Nro. 77. Freytag den 24. Christm. 1790. " Inländische Nachrichten, N)icn öcn 19. Chrissm« Se. Maj. haben neuerdings durch verschiedene Beispiele den schon geäußerten Say bestatt get: daß sie künftig in Vertheilung der Pensionen nicht sowohl auf die nach dem Normale bestimmten Dienstjahre, als auf die Art der geleisteten Dienste sehen würden. ^ Auch haben Höchstdieselben erklart, daß es nöthig sey, mit Iubilirungen mehr an sich zu halten, indem die im wirkli chen Dienste gan; untauglich gewordenen Beamten immer ihre ganze Besoldung zur Pension erhalten sollten. Se. Königl. Snil. Majestät haben sich am abgeriebenen Mittewoche in Gesellschaft II. 5N. HH. der Erchcrzoge, im Prater mit der Jagd erlustiget. — Se. K. H. der Palatinus, sind vorgestern Nach-, mittags aus Prcßburg hierher gekommen — j ^ach den neuesten aus Brüssel hier ein-! gtgangenen Bmcpten wurden am 2. d. M. Loven, am 4. Mechcln, am 6. bie ^?tadt der Festung Antwerpen und am 7. die Stadt Gent in Flandern, vyn den K. K. Truppen, ohne Schwcrdstreich in Besitz genommen. Alle übrigen Provinzen und die Städte Tournay , Brügge und Ostende, haben Deputationen an dcn Hrn Feldmarschall, Freyherr v. Bender, nach Brüssel abgeschickt, um sich der Milde und Gnade Sr. it. K. Maj. zu unterwerfen in Allerhochstdero Nahmen, pl erbitten Man hat aller Orten viele Kriegsvorrathe gefunden, die nun von der K. K. Irmee übernommen werden. — Durch' eine Staffele aus Bcnder erhielt vorae-stern Morgens der Rußichkaiftrliche Both-schafter am hiesigen Hofe, Fürst OMin, folgende Nachricht von den wettern Ün-iternehmungen des Rußischen leichten Geschwaders an der Mündung der Donau-Den 24. Winterm. nahm eme Aothelmng eine Unternehmung gegen IMtzyi! vor; als sie des reißenden Strohmes ungeachtet , auswärts gegen di «bald bcmeisterten. Da die Festung Is- ! » satzi das Generalmagazin der ganzen » feindlichen Armee war, so ist leichs auf »die grosse Menge Kriegs und Mlm.'^r-^ ?ath aller Arten zu schliesset? , welchen lnan darin gefunden hat. Ohne die Artillerie der Schisse zu rechnen, fand man auf den Wällen der Stadt zz metallene Kanonen, und einen Mörser auf 480 Pfund; auch acht Pavillons , worunter » eines das Pavillon des Seraskiers ist, D sielen in die Hände der Ueberwinder. Von Seite der Russen hat dabey kein Mensch das Lebe» verloren. — Am «3. d. ist der d. h. R. R. Fürst Anton Esterhazy von Galantha k. k. Kämmerer, Ritter, bes MtlitärlschM Maria Theresiaordens. und Oberst/lelltenant im 23. Jahre seines Alters an der bey Eroberung Belgrads empfangenen Wunde gestorben. Zleb den ch. Christm. Am i.Christm-ist der Fürst Adam v. Auersberg, sammt seinen 3 Neffen, Wilhelm, Karl und Vin-zenz Grafen v. Auersberg , Sr. Maj. dem Könige von Neapel bis Ienikau entgegengefahren , von da sie sich sammt dem höchsten Gaste gerade nach Tuppadl begaben, nm allda die Marseillefabrik ;u besehen. Um 3 Uhr Nachmittags wurde in Zlch die Ankunft Sr. Maj. durch Losbrennung des Geschützes verkündiget, woranf sodann unter Trompeten - und Pauckenschall und dem Geläute aller Glocken der Ein:ug er« folget. Gleick nach Sr. Maj. Ankunft wurde die Anstalt zur Jagd gemacht, und die den 2, 3 , 4, und 5. d. gehalten. Den zweyten Tag wurde ein Heuwagen gegen deu Iagdplatz geführt. Anf ein« mal verwandelte sich dieses künstliche Gebäude iu eine Raubschützenschaluppe, wurde ein Ofen angeführt, und so stand der Bau mir allen möglichen Bequemlichkeiten versehen da, und Se. Maj. nahmen darin das Frühstück ein, wahrelld welcher sich eine gut harmonirende ti^klsche Musik hören ließ. Abends nach der Jagd wurde in dem Schlosse rill Ballon, welcher in der Höhe 6 Klafter und in der Breite 4 Klafter im Durchmesser hatte, und ganz mit Lampen beleuchtet war, unter Trompeten und Pauckenschall , in dl? Luft gelassen. Er flog in einer betrachtlichen Hohe ungefähr eine halbe Meile weit, und die Lampen, mit denen er behängen war, brannten noch, als er zu Boden sank. Des andern Tags wurde von den Fabrikwebern mit 24 Pas-ren ein Ballet getan't, und mit solcher ^Geschicklichktit ausgeführt, daß er de» lautesten Beyfall erhielt. So waren wahrend der Jagd immer ueue abwechselnde Vergnügungen veranstaltet, und alles be-eiferte sich Sr. Maj. den Aufenthalt an> genehm zu machen. Mahrend der Jagd wurden an kleinem Wild 5820 Stücke gelegt, worunter sich 1070 Hasen, 2616 Fasonen und 2O2ö Rebhühner befanden. »rünn den 2O. Christm. Se. Majestät der König von Smlien haben auf der Herrschast Zlep m Böhmen, dcm Herrn Fürsten Adam von Auersberg gehörig/ für alle jene, von denen Sie bedient wurden, sehr reichliche Geschenke zurückgelassen. Der Herr Fürst und beyde Generale dieses Namens, Grasen v. Auers-berg, mußten dem Könige versprechen, künftiges Jahr nach Neapel zu kommen, «m sich dort bey Hof einige Zeit aufzuhalten. Preßburg den 15. Christm. An die Stelle des zum Metropoliren der Illyrischen Na;ion beförderten Bischofes von Ofen, Herrn von Stratimirovich, hat der Kongreß in Temeswar den bisherigen Bischof von Belgrad einen würdigen Mann, der unter den Türken Hso vielfältige Drang- ^ sale ausgestanden hatte, zum Bischöfe von Ofen erwählt. Ofen den i s. Chrisim. Herr Graf Franz von Estcrhazy, der altere, welchen' Se. Majestät der König znm Gesandten bey dem türkischen Friedenskongresse ernannt haben, ist von Preßburg aus be. reits nach bcm Bestimmungsorte Szißcow abgegangen. ^emberg den 6. Chrisim. Gestern «st ein großer, besonders verfertigter Wa- -gen unter Begleitung einiger Uhlanen all-! hier angekommen, auf welchem die Bildnisse der ganzen durchlauchtigsten k. k. ! Familie, alle in Lebensgröße nach Pe-. , 'tersburg an den daftgm Kaiserlichen Hof abgeschickt werden. Sie sind alle, von ,'Kaiser Leopold an bis auf die letzte I Pritneßin, von einem der besten Meister unserer Zeit gemahlt, und ein Oberlien« tenant begleitet sie nach Petersburg, wo jer sie an die Rußische Monarchin abzugeben hat. Ausländische Nachrichten« Italien. padua den 3. Chrisim. Der letzthin im Staate von Venedig gefaßte Entschluß , die lange unterbrochene Friedens-unterhandlungkn mit Tunis ?u erneuern ward durch einen außerordentlichen 5>ur-rier veranlasset, den der Admiral Kondul-mer mit der Nachricht gesandt hatte/ daß cr, als er mit leincr Flotte nahe am Tunisischen Hafen Fariua kreuze, auf das freundschaftlichste fty eingeladen worden , zu einem Kongreß mit dem etsten > Minister des Bej und dem sranzösi'che« Konsul, als Vermittler in den Haftn z« kommen. Der Minister habe ihm die Bereitwilligkeit zu erkennm gegeben, mit welcher der Vej den Krieg mit der Ne-publik zu endigen, und die Freundschaft mit ihr wieder zu erneuern wimMe, z« w lchcn Ende ?r auch bereit wäre, seinee Ieil einen bev)' mächtigen Gesandten nach Venedig zu schickm; Der Bej bitthe der RepubM alle Privilegien und Vorrechte an / welche andere freundschaftliche N ach« te in seinen Staaten gemessen, und verlange von der Republik, nur unter dem Titel einer Wiedervergeltung, die gemas-sigte Summe von 40,200 Zechinen. Dw Admiral meldete, er habe auf diese Vorstellungen geantwotttt , da mit keiner Vollmacht, Traktaten z« Messen, Verseyen sey, könne er ande'.s nichts thun, als über diese Antrage seiner Republik Bericht abzustatten, und fernere Befehle daher abzuwarten. Der Tunesinische Minister habe sodann dem Admiral ein prächtiges Pferd mit reichem Sattel und Geschirr zum Geschenk angebothen, und ihn ersucht , solches als ein Gnadenreichen^ seines Souverains anzunehmen; der Ad-j miral habe aber dieses Geschenk mir der Aeusserung ausgeschlagen , daß ihm in diesen Umstanden die Gesetze ffeines Vaterlandes ein Geschenk an.unehmcn verbiethen / er behalte sich aber diese Gnade bis auf den Zeitpunkt bevor, an dem er es als Frennd würde annehmen können. ! Uiber diese Berichte war der Staat am 2O. Winterm. ausszrordeutlich versam^ melt und beschloß , wie verlautet, die^ Friedensanträge anzunehmen. Nachdem der mit den Nolisikauons? schreiben von Sr. K. K. Maj. Krönung, aus Frankfurt an verschiedene Höfe Von Icalien abgesandte tzFürst v. Schwär.en-berg, bey dem Papste in ein^r Privat-Hudienz, seinen Auftrag ausgerichtet hat-te, hielten Se. Heil. am 29. Winttrm. . im Paticanifchen Pallaste geheimes Konsistorium / in welchem Sie dem Kardi-, «alskollegium durch eine wohl v^rfaßre! ^ Anrede von Sr. K. K. ^?aj. Wahl und! Krönung nim römischen Kaiser die förmliche Anzeige machten, hierauf das Noti-, fika/wnsschreiben durch den Sekretär der Brevm vorlesen ließen, und endlich anzeigten , daß am folgenden Tage, wegen dieser glücklichen Ereignung, das gewöhnliche Dankfest würde gehalten werdend lAls bas Kollegium auseinander gieny wurde aus den Kanonen der Engelsburg eine Salve geschossen, um auch dem Publikum die glücklich vollzogene Krönung Sr. K. K. Maj. anukündigen. Des Abends an demselben Tage waren alle Hauser der auswärtigen Minister, der Kardinäle und der vornehmsten Personen beleubtet; besonders aber eich-nete sich der Pa ^ ss des K. K-Bothschaf-ters, Kardin l e n, aus, vor we'chem auf clnem Erl>r bis in die spare Nacht herrliche Musik gegeben wurde, auch die Kirchen der Dmtschen , Lombardischen und Toskanischen Nazion waren beleuchtet. Den zc>. Winterm. fanden sich S?» Heil. mit dem gesammten Kardinalskol» legium in der Sirtinischen Kapelle ein, wohnten dem von dem Kardinale Her. an abgesungenen Hochamte bey, uud siimn> tkll dann den Ambrosianischen Lobgefang an, wobey aus der Engelsburg eine wey-te Salve aus den Kanonen gefeuert wurde. Am folgenden Tage des Morgens erhielt der Kardinal dle Bewillkommungs-komplimente von Seite sämmtlicher auswärtiger und pabstllcher Minister und des vornehmsten Adels. Hierauf fuhr derselbe in fenerlichem Staate nach der Kirche der deutschen Nazion , di St. Maria del Ani-ma, die an diesem Tage auf das herrlichste ausgeschmückt war, und wo sich auch sämmtliche Kardinäle, nebst einer !'.ahlreichen Gesellfchat einfanden. Hier wurde wieder das Hochamt-, und das Te D um abgehalten, wobeu die dritte Salve aus der Engelsburg gegeben wurde. Wird alle Diemi-und ?