iber/Dezember Zeitschrift der Missionare Söhne des Hist. Herzens Jesu Hilfe für meine Katechisten Von Prälat Anton Kühner, Tarma Auf meiner Reise von Peru zum Konzil in Rom durfte ich von Frankfurt durch die schöne Herbstlandschaft Süddeutschlands, Vorarlbergs und Südtirols fahren. Die Straßen in bestem Zustand, Felder und Wiesen in schöner Ordnung — ein Bild harmonischer Einheit aus dem Walten der Natur und der bestellenden Menschenhand. Dörfer und kleine Städte ■—• bei dem heutigen Verkehr meidet man ja die Großstadt — so geordnet; man sieht die Wohnkultur, und überall stehen die schönen Kirchen und Kirchlein, in den Alpen meist mit den spitzen, hohen Kirchtürmen, die wie Finger zum Himmel weisen. Da weiß und spürt man, hier herrscht geordnete Seelsorge. Wer will, läßt sich rufen vom festlichen Geläute der Sonntagsglocken. Gesunde wie Kranke leben in unmittelbarer Reichweite der Seelsorge. Wie ganz anders ist es bei uns in Peru! Schon die Landschaft ist grundverschieden. Es ist schwerer, das Angesicht der menschenfeindlichen Gebirgswelt der Anden zu gestalten. Die Felder sind, weil zumeist an steilen Hängen gelegen, schwerer zu bestellen. Die Dörfer liegen wahllos zerstreut, und Straßen fehlen zumeist. Die Verbindungswege sind schlechte Gehsteige oder noch schlechtere Fahrwege. Die Wohnkultur aller Dörfer ist primitiv. In Haus und Hof fehlen Wasser und Licht. Die Kirchen und Kirchlein sind armselig, ein wahres Bild der noch nicht geordneten Seelsorge. Am Sonntag laden kaum einmal Glocken zum Gottesdienst, den Kranken verbleibt nur die Hoffnung auf die Hilfe eines Priesters, die Toten werden meist ohne Priester zur letzten Ruhe gebettet. Es fehlt eben der Priester, oder besser gesagt, es stehen zu wenig Priester zur Verfügung. Darum keine geordnete Seelsorge, darum so wenig religiös beeinflußtes Dorfleben. Der Priestermangel wird noch lange andauern. Was also tun, um die vielen priesterlosen Dörfer religiös mehr und mehr zu führen und vor allem eine rechte Sonntagsheiligung zu ermöglichen? Wir brauchen Katechisten, Männer, die am Sonntag mit der Dorfgemeinschaft beten, die die Kranken besuchen, die Toten zur letzten Ruhe geleiten. Doch weil die als Katechisten in Frage kommenden Männer und ihre Familien wie alle andern am Hungertuch nagen müssen und damit ihr Eifer zu schnell verfliegen würde, sollte man ihnen monatlich eine kleine Entschädigung geben können. Doch das ist mir mit meinen geringen finanziellen Mitteln unmöglich. Darum wende ich mich vertrauensvoll an alle, die ein Herz für meine Sorgen haben und helfen wollen. Letztlich geht es doch darum, daß Christus auch bei den Indianern des peruanischen Flochlandes mehr und mehr gekannt und geliebt wird und daß seine Wahrheit und Liebe all diesen Menschen zum Heil gereiche. Ein Harmonium -unser Wunsch für 1963 Unsere neue Pfarrkirche in der Bischofsstadt Huanuco, Peru, geht der Vollendung entgegen, aber es fehlt noch ein sehr notwendiges Stück: ein Harmonium. An eine Orgel dürfen wir aus finanziellen Gründen gar nicht denken. Ein großes Harmonium würde uns genügen. Die hiesige Bevölkerung ist sehr arm und kann fast nichts zum Kirchenbau und zur Einrichtung beisteuern. Darum wenden wir uns an Euch, liebe Leser, mit der herzlichen Bitte: Ermöglicht uns durch Eure Spenden den Kauf eines Harmoniums! Es wäre uns eine große Hilfe in der Seelsorge. Spenden für beide Bittsteller an: Missionsprokura Josefstal, 709 Ellwangen (Jagst), Postscheckkonto Stuttgart 354 53 mit dem Vermerk „Für Katechisten" bzw. „Für Harmonium". Titelbild : Junger Mann vom Stamm Jur, Sudan, prüft die Schärfe seines Speeres. Hier wirken die Söhne des Hist. Herzens von Verona. Prälat Anton Kühner von Tarma, seit 1950 in Peru Wie Schafe ohne Hirten Als Wanderseelsorger durch Gebirge und Urwald Von P. Lorenz U n f r i e d Sicher ist sicher 22. Mai 1962. -— In gleichmäßigem Schritt stapft das Reittier schon seit Stunden den gewundenen Saumpfad hinauf. Der Regen trommelt auf mich herunter, wird zu nassem, klebrigem Schnee und geht schließlich in Schneegestöber über, je weiter wir den Porta-chuelo-Paß hinansteigen. Dicht über den Boden hinweg treibt der Wind bizarre Wolken, bald umgibt uns milchige Dämmerung. Das Atmen wird beschwerlicher: Wir dürften wenigstens 4800 Meter hoch sein. Durch ein Wolkenloch hoch über uns erscheint der vergletscherte Dreikant des 5600 Meter hohen Huagarunscho. Ein windschiefes Kreuz in der Mulde zeigt die Paßhöhe an. Der Abstieg kann beginnen. Ich steige ab und nehme das Muli am Zügel. Eusebio, mein Begleiter, führt das Packpferd. Doch vorher schiebt er heimlich noch etwas unter den überhängenden Felsen — ich sollte es nicht bemerken. Ich sehe nach und finde einen Haufen Kokablätter, die untersten Schichten bereits vermodert. Es war ein Kokaopfer für den gelungenen Aufstieg und eine Rückversicherung für einen glücklichen Abstieg. Der „Jirca", der Geist des Huagarunscho, möge uns gnädig sein. Unsere Indios sind gutgläubige Christen, was sie aber nicht hindert, sich mit ihren alten Göttern gut zu stellen. Sicher ist sicher! Nun, der Jirca hat ein Einsehen, und der Abstieg geht glatt vonstatten. Der Regen hat den ausgetretenen Pfad in einen Sturzbach verwandelt. Die Tiere stemmen die Vorderbeine und rutschen mitsamt dem Geröll und dem Wasser talabwärts. Wir selber springen von Stein zu Stein. Bald sind wir bis an die Hüften durchnäßt. Doch wir müssen weiter, noch fehlen uns zehn Kilometer bis Zunec, dem vorläufigen Ziel unseres Zweitageritts. Die Tage sind ausgefüllt 23. Mai. — Unter strömendem Regen sind wir gestern spät abends in Zunec angekommen. Wie immer ist die Bettlade viel zu kurz, und alle Knochen tun mir weh von den harten Brettern und P Kirchturm des Indiodorfes Chavin, Peru vom langen Ritt. Etwa zehn strohgedeckte Hütten, hingestreut über einen Bergrücken -— das ist Zunec, nach Westen überragt von einigen Schneegipfeln, nach Osten verliert sich der Blick in die bewaldete Ferne der Tropenniederung. Dort muß irgendwo Pozuzo liegen, das vorläufige Ziel meiner Wanderung. Niederwald klettert die Bergfalten empor: Wir befinden uns bereits im Einzugsgebiet der Montana, des Urwaldes. „Ceja de montana", Augenbraue des Urwaldes, sagt man hier in Peru. Die Regenwolken der feuchtheißen Niederungen des Amazonas schlitzen sich an diesen Vorbergen auf, entleeren sich und verlieren sich in der Sierra, dem Hochland. Hier auf der Ostseite der Kordilleren trieft alles vor Nässe und Feuchtigkeit, auf der Westseite, gegen den Pazifischen Ozean, fällt niemals auch nur ein Tropfen Regen. 26. Mai — Die Tage sind ausgefüllt mit Trauungen, Taufen, Beichten, Kinderkommunion und Unterricht. Von den bis zu 15 Kilometern entfernten Gehöften kommen die Leute hier zusammen; sind es doch schon vier Jahre her, daß der letzte Taita Cura das Dorf besuchte. Das mit Wellblech gedeckte Kirchlein faßt leicht die kleine Schar der Gläubigen, dazu die Dorfhunde. Gerade wollte es sich wieder einer vor dem Altar bequem machen. Einige Fußtritte •— nicht alle von mir — lassen ihn aufheulend davonstieben. Keine hl. Messe ohne ihre Gesellschaft, keine Abendandacht ohne ihr Gebell. Immer werden sie mit einem drohenden „Aljo!" (Hund) hinausgewiesen, um gleich wieder zur andern Tür hereinzuschleichen. Heute traute ich wieder ein in Ehren ergrautes Paar. Nach dem Segen zog die Madrina (Ehepatin) ein rotes Band aus der Tiefe ihrer faltigen Röcke, band die Hände der beiden Neuvermählten an ihren Ringen zusammen, und so führten dann die Eltern das Paar am Gängelband nach Hause. Beim anschließenden Festmahl, das auch hier nicht fehlen darf, essen dann die beiden vom gleichen Teller und mit dem gleichen Löffel. Keines weicht an diesem Tag von der Seite des andern. Muß eines doch mal hinaus, so nimmt gleich der Pate oder die Patin den Platz des Bräutigams bzw. der Braut ein. Die Heiligen mit der Zipfelmütze 28. Mai — Heute mittag verließ ich Zunec und ritt weiter, nach Acobamba hinunter, das aber immerhin noch 2700 Meter hoch liegt. Auf dem zwanzig Kilometer langen Ritt kein einziges Haus, nur Busch und Grasland, unberührte Wildnis. Daheim in Deutschland rasten an jeder Waldecke die licht- und sonnenhungrigen Städter. Hier fänden sie ein Paradies •— läge es nur näher bei Stuttgart oder Nürnberg. 30. Mai — Acobamba ist eine der Viehfarmen der Familie Fernandini und hat etwa 1500 Rinder. Die ganze Gegend von Cerro de Paseo bis fast nach Pozuzo hinein ist der Besitz einer einzigen Familie, der Ausdehnung nach ein Fürstentum. Wie es dazu kam? Nun, der alte Fernandini hat das Ganze zum Teil vom Staat als freies Land um einen Spottpreis erworben, den Rest den dort ansässigen Indianern mit List und Gewalt abgeknöpft. ' Trotz seines Millionenreichtums starb er dann an Magenkrebs. Die Nutznießung haben seine Erben, die aber das Ganze nicht einmal gesehen haben und sich in Lima erfolgreich bemühen, das Geld auszugeben. Die wenigen Bewohner der Hacienda versammeln sich zur hl. Messe, zum Rosenkranz und zum abendlichen Katechismusunterricht. Die meisten befinden sich draußen auf den Viehkoppeln. Acht Taufen und drei Trauungen sind die Ausbeute meines unverhofften Besuches. 31. Mai, Christi Himmelfahrt — Nach der hl. Messe geht es weiter nach Ca-rampayoc, einer andern Farm der Fernandini. Der Verwalter von Acobamba begleitet mich, und so werden die 19 Kilometer recht kurzweilig. Ob es hier auch Pumas gibt, frage ich. „Oh ja", meint Don Julio, „wenn sich ein Puma hierherauf verirrt, wird er von den Hirtenhunden bald ausfindig gemacht und gestellt, eingekreist und durch den Höllenlärm aufgescheucht. Schließlich flüchtet er auf einen Baum oder Felsen, wo er dann leicht abgeschossen werden kann. Auf diese Weise habe ich schon drei Pumas zur Strecke gebracht." l.Juni — Die Hacienda Carampayoc besteht nur aus wenigen Hütten mit sieben Familien. Die niedrige, strohgedeckte Kapelle mag etwa vier zu sechs Meter messen. Man sagt in Peru von einer entlegenen Siedlung: „Hier ist Gott nicht vorübergekommen." Aber wenigstens kam ein Taita Cura Aleman vorüber. In der Kapelle finde ich nämlich fein säuberlich auf Brettchen aufgeklebt eine ganze Menge Heiligenbildchen mit deutscher Beschriftung. Da der hl. Bruder Konrad und die Patrona Ba-variae auch dabei sind, vermute ich, daß dieser Taita Cura Aleman kein anderer als P. Wagner aus Niederbayern gewesen sein kann, einst lange Jahre Pfarrer von Pozuzo. Carampayoc gehört ja bereits zu Pozuzo, wenn es auch noch zwei Tagesritte entfernt ist. Ein hl. Antonius und der hl. Josef geben der Kapelle ein christliches Aussehen. Doch ihr Heiligenschein ist unter einer winzigen handgestrickten Zipfelmütze, einer „Chulla", verborgen. Ein Indio ist ohne Hut oder Chulla undenkbar, sogar be- ,u Indiofrauen erdigt wird er damit. So ist es nicht mehr als recht und billig, daß auch Taita Antonio und Taita Jose ihre Chulla tragen. Sprung vom Pferd 2. Juni — Abstieg nach Caniatschacra, 25 Kilometer. Aus dem bewaldeten Tal steigt die warme Luft herauf. Die Regenzeit ist eben erst zu Ende gegangen, und so sind die Berghänge übersät mit Blumen. Plötzlich scheut mein noch junges Pferd und rast querfeldein den steilen Hang hinunter. Vergebens zerre ich am Halfter — Zügel habe ich keine — und stemme mich in die Steigbügel. Di ich befürchte, das Tier könne sich be. diesem Rennen überschlagen, springe ich kurz entschlossen ab. Zwar Überschläge ich mich einige Male, lande aber unversehrt in einer Brombeerhecke (das einzige, was hier an die Heimat erinnert). Da die Brombeeren eben reif sind, bleibe ich sitzen und mache kurze Rast. Im Weiterreiten reiße ich dann noch einige Zweige vom Pegapega-Baum herunter und labe mich an seinen eben reifen Früchten. Die traubenförmigen Samenkapseln enthalten einen Sirup, der wie Honig schmeckt. Allerdings sind die Folgen auch die gleichen wie beim übermäßigen Honiggenuß: Ich mußte des öfteren in die Büsche. Ein einzelnes Haus inmitten ausgedehnter Kaffeepflanzungen, das ist Ca-niatschicra und, wie alles in der Gegend, Eigentum der Fernandini. über die Hänge verstreut liegen die Hütten der Pächter. Mit 30 Prozent der Kaffeeernte und 72 Tagen unentgeltlicher Arbeit müssen sie den Pachtzins ableisten. Die Bewohner haben gelbliche Hautfarbe, eine Folge von Hitze, Malaria und Wurmkrankheiten. Sie sind ganz anders als die untersetzten, stämmigen Indios des Hochlandes. Zum Altare Gottes 3. Juni — San Juan. Schon am frühen Morgen kommt eine Abordnung von San Juan auf der anderen Seite des Rio Blanco, um mich abzuholen. Als Brücke über den Fluß dient ein Drahtseil, das von Fels zu Fels hoch über den Fluß gespannt ist. Ich binde mich an einem Eisenhaken fest, der an einer Rolle über dem Seil läuft, und so hangele ich mich freischwebend ans andere Ufer. Die Siedlung liegt, eingebettet in Kaffeestauden, in einer Talmulde. Als Bett dient mir eine ungegerbte Kuhhaut, die über vier Pfosten gespannt ist. Wenn die lästigen Moskitos und die Flöhe nicht wären, könnte man das ein recht feudales Bett nennen. 5. Juni — Hier in San Juan bin ich der vornehme Gast. Schon gleich am frühen Morgen bringt man mir Orangen, Bananen, Süßzitronen, Ananas usw. Die Leute sind einfach und ungebildet, können weder lesen noch schreiben. Sie hären weder Schule, noch Radio, noch tiektrisches Licht, nicht mal eine Petroleumlampe, aber sie sind lieb und gut. Ob nicht doch die Zivilisation den Menschen verdirbt? Von dem 30 Kilometer entfernten Pi-rushto kommt eine bleiche junge Frau, um ihr Kind taufen zu lassen. Es hat sich schnell in der Gegend herumgesprochen, daß ein Padre im Dorf ist. Viele kommen fast einen Tagesmarsch weit her. Fin alter Opa hat einen mühseligen Weg auf schlüpfrigen Pfaden hinter sich. Er bringt den Sohn, die Schwiegertochter und eine Anzahl Enkelkinder mit. Ich gehe von Gruppe zu Gruppe, begrüße die Leute und lasse mich begrüßen und ausfragen. Ist. doch unsereiner hier eine Seltenheit, leider. Zwei Tagesmärsche sind es nach allen Seiten bis zu den nächsten Pfarreien. Unter den neugierigen Blicken aller rüste ich mich zur hl. Messe. Das offene Kapellchen ist viel zu klein. Alles lagert sich im Schatten der Bäume um den Altar. Nach der halbstündigen Katechismusunterweisung beginne ich mit der hl. Messe. „Zum Altare Gottes will ich treten .. ." Treten? Das kleine, wacklige Tischchen des Don Marcelo läßt kein Schreiten, kein Hintreten, kein Hinauf-und Hinuntersteigen zu. Vorsichtig wende ich mich zum Volk: „Dominus vobiscum." „Et cum spiritu tuo" gebe ich mir selbst die Antwort. Andächtig sieht mir die kleine Schar zu. Andächtig? Ich hatte den Eindruck, mehr verlegen als andächtig. Sie sitzen, hocken, knieen oder stehen. Die Frauen mit ihren Kindern auf dem Schoß, an ' der Brust. Sie wissen nicht recht, wie sie sich benehmen sollen. Ich spreche Gebete vor, lasse sie Wort für Wort nachsprechen und versuche, so die Leute durch die hl. Messe mit hindurchzuführen und sie zu beschäftigen. Ohne Zweifel möchten sie es recht machen. Sie staunen. Aber ist nicht das Staunen der Anfang der Ehrfurcht und Anstqß zur Frömmigkeit? Heilige Wandlung. Ich hebe den Leib des Herrn empor und bete laut: „Senor mio y Dios mio" (Mein Herr und mein Gott). „Dios mio" höre ich hinter mir das Volk murmeln. Ich zeige dem Volk den Heiland. Nein, ich zeige dem Heiland sein Volk. „Schau es dir an, Herr, dein armes, unwissendes Volk. Sie haben den guten Willen. Verzeih ihnen ihre Sünden der Unwissenheit. Deine Gnade tut not. Hilf ihnen. Hilf auch den Buben, die hier einmal helfen wollen!" Zelt Gottes unter den Menschen 6. Juni — Ganz San Juan begleitet mich hinunter zum Fluß. Ein letzter Händedruck, eine letzte Umarmung, und unter den begeisterten Zurufen aller schnalle ich mich am Seil fest und ziehe mich so elegant wie möglich über den Fluß. Einige verstreute Häuser auf einer Lichtung im Urwald, das ist Mesapata. hinter einem riesigen Paltabaum steht die „Kapelle", ein aus Säcken und Tüchern improvisiertes Zelt. Nach der hl. Messe rüste ich zur Taufe. Mit vielem gutem Zureden bringe ich die Paten mit ihren Täuflingen in Reih und Glied. „Wann geboren?" „In der letzten Maisjäte, Taita." „Vor zwei Jahren, zur Zeit der Kaffeeernte." Schließlich ist alles notiert, und die Taufhandlung kann beginnen. Das Bild könnte nicht buntscheckiger, das Geschrei der kleinen Heiden nicht erschütternder sein. Noch bin ich nicht beim „Weiche, Satan" angelangt, da geht das Geschrei in ein Furioso doloroso über. Die Patinnen versuchen, ihre Täuflinge zu beschwichtigen, tätscheln deren Allerwertesten. Die Väter reden ihren Kindern über die Schultern der Patinnen energisch zu. Das Hundezeug bellt aus Begeisterung mit, nebenan an der Zeltwand grunzen einige Schweine. Vom Paltabaum herunter ertönt das Gelächter des zahmen Papageis. Man müßte ein Tonbandgerät dabei haben, um das alles aufzunehmen. —• Wenn euch, liebe Leser, da noch nicht Hören und Sehen vergeht, dann kommt herüber nach Peru, dann seid ihr am richtigen Platz! Am Ziel 9. Juni — Chumaylle. Nein, ich habe das ganze Holzhaus genauestens untersucht. Ich fand keinen einzigen Eisen -nagel. Alles ist roh, aber geschickt mit der Axt zusammengezimmert, mit Holzzapfen verkeilt und mit Lianen zusammengebunden. Die letzte Wegstrecke bis Pozuzo ist völlig verwachsen, da wenig begangen, und zum Teil verschüttet. So ziehe ich es vor, zu Fuß zu gehen. Die ersten fünf Kilometer geht alles gut und mühelos. Beim Abstieg zum Fluß rutsche ich aus und schlage längelang hin. Nur schade um meine sechs rohen Eier, das Abschiedsgeschenk von Chumaylle. Noch im Liegen trinke ich die zerquetschten Eier aus dem Taschentuch, und so gestärkt, halte ich die restlichen 25 Kilometer bis Pozuzo ohne Pause durch. Die grüne Dämmerung des Urwaldes nimmt uns auch. Ich vermisse die freie Aussicht wie in den Bergen. Uber gestürzte Bäume, unter Luftwurzeln hindurch, durch versumpfte Wasserläufe, dann wieder im Flußbett des Huanca-bamba selbst, so arbeiten wir uns voran. Verschwitzt und von Schmutz verkrustet erreiche ich gegen Abend mit meinen beiden Begleitern das Pfarrhaus von Pozuzo. Mit großem Hallo werde ich von den überraschten Patres Pez-z e i und Stengel begrüßt. Ein ausgiebiges Essen und eine tüchtige Schwemme im Pfarrbad bringen den inneren und äußeren Menschen wieder ins Gleichgewicht. Zufrieden und müde lasse ich mich in das altertümliche Himmelbett fallen. Das Zimmer riecht nach Zedem-holz. Unter mir raschelt das Maisstroh in der Bettlade. Draußen quackt der Ochsenfrosch, Zikaden hämmern dazwischen, Leuchtkäfer blitzen auf: das Nachleben des Urwalds. Ich sinke in den Schlaf und träume, ich wäre Pfarrer von Pozuzo. Ursachen der heutigen religiösen Not in Peru Von P. Lorenz U n f r i e d (Schluß) P. Borges schreibt: „Viele Missionare der zweiten und dritten Generation sind mitschuldig am Erkalten des Missionseifers nach der ersten Bekehrungsperiode. Dieses Erkalten hat seinen Grund auch in dem Naturgesetz, daß auf eine Zeit höchster Anspannung immer eine Zeit des Nachlassens und Erschlaffens folgt. Als die Missionare der zweiten und dritten Generation nach Amerika kamen und sahen, daß praktisch schon alle Indios Christen waren, glaubten sie, es gäbe für sie nur noch wenig zu tun. Es ist gewiß, daß die Neuankömmlinge der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts nicht mehr das Formal der ersten Missionare erreichten." Die Weite des Landes und die große Ausdehnung der Missionsarbeit zwang die Ordensleute, völlig vereinsamt in ihren Pfarreien zu leben, oft viele Tagereisen von ihren Mitbrüdern entfernt. Nicht vorbereitet auf diese Lebensweise, umgeben von vielen Gefahren, bei einem Volk, das sittlich und kulturell weit unter ihnen stand, sanken viele von ihrer Höhe herab, ergaben sich den Verhältnissen und vergaßen ihre seelsorglichen Aufgaben. Doch besteht kein Zweifel, daß das 17. Jahrhundert für die katholische Kirche nach außen hin das glänzendste war. Es wurden neue Diözesen gegründet, herrliche Kirchen gebaut, überladen mit prachtvollem Goldstuck, bis in die entlegensten Dörfer — Zeugen großer Gläubigkeit. Die christliche Nächstenliebe wurde in Spitälern von barmherzigen Bruderschaften geübt. Die ganze Kultur des Kontinents wurde geformt und durchtränkt vom christlichen Glauben, der seinen schönsten Ausdruck fand im Bau von Schulen und Universitäten, in Kunstwerken und in der Volksfrömmigkeit. Trotz der unbestreitbaren religiösen Unwissenheit eines großen Teils der Eingeborenen war und ist das Land katholisch, und religiöser Eifer ersetzte das mangelnde Verständnis der Glaubenswahrheiten. Einzig in seiner Art war die äußere Pracht des Gottesdienstes, der in der Frömmigkeit der Indios eine ganz besondere Bedeutung erlangt hat, die beherrscht ist von der gefühlsbetonten Verehrung des Schaubaren: der Bilder, Statuen und des Kreuzes. Vielleicht wurde gerade dadurch die Seele der Indios christlich. Vielleicht hat der Indio gerade dadurch sein Christentum bewahrt durch all die Jahre der religiösen Vereinsamung und Vernachlässigung bis auf den heutigen Tag. Und gerade diese gefühlsbetonte Frömmigkeit ist für uns der Weg und die Hoffnung, die Indios doch wieder zum vollen Glauben an Christus hinführen zu können. Gott gebe es! Die kleinen Räuber des Urwaldes Von P. Konrad Lohr Cuqui — so nennt man sie im peruanischen Urwald. Alles zerstört sie: Bäume, Häuser, Farmen. Sie stellt eine der vielen Ameisenarten dar, wie sie im Urwald leben, ist ein bis anderthalb Zentimeter lang, schwarz mit roten Streifen. Am mächtig großen Kopf sitzen zwei gewaltige Messer, die wie eine Beißzange aussehen. Mit ihr schneidet sie Blätter und starke Blumenstengel mit Leichtigkeit ab. Wo die Cuqui ihr Unwesen treibt, kann man es öfters erleben, daß ein Orangenbaum, der am Tag zuvor noch in herrlichem Blätter- und Blütenschmudk prangte, am nächsten Morgen ohne jeden Schmuck dasteht. Dafür ist der Boden von frischen Blättern übersät. Der Kenner weiß sofort Bescheid: es ist das Werk der Ameisen, die während der ganzen Nacht an der Arbeit waren, die Blätter abzuzwicken. Fürwahr, die tierischen Baumscheren haben ganze Arbeit geleistet, so daß die Lastträger am Boden gar nicht mehr mitkamen, die Blätter fortzuschleppen. In der darauffolgenden Nacht werden die Ameisen zurückkommen und ihr Werk vollenden. Die abgesägten Blätter werden zum Ameisennest gebracht. Dort bilden sie das weiche Lager für die junge Brut, die Larven. Unter der Erde haben sie ihre Gänge mit geräumigen Wohnungen. Wenn die Cuqui auf einer Farm haust, beherrscht sie das Feld. Obstbäume sind zu immerwährender Unfruchtbarkeit verurteilt und gehen allmählich ein. Schon manche Missionsstation hat das bitter zu spüren bekommen. Es ist unmöglich, weiterhin Früchte zu ernten und Gemüse anzubauen. Ich kannte einen Missionar, der jahrelang heroische Anstrengungen machte und mit unendlicher Geduld versuchte, diese Eindringlinge loszuwerden. „Der Tag wird und muß kommen, da ich hier auf der Station Orangen ernte", sagte er, als er mir beim Abschied die Hand drückte, „und dann erinnern Sie sich an mich." Wie es scheint, ist die Cuqui noch immer die stärkere Macht im Orangenhain des unermüdlichen Paters geblieben. Man müßte ihm ein Denkmal unter dem ersten Orangenbaum setzen, der Früchte tragen wird. Ein peruanisches Sprichwort sagt: „Die Cuqui ist der Prügel für den Faulen", d. h. wer sich auf die faule Haut legt, muß Zusehen, wie diese Ameisen ihm schweren Schaden zufügen. Es ist freilich wahr, daß es fast unmöglich ist, diesen Schädlingen beizukommen. Ihre Nester liegen bis zu zwei Meter tief im Boden. So tief muß man graben, um die unzähligen Larven töten zu können. Mit Wasser und Rauch ist da wenig auszurichten. Man muß sie zerstampfen oder mit Benzin übergießen und verbrennen. Wenn es einem Farmer nicht gelingt, sie auf seinem Gut zu vernichten, dann vermehren sie sich ungemein rasch, und ein Teil zieht weiter. Entfernungen spie- len für sie keine Rolle, und auch breite Flußläufe bilden kein unüberwindliches Hindernis für ihre Wanderungen und Raubzüge. Mancher Farmer suchte monatelang vergeblich nach den Nestern dieser Schädlinge. Ein Farmer vom Süden Perus erzählte mir einmal, welch unermeßlichen Schaden die Ameisen ihm zugefügt hätten. Einen Orangenhain mit 1400 Bäumen im besten Alter fraßen sie ihm auf, ohne daß er Hilfe wußte, bis er entdeckte, daß diese Räuber unter dem Flußbett des Urubamba — an dieser Stelle so breit wie die Donau bei Budapest! — den Weg zu seiner Farm gefunden hatten. Sie hatten unterm Flußbett eine Art Tunnel gegraben, waren während der Nacht über seine Farm hergefallen und kehrten gegen Morgen ans andere Ufer zurück. Solche unterirdischen Gänge sind auch eine Gefahr für die Stein- und Lehmbauten der Menschen. Nichts ahnend sieht der Urwaldfarmer eines Tages sein Haus einfallen: Die Cuquis hatten hier seit langer Zeit, jedoch unauffällig, ihr Unwesen getrieben. Wenn sich bei den jungen Insekten die Flügel gebildet haben, wandern sie in großen Schwärmen in andere Gebiete ab. Für Schwalben, Stare und Drosseln ist dann die fleischreichste Zeit des Jahres angebrochen. Diese Vögel machen in der Luft nieder, was ihnen in den Weg kommt. Sie fressen jedoch nicht mehr als die Hälfte der erbeuteten Insekten, die andere Hälfte lassen sie zu Boden fallen. Dort, wo die Ameisenschwärme vorüberzogen, kann man ganze Landstriche mit halben Ameisen übersät finden. Der Urwaldreisende findet häufig seinen Weg gekreuzt von breiten und sehr sauberen Pfaden. Es sind die Wanderstraßen, die diese Cuquis sich gebahnt haben, um leichter durch das Unkraut, Gestrüpp und Unterholz des Urwaldes voranzukommen. Wenn sie der Wanderer mit Geduld und Vorsicht beobachtet, dann sieht er, wie sie emsig die großen, grünen Blätter dahinschleppen, hoch erhoben wie Fahnenträger, Zeichen ihres Fleißes, aber auch ihrer unverschämten Raubgier. Vor 75 Jahren starben die 22 Märtyrer you Uganda Die Bewohner von Uganda in Ostafrika (etwa sechs Millionen Einwohner, 244 000 Quadratkilometer, 99 Prozent Schwarze) sind im allgemeinen recht aufgeschlossen für die moderne Kultur und haben es dank ihrer Begabung und Bildungsfähigkeit zu einem gewissen Wohlstand gebracht. Die Ausfuhr von Baumwolle und Kaffee, sowie die Gewinnung von Kupfer, Kobalt, Eisen und Phosphat sichern dem Lande eine finanzielle Grundlage. Bis vor kurzem, so behaupten viele Missionäre, waren in Uganda große Verbrechen unbekannt. Mit ein paar Polizisten wurde das ganze Land überwacht. Das hat sich in neuester Zeit allerdings ein wenig geändert. Die Landflucht hat das soziale Problem heraufbeschworen. Der Zug in die Stadt, der Drang nach Bildung und mehr Geld ist groß. 1953 kam es dann zu ersten größeren politischen Unruhen. Ein Land, das bislang als eine der ruhigsten Afrikakolonie galt, Schien zu erwachen. Es kam zu erbitterten Meinungsverschiedenheiten zwischen dem schwarzen König Mutesa II. und dem englischen Gouverneur. Der König unterlag, wurde entthront und nach England in die Verbannung geschickt. Kleinere Reibereien folgten, und als alles nichts half, wurde 1956 Mutesa wieder feierlich auf den Königsthron zurückgebracht. Bei seiner Rückkehr jubelte ganz Uganda. Inzwischen haben auch die englischen Kolonialbeamten eingesehen, daß Mutesa der eigentliche Herr des Landes ist. Kurz vor den Neuwahlen im Frühjahr 1961, als man dem Lande eine weitgehende Selbstverwaltung nach demokratischem Muster geben wollte, kam es erneut zu Unruhen. Man drohte dem König abermals mit Absetzung, ja man tat es, aber der schwarze Mann kümmerte sich herzlich wenig darum. Im Augenblick sieht die Lage etwas gefährlich und unsicher aus. Aber vermutlich wird man auch hier nochmals einen Ausgleich finden. König Mutesa, der eine gediegene englische Bildung besitzt, ist der Enkel jenes berüchtigten Königs Mwanga, der Krokodile göttlich verehrte und das grausame Schicksal der 22 Märtyrer von Uganda auf dem Gewissen hat. Der Mörder auf dem Königsthron Ende des 19. Jahrhunderts betraten fast gleichzeitig protestantische und katholische Missionäre Uganda. Arabische Händler hatten schon vorher die Religion des Propheten Mohammed zu verbreiten versucht. König Mutesa I. war den christlichen Missionären wohlgesinnt. Viele seiner Hof-Edelknaben ließen sich taufen. Als er 1884 starb, wurde der 18jährige Mwanga, ein ausgesprochener Christenhasser, auf den Königsthron gerufen. Schon ein Jahr später ließ er den anglikanischen Bischof von Uganda ermorden und kurze Zeit darauf seinen katholischen Oberkämmerer Josef Mukasu. König Mwanga versuchte die adelige Hofjugend zu verführen. Karl Lwanga, der Nachfolger Mukasas als Hofkämmerer, war wohl der einflußreichste Katholik am Königspalast. Er verteidigte die Neugetauften und ermunterte sie, unter keinen Umständen dem Glauben abzuschwören. Als er sah, daß des Königs Wille unerschütterlich sei, die Edelknaben zum Abfall zu zwingen, trat er frei und ohne Furcht dem König entgegen. Das sollte auch ihm das Leben kosten. Des Königs düsteres Vorhaben ahnend, taufte Karl Lwanga am Tage vor seinem Martertod noch vier Katechumenen; die katholischen Missionäre waren nämlich schon kurz vorher gezwungen worden, das Land vorübergehend zu verlassen. König Mwanga hörte davon und ward von Haß erfüllt. Er verhängte über Karl schreckliche Foltern. Karl Lwanga starb den christlichen Martertod. Ein ähnliches Schicksal erwartete alle anderen Hofadeligen. Sie wurden an Beinen und Armen verstümmelt und auf offenem Feuer geröstet. Um ihre Qualen zu erhöhen, zog man ihnen die Haut ab und begoß sie mit siedendem Wasser. 22 Neuchristen erlebten den Martertod Es war der dritte Juni 1886, sieben Jahre nach der Ankunft der ersten katho- lisdien Missionäre (Weiße Väter) in Uganda. Vor 75 Jahren! Damals zählte man 200 Getaufte im ganzen Lande, heute, nach 75 Jahren Missionsarbeit, sind es anderthalb bis zwei Millionen, also gut 25 Prozent der Gesamtbevölkerung. Das Blut der Märtyrer wurde auch in Uganda zum Samen für Christi Reich. Uganda wurde neben Ruanda - Urundi und dem Kongobecken eines der blühendsten Missionsgebiete der Welt. Ein Hauptverdienst trägt daran zweifellos Erzbischof Streicher, der vier Jahre nach dem Tode der 22 Uganda-Martyrer dieses Land betrat, 1897 zum Bischof ernannt und später Erzbischof wurde. Dem raschen Erfolg des Christentums in Uganda liegen zwei Tatsachen zugrunde: Die Heranbildung eines einheimischen Klerus (bereits 1893 wurde ein Seminar eröffnet) und die rasche Ausbildung einer einheimischen Laien-Elite, vornehmlich von Katechisten. 1897 arbeiteten in Uganda 250 schwarze Katecheten, 1955 waren es weit über 2000. Der erste Negerbischof der Neuzeit Josef Kiwanuka, 1899 von katholischen Eltern in Nakirebo, einem kleinen Kraldorf geboren, steht in direkter Blutsverwandtschaft mit einem der 22 Uganda- martyrer, die 1920 von Papst Benedikt XV. seliggesprochen wurden. Karl Lwan-ga wurde 1954 von Pius XII. zum Patron der katholischen Aktion Afrikas erhoben. — Bischof Kiwanuka stammt also aus einer Martyrerfamilie. Seine Eltern waren einfache Bauersleute. Von seiner Mutter lernte er schreiben, bevor er als Zehnjäriger in die Missionsschule ging. Mit 15 Jahren besuchte er das Kleine Seminar in Bukalsa und als 30jähriger wurde er (1929) von Erzbischof Streicher zum Priester geweiht, von jenem Pionierbischof, der 60 Jahre seines Lebens in Uganda gewirkt hatte. 1930 wurde der Neupriester zu weiterem Studium nach Rom geschickt. In kurzer Zeit holte er sich den Doktorhut in Kirchenrecht und trat dann der Gesellschaft der Weißen Väter bei. Ab 1933 war Kiwanuka Professor am Großen Seminar in Katigondo und am Christkönigsfest 1939 weihte ihn Pius XII. zum Bischof von Masaka. Dieses Bistum hatte 1939 im ganzen 102 000 Katholiken. 1960 waren es 150 000. Eine ähnliche schnelle Entwicklung zeigen andere Diözesen. Das Land, das Afrikas erste Christenverfolgung erlebte, ist heute eine der blühendsten Missionen des schwarzen Erdteils. P. A. L. Balling Befragung der Wahrsagerin Kein Farbiger! Zimmerangebote mit diesem Vermerk werden auch heute noch an schwarzen Brettern westdeutscher Universitäten und Hochschulen angeschlagen. Dieser Tatsache stehen folgende Zahlen gegenüber: Rund 23 500 Ausländer haben im Sommersemester 1961 in der Bundesrepublik und in Westberlin studiert, im Wintersemester 1954/55 waren es nur 5943. Das bedeutet einen Anstieg von 395 Prozent. Griechenland, der Iran und die ehemalige Vereinigte Arabische Republik (VAR) stehen an der Spitze. Die Hälfte aller ausländischen Studenten kommt aus Entwicklungsländern. Von Jahr zu Jahr treffen erheblich mehr Afrikaner bei uns ein, um für einige Jahre in unserer Mitte zu leben. Das wirft Probleme menschlicher und gesellschaftlicher Art auf, die in der Bundesrepublik bisher noch nicht befriedigend gelöst werden konnten. Obwohl in den letzten Jahren zahlreiche Studentenheime gebaut wurden, die teilweise oder auch ganz mit Ausländern belegt worden sind, sehen sich auch heute noch sehr viele, vor allem farbige Studenten auf Privatzimmer angewiesen. Wie berichtet wurde, geschieht es immer noch, daß Studenten ihrer Hautfarbe wegen von Zimmerwirtinnen brüsk abgewiesen oder nur gegen Wucherpreise aufgenommen werden. Im süddeutschen Raum komme das öfter vor als im norddeutschen. Nach den Erfahrungen der Studentengemeinden haben es die Afrikaner besonders schwer, da sie in der Regel fremdartiger aussehen als andere Ausländer. Wie kann geholfen werden? Mit irgendwelchen „Betreuungssystemen1' ist es keineswegs getan, das konnten die Studentengemeinden im Lauf der letzten Jahre feststellen. Es hatte wenig Sinn, einen Asiaten oder Afrikaner zum Heiligen Abend in deutsche Familien einzuladen, Aktionen dieser Art, so gut sie gemeint waren, scheiterten am verständlichen Mißtrauen der Ausländer, die ein feines Gespür dafür hatten, daß sie oft eher als Betreuungsobjekt denn als Partner angesehen wurden. Christen aus Afrika fühlten sich mißbraucht, wenn sie als „Missionsneger" bei sehr traditionell gestalteten Missionsfesten „Zeugnis" ablegen sollten und wenn sie dabei erleben mußten, daß sie mehr angestaunt als gehört wurden. „Das erste Gebot gegenüber Ausländern heißt Takt." Mit einigem Erfolg haben Studentengemeinden das Taktgefühl und damit die Mitmenschlichkeit auch von Zimmerwirtinnen stärken können, indem sie die Wirtinnen gelegentlich zu Gesprächen in ihre Ausländerkreise einluden. Fruchtbare Kontakte zwischen farbigen Studenten und Pfarrgemeinden oder auch Jugendgruppen entstehen vor allem dann, wenn solche Gruppen ein Stipendium finanzieren. Die Gemeindeglieder begnügen sich dann nicht nur mit dem Sammeln von Geld, sondern fühlen sich für „ihren" Afrikaner oder Asiaten mitverantwortlich. Der christl. Sonntag. 18. 11.1962 Malaien in Kapstadt Kapstadt weist einen eigenen Friedhof für Malaien auf. Da liegen die Nachkommen jener Verteidiger der fernen Sundainseln begraben, die von den Holländern besiegt und als Sklaven nach dem afrikanischen Kapland gebracht wurden. Diese Malaien gewöhnten sich ziemlich schnell an ihre neue Umgebung und erwarben sich nach ihrer Freilassung in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts als tätige und umsichtige Kaufleute und als Hochseefischer und Handwerker Besitz und Achtung und wuchsen zu einer Kolonie von mehr als 14 000 Köpfen heran. Sie sind Mohammedaner und besitzen mehrere Moscheen, haben aber in der Kleidung viel europäisches Brauchtum angenommen. Der lebensfrohe Malaie liebt den Gedanken an den Tod nicht, sondern geht lieber heiterem Lebensgenuß nach, weshalb die religiösen Feste zu ausgiebigen Opium Von Joh. R z i t k a In den Opium-Höhlen Asiens Im Kampf gegen die Süchtigkeit geht es nicht nur um den Alkohol, sondern auch um die eigentlichen Rauschgifte, die in vielen Teilen Asiens zu einem der schwersten Probleme geworden sind. Mit Recht wird die Rauschgiftsucht eines der erschütterndsten Kapitel in der Geschichte der Menschheit und des menschlichen Lasters genannt, sind ihr doch eine Unsumme von Menschenleben und Familienglück zum Opfer gefallen. — (Das folgende Tatsachenmaterial ist der Studie „Alkoholismus und Rauschgiftproblem in Asien" von P. Generalsuperior Dr. Joh. Schütte SVD entnommen). König der Rauschgifte in Asien ist das Opium, der Saft des Schlafmohns, mit seinen Derivaten (Morphium, Heroin). Opium wird geraucht, und da die dazugehörigen Geräte Unkosten verursachen und die Herrichtung der Pfeife eine gewisse Geschicklichkeit erfordert, hat schmutzige Gewinnsucht dumpfige Opiumhöhlen eingerichtet, wo das fertige Gift in bereiteten Pfeifen verkauft wird. Unheimliche Stille brütet über diesen Stätten des Lasters, wo regungslose Gestalten auf den Ruhebetten längs den Wänden liegen und mit stieren Blicken ins Leere staaren. Der Rauschzustand erfüllt den ganzen Körper mit allgemeinem Wohlbehagen. Der Raucher gleitet üi ein seliges Traumland, in dem Traurigkeit und Sorge verflogen und alle Wünsche erfüllt sind. Schmausereien werden; doch wird der Fastenmonat Ramadan getreulich gehalten. Der Fremde erkennt den Malaien leicht an seinem wohlgepflegten Spitzbart und an der hellfarbigen Kleidung. Die ärmeren Malaien wohnen in den Vorstädten als Händler, Hausierer und Diener. Sie halten Haus und Zimmer rein und lieben es, an Festtagen geputzt zu erscheinen. Sie sind frohsinnig und lieben Gesang und Tanz. A. C. Bald gewöhnt sich der Körper an das Opium, und der normale Ablauf der Funktionen wird von der regelmäßigen Zufuhr des Giftes abhängig. Der Raucher wird süchtig und kommt ohne Opium nicht mehr aus. Da die Rauschwirkung mit der Zeit abstumpft, werden die Dosen immer stärker. Langsam, aber unaufhaltsam zerrüttet das Gift Leib und Seele. Die Nervenkraft wird zerstört, die Verdauung funktioniert nicht mehr, Appetitlosigkeit läßt das Opfer zum Skelett abmagern. Verstand und Wille stumpfen ab. Die Umwelt wird dem Raucher gleichgültig. Er kennt nur noch eine Sorge, einen Gedanken; das Gift! Die Sucht treibt ihn zur Unehrlichkeit und zu Verbrechen. Familienväter verkaufen Haus und Hof, Frau und Kind. Sie reißen ihren eigenen Kindern die Kleider vom Leib und machen ihre Angehörigen zu Dieben und Dirnen, um sich Opium zu verschaffen. Ganze Familien, ja ganze Sippen sind durch das Gift an den Bettelstab gekommen. Bekommt der Süchtige kein Opium mehr, dann wühlt unerträglicher Schmerz in Kopf und Brust, Feuer brennt in seinem Körper, in Hirn und Nerven. Wahnsinnige Angst und ständiges Zittern schütteln ihn. Der Körper ist vollkommen vergiftet und siecht in langsamen, furchtbaren Todeskämpfen einem unaufhaltsamen Ende entgegen. — Noch furchtbarer sind die Wirkungen des Heroin, eines künstlichen Derivates des Opiums. Es wird von den Nasenschleimhäuten absorbiert und wirkt darum schneller. Es verdrängt mehr und mehr das Opium, zumal es ohne Pfeife und Spritze genommen werden kann. Das Opiumlaster hat noch weit zer-störendere Folgen als der Alkohol. Es beseitigt jede moralische Hemmung, Verantwortlichkeit und Sittlichkeitsgefühl, es fördert Faulheit und Abstumpfung, Verbrechen und Laster, es bevölkert die Bordelle. Durch den Ge- Fortsetzung Seite 136 BUNTE MISSIONSWELT Oben: Nach der Weihe der neuen Kirche in Malelane, Diözese Lydenburg, spendete Bischof Anton Reiterer das Sakrament der Firmung. Von links: P. Sieberer, P. Zeifang, Bischof Reiterer, P. Stempfle, Br. Eigner Unten: Immaculata Nabazziwa ist begeisterte Pfadfinderin und Malerin. Ein preisgekröntes Bild hängt im Hauptquartier der Pfadfinderinnen in London. — Eingeborene Krankenschwester der Diözese Mariannhill Oben: P. Josef Stempfle, St. John’s, Barberton, läßt das soeben getraute Paar die Heiratspapiere unterschreiben Rechts : Fünf Geschwister, Mischlinge aus Weiß und Schwarz Unten: Früh übt sich, was eine tüchtige Hausfrau werden will. Mädchen beim Maisstampfen. Dr. Yameogo, Präsident von Ober-Volta, mit Gattin, .bei Kardinal Agagianian in Rom Am 7. und 8. September weilte Bischof Adrian Ddun-gu von Masaka, Uganda, im bekannten Wallfahrtsort Laudenbach bei Bad Mergentheim. Am Vorabend des Festes Mariä Geburt nahm er an der Lichterprozession zur Bergkirche mit dem Gnadenbild der Schmerzhaften Mutter teil. Am nächsten Tag feierte er hier das Pontifikalamt. In seiner Predigt erinnerte er daran, daß auch seine Heimat Marienland sei. Die Bergkirche von Laudenbach wird immer mehr zum Wallfahrtszentrum für das umliegende württem-bergische, bayerische und badische Land. Auf dem Bild Bischof Ddungu mit Pfarrer Anton Schirmer von Laudenbach und einem den Bischof begleitenden Weißen Vater. Adveniat Regnimi tiium Wir deutschen Bischöfe rufen wie im vergangenen Jahr dazu auf, ein spürbares Opfer für Lateinamerika zu bringen. Gebt zum mindesten den Weihnachtszehnten von jeder Ausgabe für Weihnachtsgeschenke. Von jeder Ausgabe für häusliche oder sonstige Weihnachtsfeiern legt ein Zehntel der Kosten für Lateinamerika zur Seite. Wie sehr empfinden wir alle den Wunsch, unseren bischöflichen Brüdern in Lateinamerika zu helfen. Wollt ihr uns die Möglichkeit dazu geben? Aus dem Hirtenwort der deutschen Bischöfe zur „Adveniat"-Sammlung für die Kirche in Lateinamerika. Oben: Einkleidungsfeier in San José, Philippinen. Sieben Postulantinnen empfangen aus den Händen des Apostolischen Nuntius das Ordenskleid der Missionsärztlichen Schwestern. Am 7. Oktober wurde in Saigon, Südvietnam, diese Kirche zu Ehren von vier vietnamesischen Märtyrern des 19. Jahrhunderts geweiht. Sie faßt 1000 Menschen. 3600 Kilometer westlich der Küste Chiles liegt die berühmte Osterinsel mit ihren rätselhaften Steinfiguren. Die 560 Einwohner werden von zwei Priestern und sieben Schwestern betreut. Opium — Fortsetzung von Seite 131 brauch der Opiumpfeifen werden Syphilis und Tuberkulose übertragen. Wie eine Sintflut hat das Opiumlaster in Asien, vor allem in China, um sich gegriffen. Vielfach sind gerade die ärmsten Schichten, Arbeiter und Kulis, diesem Laster hemmungslos verfallen. Die häufigen Bemühungen um seine Bekämpfung durch eine Einschränkung der Opiumproduktion — in Indien und China im Fernen Osten, in der Türkei und in Persien im Orient — scheiterten immer wieder an der schmutzigen Gewinnsucht der interessierten Staaten und skrupellosen Rauschgiftkönige. Der Einfall der Bosheit Im 17. Jahrhundert brachten die Portugiesen das Laster des Opiumrauchens nach China, das man bisher nur als Medizin kannte. Schon 1729 erließ der chinesische Kaiser das erste Verbot des Opiumrauchens und Opiumhandels. Es wurde mehrfach erneuert und verschärft. Aber der gewinnsüchtige Kapitalismus der Kolonialmächte, vorab Englands, erzwang das Einströmen des Rauschgiftes nach China; erst durch staatlich protegierten Schmuggel, dann durch Gewalt. Der Opiumkrieg von 1840 wird immer eine Schmach des christlichen Abendlandes bleiben. — Unaufhaltsam strömte die Giftflut in das unglückliche Land. Der Krämergeist englischer Kaufleute und die Bestechlichkeit chinesischer Beamter arbeiteten Hand in Hand. Chinesische Schmugglerschiffe erkauften sich sogar das Recht, zum Schutze ihres Opiumschmuggels die englische Flagge zu führen. Im Vertrag von Tientsin 1860 wurde China gezwungen, den Opiumhandel zu gestatten. 1885 wurde der Mohnanbau im Lande selbst erlaubt. Zehn Jahre später übertraf die chinesische Opiumproduktion den englischen Import um das Dreifache. Das Opiumelend nahm grauenhafte Ausmaße an. Im 19. Jahrhundert hat China seine Opiumerzeugung um das 70fache gesteigert! 1906 produzierte es 22 Millionen Kilogramm und führte noch drei Millio- nen Kilogramm Opium aus dem Auslande ein. Die Zahl der Raucher wurde auf 15 Millionen geschätzt. Unter dem Druck der öffentlichen Meinung erklärte sich schließlich England bereit, innerhalb von zehn Jahren die Opiumeinfuhr aus Indien im gleichen Maße abzubauen, als China den Mohnanbau einschränkte. In China selbst griff die kaiserliche Regierung energisch durch. In vier Jahren wurden 1,5 Millionen Opiumhöhlen geschlossen. Auch nach der Revolution 1911 wurden die fast übermenschlichen Anstrengungen fortgesetzt. 1916 wurden die letzten 95 000 Kilogramm Opium aus den Lagern der englischen Kaufleute in Shanghai für 37 Millionen amerikanische Dollars aufgekauft und verbrannt. Innere Wirren und Unruhen, Bürgerkriege und Räuberunwesen machten aber bald wieder alle Anstrengungen zunichte. Die Opiumproduktion wurde für die sich bekämpfenden Generäle und Regierungen zur ergiebigsten Geldquelle. In manchen Provinzen wurde der Opiumanbau geradezu erzwungen und Missionare, die sich weigerten, mit empfindlichen Geldstrafen belegt. Das Jahrzehnt nach dem Ersten Weltkrieg sah ein ungeahntes Opiumelend. 1923 wurde in China zwölfmal mehr Opium erzeugt als in der ganzen Welt. Man berechnete die Mohnfelder auf drei Millionen Hektar. Allein in der Umgebung von Chungking gab es gegen 100 Morphiumfabriken. Die Zahl der Opiumraucher schwankte in den einzelnen Gebieten zwischen 50 und 80 Prozent der männlichen Bevölkerung. Endlich setzte eine nationale Abwehrbewegung ein. 1924 wurde der Anti-Opium-Verband gegründet. Das staatliche Opiummonopol wurde abgeschafft. 1931 wurde die Ausrottung des Lasters beschlossen, und die Zentralregierung unter Tschiang Kai-schek unternahm viel zur Minderung des Übels. Opiumschmuggel wurde schwer, zum Teil mit dem Tode bestraft. Der chinesisch-japanische Krieg ließ das Übel erneut aufleben. Alle entgegenstehenden Gesetze mißachtend benutzten die Japaner Opium und Heroin, um das chinesische Volk in seinem Lebensnerv Der Buddhismus gehört zu den großen geistigen Bewegungen der Menschheit. Er geht zurück auf den hochgesinnten indischen Prinzen Gautama, geboren um 556 v. Chr. Bedeutsam für die Ausbreitung des Buddhismus nach Ost- und Südasien wurde Kaiser Aschoka. Später erlosch der Buddhismus in Indien. Heute bekennen sich 7 Prozent der Menschheit zu einer der zahlreichen Richtungen und Sonderformen des Buddhismus. — Das Bild zeigt eine ostasiatische Buddafigur aus Speckstein. zu treffen und seine Widerstandskraft zu brechen. Der Bürgerkrieg zwischen Nationalisten und Kommunisten nach dem Zweiten Weltkrieg begünstigte erneut den Opiumhandel und -Schmuggel. Opium und andere Narkotika waren für die Kommunisten eine ergiebige Einnahmequelle, von der sie reichlich Gebrauch machten, vor allem als Mittel zu Bestechung. Nach der Machtergreifung gingen die Kommunisten in China gegen das Opiumlaster vor, betrieben aber einen schwunghaften Handel ins Ausland. In einem Memorandum der Kommission für Narkotika an die UNO wird mitgeteilt, daß über ein Viertel des Rohopiums und mehr als die Hälfte des verarbeiteten Rauschgiftes, die 1953 beschlagnahmt wurden, vermutlich aus Rotchina stammen. Untreue schlägt den eigenen Herrn In Japan wurde Opiumrauchen schon 1880 mit Gefängnis bestraft, und das Land blieb lange Zeit vom Opiumelend verschont. Dafür aber war Japan führend am Opiumhandel und -Schmuggel nach China, Formosa und Korea beteiligt. Die gefährliche Waffe, die Japan nach dem Kriege gegen China einsetzte, hat sich inzwischen gegen das eigene Land gerichtet: die Rauschgiftsucht wurde eingeschleppt. Nach den Feststellungen des japanischen Wohlfahrtsministeriums gibt es heute bereits 1,5 Millionen Opfer narkotischer Süchtigkeit in Japan. Indien war lange Zeit eines der Haupterzeugnisländer für Opium und trieb einen schwunghaften Handel und Schmuggel nach China. 1913 wurde der Opiumhandel mit China verboten, aber der Schmuggel blühte weiter. 1926 betrug die staatliche Opiumausfuhr Indiens in einige ostasiatische Länder, mit denen direkte Handelsabkommen getroffen waren — also nur ein Teil der gesamten Opiumausfuhr—gegen 173'000 Kilogramm. Wenn das Laster auch im Lande um sich griff, so erreichte es doch nie die ungeheuerlichen Ausmaße wie in China. 1927 wurde endlich zur Unterdrückung des Mohnanbaues eine eigene Kommission eingesetzt. Nach dem letzten Weltkrieg wurden die Einschränkungsbestimmungen und die staatliche Kontrolle verschärft. Geheimer Anbau und Genuß sowie blühender Schmuggel treiben weiter ihr Unwesen. Staatseinkünfte aus Gier, Laster und Not 1930 wurden in Hinterindien, Indonesien, Formosa und auf kleineren Inseln etwa eine Million Opiumraucher festgestellt, etwa ein Prozent der Bevölkerung, die Hälfte davon Chinesen. Die Gesamtmenge des in einem Jahr unter staatlicher Aufsicht verkauften Opiums betrug 442 Tonnen. Das geschmuggelte Opium wird auf 176 Tonnen geschätzt. Dabei ist zu beachten, daß der Bedarf eines Rauchers minimal ist. Wirksame Abwehrmaßnahmen in diesen Gebieten waren dadurch außerordentlich erschwert, daß die beteiligten Regierungen aus dem Staatsmonopol und der Opiumsteuer durchschnittlich 23 Prozent der gesamten staatlichen Einnahmen bezogen. Aus all diesen Zahlen und Angaben starrt ein entsetzlicher Jammer und eine furchtbare Not. Die verabscheuungswürdige Gewinnsucht der interessierten Mächte und Kreise, die aus Gier, Laster und Not ein riesenhaftes Kapital zu schlagen wußten, wird eine der traurigsten Seiten der Geschichte menschlicher Verirrungen bleiben, vorab für einen Westen, der „christlich" genannt sein wollte. Das hohe Verdienst westlicher Missionare aber wird es bleiben, stets in vorderster Front im Kampf gegen Alkohol und Opium gestanden zu haben. Rom selbst hat seit 1830 acht Erlasse gegen das Rauschgiftlaster herausgebracht und damit kirchlicherseits ein einheitliches Vorgehen gegen das verheerende Übel gesichert. Vieles wurde erreicht, vieles bleibt noch zu tun, was nur auf weltweiter Basis bewältigt werden kann. Heute ist es an den Nationen der Welt, vorab des Westens, durch einheitliches und entscheidendes Vorgehen der Kulturschande des Rauschgiftes ein Ende zu bereiten und eine alte Schuld — gewissermaßen noch in letzter Stunde — wiedergutzumachen. Die Meßdiener vor der Ikonostase (Bilderwand), hinter der sich der Altar befindet Begegnung mit der Ostkirche Von P. Adalbert Mohn (Schluß) Abessinien ist das älteste in seiner Mehrheit christliche Land Afrikas. Abessinien ist schon in allerältester christlicher Zeit missioniert worden, fiel dann aber leider zur monophysitischen Irrlehre ab. In Abessinien sind fast alle Christen Angehörige des äthiopischen Ritus, auch der Negus (Kaiser). Nur ein ganz geringer Teil (40 000 unter acht Millionen!) der äthiopischen Kirche ist mit Rom uniert. Aber diese unierten Abessinier (also Schwarze!) sind die einzige Nation, die in Rom ein Priesterseminar auf dem Boden der Vatikanstadt besitzt. Tag für Tag sieht man die jungen Abessinier durch die Porta Santa Marta an der Peterskirche herauskommen, in ihren schwarzen Talaren mit dem weißen Zingulum. Sie studieren zusammen mit den Studenten unserer Kongregation an der Universität der Propaganda auf dem Janikulus-Hügel. Eines haben alle diese Kirchen mit unserer lateinischen, römisch-katholischen Kirche gemeinsam, was uns ihnen allen enger verbindet als den Protestanten. Das Einzige, was uns mit den Protestanten verbindet, ist die Taufe. Alle Ostkirchen aber, die unierten und orthodoxen, die Nestorianer und Mono-physiten haben Bischöfe und Priester wie wir, sie haben nicht nur die Taufe, sondern alle sieben Sakramente mit uns gemeinsam. Das wesentliche Moment der Trennung ist das gemeinsame Oberhaupt. Die von Rom getrennten Ostkirchen erkennen nicht den Papst an. Doch leben wir heute in einem bedeutenden Augenblick der Geschichte, da unsern Heiligen Vater Papst Johannes XXIII. eine tiefe Freundschaft mit dem Patriarchen von Konstantinopel verbindet, der immer noch als das symbolische Oberhaupt aller von Rom getrennten östlichen Kirchen gilt. 2. Meine Begegnung mit der Ostkirche Als wir in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg in unserem Missionshaus St. Heinrich in Bamberg Theologie studierten, zelebrierte tagtäglich am Nebenaltar unserer Hauskapelle ein ukrainischer Priester die hl. Messe in slawischer Sprache; er war früher Professor an der Universität Lemberg in Galizien und flüchtete vor dem Hereinrücken der bolschewistischen Truppen mit seiner Familie. Es kam uns anfangs etwas komisch vor, daß da Tag für Tag ein Prie- Der griechische Archimandrit (Abt) der Abtei Grottaferrata bei Rom am Altar. Um ihn die Priester, die mit ihm die hl. Messe feiern. ster in seiner Liturgie die hl. Messe feierte, der daheim eine Frau und Kinder hatte. Aber wir mußten ehrlich zugeben: wir haben selten in unserem Leben einen Priester mit derartiger Inbrunst und Frömmigkeit die hl. Messe lesen sehen wie diesen verheirateten Priester. Einmal baten wir Professor Tymkiv, so hieß er, uns die Liturgie des hl. Johannes Chrysostomus zu erklären, in der er täglich die hl. Messe las. Obwohl er beim Deutschsprechen noch manche Schwierigkeiten hatte, erklärte er uns alles mit großer Liebe und Begeisterung. Als er aber sagen wollte, was bei der hl. Wandlung geschieht, da versagte ihm auf einmal die Sprache, er blieb stecken, brach in Tränen aus und konnte uns nur noch mit den Händen andeuten, was er sagen wollte. Wir haben uns nachher eingestanden, daß wir nie eine schönere Predigt über die hl. Wandlung gehört hatten. Wie ergreifend, wenn ein Priester über etwas, so heilig es auch ist, das aber doch für ihn eben etwas Alltägliches ist, in Tränen ausbricht, weil er vor Ehrfurcht nicht darüber sprechen kann. Wenn wir darauf zu sprechen kamen, daß er doch verheiratet sei, dann meinte er: Die Kirche ist eine sehr kluge Mutter; sie weiß, daß der Zölibat zwar für die Priester das Beste ist. Aber die Kirche hat auch noch unmündige Kinder, die noch nicht reif sind für den Zölibat. Und in solchen Nationen hat sie eben Die gemeinsam die hl. umstehen den Altar. Priester zeitweise Ausnahmen geduldet. Dann pflegte er jedesmal hinzuzufügen: Wenn ich noch einmal zu leben hätte, dann würde -ich wieder Priester; aber ich würde nicht mehr heiraten. Als sich sein Sohn entschloß, ebenfalls Priester zu werden, sagte er ihm: Du darfst gerne Priester werden; aber höre auf deinen Vater! Heirate nicht. Sein Sohn entschloß sich denn auch zu ehelosem Priestertum. In den ersten Jahren nach dem Kriege litt Professor Tymkiv mit seiner Familie bittere Not. Er hatte nicht einmal halbwegs gescheite Schuhe. Das erbarmte unsern Bruder Schuster, Br. Josef Müller. Viel Leder hatte er damals ja auch nicht. Aber es reichte wenigstens für ein Paar anständige Sandalen. Strahlend nahm sie der Herr Professor in Empfang. Am nächsten Morgen erscheint er wieder in seinen armseligen Galoschen wie bisher. Br. Josef stellt ihn zur Rede und fragt: „Aber Herr Professor, wo haben Sie denn die Sandalen?" Da gibt dieser traurig zur Antwort: „Die hat mir meine Frau weggenommen!“ Da lächelte Br. Josef und meinte: „Sehen Sie, Herr Professor, so etwas kann unsereinem halt nicht passieren." Mitunter fehlte wegen der zahlreichen Aushilfen ein Pater für unsere Kommunitätsmesse. Dann sprang der Herr Professor jedesmal gerne ein. Riesig freute er sich, als ich mir die Mühe machte, die altslawischen Antworten zu lernen, damit ich ihm regelrecht mini- Kommunion). Der Priester am Eingangstor, der den Kelch trägt, ist der im Artikel erwähnte Jesuitenpater Gustav Wetter. strieren könne. Gott sei Dank braucht der Ministrant da nicht so viel zu lernen wie beim lateinischen Ritus. Lange Strecken der Chrysostomus-Liturgie bestehen aus Litaneien, bei denen das Volk immer nur antwortet: Kyrie eleison (Herr, erbarme dich) oder auf altslawisch: Hospodi pomyluj. Oder man antwortet: Poday, Hospodi (Gewähre, o Herr). Wir hatten uns so sehr aneinander gewöhnt, daß wir ehrlich tiaurig waren, als der Herr Professor eines Tages Abschied nahm und nach Nordamerika aus-wanderte, wo es über eine Million unier-ter Ukrainer gibt. 3. Die unierten Ostchristen in Rom Professor Tymkiv konnte uns nicht oft genug versichern: Wir sind genau so römisch-katholisch wie ihr! Und er hatte recht damit. Als ich 1951 nach Rom kam, -war ich erstaunt, wieviele Kirchen und Priesterseminarien des Ostritus es in Rom gibt. Die Russen, Ukrainer, Armenier, Griechen und Abessinier haben eigene Priesterseminarien in Rom mit schönen Kirchen, in welchen sie die hl. Messe ständig in der Liturgie ihrer Heimat feiern. Es erscheint uns seltsam, daß die Abessinier bei der feierlichen Liturgie sogar Negertrommeln im Gottesdienst gebrauchen. Auf dem Janikulus-Hügel liegt außerdem das Kolleg vom hl. Johannes von Damaskus, in dem alle jene Priester und Theologen studieren Ansprache des russischen Erzbischofs nach der Feier der Liturgie können, deren Riten in Rom kein eigenes Seminar besitzen. In diesem Kolleg besuchte ich mehrfach einen Priester, der Gesandtschaftsrat an der syrischen Gesandtschaft beim Heiligen Stuhl war, mit Namen Mouallem. Dieser Priester feierte die hl. Messe immer in zwei Sprachen: arabisch und altgriechisch. Er stammte aus einer Gegend Syriens, wo heute noch wie zu Zeiten Christi aramäisch gesprochen wird. Don Mouallem war mächtig stolz darauf, daß er die gleiche Muttersprache wie der Heiland hatte. Vor allem fühlen wir Deutschen uns in Rom immer von der russischen Kirche an gezogen. Es findet wohl kaum ein Gottesdienst in der russischen Kirche statt, dem nicht mindestens einige Deutsche beiwohnen. Dort können wir lateinischen Katholiken die hl. Kommunion dann auch immer in doppelter Gestalt empfangen. Mit einem Löffelchen empfängt man konsekriertes Brot, das in konsekrierten Wein eingetaucht ist. Nach der hl. Messe im russischen Ritus erhalten alle Anwesenden, auch die, die nicht kommuniziert haben, ein Stücklein geweihtes Brot. Zu Anfang der Fünfzigerjahre leitete das russische Priesterseminar ein freundlicher Jesuitenpater namens Gustav Wetter. Niemand hätte in diesem bescheidenen Pater, der einen stets mit dem reizenden Charme eines Wieners begrüßte, den bedeutendsten Kenner kom- munistischer Philosophie und Weltanschauung in der nichtkommunistischen Welt vermutet. Als der gewiß nicht christliche Verlag Rowohlt in Hamburg in seiner Reihe Rowohlts Deutsche Enzyklopädie ein Werk suchte, das am besten über die Lehre des Kommunismus zu orientieren vermag, fand er kein besseres als ein Buch des Wiener Jesuiten P. Gustav Wetter. Auch sonst findet man immer einige deutsche oder österreichische Studenten im Russikum, die sich dort darauf vorbereiten, Priester des russischen Ritus zu werden und nach einer Befreiung Rußlands vom Bolschewismus dort als Priester und Missionare eingesetzt zu werden. Es ist also leicht verständlich, daß das Russikum in Rom dem Kommunismus ein Dom im Auge ist. Wenn wir das Innere der Kirche eines östlichen Ritus betreten, stellen wir immer überrascht fest, daß man gar nichts vom Altar sieht. Vielmehr ist der ganze Altarraum durch eine große Bilderwand, die Ikonostase, abgetrennt. Hinter dieser Bilderwand befindet sich ein ganz bescheidener Altar, an welchem alle heiligen Funktionen stattfinden. Den größten Teil der hl. Messe über ist zwar das große Eingangstor in der Mitte der Bilderwand geöffnet. Aber während der hl. Wandlung wird es durch einen Vorhang verschlossen. Doch nimmt auch so das Volk an der hl. Wandlung teil, da im russischen Ritus der Priester die Wandlungsworte nicht wie in der lateinischen Liturgie leise flüstert, sondern laut vernehmbar singt. Ich hatte mehrfach Gelegenheit, in der russischen Kirche in Rom Farbfotos zu machen, die einem einen Eindruck vermitteln von der unerhörten Farbenpracht östlicher Liturgie, überhaupt ist die ganze Liturgie nicht so kühl und nüchtern wie unsere lateinische. Der Choralgesang ist immer mehrstimmig. Der Gottesdienst dauert auch viel länger als bei uns. Die Osternacht beispielsweise dauert über sechs Stunden. Leider können wir hier die Bilder nicht farbig wiedergeben; aber einen ungefähren Eindruck vermitteln sie doch. Da ich Priester bin, durfte ich auch Aufnahmen im Altarraum hinter der Bilderwand machen, einem Raum, den nur die Priester betreten dürfen. Dort konnte ich auch den verstorbenen russischen Erzbischof in Rom festhalten im Augenblick der Priesterweihe, wie er gerade einem Neupriester die Hände auflegt. Der Erzbischof trägt nicht wie in der lateinischen Kirche eine Mitra, sondern eine Krone. Der damalige Erzbischof kam nach Rom als Gesandter des russischen Zaren und gehörte damals wie der Zar, der orthodoxen Kirche an. Als er in Rom die katholische Kirche ken-nenlemte, quittierte er den Staatsdienst, studierte Theologie und wurde Priester und später Bischof der katholischen Russen in Rom. Einmal übertrug das italienische Fernsehen einen feierlichen Gottesdienst, den der griechische Archimandrit (Abt) von Grottaferrata (Abtei in der Nähe von Rom) in der russischen Kirche von Rom hielt. Da es bei den Orientalen Sitte ist, daß immer mehrere Priester zusammen die hl. Messe feiern (nicht wie bei uns, immer einer für sich allein, höchstens unter Assistenz von andern), können alle Priester an der gemeinsamen Liturgie teilnehmen, die die gleiche Liturgie des hl. Chrysostomus feiern, auch wenn sie verschiedenen Liturgiesprachen angehören. Bei jenem Gottesdienst, der durch das Fernsehen übertragen wurde, sangen und beteten die Priester in vier Sprachen; altslawisch, griechisch, rumänisch und arabisch. Das Gebet der Priester wechselt ab mit dem Gesang zweier Kirchenchöre, deren einer griechisch sang, während der andere auf altslawisch antwortete. Auch bei diesem Gottesdienst, der so recht die Vielfalt katholischer Kirche widerspiegelt, durfte ich einige Aufnahmen machen. Wir sollten uns gerade in diesen Jahren wieder stärker an die getrennten Brüder in den Ostkirchen erinnern. Ist es doch der Wille des Heiligen Vaters, daß bei dem Konzil, das am 11. Oktober dieses Jahres in Rom eröffnet wurde, die katholische Kirche sich derart von innen her erneuern möge, daß sie für alle getrennten Christen liebenswert und die Einheit mit ihr wahrhaft erstrebenswert werden möge. Vier hohe Stufen stiegen wir Hinauf durch den Advent. Die letzt’ ist Schwelle vor derTür, Dahinter ’s Licht schon brennt. Allen unseren Lesern und ihren Familien wünschen wir für das Neue Jahr das erhellende Licht des Herrn. Die Schriftleitung Der hl. Kunibert, Erzbischof you Köln und Missionar Auf dem Reliquienschrein des hl. Kunibert zu Köln stand einst zu lesen: „Kunibert, Apostel von Sachsen, Westfalen, Friesland und einem Teil von Gallien, Gründer von Utrecht, Soest und anderen Kirchen, Förderer der Stiftung von Stablo und Malmedy." Hält man sich all diese Titel vor Augen, so kommt man zu der Auffassung, daß diese Arbeit ausreichen müßte, um das Leben eines Mannes voll und ganz auszufüllen. Kunibert sah in all dem aber nur eine Nebenaufgabe. Sein Herz gehörte mit dem Tage seiner Bischofsweihe im Jahre 623 seinem Bistum Köln. Als katholischer Bischof wußte er aber, daß Mission und Seelsorge in der Heimat eine Einheit bilden. So bemühte er sich um die Reform und Reorganisation seiner Erzdiözese. Seine Priester sollten die Gläubigen durch ihr persönliches Vorbild, durch die Heiligkeit ihres Lebens zu ihrem von Gott gesetzten Ziel hinführen. Er selbst ging ihnen mit gutem Beispiel voran. Er baute in Köln die Kirche zu Ehren des hl. Klemens, die ihm zur Begräbnisstätte werden sollte und die heute seinen Namen trägt. Auch den Armen und Kranken seines Bistums galt seine Sorge. Für sie gründete er Spitäler und gab Armenspeisungen. Der hl. Martin war ihm in seinem Bischofsamte Vorbild. Seine Tätigkeit in seinem Bistum blieb nicht unbemerkt. So rief man ihn bereits im Jahre 626 auf die Synode nach Clichy und schon wieder ein Jahr später auf die Synode nach Reims. Man wollte dort seinen Rat hören, wie man ihn schon zuvor am Hofe König Dagoberts I. gehört hatte. Dieser hatte ihn ja zum Erzieher seines Sohnes, des späteren Königs Sigibert III., bestimmt. Pippin I. berief ihn zu seinem Kanzler. Als solcher hatte er eine einflußreiche Stellung am Hofe. Er nützte sie jedoch nicht zu seinem persönlichen Vorteil aus, sondern zum Wohle der Kirche. Von Dagobert erbat er sich das alte Römerkastell Utrecht, um einen Stützpunkt für die Friesenmission zu haben. Für die Sachsenmission erwarb er sich Land in Soest. Diese Vorposten mußten besetzt werden. Auf sie schickte er seine besten (J a, die edle Fliegerei, das ist nichts für unsre zwei, seit man einmal nur geflogen und oft Prügel hat bezogen. Darum wird die nächste Flucht auf dem Landwege versucht. Doch das muß man vorbereiten, und zwar gründlich und beizeiten. Auf der Missionsstation lebt seit vielen Jahren schon solch ein Pater, weit bekannt, Pater Alois genannt. Da der Pater schon bei Jahren, taugt er nicht fürs Autofahren; doch ein Fahrrad manches Mal ist für ihn da ideal. Wenn er fort zur Aushilf muß, steuert er es mit Genuß; denn es will doch besser klappen als ein Marsch auf Schusters Rappen. Koko, Poko, bei der Planung, haben beide so die Ahnung, daß ein Fahrrad auch bei ihnen könnte für so manches dienen. Wenn der Pater hin und wieder mittags streckt die müden Glieder, steht das Fahrrad herrenlos; darauf warteten sie bloß. Ungefährlich ist das Rad, weil es keinen Motor hat, wofern man nur exerziert, wie man solch ein Fahrzeug führt. Poko fährt auch schon ganz prächtig; doch der Koko ist bedächtig. Und er übt und übt und übt, daß es fast die Freundschaft trübt. Endlich ist es dann so weit. Als das Rad er wieder „leiht", saust er heute sogar munter einen steilen Berg hinunter. Und er hat auch wirklich Mut, und es geht auch alles gut. Nur noch dort am Baum vorbei, doch — da gellt auch schon ein Schrei. Koko heult zum Steinerweichen: etwas Blech und ein paar Speichen — alles, was er übrig ließ. Armer Pater Alois! ADAM Priester als Missionare. Sie taten die Pionierarbeit, die später unter einem hl. Bonifatius ihre Frucht tragen sollte. Kunibert, der aus altem moselländischen Adel stammte, der schon in jungen Jahren Archidiakon (Generalvikar) von Trier geworden war, der mit kaum 30 Jahren Erzbischof von Köln wurde, starb am 12. November 663. 40 Jahre lang war er Oberhirte seiner Diözese, 40 Jahre lang aber war er auch Gesandter des Herrn im Volke der Heiden. Sein Bistum trägt sein heiliges Erbe als Aufgabe. Missionsgeist, Missionsopfer und Missionsgebet sind ihm verpflichtend. Oskar H o f m a n n MFSC Unsere Bilder: K. Fischer 1, G. Klose 1, A. Mohn 5, A. Starker 2, J. Stempfle 3, Fides 10, Pressebild POSS 1 p. Josef Stempfle aus Gaxhardt, Kreis Aalen, seit 1948 in Südafrika, konnte während seines Heimaturlaubs an der Feier der Diamantenen Hochzeit seiner Eltern teilnehmen. P. Stempfle trat einst (April 1929) als erster Schüler ins Missionsseminar Ritterhaus in Bad Mergentheim ein. Zwei Konzilsväter aus der Kongregation der „Missionare Söhne des Hist. Herzens Jesu" nehmen am ökumenischen Konzil teil. Es sind Bischof Anton Reiferer, Lydenburg, Südafrika, und Prälat Anton Kühner, Tarma, Peru. Aus Amerika zurückgekehrt ist im Oktober P. General Richard L e c h -n e r nach mehrmonatiger Visitationsreise nach Peru und Memphis, USA Das Diamantene Priesterjubiläum konnte bei guter Gesundheit im Missionshaus Josefstal P. Jakob Lehr feiern. Der Jubilar, der aus Hockenheim, Kreis Mannheim, stammt, war nach seiner Priesterweihe zunächst im Sudan, in England und Ägypten tätig. Von 1923 bis 1932 leitete er als erster Generaloberer die Kongregation der „Missionare Söhne des Hist. Herzens Jesu". Seine besondere Liebe galt dem Unterricht des Ordensnachwuchses und der fremdsprachlichen Vorbereitung der jungen Missionare. Den 70. Geburtstag konnte in Josefstal P. Alfred Stadtmül-1 e r aus Altkrautheim, Kreis Künzelsau, begehen. Vielen Lesern wird er als Aushilfspater und Bettler für das Reich Gottes bekannt sein. Seit 1932 ist er Generalökonom der Kongregation. Seit Jahren betreut er die Pfarrei Hohenberg bei Ellwangen. Wir wünschen ihm noch viele Jahre gesegneten Wirkens. Br. Alexander Cygan, Maria Trost, Südafrika, am Tag seines siebzigjährigen Profeßjubiläums. Br. Cygan, der im kommenden Februar seinen 98. Geburtstag feiern kann, stammt aus Bisku-pitz in Obersehlesien. Seit 1904 steht er als Schmied und Förster ununterbrochen im Dienst der afrikanischen Mission. Jährlicher Bezugspreis: DM 3.---S. 15 — Lire 500 Einzahlung : Deutschland: Missionshaus Josefstal, Postscheckkonto Stuttgart 540 66 Österreich: Scheckkonto 862 11 „Stern der Neger“ Italien: Herz-Jesu-Missionshaus in Milland, Bres-sanone/Brixen C.C.P. 14 / 7392 Trento Herausgeber und Verleger: Kongregation der Missionare Söhne des Heiligsten Herzens Jesu, Josefstal bei Ellwangen/Jagst Schriftleitung: P. Edmund Schümm, Missionsseminar Ritterhaus, 699 Bad Mergentheim (Württ.), Postfach 266 Druck : Schwabenverlag AG, Zweigniederlassung Ellwangen/Jagst Mit kirchlicher Druckbewilligung und Erlaubnis des Generalobern. Dieser kleine Inder war einer der Gäste, die an der Gründungsfeier der „Christlichen Arbeiterjugend“ in Samlong, einer Vorstadt von Ranchi, teilnahmen. Nach der Feier gab es ein gemeinsames Frühstück, an dem auch der Erzbischof von Ranchi teilnahm.