ln dieser Nummer: Vieles liegt im argen Das fiel mir auf Legion Mariens Missions- helferinnen Missions- rundschau Banditen- missionar Januar/Februar 1959 52. Jahrgang - Heft 1 Zeitschrift der Missionare Söhne des Hist. Herzens Jesu r Indiobuben begrüßen uns im neuen Jahr Zu Beginn des neuen Jahrgangs des „STERN DER NEGER“ bitten wir um den Bezugspreis: Für Deutschland 3 DM für Österreich 15 Schilling für Italien 400 Lire. Für die Einzelabonnenten liegt eine Zahlkarte (Erlagschein) bei. Da die Zeitschrift eine finanzielle Hilfe für die Mission sein soll, wären wir für ein zusätzliches Almosen, besonders zur Vollendung unseres Klerikerseminars in Mellatz recht dankbar. * Zum Neuen Jahr wünschen wir allen Lesern und Förderern Gottes Gnade und Segen. Verwaltung und Schriftleitung ^ Njj^ ^ STERN DER NEGER Zweimonatsschrift Jnnuar/Fcbruar 1059 INHALT P. Roland Stengel: Vieles liegt im argen ............... 1 P. Karl Krapf: Das fiel mir auf .................... 8 Die Neger in den Vereinigten Staaten 11 Die afrikanische Frau (Bilder) ..... 12 Hilde Firtel: Die Legion Mariens ................. 15 Brunhilde Kühner: Wir Missionshelferinnen ............ 18 Missionsrundschau .................. 20 E. U. Mozer: Der Banditenmissionar............... 24 Titelbild Heilige Familie, Ausschnitt aus Anbetung der Könige, von Joos von Cleve d. Ä, Bestellung Deutschland: Missionshaus Josefstal (14a) Ellwangen/Jagst (Württemberg) Österreich: Missionshaus Maria Fatima Unterpremstätten bei Graz Italien: Herz-Jesu-Missionshaus in Milland bei Brixen Jährlicher Bezugspreis DM 3.-------S. 15 — Lire 400 Einzahlung Deutschland: Missionshaus Josefstal Postscheckkonto Stuttgart 540 66 Österreich: Scheckkonto 86211 „Stern der Neger“ Italien: Herz-Jesu-Missionshaus in Milland Bressanone/Brixen C.C.P. 14 / 7392 Trento Herausgeber und Verleger Kongregation der Missionare Söhne des Heiligsten Herzens Jesu Josefstal bei Ellwangen/Jagst Schriftleitung P. Edmund Schümm, Josefstal Druck Schwabenverlag AG Zweigniederlassung Ellwangen/Jagst Mit kirchlicher Druckbewilligung und Erlaubnis des Generalobem Post verlagsort: Ellwangen (Jagst) V________________________________________J Vieles Jiegf im argen Von P. Roland Stengel Als wir am 25. Juli 1958 die Prälatur Tarma als neues Arbeitsfeld unserer Kongregation übernahmen, wurde uns ein großes Gebiet zur Pastorierung anvertraut, in dem — wie in ganz Südamerika — der Priestermangel das Hauptproblem ist. Konkret gesprochen heißt das, daß genau die Hälfte aller Pfarreien der Prälatur unbesetzt sind. Deshalb haben wir uns von Anfang an darauf eingestellt, soviel wie möglich in den Dörfern auszuhelfen. Es dauerte auch nicht lange, bis die Indios von ihren Höhen herunterkamen und den Herrn Prälaten baten, wenigstens für einige Tage einen Priester in ihr Dorf zu schicken, damit ihre kirchlichen Volksfeste nicht ganz in Vergessenheit geraten. So habe ich im Oktober fünfmal mein Bündel gepackt und machte drei Wochen lang das Dorfleben der Indianer mit. Dabei mußte ich mehr als 1500 km mit Bahn oder Omnibus zurücklegen, obwohl es sich um die uns am nächsten gelegenen Pfarreien handelte. Glücklicherweise sind alle Ortschaften mit Landstraßen untereinander verbunden. Diese sind oft in sehr schlechtem Zustand, was die Reise zuweilen aber um so interessanter und abwechslungsreicher macht, so z. B. wenn gleich mehrere Räder auf einmal vom Omnibus ab-springen und die schlauen Indios dann staunend den Karren umstehen und beratschlagen, was man da machen könnte, oder wenn der Wagen im Dreck stecken bleibt und weder vorwärts noch rückwärts will. Wie es auch sei: immer noch besser als auf Esels Rücken, zumal bei diesen weiten Entfernungen. — Am meisten war ich bisher in den Orten Car-huamayo und Ulcumayo, die ich nun gut kenne, und von wo aus ich euch im folgenden erzählen will, wie es mir an Allerseelen ergangen ist. Carhuamayo ist ketschua und heißt auf kastilianisch Rio amarrilo, d. h. gelber Fluß. Der Name kommt wohl von dem rostfarbenen Wasser, das von den Minenfeldern bei Cerro de Paseo langsam abwärts rinnt und sich in schmutzigen Tümpeln sammelt. Von Gefälle kann ::0$i ,M$a Eine Gruppe Hochlandindianer So dürftig hausen vielfach die Indianer Perus Feldarbeit in den Anden — wie vor 1000 Jahren ja keine Rede sein. Wir befinden uns hier auf einer großen Hochebene (über 4100 m), die die Gegend von Junta kennzeichnet und die in ihren gewaltigen Ausmaßen wohl einmalig ist. Im Westen grüßen in weiter Ferne die ununterbrochenen Bergzüge der Anden, deren schneebedeckte Gipfel weithin sichtbar sind. Desgleichen ist auch der Horizont im Osten reich gegliedert durch die Ausläufer der Montana-Gebirge. Nach Norden und Süden hingegen ist — so weit das Auge reicht — alles topfeben. Weit und breit ist kein einziger Baum oder Strauch zu sehen, nur mageres, ausgebranntes Steppengras, das in der Regenzeit eine etwas frischere Farbe annimmt. Mehr darf man von der Puna nicht erwarten. Eine grüne, blühende Wiese wie in Deutschland kann sich hier niemand vorstellen. Die einzige Abwechslung dieser Einöde ist der See von Junta, der sich zirka 25 km lang erstreckt und dem Ganzen einen Mittelpunkt gibt. Weite Gebiete in seiner Nähe sind versumpft. Die Leute in dieser dünnbesiedelten Gegend leben hauptsächlich von Viehzucht, von ihren Schaf-und Lamaherden, die das ganze Jahr über auf der Weide sind. Wesentlich schöner erscheint das Landschaftsbild, wenn man eine der nächsten Anhöhen von Carhuamayo besteigt und die Gegend von oben betrachtet (sofern man in der dünnen Luft in 4200 m Höhe noch Lust zu Bergtouren hat!). Dann überblickt man nicht nur den Ort mit seinen 4000 Einwohnern im Vordergrund, sondern überschaut auch den langgestreckten See von Junta, hinter dem sich etwa 200 km lang die weißen Andengipfel vom blauen Himmelszelt abheben. Fast könnte man an die Gegend vom Bodensee erinnert werden, in dessen Wasser sich die Schweizer Alpen widerspiegeln. In Wirklichkeit aber bietet diese Landschaft ein viel gewaltigeres Panorama. Die Berge liegen weiter zurück, die Ausdehnungen sind viel größer, der Charakter der Umgebung ist herber und ernster. Vor Schnee- und Hagelschauern ist man nie sicher. Jetzt in der Regenzeit toben sich hier fast jeden Tag schwere Gewitter aus, die jährlich vielen Menschen und einer mehr- fach größeren Zahl von Lamas das Leben kosten. Als ich im August hier meine ersten Aushilfen verbrachte, war es sehr kalt. Jeden Morgen lag schwerer Reif auf den Feldern. Die Sonne brauchte zwei Stunden, um damit fertig zu werden, und bis es um 12 Uhr öder 2 Uhr nachmittags richtig warm werden wollte, setzte gleich ein scharfer Wind ein, der einem bis auf die Knochen ging. Was meint ihr, wie ich da die Nacht zugebracht habe? Wie ein Eskimo: angetan mit einem dicken Wintermantel und bedeckt mit sechs schweren Wolldecken und dazu noch die Motorradmütze über den Kopf gezogen. Auf diese Weise habe ich die ganze Nacht wunderbar geschlafen. Am Morgen war der Dorfbach mit einer festen Eisschicht überzogen. Inzwischen war ich schon öfter in Carhuamayo und habe manches Fest gehalten. Es bestehen einige Bruderschaften, z. B. zum Herzen Jesu, zur Muttergottes von Fatima, zur Muttergottes von der Immerwährenden Hilfe, zur hl. Rosa von Lima und einige mehr, die einmal im Jahr ihr Hauptfest haben, das mit Vispera, Prozession und Hochamt gefeiert wird. Diese Tage waren bisher fast die einzigen, an denen den Leuten Gelegenheit geboten war, einer hl. Messe beizuwohnen. Man kann sich denken, wie demnach die wahre religiöse Lage aussieht. Der Sonntag unterscheidet sich nicht viel vom Werktag. Wenigstens bringen sie noch ihre Kinder zur Taufe, einige raffen sich sogar auf, kirchlich zu heiraten. Neulich kam auch so ein Kandidat daher — ich sah ihm von weitem an, daß er nicht mehr ganz nüchtern war —, erklärte stolz, daß er römisch-katholisch sei und heiraten wolle. Ich fragte, wie lange er schon bei seiner Trina wohnte. „Reden", gab er zur Antwort, d. h. erst seit kurzem. Also gut. Auf die weiteren Fragen stellte sich heraus, daß er schon 17 Jahre mit seiner Novia zusammenlebt und bereits neue Kinder hat. Tatsächlich kam er am andern Morgen mit seiner ganzen Verwandtschaft wieder und ließ sich trauen. Damit hat er seine religiösen Pflichten auf lange Zeit erfüllt, wie er meinte. Diesen Indios die Pflicht der Sonntagsmesse beizubringen, wenn ein Priester im Dorf ist, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. Da kann sich der Sakristan stundenlang auf den Glockenturm setzen und läuten, niemand fühlt sich angesprochen. Als ich am 1. November wieder dort war, fand ich zu meiner Überraschung eine große Anzahl Männer in ihren Pontschos vor. Das waren die Kantoren von nah und fern, die für den Allerseelentag Weihwasser holen wollten, um es in ihren Dörfern zu verwenden und — zu verkaufen! Zuerst beteten wir den Rosenkranz für ihre Verstorbenen, dann weihte ich sechs große Tonnen voll Wasser: ein jeder sollte reichlich erhalten. Am andern Morgen — ich traute meinen Augen nicht — kamen die Leute in hellen Scharen zur Kirche mit Krügen und Eimern, noch bevor der Sakristan das erste Glockenzeichen gegeben hatte. Ich dachte schon, wie werden die nur alle Platz haben! Das gibt heute eine Festmesse wie noch nie! So kam es auch, aber im umgekehrten Sinn; denn so schnell wie die Weiber und Kinder mit ihren Gefäßen angerückt kamen, so schnell waren sie trotz meiner Bitten und Ermahnungen auch wieder verschwunden, und als die Stunde der hl. Messe kam, war die Kirche wieder so leer wie zuvor. Nun, was anfangen? Bei solchen Augenblik-ken stecke ich mir immer ein Zigarett-chen an, um nicht den Humor zu verlieren. Am liebsten würde man ja die Kirche wieder abschließen und heimgehen, aber so schnell darf man nicht kapitulieren. Der Mesner läutet noch einmal Sturm mit seiner Glocke, und ich gehe von Straße zu Straße und lade die Leute persönlich ein, der hl, Messe beizuwohnen. Alle versprechen es hoch und feierlich, und wie ich nach ihnen schaue, sind sie hinter meinem Rücken wieder verschwunden. So etwas ist mir noch nie passiert. Endlich erklärt mir ein altes Weib, daß sie jetzt nicht zur Kirche kommen darf, denn alle, die heute die hl. Messe anhören, müssen sterben. Das also war des Rätsels Lösung! Somit hat sich der Aberglaube wieder als zehnmal stärker erwiesen als der Glaube, und ich war um eine Erfahrung reicher geworden. „Wozu brauchen wir die Messe?", fragen die Klügsten, „wenn wir nur Weihwasser haben!" Am Nachmittag desselben Tages fahre ich mit dem Omnibus 30 km talabwärts in Richtung Montana nach Ulcumayo. Auf halbem Wege erreichen wir Quil-catacta, wohl das Armseligste, was ich bisher an Indianerdörfern kennenlernte. Kurz zuvor ging ein starker Regen nieder, der die primitiven Dreckhütten fast unter Wasser setzte. Die Straßen in diesem Zustand sind bodenlos. Die strohgedeckten Häuser starren von Schmutz und haben weder Decke noch Fußboden. Die Kinder springen halbnackt herum, ohne Schuhe und Strümpfe, obwohl draußen ein eiskalter Wind pfeift und manchen Hagel- und Schneeschauer vor die Tür wirft. Kein Wunder, wenn viele dieser kleinen Geschöpfe früh hinwegsterben. Damit errreicht der Dorfstamm indirekt, daß nur die Allergesündesten am Leben bleiben, die einmal den harten Lebensbedingungen gewachsen sind. Den alten Leuten geht es oft nicht besser. Wenn sie krank sind, liegen sie halt auf ein paar Fellen am Boden herum und warten — oft monatelang —, bis sie sterben dürfen. An Pflege oder Medikamente ist ja nicht zu denken. Schon öfters, als ich durch diesen Ort fuhr, hat man mich auf die schöne Kapelle daselbst aufmerksam gemacht. Ein mal hatte ich auch Gelegenheit, hier eine hl. Messe zu zelebrieren und war neugierig zu sehen, wie es mit dieser vielgerühmten Kapelle stehe. Was war zu sehen? Ein einfacher Raum aus Stampferde (so wie hier alle Häuser gebaut sind), mit einem billigen Blechdach darüber. Vorn ein Altar, ebenfalls aus Erde und ohne jeden Verputz oder Schmuck, und drei Heiligenbilder. Sonst aber nichts; weder Decke noch Fußboden oder Fenster, von Bänken ganz zu schweigen. Anspruchsloser kann man wirklich nicht mehr sein. In Deutschland wäre diese Scheune gerade noch recht, um die Tiere darin nächtigen zu lassen. — Diese armseligen Verhältnisse könnt ihr euch nicht vorstellen; genau so wenig, wie die Eingeborenen dieser unwirtlichen, kalten Gegend eine Ahnung haben von dem Reichtum, auch nicht von Peru ist reich an Bodenschätzen, die zumeist von nordamerikanischen Minengesellschaften ausgebeutet werden. Auf dem Bild ein hoch in den Bergen gelegenes Minengebiet. Das Lama ist dem Indianer ein unentbehrliches Tragtier und dient ihm auch mit seiner Wolle. Allzu neugierige Menschen treibt es in die Flucht, indem es ihnen mit großer Treffsicherheit seinen grünlichen Mageninhalt ins Gesicht speit. P. Erich Huber, Llata, mit seinem treuen Reisebegleiter dem religiösen Reichtum der Europäer. Die betrachten ihre Kapelle nicht als Scheune wie wir, sondern sind stolz darauf und gehen nie an ihr vorüber, ohne sich zu bekreuzigen. Ob aber auch alle wissen, wer am Kreuz für sie gestorben ist, ist eine andere Frage. Das religiöse Wissen dieser Leute, die noch nie einen Pfarrer hatten, ist fast gleich null. In einem anderen Dorf ereignete sich einmal folgendes, das die religiöse Unwissenheit der Indios bestätigt. Seit langer Zeit öffnete der Sakristan wieder einmal die Kirchentüre dem soeben angekommenen Missionar und erklärte diesem voller Genugtuung, daß sie den Senor Corpus, d. h. den Herrn im Leibe (= Eucharistie) in der Kirche haben. Der Priester, der gleich wußte, daß das nicht stimmen konnte, ließ sich an den Ort führen und fragte: Wo ist er denn? „Taita, hier ist er", antwortete der Sakristan. Dabei öffnete er die Türen eines alten Sakramentshäuschens und wies auf die Monstranz hin..., in der das Allerheiligste natürlich nicht zugegen war. Die einfachen Leute wissen tatsächlich nicht zu unterscheiden. Ihre Heiligen (Statuen) hingegen sind für sie Leben und Wirklichkeit. Für sie opfern sie ihre Kerzen, vor ihnen können sie lange Zeit knien und beten. Aber was die hl. Messe ist oder das Geheimnis der Eucharistie mit der realen Gegenwart des Herrn in unserer Mitte, das begreifen sie noch lange nicht. So mußte ich tatsächlich eine Fronleichnamsprozession halten, ohne das Allerheiligste, wohl aber mit sämtlichen Heiligenstatuen, die an allen Straßenecken inzensiert wurden. Endlich kommen wir in Ulcumayo an. Es ist stockfinstere Nacht, und man sieht nichts von dem engen Tal, in dem wir uns befinden. Ab und zu dringt ein Kerzenschein aus den Häusern nach außen. Der Bürgermeister kommt mit seiner Taschenlampe und führt mich in ein leeres Schulzimmer, in dem ich für einige Tage daheim bin. Indios kommen und richten ein Bett zurecht, andere bringen das Nachtessen. Dann sitzen wir noch gemütlich um den Tisch herum und unterhalten uns, bis der Kerzenstummel heruntergebrannt ist. Am nächsten Morgen erlebe ich die gleiche Komödie wie am Vortage. Die Kantoren, die heute ihren großen Tag haben (d. h. ihren Tag des Geldverdie-nens) sind sehr früh von allen umliegenden Ortschaften herbeigeeilt und haben sich vor lauter Festfreude nicht wenig angetrunken. (Zur Pfarrei Ulcumayo gehören noch 24 andere Dörfer und Weiler, insgesamt etwa 15 000 Einwohner.) Ich halte mich bewußt etwas zurück und bin entschlossen, erst nach dem Amt Wasser zu weihen, damit mir nicht alle davonlaufen. Aber das ist unmöglich. Gegen 9 Uhr höre ich vom Kirchplatz her lautes Geschrei und Tumult. Gleich darauf kommt der Mayor-domo angelaufen und bittet mich kniefällig, ja sofort zur Kirche zu kommen und Wasser zu weihen; die Kantoren seien rebellisch geworden und nicht mehr zu halten. Allen Unmut lassen sie nun am Mayordomo aus, der sich kaum mehr vor ihnen in Sicherheit bringen kann. Da ist es freilich höchste Zeit für mich, daß ich hinübergehe und nach dem Rechten sehe. Aber leider komme ich zu spät. Einer der Kantoren hat schon einen Kübel voll Wasser „geweiht", indem er das Salz ins Wasser warf und das Kreuzzeichen darüber machte, — so viel hat er dem Pfarrer schon abgeschaut! Alle anderen stürzen sich darauf und gehen triumphierend davon. Einer hat noch geschrien: „Wenn unser Weihwasser nichts wert ist, dann ist das vom Doctor Taita auch nichts wert", wofür er von den andern reichen Beifall erhielt. Selbstverständlich gibt es in jeder Dorfgemeinschaft genug vernünftige und vornehme Leute, die sich von dem unschönen Treiben der Indios fernhalten. Aber diese sind in der Minderheit und sind dem schreienden Pöbel an diesen Tagen nicht gewachsen. Mit denen habe ich dann die hl. Messe gefeiert und für ihre Verstorbenen gebetet. Anschließend machten wir einen Besuch im Friedhof, der 20 Minuten vor dem Ortseingang auf einer Anhöhe liegt. Das Sprichwort sagt zwar, der erste Eindruck sei immer der beste, aber in diesem Fall trifft das nicht zu. Der Friedhof macht, wie an allen Orten, einen sehr verwahrlosten Eindruck. Das ganze Feld ist von meterhohem Gebüsch und Unkraut überwuchert. Man sieht keine Grabreihen. Kreuz und quer hat man die Toten beigesetzt, wo gerade Platz war; und wieviele Särge stehen halbvermodert in einem Winkel herum, um die sich überhaupt niemand kümmert. Das alles scheint aber niemanden zu stören und hält niemanden ab, den heutigen Tag hier zu verbringen. Wenigstens einmal im Jahr möchte man hier bei den Toten weilen und sie durch Kränze oder Blumen ehren. Man staunt, wo nur die vielen Leute herkommen; es herrscht ein größeres Gedränge als aut dem Markte Kopf an Kopf sitzen die einzelnen Familien auf den Gräbern ihrer Verstorbenen herum, kochen und essen und unterhalten sich mit den Toten. Dabei drängen sich von allen Seiten die Kantoren herbei und singen bis zum Dunkelwerden ihre Responsos in den sonderbarsten Melodien, in der einen Hand die Weihwasserflasche, in der andern die Schnapsflasche. Das Gleiche spielt sich bis in die Nacht hinein vor der Kirche ab. Aus jedem Winkel hört man den Gesang eines Kantors. So ist es eben Costumbre, alter Brauch von jeher an diesem Tag. Da fast alle Verstorbenen ohne Priester beerdigt werden, will man wenigstens an diesem Tag für seine Verstorbenen beten. Und da die Leute oft nicht einmal das Vaterunser beten können, muß eben der Kantor für den fehlenden Priester einsprin-gen. So verbringen die Indios den Allerseelentag. Es ist nicht alles erbaulich, was man da mitansehen muß, aber auch nicht alles verwerflich. Wer die hiesigen Verhältnisse kennt und weiß, daß viele Menschen kaum einmal im Leben einem Priester begegnen und daß ihr religiöses Eine Indianerin aus Paraguay Wissen sehr gering ist, der wundert sich über nichts und wird nicht hart urteilen. Im Grunde sind die Indios doch wieder gute Menschen, die nur leider religiös noch nie richtig betreut wurden und die infolge ihres armen, primitiven Lebens, das sie fristen müssen, keine höheren Lebensinteressen kennen. Gebe Gott, daß diese großen, verlassenen Pfarreien bald ihre eigenen Seelsorger erhalten. Dann werden viele Mißbräuche von selbst aufhören und neues, katholisches Leben wird erblühen. Dieses Ziel in nicht zu ferner Zukunft zu erreichen, ist die Aufgabe, die uns hier in der Prälatur Tarma gestellt ist. Noch in diesem Jahr will unsere Kongregation in Nordspanien ein Knabenseminar eröffnen, um sich noch mehr an der christlichen Erneuerung Südamerikas beteiligen zu können. Aber werden unsere finanziellen Mittel ausreichen? Der Aufruf von P. Andreas Riedl in der letzten Nummer des „Stern der Neger" hat ein überraschend gutes Echo gefunden. Möchten auch Sie sich beteiligen? Hier nochmals das Konto für Einzahlung von Spenden: Stuttgart 329 03 — Missionsseminar Ritterhaus, Herz-Jesu-Kongregation, Bad Mergentheim. Das fiel mir auf Von P. Karl K r a p f Die Kopfbedeckung Jeder Rompilger oder Italienreisende wird wissen, daß in Italien die Frauen jeglichen Alters in der Kirche das Haupt immer bedeckt haben, meist durch ein schleierartiges Kopftuch. Als ich auf meiner Fahrt nach Peru der ewigen Stadt noch einen Besuch machte, war ich auch an der „heiligen Stiege". Ein paar Mädchen schickten sich eben an, diese ehrwürdige Reliquie auf den Knien zu besteigen. Eines der Mädchen hatte kein Kopftuch bei sich, aber es wußte sich zu helfen. Es faltete das kleine Damentaschentuch auseinander und legte es auf den Kopf. Meine Reise nach Peru machte ich auf einem italienischen Schiff. Darum stammten die meisten Passagiere aus Italien, und so war auch auf dem Schiff die Sitte der Kopfbedeckung bei der hl. Messe in Übung. Unter den Fahrgästen war auch eine deutsche Frau aus Jugoslawien, die mit ihrem Mann zu ihrer Tochter nach Chile auswanderte. Diese Frau wußte aus ihrer Heimat natürlich nichts von dieser Sitte und besaß in ihrer ganzen Ausrüstung nichts, was ihr als Kopfbedeckung während der hl. Messe hätte dienen können. So fragte sie mich, ob es ihr erlaubt wäre, ohne Kopfbedek-kung der hl. Messe beizuwohnen, und als ich nichts dagegen einzuwenden hatte, atmete sie erleichtert auf. In Peru bedecken sich die Frauen ebenfalls in der Kirche. Bei einer Gemeinschaftskommunion der Schulmädchen bemerkte das Fräulein, das beim Gang zur Kommunionbank für Ordnung sorgte, daß ein Mädchen nichts auf dem Kopfe trug. Kurz entschlossen nahm sie einem eben zurückkehrenden Mädchen das Kopftuch ab und legte es dem bereits an der Kommunionbank knienden auf. Die Indianerinnen haben meist große Kopftücher. Eine solche bemerkte, daß eine Frau ohne Kopfbedeckung neben ihr an der Kommunionbank kniete. Sie wußte Rat: Sie rückte nahe an die andere heran, und flugs waren beide unter einem Tuch. Kleine Bettler In La Guaira (Venezuela) ging ich an Land, in der Hand den Fotoapparat. Ein Junge von etwa acht Jahren kam auf mich zu, und aus seinem spanischen Redeschwall verstand ich, daß er fotografiert werden wollte. Als ich ihm den Willen nicht tat, heuchelte er ein fürchterliches Weinen; ich erfuhr, daß die Jungen sich den Fremden als Fotomodeli anbieten, um sich dafür bezahlen zu lassen. Man kann also auf verschiedene Weise betteln. Die dunkelbraunen und schwarzen Buben von Cartagena (Kolumbien) betteln vom Kahn aus, mit dem sie das aus dem Hafen fahrende Schiff begleiten. Es sind richtige Wasseratten, die nach dem von den Passagieren zugeworfenen Münzen tauchen und sie dann in den Mund stecken; denn die Badehose, falls sie im glücklichen Besitz einer solchen sind, hat keine Taschen. Fröhliche Weihnachten! In den Panamakanal fuhren wir am späten Nachmittag des Silvestertages 1957 ein — als letztes Schiff dieser Richtung im alten Jahr. Auf dem Damm der dritten Schleuse waren an den Licht-masten Schilder angebracht, auf denen uns von der Kanalgesellschaft in den verschiedensten Sprachen, in Englisch, Spanisch, Französisch, Italienisch, Arabisch, Japanisch usw., die besten Wünsche für das Weihnachtsfest entboten wurden. Natürlich suchte ich diesen Wunsch in Deutsch und konnte lesen: „Fröhliche Weihnachten!“ Aus Lautsprechern tönten uns Weihnachtslieder in englischer Sprache entgegen. Es waren aber lauter deutsche, wie „O du fröhliche", „Stille Nacht", „Es ist ein Ros entsprungen", „Zu Betlehem geboren". Und man freut sich darüber. Mir fiel auf, daß die Leute hier in Peru nach dem Kreuzzeichen die Finger zum Munde führen. Auf meine Frage sagte man mir, daß dies das Küssen des Kreuzes darstellen soll. Wenn es nämlich schön gemacht wird, bilden Daumen und Zeigefinger der rechen Hand ein Kreuz, das geküßt wird. Nicht alles für bare Münze nehmen Der 1. Mai wird auch in Peru als Feiertag begangen. P. Wetzel, dem Pfarrer von Mirones, schickte man eine Einladung für die Feierlichkeiten (sportliche Veranstaltungen) mit einem Programm, das sechs Punkte enthielt. Wie ich hörte, konnte nur einer dieser Programmpunkte vom Stapel laufen. Man darf hier nicht alles für bare Münze nehmen. So passierte es ebengenanntem Pater, daß anläßlich eines Familienfestes ein anwesender Herr ihm für die Pfarrei sein Tonbandgerät schenken wollte. Der gute Pater, der schon lange auf ein solches Gerät spekulierte, war so gutgläubig und ging ein paar Tage später hin, um es abzuholen. Der betreffende Herr aber bedauerte sehr, es könne keine Rede davon sein, daß er sein Tonbandgerät hergebe. Und dabei war keiner der Herren betrunken, als das Versprechen gemacht wurde, ich weiß es, denn ich war dabei. Peruanische Pünktlichkeit Was man hier in Peru vor allem nötig hat, ist eine für einen Mitteleuropäer unvorstellbare Geduld. Pünktlichkeit gibt es so gut wie gar nicht. Als ich von Huanuco aus meinen ersten „Ausflug" machte, sagte man mir: „Das Auto kommt Die neue Kirche San Pedro in Huanuco geht langsam — in peruanischem Tempo — ihrer Vollendung entgegen um 14 Uhr, um Sie abzuholen." Es kam um 15.15 Uhr, aber nicht, um die Fahrt nach einem 40 Kilometer entfernten Ort, wohin ich wollte, fortzusetzen, sondern es fuhr in der Stadt umher, um aufzu- Br. Hugo Kapraun mit einem wegekundigen Indianer. Br. Hugo ist jetzt in Mirones, einem Vorort von Lima. Peru ist das Land mit trok-kener Küstenebene, der Hochgebirgswelt der Anden und den Urwäldern am Rand des Amazonasbeckens Links: Nevado Huascaran (6768 m), der höchste Berg Perus, der zweithöchste Südamerikas Die tief eingeschnittene Schlucht eines Nebenflusses des Amazonas tanken und dies und jenes zu erledigen. Um 18.45 Uhr verließen wir dann glücklich Huanuco und erreichten das Dorf um Mitternacht. In einem Dorf kann man normalerweise nie die angegebene Zeit für den Gottesdienst einhalten, denn dann ist noch kaum jemand da. Man muß eben warten, und das oft über eine Stunde, und dann ist es meist 11 Uhr. Da wird eine Taufe angemeldet. Ich frage, wann die Taufe sein soll. Man antwortet: Jetzt gleich! Gut, ich gehe zur Kirche — und gehe wieder heim. Als Neuling falle ich eben immer wieder darauf herein und muß erst lernen, daß dieses „Jetzt" bei den Indios ein sehr weiter Begriff ist. Möglicherweise besorgt man jetzt erst das Taufkleid, kauft die hier unentbehrlichen Kerzen, holt die Taufpatin und kommt dann vielleicht wieder in einer halben Stunde und sagt, es sei alles bereit — wenn's wahr ist. Kleine Plagegeister Vor einigen Jahren las ich in einer deutschen Zeitung einen Artikel über Flohzirkusse. Der Verfasser berichtete da, daß die Inhaber solcher Zirkusse Nachwuchssorgen für ihre Stars hätten, da die Flöhe am Aussterben seien. Anscheinend war dem Schreiber das Flohparadies Peru nicht bekannt, oder die hiesige Rasse eignet sich nicht für die künstlerische und sportliche Laufbahn. Vielleicht sind die hiesigen Flöhe nur für die freie Wildbahn geschaffen und halten es in der Gefangenschaft nicht aus oder sie sind noch nicht kultiviert genug, wie ein großer Teil ihres Heimatlandes. Man sagte mir, daß es in Höhen von über 3000 Meter keine solchen Plagegeister mehr gebe. Aber dafür bemerkte ich in einem hochgelegenen Dorf so schöne, juckende Fleckchen auf meiner Haut, als ich mich in der Frühe von meinem Lager erhob: Sie stammten von Läusen! Der Hausherr, bei dem ich drei Tage lang kampierte, erzählte mir voll Stolz, daß die Patres sich immer bei ihm einquartierten, weil es glücklicherweise in seinem Hause noch keine Läuse gebe. Ich konnte ein Lachen nicht unterdrük-ken, denn unglücklicherweise kratzte ich mich eben und hatte kurz zuvor bei einer flüchtigen Untersuchung meiner Kleider wenigstens ein Dutzend dieser Biester vom Leben zum Tode befördert. Hunde Das Pfarrmuli von Llata, mit dem ich einige Male unterwegs war, hat großen Respekt vor Hunden. Diese Tiere bringen es sogar fertig, das sonst ziemlich bequeme Reittier in schnellen Galopp zu versetzen. Und Hunde gibt es hier in den Dörfern beinahe eine Unmenge und das in allen Rassenmischungen. Anscheinend spielen diese Hunde eine Art Gesundheitspolizei. Auch in die Kirche haben sie für gewöhnlich freien Zutritt, und keinem der Indios wird es normalerweise einfallen, sie hinauszujagen, solange sie sich einigermaßen anständig benehmen. Ins Joch gespannt Die Trauung ist gegenüber Deutschland um zwei Zeremonien reicher. Der Priester weiht außer den Ringen auch 13 Geldstücke, die vom Paten der Hochzeit gegeben werden und die je nach den Vermögensverhältnissen oder der Freigebigkeit dieses Paten kleiner oder größer ausfallen. Diese Geldstücke schüttet der Priester vom Teller in die Hände des Bräutigams. Dieser gibt sie weiter in die Hände der Braut und spricht dabei: „Gattin, diesen Ring (den er ihr vorher angesteckt hat) und diese Brautgabe gebe ich dir zum Zeichen der Ehe." Die Braut antwortet: „Ich nehme sie an." Darauf wird den Brautleuten ein Tuch, das dem Schultervelum des Priesters beim Segen mit dem Allerheiligsten ähnelt, um die Schultern gelegt. Sie tragen es während der ganzen Messe. Dieses Tuch heißt „Joch". Beide Jungvermählte unter einem Joch — wer verstünde nicht den Sinn dieser Zeremonie? Die Negritos Jedes Land hat seine eigenen Sitten. So fehlen bei fast keinem Fest in den Dörfern der Gebirgsgegenden Perus die Tänzer, Negritos genannt, weil sie oft in schwarzen Masken auftreten. Sie tanzen selbst in der Kirche und bei den Prozessionen und singen dabei ihre Verslein zu Ehren des Heiligen, der gefeiert wird, und dann vor der Behausung des Missionars auch zu dessen Ehre. Der Neger in den Vereinigten Staaten Zu den schwärzesten Kapiteln in der Geschichte der christlichen Völker Europas gehört die Verschleppung von Millionen Negern als Arbeitssklaven nach Süd-, Mittel- und Nordamerika. Von 1517 bis 1860 wurden über 30 Millionen Angehörige westafrikanischer Völker nach Amerika importiert. Ebenso viele kamen bei den Sklavenjagden und auf dem Transport über den Ozean ums Leben. 1619 landete ein holländisches Schiff bei Jamestown im Staate Virginia, der ersten der Kolonien, aus denen die heutigen Vereinigten Staaten entstanden, und brachte 20 Negersklaven aus ver- schiedenen Stämmen an Land. Ihnen folgten in den kommenden Jahrzehnten viele Tausende, besonders seit 1789, um auf den Baumwollplantagen der Südstaaten als billige Arbeitskräfte eingesetzt zu werden. Heute bilden die Neger und Negermischlinge etwas über zehn Prozent der 160 Millionen Einwohner der Vereinigten Staaten. Als Negermischling gilt, wer auch nur die geringste Spur von Negerblut aufzuweisen hat. 1860 wurde die Sklaverei abgeschafft, sehr zum Leidwesen der Südstaaten. Auch heute noch weist der Süden des Landes den höchsten Prozentsatz an Irische Frau *v Kirche die tiefste Uit Hingabe widmen V .v.en Werken und tre-c ' h jn Ordensgemein-U,jChe oder ei9ens für Zwei Ordensfrauen in Belgisch-Kongo Diese drei Schwestern aus Ruanda besuchen gegenwärtig eine Lehrerbildungsanstalt in Belgien , Den schwarzen Schwestern ist keine Arbeit zu viel, auch nicht der Dienst an ihren aussätzigen Landsleuten Die a I'n j} findet in der hQt> I Erfüllung ihres \v fl sich viele Frauen •** len immei- zahlreir. , schäften ein V1 • •• . srf sie gegründete. Krankenpflegerin in Belgisch - Kongo mit staatlichem Diplom Diese Krankenpflegerinnen erhalten eine gründliche Ausbilddung: 6 Vorbereitungsjahre, 4 Jahre Medizinstudium i Schwarze Schwestern I in einer Prozession durch die Straßen Kapstadts Der ehemalige Sklave Satisfied Donethegotaway richtet die Lampe, um seinen 103. Geburtstag zu feiern Miß Virgle Whitfield singt: „Warst du dabei, als sie meinen Herrn kreuzigten?“ Negerbevölkerung auf, und noch heute ist hier der Widerstand der weißen Bevölkerung gegen die völlige Gleichberechtigung der schwarzen Mitbürger am zähesten. Der größte Teil der Südstaaten ist protestantisch und bis jetzt dem katholischen Einfluß kaum geöffnet. Doch einer der Staaten, Louisiana am Unterlauf des Mississippi, ist von Anfang an katholisch, da dieses Gebiet nicht von Engländern, sondern von Franzosen und Spaniern besiedelt wurde. Trotzdem herrscht auch hier wie im ganzen Süden die Scheidung zwischen Weiß und Schwarz in jedem Bereich des sozialen Lebens. Die Kirche hat in ihren Gottesdiensten lange Zeit die Tradition aufrechterhalten, wie sie sich in der Zeit der Sklaverei ausgebildet hatte: Die Ortskirche stand den schwarzen Katholiken offen. Sie nahmen am Gottesdienst der Weißen teil, aber in den hintersten Bänken. Manche besonders energische Geistliche setzten es durch, daß die Schwarzen wenigstens zur Kommunionbank gemeinsam mit den Weißen gehen durften. Es ist klar, daß sich bei solchen Verhältnissen fast keine schwarzen Priesterberufe entwickeln konnten. Seit etwa 18 Jahren haben die Bischöfe von Loui- siana eine andere Regelung eingeführt: Sie gründeten eigene Negerpfarreien und konnten damit viele Schwierigkeiten umgehen. Ähnlich wie in Louisiana liegen die Verhältnisse in anderen Südstaaten. Die Negerkirchen wirken im allgemeinen primitiv, wenn sie auch peinlich sauber gehalten werden. Die Ausstattung dieser Gotteshäuser ist nach unserer Aufassung kitschig, und vielfach werden süßliche französische Lieder gesungen. Und dabei gibt es die erschütternden religiösen Lieder der „Negro-Spirituals". Allerdings muß man sagen, daß dieses Liedgut auf ausgesprochen protestantischem Boden gewachsen ist. Diese Negro-Spirituals entstanden aus der Begegnung von afrikanischen Überlieferungen mit europäisch-christlichem Gedankengut. Sie sind von tiefer Melancholie erfüllt, herrührend vom niederdrückenden Sklavendasein, aber auch voll inniger Christusliebe. Aus diesen Liedern schöpften die geknechteten Menschen Trost, wenn sie sie bei ihrer harten Sklavenarbeit sangen. Diese Lieder wurden erst in unserem Jahrhundert aufgezeichnet und gesammelt und werden jetzt von Negerchören auch den Europäern zu Gehör gebracht. Die Legion Mariens Die Legion Mariens, gegründet 1921 in Dublin, Irland, ein Werk des Laien-aposlolates, widmet sich vor allem der seelsorgerlichen Betreuung abgestandener und gefährdeter Katholiken. Die einzelnen Gliederungen und ihre Leiter tragen Bezeichnungen aus dem altrömischen Staatswesen. Da die Legion Mariens auch in den Missionen hervorragend arbeitet, sei unseren Lesern aus der „Stimme der Legion", Januar 1958, der Erlebnisbericht einer Besucherin beim Zentralrat in Dublin vermittelt. (Die Red.) Eines ist sicher: Es ist ein Glück für jeden Legionär, einmal dieses Erlebnis haben zu dürfen. Ich habe es die ganze Zeit bedauert, daß ich nicht alle meine Freunde in Deutschland und in der Schweiz in einen großen Koffer packen und mit nach Irland nehmen konnte. Eine Woche nur war ich an der Wiege der Legion, aber es hat mir besser getan als 30tägige Exerzitien. Freund Erestein Der Präsident des Senatus von Manila (Philippinen) wird heute abend erwartet. Ich freue mich auf ihn und bin gespannt. Hier in Dublin ist man allerdings an prominente Gäste gewöhnt. John Murray, der zwölf Jahre lang Legionsgesandter in den Vereinigten Staaten war und jetzt zweiter Schriftführer des Conciliums ist, kennt ihn noch von den Philippinen her und wird deshalb an den Flugplatz geschickt, um ihn abzuholen. Bruder Erestein ist ein quicklebendiger kleiner Mann mit einem strahlenden Lächeln. Vom ersten Augenblick an sind wir Freunde. Er erzählt mir, daß sein Heimatland zwei Senate, zwölf Comitia, 96 Curien und mehr als 12000 Praesidüa besitzt. Darunter befinden sich Gruppen unter den Gefangenen des staatlichen Zuchthauses. Ein Praesidium besteht in einem orthopädischen Krankenhaus; die Mitglieder kommen in Rollstühlen und auf Krücken zur Versammlung. Bruder Erestein erzählt mir auch, daß die Philippinen 7100 Inseln haben, von denen allerdings etwa 2000 unbewohnt sind, und daß es der Ehrgeiz der dortigen Legionäre ist, wenigstens so viele Praesidia zu haben wie Inseln. Interessant war auch, daß zur Feier des Marianischen Jahres 2340 Ehepaare, durch die Legionäre angeregt, an einem Tag die kirchliche Trauung nachholten; 100 Priester waren dazu eingesetzt. Bei solch einem Massenbetrieb konnte es nicht ausbleiben, daß die Priester manchmal irrtümlicherweise die Trauzeugen für Brautpaare hielten. Dann sagte Br. Erestein: „Wollen wir nicht zusammen den Rosenkranz beten?" Und wir gehen gemeinsam in die Kapelle. Ich glaube, so etwas gibt es nur in der Legion! Kleine Statistik der Legionsgesandten Eine ganze Wand im Hauptquartier der Legion wird von den eingerahmten Fotos der verschiedenen Legionsgesandten bedeckt. Da ich selber zwölf Jahre lang zu dieser Zahl gehörte, interessiert sie mich natürlich besonders. So stelle ich einige Beobachtungen darüber an. Die Zahl der Legionsgesandten seit Gründung der Legion beträgt 40. Davon sind 20 noch im Amt, 19 a. D. und eine — Edel Quinn — nicht mehr unter den Lebenden. Unter den Gesandten sind zehn Männer und 30 Frauen. 19 davon sind Irländer. Frankreich hat bis jetzt drei Legionsgesandte gestellt, ebenso England; Südafrika, die Vereinigten Staaten, die Philippinen, Österreich je zwei, Kanada, Dänemark, China, Indien, Holland, Polen und die Schweiz je eine. Von den 20 noch im Amt befindlichen Gesandten arbeiten sieben in Europa, fünf in Amerika und je vier in Afrika und Asien. Die Patrizier Ich hatte noch niemals eine Patrizierversammlung gesehen und wollte dies natürlich schleunigst nachholen. Bruder Erestein, der in der gleichen Lage war, begleitete mich. Etwa 50 Leute wohnten der Versammlung bei. Das Diskussionsthema lautete: „Der Stand der Gnade" und war wohl ziemlich schwierig für Laien. Daher kam es auch, daß die Diskussion am Anfang recht stockend war. Nadi und nach aber erwärmten sich die Gemüter. Es ist natürlich, tur den Vorsitzenden oder tür den Priester eine arge Versuchung, in die Diskussion einzugreifen, wenn einer der Anwesenden einen ausgemachten Unsinn verkündet. Aber der Gedanke der Patrizier ist es eben, die Begriffe möglichst ohne „Hilfe von oben" zu klären und die Dinge untereinander zu erarbeiten. Erst wenn am Schluß der Versammlung gewisse iirtümer noch bestehen bleiben, stellt uer Priester sie richtig. Was mich besonders beeindruckt hat, ist das psychologische Geschick, auf dem der Gedanke sich aufbaut. Denn jeder einzelne ist sichtlich stolz aut seinen beitrag und lühlt sich dadurch ermutigt, ihn auch außerhalb der Patrizierversammlung, d. h. im Alltagsleben, zu wiederholen. Das aber ist der Zweck, der erreicht werden soll. Ich habe mir jedenfalls fest vorgenommen, mich auch in Deutschland für die Errichtung der Patriziergruppen einzusetzen. Die neue Legionsgesandtin In der letzten Nummer der „Stimme der Legion“ brachten wir die Nachricht, daß die Irländerin Mairin McPolin vom Concilium zur Legionsgesandtin für Französisch - Äquatorialafrika ernannt wurde. Als man mir eines Abends sagte, Sdiw. McPolin werde erwartet, fühlte ich eine freudige Erregung. Meine Überraschung war groß, als ein kleines Mädchen eintrat und mir mit schüchternem Augenaufschlag erklärte, es freue sich, mich kennenzulernen. „Wie alt sind Sie, mein Kind?“, war meine erste Frage. Es ist gut, daß es im Englischen nur eine Art der Anrede gibt, sonst hätte ich sicher gefragt: „Wie alt bis Du, mein Kind?“ „Ich bin einundzwanzig", antwortete die Kleine. Sie sieht allerdings aus wie höchstens siebzehn. Von Beruf Sprachlehrerin, gestand sie mir später, daß am ersten Schultag eine Mittelschülerin zu ihr kam mit den Worten: „Bitte, geh mit mir in die Klasse, ich habe ein bißchen Scheu vor der neuen Lehrerin!" An einem der folgenden Tage besuchte ich Mairin in ihrem Heim und erzählte ihr viele Stunden lang von meinen Erfahrungen. Sie war sehr glücklich darüber und äußerst lernbegierig. Jetzt wartet sie nur auf ihr Visum, um ihr Amt anzutreten. Ich finde es herrlich, wenn so junge Menschen als Legionsgesandte ausgeschickt werden. Sie haben nicht nur die Begeisterung, sondern auch die körperliche Widerstandskraft der Jugend. Als ich die Meinung äußerte, Mairin sei sicher die jüngste Legionsgesandtin, wurde ich belehrt, daß Alfons Lambe, der in Südamerika ist, schon mit zwanzig ausgesandt wurde. Das Apostolat der Straße Wie uns das Handbuch sagt, muß die Legion wie besessen sein von dem Wunsche, jedem Geschöpf die Frohbotschaft zu bringen. Hausbesuche sind wohl ein Mittel dazu, aber sie erlauben uns trotzdem nicht, wirklich an jeden heranzukommen. Aus diesem Gedanken entstand das „Apostolat der Straße", das in Irland eifrig geübt wird. Es gibt zwei Arten. In Dublin stehen jeden Abend verschiedene Sektenprediger an einer Straßenecke des Stadtzentrums und versuchen, die Vorübergehenden in ihren Hörerkreis zu ziehen. Drei Praesidia beschäftigen sich damit, ihre Legionäre Abend für Abend an diese Ecke zu schicken. Niemals lassen sie sich in einen offenen Disput mit den Predigern ein; sie fangen nur mit den Zuhörern Gespräche an. Da abgefalllene Katholiken ein besonders williges Publikum für die Sektenprediger abgeben, haben die Legionäre dort schon manchen „großen Fisch" gefangen. Ich durfte einen Abend lang an dieser Arbeit teilnehmen. Es war äußerst interessant. Ich fand, daß es gar nicht schwer ist, mit den Zuhörern in ein Gespräch zu kommen. Br. Erestein, der auch einmal mit war, erregte übrigens durch sein exotisches Äußere und sein sympathisches Wesen die Neugier aller Umstehenden. Bald bildete sich eine Gruppe um ihn, die immer größer wurde, und schließlich kam es so weit, daß der arme Prediger sich heiser brüllte, ohne daß irgend jemand auf ihn achtete, weil alle sich um Br. Erestein geschart hatten! Das aber ist noch nicht das ganze Apostolat der Straße. Neuerdings sprechen Legionäre Passanten vor den Schaufenstern der großen Warenhäuser an und ziehen sie in ein religiöses Gespräch, Dies geht erstaunlich leicht und hat schon sehr erfreuliche Früchte gezeitigt. Was die Legion aus Menschen machen kann Es war vielleicht das größte Erlebnis meines Aufenthaltes, zu sehen, welchen Heldentums selbst einfache Menschen fähig werden, wenn sie sich gänzlich von Maria formen lassen. Der Bruder, der das Apostolat der Straße leitet, erzählte uns von seiner Arbeit mit einer Glut der Überzeugung, die mich um so tiefer beeindruckte, weil dieser Mann im gewöhnlichen Leben so rauh und nüchtern ist. Interessant war auch die Begegnung mit Mary Chapman. Dieses junge Mädchen nahm im vorigen Sommer eine Stellung in einer Eiscremfabrik an, und zwar in der tiefsten Diaspora von England, wo weder der katholische Glaube noch die Legion sehr verbreitet sind. Sie verbrachte ihre ganze Ferienzeit damit, die wenigen Katholiken und weitverstreuten Priester aufzusuchen und ihnen von der Legion zu berichten. Bisher hat sie ein Präsidium gegründet und mehrere andere vorbereitet. Um ihre Reisen besser durchführen zu können, kaufte sie sich von ihrem ersparten Geld einen Roller. Da sie jedoch an dieses Transportmittel nicht gewöhnt war, stürzte sie in einer Kurve und brach sich den Arm. Es war wirklich eindrucksvoll, dieses junge Geschöpf die Probleme der Diaspora mit tiefstem Verständnis erörtern zu hören. Eine andere junge Idealistin ist Schw. O'Sullivan, die eine Hausgehilfinnenstelle in Brüssel annahm, um den belgischen Legionären bei der Arbeit an den Straßenmädchen zu helfen. Sie mußte zu diesem Zweck erst die Sprache lernen. Zwei andere junge Irländerin-nen halfen ihr dabei; diese nahmen dann später Stellungen in Straßburg an, wo die Arbeit an den Straßenmädchen erst aufgebaut werden mußte. Wohlgemerkt, keines dieser Mädchen ist in Irland Hausgehilfin gewesen! Die Sitzung des Conciliums Für jeden Besucher der Legion in Dublin ist dies natürlich das größte Er- lebnis. Außer den Berichten über das Wachstum der Legion, die im Protokoll erscheinen, erfährt man stets eine Fülle interessanter und oft ergötzlicher Einzelheiten. So wurde von Korea berichtet, daß dort die Legion gegründet wurde, um zu beweisen, daß sie für Korea völlig ungeeignet sei. Heute arbeitet sie in allen sieben Vikariaten, zählt ein Comi-tium und mehrere Curien und ist in rascher Verbreitung begriffen. Kürzlich wurde ein Priester in einem koreanischen Dorf mitten in der Nacht zu einem Abständigen gerufen, der beichten wollte. Selbstverständlich folgte der Priester freudigen Herzens der Einladung, stellte aber zu seinem Erstaunen fest, daß der Mann völlig gesund war. „Warum hatten Sie es denn so eilig mit Ihrer Beichte?", erkundigte er sich. „Ja, Pater, ich habe eben gehört, daß man bei uns im Dorf die Legion Mariens gründen will, und da hielt ich es für besser, meine Angelegenheiten schon vorher in Ordnung zu bringen!" In Syrien ließ die Curia ein Flugblatt über die Stellung der christlichen Frau zu den Auswüchsen der Mode drucken. Der Drucker, ein Mohammedaner, weigerte sich, für die Arbeit Bezahlung anzunehmen, da es doch sichtlich um eine gute Sache ginge. In Haiti haben die Legionäre drei heidnische Medizinmänner bekehrt. Und so ging es fort. Besonders interessant ist es natürlich, wenn die Legionäre aus dem betreffenden Land selber anwesend sind. So berichtete die Vizepräsidentin des Comi-tiums von Sao Paulo, eine bildschöne Brasilianerin mit kohlschwarzen Augen und schlanken, nervösen Händen, daß die Legion in ihrem Heimatland z. Zt. täglich um mindestens ein Praesidium wächst. Die Legion besteht in 37 von 120 Bistümern des Landes und zählt 37 Curien und 350 Praesidia. In diesem katholischen Lande ist der Priestermangel so groß, daß es mehr protestantische Pastoren als katholische Priester gibt. Ausschüsse für die Ausbreitung der Legion wurden in vier größeren Städten gebildet, und es besteht die Hoffnung, daß die Fortschritte in Zukunft noch spürbarer werden. Hilde F i r t e 1 Brunhilde Kühner — aus ihrer Feder stammt der nachstehende Brief — hat in Würzburg ihr zweites Ausbildungsjahr als Missionshelferin begonnen Schwester Christine aus der Gemeinschaft der Missionshelferinnen wirkt seit Jahren in Shrirampur, Indien Wir Missionshelferiimen Liebe Elisabeth I Heute sollst Du den längst gewünschten Brief von mir bekommen, in dem ich Dir einiges von uns, der Gemeinschaft der Missionshelferinnen in Würzburg, erzählen soll. Vor über 30 Jahren wurde hier in Würzburg das Missionsärztliche Institut als ein Laienmissionswerk gegründet. Es wurden Ärzte und Ärztinnen für die Arbeit in der Mission ausgebildet und in alle Welt gesandt. Da an das Missionsärztliche Institut immer größere Aufgaben herangetragen wurden, hat man 1953 eine Gemeinschaft für Missionshelferinnen gegründet. In diese Gemeinsdiaft können Mädchen zwischen 18 und 28 Jahren aufgenommen werden, die ihr Leben in den Dienst der kirchlichen Missionsarbeit stellen wollen. Es können dies sein: Ärztinnen, Kranken- und Säuglingsschwestern, technische Assistentinnen, Hebammen, Haushaltsschwestern, Diätassistentinnen, Verwaltungsschwestern sowie solche, die diese Berufe erlernen wollen. Grundvoraussetzung für die Aufnahme ist die religiöse Auffassung des Helferinnenberufes. Weitere Vorbedingungen sind charakterliche Eignung, gutes fachliches Können und eine gute Gesundheit. Für die, die in unsere Gemeinschaft eintreten, beginnt zunächst ein halbjähriger Vorbereitungskurs. Dieser dient vor allem der religiösen Ausbildung. Nebenher helfen die Teilnehmerinnen des Kurses überall in Haus und Garten mit. Es ist gut, wenn man in jede Art praktischer Arbeit eingeführt wird, da- mit man sich und anderen später draußen in jeder Situation helfen kann. Nach dem Vorbereitungskurs beginnt dann die eigentliche Berufsausbildung. Und nun etwas über meinen Ausbildungsgang als Krankenschwester. Wir haben hier eine eigene Klinik mit einer staatlichen Pflegeschule. Um in den Krankenpflegekurs zu gelangen, muß man eine einjährige Tätigkeit in einem Haushalt nadiweisen können. Mittlere Reife ist nicht erforderlich, es genügt Volksschule. Bis man eine fertige Krankenschwester ist, braucht man neuerdings drei Jahre. Während dieser Zeit arbeiten wir in der Missionsärztlichen Klinik auf den verschiedenen Stationen und werden in alle praktischen Dinge, die für eine Krankenschwester in Frage kommen, eingeführt. Der Unterricht wird von Ärzten der Klinik und einer Lehrschwester gegeben. Auf der Station heißt es tüchtig zupacken, an Arbeit mangelt es nie. Manche Patienten haben ein ausgesprochenes Talent, die Schwester ständig zu beanspruchen; doch gibt es im ganzen gesehen so viel Erfreuliches, daß ich bis jetzt noch nie bereut habe, diesen Beruf erwählt zu haben. Während der Woche haben wir einen halben Tag frei und sonst jeden zweiten Sonntag. An den freien Sonntagen machen wir bei gutem Wetter Spaziergänge und manchmal Radausflüge in die schöne Umgebung Würzburgs. Wenn ich diese drei Jahre Lernzeit hinter mir habe, kommt das staatliche Schwesternexamen vor dem hohen Gremium der Ärzte unter Aufsicht des Regierungsarztes. Dann erst wird man zum Missionsversprechen zugelassen. Dieser Tag der Verpflichtung ist für jede ein großer Tag. Da wird man feierlich in die Gemeinschaft aufgenommen und verpflichtet sich, nach den Satzungen der Gemeinschaft ohne besonderes Entgelt alle seine Kräfte der Mission zur Verfügung zu stellen, vorerst für die Dauer von drei Jahren; nach diesen drei Jahren kann man sich für zehn Jahre und danach auf Wunsch fürs ganze Leben verpflichten. Wo wir später einmal eingesetzt werden, wissen wir noch nicht. Bis jetzt arbeiten Schwestern unserer Gemein- schaft in Indien und in Afrika. Für drei neue Niederlassungen werden gegenwärtig Vorbereitungen getroffen und zwar für Rhodesien, Pakistan und Südindien (Leprastation). Warum eine Gemeinschaft? Um fruchtbar wirken zu können, ist die Zusammenarbeit von Gleichgesinnten unerläßlich. Jedes größere Werk ist in heutiger Zeit auf die eingeschulte Zusammenarbeit vieler angewiesen. So geht es in der wissenschaftlichen Forschung, so ist es bei jedem Unternehmen in der Industrie, so ist es auch beim Aufbau und der Führung von Krankenhäusern in den Missionsländern. Dieses Zusammenleben und Zusammenwirken muß natürlich geordnet sein; auch soll die gute Zusammenarbeit in ihrer stillen, unaufdringlichen Art Zeugnis geben von der Liebe Gottes, die wir durch unser Wirken unter den Heiden verkünden wollen. Außerdem hat man in der Gemeinschaft festen Rückhalt und findet die nötige Geborgenheit und Sicherheit. Schließlich muß man auch an die wirtschaftliche Versorgung in alten und kranken Tagen denken. Und nun geht's wieder an die Arbeit. Ich habe gegenwärtig das Kinderzimmer zu versorgen. Zur Zeit sind es sechs Buben von neun Monaten bis 13 Jahren. Die beiden Säuglinge brüllen den ganzen Tag, außer beim Schlafen und Füttern, und die übrigen zanken sich und schreien einem auch noch die Ohren voll. Ich komme mir vor wie eine Mama, laufe von einem Bettchen zum andern. Dem einen muß man mal was zu trinken geben, den andern trösten, jenem sein Bilderbuch erklären, dem nächsten wieder einmal auf die Finger klopfen, wenn er gar zu frech wird. Zwischendurch kommt Windelwäsche, Strampelhöschen flicken, den Kleinen das Essen richten, das Zimmer fegen, Betten machen. Nun bin ich gespannt, ob wir Dich einmal hier in Würzburg begrüßen dürfen. Wenn Du noch besondere Fragen auf dem Herzen hast, wende Dich am besten direkt an das Missionsärztliche Institut, Würzburg, Salvatorstraße 7. Mit frohen Grüßen Deine Brunhilde Kleine Missioiisrundschaii Geteiltes Christentum in Hongkong Die Chinesen, die bis zuletzt zu Zehntausenden Hongkong überschwemmten, waren gegenüber dem Christentum mehr aufgeschlossen als ihre Landsleute aus jeder andern Zeit. Sie waren bereit, ein neues, ihnen zusagendes Credo anzunehmen. Besteht doch bei den Chinesen wie bei allen andern Völkern ein heißes Verlangen nach geistiger Nahrung und religiösem Trost. Nur so ist der massenhafte Eintritt in die katholische Kirche zu erklären. Nahezu 30 000 Erwachsene finden so alljährlich in Hongkong diesen Weg. Es wären noch viel mehr, wenn sie nicht aufgehalten würden durch das schlimmste aller Hindernisse, die Vielzahl der christlichen Sekten. Da jede von ihnen die Wahrheit besitzen möchte, kennt sich der Wahrheitssucher nicht mehr aus und kehrt oft abgestoßen allen den Rücken. Das Schauspiel eines geteilten Christentums stand von jeher der Bekehrung der Chinesen im Wege. Vor dem Kommen der Kommunisten zählte man in China 120 protestantische Sekten, von denen eine jede ihr eigenes Credo hatte, die aber alle geeint waren in der Gegnerschaft gegen die katholische Kirche und die vielfach bei diesem Kampf es versäumten, einen positiven Unterricht zu geben. War die schlimme Wirkung im großen, ungeheuren China schon fühlbar, so noch mehr auf dem engen Raum von Hongkong, wo sehr viele der nichtkatholischen Pastoren kleine Tempel gebaut haben, die als Symbol der Glaubensverschiedenheit geeignet sind, die Besten abzuschrecken. Viele der chinesischen Flüchtlinge verlangten bei ihrer Ankunft in Hongkong Auskunft über das Leben, seine Schattenseiten, seine Härten; sehr viele waren bereit, den ihnen dargebotenen katholischen Glauben anzunehmen, da sie in ihm die Fülle des Trostes zu finden glaubten, den sie brauchten. Sehr bald nahm dieser gute Wille ab, und bei der Vielheit der Angebote ging es ihnen wie dem Käufer, der ratlos vor den verschiedenen Waren steht, die ihm gerühmt werden. Selbst auf dem Gebiet der Caritas, die gerade unter den Flüchtlingen einsetzen muß, kommt es zur Die Übersetzung des Evangeliums in die Gedanken- und Gefühlswelt der Eingeborenen, besonders auf dem Gebiet der Kunst, ist eine wesentliche Aufgabe der Missionare Die Mitwirkung der eingeborenen Christen ist dabei unentbehrlich Doch erhebt sich vielerorts die Frage, ob sich nicht das moderne europäisch-amerikanische Stilempfinden in kurzem auch in Übersee durchsetzt. Dann würden Kirchen im Eingeborenenstil bald als altmodisch gelten. Linke Seite: Kirche im Minendistrikt Ruwe, Belgisch-Kongo Unten: Altar dieser Kirche Rechts: Madonna über dem Eingang, vom einheimischen Künstler Goddard. Von ihm stammt auch das Portal, der Altar und die Kanzel. Verirrung und Verwirrung der Geister. Die katholische Kirche tut in ihren Pfarreien und Ordenshäusern ihr Möglichstes, um durch Verteilung von Lebensmitteln, durch Eröffnung von Kliniken, durch Bau von Schulen den Armen zu helfen. Die andern christlichen Missionare tun das gleiche und das in wahrhaft edlem humanitärem Geiste. Ganz selten kommt es vor, daß man auf die so unterstützten Flüchtlinge einen Druck ausübt, daß sie dem Glauben ihrer Wohltäter anhängen. Aber ganz natürlich gelangen diese Emigranten zu einer gewissen Kenntnis des Unterrichts, den ihre Wohltäter erteilen, und die Folge ist Desorientierung. Die Aufzählung der Kultstätten in Hongkong mit ihrer Gottesdienstordnung beansprucht in den Zeitungen allwöchentlich mehrere Spalten. Manche Tempel lassen nur ihre eigenen Gläubigen zu, während andere erklären, alle, die es wünschen, seien willkommen, da ja alle Religionen gleich gut seien. Derartige Dinge rufen bei den meisten Hei- den einen gewissen Skeptizismus in Bezug auf das Christentum hervor, bei andern führen sie zu Heuchelei und Spottsucht. So wandern viele von einem Tempel zum andern, um zu sehen, was sie an Wohltaten herausholen können. Viele Sekten geben keinen Unterricht und taufen nicht, sie tragen einfach die ein, die ihren Namen hergeben. Eltern lassen sich mit ihren Kindern einschreiben, um materielle Vorteile zu erlangen, um ihre Kinder in die Schule zu schicken oder für sie Studienbörsen im Ausland zu erhalten. Zahlreiche Propagandisten dieser Sekten verfügen über beträchtliche Gelder, derart, daß sie sich selbst auch die neuen Anhänger streitig machen. Den Schaden hat das Christentum und die Christianisierung. Viele Heiden sagen: Ich würde gern Christ werden, aber welches ist die beste „Sekte"? Viele junge Leute, die sehr gut disponiert sind und zur Führung der katholischen Aktion geeignet wären, wenn sie der Kirche beitreten würden, schütteln den Kopf, wenn man ihnen rät, unsere Religion zu studieren, und geben zur Antwort: Ich glaube, daß eure Kirche gut ist, da ihr mir das sagt, aber andere Kirchen behaupten, die wahre zu sein, und erklären, daß die Katholiken im Irrtum sind. Wie soll ich mich also entscheiden, ich habe nicht die Zeit, alle Religionen zu studieren. Auf den Straßen sieht man oft die Leute lachen, wenn der Name einer neuen Kirche auftaucht. Ist es doch bei den zahlreichen Sekten Hongkongs zur Gewohnheit geworden, in einem neuen Gebäude der volkreichsten Viertel der Stadt eine Wohnung zu mieten und vor dem Haus in chinesisch den Namen der Sekte anzugeben. So verging in den letzten zwei Jahren kaum ein Monat, ohne daß der Name einer neuen Sekte zum Vorschein kam. Dabei verteilen diese Kirchen oft in großem Ausmaß Bücher, Zeitschriften, Broschüren und Traktätchen, und so ergibt sich ein immer größerer Wirrwarr. Japan Am 1. Juli 1958 zählte man in Japan 254114 Katholiken, das bedeutet innerhalb Jahresfrist eine Zunahme von 12306. Ausländische Priester gibt es im Lande 1208, einheimische 359, ausländische Schwestern 1063, einheimische 3047. Formosa Der junge Missionar P. William Stat-ham erhielt den Besuch einer Ordensfrau, die keine andere war als seine eigene Mutter. Sie hat der Kirche drei Priester geschenkt. Nachdem ihr Mann gestorben war, trat sie in den Benedik-tinerinnenorden ein. Als sie ihrem Sohn in Taipeh einen Besuch machte, war sie eben unterwegs nach Japan, um die dortigen Niederlassungen ihres Ordens zu visitieren. Mehr Brüder für Afrika Nicht bloß Priester, auch Missionsbrüder brauchen die Missionen, schreibt ein erfahrener Missionar der Abtei nullius Ndanda, der sich bemüht hat, nicht bloß in seinem Missionsgebiet, sondern auch in den Sprengeln des Tanganyika-territoriums die Frage an Ort und Stelle zu studieren. In den Missionen Tanga und Moshi, von denen immerhin das erstere etwa 25000 und das zweite sogar über 118000 Getaufte zählt, erscheint der Brüdermangel besonders brennend. Tanga hat für die eigentliche Missionsarbeit auf Linke Seite: Einen kleinen Beitrag zur Linderung des Flüchtlingselendes in Hongkong bildet eine 1955 von Missionaren gegründete Handwerkerschule. Hier sehen wir Weberinnen an ihren Maschinen, die aus den USA eingeführt wurden. Vor ihrem Eintritt mußten die Bewerberinnen eine Geschicklichkeitsprüfung ablegen. Rechts: Eine vornehme japanische Familie nimmt die Mahlzeit ein. Die große Bekehrungsbewegung in Japan, die manche Kreise nach dem Krieg erhofft hatten, ist ausgeblieben. den Missionsstationen nur zwei Brüder. Daher kommt es, daß dort ein Pater Lastauto und Traktor fahren muß und selbst die Bauarbeiten beaufsichtigt. Selbstverständlich leidet die Seelsorge darunter. Die Diözese Moshi am Fuß des Kilimandscharo hat nur zehn europäische Brüder, und davon sind noch einige alt und krank. Die Mission Ndanda hat einen Bruder, der als tüchtiger Architekt gilt und nicht nur von den Diözesen Tanganyikas, sondern auch von denen des benachbarten Kenya für Kirchen und Schulbauten begehrt wird. Leider hat das Missionsgebiet Ndanda selbst auf den meisten Stationen nur einen einzigen Bruder, auf andern fehlen sie überhaupt. Der Ruf geht nach Brüderberufen aus der Heimat. Die Arbeit dieser Brüder hat dazu noch einen hohen erzieherischen Einfluß auf die afrikanische Jugend. Ihre Tüchtigkeit und Arbeitsfreude sind der Bevölkerung Vorbild zu einem geordneten Leben und zum sozialen Aufstieg. Ihr Alltagsleben des Gebetes und der Arbeit ist wie eine stumme Predigt. Der Priestermissionar hat Kreuz und Katechismus in der Hand, die schwielige Faust des Missionsbruders führt Hammer und Hobel, Wasserwaage und Steuerrad. Als Baumeister errichten sie Kirchen und Altäre, wo die Priester lehren und opfern. Aber jeder Bruder hat ein übervolles Maß von Arbeit. Die enorme Arbeitslast und die durchschnittliche Hitze von 30 Grad in Gebieten wie Ndanda zehren an den Kräften dieser wichtigen Missionshelfer. Manche sind schon mehr als 30 Jahre -in den Tropen tätig. Nach der Statistik der Ap. Delegatur von Ostafrika — Berichtsjahr 1957 — hat ganz Tanganyika 281 Missionsbrüder und 68 eingeborene Brüder. Von den 18 Missionsgebieten steht Peramiho mit 72 Brüdern an erster Stelle. Ndanda hat ebenso wie Daressalam 44 Brüder. Damit stehen aber auch Ndanda, Peramiho und Daressalam noch an der Spitze der 18 Missionssprengel Tanganyikas. Die Kirche in Zahlen Es gibt in der katholischen Kirche rund 2000 Diözesen mit 200000 Pfarreien. Von den 381550 Priestern sind 106 550 Ordenspriester. Jährlich werden 8000 Seminaristen zu Priestern geweiht. Die Gesamtzahl der männlichen Ordensangehörigen beträgt 270 000, die der Ordensfrauen 1000000. Die Kirche zählt gegenwärtig rund 465 Millionen Mitglieder. dec UandUe^nUstoHac Von Erwin Ulrich M o z e r Der spät zum Priester berufene griechische Offizier Lazaros Vasiliadis wirkte als Seelsorger in einer 21 Häuschen und 100 griechisch-katholische Bewohner zählenden Siedlung hart am Grammos-Gebirge an der albanisch-griechischen Grenze. Auf einer beruflichen Tour mußte ich eines Abends wegen Unterkunft bei ihm anklopfen, weil das ebenso unwegsame wie unsichere Gelände bei Nacht nicht befahrbar ist. In der Folge besuchte ich ihn wiederholt und bewunderte immer mehr seine Herzensgüte und Hilfsbereitschaft, seinen Willen, alles Handeln auf die christliche Nächstenliebe auszurichten, seine mitreißende Predigergabe und seine Menschenkenntnis. Meine gelegentliche Bemerkung, daß er doch eine Stadtgemeinde fruchtbringender betreuen könnte, tat er im Ton eines alten Soldaten ab: „Ochi, Kyrie — Nein, Herr, Gott hat mich hierher als Missionar kommandiert." Als ich seinen Beinamen „Komidatschi (Ban-diten)-Missionar" erfuhr, verstand ich diese Antwort. Von jeher flüchteten nämlich mit dem Gesetze zerfallene Elemente aus den Städten in das abgelegene Grammosgebirge, bildeten dort regelrechte Raubbanden und fanden ideale Schlupfwinkel in den schwer zugänglichen Bergen. Vor zwei Jahren hatte Papa Vasiliadis erstmals einen zu Tode erschöpften Jungbanditen aufgegabelt, ihn durch seine Erziehungsmethode „Beten und arbei- Kloster für schwarze Schwestern Genau sechs Jahre nach den Rassenausschreitungen, in denen die irische Missionsärztin Sr. Dr. Aidan auf der St.-Petrus-Claver-Mission in Duncan Village (Südafrika) von der rasenden Menge ermordet und die Mission zerstört wurde, konnte Bischof Green von Port Elizabeth den neuen Konvent für die Afrikanischen Schwestern in der St. -Petrus-Cla-ver-Mission einweihen. ten" zum Glauben an Gott zurückgelenkt und ihn als Küster seines kleinen Katholikons (Kirchleins) bei sich behalten. Seitdem trommelte dieser Bekehrte allen zugewanderten jungen Gestrauchelten, deren er habhaft werden konnte, in die Ohren: „Schließt euch keiner Bande an, kommt zu Papa Vasiliadis!" Trotz unvermeidbarer Fehlschläge wuchsen die Missionserfolge des Priesters, zumal er dank seiner guten Beziehungen zu Athener Regierungskreisen, die er aus seiner Militärzeit kannte, den Mis-setälern Straffreiheit auf Bewährung zu verschaffen wußte. Für die Zusammenkünfte benutzte Papa Lazaros eine anderthalb Marschstunden abseits der Siedlung gelegene und von einem dichten Waldstück umgürtete natürliche Grotte, eine fast halbkreisförmige Felsnische mit offenem, breitem Zugang. Das einmalige Erlebnis einer derartigen abendlichen Szene ließ ich mir nicht entgehen und begleitete ihn mit seiner Zustimmung. Wir betraten die Grotte, an deren Eingang der Küster schon ein kleines Holzfeuer entfacht und in deren Hintergrund er eine von brennenden Kerzen angestrahlte Muttergottes (Ikone) aufgestellt hatte. (Ikonen sind Kultbilder der Ostkirche.) Sieben „schwarze Schäflein" saßen um sie herum, teils mit scheuen, verlegenen, teils mit erwartungsvollen Gesichtern. Der Priester begrüßte sie und fragte jeden einzelnen über sein Die Gebete der verstorbenen Sr. Aidan und das Opfer, das sie brachte, führte der Bischof in seiner Ansprache aus, rufen sicherlich Gottes Segen auf die Mission herab. Die Afrikanischen Schwestern, die von den Dominikanerinnen von King Williams Town erzogen und ausgebildet wurden, bilden nun eine eigene Kongregation unter Bischof Green. Mutter Catherina ist die erste afrikanische Priorin in der St.-Petrus-Claver-Mission. Vorleben aus, denn er wollte die Kadetten begreiflicherweise erst etwas überprüfen. Dann trat er in die Nischenmitte und hielt eine zündende Predigt. Ich selbst lehnte an der Grottenöffnung und konnte alles gut überblicken. Nach einer halben Stunde schon legten zwei der „Halbstarken", wie man sie bei uns bezeichnen würde, eine reumütiges Geständnis ab und weinten zum Erbarmen; die übrigen kauerten in regungsloser Gespanntheit am Boden. „Ihr seid auf der Flucht vor der Polizei", rief der Prediger sie an, „das ist nicht gut, aber weit schlimmer ist, daß ihr auch auf der Flucht vor Gott seid. Lernt beten und arbeiten, ich will euch helfen." Bei diesen Worten vernahm ich plötzlich das Brechen des Unterholzes im Walde direkt vor uns. Durch lange Übung an schnelles Reagieren gewöhnt, entsicherte ich meinen schweren Revolver, eine vielschüssige Waffe von hoher Durchschlagskraft. Und da stürmte auch schon ein Rudel der starken Balkanwildschweine auf uns zu, voraus ein gewal- tiger Keiler mit mächtigen Hauern, die einen Menschen mühelos zerfleischen können. Diese gefährlichen Tiere nehmen bei der geringsten Reizung den Menschen sogleich an, und hier lag die Reizung wohl in der schallenden Stimme des Priesters. Dieser fuhr herum; ich sprang vor ihn, um ihn zu decken, die jungen Leutchen erstarrten mit schreckgeweiteten Augen. Trotz der schlechten, flak-kernden Beleuchtung gelang es mir, dem Keiler mehrere Kugeln in Kopf und Flals zu jagen, und knapp einen Meter vor mir sackte die Bestie geifernd nieder und verendete unter wilden Zuckungen. Die Bachen hetzten in den Wald zurück. Noch eine ganze Weile nach diesem Vorfall herrschte Grabesstille in der Grotte. Dann brach ein Tumult los. Papa Lazaros umarmte mich, die Jungen streckten mir die Hände entgegen und schrien: „Chairete, chairete — Freut euch!" Alle sieben Jungbanditen sind dem Priester gefolgt und später rechtschaffene Männer geworden. Sie tanzen in Monomotapa Ein Wanderjahr unterm Kreuz des Südens von Pieter Verwoort, 368 Seiten, Leinen, 12.80 DM. Echter-Verlag. Mit diesem Reisebericht liegt ein neues Missionsbuch über Südafrika vor. Der Verfasser bereiste mit seiner Frau 18 Monate lang die wichtigsten Missionsgebiete der Südafrikanischen Union und des Basutolan-des, war auf großen und kleinen Missionsstationen einquartiert, beobachtete die Missionsarbeit genau, studierte auch das Volkstum der Eingeborenenstämme und beschreibt alles in eindringlicher Sprache. Er beschreibt nicht nur, er nimmt auch Stellung. Freilich wird ein alter Missionar manches anders sehen, zurückhaltender urteilen. Eine große Liebe zur schwarzen Rasse spricht aus den Seiten des Buches. Kein Wunder, daß der Autor besonders auch dem Problem der Apartheid, der Rassentrennung, nachgeht, auch im kirchlichen Raum. Das Buch ist doppelt spannend, spannend wegen seines Themas — Mission ist immer ein spannendes Thema — und spannend durch die packende und realistische Schilderung des Gesehenen. Das Buch ist ein Hoheslied auf unsere Missionare und sei jedem empfohlen, der sich für das Missionswerk der Kirche, besonders in Südafrika, interessiert, wo so viele deutsche Missionare und Schwestern arbeiten. Viele warten auf Dich Mancher junge Mensch beschäftigt sich mit dem Missionsgedanken. Er sagt sich: „In die Mission möchte ich ganz gerne gehen, aber die Vorbereitung, der Abschied, die Fahrt ins Unbekannte, das tropische Klima mit seiner gewaltigen Hitze, fremde Leute und fremde Sprachen, Härte des Lebens und Opfer aller Art, ja, dazu fühle ich mich nicht stark genug." Wer so denkt, hat das Pferd von hinten aufgezäumt. Erst müssen wir an Christus denken, unsern Herrn, der mit keinem weltlichen Arbeitgeber verglichen werden kann. Er übertrifft sie alle an Großzügigkeit und Güte. Er zahlt nicht mit Geld, sondern mit Glück, Freude, Trost und jener.Zufriedenheit, die Seele und Körper erfüllen und von himmlischem Ge-schmacke sind. Dann muß er an die Menschen denken, an die Goldschätze von seelischem Reichtum, die er austeilen kann, an die Lebenskeime in den Seelen, die sich unter seinem Wirken zu herrlichen Blüten entfalten werden. Diese unbeschreibliche und überreiche Freude wird ihn über alles hinwegtragen. Viele Heiden warten vielleicht auch auf Dich. Laß sie nicht vergebens warten. Die Rückseite dieses Heftes zeigt Dir Wege zum Missi'onsberuf. Unsere Bilder: E. Huber 6, H. Kapraun 1, R. Stengel 2, Bildarchiv Foto Marburg 1 (Titelbild), Nigrlzia 2, Fides 13. Die Missionsaulgabe der Kirche ist groß, die Zeit drängt, die Missionsfelder sind reif zur Ernte. Kein Missionsberuf, den Gott, in ein junges Herz gesenkt hat, darf verloren gehen. Auch unsere Kongregation beteiligt sich am Werk der Heidenbekehrung und bildet Missionare aus. Wer in unserer Kongregation Missionspriester werden möchte, findet Aufnahme in einem unserer fünf Missionsseminare: Missionsseminar St. Josef, Ellwangen (Jagst), Württemberg Missionsseminar Ritterhaus, Bad Mergentheim, Württemberg Missionsseminar St. Paulus, Neumarkt (Oberpfalz) Missionshaus Maria Fatima, Unterpremstätten bei Graz Herz-Jesu-Missionshaus MiJland bei Brixen, Provinz Bozen. Schüler mit Reifeprüfung wenden sich an den P. Novizenmeister im Missionshaus St. Heinrich, Bamberg, Obere Karolinenstraße 7. MissioiisJjrüder werden ausgebildet im Missionshaus Josefstal, Ellwangen (Jagst), Württemberg, im Missionshaus Maria Fatima und im Missionshaus Milland. Eintritt in der Zeit von der Schulentlassung bis zum 30. Lebensjahr, in besonderen Fällen auch noch später. Mädchen, die einmal in unseren Überseegebieten als ì'lis8Ìoiisschwe§tern wirken möchten, wenden sich in Deutschland und Südtirol unter Bezugnahme auf diese Zeilen an das Mutterhaus der Fransziskanerinnen in Dillingen/Donau, in Österreich an die Mutter Provinzialoberin der Schulschwestern, Graz, Franz-Josef-Kai 16. Die Grazer Schulschwestern arbeiten seit 1939 in unserer Diözese Lydenburg in Südafrika. Gebe Gott, daß eine immer größere Legion von Jungen und Mädchen den Rul der Mission hört. Gebe Gott, daß die Länder der Christenheit täglich die Pflicht mehr erkennen, den Missionaren mit allen erdenklichen Mitteln zu h&Uen. Pius XII.