Katholische mittionszeiftchritf, ßerausgegeben vom UliHionshaus 6raz, Paulusforgatte 10, Steiermark. Redigiert von P. ßeinridt Woimhaas F. 8. C. Preis ganzjährig 10.000 K - 1 R.-illk. -Sh.- 8000 u. K - 8 ff*. K - 20 Di. - 2 Fr. Der Heilige Vater Pius X. has der Redaktion, den Hbonnenten und Wohltätern den Hpoitoiiichen Segen erteilt. Für Wohltäter werden wöchentlich zwei heilige Metten gelesen. Mit Empfehlung der hochwürdigiten Oberhirlen von Mixen, Brünn, ßraz, keitmeriS, hinz, Oimütz, Marburg, Crienf, Crieff und Wien. Best 5 und 6. mai~3uni 1924. XXVII. Jahrgang. Unter neues Baus in Graz, Es wäre töricht, in das allgemeine Gejammer über die „schlechten Zeiten" mit ein= znstimmen. Klagen und Zagen Haben selten etwas besser gemacht. Doch verkennen wir die Schwierigkeiten nicht, die in den wenigen Worten enthalten sind: neue Kongregation, neue Mission, neue Häuser -— in solchen Zeiten. Unsere Losung kann indes nur lauten: „Gott will es!" — also voran! Lange schon hatten wir gehofft, in der Stadt Graz uns niederlassen zn können. Die Nachwirkungen des Krieges auf die Wohnungsverhältnisse ließen jedoch unsere darauf hinzielenden Bestrebungen stets ins Leere münden. Da öffnete der liebe Gott in seiner Weise einen Weg. Die Genossenschaft der Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul besaß ein Haus am Grazer Paulustor neben dem Paulnsspital. Die Verlegung dieses Spitals in das neue Allgemeine Landeskrankenhans nahm dem Hause seinen Zweck für die Schwestern. Wenn auch so manche liebe und heilige Erinnerung das Gebäude den frommen Schwestern überaus teuer machte, so fanden sie doch einen Trost darin, daß es nicht in weltliche Hände kam und vielleicht zu profanen Dingen herhalten mußte. Die ewige Lampe, die seit der Gründung dieses Hauses vor dem Allerheiligsten in der stimmungsvollen Hauskapelle brannte, durfte ungestört weiterflammen. Der Ort, wo im Laufe von achtzig Jahren so manches Menschenherz Trost, Mut und Kraft gefunden, kam nicht in die Gefahr der Entweihung. Wir benutzten die günstige Gelegenheit und erwarben das Hans käuflich. Es liegt im Mittelpunkt der Stadt am Fuße des Schloßberges unweit der Universität. Wir konnten in dieses Hans einziehen wie in bekannte Räume; reine Klosterluft wehte uns entgegen. Schon die große, trauliche Hanskapelle, gleich links vom Eingang, zwang uns das Geständnis ab: „Daheim." Selbstverständlich hat auch dieses Haus in seinen acht Jahrzehnten gar manches miterlebt. Vielleicht werden seine Steine einmal am großen Abrechnungstage laut verkünden, welche Wunder heroischer Nächstenliebe sie geschaut und von wie vielen Heldentaten persönlicher Opfer sie Zeugen gewesen. Der Grundstein soll uns aber etwas Geschichtliches jetzt schon erzählen. Er wurde am 27. August 1841 in überaus feierlicher Weise gelegt. Kaiser Ferdinand I. und Kaiserin Maria Anna von Österreich verherrlichten das Fest durch ihre Gegenwart und unterschrieben eigenhändig die Urkunde. Am 19. Juli 1842 weihte der Diözesanbischof die neue Kapelle ein. Das Altarbild stellt den hl. Vinzenz von Paul dar. Es ist ein Geschenk der Herzogin von Berry aus einer Künftlerwerkstätte Venedigs. Die Märzrevolution 1848 hätte sich ums Haar an dem unschuldigen Hause vergriffen. In der Nacht vom 22. auf den 23. März wurde in der Nähe geplündert. In der folgenden Nacht sollte das Schwesternhaus an die Reihe kommen. Ein Augenzeuge erzählt: „Um 10 Uhr abends hörte man einen gewaltigen Lärm, und wie ein Auswurf der Hölle wälzte sich eine tobende Menschenmenge heran. Dicht gedrängt stellte sie sich drohend dem Hause gegenüber auf und wartete ungeduldig auf das Zeichen zum Angriffe. Da erscholl eine Stimme: ,Zu den Bäckern! Vorwärts, vorwärts, zu den Bäckern!" Die tausendköpfige Menge schrie es nach und zog wie toll durch das Paulustor, um die in der Nähe befindlichen Bäckerläden zu plündern." Das Haus ist ungefähr 35 Meter lang und 18 Meter breit. Wie der Leser aus nebenstehendem Bilde ersieht, ist es ein ansprechender, geräumiger Bau. Möge der Segen all des Guten, das in diesen Mauern bereits vollbracht wurde, dazu Beitragen, das Feuer der Missionsbegeisterung im Herzen des Volkes und seiner gottbestellten Führer zu entzünden. Die Übernahme der Präfektur hydenburg« Der hochw. P. Jpfelkofer schreibt aus Lyden-burg unterm 19. Februar 1924. Hochwürdigster P. General! Wie Sie aus der Ortschaftsangabe sehen, ist nunmehr Lydenburg besetzt, wenngleich die größere Anzahl der Unsrigen wohl bis Ende der Woche noch auf hoher See sein wird. Natürlich wünschen Sie einen Bericht, und Monsignore hat mir gleichfalls ausgetragen. Ihnen sobald als möglich zu schreiben. Ob Sie meinen Reisebericht von Mombasa aus bereits erhalten, weiß ich nicht. Die Fortsetzung desselben werde ich binnen ein oder zwei Wochen schicken. (Ist leider nicht eingetroffen und wahrscheinlich verlorengegangen. Die Redaktion.) Nunmehr den Hergang der Übernahme. Am 5. Februar kam unser Schiff im Hafen von Lourenvo Marquez an. Am 6. mittags kamen wir an den Kai, und da unser Schiff altes Eisen und mehrere tausend Tonnen Kohle einzuladen hatte, wurde Monsignore von allen Seiten gedrängt, doch von da aus die Präfektur zu übernehmen. Am Einwanderungsamt lagen alle unsere Namen seit dem 17. November vor und so hatte unsere Einreise keinerlei Schwierigkeit. Monsignore Kauczor, P. Klassert und ich bestiegen daher Sonntag abends 9 Uhr 15 Minuten den Zug und dampften im Regen dem Gebirge zu. Da hier die Züge viel bei Nacht verkehren, so sind die zweite und erste Klasse so eingerichtet, daß über dem Wagensitz noch zwei Betten aufgeklappt werden können, und für drei Schilling kann man die nötige Bettwäsche und Decken erhalten. Zu dritt hatten wir ein Kupee mit sechs Betten. Gegen 11 Uhr 30 Minuten waren wir in Komatipoort und somit an der Grenze. Einer Aufforderung: „Pässe vorweisen!" entsprachen wir durch Überreichung eines Briefes des Einwanderungsamtes. Eine Zollrevision des Gepäcks gab es weder in Sourenco Marquez noch hier, und 75 kg Gepäck ging per Mann im Gepäckswaggon frei mit. Wir befanden uns bereits im Gebiete der Präfektur Lydenburg, und in den ersten Morgenstunden des 11. Februar, also 76 Jahre nachdem die ersten Missionäre in Khartum angelangt waren, durchquerten wir unser neues Missionsgebiet. Gegen 10 Uhr waren wir in Witbank, verließen aber unser Gebiet wieder, um uns nach Johannesburg zum hochwürdigsten Bischof Cox zu begeben. Um 1 Uhr 30 Minuten hielt der Zug, und wir wurden von P. Börnke, O. M. I., einem Westfalen, empfangen. Ein Wagen brachte uns nach dem Bischofhause, wo wir von dem hochwürdigsten Herrn Bischof Cox, einem Engländer, dem Vicarius Delegatus P. Noel, einem Franzosen, und dem Obern P. Oshea, einem Irländer, auf das freundlichste empfangen 'wurden. Nach einem Imbiß und einer kurzen Ruhe begab sich Monsignore zum Herrn Bischof, um seine Papiere zu zeigen. Dann wollte Monsignore auch P. Klassert und mich gegenwärtig haben, als der Herr Bischof ihm die Verhältnisse der Präfektur auseinanderlegte. Am nächsten Morgen zelebrierten wir in der ziemlich geräumigen Kathedrale, wobei der Herr Bischof selbst dem P. Klassert ministrierte. Da Monsignore einen persönlichen Meinungsaustausch mit den einzelnen Priestern wünschte. die Gebiete der Präfektur bereist hatten, so wurde nach Pretoria telephoniert und um 5 Uhr 20 Minuten fuhren wir dahin ab. Auch hier wurden wir aufs freundlichste empfangen und die Unterredung war sehr ermutigend. Man überredete uns, gleich einen Pater in Witbank zu lassen, und sofort wurde Witbank telephonisch benachrichtigt. Um 10 Uhr 45 Minuten abends verließen wir Pretoria, passierten um 2 Uhr früh Witbank, wo P. Klaftert am Bahnhof empfangen wurde, und Monsignore und ich fuhren weiter nach Lydenburg. einige durch ihn geschickt worden, die in nicht gar langer Zeit unsere ersten Katechisten abgeben dürften. Am Montag kam ein Schwarzer, der auf irgendeine Weise nach Mariannhill gekommen war, hieher. Er ist aus einem Orte, wo wohl die erste neue Missionsstation hinkommen dürfte. Der Junge ist Katechumene und begeistert für den katholischen Glauben. Die Gegend ist eine Kaffernsiedlung, die etwa 600.000 Eingeborne haben soll. Im allgemeinen sind die Eingebornen der römischen Kirche wohlgeneigt trotz Lutheranern, Unser neues Haus in Graz. Mittwoch, den 13. Februar, kamen wir hier an; P. van Hecke, der Bürgermeister des Ortes (ein Katholik), und einige andere Katholiken waren am Bahnhof, als der Zug um 10 Uhr 20 Minuten einfuhr. Ein Privatauto brachte uns zum Pfarrhof. Die an die Priesterwohnung angebaute Kirche ist erst nach dem Kriege errichtet worden. Sie bietet ungefähr 150 Gläubigen Raum. Am Orte selbst sind 69 Katholiken. P. van Hecke tat für die Schwarzen, soviel er nur konnte, und hat eine ziemliche Anzahl an der Hand. Sogar nach Mariannhill sind bereits Kalvinisten, Anglikanern, Wesleyanern, Anabaptisten und ähnlichen Bekenntnissen, die bis jetzt unter ihnen arbeiteten. Das sind so meine Eindrücke. Monsignore verließ Lydenburg wieder am 15. abends und traf tags darauf P. Klaftert in Witbank. Heute erhielt ich eine Karte von ihm, er sei auf der Reise nach Mariannhill. Er schreibt: „Der Sonntag in Witbank war schön. Viele Leute; bei der zweiten Messe viele Schwarze. P. Berger ist nach Barberton gerufen worden mit Br. Huber." Freitag wird P. van Hecke mich verlassen, da sein Bischof ihn bereits abberufen hat. Hoffentlich wird man mich nicht zu lange allein lassen, denn ich glaube, wenn wir hier zwei Patres wären, so könnte der eine nach Osten und der andre nach Westen in die Dörfer gehen und so gewissermaßen Außenposten errichten. Doch muß erst Monsignore wieder von Mariannhill zurückkommen. Aus einer Regierungsstatistik habe ich fol- gende Zahlen entnommen: Die weiße Bevölkerung unserer Präfektur beträgt 77.466, die farbige 400.584. Die Anzahl der Katholiken ist etwa 1500, darunter vielleicht 200 Eingeborne. Bitte, beten Sie für uns und lassen Sie für uns beten, daß wir würdige Arbeiter im Weinberge des Herrn werden mögen! Berichs des Apostolischen Prcifefefen IlUgr* Dr, Kcmczor, Hochwürdigster P. General! Da Sie von der Übernahme unseres neuen Arbeitsfeldes bereits durch P. Jpfelkofer Nachricht erhalten haben, darf ich mich darauf beschränken, Ew. Hochwürden die augenblicklichen Verhältnisse unserer Mission darzulegen. Am 12. Februar traf ich mit P. Jpfelkofer in Lydenburg ein. P. van Hecke, ein alter, gemütlicher Missionär, der bisher die Distrikte Lydenburg und Barberton als Wanderseelsorger betreut hatte, erteilte uns die nötigen Auskünfte. Nach ihm befinden sich in den beiden genannten Distrikten 700 Katholiken, zerstreut unter 85.000 Heiden und Irrgläubigen. Der Distrikt Middelburg wurde bisher von einem Oblatenpater aus Pretoria von Zeit zu Zeit besucht. Angaben über die Seelenzahl habe ich nicht erhalten. Die übrigen Distrikte versah ein Redemptoristenpater von Pretoria drei-bis viermal im Jahre, auch die Dominikaner in Newcastle haben bisweilen Orte in unserem Gebiete besucht, wie Volkrust und Standerton. Der Redemptoristenpater hat mir sehr ausführliche Angaben über das von ihm bereiste Gebiet zugeschickt. Die Zahl der Katholiken im Südwesten der Präfektur beträgt nach ihm 600. In Lydenburg bat ich P. van Hecke, noch einige Tage dort zu bleiben. Ich selbst fuhr am 15. Februar nach Witbank zu P. Klassert. Am Sonntag, den 17. Februar, hielt ich in der dortigen Kirche die Predigt; es war eine ziemlich große Anzahl von Gläubigen versammelt; viele kamen zur Beichte und Kommunion. Zur zweiten Messe stellten sich auch etwa 30 Schwarze ein. Nahe bei der Kirche lassen die Dominikanerinnen eine Klosterschule bauen, die in zwei Monaten fertiggestellt sein wird. Tags darauf wurde zu unserem Schiffe nach Lourenzo-Marquez telegraphiert, daß P. Berger und Br. Huber nach Barberton gehen sollten. Ich begab mich dann nach Mariannhill, um die zu Schiff ankommenden Missionäre abzuholen. Die „Favignana" traf aber erst am 26. Februar in Durban ein. Auf der Rückfahrt besuchte ich wieder Bischof Cox in Johannisburg und sprach bei den Regierungsämtern in Pretoria vor, um Erkundigungen über Land und Eingeborne einzuziehen. Man riet mir, selbst das Land zu bereisen und zu besichtigen, um dann an die Regierung mit Vorschlägen betreffs Zuweisung von Grund für Kultuszwecke bei den Eingeborneu heranzutreten. So werde ich denn am Sabie-Fluß, wo Regierungsland unter guten Bedingungen zu haben sein soll, Umschau halten, die dortigen Katholiken und besonders die Farmer auskundschaften und sehen, ob etwas zu machen ist. So viel für diesmal über unsere Lage. Was nun die Adressen an unsere Missionäre betrifft, so wäre es am besten, alles nach Witbank, Catholic Church, Transvaal, zu senden. Von dort erhält man alles am schnellsten zugeschickt. Bankzuweisungen sind für „Catholic Mission, Lydenburg", an „The National Bank of South Africa Ltd., Lydenburg, Transvaal", zu richten. Alles ist hier unglaublich teuer, besonders Bekleidung und Baumaterialien und das Bauen selbst. Wir benötigen hier gut geschulte Handwerker jeder Gattung, besonders Baufachkundige, Das Handwerk wird von den Ein-gebornen hier sehr hoch geschätzt und ein großer Teil von ihnen erstrebt damit sein Fortkommen. So hoffe ich, daß Sie sich ein ungefähres Bild unseres Missionsgebietes und unserer Lage machen können ... Die südafrikanische Preise über die Ankunft unserer Missionare. Die katholische Presse Südafrikas brachte sofort nach der Einreise unserer Missionäre mit großen Überschriften Nachrichten über deren Ankunft. Die „Catholic News“ (Katholische Nachrichten) von Johannesburg schreiben unter dem 24. März: Die apostolische Präfektur Lydenburg. Die neuen Missionäre für Ost-Transvaal haben nun unser Gestade betreten. Am 13. März erreichte der hochwürdigste Monsignor Doktor Daniel Kauczor in Begleitung des hochw. Provinzials der Mission P. Josef Klassert und des Regionalobern von Lydenburg Pater Alois Jpfelkofer das Feld seiner neuen Wirksamkeit. An der Station wurde er empfangen von dem Hochw. P. van Hecke und einer Anzahl von Katholiken. Die Präfektur umfaßt alle politischen Distrikte Transvaals östlich der Bezirke von Pretoria und Heidelberg. Volkrust ist die südlichste Stadt. Sechs andere Patres und fünf Laienbrüder bilden mit zusammen die erste Missionstruppe der neuen Präfektur. Wir rufen ihnen ein „Herzliches Willkommen" zu in Transvaal, und es freut uns aufrichtig, daß die Katholiken in der Präfektur unter die geistliche Fürsorge dieser erfahrenen und aufopferungsvollen Missionäre zu stehen kommen. Das „Southern Cross“ (Kreuz des Südens) von Kapstadt, die Hauptzeitung der Katholiken Südafrikas, schreibt unter dem 27. Februar: Besuch des Apostolischen Präfekten in Witbank. Sonntag, den 17. Februar, war ein freudenvoller und denkwürdiger Tag für Witbank. Der Apostolische Präfekt und unser neuer Seelsorgepriester P. Klassert trafen einige Tage zuvor ein. Die erste heilige Messe wurde vom hochwürdigsten Apostolischen Präfekten gelesen, der auch eine Predigt über das Sonntagsevangelium hielt. Er sprach zu den Zuhörern auch über seine Audienz beim Heiligen Vater, der uns huldvollst seinen Apostolischen Segen sandte. Für Witbank war es gewiß eine große Versammlung, was den hochwürdigsten Herrn Präsekten und unsern neuen Pfarrer sichtlich angenehm berührte. Wir sind äußerst dankbar, nun einen ständigen Geistlichen unter uns zu haben, und wir hegen den aufrichtigen Wunsch, der hochwürdigste Apostolische Präfekt möchte Witbank als Sitz und Mittelpunkt für die Verwaltung seiner großen Präfektur wählen. Wir haben auch das Vergnügen, auf -einen andern angenehmen Besuch hinzuweisen. Die ehrwürdige Mutter Provinzialin der Missionsschwestern aus dem Dominikanerorden — das Missionsinstitut dieser Schwestern ist Schleh-dorf am Kochelsee, Bayern — war ebenfalls hier, um den neuen Bau ihrer Niederlassung zu besichtigen. Die guten Schwestern hoffen, im Juli noch einziehen zu können. Wir sind wahrhaftig glücklich in Witbank. Über die aufstrebende Stadt Witbank entnehmen wir den Briefen der Missionäre noch folgendes: Welche Bedeutung die Katholiken Südafrikas der Ankunft unserer Missionäre beilegen, kann man auch daraus ersehen, daß zum Beispiel die „Catholic News“ eine ganze Seite über Witbank schreiben. Woher der Name Witbank stammt, weiß ich im Augenblick nicht zu sagen. Wörtlich übersetzt bedeutet es Verstandesbank, Weisheitsgestade oder etwas ähnliches. Die Überschrift ist wohl einem Gedicht entnommen. Der ganze Artikel ist ein bißchen poetisch und aus dem „Tagebuch eines Priesters" geschöpft. Letzthin erhielt ich die Anweisung, schreibt ein Pater, mich nach Witbank zu begeben, um den dortigen Katholiken über Sonntag seel-sorgerlich zu Diensten zu sein. Witbank ist eine Niederlassung, die ihr Dasein der Aufdeckung von mächtigen Kohlenlagern verdankt. Die nächste katholische Mission zu Witbank ist Pretoria mit einer Entfernung von 116 Kilometer; dann kommt Lydenburg mit ungefähr 205 Kilometer. Die kleine katholische Gemeinde wurde bisher von einem Wanderseelsorger von Zeit zu Zeit besucht. An einem Samstagmorgen fuhr ich um 8 Uhr von Pretoria ab. Der Zug führte mich durch eine Gegend mit sehr dünner Bevölkerung. Die kleinen Flecken saftigen Grüns, dem An- schein nach Winterhafer, waren doch zu selten, um den unangenehmen Eindruck der dürren Flächen zu mildern. Gegen 12 Uhr konnte man vor uns eine schwere, dicke Linie dunklen Rauches ganz deutlich wahrnehmen, und 20 Minuten später fiel mein Auge auf das erquickende Bild schneeweißer Ringmauern, überspannt von warmen Strohdächern. Es sind die Wohnungen der Eingebornen, die in den Bergwerken arbeiten. Stadt und Kirche. Die Eisenbahnstation von Witbank verwaltet ein ausgedehntes Netz von Linien, dessen Anblick einen glauben machen könnte, man stehe im Knotenpunkt einer europäischen Industriestadt. Witbank scheint nur schwer von seinem Ideal früherer Zustände sich trennen zu wollen. Der Straßenbauingenieur gehört bislang noch zu den Unbekannten. Die Straßen voll dicken, schwarzen Staubes fallen dem Besucher gleich bei der Ankunft auf, und das Bild des Jndustrieplatzes wird ihm an den anscheinend planlos über das Land zerstreuten Häusern und Häuschen sofort klar. Indes, das alte Witbank verschwindet bereits, und aus seiner Asche erhebt sich eine neue und moderne Stadt. Kaufleute aus England und den Kolonien errichten neuzeitlich eingerichtete Kaufhäuser, um die wachsenden Bedürfnisse der Ansiedler befriedigen zu können. Jene schmutzigen Gesellen, die früher ihren Mitmenschen die zum Leben notwendigen Hab-seligkeiten verschafften, werden mit dem alten Witbank verschwinden, falls sie es nicht vorziehen, in völlig neuer Aufmachung ihren Beruf weiter auszuüben. Die kleine katholische Gemeinde von Witbank besitzt ein neues Kirchlein. Am 18. Dezember 1921 wurde es eröffnet und unter den Schutz der Unbefleckten Gottesmutter gestellt. Es liegt auf einem der höchsten Punkte des Ortes. Geräumig und hell, ist es ein einfaches Gebäude, das auf allen architektonischen Prunk verzichtet. Die Katholiken sind hier noch nicht zahlreich, etwa 30 Europäer und 60 Ein-geborne. Die europäische Gemeinde ist auffallend kosmopolitisch. Da sind Iren und Schotten, Engländer und Deutsche, Ungarn und Südafrikaner. Manche Katholiken machen einen Weg von 25 Kilometer, um ihren Christenpflichten genügen zu können. Von 8 Uhr an gingen die Leute zur hei- ligen Beichte, und die meisten Europäer empfingen während der zweiten Messe die heilige Kommunion. An diesem Sonntag wurden auch die Kinder zur ersten heiligen Kommunion in der neuen Kirche geführt. Um halb 11 Uhr war alles vorüber, und ich befand mich wieder allein, um einen lieblich ruhigen, friedemahnenden Sonntag zu genießen. Meine Gastgeberin. Das Hotelleben ist nicht nur zu langweilig, sondern auch zu kostspielig für den Missionär. Die Umstände zwingen ihn oft, sein eigener Koch zu sein, und frühere Erfahrungen hatten mich belehrt, daß die Kenntnis der einfachsten Grundbegriffe der Kochkunst nur von Vorteil sein kann. Mein Plan war rasch entworfen; ausgeführt wurde er jedoch nicht. Eine alte Kaffernfrau wollte mir ihre Hochachtung durch ein Geschenk bezeigen. Ein Bote kam und meldete, daß ich bei der Kirche bewirtet werden sollte. Gegen Mittag klopfte es an der Türe, und herein trat meine Wirtin, ein altes, ehrwürdiges Mütterlein. Sie brachte ein schönes Huhn, gekocht und hergerichtet zum Essen. Dazu servierte sie eine Flasche Milch, so daß ich, dank der Aufmerksamkeit dieser einfachen, guten Seele, ein herrliches Mittagessen zu mir nehmen konnte. Gegen Abend machte ich einige Schritte auf dem der Kirche gehörigen Lande und beobachtete die immer länger werdenden Schatten. Drunten in der Senkung lag das alte Witbank, das bald verschwunden sein wird. Auf beiden Seiten der Kirche erheben sich neue Häuser, einige gerade vollendet, andere im Bau begriffen. Ein großes Stück Land dort drüben gehört schon den Missionsschwestern vom hl. Dominikus. Noch kennt dieses Stück Land nur die Sprache der Einsamkeit und Stille; aber nicht lange mehr wird es dauern und eine fröhliche Kinderschar wird sich darauf tummeln im munteren Spiele, und die schweigsame Lust wird widerhallen vom herzlichen Lachen der Unschuld. Drinnen in den Klostermauern werden die weißgekleideten Töchter des hl. Dominikus ihren Rosenkranz beten und ihre Psalmen fingen. In dem kleinen Häuschen, das wie ein Schwalbennest an die Kirche sich schmiegt, wird dauernd ein Priester wohnen, und tagtäglich wird der Herr des Himmels niedersteigen auf den Altar, um seine Kinder zu segnen und zu stärken für des Lebens harten Kampf. P, Wilhelm Banholzer, der erlte mihionär der SchilluL von P. 3sidor Stang. (Forflejjung.) So will ich denn mein Versprechen einlösen, das ich in der vorhergehenden Nummer gegeben habe, und im folgenden den Lesern des „Stern der Neger" das Werden und Wirken des ersten deutschen Glaubensboten im Schilluk-lande vor Augen führen. Unser treuherziges Taufe den Namen Wilhelm erhielt. Die Familie war kinderreich. Sowohl die fromme Mutter, die noch am Leben ist, als auch ihr tatkräftiger Gatte, wandten alle Sorgfalt an, um ihren Sprößlingen eine wahrhaft christliche Erziehung angedeihen zu lassen. Da der kleine Segelbarke auf dem Nil. katholisches Volk und unsere idealgesinnte Jugend begeistert sich immer mehr für die großen Aufgaben und hohen Ziele der kirchlichen Weltmission. Nach dem Sprichwort: „Beispiele reißen hin", darf ich hoffen, daß die Lebensschilderung des ersten Schillukapostels in manchen Herzen das Feuer der Missionsliebe stärker entfachen und vielleicht auch den einen oder andern begabten Studenten anspornen wird, den Missionsberuf zu erwählen. Am 6. Mai 1873 wurde dem angesehenen Stadtrat und Goldarbeiter Banholzer in der ehemals freien Reichsstadt Rottweil (Württemberg) ein Sohn geboren, der in der heiligen Wilhelm viele Fähigkeiten besaß, bestimmten ihn die Eltern zum Studium am altehrwürdigen Stadtgymnasium. Sein goldheller Charakter und sein echtes Schwabengemüt blieb den Mitschülern nicht lange verborgen und bald schlossen viele mit ihm engste Kameradschaft. In Wilhelms Vaterhause, das den jungen Freunden jederzeit offen stand, herrschte oft ein fröhliches Treiben. Ergingen sich aber die Kameraden in bittren Klagen gegen diesen oder jenen pedantischen, launenhaften Professor, so öffnete Wilhelm das Klavier und bannte durch sein lustiges Spiel die Geister des Trübsinns und der Traurigkeit. Schon damals kam unserem Studentlein die erlösende und befreiende Kraft der Musik für das leidgeplagte, kummergebeugte Menschenherz zum Bewußtsein. Wohl auch deshalb bewahrte P. Banholzer zeitlebens seinem Musiklehrer ein liebendes Andenken und sprach stets mit Hochachtung von ihm. Und wenn später bei den Schilluk die Last der Sorgen seine Schultern allzusehr drückte, so saß er am Tropenharmonium und ließ den Zauber der Töne auf seine Seele wirken. Zuweilen hielt er dann plötzlich inne und rühmte seinen Musiklehrer, der ein Menschenkenner gewesen sei und durch seine Offenheit sich die Herzen der Schüler gewonnen habe. Es war ein ehemaliger Volksschullehrer, den die Schule des Lebens hart mitgenommen hatte. Wilhelm war allem Zwange abhold und immer dabei, wenn es galt, einem verknöcherten Professor einen Streich zu spielen. Und der wackere Schwabe forcht' sich nicht vor Strafe, weder in der Schule noch daheim. Sein gerades Wesen vertrug keine Kriecherei, Streberei und Ehrsucht. An seinen Eltern hing der Student mit kindlicher Zuneigung, Liebe und Dankbarkeit. Ihrer Erziehungsart zollte er noch in Afrika als gereifter, welterfahrener Mann höchstes Lob. Strenge mit Milde gepaart, ein frühzeitiges Gewöhnen an die Erfüllung der Glaubenspflichten, die freudenvolle Feier der katholischen Feste und vor allem das leuchtende Elternbeispiel bildeten die Leitsterne der Erziehung. Wie im Fluge eilten die Jugendjahre vorüber und es kam die Zeit der Reifeprüfung. Der junge Bauhölzer bereitete sich gewissenhaft darauf vor und bestand sie mit schönem Erfolg. Nun tauchte vor seinem Geiste die Berufsfrage auf, die Schicksalsfrage des Lebens. Bislang hatte er sich noch niemals ernstlich mit dieser wichtigsten Angelegenheit beschäftigt und so war er auch nach der Matura ganz unschlüssig über den zu erwählenden Stand und Beruf. Seine tiefreligiöse Mutter hegte jedoch schon längst den Wunsch, eines ihrer Kinder als Priester am Altare zu sehen. In wie vielen heißen Gebeten mag sie ihrer Sehnsucht Ausdruck verliehen haben! Es kam ihr aber nicht in den Sinn, Wilhelm ins Heiligtum zu drängen. Er sollte sich vielmehr frei und hemmungslos nach eigener Neigung in der Standeswahl entscheiden. Nach den arbeitsreichen Prüfungstagen gestatteten die Eltern ihm gerne eine Ferien- und Erholungsreise. Frohgemut ergriff der Abiturient den Wanderstab. Er wollte einen Blick ins Weltgetriebe tun. In rosigen Farben malte er sich seine Zukunft. Jeder höhere Beruf stand ihm offen. Die Freiheit von allen lästigen Fesseln berauschte sein Herz. Ernste Gedanken lagen ihm fern. Doch der Mensch denkt und Gott lenkt. Gerade auf dieser Ferienreise fiel die Entscheidung in der Berufswahl des lebenslustigen Studenten. Noch ehe die für die Erholungsfahrt bestimmte Zeit verstrichen war, kehrte Wilhelm eines Abends ganz unerwartet ins Elternhaus zurück, trat an das Bett seiner "teuren Mutter und teilte ihr seinen festen Entschluß mit, Priester werden zu wollen. Die glückliche Mutter wußte sich vor Staunen und Freude kaum zu fassen. Nun endlich sollte ihr langgehegter Herzenswunsch in Erfüllung gehen. Vergessen waren jetzt alle Sorgen und Mühen, die die Erziehung so vieler Kinder ihr bereitet hatten. Wie kam es aber, daß Banholzer mit solcher Festigkeit und Entschiedenheit den Willen kundgab, sich dem Herrn zu opfern? Ich glaube berechtigt zu sein, einiges Licht in diese innerste Seelenangelegenheit meines geliebten Mitbruders zu bringen. Als ich 1920 sein Mütterlein besuchte, erzählte sie mir, ohne daß ich danach fragte, die vorstehende Begebenheit, die sie anscheinend oft in ihren Gedanken erwogen hatte. Die unerwartete, vorzeitige Heimkehr des geliebten Sohnes mit dem eisenfesten Vorsatz, den geistlichen Stand zu ergreifen, betrachte sie als etwas Ungewöhnliches, Außerordentliches. Ich selbst war längst dieser Meinung. Während der Jahre, die ich mit P. Banholzer in Lul verbrachte, ist mir oft das unerschütterliche Vertrauen aufgefallen, das er bei jeder Gelegenheit gegen den hl. Josef, den Nährvater Christi, an den Tag legte. Ein kleines Beispiel: Im Jahre 1912 wurden aus unserem Viehkral zwei Kühe gestohlen, die gar nicht uns gehörten, sondern einem Schilluk, der sie bei uns eingestellt hatte. Obwohl man monatelang die ganze Gegend absuchte, konnte man weder die Kühe finden, noch den Dieben auf die Spur kommen. Der Eigentümer und dessen Sohn durchstreiften sogar das einige Tagereisen entfernte Lirigebirge, alles umsonst. Da wandte sich P. Banholzer an den hl. Josef mit großem Vertrauen. Es währte nicht lange, da kam von der Regierungsstation Kodok die frohe Nachricht, die beiden Kühe seien von den Organen der Regierung in der weitentfernten Kordofanprovinz aufgefunden und nach Kodok zurückgeliefert worden. Man holte sie ab. Hinter jeder lief ein gesundes Kalb nach, die in Kor-dofan zur Welt gekommen waren. Selbst die Heiden wunderten sich über diese rasche Hilfe und sagten: „Ihr müßt einen mächtigen Fürsprecher bei Gott haben, daß ihr so schnell Erhörung findet." Etwa vier Wochen, bevor P. Banholzer starb, ging ich mit ihm abends vor dem Missionshause auf und ab. Ein erfrischender Nordwind strich durch die Baumkronen und die Sterne strahlten in unvergleichlicher Pracht vom südlichen Nachthimmel. Die Schillukjugend tummelte sich in heiterem Spiele. Wir sprachen von allerlei. Da fing der gute Pater unvermittelt an, mir folgendes zu erzählen: „Es war einmal ein Student, der wußte lange nicht, welchen Lebensberuf er. wählen sollte. Seine Eltern erlaubten ihm nach vollendetem Gymnasialstudium eine mehrwöchige Erholungsreise. Aus dieser Fahrt kam der Student in eine größere Stadt. Da hielt ihn plötzlich auf der Straße ein ehrwürdiger Greis mit weißem Barte an und sagte: ,Junger Mann, Sie haben keine Ahnung davon, welche Gefahren Ihnen in dieser Stadt drohen. Kehren Sie schleunigst nach Hause zurück und seien Sie nicht länger schwankend in Ihrer Berufswahl; denn Gott will Sie für sich haben/ Staunend vernahm der Student diese Worte und wie Schuppen fiel es von seinen Angen. Ein wunderbares Licht strömte in seinen Geist und sonnenklar erkannte er nun seinen Beruf zum Priesterstande. Er wollte noch eine Frage an den Greis richten, doch dieser war schon verschwunden und im vorübereilenden Menschenstrom nicht mehr zu erblicken. Was halten Sie von diesem Manne? Glauben Sie nicht, daß er der hl.Joses selbst gewesen ist?" „Nach meinem Tode", fuhr P.Banholzer fort, „werden Sie Aufzeichnungen finden und dann manches verstehen." Ich erwiderte scherzend, so rasch werde der Tod nicht über ihn kommen. Als wir einen Monat später den teuren Obern zu Grabe trugen, erinnerte ich mich seiner Erzählung von dem Studenten und durchsuchte hernach seine Schriften, um die erwähnten Aufzeichnungen zu finden. Ich entdeckte aber nichts und nahm deshalb an, der Tod habe ihn verhindert, die Notizen aus seinem Leben anzufertigen. Doch bin ich überzeugt, daß jener Student kein anderer war, als der junge Banholzer. Aus diesem eigenartigen Erlebnis quoll ohne Zweifel das unbegrenzte Vertrauen, das der Missionär stets auf den hl. Josef setzte. Mit Beginn des neuen Schuljahres bezog der angehende Theologe im Einverständnis mit seinen Eltern die Universität Innsbruck, um unter der bestbekannten Leitung der Jesuiten die Gotteswissenschast zu studieren und sich auf den hohen Beruf möglichst gut vorzubereiten. Mancher bisherige Studiengenosse unternahm mit ihm in der gleichen Absicht die Fahrt nach dem schönen Tirol. Anfangs mußten sie in einem Privathause Wohnung nehmen, da im Konvikt alle Plätze schon besetzt waren. Erst nach einiger Zeit konnten sie dahin übersiedeln. Außer dem tüchtigen Regens übten auf Banholzer besondere Anziehungskraft aus die Professoren P. Hurter und P. Noldin. Die große Hochachtung und Wertschätzung, die unser Theologe gegen die Gesellschaft Jesu empfand, wurden noch gesteigert durch den regen Verkehr mit so vielen hervorragenden Mitgliedern dieses Ordens. Doch konnte er sich nicht entschließen, in sie einzutreten; denn in seiner Seele keimte der Gedanke auf, sich dem Missionsberufe zu widmen, um dereinst in Afrika als Heidenmissionar an der Rettung der armen Negervölker zu arbeiten. Deshalb begann er schon damals mit dem Studium der englischen Sprache; wohl auch hiezu angeregt durch den Umgang mit Theologen aus Amerika, denn an der theologischen Fakultät zu Innsbruck befinden sich Studierende aus den verschiedensten Nationen und Ländern. Der tägliche Verkehr mit edelgesinnten Männern aus aller Welt erweiterte seinen Gesichtskreis und lehrte ihn, trotz der starken Anhänglichkeit an seine schwäbische Heimat, auch das Gute anderer Völker anerkennen und achten. Jedesmal, wenn in den Osterferien eine kleine Anzahl von Theologen nach Süden zog, um Italien und Rom zu besuchen, begleitete er sie in seinen Gedanken in das Land, „wo die Zitronen blühn, im dunklen Laub die Goldorangen glühn", und weilte im Geiste an den heiligen Stätten des Mittelpunktes der Christenheit. Doch ahnte er nicht, daß die Vorsehung ihn selbst bald nach Italien führen werde, um dort die theologischen Studien zu beenden. (Fortsetzung folgt.) 42 Stern der Neger Heft 5 und 6 Aus der Geschichte Kordoicms Von P. Otto Buber. (Schlug.) Bei den Mäusefreffern. Die Reise beginnt. An einem Dorfe vorübergehend, sieht er mitten auf dem Felde in der brennenden Sonne ein Knäblein sitzen. Es kauert auf dem Boden mit einer spitzen Lanze in der Hand. Seine Augen haften unbeweglich auf einer Stelle ungefähr wie die der Katze, die vor einem Mausloche sitzt. Den Fremden treibt die Neugierde zu wissen, um was es sich handle. Er geht hin. „Kleiner, was treibst du denn da in der heißen (Sonne?" sagt er zu ihm. Dieser schaut den Fremden gar nicht an. Er sitzt wirklich vor einem Mausloch. „Sei still," erwidert er leise, „hier in dieses Loch ist soeben eine Maus hineingekrochen, eine schöne, fette Maus; ich warte bis sie herauskommt, dann werde ich sie aufspießen und essen." Der Kaufmann wünscht ihm einen guten Fang und guten Appetit, und geht weiter. Er bespricht den Fall mit seinen Ochsentreibern. „Wie? Hierzulande ißt man Mäuse?" ruft er erstaunt aus. „Jawohl, wir essen Mäusefleisch, sooft wir es haben können. Es ist ein köstlicher Imbiß, und jeder wohlhabende Baggära will bei hohen Festtagen ein Gericht von gebackenen Mäusen aufgetischt haben", belehren ihn diese. „Du hast aber unrecht, das Tier mit dem verächtlichen Namen Mans' zu bezeichnen", fahren sie fort. „Wir nennen es ,hamäm eschschugug1, das heißt Taube der Erdspalten." — „Die Tauben, die auf den Bäumen herumfliegen, gefallen mir, aber von euren Tauben, die in den Erdlöchern herumkriechen, will ich nichts wissen", sagt der Kaufmann. „Das beruht auf Unwissenheit", meinen die Ochsentreiber, „unsere Erdspaltentauben haben ebenso gutes Fleisch wie eure Tauben, die auf den Bäumen nisten. Iß davon und du wirst die Kost nicht mehr verschmähen. Wenn du willst, werden wir uns beim nächsten Dorfe erkundigen, ob irgendeine Hausfrau gerade mit der Zubereitung dieser Speise beschäftigt ist, und sie für dich bestellen. Du mußt ihr aber ein anständiges Trinkgeld dafür geben. Was du nicht bezwingen kannst, werden wir verspeisen." — „Nichts geht über solch ein Gericht, für welches der Vater seinen Sohn verkauft", fügen sie bei und schnalzen mit den Zungen. Der Kaufmann erkennt nun, daß er unter die Mäusefresser geraten ist. „Bei diesen Leuten wären die Katzen unnütz", meint er, und drängt zur Eile, denn die Ochsen haben einen langsamen Schritt. Lohnstreik der Ochsentreiber. Bald kommt es aber von den komischen Sachen zu den tragischen. Nach Verlauf von etlichen Stunden machen die Ochsentreiber plötzlich halt und beginnen die Waren abzuladen. „Was ist denn los?" fragt er sie. „Hier ist ja doch kein Dorf." — „Der Lohn ist uns zuwenig", erwidern diese. „Gib uns mehr, sonst gehen wir nicht weiter." Der Kaufmann wendet sich an andere Araber, die zufällig vorübergehen, um ihre Tiere zu mieten, aber die ersteren stoßen Drohungen aus: „Wer diese Waren berührt, wird niedergestochen", und sie geben klar zu erkennen, daß es ihnen ernst damit ist. „Ich verklage euch bei eurem Häuptling", ruft der Kaufmann aus. Darauf folgt ein Hohngelächter. „Was geht uns der an?" bemerken sie spöttisch, „er ist ja stundenweit von uns entfernt. Sei zufrieden, daß wir dich. aus Rücksicht auf ihn noch am Leben lassen. Wäre der nicht, so würden wir dich niederstechen, dein Gepäck plündern, und deinen Leichnam den Hyänen zum Nachtmahl überlassen." Nun geht ihm ein Licht auf. „Was für sauberen Leuten habe ich Leben und Gut anvertraut!" sagt er zu sich selbst; und macht ein Gelübde zum hl. Georg, daß er ungeschoren davonkomme. Er macht zum bösen Spiele gute Miene, erhöht den Lohn, und die Ochsentreiber gehen weiter. Überfälle und Erpressungen. Nach einiger Zeit sieht er eine Schar Männer auftauchen, mit langen Lanzen bewaffnet. Sie betreiben das Geschäft der Raubritter, kommen wie der Wind herbei, und stürzen gierig auf das Gepäck los. Ohne weiteres ziehen sie ein beladenes Lasttier samt des Kaufmannes schwarzem Diener beiseite. „Diese Waren gehören uns; denn dieser Besuch des Großhäuptlings Janjok beim Missionär (Tonga). Heft 5 und 6 Stern der Neger Schwarze ist seit alten Zeiten unser Sklave und uns entlaufen", rufen sie aus, und vollführen einen wilden Lärm. Die Ochsentreiber schweigen dazu, denn sie wissen, daß es so bei ihnen Gewohnheit ist. Will der Kaufmann aufbegehren, so geht er fehl. „Beriech' diese Erde da", schreien sie ihn an, „ist es die Erde deines Vaters? Das ist unsere Erde, und wer immer durchzieht, muß Tribut zahlen." Verhält er sich ruhig, so geht alles gut ab. Nachdem sich die Leute ausgetobt haben, gibt er dem einen etwas Salz, dem andern ein wenig Pfeffer, und beschenkt jedweden mit einer Kleinigkeit. Die großen Kinder von wildem Aussehen und grimmigen Gebärden sind andererseits wieder recht einfältig. Sie meinen, das Geschenk müsse etwas wert sein, sind zufrieden und lassen ihn weiterziehen. Ermüdet, mehr von den erlebten Abenteuern als von der Reise selbst, läßt er sich beim nächsten Dorfe zur Ruhe nieder. Er wird freundlich empfangen. Man bringt ihm ein angareb (einheimisches Bett), Wasser, Milch und alles, was er wünscht, umsonst. Das freut ihn; aber die Zudringlichkeit der Leute wird ihm bald lästig. Sie sitzen um ihn herum, beobachten ihn, wie er ißt und trinkt und sich benimmt, so ungefähr wie das Publikum in einem Tiergarten vor den Käfigen der wilden Tiere steht. Wenn er sich zum Aufbruch anschickt, beginnt eine allgemeine Bettelei. „Meine Schwester hat kein Kleid", ruft einer. Der Kaufmann versteht wohl, was er damit sagen will. Er zieht einen Fetzen Tuch hervor, gerade nicht das Wertvollste, und überreicht es ihm. „Auch meine Mutter steht schlecht in bezug auf Kleiderstoff", meint ein anderer. „Da hast auch du etwas für deine Mutter", erwidert er ihm, und gibt ihm ein zweites Stück. So geht cs fort, bis er fast das gesamte weibliche Geschlecht des Dorfes mit einem Stücke Tuch bedacht hat. Er hat also die Gastfreundschaft gut bezahlen müssen. Nachdem er eine gewisse Anzahl Dörfer hinter sich gelassen hat und ein neues Dorf betritt, sagen ihm dessen Einwohner: „Herr, du bist im Gebiete eines andern Stammes. Du mußt deine Leute entlassen und von uns Lasttiere in Dienst nehmen, denn wer unser Land durchzieht, muß uns auch den Gewinn zufallen lassen." Jeder Stamm hat nämlich verschiedene Verzweigungen, jedwede Verzweigung ihren eigenen Häuptling, und diese stehen unter dem Oberhäuptling. Da hilft dem Kaufmann keine Ausrede, daß er beim Oberhäuptling die Ochsen bis zum Araberfluß gemietet hat. „Was geht uns der Ober-häuptling an", heißt es, und der Reisende muß sich einfach ins Unvermeidliche fügen und neue Ochsen mieten. Er zieht voran. Um den Verdruß zu bezwingen, beobachtet er die Natur. Diese entfaltet ein üppiges Wachstum. Da und dort fließen Bächlein mit hellem, durchsichtigem Wasser, und in dichtem Laube schattiger Bäume zwitschern fröhlich Vögel von wunderschönem Gefieder. Der Kaufmann ist enzückt und denkt unwillkürlich an seine Heimat. Jedoch etwas abseits im Grase ragen hohe Massen empor. Wer schlecht sieht könnte sie für eine Art Häuser anschauen. Aber die Massen bewegen sich ja. Es sind Elefanten. Den Kaufmann überkommt ein banges Gefühl, doch seine Begleiter ermutigen ihn, indem sie sagen: „Verhalt' dich nur ruhig, und sie werden dir nichts zuleide tun." Beim Grotzhäuptling wird Hundefleisch aufgetischt. Er ist bereits sieben Tage auf der Reise und hat zu etlichen Malen die Lasttiere wechseln müssen. Endlich gelangt er zum langersehnten Araberfluß, den er auf einem Floße übersetzt. Er hat es eingesehen, was es heißt, ein Land zu durchziehen, dessen Einwohner dem Häuptling nur gehorchen, wenn es ihnen gefällt. Nun ist er wieder auf dem Boden der Sudanregierung, wo geregelte Verhältnisse herrschen, und nach ein paar Tagen gelangt er zum Dorf Kösena. Er sucht den einheimischen Sultan auf, der über reichliches Elfenbein verfügt. Es beginnen die Verhandlungen. Der Kaufmann hat viele Tuchwaren bei sich, und auch etwas Schnaps. Für letzteren hat der schwarze Potentat das allermeiste Interesse. Für einige Flaschen tritt er einen Elefantenzahn ab. Das feurige Getränk mundet ihm ausgezeichnet. Er will dem Kaufmann auch eine herrliche Mahlzeit geben. Dieser nimmt es gerne an und findet das Essen vorzüglich, besonders mundet ihm die zarte Fleischspeise. „Was für ein gutes Fleisch hast du doch!" bemerkt er dem Sultan. „Ja gewiß," antwortet dieser geschmeichelt, „so etwas gibt es nur bei festlichen Gelegenheiten. Das Fleisch ist von einem Tiere, dessen arabischen Namen ich nicht weiß, aber es schreit „wau, wau“ (der Hund!). Beim Vernehmen dieser Worte wird es dem Kaufmann übel. Erst hatten ihn die Baggaraaraber zum Mäuseessen verlocken wollen. Nun hat er sogar Hundefleisch gegessen, ohne es zu wissen .. . Der Aufseher beim Kaufmann. Die Kreditfähigkeit der Aufseher bei den Kaufleuten ist sehr verschieden; mancher Nasir zahlt pünktlich und spielt dabei den Großen. Er bringt einen Diener mit sich und bietet dem Kaufmann mehr Geld cm, als er ihm schuldet, um zu beweisen, daß es ihm aufs Geld nicht ankommt. Der Kaufmann stattet ihm den Überschuß zurück und der Aufseher winkt seinem Diener, ihn in Empfang zu nehmen, als ob er es unter seiner Würde hielte, sich mit solchen Kleinigkeiten abzugeben. Andere dagegen stecken in Schulden, versprechen zu zahlen und zahlen doch nicht. Der Gläubiger muß schließlich froh sein, wenn er statt des Geldes ein Stück Vieh erhält. Die Obliegenheiten der Aufseher. Der arabische Aufseher ist ein schlauer Mann, der es vortrefflich versteht, seine Rolle zu spielen. Seine Aufgabe ist es, unter seinen Stammesangehörigen die öffentliche Ordnung aufrechtzuerhalten und das Ansehen der Regierung zu wahren. Er darf also nicht dulden, daß ein Fakir sich zum Propheten auswerfe. Das Arabervolk Kordofans ist nämlich sehr zu religiöser Schwärmerei geneigt. Jeder zungenfertige Fakir, der den grünen Prophetenmantel trägt und tolle Streiche verübt, findet sofort großen Anhang. Solche Bolksaufwiegler werden in der Regel rasch aufgegriffen, mit einer Holzgabel am Halse zum Regierungssitz gebracht und öffentlich hingerichtet. Weiterhin hat der Aufseher die Pflicht, dafür zu sorgen, daß sein Stamm mit den Nachbarn friedliche Beziehungen unterhält. Deshalb hat er das Diebswesen zu unterdrücken, die Sklaverei zu verhindern und Verbrecher an die Negierung auszuliefern. Das tut der Aufseher gewöhnlich aber nur dann, wenn die Verbrecher arme Verwandte haben, die für deren heimliche Freilassung keine hohe Summe zahlen können. Nach mohammedani- scher Auffassung sollte der Aufseher Verbrecher, die aus einem Nachbarstamme in sein Gebiet geflohen sind, nicht ausweisen, sondern ihnen Schutz gewähren. Befürchtet er, daß die Regierung derSache auf die Spur komme, so ist er dem Übeltäter zur weiteren Flucht behilflich und meldet dann seinem Vorgesetzten, der Bösewicht sei im Dunkel der Nacht entwichen. Erinnert sich ein Aufseher, daß sein Stamm in früheren Jahren von einem anderen Stamme Unbilden erlitten hat, die noch nicht gerächt worden sind, so findet er bald Mittel und Wege, seiner „Pflicht" nachzukommen. Plötzlich klagt jener Nachbarstamm über das Verschwinden von Kamelen samt bereit Hirten. Man sucht allenthalben nach ihnen, ohne Erfolg. Indessen kommen immer mehr Tiere abhanden. Die Sache ist rätselhaft. Die Alten des beraubten Stammes behaupten, es handle sich um Racheakte eines benachbarten Häuptlings. Doch diesem ist nichts nachzuweisen, denn er hat das gestohlene Gut in einem abgelegenen Orte seines Distrikts in Sicherheit gebracht. Kommt die Sache aber doch zufällig an den Tag und wird der Aufseher zur Rechenschaft gezogen, so ist er um Ausreden nicht verlegen. Er behauptet kühn, die Kamele hätten sich zu ihm verlaufen und er habe sie angehalten, damit sie nicht den Löwen oder anderen Raubtieren zum Opfer fielen. Die Hirten aber hätten Diebereien verübt und deshalb habe er sie ergriffen und in sicheren Gewahrsam bringen lassen. Übrigens seien die früheren Besitzer der Kamele in der Bewachung der Tiere sehr nachlässig gewesen und hätten zuwenig Nachforschungen über deren Verschwinden angestellt. Auf jeden Fall gebühre ihm ein entsprechender Schadenersatz für die Mühen und Auslagen, die er gehabt habe. Wird er zur Rückerstattung verurteilt, so gibt er zwar die alten Kamele heraus, behält aber die jungen Tiere zurück. Die Regierung weiß, daß sie keinem arabischen Aufseher trauen kann. Sie läßt sich daher im geheimen über deren Treiben von Spionen Nachricht geben und setzt sie ab, wenn es ihr nötig erscheint. Afrikanische Erdkunde. Als der Afrikaforscher Stanley an den Lohali, den mächtigen Nebenfluß des Kongo, gelangte, fragte er die Wilden: „Wie heißt euer Wasser?" Die Neger verstanden den ihnen schnurrig erscheinenden Amerikaner nicht und sagten unter sich: „Aruwi nini“, das heißt „Was meint der Kerl?" Und Stanley notierte befriedigt: Aruwi nini, und so heißt der herrliche Fluß heute noch. Bandwerk hat einen goldenen Boden, Von Br. Beinrich Sendker. Durch viele Jahre war es meine Aufgabe, junge Neger im Tischlerhandwerk zu unterrichten. Das hatte manche Schwierigkeit, denn die Schwarzen kennen nicht von Haus aus das Sprichwort: „Arbeit macht das Leben süß." Als ich am Orte meiner Tätigkeit, in Wau, eintraf, war ich bald von allerlei Neugierigen umringt, denn der Ruf war mir vorausgeeilt, ich werde die schwarzen Burschen lehren, wie man Tische und Stühle nach Art der Europäer mache. Als ich dann meine Werkzeugkisten öffnete, war des Staunens kein Ende. Den größten Eindruck machte es auf meine künftigen Lehrlinge, als ich die Säge zusammensteckte und yor ihren Augen ein Brett durchschnitt. Gleich wollten alle sägen, und ein kleiner Dreikäsehoch verstand es denn auch, sich tüchtig in die Finger zu schneiden. Verdrießlich warf er die Säge beiseite mit den Worten: „Mit solch einem dummen Ding will ich nichts zu schaffen haben," und lief davon. Der Schreiner braucht aber zur Arbeit Bretter, und als Holzmagazin kam in jener waldreichen Gegend des Gazellenflusses einzig und allein der Urwald in Betracht. Bäume fällen und zu Brettern zerschneiden bedeutete aber harte Arbeit, die meinen Burschen nichts weniger als erwünscht war. Diese natürliche Abneigung mußte der klingende Lohn am Zahltag überwinden helfen. Beim Bretterschneiden mit der Handsäge, wozu die Kräftigsten verwendet wurden, kam es leicht vor, daß sie sich nicht genau an die gerade Linie hielten. Wenn ich ihnen sagte, sie hätten nicht gut im Strich geschnitten, so erwiderten sie, sie hätten genau gearbeitet, allein der Strich sei krumm gewesen! Aus den ersten Brettern wurden zunächst einfache Hobelbänke hergestellt. Dann ging's ans Hobeln, aber auch das Hobeln wurde als mühsame Arbeit befunden, und einige meinten, es sei doch angenehmer, auf die Jagd zu gehen. Als dann etliche Burschen leidlich hobeln gelernt hatten, kam unsere Werkstatt in Ruf und es gab außer den Arbeiten für die Mission reichliche Bestellungen seitens der Regierung und deren Angestellten. Mit zunehmender Kunstfertigkeit der angehenden Tischler wuchs ihre Bezahlung und damit ihre Freude an der Arbeit und am Handwerk. Schwer hielt es, diese Kinder der Freiheit an Pünktlichkeit zu gewöhnen. Ertönte das Zeichen zum Aufhören, so wurde keine Minute zu lange gearbeitet, beim Arbeitsbeginne aber kam es ihnen auf zehn Minuten durchaus nicht an. Fragte man sie, warum sie so spät kamen, so sagten sie, es sei doch gleichgültig, ein wenig früher oder später anzufangen. Hielt man ihnen dann vor, sie hörten aber so pünktlich mit der Arbeit auf, so meinten sie, das wäre etwas anderes; wenn man so lange gearbeitet habe, so bekomme man Hunger und müsse essen. Nach einigen Jahren wurde eine größere Werkstatt gebaut und es wurden Maschinen angeschafft. Das war wieder etwas Neues. Die Schwarzen, voll Ehrfurcht vor dem Können der Weißen, stellten sich die Maschinen so vor, daß man auf der einen Seite das Holz hineinstecke und auf der andern die fertigen Möbel herausziehe! Als sie aber sahen, wie die Hobelmaschine die rauhen Bretter so schön glättete, die Bohrmaschine regelmäßige Löcher ausstemmte, die Säge genau im rechten Winkel schnitt und die Fräsmaschine saubere Gesimse lieferte, da schlug die anfängliche Enttäuschung in Befriedigung um. Denn durch die Maschinen wurden die Arbeiten besser und mit geringerer Mühe hergestellt als mit der Hand. In jenen Gegenden gibt es nämlich sehr harte, sogenannte Mahagonihölzer, die auch den alles zerstörenden Termiten oder weißen Ameisen zu fest sind. Weiche Holzarten zu verarbeiten lohnt sich nicht, da die daraus gefertigten Gegenstände doch in kurzer Zeit zernagt werden. Die harten Holzarten aber stumpfen die Hobel und anderen Werkzeuge in kürzester Frist ab. Als die Maschinen einige Zeit in Betrieb standen, wurde ein kräftiger, begabter Bursche zu ihrer Bedienung angelernt. Man machte ihn von vornherein darauf aufmerksam, daß ihm die Maschinen Hand und Finger abschnitten, falls er nicht aufpasse oder dem Negerbier zuspreche. Seine Tätigkeit wurde stets überprüft und nach einigen Monaten arbeitete er selbständig und zur größten Zu-sriedenheit. Als meine Gesellen einfache Arbeiten fertig brachten, kamen sie auch an bessere, wie Glanzmöbel. Fertige, polierte Arbeit gefiel ihnen sehr, nicht aber die Arbeit des Polierens selbst, weil sie ihre Finger färbte und diese gleichen Finger doch ihre Naturgabel beim Essen bilden! Mit der Zeit konnte die Werkstatt auch kleine ProvinzialaussteUungen in Wau oder größere in der Hauptstadt Khartum beschicken, und da gab es denn auch Preise in Geld, die den Eifer der angehenden Handwerker neu anfachten. Nach den fünfzehnjährigen Erfahrungen, die ich in der Station Wau gesammelt, ist es Tatsache, daß die Neger, wenn sie einmal an ein arbeitsames Leben gewöhnt sind, auch ein christlich-sittliches Leben führen. Mehrere meiner früheren schwarzen Lehrlinge sind heute bei der Regierung als Meister angestellt und leiten selbst Werkstätten, und ihre Arbeiten stehen denen der Europäer in nichts nach. rtcidiridifen des UieoIogen=mii[ions=Verbandes, Die Theologen - Missionsvereine bekunden durchaus den ernsten Willen zur Tat. Namentlich entfalten alle eine rege Zirkelarbeit. Auch die allgemeinen Monatsversammlungen werden gut besucht und begeistern die werdenden Priester für das Missionsideal. Hervorgehoben sei das Missionsfest in Klosterneuburg am Dreikönigstage, das unter zahlreicher Beteiligung des katholischen Volkes einen erhebenden Verlauf nahm. Der Verein in St. Pölten legt besonderen Wert auf die eifrige Beschickung der Provinzzeitung mit Missionsberichten. In Weidenau wird von den Theologen jeden Sonntag die heilige Kommunion für die Missionen aufgeopfert. Sehr zu begrüßen ist die Bildung einer Deutsch-theologen-Missionssektion im wiedereröffneten Priesterseminar zu Trient, die 18 Mitglieder zählt. In ihrem Tätigkeitsberichte heißt es: „Auf die Gnade des Welterlösers vertrauend, haben wir am Allerseelentage das Missions-sähnlein gehißt. Nach achtjährigem Aufenthalt in Brixen sollte uns der weltweite Missionsgedanke hinüberhelfen über nationale Gegensätze und dem katholischen Brudergedanken wieder Heimatsrecht verschaffen im italienischen Seminar ... Komm' nur einmal auf unsere deutsche Bude! Eine schöne Muttergottesstatue blickt segnend hernieder auf die Missionszeitschriften, und die monatlichen Vorträge finden viel Anklang. Bei stiller täglicher Arbeit glimmt und glüht die Begeisterung fort und macht opferfreudig, was sich bei jeder Gelegenheit zeigt. Mit drei Gymnasien wurde der Missionskontakt hergestellt. Und wenn manchem Studentlein trotz der mißlichen Schulverhältnisse allhier die Fackel des Idealismus noch nicht erloschen und der Weg ins Priester- und Missionsheiligtum noch nicht verrammelt ist, so hat die Tätigkeit unserer Sektion auch vielleicht daran einen kleinen Anteil. Laus Deo!" Lebhaftes Missionsinteresse herrscht im Cani-sianum zu Innsbruck, wie aus dem folgenden Arbeitsbericht (Ostern 1923 bis Ostern 1924) erhellt: 1+ Missionsverein. Heuer gab es Abwechslung in Fülle. Am 15. April 1923 sprach uns P. Schütz Grundlegendes über „Mission und Film" als Vorbereitung zur Vorführung des Missionsfilms „Stürzende Götter", der am 22. April unter massenhafter Beteiligung der Bevölkerung int größten Saal der Stadt gegeben wurde; die Theologen hatten dabei einen Teil des Ordnerdienstes und das Orchester übernommen. Damit verbunden war eine Festrede des Abtes Norbert Weber, O.S.B., „Warum liebe ich die Mission?" Einige Wochen später hielt P.W.Schmidt, 8. V.D., in Innsbruck Vorträge und referierte auch im Canisianum auf Veranlassung des Missionsvereines über den „Urzustand der Menschheit". In der Semesterversammlung am 3. Juni kam ein Brief P. Horwarts, S. V. D., Missionärs in China, zur Verlesung, der mit uns in Ver- bindung getreten war und verschiedene „chinesische Sachen" geschickt hatte; es wurde beschlossen, ihm aus den Mitteln des Vereines Kirchenwäsche anfertigen zu lassen, die durch Sankt Gabriel übermittelt wurden. Auch unsere Auslandskorrespondenz wurde verlesen und steigerte das Interesse. Eine kirchliche Missionsfeier (Votivmesse der Glaubensverbreitung) schloß das Arbeitssemester am 10. Juli. Zum Missionskurs in St. Gabriel hatten wir eine Vertretung geschickt. Das neue Semester brachte an Außergewöhnlichem : Am 13. und 14. November Vorträge P. Köppers, 8.V. D., in der Stadt, am 15. November einen solchen im Canisianum. Am 15. November tagte in unserem Festsaale die Versammlung der „Unio cleri“ von Nordtirol, wobei unsere Missionsliteratur ausgestellt war. Am 2. Dezember gab es in der Stadt einen Missionsbazar, zu dem auch unsere Theologen durch Spenden von kleineren Gegenständen beigetragen hatten und auf dem unsere für China bestimmte Kirchenwäsche ausgestellt war. Das Fest des hl. Franz datier wurde besonders feierlich begangen; am 5. Dezember die Votivmesse (de propaganda fide) gelesen, die Weltgebetsoktav wieder gemeinsam begangen. Am 20. Jänner hielt Altkonviktor Dr. Aufhauser (München) einen Lichtbildervortrag über seine Weltmissionsreise (1922/23) mit besonderer Berücksichtigung der Schwierigkeiten der einzelnen Kulturkreise. Endlich fand am Sonntag, den 27. Jänner, mit bischöflicher Erlaubnis ein feierliches Hochamt (Missa voliva solemnis de propaganda fide) auf die Intention des Missionskreuzzuges statt; als Tischlesung kam die Marianhiller Mission. 2. Missions-Studien-Zirkel. Das Wichtigste war wohl unsere Mitarbeit bei der Gründung des Missionsbundes für Laienakademiker (A. M. B.), der am 28. Oktober 1923 seine konstituierende Versammlung hielt. In dem leitenden Ausschuß ist auch immer ein Mitglied unseres Zirkels vertreten; wir haben auch, wenigstens für den Anfang, die «Referate in den Versammlungen übernommen („Problem der Heidenbekehrung im Osten"; „Aufgaben der Kirche im Osten"); jedes Semester sollen zwei große öffentliche Missionsveranstaltungen stattfinden, außer den vier, bzw. drei gewöhnlichen Versammlungen. Interesse ist sichtlich vorhanden. Eigentümer, Herausgeber und Verleger: Missionshaus der Söhne des heiligsten Herzens Jesu in Graz, Paulustorgasse 10. Verantwortlicher Schriftleiter: Isidor Kronsteiner, Laienbruder, in Graz, Paulustorgasse 10. Universitärs-Buchdruckerei „Styria"' in Graz.