Vereinigte L a i b a ch e r 3 e i t u n s^ Freirag den i5. Dezember 162a. I n l a n d. W i e n. -ii^ie Troppauer Zeitung vom 4. d. M. meldet aus Trovpau, daß am 3. Se. Majestät unser altergnädigster Herr mit Ihrer Majessät der Kaiserin, dann mit Sr. kaiserl. Hoheir und Eminenz, d?m Erzherzog Rudolph, das Mittagsmal bei Sr. Majestät dem Kaiser von Rußland eingenommen haben, welchem auch Ihre kaiserl. Hoheit die Erbprinzessin von Weimar mit Ihrem erlauchten Gemahle beiwohnte. — Se. kaiscrl. Hoheit und Eminenz, der Erz« herzog Nuvolvh, Cardinal und Fürst » Trzbischof von Olmütz, haben den 1. und 2, d. die Firmung in der Pfarrkirche, wcgen des sielen Zuströmend vonFirm-linge::, selbst aus den entferntem und jenseiligen Umgebungen, zur Erbauung Aller, welche der Aus-spendung dieses Sakramentes beiwohnten, fortge< setzt. — Am 5. d. waren Se. taiserl. Hoheit der Großfürst Nikolaus von Rußland von Berlin daselbst eingetroffen. (Wdr.) Ausland. Großbritannien. Em Schreiben von einem Einwohner von St. Helena (in Londoner Blättern) enthält Folgendes: „Jüngst sah ich Bonavarte ausreiten. Marschall Bertrand ritt auf einem Schimmel voran, dann folgte er und Madame 'Benrand. Graf Momho« lon und ein kleines Gefolge machten den Schluß. Bollapnte ist ungeheuer dick geworden, und sei« Gesichr sehr aufgedunsen. Er geht jetzt öfter aus, als vorher; seine Hauptbeschäftigung ist aber das Schreien. Seit einiger Zeit arbeitet er an einex Kritik der Feldherrn des Atterchums. Er findet großes Vergnügen an dem kleinen Garten, den er an» gelegt, und wie ein Londoner Bürger, der nie z>.l viel in einem engen Raume haben kann , mit Tei« chen, Bächen, Gebüschen, Grotten :c. in Miniatur reichlich versehen hat. Diese Stelle ist sein Heilig-thum, dem sich Niemand nähern darf. — Dagegen darf auch Niemand sich, ohne besondere Erlaubniß des Gouverneurs oder Admirals, seiner Residenz nahen; nicht einmal die Stadt James-Town darf ein Fremder ohne Paß des General-Adjutanten verlassen, kein Schiff ohne Begleitung eines Offiziers besteigen. ^ (B. v. T.) Spanien. Dem Madrider Konstitncional zufolge, soll der Graf von Montijo (>iner der Haupt > B^günsti» ger der letzten spanischen Revolution), als man den Konstitutions-Stein zu Valencia von dem Koth, womit er beworfen worden, reinigre, gesagr haben, ein solcher Fleck könne nicht mitWasser, sondern müsse mir Blut abgewaschen werden. Eiu Schreiben aus Vittoria meloet die Verhaftung von zwölf Personen, gegen welche der Verdacht ohschwebt, unlängst die Briefpost zwischen Mirand» 4o5 lind Viktoria angehalten/»nd ihrer Depeschen beraubt zu haben; es sind berittene Zollbeamte und einige von Mönchen geleitete Bauern. Ihr Führer war ein gewisser Querquet, Mauthi'Nspector, der, als er sah, daß er nicht mehr entkommen konnte, sich mit einer andern Bande in das Schloß von O.ueran'a, zwischen Vittoria und Salvatierra zurückzog, und dasselbe barrikadirte. Die Nationalgarde von Victoria begab sich jedoch daHin, und nach einem kurzem Musketenfeuer, in welchem Querquet an beiden Fü» ßen verwundet wurde, gelang eö ihr, die Aufrührer zu vertreiben. Man rühmte den Eifer dieser Nationalgarde, deren Dienst außerhalb der Stadt m dieser Jahreszeit sehr beschwerlich war. Zu Madrid'hatten mehrere Verhaftungen von Personen Statt gehabt, welche in die Geschichte von Avila verflochten zu seyn scheinen. Manche darunter sollen bekannten Familien angehören. Man machce Such auf Morales I^-ad, dessen aus 25 Inoividuen bestehende Bande bereits größtentheils gefangen war. Sonst sind die Madrider Zeitungen hauptsächlich mit den gerichtlichen Verhandlungen gegen den General der Kapuziner angefüllt, der eine aufrührerische S3)> ifr verbreitet zu haben angeklagt ist." (O. B.) Ein Schreiben aus Vayonne vom 25. Nov. sagt: „Die Insurgenten'von Avila sind jezt alle ln den Handen der Justiz, ihren Anführer Morales nichr ausgenommen. Der König hat versprochen, am 22. vom Eskurial nach Madrid zurückzukehren; man sagt, er habe zugleich seinen Ministern erklärt: er werde in seinem Hofstaate, große Veränderungen vornehmen, und .habe bei den letzten Vorgängen mit Vergnügen gesehn, wie sehv das spanische Volk der Konstitution zugethan sey: erfinde darin nur einen neuen Grund, ihr auch für seine Person anhänglich zu bleiben." P s r t u g a l l. Ueber die Vorgänge zu Lissabon am 1a. und 11. Nov. schwebt noch immer ein Schleier. Der (engli- sche) Kourier enthalt ein Schreiöen aus Lissabon vom 12. Nov., welches aber ebenfalls voll Dunkelheit ist. Es heißt darin: „Ein unerwarteter Umstand macht die am 3i. Okt. von der Junta erlassenen Wahl-I'istruktionen überflüssig. General Texeira, und die Obristen Antonio da Silva und Cabreira hatten den Plan gefaßt, sechs Glieder der Junta durch Mili« targewalt zu vertreiben. Unter dein Vorwande einer Musterung wurden alle Truppen unter die Waffen gerufen, und in verschiedenen Quartieren der Stadt aufgestellt; man theilte ihnen öffentlich scharfe Patronen aus; man lud die Kanonen, zündete die Lunten an. DasKomplottgelang nicht; kein Glied der Junta wurde, verjagt, Ul'd die spanische Konstitution angenommen und beschworen. .Während dieses Auftrittes war Lissabon in großer Besorgniß, doch siel keine Ausschweifung vor." (Einige Nachrichten scheinen jene Offiziere als Anhänger der Junta von Oporto, andere als Noyauste'n darzustellen.) (Allg,Z,) Osmanisches Reich. Über dsn gegenwärtigen Stand des Kampfes der Pforte mit Ali, Pascha von Ianina schwebt einiges Dunkel. Das türkische Ministerium verspricht sich einen baldigen befriedigenden Ausgang desselben, eine Erwartung, welcher jedoch dul^ch verschiedene Gerüchte und mehrere wirklich Statt gefundene Er« elgnisse, widersprochen wird. Baba Pehlivan Pascha, Statthalter von Lepanto und oberster Befehls-Hader des gegen Ali Pascha ausgerückten großherr« lichen Heeres ist nach einer kurven Krankheit gestorben. Allgemein ist die Vermuthung, daß er vergiftet worden seyn dürfre, Pehlivan Pascha's Nach« folger im Oberbefehl des großherrlichen Heeres ill Hassan Pascha, derselbe, welcher einst vom Kaßab» Baschi (Aufscher der Fleischhauer) zum Kapudan-Pascha (Groß-Admiral) bef'^ocri, und dann voll legerem hohen Possen entfernt wurde, weil er bei der vor einiger Zeit zwischen den Ianitschareü und 4o6 den Arbeitern im Arsenale ausgebrochenen Handeln und Streitigkeiten weder Muth noch Energie bewiesen hatce. Die Desertion nahm unter den großherrlichen Belagerungstruppen vor Ianina bedeutend überHand ; dieser Dienst gehört, zuiual ii: dieser Iahrs-zeir nicht zu denjenigen, wclchc der türkische Soldat, vorzugsivl'lse liebt. Die neuesten Nachrichten aus Tunis melden das Auslaufen einer EZcadre von zehn Kriegsschiffen, um die Flott« von Algier aufzusuchen/ und die von ihr verübten Feindseligkeiten zu-erwiedern. Der Dey ließ vor deren Abgang alle Consuln der sremden Mach-, te mit dem Zweck dieser Rüstung bekannl machen, und die bestimmteste Versicherung hinzufügen, daß keines der europäischen Handelsschiffe, welchen die tunesische Fl'orie begegnen würde, von selber angehalten oder visicirr wcrdcn sollte. Vermischte Nachrichten. Weihnachts- und Neuja hr s « Gcsche n ke durch die Sparkasse. '''') Jeder Vater, welcher seiner Familie, jeder Fa-briks -, jcder Diennherr, welcher seinen Fabriks- und Dienstleuren/ jeder Lehrer, walcher seinen Zöglingen, jeder Seelsorger, welcher seinen Pfarrkindern zur "Weihnachts- oder Iahrsfeier ein Geschenk machen will, das die Erinnerung an ihn, an seine Sorge, das Beste des Betheiken zu befördern, dauernd er-halre, schenke ein Spa rka ssc "B u ch lein. Nicht seicht kann man sich ein werchvolleres Geschenk mit so wohlfeiler Ausgabe, d. i. mit i fl. i5 kr. C. M., verschaffen. Alle Väkr, alle Dienstherrn, aus allen Standen, Adel, Militär, Bürger und Landleute, erlaube ich mir deschalb aufzufordern, lm't jedem Weihnachtsoder Neujahrsgeschenke das Geschenk eines Sparkasse-Büchleins , wenn auch nur von dem geringsten Betrage von i fi. »5 kr. zu verbinden. — Die *) In der Schreibstube bci Herrn Kaspar Candutsch. Früchte, welche ein solches Geschenk hier und d» sicher tragen wird, dürften nicht mit Tausenden auf« zuwicgen sein. Ich reihe an diess herzliche Aufforderung die Worte der kleinen Schrift, Errichtet Spar» kass e n "): ,,In dein Hause, wo der Hausvatev „darauf halr,. daß die Seinigen, daß seine Dienst-„leute sich daran gewöhnen, überfiüsslge oder leicht „ett'dehrliche, wenn auch tlnue Beitrage in ihrem „Sparkasse-Büchlein zusammen zu legen, wird Va-„tcr und Mutter geliedr sey», wird der Fürst und „Vaterland geehrt werden , wird Zucht, Ordnung „und Zufriedenheit herrschen, in diesem Hause wird „der Segen Gotte5 nicht fehlen." Ein Menschenfreund. ?<3or Kurzem starb einer der größten Sonder« linge Englands, Namens Lumley Lecrlewell. Nachdem er in seiner Jugend ein wüstes Leben geführt harte, gerieth er auf den Gedanken, Einsiedler zu werden, sagte dem ganzen menschlichen Geschlechte ein Lebewohl, kaufte sich ein kleines Haus mit lei-nem Garten zu Clementhorpe bei Jork, und ließ sogleich die Thüre und die Fenster desselben nach der Straße zu vermauern. Ilm seine wenigen Be-dürfniise einkaufen zu können, bediente er sich einer Strickleiter, welche über seine Garrenmauer führte. D?r Garten selbst blieb unangebaut, und in demselben hielr er sich einige Damhirsche, zwei gewaltig? Hunde, ein Zebra, einige Füchse, und andere l.ahmgeinachte Thiere. Das Innere seines Hauses war ohne alle Möbel; er selbst schlief in einem mit Heu gefüllte» Trog und heitzte niemals ein. Sei« ne Nahrung bestand lediglich in Holzäpfeln. Den Tag brachte er damit hin, zu'lesen, seine Thiele zu füttern und spazieren zu gehen. - Als man zji ihm kam, um ihn zu fragen, wem er bei den Mahle,» seine Stimme geben wolle? sagte er: ,,Freunde, wenn ich zum Volke gehörte, so würde ich für das *) Wien bei Anton Strcmß. Ho? Volk stimmen, denn die Staatsbeamten können sich schon selbst helfen; aber ich gehöre der Nation nicht mehr an und werde daher nicht stimmen." Er trug eine ungeheuere Mütze von Biber - und Fischotter-Fell/eine große Decke über die Schulter»/ und Sandalen an' den Füßen, aber keine Unterkleider. Er starb mitten unter seinen Hausthieren, welche bei dem Tode ihres Herrn das Haus mit ihrem Geheule erfüllten; man stieg daher in dasselbe, und fand dieses Schlachtopfer eines sonderbaren Menschen.Hajses in seinem Garten ausgestreckt und ganz allsgemergelt. Personen, die ihn in seiner Jugend gekannt hatten, erzählen , daß er sehr feine Manieren gehabt habe. Seine ganze Bibliothek bestand aus den Werken des Plato, Locke, Rousseau, Sidney, der Bibel, einigen chemischen und sogar alchymistischen Werken. Neulich ereignete sich in Brest ein seltener Rechtsfall. Ein hübsches Landmadcheil gab sich bei dem dortigen Gerichte als Mörderin ihres eigenen neu-gebornen Kindes an. Auf die Frage, wo sie das Kind hingebracht, antwortete sie, sie hätte es in einem nahegelegenen Walde verscharrt. Sie wurde hingeführt, konnte aber den Platz nicht angeben. In dem folgenden Verhör widersprach sie sich oft. Sie wur-devon einer Hebamme untersucht, und diese fand, daß sie nie niedergekommen war. Dör Nichter forderte sie demnach auf, zu gestehen, was sie dazu oeranlaßre, sich einer so schauderhaften That schuldig zu bekennen, die sie nicht begangen. Hierauf sing sie heftig an zu weinen, und sagre:ihre Stiefmutter habe sie immer so mißhandelt, daß sie es nicht mehr bei ihr hatte ausha'ten können; und da sie nicht gewußt, an wen sie sich in der Stadt hatte wenden können, um einen Dicmr zu bekommen, und nichrdem Laster zu fröhnen, so hatte sie den Entschluß ge» faßt, sich als Kindeswörderin anzugeben, damit sie durch die Justiz ihres Lebens entlediget würde, und sie sich nicht lelbst zu entleiben brauchte. Nach genauer Untersuchung fand sich ihre Aussage gegrün. det. Man verschaffte ihr bei einer rechtschaffenen Familie einen Dienst als HauSmagd,- und versprach ihr, für ihr weiteres Fortkommen zu sorgen." (Osterr. Beob.) Fremden-Anzeige. Angekommene und Abgegangene. Den 7. Dezember. Herr David Wittelshöfer, Handelsmann itt Canisa, von Triest, eingekehrt Kapuziner- Vorstadt Nr. 11. Den 12. Herr Aloys Graf v. Khünburg, k. k. Kümmerer, mit Sohn, von Gratz n.ich Triest. Den i5. Herr Georg Novat, Handlung^.-Agenr, von Triest, eingek. Kap. Vorstadt Nr. 11. Herr Joseph Bousquet, Kaufmann, von Wien nach Triest. — Herr Joseph Santoro, Handelsmann, von Wien nach Lucca. — Herr Artemis Bl/gdanoff, russischer Offizier, von Ancona nach Wien. —Herr Jakob Beer, Banquier, in Berlin, mit Familie, von Venedig nach Wien. — Herr Canüll d'Aubrill, rassischer Staatsrath als Courier, von Florenz nach Wien. Abgereiset. Den ii. Herr Franz Savio, k. k. Landratk, und Herr Thomas Mazulini, Handelsmann, beide nach Gorz. Wechsel-Cour s in Wien vom 11. Dezember 1820. Conventions-Münze vom Hundert 25o st. I gnaz Aloys Edler v. Kiein mayr, Verleger und Redacteur«