Der S. und 9, gabrgang ist noch vorrätig und kann nachbestellt werben. J^afsjosiscöe-Tnissions- TWscörift öer SöÖne Des hlgst. ßenens ■Jesu. Organ ötsTTIarim -Herein fürTtfriftn Ev feb etn i monatlich einmal und Kostet jährlich mit Vostzufendung 2 K = 2 /IRK. — 3 Stanken, Missionshaus fIMllanb bet Brixen, Tirol. •ar7 «am laitoH ‘uaounaaß emmm 'ßimßacm-P aasimß mor gltßasf: Khartum . ................................ 193 Tagebuch des hochw. P. Stephan Claudius M. Vockenhuber F. S. C. . . . . . 204 Aus dem Missionsleben: Maria Theresia 208 „Seid klug wie die Schlangen und einfältig wie die Tauben"......................210 Verschiedenes: Unempfindlichkeit der schwarzen Rasse........................ 214 Welche von beiden? ......................214 Schluß des Schuljahres in Assuan . . 215 Todesanzeige..........................215 Gebetserhörungen und -Empfehlungen . 216 Memento................................ 216 Gebet ...................................216 Abbildungen: Standbild Gordons in Khartum. — Palast des Generalgouverneurs. — Bahnhof in Assuan. — In der Wüste. — Palmenhain am Nil bei Deer. 'gBrief&aften der WeöclkLion. W. F. in G. Wahrscheinlich ist ein Hindernis dazwischen gekommen oder anfangs September? Ist von dort kein Nachwuchs zu erhalten? Es ist hier im Missionshaus noch manches Plätzchen frei. P. Sch. in K. Hoffentlich Nachrichten erhalten. Erwarte handgreifliche Antwort. H. Sch. in M. Hoffentlich Karte erhalten. Nochmals besten Dank. Heuer kein Wiedersehen. P. K. in A. Den gleichen Bericht hätten sicher auch Sie schicken können. Vielleicht ein anderes Mal. An mehrere. Die günstigste Zeit zur Aufnahme von Studenten jeder Gymnasialklasse in unser Missionshaus ist immer im Herbst, womöglich vor Schulanfang, d. i. 18. September. Redaktionsschluß 15. August. Kaben-WertZeicHnis vom 13. Juli bis 15. Airgirst 1907. ■ ■ -- In Sirenen. -------- Opferstock: Admont von mehreren 100.—; Alb eins H. H. Pf. 2.— ; aus Bayern von mehreren 812.—; Branzoll K. I. II. 2.—; Brixen von der f. b. Kanzlei 300.—; Brohl i. Rh. Psr. L. 7.04; Buchenstein D. S. 10.—, W. 91 1,—; Campill I. P. 20.— ; Cortina d. R. 2.— ; Corvara M. u. T. 5.—, R. K. 2.—; Gaflenz von mehreren 200.—; Gaspoltshofen I. A. 2.—; Golling A. F. 0.50; Graz R. P. 3.— ; Gufidann K. I. M. 15.— ; Gümmer A. P. 4.—; Hallein M. L. 1,—; Hausen R. S. 4.69; Heiligkreuz 1. W. 8.10; Innsbruck A. Pr. 4.—; Ischl von mehreren 400.—; Kals Legat 50.—; Kältern Magd. Dr. 4.—; Kramsach N. W. 8.— ; Lambach P. B. Gr. 14.— (Ant. Br.); Linz A. E. 4,—; Losenstein von mehreren 200.—; Marling I. M. 2. —; Mondsee von mehreren 300.—; Mühlwald N. W. 250.—; München L. L. 1.17; Obran V. 91 10.—; Pfnnders M. H. 5.—; Pichl Psr. M. 10.— ; Selb G. S. 10.— ; Schnals 32.—; Schnaitsee 91 W. 58.50; Steinberg K. Z. 1,—; Stuttgart Pr. Sch. 5.86; Stroheim K. A. 20.—, M. 91 1.— ; Stern Psr. V. 10.— ; St. Florian A. P. 10.— (f. Marienverein); St. Johann i. T. I. S. 3.-; St. Pölten I. St. 2.— ; St. Kassian 91 R. 10.—, M. A. 10.— ; St. Martin F. Psr. 10.—; Taisten K. K. St. 1.— ; Täufers Legat 100.— ; Ternberg B. M. 100.— ; Tölz E. V. 1.17; Trier I. K. 14.—; Vorarlberg 16.—; Waistrach I. M. 3.—; Wien d. H. Hansal 24.73; Winklern A. 91 2.—; Wolkenstein F. C. 4.—. Für Lcvitenklcider: Bozen M. W. T. 1.—; Hermagor G. K. 2.—; Lana F. O. 5.—; Sternberg Ehrw. Schnlschwestcrn 5.—; Straßengel P. G. P. 10.—. Zur Persolvierung von heiligen Messen sandten ein: 9tosa Schwaibold 2.34; aus Schruns 14.—; Anna Kauerer 4.—; Spägele 58.50; Josef Wilfling 6.40; August Stöckle 4.—; Dekan Schmid 67.20; 91 91 Afers 2.—; Josef Riedls-pergcr 2.— ; Magdalena Huber 5.—; Josef Samotny 4.—; Vikoler 14.40; A. Rühl 3.—; 91 91 Schnaitsee 31.59; 91 91 Kramsach 4.— ; Gräfin Merveldt 13.51; I. G. Thöni 10.— ; Louise Sax 4.—; Mich. Gostner 8.— ; Hedwig Hölzl 3.51; 91 91 Lasberg 9.— ; ans Gufidann 20.—; Lehrerin Fröhlich 21.15; Max Hackt 3.—; Anna Ehgartner 7.20. Für die Mission: Josef Riedlsperger 8.—; Alfred Schumpf 2.34; Filomena Obertimpfler 20.— ; Anton Schrader 2.50; Pfarramt Lasberg 11.—. Für Mo ns. Geyer: Dekan Al. Rauten-kranz 150.—. Für Khartum: Zum Bau der Jesus Christus-Kirche: Josef Placht 1.—; Dr. Kort-leitner 20.—; Pfarramt Weyer 10.—; Karl Kuchelbacher 1.— ; durch den Preßverein Brixen 6,—; P. ißertt 10.—; L. Putz 4.50; Dr. Josef Pflüger 10.— ; P- Aug. Leuck 5.— ; Pf. Joses Schock 2.—; Koop. Al. Langer 20.—; Pf. Mich. Weiß 3.— ; M. Kofler 5.— ; Maria Hackl 4.—; j^orooOstoc-'missions TfltscOrlst Wi58ftM Cea Ylysl. QjrutLt JlSU. p 0 timen Ul arlmtJmlnfeilVilti. Z»W»W8 Der „Stern der Neger" /nMsftonstätfghdt der „Söhne des betligsten Derzens Jesu" und sudbt Ver» stanbniß und werktätige Xiebe des /Dissionswerkes in TKtlort und Schritt zu fordern. — Das Arbeitsfeld dieser tDissionare ist der Sudan (Zentralafdfea). „MUe scbön slnö öle jfüDe derer, die den Zfrteden, die trobe ffiotscbaft des Detles verkünden"! (IRöm. 10,15.) ■m»!* «scbelnt monatH» und wir» »Mil „SOltlll UCl imcyicl vomMiMonsbaus«Man»bei 36dien (Südtirol) herausgegeben. Abonnement ganzjährig mit Postversendung 2 K = 2 flDfe. = 3Fr. /IlMt Linpteblung vieler bocbwüröigster Sisdböte. Ibeft 9. September 1907. X. Zabrg. 1k hart um. Von ff. $av. Geper, tntularbtscbot von ttrocmaöä, Apostolischer Vikar von Lentral-Alrtka. Mahdi sollte die Früchte seiner Siege /§*4) nicht lange genießen. Schwelgerisches Wohlleben brachte ihn zu Grabe. Er starb schon am 22. Juni 1885, angeblich an Herzverfettung. Vor seinem Tode hatte er den Kalifen Abdullahi et Taischa zu seinem Nachfolger ernannt. Dieser sah mit mißliebigem Auge auf Khartum, die Rivalin Omdurmans. Im August 1886 gab er strengen Befehl, daß alle Bewohner Khartums binnen drei Tagen die Stadt verlassen müßten. L-ofort wurde dem Befehl Folge geleistet. Nun ging es an die Zerstörung Khartums; die Häuser wurden niedergerissen und Balken, Fenster und Türen nach Omdurman geschleppt. In kurzer Zeit blieben in Khartum nur mehr Ruinen. Es wurden dann auch die Mauern, die aus gebrannten Ziegeln bestanden, abgebrochen, um die Ziegel in Omdurman zu verwenden. Drei Gebäude blieben einstweilen aufrecht: das Arsenal, der Palast Gordons und das Gebäude der katholischen Mission- Im übrigen war die einst blühende und wohlhabende Hauptstadt (Fortsetzung.) des Sudan ein Erd- und Trümmerhaufen, auf dem Euphorbien und Dorngestrtipp wucherten. Das Ende von Alt-Khartum erinnert wahrhaftig an die Tragik weltgeschichtlicher Metropolen. Der allgemeinen Vernichtungswut des Mahdi fiel auch die katholische Mission zum Opfer. Als Nachfolger Combonis war der Erzpriester Franz Sogaro in Verona zum Apostolischen Vikar ernannt worden. Als dieser am 6. März 1883 in Khartum ankam, hatte der Mahdi bereits Kordofan erobert, die Missionsstationen Delen und El-Obeid zerstört und Missionäre und Schwestern gefangen genommen. Die Lage wurde für Khartum selbst äußerst gefährlich. Es war höchste Zeit, sich zu retten. Am 11. Dezember 1883 verließen die Missionäre und Schwestern mit etwa hundert christlichen Negern beiderlei Geschlechtes die Stadt und zogen sich nach Aegypten zurück. Dort weilte der Apostolische Vikar Sogaro, der später zum Titular-bischof von Trapezopolis erhoben wurde, mit den Geretteten im Exil. Bei dem oben beschriebenen Ueberfalle der Stadt wurde das Missionsgebäude in Khartum geplündert und später zerstört. Die ganze Mission war vernichtet. Missionäre und Schwestern schmachteten in schrecklicher Gefangenschaft und konnten erst nach Jahren der Reihe nach und unter den größten Gefahren und Anstrengungen befreit werden. Bevor mir von Alt-Khartum Abschied nehmen, führen wir pictätsvoll die Namen der Glaubensboten auf, welche daselbst gestorben sino. 1. Max Ryllo 8.1. aus Polen,-Gründer und Apostolischer Provikar, gestorben am 17. Juni 1848. 2. Johann Kocijaneie aus der Diözese Laibach, gestorben am 25. November 1853, 27 Jahre alt. 3. Anton Castegnaro aus der Diözese Verona, gestorben am 6. Februar 1854, 27 Jahre alt. 4. Alois Haller aus der Diözese Brixen, gestorben am 1". Juni 1854, 34 Jahre alt. 5. Franz Rainer ans der Diözese Brixen, gestorben am 19. Dezember 1854, 32 Jahre alt. 6. Josef Lap aus der Diözese Laibach, gestorben am 11. April 1855. 7. LorenzGerbl aus der Erzdiözese München- Freising, gestorben am 11. Juni 1857, 25 eilt. 8. Josef Gostner aus der Diözese Trient, gestorben am 16. April 1858, 36 Jahre alt. 9. Angelus Melotto aus der Diözese Verona, gestorben am 29. Mai 1859, 31 Jahre alt. 10. Josef Lanz aus der Diözese Brixen, gestorben am 30. April 1860, 33 Jabre alt. 11. Polykarp Genoud aus der Diözese Trient, gestorben am 21. Juni 1878, 32 Jahre alt. 12. Anton Squaranti aus der Diözese Verona, gestorben am 16. November 1878, 38 Jahre alt. 13. Franz Fraccaro aus der Diözese Padua, gestorben am 9. Oktober 1881, 35 Jahre alt. 14. Bischof Daniel Coinboni aus der Diözese Brescia, Apostolischer Vikar, gestorben am 10. Oktober 1881, 50 Jahre alt. 15. Franz Pimazzoni aus der Diözese Verona, gestorben am 6. Oktober 1883, 27 Jahre alt. Dreizehn von diesen Glaubensboten, t)in= gegangen in der Blüte der Jahre, wurden im heute noch bestehenden Friedhofe zu Khartum beerdigt, ihre Gräber jedoch von den Mahdisten geschändet und ihre Gebeine zerstreut. Dasselbe geschah im Missionsgarten mit dem Grabe Combonis, dessen wenige Ueberreste später in der Kirche zu Assuan beigesetzt wurden. Friede und Ehre ihnen! Ihr Andenken ist uns Aufrichtung in unserein Wirken im neuen Khartum. 4. ‘üOUeöerauftttibtuug von IRbartum und der katholischen Mission daseihst. Zwölf Jahre lang war Khartum ein Trümmerhaufen. Die Hauptstadt des Mahdireiches war Omdurman mit etwa 100.000 Menschen. Die Geschichte wird dies eine Periode von Krieg, Raub und Grausamkeit des Barbarentums nennen. ^ Endlich kam die Stunde der Wiedereroberung des Sudan. BeiKerreri, nördlich vonOmdurman, stellten sich am 2. September 1898 die fanatischen Derwischhorden, etwa 40.000 Mann stark, den anglo-ägyptischen Truppen, insgesamt etwa 23.000 Mann, entgegen. Die Anglo-Aegypter mit Gewehr- und Mitrailleusensalven mähten Tausende von Fanatikern wie Gras zu Boden, trieben den schmählich um Erbarmen flehenden Rest vor sich her und zogen siegreich in Omdurman ein. Hiemit war das Mahdireich tatsächlich vernichtet und nun beginnt die neue Aera für den Sudan und Khartum. Gleich am 4. September 1898 betrat der Sieger Lord Kitchener das mit Gestrüpp und Unkraut überwucherte Trümmerfeld des einstigen Khartum, hißte auf den Ueberresten des alten Rcgierungspalastes die englische und ägyptische Fahne und veranstaltete eine imposante Trauerfeier für Gordon. Die englische Nationalhymne, die aus dem Munde der Sieger über den Ruinen ertönte, klang wie eine feierliche Einverleibung des eroberten Landes unter den Schutz Großbritanniens. Mit dem folgenden Morgen begann die Auferstehung Khartums. Scharen von Arbeitern legten die Ruinenstätten für Neubauten frei. Die Tatkraft, womit die Sieger und neuen Herren des Landes den Aufbau der Hauptstadt anfaßten, bewies zur Genüge ihren Milen, das Land dauernd zu besetzen und zu. organisieren. Lord Kitchener selbst zeichnete die Hauptlinien der neuen und groß angelegten Stadt in den Sand. Ohne Zeit zu verlieren, entwarfen die Militäringenienre an Ort und Stelle die Pläne für die Regierungsgebäude. Auf den Grundfesten des alten entstand der neue Palast des Generalgouverneurs als glänzendes Sinnbild der verheißungsvollen neuen Aera. Die Stadt wurde aus Gesundheitsrücksichten höher angelegt, wozu teils die Ruinen und teils die umliegenden Sandhügel dienten. Die Straßen wurden ausgesteckt und sogleich mit jungen Bäumen bepflanzt. - Bereits am 5. Jänner 1899 legte Lord Kitchener den Grund zu einer großartigen Unterrichts- und Lehranstalt, dem Gordon-Kolleg, das am 8. November 1902 eröffnet werden konnte. Am 31. Dezember 1899 erreichte die von Wady-Halfa ausgehende, 925 Kilometer lange neue Eisenbahn ihren Endpunkt Halfaya, das Khartum gegenüber am rechten Ufer des Blauen Nils liegt, als Vorstadt betrachtet wird und als solche den Namen Khartum-Nord führt. Durch diese Eisenbahn nahm Khartum einen großen Aufschwung. Lord Kitchener blieb nicht lange an der Spitze des Zivilisationswerkes im Sudan; er wurde nach Südafrika berufen. In der Person von Sir Reginald Wingate wurde ein fähiger Nachfolger gefunden, der gegenwärtig Generalgouverneur des Sudan ist. — Sechzehn Jahre hindurch blieb jegliche Missionstätigkeit im Sudan unterbrochen. In dieser Zwischenzeit beschäftigten sich Missionäre und Schwestern im Exil in Aegypten. Zugleich wurde das Missionsinstitut in Verona mit Hilfe der Jesuiten in eine religiöse Kongregation „Söhne des heiligsten Herzens" umgewandelt, welche im Vereine mit den „Frommen Müttern der Negerlünder" seinerzeit im Sudan wirken sollte. Die neue Kongregation gründete auch Niederlassungen in Milland bei Brixen und in Sideup bei London. Generaloberer der Kongregation ist P. Angelus Colombaroli in Verona. Bischof Sogaro, welcher sich int Jahre 1894 aus Gesundheitsrücksichten zurückgezogen hatte, erhielt im Jahre 1895 einen Nachfolger in der Person des zum Titular-bischof von Amastri ernannten Anton Roveggio, eines Mitgliedes der Kongregation selbst. Bischof Roveggio verlegte seinen Sitz zuerst nach Assuan, wo er eine hübsche Kirche zur Unbefleckten Empfängnis und je ein Haus für Missionäre und Schwestern baute. Endlich im Jahre 1900 konnte die Missionstätigkeit im Sudan beginnen. Als erste Missionäre gingen P. Ohrwalder und P. Banholzer dahin. Später folgte Bischof Roveggio und gründete die erste Station in Omdurman. Auf dem von ihm angeschafften Schiffe „Redemptor" drang er nach Süden vor und eröffnete die Station Lul unter den Schilluknegern. Natürlich mußte, >vie früher, die Hauptstation in Khartum gegründet werden. Die Regierung hatte für das dortige einstige Grundstück der Mission, das für ihre Zwecke benötigt ward, ein anderes nebst einer Geldentschädigung überlassen. Dieses neue Grundstück liegt in schönster zentraler Lage am Ufer des Blauen Nils. Zuerst wurde eine flehte provisorische Kapelle mit einigen Zimmern gebaut. Das war der Anfang der Zentralstation im neuen Khartum. Bischof Roveggio starb am 2. Mai 1902 in Berber auf einer Reise. Als Apostolischer Administrator wurde von Rom P. Banholzer bestellt. Die fortschreitende Entwicklung Khartums machte es notwendig, daß auch eine kleine Schwesternniederlassung eingerichtet wurde. P. Ohrwalder, durch seinen langen Aufenthalt im Sudan mit allen dortigen Verhältnissen bekannt, wußte die Anfänge der neuen Missionstätigkeit in Khartum geschickt in das rechte Geleise zu bringen. So fand ich bei meiner Ankunft in Khartum in der Neujahrsnacht 1903/04 alles in bester Ordnung und brauchte nur auf bett eingeschlagenen Bahnen weiterzuwandeln. 5. Beschreibung öes heutigen IRbartum. Wenn sich heute der von Norden kommende Reisende Khartum nähert, so bleibt er beim Verlassen der Eisenbahn in Halfaya überrascht stehen beim Anblick der prächtigen Flußfront, die das am jenseitigen Ufer liegende Khartum ihm darbietet. Unter tropischen Palmen, die ihre anmutigen Häupter in dem ntajestätisch vorbeiziehenden blauen Strome spiegeln, erhebt sich eine europäische Stadt. Das Auge, das sich müde gesehen am Wüstensand und an dürftigen Erdhütten, labt sich förmlich an dem lichtüberfluteten, farbensatten, prächtigen Bilde. Khartum liegt am linken Ufer des Blauen Nils, einige Kilometer oberhalb dessen Vereinigung mit dem Weißen Fluß. Der Blaue I!l!ll]|lll!l!llllillllll!llllllllllli;illlllllillillli:i!lllllllll!llllillllllilll!llllllllllllllllllllll[llil!llll!llllllllllllll!l!ll!lll!lll llll!l!l!ll!llll!ll!lllllllll!IIIIII!llll!l!ll!IIIIIIIIIII!!l!lllllllll!l!ll!l!llil!lllllll]l!ll!llllllli:ll!lllllll!lll!ll!lllllllll!llllllllli v: ^ - _ '-iZ. _ j Statibbilb Gordons in IRbartum. • l!llllllllill!lllllllllllllllllllllillllllllllllll!llllllllli>llllllllllllilll!llllllllllllll(!l!!l!lllll>l!llll!llllllllllllllll!l>IIIIIH!!lll IIIIIIIIIIH!lllillll!lllllillllllll!lllllilllllililllllllllllllllllllllllllll!illlilllllllllIlllllllllliiillllilllllllillllllll!llllllllll!llll Ml legt vom Tsana-See bis Khartum eine Strecke von 1500 Kilometern zurück und erreicht hier seine größte Breite von etwa einem halben Kilometer. Er hat ein vorzügliches, gesundes Trinkwasser. Einige Kilometer unterhalb Khartuins vereinigt er sich in einem Winkel von etwa 45 Grad mit dem Weißen Ml, der bereits einen Weg von 2600 Kilometern Flut betrügt bei der Vereinigung der beiden Flüsse 61/, Meter. Das gesamte Stadtbild gravitiert nach der Flußfront hin, welche sich in einer Länge von vier Kilometern längs des Blauen Flusses von Ost nach West erstreckt und zum großen Teile durch eine hohe Kaimauer aus Sandstein gegen die anstürmenden Wellen geschützt ist. Ipalaft des Generalgouverneurs tu IRbartum. von den zentralafrikanischen Seen her zurückgelegt hat, und bildet mit ihm gemeinsam den Nilstrom, der sich nach einem Laufe von 3000 Kilometern ins Mittelmeer ergießt. Der Nil ist am niedrigsten im April, am höchsten im September. Der Blaue Fluß wächst früher an, fällt aber nach dem September rasch wieder, während die Schwellhöhe des Weißen Flusses länger andauert. Der Unterschied des Wasserstandes zwischen Ebbe und Parallel mit dieser durchziehen neun schnurgerade Straßen die Stadt, von denen die beiden ersten, die Khedive- und Sirdar-Avenue, die bedeutendsten sind. In entgegengesetzter Richtung, d. h. von Nord nach Süd, ziehen zwanzig Straßen mit der breitesten, der Viktoria-Avenue, welche die Stadt in zwei fast gleich große Teile scheidet. Diese Straßenzüge, an ihren Kreuzpunkten noch von schräglaufenden Straßen durchschnitten, wodurch herrliche Plätze mit achtfacher Straßenabzweigung entstehen, legen dem Stadtplane die Zeichnung der britischen Flagge zugrunde. Die Straßen find 25 bis 50 Meter breit. Die Kaistraße mit ihrer frischen Flußbrise wird, wenn vollendet, einen wahren Luxusboulevard abgeben und ist schon jetzt die bevorzugte Promenade der eleganten Gesellschaft. An ihr liegen auch eine Reihe der wichtigsten Bauten und alle die herrlichen Gärten. Den ungefähren Mittelpunkt dieser langen Front bildet der etwas vortretende Palast des Generalgouverneurs. Der dreistöckige Bau nach gänzlich originellem Entwürfe bildet mit seinen geschlossenen und vollen Nord-, Ost- und Westfronten, welche die architektonische Schönheit der eleganten dreistöckigen Arkaden der Südfront mächtig betonen, eines der prachtvollsten Gebäude seiner Art. Imponierend durch seine Massen, bezaubernd durch seine Schönheit, praktisch angelegt für ein sonniges Klima, beherrscht er die gesamte Stadt und Umgebung und ist in seiner hellen Tünche und mit den hoch oben wehenden Bannern Englands und Aegyptens weithin sichtbar. Die ausgedehnten und wohlgepflegten Gartenanlagen des Palastes, in denen grüne Rasenflächen mit farbenprächtigen Blumenbeeten und üppige Baum- und Gesträuchgruppen mit patriarchalischen Baumriesen wechseln, sind sehenswert. Vom Palaste nach Westen begegnen wir zuerst dem großen Backsteinbau des Regierungs-gebändes. Mehr in das Stadtbild zurücktretend und so einen großen Vorplatz frei lassend, der zu Sportübungen und Rennen benützt wird, hebt sich das Gebäude, dessen sämtliche Teile — Säulen, Kapitäle, Gewölbe, Bögen und Gesimse — aus Ziegelsteinen sind, schön ab. Eine Anzahl von Aemtern sind darin untergebracht, welche gesondert die Funktionen eines Kriegsministeriums, eines Finanzministeriums, eines Justizministeriums und eines Ministeriums des Innern versehen. Es folgt das Post- und Telegraphenamt mit der Landungsstelle der Postschiffe, welche den Verkehr auf beiden Nilen bis an die Grenzen des Sudan besorgen. Weiterhin lugen aus wohlgepflegtenPalmen-und Blumengärten villenartige Beamtenwohnungen anmutig hervor, von denen sich wie unvermutet weiter landeinwärts die neue koptische Kirche abhebt. In Palmengärten steht das langgestreckte „Grand Hotel", ein Etablissement ersten Ranges, und der öffentliche Garten, der zugleich Tiergarten ist. An breiten, reinlichen Kieswegen, welche durch die üppigste subtropische und tropische Vegetation führen, sind in Käfigen Löwen, Leoparden, Affen, Nagetiere, Reptilien und Vögel ausgestellt, während Gazellen, Antilopen und eine Giraffe in Umzäunungen leben. Im Musikpavillon in der Mitte des Gartens werden an den schönen Winterabenden Konzerte gegeben. Im Garten findet alljährlich im Winter eine Ausstellung landwirtschaftlicher und gewerblicher Produkte statt, während die Ausstellung von Rindvieh, Schafen und Ziegen, Pferden, Maultieren, Eseln und Kamelen außerhalb des Gartens abgehalten wird. Weiterhin nach Westen dehnen sich dichte Palmenhaine aus, welche noch die primitiven Erdhütten Eingeborner beschatten, bis auch hier europäische Häuser erstehen werden. Wir kehren znm Palaste zurück und gehen mit Flußkai nach Osten. Da schließen sich an den Palastgarten zunächst die weitläufigen Gebäulichkeiten der öffentlichen Arbeiten. Es sind dies eigentlich Arbeitsministerinm und Werkstätte zugleich und hier wird mit Kopf und Arm am Ausbau der Stadt gearbeitet. Nach einigen anmutigen Beamtenwohnungen und dem Sudanklub der höheren Beamten folgen das Grundstück unserer Mission, ans das wir später noch zurückkommen, itnd abermals Beamtenwohnungen in schattigen Gärten, als erste die unseres Nachbarn, des weltberühmten Barons Rudolf v. Slatin Pascha. An das langgestreckte Militärhospital mit luftigen Veranden schließt sich das Gordon-Kolleg. Der Ziegelbau imponiert durch seine Dimensionen ebenso wie durch seine Einfachheit. Hier wird die männliche Landesjugend unterrichtet und für den Subalterndienst ausgebildet. Mit betn Kolleg sind eine Handwerksschule und eine bakteriologische Abteilung verbunden. Die letztere hat sich große Verdienste erworben um die Hebung der sanitären Verhältnisse der Stadt durch Aufspürung der Brutstätten der als Krankheitsträger bekannten Stechmücken, namentlich der Arten: Culex fatigans, Pyretophorus costalis und Stegomia fasciata. Ant östlichen Rande der Stadt befinden sich die Kasernen der britischen Garnison, das Elektrizitätswerk für die Beleuchtung der Stadt, die Eisfabrik und das Pumpwerk der neuen Wasserleitung. Vom Wasserwerke wandern wir in die 3 7, Kilometer lange, schnurgerade Khedive-Avenue nach Westen und kommen an zahlreichen Neubauten vorbei, darunter an dem der anglikanischen Kirche zu allen Heiligen, deren Grundstein bereits am 7. Februar 1904 von Prinzessin Heinrich v. Battenberg gelegt wurde. Inmitten der Straße erhebt sich das bronzene Reiterstandbild Gordons. Der heldenhafte Verteidiger Khartums, ans feurigem Kamelhengste sitzend, schaut nach Süden. Wahrlich, man sieht es ihm an, er ist befriedigt und schaut vergnügt auf die zu seinen Füßen liegende, aufstrebende Stadt hernieder! Oeffent-liche Anlagen beiderseits, die schmucken Gebäude der Bank von Aegypten und der Nationalbank von Aegypten, der ausgedehnte Ziegelbau der Regierungs-Lagerräume mit dem Sanitätsbureau und der Regierungsapotheke und der noch im Ban befindliche Justizpalast aus Haustein lenken unsere Aufmerksamkeit auf sich, bis wir am Ende der Straße zum Gebäude der Mudirie oder des Gonvernorates gelangen. Es ist aus den Grundfesten des von Knoblecher erbauten und von den Mahdisten zerstörten Missionshauses erbaut und ist Sitz der Provinzial- und Stadtverwaltung. Oberst Stanton waltet da als trefflicher Provinz-nnd Stadtgonverneur, Weißen und Schwarzen, Gebildeten und Ungebildeten ein gleich humaner Beamter. Die Pläne für ein großartiges Stadtoder Rathaus, würdig der City Khartum, liegen bereits im Amte der öffentlichen Arbeiten. Südöstlich vom Gouvernorat springt ein gefälliger Bau im maurischen Stil in die Augen; es ist das erstklassige „Gordon-Hotel". Nicht fern davon liegt in einer Seitenstraße das provisorische Zivilspital, für welches ein großer Neubau int Osten der Stadt errichtet wird. In dieser Richtung begegnen wir dem europäischen Markte mit seinen großen Waren- und Verkaufshallen. Die Kaufleute sind der Mehrzahl nach Griechen und Orientalen. Obwohl sich das Gebotene an Fülle und Güte nicht mit dem von Kairo oder einer europäischen Hauptstadt messen kann, so mehren sich doch schon Schanläden von großstädtischer Art. Daß neben der Phonographenhandlung der Kinematograph Geschäfte macht, spricht für den fortschrittlichen Geschmack der Einwohner. Am Markte liegt auch das Haus der Missionsschwestern mit der Kapelle zur hl. Anna und der Mädchenschule mit Pensionat. Den Mittelpunkt der inneren Stadt bildet der große Abbasplatz mit der Moschee. Der quadratische Bau aus Sandstein bedeckt über 2000 Quadratmeter. Trotz der Mängel der arabischen Architektur entbehrt er nicht der Schönheit und wirkt in seiner noch ärmlichen Umgebung monumental. Die an zwei Ecken ^aufstrebenden,reich gegliederten, hohen Minaretts beleben die sonst etwas nüchterne Masse. Noch weiter im Innern der Stadt wird der arabische Markt abgehalten. Dort sind in ärmlichen Strohbnden die einheimischen Produkte zum Verkauf ansgestellt und hier konzentriert sich der Verkehr der Landcs-bevölkernng. Freilich ist dies nur ein Abglanz des Marktlebens von Omdurman, wo die Produkte des ganzen Sudan und die Erzeugnisse der Araber und Neger in reichster Zahl und Auswahl aufgestapelt sind und das bizarre Leben und Treiben der Sudanbevölkerung in seiner unverfälschten Art uns entgegentritt. Je weiter mir uns in das Innere der Stadt begeben, desto arabischer sieht es aus. Während die bevorzugten Quartiere in der Nähe des Blauen Flusses fast ausschließlich von Europäern bewohnt sind, ist das arabische Element in die inneren und innersten Stadtteile zurückgedrängt. Schon dieser Umstand zeigt, daß Khartum trotz seiner mohammedanischen Majorität eine vorwiegend europäische Stadt ist und daß das christlich-europäische Element hier den Ton angibt. Im Süden, außerhalb des Stadtbildes, liegt der christliche Friedhof. Derselbe datiert ans vvrmahdistischer Zeit, von der noch heute zahlreiche Leichensteine mit Inschriften vorhanden sind. Unter der jetzigen Regierung wurde der Friedhof bedeutend vergrößert, in reinlichen und geordneten Zustand versetzt und neuerdings nach Abteilungen an die vier in Khartum vertretenen Konfessionen: Katholiken, Anglikaner, Griechen und Kopten verteilt. In angemessener Entfernung, welche eine künftige Ausdehnung der Stadt gestattet, I gruppieren sich in weitem Umkreis mit dieselbe I vier große Kasernbanten, auf die sich drei I ägyptische Bataillone und ein solches von Negersotdaten verteilen. Noch weiter in der Sandwüste wohnen nach ihrer heimischen Art die Angehörigen der verschiedenen Negerstämme; dort spielt sich das originelle Leben der Jnnerafrikaner ab, welche tagsüber in der Stadt beschäftigt sind und am Abend in ihre Quartiere und Dörfer zurückkehren. Alle Straßen der Stadt weisen die peinlichste Reinlichkeit ans, für welche die Regierung unablässig Sorge trägt. Verschiedenartige Laubbäume wuchern die Straßen entlang und beginnen die Trottoirs zu beschatten. Moderne funktioniert schon längst und die Eröffnung der Wasserleitung steht bevor. An allen Punkten der Stadt herrscht rege Bautätigkeit und allenthalben erstehen schmucke Stein- und Ziegelhäuser in europäischen Stilarten. Die Zahl der Häuser beträgt ungefähr 1300. Die Bevölkerung zählt 20.000 Seelen, worunter neben den Engländern etwa 15.000 Eingeborne (Araber, Neger, Aegypter und Levantiner), 1300 Griechen, 300 Italiener, 70 Armenier, 23 Oesterreicher, 20 Deutsche und einzelne Inder, Dänen, Russen, Ainerikaner Jßabtifoot in Assuan. Einrichtungen sanitärer und verkehrlicher Art geben der kaum aus dem Boden erstandenen Stadt einen modernen Anstrich. Der Staub wird durch künstliche Besprengung niedergeschlagen und die pustende Dampfwalze glättet die geschotterten Fahrwege. Den Personenverkehr besorgen eine schmalspurige Trambahn, Reitpferde und Esel. Von Gefährten taucht erst ganz sporadisch der Zweispänner auf und auch das Automobil hat sich bereits so weit nilaufwärts verirrt. Das elektrische Glühlicht beleuchtet die Straßen, die Regierungsgebäude und viele Privathäuser. Ein Telephonnetz und Portugiesen sind. Dabei ist das zahlreiche Militär nicht gerechnet. In Khartum, Halfaya und Omdurman, welche durch regelmäßige Schiffsfahrten miteinander verbunden sind und nur wenige Kilometer auseinander liegen, leben über 70.000 Menschen beisammen. Die Eingebornen sind Araber und Neger der verschiedensten Abstufungen der Hautfarben, erstere Mohammedaner seit Jahrhunderten, letztere im Verkehr mit jenen mohammedanisiert. So verschiedenartig ihre physische Erscheinung und ihre Sitten sind, ebenso gemeinsam ist allen die Anhänglichkeit an den Islam. Man kann sie nicht Wilde nennen, sie sind aber auch nicht zivilisiert in unserem Sinne. Was ihnen einen gewissen Anstrich von Zivilisation gibt, ist der Islam, den sie bekennen und der sich auch hier als das zeigt, was er immer war, nämlich die Religion der Wüste und der Steppe und ihrer halbwilden Bewohner, und diese waren zu allen Zeiten seine eifrigsten Anhänger. Eine der Eigenschaften dieses Sudan-mohammedaners ist die Leichtigkeit, sich religiöser Aufreizung durch Betrüger, ähnlich dem letzten berüchtigten Mahdi, zugänglich zu zeigen. Dieser Sachlage muß man Rechnung tragen und die Augen offen halten, was die Regierung auch tut. Es ist jedoch zu hoffen, daß durch die fortschreitende Einführung zivilisierender Faktoren, durch das Wachstum der christlichen Bevölkerung und deren konstanten Kontakt mit den Eingebornen ein Umschwung eintrete. Es ist möglich, daß das christliche Element derart erstarkt und die Oberhand gewinnt, daß die Eingebornen entweder in ihm aufgehen oder, weil für die wahre Kultur unempfänglich, verschwinden. Das Trachteubild in den Straßen Khartums ist buntfarbig. Hier reitet auf feurigem Dongolanerhengst ein englischer Offizier in lichter Tropenuniform, dort schreitet ein koptischer Regierungsschreiber in schwarzem Jackettanzug mit knallrotem Fez auf dem Haupte; die europäische Dame in eleganter Sominerkleidnng mit feinem Spitzenschirm geht an der Levantinerin im schwarzen, wulstigen Ueberwurfe vorbei; hier ein brauner Geck in wallendem, seidenem Kaftan, buntem Turban und gelben Schnürschuhen, dort ein pechschwarzer Negersoldat in blendend weißer Paradeuniform; hier ein europäischer Großhändler in tadellosem Frackanzuge, dort ein schmutziger Araber in elenden Lumpen; neben dem feisten Scheich auf prächtig gezäumtem Reitesel der leichtgekleidete, leichtfüßige Eseljunge; hier ein Sportsmann in lichter Kleidung und Mütze, in der Hand das Ballnetz, dort ein geputzter schwarzer Herrschaftsdiener in langem Kaftan, den Spazierstock in der Hand, den Kopf mit mächtigem Turban umwunden; hier schelmische Straßenjungen in verwahrlostem Aufzuge, dort wassertragende Frauen mit den schweren Tongefäßen auf dem Haupte. Im gesellschaftlichen Leben wird die elegante Welt von den Engländern gebildet, deren Sammelpunkt der Sudanklub ist. Außer den verschiedenen Sportübungen sind es hauptsächlich die gegenseitigen Einladungen, zum Abendessen, welche diese Welt unter sich in gesellschaftlichen Verkehr bringen. In Ermangelung jedweden größeren Vergnügungsetablissements ist diese Sitte höchst zweckmäßig. Tonangebend in dieser Richtung ist der Palast. Der Generalgouverneur und dessen Gemahlin pflegen die Gastfreundschaft in der ausgedehntesten, vornehmsten und glänzendsten Weise. Abgesehen von den häufigen Einladungen zum Mittag- und Abendessen werden im Winter größere Diners, Reunionen, Bälle und Gartenfeste veranstaltet. Während zu den ersteren ausschließlich die Creme der Gesellschaft zugezogen wird, dehnen sich die Einladungen zu den Gartenfesten auf alle Kreise der Bevölkerung aus: Die ersteren zeigen die hohe, vorzugsweise englische Welt in ihrer gesellschaftlichen Vollkommenheit und die letzteren bieten ein farbenprächtiges Bild all dessen, was die verschiedenen Gesellschaftsklassen des Landes an Vornehmen ihrer Art auszuweisen haben. Der seine und ungewungene höfliche Ton ist die Signatur aller Veranstaltungen int Palaste. Die anderen europäischen Nationalitäten, die ägyptischen und syrischen Beamten und die ägyptischen Offiziere haben ihre eigenen Gesellschaftsgruppen. Die Hauptstadt hat zwei Zeitungen: die monatliche „Sudan Gazette", welche die amtlichen Verlautbarungen enthält, und die zweimal wöchentlich erscheinende „Sudan Times", beide in arabischer und englischer Sprache. 6. Wedeutung von IRbartum. Aus dem bisher Gesagten ergibt sich die Bedeutung Khartums nach allen Gesichtspunkten hin. Hier seien nur die vornehmsten betont. Die Lage der Stadt ist die denkbar günstigste. Während der Blaue Fluß die natürliche Straße nach Abessinien bildet, streckt der Weiße Fluß seine Haupt- und Nebenarme bis zu den mittelafrikanischen Seen und bis zur Nil-Kongo-Wasserscheide aus. Hier münden alle Verkehrswege zu Wasser und zu Lande vom Aequator, von Wadai und von Abessinien her; hier sammeln sich die Produkte der großen, von den genannten Wegen durchzogenen und berührten Länder- und Völkermassen. Von hier aus wiederum führen die Schienenwege nach dem Mittelländischen und Roten Meer und stellen so die Verbindungen mit Europa und der ganzen Welt her. Die wichtige Linie von Atbara am Nil durch das Land der Bischarin nach Port Sudan am Roten Meer wurde voriges Jahr eröffnet. So ist Khartum der auserwählte Sammelplatz, an welchem sich die Einfuhr von Europa und der übrigen Welt mit der Ausfuhr der nordäquatorialen Gebiete kreuzt. Die Lage Khartums an der Scheide zwischen der trockenen und feuchten Zone ist bedeutungsvoll für seine Zukunft. Im Süden dehnt sich die Regenzone mit ihrem heiß-feuchten Klima, ihren Sümpfen, Grasmeeren und Urwäldern, ihren Insektenplagen und ihrer Fieberluft aus. Dieses ungesunde Gebiet gestattet nur einen vorübergehenden Aufenthalt des Europäers, der überdies mit den größten Opfern aller Art verbunden ist. Eine so vollständige Akklimatisierung, daß der Europäer dort dauernd leben und sich fortpflanzen kann, scheint ausgeschlossen. Khartum ist der südlichste Punkt, der von den Europäern für die Dauer bewohnt werden kann. Durchschnittlich sechs Monate im Jahre wehen die frischen Nordwinde und ebenso lange die heißen Südwinde. Die drei Wintermonate Dezember, Jänner und Februar weisen eine geradezu ideale Temperatur auf und ziehen schon jetzt alljährlich eine bedeutende Anzahl vorübergehender Passanten und ständiger Gäste aus aller Herren Ländern an. Die Monate November, März und April sind ebenfalls erträglich; heiß, aber nicht ungesund ist die Zeit vom Mai bis Oktober mit einem Maximum von 45—48° Celsius im Schatten. Die zu dieser Zeit im Süden andauernden Regen sind in Khartum mäßig und nur vereinzelt. Wer es sich leisten sann, wird zwar im Sommer Khartum mit einem weniger heißen Striche vertauschen, aber das Gros der Bevölkerung wird das ganze Jahr über bleiben. Die durchwegs trockene Atmosphäre gestattet denn auch den ständigen Aufenthalt des Europäers ohne besondere Nachteile für die Gesundheit. Die beiden erwähnten Faktoren, nämlich die Wichtigkeit Khartums als Handelszentrum und die Möglichkeit eines ständigen Aufenthaltes daselbst, sichern ihm ein stetiges Zunehmen an europäischer Bevölkerung. Die Engländer selbst sind die beste Garantie für die Zukunft Khartums und des von ihm aus regierten Landes. Wenn man aus dem, was die Engländer in neun Jahren ans dem Sudan und seiner Hauptstadt gemacht, auf die Zukunft schließen darf, so stellt sie sich zweifellos als glänzend dar. Im Urwald an der Nil-Kongo-Wasserscheide schilderte mir ein Eingeborner die Sicherheit von Person und Eigentum, die in seiner Gegend herrsche, und fügte bei, daß dies so sei, seitdem die Engländer im Sudan regieren. Dies ist die Stimme aller Stämme und Völker. Sicher und unangefochten, sicherer vielleicht als in mancher Gegend Europas, kann man das ganze ungeheure Gebiet von Ost nach West und von Nord nach Süd durchziehen: überall stndet man freundliche Aufnahme und nirgends eine Spur von Feindseligkeit. Und das in einem Lande, wo noch vor wenigen Jahren Raub und Totschlag an der Tagesordnung waren und das kein Christ ohne Lebensgefahr betreten konnte! Das ruinierte Land brauchte eine gute Regierung und die Engländer gaben sie ihm. Die administrativen, richterlichen und finanziellen Maßnahmen entsprechen ganz den Verhältnissen der noch primitiven Eingebornen. Die Einführung maßvoller und den tatsächlichen Verhältnissen Rechnung tragender Reformen vollzieht sich in glatter Weise, ohne daß die Eingebornen durch brüske Neuheiten empört werden; auf diese Weise werden sie sachte und ruhig für das Verständnis europäischer Regieruugs-methoden erzogen. Die Tatsache, daß ein so ungeheures Land wie der Sudan mit so verschiedenartigen Elementen, so vielen Sprachen und so vielen Völkern von entgegengesetzten Interessen und Bedürfnissen, von so großer Reizbarkeit und teilweise noch roher Wildheit so geschmeidig sich das Joch gesetzlicher Ordnung anlegen läßt, spricht laut genug für die Geschicklichkeit der jetzigen Regierung. Den großen physischen Schwierigkeiten, die sich in einem so ausgedehnten Lande, wo die wenigen Städte durch ungeheure Strecken ohne Wege und Brunnen voneinander getrennt sind, entgegenstellen, begegnet die Regierung durch Herstellung von Verkehrsverbindungen. Es wurden bisher 1686 Kilometer Eisenbahnen gebaut. Im letzten Jahre allein wurden 2500 Kilometer neue Wege gebahnt. Der Telegraph ist bereits über 6817 Kilometer gelegt. Eine bedeutende Schiffsflotte, die fortwährend wächst, steht für die Flußfahrt zur Verfügung. Mit der Entwicklung der Verkehrswege Hand in Hand geht die Erschließung und Ausbeutung der natürlichen Einnahmsquellen des Landes. Die Erfolge werden zur Genüge illustriert durch die Resultate in der Finanzgebarung. Die Einnahmen stiegen von 35.000 Pfund Sterling in 1898 auf 804.000 Pfund Sterling im Jahre 1906. Projekte von weitesttragender Bedeutung beschäftigen unausgesetzt die Regierung. Der Blaue Fluß zwischen Khartum und Khartum-Nord wird für eine Ausgabe von 6% Millionen Franken überbrückt. An die Ausführung dieses unentbehrlichen Werkes schließt sich der Bau der Eisenbahn auf der Sennaar-Halbinsel nach Süden mit je einer Linie an den Blauen und an den Weißen Nil; dieselbe wird eine Teilstrecke der großen Kap—Kairo-Bahn bilden. Bahnen nach Kordofan und Kassala sind in Betracht gezogen. Von den 950.000 Quadratmeilen (= 2,450.000 Quadratkilometern), die der Sudan umfaßt, find erst 1576 Quadrat-meilen (— 4080 Quadratkilometer) kultiviert; der Rest besteht noch aus Steppe, Sumpf und Urwald. Alljährlich wächst die Area des kultivierten Landes. Großartige Bewässerungsanlagen sollen die vorhandenen Gewässer dem Landbaue nutzbar machen, Baumwolle und Weizen in großem Stile gebaut werden, die Erträgnisse des Kautschuk und des Gummi gesteigert und allüberall die natürlichen Erträgnisse des Landes weiter entwickelt werden. Die Energie der Regierung bürgt basin; daß alle diese Projekte verwirklicht werden. Was bisher hemmend auf den Gang der Entwicklung wirkte, ist der Mangel an geschulter Arbeitskraft. Ein Land, das mehr als zweimal so groß ist wie Deutschland und Frankreich zusammen, zählt kaum zwei Millionen Seelen. Da unter normalen Verhältnissen die Bevölkerungszunahme in diesem Strich eine weit größere ist als in Europa, so wird unter der jetzigen guten Regierung die Einwohnerzahl und auch die Zahl williger und geschulter Arbeitskräfte beständig zunehmen. Im Mittelpunkt all dieser großen Bewegungen zugunsten des ungeheuren Länderstriches steht Khartum. Wie einerseits von hier, gleich dem Pulsschlage des Herzens im tierischen Körper, der Impuls zu allen Unternehmungen in alle Teile ausgeht, so konzentrieren sich hier andererseits die Resultate der Errungenschaften aus allen Richtungen. Wie auf der einen Seite das Aufblühen Khartums seine Wirkungen ans die äußersten Provinzen ausübt, so hängt seine Entwicklung wiederum mit den Fortschritten in denselben innigst zusammen. Als Hauptstadt eines von der Natur reich ausgestatteten Landes wird Khartum eine wohlhabende und mächtige Stadt werden. Seine künftige Größe leuchtet bereits aus seiner jetzigen Gestalt auf; in nur drei Jahren ist seine Einwohnerzahl von 8000 auf 20.000 gestiegen. Großartig war die Stadt von Anfang an angelegt und auf großartiger Linie entwickelt sie sich; sie ist nicht ein Provinzstädtchen, sondern eine Hauptstadt von ihrer Entstehung an. Da ist nichts von Kleinstädterei zu sehen, alles ist Haupt- und großstädtisch. Es ist nicht eine Stadt, die ans kleinen Verhältnissen herauswächst und sich langsam zu größerer und großer Bedeutung emporringt. Da sind von Anfang an die modernsten Errungenschaften verwertet worden und Khartum ist so recht das sichtbare Resultat der rastlosen Tätigkeit, die sich unter der englischen Herrschaft über den ganzen Sudan erstreckt. Für eine Stadt unter gewöhnlichen Verhältnissen bedeutet ein Dezennium wenig und wenig ändert sich ihr Bild in diesem Zeiträume. Wer heute Khartum besucht, wird es nach 20 Jahren nicht wiedererkennen, so rasch und so tiefgreifend ist dessen Entwicklung. Unter der geschickten Führung und dem gewaltigen Impuls der Engländer-arbeiten alle Einwohner am Ausbau der Stadt. Und hier stellt sich uns das englische Verwaltungstalent unter einem neuen Gesichtspunkte dar. Dieselben englischen Beamten, welche den Wilden die Wohltat einer geordneten Regierung vermitteln, leiten hier mustergültig eine europäische Stadt. Engländer, Italiener, Griechen, Oesterreicher, Deutsche, Levantiner, Aegypter und Inder sieben hier friedlich und und zufrieden unter englischer Behörde. Der Generalgouverneur und Sirdar Sir Reginald Wingate Pascha ist ein ebenso väterlich gesinnter, wohlwollender und humaner Herr als tüchtiger Verwaltungsbeamter und tapferer Soldat. Der Stab seiner hohen Beamten zeichnet sich durch Pflichtgefühl, Gerechtigkeitssinn, Erfahrung und praktischen Blick und höfliche und feine Manieren aus. Eine solche Leitung eines so vielversprechenden Landes swie der Sudan ist eine verstärkte Bürgschaft für eine glänzende Zukunft. Dies alles mußte hier angeführt werden, um die Bedeutung von Khartum zu zeigen. Nach dem Gesagten ist Khartum ein Zentrum europäischer Kultur am Eingänge der Negerländer, ein weit in das Innere Afrikas vorgeschobener Posten christlicher Zivilisation. Hier strömen die Vertreter der verschiedenen Stämme zusammen und treten in Fühlung mit der Zivilisation Europas und von hier aus wiederum strahlen die Segnungen der Kultur bis tief in das Herz Afrikas aus. Möge daher in Khartum das christliche Element als der einzige Träger jeder wahren Kultur immer mehr wachsen und erstarken und sich in diesem wichtigen Kulturzentrum die ihm gebührende Stellung sichern! Und hier bin ich bei dem Gesichtspunkt angelangt, unter welchem Khartum speziell für uns und unsere Mission von hoher Wichtigkeit ist. (Schüfe folgt.) Tagebuch des bocbw, P. Stepban Claudius fil\ IDocbenbuber F. S. C. <™ 7. Meine ersten Erlebnisse in Mbtli. 5. Juni: Sonntag. Auf dem Spaziergange verirrt. Ich begab mich nachmittags auf den kleinen Berg, an dessen Fuße die Missionsstation liegt, um ihn näher kennen zu lernen.- Oben angekommen,. gehe ich in südlicher Richtung vorwärts. Der Boden ist anfangs eine Steinfläche, geht aber bald in eine dichte Waldung über, die ich durchschreite. Es folgt nun eine Grasebene, von allen Seiten mit hohen und mächtigen Bäumen begrenzt. Die eingeschlossene Ebene scheint eine große Mulde zu sein, in der sich das Regenwasser ansammelt und, da kein Ausfluß vorhanden ist, hier verdunstet. In einiger Entfernung fliehen große, lang behaarte, braunfarbige Affen ins Dickicht. Rechts von mir glaubte ich Axtschläge zu vernehmen. Es konnten Neger sein, die hier herauf Holz zu fällen gekommen waren. Das Tal also, in welchem die Hütten zerstreut lagen, durfte nicht weit rechts sein: ich war demnach noch auf dem richtigen. Weg. So dachte ich, in Wirklichkeit war es aber nicht so. Ohne es zu bemerken, hatte ich eine mehr südöstliche Richtung eingeschlagen. Als nach einer Stunde der südliche Rand der Ebene sich noch nicht zeigte und ich an den Rückweg oder besser an die Heimkehr dachte, wandte ich mich gegen Westen dem Tale zu. Ich trat in eine große Lichtung. Ueppiger Graswuchs bedeckte den Boden. In dem vom Regen gehöhlten Gestein, das sich hie und da zeigte, hatte sich Wasser angesammelt, an dem sich spät, wie das in der Nähe zerwühlte Gras zeigte, alle Tiere des Waldes labten. Einige Gazellen weideten nicht weit von hier und legten auffallend wenig Scheu zutage, während eine Antilope in laugen Sätzen das Weite suchte. Jetzt nahm mich ein dunkler, dichter Wald auf. Hier fand ich wider Erwarten einen schmälen Fußpfad, dem ich vorerst mit etwas Mißtrauen folgte, doch hernach sah ich, daß er nach der gewünschten Richtung führte. Wieder hörte ich in der Runde den Lärm wie von Beilstreichen — da ganz in der Nähe. Vor mir sehe ich von einem Baum einen Gegenstand, einem Tannenzapfen ähnelnd, herunterfallen, der, an den Baumstamm anschlagend, einen einem Axthieb ähnlichen Laut verursacht. Es ist ein großes, zusammengerolltes Blatt. Es sind große Bäume hier, deren Blätter, wenn sie dürr werden, sich zusammenrollen und dann abfallen. Ich folge dem Pfade, der mich bald zu einem herrlichen Galerienwald führt. Dicke Bäume streben himmelwärts und lassen durch ihr dichtes Laubdach nur spärliches Licht dringen. Die feierliche Stille wird nur hie und da durch das Gezwitscher eines Vögleins oder durch das Geräusch einer buntfarbigen, großen Eidechse unterbrochen. Der rasche Uebergang von dem hellen Tageslicht in das geheimnisvolle Dunkel eines solchen Waldes macht einen unaussprechlichen Eindruck. Nach zwei Stunden Wegs trete ich auf einmal in eine große Lichtung. Aus dem hohen Gras erheben sich einige Hütten; ich gehe auf diese zu. Ein Spurweg führt zu anderen Hütten. Wie ich mich letzteren nähere, kommen einige Knaben des Weges. Einer entsetzt sich bei meinem Erscheinen derart, daß er schreiend das Weite sucht und selbst auf die Worte der Mutter, die ihm auf dem Fuße folgt, nicht mehr hört. Ich folge dem Wege, der auf einmal aufhört. Ich war schon weit von den Hütten entfernt. Der richtige Fußpfad konnte aber nicht weit entfernt sein: ich begab mich auf die Suche nach demselben. Ich eile kreuz und quer und finde keine Spur davon. Das beste ist, ich kehre zu den Hütten zurück, um mir einen Führer zu erbitten. Allein durch das Hin- und Herziehen hatte ich auch die Richtung derselben verloren. So war ich denn ganz allein inmitten großer Wälder, die mit Lichtungen abwechselten. Ich empfahl mich dem göttlichen Herzen Jesu und setzte all mein Vertrauen auf dasselbe. Die Sonne neigte sich schon zum Untergang und warf nur mehr breite Lichtstreifen durch das Geäste. Ich eilte in der Richtung voran, in welcher ich die Hütten von Dud zu finden hoffte. Bald kam ich, wie ein gehetztes Wild, in eine steinige Gegend. Nach etwa halbstündigem beschleunigten Marsch öffnete sich der Wald. Mannshohes Gras bedeckte den Boden. Da zeigte sich auf einmal wieder ein Fußpfad, der zu einem in die Erde gegrabener; Loch führte, in welchem sich schmutziges Wasser befand. Ich befeuchtete mein Sacktuch, um meine vertrockneten Lippen zu benetzen. Hierauf halte ich Ausschau. Da in der Nähe müssen zweifelsohne Menschen ansässig sein und richtig bemerke ich unweit ein Durrahfeld. Während ich durch das Feld auf einige Hütten, die sich im Hintergrund erheben, zuschreite, höre ich rufen. Einige Schritte vor mir bemerke ich jetzt einen Neger auf dem Boden sitzen. Ich grüße ihn und frage, ob das der richtige Weg nach dem Dorfe Dnd sei, was er mir bejaht. Der Arme scheint an Gicht , zu leiden; er sucht sich vom Boden zu erheben, nwbei ich ihm behilflich bin. Vorauswankend zeigt er mir nun die Richtung des Weges. Etwa fünf Minuten entfernt liegt nach seiner Aussage das Dorf des Häuptlings A-Quei. Ich danke dem Neger und entferne mich. Bei einer Hütte angekommen, teilen sich die Wege. Ich frage eine Negerin, die vor dem Hüttenloch fitzt, welcher von diesen der richtige sei. Sie hält mich noch lange im unklaren, bis ich endlich selbst nach großem Zeitverlust den Pfad ganz unter hohem Gras versteckt finde. Auch diese Leute können boshaft sein, wenn sie wollen. Beim Dorf A-Quei angelangt, geberden sich einige Jungen etwas feindselig — es ist mir unerklärlich, warum — und ziehen wie grollende Hündlcin davon. Es kommt ein Neger auf mich zu, grüßt freundlich und ruft den „Bolis" her, der mich eine Strecke begleitet. Ich beschwere mich bei ihm über das unfreundliche Benehmen jener Negerin. Wir waren schon vom Dorf ein gutes Stück entfernt, als man uns nachrief, daß wir warten sollten, weil ein Jüngling sich auch gerade nach Dud begebe und mir als Begleiter und Führer dienen würde. Bald kamen auch drei Burschen an. Zwei Dinkaneger gingen voraus. Ich verabschiedete mich vom Bolis und folgte den Dreien. Bald kehrten zwei derselben zurück und es blieb mir nur der eine. Ich fühlte brennenden Durst und erkundigte mich nach Wasser. „Moya fi!“ rief der Angeredete. „Es ist Wasser vorhanden!" Wir gingen bergauf und gelangten auf eine Steinebene. In einer Einsenkung befand sich eine Pfütze. „Hier ist Wasser!" sagte mein Begleiter. Ich überwand mein Widerstreben und trank in langen Zügen. Nene Kraft senkte sich in meine Glieder; es ging wieder flott vorwärts, obwohl mich die Füße schmerzten. Ich hatte sie wund gegangen. „Dies sind zwei Tschange (Dinka)," wandte sich mein Führer jetzt an mich, auf die zwei Neger deutend, die uns vorangingen. „Ich aber bin ein De-Luo (Djur). Das sind brave Leute, kein Wort darüber (ma fi kalam fogo)." Seine drollige arabische Ausdrucksweise belustigte mich. Was war das? Wir schlugen jetzt den gleichen Pfad ein, dem ich früher gefolgt war und dem ich mich ganz anvertraut hatte. Also war ich doch auf richtiger Fährte, mußte aber in aller Wahrscheinlichkeit einen falschen Nebenweg gewählt haben. Wo ich gefehlt hatte, konnte ich nicht bemerken, da es schon finster wurde nnd ich alle Mähe hatte, meinen znm Gluck weißgekleideten Führer im Auge zu behalten. Dieser sang heimatliche Weisen, seine Lanze dabei schwingend und sie hie und da wie suchend in die Erde bohrend. Nach einiger Zeit wurde auch er still. Wir passierten den Galerienwald. Es wurde mir etwas unheimlich zumute. Bei jedem Krachen in den Aesten reckte mein Führer den Kopf in die Höhe und lauschte, indem seine Rechte den Lanzenschaft fester umfaßte. „Wir haben nicht mehr weit," sagte mein Djur, als wir draußen waren. Nach einiger Zeit ging es talabwärts. Wir durchschritten eilte lange, fast baumlose Ebene. Unterdessen wurde es finster. Ich fühlte bereits meine Kräfte schwinden, als ich in einiger Entfernung einzelne Feuer bemerkte. „Hier wohnen schon Leute des Häuptlings Dud," wandte sich der Begleiter an mich. Dumpfe Trommelschläge drangen jetzt an mein Ohr. Auf das Hundegebell wurden die Bewohner auf uns aufmerksam und fragten, wer des Weges käme. Mein Gefährte gab in wenigen Worten Aufschluß. Die Nachricht von meinem Verbleiben hatte sich schon verbreitet und gleich kam ein mir bekannter Jüngling auf mich zu, um mir zu gratulieren, daß ich wieder zum Vorschein gekommen war. Ich fragte meinen braven Jungen, was denn die Trommel bedeute. „Der Häuptling Dud sagt, du seist tot, mit dir sei es vorbei," antwortete er. Bei allen Hütten, an denen wir vorüberkamen, machte er bekannt, daß ich bei ihm sei. Ich vernahm hierauf einige Rufe wie der Verwunderung. Wir waren von der Missionsstation noch sehr weit entfernt, als auf einmal die Trommel verstummte. In jenem Augenblick — wie ich später erfuhr — wandte sich der Häuptling an den Pater Obern nnd verkündete ihm, daß ich gefunden sei und mich mit einem Jüngling nähere. Wie er dies erfahren, ist uns ein Rätsel.: Es kam nämlich niemand, mit ihm dies zu melden. Auch waren keine lauten Rufe zu vernehmen, da die letzten südlichen Hütten weit von denen der Missionsstation, wo die Trommel geschlagen wurde, entfernt liegen. Es ist demnach zu schließen, daß die Djur ein Geheimmittel besitzen, das sie aber auch nicht verraten. 15. Juni: Mittwoch. Nachmittags P. Anton Vignato aus Kayango zum Besuch hier angekommen. 16. Juni: Donnerstag. P. Tappi, P. Vignato und Br. Klemens gehen mit dem Bolis auf die Nilpferdjagd im Djur. P. Vignato trifft eines tödlich. Es kommt der Bolis zurück um Patronen. Im Dorfe verbreitet sich auf das hin die Kunde, daß ein Nilpferd erlegt sei. Alle laufen nach dem Flusse. Um 12 Uhr mittags kommen P. Tappi und Br. Klemens nach Hause und ich erfahre von ihnen, daß ein Nilpferd tödlich verwundet ist und vielleicht bald verenden wird. P. Vignato ist zur Verfolgung des Dickhäuters zurückgeblieben. Nach dem Essen begebe ich mich auf den Platz. Bei den letzten Häusern begegnet mir P. Vignato, der umkehrt. Ich lasse ihm den Esel und folge mit zwei Knaben als Führern. Weiter vorn erwartet uns der Bolis, der auch gleich mit uns kommt. Endlich nähern wir uns dem Flusse. Während wir noch über die Ebene, die mit über meterhohem Gras bedeckt ist, schreiten, bemerken wir schon die Menschenmenge, die hier versammelt ist. Einige Djur fahren in einem Kahn aus, um das unter dem Wasser verborgene, bereits tote Nilpferd zu fischen. Bald ist es aufgefunden, allein es ist schwer, das Tier fortzuschaffen, da sie weder Ruder besitzen noch in der Schisferei gut bewandert sind. Schließlich bricht die Seine und der Fang entschlüpft auf diese Weise ihren Händen. Sie werden von den andern tüchtig ausgelacht und wir entfernen uns. Allein noch am selben Abend hatten sie das Tier aufgegabelt. Am nächsten Tage sollte die Verteilung stattfinden, bei welcher jeder auf ein Stück Fleisch Anrecht hat. 17. Juni: Freitag. Vormittags begebe ich mich abermals an den Fluß. P. Tappi und P. Vignato waren schon vorausgeeilt. Auf dem Ufer ist schon alles lebendig. Wie ich mich der Stelle nähere, erfüllt Fleischgeruch die Luft. Frauen ohne Zahl sitzen mit Körben herum. Die Männer sind teilweise mit dem Zergliedern des Tieres beschäftigt, teilweise sitzen sie im Wasser herum. Fleischstücke schwimmen int schmutzigen Wasser und Lanzen ohne Zahl stecken einem Wälde gleich im sandigen Boden. Ein Jüngling zeigt mir die seine, die er bei der Jagd dem Tiere bis auf die Knochen in den Leib gestoßen hatte; sie war ganz gebogen. Jetzt geht es an die Verteilung. Es entwickelt sich ein Stoßen: einige geraten in Streit, umfassen und zerren sich und fallen kopfüber ins Wasser. Es kostet uns Mühe, die Ruhe herzustellen. Ein Krokodil hatte sich indes herbeigeschlichen und schon ein großes Stück Fleisch erfaßt. Rechtzeitig wurde es noch bemerkt. Schnell stürzten sich einige ins Wasser und entrissen ihm die Beute. Die Häuptlinge zeigten bei dieser Gelegenheit wieder, daß sie über ihre Untergebenen nichts vermögen. 8, Itn der Megenzelt. Einige Zwischenfälle. 7. Juli: Donnerstag. Zum erstenmal in der Kapelle auf dem neuerrichteten Altare die heilige Messe gelesen. 9. Juli: Samstag. Die Affen werden zu einer wahren Plage. Da die Früchte im Walde jetzt vorbei sind, kommen diese Tiere bis zu den Hütten der Eingebornen herbei und richten in den Feldern erheblichen Schaden an. Heute vormittags biß einer dieser großen Assen ein unbewachtes Kind in den Arm. Bruder Klemens verfolgte den Bösewicht mit dem Gewehre, konnte jedoch seiner nicht mehr habhaft werden. 11. Juli: Montag. Mit der Anlegung eines provisorischen Gartens begonnen, der uns Hülsenfrüchte und Gemüse liefern soll. Die Witterung scheint günstig, beim es fällt häufiger Regen. 17. Juli: Samstag. Die ganze Woche, mit Ausnahme von heute, jeden Tag geregnet, während es sonst nur mehrmals in der Woche regnete. In der Hütte ist es ungemein feucht; besonders das Lederzeug wird vom Schimmel angegriffen. 22. Juli: Freitag. In Erwartung eines feindlichen Angriffes. Es ist abends V27 Uhr, als ich im nahen Dorfe A-Leo großen Lärm vernehme, der offenbar von einer Rauferei herrührt: etwas Aehnliches war schließlich heute zu erwarten, da dort ein kleines Fest war und Merissa in Hülle und Fülle geflossen sein mußte. Ich war vor der Hütte und ging mit einem Buch auf und ab, als Männer, mit Lanzen, und Weiber, mit Knütteln bewaffnet, ins Dorf A-Leo laufen. Ich frage einen, was los sei; er berichtet, daß int Dorfe dort eine Rauferei ausgebrochcn und einer verwundet worden sei. Indes kehren schon einige zurück, unter diesen einer mit einer klaffenden Wunde an der Stirne; das Blut rollt ihm über das Gesicht. Während des Tanzes war nämlich die Kunde eingetroffen, daß sich die Häuptlinge Kangor und Agän mit den Leuten in feindlicher Absicht nähern. Einige der Djur stimmten, der Meinung des Häuptlings Dud zuwider, für den Krieg, während der größte Teil es mit seinem Häuptling hielt. Es kam nun zwischen den zwei Parteien zu Tätlichkeiten, wobei der Häuptling Dud einen Hieb auf die Schulter erhielt und oben erwähnter Jüngling, der für den Häuptling einstand, an der Stirne verwundet wurde. Dies alles spielte sich im Dorfe des Häuptlings A-Leo ab, wo das Fest war. 23. Juli: Samstag. Die Nacht verstrich ruhig. Im Dorfe herrscht große Aufregung. Der Häuptling hält mit seinen Leuten fortwährend Rat. Grund und Ursache des Krieges ist ein vermeintlicher Schimpf, der dem Häuptling Agän angetan wurde, indem einer der Männer des Häuptlings Dud ein von Agän angebotenes Mädchen zurückwies. 24. Juli: Sonntag. Es wird beschlossen, den Bolis nach Kangor zu senden, um über die Nachricht von einer Kriegsrüstung nähere Erkundigung einzuziehen und im Wirklichkeitsfalle zu erklären, daß man die Regierung in Wan davon verständigen werde. 1. August: Montag. Heute vormittags erschoß Bruder Klemens einen großen Affen von der Gattung Papuinos oder Cynoce-phalus. Das Fell wurde von P. Tappi aufbewahrt. 2. August: Dienstag. 'Häuptling Dud begibt sich nach Wau, mit bei der Behörde von den feindlichen Gesinnungen des Häuptlings Agän Bericht zu erstatten. Abends wird ein Bullochse im Triumphe herumgeführt. Bei eingetretener Finsternis verkünden dumpfe Trommelschlüge ein bevorstehendes^ Fest. 4. August: Donnerstag. Heute mittags wird der Dienstag abends unter Gesang herumgeführte Bullochse, welcher das Brautgeschenk der Tochter des Bruders des Häuptlings war, auf folgende Weise geschlachtet: Das Tier wird am Kopf an einen Baum gebunden. Einer der anwesenden Djur steigt auf den Baum und stößt dem Opfer die Lanze ins Genick. Das getroffene Tier bäumt sich. Ein zweiter stark geführter Stoß bohrt ihm eine klaffende Wunde. Der Ochse bricht zusammen. Schnell werden Blätter in die Wunden gesteckt, daß das Blut nicht verloren gehe. Zu gleicher Zeit stößt ein anderer dem verendenden Tiere die Lanze tief in die Brust. Das hervorquellende Blut wird von einem Weib in einer Kürbisschale aufgefangen und mit einer kleineren in eine „Borma" übergeleert. Damit alles Blut möglichst herauskommt, steigt einer von den Leuten ans den Leib des Tieres, das bereits verendet ist. Diese Schlachtweise ist einfacher und nicht so grausam wie die der Schillnkneger. 10. August: Mittwoch. Zum erstenmal Melonen zum Verkauf angeboten. Sie sind groß und saftig. Auch gibt es eine kleinere Art, ühnlicb den Gurken. 19. August: Freitag. Vormittags der kriegerische Häuptling Agän mit dem Bolis des Häuptlings Dud hier auf der Durchreise nach Wan angekommen. 20. August: Samstag. Häuptling Dud mit Häuptling Agän nach Wau zur Verhandlung gegangen. 24. August: Dienstag. Vormittags Häuptling Dud mit Gefolge von Wau zurück. Häuptling Agän kam mit Androhung eines zweijährigen Kerkers, falls er noch einmal Lust zum Kriegführen haben sollte, davon. 31. August: Mittwoch. Die letzte Hälfte dieses Monats hat es fast ausnahmslos alle Tage in wiederholten heftigen Güssen geregnet. 2. September: Freitag. Ein Leopard fiel heute unsere Ziege an, als sie mit den Schafen ans die Weide zog, biß ihr die Schlagader am Halse durch und ließ dann, vom Hirten verscheucht, sein Opfer. 4. September: Sonntag. Die Hitze macht sich schon ziemlich fühlbar: 34" Celsius im Schatten. 7. September: Mittwoch. Häuptling Dud scheint, seit er den Krieg verweigerte, bei seinen Leuten die ganze Autorität verloren zu haben, weil er uns immer nur Männer aus seiner Verwandtschaft zur Verfügung stellt. Es dürfte wahrscheinlich ruchbar geworden sein, daß er den Krieg nicht so sehr aus Rücksicht auf die Behörde als aus Furcht um seine eigene Haut zurückwies, da es bekannt ist, daß die Djur von Agän im Kriege vergiftete Lanzen gebrauchen. 8. September: Donnerstag. Fest Mariä Geburt. Jahrestag meiner erstem öffentlichen Predigt, gehalten in Traunkirchen. Wie steht mir alles noch so lebhaft vor dem Sinne! In diesem Monat scheinen die Gewitter sich zu verdoppeln. Eigenartig ist es, daß die Wolken mehr als sonst mit Elektrizität beladen sind. Häufige grelle Blitze an verschiedenen Gegenden des Firmamentes erhellen das Dunkel. Ihnen folgen in kurzen Zeitabschnitten fürchterliche Donnerschläge. Hernach saust erst ein heftiger Sturmwind durch die Kronen der Bäume und bald prasselt ein Platzregen hernieder, so daß man sich indie Zeit der Sündflut versetzt meint; ist aber gewöhnlich von kurzer Dauer. Ein ruhiger, gelinder Regen hält in der Regel lange, auch einen ganzen Tag an. (Fortsetzung folgt.) rz- - =====—^s> 11 rve== Bus dem Missionsleben. 11 flDaria Theresia. „Maria Theresia", früher „Fathna", stammt aus dem Sudan; ob sie Denka oder Djur oder Schilluk oder sonst irgendeinem bekannten Volksstamme angehört, weiß wahrscheinlich nur der liebe Gott; sie selbst will weder Heidin noch Mohammedanerin, noch sonst etwas gewesen sein, nur erinnert sie sich noch, daß sie vor vielen Jahren, als ihr Kopf noch lange nicht so grau war und ihre Füße noch viel flinker waren, mit ihren Freundinnen die Ziegen^hütete. Sie hatten wohl alle weit größeres Inter- esse ihren Spielen als den Ziegen zugewandt, denn sie bemerkten erst den Trupp garstiger Araber, bereit Bente sie werden sollten, als es schon zu spät und an eine erfolgreiche Flucht nicht mehr zu denken war. Willig oder widerstrebend mußten sie sich ergeben und mit auf den Rücken gebundenen Händen ihren Tyrannen folgen und ihrem traurigen Lose entgegensehen. Nach einer langen Reise hin und her, vorwärts, seitwärts und zurück (um ihren Verfolgern zu entgehen) kamen sie endlich auf den Sklavenmarkt nach Omdurnian. Fathna wurde an einen schismatischen Griechen verkauft, die anderen anderswohin. Schlecht muß es ihr bei jenem nicht ergangen sein, denn kein Wort der Klage kommt diesbezüglich über Fathnas Lippen; auch nicht viel Gutes wird sie in den ersten Jahren verrichtet haben, denn kaum läßt sie sich bewegen, hie und da ein Späßchen zu erzählen. Mehr als viele Worte enthüllt der Umstand, daß der Grieche sie später zur Frau nahm. ■— So wäre sie ja gut aufgehoben gewesen; die Griechen sind ja nicht häßlich, ziemlich gebildet und haben, was nicht zu verachten, gewöhnlich viel Geld! — Aber, aber! „Die Glückswürfel sind rund!" „Wie gewonnen, so zerronnen!" Der Anfang dieser Ehe (oder besser gesagt: „Verbindung") war nicht redlich gewesen, auch das Ende sollte nicht glücklich sein! — Wohl hatte sie ihrem Gemahl vier Söhne geschenkt, doch dies hinderte jenen nicht, sich mit der Zeit in eine andere zu verlieben; leichtsinnig, wie er sie genommen, ließ er sie auch wieder gehen mitsamt ihren Kindern. Wir sind in der Zeit des Mahdi-Aufstandes. Es gelang der kleinen Familie, nach Aegypten zu flüchten. In der Großstadt Kairo mußte es doch auch ein Stück Brot für sie geben. Fathna war noch kräftig; sie wußte sich etwas Durrah zu verschaffen, rieb dieselbe zwischen zwei Steinen, machte Merissa daraus und verkaufte sie mit einigem Profit. Von dem Erlös kaufte sie neue Durrah, machte neuen Erlös, neuen Profit usw. Eine Zeitlang ging's gut; dann kamen von neuem trübe Tage. Schnell nachein- ander starben alle vier Kinder und die Arme war wieder allein auf Gottes weiter Welt. In Kairo gefiel es ihr nicht mehr; sie wollte fort, weit weg von dieser Unglücksstätte, die ihr alles geraubt, was sie je teuer gehabt. Assuan sollte ihre neue Heimat werden. Also wieder zurück! In Assuan führte sie ein ähnliches Leben wie in Kairo ; sie machte und verkaufte Busa und lebte, wie es unter solchen Verhältnissen halt möglich ist. Der Abend ihres Lebens nahte heran. Fathna spürte es: Die Durrah schien ihr immer härter zu werden; die Arbeit zu schwer. Eines Tages warf sie ihre zwei Steine beiseite und begab sich (weiß nicht, wie) nach Khartum. Noch ein Marsch und sie wäre vielleicht nicht mehr weit von dem Orte, wo einst ihre Wiege gestanden und ihre Ziegen weideten. Wird sie diese letzte Station noch erreichen? Kaum war unsere Alte in Khartum, da kehrte die ernste Lebensfrage unerbittlicher denn je zurück: Was anfangen? Wie dieselbe lösen? — Diesmal griff der liebe Gott ein; im Rate des Allmächtigen war schon für sie gesorgt und ich zweifle kaum, daß schon damals die himmlische Mutter Maria ihr eine gute Note ins Buch des Lebens eingetragen. Wieso? Irgend jemand aus Khartum, sei es aus der besten Absicht, so für ihr Seelenheil zu sorgen, oder der guten, ihr zu einem Stück Brot zu verhelfen, riet ihr, zu den katholischen Schwestern nach Halfaja zu gehen und sie um Aufnahme in ihr Hospital zu bitten. Ein guter Gedanke! Fathna machte sich auf, kam dort an, klopfte und — die Schwester, die ihr aufmachte, kam ihr durchaus nicht gefährlich vor. Im Gegenteil! — So Mitleid erregend wie nur möglich, erzählte Fathna ihr Schicksal, dann ihren Entschluß und brachte zuletzt ihre Bitte vor. Einen Augenblick schien ihr Schicksal auf der Wage zu schweben; denn obgleich die gute Schwester auf den ersten Blick alles durchschaut, ihre Absicht erraten und auch schon erwogen hatte, was zu tun, ein paar Minuten war sie unschlüssig. Alle Plätze für solche und ähnliche Pensionärinnen waren besetzt! „Macht nichts — kommt nur! Der liebe Gott wird schon helfen!" Voller Freude übertrat Fathna die Schwelle der Klostertüre; ihr war eg, als ob sie schon in den Himmel ginge. Von diesem Tage an wurde sie bedeutend ruhiger, fröhlicher, frischer und kräftiger. Nach und nach, täglich ein Viertelstündchen, später sogar mehr, lauschte Fathna dem Katechismusunterrichte. Immer blieb etwas sitzen. „Fathna, wer hat dich erschaffen?" „Allah." „Wer ist (Sott?" „Allah Ruh Asali, gäder ala kul schei ua chälec ua rab el kol.“ („Gott ist ein reiner Geist, mächtig über alle Dinge, Schöpfer und Gebieter des Weltalls.") „Wozu bist du erschaffen?" usw. Alle diese Fragen konnte Fathna schon beantworten; sie fand wirklich Freude an den Wahrheiten unserer hl. Religion und wenn die Schwester etwas erklärte, was für ihr graues Hirn etwas schwer war, fügte sie ganz gelassen hinzu: „Nun, lassen wir das, so hoch komme ich doch nicht; ich glaube es ja und wozu denn noch mehr? Ich will alles 'glauben, was du glaubst, auch so leben, soweit ich kann; taufe mich nur, damit ich ein Kind Gottes werde und wenn ich mal sterbe, was wohl bald der Fall sein wird, auch in den schönen Himmel komme!" Nicht schlecht! — Solange keine Gefahr vorhanden, glaubten die Schwestern gut zu tun, sie noch immer besser vorzubereiten. Es kam das hl. Pfingstfest Der Heilige Geist, der an diesem schönen Feste ganz besonders seine Braut, die hl. Kirche, besucht und bereichert mit seinen Gnadengaben, hatte auch unsere Fathna nicht vergessen. In seiner ganzen Fülle kam er noch nicht; hiezu hatte er sich den darauffolgenden Sonntag, das Fest der allerheiligsten Dreifaltigkeit, ausersehen. Um 6'/.2 Uhr las ich die hl. Messe; nach derselben Segen mit dem hochwst. Gute. Und unsere Fathna? Sie schlief noch, was der armen Alten in den hier so seltenen kühlen Morgenstunden ja gern gegönnt war. Von morgens 6 Uhr bis abends 7 Uhr ist ein langer Tag und von 4—10 Uhr ist's wohl noch länger. In einem solchen Zwischenraum kann sich vieles zutragen. Hier nur einiges: Ein gewaltiger „Chamsin" (heftiger Wüstenwind) wirbelte so viel feinen Sand auf, daß man nicht nur nicht ausgehen, sondern auch zu Hause fast bis mittags die Augen nicht offenhalten konnte. Patientia opus perfectum habet (Geduld bringt Rosen), dachte ich — nachmittags wird's wohl besser werden. Nachmittags starben hier in der Nähe zwei ähnliche Individuen wie unsere Fathna; kurz darauf hörte ich, daß in einer anderen Straße zwei kleine Mädchen gestohlen worden seien und — als ich gegen drei Uhr über den Blauen Nil setzen wollte, um unserer Fathna das Wasser der Wiedergeburt zu bringen, kam plötzlich ein so heftiger Windsturm, daß, hätte ich nicht einen guten Schutzengel gehabt, ich sicher meinen Tod in den Wellen gefunden hätte. Brauch's ja gar nicht zu sagen, daß unser Nachen so erbärmlich und so zerlöchert und ■— fast noch baufälliger als meine Alte war; nun, ich bin nicht ertrunken, bin angekommen und habe Fathna glücklich gemacht. Da sie ziemlich bei Kräften war° konnte ich die Handlung feierlich und ganz vollständig vornehmen. „Maria Theresia" heißt sie von nun an; sie führt zwar ein mühevolles Leben, doch ist sie glücklich und zufrieden: Sie weiß jetzt wenigstens, wofür sie leidet, daß nichts umsonst ist, was für den lieben Gott und mit Geduld geschieht. Sie gehört gewiß zu jenen, die das Himmelreich mit Gewalt an sich zu reißen verstehen. P. Keniard Zorn F. S. C. „Seit) klug wie die Schlangen und einfältig wie die Tauben." 1. Don 'IRayango nach Mau. Der 28. Februar 1907 wird nicht nur für unsere Missionsstation Kayango, sondern auch für alle Golo-Neger ein ewig schöner Gedenktag bleiben. Was das erste hochheilige Pfingstfest in Jerusalem für die Apostel und die ganze Kirche Christi, war der 28. jenes Monats für uns und den ganzen unserer Christianisierung anvertrauten Volksstamm. Acht eifrige Anhänger Jesu — acht fromme Katholiken — acht rabenschwarze Einwohner des Urwaldes, die schön das heilige Kreuzzeichen niachen, andächtig beten und ebenso wie wir die unbefleckte Jungfrau von Nazareth als ihre himmlische Mutter verehren itiib lieben: wirklich, der bloße Gedanke daran erfüllt mich mit Jubel und Wonne! Dies fei jedoch nur als kurze Einleitung erwähnt; der Zweck meines heutigen Schreibens strebt in die Ferne. Also gesattelt und vorwärts ! Schon standen unsere Esel bereit. Das Volk, noch „süß" von der Busa (siehe meinen Artikel und Photographien in der Mai-Nummer), umzingelte uns und das Händedrücken wollte nicht mehr aufhören. Ich gab meinem „Untergebenen" die Sporen und „adieu, adieu, aus Wiedersehen!" ging's in den grünen Wald hinein. Es mochte wohl 4 Uhr nachmittags sein, als ich mit meinen Begleitern meine afrikanische Heimat verließ. Herrliches Wetter! Zwar „a bisle" warm, jedoch ein guter Sndaneser glaubt nicht alles bei sich zu haben, wenn er keine 40° Wärme einatmen kann. Ein „Chor" (afrikanischerRegenbach) durchschneidet das Gologebiet etwa 400 Schritte südwestlich von Kayango; bis dorthin begleiteten uns unsere Buben und mehrere andere. Ueber diesen Bach führt eine lange Brücke und auf dieser Brücke liegt ein Stein; an den stößt man, wenn man an demselben Tag gelogen, füllt und zerbricht sogleich ein Bein. „Michel, Michel," warnte ich noch zur rechten Zeit den, der uns voranging, „die Brücke kommt, wie wird dir's gehen?" — Und was tut der Michel? Er lacht mich aus, springt in seinen stets zur Stelle habenden Adamshosen in die kühlende Feuchtigkeit und schwimmt wie ein Frosch unter der Brücke durch! — Als ich mit meinem Esel ankam, erwartete mich der Schlaumeier schon und lachte noch vergnügter denn zuvor. Mir gefiel sein abenteuerlicher Mut und seine Buben-Verschmitztheit machte mir Spaß; ich ließ jedoch nichts merken, sah vielmehr unseren Helden mit vielsagendem Blicke an: „Aber, Michel," leitete ich bald wieder ein, „bestehst du denn wirklich noch darauf, daß die Patres heute den Goto ,mehr Merissa gegeben haben, als Wasser im Flusse fließt- ?"*) Ein Neger widerruft selten, was er einmal behauptet, und menu's ihm nicht sehr *) Dies und ähnliches sind orientalische Ausdrücke: lustig sein — halbbetrunken heißt z.B. ein süßes Herz haben. knapp an den Kragen geht, tut er's überhaupt nicht. „Nun gut, wollen sehen, wenn wir am großen Flusse ankommen!" Dabei blieb es. — Michel schritt siegesbewußt voran und holte schrecklich aus. Von Kayango aus hatte ich mir zwei junge wilde Hunde mitgenommen, 's wär' ein schönes Geschenk gewesen für einen Freund und Wohltäter in Khartum. Michel sollte sie einstweilen tragen und trug sie auch. — Bald blieb er unter einem schattigen Baume stehen, wartete, bis ich ankam. „Pater," sagte er, ,,zö o ma; nda Ngambe duru ba zi zi“ (es ist kalt, Pater, die Hunde werden sterben), „nimm sie lieber in die Tasche, dort ist es warm und so werden sie leben!" Schlingel, dachte ich zuerst bei mir, möchtest sie wohl los werden! Ich nahm sie dennoch und die Reise ging weiter. - Der Abend naht, es senkt sich nieder Auf die Natur cm süßer Traum. Gegen 8 Uhr nähern wir uns unserm Quartier. Lustig, sage ich Ihnen, ging's da zu; ich kannte ja die Leute aus diesem Dorfe und so konnten wir es uns behaglich machen. Mitten in einem großen Hofe wurde ein lustiges Feuer angezündet: —• nicht zum Schutze gegen wilde Tiere — vor solchen haben wir hierzulande keine Furcht — sondern um uns eine gute Abendmahlzeit zu bereiten.------Nach derselben wurde tapfer geraucht, lustig gescherzt und wurden feste Vorsätze gefaßt, morgens in aller Frühe, etwa um 8 Uhr, aufzubrechen. — Als wir endlich zur Ruhe kamen, zeigte meine Uhr zwölf — oder etwas mehr — konnte es nicht genau unterscheiden, denn es war schon sehr dunkel geworden. Meine zoologischen Schätze wickelte ich vorsichtig in einen Sack ein und wir schliefen; der eine weniger, die andern mehr. „Morgenrot, Morgenrot, leuchtest mir zum frühen Tod." Wider alles Erwarten wurde Punkt 3 Uhr doch gesattelt. „Michel, bring' mir die Hunde!" — Siehst du, Pater, daß ich recht hatte vorher," sagte er, als er sie mir überreichte, „es war den Tieren kalt; jetzt ist es ihnen warm. Sieh nur, wie sie so köstlich schlafen!" Schien mir auch fast so; steckte sie also vorsichtig je einen in meine großen Taschen. Das Morgenrot wurde immer lichter. „Dahier," sagte Michel, „habeich neulich eine Antilope verwundet; ist ganz sicher gestorben!" „Michel, Michel, nicht weit von hier ist wieder eine Brücke.---------Da müssen aber alle hinüber; schwimmen kann man nicht, denn in jenem Wasser gibt es viele Krokodile und..." „Aber, Pater, glaubst du mir denn auch nicht mehr, wenn ich die reine Wahrheit sage? Wenn ich sage: ,Hier riecht es nach einem toten Tiere!‘, so ist das doch keine Poesie und auch kein orientalischer Ausdruck, sondern nackte Prosa und eine handgreifliche Tatsache !" Er hatte diesmal so ziemlich recht. Als ich den Versuch machte, etwas gewissenhafter wie gewöhnlich durch die Nase zu atmen, überzeugte ich mich davon vollständig. „Aber, Michel, ob das nun auch die Antilope ist, die du verwundetest?" „Pater, schlafen deine Hündchen noch?" „Wieso? —Antwortejetzt auf meine Frage!" Hatte unterdessen doch einen aus der Tasche genommen. O jemine! Das Morgenrot war verschwunden — mein Kleinod schlief noch immer — war tot — maustot — und ich hielt die vermeintliche tote Antilope in meinen sünffingerigen Händen! „O du Taugenichts! — und damit warf ich ihm das schlafende Vieh an den Kopf. — Die Brücke kommt; wie wird's dir gehen!?" Die Brücke kam wirklich. Was wird mein Schlankopf machen? Widerrufen? Sich entschuldigen? Keines von beiden. Die sudanesischen Brücken sind alle aus Holz gemacht. Ein Pfahl steht dicht neben dem andern. Zwei solche Reihen (oben hat jeder eine Gabel) tragen die Längs- und Querbalken. Um diese Einrichtung passierbar zu machen, breiten die Einwohner Reisig und langes, dickes Stroh darüber aus und ebnen es mit einer Schichte (etwa 20 Zentimeter) Erde. Dies sind die Brücken, von welchen hier die Rede ist. Also an einer solchen sind wir wieder angekommen. Schwimmen? Ist doch zu gefährlich ! Hingehen und den Stein über Borb werfen? Wäre wohl das beste. Aber wo liegt er denn ? Niemand weiß es, hat ihn auch niemand gesehen; da oben gibt's viele Steine und wollte man nach dem verhängnisvollen suchen, könnte man unterdessen an ihn anstoßen und . . . 1sn Der Müjte. Ein paar Minuten blieb er ratlos stehen. Da kam ihm eine Idee: Entschlossen und mutig kroch er unter die Brücke, kletterte an einem Pfahl hinauf, hielt sich oben mit Händen und Füßen an und — kroch wie ein Affe, das Gesicht nach oben, mit dem Rücken gegen das Wasser, von Holz zu Holz, bis er auch diesmal mit heiler Haut hinüber kam. angegeben." Also aufgepaßt! Siehe da ein Kreuz! Richtig; aber welche Nummer? Wie viele solcher Kreuze noch bis Wau? Schnell ein Blick nach der Uhr und dann:,Augen links!', um die mehr zuverlässige Kilometerzahl zu entdecken. ^ Da ist sie. Von Wau 8 Kilometer. Dann kam 7 Kilometer und auch 3 und endlich wieder ein anderes Kreuz. Also 5 ge- Ißalmenbatn am IRüufet bei Beer (IRubien). Sein Triumph wäre diesmal eigentlich noch größer gewesen, doch das Turnen hatte ihn zu sehr ermüdet und daher verlegte er seine Feier auf später. „Wie weit sind wir noch von Wan?" „Bitte schauen Sie sich nur etwas um; rechts vom Wege steht jede Stunde ein schönes Kreuz-chen. Als ich voriges Jahr zurückkehrte, habe ich sie in glatte Baumstämme eingraviert. Links vom Wege steht sogar auch die Kilometerzahl fünde Kilometer machen bei ihnen 1 Stunde? Da muß man aber nicht nur die Stiefel, sondern auch die Beine gut geschmiert haben! So gegen 10 Uhr morgens langten wir in Wan an. Wau ist groß; eine Militärstation und der Sitz des Statthalters (Mudir) vom ganzen Bahr-el-Ghazal. Herrlich gelegen, am linken Ufer des Djurslusses, macht es auf den ersten Ankömmling einen gewaltigen und zugleich bezaubernden Eindruck: Vom Schiffe aus fällt zuerst die lange Reihe der großen Regierungsgebäude längs des Flusses in die Augen. Dann das riesige Quadrat, das die Kasernen, Turnplätze und die Soldatenwohnungen einnehmen. Lassen wir auch beiseite, ob Wau schon eine Stadt oder noch ein Dorf sei: eilt flüchtiger Kennerblick in sein Leben und Treiben berechtigt zu den schönsten Hoffnungen. Nördlich von Wan ist das Quartier der Golo-Neger; südlich wohnen längs des Flusses die Engländer und überhaupt die Europäer, westlich haben sich die Niam-Niam ziemlich zahlreich niedergelassen. Sonderbar, aber doch wahr. Von der Ostseite Waus kann man kaum sprechen; da gibt's wenige Häuser; um so schöner ist es hier jedoch wegen der großen Anlagen und Gemüsegärten der Regierung. Die Söhne des heiligsten Herzens Jesu haben auch in Wau eine Niederlassung, die besonders von England begünstigt wird, und diese kann mit der Zeit für alle unsere Stationen am Bahr-el-Ghazal von großer Bedeutung werden. (Fortsetzung folgt.) Verschiedenes. TUnempfinbltcbfcdt der schwarzen Nasse. Es ist eine von allen Asrikareisenden bestätigte Beobachtung, daß die schwarzen Rassen gegen Schmerz weit unempfindlicher sind als die weißen Menschen. Eine in Afrika erscheinende Zeitschrift führt einige auffallende Beispiele für diese Unempfindlichkeit an. Einem Makua wurde der Fuß amputiert. Am folgenden Tage war er schon aus dem Bett und Humpelte int Saale des Krankenhauses herum. Einem Dar wurden drei Finger abgeschnitten. Am nächsten Morgen trat er schon eine lange Reise an und benutzte die verstümmelte Hand viel. Bei dem Bombardement des Hauptortes eines Sklavenhandel treibenden Häuptlings wurden einige Frauen lebensgefährlich verwundet. Trotzdem lasen sie am nächsten Tage wieder Holz, holten Wasser und besorgten ihre Handarbeiten. Am zweiten Tage waren sie an ihren Wunden gestorben. Das gleiche ist bei den Kindern der Fall. Als einem kleinen Mädchen ein Bein amputiert worden war, hinkte es bald darauf nach einem Bach. Das Kind sprengte das Wasser über den Beinstumpf und sang dabei, als ob ihm nichts passiert wäre. ¥ Welche von beiden? Pater Larue von den Weißen Vätern, Missionär am Nyassa, schreibt: „Unter unseren Neugetauften befindet sich einer, dessen Geschichte durchaus nicht alltäglich ist, denn er ist der Häuptling eines Dorfes, mit Namen Maknbi. Er wußte genau, daß er nicht zum Katechumenat zugelassen werden könne, solange er zwei Frauen hatte. So faßte er den Entschluß, eine von ihnen zu entlassen. Welche von beiden sollte er nun aber behalten, das war die große Frage, deren Lösung ihm anfangs keine geringen Schwierigkeiten zu machen schien. Beide waren ungefähr gleich alt, beide hatte er fast zur gleichen Zeit zu sich genommen und er hing an der einen genau so sehr wie an der anderen. Was war zu tun in dieser perplexen Lage? Freiwillig wollte keine der beiden den Schauplatz verlassen. Nur eines blieb übrig. Makubi verfiel in seinem Grübeln auf eine geniale Idee! Er sandte beide weg und nahm sich eine dritte, die schon lange dem Christentum freundlich gegenüberstand und die durch ihre Körperformen und ihr Körpergewicht den Platz an der Seite des neuen Häuptlingsgemahls in würdiger Weise auszufüllen vermochte. Zweifellos kann man hier Leute finden, die noch klüger sind als er; aber wenige, das glaube ich sagen zu können, die es genauer und ehrlicher nehmen mit den Vorschriften des Christentums als der Häuptling Makubi." ¥ Schluß des Schuljahres tu Hfsuan. Nach gut zehnmonatlicher Schulzeit kamen endlich die Ferien und unsere jungen Leute hatten ein wahres Bedürfnis darnach, denn ist das Schuljahr fchon an und für sich anstrengend, so noch mehr in diesem Lande, wo die Hitze fast das Mark in den Knochen sieben macht. Wir ersahen dies auch gut aus dem Fortschritte unserer Schüler, indem wir eine bedeutende Ungleichheit zwischen dem Winter- und Sommersemester konstatierten. Man muß in Assuan sein, um zu wissen, was für ein Temperaturunterschied zwischen den einzelnen Jahreszeiten herrscht. Man ist manchmal wahrlich niedergedrückt und wenn nicht der Nil beständige Ventilation brächte, würde man glauben, es nicht aushalten zu können. Ungeachtet der Hitze der Jahreszeit verwandten doch unsere Kleinen ihren ganzen Fleiß auf das Studium, sei es im Schuljahre wie auch bei der Vorbereitung auf die Prüfungen, denen der Direktor der Regierungsschule beiwohnte, welch letzterer nicht nur seine volle Zufriedenheit aussprach, sondern auch sagte, er hätte nicht so viel erwartet und sie hätten über das Programm der Regierungsschule hinaus studiert. Als die Prüfungen beendet waren, veranstaltete man eine dramatisch-musikalische Akademie bei Gelegenheit der Preisverteilung. Diese kleine Feier mußte außerdem, da sie den Wetteifer in den Kleinen noch mehr wachruft, dazu dienen, unser Werk in der Stadt bekannter zu machen, indem wir dadurch der Mission zu größerer Achtung verhelfen und vielleicht auch eine größere Anzahl von Schülern erzielen können, was für deren moralische Erziehung von großem Nutzen sein wird. Für diese Gelegenheit hatten wir eine kleine Musikbande eingeübt, die mit ihren lustigen Märschen das Publikum unterhalten mußte. Der Besuch der Eingeladenen zu unserem Feste am 30. Juni war wirklich zahlreich. Unser kleiner Hof war ganz unzureichend. Die ausgezeichnelsten Persönlichkeiten von Assuan beehrten uns mit ihrer Gegenwart. Das Programm bot viele Abwechslung und da unsere Zöglinge zum erstenmale öffentlich auftraten und dazu vor einem so vornehmen Publikum, so muß man sagen, daß sie sehr ungezwungen und korrekt ihre Rollen spielten. Unsere braven Zöglinge ernteten großen Beifall und wurden zu weiteren Leistungen ermuntert, aber die hauptsächlichste Frucht war doch der gute Eindruck, der in den Anwesenden verblieb und der vielleicht für die Zukunft der Schule und der Mission gute Früchte bringen wird. * Todesanzeige. Am Abend des 9. Juni 1907 starb Schwester Marianna Gervasoni von den frommen Müttern der Negerländer in Lul. Sie war geboren in Brembilla (Provinz Bergamo), trat am 13. September 1896 in die Kongregation und legte am 20. August 1899 die heiligen Gelübde ab. Bald darauf berief sie der Herr nach Afrika. Hier zeigte sie durch Ausübung jeder Tugend, daß sie ihren hohen Beruf erfaßt hatte. Unermüdlich bei der Arbeit, suchte sie zuletzt zu verheimlichen, was sie in ihrer Krankheit litt. Aber ein tückisches Fieber warf sie aufs Krankenbett und schon nach acht Tagen hauchte sie, versehen mit den Tröstungen unserer heiligen Religion und mit dem Kreuze in der Hand, heiter ihre Seele aus. ilr Gebetserhörungen und »Empfehlungen, --- mS9 Gebets erhörungen und -Empfehlungen, bei welchen Name und Wohnort der Redaktion nicht angegeben werden, werden nicht veröffentlicht. — Die Abkürzung wird durch die Redaktion besorgt. I. L. in Unt. Unendlichen Dank dein hlst. Herzen Jesu und Mariä für Erhörung in wichtigen Anliegen. Veröffentlichung war versprochen. Aus St. Dem göttlichen Herzen Jesu Dank für Befreiung von einem lästigen Achselleiden. G. W. in H. Dank dem heiligsten Herzen Jesu und der unbefleckten Gottesmutter und dem ehrwürdigen Bischof Rudigier für die Erhörung in finanziellen Anliegen, bitte zugleich um das Gebet, um in einem andern Anliegen auch erhört zu werden. * * M. K. in Th. Bittet*bie Söhne des heiligsten Herzens Jesu ums Gebet, damit sie in einem großen Herzensanliegen Erhörung finde. Aus Pf. Bitte ums Gebet zum heiligsten Herzen Jesu und zum hl. Antonius, damit ich eine gute Stelle finde. Aus Mont. Bitte ums Gebet zu den heiligsten Herzen Jesu und Mariä, damit sie mein Geschäft segnen mögen. M. Sch. ans K. bittet recht herzlich um das heilige Gebet in ihrem großen Anliegen. Veröffentlichung im Falle der Erhörung versprochen. S. M. in T. Bitte am Herz Jesu- und Marienaltare diese Anliegen zu empfehlen: Schwierige Familienangelegenheiten, günstige Erledigung zweier Gesuche, eine kranke Familienmutter, noch einige Kranke und verschiedene schwere Anliegen. I. K. in T. bittet die Leser des „Stern" ums Gebet zum- heiligsten Herzen Jesu und zum hl. Josef um Hilfe in leiblicher Not. N. N. bittet ums Gebet in seiner schon langen Krankheit. Ferner werden empfohlen unsere Noviziate und einige Berufsangelegenheiten. Dem Memento der hochw. Missionäre und dem Gebete aller Leser werden die folgenden Verstorbenen empfohlen: Hochw. Herr Pfarrer Josef Bauer (St. Leonhard), Hochw. P. Anton Forstner S. J. (St. Andrä), Herr Josef Gampcr, Ehrw. Schwester Marianna Gervasoni (Lul). „Herr, gib ihnen die ewige Ruhe und das ewige Licht leuchte ihnen!" (Bebet um die Bekehrung der Cbamtten von Tentral-Mrtka zu erlangen, Beten wir für die unglücklichen Negervölker Zentral-Afrikas, damit Gott, der alles vermag, von ihren Herzen einmal den Fluch Chams hinwgnehme und ihnen jenen Segen verleihe, den man nur im Namen Jesu Christi, unseres Herrn und Gottes, erlangen kann. Gebet. O Herr Jesus Christus, alleiniger Erlöser des ganzen Menschengeschlechtes, der du bereits herrschest von einem Meere zum andern und vom Flusse bis zu den Grenzen des Erdkreises: öffne erbarmungsvoll dein heiligstes Herz auch den unglücklichsten Seelen von Zentral-Afrika, welche noch in der Finsternis und im Todesschatten sitzen, auf daß durch die Fürbitte der gütigen Jungfrau Maria, deiner unbefleckten Mutter, und ihres glorreichen Gemahls, des heiligen Josef, die Negervölker ihre Götzen verlassen, vor dir sich niederwerfen und deiner Kirche zugesellt werden. Der du lebst und regierst von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. 300 Tage Ablaß; vollkommener Ablaß einmal im Monate. toerantvoortlfdber Sdiriffleltec tßehtor k>. Dr. ffi. «allein er F. S. C. — ®reBvetetng=«ucb6rud!erd »fixen, Südtirol. Alf. Kljun 1.—; Anna Ehgartner 4.80; Joh. Völkl 3.— Für P. Zorn: Rektor J. Dünner 47.63. Zur Taufe von Heidenkindern: I. D. Krefeld 257.40 (Antonius, Dina, Huberta, Hubertine, zwei Josef, Katharina, zwei Maria, Martine und Wilhelm). Effekten: Filomena Obertimpfler alte Paramente, Meßbücher, Briefmarken usw. * * * „O Herr, verleihe allen unseren Wohltätern um deines Namens willen das ewige Leben K" J^L. ]F? T XJ JVl/6 Ein Zentrum der KultUF in Von §. £(t0. Geyer, Titularbischof von Trocmadä, Apostolischer Vikar von Zentral-Afrika. 8°. 78 Seiten. Mit 44 Illustrationen. Preis drosch. Kr. 1. Khartum, die Hauptstadt des Sudan, au der Vereinigung des Blauen und Weihen Niles, 1885 durch die Horden des Mahdi zerstört, erstand 1898 einem Phönix gleich aus seiner Asche, verjüngt und im europäischen Stil, und zählt bereits wieder 20.000 Einwohner. Der Reichtum des Sudan mit einer Ausdehnung von fast 2% Millionen Quadratkilometern, die günstige Lage und das auch für Europäer erträgliche Klima der Stadt und die geordnete Verwaltung der Engländer sichern der Stadt eine glänzende Zukunft. Es steht daselbst eine prächtige Moschee für die Mohammedaner und drei christliche Konfessionen bauen eben ihre Kirchen. Auch der Vau einer katholischen Kirche ist eine unabweisbare Notwendigkeit in diesem Kulturzentrum Inner-Afrikas. Se. Majestät Kaiser Franz Josef I., Projektor der Mission von Zentral-Afrika, hat in Anerkennung der Wichtigkeit der Sache und mit dem Wunsche, daß der Vau baldigst in Angriff genommen werde, 10.000 Franken gespendet. Der Heilige Vater Papst Pius X. hat allen Förderern desselben den Apostolischen Segen gespendet. Möge das Beispiel von Papst und Kaiser dem Baue der katholischen Kirche in Khartum recht viele Wohltäter sichern! Der Reinertrag der Broschüre ist für den Kirchenbau bestimmt. Broschüren sind zu haben und Gaben für den Kirchenbau erbeten unter folgenden Adreffen: Verlagshandlung Georg Eichinger, Konrad Bergs Nachfolger, Wien, 1, Milchgasse 2. — St. Petrus Glav er-So d alität, Wien, I., Bäckerstraße 20, und deren Filialen und Ausgabestellen. - Missionshaus Milland bei Brixen, Tirol, oder beim Verfassern Bischof Franz Xaver Beyer, zurzeit: Wien, 1, Tegetthoffstrasze 2. IDas lOemkörbcbcn. Brama m 3 mten von a[exanöer f5alfta* Zum Kesten öer afrifcaniscben Missionen. 1907. Verlag der Bankt Petrus Elaver-Kodalität, Salzburg, Drcitaltigkettrgasse 12. preis 50 Deller, 45 P7g., 50 Cent. Die Liebe ist erfinderisch; — mitten unter den vielen Arbeiten und Sorgen hat die General-Leiterin der St. Petrus Claver-Sodalität, Frau Gräfin M. Th. Ledochowska (denn diese ist es, die sich unter dem Namen Alexander Halka verbirgt), noch Zeit gefunden, auch durch ein sehr gelungenes Drama Propaganda zu machen für jenes Werk, das sie sich als Lebensaufgabe gestellt hat, nämlich für die afrikanischen Missionen. Gewiß, das Theaterstück, auf welches wir hiemit den freundlichen Leser auf- merksam machen wollen, ist ein Propaganda- oder, »ernt man will, Tendenzftück; er will dar Interesse wecken für di« Missionierung des schwarzen Erdteiles, es will Aufschlüff« geben über das Werk der Sodalität und Winde für die Berufswahl eines Mädchens, das einen besonderen Zug der Gnade, für -eidenmissionen tätig zu sein, in sich fühlt. Aber man fürchte nicht, daß diese Aufschlüffe erfolgen durch langweilige Monologe und theoretische Erörterungen, es geschieht vielmehr — und darin zeigt sich ebe« die Meisterhand — durch Vorführung eines Stückes, dessen Szenen vom Anfang bis zum Ende fesselnd und spannend wirken. Der Aufbau des Dramas ist klar und einfach, die Charaktere und Situationen sind ganz aus dem Leben gegriffen, Scherz und Humor find eingestreut, die Heldin des Stückes, Nofa, die Tochter eines Beamten, berührt fyncpathisch und der Schlußakt, der unter dem Weihnachtsdaum spielt, wirkt geradezu ergreifend. Für Instituts- und Vereinsbühnen sowie zur Privatlektüre ist das Stück sehr zu empfehlen. Salzburg. Msgr. Dr. Ignaz Nieder, k. k. Theologie-Profeffor. 5ur WeuchLung. 1. Sslange keine ausdrückliche Abbestellung erfolgt, gilt die Annahme der Zeitschrift als Abonnementsverpflichtung. 2. Unter dem Titel Abonnements erneue rung werden wir jeden Monat auf beut Umschlag die Schleifennummern jeirer Abonneitten veröffentlichen, welche während der Zeit, die dort verzeichnet ist, ihr Abonnement erneuert haben. Wir bitten deshalb unsere Abonnenten, stets ihre Schleifennummern zu beachten und sich zu vergewissern, indem sie dort nachsehen, ob derAbonne-mcntsbetrag zu uns gelangt ist. 3. Um nicht jährlich den Abonnementsbetrag einsenden zu müssen, möchten einige Abonnenten wissen, wie viel ein lebenslängliches Abonnentcnt des „Stern der Neger" kostet. Zn diesem Zwecke wurde die Summe timt 50 Kronen oder 50 Mark bestimmt. 4. Wer mindestens 20 Kronen einsendet, kann als Taufpate eines Negerkindes fungieren und ihm den Namen, den er ivill, beilegen. 5. Wer unser Missionswerk in vorzüglicher Weise unterstützen will, der suche zehn Abnehmer des „Stern der Neger" zu gewinnen; er erhält sodann, tu eint er alle unter einer Adresse bezicht, das elfte Exemplar nmsonst. 6. In hervorragender Weise kann unserem Missionswerk auch gedient werden durch Zusendung von Meßstipendien. Inseratenpreise: 1/2 Seite 20 K - 1/4 Seite 12 K — 1/8 Seite 7 K — 1,1(5 Seite 4 K — bei ‘Mieöerbolttngen bober '(Rabatt. ptt Perus einer pfaisfwiiitin für Mim. 2. $lufs«ge. Mit Bmpfeblungssdjretben Sv. Bmlnenz des IRarMnals IRopp von Breslau und Ser BocbwürMgsten Bisdiöfe von flDarbuvg, St, ©allen, Linz und St. polten und einem Kegleitworte von Dr. llgnaz Ikied er, Übeologtcprofeffor. lllit Druckerlaubnis des Magisters des hl. apost. Palastes und des Vize-Gerens von Rom. preis: 25 Deller, 20 ptg. Zn beziehen durch die Herderschen Berlagshandlungen in Freiburg im Brcisgan und in Wien sowie durch die St. Petrus Ülaver-Sodalität, Salzburg, Dreifaltigkeitsg. 12, und deren Filialen und Ausgabestellen: München, Türkenstr. 15/11. — Breslau, Hirschst. 33. SžšžlšSlIllllŠ fiiul fflOilBfVCUnbC, abonniert und verbreitet den „Stern der '§l,,ger“. Der „Stern der Neger" erscheint jährlich zwölfmal. preis pro Jahrgang für Oesterreich-Ungarn Kr. 2.—, für Deutschland Mk. 2 -, für die übrigen Länder des Weltpostvereins F-rk 3. — . Atisstonshans in Milland bei Brtxen in Tirol. ^,-r ■ "g, Das scelcn- und gemütvollste aller Hausinstrumente: |f: prmofiiums =: t mit wundervollem Grgelton, von T'S Mk aufw^ — 0 Illustrierte Pracht-Kataloge gratis. " * Blois Maier, Hoflieferant, fulda. Sprz alität: rt0pen!3näer-Harmonimns für llUllionen. Export nach allen Weltteilen.