DAS ANASTASIUS GRUN-DENKMAL IN LAIBACH. (Siehe Seite 46.) Gedenkschrift liber die Thatigkeit des Laibacher deutschen Turnvereines von 1893 bis 1898. Aus Anlass des filnfunddreissigjahrigen Bestandes herausgegeben vom Turnrathe. Laibach 1899. Im Selbstverlage des Laibacher deutschen Turnvereines. O Bruck von Ig. v. KleinmayT cl Fed. Bamberg. Vo rwo rt. Oer satzungsmafiigen Verpflichtung geniigend, wie dem eigenen Bediirfnisse, nach abermals fiinf Jahren Rechenschaft zu legen, entsprechend, geht der Turnrath an die Hinausgabe dieses Berichtes. Wenn derselbe sich nicht immer blofi auf die letzten fiinf Jahre beschrankt, sondern an manchen Stellen, besonders in den Ubersichtstafeln des Anhanges, bis auf das Griindungsjahr zuriickgeht, so bringt dies schon das Wesen der Geschichte mit sich, welche gerne in ununterbrochener Kette die Verbindung mit den Anfangen verlangt, deren Kenntnis in unserem Falle sonst nur denjenigen moglich ware, welche die fruheren Gedenkschriften in ihrem Besitze haben. Es soli aber auch das heranwachsende Geschlecht an der Hand der Vergangenheit den Weg in die Zukunft kennen lernen, und es sollen die Uberlieferungen des Vereines die deutsche Jungmannschaft auf ihre Pflicht vervveisen, nicht blolJ zu erhalten, sondern in tapferer Arbeitsfreude, mit den Alten wetteifernd, weiter zu bauen an dem Bollwerk unseres Volksthums in Stadt und Land 1 Gut II ei 1 ! Laibacli, Ende 1898. Der Turnrath. 1* Vom Turnrathe beauftragt, den Bericht liber die letzten ftinf Jahre, von 1893 bis 1898, zu entwerfen, habe ich im Sinne des Auftrages, — auf dass den jiingeren Mitgliedern ein Blick in die friihere Vergangenheit des Vereines moglich ware, — wenn auch nur in knappen Anflihrungen und Verweisen, die ich meist den in den Jahren 1888 und 1893 ver- offentlichten Gedenkschriften entnahm, zugleich die nothvvendige An- kniipfung an die -fruhere Geschichte des Vereines zu geben versucht. In den iibrigen Theilen des Berichtes mag manches vielleicht breiter ausgefiihrt sein, als es nothwendig erscheinen mochte, manches beriihrt, was vielleicht bedeutungslos erschiene; aber in allen solchen Fallen moge man sich besinnen, dass die Geschichte des Vereines sich eben den natiirlichen Gesetzen der Entwickelung dank seiner Lebenskraft nie ent- ziehen wird und daher auch die Merkmale der Entvvickelung eines neuen Zeitalters an sich tragen muss. Ich glaube jedoch diesem Umstande Rechnung getragen zu haben, ohne die Einheitlichkeit des inneren ge- schichtlichen Zusammenhanges zu stbren. — Moge der Leser die Friichte meiner bescheidenen Arbeit freundlich aufnehmen. Dr. Josef Julius Binder Sprechwart-Ste)lvertreter. m 11. October des Jahres 1863 fand die griindende Haupt- versammlung des Vereines statt, an der 75 Mitglieder theilnahmen, welche aufGrund des behordlich genehmigten Grundgesetzes den Verein begriindeten und den Turnrath vvahlten, in den Dr. Emil Ritter von Stockl als Sprechwart berufen wurde. Dies war der Anfang des Vereines. Es hat also der Verein im Jahre 1898 das 35. Jahr seines Bestandes hinter sich gebracht. In den letzten ftinf Jahren wirkte an der Spitze des Vereines der Leiter der Handelsschule, Herr Arthur Mahr, der nun schon seit 15 Jahren dieses Amt bekleidet. Seine aufopfernde Thatigkeit im Dienste der offentlichen Wohl- thatigkeit wahrend der Erdbebenzeit wurde von allerhochster Stelle durch die Verleihung des goldenen Verdienstkreuzes mit der Krone ausgezeichnet. Auch die meisten der ubrigen Mitglieder des Turnrathes gehoren dem Vereine schon seit nahezu 15 Jahren an. 1 Wahrend der 35 Jahre erfuhren die Grundgesetze vviederholt Anderungen, von denen die vvesentlichste die vom Jahre 1885 ist, wonach der Verein von da an »Laibacher deutscher Turn verein» heilJt; die im Jahre 1898 geplante Anderung der Satzungen, welche den geanderten Verhaltnissen der jungsten Zeit entsprechen solite, konnte noch nicht durchgefuhrt werden, da erst die behbrdliche Genehmigung erlangt vverden muss. Die gegenwartige Tracht — Jacke und Beinkleider aus graubraunem Stoffe, Gtirtel aus griinem Glanzleder, breitrandiger H ut mit Schildhahnfeder — ist seit 1890 in Gebrauch und zur 1 Siehe die Ubersichtstafel VI im Anhange. Griindungsiahr. Grundgesetze. 5 Mitgliederstand. Vermogens- verhaltnisse. Erleichterung der Ausriistung des einzelnen ein eigener Bekleidungs- fond geschaffen worden. Das Vereinsabzeichen wird seit 1885 an einem schwarz-roth-goldenen Bandchen getragen, die Turnraths- mitglieder tragen es an dem schwarz-roth-goldenen Brustbande. Der Stand des Vereines begann mit 75 Vereinsangehbrigen und zahlt heute 455 Mitglieder. Das Verhaltnis der ausiibenden zu den bloB untersttitzenden Mitgliedern ist seit 15 Jahren ziemlich bestandig geblieben, da etwa ein Sechstel (60 bis 70) von dem Rechte, an den Turniibungen theilzunehmen, Gebrauch macht. Die Berufsstatistik zeigt das gleiche Verhaltnis wie vor fiinf Jahren: J 1863 1893 1898 1. ) Kaufleute, Agenten, Rentiers 64'4 47’0 44'3 2. ) Techniker, Fabrikanten, Kunstler . . . 6’2 8’0 12’7 3. ) Arzte, Beamte, Lehrer, Rechtsanwalte . 13'6 30'3 26'- 4. ) Handwerker, Hand- und Fabriksarbeiter 7’3 13'3 14'6 5. ) Sonstige Berufsangehbrige 8’5 1’4 2'4 Der Zug nach Verbreiterung ist also anhaltend geblieben. Die Bewcgung im Besitzstande der Vereinsmittel veran- schaulicht die Ubersichtstafel (Vlil) im Anhange. Wie man sieht, ist eine fortschreitende Vermehrung des Vermogens zu bemerken. Nur im Jahre 1893 erscheint ein kleiner Abfall, der sich jedoch daraus erklart, dass der Verein zur Ausriistung seines 30. Griindungs- festes 500 Gulden dem Vereinsvermbgen entnahm ; trotzdem betragt aber die damalige Verminderung nur 187 fl. 72 kr. Der Vermbgens- stand weist gegen die 4341 fl. 50 kr. (darunter 1507 fl. 39 kr. Fahrnisse) vom Jahre 1893 — heute 5466 fl. 19 kr. (darunter 1674 Gulden Fahrnisse) auf. Dank allen denen, welche selbstlos ihre Opfer bringen, Dank allen denen, die durch Spenden und Widmungen den Verein geehrt und sein Gut vermehrt haben, besonders den wackeren deutschen Frauen und Madchen. Heil! Dankbar sei endlich auch aller derer Erwahnung gethan, welche wahrend der 35 Jahre des Bestandes in letztwilligen Ver- fugungen den Verein bedacht haben: Emil Ritter v. Stbckl, Karl Galle, Albert Mallitscli, Franz Ehrfeld, Theodor Eltze (f 1896). Ehre ihrem Andenken! Die Verwaltung des Vermogens fiihrt seit 1889 ununter- brochen bis heute der Sackehvart Herr Alois Dzimski, der bei der Vielseitigkeit der Gebarung thatsachlich als Geschaftsfuhrer 6 mit solcher Umsicht seines Amtes waltet, dass Jahr fur Jahr die Hauptversammlung des Vereines seinen Bericht mit ungetheilter Anerkennung begriifit und gerne bekennt, dass der Verein ihm dauernd Dank schuldet. Der Turnbetrieb, der vor 35 Jahren im Lagerhause von Recher (jetzt Monturslager), Hilschergasse Nr. 3, seinen Anfang nahm, hat schon seit 1876, also seit 22 Jahren, in der prachtigen Turnhalle im Hofraume der Realschule seine Heimstatte, deren Mitbeniitzung die Direction der krainischen Sparcasse mit Zustimmung der Realschulleitung unentgeltlich gewahrt. Vom Jahre 1885 bis 1896 beniitzte sie an den Wochentagen, abwechselnd mit dem deutschen Turnverein, auch der slovenische Turnverein «Sokol». Nachdem dieser in sein eigenes Heim im slovenischen Vereinshause iiber- siedelt ist, steht die Turnhalle in allen schulfreien Abendstunden und an Sonn- und Feiertagen in den Nachmittagsstunden unserem Vereine zur Verfugung. Das Erdbeben des Jahres 1895 hat der Halle zwar bedeutende Schaden zugefugt, aber das gab der Direction der krainischen Sparcasse den geeigheten Anlass, bei der Wiederherstellung auch andere langst empfundene Mangel ganzlich zu beseitigen. So wurden an beiden Stirnseiten grofje Fliigelbauten angefugt, welche bequeme Ankleide- und nothwendige Nebenraume in sich bergen. Der nbrdliche Fliigel ist der Volksschule und der Realschule, der siidliche dem Vereine zugevviesen. Im Innern erhielt die Turnhalle einen neuen Deckenverputz, und, — was hochst wichtig, einen sorgfaltig auf ein Betonlager gebetteten staubfreien FuBboden; aus der Nische ward die Biihne beseitigt und das Klettergerust hinein verlegt, wodurch der Obungsraum in der Halle sich bedeutend vergrbfiert hat. In allen Raumen wurde auch die nothwendige Gas- und Wasserleitung eingefuhrt. Freilich kostete die Einrichtung der neuen Ankleide- und Nebenraume auch dem Vereine einige Opfer, was in der grofien Ausgabspost des Jahres 1896 (Anhang, Tafel VIII) sichtbar wird. Der Verein stellte ganz neue Ankleidekasten und in der Turnhalle fur seine Štabe, Hanteln und Keulen zweckmafiig ersonnene Wandregale auf; dazu erwies sich auch die Anschaffung neuer Turngerathe nothwendig, deren Kosten jedoch zum Theile auch von der Realschulverwaltung getragen werden, insoweit eben die Gerathe gemeinsam auch von den Realschulern mitbeniitzt werden, Turnwesen. Halle u. Gerathe, 7 Die Wiederbelebung der Fechtriege machte endlich auch nicht nur eine Vervollstandigung des vorhandenen, sondern auch die volle Neubeschaffung der nothwendigen Ausriistungsgegenstande fur den Fechtunterricht nothwendig. Turnordnung. Der Turnbetrieb, den der Verein im Jahre 1878 auf seine eigenen Mitglieder bescbrankte, hat nun seit 10 Jahren eine Erweiterung dahin erfahren, dass der Verein auch Zbglinge unentgeltlich heranbildet. Die Leitung des Turnbetriebes liegt in den letzten ftinf Jahren in den Handen des Turnwartes Herrn Franz Meisetz, der seit 1890 die schwierige Aufgabe hat, auch als Turnlehrer die Heran- bildung der jiingeren Turner und die Ausbildung der Vorturner zu leiten, wobei noch in Betracht kommt, dass ihn doch auch sein biirgerlicher Beruf (als Goldschmied) ebenfalls ganz in Anspruch nimmt. In seinem Wirken wurde der Turnwart untersttitzt von dem Turnwart-Stellvertreter Josef Reitz und der Vorturnerschaft, die zum groftten Theile im Verein ausgebildet, aber auch von aufien her einige ttichtige Krafte erhalten hat. In den zehn Jahren ihres Bestandes hat die Vorturnerschaft 31 Mitglieder gezahlt, von denen vierzehn im Verbande gegenvvartig thatig sind. 1 Von diesen gehoren ftinf, nachdem sie die Gauvorturnerpriifung abgelegt haben, auch der Gauvorturnerschaft an. Die Ubungsstunden sind fur die einzelnen Riegen ver- schieden vertheilt: Die Vorturnerriege iibt an Donnerstagen abends von 8 bis 10 Uhr und ausnahmsweise an den Sonn- und Feiertagen in den Nachmittagsstunden. In den Jahren 1895, 1896 und 1897 wurde sie auch in besonderen Vortragsstunden in die wichtigsten Zweige des turnerischen Wissens, Korperbau und Theorie, eingefiihrt (Leitung Prof. Dr. Binder). Die Ubungen der beiden Stammriegen (I und II) finden an drei Abenden in der Woche statt: Dienstag, Donnerstag und Samstag, und zwar von halb 9 bis 10 Uhr, in der Fiihrung wechseln 1 Die letzteren sind im Anhange II, Tafel III, zu finden. Die Namen der iibrigen sind: Jas. Stransky, Johann Benda, Wilhelm Gettmert (Graz), Georg Hentschel, Franz Pock (f), Al. Muck (Krainburg), Ad. Damaska (Graz), Ernst Achtschin (Graz), Friedrich Stark, August Jurat, Hermann Nickerl v. Ragenfeld, Lambert Ohlhofer, Karl Binder (Mediasch), Dr. Ernst Schmiedt, Alois Strimitzer (Palota, Siidamerika), Ludvig Rainer und Arthur Zettler (Graz). 8 die Vorturner ab; die Platzleitung fuhrten der Turnwart Franz Meisetz und sem Stellvertreter Josef Reitz, die Vorturner Anton Patz, Alois Strimitzer, Anton Achtschin und Karl Binder. Die Alte-Herrenriegen turnen Dienstag und Samstag, die erste von 6 bis halb 8 Ubr unter der Leitung von J. Ph. Uhl (seit 1885), die zweite von halb 8 bis 9 Uhr abends unter der Leitung von Jos. Roger (seit 1894) und Dr. J. J. Binder (seit 1884). Die Fechtriege, seit 1896 wieder neu belebt, iibt seit dieser Zeit unter der Fiihrung der Herren Dr. Hans Hogler und Dr. Ferd. Eger, und zwar Montag, Mittwoch und Freitag abends von 6 bis 8 Uhr. Die Gesammtzahl der ausiibenden Turner betrug in dem letzten Jahre etwa 70; eine unverhaltnismaliig bescheidene Anzahl. Die Zbglingsriege, welche seit 1889 in ihrer neuen Ge- staltung aus Lehrlingen des Handels- und Gewerbestandes besteht, zahlt in den letzten Jahren durchschnittlich 16 Mitglieder. Die Zbglinge iiben an Sonntagen nachmittags von 2 bis 4 oder 5 bis 7 und an Donnerstagen abends von 8 bis 9 Uhr. Den Unterricht in dieser Riege besorgten in erster Linie die beiden Turnwarte Franz Meisetz und Josef Reitz, dann abwechselnd die Vorturner, darunter in den letzten Jahren besonders die Herren A. Achtschin, Karl Binder und Wilhelm Fischinger. Die Frucbte der turnerischen Arbeit kommen wohl in erster Linie dem Korper der Turnenden zugute, allein die Tiichtigkeit der- selben offenbart sich erst im Wettbewerbe mit den iibrigen Turnem des Bezirkes, des Gaues, des Kreises und der gesammten Turner- schaft auch zu Ehren des Vereines. Wie aus den Jahrbuchern zu entnehmen ist, hat der Verein zu allen diesen Veranstaltungen Abordnungen, Mitiibende, Musterriegen und Wetturner entsendet. Nichts bezeugt mehr die ordentliche schulgerechte Gesammt- ausbildung als der Umstand, dass besonders in den letzten fiinf Jahren die Musterriegen des Vereines immer die hbchste oder nahezu die hbchstmbgliche Bewertung erzielten; aber auch im Wettbewerbe mit den Gaugenossen hat der Verein im letzten Jahre Erfolge zu verzeichnen. Beim Gauturnfeste in St. Veit an der Glan 1896 brachten es die Wetturner nur zu ehrenvollen Erwah- nungen; beim letzten Gauturnfeste in Marburg 1898 erzielte unser Vorturner Herr Alois Strimitzer — der zwar seine erste Ausbildung im Vcreine Grazer Turnerschaft genossen — den ersten Siegespreis 2 9 mit 64: 7 Einheiten, wahrend von den iibrigen drei Wetturnern unseres Vereines einer, Josef Reitz, den 13., ein anderer, Arthur Zettler, den 16. Platz unter 39 Wetturnern erreichte. Die Betheiligung an den Kreisturnfesten und deutschen Turnfesten hat dem Vereine bis jetzt noch keine Eichenkranze gebracht, weil der Verein erst in den letzten fiinf Jahren ange- fangen hat, auch auf diesen heifien Kampfboden sich zu wagen, und die ersten Versuche immer unter dem Mangel an Erfahrung leiden; auch reichen die dafur verfiigbaren Mittel nicht aus, um einer grbfieren Zahl die Betheiligung zu ermbglichen. So konnen wir, wenn wir die turnerische Thatigkeit der letzten fiinf Jahre iiberblicken, einen langsamen aber unleugbaren Fortschritt in der turnerischen Ausbildung beobachten; dies zeigt sich auch in der regen Betheiligung an allen Bezirksturn- und Bezirksvorturner- stunden und bei den bffentlichen Schaustellungen, Vereinswetturnen und Schauiibungen bei den Familienabenden; freilich entspricht dieser Vertiefung der Turnsache keineswegs ihre geringe Aus- breitung. Die Griinde dieser Erscheinung sind immer dieselben: Wechsel in der Mitgliedschaft durch Ubersiedlungen und Ein- berufungen zum Heere. Nicht geleugnet darf werden, dass die Ausbreitung der verschiedenen Sportgattungen: Bergsport, Eissport und besonders der Radfahrsport, manchen abhalt, auch noch seine Kraft dem Turnen zu widmen, obwohl eben die rationelle Pflege des Sportes unter allen Umstanden geradezu die Pflege des Turnens mitverlangt. Leider wird dies oft von den meisten Sportjiingern iibersehen. Andere Hindernisse sind ferner Beeinflussungen, ja Verbote, denen Jtinglinge, die im Dienste nicht deutscher oder undeutscher Burger stehen, wohl oder ubel folgen miissen, und endlich, wie schon vor fiinf Jahren betont worden ist, die viel- seitige Inanspruchnahme, welcher jeder Deutsche um seiner Volks- sache willen sich nicht entziehen kann noch darf. Kne 'P e - Der gesellige Verkehr bringt die Turner naher in dem ver- traulichen Kreise, wo in Scherz und Ernst, in Lied und Wort die deutsche Gemiithlichkeit ihr Heim aufgeschlagen, in der Kneipe, welche bis in das Jahr 1896 regelmaBig jeden Samstag abgehalten wurde, von da an jedoch nur jeden zweiten Samstag stattfindet. Fiir die Kneipe des Laibacher deutschen Turnvereines sind die alten Satzungen bis heute in Geltung; sie sind enthalten in der •Kneipbibeb, eine Sammlung der wichtigsten deutschen Lieder, 10 die itn Jahre 1897 in dritter, vollstandig umgearbeiteter, reichlich vermehrter und schon ausgestatteter Auflage erschienen ist. Als Heim des Vereines und der Kneipe gilt das Clubzimmer des Turnvereines, das sogenannte Jahnzimmer, welches jedoch bei der Neuherstellung des Casinovereinsgebaudes, in das fruhere Club¬ zimmer, das entsprechend vergrofiert und in altdeutschem Stile bemalt wurde, verlegt worden ist. Seine Wande zieren nicht nur erhebende Sprilche, sondern auch zahlreiche Bilder aus der Geschichte des Vereines. Der Raum ist aber allmahlich zu en Ausserhaib Durch die Sangerrunde ist der Verein seit der Griindung der Turnerschaft. Gesangverein. des sudmarkischen (krainisch-kustenlandischen) Sangerbundes nun auch in Beziehungen getreten zu allen Bundesvereinen; besonders eng sind dieselben mit den Vereinen: Triester Manner-Gesang- verein, «Andreas Hofer* in Domschale, «Stahl und Eisen» in Assling, Neumarktler Liedertafel und den Gesangvereinen in Weifienfels und Pola. Am nachsten steht nattirlich die Sangerrunde dem Mannerchore der philharmonischen Gesellschaft in Laibach. Andere Vereine. Von allen anderen Vereinen ist wohl der Turnverein in erster Linie eng befreundet mit der akademisch-technischen Ferial- Verbindung «Carniola», dann mit dem Laibacher Bicycle-Club und mit dem Laibacher Radfahrverein «Edelweifi». Alte freundschaftliche Uberlieferungen pflegte endlich der Turnverein zu dem aus seiner Mitte einst hervorgegangenen Vereine der freiwilligen Feuerwehr, deren brave Scharen eine ehrenvolle Geschichte hinter sich haben. Dankbar sei endlich auch des Casinovereines an dieser Stelle gedacht, der dem Verein immer in der freundlichsten Weise entgegengekommen ist, und dem Vereine der krainischen Sparcasse, deren wohlthatiges Wirken wir schon oben ent- sprechend gewiirdigt haben. Zum Die Beziehungen zum slovenischen Turnvereine «Sokol», slovenischen ° Turnvereine durch die Benutzung der gemeinsamen Turnhalle hochstens auf einen geschaftlichen Verkehr beschrankt, haben mit dem Aufhoren jener Benutzung auch aufgehort. Auswartige Der Laibacher deutsche Turnverein ist seit 1888 Mitglied der Vlitgliedschaften. ... Gesellschaft vom «rothen Kreuze>, bezw. des patriotischen Hilfs- vereines fur Krain, Mitglied des deutschen und osterreichischen 1 Kurz vor Veroffentlichung des Berichtes erfahren wir, dass der Allgemeine deutsche Turnverein in Graz wieder in den Gauverband eingetreten sei. 18 Alpenvereines Section Krain (seit 1896), Jahresmitglied des Richard Wagner-Vereines (seit 1885), des (deutschen) Theatervereines in Laibach (seit 1892). Er gehort ferner noch an dem allgemeinen deutschen Sprachvereine (seit 1887), den deutschen Schutz- und Hilfs- vereinen, und zwar als Griindungsmitglied der Manner-Ortsgruppe Laibach (seit 1880), der Frauen-Ortsgruppe Laibach des deutschen Schulvereines (seit 1885) und der Ortsgruppe Neumarktl (seit 1885), der Bundesgruppe Laibach des Bbhmerwaldbundes (seit 1886), der Ortsgruppe des Vereines «Siidmark» (seit 1892) und dem alldeutschen Verbande (seit 1895). Seit dem unvergesslich schbnen Feste des 30jahrigen Be- standes unseres Vereines am 11. und 12. November des Jahres 1893, das wie ein zweiter Markstein in der Geschichte des Vereines dasteht, hat der Verein, wie man sieht, an Ausdehnung und Kraft zugenommen und eine Reihe von Leistungen hervorgebracht, die, wie schon in den Berichten der friiheren Jahrzehnte betont, nur bei dem «erhbhten Pflichtgefuhl« mbglich waren, vvelches den Einzelnen und die Gesammtheit der Mitglieder beseelt; die Zeiten sind nicht darnach angethan, dasselbe erlahmen zu lassen und noch weniger ist dies zu besorgen, je mehr es sich nahrt aus der Quelle des unerschiitterlichen Glaubens an unser deutsches Volksthum. Die ehrenvollen Uberlieferungen legen den Genossen desto zwingendere Pflichten auf, und so wird denn der Verein tapfer und treu seiner Losung: iAlle Stund aufrechtb das vierte Jahrzehnt vollenden, ehrhaft und wehrhaft, zu Schutz und Trutz fiir deutsche Ehre und fiir deutsches Recht. s* Riickblick und Schluss. 19 An ha n g I. Aus den Jahrbiichern des Vereines. (1893 bis 1898.) 1 Gedenktage. 1893. 2 11. und 12. November. Grundungsfest. Feier des SOjahrigen Bestandes des Vereines. Der Verein begriiBt 75 Gaste von auswarts als Ab- ordnungen von zehn Vereinen. Am Vorabende (11. November) BegrtiBungskneipe in der Glashalle des Casinos unter Mitwirkung der Sangerrunde. Sprechwart Arthur Mahr uberreicht dem Herrn Alois Dzimski, dem verdienten Sackehvarte des Vereines, ein Ehren- geschenk. — Sonntag den 12. November, vormittags 10 Uhr, eroffnet der Sprechwart die Festfeier in der Turnhalle, vvorauf das Schauturnen unter der Leitung des Turnwartes Franz Meisetz beginnt: Freiiibungen mit Štaben, Gerathiibungen an Pferd und Reck; Kiir- tibungen am Reck, von der Gasteriege des Turnvereines *Mahr Ferdinand » Mayer Emerich » *Muhleisen Arthur » *Dr. Pfefferer Anton > *Samassa Albert d. A, » *Dr. Schaffer Adolf II. Ehren=MitgIieder. 1. Dr. Emil Ritter v. Stockl, k. k. Regierungsrath, 1 2 ernannt in der Hauptversammlung am 22. Janner 1883. 2. Alois Cantoni, Hausbesitzer, 3 ernannt in der Hauptversammlung am 17. November 1883. 3. Karl Ruting, Buchdruckereileiter, ernannt in der Hauptversammlung am 17. November 1883. 4. Dr. J. J. Binder, k. k. Realschulprofessor, ernannt in der Hauptversammlung am 9. Janner 1892. 5. Albert Samassa d. A., k. u. k. Hof-GlockengieGer, ernannt in der Hauptversammlung am 11. Janner 1896. 1 Gestorben in Laibach am 3. April 1885. 2 Gestorben in Laibach am 14. Juli 1894. 37 III. Zusammensetzung des Turnrathes in den Jahren 1863 und 1898. 1863. Sprechwart: Dr. Emil Ritter v. Stockl (f), Director der Landes- W ohlthatigkeitsanstalten. Sprechwart-Stellvertreter: Wilhelm Ritter v. Fritsch (f), k. k. Berg- commissar. Turnwart: Hermann Beltelheim, Ingenieur (zugleich Vorturner). Turnwart-Stellvertreter: Karl Laiblin, Handelsbuchhalter (zugleich Vorturner). Sackehvart: Gustav Stedry, Handelsmann. Sackelwart - Stellvertreter: Camillo Baumgartner, Handelsgesell- schafter. Schriftwart: Julius Ledenig, k. k. Landesgerichts-Auscultant. Schriftwart-Stellvertreter : Dr. Adolf Schaffer, Advocaturs-Concipient Zeugwart: Albert Samassa, GlockengieBer. 1898. Sprechwart: Arthur Mahr, Director der Handels-Lehranstalt, Besitzer des goldenen Verdienstkreuzes mit der Krone. Sprechwart-Stellvertreter: Dr. Josef Julhts Binder, k. k. Realschul- professor. Turnwart: Franz Meisetz, Goldschmied. Turnwart-Stellvertreter: Josef Reitz, Fabriksbeamter. Sackelwart: .Alois D zimski, Official der krainischen Sparcasse. Sackelwart-Stellvertreter: Josef Philipp Uhl, Lehrer ap der deutschen Volksschule des Schulvereines. Schriftwart: Josef Rbger, Assistent der krainischen Sparcasse. Schriftwart-Stellvertreter: Anton Patz, Bankbeamter. Erster Kneipwart (zugleich Sangvvart): Victor Ranth, Handelsmann. Zweiter Kneipwart: Johann Somnitz, Uhrmacher. Zeugwart: Ludtvig Binder, Uhrmacher. 1 1 Ubersiedelte schon am Anfange des Jahres in seine Heimat nach Mediasch in Siebenburgen. 38 Vorturner: 1 *y. Ph. Uhl? Volksschullehrer, ernannt 5. November 1886, *Franz Meisetz, Goldschmiedmeister, ernannt 13. November 1888, Dr. J. J. Binder, 3 k. k. Professor, ernannt 22. Marž 1889, Anton Patz, Bankbeamter, ernannt 26. October 1890, Anton fetschminek, Kaufmann, ernannt 19. December 1891, *Josef Reitz, Fabriksbeamter, ernannt 18. Juni 1889, *Josef Roger? Beamter der krain. Sparcasse, ernannt 15. Janner 1892, *Josef Pehani, Beamter, ernannt 15. Janner 1892, Josef Michelitsch, Kaufmann, ernannt 20. Janner 1892, Theodor Kom, Werkmeister, ernannt 24. Februar 1894, Valentin Cerar, Schriftsetzer, ernannt 16. December 1894, Josef Paulitschek, Corrector, ernannt 16. December 1894, Anton Achtschin, Schlosser, ernannt 25. September 1896, Wilhelm Fischinger, Maler, ernannt 17. October 1898. V. Turnlehrer wahrend der Jahre 1863 bis 1898. Hermann Bettelheim und Karl Laiblin als Turnwarte vom October 1863 bis November 1864. Ernst v. Bockelberg (Lieutenant im Ruhestande, Turnlehrer) vom November 1864 bis Juli 1865. Hermann Bettelheim und Karl Laiblin als Turnwarte vom Juli 1865 bis November 1865. Gustav Lefeber (aus Berlin, gepriifter Turnlehrer) vom 1. Novem¬ ber 1865 bis Mai 1866. Karl v. Rhein (aus Arnstadt in Thiiringen, Schriftsetzer) vom 20. September 1867 bis 13. Janner 1869. Valentin Schafer (aus F'rankenberg in Sachsen, gepriifter Turn¬ lehrer) vom 3. November 1869 bis 24. December 1873. Karl Guilielmo (aus Landshut in Baiern) vom 24. December 1873 bis Marž 1874. Unterbrechung der turnerischen Thatigkeit von Marž 1874 bis September 1875. Julius Schmidt (k. k. Turnlehrer) vom September 1875 bis Octo¬ ber 1886. Josef Pock (Geschaftsfiihrer bei C. Tambornino) als Turnwart bis zu seinem am 15. Marž 1887 erfolgten Tode. Wilhelm Gettivert (Volksschullehrer) als Turnwart seit Janner 1888. Franz Meisetz (Goldschmiedmeister) als Turnwart seit Janner 1891. 1 Die mit * Bezeichneten sind zugleich Angehorige der Gauvorturnerschaft. 2 Leiter der «Alten-Herrenriege» I. 3 Leiter der «Alten-Herrenriege» II. 39 VI. Mitglieder des Turnrathes in den Jahren 1863 bis 1898 VII. Mitgliederstand und Turnbetrieb von 1863 bis 1898 1 Bei der Griindung begann der Verein mit emer Mitghederzahl von 75 , die folgenden A"gaben beziehen sich auf den Mitgliederstand am Schlusse der angefuhrten Jahre. — Vom Jahre 1866 und 1867 fehlt jede amtliche Aufzeichnung liber den lurnbesuch der Vereinsmitgheder. Die Alte Herrenriege bestand mit vielen Unterbrechungen bis 1864, dann 1875 und 1877; die Versuche, sie »ieder ins Leben zu rnfen, waren vergeblich, bis es endlich im Jahre >884 gelang Sle auf d.e Dauer zu begrundmi - • Mit Abgang des Turnlehrers Sehafcr hbrte der schon fruher schwache 1 urnbesuch fast ganz auf und wurde Su/unregelmaBig geiibt, daher fehlen auch Aufamchnungen daj-uber - Das Zoglingsturnen fand von diesem Jahre an nur mehr einmal in der Woche statt. Das Zbglings"umen kommt wieder in Aufnahme, nacbdem d.e lobi Sparcasse-Dtrect.on im Linvernehmen mit dem Herrn Realschuldirector Dr. R. Junouicu, der dem Ansuchen des Vermnes in freundlichster Weise entgegenkam die Turnhalle in den Nachmittagsstunden der Sonn- und Feiertage zur Ver- fiigung stehte. — ’ In diesem Jahre bestand auch eine Fechtriege die an dieser Stelje in Ein- rechnung kam. - • Die Fechtriege hort wieder auf - ’ Infolge des Erdbebens bheb die Turnhalle liintrtarp 7eit aufier Benutzung — 10 Die Fechtriege kommt wieder in Aufnahme. — 11 Der Ruckgang erkfart rich daraus, dass infolge des Erdbebens vom 15. Juli 1897 neuerliche Herstellungen in der Turnhalle nothvvendig wurden, welche zwei Monate Zeit in Anspruch nahmen. — Die Turnhalle stand wegen den EinfUhrungsarbeiten fiir die elektr. Beleuchtung durch vier Wochen mcht zur Verfugung. 43 VIII. Ein= und Ausgaben von 1863 bis 1898. V ermogensaus weis 1 Seit dem Jahre 1890 werden auch alle Eingange und Ausgaben der bffentlichen Ver- anstaltungen in die Rechnung eingestellt, ebenso die Ertragnisse des Kneipsackels als gewohn- liche Einnahmen behandelt. 2 Diese hohe Summe enthalt auch das Ergebnis der Sammlungen unter den Turnvereinen zu Gunsten der durch das Erdbeben Geschadigten in Laibach. 3 Die grofien Ausgaben erklaren sich aus den Neuanschaffungen fiir die nach dem Erd¬ beben vorgenommene Erweiterung des Ankleideraumes der Turnhalle und Einrichtung des Fechtzeuges. 44 IX. Veranstaltungen und Sammlungen des Vereines zu wohlthatigen Zwecken. 1 1863, November. Eine Sammlung, veranstaltet zu Gunsten von verarmten Biirgern. Ertrag. 37 fl. — kr. 1864, Marž. Ertrag des von Turnem im Vereine mit Sangern und Schiitzen zum Besten der Gablenz-Stiftung veranstalteten Kranzchens (6. Marž genannten Jahres). Ertrag.126 fl. — kr. 1865, November. Eine Sammlung unter den Turnem zur Unterstiitzung verarmter Burger. Ertrag. 14 fl. — kr. 1866, Hilfeleistung und Kosten derselben bei der Beforderung der Ver- wundeten osterreichischer Krieger von den Schlachtfeldern in Italien. 1870, August. Sammlung innerhalb der Turnerschaft fiir die venvundeten Krieger des deutschen Heeres im deutsch-franzosischen Kriege 1870. Ergebnis abgesandt an den patriotischen Hilfsverein der alten Bundes- stadt Mainz.100 fl. — kr. 1876, 27. Mai. Offentliche Unterhaltung im Vereine mit der philhar- monischen Gesellschaft, veranstaltet zum Besten der durch die Uber- schwemmung des Laibacher Moores Geschadigten. Ertrag 252 fl. 38 kr. 1876, 25. Juni. Ergebnis einer zu Gunsten der Gemeindeschule in Sagor anlasslich einer Turnfahrt veranstalteten Unterhaltung 40 fl. —. kr. 1876, 15. August. Ertrag einer zu Gunsten der durch den Brand verun- gltickten Bevvohner von Loitsch vom Vereine im Casinogarten ver¬ anstalteten Abendunterhaltung.641 fl. 48 kr. 1877, 3. Mai. Unterhaltung im Casino, veranstaltet zu Gunsten der durch den Brand geschadigten Bewohner von Waitsch. Ertrag 73 fl. 40 kr. 1878, September. KapselschieCen, veranstaltet zum Vortheile der hinter- bliebenen Familien der Reservisten der Occupationsarmee in Bosnien und Herzegowina. 59 fl. — kr. 1879, September. Schauturnen, veranstaltet gemeinsam mit dem Cillier Turnverein im Markte Ttiffer. Das Ertragnis floss zur Halfte der Feuenvehr in Ttiffer, zur Halfte dem Schulpfennig zu. 1883, 20. Janner. Sammlung, veranstaltet anlasslich der Hauptversammlung zu Gunsten der durch die Uberschwemmung in Tirol und Karaten Beschadigten. Ertrag . 15 fl. —-kr. 1887, 22. Februar. Veranstaltung eines Familienabends in den Raumen der alten SchieCstatte zu Gunsten der durch den Theaterbrand ge¬ schadigten Schauspieler. Ertrag. 269 fl. 11 kr. 1 Die Sammlungen und Veranstaltungen zum Besten unseres Volksthums oder zur Forderung der Turnsache werden, da sie im Bereiche der naturgemaCen Auf- gaben des Vereines liegen, nicht besonders erwahnt. 45 1887, 2. Juli. Veranstaltung eines Sommerfestes im Casinogarten zum Besten der durch den Hagelschlag Geschadigten von Innerkrain. Ertrag. 46 fl. 80 kr. 1888, 14. Februar. Familienabend, veranstaltet zum Besten der durch die Blatternseuche d. J. schwer betroffenen armeren Stadtbewohner. Reinertrag.100 fl. — kr. 1888, 25. November. Familienabend zu Gunsten des Vereines vom rothen Kreuze mit einem Ertrag von.10 fl. — kr. 1889, 20. Februar. Fiir die Abbrandler von Log in Gottschee 5 fl. —• kr. 1891, 19. September. Fiir die durch Uberschtvemmung in Oberkrain be¬ troffenen Landleute. 10 fl. — kr. 1895. Sammlung fiir die durch das Erdbeben Geschadigten unter den deutschen Turnvereinen. 3982 fl. 52 kr. X. Besitzstand des Vereines (am 31. December 1898). a) Vermogen: 1. ) Angelegter Barschatz. 3485 fl. 40 kr. 2. ) Wertpapiere (100 fl. Notenrente, 60 er Los, Rudolfslos, Rumburger Schuldverschreibung) . 306 » 05 » 3. ) Barvorrath (Stand des Sackels). 19 » 96 » b) Unbevuegliches Eigenthmn: Das Anastasius Griin-Denkmal (an der Ecke der Herrengasse und des Valvasorplatzes [Deutschen 1’latzesJ). Nach dem Entivurfe des Architekten Herrn Julins Schmidt (derzeit in Pest) ausgefuhrt von den Herren Baumeister G. Faleschini und Stein- metzmeister Peter Thomann, besteht das Denkmal in einer 6’5 m hohen, 2’6 m breiten, mit Fliigelsaulen begrenzten Mauer, welche die aus Karst- Marmor in edler Renaissance hergestellte machtige Tafel tragt; in diese sind das iiberlebensgroBe Rundbild des Kopfes des Dichters und der dasselbe umgebende Eichen- und Lorbeerkranz (beides modelliert von J. M. Konti, Schiller Kundmanns in Wien, und gegossen von der Erz- gieCerei J. C. Hernick in VVien) eingelassen. Die Aufschrift lautet: «MDCCCLXXXVI Der Laibacher deutsche Turnverein | Dem Andenken an den deutschen Dichter.« Nun folgt unter dem Rundbild in Bronze- buchstaben: »Anastasius Griin | Ant. Alex. Graf v. Auersperg.« Dann in Stein gegraben: «Geb. hier im Hanse der D. R. O. Commende am 10. April 1806, gest, in Graz am 12. September 1876.« Ein stilvolles Eisengitter, 1 • 5 m hoch (hergestellt und gespendet von der EisengieBerei G. Tonnies in Laibach), schlieCt den Unterbau des Denkmals gegen die 46 Strahe ab. — Das Denkmal ist auf Kosten des Vereines im Friihling 1893 sorgfaltig gereinigt, die umgebende VVandflache mit Olanstrich versehen worden. Die aufgesetzten stilisierten Schalen aus Thon sind nun auch ersetzt durch solche aus Istrianer Marmor, eine Spende des Herrn Peter Thomann (f). c) Fahrnisse: 1. Ehrenschatz des Vereines. 1. ) Die alte Vereinsfahne, im Dienste 1863 bis 1869. 1 2 2. ) Die neue Vereinsfahne sammt Tragriemen und schwergestickter Scharpe ftir den Fahnenjunker, im Dienste seit 1869. 3. ) Fahnenbander (7 schwere, 10 leichte). 4. ) Standarte fiir die Sangerrunde, eine Spende deutscher Frauen und Madchen von Laibach 1891 (Standartenbander 3). 5. ) Trinkhorn mit Silberbeschlag, gespendet 1866 von Herrn Hans Janesch d. A., Lederfabrikant. 6. ) Trinkhorn mit Silberbeschlag sammt Deckel, gespendet 21. No¬ vember 1885 von Fraulein Lina Galle. 7. ) Willkommbecher (Steingut), gespendet 1886 von Herrn August Drelse, Thonwaren-Fabrikant. 8. ) Ehrenhumpen aus Glas, gespendet von der Glasfabriksleitung in Sagor 1887. 9. ) Olgemalde im Rahmen 3 (Jahnbild), gemalt und gespendet von Herrn Adolf Eberl 1877. 10. ) Olgemalde im Rahmen 3 (Uhland, lebensgroB), gemalt und gespendet anlasslich der Uhlandfeier von Herrn Heinrich Wettach, aka- demischem Maler aus Wien, 1887. 11. ) Lichtbild (91 : 124 cm), Ansicht der Marcuskirche, gespendet vom Municifium von Venedig 1875. 12. ), Tondruckbild in Glas und Rahmen (Jahnbild). 13. ) Lichtbild in kostbar geschnitztem Rahmen (Gruppenbild der Laibacher Turnerschaft 1883). 14. ) Schulvereinsbild in geschnitztem Rahmen. 15. ) Rundbild in Gips (Anastasius Griin), gespendet vom Bildhauer J. M. Konti in Wien. 16. ) Tischaufsatz aus weiBem Tragant (dem Erzherzog Johann-Denk- mal in Graz nachgebildet), Geschenk der Herren Rudolf Kirbisch und Anton Luckmann 1885. 1 Um die Aufbringung der Mittel hiefiir hat sich besonders Herr Anton Koceli verdient gemacht. 2 Der Rahmen gespendet vom Tischlermeister Herrn Vincem Hansel. 8 Der Rahmen gespendet vom Tischlermeister Herrn Karl Binder. 47 17. ) Gipsbiiste (Jahn) mit Standsaule aus gebrauntem Alabaster, gespendet vom Gastwirt Herrn Rudolf Kbnig 1886. 18. ) Lichtbild (I. Pentathlon des Ersten Wiener Turnvereines), ge¬ spendet von der Kneipverbindung i-Friesen* des Ersten Wiener Turn¬ vereines 1887. 19. ) Drei Gedenkmiinzen: a) steierisches Sangerbundesfest in Graz 1888, b) deutsches Sangerbundesfest in Wien 1890, c) deutsches Sangerbundesfest in Stuttgart 1896. 20. ) 10 Stiick Bierzipfe (schwarz-roth-gold, mit Silberbeschlag), ge¬ spendet vom Gastvvirt Herrn Rudolf Konig 1886. 21. ) Ehrenhurapen aus Zink, gespendet anlasslich der Feier des 25jahrigen Bestandes des Vereines von den zehn Griindungsmitgliedern, welche durch 25 Jahre ununterbrochen dem Verein angehdren, und zwar den Herren Alois Cantoni (f), Dr. Friedrich Keesbacher, Alois Kraschovitz, Josef Vincenz Krisfer, Michael Kastner (f), Karl Luckmann, Arthur Milhl- eisen, Ferdinand Mahr, Albert Samassa und Dr. Adolf Schaffer 1888. 22. ) Ehrenhurapen aus Chinasilber, gespendet vom Turnverein in Marburg 1893. 23. ) Willkommhumpen aus Glas, gespendet vom Turnverein in Klagenfurt 1893. 24. ) Miinchener Bierkrug zur Erinnerung an das VII. deutsche Turnfest in Miinchen, gespendet von den Herren Dr. J. f. Binder und Wilhelm Gettivert 1889. 25. ) Notenpult (reich geschnitzt), gespendet der Sangerrunde von einem Ungenannten 1889. 26. ) Lichtbild der Vorturnerschaft, gespendet von dieser 1889. 27. ) Bildnis Jahns in Lichtdruck, sammt Holzrahmen, gespendet von Herrn Wilhelm Gettivert 1890 (in der Turnhalle). 28. ) Farbendruckbilder in Rahmen («Wacht an der Donau« und «Wacht ara Rhein»), gespendet von Herrn Dr. J. J. Binder 1890. 29. ) Wanduhr, gespendet von Herrn Gustav Fischer 1891. 30. ) Vereins-Stammbuch ftir Lichtbilder, zwei Bande gespendet von Dr. B. 1888 und 1891, ein Band gespendet von V. Gerber 1892. 31. ) Stander (geschnitzt) zur Standarte, gespendet von den Frauen Antonie Gratzy und Anna Knafitsch 1891. 32. ) Olgemalde im Rahmen (Komer, lebensgrof), gemalt und ge¬ spendet von Herrn Hans Klein 1891. 33. ) Zeichnung (Bismarck), gezeichnet und gespendet von Herrn Hans Klein 1891. 34. ) Zwei Lichtbildaufnahmen der Sangerrunde 1 (durch Ankauf). 1 Gespendet von Turnem und Freunden des Turnvereines Weihnacht 1887. 48 35. ) Lichtbild der Kneipverbindung «Friesen» (Geschenk derselben). 36. ) Lichtbild der Zbglingsriege (Geschenk des Dr. B\ 37). Lichtbild der Vorturnerschaft von 1891 (Geschenk derselben). 38. ) Lichtbild des Rathhausplatzes von Marburg (Geschenk). 39. ) Lichtbild des Rathhausplatzes von Knittelfeld (Spende des Dr. Bi). 40. ) Lichtbild vom Schauturnen in Knittelfeld (Spende des Dr. B.). 41. ) Lichtdruckbild des Pettauer Manner-Gesangvereines (Spende desselben). 42. ) Lichtdruckbild, gespendet von den Marburger Sangern Koss und Weidacher. 43. ) Ehrenurkunde zum XXV. Griindungsfest, gewidmet vom Turn- verein in Marburg. 44. ) Acht Spruchtafeln aus Ahorn mit Spriichen in Brandstiftarbeit, gespendet von Frau Antonie Gratzy am 4. November 1893. 45. ) Lichtbild der Stadt Villach (GroBfolio) im Rahmen, gespendet vom Manner-Turnverein in Villach. 46. ) Lichtbild der Vorturnerschaft des Turnvereines «Eintracht» in Triest. 47. ) Ein reich in Holz geschnitztes groBes IVappenschild des Turn¬ vereines, gespendet von Frau Antonie Gratzy am 31. December 1893. 48. ) Olgemalde «Hans Sachs*, gespendet vom Maler Hans Klein 1895. 49. ) Bildstockel des Anastasius Griin - Denkmales in Laibach, ge¬ spendet vom Laibacher Bicycle-Club 1896. 50. ) Lichtbild, das Turnfest in St. Veit an der Glan, gespendet vom Turnverein in St. Veit an der Glan 1896. 51. ) Umrahmungen und Kasten fiir die Spruchtafeln (siehe 44), gespendet von Frau Antonie Gratzy 1896. 52. ) Lichtbild des Niederwald-Denkmales in schwerem Holzrahmen, gespendet von den Herren Dr. Binder und Victor Ranih 1896. 53. ) Lichtbild, die Gruppe der Sangerrunde des Laibacher deutschen Turnvereines, gespendet vom Herrn Victor Ranth 1896. 54. ) Lichtbild im Rahmen, die Musterriege am Reck beim Gauturnen in St. Veit an der Glan, gevvidmet von der Vorturnerschaft des Vereines. 55. ) Zwei Sammelmappen fiir Ansichtskarten, gespendet von den Herren Dr. Binder und Philipp Zech 1897. 56. ) und 57.) Eine hblzerne Feldflasche, ein Thonbecher (sieben- biirgisch) gespendet vom Fabriks-Director Dittrich 1897. 58.) Ein Bildnis Schuberts im Rahmen, gespendet von Herrn Victor Ranth 1897. 59) und 60.) Zwei Tondruckbilder (GroBfolio), (Jahn und Friesen, je in schiverem Rahmen) 1 gespendet von Dr. B. 1896. 1 Im Ankleideraum der Turnhalle. 49 2. Turngerathe. a) Eigenthum des Vereines: 1 tragbares Spannreck sammt Kiste, 1 eiserner und 1 holzerner Barren, 1 Pferd mit Pauschen, 1 Bock, 1 Sprungtisch mit Lederiiberzug, 2 Eisenringe mit Lederiiberzug, 1 Schivebereck, 2 Schwebebalken, 1 Sprungleine, 4 Sprungstabe, 50 Ketilen aus Holz (Geschenk des Dr. B.~) 48 kleine Hanteln, 34 Eisenstabe zu je 1 m Lange (hiezu 1 Kasten), 10 Eisenstabe zu je 1’20 m Lange, 10 Hanteln (je 1 Stiick zu 50, 37, 24 und 16 kg, je 2 Stiick zu 25, 10 und 8 kg), 2 Paar Steine zutn StoBen (16 und l? 1 ^ kg), 1 25 kg-Getvicht, 1 Schleuderball, 1 FuBball, 1 Seil, 1 Messtange (6 m), 1 Leiter, hoch 5 m, 4 Sicherheitsschellen aus Leder. b) Gemeinsam mit der k. k. Ober-Realschule: 2 Ledermatratzen, 2 Cocosmatten, 1 eisernes und 1 holzernes Sprunggestell, 2 Laufbretter, 4 Sprungstander, 2 verstellbare Schiebleitern, 1 Klettergeriist (bestehend aus 14 Kletterstangen und 2 aufrechten Leitern), 6 kleine Sprungbretter, 4 Ringe, 4 Pferdpauschen, 1 Klettertau und 1 Rundlauf. 3. Fechtgerathe. 3 Rapiere, 7 Sabelklingen mit Korb, 3 Sabelklingen ohne Korb, 16 Handschuhe, 10 Gesichtsmasken mit Wulst, 2 Gesichtsmasken ohne Wulst, 8 Brustschiitzer, 9 Armschienen und 1 Fechtzeugkiste. 4. Einrichtungsstiicke. a) In der Turnhalle (Ankleideraum und Halle): 4 Fachkasten mit 63 Abtheilungen, 2 groBe Kleiderschranke, 2 Legekasten, 3 Wandkleiderrechen, 2 freistehende Kleiderrechen, 1 langer und 1 kleiner Tisch, 12 Sessel, 2 Holzbanke, 7 Vorhange, 2 Vorhange aus Flanell, 4 eiserne Vorhangstangen, 1 Wachsleinwand, 2 Regenschirmstander, 1 Rahmen mit der Gerathe-Ordnung, 1 Schltissel- tafel, 3 Merktafeln, 1 Wandspiegel, 12 Handtiicher, 2 Haarkamme, 2 Kleiderbiirsten, 2 Kopfbiirsten, 1 Gestell fur die schweren Hanteln, 1 Wandschrank fur die Ketilen, 1 Wandschrank fur Štabe und Hanteln, 1 Zeitungshalter, 2 Steinkohlenbehalter, 2 Spucknapfe, 2 Seifenbehalter, 3 hblzerne Schuhstreifer, 2 Cocos-Thiirvorleger, 5 Stiefelzieher, 1 Liter- flasche, 4 Trinkglaser, 2 Ziindholzstander und 1 Tassenbrett. b) Im Jahnzimmer: 1 Biicherkasten mit Glasthiiren, 2 kleine Kastchen, 2 Paar schwere Pliischvorhange und 2 Zeitungshalter. 50 5. Kneipfahrnisse fiir Zwecke der Kneipe und offentlicher V er anstaltungen. 1. ) Kneipbibeln (60 Stiick). 1 2. ) Vortragsbiicher (9 Bande, 32 Hefte). 3. ) Notenvorrath 2 3 * * * * der Sangerrunde: Einzellieder fiir den Viergesang: 122 Quartette, 12 Bande Regensburger Liederkranz (3 fiir Quartettstimmen sammt Partitur), Karntnerlieder (Koschat-Album, 1 Band), Partituren (8 Bande). — Chorlieder: 199 Partituren und je 50 bis 60 Stimmen. — Instrumentalmusik: 7 Nummern verschiedener Stiicke Streichquartette (1 Band), Quintette (1 Band), 15 Musikstiicke verschiedener Besetzung. 4. ) Kleidungsstiicke fiir Vortragszwecke und Schauspielvorstellungen. 5. ) Ausschmiickungsgegenstande: 16 Flaggen sammt Stocken, 60 Fahnen, 43 Wappenschilder, an 100 m Zeugstoffe. 6. ) Gerathe und Einrichtungsstiicke: 1 poliertes Notenpult, 1 Kneip- kasten, 1 Fragekasten, gewidmet von den Turnem Briider Tschinkel Marž 1876, 6 Bocke fiir die Biihne sammt 18 dazu gehorigen Pfosten, 1 Rednerbiihne, 2 Aufstiegtreppen, 1 Obelisk aus Holz mit Marmoranstrich, 1 Tischglocke in schoner Ausfiihrung, gevvidmet vom Turner Herrn K. Schtvab 1885, 1 groBe Schalenglocke, gespendet von A. Samassa 1890, 1 Vervielfaltiger fiir Schriften, geschenkt von Dr. J. Waldherr. 7. ) Ein Concertfliigel (Bosendorfer), angekauft 1892. 6. Biicherei. 8 Abtheilung A. Turnerische Zeitschriften und Festschriften: 51 Bande. Abtheilung B. Turnerische Werke: 66 Bande. Abtheilung C. Verschiedene Werke vvissenschaftlichen und unter- haltenden Inhaltes: 160 Bande. — Jahresberichte und andere Mit- theilungen verschiedener Vereine. 1 Dieselben sind auch bei anderen Turnvereinen eingefiihrt, welche sie aus dem Verlage des Turnvereines beziehen. 2 Die Verwaltung fiihrte Turner Georg Hentschel seit 1888; nach seinem Ab- gange 1891 iibernahmen sie die Turner Josef Pehani und Josef Leeb, an dessen Stelle Max Andretto und zuletzt Josef Eberle. 3 Die Verwaltung fiihrte Turner Oskar Geissler seit der Griindung 1887. Nachdem derselbe von Laibach 1888 geschieden war (f 1896 in Stuttgart), iibernahm Turner Ph. Zech (d. z. in Graz) die Verwaltung, hierauf Friedrich Stark. Von 1892 an fiihrten sie die Turner Ernst Matthes und Valentin Cerar, von 1895 bis 1898 Vorturner Anton Patz und 1898 iibernahm sie wieder Vorturner Valentin Cerar, der sie heute fiihrt.