Vereinigte 1^«, 76. ^W^ Wedruckt mlt Edlen von Kleinmayer'schen Schriften. Frey tag den 20. September 1816. Auszug aus einem Sckreiben des Admirals Lord Exmouth, Oberbefehlshaber der brit- tischen Flotts vor Algier. An den Herrn Johann Falconer, General - Consul Sr. Brittischen Majestät in Toskana. Am Bord des Schiffes der Königin Charlotte. <^ch gebe mir die Ehre, Ihnen hiemitzu melden, daß, in Folge dcr Auftrage Sr. k. Hoh. des Prinzreaenten von England, ich Hieher gekommen bin, um für die Greuel-thatcn Genugthuung zu verlangen, welche auf Befehl des Dey von Algier zu Bona verübt worden swd. Nachdem die Forderungen, welche ich im Nahmen des Prinzen - Regenten wachte, von dem Dey, der auf seine Macht trotzte, mit Verachtung aufgenommen worden smd, war ich genöthiget, alle jene Mittel anzuwenden, welche die Regierung Sr. Vrittischen Maj. meinem Gutachten überlassen hat, damit dieses stolze Oberhaupt den Schimpf einsehen lerne, den es dcr englischen Nation angctftan hat» Ich schätze mich nun glücklich, Sie von dem merkwürdigen und äusserst wickti-gen Erfolg der Waffen Sr. Maj. in soweit benachrichtigen zu könne», daß die Algieri-schc Flotte gänzlich zerstölt ist, und mir dabey Glück wünschen kann , nicht nur die Scla-vcrcy der Cbristen abgeschafft, sondern auch eincn Frieden abgeschlossen zn haben, wie er von dem Prinzen-Regenten vorgeschrieben wurde, und wovon ich anschlüssig die Auszüge beylege. Ermouth. Abschrift der mündlichen Unterredung zwischen dem 3cy von Algier, und dem Jacob Brisbmie, Capitan von Sr. Maj. Schiff, die Königinn Charlotte, am 29. Aug. 1816., auf Bcschl des Admirals Lord Ermouth. Ich sagte dem Dey, daß Lord Ermouth Genugthuung sür die Schmach verlange, wel« cke er dem Brittiscken Consul, und^der englp jchen Nation angethan hat. Der T ey antwortete, daß er bereit sey, alles zu tbun, was er begehrt. Hierauf erwiederte ich, daß er zu ihm sagen solle, daß die gewaltsamen Maßregeln, mtt denen er im Augenblick des Zorns gegen den konsul verfahren ist, ihm köchstens leid sind, und daß er ihn wegen denselben um Vergebung bitten soll. Der Dey versetzte — Ja, ich bitte iftn. Alsdann entgegnete ich — wenden Sie sich ÜN den Consul selbst und bitten Sie ihn um Verzeihung. Dieses that er auch in Gegenwart aller seiner Minister. < Unterzeichnet) JacobVrisbane, Capitan, in Gegenwart des Majors Wilhelm Gösset, Kön. Ingenieur. Friedmsattikel mit Algier, vorgeschnchea^vsn Sr. kön. Hoheit dem Prinzen'-H^geitten von Großbritannien, am 3o. Aug. !8»tt. Art. i. Die Abschaffung der Chrisien-Scla- vercy auf^immcrwal-'rendc Zeiten. Art» 2. Das Verzeichniß aller Sclaven im Gebiete desDcy, von was für einer Nation sie rmmer seyn mögen, zu verfassen, nnd solches dem Admiral bis den andern Morgen um 12 Uhr am Bord seines Schiffes zu bringen. Art. 3. Ein Verzeichniß, ebenfalls bis »2 Uhr Morgens, von allem Gelde zu über-aebeu, welches er vom Anfange dieses Jahres an, für die Befreyimg der Sclaven erhalten, besonders aber von jenen Summen, welche ihm von <ö?r. Ma>. dem König beyder Sizilien, und von Sr. Maj dem König von Sardinien bezablt worden sind. Art. ^> Friede mit Sr. Maj. dem Könige der Niederlande, unter den näbmlichen Bedingnissen , wie mit Großbritannien. Art. 5. Oeffentlicke Abbitte für die dem'englischen Cousnl angethane Gewalttbätigkelt. Ermouth. Für gleichlautende Abschrift Eduard Watson, Vize- Konsul. Das Englische Kriegssckiff, die Brigantine Cordglia, gefübrt vom Capitain Hrn. Sargent, von l0 Kanonen, und ?5 Mann, nebst 5 befreyten Toscanifcben Sclaven, ist in 8 Tagen mit Depeschen an aUe Europäische Hose von Algier hier angekommen. Dieser Capitain, welcher zur Escadre des Admirals Lmd Ermoutk geboret, bat ausgesagt, doß, als besag« Flottc, welche eus 6 Ltnicnschiffcn, 7 Frcaatttn, verschiedenen Corvetten und Vriganttnea de.les^r, am 27. August um 2 Uhr Nachmittag vor Algier angekommen war, der Admiral den; Ve'v alsoglcich habe Mündigen lassen, in Zeit von einer Stunde das ganze Geschwader zn verzeichnen, und die Bedingnisse zn erfüllen, welche er ihm auferlegt hatte. Als nach Vnlauf einer Swnde der Admiral noch keine Antwort crbalrcn^datte, griff er um 3 Uhr Nachmittags die E?tadt mit allen ihm zu Gebote siehenden Kräften plötzs'ch an. Das Icuer dauerte beyläufig bis ,1 Uhr Nachts fort. Um besagte Stunde stund Algier völlig in Flammen. Die ,2 Hauptforts und, das Fort des Molo waren ganz zu Grunde gerichtet. Oie Algierische Essadre, von 4 Fregatten, 5 Eoroctten, und anderen klei« nen bewaffnest Fahrzeugen ist gänzlich verbrannt worden. Der Verlust der Türken wird ungefähr 4000 an Todten , und i5o.) an Verwundeten berechnet; jener der Engländer hingegen beyläufig auf 6oo Todte und Vers wnndete. Unter den Letzteren befindet sich der Admiral, jedoch nur leicht verwundet, mit seinem Sekretär, zween S.hiffskapitanen, und verschiedenen anderen Offiziere!,." Nach diesem, Vorfall-hat der, Dey in alle Bödlngnisse gewilliget, welche'w.n oon dem englischen Admiral sind vorgeschrieben wor-den. Hierunter such begriffen, die Auslieferung aller christlichen Sclaven, cii^l !0lx> an der Zahl, und die Rückgabe alles Geldes , welches er für jene Neapolitanische Scla-mn empfangen hat, die schon früher aus der Gefangenschaft los gerauft worden sind. In« zwischen wurde auch der englische Consul, der vom Dey ins Gefängniß geworfen war, von seinen Hesseln be freyt. Vom Gesundheitsamt zu Livorno den 8« September 18 »6. (Dme Nachricht ist am r3. dieses Abends per .Estafette von Trieft allyiec angelangt.) Ausland. D eu tschla n b. Ein Frankfurter Handclsbaus bat eine öffentliche Versteigerung von fremd?,) Manu-fasturn.'aarei, sär die gegenwärtige Me,^e au-geküi.di^t, wie dieß schon früber ein englisch-s HMdels^aus zn Frankfurt gethan bat. U.a dicse/Art von 'Ierkauf für den. Handel im Innern-/cr zn Gv.md ^, richten, und die fremden Eiu - und Verlauscr zu verscheuchen, auch auf andern Messen wahrscheinlich lnchtwnd a:dnldet werden , so glaubt man, daß auf Ansuchen der angesehensten Handelsleute dieser Veikaufvon i 'sa Mlitton im Werth mcht dürfte gestattet werden. . (W. Z>) Frankreich. Es verbreitet sich neuerdings das Gerücht, das jetzige Ministerium würde geändert, und durch jenes, welches nach der zweyten Nuckkehr des Königs angestellt war, ersetzt werden. Nur der Herzog von Otranto , weil er für den Tod Ludwigs XVf. gestimmt hat, kann auf keinen Fall mehr ins Ml«isterium, nicht einmahl nach Frankreich, kommen. Graf Decazcs, Minister der allgemeinen Polizey, soll vwben. Er wandelt aufder konstitutionellen Bahn, bat liberale Grundsätze, und wählt nur dann sirenge Maßregeln, wenn die Schaltung der Gesetze und der Dynastie sie unumgänglich nothwendig machen. In einem der Cirkcl, welche er alle Wochen gibt, Vertheidigte er neulich mit den Gründen von Türgot und Malherdes die Preßfceybeit, dieß Palladium der bürgerlichen und politischen Freyheit. Das. Gesetz, welches dieselbe in Frankreich beschrankt, hört im folgenden Oc« tobcr auf. (G. Z.) Das Assisengerichtzu Perpignau hat den AbdeAnrusst, Pfarrer zu Fiton, wegen einer am 3o. Iul. gehaltenen Predigt, worin Aeusserungen gegen die Regierung vorkamen, zu >5 monathlicher Gcfangnißstrafe vernnheilt. ,_. ' ' (G. Z.) Ein Prediger an der Kirche unserer lieben Frsmcn m Bar le Duc, legte am Sonntag den 18. August mitten in der Predigt sein Haupt auf d:e Kanzel und — starb. — 3luf der Jagd bey Ot. Cloud wurde neulich ein alier Edelmann dein Herzog von Berry hurch seine.zudrnlgliche Höfischkcit so lastig, daß seine königliche Hoben in Unwillen ausrief: Der Schwachkopf läßt mick auch nie i» Ruhe« Ticf'-gekranrt rief jener: Sie vergessen, daß ich ein Edelmann bin! Ich ver-gesse eö nicht),ervoiederte der Fürst, sprang vom Pferde>^og' den Degen, und lud den Beleidigten ein, das nemlicke zu tbun, und so Genugthuung ^ erhalten. Natürlich wurde diescnlch's^vritcr gesm-kt. Eben so soll der Herzog einen'al-ttn Ossizier, den er auf der Parade in Gent lv.rt angefabren, und der deshalb dm Abschied gefordert, m Ge- aenwarr dir übrigen für einen der bravste» m der Armee erklart, und dadurch befriediget habei. Das Journal be Paris erzählt: um eme Schauspielerinn, die jung, schön und lle-benswürdig ist, und obendrem dem Publt-kum sehr gefallt, dafür abzustrafea, habe man, da sie als Dido auf den Schelterhaufen lag, diesen so angezündet, daß thr Gesicht verbrannt worden wäre, wenn ste ntchL eilia oeraessen, daß sie todt wäre, und sich mngew^Kätte. ^ doch nicht so boshaft. (L). 3.) Großbritannien. Einem authentischen Ausweift Molge hab Großbrittannien vom Anfange des ^ahres 17<13bls zum Ende des Jahres 1814 an fremde Machte 45,862,772 Pf. Sterlmg an Sub-sidien und Anleihen bezahlt. Mau ftndet tiT diesem Verzeichnisse auch Marokko nnt einer Subsidie von 16,27» Pf. verzeichnet, welche es für das Contingent erhielt, welches die>es Neich im egyptischen Kriege gegen Frankreich stellte. London den 2a. Aug. Nach dem Mor« ning-Cbronicle soll man für gewiß annehmen können, daß der Französische Minister unlängst von dem Preussischen Hofe die Entfernung eines Theils seines Besetzungskorps und die Verlängerung des Termins zur Bezahlung der Kontribuzion zu erhalten suchte. Er stützte dieses Ansucyenaufdas niederdrückende Elend des Landes, auf die Pünktlichkeit, womit bis jetzt die Kontribuzionen bezahlt wurden, auf die Gewißheit, daß durch die Entfernung der Truppen die Nube des Volks vermehrt, die königl. Familie beliebter und die Steuer« freyer beygetrieben werden könnten. Die Ant, wort, welche hierüber dem Herzog von Richelieu mitgetheilt wurde, enthalt im Wesentlichen, daß der Berliner Hof weniger über das Ansuchen selbst, als über die Gründe, womit es unterstützt würde, erstaunt sey, daß sich dieser Hof über den gegenwärtigen Zustand von Frankreich nicht tausche; daß er mit Bedauern die Abnahme der Hilfsquellen und den Geldmangel Frankreichs sehe; daß er aber, ohne die Handlungen der Negierung tadeln zu wollen, die öffentliche Gesinnung für dic lonigl. Familie für keinen Bürge« anseben könne, das Kontingent zu vermindern, im Gegentheil dafür haltt, daß di? allgemeine Stimmung eine Vermehrung der Schutzarmee rechtfertige; daß in Betreff der Hinaussetzung der Bezahlung auf noch 5 Jahre länger, als der Vertrag lautet, dieser Vorschlag nur unter der Bedingung angenommen werden köune, daß auch die Besetzungsarmee noch 5 Iabrc langer in Frankreich bleibe, oder daß dcr Betrag der rückstandigen Kontribnzion in das große Buch von Frankreich eingeschrieben werden müßte, und daß dabey zwischen ib-rcm wabren und Nennwerth kein Unterschied seyn dürfte. 3rey Tage nachher erhielt der Iramösischc Minister auch eine Note von dem Russischen Mmistcr, des Inhalts, daß dic Nusii cl>e Regierung der Antwortdes Preußischen Höfts ganz beytrete. Wegen der Verstärkung der FraAzssichrn Militärmacht ist gewiß, daß die Französische Regierung Vorstellungen erhielt, und daß sie nun bey der Rekrutirung mit großer Vorsicht zu Werke gebt. (G. Z.) Ein schönes junges Landmädchen, eine Waise, die gänzlich unwissend nach London kam, und dort bald verführt ward, bataus Verzwcistung Gist genommen, woran sie auch nach 24 Stunden unter schrecklichen Qualen starb, Ihr Verführer stieß sie mit unerhörter Grausamkeit mitten in ihren Todesqualen aus dem Hause. Von den Geschwornendes Assisengerichts zu York ward cin schönes achtzehnjähriges Mädchen Elisabeth Ward zum Strange verurtheilt , weil sie ihrer altern Schwester in einer Nilchsnppe Arsenik beybrachte, und diese nur durch schnelle arztliche Hilfe vom Tode gerettet warb. Sie hatte das Gift selbst gekauft, es in den für ihre^ Schwester bestimmten Topf geworfen, ihre jüngeren Geschwister vor dem Genusse desselben gewarnt, und doch behauptete das junge Mädchen, die, noch m Trauer für ihre verstorbene Mut-ter, sich äusserst gesittet benahm, sie sey unschuldig , sie habe den Arsenik (^Yiw IVI'->!. c,n x) für eine Tante geholt, aber nie gewußt, daß es ein Gift für Menschen sey. Bey dieser Gelegenheit ward ein Knabe von 9 Jahren , Bruder der Missethaten« zum Zeugeneid gelassen, weil er sagte, er wisse recht gut, daß der, der falsches Zeugniß ablegt, in die Holle käme. Zwischen den GesHnnstern fand übrigens nie ein Streit oder Zwist Statt, «nch konnte es nicht Habsucht seyn, denn es smd sämmtlich arme Lenk. Die Hinrichtung 5es unglücklichen Mädchens soUte am 24. August Statt haben. (G. Z) M i s z e l l e n. Von Amsterdam, wird gemeldet: ein achtbarer Greis zu I ubberdam( in Holland) hatte in diesem Jahre die besondere Bemerkung gemacht, daß die Störche daselbst zweymahl zurückgekehrt und zwey Brüten gemacht hatten , ein Umstand, welker nach der Beobachtung der ältesten Leute aufeinen höchst günsii« gen, ungewöhnlich czutcn Nachsommer hindeute. Der Vater dieses Mannes hatte ein Alter von 101 Ial'ren erreicht, und seinem Eohne erzählt, im Iabre 1703 wären die Störche ebenfalls zweymahl zurückgekommen, aucl> bätte man das schon von der Weide zurückgetriebene Vieh erst gegen AUerhclligen wieder auf die Weide zurückgeschickt. (WZ.) In Dresden haben sich folgende Unglücks-salle ereignet: Im Monat Iuly erschoß sich ein Jäger im Iägerbof, eii, Mann, von jeden geachtet, aus Melancholie. Ein Frauenzimmer stürzte sich am 2. Aug. Morgens aus einem Fenster der vierten Etage ihrer Wohnung in der Schreibergasse. Abends zuvor war sie noch sehr vergnügt bey dem Vogelschießen. Zwey Mädchen stürzten sich in kurzer Zwischenzeit von der Clbbrücke in den Strom. Eben so ertrcmk ein Buchhalter in der Elbe. Am 19. Aug sprang dem Feilenhaucr oder FeilenschmiedtSchulze, beym Schmieden, ein abspringendes Stück glühende zkantige Feile unglücklicher Weise ins Auge, und so tief, daß es das Gehirn verletzte und er Tags daraufunter schrecklichen Schmerzen starb. Ein Isländischer Prediger, Johnson, der nur 5 Thaler Gehalt hat, und selbst seine Felder pflügen muß, bat Milwnsverlohrnes Paradies und einen Theil der Messiade von Klopstock, in Isländische Verse übersetzt. Schon länger verfertigte man in England Milckpulver, Bierpulver, Limonadepulver und Suppentafeln; jetzt verfertigt ein Hr. Weldon zu London auch Pulver zu mineralj« schcn Wissern. Man nimmt das Päckchen von Evaa, von Cbeltenbam, von Plombieres, wirft es in ei Trinkglas oder in eine Bade« wanne, und das Mineralwasser ist fertig. Hr. Weldon nennt sich: „Mineralwasser-Fabric kant des Prinzen-Regenten." (W. 3.)