M )333330i ><» n Sr# ~rz:i_: v Deutscher KlauöenBot-e. Levausgegeben non dev Gesellschaft dev „Söhne des hlst. Lerzens Jesu' Erscheint monatlich 32 Seiten stark. — Preis ganzjährig 3 K = 3 Mk. = 4 Frcs. Seite ^cßcnsDtCbcf deutscher Wisstoiiäre. P. Aug u st Schynse (Forts) ...................... 1611 Aus unserer 2iTifftou: Ein Brand in der Negercolonic ! Gesira bei Kairo............................ . 164 Die Lhienvell im Sudan.........................166 (Sin 'Sieger für die Sache der Sieger (Forts.) . . 170 i Sagende des Morgenlandes. Der hl. Basilius. - 173 | Aus betn häuslichen Seven der allen Aegypter . 176 j Aus dem Misliousleven: Bekehrungen von Neger- selaveu ...................................... 1781 Derniischte Nachrichten: Katholisches und Protestant. Missionsalmosen. — Statistisches aus den Missious-länbern. — Deutsche Bestrebungen im Auslande. — Die Eingeborenen von Suakiu.................181 Abbildungen: Eine Hyänenfalle. — Die Brandstätte in Gesira. — Der hl. Basilius. — Ein junger Sudanese. — Musieierende Beduinen. Wissionshcrus Withstand Bet WvtXen—^irof. 1901. tim Gotteslohn! erbittet Sas Gefertigte von seinen freunden und Gönnern entbehrliche Bücher, « wenn auch älteren Datums, besonders * ascetischen und theologischen Inhaltes. Missionshaus iTMihland bei Selxen. 5ür Ansichtskartsnsanimier I Jeder, wer UNS neue sichere Abonnenten zuführt, erhält über Verlangen ebensoviele schöne Ansichtskarten von Briren, Alühland, Aegfpten und Sudan, dortselbst ausgegeben und abgestempelt. dleltere Jahrgänge ^ öks KZlern öcr Mgkr" stick noch erhältlich und zwar: 5er erste Jahrgang ä 2 K, 5er zweite (2. für stch abgeschlossenes Halbjahr) ä ] K, 5er stritte ä 2 K. Alle Jahrgange zusammen bezogen Kosten nur 4 Kronen. jtSf*“ Behufs Erleichterung in der Versendung ersuchen wir die verehrlichen 215= r0t" nehmer höflichst, bei allen Anfragen, Geldsendungen u. s. w. stets die gedruckte Schleifnummer mitangeben zu wollen. Govwelponöenz öer Expedition. Eingegangene Geldsendungen. Kür das Missionshaus: I. Kindl, Temesvar.............................9.80 K. Baronin Lydia Hoffmann, Obermais, Meran . 20.— K- Dr- Edler von Schickh, Meran...................20.— K. Exe. Gras und Gräfin Hompesch, Meran . . 20.—- K. Aus Meran................................. 480.— K. Fran Glasel, München, für Heidenkind Josef 72 30 K. Aus München....................................31.— ft. Aus Deutsch-Südtirol........................ 404 — K. Aus Vorarlberg............................... 370.— K. Vom fb. Ordinariat Brixen................... 400.— K. Aus Vorarlberg.............................. 400.— K. M. Reinke, Münster i. W.........................5.18 K. Ungenannt, Neusrift.........................2 — K. Agathe Häfele, Hohenems.........................4,— K. B. Körend a, Leibnitz...............................3.— K. A. Banninger, St. Pölten.........................1.— K. (Vom 24. April bis 29. Mai 1901.) Aus Herxheim........................ A. Bohlig, Göttlingen............... Anna Rühl, Winklern.................. Josef Haslinger, Linz ............... Aus Westfalen....................... . . 3.58 K" . . 10.90 K' . . 4,- ft- . . 1- K- . 712.80 ft- Kür heilige Welsen: A. Schulz, Herrheim................ A. Rühl, Winklern................. H. Dörgens, Nürnberg ..... Schmitt, Pfarrer, Bayerfeld . . . J. Godec, Laibach..............' M. Gönner, Mühland................ Chr. Weiller, Ahrweiler .... . Zaruba, Pfarrer, Komornik.... Mohn, ftiwitten................... Fröhlich, Ahrweiler............... Baronin Buol, Kältern............. 1.19 ft. 2,— ft. 47.42 ft. 93.87 K. 100.- ft, 4 — ft. 70.49 ft. 48.20 ft. 58.75 ft. 12.92 ft. 30— ft. Büchersendungen gierigen ein von: Friedrich Wanjek, Graz; Engl. Institut, Brixen; Wiesthaler, Brixen. Sendungen von Wäsche u. s. w. gierigen ein von: Frl. Kupelwieser, Wien; Frl. Melanie Goger, Wien; Paramente von Baronin Constance Pillersdorff, Wien. Diesen und allen übrigen Wohlthätern sogen wir ein herzliches ,-Kergclt's Gott!" und bitten um weitere milde Gaben für unser Missionshaus. Yr. 6. Juni 1901. IY. Iahrg. Lebensbilder deutscher Missionäre. P. August Schönst'. (Fortsetzung.) m 21. September 1882 landete Schynse in 1*8 Algier, um daselbst fein Noviziat zu bc-J&rVr' ginnen, aber im Missionshause erwartete ihn eine harte Prüfung. Wie wir bereits erwähnt haben, hatte der Cardinal Lavigcrie in seinem Aufnahmsschrciben den Wunsch geäußert, Schynse schon mit 17. September zu Beginn der gemeinschaftlichen Exercitien im Missionshäusc zu sehen. Trotz aller Eile aber war es Schynse unmöglich, rechtzeitig einzutreffen; das Entlassungszeugnis aus seiner Diöccsc kam zu spät und auch das Ordnen seiner Familienangelegenheiten hielt ihn noch einige Zeit in der Heimat zurück. Beim Empfange zeigte sich der Cardinal ob der Verspätung etwas befremdet und erklärte Schynse, dass diese Verspätung ein um ein Jahr längeres Noviziat zur Folge haben werde. Das war für P. Schynse eine harte Probe, die in ihm einen heftigen Scclenkampf erregte. Er erbat sich einen Tag Bedenkzeit und fuhr iu sein Hotel zurück. Der Berns siegte. Am andern Morgen stellte er sich vor und erklärte, bleiben zu wollen. Doch sei hier gleich erwähnt, dass das gebrachte Opfer belohnt und P. Schynse nach einem Jahre zu den Gelübden zugelassen wurde. Mit der ihm eigenen Gründlichkeit widmete er sich dem Noviziat, in welchem die Missionäre in Hinblick auf ihr späteres Apostolat vorzüglich das innere Leben pflegen. Neben der ascetischcn Ausbildung, benützte er die freie Zeit dazu, sich in den afrikanischen Verhältnissen, sowie in allen seine späteren Missionen betreffenden Erfordernissen umzusehen und damit vertraut zu machen. „Die einzige wesentliche Schwierigkeit für ihn war", schreibt ein Freund P. SchynseS, „die Beherrschung des srnnzösischen Idioms. Elternhaus, Gymnasium, und sein späteres Leben hatten ihn nicht bis zur Fertigkeit in der französischen Sprache ausgebildet. Zudem war sein ganzes Denken und Fühlen deutsch. Von Jugend ans ein echtes deutsches Reis, hatte er nächst der göttlichen Führung nur durch seinen ausgesprochenen Missionsberuf für Afrika sich für eine damals als ausschließlich französisch bekannte Gesellschaft entschieden. In den ersten Monaten hatte er darum mit großen Sprachschwierigkeiten zu kämpfen. Zur größten Erheiterung seiner Mitnovizen bildete er sich durch eine ivahrhafte Sprachmengcrci eine Art Volapük. Wo. eS ihm zweckentsprechend erschien, benutzte er das Arabische, Hebräische oder Lateinische, welches letztere er durch die französischen Endungen zu französieren suchte, um dadurch ein Verständnis mit seinen Mitnovizcn zu erzielen. Infolge dieser babylonischen Sprachverwirrung wurde er oft die Veranlassung zu den heitersten Scenen, selbst bei den ernstesten Uebungen. Bei Gelegenheit seines Namenstages überreichten ihm infolge dessen seine Mitnovizcn 162 Lebensbilder deutscher Missionäre. eine Glückwunschadresse, welche in der seinerseits gebildeten Universal-Sprache abgefasst war. Doch berichtet ein späterer Zögling, dass P. Schynse sehr gut in der französischen Sprache geschrieben habe." Im September 1883 legte Schynse die Gelübde ab, aber seine Sehnsucht, in die Missionen gehen zu dürfen, sollte noch nicht in Erfüllung gehen. P. Louail, Provinzial der in Europa befindlichen Häuser der Weißen Väter, hatte sich vom Cardinal Lavigerie den ersten deutschen Mitbruder für Missious-zwecke ausgebeten, und dieser war P. Schynse. So musste P. Schynse nach Europa zurück, um, wie er in einem Brief bemerkt, die Mission dort bekannt zu machen, Leute für dieselbe zu gewinnen und Geld dafür zu sammeln. Für einen jungen scclcneifrigcn Missionär ist eine Sendung nach Europa, sei es auch selbst zur Förderung der Interessen seiner Mission, eines der größten Opfer. P. Schynse brachte es ohne Widerrede. P. Louail berichtet hierüber folgendermaßen: „Seine unbeugsame Willenskraft, verbunden mit einer heroischen Hingabe a» seinen Beruf, belebt und erleuchtet durch einen felsenfesten Glauben, trug den Sieg auch in dieser Prüfung davon. Ich sehe ihn noch vor mir, wie er wcggicng, ruhig ergeben, voller Energie: und Dank seinem Takte und außergewöhnlichen Begabung gelang cs ihm trotz der großen Schwierigkeiten, daS Interesse für unser Missionswcrk in Oesterreich wachzurufen und es mit bedeutendem Erfolge zu befestigen." Sein Standquartier war Lille, wo die Gesellschaft ein Missionshaus besitzt; von dort auS sollte er „seine Excursionen machen", dort von seiner Arbeit „ausruhen." Anfangs October kam er in Lille an, und nach kurzem Aufenthalte daselbst reiste er in Missionsangelcgenhciten nachSteyl und Venlo, von dort durch Deutschland, wo er im Vorübergehen seine Heimat besuchte, nach Wien, wo er Ende October ankam. Hier warteten seiner nicht geringe Schwierigkeiten, die er selbst in einem Brief mit seinem gewohnten Humor schildert: „Wir Menschen werden wunderbar geprüft, wir könnten's nicht ertragen, hätt' uns nicht den holden Leichtsinn die Natur verliehen — und mit dieser guten Gabe hat der liebe Gott mich reichlich ausgerüstet. „Nur die Lumpen sind bescheiden", dachte ich in Verzweiflung und beschloss, bei den Capu-zinern zu bleiben bis man mir die Thür weist, das wird aber noch lange dauern, ob ich willkommen bin oder nicht. Ich habe nun Wien etwas studiert, wurde non fürstbischöflichen Gnaden sehr gut ausgenommen, aber er kann nicht eher was für mich thun, bis ich die staatliche Erlaubnis zu einer Privatcollccte habe, und das wird wohl noch etwas dauern. Inzwischen suche ich die Geistlichen auf. Es ist wahr, man ist sehr exclusiv hier. Zudem soll man Verbeugung machen noch tiefer als beim Confitcor, und diese mache ich halt nur, wo die Rubriken cS angeben, sonst ist mein Rücken zu steif. Glücklicherweise komme ich aus Afrika, und so darf ich hoffen, dass man zu meiner Ungeschliffenheit denkt: „Er ist halt unter Wilden verwildert", und cs mir nicht entgelten lässt. Nun bin ich auf der Suche nach „Empfehlungen." In Frankreich war unser Kleid und der Cardinal überall Empfehlung genug; hier sind beide unbekannt. Ich habe meinen Obern nach Lille und Afrika geschrieben nud einmal gehörig raisonniert; ich erwarte nur noch Antwort von dort, dann gehe ich auf die Dörfer, d. h. ich suche den Adel auf seinen Schlössern auf; so werde ich Ihre k. Hoheit Gräfin Eh.........und Durchlaucht Fürst W................., der uns mit Herzog von Mecklenburg in Afrika besuchte, aufsuchen. So hoffe ich allmählich doch Eingang zu finden. Freilich drei Wochen sind so verloren, aber die kann ich im Januar zusetzen, wenn ich nicht ganz abberufen werde. Gegebenenfalls bitte ich Se. Eminenz, sich beim Kaiser ins Mittel zu legen. Ich bin nun hier und will nicht so mir nichts dir nichts leer abziehen. Auch habe ich im Wiener Diöccsau-blatt und im kath. „Vaterland" Artikel veröffentlicht und gedenke ich in letzterem mit einer Reihe fortzufahren über Aftika, Sahara und Acquator, um uns so bekannt zu machen; denn der Fehler ist, dass uns kein Mensch kennt, selbst nicht die geistlichen Behörden. Dazu kommt noch der Rassenhass gegen die Franzose», der durch die Pariser Seaudalc gerade recht groß ist. Mein Charakter als Rheinländer schwächt den etwas ab." Man ersieht aus diesem Schreiben, dass selbst der „Bettel für eine so heilige Sache" für P. Schynse kein Rosenpflücken war. Doch verweilte er drei Monate in Wien und besonders durch sein unermüdliches Schreiben in den Zeitungen gelang cs ihm, seine Mission in Oesterreich bekannt zu machen und an Geld die Summe von 5185 Francs zu Missions-zwccken abzuliefern. In Oesterreich lernte er die gräfliche Familie Des Enfants d'Avernas kennen, und von den Anstrengungen eines Sammlers und Schriftstellers zugleich erschöpft, folgte er der Einladung des Grafen nach dem gastlichen Freibüchl in Steiermark, wo er gleichzeitig einen alten Studienfreund und Priester seiner Hcimatsdiöcese fand. Mit der gräflichen Familie D'Avernas blieb P. Schynse von dieser Zeit au in innigster Verbindung; in dem Grafen fand Lebensbilder deutscher Missionäre. 1Ö3 er bis zu seinem Tode einen aufrichtigen Freund Und hochherzigen Gönner. Am 10. Januar 1884 kehrte I'. Schynse behufs geistiger Erfrischung auf einige Wochen in das Missionshaus nach Lille zurück und ertheilte hier einigen Schülern den Unterricht. Aber schon im März hatte er wieder auf Weisung seiner Obern in Amsterdam „sein Geschäft" zu etablieren! von da aus durchzog er ganz Holland, um für seine Mission Mittel zu sammeln. Er hatte Glück. Während P. Schynse in Amsterdam weilte, musste er eine» bitteren Seclenkampf ausfechten, einen Kampf zwischen Kindes- und Berufspflicht, zwischen Natur und Gnade. Schon als er noch Novize war, hatte es die Seinen gereut, dass sic ihn hatten ziehen lassen; sie scheinen ihm auch in ihren Briefen ähnliche Andeutungen gemacht und ihn zum Austritte aufgefordert zu haben; wenigstens schreibt P. Schynse aus dieser Zeit, dass er seinen Beruf gegen die Seinen vertheidigen müsse, dass man ihn zur Desertion verleiten wolle. Indessen erkrankte sein jüngerer Bruder Jacob, der nach seinem Weggange seine Stelle in der Familie übernehmen sollte; daS ärztliche Urtheil lautete dahin, dass er vielleicht auf lange Zeit ans seiner Stellung als Gymnasiallehrer scheiden und jede ernste und anstrengende Beschäftigung meiden müsse. Nun trat man neuerdings an ihn heran, und cS war seine Mutter, die ihn zum Austritte ans der Gesellschaft aufforderte. Für P. Schynse, der ja an seiner Familie mit ganzem Herzen hieng, war cs ein heißer Kampf, aber er trug den Sieg davon. Die Worte, welche er in dieser Angelegenheit an seine Mutter richtet, sind das schönste Zeugnis für sein goldenes Herz und seinen eisernen Charakter: „Ich glaube, dass diese Geschichte (Erkrankung seines Bruders) sich endgiltig ändert, sobald ich sichern Bescheid — Entsendung nach Afrika — habe. Solange ich hier Jacob und Euch erreichbar bin, wird es sich nicht ändern. Du sahest in dieser Sache einen Fingerzeig Gottes, dass ich zurückkehren solle; ich sehe gerade das Gegentheil darin, anscheinende Hindernisse, um mich abzuhalten, meiner Pflicht zu folgen. Ließe ich die Angriffe stark werden, um vielleicht, versucht durch ein natürliches Gefühl, zu unterliegen, cs wäre mein Schaden und der der andern. Ich sehnte die Stunde herbei als die glücklichste, in der ich mich auf den Weg machen dürfe; diese Freude war etwas zeitlich und egoistisch, drum gibt mir Gott ctivas Hefe in den Becher; ein Feigling, der sich dadurch abschrecken ließe. Ich sehne mich ebenso sehr nach meiner Mission wie früher, nur wird der eud-giltige Abschied mir schwerer fallen und darum, da daun auch meinerseits ein wenig Opfer dabei ist, auch vielleicht ein wenig verdienstlicher sein, als es sonst für mich gewesen. Vor zwei Jahren brachten andere ein Opfer, aber nicht ich, die Reihe muss auch an mich kommen. Ich dachte schon mit großem Zweifel an die Leichtigkeit, mit der ich nach dem Innern gicnge; nun wird er etwas schwerer, und ich bin deshalb viel sicherer auf dem guten Weg zu sein. In manchen Gefahren ivar der neucutdcckte Congo mit seiner zahlreichen Bevölkerung und die innerafrikanische Wildnis mit ihren Sclavenjagden mir ein Stern mtb Rettungsstern. Dass ich nun infolgedessen daran hielt und noch halte, darf man mir nicht verdenken. Darum will ich aber auch nicht, dass Du in dergleichen Dingen Dich an die Obern wendest, um dieselben von ihren Entschließungen abzubringen, wenn vielleicht bei endgiltiger Feststellung des Personals der nächsten Expedition und der Congo-posten mein Name sich auch unter den Erwählten findet." Um ähnliche Unannehmlichkeiten unmöglich zu machen, bat P. Schynse Ende April 1884 seine Obern um anderweitige Verwendung, indem er seinem heißen Wunsche, in den Missionen Jnnerafrikas zu wirken, Ausdruck gab. Infolgedessen wurde er aus Amsterdam nach Lille berufen mit der Weisung, sich auf die Abreise nach den großen Seen und dem Obercongo vorzubereiten: außerdem war er daselbst mit der Heranbildung der Zöglinge beschäftigt und bekleidete die Stelle des Verwalters. In Abwesenheit des Provincials lag ihm die Leitung des ganzen Hauses ob. „Ich war", schreibt P. Louail, „so glücklich, ihn zu besitzen; ich konnte mich vollkommen auf seine Einsicht und Klugheit verlassen." Von Lille aus machte P. Schynse verschiedene Male Streif-züge nach Deutschland, wenn cs galt, einen Aspiranten für die Mission zu gewinnen; cs geschah dies immer in Laienkleidnug, da er wegen nicht erfüllter Militärpflicht inzwischen straffällig geworden war und infolge seines Missionskleides kein Aufsehen erregen wollte. Von Lille aus war er auch bei Gründung der apostolischen Schule zu Woluve bei Brüssel thätig, ivclche Anstalt in den letzten Jahren nach Mcchcln verlegt wurde. Im Mai 1885 wurde eine Karawane ausgerüstet, welche den mittleren und oberen Congo erforschen und geeignete Stellen zur Anlage von Missions-stationen suchen sollte. Es war dies eine schwierige Aufgabe, zu der nur Männer von großer Klugheit und eiserner Willensstärke verwendet werden konnten. Die Leitung dieser Expedition wurde P. Dumont übertragen, und in letzter Stunde ergieng auch an P. Schynse die Weisung, sich derselben anzuschließen. (Fortsetzung folgt.) 11* Aus unserer Mission. Feuerst» runst in der Ueger-Lolonie Gesira bei Kairo. Gesira, 18. April 1901. Negereolonie Gesira, welche ausschließlich dem Wahle der in Aegypten angesiedelten Neger gewidmet und den Lesern dieser Zeitschrift bereits aus früheren Jahrgängen bekannt ist, wurde unlängst von einem schweren Unglücke betroffen. Eine kurze Schilderung desselben wird, so hoffe ich, nicht verfehlen, die Freunde und Wohlthäter unserer Mission zu inniger Theilnahme und wohlthätiger Hilfeleistung anzuregen. Die Negercolonie zählte unter ihren Gebäulichkeiten eine Schreinerwerkstätte, in welcher, wie in den andern Werkstätten der (Monte, mehrere junge Neger unter Leitung fachmännisch gebildeter Laienbrüder der Mission daS Handwerk erlernten. Diese Schreinerei lag dicht am Nil und entsprach durch ihre Ein-richtung allen Anforderungen der Neuzeit, da in derselben die modernen Erfindungen in einer den Bedürfnissen unserer Mission entsprechenden Weise verwertet waren. Dieselbe enthielt unter andern: mehrere Holzbearbeitungsmaschinen, Säge- und Bohrmaschine, welche von einer Dampfmaschine in Betrieb gesetzt wurden. Letztere befördert zu gleicher Zeit das Wasser aus dem Flussbett über den hohen Uferdamm und dient so der künstlichen Bewässerung der zur (Monte gehörigen Grüudstücke, ohne die bekanntlich der Ackerbau in Aegypten unmöglich ist. In der (Monte war seit der Zeit ihres fünfzehnjährigen Bestandes nie ein Brand vorgekommen. Wie groß war daher unsere Bestürzung, als wir in der Nacht vom 15.—16. März Abends um 11 Uhr plötzlich durch den Ruf: „Es brennt in der Schreinerei" aus dem Schlafe geweckt wurden. Ich stieg schleunigst aus die Terrasse des Missionshauses, um einen Blick aus die hinter dem Negerdorfe und durch dasselbe etwas verdeckte Werkstätte zu gewinnen. Sowohl der grelle Feuerschein, der die Brandstätte in weitem Umkreise beleuchtete, als auch die zahllosen Funken, welche dort unaufhörlich in die Höhe stiegen und nach allen Richtungen zerstoben, ließen keinen Zweifel übrig, dass der Brand schon große Dimensionen angenommen hatte. Alsbald hatte sich die Kunde von der Fcuers-brunst in der Colonie und in ihrer nächsten Umgebung verbreitet. Sowohl aus dem Dorfe, worin unsere verheirateten Neger angesiedelt sind, als auch aus dem Missionshause, worin gegen 70 Negerknaben gegenwärtig mit den Missionären zusammenwohncn, eilte man scharenweise zur Brandstätte, da letztere vom Missionshause ungefähr 500 Meter entfernt ist. Selbst eine beträchtliche Anzahl von Fremden, die in dem nahen Gesira - Hotel die Wintersaison zubringen, opferten ihre Nachtruhe, mit den Brand aus nächster Nähe anzuschauen. Leider war der Brand bei seiner Entstehung wegen der isolierten Lage der Werkstätte von Niemanden in der Eolouie bemerkt worden; bei unserer Ankunft an der Brandstätte hatte das Feuer bereits die ganze Werkstätte erfasst, da cs in dem darin befindlichen Holzvorrathe reichliche Nahrung fand. Die Flammen schlugen hoch gen Himmel empor, und der mit majestätischer Ruhe dahinfließende Nil, die in der Nähe vor Anker liegenden Dampfschiffe und Segelbarken nebst einem großen Hüusercomplex der gegenüberliegenden Vorstadt Boulak erstrahlten in malerischer Beleuchtung. Die Frage, wie der Brand zu löschen oder auch nur einzuschränken sei, war unter den obwaltenden Ilmständen trotz der unntittelbarcn Nähe des Nils eine schwierige. Weder in der Colonie noch in ihrer nächsten Umgebung war eine Feuerspritze aufzutreiben °, auch konnte die städtische Feuerwehr, da die Colonie etwa eine Wcgcstunde von Kairo entfernt ist, nicht schnell genug zur Stelle sein, um wirksame Abhilfe zu leisten. Immerhin thaten die Bewohner ihr Möglichstes, um dem Brande zu steuern; die einen suchten das Feuer durch Wasser zu löschen, welches aus dem Flusse in Eimern geschöpft und von den ein Spalier bildenden Ncgerknabcn in rascher Aufeinanderfolge zum Feuerherde befördert wurde Andere rissen mit Aufbietung aller Kräfte den Holzvcrschlag nieder, der sich dicht an die Werkstätte anschloss und entfernten alles, ivas dem verheerenden Elemente weitere Nahrung bieten konnte. So blieb der Brand auf die Werkstätte beschränkt, glücklicherweise wurde die Dampfmaschine gerettet, welche, wie schon gesagt, auch zur Bewässerung der Felder dient und daher den wirtschaftlichen Betrieb der Colonie wesentlich bedingt. Unterdessen war auch die Feuerwehr aus Kairo mit einer großen Feuerspritze eingetroffen. Leider musste die letztere nach einigen vergeblichen Versuchen als unbenutzbar in die Stadt zurückgebracht tvcrdeu, Aus unserer Mission. 165 bn eS wegen des hohen und steile» Uferdammes nicht möglich war, dieselbe mit dem Flusse in Verbindung zu bringe». Es wurde daher in aller Eile eine andere Spritze geholt, die jedoch auf der Brandstätte erst eintraf, als das Feuer dem Erlöschen nahe und keine Gefahr mehr zu befürchten war. Wie der Brand entstanden, konnte bis heute nicht ermittelt werde». Der dadurch verursachte Schaden ist keineswegs gering und ist unter den gegenwärtigen Verhältnissen der Mission sehr zu beklagen. Die bereits erwähnten Holzbearbeitungsmaschinen, welche erst vor zwei Jahren auS der Maschiueubauaustalt von Kirchner in Leipzig neu hervorgegangen, wurden werden müssen, wo gemäß den Plänen unseres hochwürdigsten Herrn Bischofs eine möglichst umfassende Thätigkeit zu entfalten ist, waS bei dem Vordringen der protestantischen Propaganda auch durchaus geboten erscheint. Der Schreiber dieser Zeilen richtet daher seinen Hilferuf an die geehrten Leser dieser Zeitschrift und hegt das zuversichtliche Vertrauen, dass derselbe bei unseren Freunden und Gönnern ein geneigtes Ohr finden und dass recht bald der Wiederaufbau unserer Schreincrwerkstätte ermöglicht werde. Für die Wohlthäter der Mission werden jährlich mehrere heilige Messen gelesen; auch werden die Negerkiuder unserer Colonic nicht aufhören, in dem Brandstätte der Ilegercoionie ßesira Del Kairo. sammt Werkzeugen zerstört oder doch derart geschädigt, dass es sich nicht lohnt, dieselben aus den übrig gebliebenen Bestandtheilen wieder herstellen zu lassen. Außerdem wurden vier Hobelbänke, eine Drechselbank sowie fünfzehn für die katholische Kirche in Bonlak neu angefertigte Bänke, nebst reichlichem Holzvorrath ein Aaub der Flammen. Der Brandschaden muss daher auf nicht weniger als 3000 Gulden geschätzt werden. Die Mission kann aus eigenen Mitteln diesen empfindlichen Verlust unmöglich ersetzen. Da ihre Gelder zur Gründung neuer Stationen in ben oberen Nilgegenden verwendet gemeinschaftlichen Gebete, dass sic täglich eigens für die Wohlthäter zum Himmel emporsenden, die himmlischen Segnungen auf dieselben herabzuflehen. Das Geldalmosen, welches sowohl durch «commandierten Brief in Form einer beliebigen Banknote als auch durch Postanweisung sicher befördert wird, möge man gütigst unter folgender Adresse absenden: An R. Pere, Superieur de la Colonie des Negres au Cairo, Egypten Dasselbe wird auch in unserm MissionS-haufe in Mühland zur Weiterbeförderung dankend entgegengenommen. P. I. SB citier, S. d. h. H. Die Thierwelt im Sudan. "^|n den weiten Einöden, in den Steppen und Wäldern, wie in den mächtigen Nilarmen haust eine Unzahl von verschiedenen Thierarten, deren Gesammtanfzählung und Beschreibung aber unmöglich wäre, da das ungeheure Land noch viel zu wenig erforscht ist. Darum führen wir hier nur jene Thiere an, die dem Fremden bald unb am meisten auffallen. Von den afrikanischen Ranbthiercn fehlt in den Sudanländern keines, sic sind alle da, von der wilden Katze bis zum König der Thiere; selbst der schlaue Fuchs fehlt nicht, wohl aber fehlt der Wolf. Den Reigen der Raubthiere führt der Löwe an, der im nördlichen Sudan seltener vorkommt, dafür aber um so zahlreicher in Senaar, südlichen Kordo-fan, Darfnr, Bahr-cl-Ghazal, ganz besonders am Weißen Nil. Die Neger unterscheiden zwei Gattungen von Löwen. Die kleinere, mehr lichtere Gattung, die sich mit der Jagd von Antilopen und Kühen begnügt, nennen sie euer d. h. Räuber. Die andere Gattung aber ist mehr dunkel gefärbt, und der Kopf ist viel größer; dieser ist der gefürchtete Kor, denn er macht auch Jagd auf Menschen. Er ist so kühn, dass er sich zweimal aus der Nähe einer Missionsstation einen Mann vom Feuer weg holte und mit seiner Beute im Rachen in einem Satze den hohen Dornenzaun übersprang und im Walde verschwand. Die Neger erzählten, dass er zuweilen sogar in die Hütten einbricht und Menschen raubt. An den früheren Missionsstationen Gondokoro und Hl. Kreuz kamen oft die Löwen in der Nacht bald einzeln, bald mehrere, bis vor die Hausthüre und führten da mit ihrem schauerlichen Gebrüll ein unheimliches Concert auf. In solchen Fällen machten die Neger um die nahen Hütten Feuer an, schrieen, schlugen mit Stöcken zusammen und so gelang es ihnen gewöhnlich, die Löwen zu verscheuchen oder fernzuhalten. Der tapfere österreichische Officicr und General-Gouverneur von Darsur, Rudolf Slatin Bey, befand sich einmal in einer großen Gefahr, von einem Löwen zerrissen zu werden. Wie er später einem Missionär erzählte, gieng er eines Tages auf die Antilopcnjagd und legte sich an der Tränke, wo sie stets zu kommen pflegten, auf den Boden ausgestreckt nieder. „Ich liege eine Weile da", so erzählte er, „und höre ein „Tapp, Tapp" der Tränke sich nähern und sehe im Mondlicht — um Gotteswillen — einen Löwen! — Einen Augenblick schwindet mir alle Besinnnung — was wird meine Mutter sagen! — Anlegen, mit Gazellcnladung, kann ich nicht. Unter kaltem Angstschweiße konimt mir der Gedanke, unmerklich zurückzukriechcn. Gott Lob, auch der Löwe machte langsam Kehrt — so entkam ich." Auch an L c o p a r d e n und Lux e n sind die Sudan-Wälder reich. Ein sonderbares, sehr gefürchtetes Raubthier ist der „Morfnin" der Araber, sehr zahlreich in Kordofan, Darfnr und am obern Bahr-Ghazal. Man nannte dieses Thier immer „Tiger", der aber in Afrika fehlt. Es muss ein Panther sein; derselbe geht auf Hyänen los; der Mensch ist bei Tage vor ihm sicher, aber nicht bei der Nacht. Aus der Nuba-Mission trug er häufig Schafe fort, zerriss auch ein großes Kameel ans der Weide. Von Hundearten sind bemerkenswert: der ekelhafte Wolfshund (canis lupaster), der zur Sanitätspolizei im Sudan gehött, die Füchse, die gefleckte und gestreifte Hyäne, der Hyänen Hund (canis pictus) von Senaar und eine Unzahl der unheimlichen Schakale. Die Hyäne, diese Auffrcsserin, ist ein scheues Thier; ein Missionär erzählte, dass er, obwohl in der trockenen Jahreszeit selten eine Woche vcrgicng, wo nicht nachts die Hyänen um die Station etwas suchten, doch nie so glücklich war, eine zu sehen. Ein Missionsdiener hätte gern eine geschossen und schlief deshalb bei offener Thür, doch obwohl er sic hereinschauen sah, konnte er doch nie so schnell nach dem Gewehre greifen, um schießen zu können; sic war schon wieder fort. Den Missionären stahlen die Hyänen alte Rindshäntc und Hörner von Antilopen und selbst präparierte Antilopen zogen sic in den Wald und verzehrten das Leder. Selbst nach dem Tode geben einem die Hyänen keine Ruhe. In der Station El-Obeid mussten die Gräber in Ermangelung einer Fricdhofmaner mit Dornen beschützt werden. Von den Mardcrarten ist das sagenhafte Ich ne u-m o n überall vertreten. Einstmals wurde dieses Thier — auch Ratte der Pharaonen genannt — von den alten Aegyptcrn für heilig gehalten und in jeder Stadt einbalsamiert, sowie an heiligen Orten begraben. Daran knüpfte dann die fromme Sage ihre Anekdoten an. „Wenn das Krokodil", so erzählten die heidnischen Priester, „auf der Sandbank schläft und den Rachen aufsperrt, so naht das Ichneumon leise, springt mit kühnem Satze hinein, beißt Die Thierwelt im Sudan. 167 und wühlt sich die Kehle hindurch, zerfleischt dem Ungethüm dad Herz und eröffnet sich mit seinen scharfen Zähnen und Krallen dann wieder den Ausgang. Oesters schleicht cS auch umher und spürt die Stellen ans, wo die schädliche Eidechse ihre Eier legt. Diese scharrt und wühlt cs ans und frisst sie bis zum letzten auf. Es ist ein Menschenfreund, ein Wohlthäter der Menschheit." So sprachen die Priester, und die Frommen glaubten ihnen und beteten cs an. Auch die Naturforscher Haben ihnen nachgesprochen. Aber das Ichneumon, welches ctivas größer als unsere Hauskatze ist, hat das Patent nur ans Mäuse und Schlangen; auch kleine Vögel und Eidechsen fallen dem gewandten Thiere zum Opfer. Mit dem Krokodile hat cd kaum jemals etwas zu schaffen gehabt; cs ist nicht so dumm ihm in den Rachen zu springen. Hühnereier sind ihm außerdem speit angenehmer, als die schweren Krokodilseicr, zu welchen cs nicht einmal gelangen kan». Die Krokodils-tnama verscharrt sie nämlich mit ihrem Schwänze in den Sand und bemacht sie, gerade ivie die Schildkröten es thun. Auch der Bandiltis und verschiedene Wiesel kommen im Sudan vor. Unter die Steppenthiere gehört aber vorzüglich noch die hübsch gefleckte Gencttakatze (Viverra Zönötta), welche oft halberwürgt zuin Kaufe angeboten, und deren Fell von den Neger» als Trophäe mit den Hals getragen wird. Reich ist der Sudan an Na get hie reu. Die Stachelmäuse und Springmäuse (Dypus Aegyplius), große Ratten und vor allen die kosmopolitische Wanderratte theilen sich redlich in das Geschäft, den Negern die Felder zu verwüsten. Nchnte» die Regen ab, trocknen die Teiche aus, so ziehen sie alle zum Flusse und dies in so großer Anzahl, dass sie kein Lärm, keine Katze aus der Fassung bringen kann. Einem französischen Kaufmann fraßen sie nicht bloß das Getreide, Kerzen, sondern packten selbst das Blei an; er legte ihnen Wist und am andern Tage fand er 400 Todte. Ucbrigens sind die Neger vor diesen Thierchen gar nicht scheu, sondern jagen und fange» sie, um sic zu verspeisen; denn die Ratten essen ja nichts Schlechtes! sagen sie. In den Einöden und Wüsten finden sich schöne große Hasen. In Kordofan und Senaar findet sich in mehreren Arten das Stachelschwein. Von Einhufern ist das schöngestreifte Z c brn, das man nicht zähme» tan», im südlichen Senaar zuhause, und wird wegen seines Felles gerne gejagt. (Pferde, Esel und Muli gehören zu den Zuchtthieren und dies zumeist nur unter den mohammedanisch^ Neger-stämmen.) Zu den Ziveihnfcrn gehört in erster Linie der Büffel, der im ganzen Sudan vorkommt, besonders aber im Senaar und mehr noch am Bahr - Ghazal. Der sudanesische Büffel unterscheidet sich von dem ägyptischen nicht bloß durch den Kopf und die Lage der Hörner, sondern atich dadurch, dass der vordere Theil ungewöhnlich stark gebaut ist, während sie rückwärts zu sehr abnehmen; infolgedessen find sic vorzügliche Läufer, und in Gegenden, wo Kameele, Pferde und Esel fehlen, werden Büffel gezähmt und als Last- und Rcitthiere benützt. Während das Zebra mehr einzeln vorkommt, leben die wilden Büffel in Truppen. Die Jagd auf Büffel ist sehr beliebt, aber auch sehr gefährlich, denn der Büffel versteht keinen Spaß; ist er nicht tödtlich getroffen, so geht er gleich auf den Jäger los. Aber so ein Thier mit dem ersten Schuss niederzustrecken, ist schwer, dazu braucht cs Gewehre vom größten Caliber. Einer allein darf sich gar nicht wagen. Doch lohnt sich die Jagd, denn das Fleisch ist ausgezeichnet. Die Antilopen sind im Sudan wohl am zahlreichsten vertreten; man zählt 74 verschiedene Arten, und es ist noch fraglich, ob das schon alle seien. Besonders niedlich sind die Gazellen, die immer rudelweise einherhuschen. Die größte Gattung ist der „Tyang" und erreicht ein Gewicht von 2*/2 Centner» I diese haben mehr gerade aufstehende bis zu einem halben Meter lange Hörner und unter den Angen zwei Drüsen, so dass cs von der Ferne aussieht, als hätten sie vier Augen. Merkwürdig ist auch sein Betragen; sie gehen immer in Gesellschaft; während die andern liegen oder grasen, hält ein Männchen auf einer höheren Stelle, meistens auf Termitenhaufen, Wacht; sieht es jemand kommen, so schaut es starr her, bis man ihm auf etwa hundert Schritte »ahekoinmt, dann pfeift es, macht zwei tiefe Verneigungen, und nach diesem Coinplimente bekommt sie der Jäger selten mehr näher anzusehen. Diese Art soll den schönsten und schnellsten Lauf besitzen. Eingefangen werden die Gazellen zahm und anhänglich. So hatten vor Zeiten die Missionäre zu Char-tnm fast immer Gazellen in der Größe der Rehe, aber schön röthliche, braun und weiß gesprengelt, welche in den Zimmern ihre Bettelbesuche abstatteten. In den Gebüschen des Uebcrganges zu der Waldzone findet sich die statliche Giraffe, die man in Truppen bis zu 30 und 40 Stück antrifft. Manche halten dieselbe für ein sehr unschuldiges Thier; Jagdbeflissene — und die dürften cs wohl wissen — sagen, dass die Jagd auf eine Giraffe sehr beschwerlich sei, da sie mit den gelenkigen Hinterfüßen oft die Pferde ihrer Verfolger — manchmal auch den Reiter — todtschlägt. 168 Die Thierwelt im Sudan Unter den Vielhufem behauptet immer »ach den ersten Platz der muthwillige, oft spitzbübische Elephant, der-einst in Heerde» zu Hunderten anzutreffen war und die ansgedehnten Mimosenwülder mit seinem schmetternden Geschrei wie anS einer Trompete erfüllte. Man möchte meinen, ;o ein riesiges Thier sei doch immer ernst, und doch ist er eines der muthwilligsten Thiere. Wie schrecklich sieht es im Walde aus, wenn ein Trupp Elephanten einen Tag sein Standquartier darin gehalten! Da liegt alles quer durcheinander, viele Bäume sind entwurzelt, andere in der Mitte abgeknickt, Beste hängen herab, ganze Reihen liegen niedergerissen bn; doch sind diese Mimosen nicht so hoch, dass er nicht hinauflangen könnte, er thut es nicht, um bequemer fressen zu können, denn er rührt daS meiste nicht nn; eS scheint bloß, als ob sie ihre Kraft prüfen wollten — sie sind so wahrhaft die Holzknechte der Neger. Der Elephant ist auch nicht so unbehilflich; er legt sich nieder, hört er etwas, so springt er schnell anft ist er gereizt, laust er, dass ein Europäer ihm nicht leicht entrinnt, wohl aber vermag es der schlanke schnelle Neger. Sie fressen sonst bloß Blätter, außer wo sie etwa in die Nähe der Durrahselder kommen; da schleichen sie nur Nachtzeit so still hinzu, dass es Niemand merkt; allein des Morgens fehlen weithin an allen Stengeln die Aehren. Doch nehmen diese Thiere bedeutend ab, denn bekanntlich geht man ihnen mit Pulver und Blei sehr stark zu Leibe, so dass sie in manchen Gegenden schon seltener werden, und in einigen Jahrzehnten sich wohl die meisten noch weiter in das Innere zurückziehen werden. Man bedient sich zur Jagd großer Gewehre von 1 . pfundigen Kugeln mit Eisenspitzen und sechs bis acht Mann geben auf einmal Feuer. Ist jedoch das Herz nicht getroffen, so lauft der Elephant noch west und ist meistens für die Jäger verloren. Die Knochen seines Kopfes sind so hart, dass alle Kugeln sich breit schlagen, nur an der Stirne kann eine Kugel eindringen, wenn sie vertical anschlägt, sonst ist jede wirkungslos. Wird der Elephant blos; verwundet, so geräth er häufig in Wuth, wo dann die Jäger aus der Hut sein müssen, dass er sie nicht zu Brei trete und mit Baumästen begrabe, rote es schon Beispiele gegeben und Augenzeugen erzählen. Man hat auch beobachtet, wie Elephanten ihren angeschossenen schwerverwundeten Kameraden in die Mitte nahmen und mit ihren Rüsseln ihm forthalfen, wie es allbekannt ist, dass sie einander aus den Gruben, in denen sie gefangen wurden, herauszogen. Die Weibchen sind sehr reizbar, wenn sie ein Junges haben, da ist nicht gut im Freien auf sie zu schießen. Alte Männchen haben so gewaltige Zahne, dass einer über einen Centner wiegt; die Zähne der Weibchen, die wohl lang, aber dünn sind, erreichen selten zwanzig Pfund Gewicht. Das Fleisch dieser'Thiere ist gut, nur muss es lange gekocht werden; es schmeckt wie Schweinefleisch. Ein anderes afrikanisches Ungeheuer haust im Nil und seinen beiden Hauptarmen; es ist das Flusspferd (Hippopotamus), dessen Schädel auf der Wasserfläche wie eine Felsmasse erscheint und der dunkelschmutzigen Farbe wegen im trüben 9ii( schwer erkennbar ist — nur die großen Wellen verrathen es. Sein Leib gleicht einem rund ausgemästeten Schweine, mir sein Kopf ist ganz verschieden, denn er endet nicht mit schmalem Rüssel, sondern sein Maul ist 18 Zoll breit, aus dem 4 große Zähne hervorstehen, wovon die zwei unteren gerade herausgehen, während die zwei oberen gebogen neben den vorigen sich herabsenken. Sein Kopf misst 3 Fuß Länge und oft noch mehr, sein ganzer Körper 13 bis 15 Fuß. So plump und fett das Thier ist, so ist es doch behend, sein Lauf ist so schnell, dass man es nicht einholen kann. Ans dem Lande flieht es gleich vor dem Menschen, während es im. Flusse, wenn es gereizt ist, tapfer sich wehrt. Sie sind eigentlich nicht böse, aber sehr vorsichtig, denn immer tauchen sie wieder auf und schauen bedächtig um sich her, und tauchen schnell wieder unter. Bei Tage schwelgen sie im Wasser und spielen muth-willig oder überlassen sich auf einer Sandbank ganz dem dolce far ni en Le, liegen gleichgiltig da, bis etwa ein Schiff sich naht, wo sie dann langsam in den Fluten sich bergen und durch Brüllen in furchtbaren, immer tieferen Basstönen ihren Unwillen kundgeben, gestört worden zu sein. Sonst ist alles ruhig. Kommt aber der Abend, so hört man schon von weitem ihr tiefes Brüllen, als ob sie sich rufen würden; da machen sie sich auf und suchen sich einen Schmaus, und wehe, wenn sie etwa gar in ein Durrahseld gerathen! Was sie nicht abfressen, wird von ihren einen Schuh breiten Füßen zusammengetreten. Haben sie ein Junges, so bergen sie selbes, solange es klein ist, nicht bei sich im tiefem Flüsse, sondern in irgend einem Teiche oder Erdloche, wie unsere Missionäre einmal eines gefunden. Weil sie damals keinen Wind hatten, das Ufer aber schön war, so mussten die Matrosen daS Schiff mit einem Seile vorwärts ziehen; fie kamen aber nicht weit, so fanden sie neben dem Flusse in einem Loche, worin etwa ein Fuß tief Wasser war, ein junges Nilpferd, so groß wie ein Schwein. Ein schöner Fund, denn in Chartum gab man für so ein Junges schon auch 200 Duinccn. Also auf und angepackt! Es stiegen drei Mann in die Grube und wollten das Thier Dil! Thierwelt im Sudan. 169 binden und Herausnehmen, doch so klein es auch war, stieß es diese Burschen so in dem Koth herum, dass sie verzweifelten, es bezwingen zu können; nun stiegen noch drei Mann hinab, und halfen es binden, doch es schlüpfte aus den Banden aus und war wieder frei: erst nach einer halben Stunde gelang es, das Thier zu bewältigen und auf das Schiff zu bringen, ivo cs ein Schwein zum Gesellschafter bekam, und sich mit ihm ganz freundlich vertrug. Doch dieser Fang half wenig, denn nach acht Tagen verendete cs, weil die nachlässigen Matrosen ihm saure Milch zu trinken gaben. Am zahlreichsten sind die Flusspferde im Lande der Nuer und Bari. Wie alle Amphibien hat auch das. Flusspferd ein sehr zähes Leben und bei seiner ungewöhnlichen Größe (cs wiegt 20 bis 30 Centner) auch eine mehr als zolldicke Haut; kein Wunder, wenn uns vorbei und meldete, dass er schon eines geschossen habe — die Kugel drang ihm gerade durchs Gehirn — und ein zweites schwer verwundet sei. Er eilte, um Munition zu holen, während seine -Leute es bewachten. Wir gierigen auch, um dieses Schauspiel zu sehen. Eine große Menge Neger war auch erschienen, herbeigelockt durch die vielen Schüsse und die Sage, dass es Fleisch gebe. Ali kehrte zurück, setzte sich in ein kleines Bari-Schifflein, das der Besitzer geschickt leitete: er schlich sachte hinzu und schoss wieder. Das Thier floh auf den Schuss hin zum Ufer, als wollte cs zu Lande entrinnen, doch da waren die Schwarzen, diese schossen ihm ihre Pfeile in den Kopf, und einer stach ihm gar seinen Fischer-hacken in das Auge. Das Thier kehrte um, indem cS früher noch all das schmerzender Zeug am Ufer sich abwischte, und suchte, sich in der Tiefe zu ver- Eiite fiyäimtialle. es schwer ist, eines zu tobten. Selbst mit best größten Kugeln richtet mau nicht viel aus, wenn man nicht gerade die Stirn senkrecht trifft, wozu aber selten Gelegenheit ist. Fällt die Kugel nur etwas schief auf, so prallt sie ab und dringt gar nicht ein, sollte cs selbst eine Spitzkugel sein. Ein ehemaliger Missionär von Gondokoro beschreibt sehr anschaulich eine Flusspferdjagd, welcher er selbst beigewohnt hatte. „Da waren wieder die Elfenbeinkrämer da, und unter diesen befand sich Ali Tobn, der seinen Leuten, die schon lange bloß mehr Brot hatten, hier einmal Fleisch zu verschaffen beschloss. Er gieng auf die Jagd der Flusspferde, die hier in der Nähe sehr zahlreich sind. Schon um 10 Uhr früh kam er bei bergen. Doch cs war kein Bleiben, cs musste bisweilen empor, um Athem zu schöpfen, und der unermüdliche Ali war immer dahinter: hob cS seinen Kopf, so erhielt es auch schon eine Kugel unter allgemeinem Frcndengcschrei. Es sprang auf und wollte das Schiff zermalmen, doch der flinke Bari wich geschickt aus, was er jetzt viel leichter konnte, da das Thier sehr ermattet war. ES blutete sehr stark am Kopfe. Es lief .auf und ab, hin und her, doch auch sein Feind folgte. Da nahte cs uns, und einer schoss ihm so eine Kugel hinter daS Ohr, dass man glauben sollte, cs dürfte nun zu Ende sein. DaS Thier sprang auf den Schuss so in die Höhe, dass sein ganzer Leib in der Luft schwebte, fiel zurück und 170 Ein Neger für die Sache der Neger. da wühlte es im Wasser und rollte sich einige Minuten furchtbar herum, dann wurde cs nach und nach wieder ruhiger. Allein jetzt sah man ihm die Schwäche an, denn cs wollte nicht mehr von der Stelle. Ali nahte wieder, versetzte ihm noch einige Gute und brachte es endlich wieder zum vorigen Tanz, doch eS tobte nicht mehr so lange im Wasser herum, da erschienen seine Füße auf der Oberfläche und ein ungeheurer Jubel der Schwarzen verkündete das Ende des Kampfes. Viele Schwarze stürzten in den Fluss und schwammen hinzu und standen jubelnd auf dem Körper. Man schleppte es im Wasser zu Alis Schiff, wollte es ans Land ziehen, aber es war unmöglich. So band man es am Vordertheile des Schiffes an. Unterdessen brachte ein Schiff daS schon in der Frühe Geschossene und man band cs an das Steuerruder. Soldaten des Ali mussten die ganze Nacht Wache halten, damit nicht die Schwarzen sie des Nachts ablösten und aufzehrten. Es mar von Glück zu reden, dass kein Unglück geschehen, denn viele Kugeln prallten ab und flogen an die Ufer und über die Ufer, die voll Leute waren. Viele Kugeln machten bloß einen Ritz; wohl über 40 Kugeln erhielt es und meistens auf den Kopf. Am Morgen des nächsten Tages versammelte sich wohl die ganze Nachbarschaft; ich sah nie soviel Schwarze beisammen. Alle harrten wie hungrige Wölfe, das Lanzencisen in der Hand, denn sie wussten, dass Ali nur die Haut und die besten Brocken für sich nehme, das Uebrige aber ihnen gehöre. Soldaten umstanden das Thier mit Gewehr, mit Korbatsch musste man dreinschlagen, um sie fern zu halten, bis die Matrosen die Haut und Füße abgelöst hatten. Als man ihnen dann den Körper aus der Haut hinausivälzte — welch Geschrei! Es entstand ein förmlicher Kampf, jeder wollte hinzu, viele drückte man nieder, andere fielen auf den Boden; die rückwärts waren, stiegen über ihre Köpfe, alles schnitt und schrie, der eine verwundete den andern; hatte einer ein Stück abgelöst, so stieg er zurück und rannte heim. So was habe ich nie gesehen, kann es auch nicht beschreiben. Nach ein paar Stunden war kein Beinchcn mehr zu sehen alles war wie verschwunden. — (Fortsetzung folgt.) (Ein Keger für öie Sache der Neger oder „Meine Brüder, die Neger in Afrika." Ein ernstes Wort an Europas Christen von P. Ianiel Sorur WHarim Den, zu Kairo (f am 11. Jänner 1901). er Fetischdienst, zu dem sich der weitaus, größte Theil der Negerrasse bekennt, ist wie gesagt, die niedrigste Stufe der heidnischen Religion und die unterste Form des Götzendienstes. Immer weiter entfernte sich nämlich der Schwarze von dem wahren Gott, so weit endlich, dass ihm dieser Gott zu hoch und unverständlich wurde. Daher kommt es, dass er zuletzt Thiere, Pflanzen, Steine, kurz allerlei Dinge aus dem Reiche der Natur zum Gott erhob, den er anbetete; das sind die Fetische. Alles kann Fetisch werden, was da fliegt und kriecht, was lebt oder leblos ist, das Kleine und das Große, Wasser, Berg, Baum, Storch, Schlange, Wurm, Holz und Knochen. Zwischen dem unnahbaren höchsten Wesen, an das man nie oder selten denkt, um das man sich nimmer kümmert, und dem Menschen, stehen als Mittelwesen Geister, gute (Fortsetzung) und böse, die man im Fetisch wohnend sich vorstellt. Liegt auch in diesem krassesten Götzendienst eine dunkle Ahnung des Göttlichen, ein Rest vom wahren Gottesbewusstscin, so kann doch eine Religion ohne klare Erkenntnis Gottes, als des Anfangs und Zieles aller Dinge, eine Religion ohne genauen und sichern Begriff des Wahren und Guten, ohne Lehrsystem und Sittengesetz, eine Religion von sinnloser und abergläubischer Gebräuche keine Vorschriften darüber geben, wie der Mensch jene Ideale der Wahrheit, Schönheit und Gerechtigkeit erreichen könne, welche er zwar sucht, aber nicht findet. Daher ist der Götzendienst unfähig die Vernunft zu erleuchten, und noch viel unfähiger den Willen zur Ueberwindung n(t’ der Hindernisse zu entflammen, welche sich der Erkenntnis der religösen Grundwahrheiten cntgenstcllen. Entblößt von aller religiösen Grundlage bleibt des- Ein Neger für die Sache der Neger. 171 halb dem Götzendienst nichts übrig, als seinen Anhängern eben alles zu erlauben, ivas ihnen beliebt. Diese Religion besteht also i» dürftigem, äußerem Ceremonienwesen und dient den Negern als bequemer Deckmantel für die unmenschlichsten und schändlichsten Handlungen. Der Grund ist der, dass eine solche Religion absolut unfähig ist, dieselben zu verbieten; denn ihr fehlt jede klare Einsicht in die Sündhaftigkeit und Verwerflichkeit solcher Handlungen, vielmehr gelten sie ihr als löblich und verdienstlich. Und selbst wenn sie eine bessere Einsicht böte, so fehlten ihr doch die moralischen Mittel, um den Neger von solchen Schändlichkeiten abzuhalten und ihm edlere Gesinnungen einzupflanzen, damit er die Leidenschaften seines Herzens bändigen und im eigenen Hanse Ordnung schaffen lerne, so dass der Geist die Herrschaft über den Körper hätte und nicht umgekehrt. Die Religion soll ihrer Natur nach ans Bildung und Veredlung des Geistes und Herzens hinftreben, indem sie den Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit und zur Uebung des Guten anleitet; nicht aber soll sie der Sinnenlust als Spielball dienen, indem sie ihr alles zu thun erlaubt, was ihr beliebt, und so das Schamgefühl erstickt. Eine Religion, welche keine bestimmten moralischen Gesetze hat, vielmehr alles dem Gutdünken des Einzelnen überlässt, muss Nothwendig immer tiefer sinken. Der menschliche Wille ist schwach und unbeständig; heute fasst er einen guten Entschluss und macht Pläne zu dessen Ausführung, aber vielleicht morgen schon schreckt er vor den Schwierigkeiten zurück, welche ihm seine verderbte Natur oder die äußeren Verhältnisse in den Weg legen. Wenn er nicht durch feste Grundsätze geleitet ist, so gibt er den ganzen Plan wieder auf. Ein Volk, welches von solchen Einflüssen beherrscht ist, wird demnach nur insofern und insoweit religiös sein, als sein natürlich guter Wille es zum Guten antreibt, aber nicht kraft seiner religiösen Grundsätze. Dies ist auch beim Neger der Fall. Bleibt er auf sich selbst und den greulichen Götzendienst angewiesen, bleibt er abgeschnitten von jedem Verkehr und jeder Berührung mit zivilisierten Nationen, ohne Erziehung und Unterricht, so kann er vielleicht in gewissem Grade sittlich und gerecht sein infolge der Einwirkung des Naturgesetzes, er wird es aber niemals sein durch die religiösen Gesetze und Lehren seiner Religion. Der Neger im Zustand des Hcidenthums tappt wie ein Blinder ohne Führer umher, beständig in Gefahr, in den tiefsten Sumpf des Elends zu versinken. Ans diesem erbarmungswürdigen Zustand könnte er sich zu einem wahrhaft religiösen und gesitteten Leben erheben, wenn er vom Geiste des Christenthums oder I vielmehr der katholischen Religion durchdrungen würde; denn zweifellos ist dies die einzige Quelle und die einzige Grundlage wahrer Gesittung. Ich habe nun einigen Einwürfen zu begegnen. So haben manche das unsittliche Leben vieler Neger beobachtet und daraus ganz ungünstige Schlüsse auf die Rasse selbst gezogen. Allein fitt’S erste soll man doch bedenken, dass die Schwarzen eben Heiden und keine Christen sind. Zweitens ist cs ganz und gar ungerechtfertigt, von einzelnen Personen oder Stämmen einen Schluss auf die ganze Nasse zu machen. Der Mensch ist bekanntlich mehr oder weniger empfänglich für die Anschauungen und die Lebensweise seiner Umgebung. Will man also die Moralität einzelner Personen beurtheilen, so sind die besonderen Umstände, unter denen sie leben, zu berücksichtigen. Verurtheilt man aber ein Volk oder eine Rasse ohne weiteres, bloß auf Grund der Jinmoralität einiger Individuen, so heißt das von Jndividualerscheinungen auf die Gattung schließen wollen, und kein Gymnasialschüler würde mit solcher Logik einverstanden sein. Gibt cs doch anch Christen und selbst Katholiken, welche durchaus keinen soliden Lebenswandel führen. Wenn nun ein Neger ans solchen schlimmen Erscheinungen auf den Zustand der christlichen Völker schließen würde? Gerade so urtheilt man aber von gewisser Seite über die Neger. Reisende waren Zeugen von manchen ungerechten und unsittlichen Handlungen,, z. B. Diebstahl, Gewaltthätigkeit, Wollust u. s. w., — also, schlossen sic, sind alle Neger von demselben Schlag! Und wäre dieses Urtheil wirklich zutreffend, würde es dann nicht beweisen, dass die Neger um so hilfsbedürftiger und erbarmungswürdiger wären? Ferner haben verschiedene Gelehrte behauptet, die schwarze Rasse sei zum Ausstcrbcn verurtheilt. Zum Beweis führen sie an, dass auch viele andere Völker, besonders im Orient untergegangen seien, ohne eine andere Spur zurückzulassen, als auf den Blättern der Geschichte und in einigen Resten von Inschriften, welche der Zahn der Zeit noch nicht zu zerstören vermochte. Die Häuptursache dieses Untergangs sei ihr sittlicher Verfall gewesen. Meiner Ansicht nach ist es unnütz, nach den Ursachen des auffallenden Verschwindens so vieler Völker zu forschen. Die ganze Weltgeschichte ist ja gleichsam ein Abgrund von Geheimnissen. Wo ist die Nation der Chaldäer, deren Wissenschaft Kriegskunst und Gewerbe einst in höchster Blüte standen? Wo ist das altePharaoncnreich der Aegypter, welche die Lehrer Griechenlands geworden sind in Kunst, Philosophie und Naturwissenschaft; wo ist daS Reich Alexanders des Großen, wo das der Assyrer, Meder und Phönizier? Wo ist der Koloss des rö- 172 Ein Sieger für die Sache der Sieger. mischen Weltreichs, dessen Untergang die Römer selbst sich nie geträumt hätten? Welches war das Schicksal des griechischen, des römisch-germanischen Reiches und so vieler anderer Monarchien und Republiken? Sie alle existieren nicht mehr. Und die Ursache ihres Untergangs sollte allein die sittliche Entartung jener Nationen gewesen sein? Und welches Volk, welche Nation kann behaupten, sich im Lauf der Jahrhunderte rein und unvcrmischt erhalten zu haben? Soll die Negerrasse wegen ihrer moralischen Versunkenheit znm Aussterben verurtheilt sein, so müsste man für manche Reiche und Staaten auch in Europa ein düsteres Zukunftsbild entwerfen. De» besten Beweis für die Culturfähigkeit der Schwarzen liefern die alten christlichen Negerreiche, die sich bis tief ins Innere. Afrikas Hineinerstrecken, die Ruinen von Kirchen, welche wir an den Ufern des Nil ans jedem Schritt begegnen; ferner jene, welche sich auf Zanzibar und am Congo finden, nicht zu nennen die einst in hoher Blüte stehenden christlichen Reiche in Aegypten, Abessynien, dem alten Nubien, in Algerien, Mauretanien, Tripolis und den portugiesischen Besitzungen an der Westküste Afrikas: alle diese sind unwiderlegliche historische Zeugnisse für die ehemalige große Ausbreitung und Blüte des Christenthums in dem heutzutage so elenden und verwilderten Afrika. Oftmals von Barbaren überwältigt und vernichtet, vom Türkensäbel unterjocht und später nicht mehr wirksam genug unterstützt, um das Joch der Fremdherrschaft abschütteln und die Uebung der christlichen Religion wieder erringen zu können, mussten sie nothwendig unterliegen und zu Grunde gehen. Aber fragen wir uns: Welches wäre das Schicksal der christlichen Religion gewesen im Süden und Osten von Europa, in Griechenland, Ungarn, Polen, Oesterreich und Spanien, wenn Gott es zugelassen hätte, dass die Türken sich dieser Länder bemächtigten? Es unterliegt keinem Zweifel, sie hätten unter Strömen von Blut das Christenthum ausgerottet, wie sie es in Afrika und in der europäischen Türkei gethan haben. Wenn wir Neger, vielleicht Nachkommen von christlichen Märtyrern, heute auf dem Punkte angelangt sind, unsere Kniee vor der Kaaba in Mekka zu beugen, wenn unsere arme Heimat, die einst im Norden und am Nil so viele heilige Kirchenlehrer, Bischöfe, Einsiedler, Jungfrauen, Märtyrer und Bekenner hervorbrachte, zur Einöde und Wüste geworden ist, so tragen nicht wir die Schuld, als ob wir etwa von der Religion unserer Väter hätten abfallen wollen, sondern es musste deshalb so kommen, weil wir von der übrigen Christenheit gewaltsam losgelöst, unserer Priester und Bischöfe beraubt und von den christlichen Mächten im Stich gelassen wurden. Wenn man auch seit einigen Jahrhunderten wieder an unsere Civilisiernng und Christianisierung dachte, so geschah doch in dieser Richtung nur wenig und nur in Gebieten unter fremder Herrschaft. Der Neger in seinem jetzigen Zustand gleicht einem Kinde, das sich absolut nicht selbst helfen kann, son--bent auf fremde Hilfe angewiesen ist. Darum ist es Sache der echten, wahren Humanität, nicht uns zu verachten und im Stiche zu lassen, sondern uns aus dem physischen und moralischen Elend herauszuziehen. Einen Beweis dafür, dass die aufgewendete Mühe nicht fruchtlos wäre, liefert der bedeutende Aufschwung, den gegenwärtig die Neger in Amerika und besonders in den Vereinigien Staaten nehmen. So lange sie Selaven waren, konnten sie ihre geistigen Fähigkeiten nicht entwickeln. Seit Abschaffung der Sclaverei und Einführung obligatorischer Negerschnlen zeigen sie sich so intelligent und bildungsfähig, dass manche von ihnen schon hohe Staatsämter in der Unionsregierung begleiten konnten. Dieses Beispiel dürfte doch unzweifelhaft dafür sprechen, dass ihr sonstiger niedriger Zustand nicht ein der Natur anhaftender Mangel, sondern rein zufällig, von ungünstigen Umständen des Ortes, der Zeit und der Lebensverhältnisse verschuldet ist. Der Neger bleibt aber überall Neger, sei er in Afrika oder Amerika, in Asien oder Australien. Kann er nun in Amerika vorwärtsschreiten in Wissenschaft und Religion, warum nicht auch in Afrika? Der Neger ist aber auch überall Mensch, trotz der Farbe und mancher Verschiedenheit in der physischen Constitution gegenüber andern Rassen. Der Europäer ist nicht gelehrt ober eivilisiert, weil er schlank oder untersetzt, groß oder klein ist, oder wegen der weißen Farbe, so wenig als der Chinese es ist wegen der gelben und der Inder wegen der braunen Farbe. Die Neger stammen gleich den andern großen Völkerfamilien des Menschengeschlechts von demselben Vater ab, sie bilden nur einen Zweig an demselben Baume. Aber dieser Zweig wurde abgeschnitten. Während andere Völker, die ebenfalls in den Zustand der Barbarei herabgesunken waren — so tief sank übrigens kein Volk wie die Negerrasse — durch die Berührung mit anderen höherstehenden Nationen sich wieder allmählich emporarbeiten und mit Hilfe beständigen Ideenaustausches sich weiter entwickeln konnten, so war dies beim 9teger nicht der Fall und deshalb musste er zurückbleiben. Was er an Civilisation etwa von den Aegyptern, Phöniziern, Chaldäern, Assyrern, Griechen und Römern hatte gewinnen können, wurde ihm durch Barbaren wieder entrissen. Niemals aber haben Scflcitbc des Morgenlandes. 173 sich die Neger gegen CivilisationSversnche europäischer Nationen, unter deren Herrschaft sie standen, hartnäckig gesträubt, sofern sie nur menschenwürdig behandelt wurden. Das Beispiel, welches die Philosophen anführen, nämlich dass, wenn ein Kind vor Erlangung des Gebrauchs seiner Vernunft von allem Verkehr mit Menschen abgeschnitten würde, cS keine Idee von Gott und übersinnlichen Dingen erhalte, dies Beispiel erklärt sehr gut den zurückgebliebenen Zustand, in welchem die von jeder engern Verbindung mit der amüsierten Welt abgetrennten Neger sich befinden. Wenn nach einigen Schriftstellern, unter ihnen der Afrikareiscnde Schweinfurth, die Neger in früheren Zeiten eine gewisse höhere Cultur und Civilisation besessen haben und wenn inan die Ursache des Herabsinkens von jener höher» Stufe nicht begreifen kann, so denke man an die gegenwärtige abgesonderte Lage der Neger und man wird einsehen, dass ihre Erniedrigung nicht einzig und allein von sittlicher Verkommenheit herrührt. Ich behaupte nicht, dass wir Neger in sittlicher Hinsicht zu den Guten gehören ; weit entfernt, man kennt ja die moralischen Verirrungen, die bei manchen Stämmen geradezu schauerlich sind. Aber das ist noch kein Grund, um die Sinnlichkeit als die Hauptursache des erbarmungs-ivürdigen Zustandes, in dem wir uns befinden, zu bezeichnen. Die Verlassenheit des Negers ist die tiefste Ursache seiner Verkommenheit. (Fortsetzung folgt.) Legende des Morgenlandes. per Hl". ZZcisil'irrs, 6er Kroße, GrzbifcHof un6 Kirchenlehrer. (14. Juni.) ausgezeichnete Kirchenlehrer ward mit das Jahr 330 zu Cäsarea in Cappadocien geboren. Seine Eltern, Basilius und Emmc-lia, beide ans vornehmen Geschlechtern, waren ebenso durch Reichthum und Ansehen, als durch christliche Tugend ausgezeichnet. Von den vier Söhnen, mit denen ihre Ehe gesegnet war, gelangten drei, darunter Basilius, zur bischöflichen Würde, während einer das Leben eines Einsiedlers wählte und als solcher im jugendlichen Alter starb. Von den fünf Töchtern weihte eine ihr Leben dem Herrn, während die übrigen Gott in der Welt dienten. Die Großmutter des Heiligen, die Macrina hieß und eine Schülerin des berühmten Gregorius Thnn-matnrgns gewesen war, nahm den jungen, kaum entwöhnten Basilius in ihre Zucht und übte ans ihn den größten Einfluss ans. „Nie", bekennt dieser später, „werde ich die tiefen Eindrücke vergessen, welche die Reden und Beispiele dieser ehrwürdigen Frau ans meine zarte Seele ausübten." Den ersten Unterricht in den Wissenschaften ertheilte ihm sein Vater selbst, der in Neocäsarea Rhetor war; später kam er zur höheren Ausbildung nach Constantinopel und von dort nach Athen. Hier traf er Gregor von Nazianz, den er schon von Cä- ' sarea her kannte; in Athen schlossen die beiden gleicht gesinnten Seelen einen engen Bund, dem sich später auch des Basilius Bruder, Gregor, Bischof von Npssa, anschloss. Sie bildeten das sogenannte „cappado-cischc Kleeblatt." Basilius machte ausgezeichnete Fortschritte; er wusste, was er später christlichen Jünglingen gleichfalls anricth, ans den Blüten der heidnischen Literatur gleich einer Biene mit christlichem Instinkt nur Honig zu ziehen. „Wir sind," schreibt Gregor von jener Periode, „durch die Wissenschaft der Heiden sogar in der Gottesfurcht gefördert worden, indem wir durch das weniger Gute zur Erkenntnis des Bessern gelangten und ans ihrer Ohnmacht eine Stütze unseres Glaubens uns schufen." Um das Jahr 355 in seine Heimat zurückgekehrt, lehrte Basilius unter großem Ruhme die Rhetorik, bis er, namentlich ans Anrathen seiner frommen Schwester Macrina, den weltlichen Wissenschaften entsagte und sich ganz der ascetischen Lebensweise zu weihen beschloss. Zu diesem Ende bereiste er die Mönchsklöster Syriens, Palästinas und Aegyptens und verschenkte sein ganzes Vermöge» an die Armen, »m, ledig der Welt, an einem zurückgezogenen Orte — unweit von Neocäsarea und in der 8he dcs Dorfes Annesos, wo die Mutter Emmelia mit der MLAD . t- Der Dl. Basilius. Scflctibc bež SDlurgeÄntbeS. 175 Tochter Macrina in einem Kloster zusnmmenwohnten — in strengster Ascese »och den Mustern, die er in Aegypten kennen gelernt hotte, Christo «klein zu leben. <3obmm stiftete er mehrere Klöster, in denen er das Anachoretenleben mit dem Lönobitenthnin verband, und wurde so der Gründer des Mönchthums in Pontus und Cappadocien, sowie des noch heute in der griechischen Kirche bestehenden Klosterwesens. Um dos Jahr 360 hatte Basilius eine nicht geringe Anzahl Schüler um sich versammelt, bereit Eintracht, lieblichen Psalmengesang, nüchternes und arbeitsvolles Leben Gregor von Nozianz bei Gelegenheit eines Besuches nicht genug zu loben wusste. Ihr Brot, sagt er, sei so hart gewesen, dass man die Zähne daran zerbrochen, und der Mangel so groß, dass, wenn die sorgsame Mutter Emmelio nicht geholfen, sie hätten vor Hunger sterben müssen. In dieser Einsiedelei lagen die beiden Freunde auch bem Studium ob, und durch ihre gemeinsamen Bemühungen entstand die verdienstvolle Arbeit der „Philokalia", einer Blumenlese aus den Werken beS berühmten Origencs. Zugleich nahm Basilius auch schon damals an den Kämpfen gegen den Arianismus lebhaften Antheil. So machte er gegen Ende des Jahres 359 eine Reise nach Constantinopel, um Aetius zu bekämpfen. Im Jahre 364 empfieng er von Eusebius von Cäsarea die Priesterweihe und verwaltete nun daS Presbyteramt an der Metropole Cappadoeiens, ohne jedoch die ascetische Lebensweise zu ändern. Bald aber stellte er seine hier mit ebensoviel Ruhm als Erfolg begonnene öffentliche Thätigkeit ein. Er that dies aus Liebe zum Frieden, der gestört zu werden drohte ob der Eifersucht, wie es scheint, des Bischofes, der von seinem Presbyter in Schatten gestellt zu werden fürchtete. Basilius verweilte jetzt wieder in seiner Einsamkeit in Pontus, während Gregor von Nozianz sich alle MüD gab, zwischen ihm und dem Bischof eine Aussöhnung zustande zu bringen. Diese ward beschleunigt durch die Noth der Zeit. Als der wüthende Arianer Valens zur Herrschaft über den Orient gekommen war, sollte der Arianismus durch alle Mittel der Staatsgewalt ebenfalls zur Herrschaft gebracht werden. Der häretische Kaiser bereiste alle Provinzen, um durch persönliches Eingreifen der Irrlehre zum Siege zu verhelfen. Der Metropolitanstnhl von Cäsarea war einer der wichtigsten Posten im Gebiete der Kirche iinb der Kaiser setzte alles daran, ihn für die Ketzerei zu erobern. Diese Gefahr der Kirche hieß alles Persönliche vergessen; Basilius trat wieder ein in den Dienst der Kirche und ward dem Bischof alles in allem, und dieser hinwiederum ließ sich ganz von Basilius leiten. Der ebenso gewandte als glaubensstarke Basilius schlug die Angriffe der Arianer siegreich zurück und machte Cäsarea zu einem gewaltigen Bollwerke des kirchlichen Geistes. Um dieselbe Zeit brach daselbst eine furchtbare Hungersnoth aus; bei dieser verwendete Basilius das durch den Tod seiner Mutter ihm zugefallene Vermögen dazu, den NoHleidenden Hilfe zu schaffen, und verstand es zugleich, durch eindringliche Mahnreden die Vorrathskammern der Reichen zugunsten der Armen zu öffnen. Im Jahre 370 starb Bischof Eusebius, und Basilius wurde zu seinem Nachfolger gewählt. Gregor, Bischof von Nozianz, der die Wahl am meisten be-fürwortet hatte, ertheilte ihm die Weihe. Er begann seine Amtsführung mit Abstellung mancher Miss-bräuche; diese gelang ihm mit so leichter, weil er sich bemühte, wie Gregor sagt, in allem „der Beste zu sein, nicht es zu scheinen." Im Jahre 372 ver- suchte es Valens wiederum den Arianismus nach Cappadocien zu verpflanzen. Er betraute den Prü-fecten Modestus mit dieser Aufgabe. Modestus fuhr Basilius an, mte er es denn wagen könne, anders zu glauben als der Kaiser, und drohte ihm mit Confiscation, Verbannung, Marter und Tod. „Sonst nichts?" erwiderte lächelnd der Heilige. „Von allem diesem trifft mich nichts. Wer nichts besitzt, dessen Güter können nicht eingezogen werden. Verbannung kenne ich nicht, denn ich bin überall auf Gottes weiter Erde zuhause. Marter kann an mir nicht haften, da ich soviel wie keinen Körper habe. Der Tod aber ist mir willkommen, denn er bringt mich schneller zu Gott." Betroffen durch diese Antivort, sagte der Präfect: „9iicnntnb hat bis heute mit mir so und mit solchem Freimuthe gesprochen." „Du bist vielleicht", erwiderte Basilius, „auch noch auf keinen Bischof gestoßen." Noch einige Aeußerungen machten es dem Präfecten klar, dass er den Bischof nicht mürbe machen könne, und er kehrte heim und berichtete dem Kaiser: „O Kaiser, wir sind überwunden von-dem Vorsteher dieser Kirche. Er ist stärker als Drohungen, fester als Worte, kräftiger als Ueberrednng." Valens verbot, dem Bischof irgend eine Gewalt anzuthun, und äußerte großes Verlangen, ihn selbst zu hören. Er begab sich am Feste der hl. drei Könige mit großer Begleitung in die Kirche und legte selbst Gaben ans den Altar. Bei einer Unterredung unter vier Augen wusste Basilius den Kaiser so zu gewinnen, dass dieser ihm in der Nähe von Cäsarea mehrere Landgüter schenkte, auf welchen der Bischof ein Armenhaus von solchem Umfange gründete, dass Gregor von Nozianz dasselbe eine „neue Stadt" nannte. Als auch jetzt die 176 Au? dem häuslichen Leben der allen Negypter. Arianer noch nicht abließen, Valens zu Gewalt-maßregeln gegen Basilius zu drängen, ivard gerade in der Nacht, als Basilius ins Exil abgeführt werden sollte, der Sohn des Kaisers plötzlich krank, und es fand sich keine Hilfe. Valens erblickte darin die strafende Hand Gottes, ließ Basilius an das Krankenbett des Sohnes kommen und sogleich war es mit dem Knaben besser. So blieb Basilius in Cäsaren. Bald hatte er die Freude, auch dem Modestus in einer Krankheit beizustehen und die Gesundheit wiedcrzuschenken. So war Basilius eine brennende Leuchte der Gottes- und Nächstenliebe: aber indem dieses Licht die Welt erleuchtete und erwärmte, verzehrte er sich selbst. Sie strenge Ascesc, der er sich geweiht, übte er fort als Priester und Bischof, und imter derselben schwand sein Leib in dem Maße, als sein Geist zum Riese» ward. Schon im Jahre 374 nennt er sich einen Greis, und mit 48 Jahren hatte er schon keine Zähne mehr. Diese abgestorbene Hülle verließ nun der Riesengeist des Basilius am 1. Januar 37!). An hunderttausend Menschen geleitete» seinen Sarg zu Grabe: Christen, Juden, Heiden weinten und klagten: „Unser Vater ist todt!" — Die ganze Christenheit gab ihm in Bewundernng seiner Verdienste und Tugenden de» Beinamen „der Große" und ehrt ihn wegen seiner hinterlassenen Schriften als Kirchenlehrer. ---- -------------------- Aus öem häuslichen Leben öer alten Aegypler. čVstoH enn der Reisende durch die Städte und Dörfer des neuen mohammedanischen Aegyptens zieht, wird er nicht wenig betroffen, durch den Gegensatz, der zwischen dem Alltagsleben des Volkes von heute, und dem der Einwohner in alten Zeiten herrscht. Jetzt ivird die -Frau als eine bewegliche Habe angesehen, ohne Seele und Geist, das Eigenthum des Mannes, als ein Geschöpf, das im Harem eingeschlossen und wohl verwahrt werden muss. E i n st war die Frau die Herrin des Hauses, geehrt und geachtet, frei, weit freier als eine griechische oder römische Matrone, und die Gefährtin und Freundin ihres Gemahls. Heute findet mnn nur noch auf dem Lande reizende Bilder von Familienleben, das an jenes der alten Tage erinnert. Im Leydener Museum ist ein sehr alter Papyrus, von Prof. Maspero übersetzt, der uns einen kleinen Einblick gewährt in daS glückliche Verhältnis, das da herrschte zwischen Mann und Frau im alten Aegypten. Ein gewisser Ankh—ra wurde sehr krank und sandte nach einem weisen Manne, seines Geschäfts ein Zauberer, damit er ihn heile. Der Zauberer erklärte sich aber zur Zeit unfähig zu der Ausübung seines Berufes, da seine vor kurzem verstorbene Frau Unglück über ihn gebracht habe, versprach jedoch einen Brief aus das Grab seiner Gemahlin niederzulegen, welchen ihr weiser Geist im Vorbeigehen lesen und sich seiner erbarmen würde. In diesem Brief spricht Ankh—ra folgendermaßen zum Geist der Todten: „Was habe ich doch Böses gegen dich gethan, dass ich mich in einer so traurigen Lage be-sindcn muss? Was habe ich dir angethan, dass deine Hand in solcher Weise auf mir lastet? 9iic ist etwas Böses gegen dich geschehen. Von der Zeit, wo ich dein Gemahl wurde, bis heute, habe ich nie etwas gethan, was ich vor dir verbergen müsste. Du wurdest meine Fra», als ich noch jung war, und ich war stets mit dir. Ich habe dir niemals entsagt und deinem Herzen nie Mummer bereitet. Sieh' wenn ich die Fußsoldaten Pharaos zusammen mit seiner Wagenmacht commandierte, schickte ich nach dir, damit du kämest: und die Soldaten Pharaos fielen vor dir nieder und brachten dir alle Arten von Dingen zum Geschenke dar. Wenn du krank darniederlagest an der Krankheit, welche dich heimsuchte, gicng ich zum Hauptdoctor und er bereitete dir einen Trank. Wenn ich Pharao gen Süden begleiten musste, waren meine Gedanken bei dir, und ich brachte jene Monate immer zu, ohne mich um Essen und Trinken viel zu kümmern. Wenn ich nach Memphis zurückkehrte, bat ich bei Pharao um Urlaub und begab mich zu dir. Nachdem d» gestorben, trauerte ich aufrichtig vor meinem Hanse um dich mit meinen Leuten." Von Heiratsccremonien aus jenen alten Zeiten haben wir bis jetzt noch nichts in Urkunden aufge- Ans bent häuslichen Leben der alten Äegypter. 177 funden. Es folgt aber aus anderen Thatsachen, dass regelrechte Contracte geschlossen wurden, um die Ehe allgemein anerkannt zu machen. Vielweiberei war in den frühesten Zeiten nicht Sitte unter dem Volke. Nur die Könige hatten häufig mehr als eine Frau, wofür bann oft politische Gründe vorhanden waren. So nahm Ramses II. zu seinen zwei Weibern noch eine dritte hinzu, die Tochter des Königs Hititte, den zu besiegen ihm trotz alles Prahleus nicht gelungen war. Er erreichte nur eine ehrenvolle Allianz zwischen den beiden Parteien', die Annahme der Tochter Hititte zur Frau war zur Unterhaltung friedlicher Beziehungen geschehen. — In einem Grabe aus der XII. Dynastie in Abydos ist das Bild eines gewissen Sluteni, der zur selben Zeit zwei Fratien heiratete, welche einander so liebten, dass die zweite Frau ihre drei Töchter nach der ersten benannte. Das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern scheint in jenen Tagen das schönste gewesen zu sein. Die Mutter stand in Ehren und die Kinder be-trachteten sie als etwas Heiliges in der Familie. Der alte Schriftsteller Ginnt sagt: „Vergiss niemals, tvas deine Mutter für dich gethan. Wenn du sie vergessen möchtest, würde sie ihre Arme zu Gott erhebe», und er würde ihre Klage erhören." Auch zwischen Vater und Kind herrschte der freieste und ungezwungenste Verkehr. Die Kinder gehorchten dem Vater, der sie immer an seiner Seite zu haben liebte, namentlich auf der Jagd und bei Belustigungen. Der größte Wunsch eines Vaters war, ein Kind zu haben, das, nachdem er ins göttlich verborgene Land gegangen, seinen Platz einnahm. Bei der Abstammung der Kinder wurde aber merkwürdigerweise der Warne der Mutter vor dem des Vaters angegeben, was wiederum für die Ehre spricht, in der die Mutter stand. In den ältesten Grabdenkmälern ist es nichts seltenes, das Bild der Mutter zu finden, während der Vater selten gemalt erscheint. Die Kinder genossen bei den alten Aegyptern eine freie Erziehung. Da die Bcutter die Herrin des Hauses und von ihrem Gemahle geliebt war, konnte sie ihren ganzen Einfluss auf die Kinder geltend mache». Bis zum 4. Jahre standen die Kinder ausschließlich unter der Aufsicht der Mutter; dann giengen die Mädchen ganz in die Schule der Mutter, während die Knaben dem Vater folgten. Die Kinder ergötzte» sich mit verschiedenerlei Spielzeugen, spielten Ball, giengen mit dem Vater und der Mutter zum Fischfang und vertrieben sich die Zeit mit netten Gliederpuppen. Die Denkmäler zeigen uns auch verschiedene Kinder mit zähmen Vögeln. So finden wir ein kleines Kind mit einem zahmen Wiedehopf spielend. Im Leydenmuseum sind zwei hübsche Spielgeräthe; das eine ist ein Krokodil, das seine Kinnladen aufeinanderschlügt; das andere ist ein beweglicher Sclave, der durch eine Schnur in Bewegung gesetzt in einem keilartigen Mörser Samenkörner zerstößt. Die Kinder wurden früh in die Schule gesandt. Schon damals müsste der Stock bei mangelndem Eifer nachhelfen. „Die Ohren eines jungen Mannes sind auf seinem Rücken", sagt ein alter Weiser aus Theben, „schlaget sie und sie werden hören." Die Äegypter liebten die Wissenschaft sehr. Der alteDuan sagte zu seinem Sohne: „Ichmöchte, dass du die Wissenschaft gern hast wie deine Mutter. Der, welcher sich bemüht hat, aus ihr Nutzen zu ziehen von seiner Kindheit an, wird in Ehren stehen. Wenn du einen einzigen Tag in der Schule nützliches gelernt hast, so ist das für alle Zeit, denn die Geistesarbeit ist dauerhaft tute die Berge." Einige Schulbücher aus alten Tagen, sbet genannt, sind noch vorhanden; sie enthalten meistens Moral-lehren, praktische Lebens- und Anstandsregeln. Mit der Eintönigkeit dieser Jnstruetionen wechselte das Abschreiben von Büchern und Briefen. Zum Unterschied vom modernen Äegypter war der alte Liebhaber von Thieren und Sportsmann. Man sieht ihn oft von einer Art Windhund begleitet ausgehen; jedenfalls that dieser gute Dienste auf Wüstentouren; auch einen kleinen spitzöhrigen Pinscher sieht man hie und da in seinem Gefolge. Einer der alten Pharaonen Hieng so sehr an seinem Hunde, dass er ihn auf einer Steinplatte malen und seinen Namen darunter schreiben ließ. Gezähmte Affen und Paviane wurden auch gern gehalten, und während ein Prinz so sehr seine Gazelle liebte, dass er sie einbalsamieren »nd mit sich begraben ließ, war der Liebling eines Königs ein Löwe, der nie von seiner Seite wich und ihm sogar in den Krieg folgte, wo er am Eingänge des königlichen Zeltes bei Nacht schlief. Die Jagd auf Hyänen, Gazellen, Hasen, Stachelschweinen war ein beliebter Zeitvertreib der reiche» Landbesitzer. Die Jagd wurde zu Fuß unternommen, und als Waffe diente ein Seil, an dessen Ende eine schwere Kugel angebracht war. DaS Schießen mit Pfeil und Bogen scheinen die Äegypter nicht geliebt zu haben, was sich daraus erklären lässt, dass man nicht auf die Jagd tzieng, um zu tödten, sondern um zu fangen. Ein anderer Zeitvertreib war der Vogelfang in den Sümpfen mit Lockvögeln und Wurfslöcken. Bei diesen Jagden waren getvöhulich auch Frau und 178 Aus öm SDJijfioitglel’ejti Kinder dabei — aber immer mit der unzertrennlichen Katze. Was die Frauen dabei thaten, daraus kann man nicht leicht klar werden. Gewagte Jäger machten sich an Flusspferde und Krokodile. Die Jagd des Löwen scheint dem König vorbehalten gewesen zu sein. Der König Amenhetcz soll mit seiner eigenen Hand 110 Löwen erlegt haben, während der ersten zehn Jahre seiner Regierung. E - Nus dem Msfionsleben. Bekehrungen von Negersclaven. zi* in Missionär schreibt uns: Vor mehreren Jahren S*r wurden in unserer Negercolonie Gezirct unter andern eine Negerin und deren Zwillingstöchter getauft. Da ihre Bekehrung viele Mühe kostete und endlich durch besondere Gnade des Himmels erwirkt wurde, so versuche ich es, unsern Wohlthätern kurz diese Bekchrungsgeschichte zu erzählen. Geboren im volkreichen Stamme der Dinka-Negcr am Weißen 9iU, wurde die Negerin als Mädchen von Sclavenjägern geraubt. Nach zahlreichen traurigen Wechselfällen kam die Sclavin in die Hände des Fürsten von Teghele, einem Gcbirgslande südlich von Kordofan. Als im Jahre 1882 der Mahdi sich erhob und so vielen Fürsten des Sudan ein trauriges Ende bereitete, wurde auch der Fürst von Teghele eingefangen, aller seiner Habe beraubt und erlag bald nachher dem Gram. Seine Sclaven fielen in die Hände theils von Händlern, theils des Mahdi. Unsere Negerin wurde mit andern Leidensgenossinnen verkauft und nach Tokar, etwa 29 Meilen südlich von Suakin, geschleppt. Dort zog sie die Augen eines aus Darfur stammenden Faki oder muselmännischen Religionsdieners auf sich, der sic kaufte und zur Frau machte. Dieser Faki, Namens Saleh, war in Mekka erzogen worden. Als fanatischer Muselmann zwang er die Negerin zur Annahme seiner Religion, die von nun an den muselmännischen Namen Fadel-Kerim führte. Aus der Ehe entsprossen ein Knabe, der bald nach der Geburt starb, und zwei Mädchen als Zwillinge, welche im Fastcnmonat Rhamadan 1890 geboren wurden. Sieben Tage nach ihrer Geburt starb der Vater. Für die Witwe mit den Zwillingen war dies ein derber Schlag. Aber Gottes Rathschlüsse sind un-crforschlich. Eben der Tod des Vaters und Gatten sollte den Weg zur Bekehrung und Rettung dreier Seelen öffnen. So lange der fanatische Faki lebte, würde die Negerin nie mit Christen in Berührung gekommen sein, und selbst diese wäre fruchtlos geblieben. Hatte doch Fadel-Kerim selbst von ihrem Gatten so viel religiösen Fanatismus eingesogen, dass dadurch auch nach dessen Tode ihre Bekehrung ungemein erschwert wurde, wie wir sehen werden. Die Negerin verbrachte den Fastenmonat in Tokar. Was sollte sie nun thun? Es stand ihr bevor, von irgend einem habgierigen Araber aufgegriffen, sammt ihren Zwillingen zur Sclavin gemacht und verkauft zu werden. In dieser Noth nahm sich ihrer ein Negersoldat an, welcher dem Blutbadc in Chartum entronnen und auf Befehl des Mahdi als Soldat nach Tokar gesandt worden war. So war sie einstweilen gerettet vor Sclaverei. Aber noch mehr. Sie sollte auch aus der Tyrannei des Mahdi-Reiches befreit werden. Bald nachher nahmen die ägyptischen Truppen Tokar ein, wobei zahlreiche Neger im Lager der Derwische in ihre Hände fielen. Unter den Gefangenen befand sich auch Fadel-Kerim mit den Zwillingen und ihr Beschützer. Die Gefangenen wurden nach Suakin geführt. Dort gab sich die Mutter als Gattin des Negersoldaten ans, und in dieser Eigenschaft gelang es ihr, mit ihren Zwillingen nach Kairo zu kommen. Nach längerem Aufenthalte in Kairo erfuhr der Negcrsoldat, dass die Mission in Chartum in der Nähe eine Negcr-colonie besitze. Um sich seine drei Schützlinge vom Halse zu schaffen, rieth er der Negerin, in der Colonic Aufnahme zu suchen. Aber ihre Anhänglichkeit an die muselmännische Religion und ihr Hass gegen die Christen war so groß, dass sie mit Entrüstung das Anerbieten zurückwies. Da nun ihr Beschützer sie von sich wies, zog sie cs vor, lieber bei der großen Nilbrücke zu betteln, als in der Mission Zuflucht zu suchen. So sah man sie Monate lang täglich an der Brücke mit muselmännischen Formeln die ffit-3 bcm Wisst onsleben 170 Passanten anbetteln, während die Zwillinge die magern Händchen nach ihr ausstreckten. Sie sagte, lieber wolle sic an der Brücke Hungers sterben, als in der kaum 10 Minuten entfernten Ncgercolonie Hilfe suchen. Indessen ivar eine ihrer Mitgefangenen von Tokar in unsere Colonie eingetreten. Als diese sah, wie gut die Sieger in der (Monte behandelt werden, begab sic sich zur Bettlerin und suchte sie zu Bewegen, dort Hilfe zu suchen, wo sie selbst dieselbe so^liebc-voll gefunden hatte. Aber alles war um= sonst. Da griff Gott mit Heimsuchungen ein, um den Fanatis-mus der Negerin zu beugen. Fadel-Kerim ivurde von schwerer Augenkrankhcit befallen. Ein christlicher Syrier fühlte sich zu Mitleid bewegt und pflegte sie persönlich einige Tage lang. Als der gute Samaritan sah, dass das Uebel statt nachzulassen immer noch heftiger wurde, und die Zwillinge selbst anfiengen, an der gleichen Krankheit zu leiden, beschloss er, sie in das arabische Spital zu bringen. Er selbst nahm es auf sich, sic dorthin zu führen und ihr Aufnahme zu verschaffen. Indes ersuchte die Mitgefangene in der (Monte die Oberin, abermals einen Versuch machen zu dürfen um die bettelnde Negerin jgur Mission zu bringen. Mit einer christlichen Siegerin machte sie sich auf den Weg und suchte sie an der Brücke. Nachdent sie erfahren hatte, dass die Arme int Spital krank sei, gieng sie dorthin, einmal, zweimal imb wiederholt, sprach ihr von der guten Behandlung in der Mission, von den vielen christlichen Negern, aber immer vergebens. Die Hartnäckige hoffte baldige Heilung im Spital und war entschlossen, nachher weiter zti betteln. Aber Gott, der das Heil der drei Seelen wollte, fügte eine weitere Enttäuschung. Nach mchrwöchentlichcm Aufenthalte im Spital erklärte der Arzt, dass nur von einer Operation Heilung ztt hoffen sei, dass aber die Operation nicht gemacht werden könne, da die Kranke die Zwillinge säugen müsse, dass folglich keine Heilung zu erwarten sei. Nachdeut sich die Arme auf diese Weise verlassen sah, begann sie endlich an die Mission zu denken. Bereits erblindet kam sie im Novemb. 1890 indie Colonic Geziret. Man brachte ihr sofort eine Reissuppe. Kaum hatten die Ztvillinge, die etwa acht Monate zählten, dieselbe gesehen, als sie schreiend ihre magern Hündchen ausstreckten und mit solchem Appetit zu essen begannen, dass die Umstehenden weinen und zugleich lachen mussten. So blieben die drei Armen im Institut der Schwestern. Trotz der liebevollen Pflege blieb jedoch die blinde Mutter hartnäckig in ihrem Hasse gegen die Christen. Mit unglaublicher Hartnäckigkeit blieb sie der muselmännischen Religion treu und verabscheute jene der Christen, von deren werkthätiger Liebe sie und ihre Kinder lebten. Oft umreit die Schwestern in Angst, alle drei swiedcr zu verlieren. In dieser Noth beschlossen sie nun, im März dieses Jahres eine dreitägige Andacht zum heiligen Joseph, dem Schutzpatron der Ncgercolonie Geziret, zu verrichten, um durch ihn die Gnade zn erlangen, jene drei Armen nicht zu verlieren. Der mächtige Heilige bewies die Kraft seiner Jürsprachc. Die Blinde verlangte selbst nach der hl. Taufe. Man schob dic- Ein junger Sudanese. 180 ÄcrmisclM Nachrichten. selbe für den Augenblick noch auf mit Rücksicht auf ihre bewiesene Hartnäckigkeit. Im Frühjahr «-franste sie auch noch an der Schwindsucht. Nachdem die Kranke fortwährend nach der hl. Taufe sich sehnte und darum bat, wurde sie am 4. September d. Js. ans ihrem Krankenlager ans den Namen Cacilia getauft. Mit ihrer Einwilligung und ans ihre Bitten hin wurden bald nachher, nämlich am 8. September dem Feste Mariä Geburt, auch ihre Zwillingstöchter dnrch die hl. Taufe im Glauben mit der Mntter vereint. Weiß gekleidet wurden sie zur Kirche geführt. Es war rührend zu sehen, wie die Zwillinge ihre schwarzen Köpfchen neigten, um das Taufwasser zu empfangen. Beide, mit den Namen Agnes und Emmerenziana, sind kohlschivarz wie ihre Mutter und alle Dinka-Neger, von ovalem Gesicht, regelmäßige» Zügen, etwa l1/» Jahre alt. Ruhig und verständig, beten sie bereits mit den Mädchen in der Kirche. Agnes und Emmerenziana sind mit großer Liebe ihrer Mutter Cäcilia zugethan. Diese kurze Geschichte zeigt deutlich, wie schwer es ist, vom Islam angesteckte Neger zu bekehren. Tagtäglich machen nur dieselbe Erfahrung. Ein unschätzbarer Schritt zur Bekehrung der Neger besteht daher darin, dieselben soweit als möglich vor jeder Berührung mit dem Mohammcdanismus und seinen Anhängern zu bewahren. :5- ^ Vermischte Nachrichten. Katholisches und protestantisches Missions-atmosen. In der letzten Zeit machten sich in verschiedenen katholischen Blättern und Zeitschriften Stimmen bemerkbar, die cs beklagte», dass die Protestanten viel mehr für ihre Missionen thäten als die Katholiken. Diesen Aeußerungen stellen sich die Freiburger „Kath. Missionen" in ihrer letzten Nummer entschieden entgegen und beweisen in geschicktcr Weise gerade das Gegentheil. Aus der ganzen Masse des Beweismaterials erlauben wir uns einige Taten anzuführen. Nach den jährlichen Rechenschaftsberichten der protestantischen Missionsvereinigungen betragen heute die jährlichen Gesammteinnahmcn protestantischer Mis-sionsgesellschaftcn rund 55 Mill. Mark, und darauf thun sich die Protestanten viel zugute. Die „Kath. Missionen" machen nun eine Stichprobe mit Beschränkung auf das katholische Deutschlands sie führen die Einnahmen der Missionsvercine an und kommen zu dem Resultate, dass „auf jeden deutschen Katholiken etwa 151 /2 Pfennig jährliche Missionsalmosen, während nach den „Evang. Missionen" (1896, S. 239) auf jeden deutschen Protestanten bloß 9 Pfennig kommen". — lind da wurden noch die Gabenlisten der zahlreichen Missionsschriften, bie, Sammellisten, die gelegentlichen Sammlungen, die Privatcollccten und die indirecten Missionsgaben nicht in Anschlag gebracht. Zum Schlüsse wird folgende Zusammenstellung citiert, welche Msgr. Dr. Baumgarten in einer Sectionssitzung des fünften internationalen Congresses katholischer Gelehrten mitgetheilt hat: „Es haben aufgewendet der Verein zur Verbreitung des Glaubens 275 Mill., Bonifazius-Vercin 36 Mill., Kindheit Jesu-Verein 87 Mill., Afrika-Verein deutscher Katholiken 11 2 Millionen, 2t. Ludwigs-Missionsverein 18.400.000, Verein vom hl. Lande 340.000, Schutzengelverein 410.000, Verein für Knechtsteden 105.000, Verein für arme Negerkinder in Central- afrika 580.000, St. Petrus-Claver-Sodalität 530.00t), Leopoldincnstistnng 1,100.000, Verein für katholische Schulen des Orients 3,640.000, Oeuvres des paranls (Vereine, welche für die Reisekosten und Ausstattung der Missionäre aufkommen) 1,600.000, Äntisclaverei-Verein 120.000, Charfreitagssammlung für das hl. Land 500.000, Epiphaniesammlung für die Missionen 2 Mill., unbekannte Vereine 5 Mill., Sondersammlungen in Deutschland 2 Mill., in anderen Ländern 20 Mill., Propaganda 100 Mill., Ausstellungen 11 Mill., Vermögen der Missionäre 23 Mill. Dirccte Zuwendungen an die Missionäre 15 Mill., Erziehungsgelder 95 Mill., Gaben des hl. Stuhles 22 Mill., zusammen 721,825.000 Mark. Ucberdics wurden noch verwendet, was ziffermäßig nicht belegt, sondern nur schätzungsweise angegeben werden kann, im ganzen 780 Mill. Mark." Der gestimmte Aufwand der Katholiken für diese Zwecke beziffert sich also auf l1/3 Milliarden Mark. Zu diesen Ausführungen Dr. Baumgartens fügten die „Kath. Missionen" hiezu: „Die jährliche Durch- Vermischte Nachrichten. 181 schnittsziffcr der katholischen Missionsalmosen betrug somit int 19. Jahrhundert 15 Mill. Mark. Dagegen ist festzustellen, dass die protestantischen Missionsgelder erst seit ungefähr 1860 sich allmählich zu jenen .Riesenzahlen zu steigern begannen, die inan uns so gerne triumphierend oder vorwurfsvoll entgegenhält'« 1799 : 200.000 Mk.; 1820: 2,400.000; 1830: 1,300.000; 1845: 12,600.000; 1859: 18,400.000; 1880: 24 Mill.; 1889: 42,600.000; 1899 rund 55 Mill. Mark). Die Richtigkeit dieser Ziffern sei dahingestellt. Es bliebe uns noch übrig, zu zeigen, dass die Größe der Ziffern nicht ohne weiteres den Maßstab größerer Opferwilligkcit bildet, und zu untersuchen, wie viel von den auf beiden Seiten aufgebrachten Mitteln dem eigentlichen Mis-sionswcrke wirklich auch zugute kommt." — Statistisches aus den Missionsländcrn. Das Pariser Seminar für auswärtige Missionen (gcgr. 1663) wirkt in Japan, Korea, China, Birma, Siam, Malai-Halbinsel und Südindien. Trotz der Wirren in China hat die Mission dennoch große Erfolge aufzuweisen. Nach dem Rechenschaftsbericht über das abgelaufene Jahr in den „Missions Ktrangörs“ zählen die sämmtlichen Missionen 1,264.068 Katholiken. In die apostolische Arbeit theilen sich 35 Bischöfe, 1159 europäische Missionäre, 612 cingeborne Priester, 2428 einheimische Katechisten. Die Mission zählt 41 Seminarien mit 2152 cingcborucn Zöglingen, 2828 Elementarschulen mit 91.430 Schulkindern. Taufen wurden im Vorjahre 179.275 gespendet (137.958 an sterbende Kinder, 43.205 an Kinder christlicher Eltern, 38.112 an Erwachsene), 34.240 Firmungen, 10,178 Trauungen, 1,464.433 Beichten. Ueber die Indianer-Mission in den Vereinigten Staaten bringt das Bureau für Jndianer-Missioucu folgenden Bericht; Unter den 246.555 Indianern der Verein. Staaten wirken in 14 Mis-sionsgcbieten 7 männliche Genossenschaften (Francis-cancr, Kapuziner, Bcnedictiner, Prämonstrntenser, Jesuiten, die Gesellschaften vom Hl. Kreuze und Göttlichen Erlöser) mit zusammetz 87 Priestern und 11 weibliche Genossenschaften. Katholiken zählt die Mission 99.338 mit 154 Kirchen und 68 Schulen mit 4687 Schulkindern; Taufen gab cs int abgelaufenen Jahre 5351, davon 331 von Erwachsenen. Zur Beleuchtung der Fortschritte d e v lat h o-lischc n K irche i in britischen 9t e i ch c stellen die „Calliolic Missions“ bei Australien und Britisch-Nordamerika interessante Vergleiche an. So zählte A tt ft v a ti cit: 1870 2 Erzbisch., 13 Bisch., 246 Priester, 331.956 Kathol., 1899 6 Erzbisch., 17 Bisch., 930 Priester, 793.215 Katholiken. Britisch -N ord ame rik a: 1840 1 Erzb., 6 Bisch., 470 Priester, 415 Kirchen, 822.000 Kathol., 1899 7 Erzbisch., 22 Bisch., 2825 Priester, 1845 Kirchen, 2,255.600 Katholiken. Die deutschen Bestrebungen int Auslande. Von den 84,799.000 Deutschen, welche auf der Erde zerstreut sind, leben in dem geschlossenen deutschen Sprachboden Mitteleuropas 68,612.000; die übrigen 16,187.000 vertheilen sich auf das übrige Europa und die änderen Welttheile folgendermaßen: Europa: Ungarn Serbien Rumänien Bulgarien Türkei Griechenland Italien Spanien Portugal Dänemark Skandinavien Großbritannien Russland 2.152.000 6.400 50.000 • 3.600 15.000 1.000 50.000 3.000 1.000 50.000 7.000 100.000 2,000.000 4.439.000 Asie n: Russisch-Asien Türkisch-Asien China Japan Südasien Afrika: Deutsch-Afrika Südafrika Egypten . Algier tt. s. w. Amerika: Vereinigte Staaten Die übrfgen Staaten Nord-Amerikas Mittelamcrika Westindische Inseln Südamerika 30.000 5.000 2.300 1.000 50.000 88.300 3.600 602.000 7.000 10.000 622.600 10,000.000 407.000 8.000 10.000 495.000 10,920.000 182 Vermischte Nachrichten, A it str a lie n: Australien und Neuseeland 106.500 Deutsche Südsee 3.000 109.500 In außerdeutschen Ländern rund 16,187.000. Nicht minder interessant sind die Ziffern der deutschen Bevölkerung in den verschiedenen außcr-dcutschcn Staaten, so in Russland: LodS 110.000 Warschau 15.000 Riga 102.000 Reval 13.000 Petersburg 63.000 Odessa 12.000 Moskau . 30.000 Kiew 7.000 Mitau 16.000 Pernau 3.400 Dorpat 15.000 Rumänien: Bukarest 11.000 Vereinigte Staaten: New-'Iork 583.000 Rochester 43.000 Chicago 407.000 Louiswille 35.000 Philadelphia 180.000 Alleghany 32.000 St. Louis 168.000 Toledo 30.000 Milwaukee 135.000 Neu-Orlcans 29.000 Cincinnati 121.000 Boston 27.000 Buffalo 106.000 Hoboken 25.000 Cleveland 104.000 Omaha 22.000 Baltimore 101.000 Minneapolis 21.000 Detroit 88.000 Jndianopolis 20.000 St. Francisco 71.000 Albany 19.000 Newark 67.000 Kansas City 16.000 Jersey City 65.000 Washington 16.000 Pittsburg 65.000 Denver 14.000 Kanada: Berlin 3.150 Hamilton 2.330 Lüneburg 3.092 Halifax 2.300 Williamsburg 2.725 Waterloo 1.650 Brasilien: Porto Allegro 6.000 Curitia 5.000 San Leopolds 5.000 Joinville 3.000 Rio de Janeiro 5.000 San Paulo 3.000 Diese Verbreitung des deutschen Mannes in allen Ecken und Enden der Erde hatte zur Folge, dass sich in der letzten Zeit in der deutschen Heimat Vereine und Verbände bildeten, die sich einerseits die Organisation und die Pflege der Zusammengehörigkeit der Deutschen zum Ziele machten, andererseits in die Auswanderung und die Colonisation ein einheitliches System zu bringen suchen. Zu nennen sind unter die ersteren besonders: Die Deutsche Colonial-Gesellschaft in Berlin mit 8 Gauverbänden und rund 340 Ortsgruppen im In- und Auslande hat zum Zwecke, den wirtschaftlichen und geistigen Zusammenhang der Deutschen im Auslande mit dem Vaterlande zu erhalten und zu kräftigen. Ei» anderer ähnlicher Verein ist derAlldcusche Verband mit dem Sitz in Berlin. Er zählt 20.000 Mitglieder in 184 Ortsgruppen, von denen 25 im Ausland sich befinden. Ein politischer Verein der schärfsten Tonart, der mit der österreichischen Schöncrerpartei sehr warme Beziehungen unterhält: specifisch protestantisch unterstützt der Verein die „Los von Rom"-Bewegung. Zu der zweiten Classe gehört der Ccntral-Verein für H a n d c l s g c o g r a p h i c und Förderung deutscher Interessen im Auslande. Der Verein stellt sich zur Aufgabe, über die Natur- und gesellschaftlichen Verhältnisse der Länder, wo Deutsche angesiedelt sind, Auftlärung zu gewinnen und zu verbreiten. Auf Grund der gewonnenen Kenntnisse des Auslandes ist der Verein bestrebt, die Auswanderung nach den Ländern abzuleiten, welche der Ansiedelung Deutscher günstig sind, und in welchem das deutsche Volksbcwusstsein sich lebendig zu erhalten vermag. Der Verein sucht auch durch Errichtung von Handels-unb Schiffahrtsstationen die Begründung deutscher Colonien zu bewirken. Der Ccntralvcrcin veranstaltete mehrere bedeutende Ausstellungen, wie z. B. die deutsch-brasilianische Industrie- Ausstellung in Porto Allegro im Jahre 1880; die brasilianische Ausstellung zu Berlin 1882; die mexikanische Ausstellung zu Berlin 1884; die südamerikanische Ausstellung zu Berlin 1886; die Ausstellung portugiesischer Weine zu Berlin 1888. Eine lebhafte Agitation entivickeltc der Centralvercin für die Beschickung der Weltausstellung in Sidney und Melbourne 1879, 1880 sowie 1889, durch welche dem deutschen Handel der australische Markt in erfolgreichster Weise erschlossen wurde. Ende der siebziger Jahre brachten die Mitglieder des Centralvereins die Mittel auf, durch welche der Südscc-haudcl, speziell der von Samoa, dem deutschen Uuter-nehmungsgciste erhalten blieb. In gleicher Weise und mit gleichen Erfolgen hat der Centralverein auch für die Beschickung der Weltausstellung in Antwerpen 1885 agitiert. 1886 veranstaltete der Ccntralverein die deutsche Handelscxpcdition nach dem Mittelmeer und Marokko, durch welche der deutsche Handel nach letzterem Lande eine kräftige Förderung erhielt, so dass er jetzt um das ZOfachc gestiegen ist. Seit 1890 gieng von dem Ccntralvcrcin die Begründung der Vermischte Nachrichten. 183 „.Atlaslinie" aus, durch welche Hamburg mit sämmtlichen Häsen durch regelmäßige Fahrten verbunden wurde. Im Jahre 1897 bildete sich in Hamburg die Hanseatische Colonisations - Gesellschaft und erwarb im Staate St. Catharina in Brasilien Ländereien im Umfange von 660,000 ha (größer als öftere. Schlesien.) Die Ländereien werden in Lose von durchschnittlich 25 hä vermessen und an Ansiedler verkauft. Das Gesellschafts - Capital beträgt zur Zeit 1,150.000 Mark mit der Berechtigung der Erhöhung ans 1 */3 Millionen Mark. In den letzten Jahren bildeten sich noch andere Gesellschaften, welche theils in Berlin, theils in Hamburg ihren Sitz haben und ähnliche Zwecke verfolgen, ivie die bereits benannten; wir wollen sie nur kurz anführen: S ud a m e r i k a n i s ch c La nd- it. Hyp otheke iv G e s e l ls ch a f t in Berlin mit einem Stammcapital von 2 Millionen Mark. Plantagcngcsellschaft Clementina in Hamburg. Stammcapital i'/2 Mill. Mark. Osula 3( o d) c t n P la n t a g c n g c sc l ls ch a f t in Hamburg. Grundcapital 3 Mill. Mark. G n ate m a la-Plan tagen-Gesellschaft in Hamburg. Grundcapital 2 Mill. Mark. Rio Grande N o rdw c st - Ba h n - G e sc lisch aft. Capital 890.000 Mark. (Verfügt über cine Colonisationsfläche von 1,200.000 ha, von denen eilt Drittel durch Deutsche, zwei Drittel durch andere Nationen besetzt werden müssen.) Karang-Gesellschuft in Dresden. Capital 598.000 Mark. (Zweck: Colonisation der Plantage Karang ans der Ostküste von Sumatra). Deutsch e P a l ä st i n a - B a n k. Sociöte du efiemin de for Ottoman d'A n o tol i e mit dem Sitz in Constantinopcl und dem nominellen Acticncapital von 60 Mill. Francs. (Hat zum Zwecke den Betrieb der kleinasiatischen Eisenbahnen Haidar - Pacha - Eskichehcr- Angora mit mehreren Zweigbahnen.) Gesellschaft zur Förderung der deutschen Ansiedelungen in Palästina. Ost asiatisch er Verein. (Zweck: Bildung eines unabhängigen Mittelpunktes für die Vertretung und Förderung deutscher Handels- und Industrie-interessen in Ostasien.) Alle diese Vereine haben bereits Großes geleistet für die deutsche Sache im Auslande, sowie für die materielle Wohlfahrt des deutschen Volkes, aber gewiss ist auch die Thatsache, dass sie cuts dem evangelischen Boden herauswuchsen und indirect die evangelische Propaganda fördern. Wir können die Thatsache wohl beklagen, dürfen aber jene darob nicht anklagen, sondern müssen bekennen, dass auch da der Ausspruch der hl. Schrift über die „Kinder der Finsternis" und die „des Lichtes" seine Giltigkeit hat. Die deutschen Katholiken haben eben für ihre Einigung und Organisation im Auslande beinahe soviel wie nichts gethan — wenn wir von dem St. Raphaels- und dem St. JosephSvcrcin (Näheres siehe „Stern der Neger" l. Jg. S. 148) absehen, — die zwar brav arbeiten, aber doch über zu geringe Betheiligung zu klagen haben. Wäre es da nicht an der Zeit, dass auch katho-lischerscits ein Verband geschaffen werden möchte, der zum Zwecke hätte, in den deutschen Katholiken des In- und Auslandes das Bewusstsein der religiösen Zusammengehörigkeit zu wecken und zu pflegen, der aber auch die wirtschaftlichen und Handelsinteressen der katholischen Deutschen zu fördern verstünde? Dass auch das Letztere noththut, wird jeder einsehen, der die heutigen Verhältnisse nur einigermaßen kennt. Der Kampf ums Dasein und die Existenzfrage sind leider Gott, nur zu oft die Ursachen an dem religiösen Ruin der katholischen Auswanderer. Wer wird diese wichtige Frage lösen? Tie Eingeborenen von Suakin. Das durch Typus, Sprache und Sitten merkwürdige Volk, welches den östlichen Sudan bewohnt, kann in folgende mehr oder minder große Stämme getheilt werden: Veni - Amer, Bischarin, Artega, Aschraf, Hadcndoa, Amarrar, O-Soki. Ich berichte hier einiges über die lctztcrn. Suakin wird im Arabischen Sawäkin geschrieben, während die Eingeborenen es Soki und sich selbst O-Soki nennen. Diese leben in Hütten, bestehend aus an Pfählen befestigten Flechten und Matten. Diese Hütten heißen „Bidaigauab". Die O-Soki sind zweifellos eine schöne Since. Sie bleiben im allgemeinen eher hinter unserer gewöhnlichen Statur zurück, obwohl ihre schlanke Figur, bedeckt mit dem losen, weißen und toga-artigen Umwurf, sowie ihr hochaufgerichtetes buschiges Haar sie hochgewachsener erscheinen lassen als sie sind. Draußen, in den Ebenen und Steppen zeigen sic große Ausdauer im Laufen und Steigen und sind flink wie Jagdhunde; aber in der Stadt sind sie träge und zu nichts gut. Ihre Nahrung ist fast ausschließlich vegetabilisch, gemischt mit Fisch und zeitweise mit etwas Fleisch. Innerhalb ihres engen Hafens sind sic sehr geschickte Fischer und Bootfahrer. Es ist wirklich interessant, die Physiognomien dieser Leute zu studieren. Man entdeckt leicht das Vorhandensein von Negerblnt an der Dicke der Nase 184 Vermischte Nachrichten. und Lippen u. s. m. Ebenso leicht lassen sich zwei unterschiedliche Typen feststellen, jener der Scheiks und jener der untern Classen. Manches Scheik-Ge-sicht ist fast so vollkommen und feingeprägt, als das irgend eines Kaukasiers. Die Nase ist fein und de-licat, die Augenlider sind geschwungen, Lippe und Kinn scharf geschnitten. Hände und Füße sind klein und schön geformt. DaS Haar ist lang, aber nicht wollig oder gekraust wie jenes der Neger. Es ist gewöhnlich in drei Theile getheilt, wovon der mittlere ans dem Scheitel senkrecht emporragt, während die andern zn beiden Seiten dichte Buschen bildene Manche rasieren das Haupt und tragen einen Turban. Die Hanptfarbe ist tiefes Braun, aber nicht schwarz; andererseits ist sie nie hell, wie jene vieler arabischer Beduinen. Der Gesichtsausdruck der unteren Classen ist entschieden weniger fein und schön. Geradezu einnehmend hübsch sind fast durchwegs die Kinder, besonders die Knaben. Macht man einen Gang zwischen den ohne Ordnung aufgereihten Hütten, so sieht man in allen Ecken und Winkeln Kinder auftauchen und schnell wieder verschwinden. Schlanke Knaben, theils völlig nackt, theils nur mit einem Lumpen umgürtet, mit regelmäßigen Zügen und völlig kaukasischen Gesichtern, mit lebhaften, leuchtenden Augen und einnehmendem Ausdruck schlüpfen gleich jungen Gazellen umher. Aber gleich diesen sind sie scheu und furchtsam, sic verschwinden beim Anblick dcS Fremden schnellstens im undurchdringlichen Dunkel ihrer Hütten. Noch viel scheuer sind die Mädchen. Selbst die Erwachsenen schließen sich allen gegenüber, welche nicht zu den Eingeborenen gehören, ab. Dies ist der Grund, weshalb es so schwer ist, deren Sitten und Gebräuche genau kennen zu lernen. Nach jahrelangem Aufenthalte unter ihnen gelingt cS kaum, je das Dunkel ihrer Hütten zu durchdringen und ihr häusliches Leben rmd Treiben genau zu studieren. Man hört das Geschrei der Kinder, das Singen der Bettler, die Stimmen der Männer und Frauen, aber was im Innern vorgeht, bleibt Geheimnis. Wie sehr sie sich aber Fremden gegenüber abschließen, ebenso mittheilsam sind sie unter sich. , . Die geringste Neuigkeit macht schnell unter ihnen die | hältnisse wieder in Runde, ohne dass man nur erführt, auf welche Weise I dies möglich ist. Was Einer weiß, wissen im Nn alle. Auffallend ist der freie Verkehr der Jugend beiderlei Geschlechtes, ohne dass man von Ausschreitungen zu höre» bekommt. Die Zahl der Eingeborenen hat seit der Mahdi-Rebellion bedeutend abgenommen. Seitdem Suakin die Operationsbasis gegen die Derwische des östlichen Sudan geworden und die Regierung in englische Hände gelangt ist, geht eine wichtige Aenderung vor sich. Alljährlich entstehen an Stelle der Mattcn-hütten mehr oder minder ausgedehnte Steinbauten, die Zahl der Hütten schmilzt immer mehr zusammen. Die Eingeborenen, aus ihren alten Sitzen vertrieben, ziehen sich auf das Festland oder in die Steppe zurück. Wenn dies so fortgeht, so wird bald der Tag kommen, da auf der Insel Suakin jede Hütte verschwunden sein wird. Die O-Soki werden dann wohl in den ihnen verivandtcn Stämmen der Steppe aufgehen. Aber auch auf die außerhalb der Stadt wohnenden Stämme bleibt der Aufstand nicht ohne Einfluss. Diese Umwälzung bedeutet zweifellos eine wichtige Epoche in ihrer nationalen Geschichte. Einzelne kleinere Stämme, welche sich dem Mahdi angeschlossen haben, sind ganz vernichtet worden oder sind nur mehr durch einige Weiber und männliche Kinder vertreten. Ganze Bergdistrikte sind entvölkert worden. Die Autorität großer Scheiks wurde gestürzt und die Zukunft ist in den Händen einzelner weniger mächtiger Schecks und Stämme, welche sich der Rebellion und des Kampfes enthalten haben, und die in Folge dessen viel stärker sind als vorher. Andere benutzten die Umwälzung, um sich der Regierung dienstwillig zu zeigen, welche ihrerseits die Schecks mit Auszeichnung behandelte und mit Ehren überhäufte. Ans diese Weise kamen Scheiks und Stämme zn Ansehen, welche bislang eine sehr untergeordnete oder gär keine Rolle spielten. Daraus ergeben sich auch wichtige Aenderungen für die ethnographischen Verhältnisse im östlichen Sudan. Alle die Umwälzungen, welche durch den Aufstand des Mahdi im Ost - Sudan vor sich gicngcn, lassen sich heute noch gar nicht übersehen: dies wird erst möglich sein, wenn die Ver-geordncte Bahnen gelenkt sind. Kardinal und Lisch os in unserem Hause. ‘-Tß'vvitaii, ben 17. b. Mts., elften 4 Uhr nach-4*1 mittags, änberte bas Biissionshaus in Mühlanb bei Brixen plötzlich fein gewöhnliches, ruhig ernstes Aussehen ; auS ben Dachfenstern wagten sich nämlich, anfangs ganz schüchtern» bann aber keck imb stolz fünf Fahnen heraus, um alsbalb mit beut Winbe zu spielen unb ihre verschiebenen Farben, roth-weiß, gelb-weiß unb schwarz-gelb bei' Sönne zum Gruße barzubieten. Hub btefe, vormittags noch hinter büftcren unb bi de it Wolken verschanzt, hatte gegen Mittag alles weggefegt, gleich als ob auch sie zum Feste mitwirken wollte. Aber was gab beim ben Anlass zn bieser festlichen Regung? Dem öftere. Missionshanse ber Söhne bcS heiligsten Herzens sollte bie Ehre zutheil werben, in seinen Mauern, leiber nur für kurze Zeit, einen seiner besten unb aufrichtigsten Avcuube unb Gönner, wie auch ber ganzen österreichischen Mission von Centralafrika, empfangen unb begrüßen zu können. Der hohe, aber nicht lange weilende Gast war Se. Eminenz ber hochwürbigste Carbinal unb Fürsterzbischof von Wien, Dr. A n t o n G r n s ch a, welcher ans seiner Rückreise ans Sübtirol, wo sich hochberselbe seiner angegriffenen Gesunbheit wegen einige Zeit zur Erholung aufgehalten, in Brixen als j Gast Sr. Excellenz beS hochwürbigsten Herrn Fürstbischofes für einige Tage in ber Hofburg Aufenthalt nahm. Das Missionshaus in Mühlanb unb seine Insassen sehen unb segnen zu können, war nicht einer ber letzten .Gründe, welche Se. Eminenz bestimmten, für einige Tage in Brixen zu bleiben. Nach 4 Uhr nachmittags kam,also 'Sc, Eminenz in Begleitung bes hochwürbigsten Herrn Fürstbischofes von Brixen, Dr. Simon Aichner, beS fürsterz-bischöfl. Seeretärs unb bes Provincials ber barmherzigen Brüber vorgefahren Unb würbe gleich am Eingänge vom Obern bes Missionshauses, >'. ,t a v e r Geher, aufs ehrfurchtsvollste und innigste begrüßt. Im breiten Gange hatten sich inzwischen bie Priester, bie Scholastiker, Novizen, Laienbrüder unb bie Mis-sionszöglinge zu beiden Seiten aufgestellt. Se. Eminenz begab sich mit seiner Begleitung sogleich in die Kapelle, wo bei seinem Eintritte ein von den Novizen vorgetragenes ..Ecce Saccrdos ess“ kräftig angestimmt und gesungen wurde, Nachdem ber hochwürbigste Herr Carbinal einige Zeit im Gebete zu- gebracht hatte, hielt hochberselbe vom Altare aus folgende Ansprache: Gelobt sei J e s n s C h r i st u s ! Mit diesem Gruße begrüße ich euch, ehrwürdige Brüder und euch, ihr lieben Söhne des hlst. Herzens Jesu aus innerstem, liebevollstem Herzen. Schon längst war es mir ein lieber Gedanke, dieses Missionshaus zu besuchen, und es auch mit meinem Segen, verbunden mit bem väterlichen Segen eures hoch-würdigsten Oberhirten, im Namen bcS göttlichen Heilandes segnen zu können. Ja — in Christo Geliebte — der Heiland, an dessen Altären wir täglich das hl. Messopfer vereint als Kinder der katholischen Kirche darbringen und aufopfern, er, dieser liebevolle Heiland, hat euch, in Christo Geliebte, zu einem großen, segensvollen Werke berufen. Ich erinnere mich in diesem Augenblicke jener Stunde, in welcher vor vielen, vielen Jahren in Wien bie Mission von C e n t r a l a s r i k a unter beut seligen, verdienstvollen B ate r K n oble ch e r, beut ersten Proviear, wieder aufgenommen- und unter den S ch it tz it n s e r c s e r h a b e it c it K a i s e r s gestellt wurde. Was war das für eine freudige Stunde! Auch für mich, kann ich sagen. Warum wohl? — Weil ich so glücklich war, aus dem Kath. Gesellenvereine die ersten Arbeiter in dieses neue Missionsfelb nach Mittel-afrika senden unb mit meinem Segen begleiten zu können. Sie ruhen zum Theile, mit beit Missionaren vereint, dort unten int Grabe, aber ihre' Seelen, für die wir unanfhörlich zum lieben Gott beten wollen, bitten a n cf) heute noch für das große Werk ihrer geistlichen Väter und Brüder. Heute nun gibt mir der liebe Gott wieder bie Gnade unb Freude, dieses damals noch int zarten Keime, dieses in bett ersten Anfängen begriffene Missionswerk tut eigenen H ause begrüßen unb segnen zu können. Täglich wird hier an diesen Altären das heilige Messopfer, ttitb zunächst gewiss für dieses hohe Mis-sionswerk, dargebracht. Und wenn der Priester, euer geistlicher Vater ober dessen Stellvertreter, hintritt znm Altare Gottes, so betet er, wie ihr ja alle wisst, meine lieben Kinder: liilroibo ad altare Bei — unb ihr antwortet: Ad Benin, qui u laetificat luven ln lein rneain. Ich darf wohl — nicht wahr, 186 Kardinal und Bischof in unserem Hanse. liebe Zöglinge — solche Kenntnisse in der lateinischen Sprache bei euch schon voraussetzen, dass ich diese Worte nicht etwa in euere Muttersprache oder in wer weiß was für eine andere Sprache übersetzen muss. Was ist cs da für euch für eine große Freude, sagen zu dürfen in der Jugend: „ Ich will hintreten zum Altare Gottes, zu Gott, der m eine Jugend erfreut!" Aber, liebe Kinder, wodurch erfreut denn der liebe Gott die Jugend? Doch ganz gewiss dadurch, dass wir ohne unser Verdienst, ja, dass wir vielleicht, ohne in früheren Jahren daran,zudenken, berufen worden sind zu diesem großen MissionSwerk, berufen worden sind als Priester oder Diener am Altare Gottes, und für das zeitliche und ewige Wohl unserer Mitbrüder und Mitschwestern, ja auch noch deren Kinder, segensreich zu wirken. Nun sagt, meine Lieben, ist das nicht eine große Freude? O dankt, dankt dem lieben Gott dafür, und bleibet ihm auch dankbar durch den festen unerschütterlichen Entschluss, auch jetzt, und besonders jetzt in der Vordere itungS zeit, recht getreu nachzukommen und euch so vorzubereiten, wie sich euer göttlicher Heiland in seinem verborgenen Leben, in der 30jähr-igcn Stille und Einsamkeit, vorbereitet hat ans seinen großen, hochheiligen Missionsberuf — vorbereitet hat auch für uns, denn für uns alle hat er im Elternhause gelebt, hat er geduldet und gelitten, ist er gestorben und siegreich von den Todten auferstanden, ist er, wie die Kirche es gestern erst gefeiert, triumphierend in den Himmel eingezogen, um bei seinem himmlischen Vater auch uns einen Ort zu bereiten, wohin auch wir Ihm nachfolgen können [sotten und müssen]. Seht, liebe Kinder, zu diesem ausgezeichneten Berufe hat euch der liebe Gott auserwählt. Wir haben gestern Christi Himmelfahrt gefeiert, wir haben vielleicht mit wehmüthigen Herzen die Osterkerze auslöschen sehen, wir haben dem auffahrenden Heilande im Geiste und Gebete nachgeblickt, aber wie seine Apostel, müssen auch wir noch zurückbleiben, um die Sendung des hl. Geistes zu erwarten: „Ihr müsst noch vieles in meinem Namen thun, hat er in den Aposteln auch zu uns gesagt, ihr müsst Opfer b r i n g e n für die leidende Menschheit, die ich erlöst und mit meinem hochheiligen Blute erkauft habe." Wohl ist er in den Himmel aufgefahren, um von seinem Reiche Besitz zu ergreifen, wohl hat er uns hier aus Erden zurückgelassen, aber, meine lieben Kinder, nicht als Waisen, er hat uns mit den Aposteln gesegnet, auch uns seine ständige Gegenwart zugesagt, auch unS die große Aufgabe zugewiesen, indem er sprach: „Ite — ic. Gehet, lehret zc." Sehet, meine Lieben, zu diesem Berufe hat euch der göttliche Heiland am Himmelfahrtsfeste auSerwählt. Es war dies sein letzter Wille, bevor er von uns schied. Vom gleichen Gedanken sind auch seine Nachfolger beseelt. Ihr wisst, was der sehnsüchtige Wunsch unseres jetzt regierenden hl. Vaters, Leos XIII., ist. Es vergeht ja fast kein Tag, keine Stunde, keine Audienz, wo er dieses nicht andeutet, es erscheint keine Encpclica, kein Rundschreiben, ohne .dass er an die Verheißung dcS göttlichen Erlösers erinnert, cs solle unus grex el unus pastor eine Herde und ein Hirte werden. Er möchte heute schon ganz Afrika bekehrt sehen, wenn cs im nnerforschlichen Rathschlusse Gottes läge. Was aber für jetzt noch in den Plänen der göttlichen Vorsehung verborgen ruht, was der liebe Gott erst in der Zukunft ausgeführt wissen will, das zu vollbringen, seid ihr vor vielen Tausenden eures AlterS und Standes auSerwählt. O wie habe ich mich gefreut, als junger Priester die Stelln malu-tina mitsegnen zn dürfen ; eS war das Schiff, welches die ersten Missionäre aus Oesterreich nach Central-afrika bringen sollte. Stella matutina hat eS sich genannt zu Ehren der allerseligsten Jungfrau und Himmelskönigin Maria, die ja auch gleichsam als Morgenstern der in Christo aufgehenden Sonne voranleuchtete. Und gewiss kommt es unS jetzt nicht zufällig, sondern als eine Fügung Gottes vor, wenn der neue Missionsdampfer nicht mehr Stella matutina sondern Redeinptor, Erlöser, heißt. Ja, jetzt, wo das helle Licht unseres hl. Glaubens in Afrika zu leuchten beginnt, da tritt der Morgenstern mit seinem milden Schein demüthig zurück, um die aufgehende Sonne ihre erwärmenden, belebenden Strahlen ungehindert herabsenden zu lassen. Reelern p tor, Erlöser, ja er kommt, aber nicht wie er ehemals hier auf Erden in die Erscheinung getreten, sondern durch euch, und zwar jetzt schon, wie in der nächsten Zukunft. Seid versichert, meine Lieben, dass die ganze katholische Kirche mit großer Erwartung und freudiger Hoffnung ans euch s ch a u t; seid versichert, dass alle ihre Organe, alle ihre Hirten, der Papst, die Bischöfe und Priester, und das gesummte gläubige Volk für euch beten und bitten — aber auch beschwören mit väterlicher Liebe und eindringlicher Mahnung: Haltet f e st an eurem Ent s ch l u s s e, bleibet t r e ü i n eurem Berufe! Bewahret und beobachtet die Lehren und Gebete unserer hl. Kirche. Gebet jetzt schon das Beispiel eines guten katholischen Kindes, Jünglings und zukünftigen Missionärs. Lernet jetzt schon entbehren und Opfer bringen für den lieben Kardinal und Bischof in unserem Hause. 187 Gott und euren hl. Beruf. Ja, wenn ihr jetzt schon einen reinen Opfersinn heget und pfleget, wird euch der liebevolle Vater im Himmel geiviss segnen und hinieden schon einen wahren Frieden und reichliche Freuden erlebe» lassen; und wenn wir Alten längst heimgeholt sind ins Vaterhaus, wird es wenigstens unsern Nachfolgern vergönnt sein, Nachrichten aus Afrika zu erhalten von dem segensreichen Wirken der in Mühland herangebildeten Mis-sionäre, und jedes Herz wird sich voll Dankbarkeit dem göttlichen Erlöser und seiner heiligsten Mutter zuwenden. So stelle ich auch euch jetzt unter den besonderen Schutz der allerseligsten Jungfrau Maria, der Maien-köuigin; ich stelle ferner mit euch auch dieses Haus unter den väterlichen Schutz des hochwürdigsten Oberhirten dieser Diöeese. Möge es stets wachsen und blühen und immer mehr zur größeren Ehre Gottes wirken! Und indem ich euch nun zum Schlüsse von ganzem Herzen bitte, im Gebete auch meiner eingedenk zu bleiben, gebe ich euch meinen bischöflichen Segen." "Nach dem bischöfl. Segen, welchen Se. Eminenz dem ganzen Missionsinstitute ertheilte, setzte sich der Zug von der Kapelle nach dem sehr bescheidenen Festsaale in Bewegung, wo eine offieielle kurze poetische und musikalische Begrüßung stattfand. Viele Dutzende kleiner Augen hafteten an der liebenswürdigen Gestalt des großen Kardinals; denn viele von den kleinen zukünftigen Missionären konnten sich bis jetzt nicht vorstellen, wie denn ein Kardinal eigentlich aussehe. Aber auch Novizen, Scholastiker, trugen ihre Freude zur Schau, besonders die Wiener, welche ihren geliebten Oberhirten in ihrem trauten neuen Heime in Tirol begrüßen konnten, Nach den letzten Klängen des Herz Jesu-Bundesliedes wurden alle zum Kusse des 9tingc§ zugelassen. Wie freute sich ' da der hohe Vater der Jugend, als die kleine Schaar der Missionszöglinge heranrückte, die ihn so treuherzig und zugleich neugierig anblickten! Wie verklärten sich seine Züge, wenn ein Wiener es war, der vor ihm kniete! Nachdem der Ningkuss vorüber war, erhob sich Se. Eminenz und schickte sich an nach kurzer Besichtigung des einfachen Missionshauses dasselbe wiederum zu verlassen. Mit Schmerzen sahen wir unsern hohen Gönner scheiden, und ad mul los an nos war unser letzter Gruß und Herzenswunsch. Mei uns gegrüßt! Erlauchter Kirchenfürst, Dess hohen Namen eine ganze Welt Mit Ehrfurcht, Liebe und Vertrauen nennt, Am festlich frohen Tage sei uns gegrüßt! Wie sehnte sich das jugendliche Herz, Als es die süße Ahnung, Dich zu schau'», Gleichwie ein wilder Maientraum umwob! Wie hob sich doch die ungestüme Brust In heil'gem Drang, wen» uns der heut'ge Tag Mit seinem Glücke vor die Seele trat! Wie glühte nicht des Auges Feuerblick, Wen» es entzückt an Deinem Bilde Hieng! Wie schwang sich doch, der Frühlingslerche gleich, Die tiefbewegte Seele jubelnd auf Zum Sternenzelt im feurigen Gebet Für Dich, der wie ein Vater ob uns wacht! 9)lit süßer Wonne denken wir des Tags, Da uns zuerst die frohe Kunde ward! Wie nach des Winters banger Trauerzeit Der Thauwind flüsternd durch die Lande streicht Und hie und da im lieben Zwiegespräch Dem ernsten Tannenwald die Neuigkeit, Der Lenz sei da, geheimnisvoll erzählt. Die Märe aber sich von Baum zu Baum Erst leis und lind, daun immer lauter pflanzt, Vis rings der Wald in wilder Freude rauscht, So eilte durch des Klosters stilles Heim Der seltnen Nachricht vielbegehrtes Wort, Als eS vom Mund zu Munde erstmals flog: „Fürwahr, es kommt von Wien der Kar- din a Was man sich wünscht, das glaubt man immer gern, Ist eines alten Weisheitsspruches Sinn, Und was das Herz in Haft und Fessel schlägt, Erhält vom Mund der Freiheit edles Gut! Schwelgt doch in Wonne auch die keusche Braut, Die Wald und Wild und Feld und Flur und Au, j Das heiße Sehnen ihrer Brust enthüllt, j Und Wind und Wolke, Licht und Luft bestürmt, I Zu grüßen ihr vergöttlich Ideal. ! Was Wunder also, wenn die ganze Welt Uns wonnetrunken zuzurufen schien: Die Herzen auf! — Der Kardinal von Wien! Und nun des Tages Freude noch erhöhen, Erschallt dem Ohre noch ein nnb'rer Klang: „Von Besten kommt der große Fürstbischof!" 188 Aus dem Maricn-Bereiü für Afrika. So eint sich mit der Flöte süßen Laut Der weichen Harfe sanfter Silberton. So nnscht sich mit des Zephirs linden Hauch Des holden Maien reicher Blütenduft. Wenn nach der Jahre langer Wanderschaft Der Sohn ans fremden Landen heimwärts eilt, Wie malt er sich des Wiedersehens Glück! Jetzt tritt vor seinen Geist des Vaters Bild, Und trunken lauscht er seinem lieben Wort, Jetzt schwebt ihm auch die alte Mutter vor, Die überglücklich an das Herz ihn drückt! Wird er da fragen, wer ihn heißer liebt? Wem er von beiden mehr wohl zugethan? Schlägt beiden nicht dah gleiche Eltern herz? Und glüht für beide nicht deS Kindes Brust? So seid auch uns in gleichen, Sinn gegrüßt, Seid uns gegrüßt, viel tausendmal gegrüßt, Gegrüßt mit Josefs treue», Kindeswort, Als er den alten Vater wiedersah Nach langen, Sehnen im Acghpterland. „Sei mir gegrüßt!" — so rief er weinend aus — „Sei mir gegrüßt, o Vater, sei gegrüßt Und segne mich, und was mir Gott verlieh!" Aus dem Usrien-Rerem für Afrika. (Der Wiener Diöcesan-Ausschnss des Marien- vereines für Afrika) hielt Montag, den 29. April, seine statutenmäßige Jahresversammlung. Vice-Präses Anton Schöpfleuthner führte das Präsidium und machte Mittheilung über die Verhältnisse des Vereines im letzten Vereinsjahre. — Tie Einnahmen des Gesammtvereines, der unter dem Protectorate sämmtlicher Bischöfe des diesseitigen Oesterreichs steht, sind zurückgegangen. Während im Jahre 1899 im Ganzen 29 896 Kronen eingiengcn, betrugen die Einnahmen des Jahres 1900 nur 27.222 Kronen, und doch steigern sich die Bedürfnisse der Missionen, namentlich die von Centralafrika, wo ja die Söhne vom göttl. Herzen ein so ausgedehntes Gebiet der Wirksamkeit haben. — Sollen die Einnahmen des Vereines erhöht werden, so muss für denselben mehr Propaganda gemacht werden, besonders durch Errichtung von recht vielen Pfarrgruppen. In der Wiener Erzdiöcese sind gerade durch die Thätigkeit der Pfarrgruppen die Jahreseinnahmen um 2536 Kronen aus 7165 Kronen gestiegen. Recht interessant war der Vortrag des hochw. Herrn Franz Xaver Tillcriu, Provincials der Trinitarier, welche im Vorjahre, aus Frankreich ausgewiesen, sich in Wien (Großhof) niedergelassen haben, sind in Wien eigentlich keine Fremdlinge. — Die hiesige Mino-riten-Kirche in der Alserstraßc ist ja eine ehemalige Trinitaricrkirchc — des Trinitarier Ordens, der im Laufe des Jahrhunderts an 900.000 Neger-Sclaven befreit hat, will auch heute noch das Missionswerk in Afrika fördern. Hochw. Pfarrer Mathias Elfterer von St. Anton in, X. Bezirk machte Mittheilungen über seine Wahrnehmungen in Afrika, wo er gelegentlich seiner Palästina-Pilgerfahrt weilte und das Wirken der Missionäre beobachtete. Das Publicum schied von der Versammlung, erfüllt mit einer Begeisterung für den Marienvcrein und seine Zwecke. — Mögen doch überall, wo cS nur irgendwie möglich ist, Pfarrgruppen gebildet werden. Es genügen für den Anfang 15 Mitglieder. Die Statuten sind zu bekommen vom BiccpräseS Herrn Anton Schöpfleuthner, Wien I., Stephansplatz 6, welcher auch bereitwillig mithilft zur Gründung der Pfarrgruppen. Die Pfarrgrujche St. Rochus. Am 24. April d. Js. hielt die Pfarrgruppe St. Rochus auf der Landstraße des Marien-Vereins für Afrika wieder eine Versummlung ab, die dadurch ein besonderes festliches Gepräge erhielt, da der apostolische Missionär aus China, hochw. Herr Gattringcr einen interessanten Vortrag hielt. Obwohl seine Berichts und Erlebnisse nicht von dem „schwarzen Erdthcile" handelten, sondern von dem jetzt so viel genannten Ostasien", so waren seine interessanten Erzählungen über die abergläubischen und sinnlosen Religionsgebräuche der heidnischen Chinesen ganz geeignet zu zeigen, wie die sonst in der Cultur fortgeschrittene» Aus bcm Marion-Verein für Afrika. 189 Menschen abirren und herabsinken, wenn sic den wahren Glauben nicht haben. In humorvoller Weise zeigte der hochw, Missionär, ans welche listige Weise dieses hinterlistige Volk auch seine Gottheiten betrüge und wie bei elementaren Ereignissen die unsinnigsten Dinge angewendet werden, um Hilfe von den vermeintlichen Göttern zu erlangen. P. Gattringer schilderte in anschaulicher Weise die Entstehung der chinesischen Fremdenverfolgungen, sein glückliches Entkommen und die bewunderungswürdige Glaubenstreue und Glaubcnsmuth von Tausenden von Christen, die im vorigen Jahre in China unter grausamen Dualen den Mnrtyreriod erlitten. Wir sollen sic zu ihrer Sicgcspalmc beglückwünschen und sie bitten auch uns gleichen Glanbensmnth zu erflehen. Der verdienstvolle Leiter der Pfarrgruppe, hoch-würdiger Herr Pflngcr, welcher dem Missionär seinen Dank aussprach, ermunterte die Versammelten, auch ferner int Vereinslcben eifrig zu sein und dies auch greifbar zu zeigen und nicht nur die Neger in Afrika durch Gebet und Gaben zu unterstützen, sondern auch die chinesischen Missionen, wodurch die ersteren nicht zu kurz kommen werden. Er übergab hierauf als Resultat der Mitgliedsbeiträge der letzten Monate dem hochw. Vicepräscs des Wiener Diöccsanausschnsses 300 Kronen für den Marienverein. Wie bei ersterer •ein Kreuz vorangctragcn werde zur Mahnung an die Kreuzesfolge, soll der Marienvcrein dazu beitragen, dass auch die Neger das Kreuz kennen lernen. Wie die Procession vorwärts schreite, sollen auch wir int guten Fortschritte machen, und der Marienvercin sorgen, dass bei den Negern neue Schulen, neue Kirchen entstehen und neue Missionäre kommen und deshalb auch die Missionsanstalt in Mühland unterstützen. Bei der Procession werde ferner gebetet und gesungen, am Marcustage besonders um das Gedeihen der Fcldfrüchtc, so sollen auch die Mitglieder des Maricnvereins beten für daS Gedeihen der Missionen und dass die hochw. Missionäre den Muth nicht verlieren und ausharren in ihrem schweren Berufe. Die Processionen werden von Priestern ge-geleitct, die Mitglieder desselben mögen immer den Priestern dankbar sein, durch welche ihnen soviclc Gnaden zufliesien. Man möge endlich am Mareus-tage besonders den hl. Evangelisten Marcus um seine Fürbitte für Afrika anflehen, da er auch in diesem Wclttheilc das Evangelium gepredigt und dort den Martertod erlitten hat. Die Zwischenpausen wurden durch sehr schöne Zithervorträge des Zithcrlehrcrs Herrn Schmiedel und seiner Frau ausgefüllt. Pfarrgruppe Favoriten Wien X. Die Filiale St. Johann Evangelist vom Marien - Verein für Afrika hielt am 11. März 1901 in I. Rappels Roscnsälcn X. Himbergerstrasie 41, ihre II. ordentliche Generalversammlung ab, welche der Präsident der Pfarrgruppe von Favoriten, Se. Hochw. Herr Peter Sir, Coopcrator bei St. Johann Evang. X. mit der Begrüßung der Mitglieder und Gönner des Vereins eröffnete, worauf er eine kurze Uebersicht über das abgelaufene Vereinsjahr 1900 gab. Der etwa tausend Personen fassende Saal war dicht besetzt mit Thcilnchmcrn. Unter anderen haben durch ihre Anwesenheit die Versammlung ausgezeichnet Se. Gnaden hochw. Herr Canonicus Anton Schöpf-lenthncr, dann der hochw. Herr Pfarrer bei St. Anton X. Herr Mathias Eisterer, Schriftsteller und Redacteur dcS St. Norbertus - Blattes, die hochw. Herren Franz Honzik, Gottlieb Schlesinger und Franz Bozek, Cooperatoren bei St. Johann Evang. X. Bez., Ihre Hochgeboren Frau Baronin Constanze Pillers-dorf, chriv. Oberin Schwester Adele Spieler sammt Mitgliedern des Apostolates der christlichen Töchter tut X. Bezirk, Frau Caroline Capauch, Vorsteherin und Frau Marie Liehmann, Vice - Vorsteherin des christlichen Frauenbundes X. Bezirk, Frau Fanny Madäschefsky, Vorsteherin des christlichen Fraucn-wohlthätigkeitsvereines itn X. Bezirk, Frau Anna Brettner, Vorsteherin der Frauengruppe des kathol. Schnlvcrcines im X. Bezirk und Vertreter mehrerer Corporation^ und Vereine (z. B. des christlichen Müttervcreincs' im X. Bezirk re.) In seiner Ansprache erinnerte der Präsident des Maricn-Vereines für Afrika, Pfarrgruppe Favoriten X. vorerst an die schwachen und unscheinbaren Anfänge der Pfarrgruppe, ans welcher sich der Verein entwickelt hat. Als er ant 29. Juni 1899 (