---------- .«^ 29 »^' -------- Freytag den 22. Iuly 1826. Physisch-chemische und medicinische Beschreibung der Sauerbrunnen im Fellathale in Kärnthen. (Beschluß.) Von dem Gebrauche der Fellacher Säuerlinge als Bäder. 3) ^vorzügliche ?lufmerksamkeit verdient der seit Ent» stehung dieser Brunnenanstalt schon übliche Gebrauch dieses Wassers zum lauwarmen Bade, u»d es wäre zu wünsche»/ daß diese vortreffliche Badanstall bey der hinlänglichen Menge von Sauerbrunnen auch die nöthige Ausdehoung erhielte, damit dieselbe bey dem Dränge derHeilsiichenden für alle Forderungen hinreichen würde. Die hier gebräuchliche Vereitung und Anwendungsart der Bäder besteht in einer Mischung von gleiche,, Theilen Bachwassers und des Sauerbrunnens. Diese Zusammenmischung wild mit denselben Stahlkolben wie die Sauerbrunnbäder erhitzt / und dient als Vorcur vor dem Gebrauche der stärkern Sauerbrunnbader, welche letztere aus reinem Sauerbrunnen, mit Stahlkolben erhitzt, bereitet werden; Kranke von sehr zartem Haut-orgon, von schwächlicher reitzbarer Constitution, werden das Vollbad nicht gleich vertragen, und werden wohl thun, sich vorher jener Mischung, oder auch ohne Zusah von Sauerbrunnen zu bedienen. Besondere Auszeichnung verdienen die Bader in Fellach wegen ihrem großen Gehalt an kohlensaurem GaS, und hierin unterscheiden sich die vier Sauerlinge wesentlich von «inander. Es kommt demnach nebst der Bereitungsart noch auf die Bestimmung an, aus wel« chen Quellen die Bader bereitet werden sollen. Diesei muß dem jedesmahligen Ermessendes Arztes mit sirenger Berücksichtigung der Individualität des Kranken und der Beschaffenheit der Krankheit, in wie fern der Arzt die Kohlensäure auf den Kranken einwirken lassen will, überlassen seyn. Im Allgemeinen ist eS am zweckmäßigsten, den Gebrauch der Bäder aus den schwachen Quellen anzu» fangen, und dann erst zu den starlern überzugehen. Die Temperatur deS Bades ist nach A««vdnlmg des Arztes durch ein Badethermometer zu bestimmen. D«s eigene Gefühl, der Arm ist oft der beste Thermo« meter. Es dürste die Temperatur des Bades zwischen 25 — 26 Reaum. fallen. Die besondern Ausnahmen viel unter 25 und eben so über 26, oder die Anzeigen und Gegenanzeigen der kalten und heißen Bäder hat der Arzt nach der verschiedenen Consiitution und indi-viduelen Beschaffenheit eines gewissen Kranken und der Krankheit zu beurtheilen. Für die Dauer des BadeS kann keine allgemeine Regel festgesetzt werden. Sie richtet sich bloß nach der Beschaffenheit des Kranken und des Bades. In einem warmen Bade verlängere man die Zeit von »0 — »5 Minuten/ bis auf eine Stunde. Krankheiten gegen welche sich die Fellacher Sauerbrunn-Bader wirksam zeigen. ,) Gicht, Gliedersucht. In diesem Zustande haben sich, so vielfaltigen Erfahrungen zu Folg«, die Paber aus diesimMlNeralwasser, inVerbindungmitdem ! innerlichen Gebrauche desselben, sehr heilsam bewiesen. Auffallend ist die Wirkung der Bäder bey der chroni» schen oder sogenannten desocganisirenden Gicht/ ^vodie Anfälle unt«r Abgang von GrieS und Erzeugung wahrer Blasensteine mit örtlichen Affecnonen der Gelenke abwechseln, wo sich schon, organische Entartungen in den Gelenken, die sogenannten Gichtknoten gebildet haben. Mir sind unter andern besonders drey Gichtkranke . bekannt, wovon «iner'alle Finger und Zehen dergestalt verkrüppelt hatte/ daß er nur mittelst Gehülfen umher.' gehen konnte. Er wurde durch den äußerlichen und in-nerlichen Gebrauch der Sauerlinge so hergestellt, daß er mit auffallender Verminderung und endlich völligem Verschwinden der Gichtzufälle, in acht Tagen abreisen konnte. Die andern zwey Podagristen hatten bisher noch gar keine Anfälle gehabt, die sich sonst öfters im Jahre einzustellen pflegten. 2) Lähmung. Wenn diese Krankheit in der örtlichen Atonie, Schwäche der reproducciven Organe besteht und bey derselben nicht unheilbare organische Übel zum Grunde liegen, wenn die Lähmung nach unterdrückten Ausleerungen, besonders Blutfiüssen, nach zurückgetretenen Rheumatismen, Gicht, Podagra, A"lgen und andern metastatischen Ursachen, von Störungen im Pfortadersystem entstehen, haben diese Bäder Wunder gewirkt. 3) Chronische Hautallsschlage, Kratz tn, Flechten u. dgl. Gewöhnlich sind diese Übel auch mit einer allgemeinen DyScrasie der Safte verbunden, und erfordern außer der örtliche», auch die innere Anwendung des Mineralwassers. Wenn das Übel bald nach der Eu» zurückkehrte, mag d« Ursache in einem zu kurzen Aufenthalte in der Curanstalt und vernachlässigtem Gebrauche anderer passender Mittel zu Hause geweseu seyn. Hieher gehören auch chronische Fuß« und andereGeschwüre, welche in diesen Sauerbrunn» Bädern gewiß ihre Heilung ftnden. 4) Gel e n t st e i f i gleiten und Contractu, ren de,r Gelenke, welche nach rheumatischen, gichtischen Gelenkskrankheiten zurückgeblieben, unt wtnn sie aicht verjährt, oder wo etwa wirkliche Ver wuchsungen der weichen Theile eines Gelenkes vorhan den sind : in diesen Fällen bewahrt sich die Anwendung derBä?er in Fella als ein sehr hülfreichesMiilll. Ich sah zu meinem Vergnügen einen Herrn von Contrac-tureu beyder Extremitäten, welche nach einem lailgwle« rige» Rheumatismus zurückgeblieben smd, gänzlich g?» heilt und gleichsam verjüngt auö dieser Heilanstalt ail< heim fahren. 5) Krankheiten, vorzüglich der Zeu« gungsorg ane. Unter diese Krankheitsformen gehört zuerst der weiß» Fluß. Gegen dieses Übel fand ich deu Gebrauch der Feüacher Sauerbrunnbäder unter der Benützung der wohlthätigen Verhältnisse dieses Curortes, d.i. körperlicher Bewegung in freyer Luft, Sorglosigkeit und passender Diät, vorzüglich heilsam. Der Gebrauch und die Ausivahl der Sauerlinge wird nach den individllelen Umstanden und Ursachen bemes« sen. Liegen Verstopfungen der Baucheingeweide, gastrische Unreinigkeiien zum Grunde, so wird der inner« liche Gebrauch der Quelle I. und II. mit warmen ode« knhl«!, Bädern von derley Einspritzungen von dem kohlensauren Badwasser sehr wohlthätig seyn. Ist aber die Ursache dieses llbels in der allgemeinen oder örtlichen Schwäche/ da sind die Bader gleich Anfangs aus d«r Quelle III. und IV. nur lauwarm, später kühl und immer kürzer und kalter in Verbindung mil Einspri» tzungen zu gebrauchen. Unordnung der monathlichen Reinigung. Ist bey der Unterdrückung der Menstruation zu gleicher Zeit die Empfindlichkeit erhöht, und di« Kranke zu Krämpfen aller Art und hysterischen Anfal« len geneigt, so muß man hier diese trankhafte Empfindlichkeit berücksichtigen; daher empfehle ich auS Erfahrung zuerst den Gebrauch der einfachen Bäder, und zwar Nachmittag zwischen 5 und 6 Uhr, wenn schon durch den Speisenreitz die Empsindlichteit einigermaßen herabgesiimmt ist. Sollte aber die unterdrückre Menstruation in der krankhaft gesunkenen Empfindlichkeit " und Neitzbarteit im Allgemeinen, oder örtlich in den Geschlechtstheilen gegründet seyn, so wird das Vollbad , aus der Quelle III. und IV. sehr wirksam seyn. , B ey ü b er mä ßig e r Ne i n i g u ng und dem > chronischen passiven G eb ä h r mu tte r flusse. « Beruhen diese auf allgemeiner Schwäche uud beso»', - ders örtlicher Atonie und Lähmung der Gebahrmutt,,. gefäne, ober liegt K'e Ursache derselben ln einem Reibe von Verstopfungen naher Theile ohne Eretyismus, so wirten diese Bäder sehr heilsam / indem sie kräftig be« leben, dadurch die Zusammenziehung der erschlafften Gefuße bewirken. Die Aussagen über die Wirksamkeit dieser Heilwässer werde ich zu seiner Zeit mit Erfahrungen bele« g,n / und darin äußerst interessante Krankhensgeschich« ten anführe«. -----------» ---------- Einige Worte zur Vertheidigung und zum Nuhme der Gchuypocken. (Aus dem Aufmerksamen.) Bey dem Umstände, daß heuer viele geimpft« Kinder und auch Erwachsene die Menschenpocken wieder be-kamen, und auf mehrere an mich gerichtete Anfragen, ob sich dieß wohl bestätige, und daß selbst mehrere daran gestorben seyen, so rechne ich mir es zur'Micht,, hierüber einige Worte, und zwar mit vielem Nechle zur Vertheidigung und zum Nuhme der Schutzpoci'en, hil^mit öffentlich zu sprechen. So gewiß es ist, daß besonders heuer wieder mehrere Kinder und Erwachsene ein Opfer des Blattern-Übels geworden sind, viele davon noch l«-tzt den Stam-pel des Eigensinnes oder des Vorurtheils in ihren Ge-slchlertt zur Schau herum tragen, eben so wahr ist es auch, viele mit Kuhpocken Geimpfte seyen einer Ansteckung von natürlichen Blattern nicht entgangen. Alle diese Falle aber, deren ich selbst einige aufgezeichnet habe, haben sich nach genauer Untersuchung immer da« hin aufgeklärt, daß Jene, bey denen sich dieß ereig« net hat, zwar geimpft worden sind, wobey aber immer eine der vier folgenden Ursachen zum Grunde lag, als: 1. Griff die Impfung gar nicht an, oder haftete ,ue« nigstens nicht; 2. die darauf entstandenen Pocken waren dem vorge« fchriebenen Verlaufe nach nicht die echten, oder 3. ier natürliche Blatternstoss lag schon vor der Impfung im Körper. Oder endlich 4. liegi die Schuld hiervon einzig und allein bey dem Impfarzte, der, schon zufrieden mit seinem Impf« stich, sich weiters gar «icht mehr bekümmerte, ob und welchen Erfolg sein UnternelMen gehabt hake; daherkömmt eö, daß man sogar Zeugnisse voifand, und der vermeintliche Impfling hat doch die Blatter»» bctommeil, oder ist gar daran gestorben. Mehrer« dieser sogenannten Impfärzce suchten ihren Ruhm — luir in der Quantität, nicht aber in der Qualität ihrerImpfi^g«. Zu dem frage ich, ob es wohl mog« lich il^r, daß ein Impfarzt oft bey seiner großen An> zahl von Ilnpflmgen ein genügendes Resultat über die echt überstandeneu Kuhpocken zu geben jm Stande lvur? In dieser Hinsicht verdienten solche Impfarzte wohl ein« siarkeNüge. Daherist es gekommen, daßZeug» nisse ausgestellt werden, bevor man den Gang einer «chlen Kuhpocke beobachtet und vollends abgewartet hat. Daher kam der üble Ruf der Schutzpocke, und welch ein unabsehbarer Schaden ward dieser dadurch nicht zugefügt? Noch kömmt ein Umstand zu beachten, der sich ebenfalls heuer sowohl bey Geimpften als Blattern» den einstellte, uüd so dos Publicum erst recht be« irrte und glauben machte, die Schutzpocke nütze nichls gegen das Blatternübel. Es sind nähmlich die VÄriceUl)» (Schafoocken), eine Krankheit, die selbst bey ihrem ersten Anblicke ein scharfes Kennerauge fordert, um sie gleich auf der Stelle von den natürlichen Blattern zu unterscheiden. Um diesen Irrthum zu beleuchten, sey mir erlaubt, dieses Exanthem nä, her zu beschreiben. Die Varicellen sind äußerst schnell im Entstehen, und haben einen sehr gelinden Ver« lauf. Sie kommen vor, während, auch nach den natürlichen Blattern vor, und sie verlaufen noch ge« linder bey denjenigen Individuen, welche die natür« lichen Blattern ober Kuhpocken schon überstanden haben. Das gelinde Eruptionssieber verschwiudet