! 4ll7 Kamstag den 28. Movember 1Z3Z. ^ rie 2 rich V a r r a g a. Friedrich Varraga, Unser vaterlandische Missionär, ist—wie schon im vorigen Blatte gemeldet wurde — den letzten Tag des Jahres 1820 in New-Sork angelangt. Hier blieb er nur 4 Tage, umsein Gepäck vom Marine« Zollamte/ welches erst nach 3 Tagen ausgefolgt wurde, zu beheben; indessen besichtigte er Vie prachtvolle Hauptstadt, und begab sich sogleich Üher Philadelphia (d., verweilte er 5 Sage u»,d predigte mit ei- nem unnennbaren Gefühle das erste Mal in der neuen Welt), dann über Baltimore —wo er auch einen Tag, demErzbischof von Nordamerika seine Aufwartung zu Machen, sich aufhielt -"- über Whekling, Zanisville unv Kolumbus nach Cincinati, allwo er am 18. Jänner l85i glücklich ankam, und von dcm verewigten Bischöfe Eduard Fenwick (ersten Bischof in Ohio) mit väter, licher Liebe empfangen wurde. ' Während des Wins lrrs blieb er in Cincinali als deutscher Prediger, wo er auch in französischer, italiänischer und englischer Sprache die Seelsorge ausübte —und Missionsgeschäfte Herrichtete. Am 21. April 48Zl reiste er von Cincinali dert Seelen, und brachte beinahe alle Indier in, UNK weit um ^rki-L-ci-ocliL zur Erkenntniß Gottes un> Jesu Christo, — und weihte auch mehrere Filialen, die die bekehrten Wilden aus Holz sich erbauten, eln. Er studierte, um mehr wirken zu können gleich Anfangs mit großem Eifer durch Hülfe eines Dollmetschers die Sprache der Wilden, und bildete sich zugleich eine Gtam» malik und ein Wörterbuch; auch verfaßte er schon lm ersten Jahre seines Dortseyns einen Katechismus und Gebetbuch zugleich in indischer Sprache, den er dann in I)c.'ls sondern Beistand Gottes— sich dieselbe gar bald eigen Mache, und sich dadurch in die Lage versetzt, sieht viele hundert Heiden ewig und zeitlich glücklich zu machen. Die volkreiche Insel I^?aii,te, ist wie er schreibt, sehr an-muthig und gesund, und hier, denkt er, seine noch übrigen Lebenslage zuzubringen, und von da aus, als vom Centrum, auf die übrigen her«ml!egenden Plätze einzuwirken. GotHsegne ihn und wirkcnoch ferner mit ihml — ______ Sine Macht unter den Vevuinen. (V e s ch c u si.) Es war schon dunkle Nacht, als der Scheikh mlt femlm Gesänge zu Ende gekommen wa^r. So viel wir aus unserm Dolmetscher herausbringen konnlm, war der Inhalt eine kriegerische Erzählung von d«» Thaten ihrer Altvordern, als diese noch die Gauen ihres ursprünglichen Vaterlandes bewohnten. Wir Europäer verstunden freilich von der langen Romanze kein Wort, aber es war keiner unter uns, der nicht gewünscht hätte, daß dieselbe noch viel länger dauern möchte; e5 lag so etwas unnennbar Schönes in dem Anblicke dieser schweigsamen Wildenversammlung, beleuchtet von dem rö'thlichen Scheine des Feuers! Wie lange Zeit wird es währen, und man siehe dort keine solchen Scenen mehr! In zwanzig Jahren vielleicht dürfte an der Stelle, wo die Lehmhütten dieses Darskars gestanden, der Rauch aus den Schorn. steinen europäischer Pflanzer steigen, und die lustige Walzermusik unserer Dorfkirchweihen das romantische Mährchen der Araber ersetzt haben. Es war Mitternacht vorüber. Wir ruhten laugst auf weichen Lagern unter dem Zelte von Kamchlshaa-ren*) des gastfreundlichen Scheikhs. Ein leichtes Fieber, die Folge des Marsches und der Tagcshitze, überfiel mich, und jrieb den Schweiß aus meinen Gliedern. Während ich mich so herumwälzte, gaukelten mir hun» dcrt Schreckbilder vor, und eine unendliche Angst quä^ te und folterte mich. Wenn nun, dachte ich so bei mir, die scheinbar gastfreundliche Aufnahme dieser Wilden nur Verstellung gewesen, um uns im Schlafe desto siche, re-r zu morden, wenn sie der Lehre ihres Körnns gedenken : stovte den Giaur, so thust du Gott einen angenehmen Dienst,« wenn endlich in dem Herzen jenes Scheikhs mit der Erinnerung der geschändeten Tochter der Rachedurst gegen die verhaßten Unterdrücker erwachte - ich wähnte, bald die nahenden Schritte unserer Henker zu hören, bald Gift mit den genossenen Speisen verzehrt zu haben. Als ich endlich aus einem quälenden Fieberschlummer erwachte, d,a sah ich in,d?F That die wilden Traumgestaltcn mit dem MordstM« vor meinem Lager stehen. Es waren unsere arabischen Führer, die «ns zum Aufbruche mahnten, wenn wi« heute noch Duera erreichen wollten. Der Scheikh empfing uns, umgeben von f^st dem gesummten männlichen Theils der Bevölkerung, ander Schwelle seines Ha-duars, um uns das Geleite bis zu dem Stachelfeigen' zaune zu geben, der den Daskar umgab. Es war in-zwischen durch unsere Führer bekannt geworden, daß sich Aerzte in unserer Mitte befanden. Nun umrwgt« uns plötzlich eine Menge von Beduinen, uns mit Bit« ten bestürmend um Mittel gegen die verschiedensten Krankheiten, von denen sie gehaftet zu seyn vorgaben. Es zeigten'sich mehrere darunter, die mit Blattern über und über bedeckt waren,- einige Weiber streckten ') Neben Vcr Wohmmg des Echcikhö befindet sicl, in iedem Stanimc ein Zc!t , das für die Frcmdcn bestimmt ist, wclchc !>.«: acqbische Gasttretmdschaft in Am'pnich nchinen wsllcn, - l9l — zms lhre aussätzigen Säuglinge entgegen, auch einen bleichen epileptischen Kranken führte man uns vor, den ein Schenun, d. h, böses Wesen berückt habe; dersel. be erinnerte uns an jene Besessenen, deren die Bibel so oft erwähnt. Um jene Zudringlichen uns vom Hal. fe zu schaffen, mußte ihnen unser Dolmetscher bedeuten, daß sie Mittel gegen alle ihre Uebel in der kleinen Hausapotheke fänden, welche wir ihrem Scheikh «^ Geschenk zurückließen. Die Freude Aller ober diese Nachricht war unbeschreiblich. Schon den Abend vorher hatten wir fast unsern sämmtlichen Vorrat!) an Pulver und Blei unter sie vertheilt, was den günstig, stcn Eindruck hervorgebracht hatte. Wir schenkten n»n dem Scheikh noch eine schöne Doppelbüchse und einige Korallenketlen für seine Frauen, wogegen er uns ein junges Maulthier, eine Pantherhaut und mehrere von leinen Weibern geflochtene Rohrdecken gab, aber von ii«em in arabischen Lettern geschriebenem Buche, um welckes ihn ein französischer Arzt gebeten hatte, wollte er sich durchaus nicht trennen. Nachdem ihm unser Dolmetscher noch Einmal unsern herzlichen Dank für feine gastfreundliche Aufnahme gesagt, lcgten n>ir, die muselmännische Würde nachahmend, die Hand auf un< ftr Herz, und schieden, Allen Lebewohl zuwinkend, nicht Hhne eine wehmüthige Rührung aus dem Kreise dieser Wilden, deren weiße Gestalten uns nachschauend noch ,'ange Zeit sichtbar blieben. N«e Brieftaube. Es ist nicht zu zweifelst, daß die Brieftaube i«ch das Gesicht allein in den Stand gesetzt wird, die außerordentlichen Luftreifen zu machen, welche seit der frühesten Zeit Erstaunen erregt haben. Hat man sie dN einem Sacke in eine Entfernung von ihrer Heimath Ot'oracht, so fliegen sie dahin und dorthin, als wollten sie sich erst überzeugen, ob sie die Freiheit wirklich besitzen; dann fliegen sie in Kreisen um den Ort herum, 'wo sie in Freiheit gesetzt wurden, erweitern den Kreis siets und erheben sich zu gleicher Zeit höher. Dieß geschieht so lange, als man die Tauben mit dem Auge erkennen kann und bis sie wahrscheinlich irgend einen bekannten Gegenstand erblicken, nachdem sie ihren Flug lichten. Anders machte es eine Taube, die aus einem Luftballon üoer den Wolken losgelassen wurde. Statt sich in Kreisen emporzuschwingen, senkte sich dieselbe gerade hinunter, bis si« einige Anzeichen von der Erde er-k.-lnnle, worauf sie die Kreise ebenfalls zu beschreiben begann und dieselben immer weiter zog, offenbar, um die Gegend zu überschauen und einen Gegenstand »u «?kennen, der ihr vorher bekannt gewesen war. Die Schnelligkeit, womit die Brieftaube lange Reisen zurücklegt, könnte vielleicht als Einwurf gegem diese Erklärung vorgebracht werden. Antoine z. V» erzählt, daß ein Herr (vonCölln,) der Geschäfte in Paris zu verrichten hatte, 50 Navoleonsd'or wettete, seinen Freunden seine Ankunft drei Stunden darnach wissen zu lassen. Nr nahm zwei Brieftauben mit sich, ">e Junge hatten, kam um zehn Uhr früh in Paris an, band jeder Taube ein Vrlefchen an, und ließ sie Punkt eilf Uhr fliegen. Eine davon kam 5 Minuten nach l Uhr in Eölln an und die andere neun Minuten später» Audubsn beweist, daß die amerikanische Zugtaube in einer Minute eine englische Meile weit fliegt, und sie ist noch schwerer als die Brieftaube. Die große Flugkraft der Zugtaube „sagt Audu» b o n," fetzt sie in den Stand, eine ungeheure Landsire« cke in ganz kurzer Z