch den Nachthtil, das; es durchaus keinen sichern Anhalrspunkt gewährt, indem es so locker und mürbe ist, daß es häufig, während man sich an demselben festzuhalten wähnt, unter der Hand bricht. Wir zogen das Kriechen über diese Schneide dem sogenannten Reiten vor, theils wegen der größeren Schnelligkeit und mindern Beschwerden, theils wegen des Vortheils, den diese Lage des Körpers gewährt, indem man hiedurch die Augen dem Boden näher bringt, und dadurch weit weniger von einem Schwindelanfalle zu befürchten hat." „Dieser Weg hältzum Glück nur 15—20 Klaftern in deröänge; der Bergrücken, in welchem sich diese Schneide verbreitet, währt nur kurze Zeit, denn bald nimmt er wieder an Breite ab, und verliert sich in eine ähnliche, gleichfalls aus losem Gestein gebildete Schneide von 12 bis l 5 Zoll in der Breite, welche zur schlechtesten und gefährlichsten Stelle der ganzen Wanderung führt. Die erwähnte Stelle ist eine sich __ Hs)2 __ plötzlich entgegenstellende, beinahe senkrechte Wand, welche von dieser schmalen Schneide aus erklettert werden muß. Langsam und vorsichtig und nur auf die Stelle blickend, die der Fuß berührt, richtet man sich auf dieser Schneide auf, und sucht, mit Händen und Füßen an die Felsvorsprünge dieser Wand sich klammernd, allmählig sich empor zu heben und die obere Fläche derselben zu gewinnen. Aber nur wenige Tritte hoher, und man hat den breiten Rücken derselben erreicht, der dem muthigen Besteiger in wenigen Minuten auf den Gipfel des großen Triglar^veiki^'risslllv)) das Ziel seiner Bestrebungen, stellt. Der Gipfel des großen Triglav, der 2 bis 3 Klafter in der Breite und 4 2 bis H5 Klafter in der Länge hält, bildet einen schmalen, stark converen Rücken, der sich von Nordost gegen Südwest zichr, und ringsum mit fürchterlichen Abgründen umgeben ist. Dieser Rücken bietet wieder zwei Erhabenheiten dar, von denen die nordöstliche die höchste ist, und auf welcher sich ein aus Steinen zusammengesetztes Quadrat befindet, worauf die Pyramide Bosio's stand. Im Mittelpuncte dieses Quadrates zeigt sich ein Stein, in welchem, nebst einem Kreuze, orr Name Bosi o eingemeißelt ist. Dieser Theil des Gipfels ist zum Theil schneelos und mit losen Kalktrümmern bedeckt, während der andere, etwas mindere, durch einen Sattel mit diesem verbundene, ganz mir gefrornem Schnee überdeckt ist, aus welchem Bosio's stählerne Wetterstange ragte. Sie war noch vollkommen glänzend, ohne Spur einer Oxydation, und nur nach Nord unter einem rechten Winkel gebogen, zerbrach aber, als unsere Führer sie gerade biegen wollten. Weder in oryktogliostischer, noch in geognostischer Hinsicht bietet der Gipfel des Triglav eine Merkwürdigkeit dar, desto mehr aber kann der Geologe von dieser Stelle aus Betrachtungen anstellen, indem er den Bau der Alpen deutlich übersieht. Das Gestein, aus welchem der Triglav besteht, gehört dem Alpenkalke an, einer Formation, über deren Einreihung selbst die ausgezeichnetsten Gcognosten noch sehr im Zweifel sind. Die vielen losen Felskrumen, welche den Gipfel ganz bedecken, scheinen ihren Ursprung mehr von der Zerklüftung zu haben, der dieß so leicht verwitterbare Gestein unterworfen ist, als durch die Einwirkung des Blitzes, der sie sonst häusig zugeschrieben werden; wenigstens fanden wir keine Spur von Zersplitterung, und diese Trümmer vollkommen mit einer blaugrauen Kruste überzogen. Schon vom Thore des Triglav — 203 — angefangen hat alle Spur des animalischen und vegetabilischen Lebens beinahe ihr Ende erreicht, und nur die tiefsten vegetabilischen Formen traren in der Gestalt einiger Lohnen noch in dieser Höhe auf. Grauer Alpenkalk, wechselnd mit Schnee, ist das einzige, was das Auge in der Wüste erschaut." v Die Alles übertreffende Aussicht zu beschreiben, wäre vergebliche Mühe. Wer wagte dieß von den unzähligen herrlichen Formen Tausender von Bergen! Welch großartiger, auffallender unterschied desGk' bildes primitiver und ftcundärer Gebirge! Welch differente Vegetations-Verhältnifse übersieht man hier, von der unendlichen Fläche des Meeres bis zu dem erhabenen Kreuze der mir ewigem Eise umgürteten Central-kette der Alpen. Welch herrliche Farbenpracht, welche Beleuchtung! Weiß, grau, schwarz, blau, gelb, grün und roth, in allen Tönen, dunkel und licht, matter Schimmer und heller Glanz! Welch unendlicher Horizont eröffnet sich hier dem Auge, von den Bergen des osma-Nischen Reiches bis zu den Apenninen. Alles will das Auge umfassen, nirgends kann der Blick ruhen, mit Gedankenschnelle eilt er über Alles hinweg; möchte überall verweilen, und wird unwillkührlich wieder weiter gezogen. Selbst die höchste Phantasie sinkt hier tief unter die Wirklichkeit. Alle Beschwerden, selbst die bevorstehenden Gefahren des Rückweges, sind vergessen über das unendliche Bild, über den unbeschreiblichen Eindruck." „Der Triglav, der einzige Gletscher im Herzogthume Kram und der Scheidepunct der carnischen und jütischen Alpen, bildet die höchste Kuppe in der südlichen Kalkparallele der Centralketre (welche südlich von Monto-Ilosli zwischen dem I^a^o di Oomu und dem Ogliothate beginnt, durch Tirol fortzieht, sich am Triglav gabelt, und von hieraus Ausläufer östlich nach Croarien, der Wallachei und Siebenbürgen, und südlich nach Illyrien, Bosnien, Servien und Macedonien sendet). Seine Höhe beträgt, nach den Messungen Hacquet's und Hassel's, i»29l Pariser Fuß oder I0.l!»l Wiener Fuß, und nach Schulz sogar i>7!4 Pariser Fuß; nach jcnen Schuckbourgh's hingegen nur !<3?8 Wiener Fuß, nach Hauptmann v. Bosio's Messung 906? Wiener Fuß, und nach den allerneuesten und genauesten Messungen gar nur .'»03« Wiener Fuß, nachSorri o t's Gebirgskarte aber t0.l94 Fuß, endlich nach dem^'Hfiwim coinpllratif clo lulmutem' äes Principales — 204 — Mnnt»FNS8 vtv. j»lt,- <^. v«88ill- __ i,1.) __ das krachende Bersten der Eisberge, die in neuen Spaltungen neue Massen für ihre ewige Dauer gestalteten, bereiteten mein von düstern Vorgefühlen tief bewegtes Gemüth in einem schaurigen Dahinstarren für mein nahendes Geschick. Als ich, wie aus bösen Träumen erwachend, um mich blickte, gewahrte ich, dasi mich der größte Theil meiner Gefährten, bis auf zwei derselben und meinen ireuen Gehilfen, ver lassen hatten. So schmerzlich in solchen Momenten die Ueberzeugung ist. daß im Allgemeinen die Selbstliebe der Menschen größer, als ihre Nächstenliebe sey, so bietet doch eben diese die bessere Meinung von den Gesinnungen der Mitmenschen, kränkende Erfahrung für denjenigen, welchem der gütige Schöpfer die unendliche Wohlthat einer bessern Bildung der Seele gewährte, wieder einen neuen Bestimmungsgrund dar, die Hilfe nicht in der Gunst anderer, sondern in dem eigenen Bewußtseyn festen Handelns und in dem eigenen Muthe zu suchen." „ Von diesen Empfindungen erweckt, hob ich mich von meinem felsigen Lager, um mit meinen, bis jetzt mir treu gebliebenen Gefährten den Genuß der Gegenwart zu theilen. Bei dem Durchwühlen unserer kleinen luftigen Heimath fanden wir in einer Vertiefung ein gläsernes, sorgsam zugepfropftes Fläschchen, welches die zurückgelassenen Andenken einiger mir vorhergegangenen Erklimmer des Triglav in sich verwahrte." „ Mir waren diese Zettel und ihr Inhalt von so wesentlichem Interesse, daß ich mir solche wörtlich in mein Taschenbuch copirte; der erste derselben enthielt." «„Bester Leser? Ich war so herzhaft, um auf den Gipfel Triglav zu kommen, thue also das Zedl hier zurück."" WJ> ramide zurück und verlangte von meinen Leidensgenossen den augenblicklichen Aufbruch. Doch der einzige treu gebliebene Führer erklärte mir, daß er bei diesem heftigen Sturme, dessen zerstörendes Wüthen geradezu unmöglich machte, auf den Bergrücken, welchen wir zurück zu legen — 215 — hatten, sich zu erhalren, uns nicht hinabgeleiren könne, weil mit diesem Unternehmen der Tod unvermeidlich verbunden seyn würde, der uns vielleicht auf der Höhe für dießmal doch noch verschonen könne.« „Was blieb uns Armen, als entsagende Ergebung in unser schreckliches Geschick? Mit einer Innigkeit, als ob wir ewig an einander gedrückt bleiben wollten, hatten wir uns auf dem Boden der Pyramide gegenseitig umklammert, um vereint den Todesstreich zu empfangen, wenn der Wille des Allmächtigen uns dieß öoos beschieden." „Doch, was sind selbst so heiß gefühlte Entschlüsse des Menschen! Der nächste Augenblick bereitet ihr Grab, und wie in den Lethe gesenkt, führr nicht einmal die Erinnerung an sie zurück. In solchen Lagen, bei so raschem Eindringen stets verschiedener, und stets kräftiger Bcstimmungsgründe erweiset sich das Nichts unseres stolzen Willens, der, wie eine Wetterfahne, sich nach dem Andränge äußerer Verhältnisse unaufhörlich wendet. Kaum hatten wir uns so fest umschlossen, als ein heftiger elcctrischer Schlag uns willenlos aus einander trieb. Mir war die Besinnung nicht geraubt, aber sprachlos saß mein Gehilfe und deutete, wie ein Wahnsinniger, auf den Mund, während ich bei dem steten Leuchten der Blitze an seiner Stirne ein Brandmal der elecmschen Berührung bemerkte. Ich rief den Führer zur Hilfe, doch dieser lag bewußtlos wie erstarrt neben mir. Mit jener Hast, nnt icnem Eifer, welchen Menschenliebe und Noch erzeugen, warf ich mich über ihn und suchte ihn durch Reibungen, durch Eingießen des Weines, den ich in meiner Feldflasche harte, und durch Beschütten mit demselben, wieder in das Leben zurück zu rufen. Es gelang meiner heftigen Bemühung; erbrach in fürchterliche Convuls,onen aus, erholte sich jedoch allmählig, während mein Gehilfe nur verwirrte, kaum verständliche Worte ausstosicn konnte. Endlich war auch ihm der Gebrauch der Sprache wiedergekehrt, als ein neuer Schlag uns insgesammt betäubend dahin streckte. Als ich aufblickte, riß ich die Zeltenleinwand rasch hinweg und stürzte, dieß Todechaus des Verderbens fliehend, zum zweiten Male in den wüthenden Streit der Elemente hinaus. Meine Gefährten folgten mir und, einige Schritte von der Pyramide entfernt, warfen wir uns in eine kleine Felsenvcrtiefung, von der Zeltenleinwand umhüllt, die das Gräßliche unserer Lage unserem geschlossenen Auge verbergen helfen, und uns doch zum Theile vor dem unbeschreiblichen — 216 — Gestöber der niederstürzenden Regenfluch, des Schnees und Hagels schützen sollte. Keine Stätte war uns vergönnt, denn auch in diesem Felsengrabe fand uns der rächende Blitz, der gleichsam unsere Verwegenheit zu strafen schien. Mich hatte dießmal der Schlag am meisten getroffen, ich war lange besinnungslos, empfand noch eine längere Zeit die empfindlichsten Schmerzen in meinen Gebeinen, ward am Scheitel und an dem linken Backen beträchtlich verbrannt, und soll, wie mir meine Begleiter, als ich wieder zur Besinnung kam, einhellig versicherten, mit convulsivischen Geberden, in ein fürchterliches, wahnsinniges Gebrüll ausgebrochen seyn. Diese Scene hatte unsern treu gebliebenen Führer, der schon sechsmal die Spitze erklommen, und der erste den gegenwärtigen Pfad mit dem Caplan Deschmann aus Aßling ^e-lenixe) am 8. August 4809 entdeckt haben soll, seine frühere vernünftige Ueberlegung geraubt. Er drang darauf, dieser Holle zu entfliehen und den Rückweg zu wagen. Aber meine Erschöpfung ließ es. mir nicht zu, ihm zu folgen. Ich war entschlossen, mich dem Tode zu weihen, den ich damals für unvermeidlich hielt, und mein edler Gehilfe Rothhemm el, dessen herrliches Gemüth mir die schönsten Gaben der Dankbarkeit und des Seelen - Adels reichte, erklärte mit treuer Liebe, auch im Tode nicht von mir zu lassen." „Auch der letzte Führer wich! — Ohne zu blicken, wohin ihn seine beflügelte Angst treibe, blieben wir in unserem Schreckenlager auf dem Felsen, wie in einem Schwefelpfuhle, in einander verschlungen liegen." „Rastlos tobte die zürnende Natur; die zahllosen Blitze vereinigten sich in ein Feuermeer, das fürchterliche Krachen und Dröhnen des Donners barst an den felsigen Wänden des erbebenden Giebels und war mit seinem tausendfachen Nachhall ein Schreckensron der Zerstörung geworden. Immer steigend schien die Wuth sich selbst zu übertreffen; neue electrische Schläge berührten unsern schon nur halb empfindungsfähigen Körper, und plötzlich, wie der Augenblick der Vernichtung, hatte, sey es ein Werk der Phantasie, sey es Wirklichkeit, die sich durch den phosphorischen Gehalt unserer Glieder erklären lassen könnte, eine Flammenhülle unsere Körper umschlossen, die wir mit lichtgeblendeten Augen von uns abzureißen bemühet waren, aber mit jedem Zuge der Hand, die unsere Kleider berührte, neu lodernd vermehrten." — 2l? — „Entsetzen, Betäubung, Todesangst hatten mit unwiderstehlicher Gewalt uns ergriffen. Wir flohen wie brennende Leichname, welche die Windsbraut im rasselnden Sturme vom Opferherde hebt, die Stelle, auf der wir uns befanden, um die nächste wieder zu fliehen. Hinabstürzen wollten wir, und umschlungen begannen wir den Tritt in's Grab, als ein neuer Blitzstrahl den feurigen Abgrund im Licht-meere vor unserem Blick uns enthüllte, und Schrecken besinnungslos uns am AbHange niederwarf." „Vergebens würde ich mich bemühen, auch nur entfernt anzugeben, wie lange wir an der äußersten Kante der senkrechten, bodenlosen Tiefe im stumpfen Dahinstarren gelegen haben, und welche Gefühle, welche Gedanken damals in mir lebten! Ich kann nur behaupten, das; unter den Milliarden der Blitze, die, wie ein dichter Regen durch so viele Stunden im eifrigsten Wettkampfe sich überboten, auf einmal durch ein reines Leuchten, wie bei der Entfernung einer Electrisir-Maschine, das Flamenmeer völlig aufgezehrt war und wir unsere Feuerprobe vollendet zu haben schienen." „Noch einige Blitze, die immer entfernter sich zeigten, noch immer fernes Rollen des Donners, der, wie ein böser, von gött. licherHand besiegter Geist, noch im Scheiden den dräuenden Abschiedsgrus; seines unterdrückten Zornes wiederholt, und gereinigt von Allem, was vor wenigen Minuten noch Schreckliches denWolkensltz beherrschte, trat freundlich lächelnd der Mond am azurnen Sternenhimmel hervor, und goß sanfte Labung in unser krankes Gemüth, das durch den erlit tenen Sturm erschüttert, noch nicht fähig war, den süßen, rettenden Wechsel unseres Geschickes zu ertragen." „Doch zähle ich diesen Moment unter die seligsten meines Lebens, und nie wird die Stunde der Mitternacht von dem Ucbertritte des 5. zu dem «. Juli des Jahres t822 aus meiner Erinnerung scheiden." „Allmählig legte sich auch der Sturm unserer Seele, doch blieben wir auf unserer Stelle und erst um 3 Uhr Morgens wagten wir es zu versuchen, ob es uns gegönnt sey, die Freiheit unseres Handelns auf der Giebelfläche zu benutzen." „Wir mußten rückwärts kriechen, um aufstehen zu können, weil unsere Beine halb in den Abgrund hinabhingen. Glücklich erhoben wir uns von diesem mehrstündigen Schreckenslager und blickten von der — silt — qinne des Berges mit dankbar heiligem Gefühle zu dem Schöpfer empor. Ein heiterer Morgen hatte sich entfaltet, Aurora grüßte uns mit wonnigem Verkünden aus den reinen Fernen, die den Horizont umkreisten, weithin schaute mein Auge in das endlose All und wie Tropfen perlenden Thaues erquickte, beseligte, stärkte mein niedergebeugtes Gemüth der Genusi dieses Götteranblickes auf solcher Höhe." 5 Doch, keine Freude ist rein dem Menschen beschieden. Wahrend ich Hand in Hand mit meinem Gehilfen mich in dem Entzücken der Gegenwart labte, war meine Pyramide das Haus des Todes. Ich nahete mich ihr, um mein Messungsinstrument aufzustellen, und welch Entsetzen ergriff mich, als der zuletzt mir gebliebene Führer, vom Blitzstrahl getödtet, erkaltet, in einer sitzenden Stellung in dem Innern der Pyramide lehnte. Ich eile hinweg über diese Scene, die mich in dem Tiefsten meiner Seele erschütterte, und dankend blicke ich noch jetzt gegen den Himmel, dessen göttliches Walten mich noch frühe genug aus dem hölzernen Raume lenkte, welchen ich nun, bei unbefangenem Wirken der Vernunft, als die während eines Gewitters gefährlichste Stelle erkenne, die wir auf dem ganzen Giebel hätten finden können." „Ich suchte, von dem Anblicke des Leichnames abgewendet, meine physikalischen Beobachtungen vorzunehmen. Ich maß zwei Höhen, nämlich die Berge H,-a6i85<; und Hlatajtt»') und in Folge dieser Messung mit dem Theodoliten, habe ich die Seehöhe des vt.'Iki I'llFlllV) nämlich der höchsten Spitze des Triglav, auf W«? Wiener Fuß berechnet. Lange bemühete ich mich, meine Beobachtungen fortzusetzen, aber die körperlichen und moralischen Leiden der jüngsten Nacht, das Entbehren aller physischen Stärkungsmittel und die traurige Katastrophe meiner Unternehmung, welche die unglückselige Veranlassung des Todes eines armen Menschen geworden war, hatten meine körper. lichen Kräfte so erschöpft, das; ich kraftlos niedersank, mich unfähig fühlte, irgend ein Geschäft mit der nöthigen Unbefangenheil und Ruhe zu bewirken, und mich genöthigt sah, mein Meßinstrument, das sowohl äußerlich, als auch an der Wasserwage mehrere Merkmale des Blitzstrahles an sich trägt, wieder zu verwahren." „ Um 8 Uhr Früh kamen sechs, am verflossenen Tage entwichene Leute wieder hinauf, und ich schreibe diese Hilfe wesentlich dem Um- — 219 — stände zu, das; der letzte meiner Flüchtlinge die übrigen, die in den Alpenhütten, in den PferdAlpen, das Gewitter abwarteten, von dem Rückbleiben eines ihrer Genossen benachrichtigte.« , Mit welchen Empfindungen ich nun den Rückweg zurücklegte, und welche Stimmung unter meinen Führern herrschte, die den Leichnam, in mein Zelt gewickelt, in seine Heimat zurück trugen, bedarf wohl meiner Erklärung nicht, und ich kann diese Erzählung einer Begebenheit, die mir ewig unvergeßlich bleiben wird, nur mit der Bemerkung schließen, das; ich denjenigen, welcher an dem Schrecklichen, was ich überstand, zu zweifeln geneigt seyn sollte, an Wie land's Blanchard verweisen und ihn ersuchen müsse, im nächsten Sommer eine Gewitternacht auf der Zinne des Triglav zuzubringen." Hauptmann Bosio's Mißgeschick war für nachfolgende Triglav-Besteiger wohl zur Warnung, aber nicht eben abschreckend; denn es wurde jener himmelanstrebende Bergloloß seit dem I. 1822 häufiger erstiegen, als vordem. Die erste bekannte Ersteigung des Triglav fand im I. 4778 durch den Wundarzt Lorenz Willonitzer von Alt' Hammer, in Begleitung des Gemsenjägers Rosizh und der Bergleute Matthäus Kost von ^ei-eka, und Lucas Koroschez von ttu-riullcke. Statt. Sie stiegen, wie Prof. Richter nach den Mittheilungen des Freiherrn Sigmund Zois berichtet, den 24. August 8 Pm-^8ien8iliu8 »88u»Kit. Denjenigen, welche Lust haben, den Triglav zu ersteigen, gibt v. Rosthorn folgenden beachtenswerthen Fingerzeig: »Vor Allem ist die Jahreszeit zu berücksichtigen, und in dieser Beziehung sind die Monate Juli und August, besonders zur Zeit des — 225 — Vollmondes zu empfehlen. Am ersten Tage soll man von Feistritz bis v?a1e gehen, daselbst um 11 oder 42 Uhr in der Nacht aufbrechen, um schon bei anbrechendem Tage über dem Thore zu seyn, und zeitlich Morgens den Gipfel zu erreichen; denn in den Alpen ist es eine große Seltenheit, wenn sich gegen Mittag ihre Kuppen nicht in Nebel hüllen, selbst bei'm schönsten und heitersten Wetter. Bei guten, Schritte und die Zeit abgerechnet, die man mit Sammeln, Beobachten, Ausruhen und mancherlei Genüssen in dieser herrlichen Region zubringt, braucht man von Feistritz bis Mitterdorf 1 Stunde, von da bis Hkailxa 2 Stunden, bis zu den Echafhütten 2 Stunden, bis v?olo 2 Stunden, bis zum großen Schneefelde 2 Stunden, bis zum Thore 1 Stunde, bis zum kleinen Gipfel 1 '/^, Stunde und bis zum grosien Gipfel ^ Stunde, in Allem also bei i2 Stunden. Zurück geht es schneller, bis zum kleinen Gipfel in "/4 Stunde, bis zum Thore 1 Stunde, bis zum Schneefelde in ^ Stunde, bis v pole in 2 Stunden, bis Althammer in 5 Stunden, bis Feistrih in i Stunde, zusammen also beiläufig in t0 Stunden. Die Führer sind vorzügliche, vorsichtige, höchst verläßliche und billige Menschen. Ich möchte sie unter sehr vielen Leuten dieser Art, die ich auf meinen Reisen kennen zu lernen Gelegenheit hatte, obenan stellen, denn es ist jedem Reisenden bekannt, wie oft diese Leute ihren Herrn gerade in dem Augenblicke verlassen oder durch ungeheuere Anforderungen zu bevortheilen suchen, wo er ihrer Hilfe am meisten bedarf. Unsere Führer, die ich Jedermann auf dieser Wanderung empfehlen kann, waren Anton Koß von ^erek») der auch Bosio's Führer war, und Mathias Kuraschütz, dessen Bruder bei Bosio's Ersteigung vom Blitze erschlagen wurde. Unter den Trägern nenne ich Johann Arch von Feistritz und Joseph Schekt von Mitterdorf, als gleichfalls sehr verläßliche und mit dem Wege wohl vertraute Leute. Als Bekleidung empfehle ich einen kurzen Ueberrock von Tuch oder vom englischen Leder, mit Leinwand ausgefüttert. Dieser Stoff ist fester als Tuch, trocknet, wenn er durchnäßt wird, leichter und schneller am Leibe, und ist zugleich brauchbar, sowohl bei Wärme und Kälte. Als Fußbekleidung sind gut gearbeitete Schnürstiefel von Kuhleder mit doppelten Sohlen wohl am zweckmäßigsten, doch müssen sie wohl mit Fett bestrichen und die Sohlen mit tüchtigen, doch nicht allzu vielen Nägeln beschlagen seyn, 25 Stück in einer Sohle reichen vollkommen hin. Sie ersetzen gewissermassen die Ntise»rinn. au» Kram. 5 5 — 226 — Steigeisen und machen sie sogar entbehrlich. Ueberhaupt sind Steigeisen nur in den Gletschern mit Vortheil anzuwenden, und die sechsstacheligen Tiroler und Salzburger Steigeisen allen übrigen vorzuziehen, doch machc sie ihr Gewicht nach mehrstündigem Gebrauche dem Ungewohnten zur lästigen Bürde. Auch die langen, dicken Atpenstöcke sind dem Triglav-Ersteiger entbehrlich, und ein fester Stachelstock gewöhnlicher Art vollkommen zureichend, zumal da man ihn bei'm Thore ohnehin zurücklassen muß, um die Hände zum Klettern frei zu haben. Die langen, dicken Alpenstöcke, dienen gleichfalls nur in Gletschern, wo man sie theils zum Uebersetzen über Eisklüfte, theils zum Abrutschen oder sogenannten Abfahren über Schnee- und Eisfelder gebraucht. Flore und grüne Augengläser finden bei Ersteigung des Triglav ebenfalls keine Anwendung, ein Hut mit breitem Rande genügt. Unsere Augen litten auch hiebei nicht das Geringste, und nur ein schwaches Zucken in der Gesichtshaut war die Folge der Einwirkung der Luft in jenen hohen Regionen. Als Getränke ist auf Alpenreisen Rhum, Kirschengeist oder Slivowih, mit Zucker verseht, als stärkend und kühlend, wohl das Erquickendste, selbst wenn auch nur der Mund damit befeuchtet wird. Wein und Wasser, einzeln oder gemischt, erregen nur Schweiß und vermehren den Durst; auch sind diese Getränke im warmen Zustande übel zu genießen und erfordern einen weit größern Vor-rath, um nicht in empfindlichen Mangel zu versetzen. Und somit," schließt v. Rosthorn, .wünsche ich Jedem, der den Triglav zu besteigen Lust hat, günstige Witterung, frohen Muth und beharrliche Ausdauer. Der herrliche Alpengenuß wird dann gewiß nicht fehlen!" — Wer sich diesen Hochgenuß versagen muß, den fordert Graf Franz v. Hohenwart,m „Illyr. Blatte" Nr. 35 von 483? auf, sich mindestens einen annähernden Genuß durch Anschauung des Triglav und seiner Nachbarn, Timir und Steiner, am Fuße derselben zu verschaffen, gleich wie sich Graf Hohenwart dessen noch am Abende seines Lebens und bei allen seinen körperlichen Mühseligkeiten erfreute. Er berichtet hierüber am angeführten Orte wörtlich: „Dieses Jahr, den 8. August, fuhr ich in Gesellschaft verehrter Freunde und Freundinnen von Laibach nach Oberkrain ab Den 12. August in Hloillrlm.-l, eine Stunde ob Aßling, bei früher Morgenstunde angelangt, standen die einspännigen Wägen ^kripxv) der dortigen Insassen bereit, um — 227 — unsere Gesellschaft aufzunehmen. Wir fuhren vier Stunden in das Vorgebirge hinein, und langten um 4 2 Uhr Mittags bei den Kohlenhütten in Hrnta an. Wir befanden uns hier unmittelbar an den» kahlen Fusie des Triglav, des Steiner und des Timir. Ein wahrlich erhabener Anblick, diese Kolosse von der Basis bis zur Spitze bewundern zu können. Kein Wölkchen trübte die Ansicht, man glaubt sich auf die Alpe selbst versetzt, und ist von diesen umschlossen, ohne den Wagen verlassen zu haben. Ein beseeligendes Gefühl bemeisterte sich der ganzen Gesellschaft, ohne Anstrengung den höchsten Bergspitzen unserer Alpen so nahe zu stehen und sie vom Fuße bis zum Scheitel übersehen zu können. Einen derlei Anblick kann man sich gewöhnlich nur nach zehn- bis vier-zehnstündigem angestrengten Klettern verschaffen, und hier erreicht man ihn zu Wagen. Wir berührten mit unsern Händen den ewigen Schnee, wir erfrischten damit unsere Getränke aus der krystallklaren Quelle Miel"/». Eine unfern liegende Hütte der Hirten bietet erfrischende Ziegenmilch und Schotten ^lkutn) zur Labung dar. Wir sahen die drei verabredeten Wahrzeichen, die rothe Spur der drei Steine, welche Freyer den 10. August bei Ersteigung des Triglav, von der höchsten Spitze desselben, über den grünen Schnee (das ewige Eis), welches in einer großen Lagerung unter der Spitze des Berges geschichtet ist, herabrollte, von der eisenfärbigen Erde gefärbt. Wir sahen den steilen, kaum zu erkletternden Steiner, welchen Freyer voriges Jahr erstieg; wir sahen den gespitzten Aimil' ein Dreieck um uns bilden, welche alle unsere Hände berühren konnten." „Wir berauschten uns eine Stunde lang an diesem herrlichen Anblick, als der Wind anfing, Wolken von der 1'liSNxlierxl», über den Steiner zu wälzen; wir traten fröhlichen Muthes den Rückweg an und langten nach achtstündiger Abwesenheit in Htoiliranu an, wo ein frugales Mahl uns erquickte, nach welchem wir nach Würzen in's Nachtlager fuhren." Man kann sonach diesen, in seiner Art einzigen Ausflug von Laibach ohne alle Anstrengung in drei Tagen machen. Auf dem ersten Drittel des Weges sieht man den Wasserfall perikNNiS, der Jene, welche den Wasserfall der,8llvixn noch nicht gesehen haben, ergetzen wird, weil das Wasser über die halbe Höhe des Falles in Staub aufgelöset sich erhebt, und in den Sonnenstrahlen ein buntes Farbenspiel bildet. — Die Fahrt nach Uritta ist romantisch schauerlich, da es schöne Berg- und Waldparthien gibt, und weil man an gähen Abstürzen und unter schauerlichen, wagrecht gespannten Felsen fahren muß, auch die Unebenheiten der Straße selbst den Körper tüchtig schütteln, somit das Gemüth des Besuchers fortan in Anspruch genommen wird. Will man jedoch bedenken, daß die Pferde, welche die Reisenden ziehen, das ganze Jahr hindurch, wenigstens dreimal die Woche, diesen Weg machen, und daß nur ein Führer bei 4 bis « Fuhren sich befindet, somit diesen Weg sich selbst überlassen, ohne alle üble Folgen betreten, bei den Reisenden aber jedes Pferd seinen Führer hat, so schwindet vollends jede kleinliche Furcht, und man kann sich getrost den herrlichen Eindrücken, welche diese unbeschreiblich schönen und erhabenen Scenen auf das Gemüth machen, hingeben und sie in vollen Zügen genießen. Ausstug pach Stein und Nachbarschaft. Nerlass' der Städte dumpf Gefängniß, Wirf der Natur dich an die Brust; Dort löst sich irdische Bcdrängniß In ungetrübter Himmelslust. Die Wände, dic den Blick beschränken, Verengen Herz und Sinn zugleich; Frei kannst du fühlen, frei nur denken In Gottes schrankenlosem Reich. Ebcrsberg. ,,^35s gehört mit zu den Vorzügen der Hauptstadt Krain's," sagt Prof. Richter, „ dasi man sich in wenigen Stunden vom flachen Lande in die lieblichsten Alpenthäler versetzen, und somit seine schlappen Nerven durch Alpenluft und Alpenwasser erfrischen kann." Wem es möglich ist, wenn auch nur auf Stunden der Monotonie der Stadt zu entfliehen, thut daher Unrecht, wenn er sich daselbst einkerkert, und die Augenblicke der Erholung nicht zu Ausflügen von Laibach aus in die romantischen Thäler der nahen Alpen, wenn nicht auf die Alpen selbst, benutzt. Die Pfingstfeiertage von 1842 waren zu einem solchen Ausfluge, zum Besuche zweier Jugendfreunde, bestimmt. Das schönste Sommerwetter begünstigte diese Excursion. So düster und unfreundlich die Thalschlucht von Podpetsch gegen Trojana und Steiermark ist, so freundlich und reizend ist dagegen die Ebene gegen Stein von Laibach aus, mit den üppigen Fruchtfcldern zu beiden Seiten der herrlichen Commercial- dann Bezirksstrasie, in welche man bei dem Dorfe 'I'er8»in wo <813 der französische General Belotti mit «»00 Mann gefangen wurde, einbiegt, im Hintergründe die majestätischen Steiner-Alpen, in deren Mitte das von dem Grafen v. Cilli erbaute Kirchlein St. Primus magisch das Auge fesselt. Man passirt Manns- burg, ein reinliches Dors, dessen Bewohner den Wohlstand ihrer eigenen Bewerbsamkcit und der Nähe der Hauptstadt, wo sie ihre Pro-ducte absetzen, zu verdanken haben. Der Inhaber der vereinten Güter zu Mannsburg, der sich durch Fleiß und Industrie zu beträchtlichem Reichthum empor schwang, geht mit seinem Beispiele den Dorf-msassen voran. „Das Gebiet der Feistritz," schrieb Prof. Richter („Illyr. Blatt" Nr. l t, von I8iß), „ist eine der schönsten Panhien im Lande. Rechts und links gefällige Ruhepuncte für das Auge, als: KleinGallcn-berg, Kreutz, bietet diese Fläche dem Wanderer ein freundliches Gesicht entgegen, das mit den ernsten Steiner-Alpen im Hintergründe anzieht und fesselt. Es waren kaum zwei Stunden verftossen, als wir in das nette Gebirgs-Städtchen Stein einfuhren, Ein für Gcbirgsleben empfängliches Gemüth wird hier angenehm überrascht. Von dem Schallenberge aus übersieht man in diesem Winkel der Erde eine kleine Welt, darin sich Alles im Kleinen wieder findet, was die Welr sonst im Großen vorzeigt, und wo das Gemüth unwillkührlich die großen Capitel vom menschlichen Thun und Treiben in den Jahrhunderten wiederholt. Ein Kessel, den die Feistritz ausgehöhlt, ehe sie slch in die Ebene die Bahn brach, ringsum von schönen Bergen eingeschlossen, wo freundliche Gotteshäuser neben Burgruinen auf das Treiben im Städtchen herabsehen, in der Ferne das Feistritzer Thal, das slch in die Kalkgebirge hineinwindct, St. Primus, Münkendorf in geringer Entfernung, dieß alles auf ein Mal vor dem Blicke entfaltet, versetzt die Phantasie in die angenehmste Thätigkeit. Man sieht in Gedanken die ersten Bewohner dieser Gegend auf den höhern, vom Wasserfreien Puncten ansiedeln; man sieht Dynasten unersteigliche Zwingburgen erbauen, dräuend dem Schwachen im Thale; man steht, wie das fromme Mittelalter Kirchen und Klöster stiftet, und dadurch seinen Glauben an den beurkundet, der da in majestätischen Gewittern über Berg und Thal dahcrschreitct; man sieht die Gemeinden sich vergrößern, erweitern und durch Emsigkeit sich bis zu städtischen Freiheiten und bescheidener Wohlhabenheit empor arbeiten; kurz, man sieht den ganzen Gang des hiesigen Menschenlebens in den Jahrhunderten von der Viehzucht zum Ackerbaue, von und mir diesen beiden zu städtischen Gewerben im Gehorsame gegen die Mächtigen auf den Bergen, im — 231 — Glauben an den Allmächtigen über den Bergen; man sieht auch den. Austausch und Eintausch der Erzeugnisse zwischen dieser kleinen und der großen Welt und preiset die Vorsehung, die Alles so gefügt und gelenkt zum Guten." Das freundliche Städtchen Stein, das zu wiederholten Malen vom Feuer verheert wurde, sich aber immer wieder wie ein Phönir aus der Asche erhob, hat drei Vorstädte: Schutt, Graben und Neu. markt, und war einst, den Zeitverhältnissen nach, ein bedeutender Han-dclsort, und bei den Einfällen der Türken ein lieluZium des benach-barten landsässigen Adels: denn das Vollwerk der Kleinoeste, die Vorhut zu Steinbüchel und der Thurm auf dem Schallenberge schützten das Städtchen vorn, während die Alpen den Rücken deckten. In den Ruinen der Kleinveste stehen auf einem Raume von 5 bis 6 Klafter, angeblich seit dem dreizehnten Jahrhunderte, die drei Capellen über einander, aus denen sich der Zweck ihrer derartigen Erbauung nicht wohl erklären läßt. Kein Stein, kein Denkmal gibt darüber Aufschluß. Ober der Eingangschür steht ein Deutsch-Ordenskreuz und die Jahreszahl 1741. Hier soll einst ein Götzentempel, eine Art Orakel, bestanden haben. Heidenthum und Aberglauben scheinen vormals da zu Hause gewesen zu seyn, denn abgesehen von diesem Götzendienste und den Mysterien eines Orakels, lebre noch zu Valvasor's Zeiten die Sage von einem wunderbaren See, der das ganze Land bei Stein eingenommen haben soll, dann von einem heidnischen Fräulein, welches durch dre» Küsse von einem keuschen Jünglinge erlösc werden wollte, wegen misiglückter Erlösungsversuchc aber in eine Wassernymphe verwandelt wurde, deren Abbildung und Andenken in das Stadtwappen von Stein übergegangen sey. Das; ein Theil drr Gegend von Stein meist unter Wasser gestanden haben mag, dafür sprechen mehrere Merkmale. Die Pfarrkirche, einst zur Diöcese von Aquileja (Aglar) gehörig und die Grabstätte der Lam berge, verwahrt einige Monumente, und ein Stein an der linken Wand nächst dem Hochaltare sagt, dasi die Kirche vom Pfarrcr Marimilian Rasp, der 1712 starb, neu erbaut wurde. Die Franziskaner-Kirche wurde von denHerren Thurn und Hoyenwart gestiftet. Stein haue in seiner alten Verfassung einen innern und einen äuszern Rath; ersterer bestand aus 1Ä Rathsherren und dem Stadt- __ >g2 __ ^ richter, letzterer aber aus 10 Bürgern; 24 Bürger bildeten die Gemeinde. Die alte Veste Oberstein, seit 1670 Ruine, wurde von dem Grafen v. Ortenburg erbaut, von Hans v. Gallenberg aber, wegen Theilnahme am Aufstande Erzherzog Albert's VI. wider Kaiser Friedrich, verwirkt. Merkwürdig ist ein einstmaliges Urbars-recht der Herrschaft Oberstein, daß nämlich, so lange ihr Getreidekasten offen stand, Niemand in der Stadt Stein Getreide feil bieten durfte. Derlei Erinnerungen an Handelszwang oder Privilegien findet man in der Geschichte des krainischen Mittelalters häufig. Zu Oberstein auf der Kleinveste hatten eine lange Zeit die Herzoge aus Kärnten, und um 1444 Kaiser Friedrich die Residenz, was der gesunden Luft zuzuschreiben seyn möchte; denn in dieser Beziehung war Stein von jeher renommirt, so zwar, daß, als 1599 in vielen Orten von Kram, und insbesondere zu Laibach die Pest wüthete, wovon Stein verschont blieb, die Amts- und Gerichtskanzleien und die ordentliche ^sjlim'F hinüber, in dessen Bergkirche die krainischcn Landespatrone Hcrmagoras und Fortunatus verehrt werden. Diesen Hochgenus; mit empfänglichen Seelen theilend, ward der zwei Stunden lange, selbst für Frauen und Kinder cben nicht zu beschwerliche Weg zur heiligen Stätte, fast wie ein gewöhnlicher Spazicrgang zurückgelegt, und uns erquickte oben zunächst cin Labetrunk aus der frischen Iudoci^Quelle unter der Kirche. Die Höhe des Berges beträgt 443 Wiener Klafter oder genau 2. Weißenbach. Den führt nichts zur Erkenntnisi Gottes, der auch hier einen weisen Lenker der unzähligen Welten und Wesen über und unter uns verkennt, den die Anschauung der herrlichen Natur nicht allgewaltig ergreift und zur Bewunderung und Anbetung hinreißt. O Lust, vom Berg zu schauen Weit über Wald und Strom, Hoch über sich ocn blauen, Tief klaren Himmelsbom! Ios. Frcih. v. Eichenborff. Wohl einen erhabenen Anblick gewährt die schneebedeckte Alpen-kette zwischen den Nachbarländern Krain und Kärnren, aber viel ent. zückender noch ist die Aussicht hinab längs der Save, die sich durch grüne Auen und Haine, an üppigen Kornfeldern und friedlichen Dörfern vorüber, tief in das Land windet und zwischen den Bergen Unter-train's verliert. Unzählige Kirchlein zeugen von dem frommen Geiste des Mittclallers'), und wo das Auge s,ch hinwenden mag, sprechen Gottes Allmacht und Güte an die fühlende Brust. Dort unren am Fusze des Berges zwischen Krainburg zieht sich das, in den ältern und neueren Geographien sogenannte größte Dorf in Krain, Feichting mir Namen, während es aber eigentlich eilf verschiedene und nah an einander liegende Ortschaften sind. Nicht zu übersehen ist dort an einem andern Abhänge, beinahe in der Mitte des Gebirgszuges, die durch einen mächtigen Thurm bezeichnete und häusig besuchte Wall-fahrtstirche unserer lieben Frau zu Ehrengruben, nennwürdig, weil e«nst allda die Mördergrube einer gefährlichen Räuberhorde war. An der in altdeutschem Style erbauten Kirche sind vier aus Stein gehauene Köpfe sichtbar, wovon der cine den Kopf des Räuberhaupt- . *) Krain zählt bei eincm Flächenraume von l7lmlojev» rnsli» heisst; so ehrt und verewigt der Kramer das Andenken an die auszeichnende Anwesenheit des hohen, gekrönten Naturfreundes. Auf dem Wege vom Schlosse bis zur Anhöhe fanden Sc. Maj. viele botanischen Kostbarkeiten, als: 6«,-lmi„,n incnlnntum^ 6le- nista triquetra; Citisus supinus purpureus, Primula acaulis. Otnphalodes vcrna, Daphne Cneorum, Alium msinuin. Eu^ phorbia aiuygdaloides; carniolica, dulcis? Hacquetia Epi-pactis^, Pulmonaria off.. Scopolia atropoides u. a. m. £>ie Flora des Lorenziberges, den man in einer Stunde umgehen kann, zahlt bis jetzt 95 6 bekannte Pflanzenarten; reicher dürfte kaum ein ähnlicher Fleck des Erdbodens seyn. Se. Maj. waren der erste Botaniker, der die Vaplmo Ula-Fll^llll» nach ihrer Entdeckung am Stamme sah. Dieselben empfahlen dem Grafen die möglichste Schonung und Veschützung jener botanischen Seltenheit, allein, der gemeine Mann legt derselben seit dem hohen Besuche eine allgemeine Heiltraft bei, und dieser Glaube droht der Pflanze mir gänzlicher Ausrottung, da besonders die Weiber ganze Bündel davon nach Hause schleppen, um die Universal-Medicin stets vorräthig zu haben. Die traurige Erfahrung, das; ein Bauer, der emen Absud dieser Pflanze im Uebermaße genos;, unter heftigen Schmerzen und Brennen im Innern, verschied, dürfte den lebensgefährlichen Wahn bannen. Nach der Rückkehr von dem, mit den seltensten Pflanzen reich besetzten Lorenziberge, der im vollen Masie geeignet ist, Botaniker anzuziehen und zu fesseln, hielten Ee. Maj. im Schlosse Billichgratz Diner, zu welchem AUerhöchsidieselben den Schlosiinhaber Grafen v. Blagay nebst Gemahlin, dann den Obersten Baron v. Mandels. lohe, den Consul Ritter Sartorio und den Custos Freyer beizu-ziehen geruhten. Se. Maj., der erhabene König und Naturfreund, waren über die vormittägige Excursion hoch erfreut, und besuchten nach aufgehobener Mittagstafel die Pflanze 8»xifr»Fll p«tl'»S»^ die im Thalgrunde jenseits des Schlosses am Gradaschzabache in Felsen ihr Beet hat, allwo das scharfe und geübte Auge des Monarchen bald das einzige, eben blühende Eremplar erblickte, welches kein Anderer des Gefolges noch erschaut hatte. — 357 — Wen die Götter auserwählt Und bevorzugt schon hiernicden. Wem dieß große Loos bcschieoen. Dem nie Götter Beistand fehlt; Ob er sich dem Throne weiht, Ob er forscht in Thalesgrünbcn, Er wird stets ein Blümchen finden, Das den Glücklichen erfreut. Um 1 Uhr Nachmittag wurde der Gegend von Billichgratz Lebewohl gesagt; der Graf v. Blagay verewigte aber die Anwesenheit des hohen Gastes und erhabenen Naturfreundes mit einem Denkmale am Fuße des Lorcnziberges, wo der Fußsteig beginnt. Das Monument, eine Pyramide (Obelisk), ist von inländischem grauen, zu Gleinitz gebrochenen Marmor, beträgt in der ganzen Höhe 43 Schuh, und mißt im Postamente l Schuh im Diameter. Der zweite Aufsatz sin der Höhe 3 Schuh) enthält in vergoldeter Schrift auf einer viereckigen Platte von schwarzem, bei Hölzeneg gebrochenen Marmor: RICHARDIIS COMES URSINI BLAGAY LOCI DOMINUS IN MEMORUM P. Auf diesem zweiten Aufsatze ruht der stumpfgespitzte Obelisk aus einem Stücke, 7 Schuh hoch, im Pedal 3, oben t Schuh im Diameter. In einer ovalen Platte von schwarzem Marmor ist die vergoldete Aufschrift: PRID1E. IDUS. MAJI DIEL PAUSTO DUM SERENISSIMUS SAXONIAE REX FRIDERICUS AUGUSTUS AUG. CAES. \DFL\IS PLANTAM A. D. FREYER CUSTODE. MUSEI LABACEIVSIS HECOGNITAM NOVAM NOMINE DONATAM U,ise,finn. au« Krain. i? — 258 — DAPHNEM BLAGAYANAM BOTANICES AMORE LOCO NATALI VISENDAM ADVENIT ALTITUDINEM NON ABHORESCENS MDCCCXXXVIII. Se. Maj. der König setzten Ihre Reise von Billichgratz über Hölzeneg und Oberlaibach nach Idria fort, wo Dieselben bei Abenddämmerung eintrafen, weil auf dem Wege dahin zeitweise botanisirt wurde. Das Schlos; Hölzeneg, welches auf einem anmuthigen Vera,-lein liegt, wurde in der zweiten Hälfte des siebenzehnten Iahrhun-dertes erbaut, und vertritt die Stelle des ehemaligen sogenannten Baumkircher Thurmes, welcher nach Hinrichtung seines Besitzers Andreas Baumkircher, des verirrten Helden von Wiener Neustadt, auf Kaiser Friedrich's Befehl in Schutt gelegt wurde, und seit dem als Ruine dort im Walde mahnend steht. Da Hölzeneg von dem Besitzer Grafen Vlagay seltener und nur auf kurze Zeit bewohnt, und folglich auch minder sorgfältig conservirt wird, so bot es keinen Anlasi zum Aufenthalte, wohl aber schenkten Se. Maj. dem Steinbruche bei Hölzeneg, wo schöner schwarzer und rother Marmor bricht, Ihre Aufmerksamkeit. Se.Maj. der König entliesien denGrafenBlagay und denCu-stos Freyer zu Oberlaibach, diese überraschten aber Allerhöchstdieselben in Idria, wohin sie voraus gefahren waren, mit ihrer unoermutheten Anwesenheit. Freyer, ein geborner Idrianer, traf allda alle Vorbereitungen zur beabsichtigten botanischen Excursion in den sogenannten Strug, welche am t5. Mai mit dem frühesten Statt finden sollte, was jedoch das eingetretene Regenwetter vereitelte. Se. Maj. befuhren demnach vorerst die Quecksilber-Grube und besuchten dann die Wäschereien, die Schlemm- und Pochwerke, die Brennhütte, die Zinnober-Fabrik und die eben aufgestellte Dampfmaschine zur Herausschaffung des in die Grube eingedrungcnen Wassers. Se. Maj. ließen sich sodann von dem noch immer ungünstigen Wetter nicht abhalten, die primula earnjnlien an der Iderza nächst dem Catarakte Kabila, — 259 — und jenseits am wilden See persönlich aufzusuchen, wohin Dieselben nur der Custos Freyer zu begleiten die Ehre hatte. Auf dem beschwerlichen, an manchen Stellen selbst gefährlichen Wege dahin erblickte Sr. Maj. geübtes Auge von der Ferne bei dem Felsen z>t;r äßbvli l'kali eine ftrc-lli« pullens., die weder von Scopoli noch von Hacquet, noch von einem andern Botaniker in der Gegend von Idria je bemerkt worden war. Ober Rotea unter dem Rinnwerke, in Felsenritzen am Fluße, waren bereits Blüthenansätze der 1'iimula cul-nioliea nebst der Valeriana «axatili« und U^Ililiiastlum Nicllelii vorhanden, allein die erste, vollkommen entfaltete 1'rimul»-Blüthe war abermals dem Auge des erhabenen Gönners und Beförderers der Heientia amadiNs vorbehalten; am jenseitigen Uferfelsen standen bereits deren mehrere entwickelt da. Als Se. Maj. eben mit Freyer im Begriffe waren, die Felsen zu übersteigen, um in den Kessel des wilden Sees zu gelangen, stieß Ferjantschitsch, k. k. Apotheken-Laborant in Idria, zu ihnen, und übernahm die gesammelten Pflanzen. Eine Fläche ober dem Felsen war von der Heme-l-ocalli» iiava, die zur Blüthenzeit so herrlich anzuschauen ist, ganz überdeckt. An der steilen Felsenwand führt ein Fußsteig zur Seeschlucht, wo sich bei fünfzig Pflanzen-Seltenheiten dem Auge zeigen, weßhalb Dr. Sieber diese Schlucht, so wie den Strug botanische Gärten nannte. Dort in der sehenswerthen, wildromantischen Seeschlucht sprachen Se. Maj. der König den Wunsch aus: „Wäre doch Reichend ach hier, in solcher Wildnis; so herrliche Sachen und so üppig zu sehen!" Jetzt kam der Oberst Baron v. Mandelslohe nach und erstieg die Felsen zum See. Im Halbkreise von hohen Felsenwänden eingeschlossen, und jenseits vom Gerolle, Gehölz und wildem Gestrüppe bekränzt, hat der tiefe und enge Kessel ein düsteres Aussehen, und das angeblich aus dem Wipbacher Thale zufließende Wasser des Sees eine schwarzgrüne Farbe, weschalb er auch schwarzer See genannt wird. Se.Maj. der König geruhten den wilden See höchsteigenhändig in Ihr Reiscportefeuille zu zeichnen. Am Rückwege von diesem See an der Wasserschleusie Xobila vorüber besuchten Se. Maj. den Pflanzenreichen Strugwald und erklärten: »Die Idrianer sind um diesen schönen Spaziergang zu beneiden." Se. Maj. drangen eine halbe Stunde weit, bis zum Kevävr. 17* — 260 — als zweitem Fundorte der C«m^i»nllltt ^rttinill«Il8. und allent-halben entzückte dcn naturlicbendcn Monarchen eine überreiche l'lo»« im üppigsten Grün und vollsten Leben; Se. Maj. kehrten um halb 3 Uhr Nachmittags höchst befriedigt von der botanischen Excursion nach Idria zurück. Nachmittags heiterte sich der Himmel aus, und Sc. Maj. fuhren nach 4 Uhr, nach aufgehobener Mittagstafel in Begleitung des Obersten Baron v. Mandelslohe und des k. k. Apotheken-Laboranten, Fer-jantschitsch, nach Unter-Ibria bis zu V^likejne) und schritten dann auf dem Fußsteige gegen Xontlov i ve>'!i. den Ielenkberg bota-nisirend, hinan. Die rauhe Witterung hatte in diesem Frühjahre die Vegetation im Allgemeinen um < l Tage verspätet, und im Kendiscyen Felsen hatte die 1'rimulll venlista vor Frost Schaden gelitten, Sr. Maj. war es aber dennoch geglückt, an einem Felsen ein Exemplar dieser Frühblume, die Ferj antschitsch i 822 entdeckt und außer ihm und Freyer noch Niemand am Orte gesammelt hatte, in schönster Blüthe zu finde»,; es ist dieses wiederholte Glück offenbar mehr als Zufall, es ist jenes freundliche Geschick, mit welchem die Gottheit einzelne Auserwählte, sey es welche Richtung menschlicher Bestrebungen s«e immer nehmen, vor andern Sterblichen begünstigt. Se. Maj. geruhten dem Custo) Freyer in Idria eine sehr schon gearbeitete, blauemaillirte goldene Dose zustellen zu lassen, und setzten mit dem Ausspruche der Zufriedenheit über die Resultate der wissenschaftlichen Forschungen in Idria und Umgegend, die Reise über Triest nach Dalmatien fort. — Gibt's eine Verherrlichung, glänzender noch als diese: Einen Fürsten zu schau'n, zu welchem die Berge noch reden, Welchen der Wald hineinruft in sein schattiges Dunkel, Dem mtgcgen ein jeglicher Baum ausstrecket dic Aestc, Zu umarmen den Freund, dem jegliche Blume an's Herz spricht! vr. Weißenbach. Und zum dritten Male wurde Kram mit dem ehrenvollen Besuche Sr. Maj. des Königes Friedrich August von Sachsen ausgezeichnet. Custos Freyer erhielt mit einem Schreiben des Hofrathes — 261 — N>. Reichenbach, m i»ui-6U8 zu erschauen und zu pflücken. Freyer gab sich vergeblich die Mühe, ein zweites Exemplar zu finden. Vor dem Einsteigen wurde noch Hllium enrinntum und 8elrlltullll «l-vtmsis gesammelt. Nächst Moilirnn». am Fuße der Hleskakl«, nickte am Wege ^«tinntin cni'ilioNca m großer Anzahl Sr. Maj. entgegen. In Hlnilll'ttN» wurden einspännige Wagen, da nur mit diesen oder zu Pferd hier fortzukommen ist, bestiegen. Die Sonne lachte dem hohen Wanderer heiter am Wege zum l'ßl'ixlmik entgegen. Der l'ol-ix.!mil< 'st ein schöner und sehenswerther Wasserfall, den man nach einer Stunde Fahrt von HlMl-anU) durch einen, von den Koy- — 262 — lenbrennern ziemlich gelichteten Wald dem Triglav zu, erreicht, und der rechts vom Wege ab sichtbar ist. Er stürzt von emer überhängenden Felsenwand, hoch oben durch einen Felsen getheilt, in zwei schäumenden, schneeweißen Strahlen überaus malerisch und bogenförmig in einen Kessell herab; wer sich so gesunder Athemwerkzeuge erfreut, dasi sie den heftigen Luftstrom auszuhalten vermögen, kann den Strahl am Kessel umgehen. Bei der Anwesenheit Sr. Maj. des Königs fiel der perixknili, wegen Mangel an Wasser, leider nur in einem Strahle, folglich minder schön herab. Unfern des Wasserfalles s> p«;-l-j^liuikoviim k!lmx,u) lag knapp am Wege ein, aus der Höhe herab gestürzter Kalkfelsen mit ^mnwniwn. Hlm'icitLn, (^ar. das Baron Zois'sche Gewerkhaus, wo der Hochofen eben angestochen wurde, und die glühendrothe Masse hervor quoll. Hierauf ging es nach St. Johann am Wocheiner See, aUwo Se. Maj. um halb «< Uhr mit Pöller-Salven, tne hundertfach in den Bergen wiederhallten, empfangen wurden. Die Fahrt über den See war wegen des widrigen Windes beschwerlich und so sehr verzögert, daß sie zwei Stunden, nämlich bis halb 1 Uhr Nachmittag, währte. Auf dem Wege vom See bis zur,8:lvi/,ll wurde eine reiche Ausbeute an botanischen Schätzen gemacht, und daher der Ursprung der ^»vixn erst um 2 Uhr erreicht. Der Himmel hüllte sich allmählig in düstere Wolken, die sich — 2N4 — in Regen ergossen, ehe noch Se. Maj. nach einiger Labung mit kalter Küche und Trank das Plätzchen am Monumente verließen. Ein ungeladener Gast, der sich hier eingefunden hatte, und bei Imbiß und Gläschen seiner Zunge freien Lauf lies;, trug, wenn auch nicht zur Bereicherung der Kenntnisse, so doch zur Erlustigung der Gesellschaft bei. Ungeachtet des ungünstigen Wetters machten sichSe. Maj. der Konig, in Begleitung des Custos Freyer, zur Ersteigung der limnnn-Alpe an die Felsenwand am Viehwege auf; die Vegetation bot keinen Lohn, wohl aber entschädigte Se. Maj. der Ueberblick von der Höhe der steilen Felsenwand, an deren, Rande Allerhöchstdieselben lange standen, ohne vom Schwindel ergriffen zu werden, was nicht Jedem gelingen möchte. Das Herabsteigen war, da der Boden vom Regen schlüpfrig wurde, noch beschwerlicher und gefahrvoller, als das Emporklettern. Freyer fing einen Oluder levis lebend, auf den ihn Se. Maj. aufmerksam machte, und der in einer Blechbüchse und im Weingeiste zur Erinnerung an die ^»vixa nach Dresden hinüber wanderte. Se. Maj. zeichneten von einem günstigen Puncte aus den Wocheiner See und dann ging es zum See hinab, wo Graf Blagay, Major v. Engel und die Begleiter und Schiffleute zur Ueberfahrt über den See harrten; Pöller-Salven brachten Er.Maj. bei derRückfahrt ein Lebewohl dar. Der naturliebende Monarch hielt im Baron Zois'scyen Gewerkhause zu Feistritz Nachtlager. Am nächsten Morgen war der Himmel düster umwölkt, und der Regen drohte jetzt und jetzt in Strömen sich zu ergießen, allein Se. Maj. der König ließen sich dadurch nicht abhalten, in Begleitung Ihres Adjutanten alia 8uito Major v. Engel, dann des CustoS Freyer, eines Leiblakaies und einiger Träger die «.kernn perli zu ersteigen; den Grafen Blagay entließen Se. Maj. huldvoll zu Feistritz, der sofort seine Rückreise nach Billichgratz antrat. Die xkernli z)6ili ist der östliche Zweig des Gebirgszuges der jütischen Alpen, welcher die Wasserscheide zwischen der Wocheiner Save und dem Selzacherbache bildet, und hat seinen Namen xkernn perii (schwarzeErde) von dem sehr dunklen Thonschiefer, der dünngeschichtet aufseinerHohe liegt. DieHöhe der xkern» pkrii beträgt 970 Wiener Klafter über der Meeresfiäche. Der Steigweg bis zu den Alpenhütten 8» xkernn Farn ist ziemlich gut, er wurde bis 7 Uhr des Morgens zurückgelegt, aber dort — 205 — ereilte die Gebirgswanderer der vorausgesehene Regen. Ein Trunk frischer, vortrefflicher Milch, und dann ging es munter der ^keina I»o,-li zu, als ob das schönste Wetter die Excursion begünstigte und es auf ebenem Wege ginge, während doch Kalksteintrümmer das Gehen erschwerten. Freyer kroch mit einem Träger in die Felsenklüfte hinein, fand jedoch nichts Merkwürdigeres, als pellicultU'i« Hacljuetij, während Se. Maj. der König bis zur Felsenwand unweit des Sattels, wo Rast gemacht wurde und Freyer Dieselben einholte, unter andern (3«uti«u» lute», I^iNum e»,niolicum. Ol-nitlioFalmn p^re-lmicum in schönster Blüthe gefunden und eingesammelt hatten. Unweit des Sattels oder Ueberganges erfreute Se. Maj. der Fund einer (5ampnnula 55<>) «ii. die hier sehr selten vorkömmt. Se. Maj. der König erklärten, daß diese Alpe in botanischer Beziehung die reichhaltigste sey, die Sie je betreten hätten, und Freyer erbat sich die hohe Genehmigung, das schöne Blümchen (^smMNu!a Aft^sii zur Erinnerung an den hohen Besuch dieser Alpe und des Fundortes jenes Blümchens, 8»xi» ^o)8ii) k'l.. taufen zu dürfen. Die herrliche Aussicht von der Höhe der xkelim perli war durch dichten Nebel gesperrt; Nebel und Sturmwind erschwerten den Uebergang über den Sattel hinab tolmeinerseits über den steilen Wiesenabhang „gll 8wr-skil'iik») welcher ob Mangel der Steigeisen, äußerst beschwerlich war; manches zierliche Stadtherrlein hätte da Muth und Haltung, Arme und Beine verloren. Die Führer kannten sich, wegen des dichten Nebels in der Gegend nicht mehr aus, Freyer aber fand den Weg zu einem ihm bekannten Heubehälter, auf welchen nun losgegangen wurde. Mäher, die sich vor dem Regen dahin geflüchtet hatten, zeigten unseren Alpenwanderern den nächsten Weg nach I'oäbelä«. Unter der Hütte (Heubehälter) eröffnete sich die Aussicht in das enge Tolmeiner Thal und an den jenseitigen 1'm-«8«n-Berg. Ee. Maj. botanisirten unablässig am Wege, ungeachtet des wieder eingetretenen Regenwetters; welchen Hochgenuß hätte sich der naturkündige Monarch bei schönem Wetter in dieser, an botanischen Schätzen überreichen Alpenwelt zu verschaffen gewußt! Und wieder führten die Führer die Naturforscher irre, bis endlich über Stock und Stein bei Gewitterregen und unter Pöller Salven nach zehnstündigem Marsche das Dorf I>oäb«iäu, erreicht wurde. Se. Maj. übernachteten hier im gastlichen Pfarrhofe bei — 266 — dem Pfarrer Salamanti, und setzten Tags darauf mit dem Frühesten Ihre Reise im Gorzer Gebiete über Woltschach, Charfreut und Flitsch nach Tarvis fort, wo Dieselben um 40 Uhr Nachts eintrafen. In Flitsch, wo die beiden Botaniker, Mutius Joseph Tom-masini, Magistrats-Präses und k. k. Gubernialrath zu Triest, und Dr. Sandtner, ausübender Arzt, den gekrönten Jünger der lieblichen I'lora auf küstenländischem Boden bewillkommten, entließen Se. Maj. den Custos Freyer und behändigten demselben eine kostbare goldene Cylinder-Sackuhr nebst Kette, »als Beweis Ihres Wohlwollens und Ihrer Zufriedenheit." Es musi jedem Patrioten warm um's Herz werden, sein Vaterland von einem, in jeder Beziehung so hoch stehenden Naturfreunde auf solche Weise gewürdigt zu sehen, und wenn die Naturmerkwürdigkeiten dieses Landes und seine reizenden Thäler und Berge selbst einen so erhabenen Monarchen zum zweiten und dritten Male anzulocken, und auch andere fürstliche Häupter und hohe gelehrte Naturfreunde anzuziehen und zu interesftren rermochten, wie sollte der Sohn des Vaterlandes dasselbe nicht lieben und preisen? Des Felswalb's Land, der Heibenfiäche, Land des Gebirg's, der Seen, der Bäche, Land meiner Väter! Menschenhand Kann lösen nie das zarte Band, Das knüpft an deiner Flüsse Strand! Wenn auf die wohlbekannten Scenen Mein Auge blickt mit weichem Sehnen, Bebenkend, wie es ist, wie's war; So scheinet es mir offenbar. Daß noch, wenn mir sonst nichts geblieben, Mich deine Thaler, Berge lieben. ^'k-li Walter Scott. Inhalt. Laibach und seine Umgebungen; Umriß der Geschichte Arain's. Scite t. Der Schloßberg; Landespatrone, Skizze der Geschichte von Krain; Landeswappcn; Lage von Laibach; der Name Laibach; Häuser- und Einwohnerzahl; Gaffen, Plätze, öffentliche Denkmale; Kirchen; öffentliche Gebäude und Behörden; die vorzüglicheren Prioatgcbäude; Jahr- und Wochenmärkte; Kaffeh-und Gasthäuser; Bildungsanstaltcn; Humanitätsanstalten; wissenschaftliche und Kunstvcreinc; Buchdruckcreicn, Buch- und Kunsthandlungen ; Fabriken ; Bclustigungsortc, Spaziergängc und Umgebung, Ausflug nach Innerkrain. Seite 4l. Obcrlaibach, Loitsch, Planina; die Schlittlcr; Grotte und Burgruine Klcmhäuscl; Schloß Haasberg; Grotte St. Canzian; der Zirknitzer See; Adclsberg und seine Grotte; der Karst; Burg Lueg; das Wipbachcr Thal; der Nanos, die Bora, die julischcn Alpen ; dic Magdalencn-Grotte bei Adels-bcrg und der Olm; Idria. Neise durch Unterkrain. Seite 92. Salloch, Ostcrberg, Lustthal, Poganik; Littai, Sava ; Rcnkou, der PrußnikcrEanal, weißer Schwall; Mittale Wasserfall; Steinbrücken; Eisenbahn-Trace vcn hier bis Laibach; Natschach, Wcichsclstein, Savenstein, Taritschcndorf (Ruckrnstcin) und Ncustein; Gurkfcld, Vihre, Xevioaunum; Ießenih, Mokritz; der Gurkfluß, Munkendorf, das Uskokcn-Gcbirge, Sichcl-burg; der Gurkfcldcr und St. Bartholomäcr Boden; archäologische Fundorte; Landstraß, ehemalige Cistcrcicnscr-Abtci Maria-Brunn; St. Bartho-lomä und Plctcrjach; Ncustadtl und Umgebung, WördI, Lucg, Poganiz, Rupcrtshof, Maichaü, Graben, Forst und Stauden; Bad Töplitz; Einöd und Hof; die Eisgrottc im Hornwaldc; Hopfenbach, Treffen, Sittich, Weirclburg. Lustreise nach Anersperg, dann Reifnitz und Gottschee. Seite l?3. Auersperg, Achazibcrg; Gottschee und Burgruine Friedrichstein; die Grotte bei Gottschcc; Rcifnitz und sein Hcxcnprozcß; der Bilchfang; Ortcn-egg; Obergurk, Ursprung des Gurkflusscs, Scisenberg. Vine Fericnreise nach Qberkrain. Seite l43. Schischka, St. Veit, Kahlcnbcrg; Zwischcnwässcrn und Görtschach; Bischoflack, Strasische, Krainburg; Ncumarktl und der Loibl; Radmannsdorf; Obcrgörjach; Veldeö; Rothwcincr Waffcrfall, Scbcnje; Stein und Katzenstein, siigaun, St. Peter; Wallenburg; die Wochcin; Wafferfall bei Äicuming; Fcisirih, die xliei-üll,,lü-li; der Wochcincr See; Ursprung der Save, .5»vixa-Wasserfall, die acht Seen des Fclscnthalcs; Althammer und Mitterdorf; Burg Vcldcs. Ersteigung des lDriglav. Seite wl. Ersteigung von Althammcr, Mitterdorf und Moistrana aus; Haupi-mann Bosio's Abenteuer auf dem Triglav; sämmtliche bekannte Erstei« ^ungcn seit l7?8; das Vorgebirge l)>-a<»; Steiner und Zemir; drr?eri«!!»ill Wasscrfall. Ausflug nach Stein und Ztachbarschaft. Seite 229. Das Gebiet der Feistritz; Stadt Stein; das Tucheiner Thal, Schloß Steinbüchel, Münkendorf; die Kreuzeralpe und die Knochenhöhlc Mokriza; Alpenwanderung durch drei Herzogthümer innerhalb drei Tagen; Ursprung der Feistritz; der 6rl»wvj:. Wallfahrt nach St. Iudocus. Seite 244. Kloster und Kirche am St. Iudociberge; das größte Dorf in Kram; Unsere liebe Frau zu Ehrengruben; die krainischen Zigeuner Nukunaxi». Sr. Majestät, des Königs Friedrich August von Sachsen, botanische Reisen in Krain. Seite 253. Erste Anwesenheit Sr. Maj. in Laibach; zweite Anwesenheit und Ausflug nach Stoschze; Fahrt nach Billichgratz und Ersteigung des Lorcnziberges; Hölzeneg; Besuch der Nergstadt Idria und Botanisirung in ihrer Nähe, der Strug, der Catarakt linlnla, der wilde See; dritte Anwesenheit in Kram; Aßling; Besuch der Hl-ara, periülnnk Wasscrfall, Lcngenfeld, Moistraner Feistritz, Beides, Wochein, Wocheiner Scc, ,«avi^2, die Xamn»-Alpe; Ersteigung der «lie,-«» ziei-li und Uebergang in das Görzer Gebiet. Berichtigungen. Seite 2, Zeile 25, lese Petechien, statt Petechen. „ 8, ,, 16, „ 3 m a« n u 5, statt 2'nen»«. „ 9, „ 3, „ IV, statt II. „ 13, „ 52, „ 1?ö1, statt 4733. „ 15, „ 19, „ unser, statt unserer. ,, 49, „ 2<», „ Bernaldin, statt Rerardin. „ 2i, „ Hü, „ I' oß« n , statt Tagen „ 23,,, U, „ weß halb, statt weßhblb. „ 2l«, „ 23, „ seinem, statt ihrem. „ 25, „ 7, die Zahl V bleibt weg. „ <»?, «, «,',, lvse auch war einst, statt nun abll ist. „ »7, „ 2ll, „ Herzog, statt Erzherzog. „ 65, „ 2», bleibt dab Wort besuchte weg. ,i 67, ,, 45, lese welchen, statt welchem. ,, ?<, „ 20, „ Steg berg, statt Stegber. „ 7^,, „ 2, „ h in l ä'ng li ch st, statt hinlängst. ,, 76, „ 2',, „ des k. k. funften König von Sardinien Hu -saren - Regiments. „ 77, „ 22, „ seiner botanischen Schätze, statt seinen botanischen schätzen. " 77, „ 23, „ der, statt den. „ 9l», ,, I'«, „ Me ,n « n « <, . statt sslninenln. „ <<)<», „ tl», <6 und 26, lese Munkend orf, statt Münkenborf. „ il,. „ 159, „ 9, „ Fr e u d los, statt Freundlos. „ 179, ,, 19, „ « e«ß r., statt ««er. „ 189, ., 16, „ vor, statt vom. „ 2ül. „ 25, „ Nachtheil, statt Nackthtil. „ 22.', „ 7, „ Pin hak, statt Piechak. Laibacli, 1849. Pruck d