Lalbacher O^H Wochenblatt. Zum Nutzen und Vergnügen. . E r s t e r B l i ck eines Reisenden auf Venedig. M,in Gemüth war man sagte, nun wü.dcn wir bald Vened g c^ bl.cken. Wir fuhren von Fusina aus «uf d r Barke hinaus in das "dr'al.^e Meer sobald man die Mimdung d.esis FlnsseS "re ch ft erblickt man d^e gewaltige, wundervolle ^tad, der man es alc,cd beym ersten Bl.cke ans.cht daß s.e eine wacklige Herrscher.nn deS M "cs war, d^ß s.e ehmals bis ubcr Konstant opc ihren Zepter hinaus strecken tonnte. Wahrl ch ein großer Anbl.ck, vor dem alles ve/schw ndel was man sonst Herrliches und ^ropc- g fth " hat. Eine Stunde behalt man dlcsenslnbl.ci m, Gesick^le, und endlich naht man s'^' "/""'g' das mitten unter seinen umgebenden Inseln, d»c wit den herrlichsten Tempeln prangen, nnc cme Königinn thront. Nun schwebt man aus schwarzen Gondeln durch die Wasserstraßen dlescrem-zigei, Stadt; überall spiegeln sich prunkende Pallasie in der Fluch, di, sich an ihre Terras-' sen schmiegt, Im Innern zenql alles von dem Reichtum, der aus den ,robnlen Königreichen hicr zusammengeba'llft wurde. Der Markusplatz gewäl>rt den rrhabensten ?ll,bliek. Man bclrilt diesen Plah, unter »velchrm daS Meer seine stille Wirthschaft lreibt, und »iiklt sich wie erdrückt von aller der Größe, Erhabenheit und Herrlich, keil, die hicr den Wanderer von allen Seilen uingiebt. Der ganze Mu) ist mit großen Quadern so cdcn gepftasiert, daß ma», darauf wie in einem getäfelten Zimmer wandelt. Fern auf der Terrasse, dic das Meer befsichlt, stehen die zwcy Säulen, die die Venelianer aus Ägypten ^ elllfübrten. Auf der einen steht der Löwe, der drey Königreiche verschlang, aber — nicht vcr» daule; auf der andern Theodor, der Schutzhcrr der Stadt, der sie nicht zu schuhen verstand. Hinter diesen Säulen spiegelt sich nun das uftrn-losc Meer. Man steht auf dem Markusvlahe vor dem Meere, wie auf einer erhabenen Stufe zur Unendlichkeit. Menschen von allen Nationen bewegen sich in einer drängenden Geschäftigkeit unaufhörlich durch einander. Man glaubt sich miuen in einem großen Völkcrseste zu bc-finden, auf einem prächtig seyerlichcn Saale, der den Himmel zur Decke hat. Aber welch ein Contrast'. Millen in dieser imponircndenPracht, hcull den Wandler ein laustlidfach gestaltetes Elend an. So viel schrecklich verkrüppelteMen«-schcn hat schwerlich eine andere Stadt der Welt noch aufzuweisen. Gegen 40,00c, Bettler sollen in dieser reichen Sladt leben l Sie schleppen fich, lassen sich traben und kriechen auf allen Plätzen und in allen Kirchen umher. Wahrend des Gottesdienstes quäken sic die andächtigen Christen aus der Andacht heraus, und flehen unablässig um ein Almosen. Ehemals pachtete» die Bettler das Recht, an dieser oder jene Stelle betteln zu dürfen. Die jetzige Regiern« konnte den Stall des Angias „och nicht reinigen, sie hal der herkulischen Arbeiten noch mch«, rcre. Bis auch das Armenwese:! auf dentschcil Fuße rcgulirt werden kann, muß noch mancher bedeutendere Umschwung der Dinge geschehen. Der Italiener ist wohl empfänglich fiir «eue Tugenden, aber er legt nicht gerne die alten Laster ab. Daher der sonderbare, dem Deutschen oft unbegreifliche Co::trast in seinem Charaeter, die gutmüthige Gastfreyheit, Menschen sVcund« lichkeit z. B. und die schwarze Rachsucht—- die Laszivität dcr Sitten, und die sromme Bigotterie u. s. w. Große Pallas- stehen noch jetzt leer. Auch steht man sehr bedeutende Spuren der französischen Invasion. Der Übermulh verschonte die herrlichsten Kunstwerke nicht. Der «pallast des Dogen zeigt eine Menge großer trefflicher Gemablde, Statuen und eine unendlich.' Marmoroerschwenduna. Besonders reich ist er an herrlichen historischen Gemählden aus der ältern venetianischcn Geschichte. Das Ganze hat einen Charaeter von Kraft und dcutct auf Hcirschcrgcwalt — ein gewaltig impo-lirendes Denkmahl menschlicher Kruft. Die Aussicht von dem Balkon dieses Pallastcs macht das Auge trunken, und das Gemüth erliegt fast unter den sick ihm zudrangcnden großen Gestalten. Alles drückt eine Hoheit, einen Stolz aus, der eine Ewigkeit ertrotzen zn wollen scheint. j A u s z ü g e aus H ? rrÜ" von K o i) e d u c s Tagebuch e sei n e r R e i se au s Liefland nach Italien. ^----------------^_»^» ^ Fortsetzung. Herr von Ko^cbuc sah in Riga die Luftfahrt des Professor Rodenson. Wir ia>en seine Beschreibung derselben schon längst in öffentlichen Blattern aber auck seine nachträglichen Bemerkungen verdienen im Auszug«' hier eine Stelle. Er ist der festen Meinung, daß man nächstens die Direktion des Luftballes ersmdcn werde, denn er sagt, so lange die Luftrel>n bloß angestellt werden, um neugierigen Gaffern ein Schauspiel zu geben, so lange wird es wo.)l beym Au/-und Nicdcrfahren, nachWillkühr der Winde, sein Bewenden haben; aber man lasse ein- ^mal irgend eine Art von Nolh, besonders Hun-0"snolh und Liebesiiolkv ein kecres mechani, shes Genie ergreifen, und plötzlich werden wir die Luftballons so zablreich als die Schwalben herumsegcln sebcn. Dann schildert er mit etwas gezwungener Laune die Wirkungen, undPhano. mene c^ier solchen Erfindung, und geht auf die beyden^ berühmtesten Luflfahrer den Deulschcn Robertson, und den Franzosen Garnetin über.- .,RobcrtsonS anspruchlosc Kul'nheit gefällt mir. Er »nachte seine Anstalten mit eben so vieler Ru c und Gen'andlheit, ja rr hatte diese Ruhe selbst seiner Gattinn eingeflößt, die ohne stcht-barc Bewegung den Llugcnblick hcr.m nahen sah, in welchem das unermeßliche Meer ohne Klippen sie von de.u Gatten trennen sollte. Sein So!)n, ein hndscher Knabe, lief spielend unter den Zuftia^ern herum. — Ieht war der Ballon grn:!lt; R.berlson bestieg die Gondel, ließ stch, anl stricke schwebend, einmal im Kreise herum Uwren, m,d s"b dann das Zeichen, ihn dem N>mdc P,c,s zu geben. Ev geschah, al'er der Ba lon ftnlte sich wieder, und,' um ,hn i» "-Ulchlern war Re-bcrlson genöthigt, die Köpfe der na.l.stcn Infthauer m-t Sand zn tMlfcn. ^cl)t hoo er „ch zwar, doch nur wenig, dcrzie.n-llch starke Wind gab ihm ft.gleich eine schiefe Richtung, und er schwebte, :>,'un/et-aller Schrc. Aen, grade ans ein Dach zu. S5r:l nav er lin H^nff a» dieser Kliope zu schritt»!,, schon steis-tc sein Anker das Dach. als er noch zii recUer Zctt, durch Auswerfen seincc' ganzen B^'/.stes, dem er sogar seinen Mantel i^chsai'.dle, stch.der Gefahr entzog, und nn?! in oer ^'yas lnajesta-llsch dahin schwebte. Das Häiideliatschen der jauchzenden Menge gcib lim"das Geleite. Einige Meilen »on 3:iga, aüf der Pttersonißishen Straß.', stieg rr glücklich ans dem üi-lich^u-Elenlent a.'is den nlült.ilicheil Boden herao. Was dicfe^uflfal-rt an: mrrkivüsdigstl'N mach-, te, war feines Nebenbuhlers, G a r:, er i n ö Ge« genwarl. Dieser lleinr Mann hat überall den Ruf der Habsucht hinterlassen, und vielleicht wisicn sogar die Vögel, die er in der Luft besuchte, ciii ^ieo d.ivo:, zu singe-n. Nan sah eö ihln auch hellte wohl an, dip cr hinter seiner spöttischen Larre den heimlichen Wunsch b.arg,, Robertsons llniernehmen scheitern zu sehen. Hatte er Glauben gehabt wie ein Senfkorn, uild folglich Berge versehen können, cr würde nicht «^mangelt haben, dem rdlerett Nebenbuhler, statt jenes Daches, eine Alpe in de>l Weg zu werfen. Man sagt, cr habe Rußland mit dem Vcrsorechcn verlassen müssen, nie wieder dahin zurück zu kehren; weiligstenS versicherte ciu Postmeister, diese schmeichelhafte Klausel in ssüic-,n Passe gelesen zu haben." ^ Auf der Reise nach Berlin kam Hr. v. ivotzebuc durch Graudenz, und da er keinen andern Sloff zu Veinerkungerl finden konnte, was ibln doci) sonst liichl leicht gcschi'hl, ll'.ußte er den Galgen zu Hilse uehiucn, um c.nigcSenlimentS an den Mann zu bringen. In der Nahe von Grauden;, sagt er, sieht der schönste Galgen, den icl> in meinem Leben gesehen bäde. Zwar, der Galgen selbst unterscheidet sich nicht von seinen dreydci-ui^cn Brüdern, aber der mit stolzen Eichen be-vflanzte Hügel, auf welchem er steht, ist so schön, daß cr die armen Sünder gleichsam einladet, sich mit Vergnügen aufhangen zu lassen. — Ich spreche nicht ganz >m Scherz. Wenn man täglich sieht, wie ängstlich die Menschen lim ihre leyle Ruhestätte besorgt sind, wie sorgfaltig sic das kleine Plänen wäl)^!', auf wel-chr«n sle einsi vcor.ode'.:, >. <,!!en; so ist es ja wohl niöglich, daß auch ein armer Kalgcnkcm-didat diese Empfindung mit zum Richlrlatz nilNliN. M i s z c l l e u. Dcr Physiker Walker hat mit seiner Ta ich-maschinc — (Er bedient s:ch eines abgestumps-ten AcgelS statt dcr sonst üblichen Glocke; eine Pmnvc sichert ihm durch lederne Schlänge Luft zu.) — selbst einen Ve» such geinacht, die Sachen dic »nit dem ostindischeu Schiffe Bcl^ioso vcr-sunkcn sind, auszufischen. Der Zufiuß an Luft war so gros, daß er ein Licht anzündete, um auch bey Nacht zu arbeiten. Das E/peiimelit yclal.g, aber dic ungewohnte Erscheinung loätc eine große Menge Fische herbey, die seine Füße «imwimmcltcn. Auö Furcht, daß sich unter den Gaffern auch irgend ein unhöftichcr Haifisch bc-sindcn könne, ließ er sich schnell herausziehen und die Meerbürger begleiteten ihn sehr geschäftig bis au dic Grenze ihres Reichs. (Aus dem lu dem vortrefflichen dcuischcn Eompositcur Himmel. Dic Berncr Polizey hat den Befehl erlassen, daß die Gastwirthe ihrc Gastc zu jedcr Stunde, mit allem was sie bedürfen, zu billigen Preisen aufwarten sollen. Bcy jcdcr augczciglcn Ubeltheurung.. sollcu sie das zu viel Geforderte zurück gcben und ^o Franken Strafe bezahlen. Jeder Gasiwirlh, der verfälschten oder gar schädlichen Wein verkauft, soll 200 Franken Strafe bezahlen, und t.ach den Umständen, auch wohl ins Gefängniß wandern. Mancher Gastgeber mag sich wohl bcy dieser Nachricht srcucn, daß cr nicht in Bcrn lebt. Dcr berühmte Fox hat in dcn drey letzten Jahren au Vermächtnissen von ihm persönlich ganz unbekannten Personen, 9000 Pfund (54000 Thaler) erhalten. So opfern die Brittcn sterbend ihrem patriotischen Redner. Die Britten sind ciuc Nation. Zu London starb kürzlich ein Bettler, der we« gen der langen Locken seines Bartes berühmt war. Er war vormals ein Kaufmann in De-v?ns.)ire gewesen, hatte l/76 Banquerout ge« macht, und seitdem in London gekettelt. Kurz vor seinem Tode ließ er einen Schornsteinfeger, seinen einzigen Sohn, zu sich rufen, und gab ihm durch Zeichen zu verstehen, daß er in seinem Herde einen Ziegel aufheben möclite. Der Sohn that. es und fand 104 Pftinc> Sterling (676 Thaler.) Im Besth dieser Summe, hatte der alte Mann sich nie erlaubt, den Almosenertrag seines Tages zu verzehren, sondern sich von den Knochen die er auflas, täglich eine Suppe gekocht. In Petersburg erschoß sich kürzlich ein junger Officier von der Garde. Liebe und Schulden waren die Ursache seiner Verzweiflung. Er schrieb seiner Geliebten vorher einen Brief, legte diesen auf das Herz und durchschoß so beyde, Brief und Herz. Wozu nun wohl die Mühe deS Schreibens '. Lebensphilosophie. Der royalistische Philosoph Hobbes dcbieirte Cromwellen eine Schrift, damit er ihm erlauben möchte, wieder nach England zurück zu kehlen. Seine Freunde machten ihm nachher gewaltige Vorwürfe darüber. „Meine Herren, sagte er zu ihnen, wenn ihr in einen Brunnen fielet und der Teufel sel'ost euch seinen Bocks-fuß hinstreckte, würdet ihr es nicht sür ein Glück halten, daraus zu entkommen? Ermunterung zur Freude. Scherz und Fcöhlichkeit Eile her; Sorge, Gram und Leid Sink' ins Mcerl Denn was hat der Narr A4 Von der Welt, A Her sich immerdar V Selber quält? Holde Fröhlichkeit, Sie nur lebt, Da sich banges Leid Selbst begräbt. Leben wollen wir: ^ Scherz und Wein ' Soll im Schatten hier Uns erfreun. Klugheitslehrc. Langsam muß es sich entfalten Und von zarter Hand gepflegt Soll zur Frucht es sich gestalten Was der Baum der Hoffnung lrckgt. Wer mit tascher Ungeduld Eilt die Blüthen abzustreifen Busset später eigne Schuld Wenn ihm keine Früchte reifen. Menschenleben. Dieß jammervolle L.ben ach! Gewahrt kein wahres Glück Der Böse fürchtet das Gesetz Der Gute duS Geschick. Am letzten Abend des Jahres. Schnell verrinnen unsre Jahre; Freunde! klein ist nur der Raum Zwlschcn Wiege und der Bahre; D, genießt den Zwischenraum! Hilsl's, in Trübsinn stck zu hüllen? Laßt uns froh die Glaser füllen. Denn das Leben stiehl wie Traum, Flicht, und man bemerkt es kaum. Hört, des IahrcS leyte Stunde Schlägt jeyt ernst auf uns herab; Danket dem mit frohem Munde, Der das gute Jahr unS gab! — Reines Herzens durck das Leben, Gutes wirkend, fortzuschweben. Weiter schreiten, als man war. Sey der Wunsch zum neuen Jährt