IV. Jahrgang. Zeitschrist str vaterländische Interessen. Erscheint jeden Dinstag und Freitag und kostet: Infertionsgebühren: Für die 2spaltige Petit-Zeile oder deren Raum Mit der Post: Für Laibach sammt Zustellung: bei Imaliger Einschaltung L kr., 2 Mal 8 kr., 3 Mal tU kr, Ganzjährig «.6. Ganzjährig st. 5.— Stempel jedes Mal 3« kr. Halbjährig „3 . Halbjährig „ 2.50 Inserate übernimmt Haasenstein Ls Vogler in Wien, Wollzcile 9 Einzelne Nummer 5 kr. Hamburg, Berlin, Leipzig, Frankfurt a/M., Basel. Die Redaktion befindet sich am alten Markt Nr. 155, I. Stock Geldsendungen find zu richten an den Gigenthiimer des Blattes Die Administration in Ottokar Klerr's Buchhandlung Manuskripte weiden nicht zurückgesendet, anonyme Mittheilungen nich! Hauptplatz, Nr. 313. berücksichtiget. Laibach, Freitag am 31. Dezember 1869. Rückblick auf das Jahr 1869. Jeder Oekonom, jeder Hausvater, dem am Gedeihen seines Hauswesens etwas gelegen, macht zu Ende des Jahres seinen Ab­schluß, um zu sehen, ob er mit seiner Vewirthschaftungsmethode reussiit, ob sich die von ihm verfügten Neuerungen bewährt, ob er damit Erfolge erzielt, ob er dieselben beibehalten, verbessern oder ganz verwerfen soll. Der Staat ist ein Haushalt im großen, Parteien sind Volts­stämme, Nationen, welche mittelst der Verfassung zusammengehalten werden. Die Verfassung ist also der Kitt der Staaten, sie hilft ein widerstandsfähiges Ganze bilden, welches äußeren Einflüssen zu trotzen im Stande ist; sobald der Kitt unfähig wird, die an und für sich festen Theile zusammenzuhalten, sollte man ihn verwerfen, durch einen neuen ersetzen, welcher mit den zusammenzuhaltenden Elementen eine derartige Verwandschaft hat, daß ersich damit assimilirt. Die österreichische Staatsverfassung ist jedoch eine ganz mißlun­gene; je länger man sie aufrecht zu erhalten bemühet ist, desto grö­ßere, aber deßhalb auch umso unverantwortlichere Opfer fordert sie. Dieß hat sich im abgelaufenen Jahre mehr denn je bewährt. Das österreichische Staatsgebäude, welches Jahrhunderte hin­durch den heftigsten Stürmen ruhmreich widerstanden, bekam bedenk­liche Risse; die Differenzen mit den Böhmen, die Mißerfolge mit deutschen und vorzüglich mit den sogenannten liberalen oder nem-Zkutarischen Kultnrversuchen in den slovenischen Ländern, der Auf­stand in Dlllmalien sind klaffende Wunden im Staatskörper, die sich nicht durch Galgen oder die ministerielle Salbe „verschmieren" lassen, die vielmehr dem österreichischen Konstitutionalismus immer mehr Blut entziehen. Die liberalen oder verfassungsfreundlichen Kurpfuscher sind schlechte Aerzte. Solange der Kranke sich scheut, seiner Natur wider­strebende Medikamente zu gebrauchen, solange er sich in der ver­fassungsschwangeren Athmosfäre wohl fühlt, solange er den freilich etwas kalten Tusch der Gleichberechtigung aller Nationalitäten scheut, solange ist kein Aufkommen möglich. Die ministeriellen und verfas­sungsfreundlichen Aerzte flicken den siechen Körper größtentheils um des lieben Brotes willen, sie lassen sich für den schlechten Dienst wahrhaft königlich bezahlen. I n Kram speziell ist der Glaube an die Dezemberverfassung ein längst überwundener Standpunkt. I m abgelaufenen, an Thaten so reichen Jahre haben sich Tausende von Stimmen auf den Ta­boren, in Vereinen, Zeit- und Flugschriften u. f. w. dagegen aus­gesprochen, das politische Bewußtsein des Volkes war erwacht, dieses forderte laut und energisch seine Jahrhunderte lang ihm vorenthal­tenen und verkürzten Rechte, im Landtage erhoben sich Stimmen der Volksvertreter gegen dentschthümelnde Tendenzen und Volksfeinde und fanden Widerhall im ganzen Lande, ja selbst die Idee eines slove­nischen Reiches wurde angeregt und so gleichsam der Funke gelegt zu dem Brande, der die schädlichen deutschthümelnden Miasmen im Lande vertilgen soll. Aber auch die gegnerische Opposition ruhete nicht. I m Ver­trauen auf die Stütze, die sie an der Regierung fand, wuchs sie riesengroß und trat mit einer Unverschämtheit auf, wie man sie nur von verzogenen Favoriten erwarten konnte. Wi r brauchen nur auf die Filippiken im Landtage, auf die Verhöhnungen unserer Nation und ihrer Führer und Vertreter in der Wiener Presse hinzudeuten, der sich auch das lästernde „Laibacher Tagblatt" anschloß und die­ selbe an Unverschämtheit und Lügenhaftigkeit noch zu übertreffen be­ mühet war. Eine Parallele zwischen diesen beiden antipodischen Bemühungen zeigt, wir müssen es zur Schmach des österreichischen Regierungs­ sistems gestehen, für uns keine wesentlichen Erfolge. Doch wird da­ durch unsere Opposition gegen das jetzige slovenenfeindliche Regime keineswegs abgeschwächt. H^ua oavat, la^iäsm uou vi, 8sä saerik oaäenäo. Die legale Opposition wird langsam, aber sicher den Verfassungsstein durchlöchern, auch zu uns wird die Sonne der Freiheit auf nationaler Basis dringen, die Gespenster der sogenannten liberalen Konstitution verscheuchen und die der Aufklärung des Vol tes, dem materiellen Wohle unfers Landes im Wege stehenden deutschthümelnden Elemente sammt ihrem bureaukratischcn Anhange vernichten. Der Anfang ist gemacht, unser Volk hat die politische Probe glorreich bestanden, es ist fähig als Faktor in die politische Aktion einzutreten; nur nicht auf halbem Wege stehen bleiben, damit wir nach Jahresfrist mit derselben Befriedigung auf die Ereignisse des kommenden Jahres zurückblicken können, wie auf die des scheidenden Und das hoffen wir. Zur Situation. Der Ausgleich mit den Böhme n findet in der Person des Dr. Giskra einen sehr erbitterten Gegner. Die „Politik" schreibt darüber: „Wiener Blätter und Korrespondenzen berichten uns, nach der Aussage von Ohrenzeugen, zwei Thatsachen, die für uns allerdings der Beachtung werth erscheinen. Die eine dieser Thatsachen ist, daß der Abgeordnete aus Böhmen, der Pfalzbaher Herr Wolfrum, im Adreßausschusse von einem Ausgleiche nichts wissen wollte, obwohl er sonst keinen solchen Abscheu vor dem Ausgleiche an den Tag legte, — die zweite, daß Herr Minister Giskra im Adreßlomite es geradezu aussprach, er suche keine Anknüpfungspunkte, auf welche der Abgeordnete Svete c hinwies, sondern nur „Aufknüpfungspuntte." Beide diese Thatsachen stnd für uns wie für die übrige Welt höchst belehrend. Die erstere derselben zeigt, daß trotz all' der Fräsen des Dr. Schmeytal, und wie sie sonst alle heißen, diese Klique nichts anderes will, als die Herrschaft für sich, das durch konstitutionelle Formen autorisirte Recht zur Unterdrückung der Böhmen, mit einem Worte, daß diese Herren unser Vaterland als das Prädium ansehen, in welchem sie sich berufen glauben, im eigenen, zumeist persönlichen Interesse das Land und seine arbeitsame Bevölkerung auszubeuten; daß sie eben den Wucher des Kapitals, solange es geht, in Perma­nenz erklärt sehen möchten, unbekümmert um seine Rechte und die damit verbundene EntWickelung, unbekümmert um den Bestand Öster­reichs, unbekümmert um das Interesse der Dynastie wie der Völler Diese Herren zeigen es nun deutlich, wie weit her ihr österreichischer Patriotismus ist, sie zeigen, daß ihr sogenannter österreichischer Pa­triotismus nur das Aushängeschild sein soll für das Streben nach deutscher Hegemonie und Herrschaft des Geldes. Nicht Gleichberechtigung, — ungerechtfertigte Suprematie wollen sie, nickt den Ausgleich, die einfache Unterwerfung möchten sie dekre­j,ren. — Uud der Herr Minister Giskra, der ist nun vollends nicht mehr ganz bei Sinnen, oder er hat das Gedächtnis; verloren, sonst hätte er dem Herrn Svetec gegenüber sich doch erinnert, daß er wohl auch als Abgeordneter in der Paulskirche „Aufknüpfungspunkte" gesucht, sei aber eben nicht gefunden und das Ziel auch heute nicht erreicht ist, das er mit den von ihm damals gepriesenen Aufknü­pfungspunkten gesucht hat; er hätte das Unzweckmäßige einer solchen Arbeit gleich eingesehen, wenn er auch heute andere Aufknüpfungs­punkte gemeint haben mag, ja, er hätte angesichts der schlechten Er­folge, die er mit den in der Boccha gefundenen Aufknüpfungspunkten gemacht, wohl vermieden, sich selbst lächerlich zu machen. Der Herr Dr . Giskra fand es nicht nur anstandig, sondern, da er als Mi ­nister sprach, offenbar auch staatsmännisch klug, mit dem Hinweis des Abgeordneten Svetec auf die vielen Unzufriedenen und die so offenbar klare Notwendigkeit eines friedlichen Ausgleiches, mit einem wenig feinen Hinweis auf ein politisch Kompromittirten gegenüber von aller Welt verdammtes schimpfliches Mittel der rohen Gewalt zu antworten. Wir fürchten auch die Galgen des Herrn Dr. Giskra nicht; er mag bereit fein, die Szenen der Zeit nach der Weißen­berger Schlacht zu reproduziren, er wird uns nicht schrecken. Aber den Minister Giskra möchten wir fragen, ob es klug, ja für einen Staatsmann auch nur verständig, durch solche Provokationen die Verbitterung zu steigern, die Situation zu erschweren, ob ein solches Vorgehen insbesondere angezeigt ist einem Volke gegenüber, dem der Monarch, des Herrn Ministers kaiserlicher Herr, das Zeuguiß be­währter Treue gegen den Thron mit der Versicherung ausgestellt hat, daß die dankbare Erinnerung ihn durch das ganze Leben begleiten werde. Diese, wir möchten beinahe sagen, einem Knaben mehr, denn dem Stlllltsmanne anstehende Antwort des Dr . Giskra wird wohl dem Monarchen die Bestrebungen dieser Herren und ihrer Anhänger im Reichsrathe illustriren. Tagesneuigkeiten. Lllibllch, 31 . Dezember. — (Die Sylvesterfeier), welche von der hiesigen 6ital­nica veranstaltet wird, verspricht ihrem reichhaltigen Programme ge­mäß, sehr viel amüsantes. Insbesondere machen wir aufmerksam auf die Produktion der Merlotine's und auf die interessanten Solovor­träge, Kouplets und auf die Thierkomödie, welche eigens zu diesem Zwecke verfaßt wurde. Die sehr kostbar ausgestattete Lotterie ist durch Feuilleton. Abschiedsvisite. Der verfassungsfeierlichc Rausch ist verflogen, selbst der ihm nachgefolgte Katzenjammer hat sich verloren, um einer überraschenden Nüchternheit der Anschauungen Platz zu machen, natürlich unbeschadet dem Kopfschmerz, welchem noch einzelnen Verfassungssanguinikern zurückgeblieben. Laibach, die weiße Krainerstadt, hat durch die De­monstration auf der Schießstätte ebensoviel verloren als gewonnen, d. h. nichts im nacktesten Sinne des Wortes. Es war eben nur ein Knalleffekt, wie sie seit Jahren auf der Schießstätte zu hören waren, es war eine verfassungsfreundliche Seifenblase, Ein Rausch, zumal ein Verfassungsraufch, hat gerne böse Fol­gen. Das „Tagblatl" hat seine durch jene Bachanalien in der Mitte der Aduentzeit stark affizirten fünf Sinne noch immer nicht beisam­men, es laborirte sehr lange an Eruptionen, welche sich in Form von Auszügen aus den verfassungsfreundlichen Reden der staunenden Welt kundgaben, ja selbst die sonst ziemlich nüchterne „Laibacher Zeitung" hatte bedenkliche Nachwehen, erholte sich jedoch bald von den Reden, die sie unvorsichtigerweise verschluckt hatte. Einen Erfolg hat indeß die Verfassungskomödie auf der bürger­lichen Schießstätte im Saale des Tanzmeisters doch: den Beitritt des Landespräsidenten und Regierungsvertreters zum „konstitutio­nellen Vereine," wodurch diesem Vereine ein k. k. Kopf zugewachsen. Als ob in demselben die „k, k." nicht bereits zur Genüge vertreten Privatbeiträge bereichert worden, und wird den glücklichen Gewinner« ein werthoolles Angedenken an einen heitern^Abend geben. Einge» laden sind hiezu sämmtliche Mitglieder der CÜtalnica, auf deren zahl­reiches Erscheinen wir demnach rechnen können und dieß umsomehr, als es dem Komits gelungen ist, für musikalische Intermezzo'« ^>ie Orchestermitglieder des landschaftlichen Theaters unter der Leitung des Herrn Wol f zu gewinnen. — Die einzelnen Programmpnntte sind auf den Einladungen ersichtlich, welche ohnehin in den Händen sämnitlicher ? . 1?. Mitglieder sein werden. — (Der „Sokol") hatte am 26. d. M. seine Generalver­sammlung. Der Verein zählt bereits 250 Mitglieder. I n den neuen Ausschuß wurden gewählt die Herren: Josef Debevec , Vorstand, Peter Grasselli, sein Stellvertreter, Dr. Karl Bleiweis, Franz Drenik, Kobler, Murnik, Felix Nolli, Fr. Ravnikar, I . Tisfen als Ausschußmitglieder. Es wurde auch ein Komits gewählt, welches dafür zu sorgen hat, daß der Verein nach Ostern im Theater eine öffentliche gymnastische Vorstellung veranstaltet. —Ueber die Frage einer Vethciligung an der freiwilligen Feuerwehr wurde auf Antrag des Vorstand-Stellvertreters einstimmig zur Tagesord­nung übergegangen und zwar mit Rücksicht auf den abweislichen Bescheid des Gemeinderathes, welcher vor fünf Jahren dem Vereine die Befähigung absprach, den Dienst einer freiwilligen Feuerwehr entsprechend zu besorgen. Der Bericht des Sekretärs war nicht be­sonders erfreulich für den Verein, weil im abgelaufenen Jahre, Dank der liberalen magistratlichen Vorsehung, keine Ausflüge veranstaltet werden durften. — Der Verein erfreut sich allseitiger Sympathie und es ist zu hoffen, daß sich seine Mitgliederzahl, welche in stetem Steigen begriffen ist, auch im kommenden Jahre vermehrt. — (Die Sokol-Filiale in Adelsberg) hält am 1. Jänner 1870 Nachmittag um 4 Uhr in der öitalnica eine Ver­sammlung, deren Programm lautet: 1. Vorlesung des letzten Sitzungs­protokolles; 2. Bericht des Sekretärs; 3. Rechnungsabschluß; 4. die Wahl eines neuen Komites und 5. Beschlußfassung, wann und wo die Sokolabende für diese Wintersaisou abzuhalten waren. Z u dieser öffentlichen Versammlung werden alle k. ?. Herren Mitglieder so wie deren Gönner und Freunde höflichst eingeladen. I^a ^ärav^«! — (Steuerexekution.) Wir erhalten aus verläßlicher Hand folgende launige Zuschrift: Ein hiesiger geachteter Bürger hat das Prinzip, seine jährlichen Steuern nicht vor dem Monate Dezember zu bezahlen, und das Steueramt seinerseits hat das Prinzip, solchen säumigen Zahlern die Zimmermöbel behufs späterer Pfändung auf­zunehmen; dieß heißt man „Wechselwirkung wegen zu starrem am Prinzip halten" und jeder ? . I' . Staatsbürger, der vom Steuer­zahlen einen Begriff hat, wird in diesem Falle der verehrten Steuer­behörde Recht geben. Unser Held kommt, wie er es sich fest vorge­nommen, der erhabenen und erwärmenden Verpflichtung des Steuer- Waren! Dem Setzer, welcher das Verzeichniß der Vereinsmitglieder zu setzen hatte, waren die „k. k." ganz ausgegangen! Dieses Kompliment des Negierungsuertreter erfordert ein an­deres; wenn nämlich das Vereinsoberhaupt gleichartig sein will, fo wird er von seineni Throne steigen und dem Gesalbten der Regie­rung den ersten Sitz einräumen und dann könnten Zuschriften an das Landespräsidium durch den konstitutionellen Verein erledigt wer­den und umgekehrt, es würde eben nur der Form, nicht aber dem Wesen Abbruch thun. Demnächst haben wir auch eine Verschmelzung des „Tagblatt" und der „Laibacher Zeitung" zu erwarten, welche dann in ihrem Erscheinen täglich abwechseln würden. Doch genug des Politischen; es macht, im Uebermaße genossen, Kopfschmerz und alterirt die zarten Nerven des Feuillelonisten, welcher eigentlich zu der leichten Kavallerie sich zählt und daher über manches hinwegsetzt, woran die Parteien des ersten Stockwerks Anstoß neh­men. Er ist sehr beweglicher Natur, bald da, bald dort, oft sehr leichtfertig, hat dabei eine böse Zunge und ein sehr kurzes Gedächt­niß, er ist daher unfähig, Eindrücke dauernd zu bewahren. Trotzdem verzeichnet er mit Vergnügen loyale, bei dem herrschenden Partei­hader besonders lobenswerthe Kundgebungen, wie die bekannte Aeu» ßerung jener heroischen verfassungsschillernden Amazone in der St . Petersvorstadt, dem Geschlechte derer von der Lohe angehürig, welche aus purer Begeisterung für den dramatischen Verein ihre Loge um 1000 fl. feilbot. Der hochherzige Zweck wurde nur durch den Mangel an Opferwilligkeit seitens der Nationalen vereitelt, was indeß das Verdienst der ritterlichen Dame nicht im geringsten schmälert. Wir bedauern nur, daß die Matrone im laufenden Jahre nicht mehr Ge-­zahlen« als wackerer und warmer Zisleithanier am 15. Dezember, daher 16 Tage vor der totalen Sperre, nach; wir glauben, daß er mit der runden Summe von 714 fl. den Gegenstand ebnete. Am 23. Dezember jedoch wird unser friedliebende Staatsbürger mit einem Besuche des Steuervogtes beehrt, doch ist er bettlägerig, nicht etwa der Vogt, sondern der Patriot und schläft eben. Die Köchin betheuert, der Herr sei krank und gerade in einen erquickenden Schlaf gefallen, der Steuermann dürfe daher nicht zu ihm; umsonst! sie meint, es käme ihr vor, der Herr habe vor einer Woche seine Steuern be­zahlt, weil er gerade um jene Zeit entsetzlich gelaunt gewesen und durch drei Tage das Essen schlecht befunden habe; umsonst! Die Köchin meint, es käme ihr sogar vor, die Entstehung der Krankheit hänge mit der vorwöchentlichen fürchterlichen Laune zusammen; um­sonst! Jetzt greift die wackere Köchin zu dem letzten Mittel, das ihr übrig bleibt: Rücksicht der lieben Nachbarschaft wegen, ein Grund, für den doch neun Zehntheile der Menschheit Rücksicht hat, in Anbetracht, daß die düstere Steuerstube faktisch an das Schreibzimmer unseres Helden stoßt. Der eiserne Mann von Di­rekten und Indirekten bleibt unbeugsam, er muß persönlich zu un° ferm Patienten, um ihm den Exekutionszettel zu übergeben, bis ihm an dieser Quelle die Kunde wird, daß aus der Pfändung leider nichts werden könne, da die Steuern feit sieben Tagen bezahlt waren. — (Münz scheine und Silbersechser.) Die „Laibacher Zeitung" bringt folgende Kundmachung: Es wird darauf aufmerksam gemacht, daß auf Grund des Gesetzes vom 1. Juli 1868 (R. G. Bl. Nr. 84) die Münzscheine zu 10 Kreuzer und die Sechs-Kreuzer­stücke mit den Jahreszahlen 1848 und 1849 bei allen öffentlichen Kassen und Perzeptionsämtern nur mehr bis Ende des Jahres 1869 und bei den t. k. Landeshauplkassen nur mehr bis 31. März 1870 an Zahlungsstatt und im Wege der Verwechslung angenommen wer­den. Vom 1. April 1870 angefangen werden die Münzscheine und Sechskreuzerstücke nur mehr bei der Staatszentralkasse in Wien ein­gelöst werden. — Der heutigen Nummer liegt eine Pränumerationseinladung auf die in Wien erscheinende Wochenschrift „Osten" bei, auf welche Ivir die Aufmerksamkeit unserer Leser bereits zu lenken Gelegenheit halten. G m Bocchesen-Liedchen. SUdslavische Blätter bringen nachstehendes Lied, welches unter den Aufständischen zirkulirt, und das uns zu charakteristisch für den ganzen Ausstand zu sein scheint, als daß wir es nicht in einer mög­lichst getreuen Uebersetzung reproduziren sollten. Das Liedchen lautet: Als die Breche sich erhoben, Hui ! da kamen Generäle, legenheit haben wird, ihren Eifer für die nationale Sache zu be­ tätigen. Indeß, noch ein Ereigniß steht uns bevor, der Sylvesterabend, welchen die <3italnica mit einer solennen Unterhaltung zu feiern be­schlossen hat. Die düstere Nrventzeit, durch die schlechte Laune des Wettergottes noch mehr verdüstert, bot uns viele recht amüsante Abende, Kunstgenüsse u. s. w., welche nichts zu wünschen übrig lie­ßen, als etwas mehr — Publikum, welches gleich der Operations­armee in Dalmatien das schlechte Wetter zu seinem Vertheidiger nahm. Hoffentlich wird der häusliche Zwist zwischen Frau Juno und Herrn Jupiter, welcher letztein etwas disgustirt haben mag, bis zum Shlvesterabende geschlichtet sein und Jupiter seine Wolken eingezogen haben, denn damit macht der Allvater für sein Regiment ebensowenig Propaganda, als die österreichische Negierung mit ihrem Liberalismus für die Verfassung oder mit ihren Generälen in Dal­matien für ihre Militärerziehungsanstalten, und der Feuilletonist mit Reflexionen über das Wetter für seine Parterrewohnung. Am allerwenigsten darf er's am Schlüsse des Jahres durch seine Abschiedsvisite mit seinen Lesern und Leserinen verderben, denn dergleichen hat seine bösen Folgen für beide Theile. Die Leserinen würden schmollend zum Sylvesterabende keine weihevolle Stimmung mitbringen, wie sie zum Gelingen des ganzen Arrangements unbe­ dingt nothwendig ist, und dann — dorridils äictu! — die Ge­ sangsproduktionen nicht süperb, die Kouplets nicht gehörig komisch und die Thiertomödie nicht lächerlich genug finden, worauf unbedingt ge­ rechnet wird. Doch der Feuilletonist hätte beinahe die Geheimnisse des Syl ­ vesterabends in der öitalnica ausgeplaudert. H. rovoir, Negäamsg et ÜIe88i6U8, nach dem Syluestembend! Offiziere und viel Tausend Krieger sengend gleich zur Stelle! O erhör' uns, Herr und Kaiser, Höre nns, erlauchte Krone, Frieden bring' uns, Stern des Heiles, Guter Kaiser, uns verschone! Schicke fort die schlechten Vogte, Ende Kampf und Blutvergießen, Die Beamten jag' von Kannen, Die uns traten, die uns stießen: Thu' das, Gospodar und Kaiser, Laß' des Friedens Sonn' uns scheinen: Dein bleibt ewig dann die Voccha, Die Vocchesen stets die Deinen! X-Neueste, schönste und eleganteste -X­X­ ^ Geschenke, -X> dann X­ -X­-X' Tombola- mW zchützeiMste 'X' empfiehlt die X­ ^ Galanteriewaaren Handlung X­ 'X­ -X­ -X­-X­ zu den billigsten Preisen. 122-3. X­ -X­-X­ ^Hc^^^^H:^^^:^:^^^^^^ ^A-X­ 119—5. MemjMMlly. lll ^. Klßll0l'8 8l,0X0l'0l-IliMc lllimtes Aiilltheiiü-MiMllwnsfcr mit dem besten Erfolge, doch wird selbes schon so vielfach nachgemacht und verfälscht, daß >ch mich einschlössen habe, »« eine echte Waare zu erhalte,,, mich direkt an Vncr Wohlgebore« mit der Bitle zu wenden, mir per Poswachiiahme 4 Fla­schen ÄnutheiinMmidwllsscr und 2 Schachteln Zahnpulver per Post zuzusenden. Indem ich meine Bitte nochmals wiederhole, zeichne ich mich mit größter Hochachtung ergebenster Dr. l>u. Nizzoli, Apotheler; G llltfelb bei Fried!. Bösliches, Apotheker; Stein bei Jahn, Apo­theker; Wippach bei Anton Deperis, Apotheker; Götz bei Franz LllZZllr und Pontvni, Apotheker; Wartender«, bei F. Glldler. Pränumerations - Einladung. Ein Jahr Geschichte ist um, ein Jahr jener Geschichte, deren sich das slovenische Voll nie schämen wird, nicht schämen kann, ein Jahr, überreich an Ereignissen, deren Rückwirkung sich in allen Schichten der Gesellschaft, in der Nation selbst nachdrücklichst äußert. Wir sahen Tabore, durch welche des Voltes Geist zu politischer Thätigkeit entstammt wurde, wir hörten dort Reden, welche im ganzen Lande, ja weit über seine Grenzen hinaus den kräftigsten Widerhall fanden und fortwährend noch finden, wir sahen und sehen ununter­brochen noch nationale Vereine entstehen, welche ihre Fühler über unsere slovenischen Länder ausstrecken und unter das arme, durch deutsch­thümelnden Despotismus fast ausgehungerte Landvolk geistige Nahrung streuen, wir hörten in dem einzigen noch autonomen Institute, wo die Stimme straflos erhoben weiden darf zu Gunsten des Aschenbrödels des österreichischen Deutschthums, der Slaven, im Landtage manch wahres, treffendes, muthiges Wort aus dem Munde unserer wackeren Volksvertreter, dagegen aber auch die Schmähungen manches deutsch­thümelnden Tersiten, die unwürdigsten, selbst persönlichen Invekliven seitens der „verfassungsfrcundlichen" Redner der Minorität, wir lasen die gröbsten Verleumdungen unserer Nation in der heimischen und Wiener Presse, ja im Herzen unsers schönen Landes selbst ist ein Amboß errichtet worden, auf welchem die Gesellen der verfassungsfreundlichen Klique die unverschämtesten Lügen schmieden und mit der Schminke wahrer Vollsfreunde ihre Mefistogesichter zu übertünchen suchen. Diesem verderblichen Treiben gegenüber hat ein Blatt, das sich zur Aufgabe gemacht hat, den gegen unser Land und Volt geschleuderten Pfeilen die Spitze abzubrechen, ihre Wirkung zu paralhsiren, die giftigen Nattern im Lande selbst, die sich unter das Laub des Liberalismus verkrochen und dort auf der Lauer liegen, zu demaskiren, den arglosen Wanderer auf die unter dem üppig blühenden Frafengebüsch versteckte Schlange aufmerksam zu machen, allerdings einen schweren Stand, umsomchr, da die Grenzen der Abwehr, Dank unserer Preßfreiheit, allzu enge gezogen sind. Der „'l'i'ißlilv", seiner hohen Aufgabe sich stets bewußt, trat selbst mit den frechsten Gegnern in die Schranken, getragen von dem Bewußtsein eines gerechten Kampfes, er scheute keine Gefahren, selbst das dichte Paragrufennetz schreckte ihn nicht, Beweis dessen sein Prozeß, aus dem er jedoch, Dank den wahrhaft liberalen, über jeden Einfluß erhabenen Anschauungen der Geschworenen, welche der Geist des Fortschritts beseelte, unbeschädigt hervorging und so über seine Feinde triumfirte. Von der Ueberzeugung durchdrungen, daß Gegner mit gleichartigen Waffen am erfolgreichsten bekämpft werden, und um Unbefangenen und billig Denkenden, welche der slovenischen Sprache nicht mächtig sind, Gelegenheit zu geben, daß sie sich über unfer Land und Volt in der eigenen Sprache informiren, die Rechtlichkeit und Billigkeit unserer Wünsche und Forderungen erkennen, haben wir im Herzen des künftigen Sloveniens ein deutsches Blatt gegründet; die Nothwendigkeit desselben ist noch keineswegs geschwunden, ja sie ist nur noch dringender geworden, was uns jeder Freund unserer Nation zugeben wird. Daher wird der „"I'rißlnv " ungeachtet der Hindernisse, mögen sie woher immer kommen, unbeirrt durch die gegnerische Opposition auf der einmal betretenen und standhaft festgehaltenen Bahn fortfahren, für die Interessen unserer Nation mannhaft und unerschrocken einzustehen, er wird von seinem hohen Veobachtungspunlte aus alle Vorgänge am politischen und sozialen Horizonte mit aufmerksamem Auge verfolgen, dagegen aber auch jedes erfreuliche Ereigniß schleunigst registriren. Damit er jedoch diese seine Aufgabe erfüllen kann, bedarf er der nachdrücklichsten geistigen wie materiellen Unterstützung und hofft, daß fein Ruf nicht ungehört verhalle. An seinem Programme wird er nach wie vor festhalten, dabei jedoch vorzüglich im Auge haben, daß er durch Mannigfaltigkeit, Originalität und Wahl des Stoffes den Wünschen seiner ?. 1 . Leser nach Kräften Rechnung trägt. Der Leitartikel wird stets die brennendsten Tagesfragen und Tagesereignisse, Begebenheiten auf dem politischen Felde, inso­ferne dieselben zu unserer Gesammtnation in irgend einem Verhältnis; stehen, eingehend besprechen, gegnerische Ansichten bekämpfen und widerlegen; diefem Fache werben wir die größte Sorgfalt zuwenden. Unter der Rubrik „Zur Situation" weiden wir unseren Lesern die wichtigsten Vorgänge in unserm Kaiserstaate und sonstige bedeutende Begebenheiten in übersichtlicher Kürze vorführen. Durch Verbindungen mit den meisten wichtigeren Orten der slovenischen Länder sind wir ferner in den Stand gesetzt, in „DriglNalkorrcspVNdcilM" unsere Leser über besondere Vorfälle, den nationalen Fortschritt, die gegnerische Opposition u. s. w. zu unterrichten. Unter der Rubrik „Tageslieuigkciten" werden unsere Leser besonders interessante Vorfälle, wichtige Entdeckungen, neue Erschei­ nungen auf dem Gebrete der dichterischen und musikalischen Muse, neue Erfindungen u. s. w. finden, während die Rubrik „Lolllles" ausschließlich durch Ereignisse in der Stadt ausgefüllt werden soll; auch diesem Theile werden wir unsere besondere Sorgfalt zuwenden und stets das neueste aus diesem Genre bringen. Das „Feuilleton" wird nach wie vor anregenden und unterhaltenden Inhaltes sein; in Kürze beginnen wir mit „Genre­bildern aus Oberkrain," worin das Leben, die Sitten und Gebräuche unsers Oberlandes in heiterm Tone besprochen werden sollen. Außerdem werden wir nach Bcdürfniß noch mehrere Rubriken eröffnen, eingedenk des Satzes: „Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen." Mit Hinweis auf die rastlose Thätigkeit unserer Feinde appelliren wir an unsere Patrioten und Freunde unserer Nation überhaupt Mit der Bitte, uns in unserm beschwerlichen Unternehmen die größtmöglichste allseitige Unterstützung angedeihen lassen zu wollen. Die Pränumerationspreise bleiben unverändert wie folgt: Mit der Post: Für Laibllch sammt Zustellung ins Haus: Ganzjährig 6 fl. - lr. Ganzjährig 5 fl. — lr. Halbjährig 3 „ — „ Halbjährig 2 „ 50 „ Vierteljährig 1 „ 50 „ Vierteljährig 1 „ 25 „ Da mit 1. Jänner 1870 der „iri^lÄv " in das Eigcuthmn des bisherigen verantwortlichen Redakteurs ^»liul, ^ivsnv« übergeht, so wolle man die Pränumerationsgelder pro 1870 an diesen, allfällige Rückstände pro 1869 aber an den bisherigen Eigenthümer Herrn l»et«r «r»8selli adressiren. UK - Hiebet ist es vortheilhaft, sich der Postanweisungen zu bedienen. "N E Um unseren ?. iv Postabonncnten unnöthige Weitläufigkeiten bei Zusendung der Pränumerationsbetrage für den „irrlßlnv" und „«rei,«ek" zu ersparen, machen wir darauf aufmerksam, daß dieselben entweder an den Eigenthümer und Redakteur beider Blätter ^»Kob 4i«sove, oder an «ttuknr Klerr'8 Vuchhaudlung als Administration adressirt werden wollen. Von Neujahr an befindet sich auch die Redaktion des „^rl^lav " und „Nreneel^" mit der Expedition im gleichen Hause, Hauptplatz Nr. 3l3, lll. Stock. Die Redaktion und Administration. Eigenthümer und Herausgeber ?etßi- Hrassolli. — Für die Redaktion verantwortlich: ^llk. HleLovc — Druck von ^osel LlaLüiK in Laibach.