Warte im Fluge. Neber rmee-VerpslegUUg. 1860. F. B. M. Laibach. Gedruckt bei Josef Blasmk. Vorwort. Virtutv Iisuck r»ti8- Die zahlreichen Machtentfaltungen der europäischen Staaten im letzten Jahrzehend, haben zu den Wahr¬ nehmungen geführt, welche die hier folgenden „Worte im Fluge" begründen. Die „Worte im Fluge" sind demnach praktischer Natur, und durch Anschauungen in Rußland, Oester¬ reich, England und Frankreich, welche sämmtlich in diesem Zeiträume ihre Armeen mobilisirt hatten, ent¬ standen. Sie beanspruchen in Folge dessen einigen Werth, für die richtige Beurtheilung der Kriegserfolge und der politischen Situationen unserer Tage. Aber wir hoffen daß der Fachmann sie auch mit der Logik der Theorie übereinstimmend finden wird,— mit jener Theorie, welche gebieterisch fordert, seine Un¬ ternehmungen mit kluger und redlicher Berechnung zeit¬ gerecht vorzubereiten. Der Administrations-Ches. Die Kriegführung zerfällt bekanntlich in den opera¬ tiven und in den administrativen Theil. Bei letzterem find die Kriegsvorbereitungcn von wesent¬ lichstem Einfluß auf alle Operationen, und auf deren schlie߬ lichen Erfolg. Armeen welche ihren strategischen Aufmarsch früher ausführen, ehe die Kriegsvorbereitungen im administrativen Theile vollendet sind, gehen durch Mangel an den wesent¬ lichen Elementen zur Erhaltung der Truppen und ihrer Kräfte unfehlbar zu Grunde. Die Eisenbahnen haben in neuester Zeit schon einige- male verleitet, Armeen von bedeutender Stärke feindlichen Angriffsfronten entgegen zu werfen, ohne daß die Ansamm¬ lung des erforderlichen Materials für die Aktion und für die Erhaltung der Armee mit den Bewegungen derselben gleichen Schritt gehalten hätten. Wo die Entscheidung eines Krieges nicht von einem einzigen Schlage abhängt, und wo der Kriegsschauplatz nicht überaus reich ist, um die Armee selbstständig und frei von den Nachschüben erhalten zu können, da ist dieses ein Ver¬ stoß gegen die Grundprinzipien des Krieges selbst. Welche Fälle dieser Art sind aber gegenwärtig denkbar? Es bleibt daher in jedem Kriege geboten, die Admi¬ nistrations-Vorbereitungen, von welchen hier näher die Rede 4 sein soll, früher zu vollenden, ehe die kriegerische Aktion der Armee beginnt. Damit der Staat hiebei keine unnöthigen bedeutenden Opfer bringe; damit die kostbare Zeit nicht zwecklos verloren gehe, und damit die Kriegsvorbereitungen in vollkommenem Einklänge mit dem Operationsplane stehen; ist es vor Allem geboten: den Chef der Administration rechtzeitig von den vorschwebenden Kriegsplänen in Kenntniß zu setzen. Und es ist die Erfahrung welche fordert: daß zum Chef der Administration ein fähiger General des General- Quartiermeisterstabes gewählt werde, welcher den Dienst- zwcig vollkommen beherrscht. Dieser Chef aber soll von jeder heraufziehenden Kriegs¬ wolke und von ihren Einwirkungen auf die Politik des Staates unmittelbar in Kenntniß gesetzt werde, damit er seine Maßregeln schon im Beginne der Ausrüstung mit Vor¬ sicht, und richtig bereite, und sich durch die eigenen Frie¬ dens-Dispositionen nicht gehemmt sehe. Geheimthuerei ist hier nicht am Platze, denn wenn der Ausspruch si vis psoom pure bellum richtig ist, so kann er nur dann seine tiefe Weisheit bewähren, wenn er im Anfänge angewendet wird — prlnoipüs obstsü Der Chef der Administration und zwar derjenige wel¬ cher es nicht dem Namen, sondern der That nach ist, muß daker im höchsten und engsten Kriegsrathe sitzen. Es fragt sich nun welches die wesentlichsten Objekte dieser Administrations-Vorbereitungen seien? Unstreitig: rr. Die Bekleidung und Ausrüstung der Truppen. b. Trainwesen. e. Sanität. st. Verpflegung. 5 Jedes dieser 4 vorzüglichen Administrations-Zweige zerfällt wieder in mehrere Unterabtheilungcn, von welchen wir besonders hervorheben: den Ankauf von Pferden und deren Bemontirung, den Ankauf von Schlachtvieh und die Aufstellung der Flcisch- regie mit deren Filialen, den Ankauf von Naturalien, deren Verarbeitung und Trans¬ port in die Haupt-Magazine und Festungen, die Aufstellung der Nachschubs- und der Kolonen-Magazine. Die Feldspitäler und Ambulanoen, endlich: Daö zu allen diesen Anstalten erforderliche Personale. Stabile Drigaden. Nachdem diese Anforderungen für ihren Vollzug und rosp. Bezug jederzeit einen sehr weiten Rayon umfassen werden, und nachdem ohne genügender Aufsicht und Leitung in den verschiedenen Landestheilen oder Provinzen, aus welchen der Bezug erfolgen soll, weder Ordnung, noch aber die entsprechend schnelle, gute und finanziell nicht drückende Beistellung der Armee-Erfordernisse denkbar ist; so ist es auch vor allem nothwendig mindestens in den Bezugs-Pro¬ vinzen, und in jenen welche von den Operations-Linien der Armee berührt werden, eigene stabile Administrations-Or¬ gane (stabile Brigaden) aufzustellen. Diese stabilen Organe dürfen nicht im Verbände der mobilen Armee sich befinden und daher keine mobilen Truppen unter Kommando haben. 6 Ihre Thätigkeit muß vorzüglich dahin gerichtet sein, alle Unterschleife beim Einkäufe und bei der Manipulation der Naturalien hintanzuhalten, die zweckmäßige Deponirung zu überwachen, den Nachschub zur Armee nach dem Bedarf derselben fließend und gesichert zu erhalten. Sie müssen noch früher aufgestellt werden, ehe die Armee-Anstalten ihre Kriegsvorbereitungen beginnen, denn nur so können sie mit der innewohnenden Erfahrung, mit der Lokal-Kenntniß und mit dem Einblicke in die Mängel des Vollzuges höherer Anordnungen, Alles aufbieten um jede auftauchende Unzukömmlichkeit schnell zu beseitigen oder zur höhern Abhilfe zu bringen. Wo die Kriegsvorbereitungen beginnen, ehe eine ge¬ nügende Anzahl von stabilen Administrativ-Organen von Brigade-Rang aufgestellt sind, da kann man jeder Zeit der großartigsten Uebervortheilungen des Aerars im Einkäufe, der gröbsten Anstände in der Qualität und in der rechtzei¬ tigen Abgabe der Naturalien gewiß sein! Es ist für die unbeaufsichtigten niederen erecntiven Organe nur zu verlockend, des Lieferanten schlechte Quali¬ täten gegen entsprechende Honorare von häufig mehreren 1000 Gulden zu übernehmen! Häufig ist nicht zu erwarten das politische Lokal- oder geringere Provinzial-Behörden, den richtigen Ueberblick und die genügende Routine haben, um allen so schädlichen Win¬ kelzügen Derjenigen vorzubeugen, welche mit der Sammlung und Transportirung der Armeebedürfnisse betraut werden müssen. Hiebei ist zu berücksichtigen daß jede und auch die ge- ringfügigst scheinende Operation in obiger Richtung, wegen Großartigkeit der Armee-Bedürfnisse, große Summen ver¬ geuden, wenn die Leistungen mangelhaft und unter der Vor¬ schrift bleiben. Welche ungeheure Summen aber die Verluste der Krone dabei betragen, läßt sich ermessen wenn berücksichtiget wird, daß selbe für ihre Einkäufe und Transporte das doppelte und Zfache des wahren Betrages zu zahlen und nebstbei für Nerdcrbniß ihrer schadhaft übernommenen Artikel, für un¬ lautere Manipulationsspesen-Rechnung, für verschuldete Ver¬ wüstungen , für Mißgriffe der Kontrolle rc. rc., ganz außer¬ ordentliche Beträge zu leisten, gezwungen wird. Näheres hierüber in dem Anhänge »Die Mängel und die Hilfen.« Weil für eine entsprechende Thätigkeit dieser stabilen administrativen Organe, vielseitige und mehrfache Kenntnisse und Dispositionsgaben erforderlich sind, als bei dem Trup- pen-Brigadier vorausgesetzt werden können; so eignen sich zu diesen Posten vorzüglich Generale des Armeestandes welche im General-Quartiermeister-Stabe längere Zeit ge¬ dient haben. Wie groß der Rayon sein dürfe welcher einem solchen Organ unterzustellen ist, können nur die Verhältniße der Provinzen, die Anzahl der zu überwachenden Armee-Anstalten und persönliche Befähigungen entscheiden. Als beiläufige Norm mag gelten das 2 Verpflegömagazine und l Feldspital oder vieovorsa mit dem in jeder größern Garnison sonst stabil befindlichen Armee-Anstalten, die Thätigkeit eines Ge¬ neralen genügend in Anspruch nehmen, und daß eine grö¬ ßere Ueberbürdung, oder die Zuweisung von zu weit ge¬ trennten Anstalten, gleichbedeutend sind mit Aufsichtsmangel und mit den hieraus nothwendig erwachsenden Uebelständen. In Zeiten von Kriegsvorbercitung, wo alle Armee- Anstalten meist nen errichtet, und die nothwendigen Vorräthe erst gesammelt und zur Verwendung vorbereitet werden müssen; da nimmt der Geschäftsumfang aller solcher der- 8 maßen zu, daß die Erhaltung einer entsprechenden Thätig- keit und einer genauen Ordnung in den Anstalten, und der vorgeschriebenen Magazins-, Kommissions- oder Vorschrifts¬ mäßigkeit der Materialien und Naturalien, die größte Um¬ sicht und Thätigkeit erfordern. Wenn es bei Aufstellung von Armee-Anstalten ein Fehler ist, selbe in großer Entfernung von dem in Rede stehenden administrativen Organen zu plaoiren; so wird in jedem solchen unvermeidlichen Falle, ein Platz-Kommando mit einem Stabsoffiziere zur Ausübung der Brigade-Inspek¬ tion, als abhängiges Organ der administrativen Behörde, anfzustellen sein. In Stationen wo sogenannte Monturs-Oekonomie-Kom- missionen befindlich sind, ist jederzeit ein eigener General zur stabilen Inspektion zu bestimmen, welcher keinesfalls ein Kommando auch außerhalb seiner Station zu erhalten hätte. Das gleiche gilt auch von den Endpunkten jener Eisen¬ bahnen welche für den Nachschub des Armee-Materials be¬ nützt werden. Die stabilen Brigaden unterstehen sämmtlich direkte der obersten militärischen Administrativ-Behörde jener Pro¬ vinz, durch welche die Marschlinien der sich konzentrirenden Armee ziehen; und wo selbe den Bereich mehrerer solcher treffen, müssen die Weisungen der dem strategischen Auf¬ märsche näheren, maßgebend sein. Denn dieser wird der Kommandant der operirenden Armee näher bleiben. Es wäre in jedem Falle ein großer Fehler, wenn zur Durchführung der Kriegsvorbereitungen bei der höchsten Ad¬ ministrations-Behörde der Provinz, in welcher selbe erfol¬ gen, eine Persönlichkeit erst neu gewäblt werden sollte, und wenn diese nicht mit vollster Geschäfts - und Landeskenntniß schon ausgerüstet wäre. 9 Deßhalb ist cs schon in Friedcnszeiten nothwendig der¬ gleichen Posten mit solchen verläßlichen Kapazitäten zn be¬ stellen, die auch in Kriegszeitcn beibehalten werden können. Kenntniß der Lokal - und Landesverhältniffe sind die wesent¬ lichsten Faktoren zweckmäßiger Leistungen auf diesem wichti¬ gen Felde, und Neulinge sind hier oft so schädlich, wie Ver¬ suche und Experimente in kritischer Zeit. Deßhalb müssen auch alle Hilfsorgane dieser Behörden von erprobter Fähigkeit und mit den Lokalverhältnissen des unterstehenden Wirkungskreises genau bekannt sein, und es müssen im Frieden schon, sowohl bezüglich der disponiblen Landesressourcen, als auch bezüglich verläßlicher Persönlich¬ keiten von welchem eine einschlägige Mitwirkung erwartet werden kann, das Augenmerk rege erhalten sein. Sobald die Kriegsvorbereitungen beginnen, müssen dieser Behörde allsogleich einige Zivilbeamten als Jntendam ten und einige Generalstabs-Stabsoffiziere beigegeben wer¬ den. Die Intendanten werden zur Durchführung jener Ma߬ regeln verwendet werden, welche im gewöhnlichen behörd¬ lichen Wege nicht zeitgerecht durchzuführen sind; die Gene¬ ralstabs-Offiziere aber, haben die in der Bewegung der Truppen und ihrer Trains, im Nachschübe des Materials und der Naturalien, und in der Aufstellung der Armee-An¬ stalten sich ergebenden Anstände, unmittelbar wahrzunehmen und mir Vollmacht zu behebe». Dergleichen Anstände sind bei ausbrechenden Kriegen zahllos, am störendsteu aber wirken ungenügende Trans¬ portmittel, Sorglosigkeit in Verwahrung der Naturalien, Lauigkeit iu Aufstellung der Feldbacköfen, verspätete Dispo¬ sitionen für die Feldspitäler, und verspätete Dotirung der Armee-Anstalten mit dem erforderlichen Personale. Es ist daher unerläßlich nothwendig schon im Frieden auf diese wichtigen Elemente Rücksicht zu nehme», »nd in 10 dieser Beziehung die Kriegsschauplätze des Reiches so zu studieren, vorzubereiten und zu dotiren, daß im Kriege keine unüberwindlichen Anstände und Mängel hervortreten können. Festungen sollen jedenfalls schon im Frieden mit den erforderlichen Backöfen für die doppelte Kriegsbesatzung und mit sicheren Depositorien für allen Kriegsbedarf versehen sein. Festungen welche Zentralpunkte von Armeestellungen sind, erfordern noch ausgedehntere Vorsorge in dieser Rich¬ tung. Man darf sich keiner Täuschung hingeben, und der in der Gegenwart häufig auftauchenden Meinung nicht Gehör schenken: daß die Kriegsbereitungen gleichen Schritt mit der Komplettirung der Armee, mit ihrer Mobilisirung und Kon- zentrirung halten könne! Für erstere ist im Durchschnitte kaum die doppelte Zeit genügend, so das wenn für letztere z. B. 4, 5, 6, Wochen benöthiget werden erstere mindestens 3 bis 4 Monate er¬ fordern. Vorzüglich hemmend ist die Vermahlung der Brodfrüchte und die Erzeugung des für den Krieg so wichtigen Zwie¬ backs, und zwar sowohl wegen allgemeineren Mangel gro¬ ßer Mahletablissements, wegen Frost der Wässer im Win¬ ter, zur gewöhnlichen Zeit nämlich der Kricgsvorbereitungen, und wegen Vorraths-Mangel an Zwiebackmehl. Wenn auch nicht die gewichtigsten Motive der Oeko- nomie des Aerars dafür sprechen würden, wäre es daher aus dem Gesichtspunkte der beschleunigten Kriegsausrüstung geboten, schon im Frieden große Mehl- und Zwiebackvor- räthe zu erhalten und diese auf den verschiedenen Angriffs¬ fronten oder Kriegsschauplätzen des Reiches so zu vertheilen, 11 daß eine daselbst konzentrirte Armee für mindestens 2 oder 3 Monate versorgt sei. Hiebei darf jede Furcht beseitiget werden, daß die Er¬ haltung größerer Vorräthe im Frieden wegen vorkommender Verderbniß mit großen Geldopfern verbunden wäre. Da wo beim Einkäufe der Frucht und bei der Vermahlung der¬ selben, und bei der Zwiebacks-Erzeugung redlich und nach Vorschrift vorgegangen wird, und wo gute Depositorien nicht fehlen, da dauern auch die Vorräthe ohne geringster Ver¬ derbniß länger als ein ganzes Jahr aus. Welche Opfer dem Staate der Einkauf der Natura¬ lien erst im Augenblicke des Bedarfes kostet; wie schwierig die Gewinnung reiner Früchte und Getränke in solchem Falle sei, und welche Anstände die massenhafte fast nicht zu bewältigende Trausportsbewegung des Kriegsmaterials und der Mundvorräthe bei einem ausbrcchenden Kriege Hervor¬ rufen; haben die Kriege aller Zeiten erwiesen, welche bei leeren Magazinen überraschten. (1855!) Bei den Nachschüben für die Armee ist die Bewegung der Armeebedürfnisse im Bereiche der konzentrirten Armee, von jenen wohl zu unterscheiden, welche außer diesem Be¬ reiche erfolgen. Für erstere sind eigenes militärisch organisirtes Fuhr¬ werk erforderlich, welches rechtzeitig vorhanden sein muß; für letztere hat die Neuzeit F uhrkontrahenten eiugeführt, welche aber im wohlverstandenen Interesse des Aerars, wieder zu beseitigen wären um zur Landes¬ vorspann zurück zu kehren. Denn es ist ganz überflüßig einem Mittelsmanne, wel¬ cher keine andere Mühe und Sorge bei Verfrachtungen über¬ nimmt, als Landesfuhrwerk aufzutreiben, das 3 und 4fache des Betrages zu zahlen, welchen der Landes-Fuhrmann 12 welcher die Befrachtung bewirkt, vom Fuhrkontrahenten er¬ hält. Die Regierungen besitzen in ihren Organen alle Mit¬ tel, um besser als jeder Fuhrkontrahent, die erforderliche Zahl von Landesfuhren aufzubieten; um die richtige Ueber- uahme und Ucberwachung der Transporte durch Marsch- kommissäre und Wachen zu besorgen und um hiedurch das rechtzeitige Eintreffen am Bestimmungsorte zu gewährleisten. Selbst die Bewegung über die eigenen Grenzen hinaus kann solcherweise erfolgen, da die Landes-Fuhrwerke erfah¬ rungsgemäß selbst in der Anbau-, Schnitt- und Erntezeit anstandslos auf lO bis 15 und mehr Meilen Entfernung mitgenommen werden können. Und es ist für selbes die per Zentner und Meile mit 3 höchstens 4 alten Kreutzern zu berechnende Entlohnung, eine sehr große Lockung längerer Dienstleistung, vorzüglich wenn auf Verpflegung der Fuhrleute billige Sorge getragen wird. Sogenannte Lufttransporte sind immer Folgen von Dispositionsfchlern bei den Zentral-Behördcn, welche die bil¬ ligsten Bezugsquellen und die mit Berücksichtigung der Trans¬ portsspesen sich ergebenden Gestehungspreise der Armee-Be¬ dürfnisse, besser als der Privatmann zu berechnen im Stande sein sollen. Diese Lu ft trän Sporte sind aber ganz unmöglich wo es für die Nachschübe außer dem Armeebereiche keine Fuhrkon- trahcnten gibt, deren Unterdrückung überhaupt auch die Ge¬ fahr beseitiget, daß unverläßliche Organe Transportirungen anbesehlcn, welche in Lufttransporte, roolo Geld-Defrau¬ dationen verwandelt werden können. Es sind Lufttransporte vorgekommen, bei welchen meh¬ rere Hunderttausend Gulden dem Aerar betrügerisch entzo¬ gen worden sind. 13 Sogenannte Kondukreurschaften sind stets krankhafte Auswüchse einer indolenten oder dem Dienste nicht ergebenen Administration; denn jene Thätigkeit welche der Private zu entwickeln im Stande ist, vermögen Regierungs-Organe welchen großartigere Hilfsmittel zu Gebote stehen, in jedem Falle noch ergiebiger zu entfalten. Daß aber der Private billiger zu arbeiten vermöge als das Aerar, ist mit gutem Vorbedachte durch tausende von Stimmen verbreitet und mundgerecht gemacht worden, um die so äußerst schädliche Ueberlassung wichtiger Unter¬ nehmungen an Subarrendatoren, an Lieferanten und an Kontrahenten zu begünstigen. Die Erfahrung hat aber gezeigt, daß hiedurch die Fi¬ nanzen der Staaten ganz ungeheuer überbürdet, daß die verzweigtesten Defraudationen großgezogen, und daß die oft mit größter Munifizenz festgesetzten Gebühren des Soldaten, bis zum todtbringenden Ertreme verkürzt oder verschlechtert worden sind. Diese Bemerkung vermeint jedoch nicht jene Kräfte zu beseitigen, welche für das Aerar redlich, nach Provision, nach den gewöhnlichen Fabrikspreisen, und unter genauer Einhaltung der übernommenen Verpflichtungen Dienste lei¬ sten wollen. Solche Dienste sind das gerade Gegentheil der so ziemlich allgemein bestehenden schädlichen Gepflogenheiten der verkümmerten Gegenwart. 14 Der Kriegsrath. Wir wenden uns nun zum Kriege selbst! Aus dem vorgesagten ergibt sich, daß der Augenblick znm Beginne der Feindseligkeiten erst dann eintreten darf, wenn alle Kriegsvorbereitungen derart vollendet oder so wohl im Zuge sind, daß die Armee bei jedem Wechselfalle des Glückes mit Allem was zur kräftigen Fortsetzung des Kampfes erforderlich ist, vollkommen wohlversorgt bleibe. Es sind gefährliche Demonstrationen welche mit einer nicht gehörig dotirten Armee auftreten, und die von einem schnellen Aufmärsche derselben Erfolge erwarten, welche nur das Ergebniß großer uud langer Kämpfe sein können! Heut zu Tage ist dem Feinde der Zustand der Aus¬ rüstung der ihm entgegenstehenden Armee genau bekannt, und jeder Feldherr weiß, daß zähe Ausdauer auch den stärk¬ sten aber nicht wohl gerüsteten Feind, bald und gewiß über¬ winden werde. So ist der Beginn von Feindseligkeiten vor dem Ab¬ schlüße der Ausrüstung, nicht einmal mit dem Wagniße zu vergleichen: Alles auf eine Karte setzen zu wollen! Nein es ist sicheres Verderben, noch ehe das Glück der Schlachten entschieden hat. Es genügt aber nicht im Kriege, daß die Ausrüstung der Armee befriedigend vollendet sei, um von der Kraft seiner Truppen den entsprechenden Erfolg zu erwarten. Die Maschinerie welche die Versorgung des Heeres mit allem Erforderlichen zu bewirken hat, muß auch so einge¬ richtet sein, daß sie mit den Operationen des Feldherrn gleichen Schritt halten könne. 15 Wenn selbe alle Kräfte anznspannen verpflichtet ist, um den Vollzug der Pläne des Feldherr« zu ermöglichen; so muß andererseits der Feldherr jederzeit vermeiden, Leistun¬ gen zu fordern, welche bei Aufbietung aller Kräfte nicht zu erreichen sind. Aus diesem folgt daß nur dann eine befriedigende Ueber- einstimmung zwischen Operation und Administration der schla¬ genden Armee eintrelen wird, wenn das höchste administra¬ tive Organ derselben, mit seinen unentbehrlichsten Hilfsor¬ ganen im Hauptquartiere gegenwärtig, vom ganzen Opera¬ tionsplan genau unterrichtet und vom Detail der vorschwe¬ benden Ausführungen so rechtzeitig in Kenntniß ist, daß seine Maßregeln Zeit zum Vollzüge finden, und daß keine unnöthigen Hemmniße der Operationen eintreten können. Somit wäre es nun ausgesprochen, daß die Hilfsor¬ gane des Feldherrn nicht 2 wie bis jetzt, sondern 3 sein müssen, nämlich: Der Chef des Generalstabes, der General-Adjutant und der Chef der Administration. Die bisherige Unterordnung des letzteren unter dem ersteren ist stets ein großer Fehler, sowohl weil in der That eine Gleichberechtigung der Stimmen bei der Leitung der Operationen nicht zu verkennen ist; als auch weil jener Chef des Generalstabes, welcher in Verkennung des Admi¬ nistrations-Dienstes und seiner Wichtigkeit, die Berechnun¬ gen, Maßnahmen und Rathschläge des Administrations-Chefs verkennen wollte, gar bald verderbliche Erfahrungen machen, und dann unter ungünstigen Verhältnissen seine Jrrthümer erkennen wird. Frühere Kriege zeigen uns die häufigen üblen Folgen, welche die Disharmonie und Eifersüchtelei zwilchen General¬ stab und Adjutantur im Kriege erzeugt haben. Diese wer- 16 den allerdings größer werden wenn noch ein drittes gleich¬ berechtigtes Organ an der Seite des Feldherrn vorhanden sein wird. Aber, wenn die Adjutantur mit dem General¬ stabe verschmolzen wird, wie so viele erfahrene Stimmen rathen, und wenn zum Chef der Administration ein Gene¬ ral bestellt wird, welchem jene Eigenschaften innwohneu welche im Vorerwähnten näher bezeichnet sind, er daher dem Generalstabs-Dienst aus eigener Leistung genau kennt; dann dürfte auch jedes anscheinende Hinderniß der in Rede stehen¬ den Forderung fallen. Schließlich sei bemerkt daß Büchsenfleisch, trockene Ge¬ müse, gepreßte Fourage-Ziegeln u. dgl., welche für Schiffe, Festungen und Spitäler manche Vortheile gewähren können, für der Friedensgebrauch der Armeen nicht taugen. Die für den Krieg verhoffcen Vortheile dieser rein spekulativen Erfindungen aber, dürften zu den Schlachten-Recepten ver¬ wiesen werden, welche hie und da noch immer auftauchen. Die Vorsehung leitet! Kluge Vorsorge bereitet!