als Extra-Beilage zur Laibacher Zeitung. "U R9« Donnerstag am 30. November. KG48, Laibach, ,im 1^» November 18'i8. An den 2lbgeordnetcn für yleustadtl, Herrn Anton Laschan, Mein Herr! ^ffch habe die mit Schreibe» vom 30. v, M. über-sendeten Nr. l0l — l05 der Berichte über die Verhandlungen der deutschen National. Versammlung zu Frankfurt a. M. richtig erhalten, sie sogleich in unserm vielfach besuchten Casino aufgelegt und selbst mit vieler Aufmerksamkeit durchgelesen. Die bei der ersten Lesung mit sehr großer Majorität durchgegangenen §§. 2 und 3 des Entwurfes zur Verfassung des deutschen Reichs würdeu den Zerfall des gegenwärtig noch bestehenden schönen östeireichischen Kaisetstaates nothwendig zur Folge haben. Die slavischen Lande im Norden, — Ungarn (vielleicht mit Siebenbürgen), die slavischen Lande im Süden, und das den für kurze Zeit sich als selbstständige constitu-tiouelle Staaten aufstelle», nicht lange aber einträchtig mir einander gehen, vielmehr bald gegen einander seyn, sonach sich selbst schwäche» und in nicht langei' Zeit mächclgcr» Nlachbal'N anheimfallen, die besser, wie die Deutschen, da!? Festhalten willkommener Nebenlande zu schätzen verstanden. Die Personal-Union des Regenten würde ein solches Zerfallen nicht aufhalten können, weil ein const,-tutioneller Monarch nur durch sein Ministerium regieren kann, __ dies? aber nach Ansicht der Majorität der in den Kammern versammelten Volksvertreter vorgehen musi. Wie wäre nun Eintracht _^_ richtiges Erkennen gemeinsamer Interessen u s. w. bei Kammer» von 3 oder i» neben einander bestehenden, unter sich unabhängigen Staaten gcdenkbcir, da dieselbe bei den Volksvertretern selbst dann selce» auzutreffeu ist, wenn sie im Interesse eines vollständig vereinigten Staates tagen. Das Beispiel von Norwegen und Schweden — jenes aus früherer Zeit von Hauuover mw Großbritannien ist hier nicht stichhältig. Norwegen und Schweden haben kaum eine europäische Stellung; — Hannover war aber gegenüber von Großbritannien so unvcrhältnißmäßig klein und uu-bedeutend, daß es deu Gang der großbritannischeu Po-lmk niemals, und selbst nicht in der Zeit des gewalti» gen Napoleon, zu verrücke» vermochte. Ganz anders ist es mit deu, österreichische» Kai-serstaate, der in» Herzen Europa's liegt, der vereinigt gi'os; ist, ^. der aber, zerfallen iu fünf bis sechs Staat-lei», früher oder später iu de» Nachbars - Reichen klügerer und stärkerer Mächle aufgehen müßte. Dic Personal-Union des Regenten würde d'ic zuerst unfreundlichen, bald aber sogar feindlichen Verhältnisse solcher uebeueinander bestehenden Staatel, „ur noch gehässiger machen. D.'r Ausweg, auf den Manche veifielen — und der dariu aufgefunden werden will, daß einzelne Glieder aus dein a. h. Kaiseihause die Nachbars-Throne in diesen zcrstückten Theilen der gegenwärtigen österreichischen Monarchie einnehmen könnten, ist offenbar auch Unzureichend; denn man sehe mir auf die gegenwärtige höchst feindliche Stellung Toscana's zu Österreich! — Ei„ solcher Ausweg hat selbst, wie die Geschichte häu- fig bezeuget, bei unumschränkten Herrschern nicht ausgelangt. Wie bald z, B. hat Napoleon seinen Bruder Louis vom kaum bestiegenen holländischen Throne, nicht bloß wegen Ländergier, sondern vorzüglich darum abgesetzt, weil Louis als holländischer König nicht ausschließlich französische Politik befolgte. Doch darüber läßt sich noch unendlich Vieles sagen uud es wird auch gesagt werden in deu unzähligen Aufsätzen, mit denen die Zeitungen über diesen Gegenstand mm überströmen werden, so wie in den zahl-reichen Ansprachen, mit denen die Frankfurter Versammlung übechanpt, und die österreichischen Abgeordneten daselbst insbesondere werden überfiuthet werden, Ich glaube mich daher nur noch auf folgende Bemerkungen beschränken zu sollen: , Wenn ich mir die Möglichkeit denke, daß sich Deutschland nach den Gränzen des Bundesgebietes von 18l5 im Sinne der Frankfurter Beschlüsse vom 27. v. M. constituireu konnte, daß somit Krain mit Görz, Triest und Istrien eine deutsche Gränzprovinz gegen, über von Croatien einer- und dem Venetianischen andererseits würde, so müßten die Folgen davon für Krain u. s. w., und selbst auch für Deutschland nur höchst nachtheilig werden. Abgesehen von dem höchst wichtigen Umstände, daß diese südslaoischen Lande, falls der österrei-chische Staats verb and zerfiele, gar keine Nei. gung uud Sinn zu einer Angehörigkrit Deutschlauds habe», daher fortan nur mit Gewalt zu Deutschland ge, halten werden, diese Gewalt aber eine um so stäikei-c seyn müßte, weil das nachbarliche Kroatien mit dein anhängenden weiteren Slavenlande eine natürliche An-ziehungskraft fortwährend ausüben würde, — kömmt der erhebliche Moment in Betracht zu ziehen, daß Krain mit dem Küstenland, nud selbst Steiermark uud Kärn-ten auf die croatischi Seite hin nicht eineu militärisch haltbaren Sperrpunct auszuweisen hat! — Das Gleiche gilt von Krain und Görz auch dem vene;ia»i-Lande gegenüber; wogegen dort Kärnten doch einigermaßen durch die in neuester Zeit wieder befestigten Pässe von Malborghet und am Predil gesichert erscheint. Triest, für sich, ist für Deutschland nicht haltbar Das ganze, zum deutschen Bundesgebiete von I8l5 gerechnete Küstenland bietet keinen Hafen zur Sicherung einer deutschen Flotte. Der gute Hafen von Pola ist aber schon in» venezianische» Istrien, und selbst dieser reicht zur Sicherung des Trieste»'Handels nicht hin, 'venn das venezianische Gebiet, der Quarnero mit Fiume und auch DalN'.atie» nicht in Freundeshänden sind. Die würdige» Abgeordneten, Bed a Weber und Heinrich v. Gagern, in ihren vortrefflichen Reden, haben auf die Wichtigkeit des Besitzes von Venedig hingedeutet, nicht so viel auch auf den der östlichen Ufer des adiiatischen Meeres, die nun noch unter öster» reichischem Scepter sind. Wenn nun Dentschland auf den Besitz von Triest mit deu nächstgelegeuen slavischen Landen nicht vcrzich-ten will, muß es weiter gehen, uud die bezeichneten Küstengebiete am adriatischen Meere auch nicht aufgc' ben dürfen, soust ist ihm der Besitz von Triest me-mals gesichert. Darüber aber, daß Deutschland de» Auslauf bis an das adriatische Meer niemals aufgebe» kaun uud soll, ist iu Frankfurt Jedermann einig, und es müßte somit sich die weitern zum sicher» Besitze von Triest erforderlichen Küstengebiete erst wieder erobern, somit dieselben Länder, welche es nun selbstmörderisch durch den Zerfall des österreichische» Staates abzuwerfen trachtet, und zwar eines Staates, mk dem Deutschland deu allernützlichste» Staatenbund ohne alle wesentlichen Hindernisse abzuschließen in der Lage ist. Über die HandelsvorU)eile zu sprechen vermag ich nicht, weil mir dießfalls die nöthigen Kenntnisse abgehen , aber bei Durchlesuug der bezüglichen Debatte» habe ich sehr lebhaft bedauert, daß jeuer Meister im Fache der Moutan - Industrie Kärntens, der Abgeordnete Scheließuig, über den Entgang der großen Handelsgewinnste geschwiegen hat, welche sein Hei-mathland, in strenger Eouseauenz der Frankfnrter Beschlüsse vom 27. v. M., mit vollen, Grunde zu besor. gen hätte. Das Blatt Nr. 38 der „Carinthia" vom II. d. (das ich Ihnen hier beischließe) sagt in letzteier Beziehung ein Mehreres. Ich habe zwar iu früheren Verhandlungen des Frankfurter Parlaments gel.'sen, daß es sich von allfälliger Einbeziehung von ganz Istrien zu Deutschland einen bestimmten Entschluß erst vorbehalte; aber wie vertrüge sich ein solcher Entschluß, so wie etwa ein weiterer gleicher wegen des Venezianischen, dann Fiume mit de>n Quarnero und Dalma-tien mit der Eonsequenz der deutschen National-Bestrebungen, die denn doch eigentlich nur jenes weite Land umschließe», in der die deutsche Zunge spricht;__ eine Conseqneuz, die freilich wohl nicht weit her ist, da sit das de u t sche Elsaß mit Straßburg, dann das deutsche Liesiand uud Esthlaud ic. dermal nicht berührte. Hier sitzt aber auch ein fataler Haken, denn Frankreich und Rußland werden fernelhin nicht gleichgültig diesen deutschen Bestl'ebungen zusehen, welche, wenn sie die Idee des einen uud großen Deutschlands zur Wahrheit machen wollen, auch deu Wiedererwerb von Elsaß mit Straßburg, dann Liefland lc. in eine gewisse, wenngleich spätere Aussicht nehmen müssen, uud mit der Macht des etwa ganzen deutschen Ko-losses allerdings durchzusetzen vermöchte,,. (Schluss folgt.) Wie kann Oesterreich innerlich erstarken nnd gegen Deutschland's Ueber griffe sich verwahren? (G ch l u s,.) «Boyer Collard sprach Folgendes: „Es sey eilaubt, „von der Souveränität des Volkes au eine Souveränität, die über den Völkern, wie über den Koni' »gen steht, an die Souveränität der Verminst, der einzigen wahren Gesetzgeberin der Menschheit, sich zu be-»rufen. Die Souveränität, die auf der Mchihcir der »Wille» oder Individuen beruhet, ist nichts als eine „Träumerei; sie kennt weder Gutes noch Böses, denn „der Wille eines Tages nimmt de» Willen des vorlagen Tages zurück, ohne sich für den folgenden zu verpflichten. Der Wille eines Einzigen, oder der Wille Aller „ist doch nur jeuer der mehr oder minder mächtigen Gewalt. ^Die Willen lassen sich nicht vertreten; das, was die „Kammern vertreten, seyen die Interessen. Jede Ver-„fassuug muß für die in der Gesellschaft vorhandenen „Interessen zwei Vertretungen anordnen. Die demokratische Vertretung der allgemeinen Interessen, die zum »Schutze der Freiheit berufe» und deßwegen der Wahl „unterworfen ist, und die aristocratische Vertretung der „gesellschaftlichen Überlieferungen, welche die Ordnung „uud den Bestand zu schützen hat und deßhalb erblich „seyn muß Mir dem Köm'ge, dem allgemeinen Beschü-„tzer, der die Einheit uud Unabhängigkeit des Landes „vertritt, bilden die Kammern die wahre Voltsoeltre« 3» »tuna, in welche die Gesellschaft mit alle» ihren Rech-^ten nnd Interesse» übergegangen ist, und in welcher ,>dieSouveränität alleii, ihre» Sitz hat!« Hört! hörc! hört! Ich vechehle es euch nicht, ihr muthigen Vertreter! die ihr es wagen solltet, auf unserem Reichstage das Wort des Zweikammersystems m,d einer erbliche» Kammer zu reden, daß ihr einen gewaltigen Sturm bestehen werdet lind Gefahr taufet, euch dadurch die Neiguug aller blinden Neuerer uud der überspaunteu Democraten zu entfremden. Scheuet diese Gefahl nicht, der Beifall u»d Beistand der Besonnenen ist euch ge< wiß; geht herzhaft an's Werk, der wahre Vaterlands-freund spricht immer ein freies Wort und buhlt nicht um die Liebe der Parteien! Wenn dann das Gebäude unserer Verfassung mit Besonnenheit, Umsicht und Naschhcit, ohne blinde Vor-liebe für schimmernde, jedoch unhaltbare Theorien, mir möglicher Rücksicht auf die Bedürfnisse, die Bildung und Eigenthümlichkeit unserer verschiedenen Volksstämme vollendet dasteht, dann mögen die nach der gegebenen Verfassung zusammen tretenden Vertreter mit möglicher Beschleunigung, welche jedoch der guten Sache keinen Abbruch thun darf, die organischen Gesetze über den Staatshaushalt, die Verwaltung, das Gemeindemesen, die öffentliche Gesundheit und Sittlichkeit, die Rechtspflege, die Volkswehre, den Unterricht, die Kirche dem Zeitgeiste und lmsere» Bedürfnissen gemäß verbessern ; de» Ackerbau, die Gewerbe und den Handel, diese Pulsadern des Siaalslebens, zu hebe» trachten. Sehr dringend ist die Berathung von Gesetzen, welche die freie Presse, das Associationsrechr und die Volksbewaffnung, diese köstlichen Gücer eines frei ge^ wordenen Volkes, i» die gesetzlichen Schranken weisen, nnd «cue Mißbrauche kräftig hintanhalten, welche siezn einer furchtbaren Geisel der Menscheit herabsehen. Übersehen wir bei unserer politischen Wiedergeburt ja nicht die Religion und ihre Einrichtungen; denn jene ist die Lehrer!» der höchsten Weisheit, und führt uns mit sicherer Hand durch die Wirren des irdischen Bebens. Vergesse» wir nicht, die Mahnungen der Geschichte, die uns lehrt, das; die Staaten mächtig und blühend waren, so lange ihre Bürger die wahre Religion gepflegt und verehrt haben. Die wa.>re Religion ist dem Staatszwecke nicht nur nicht hinderlich, sondern höchst beförderlich, und die mächtigsten Staaten eilten ihrem Verfalle entgegen, sobald die Religion gering geschätzt, oder wohl gar verlasse» wurde. Es unterliegt keinem Zweigt, daß wir im In, uern kraftig, blühend lind glücklich werden, und eine achtunggebietende Stellung gegen das Ansland einnehmen, wenn wir die bezeichnete Bahn einschlagen, und jene Partei, die uns trennen und zu Grunde richte» will, wird sich wahrscheinlich eines Bessrrc» besinne» nnd sich hüten, nns znm Kampfe auf Leben und Tod herauszufordern. Sollte sie dennoch wider alles Erivar» ten uns den Fehdehandschuh hinwerfe», so nehmen wir ihn muthig auf, unbekümmert um den Erfolg; der Allmächtige wird seinen Beistand unserer gerechten Sa» che nicht entziehe». Hüten wir nns aber, nnseic Nachbarn g/ring zu schätzen und durch ein »nbesonnem's Benehmen vorschnell zum Kampfe herauszufordern; der unbedeutendste Gegner kann gefährlich weiden. Bieten wir alles anf, nm mit de» Nachbarn im freundschaftlichen Verkehr zu bleiben, so lange es die Ehre erlaubt. Diesen Grnndsatz müsse» wir vor Allem Deutschland gegenüber beobachten, mit dem wir dnrch viele Jahrhunderte das nämliche Oberhaupt harten, dessen freudige und bittere Schicksale wir brüderlich theilte». Wir dürfe» nicht undankbar seyn gegen Deutschland; wir verdanken ihm großen theils die Leuchte des Christenthums und der Wissenschaft. Ein nicht unbedeutender Theil unseres Vaterlandes hat mit Deutschland die gleiche Sprache, gleiche Sitten', die übrigen Theile führten die deutsche Sprache im Amte und in der Schule ein; die deutsche Literatur war bisher da5 Bedürfniß unserer gebildete» Stände, und die «deutsche Sprache beinahe ausschließend das Verkehrsmittel zwischen denselben; Gewohnheit und das Bedürfniß haben solche Bande zwischen Österreich und Dentschland geknüpft, daß es gefährlich wäre, sie plötzlich zu lösen. Ein Zerwnrfnisi zwischen den gedachte» Ländern wäre für beide unheilbringend und würde das Gleich' gewicht Europa's und den darauf beruhenden Frieden unseres Welttheils i» Frage stellen. Suchen wir vielmehr dieses Land zu befestigen, es wird ljlis gegenseitigen Vortheil bringen. Der engere Verband mit Dentsch« land soll aber unsere Selbstständigkeit und den Fortbestand unsere»' Monarchie nicht gefährden; unser Wahlspruch bleibe fortan folgender: »Ein einiges, selbststä». diges und mächtiges Österreich mit einem engen Anschluß au Deutschland. Österreich kann und daif nicht in Dentschland aufgehen! Nur ei» solcher Anschluß ist mit unserer Selbsterhaltung und mit unserem Wohle vereinbar; er genügt, um beiden Staate» den hohen und schönen Beruf zu erhalten, als Schwerpnnct Europa's die Vermittlerrolle zwischen seinen Völkern mir Würde und Erfolg durchzuführen; unseren Welttheil vor allzu heft,'.-gen^rschütternnge» zu bewahren ; europäische Wissenschaft, Kunst und Gesittung den östlichen Völkern zu bringen. Es ist zu erwarten, daß der bessere Theil der Deutschen , wenn ruhige Überlegung an die Stelle leidenschaftlicher Aufregung getreten seyn wird, diesen schönen Berns verfolgen werde, ohne starrsinnig darauf zu bestehen, daß Österreich demselben seine Srlbsterhaltung opfere. Eine solche Zumuthung winde einen Kampf auf Tod und Leben herbeiführen ; darum mögen die Deutschen die Bruderhand, die wir ihnen ungeachtet der feindlichen Herausforderung, die sie uns aus Frankfurt zuschickten, zur Versöhnung bieten, nicht leichtsinnig nnd undankbar zurückweisen. Es ist nicht Furcht, die nns zu diesem Schritte bestimmt-Österreich bleibt blühend und stark auch ohne den Beistand Deutschlands; seine Macht ist hinreichend, jeden Angriff, von was immer für einer Seite er kommen »löge, blutig zurückzuweisen. Der gesunde Sinn der überwiegenden Mehrzahl feiner Bürger laßt sich weder durch ränkevolle Umtriebe noch durch gleißnerische Versprechen bethören. Bedenkt, ihr Deutsche! daß Österreichs Hilfsquellen unerschöpflich sind; dasi es gegen-wärtig eine zahlreiche, wohla/rüstete, kampfgeübte, jeder Verführung unzugängliche Armee bat, deren unwiderstehliche Tapferkeit in neuester Zeit Italien, die Wühler Wiens und Prags erprobt haben, und der mir Gottes Beistand auch Ungarns Anarchisten recht bald untei'liegen werden. Bedenkt, o Deutsche.' daß ihr dnrch neueren Bcschlnß sogar de» Fortbestand Deutschlands in Frage gestellt habt; denn weder Preußen, noch die Niederlande, noch Dänemark können sich demselben ohne offenbaren Nachtheil und auf die Daner füge». Zum Glücke für Deutschlands nnd Österreichs Wohl unterliegt der für das deutsche Reich vorgeschlagene Verfassungsentlvnrf einer zweiten Lesung; bishin bleibt uns noch eine hinreichende Zeit, um im Wege friedlicher Verständigung eine, beiden Theilen frommende Lösung des durch die §§. 2 ilnd .2 des gedachten Ver-fassnnctsentwm'fes geschürzten Knotens zu erwirken. Wir müssen min vor Allem, ohne Zeitperlnst, jene Vertreter, welche ihrem Auftrage n»d ihren Pflichten, als österreichische Staatsbürger entgege,,, den öfter er> wähnte» zwei Paragraphen der deutsche» Reichsoerfassung beistimmten, auffordern , offe» zu erkläre» , ob sie von ih-rer dießfälligcn Meinung abzugehen bereit sind? Soll ten sie >'» ihrer unseligen Verblendung beharren, dann müssen wir ihnen die gegebene Vollmacht abnehmen, und sie sogleich durch unseres Vertrauens würdigere Manner ersetzen, die Kopf nnd Herz am rechten Flecke babe», um weder durch hchle Redensaiten und Schein-gründe sich verwirre», »och durch Drohungen einschüchtern zu lasse». Wir müsse» die Deutschen mittels der Presse über unsere besonder» Verhältnisse und Bedürfnisse, uüd über ihr eigenes Beste belehre» ; wir müssen unseren Vertretern bei dem deutschen Reichstage anftragen, das Wohl nnseres Vaterlandes mit allen ihren zu Gebot stehen< den rechtlichen Mitteln zu wahren, und alle ihre Kräfte anzuwenden, um bei der zweiten Lesung der verhäng-nißvollen §§. 2 und 3 zu Gunsten Österreichs eine Ausnahme von der darin alisgesprochenen Verfügung zu erwirken, wie es bereits der wackere Hr. Vorsitzende von Gagern bei der ersten Lesung beantragt hat. Sollten die Deutschen wider alles Erwarten eine Ausnahme zu unsern Gunsten nicht zngcben und taub bleibe» gegen die Stimme unserer Vertreter, dann mögen diese einstimmig sich dem Neichstagsbeschlnsse widersetzen, und im Namen von beinahe Vierzig Mil-lioncn Österreicher» feierlichst erklären, daß wir uns unter solchen Bedingungen Deutschland nicht anschließen »vollen noch können, daß wir nns oo» jeder poli»-tische» Verbindung mit Dentschland lossagen müssen, und daß von nun an mir völkerrechtliche Berührungen zwischen demselben und Österreich bestehen können. Unsere Vertreter werden sodann von dem dent, schen Reichstage Abschied nehmen, um nie wieder in denselben zurückzukehren, und sollte es zu diesem Äußer, ste» kommen, so werden wir mit Hilfe des Allmächti-gen, im Bewußtseyn unseres guten Rechtes und unse-rer Starke, jene Maßregeln zu »ehmc» wissen, welche die veränderten Verhältnisse, unsere Sicherheit und das Beste unserer Monarchie erheischen! Darnm Mnth, meine lieben Mitbürger! schwere Gewitterwolken thin'me» sich an unserem politischen Horizonte ai,f, gewaltige Erschütterungen stehe» uns noch bevor; z» u»serem Glücke zünden nicht alle Blitze, und Gewitter sind nöthig, die Luft z» reinigen! Anf de» Sturm folgt Sonnenschein; darum sey jeder Klein--muth vo» uns verbannt. Beobachten wir mit besonnener Ruhe die Weltereignisse, und kömmt der Angen-blick zur That, dann handeln wir rasch und entschlossen, und vollführen mit Ausdauer, was wir ruhig und umsichtig erwogen. In der Natnr gibt es keinen Stillstand; Bewegung ist die Bedingung des LebenS, darnm bedauern wir nicht das Alte, welches wir zu Grabe getragen; damit aber die Bewegung nicht zu rasch werde, und verderbe,»drohend alle Dämme übersluthe , sollen sich die Wohlgesinnte» schnell vereinigen, und der Thälig' keit der Wühler gleiche Thätigkeit eutgegensetzen. Legen wir nicht die Hände träge und kleinmüchig i» den Schooß, handeln »,'ir entschlossen, dann werde» sich die Schwankenden und Furchtsamen uns anschließen , nnd die Feinde der Ordnung beschämt über ihre geringe Zahl und ihre Ohnmacht spurlos verschwinden. Ordnung und Ruhe werden wiederkehren, wir werden der Überstandellen Stürme uns kaum mehr erinnern, und die goldenen Früchte der wahren und mögliche» Freiheit genießen, denn Ordnnng ist das höchste Gesetz der Natur, nnd aus dem gährenden Chaos entsprang die schön geordnete Welt, deren Gesetze unabänderlich sind. Zum Schlüsse noch ein Wort, theuere Mitbürger! Ich verhehle es nur keineswegs, daß bei der gegenwärtigen Aufregung,' in 'reicher alle Leidenschaften gahren, die Stimme des Mahners zur Eintracht und Mäßi« g»ng, gleich der Stimme in der Wüste verhallt; dessen ungeachtet habe ich ans bloßer Liebe znr Menschheit und zu meinen, Vaterlande mir die Aufgabe gestellt, ohne Unterlaß zur Eintracht und Mäßigung zu mahne», in der Hoffnung, daß meine Bestrebungen den Eifer anderer Mämier wecken werden , die einer sol-cho» Aufgabe mehr gewachsen sind, und daß der Same, de» ich im Vertrauen auf die Hilfe der Vorsehung streue, mit der Zeit zu einer erfreulichen Saat heranwachsen werde!! Wördl in Unterklain, am l0. November 18-is. Nnrl Codelli. Verleger: Ignaz Alois Klein mayr. — Verantwortlicher Redacteur: Leopold Kordesch