Mutzen und Vergnügen. —_—«««« ^^ ^ — Frcytag den 29. August 1823. ^'t Hungersnoth in dcr Schwcitz in den Jahren 1816 und 1817. (Aus dem österreichischen VürzMblatte). ^>'l zieht düster drohend und schwer ein Gewitter ^ran, rollende Donner verkünde», es von ferne, und aus schwartn Wolken fahren Feuerfiammendurchdie schwü« ^» Lüfte. Ba>'ge erwarteten die Sterblichen ihrSchick- ^^ von neuen ermahnt an eine höhere Macht, die "ber die Armen im Staube waltet. Endlich ist's vorüber, "klSturm hat ausgetobt, die Höhen haben ihrer Fla'm, ""n und ihrer Eiömafsen sich eittleen; über Tausende !"'b Hunderttausende ist die Drohung unschädlich, ja '^nend hinweg gegangen. Aber mancher ward schwer ^ d«n schrecklichen Machten getroffen. Baume liegen »^splittert, entwurzelt, Hans und Scheuer sind >ue' ^gebrannt, Hagelschauer hat dl? Saaten vernichtet. ^tge Milntten haben die Arbeit vieler Tage, den ^weiß pi^er Hände, tausend grünende Hoffnungen des " elßes zerstört. Klage tont ans dem Munde der Verun- Nten , Mitleid aus den nächsten Umgebungen, aber je ^l'üter vom Schauplatze der Verheerung, desto kälter ^ gleichgültiger zeigt sich dieMehrzahl derVerschonten, ^^ noch ist ja das Land weit und breit «ich an tan- ^en hoffnungsvoller Saaten. Zw^r der Getroffene k^et darum nicht minder, aber besseres Glück und Mit- .. d«s Nachbars können trösten und helfen. Wenn aber l-Echlöge des Unglücks ein ganzes Land erschüttern, u Misnuachs und Verheerung den Auswärtigen, wie " Einheimischen trissr, wenn die Wunden ohne Heil- '^°l mshlcre Jahre hindurch bluten, sogar durch nem Schrecknisse stets wieder aufgerissen werden, wenn fast niemand mehr ist, der bellen kann, und endlich der Lei» den Übermaß die Unglücklichen zu erdrücken droht: dann mahlt sich menschliches Elend und menschliche Stärke in den lebhaftesten, erschntternsten Stenen. Tausend Thränen des Jammers werden versöhnt durch tausend Thränen des edelsten Milleides, und gleich den zahllosen Tropfen des Regenbogens im Wieoerscheine der Sonn« geben auch sie ein buntes, trübes und freundliches, abe» doch erhebendes Gemählde dem tiefern Blicke des Menschenfreundes. Im Unglücke muß man Menschen beobach« ten, um das in ihnen zu beuundern, was über alles Un« glück erhaben ist, und was oft eben so gutunter der arm« seligsten Strohhütte, wie unter dem prächtigsten Mae« morpallaste wohnen kann. Die Jahre 1816 und 1817 wmden für mehvere Gt* genden Deutschlands wahre Noth- und Leidensjahr«; Mißwachs/ Thenrnng, Hungersnoth lasteten schwer auf manchen Mittelclassen, wie drückend erst auf den unter« sten , ärmsten im Volke, denen keine Saaten reisten, kein bestimmtes Einkommen die Bedürfnisse deckte, die selbst nicht einmahl Arbeit für ihre bereitwilligsten Hand« sinden konnten. Manche Cantone der Schweitz litten damahls mehr, als irgend ein anderes Land ; Thurgau, St. Gallen, Appenzell sahen einen Theil ihrer Bewohner durch Hunger zur Auswanderung gezwungen, einig« sogar, die nicht entfil'chen konnten, wirtlich Hungers sier« ben. Den höchsten Grad aber mochte das Elend im Can< ton Gla«us erreicht haben. Ein Augenjenge machl davon fo!gcnde gelreue Schilderung .' „Das Dorf Emn'tlinth im Liinh^ale gewahrte eil,enIammtratib!ick/ der schwer klch beschrieben werden kaim. D« armen, niedrigen Hütten dieses Gebirgvölkteins schienen bloß von Leichen bewohnt zu seyn, von denen einige zwar noch nicht ganz todt, aber eben desto schrecklicher anzusehen waren, weil die Verzweiflung des Hungertodes noch aus den hohlen Augen blickte. Alle lagen halb nackt, kaum mit schmutzigen Fetzen hinreichend bedeckt, auf dem Boden herum. Fast nirgends sah man ein Bettzeug, noch weniger einen Tisch, Stuhl oder eine Bank, und das ganze Haus-gecache bestand in ein Paar schlechten Topfen, worin sie Erdäpfel die noch dazu von der unschmackhafcesten Art waren, kochten. In manchen Orten hait« mau nichts als Gras und Nesseln im Wasser gesotten, ohne alle Z,»^ «hat. Höchstens vertrat bisweilen ein Kerzenstümpfchen die Stelle des Schmalzes. Aus Mangel an Kleidung konnten die 3?uce aus manchen Gegenden öfters drey bis vier Jahre hindurch nicht zur Kirche, ihre Kinder nicht zur Schule kommen, und in dumpfer Meichgül» ligteit, die oft eine Folge des äußersten Elendes ist, sagten sie: Es ist nichts anderes übrig, wir müssen also sierdcn, wir müssen endlich verhungern. — Nachdem der oben erwähnte Augenzeuge diesen bedauernswürdigen Menschen eine kleine Unterstützung zurückgelassen hatt?, ging er in eine andere Hütte. Da saß ein altes Mütter« chen im Mondenschein beym Spinnrocken, und spann völlig munter und zufrieden darauf los. Wie geht es, Mütterchen? ftagie der Fremde.— O ganz erträglich! war die Antwort. Der gute Gott verläßt uns mcht. Im Winter, ja da hatten wir Noch, da hatten »mp nichts als Kleyen zu eisen. Nun kommt aber dcr Frühling , da wachsen Nesseln und andere Kräuter. Gott läßt sie eben un der Armen willen wachsen. M^n muß nur nicht mehr begehren, als man haben kann, der Herrgott hilft doch täglich. Meine Tochter da jammert wohl elwa, ich verweise es ihr aber. Wenn wir dann so beysammen sitzen, so machen wir gleichwohl manchen Spaß mitsammen, und sind recht froh. — Welche Sprache! Welche bewimdernswerthe Genügsamkeit und Ergebung! Mancher mag g'auben, diese Worte seyen aus einem Romane geborgt, oder möchten vielll'ichc auf der Bühne ihren rechten Platz finden, aber Wahrheit seyen sie nichr. Indessen sind sie nicht mehr als trockene ungeschminkte Wahrheit.Wie wenig verstehen lvirGlück« llchen, Reichen ode« auch nur bequem bebenden diese große Kunst! Dieß ist der Ausdruck einer erhabene« Gesuunnig, eine» wahrhaft christlichen Glaubens; diese Geduld ist reiner, a!s die de» stolzen Stoikers, ill Lebensweisheit in ihrer einfachsten Gestalt, Demi leich' ter ist'o, Leioen zu ertragen, dle man sich selbst auferlegt, und nach Belleben wieder abschütteln kann. Wahl«? Muth und echte Frömmigkeu besteht in der ruhige«/ vertrauensvollen Erduloung jener Leiden, die un< die Vorsehung auferlegt. Doch zur Übersicht des Elendes, das so lange fortwüthet«, und so große Verheerung anrichtete, ehe Hülfe kam. Im Canton Appenzell starben gegen 3c,cX» Menschen an verschiedenen Krankheiten, den Folg«" des schrecklichen Hungers und der schlechten, oft UN* natürlichen Nahrungsmittel; denn man aß mit Gierig keil den Abfall von Rüben und Kartoffeln, Blut UN^ Äser; Pferde, Hunde, Kahen und Schnecken gälte« für Leckerbissen. Zu Hundwyl starb der sechste Theil oel Bevölkerung von IIoo Einwohnern ; im Canton St» Gallen über ,70c» Personen. Endlich kamen zwar Bey' Nage, die so reichlich waren, daß die Hälfte oaooN/ früh genug vor dem Überhandnehmen der Noth zweck-mäßig angewendet, mehr als hinreichend gewesen w<^ re. I^tzt aber erschienen fte, leider', gvoßen Theils fcho" zu spar. Doch auch diese verdienen ihre dankbare E^ wahnung, denn sie kameü aus den besten Herzen, u»^ retteten noch Tausende, die ssnst gleichfalls dem Hlll^ gerrode kaum entgangen wären. Die bedeutendstes Beytrage kamen auS Deutschland, bejonders aus de>« nördlichen, wo der Prediger Menken in Bremen au> seine Fürbitte ansehnliche Summen zur Venh^ilunö, an die armen Schlveitzer erhielt. In Holland verbal den sich Handelshäuser und ganze Gemeinden zu gleichem Z,uecke, u»d der Kaiser von Rußland allein üb<^ sendete zna,ooo Rubel. Ungeachtet dessen bleibt es doch eine sehr traurig Erscheinung, die man von einem gewissen StandpU«^ aus kamn für möglich halten sollte, daß es noch llN neunzehnten Jahrhunderte mitten in Europa, mitt^ unter Christen, mitten unter lauter hoch culcioinen Sl^ ten und den fruchtbarsten Ländern, di? doch auch ^' mahls incht alle solchen Mißwachs hatten, daß es unttl allen diesen Umstünden noch möglich w»i«> daß Tausend ,bon Ml'schen Hlliigers starbt», Ulld zwar nicht etwa in 'lNer ganz unvermeidlichen, plötzlich eintretenden Noch ^"einigen Tagen, sondern wahrend eines durch zwei) "lä drey Iahl'« anhaltenden Elendes, dem doch durch Mlg« Anstrengung in wenigen Monathen abgeholfen "bin konnte. — So etwa» soll dennoch bereits, we-^g^e„g in Europa, unter die Unmöglichkeiten gehören, ^«n es war sehr wohl möglich, durch frühzeitige An-i^ge der N^th, durch weiie Anstalten und schnell chä. 'gk Vortehrungin dem Elende vorzubeugen. Wie Vie- 'Wög,,,^,^ ,^ih,„lichen Zeit im Überflüsse geschwelgt ^en, während nichi so gar ferne von ihnen Taufende "^' Hl«t,g,r verschmachteten! — Wohl dem Lande, das " Naiur duvch ihre Freygebigkeit schon größten Theils ^'^gleichen Mangel schützt; drey Mahl wohl dem ""be, / dessen Ödere und Bürger, vom Gemeinsinne ^° Nächstenliebe bes»---- , «UM».., M—, . ^"N der Kunst/ die Bäume aus den Blättern zu ziehen. Daß mnn die Bäume nicht nur aus Samen, lon, ^n auch aus dünnen Reisern erzieht, «st eine so be-»Nt« Sache, daß,jeder gemeine Landmann davon zu !«üen weiß. - ^ Wenig?rbekannt isteß, daß man dieselben sogar aus ^tern gewinnen kann. Unt zwar ist diese Kunst schon °k andeithald hundert Jahren geübt worden. Doch "Ü?n nichc alle Biatrer dazu, sondern nur diejenigen, " >^"k und safcig sind. Der Naturforscher Manbirola füllte em Gefäß 9>Uer, gesiebter Gartenerde, ulld drückle in dieses > i sest einige Pomeranzen- und Citronenblälter, so . °le>e bis zum dritten Theil mit Crbe bedeckt wur- Alle standen nicht weit vom Rande ab, damic in . Miite noch ein Gefäß mil Wasser gestellt werden well^ ^ welchem wollene Faden abliefen, durch ^ ^ve den Blättern immer die nöthige Feuchtigkeit Anheilt wercen tonnte. Der Versuch glückte trefflich, ter -"^^ einigen Monathen sah Manduola seine Bim. d^,/" ^"ge Blümchen verwandelr. Em Gärtner >vt.e- sen c!^' ""' versuch, nahm aber ein Blatt mit des. «"hängendem Auge. Jenes setzte Wurzeln an, d»e- ses wurde znm Zweige, und so gab ein Mijwlssantz zum Gelingen einer neuen Erfindung Gelegenheit. Ei?, Hecr von Münchhausen machre denftlben Vee, such mit einem Limoinenbl^tr, an welchem glücklich,r Weise ein tragbares Auge hing, von wclchem der erste Ziveig im ziveyien Sommer im Gipfel blühte, Mlb ei» ne Frucht zum Vorschein brachte/ welche in demselben Jahre zur Reife gelangte. Dr. Wolchammer in Nürnberg erhielt dieses Baumchen ^«m Geschenk, und der Pomolog Agricola ließ es ^ur Bewunderung fü« die Nachwelt in Kupfer stechen. Agricola versprach sich durch mehrers Versuch? gleiches Vergnügen, war aber Ntcht so glücklich, in so kurzer Zeit eine Frucht zu erhallen. Indeß ließ er den Much nicht sinken, sondern fuhr mu-thig fort, nach der Vorschiifr des Italieners zu ver< fahren, und so gelang es ihm im folgenden Jahr« Knospen und Zweige zu erhalten. In neuern Zeiten ist man auf der belreteinn Bahn fortgegangen, und ist in den Versuchen nicht weniger glücklich gewesen. Piese Art der Fortpflanzung hat einen großen Vo>« zug vor den übrigen, sonderlich vor dein Kernstecken. Man hat den Vorchtil, das; die aus Bettern erzogenen Stämmchen nicht oculirc werden dürfen; vielmehr kann man auf diese Weise in wemgen Iahrm zu einerschö» nen Orangerie ^langen.' Ueber das Gehirn und dcn Verstand der Thier». (AuSzug aus Schuberts Abhandlungen). Das Gehirn ist überhaupt aus sechs verschiedenen Materien zusammengesetzt, die, wenn man dis gan-» ze Masse in hunderc Theile theilt, sich in folgenden Verhältnisse» sinden : Wasser 60, Eyweiststoff ^Idliini-ne) 7, eine fene Materie 5 '^ , Salz und Schwefelsäu-re, 5 'j^ , Phosphor 1 'j, , Osm^ulne (der S10F, welcher Fleischbrühe ihren cigenchümlichen Geruch gibt) 2 >g —. Die kleinen Thicrgaltungn» haben überhaupt verhältnißmösug weit mehr Gehirn, als die groben. S» beträgt das Gehirn in der Ratze den ^ßsten, in der li-stigen und vorsichtigen Maus den Dösten, in dem sorg« fälligen ökonomischen Hamster den2isten, im Sperling den Z5!^u, im Canal'ienvogel den i4^n, und in dtl« oerstäütigen Elephanten nur den5oostcn Theil derga^ len ^>örpermass?. — Da der Zustand und die Menge d" der Tyar der Fall zu sey!,. Das Iilsect hat kein eigentlt' chesGehirn, sondern diese Masse ist durch den ganzen Kö" ' per vertheilt; und bey keiner Thiergattung ist daS Ve" halln^'; des Gehirns zum Rückenmark so grsß, wtt bcy dem Menschen. Hierin liegt wahrscheinlich der Grund, dasi d»t Lebenskräfte der unvernünftigen Thiere stärker, imd M Sinne scharfer sind, als bey den mit Vernunft begabtt« Menschen. Unsere Organe stehen dem durchbringenden Auge des Adlers, dem feinen Gerüche des HunbeS weit n^ch; und in dem inceltectuellesten aller Sinne, d^n Gehör überteffen wir vielleicht alle Thiere, so wie uns diese in dem materiellesten Sinne, dem Geschmack, übertreffen. Der Mensch nimmt so ziemlich mit jede» Speise füllieb; aber die meisten Thiergattungen !<"^ auf eine gewisse Nahrung angewiesen, und ipt't Zunge verschmäht jede andere Kost. Es scheint sog^, daß sie in Sachen des Geschmacks einen Sinn d^ ben, d»r uns ganz fehlt; und es wäre nicht zu '-'"' wundern, wenn die Natur, indem sie den Tylece!», um sie für den Mangel der Vernunft schadloS zu !) ^ ten, Iilstincte gab, sie auch m^t mehreren, z: «hr^ Erhaltung nöthigen Sinnen ausgerüstet hätte/ dlt U»l fehlen. Auf den frühen Tod emeK Arztes. Der gute Mann hat klug ^eilt Nach seinem Platz da unten; Denn hatt' er länger hier verweilt. Hätt' selbst er keinen mehr gefunt>«u Pfeiffer. Charade. Die Erste kommt von Thiere« her Und dienet uns zur Speise, Und ist das Zweyte qut gebaut, So fördert es die Neise. Das Ganze kaun in ftrncn Höhen Man deutlich, doch bey Nacht nnr, sehen. Auslösung der Charade in Nr. 64. A u g e n b l i ck. Gedruckt" bey Ignaj Aloyö Hdlen vvn illtinm.lyr.