Brkini lir II tlrr RlitlU' fleiviilmrt von A M. S. Dniii!, Druck und Verlag, von Florian Kupferberg. 1873. In gleichem Verlage sind erschienen: Luk und Lehre. Der katholischen Jugend gewidmet I>r. H. Nolüis mW W. Ncrchenlmch. 80. elegant cartonnirt. Preis des Bändchens 15 Sgr. — 54 kr. Von Or.'H. Oiotsus: Des Grillen Klaube und Wandel in Beispielen veranschaulicht und in Lehrstücken dargelegt. 2. Bändchen. Itumenlese aus dem deutschen Aichtergarten. Wilder aus der Kirchengeschichte. Wilder aus der Weltgeschichte. Von Ni. Herchendach: Aaturbilöer aus allen fünf Lrdtljeilen. Ein Büchlein zur Erweiterung der in der Schute gesammelte« Kenntnisse. 6. Bändchen. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde aller Lrdtljeile. Et,;äIl!lttMlt NW dem 1'e!?en. Gesammelt und der katholischen Jugend gewidmet vr. K. Wolfus. Mit Titelbild. 8°. geh. 18 Sgr. - 84 kr. LesefrüHle. TIu'Mi^en Freiriläen äer Ratur gewidmet von J. W- S. Mainz, Druck und Verlag von Florian Kupferberg. 1873. 12346L Worwort. Erwarte nicht streng systematische Abhandlungen, christlicher Leser! Es sind, wie der Titel sagt, nur „Lesefrüchte" aus verschiedenen naturwissenschaftlichen Wer¬ ken gesammelt, und zwar nur über ein paar der s. g. brennenden Tagesfragen — zumal über die Fragen, die sich ja Jedermann wieder und immer wieder aufdringen: Wer bin ich denn eigentlich als Mensch? Woher stamme ich? Welcher ist des Menschengeschlechtes Ur¬ sprung und Anfang? Bin ich Das, was die Offenbarung, die Religion vom Menschen lehrt, oder etwa Das, wozu mich ein oder der andere Naturforscher heutzutage machen will, der im Menschen nichts, als eben nur ein Natur¬ wesen erblickt? — — Nimm und lies, christlicher Freund! was Dir in Bescheidenheit dargeboten wird — gewiß nur in der guten Absicht, vielleicht doch etwas zu nützen, Niemanden IV aber persönlich zu verletzen. Denn einzig um die Sache handelt es sich. Findest Du etwas darin, was Dich in Deiner christlichen Ueberzeugung bestärkt — was ich ja eben wünsche — so bin ich für meine Mühe mehr als hinreichend belohnt, und über die etwa minder günstige Kritik eines oder des anderen „Systematikers" ganz beruhiget. Am 21. December 1872. Der Verfahr. 8- i. Kine Betrachtung üöer die heutige Naturwissenschaft üverhaupt gegenüöer dem Hssenbarungsgl'auöen an Gott aks den Schöpfer und den Menschen als sein Geschöpf. Aaum ist es in der Gegenwart möglich, irgend einem naturwissenschaftlichen Werke, oder auch nur einer solchen Abhandlung zu begegnen, worin nicht die Grundlagen des positiven Christenthums mehr oder minder angegriffen wären. Darin liegt aber eben die Aufforderung an Jeden, der den Beruf in sich fühlt, oder dem sogar die Pflicht obliegt, für die Religion einzustehen, sich gerade um jene Waffen um¬ zusehen, welche derlei Angriffe abzuwehren und zurückzu¬ schlagen geeignet sind. Es wäre eine falsche nachtheilige Taktik, in unseren Tagen ausschließlich über einzelne Controverspunkte sich gegenseitig — obendrein etwa in mehr oder minder bitterer Polemik — zu erhitzen, während der gemeinsame Feind das Fundament des Hauses, in welchem sich die Parteien befehden, gemächlich untergräbt, Lis es — wenn möglich — über den Häuptern aller Be¬ wohner zusammenstürzt. Gefährlicher als so manche s. g. Dilettanten in der Natur¬ wissenschaft mit ihrem Gepolter und ihrem gemeinen Schimpfen über „Pfaffenthum" — „pfäffischen Aberglauben" — „Dunkel¬ männer" — „Lichtscheue" u. dgl. sind jene Männer, die sich Lcsefrüchlc sür christliche Freunde der Natur. 2 eines wissenschaftlichen Ansehens erfreuen, und einen gebildeteren Ton anschlagen, dabei aber doch gleichfalls Be¬ hauptungen aufstellen, welche mit dem positiven Christenthume nicht vereinbarlich sind. Alexander v. Humboldt's leicht hingeworfene, vornehm abthuende Aeußerung: „Dis dogmatischen Ansichten der vorigen Jahrhunderte leben dann (d. i. wenn der Mensch die Natur verstehen gelernt hat) nur fort in den Vorur- theilen des Volkes und in gewissen Disciplinen, die in dem Bewußtsein ihrer Schwäche sich gern in Dunkelheit hüllen ^)," kann mehr schaden, als eine mit landläufigen Phrasen ge¬ spickte, noch so lange Ausführung des abgedroschenen Satzes, daß die Naturwissenschaft und positiver Glaube absolut un¬ vereinbare Dinge seien, in irgend einem abscuren Blatte. Von einem solchen weiß ja der wahrhaft Gebildete schon im Voraus, daß es über Religiöses nicht anders, als in abträg¬ licher — oft geradezu nur widerlich-trivialer Weise reden könne. Darum wird er sich davon mit Ekel abwenden. Anders, wie gesagt, wenn es sich um ein wissenschaft¬ licheres Werk handelt. Es leuchtet ein, daß die Gefahr um so größer ist, wenn derlei offenbarungsfeindliche Ansichten in einem populären oder dies sein wollenden Werke unter die Jugend, unter das Volk verbreitet werden wollen. Dies bestimmt uns, die gegenwärtige Betrachtung gerade an ein solches Buch — übrigens eines aus den vielen — anzuknüpfen; nämlich an: „Die Entstehung der Welt und die Einheit der Natur¬ kräfte. Populäre Kosmogenie." Von Philipp Spiller. Die Naturwissenschaft, einem ganz anderen Gebiete angehörend, muß nicht nothwendig mit der Theologie, als der Wissenschaft der geoffenbarten Religion, 1) Kosmos, Einleitende Betrachtungen. 3 in Disharmonie sein ; sondern sie kann ganz gut mit ihr im Einklang stehen; ja es kann gar nicht anders sein; denn Gott ist der Nämliche, ob er sich mittelbar in seiner Schöpfung oder unmittelbar in seinem Worte zu erkennen gibt. Es ist nicht wahr, was z. B. Philipp Spiller in seinem citirten Werke: „Die Entstehung der Welt und die Einheit der Naturkräfte" sagt (Vorwort): „Gegen den Glauben und das gedankenträge Glauben überhaupt kämpft der Naturforscher einen heißen Kampf für die Menschenwürde." Das ist eine eingebildete Aufgabe des Naturforschers, weil das, wogegen er ankämpfen zu sollen meint, eben nur in seiner Einbildung besteht. Denn „Glauben" wie wir ihn verstehen, ist nicht identisch mit gedankenträgem Fürwahr- halten. Dieses mag Autor unverträglich nennen mit Menschenwürde. — Jener ist es nicht — er ist vielmehr die Gewähr unserer Menschenwürde; er verbürgt sie uns; er adelt sie. Oder kämpft der krasse Materialist, der im Namen und unter dem Aushängschilde der Naturwissenschaft dem Menschen den Geist wegläugnet, etwa für die Menschen- würde? Und tritt der gläubige Christ, der seine unsterb¬ liche Seele — biblisch gesprochen — als Odem Gottes ansieht und achtet, etwa der Menschenwürde zu nahe? Wie dem Namen nach fast gleichlautend/ so sind sie sich in der Wirklichkeit nicht feind: die Geologie und Theologie. Welche Mühe sich auch Manche geben mögen, sie unter einander zu entzweien — so werden sie doch bei näherer Bekanntschaft sich leicht bald liebgewinnen, und sich wundern, wie man sie als miteinander ganz unverträglich hat verdächtigen können. Woher die sichtbare — woher die organische Welt? Wenn Darwin eine ununterbrochen fortschreitende Entwicke¬ lung der Organismen aus früheren einfachen annimmt, und wir so zur ersten Zelle, zum ersten Keim, zum ersten 1* 4 Ei gelangen, so drängt sich von selbst die Frage auf: Woher entstanden diese? Der Gläubige antwortet: Un¬ möglich aus sich selbst; eine schöpferische Kraft — wir nennen sie Gott — gab ihnen das Dasein. Da entgegnet mir aber ein Mann der Naturwissenschaft mit dem Macht¬ spruche: „Die ersten Keimzellen für das ganze heutige organische Leben find nicht geschaffen, sondern durch Naturkräfte entstanden, als die Erdoberfläche hin¬ reichend abgekühlt, und in einem Zustande war, daß die Atome der verschiedenen Stoffe zu einander in nähere Wechselwirkung treten konnten." (PH. Spiller a. a. O. S. 230.) Wir sind neugierig auf die Beweise so bestimmt lautender Behauptung — aber vergebens suchen wir sie — nur wieder (S. 238) der kategorische Spruch: „Nichts in der unendlichen Welt ist geschaffen; Alles ist geworden und bleibt im Werden." Alles ist geworden! Nun ja! wenn es geworden ist, so war es nicht immer — nicht von Ewigkeit her; durch Wen ist es geworden? Wir antworten: Durch Den, der selbst nicht geworden; der da ist der Seiende. Ist diese Antwort unvernünftig? — Doch gemach! Alles ist zwar geworden, sagt der genannte Naturforscher; aber durch eine selbst nicht gewordene Naturkraft, die von Ewigkeit her thätig ist, und auch in Ewigkeit ungeschwächt thätig bleiben wird. (S. 240.) Setze Freund! hier statt des unklaren Wörtchens „Natur¬ kraft" das Wort, welches sich ja so sehr von selbst Dir und mir auf die Lippen drängt: OOIN — und Du hast volle Wahrheit gesprochen^). — 1) In einer neueren Schrift: „Horno saxisus. Der Mensch nach seiner körperlichen und geistigen Entwickelung" setzt der Verfasser an die Stelle Gottes den Weltäther! 5 Herm. Burmeister meint (Geschichte der Schöpfung, S. 352): „Wenn man nicht zu Wundern (freilich dem exakten Natur¬ forscher ist das biblische Wunder der Schöpfung ein An¬ stoß, aber auf fein Wunder solle man glauben) — Zu¬ flucht nehmen will, so müsse man „die Entstehung der ersten organischen Geschöpfe auf der Erde durch die freie Zeugungs¬ kraft der Materie selbst einräumen." (!) Er meint, bei einer solchen Fülle des Materials, wie sie in der Urzeit vorhan¬ den war, und bei einer Temperatur von 60° Reaum. und da es zugleich an Feuchtigkeit nirgends fehlte, feien die ersten Organismen leicht entstanden. Der Frage: „Warum denn diese Zeugungskraft jetzt nicht mehr fortdauert," be¬ gegnet Verfasser damit: „Die Gründe hiefür müssen wir aus allgemeinen Naturgesetzen, denen zu Folge nur das Nothwendige, nicht das Ueberflüssige statuirt worden ist, deduciren." Freilich sehr bequem! Aber da sagen auch wir: „Mag der Einzelne das Produkt einer solchen genialen Einbildungskraft bewundern, .... ein solcher Versuch kann doch immer nur für das gelten, was er ist, für die graue Nebelgestalt eines Traumes." (S. 354.) Wir geben zu — was ja auch schon St. Augustin und der heil. Thomas Aquinas (8. Ib. I. qu. 68. urt. 3) sagten, daß nämlich Moses nicht eine ihm geoffenbarte natur¬ wissenschaftliche Vorlesung halten wollte in seiner Kosmogenie — denn nicht zur Aufstellung einer solchen Theorie hatte ihm Gott seinen Beistand der Inspiration gegeben. Darum unterscheidet auch der gläubige Katholik unbeschadet irgend eines Dogma's subjective Anschauung des Verfassers von göttlich Geoffenbartem in der mosaischen Schöpfungsgeschichte. Wenn z. B. die Wissenschaft es unzweifelhaft darthun würde, daß „Pflanzen und Thiere nicht nacheinander ent¬ standen sind," so wäre damit noch immer nicht dem gött- 6 lichen Ansehen jener ältesten und ehrwürdigsten Urkunde der Todesstoß versetzt — ebensowenig, als mit der Be¬ rechnung, daß das Licht einiger Fixsterns mehrere tausend — ja jenes der Nebelflecken vielleicht eine Million Jahre brauche, um zu uns zu gelangen — daß sie also nicht erst einige „Tage" in der Länge von vierundzwanzig Stunden vor der Erschaffung des Menschen konnten entstanden sein. Bedenklicher — ja geradezu vernichtend für das Christen- thum mit seiner Lehre vom Sündenfall des ersten Menschenpaares und von unserer Erlösung wäre es, wenn es der Naturwissenschaft — speciell der „Geologie" gelänge, „Menschenspuren" nachzuweisen, deren Alter nach Hundert¬ tausenden von Jahren zählt. Doch dies ist bisher nicht geschehen, und wird ihr dies auch in Hinkunft nicht ge¬ lingen. Adam und Eva lebten vor ungefähr 6000 Jahren — nicht höher hinauf reichen die unbestreitbaren Denkmäler und Ueberreste menschlichen Lebens, Schaffens und Wirkens. Weder die Naturwissenschaft noch die Geschichte können diese unsere begründete Ueberzeugung umstoßen. — Davon später wieder. Woher der Mensch? An dieser Frage mühten sich die Forscher aller Zeiten — meist fruchtlos — ab. Der Christ glaubt, dieser sei ein unmittelbares Geschöpf Gottes. Anders der ungläubige Naturforscher. Ihm ist der Mensch nichts Anderes, als „das höchste Produkt einer während einer Reihe nicht blos von einigen Millionen, nein, von Tausenden derselben, fortlaufenden Steigerung der Organisationen." (Spiller a. a. O. S. 335.) Also einige Millionen Jahre genügen nicht; es sollen tausende derselben nothwendig gewesen sein, um den Menschen zu dem zu machen, als was er nun erscheint? Seit wann erscheint? Seit der Zeit, als man über¬ haupt etwas vom Menschen weiß. Immer ist er aber in 7 dieser Zeit das gleich organisirte Wesen — nirgends und nie eine Mittelstufe zu entdecken, die er auf dem Wege seiner fortschreitenden Entwickelung etwa zurückgelegt hat u. dgl. Die geträumten Tausende von Millionen Jahren, sind sie etwa vorübergegangen, ohne daß das Wesen, welches wir jetzt Mensch nennen, denselben auf seinem Gange durch sie irgend eine Spur aufgedrückt hätte? Wer kann dies nur Halbwegs glaublich finden? Wenn man also fragt, wo ist sie — zeigt sie uns die fortlaufende Kette zwischen Mensch und Affe, so erhält man zur Ant¬ wort: „Sie zerriß für immer, als das Stammgeschöpf für Beide im Kampfe um das Dasein unterging." Man vertröstet uns immer auf erst zu machende geologische Funde. So auch vr. Friedrich Rolle in „Der Mensch, seine Ab¬ stammung und Gesittung im Lichte der Darwinschen Lehre." S. 209. „Welche Momente vorzugsweise die Umbildung der anthropoidischen Form zur Höhe des Menschen be¬ dingten . . . können wir aus Mangel an geologischen Funden noch nicht näher bestimmen." Auf solche Funde wartet man wohl vergebens. — Dergleichen wird aber doch gläubig nachgebetet. Darf man da nicht anwenden, was PH. Spiller a. a. O. von der biblischen Schöpfungsgeschichte S. 334 höhnend sagt: „Die Kinder, denen solche Sachen vorgetragen werden, sperren über diese wunderbaren Erzählungen freilich Mund und Ohren auf, bleiben aber so dumm, als sie gewesen sind." Naturforscher höheren Ranges, als der citirte Autor, gestehen zu, daß die Stufenfolge organischer Entwickelungen mit dem Affen als abgeschlossen anzusehen sei, und daß zwischen den höchst organisirten Affen (Gibbon, Orang- Utang, Schimpanse, Gorilla) und dem Menschen eine Kluft bestehe, die durch kein organisches Wesen, als Mittelglied, ausgefüllt ist. „Es ist bis jetzt ganz unmöglich gewesen, 8 sagt vr. Virchow, einen unmittelbaren Zusammenhang des Menschen mit dem Affen darzustellen; denn eine wirkliche continuirliche Reihe bis zum Menschen existirt nicht." „Mensch und Affe — schreibt H. Burmeister (Geschichte der Schöpfung, S. 617) lassen sich heutzutage zoologisch wie psychisch constant und sicher von einander unterscheiden. — Ihre Unterschiede sind primitive gewesen und werden eben¬ so auch in alle Zukunft hin fortbestehen." So lange vom Verfasser der „p o pulär e n Kosmogenie" nichts Schlagenderes dawider angeführt werden kann, als etwa der in Südfrank¬ reich aus einer tiefliegenden Mergelschichte aufgefnndene Unterkiefer eines fossilen Affen aus der Tertiärzeit, der eine Mittelstufe zwischen Affe und Mensch einnehmen soll (?) — oder die zwei weiblichen australischen Menschenschädel, bei denen der erste große Backenzahn wie beim Affen kleiner ist als der zweite (!) (PH. Spiller a. a. O. S. 341) steht obige These wohl unerschüttert da. Auch PH. Spiller be¬ ruft sich auf das Alter der s. g. Pfahlbauten. Aber wir wissen ja, was es mit den Zehntausenden von Jahren einiger Pfahlbauten Z auf sich habe — nicht anders wird es sich mit den dreizehntausend Jahren (so genau berechnet!) der Thonscherben-Reste im Tiefgrunde des Nilthales u. dgl. ver¬ halten. (S. 341.) Verfasser bringt im Folgenden Einiges im Detail vor, woraus erhellen soll, daß das Dasein des Menschen noch 1) Pfahlbauten nennt man die Reste von menschlichen auf Pfählen (Piloten — man denke an Venedig) in die Seen hineinge¬ bauten Wohnungen. Zuerst entdeckte man solche im Winter von 1883 auf 1864 im Züricher See. Je nach den in derlei Pfahlbauten vorgefundenen Geräthschaften unterscheidet man dem Alter nach die Stein-, die Bronze- und die Eisen-Periode. Die Erste wird als die älteste; die Letztere als die jüngste angesehen. (Davon später mehr). 9 vor die s. g. Eiszeiten zurück zu versetzen wäre. Er be¬ ruft sich zumeist auf geologische Funde, und zwar auf Erzeugnisse menschlicher Thätigkeit aus der s. g. Steinperiode, und auf Ausgrabungen menschlicher Ueberreste tief unter Aufschwemmungen. Aber auf wie unsicheren Prämissen beruhen solche Folgerungen bei diesem und anderen Autoren ähnlicher Tendenz! Wie ist hier z. B. Alles einer nach fester Be¬ rechnung ungestört wirkenden Naturkraft zugeschrieben! Weil sich irgendwo ein menschlicher Ueberrest mitten unter Fossilien längst ausgestorbener Thiergattungen vorfindet; oder weil man genau berechnen zu können meint, wie viele Zoll die Ueberschwemmung in so und so viel Jahrhunderten beträgt — wenn die Natur keine Störung erleidet — u. s. w. so meint man, die Hunderttausende von Jahren mit mathe¬ matischer Gewißheit augeben zu können, die der Mensch für seine Existenz zu beanspruchen das Recht hätte. Wie aber, wenn eine einzige Katastrophe, welche über die Natur hereingebrochen ist, hinreicht, den ganzen Calcul zu verschieben und umzustoßen ^)? Sollte nicht etwa daraus auch die eigenthümliche Scheue zu erklären sein, welche manche Naturforscher vor derlei Umwälzungen haben, und glauben machen möchten. Alles sei in der Natur so glatt und zahm abgelaufen, — einzig deßhalb, damit ja der Mensch in seiner Millionen- ja tausende von Millionen-Jahre- langen Entwickelung nicht gestört oder gehemmt wurde? Fast komisch lauten die Versicherungen Jener, welche die Schöpfung des Menschen durch Gott läugnen, der Würde des Menschen ja nicht nahe treten zu wollen; Jener, die einerseits jeden Gedanken an eine höhere Abstammung 1) Zu vergleichen damit „Geologie von 8ir Oüarlss Band I. S. 155 u. f. 10 des Menschen perhorresciren; anderseits aber doch nicht die Logik besitzen, oder nicht den Muth dazu haben, um es offen herauszusagen, daß der Mensch nichts sei als ein potenzirtes Thier, oder noch gewisse Rücksichten beobachten zu müssen meinen, die es ihnen verbieten, alle Consequenzen ihrer Affen-Theorie in den Kauf mitzunehmen, und geltend zu machen. 8. 2. Alexander v. Kumöokdt und das ßhristentljum. Bekanntlich spricht sich Alexander v. Humboldt entschieden für die Einheit des Menschengeschlechtes aus (Kosmos, Erster Band, S. 379 u. f.), wenn er auch von den „geo¬ graphischen Forschungen über den alten Sitz, die s. g. Wiege des Menschengeschlechtes" sagt, daß sie „in der That einen rein mythischen Charakter haben." Weiters erklärt er aber auch: „Indem wir die Einheit des Menschengeschlechtes be¬ haupten, widerstreben wir auch jener unerfreulichen Annahme von höheren und niederen Menschenracen." — Wie sich mit diesen Anschauungen Humboldt's die Ab¬ stammung des Menschen vom Thiere, und seine allmählich — in Tausenden und abermals Tausenden von Jahren voll¬ brachte Entwickelung zu dem, was er jetzt ist, vereinbaren ließe, ist nicht einzusehen. Nach dieser Theorie wären ja eben die s. g. niederen Racen, z. B. die äthiopische —noch gewissermaßen nicht nur erst auf dem Wege zur von den anderen — z. B. der kaukasischen — bereits erreichten Entwickelungsstufe, sondern überhaupt unfähigdiese zu erklimmen. Dies scheint aber nur dann gedenkbar zu sein, wenn sie nicht von dem nämlichen ersten Paare mit diesen letzteren, den s. g. höheren Racen, abstammen würden. Man sieht also, die s. g. Affen-Theorie (wir nennen sie der Kürze halber immer so) hat an Alexander v. Humboldt, II dem Verfechter der Einheit des Menschengeschlechtes, keinen Patron. Deßhalb hat er aber auch nichts gemein mit den geist- läugnenden Epigonen auf dem schönen Gebiete der Natur¬ wissenschaft. Alexander v. Humboldt, der große Kenner der sichtbaren Natur, setzt sich nicht mit Uebermuth über die Schranken hinweg, die ihr gezogen sind. Er spricht schön: „Gesetze anderer, geheimnißvollerer Art walten in den höch¬ sten Lebenskreisen der organischen Welt, in denen des viel¬ fach gestalteten, mit schaffender Geisteskraft begabten, spracherzeugenden Menschengeschlechtes." Er anerkennt eine „Grenze, wo dieSphäre der Intelligenz beginnt und der ferne Blick sich senkt in eine andere Welt." Den nämlichen Gedanken spricht Göthe aus: „Das schönste Glück des denkenden Menschen ist, das Erforschliche erforscht zu haben, und das Unerforschliche ruhig zu ver¬ ehren." Weil sich Alexander v. Humboldt aus naturwissen¬ schaftlichen Gründen für die Einheit des Menschen¬ geschlechtes') erklärt, kaun er nicht umhin anders, als Mancher seiner ungleich kleineren Nachtreter, eben darin die festeste und wahrste Stütze jener echten Humanität zu er¬ blicken, welche nur das Christenthum lehrt und übt. Er sagt: „Das Gefühl von der Gemeinschaft und Einheit des ganzen Menschengeschlechtes, von der gleichen Berechtigung aller Theile desselben, hat einen älteren Ursprung als Zwang, lange Gewohnheit der Knechtschaft u. dgl. Es ist in den inneren Antrieben des Gemüthes und religiöser Ueberzeugungen gegründet. 1) Vergleiche über diesen Gegenstand u. A. „Bibel und Natur in der Harmonie ihrer Offenbarungen" von Theodor Zollmann, 2. Ausl., S. 215 bis 226. 12 Das Christenthum hat hauptsächlich dazu beigetragen, den Begriff der Einheit des Menschengeschlechtes hervorzu¬ rufen; es hat dadurch auf die Vermenschlichung der Völker in ihren Sitten und Einrichtungen wohlthätig gewirkt. Tief mit den frühesten christlichen Dogmen ver¬ webt, hat der Begriff der Humanität sich aber nur lang¬ sam Geltung verschaffen können." „Das Princip der individuellen und der politischen Freiheit ist in der un vertilgbaren Ueberzeugung gewurzelt von der gleichen Berechtigung des einigen Menschenge¬ schlechtes." (Kosmos, Bd. II. S. 234 u. f.) Alexander v. Humboldt war kein offenbarungsgläubiger Christ; aber er achtete das Christenthum; er erblickte nicht überall in der christlichen Kirche „Verfinsterung", „Trug" u. dgl. — er stimmt Denen nicht bei, welchen das Christenthum und die Kirche so zu sagen das Grab sind der Naturwissen¬ schaft, weil der gläubige Christ gar kein Verständniß für die Natur haben könne und dürfet! „Wie das Christenthum — schreibt Alexander v. Humboldt (Kosmos, Bd. II. S. 25 u. f.) selbst wo es als Staats¬ religion auftrat, in der großen Angelegenheit der bürger¬ lichen Freiheit des Menschengeschlechtes für die niederen Volksklassen wohlthätig wirkte, so erweiterte es auch den Blick in die freie Natur." Wie würdig spricht Alexander v. Humboldt von den alten Kirchenvätern und ihrer Anschauung der Natur! von Minucius Felix; zumal vom heil. Basilius dem Großen, „für den ich," sagt er, „lange schon eine besondere Vorliebe hege," von des heil. Basilius Bruder, dem heil. Gregor von Nyssa; vom heil. Johannes Chrpsostomus! 1) Welche innige, freilich Gott in seinen Geschöpfen verherrlichende Liebe zur Natur weht z. B. im „danticuin kratris solis" des heil. Franziskus von Assisi! 13 Er bemerkt zwar rügend: „In dem zwölften Jahrhunderte untersagten Kirchenversammlungen zu Tours (1163) und zu Paris (1209) den Mönchen das sündhafte (?) Lesen physikalischer Schriften" — setzt aber alsbald bei: „Durch Albert den Großen, und Roger Bacon wurden die Geistes¬ fesseln muthvoll gebrochen; wurde die Natur entsündiget (?) und in ihre alten Rechte eingesetzt." (Kosmos, Bd. II. S. 26—31.) Nicht zu unbedingten Lobpreisern Humboldt's werfen wir uns auf — gewiß nicht! Wie könnten wir dies vom christlichen Standpunkte aus? Nur so viel soll daraus ein¬ leuchten, daß es nicht gerade ein nothwendiges Merkmal von Wissenschaftlichkeit sei, der Religion gegenüber „entweder zu heftigen Schmähreden oder doch zu bittersüßem, ebenso unbegründetem als bösem Spotte" sich fortreißen zu lassen. (Vergl. „Betrachtungen der Natur" von Karl Berthold, S. 161 u. f.) 8- 3. Die neuere Geologie — insbesondere im Verhältnisse zum ersten Buche Wosts (Genests). Ein Mann, wenn auch nicht von so universellem Geiste, wie Alexander v. Humboldt, aber doch auch von sehr achtungsgebietendem Wissen, der auf dem Felde der Geologie sich einen dauernden Namen erworben hat, ist Charles Lyell. Wir ziehen hier insbesondere seine beiden Werke: „Geo¬ logie oder Entwickelungsgeschichte der Erde und ihrer Be¬ wohner" und „Das Alter des Menschengeschlechtes auf der Erde" in Betracht. Immerhin verdient es Anerkennung, daß Lyell nicht in offen feindlicher Absicht den religiösen Traditionen entgegentritt, und nicht frivol über sie spottet. Er hält sich an seinem Fachgegenstand. Zwar auch er ist 14 bezüglich des Alters des Menschengeschlechtes nichts weniger als im Einklang mit der Bibel. Or. M. I. Schleiden, welcher die ersten Menschen in eine viel frühere Epoche, als die Bibel es thut, versetzt („Das Alter des Menschenge¬ schlechtes" u. s. w.) beruft sich ja eben auf Lyell's Werk „über das Alter des Menschen". Aber Lyell weiß — so scheint es — doch mehr Maß zu halten, und geht objectiver vor, als Andere, in seinen Behauptungen. Wenn er (Geo¬ logie, Bd. I. Kap. 10) von den menschlichen Ueberresten, die sich in den Erdablagerungen vorfinden, spricht, will er sie nicht eben in eine unberechenbar frühe Zeit zurück da- tiren. Die „menschliche Epoche" ist ihm ein Theil der postpliocänen — zuweilen „recent" genannten Gruppe. Gelegenheitlich einer speciellen Entdeckung bemerkt er: „Die Vierfüßler, deren Knochen man aufgefunden, bewohnten ver- muthlich nie gleichzeitig mit dem Menschen die Erde, z. B. Mammuth, Mastoden, Megatherium." Freilich meint er anderswo, daß der Mensch doch schon in der Periode des Lloplms inoriäioimlis, vor der s. g. Eiszeit existirt haben konnte (?). Anlangend die öfters und gerne von den Verfechtern eines unbiblisch hohen Alter des Menschengeschlechtes angezogenen Anschwemmungen mit wahren oder blos vermeintlichen Ueberresten menschlicher Knochen oder Arbeiten können wir wohl auch auf Lyell hindeuten, wenn er schreibt: „Wir können nicht annehmen, daß die Veränderungen der unbelebten Schöpfung oder das beständige Verschwinden und Hervortreten der Species überall in gleichen Zeiträumen ganz gleich groß gewesen sei. In der einen Region hat sich vielleicht die Gestalt des Landes und Meeres mehr verändert, als in einer anderen. Nach diesen Betrachtungen werden wir nicht geneigt sein, der Genauigkeit solcher Beweise 15 unbedingt zu vertrauen" (a. a. O. S. 150). Als Beispiel führen wir an die Schichten zu Puzzuoli bei Neapel mit Resten menschlicher Arbeiten, deren oberste zwanzig Fuß über dem Meeres-Niveau liegt. (Bd. I. S. 155). Ihre Erhebung datirt nachweisbar erst aus dem Anfänge des sechszehnten Jahrhunderts. — Welches Alter hätte vielleicht ein anderer Geologe herausgebracht, mit seiner Berechnung, daß sich die Schicht in einem Jahrhunderte nur um wenige Zolle vermehre? Könnte nicht eine ähnliche Uebereilung bei der Berechnung des Missisippi — Delta auf hundert¬ tausend Jahre obgewaltet haben? Es gibt „Antiquare und Geologen," welche über einen Fund alsogleich in „großes Staunen" gerathen und den Menschen zu früh schon zum Erdenbewohner machen. Selbst vr. Fr. Rolle („Der Mensch, seine Abstammung" rc. S. 300) gesteht, „daß ein Theil der häufig auftauchenden Berichte von fossilen Menschenknochen sich bald als auf grober Täuschung beruhend ergab, ein anderer aber nicht zur vollen Beweisführung gebracht werden konnte." Das Letztere gilt wohl auch von Dem, was er selbst in dem — übrigens nicht uninteressanten — sechstenKapitel„Geologische Geschichte des Menschengeschlechtes" seines schon citirten Werkes vorbringt. Im zweitgenannten Werke sagt Lyell: „Das Alter der Schweizer-Pfahlbauten ist sehr schwer zu bestimmen" (S. 19) — auch er will es nicht zn hoch hinaufschrauben. — „Frei¬ lich ist es schwer," schreibt er S. 23, „die Zeiträume für das allmähliche Anwachsen der Nilablagerung (aus der man aus einer Tiefe von sechszig Fuß Backsteine zog) auch nur annähernd sicher zu bestimmen." — „Nach Anstellung eigener Untersuchungen muß ich selbst allmählich zu der Ueberzeugung kommen, daß die in verschiedenen Höhlen Europa's mit den Knochen ausgestorbener Thicre zusammen 16 in Lehm und Knochenbreccie i) gefundenen Menschenknochen nicht immer aus derselben Zeit mit jenen herrühren möchten. Aus mannichfachen Ursachen können dieselben im Laufe der Zeit in den Höhlen, welche nacheinander Menschen und Thieren zum Aufenthalt oder als Begräbnißorte gedient haben mögen, unter einander gemischt worden sein, und es ist wohl nicht zu bezweifeln, daß solche Vermischungen in der Thal in manchen Höhlen stattgefnnden haben, und daß die Geologen hier und da über die Gleichzeitig¬ keit der Menschen- und Thierreste sich getäuscht haben." (S. 36.) Wenn Andere in einzelnen fossilen Menschenresten Mittel¬ stufen zwischen Mensch und Affe sehen wollten, schreibt hin¬ gegen Lyell (S. 305): „Die menschlichen Skelette aus den belgischen Höhlen aus den Zeiten des Mammuth und anderer ausgestorbener Säugethiere verrathen keine Zeichen einer hervortretenden Abweichung von dem Zustande ge¬ wisser lebender Menschenracen. Was das merkwürdige Neander-Skelett?) angeht, so ist es zur Zeit noch zu ver¬ einzelt, und sein Alter zu ungewiß, um aus seinem abnormen und affenähnlichen Charakter bestimmte Schlüsse über die Annäherung des Menschen der Vorzeit an die ihm zunächst stehenden anthropoiden (menschenähnlichen) Vier¬ händer ziehen zu können." Es kann nicht auffallen, daß auch Lyell, wie alle Ver¬ fechter eines unbiblisch hohen Alters des Menschengeschlechtes den Menschen sich uranfänglich in einen: Zustande völliger Roheit und Wildheit denkt. Denn, damit er sich auf dis 1) Breccie nennt man ein Gestein, das aus ungleichförmigen Brocken oder Gerollen besteht, die durch einen sandsteinartigen Teig (Cement) zusammengehalten werden. Inhalt und Cement sind sehr verschieden, doch stets derb, nie schieferartig. (A. a. O. S. 37.) 2) Davon im Z. 5 mehr. 17 heutige Bildungsstufe emporgeschwungen — dazu wären freilich sechs- oder siebentausend Jahre nicht hinreichend. Allein daß eben die Prämisse nicht richtig, lehrt uns die Bibel, und überhaupt ist sie mit der Schöpfung des Men¬ schen durch Gott nicht vereinbar. Nur wenn der Mensch ein bloßes Naturwesen wäre — was er nicht ist — hätte obige Annahme eine Berechtigung. Friedrich v. Rougemont schreibt (Der Urmensch, S. 14): „Wenn der Mensch wäh¬ rend zweihunderttausend Jahren wild geblieben war, so würde er es noch heutzutage sein und in alle Ewigkeit ge¬ blieben sein." Und S. 33: „Der Urmensch erkannte sich als Verstand, redete eine Sprache, in der sich seine Vernunft abspiegelte, und glaubte an einen einzigen Gott. So ver¬ langt es das vergleichende Studium der Sprachen und der Ueberlieferungen, welches unbedingt die Thierheit oder die Wildheit des Urmenschen, seine Stummheit oder seine bar¬ barische Sprache und seinen Fetischismus verwirft." Lyell meint wohl geologische Gründe für ein hohes Alter des Menschengeschlechtes zu haben, urtheilt aber von den „alten Denkmalen und Inschriften" — im Gegensätze zu Anderen — daß „keine von ihnen älter zu sein scheint, als ungefähr 18 Jahrhunderte v. Chr." (S. 310.) Von den Tempeln, Obelisken, Pyramiden u. s. w. Aegyp¬ tens sagt er, auch das genaue Alter dieser Letzteren „bleibt unsicher rind dunkel." Lyell ist nicht gerade gegen die Abstammung der Men¬ schen von Einem Urpaare; nur bemerkt er, daß in die¬ sem Falle wir einen ungeheuren Zeitraum zugeben müßten, während dessen Verlauf der lang fortgesetzte Einfluß äußerer Umstände zu Eigenthümlichkeiten Anlaß gab, welche in vielen aufeinander folgenden Geschlechtern anwuchsen, und auf die Länge durch erbliche Uebertragung festgestellt wurden. (S. 318.) Lcscsrüchie für christliche Freunde der Natur. I 18 Wir sehen die Nothwendigkeit eines solchen ungeheu¬ ren Zeitraumes nicht ein. Zur Bildung und Feststellung der Racen genügte die historische Zeit. Was H. Burmeister (Geschichte der Schöpfung, S. 616.) gegen die Möglichkeit der einheitlichen Abstammung des Menschengeschlechtes vorbringt, ist nicht entscheidend. Wenn wir auch die Unveräuderlichkeit der Spec ies in ihren ein¬ mal angenommenen unterscheidenden Eigenschaften oder Merk¬ malen, s. g. Charakteren, zugeben (eben weil wir Darwin's Hypothese zurückweisen), so finden wir darin keinen Wider¬ spruch mit der behaupteten Einheit des Menschengeschlechtes. Denn dieses zerfällt und unterscheidet sich nur nach „Ra¬ cen", nicht nach „Arten oder Species^)." Das Vorhandensein der „erratischen Blöcke" erklärt Lyell (Geologie, Bd. I.) daraus, daß die Gletscher — zumeist in der s. g. Eisperiode — bei ihrer Fortbewegung derlei Stein- und Geschiebehaufen vor sich hertrieben, nnd sie zurückließen, wenn sie abschmolzen. Diese Wanderung geschah — natur¬ gemäß — von Norden nach Süden. Eine Ausnahme davon machen die Blöcke des Jura, indem sie von Süden nach Norden gewandert sind. Diese Theorie ist wohl so ziemlich die jetzt allgemein gangbare. Und es ist kaum einzusehen, was an ihr mit Grund zu beanstanden wäre. Wenn man die erratischen Blöcke mit der Sündfluth (Sintsluth — Wassersluth) hie und da in Verbindung brin¬ gen wollte, so hat es damit in einzelnen Fällen zweifelsohne seine Richtigkeit; aber ausnahmslos wird dies nicht geltens. 1) Selbst Darwin kann nicht umhin, die Uebereinstimmung der Menschenracen in den wesentlichsten Punkten anzuerkennen. („Die Abstammung des Menschen." Bd. I. Kap. 7.) 2) Vergl. „Sonst und jetzt" von Quenstedt, S. 140: „Wenn auch 19 Lyell läugnet nicht jene Katastrophe, die wir „Sünd- flnth" nennen. (Bd. I. S. 6.) Aber das Vorhandensein von Muscheln und versteinerten Schalthieren auf Bergen er¬ klärt er in anderer Weise. Im fünften Kapitel des ersten Bandes stellt er den Satz voraus: „Nicht das Meer hat sich gesenkt, sondern das Land wurde erhoben." Lyell ist dieser weg en noch nicht im entschiedenen Wi¬ derspruche mit der Bibel — insbesondere mit dem ersten Kapitel der Genesis (V. 6, 7, 9, 10.). Auch damit, was die Bibel über die Sündfluth (Gen. VII.) erzählt, scheint Lyell's obige Ansicht nicht absolut unverein¬ bar zu sein. Er acceptirt den Lehrsatz, „wornach sich das feste Land wiederholt auf- und abwärts bewegt hat, so, daß eine permanente Veränderung seiner Lage in Beziehung zum Meere daraus hervorging." (Geologie, Bd. I. S. 62.) Wie — wenn mit der „Sündfluth" auch dieser Factor, von dem in der Bibel freilich keine Erwähnung geschieht, mitgewirkt hätte? Aus einer so kurz dauernden Ueberschwemmung, wie sie uns die Bibel berichtet, allein lassen sich ohnehin die oft so bedeutenden Ablagerungen von Muscheln auf Ber¬ gen wohl kaum erklären — sie setzen ein längeres Wei- die einzelnen erratischen Blöcke von Granit und Gneus, welche uns in der Ebene von Berlin durch imponirende Größe (10' —28') nicht geringes Staunen erregen, durch Fortführung auf dem Rücken von Eisbergen ihre genügende Erklärung finden, so setzen doch die wohl¬ gerundeten Geschiebe in den mächtigsten Kiesbetten und auf erhöhten Punkten, wo man sie am wenigsten erwarten würde, eine starke be¬ wegende Kraft der letzten Gewässer voraus. Buckland nahm sie da¬ her als die besten Zeugnisse der Sündfluth und sah sie als die Hauptrepräsentanten seiner Diluvialformation an." — „Glet¬ scher allein können die allgemeine Verbreitung alpinischen Kieses, z. B. in Oberschwaben, nicht beweisen; es müssen gleichzeitig auch große Süßwasserbecken zur regelmäßigen Ablagerung mit beigetragen haben." 2* 20 len unter der Meeresoberfläche voraus. Und dann — zwingt uns denn selbst der Wortlaut der Bibel (Gen. VII, 19. 20.) i), abgesehen von den ja auch sonst manchmal in ihr vorkommenden nicht strikte zu nehmenden Ausdrücken, z. B. ?r«!7«v rrw (Luc. II, 1.) zur Annahme, daß die „Sündfluth" wirklich die höchsten Spitzen z. B. des Himalaya, der Cordilleren u. s. w. bedeckt habe? So lange das kirchliche Lehramt nicht im gegentheiligen Sinne die Frage entscheidet, kann auch der Katholik dem Fr. Delitzsch beistimmen. (Die Genesis. II. Aust. S. 255.) „Die Aussage der Schrift fordert Allgemeinheit der Fluth in gewissem Sinne, aber nicht in jedem; Allgemeinheit der Fluth für die Erde als bewohnte; aber nicht für die Erde als solche. — Daß bis auf Eine Familie das ganze damalige Menschengeschlecht sammt der Thierwelt in sei¬ ner Umgebung vertilgt ward, das, und nur das ist die Schriftaussage." Als Resultat ergibt sich für uns Folgendes: Wo Lyell — eben z. B. über die Frage: wie alt ist das Menschen¬ geschlecht? — mit der Bibel unvereinbare Behauptungen auf¬ stellt, können sie uns nicht im mindesten beirren, weil die Gründe derselben nichts weniger als unantastbar sind; wo er aber mit der Bibel geht, da nehmen wir das Zeugniß eines so gediegenen Geologen mit Befriedigung hin. Im noch schärferen, ja diametralen Widerspruche mit der 1) „Rt aguas prnovsluerunt Hiwis super tsrram; opsrtigus sunt omnas Montes oeeslsi Sud Universa ooslo." „ljuinäseim cubitis altior tuit ugua super Montes, guos operu- erat," so die Vulgata. „Und die Wasser nahmen gewaltig zu auf Erden, und bedeckt wurden alle hohen »Berge unter dem ganzen (weiten) Himmel." „Fünfzehn Ellen höher war das Wasfer über den Bergen, die es bedeckt hatte." 21 Bibel steht Lyell's Uebersetzer, Bernhard v. Cotta. Und zwar bekennt er sich offen als Anhänger der Theorie von der thierischen Abstammung des Menschen. „Nur der Mensch," schreibt er in seinen „Geologischen Bildern" (S. 332 u. 333.) — „obwohl entschieden aus dem Thierreiche abstammend — scheint einer Umge¬ staltung seiner Form kaum noch zu bedürfen, da er sie durch immer höhere geistige Entwickelung und daraus entspringende Erfindungen unnöthig macht." Den Beweis der so entschiedenen Abstammung des Menschen aus dem Thierreiche ist uns der Herr Geologe schuldig geblieben. Er verzeihe uns, daß wir daran nicht glauben. Dort, wo er uns die vorweltlichen Thierarten vorführt, wäre Gelegenheit gewesen, mit der der exacten Wissenschaft entsprechenden Evidenz nachzuweisen, von welcher Thiergattung, und wie allmählich sich der Mensch stufenweise entwickelt habe. Wir vermissen diesen Beweis. In seinen „geologischen Bildern" begnügt sich Autor mit der Behauptung, daß der Mensch, von dem „nicht bekannt ist, wie weit nach Jahren sein Ursprung zurück¬ reiche, sicher viel älter sei, als die gewöhnliche Geschichte ihm nachsagt. Denn Knochenreste und roh bearbeitete Steingeräthe sind seit einigen Jahren ungemein häufig in diluvialen Ab¬ lagerungen zusammen mit den Knochen und Zähnen von ausgestorbenen Säugethier - Species aufgefunden worden." Näher und ausführlicher behandelt er den Gegenstand in seiner „Geologie der Gegenwart". So schreibt er S. 102: „Erst zuletzt, etwa in der Pliocänzeit, kam der Mensch, der aber schon gleichzeitig vorhanden war mit vielen damals häufigen, jetzt ausgestorbenen Arten, wie Mammuth, Höhlen¬ bär u. s. w." Noch mehr von S. 302 an unter der Auf¬ schrift: „Das Alter des Menschengeschlechtes" unter Anleh¬ nung an Lyell's: „Ille uiitiguitv ok man." 22 Wie problematisch derlei Schlußfolgerungen aus geologi¬ schen Funden menschlicher Ueberreste auf das Alter des Men¬ schengeschlechtes seien, haben uns schon gewiegte Naturforscher — auch Geologen — offen zugestanden ^). B. v. Cotta selbst sagt bei einem eclatanten einzelnen Fund: „Die Grundlagen für diese Berechnung sind indessen ziemlich unsicher." S. 305. (Wird wohl sonst auch gelten.) Und die Frage erlauben wir uns: ist es an sich wahr¬ scheinlich, daß damals schon Menschen existiren konnten, als laut der Ansicht der Geologen die klimatischen Verhältnisse und die übrigen Lebensbedingungen noch wesentlich an¬ dere waren, als in der historischen Zeit und jetzt noch? Wenn das Menschengeschlecht wirklich so alt wäre, als man aus einzelnen geologischen Funden folgern will, so müßte — schreibt Friedrich v. Rougemont: „Der Urmensch", S. 17 u. f. — das feste Land und der Boden der Seen und des Meeres mit den Menschenknochen gepflastert und von einem dichten Lager Todtenasche bedeckt sein, und die Werkzeuge, die Waffen, die Ruinen unserer Vor¬ fahren würden überall Berge, die mit dem Jura wetteiferten, und an den Mündungen der Flüsse große Inseln bilden. Nichts findet sich dagegen in den Erdschichten, die unserem gegenwärtigen Zeitalter vorangehen, seltener, als Spuren von dem Vorhandensein des Menschen. Wir sagen demnach mit dem Professor der Geologie am Polytechnikum in Zürich, Stutz: „Sicher ist für den Geologen nur die Zeitfolge, nicht die Zeitdauer." Warum so? Weil sich das Menschengeschlecht in dieser langen Zeit I) Vergl. vr. Fr. Aug. Quenstedt „Sonst und jetzt", S. 240 u. f., und „Bibel und Natur in der Harmonie ihrer Offenbarungen" von Theodor Zollmann. 2. Aufl. S. 2OO—21S. 23 ungleich stärker vermehrt haben müßte, also auch Ueberreste von demselben ungleich zahlreicher sein müßten, als dies wirklich der Fall ist. Unser obgenannte Autor berechnet ziffermäßig, daß die 4000 Jahre, die seit der Sündfluth bis auf uns verflossen sein mochten, mehr als hinreichen, um die Anzahl der gegen¬ wärtigen Bewohner der Erde begreiflich zu finden. „Es be¬ darf nur 30 Generationen von 40 Jahren oder 1200 Jahre, um zu tausend Millionen zu gelangen." (S. 15.) Also wie groß hätte die Zahl — eingerechnet die vielen Ursachen, welche das Menschengeschlecht decimiren — sein müssen, etwa schon vor 10,000 Jahren, wenn sich das Alter desselben wirklich nach Hunderttausenden von Jahren be¬ rechnete ! Da hilft auch das Verweisen auf die Zukunft nicht, als wenn erst diese noch viel mehrere Menschen-Fossilien zu Tage fördern werde i). In solchem Maße gewiß nicht, um unsere obige Argumentation umzustoßen. Und der exacte Naturforscher hat es ja zunächst mit dem schon Gegebenen — mit der Gegenwart und Vergangenheit, nicht mit der ungewissen Zukunft zu thun. Wir sagen mit Rougemont (S. 33): Schon „das Gesetz der Bevölkerung versetzt in eine nicht lange verflossene Zeit die Schöpfung der beiden Voreltern unserer Menschheit." Gegen Karl Vogt, der Hunderte von Stammvätern annimmt, und dem Menschengeschlechts ein Alter von mehre¬ ren Huuderttausenden Jahren vindicirt, bemerkt vr. Fried¬ rich Pfaff (Schöpfungsgeschichte, S. 665): „Wollen wir nur 100 Paare annehmen — Herr Vogt wird schon, da es zu seinem Vortheil gereicht, mit sich handeln lassen — nehmen 1) Darauf vertröstet auch CH. Darwin. („Die Abstammung des Menschen." Bd. 1. S. 176.) 24 wir ferner die gewöhnliche Rechnung für das Alter des Menschengeschlechtes an, 6000 Jahre, so findet man, daß selbst bei einer Annahme von nur ^/ig Procent Zunahme der Bevölkerung für diese Zeit nicht weniger als 12,636 Millionen Menschen gegenwärtig leben müßten, während man nur den zehnten Theil jetzt wirklich auf der Erde findet." „Die Geologie lehrt uns aber zugleich," sagt B. v. Cotta, „daß auf der Erde außer Kraft und Stoff Nichts dauernd ist." Soll damit auch die Unsterblichkeit — oder gar die Existenz des Geistes, als etwas vom Stoffe wesentlich Verschiedenen, geläugnet werden? Es scheint — denn wie man noch einen solchen unsterblichen Geist im Menschen annehmen könne, wenn dieser seine Abstam¬ mung aus dem Thierreiche herleitet, ist nicht einzusehen. — Zum Glücke aber gibt es außer dem Stoff uud der Na¬ turkraft noch ein Höheres. 8- 4. Fortsetzung, „Auch für den Geologen ist die Bibel das Buch der Bücher." — „Was wäre aus dem Ganzen (der geologischen Wissenschaft) geworden, wenn nicht schon Moses das erste Samenkorn dazu gelegt hätte?" Schöne Worte eines nicht ungläubigen Geologen, nämlich des vr. Fr. Aug. Quenstedt, Professors der Geo¬ logie zu Tübingen in „Sonst und jetzt". Darin liegt eben die Aufgabe der heutigen Theologie, so zu sagen die Ver¬ söhnung ihrer Wahrheiten mit der Naturwissenschaft, wenn 1) Gegenwärtig variirt die Zunahme in den verschiedenen Län¬ dern zwischen 1 und 3 Procent. 25 nicht schon zu feiern, so doch wenigstens anzubahnen. Aus welchem Wege dies möglich sei, darüber gibt Quenstedt be- achtenswerthe Fingerzeige. Nicht starres Festhalten am Buchstaben einerseits — anderseits nicht vornehmes Herab¬ sehen auf Alles, was außerhalb der — oft so unsicheren, unverläßlichen Resultate und der engen Schranken der Em¬ pirie liegt — oder gar der stolze Wahn, jenseits dieser Schranken gebe es gar nichts mehr — da sei, wie das Sprichwort sagt, die Welt mit Brettern verschlagen! Da fällt dem Schreiber Dieses ein guter Rath ein — er bittet, ihn zu beherzigen! Nun, da überall schon in den unteren Klassen der mitt¬ leren Lehranstalten, ja sogar in der Volksschule die Natur¬ wissenschaft den Lehrgegenständen eingereiht worden, ist dem Religionslehrer um so größere Vorsicht geboten im Vortrage der biblischen Geschichte, wo diese an das naturwissenschaft¬ liche Gebiet streift. So z. B. wäre es gefährlich — auch nicht richtig — zu sagen, es sei ein Glaubensartikel, daß die Welt, d. i. die Erde mit den übrigen Planeten, der Sonne u. s. w. erst vor etwa 6000 Jahren aus dem Nichts erschaffen worden sei. Wo steht denn diese Be¬ hauptung in der Bibel? Heißt es da nicht im ersten Verse der Genesis: M-meMo erouvit Oous eooluui et ter- ruru?" Oder daß es ein Glaubenssatz sei, erst am vierten Schöpfungstage seien die Sonne, der Mond und die Sterne — also erst nach der Erschaffung unseres Erd¬ planeten — aus Nichts in's Dasein gerufen worden! — Die Kirche hat darüber noch keinen definitiven Ausspruch gethan; eben so wenig hat sie je sich dahin ausgesprochen, die mosaischen Schöpfungstage seien unsere jetzigen Tage von 24 Stunden gewesen, und man dürfe sich nicht darunter Zeitabschnitte von sehr großer Dauer denken. Nur nebenbei sei bemerkt, daß der bibelgläubige Protestant vr. Johann 26 Heinrich Kurtz schreibt (Bibel und Astronomie, S. 82): „Vom vierten bis sechsten Tage ist es wahrscheinlich (daß es näm¬ lich Tage von 24 Stunden waren), weil von da an die Sonne den Tag und der Mond die Nacht beherrscht, und dabei wahrscheinlich gleich von vornherein dieselbe Ordnung eintrat, die noch jetzt besteht. Ob aber die Zeitdauer auch schon vor dem vierten Schöpfungstage, d. h. vor der Fixirung des normalen Verhältnisses zwischen Erde und Sonne, eine vierundzwanzigstündige war, können wir weder bejahen, noch verneinen." — Wenn die geologischen Funde unbestritten darthun, daß viele organische Wesen schon vor einer kaum bestimmbaren Zeit zu Grunde gegangen seien, so frägt es sich, wohin sind dieselben in der mosaischen Schöpfungs¬ geschichte einzureihen? Jene, welche die Schöpfungs-Tage für Weltperioden — etwa gar von Millionen Jahren — halten, stimmen meist für den — so oder so ausgelegten — Parallelismus der mosaischen Schöpfungstage mit den geo¬ logischen Perioden, und finden da Raum und Zeit genug für Einfügung der erwähnten vorweltlichen Katastrophen. Die aber der Ansicht von den mosaischen Schöpfungstagen als Zeiträumen von 24 Stunden huldigen, legen meist Vers 2 des ersten Kapitels der Genesis so aus: „Die Erde war — aber nicht uranfänglich schon, sie wurde — gestaltlos und leer (im Hebräischen tdoüu vudoüu)." Und in dieses — durch den Fall der Engel verschuldete — Chaos versetzen sie den Tod und die Verwüstung, deren Spuren die Geologie nachweist. Mit Vers 3 begänne sodann die Wieder-Einrichtung zumal der Erde, die s. g. Restitutions¬ periode. Dieser Erklärung stehen aber große sowohl sprach¬ liche als auch sachliche Bedenken entgegen. — Eine popu¬ läre Erklärung der mosaischen Schöpfungsgeschichte mit Hinblick auf den heutigen Stand der Naturwissenschaft wäre für die Schulen wohl sehr erwünscht. — 27 — i vr. Quenstedt ist entschieden gegen die s. g. Muerutio aeguivocu — mithin auch gegen alle diesbezüglichen leeren Träumereien über den Ursprung des Menschen. Wenn er auch mit den s. g. Krisen in der Natur sich nicht einverstanden erklärt, d. h. mit der Annahme, daß von Zeit zu Zeit durch Feuer, Frost oder Wasser alles Leben von der Erde vertilgt worden sei, und die ganze organische Schöpfung von Neuem begonnen habe — (was auch wir als Bibel- und Offenbarungsgläubige in dem mosai¬ schen Schöpfungsberichte zu finden nicht genöthiget sind) — so steht er gleichwohl durchaus nicht auf dem Standpunkte Darwin's, am wenigsten was den Menschen betrifft. Freilich Wohl sagt Autor: „es ließen sich zahlreiche Beispiele aufführen, die es mehr als wahrscheinlich machen, der Lebeusfaden der Schöpfung sei zu keiner Zeit abgeschnit¬ ten; sondern Leben erzeugte Leben in stetiger Kette;" aber nirgends verficht er die Abstammung des Menschen vom Thiere. Selbst ein nur beiläufig so hohes Alter als die meisten seiner jüngsten College» erkennt er dem Men¬ schengeschlechte nicht zu. Die „brennende" Tagesfrage, ob der Mensch von Einem Paare abstamme oder nicht, wurde, sagt Autor S. 254, geflissentlich nicht berührt, „da die Geologie zu ihrer Lösung nur wenig beitragen kann." Zugleich fügt er bei: „Doch ist auch die Zoologie lange noch nicht so weit, daß sie entscheiden könnte, und eher brauchte der Theologe sich seines Köhler¬ glaubens (Anspielung auf Karl Vogt gegen Rudolph Wagner. Gießen, 1855) nicht zu schämen." Auch heute ist dieser Zeitpunkt des sich „Schämenmüssens" für den Theologen noch nicht da — ob auch gewisse Geo¬ logen und sonstige Naturforscher, Zoologen u. s. w. aus fos¬ silen Schädeln und anderen Ausgrabungen mit noch so großer Zuversicht — ja mit apodiktischer Gewißheit — Hun- 28 derttausende von Jahren, vor welchen schon mehrere erste; Menschenpaare existirten, herauslesen wollen. Scheinbare Schwierigkeiten mag die biblische Lehret von nur Einem ursprünglichen Menschenpaare — diesem; Grund-Dogma des Christenthums, d. i. dieser Vorbedingung des Falles, der Erlösungsbedürftigkeit und wirklichen Er-^ lösung des ganzen Menschengeschlechtes — allerdings haben,; aber sie sind nichts weniger als unlöslich. „Daß- die Verschiedenheiten der Menschen, gleich denen der Thiere,; an den Boden geknüpft sind — schreibt Or. Quenstedt' S. 256 — bleibt immer eine Sache, die sich schwer mit der Ansicht Mosis vereinbaren läßt." Aber — eben weil Autor für sich und seinen Gegenstand nicht den Beruf in Anspruch nimmt, auch über Fragen, die zugleich ein anderes' als rein nur naturwissenschaftliches Gebiet berühren, in höchster Instanz zu entscheiden — und zwar so, als f wären wir schon an: Cap non plus ultra der Wissenschaft. angelangt, so fügt er bescheiden hinzu: „Wenn auch unsere; kurze und unvollkommene Erfahrung nicht wagen darf, die Unmöglichkeit (nämlich der Abstammung von nur Einem Menschenpaare — und zwar seit dem biblisch be-° rechneten Auftreten desselben) zu behaupten." Achte der Theologe und der Naturforscher — Jeder seinen Standpunkt hoch und halte er sich innerhalb desselben, ohne Mißtrauen, ohne gegenseitigen Argwohn. Die Naturwissenschaft führt ja nicht nothwendig zum Materialis- mus. Darüber hat I)r. N. I. Schleiden, selbst ein — und zwar nicht bibelgläubiger — Naturforscher, sehr richtig in: „Ueber den Materialismus der neueren deutschen Natur¬ wissenschaft, sein Wesen und seine Geschichte" geurtheilt. Louis Büchner's „Kraft und Stoff" ist ihm ein schwächliches Machwerk (S. 9): er geißelt die Behauptungen eines Vogt, Moleschott, Czolbe u. A. als unstichhaltige und unlogische,. 29 rügt „die Unklarheit und Verworrenheit in den Grund¬ begriffen" u. s. w. und sagt: ^Der Materialismus der neue¬ ren deutschen Naturwissenschaft beruht auf einer historisch bedingten Halbheit der Bildung und Halbheit der Anwen¬ dung naturwissenschaftlicher Methode." (S. 56.) Wir stimmen dem bei, was Ur. Friedrich Pfaff in seiner Schöpfungsgeschichte wünscht (S. 14): „Der Theologe soll nicht den Naturforscher mit Mißtrauen und Furcht als einen schädlichen und gefährlichen Feind ansehen; der Naturforscher dagegen den Theologen nicht mit Geringschätzung als einen einseitigen, gegen die Resultate seiner Wissenschaft sich ab¬ schließenden Verächter derselben." Beiden — dem Theologen und dem Naturforscher — ist ein schönes Ziel vorgesteckt, nämlich: die Verherrlichung Gottes — dort in der immer fortschreitenden Erkenntniß seiner übernatürlichen, hier in jener seiner natür¬ lichen Offenbarung. büatH! §. 5. Mieder etwas zum Kapitel über den Stammbaum und das Akter des Menschen, sowie zur Kritik des Dar¬ winismus. Der menschenähnlichste (?) Affe der Vorzeit — der Drho- Pithecus Fontani — gehörte nach der Behauptung der Geo¬ logen der Tertiärperiode an und lebte noch vor der Eis- Periode — ein Zeitgenosse der Riesenthiere Mastodon und Dinotherium (?). Die beiden Hälften des Unterkiefers von ihm und der Humerus wurden 1856 in den mittleren Ter¬ tiärschichten des südwestlichen Frankreichs in einer Süßwasser- 1) Zu vergleichen wäre: „Die Kirche und die Naturforschung" von vr. Diethrich Becker. 30 Ablagerung zu St. Gaudens am Fuße der Pyrenäen gefun¬ den. (Siehe darüber CH. Lyell's Geologie, Bd. I. S. 244 u. f.) Diesen ausgestorbenen Dryopithecus möchten die Darwi- nianer zum unmittelbaren Ahn des Menschen machen. Der Vorzug, den wir vor den noch lebenden anthropo- morphen Affen haben, bestände einzig darin, daß jene in der Entwickelung, d. i. Descendenz vom Dryopithecus etwas zu¬ rück geblieben sind, während wir uns etwas mehr beeilten, fortzuschreiten. — Phantasie! Welchen Spuck hat man schon mit der s. g. Steinzeit, mit den s. g. Pfahlbauten überhaupt getrieben! Welchen Lärm schlug man, wenn irgendwo ein wahres oder ver¬ meintliches menschliches Skelett, untermischt mit Resten un¬ tergegangener Thiergattungen, gefunden wurde! Wie wußte man aus dem s. g. Neanderschädel, „dem vermeintlichen äl¬ testen Funde menschlicher Reste" (?) Kapital zu schlagen ge¬ gen die bisher gewöhnliche Ansicht vom Alter des Menschen¬ geschlechtes ! Den Namen hat dieser Schädel daher, weil die Knochen¬ reste im Neanderthale an der Düffel bei Düsseldorf nach der Aussage zweier Arbeiter am Eingänge einer klei¬ nen Höhle 4—5 Fuß tief im Lehm mit Hornstein-Fragmen¬ ten im Sommer 1856 gefunden wurden. Lyell sagt, dies geschah im Jahre 1857 (Das Alter des Menschengeschlechtes, S. 42) und bemerkt: „Im Allgemeinen mag das Skelett vielleicht dasselbe Alter haben, wie die von Schmerling gefundenen Knochen; könnte indessen möglicher Weise auch jünger sein, da man keine Thierknochen da¬ bei fand." (S. 44.) Als der Schädel und Skelett 1857 zuerst einer wissen¬ schaftlichen Versammlung in Bonn vorgelegt wurden, entstanden anfangs Zweifel, ob es wirklich ein mensch¬ liches sei? — Solche Zweifel wurden bei sehr vielen fos- 31 silen Ueberresten erhoben — siehe z. B. S. 98, insbesondere auch S. 145 u. f., bezüglich des „fossilen Menschen von De¬ nise bei Le Puy-en-Velay in Mittelfrankreich." Pruner-Bey, eben auch kein strenger Bibelgläubiger, er¬ klärt den erwähnten Neander-Schädel zur celtischen Race gehörig. vr. Virchow bestreitet es überhaupt, daß der Raum¬ inhalt der Schädelhöhle ein sicherer Maßstab sei für die Entwickelung der geistigen Fähigkeiten und sagt, daß einzelne Schädel auch nicht zn einer ethnographischen Bestimmung genügen. Der Anatom Huxley, der an dem fossilen Schädel von Engis in keinem Theile des Baues eine Degradation be¬ merken konnte, und daher meint, der Schädel könne eben so gut das Gehirn eines Philosophen, wie eines gedankenlosen Wilden enthalten haben, urtheilt von dem Neander-Schädel, daß die affenähnlichen Beziehungen, welche diese Schädelkno¬ chen andeuten sollen, nicht tief in die Organisation einge¬ drungen, und daß sie deßhalb in keiner Weise als die Ueberreste eines zwischen Affe und Mensch in der Mitte stehenden menschlichen Wesens angesehen werden können. Außer den Genannten wollen noch Andere, z. B. Schaaf¬ hausen u. A., in diesem Schädel nicht eine Uebergangssorm vom Affen zum Menschen erkennen; ja Busq, Bernard Da¬ vid, Gratiolet erklären ihn nicht nur für ganz nahestehend der menschlichen Gattung, sondern eigentlich durchaus in die¬ selbe gehörig. Alle diese und manche anderen schönen geologischen Träumereien zerstört ein anderer Geologe, der schon ge¬ nannte vr. Fr. Ang. Quenstedt, in seinem jüngsten Werke: „Klar und wahr" (1872) mit fast grausamer Hand. Die Wahrheit kennt eben nicht allzu zarte Rücksichten, wo sie es mit mehr oder minder grundlosen Behauptungen zu thun 32 hat, zumal wenn diese mit einer Zuversicht vorgebracht werden, als wäre es ein Verbrechen, an ihnen nur im Geringsten zu zweiseln. Das erste Auftreten des Menschen setzt der genannte Autor — eben auf Gruud und an der Hand der Geologie — erst nach der s. g. Eisperiode. Daß der Mensch das Mammuth noch sah, scheine zwar — sagt er — nicht zweifelhaft zu sein; aber die Mammuths- zeit müsse man nicht gar so weit zurückschieben, als es gerne geschieht, und sie liefert ja scheinbar erst die ersten rohen Waffen aus Feuerstein. Die „Höhlenbärenzeit" dürfte bei uns etwas später an¬ zusetzen sein, als jene, obwohl sich dies nicht sicher be¬ weisen lasse. Erst die „Rennthierzeit" führt uns die Funde mensch¬ licher Cultur in Masse zu. Die „Pfahlbauten" fallen auch bei uns schon der geschichtlichen Zeit anheim. So Quenstedt. Mit den vielen Jahrtausenden, welche vr. Fr. Rolle a. a. O. für die s. g. Steinzeit und Bronzezeit der Pfahl¬ bauten in Anspruch nimmt, hat es in der Wirklichkeit nichts auf sich. Eine anerkennende Besprechung der beiden Werke Quen- stedt's: „Sonst und jetzt" — „Klar und wahr", enthält die Augsb. Allg. Ztg. Nr. 166 und 167 Beilage. Von den Höhlenfünden sagt Oscar Fraas, buch ein schwäbischer Geologe: „Daß wir aus dem Erhaltungszu¬ stände der Reste nichts entnehmen können, wird wohl Jedem klar sein, dem schon paläontologische Fünde durch die Hände gegangen sind. — Im Zustande der Erhaltung der Knochen liegt also durchaus kein Anhaltspunkt, der uns zur Annahme eines hohen oder geringen Alters nöthigte." — Ferner, daß die Mammuth-, Höhlenbären- und Rennthierzeit für Mittel- 33 Europa nicht weiter zurückverlegt werden könne, als in die Blüthezeit des babylonischen Reiches, oder in die Zeit von Memphis und seinen Pyramiden. Ein sehr interessanter Fund aus vorhistorischer Zeit ist der menschlicher Skelette und Schädel von Les Eyzies in der Höhle von Cro-Magnon. Aber auch da keine gewissen Anhaltspunkte für ein außer¬ ordentlich hohes Alter! Hermann Burmeister (Director des imi8oo xublioo in Buenos-Ayres) war früher auch der Ansicht, daß es vor der heutigen Organifationsperiode noch keine Menschen auf der Erde gegeben habe. In der neuesten 7. Auflage feiner „Ge¬ schichte der Schöpfung" gibt er zwar schon die Existenz fos¬ siler Menschengebeine zu, die er mitunter gerne bis „in die letzten Zeiten der Tertiärepoche" hinaufrücken möchte. Doch ist ihm dies immer noch nur eine „höchst wahrscheinlich gemachte Thatsache"; die endliche definitive Entscheid¬ ung gibt der „der Zukunft anheim". Er gibt zu, daß hie und da in Gesellschaft von Ueberresten fossiler Elephanten, Nashörner rc. gefundene Menschenknochen nachträglich in einer viel späteren Periode durch Gewässer eingeführt wur¬ den, obgleich deren Auffindung zur Zeit ihrer Entdeckung sehr großes Aufsehen erregte. (S. 611 u. f.) Nach Obigem wird also auch das von Prof. vr. Joh. N. Woldrich in der Broschüre: „Ueberblick der Urgeschichte des Menschen" über das erste Auftreten des Menschen Ge¬ sagte auf das richtige Maß zurückzuführen sein. Er theilt die Urgeschichte des Menschen gleichfalls ein in die Steinzeit, Bronzezeit und Eisenzeit. Die Stein¬ zeit zerfällt ihm wieder in die älteste oder Mammuthperiode; in die mittlere oder Rennthierperiode und in die jüngste Steinzeit oder Hausthierperiode. Den bereits erwähnten, so unsicheren Neander-Schädel, welcher nach Karl Vogt „einem muskelkräftigen stupiden Manne" angehört haben mag, Lesefrüchte fiir christliche Freunde der Natur. I 34 versetzt er in die älteste Steinzeit. Mit großem Fleiße — meist mit Benützung von Lyell's Werken — stellt Autor die bisherigen Funde von menschlichen Ueberresten der Urzeit zu¬ sammen und sucht sie in die einzelnen obbemeldeten Perioden einzureihen. Daraus conftruirt er sich denn auch den gan¬ zen Menschen, wie er damals ausgesehen haben mag; näm¬ lich in der ältesten Steinzeit war er — noch ohne Sprache, von roher Wildheit, langschädelig, mehr groß; in der Rennthierperiode kurzschädelig, mit schiefzähnigem Kiefer, zweikantigen und säbelförmigen Schienbeinen (!). — An Phantasie fehlt es den Herren nicht, um eine Lieblingsidee plausibel zu machen. — Das Zusammenfinden von Menschen- und Thierknochen in den Höhlen erklärt sich der Verfasser — nicht unwahrscheinlich — zum Theile aus der bei wilden Völkern noch gegenwärtig anzutreffenden Ge¬ wohnheit, „in ihren Gräbern sowohl das Eigenthum des Tobten, als auch die ihm im Leben besonders werth gewese¬ nen Gegenstände, so wie auch thierische für die Manen des Tobten im künftigen Leben bestimmte Nahrung aufzuhäu¬ fen;" zum Theile aus den dort stattgehabten Leichenschmäu- sen, deren Ueberreste sodann die wilden Thiers verzehrten. In die jüngste Steinzeit oder Hausthierperiode ver¬ setzt Autor die ersten Pfahlbauten — vindicirt ihnen also nach Dem, was wir schon hierüber bemerkten, ein viel zu hohes Alter. Der Steinzeit — meint er — gehören auch die unter dem Namen „Hünengräber" (in Deutschland), „Dolmans" (in Frankreich, Nordafrika) >) bekannten Grabkammern an. Auch unser Autor gesteht zu, daß die Einführung der 1) Eine andere Ansicht geht dahin, daß alle Dolmen Eurspa's und Afrika's einem und demselben blonden Volke angehören, welches von den Ufern der Ostsee kommend, erst 1SÜ0 Jahre vor Christi Ge¬ burt in Unter-Aegypten einfiel. 35 Bronze nach Einigen (vr. Nilsson) mit der historischen Zeit zusammenfalle: nämlich mit der Zeit des phönizischen Handels; womit er zwar nicht einverstanden ist, ohne jedoch Schlagendes dawider vorzubringen. Die Bronzecultur reicht — sagt er — in Griechenland bis in das neunte Jahrhundert v. Ehr., in Italien in die erste Zeit der römischen Republik und in Mittel-Europa bis in das erste Jahrhundert n. Ehr. Dann kam die Eisenzeit. Ueber diese mit ihm zu rechten, haben wir keinen Grund. Der Mensch — sagt er — trat in Amerika später auf, als in Europa — auch Autor hält ihn von mongolischer Abstammung. Demungeachtet — obgleich die Zahlen schwankend sind — soll der Mensch schon „vor einer ungeheuren langen Zeit" in Amerika gelebt haben. Die Einwanderung aus Europa könne aber doch nicht früher stattgefunden haben, als gegen das Ende der jüngsten Stein¬ zeit Europa's. (S. 58.) Alles dies läugnet wieder H. Burmeister „Geschichte der Schöpfung" (S. 615 u. f.): „Das Menschengeschlecht hat gleichzeitig schon vor der Gegenwart auf der westlichen wie auf der östlichen Halbkugel existirt; eine Einwanderung von hier nach dort läßt sich nirgends mit triftigen Beweisgrün¬ den darthun. Die neue Welt führt auch in dieser Rück¬ sicht, wie überhaupt, ihren Namen mit Unrecht, denn geo¬ logisch betrachtet ist sie gewiß nicht jünger, als die alte." Also was ist nach den exacten Naturforschern diesfalls das Richtige? Wie, wenn diese Steinzeit Europa's — von welcher vr. Woldrich im Obigen — selbst nicht vor der historischen Zeit zu setzen ist? Daß dies durchaus unrichtig sei, ist bis zur Stunde noch immer nicht unwiderleglich dargethan. Die Zukunft wird noch manchen diesfälligen Jrrthum — deß sind wir gewiß -- berichtigen. 3* 36 Auf dem „internationalen Congresse für Anthropologie und Urgeschichte", welcher vom 22. bis 28. August 1872 in Brüssel tagte, wurde selbstverständlich auch die Frage ver¬ handelt: „Nach welchen Thatsachen kann man das Alter des vorgeschichtlichen Menschen bestimmen?" Auch da trat der vorerwähnte Professor Fraas auf Grund seiner schwäbi¬ schen Höhlenfünde der Systemsucht, welche die „Mam- muthzeit", die „Höhlenbärzeit", die „Rennthierzeit" gar so strenge von einander sondert, energisch entgegen. In einer Gegend konnten Mammuthe und Höhlenbären ganz wohl noch unter günstigen Umständen existirt haben, während an¬ derwärts nur noch das Rennthier oder der Ur gejagt wurden. Aehnlich bestritt Oppert die Annahme, daß die „Stein-", Bronze-" und „Eisenzeitalter" gerade so überall aufeinander gefolgt sein mußten. 8- 6. Fortsetzung. Die Vorzüge, auf welche wir bisher als Geschöpfe, die wir eine eigenthümliche Stellung vermöge unseres unsterb¬ lichen Geistes einnehmen, uns mit Recht etwas zugute tha- ten, sind dem fortgeschrittenen Darwinianer „auf bloßer Ein¬ bildung und Selbsterhebung beruhende Vorzüge!" Der Mensch soll also nicht so hochmüthig, sondern fein de- müthig von sich denken. Die christliche Demuth, sehr wohl vereinbar mit Selbstachtung, däucht den Aufgeklärten unserer Tage Abgeschmacktheit und Entehrung; aber sich selbst in die Klasse der Thiere versetzen — das ist bei Leibe nicht entehrend; im Gegentheile liegt hierin ein Belobungs- Zeugniß sür den Menschen, daß er nicht Affe blieb, son¬ dern sich höher auf der thierischen Stufenleiter emporge¬ schwungen hat (!). 37 „Wenn wir körperlich vom Affen abstammen, schreibt Or. M. I. Schleiden in: „Alter des Menschengeschlechtes u. s. w." (S. 62), so ist damit keine Entwürdigung des Menschen ausgesprochen, denn jene Fähigkeit des Selbst¬ bewußtseins bildet eine unendliche Kluft, über die keine Dressur, keine Erziehung den Affen hinausheben kann." Wir begreifen es durchaus nicht, wie und wann der vom Affen abstammende Mensch obige Fähigkeit des Selbst¬ bewußtseins erlangt haben konnte, die für den Affen selbst ewig unerreichbar bleibt? Ist dies nicht ein Wider¬ spruch? — Aehnlich B. v. Cotta in: „Geologie der Gegenwart", S. 275 u. f.: „Gewiß ist es nur ehrenvoll für die Mensch¬ heit, daß sie sich zu einem so großen Abstande von ihrem Ursprung emporgeschwungen hat, wie er jetzt die edelsten Menschen geistig und moralisch von den zurückgebliebenen Affen trennt." — Erst von dem Zeitpunkts an, in welchem das „Erkenne dich selbst" im Sinne des Darwinismus von der gan¬ zen Menschheit gelten wird, d. h. wenn einmal alle und jeder Mensch des Ueberzeugnng sein werden, daß sie vom Thiere abstammen, wird — so meint der ächte Darwinianer — das goldene Zeitalter eintreten. „Kommende Jahrhunderte werden unserer Zeit, welcher mit der wissenschaftlichen Be¬ gründung der Abstammungslehre der höchste Preis mensch¬ licher Erkenntniß beschieden war (sie! der höchste Preis da¬ für, sich als Abkömmling einer Urzelle zu erkennen!), als den Zeitpunkt feiern, mit welchem ein neues segensreiches (?) Zeitalter der menschlichen Entwickelung beginnt, charakterisirt durch den Sieg des freien erkennenden Geistes (woher denn dieser dazu noch freie Geist? wie ist dort Freiheit, wo nur Natur-Nothwendigkeit?) über die Gewaltherr¬ schaft der Autorität." 38 So lautet eine Besprechung (Augsb. Allg. Ztg. N. 277, B. v. I. 1872) von Ernst Häckels „Natürliche Schöpfungs- Geschichte". Häckel selbst verspricht sich, daß die Entwickelungslehre, wenn zum Gemeingute der Menschheit geworden, „nicht allein zu ihrer geistigen Befreiung (wir fragen wieder: wo¬ her dieser freie Geist?), sondern auch zur sittlichen Ver¬ vollkommnung (?) beitragen werde." Wir aber sehen statt dieses künftigen segensreichen Zeitalters nur wilde Barbarei, wenn es je dahin käme — wovor Gott die arme Mensch¬ heit bewahren wolle! Es kam uns ein Buch zur Hand unter dem Titel: „Homo versus vumviu", aus dem Englischen übersetzt (1872), Dar- win's neuestes Werk: „Die Abstammung des Menschen", ver¬ anlaßte den Verfasser, seinem Buche eine eigenthümliche Form zu geben. „Homo" tritt nämlich gegen „Darwin" klagend auf, weil er sich dadurch beleidigt und gekränkt fühlt, daß Darwin ihn in letzter Reihenfolge sogar von einem Aseidiau (Seethier niederster Form, an einer Stütze befestiget, ein einfacher zäher, lederartiger Sack, mit zwei kleinen vorsprin¬ genden Oeffnungen — ähnlich einem Kaulfrosch) abstammen lasse. Die Larven des Ascidian haben sich nämlich zum Fisch entwickelt; Fische zu Amphibien; Amphibien zu Reptilien und Vögeln; diese zu Säugethieren einschließlich der Affen der alten Welt, durch die schließlich die Steigerung zum Menschen erreicht wurde! Man kam vor dem Gerichte überein, den Fall dem Ur- theilsspruche des Lord C., eines der tüchtigsten englischen Juristen, zu überweisen. In gemeinverständlicher Sprache verfechten Homo und Darwin ihre Sache. Dieser seine Descendenztheorie bezüg¬ lich des Menschen, jener seine angestammte Würde, und wi- 39 derlegt die Behauptungen und Gründe Darwin's Schritt für Schritt. Lord C. kann nicht umhin, nach gewissenhafter Erwäg¬ ung alles Vorgebrachten, Darwin für sachfällig und schul¬ dig zu erklären. Homo begnügt sich mit der Forderung eines Widerrufes Seitens Darwin's bezüglich seiner Schmäh¬ schrift und auch der Jrrthümer, die sein Buch enthält. In der Begründung seines Urtheilsspruches weist Lord C. auch auf die Folgen hin, welche Darwin's Lehre nach sich ziehen müßte, wenn sie die Massen durchsäuerte, und daß zwischen dem Darwinismus und dem Christenthume ein Kompromiß nicht möglich sei. Das Princip der natürlichen und geschlechtlichen Zucht¬ wahl in der Anwendung auf den Menschen, wohin würde es folgerichtig führen? Dahin, daß — wie unter den Wil¬ den — die an Körper und Geist Schwachen bald ausgesto¬ ßen werden, damit nämlich die Fortentwickelung des Men¬ schengeschlechtes nicht aufgehalten werde oder gar Rückschritte mache. Asyle, Hospitäler, Armengesetze, ärztliche Geschicklich¬ keit, Impfung rc. würden diesen Ausstoßungsproceß nur hindern u. s. w. (S. 243 u. f.) „Wenn solche Gefühle allgemein adoptirt würden — wozu wir glücklicherweise wenig Grund zu fürchten haben') — würden sie im Laufe weniger Generationen sicherlich die Schleußen des Unglaubens und der Unmoralität in unserem Lande (England; wohl auch bei uns) öffnen und einen sol¬ chen Ausbruch von Selbstsucht und Gottlosigkeit verursachen, daß derselbe unsere socialen Einrichtungen aus ihren innersten Grundlagen über den Haufen werfen, und eine moralische Unordnung und Anarchie einführen würde, die nicht so leicht 1) Verfasser meint wohl, wegen des unvertilgbaren moralischen und religiösen Gefühls, welches sich aus der Menschheit denn doch nicht ganz ausrotten läßt. 40 vorübergehen möchte." — „Es würde dann ein Fall vor¬ liegen, den Mr. Darwin in der Thal als Rückfall an¬ sehen könnte; civilisirte Menschen würden civilisirte Wilde werden, und die Welt würde in die Finsterniß der tiefsten moralischen Nacht zurücktreten." „Praktisch ist der Darwinismus in dieser neuesten Aus¬ legung Atheismus, und Atheismus der schrecklichsten und hoffnungslosesten Art. Wenn er Gott nicht läugnet, ignorirt er Gott i). Seine Absicht ist, das göttliche Wesen ganz aus dem Gesichtskreise des Menschen zu entfernen, und ihn zum Glauben zu verleiten, daß es keine Verbindung oder kein Interesse mit den Angelegenheiten des Menschen hat. Die Welt ist von ihm der harten, gewissenlosen Krast und Herr¬ schaft der natürlichen Zuchtwahl übergeben. Da gibt es keine wohlwollende Vorsehung." — „Nach Mr. Darwin's Hypothese ist das göttliche Wohlwollen, wenn es überall existirt hat, nie dem Menschen zu Theil geworden; göttliche Offenbarung ist eine Fabel; der Mensch ist ein unerforsch- liches Geheimniß, er ist ein Räthsel, sogar unlöslich durch ihn selbst; seine Hoffnung auf Unsterblichkeit ist ein Traum." (S. 245—248.) — „Die Darwinsche Idee, daß der Mensch eine Reihe thierischer Vorfahren gehabt hat, ist sicherlich mit der heiligen Erzählung im ersten Buche Moses unvereinbar, wie es auch der Fall ist mit jenen Fundamental-Jdeen der Offenbarung — dem Falle und der Erlösung des Menschen." (S. 254 u. 255.) So der Engländer, der, wie aus S. 245 hervorgeht, kein Katholik, ja der katholischen Kirche nicht günstig ge¬ stimmt ist. Dem fügen wir nur noch Einiges bei: Bringt denn Dar¬ ij Nach Darwin ist der Glaube an Gott dem Menschen von An¬ fang an etwas Unbekanntes gewesen. Gott hatte es nie für passend gehalten, sich dem Menschen zu offenbaren (!). 41 Win — zunächst in seinem Werke: „Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl" — für die Be¬ hauptung, daß der Mensch auch nichts weiter als ein, ob¬ gleich höchst entwickeltes Thier sei, irgend welche Beweise bei, die uns mit logischer Consequenz zwängen, denselben bei¬ zupflichten? Gar keine dieser Art — nur Hypothesen — nur mehr oder weniger willkürliche Annahmen, nur Ver¬ mut Hungen, „so könnte es gewesen sein," nur zumeist Phantasie. Folgt aus Dem, was er im ersten Kapitel unter dem Titel „Thatsachen" aufführt, wirklich, daß sie „für die Ab¬ stammung des Menschen von einer niederen Form" zeugen? Nein! Mögen es „Thatsachen" fein; aber Das beweisen sie nicht, was Autor daraus folgert. Manchmal möchte man meinen, demselben könne es nicht Ernst sein — er scherze. Z. B.: Der Mensch ist fähig, von den Thieren gewisse Krankheiten aufzunehmen und sie ihnen mitzutheilen. Die jüngeren Affen starben oft am Fieber, während der Periode, in der sie Milchzähne verloren; Arz¬ neien haben auf Affen dieselbe Wirkung, wie auf uns u. s. w. — also stammen wir vom Thiere ab (!). Wie willkürlich werden die s. g. Rudimente beim Menschen — zu keinem unmittelbaren Gebrauche dienenden Organe — für die Affentheorie verwerthet — als wären sie nichts, als Ueber- bleibsel einer Thierspecies, aus welcher der Mensch hervor¬ gegangen ! Muß uns nicht fast ein Lächeln beschleichen, wenn wir z. B. lesen, wie es komme, daß der Mensch seine Ohren nicht auch so willkürlich bewegen könne, wie die Pferde und andere Thiere? Dies komme daher, weil unsere ganze äußere Ohren¬ muschel eigentlich nur ein Rudiment sei. Wie so? Der Schimpanse und Orang können ihre Ohren auch nicht be¬ wegen und aufrichten. Warum haben denn aber sie, ebenso 42 Wie die Voreltern des Menschen die Fähigkeit hiezu ver¬ loren? „Es könnte sein — sagt Darwin (Bd. I. S. 18), also wieder nur: es könnte sein — daß sie in Folge ihres Lebens aus Bäumen und wegen ihrer großen Kraft nur we¬ nigen Gefahren ausgesetzt waren und deßhalb während einer langen Zeit ihre Ohren nur wenig bewegten und dadurch allmählich das Vermögen, sie zu bewegen, verloren." Wie sinnreich! Aber wie kommt es denn, daß z. B. der Esel bedeutend längere Ohren hat, als das Pferd? Hat¬ ten sich dieselben etwa auch deßhalb so sehr herausgebildet, weil er größeren Gefahren ausgesetzt war, als das Pferd; seine Ohren also mehr im Bewegen und Ausrichten üben mußte? Wenn zwischen dem rein instinktmäßigen Thun mancher Thiere und den mit Ueberlegung und freiem Willen voll¬ brachten Handlungen des Menschen eine Aehnlichkeit besteht, so ist Darwin sogleich mit dem Schlüsse fertig, der Mensch sei auch nur ein Thiers. Er erzählt allerlei artige Histörchen, aus welchen sich dies mit Evidenz ergeben solle. Im Grunde nicht viel Neues. Daß z. B. ein Pudel, wie man zu sagen pflegt, gelehriger sei, als ein Kalb, weiß ja wohl Jeder; freilich Das glaubte bisher Niemand, daß der Pudel mehr Verstand oder gar Vernunft habe, als das Kalb, son¬ dern daß beide von Dem, was des Menschen unterscheiden¬ des ausschließliches Eigenthum sei, gleich wenig — rooto beide gleich Nichts davon besitzen. Ja, wenn man z. B. mit Darwin darin, daß sich ein Hund um seinen Knochen, den er benagt; die Vögel um ihre Nester wehren, einen Be¬ weis erblickt, daß diese Thiere sogar die Idee des Eigen- 1) Das Gleiche ist eigentlich der Hauptzweck seines soeben erst erschienenen Werkes: LUs Lxprsssiou ot tbs Lmotions ot Uan anä ^nirnals. — „Mensch und Thier," sagt Darwin, „drücken denselben Gemüthszustand durch dieselben Bewegungen aus" — also stamme der Mensch vom Thiere ab. Zu dieser Schlußfolgerung können wir uns nicht erschwingen. 43 thums besitzen (S. 44), was läßt sich da nicht noch Alles beweisen! Da darf es Niemanden Wunder nehmen, wenn Darwin dem Thiere auch die Anlage zur Sprache, ja eine Sprache selbst, nur nicht artikulirte, wie sie der Mensch, aber nur in Folge seiner längeren Entwickelung, hat; ästhetisches Ge¬ fühl für Schönheit, sogar ein gewisses Gefühl religiöser Er¬ gebung zuerkennt, „welches da bestehe aus Liebe, vollstän¬ diger Unterordnung unter ein erhabenes und mysteriöses höheres Etwas, einem starken Gefühle der Abhängigkeit, der Furcht, Verehrung, Dankbarkeit, Hoffnung in Bezug auf die Zukunft und vielleicht noch anderen Elementen." (Bd. I. S. 57.) Darwin citirt die Blasphemie seines Anhängers Braubach in: „Religion, Moral u. s. w. der Darwinschen Art-Lehre", daß ein Hund zu seinem Herrn wie zu einem Gott aufblickt" (!). (S. 58.) Bisher glaubte die Menschheit, daß Gewissen und mora¬ lisches Gefühl die unübersteigliche Schranke zwischen ihr und dem Thiere bilden. Nach Darwin soll auch dies nichts als mehrtausendjäh¬ rige Täuschung sein! „Der folgende Satz — schreibt er Bd. I. S. 60 — scheint mir in hohem Grade wahrscheinlich *) zu sein, näm¬ lich daß jedes Thier, welches es auch sein mag, wenn es nur mit scharf ausgesprochenen socialen Instinkten ver¬ sehen ist, unvermeidlich ein moralisches Gefühl oder Gewissen erlangen würde, wenn sich seine intellectuellen (!) Kräfte fo weit, oder, nahezu fo weit als beim Menschen ent¬ wickelt hätten." 1) Also doch wieder nur „scheint", und zudem nur blos „wahr¬ scheinlich". 44 Daß Darwin für eine individuelle Unsterblich¬ keit des Menschen keinen Raum habe in seinem Systeme, braucht wohl nicht ausdrücklich bemerkt zu werden. Ist ja auch das Thier nicht unsterblich! Vielleicht dieses aber doch? Bald möchte man so etwas meinen, wenn man Bd. I. S. 53 liest, „daß Thiere ihre geistige Individualität! bei¬ behalten, ist durchaus nicht fraglich. Als meine Stimme eine Reihe alter Associationen in der Seele des obengenann¬ ten Hundes erweckte, muß er seine geistige Individualität behalten haben, obschon jedes Atom seines Gehirns wahr¬ scheinlich mehr als einmal während des Verlaufes von fünf Jahren gewechselt hatte." Wenn nach Darwin's Meinung der Mensch sich aus dem Thiere, also zunächst aus dem menschenähnlichsten Affen — durch natürliche Zuchtwahl und im Kampfe um das Dasein entwickelt hat, so war dies nach Darwin eben nur möglich, weil er sich als der Stärkere behauptete, wäh¬ rend der Schwächere im Kampfe ganz untergegangen, oder — wodurch schon immer — sein Dasein noch küm¬ merlich gerettet hat. Da fragen wir nun: wie läßt sich denn damit die Thatsache zusammen reimen, daß sich z. B. nicht das furchtbare Gebiß des Gorilla, die gewaltige Kraft der Arme der großen Affen auf den Menschen vererbt haben? und wie kommt es, daß dieser, der doch so hilflos, so schwach auf die Welt kommt, im Kampfe mit viel stärkeren Thie- ren im Dasein sich erhalten konnte? Wenn Darwin („Ab¬ stammung des Menschen", Bd. I. S. 136) sagt: Die ge¬ ringe körperliche Kraft des Menschen, seine geringe Schnellig¬ keit, der Mangel natürlicher Waffen u. s. w. werden mehr als ausgeglichen erstens durch seine intellectuellen Kräfte — und zweitens durch seine socialen Eigenschaften," so fragen wir wieder: wie hätten die „intellectuellen Kräfte" den Men¬ schen vor dein Untergange schützen können während der un- 45 endlich langen Zeit, als sie noch gar nicht entwickelt waren? Besaß sie der Mensch aber schon vom Anfänge an, so sind sie und der sie besitzende Mensch nicht thierischen, sondern höheren Ursprungs. Daß der Darwinismus und positives Christenthum sich nicht vertragen, zeigt auch vr. David Strauß, der Verfasser des mythischen Lebens Jesu. In seinem 1872 erschienenen Buche: „Der alte und der neue Glaube" ist der Christus- läugner ein entschiedener Darwinianer geworden. Er accep- tirt die Abstammung des Menschen vom Affen — ist aber nun zugleich ein offener Läuguer eines über- und außer¬ weltlichen Gottes und der individuellen Unsterblichkeit des Menschen — kurz der Religion überhaupt. Also kann nur Einer, der mit dem positiven Christenthume vollkommen ge¬ brochen, sich zu Darwin's Desceudenztheorie, angewandt auf den Menschen, bekennen; wie hinwieder der etwas konse¬ quente Darwinianer den religiösen Glauben abwerfen muß, wenn er selben auch etwa früher noch hatte. Seine obschon, wie er sagt, eingebildeten Vorzüge nun auf einmal aufgeben, ist aber doch sogar dem ächten Anhänger der „Descendenztheorie" eine „schwere Aufgabe". Warum? „Entäußern soll er sich einer Anzahl althergebrach¬ ter Vorurtheile (sie!), die ihn bisher so hoch über andere Wesen zu erheben schienen, und mit einem Male soll er sich eingestehen, daß er nur ein Glied — freilich das letzte und edelste — der langen thierischen Kette sei." (So K. B. Heller: „Darwin und der Darwinismus", S. 3.) Wie mit der obigen Anschauung der soeben genannte Autor zugeben könne, daß „religiöse Gefühle nie mit ächt wissenschaftlichen Forschungen in Conflict gerathen können" (S. 15), ist uns ein Rüthsei. Zwar behaupten auch wir das Nämliche, aber im Munde eines Darwinianers, dem der Mensch nicht ein unmittelbar von Gott erschaffenes, 46 noch weniger erlöstes Wesen ist, kann „Religion" denn doch gewiß nichts als ein leeres Wort sein — wenn nicht gar absichtliche Täuschung. Das ist weder klar noch wahr. Neues führt der genannte Autor uichts an; eigene Forschungen scheint er nicht augestellt zu haben; macht aber auch keinen Anspruch auf den Namen eines selbstständigen Fachkenners. So z. B. ist es nichts Neues, wenn es S. 20 heißt: „Beim Menschen schwankt individuell der Rauminhalt des Schädels zwischen weiteren Grenzen, als der Unterschied zwischen den kleinköpfigsten Menschen und den großköpfigsten Affen beträgt." Und: „Sollten aber die geistigen Eigen¬ schaften entscheiden, so brauchen wir uns nur daran zu er¬ innern, daß der geistige Unterschied zwischen den in dieser Richtung am höchsten und am niedersten entwickelten Men¬ schen sicher eben so groß genannt werden darf, als der zwi¬ schen den niedersten Menschen und den höchsten Affens." Was daraus für die Abstammung des Menschen vom Affen folgen foll, sehen wir nicht ein; im Gegentheile finden wir darin etwas für unsere These. Denn, wem ist es bisher eingefallen, den oben erwähnten „kleinköpfigsten" und den „niedersten" Menschen nicht zu der Klasse der „Menschen" zu zählen? Soll dies nicht ein Beweis dafür sein, daß zwi¬ schen den „kleinköpfigsten Menschen" und den „großköpfigsten Affen" und zwischen dem „niedersten Menschen" und dem „höchsten Affen" in der That eine unausgefüllte, weil nicht aus füllbare Kluft bestehe? Wer hat schon einen gelehrigen Orang für einen Menschen und einen ver¬ kümmerten Cretin für einen Affen gehalten? Und hat der Orang nicht Zeit gehabt, sich „im Kampfe um das Dasein" wenigstens bis zu einem Menschen niedriger Race emporzuarbeiten? 1) Diese Citate sind dem genanntm Autor wörtlich gemeinsam mit B. v. Cotta in der „Geologie der Gegenwart" S. 276. 47 Selbst Darwin gibt zu, daß die Verschiedenheit des Men¬ schen von allen anderen (?) Thieren in den Geisteskräften ohne Zweifel enorm ist, selbst wenn man die Seele eines der niedrigsten Wilden mit der des höchst organisirten Affen vergleicht. („Die Ab¬ stammung des Menschen," Bd. I. S. 28.) Freilich sagt er wieder, daß „zwischen dem Menschen und den höheren Säugethieren kein fundamentaler Unterschied in Bezug auf ihre geistigen Fähigkeiten bestehe." (S. 29.) Der bekannte Materialist Karl Vogt wollte in den s. g. „Mikrokephalen" — d. i. Menschen mit einem außergewöhn¬ lich kleinen, weil krankhaft gebildeten Hirnschädel — in's „Affenthum" zurückgefallene Menschen (er nannte sie „lww- IN68-8WA68," Menschenaffen) erblicken (Atavismus), blamirte sich aber damit vor allen fachgelehrten Physiologen und An¬ thropologen — so insbesondere auf dem jüngsten Anthropo- logen-Congreß zu Stuttgart. Im Munde des Darwinianers ist es wenigstens Jncon- sequenz, wenn nicht absichtliche Täuschung — weil es ganz offenbarungsgläubig klingt — zu sagen: „Der Allweise habe den Menschen zum letzten Produkt seines Schöpfungsgedan¬ kens gemacht, und er habe alle vorangehenden Organismen seinetwegen entstehen lassen." (Heller, S. 32 u. f.) Oder gar die emphatische Phrase: „Sein (des Menschen) Leben durchwehen und bewegen mächtiger als das Irdische, das Materielle: Gott, Freiheit und Unsterblichkeit." Wozu braucht der Darwinianer einen Gott, wenn die¬ ser nicht Schöpfer ist — nicht einmal der ersten, einfach¬ sten Urzelle? Wenn es sogar keinen wesentlichen Unter¬ schied gibt zwischen Unorganischem und Organischem^) und 1) Dies behauptet unter Anderen Or. Fritz Ratzel in: „Sein und Werden der organischen Welt," S. 9 u. f. 48 Dieses aus Jenem entstehen konnte? Warum nicht offen mit Laplace sagen: „äs u'ai xas bssoiu äs ostts tllsss?" Von Freiheit reden, wo Alles nur Natur noth- wendigkeit? Ist nicht der Materialist consequenter, der dies Wort „Freiheit" aus seinem Lexikon gestrichen? Der sich den Menschen, so gut wie jedes andere Thier, unter dem eisernen Zwange klimatischer,. Nahrungs- und Stoff- wechsellVerhältnisse handelnd vorstellt? Und gar Unsterblichkeit! In welchem Momente wurde denn dem Abkömmlinge des Dryopithecus die Gabe der Unsterblichkeit zu Theil, welche seinem vollends untergegangenen Urahn versagt war? Auf welcher Sprosse der Descendenz-Leiter — in welchem Grade der Verwandtschaft trat dieser Wendepunkt ein^)? 1) I, Frohschamrner in seinem Werke: „Das Christentum und die moderne Naturwissenschaft" sagt zwar: „Man wird kaum umhin können zu gestehen, daß die höheren Fähigkeiten der Menschenseelen oder des Menschengeistes im eigentlichen Sinne auf einen eigentüm¬ lichen, von der Thierwelt verschiedenen Ursprung desselben hindeuten, resp. eine unmittelbare göttliche Schöpfung zu erfordern scheine" — fügt aber dann bei: „Andererseits aber scheint Alles nur scheint) doch auch wieder nicht blos die leibliche Natur des Men¬ schen, sondern insbesondere die Gleichheit der niederen psychischen Functionen mit denen der Thierwelt eben so sicher anzudeuten, daß das Menschengeschlecht mit dieser Thierwelt oder den höheren Arten derselben aus der gleichen Wurzel oder einem gleichen, göttlich ge¬ setzten Urkeim, oder einer organisch psychischen Grundpotenz her¬ vorgegangen sei und sich nur allmählich weit über die Thierwelt hin¬ ausgebildet hat." (S. 185.) Das ist ein abgeschwächter, verwässerter Darwinismus. — Was ist das: „göttlich gesetzter Urkeim," mit welchem Autor die indivi¬ duelle Unsterblichkeit des Menschen retten zu können meint? Entweder — oder! Entweder ist der Mensch wirklich Mensch, d. i. durch seinen Geist vollkommen wesensverschieden vom 49 Wahrscheinlich entgegnet der Darwinianer: Nicht die Un¬ sterblichkeit des Individuums sei gemeint. Aber, was ist denn dann eigentlich unsterblich im Men¬ schen? was lebt fort in ihm? Geist hat er keinen, so we¬ nig als sein Ahn, so wenig als die erste Urzelle, so wenig als das sich krystallisirende Mineral. Wann könnte der Mensch einen Geist bekommen haben? Sein Genus ist auch nicht unsterblich; denn es gibt ja, sagt der Darwinianer, keine unwandelbare, feststehende Art — Alles sei im immerwährenden Flusse der Umwandlung und Aenderung begriffen! Also verschont uns mit Wor¬ ten ohne innere Bedeutung! — Auch unser obgenannter Autor betritt zu Ende seines Merkchens das Gebiet der Geologie und meint, daß diese ein viel höheres Alter des Menschengeschlechtes nachweise, als die bisherige gewöhnliche Ansicht lautet. Hören wir seine Gründe dafür: Wieder 1. die Pfahlbauten. Wir fahen aber bereits, wie ein gewiegter Geologe von Fach, Quenstedt, darüber urtheilt. Mit ihm stimmen darin Historiker überein, und nehmen die Pfahlbauten für die, mitunter sogar spätere historische Zeit in Anspruch. Mit den 10,000 Jahren ist es diesfalls nichts. (S. 36.) Selbst B. v. Cotta, der übrigens in der „Geologie der Gegenwart," S. 280 u. f., das Alter der Pfahlbauten auf fünf- bis siebentausend Jahre hinaufschraubt, sagt, daß alle derartigen Berechnungen mit größter Vorsicht aufzunehmen, und nie als völlig zuverlässig anzusehen feien. 2. Eigentlich fossile Menschenreste; nämlich wieder der Schädel in der Neanderhöhle, wovon wir auch schon Thiere, oder er ist nichts weiter, als ein potenzirtes Thier, und da noch von Unsterblichkeit reden, ist — einfach lächerlich. Lesefriichte Mr christliche Freunde der Natur. 50 sprachen, zugleich mit einem Bärenzahn aufgefunden; der vor etwa 60 Jahren auf der Insel Quadeloupe gemachte Fund eines menschlichen Gerippes im harten Kalkstein; die von Or. Schmerling (in Lüttich) 1833 bis 1834 veröffent¬ lichten Funde in den Höhlen der Provinz Lüttich, wo Men¬ schenknochen mitUeberresten vorweltlicher Thiere: Bären, Hyänen, Elephanten, Rhinoceros u. dgl. zusammen vor¬ kamen. — Die später gemachten ähnlichen Funde, zusammen¬ gestellt von Sir Charles Lyell in seinem schon besprochenen Werke: „Ilw auticMv ok mau" (1863) u. A. (S. 34u. f.), und gar der vielleicht älteste (?) Schädel (50,000 oder 100,000 Jahre alt?) gefunden unlängst in einem Bergwerksschachte bei Attavile nächst Angelo. (S. 39.) Was auch darüber Quenstedt denke, haben wir gleichfalls schon bemerkt. Er läßt es unentschieden, ob in einzelnen Fällen Selbsttäuschung oder Humbug obwalte. Nur zu verwundern ist, wie sich Autor noch auf die von einigen, längst schon berichtigten und widerlegten Aegypto- logen aufgestellten Pharaonenlisten mit ihren Tausenden und abermals Tausenden von Jahren berufen könnet. — Daß ein Alter des jetzigen Menschengeschlechtes höher als circa 1) Zu vergleichen u. A.: „Die Urgeschichte der Erde und des Menschen. Sechster Vortrag: Das Alter des Menschengeschlechtes," Seite 137 bis zum Ende, von G. Zöckler. Auch empfehlen wir: „Die neuesten Forschungen und Theorien auf dem Gebiete der Schöpfungsgeschichte," von vr. Friedrich Pfaff, o. ö. Professor an der königl. Universität Erlangen, — und zwar das zweite Kapitel. Auch Schaaffhausen: „lieber die Methode der urgeschichtlichen Forschung" im Archiv für Anthropologie (1871) V. 113—128. „Man darf es nicht verschweigen, daß auch die von eini¬ gen namhaften Forschern versuchten Schätzungen des Alters gewißer Funde oder gewisser Abschnitte der Vorzeit einen wissenschaftlichen Werth durchaus nicht besitzen." 51 6000 Jahre — d. i. ein vor Adam hinaufreichendes schlechter¬ dings unvereinbar wäre mit der Offenbarungs-Theo¬ logie — mithin mit dem Christenthume, wer sieht es nicht ein? Also kann es schon in vorhinein nicht richtig sein, wenn der Autor sagt (S. 39), daß „gelehrte Theologen in dem etwa Zehntausende von Jahren hohen Alter des Men¬ schengeschlechtes keinen religiösen Widerspruch gefunden haben." — Die Berufung auf vr. Emmanuel Veith ist wirklich un¬ gerecht, wie aus Folgendem erhellt. 8. 7. Fortsetzung. Verfasser scheint zu meinen, vr. I. Em. Veith, bekannt¬ lich auch keine zu übersehende Autorität auf naturwissen¬ schaftlichem Felde, rede einem unbestimmt, schrankenlos hohen Alter des Menschengeschlechtes das Wort, weil er S. 367 „Anfänge der Menfchenwelt" schreibt: „Je früher oder älter die Epoche, in welcher die Wissenschaft das erste Erscheinen des Menschen festsetzt, desto geringer wird ihr Widerspruch gegen die Genesis, nach welcher die Schöpfung der Land- thiere sowohl als des Menschen im sechsten Tagewerk voll¬ bracht wurde." Vergleichen wir damit, was vr. Veith an anderen Stel¬ len über den nämlichen Gegenstand sagt. In seinem zweiten Vortrage: „Die Schöpfungswoche" erklärt vr. Veith die Ausdehnung der mosaischen Schöpf¬ ungstage zu „Perioden oder Zeitabschnitten von großer, nicht bestimmbarer Dauer" zwar schon von Augustin gebil¬ ligt und von Seiten der lehrenden Kirche keineswegs ver¬ pönt, dennoch entscheidet er sich selbst dawider und für die Annahme von „wirklichen Erdentagen." (S. 51 u. 52.) 4* 52 Zu vergleichen ist damit auch der ganze dritte Vortrag: „Die Genesis und die Geologie." Wozu die Berufung auf einen Autor, der der darwin'- fcheu Descendenztheorie, zumal in ihrer Anwendung auf den Menschen auf das Entschiedenste entgegentritt? welcher 1) Charles Darwin, den wir so oft nennen, geb. 12. Februar 1809 zu Shrewsbury, ist übrigens nicht der Erfinder der Entwicke- lungs- oder Descendenztheorie. Er hat sie nur mehr ausgebildet und zu erhärten gesucht. Schon Lamarck — am Anfänge dieses Jahr¬ hunderts — widmete in seiner „philosophischen Zoologie" der „natür¬ lichen Herleitung des Menschen" vom Thiere — und zwar vom Vier¬ händer — ein besonderes Kapitel. Und Oken sagte ja auch schon 1809: „Die Thiere sind weiter nichts, als der in seine einzelnen Theile zerlegte Mensch. Der Mensch ist eine Synthese von Thierformen" si). — „Der Mensch ist entwickelt, nicht erschaffen." Dis Hauptmomente in Darwin's Theorie — auf die näher einzu¬ gehen hier nicht die Absicht des Schreibers ist — sind: 1. Verän¬ derlichkeit der Arten und Formen im Pflanzen- und Thierreich in Folge künstlicher Züchtung (äomsstical sslsotion), in der freien Natur aber der natürlichen Zuchtwahl (natural solsetion) und im Kampfe um das Dasein. 2. Vererbung der so neu ent¬ standenen Arten und Formen durch Fortpflanzung. Die Haupteinwendung gegen die Theorie Darwin's, nämlich her¬ genommen aus dem Mangel an Uebergang sformen in den fossilen Resten ist noch immer nicht gelöst — auch nicht durch Das, was B. v. Cotta in seiner „Geologie der Gegenwart," S. 236 u. f., oder Darwin selbst in der bereits citirten Stelle, „die Abstammung des Menschen," Bd. I. S. 176, vorbringt. Man würde sich irren, wenn man meinte, alle Naturforscher seien Darwinianer. Agassiz, Barrande u. A. wollen entschieden weder von der Descendenz-, noch von der Selectionstheorie etwas wissen. Wenn sich Jemand unmittelbar aus Darwin selbst über den Sinn und die Tragweite seiner Theorie unterrichten wollte, zumal aus des¬ sen Werken: „lieber die Entstehung der Arten durch natürliche Zucht¬ wahl" — und „die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche 53 vom Menschen ausdrücklich sagt: „er durfte nicht lediglich als höchstes Gebilde des organischen Lebens mittels einer Entwickelung aus der Thierwelt in's Dasein treten, sondern nur als ein neu geschaffenes, über die Natur hinausreichendes Wesen, in welchem der Gegensatz der Kör¬ per- und Geisterwelt zur Einigung gelangte." (S. 107 u. 108 im vierten Vortrage: „Die Schöpfung des Menschen.") Daß der Affe und der Mensch einen „gemeinsamen Urvater haben sollen, der die Grundform und Anlage (den Typus) beider an sich getragen," nennt vr. Veith „nebelhafte An¬ sichten." (S. 126.) — Auch er sieht in den überspannten Periodenberechnungen einiger Geologen mit Quenstedt „geo¬ logischen Köhlerglauben" und belächelt mit diesem die „Leicht¬ gläubigkeit an vermeintliche Funde fossiler Menschenknochen." (S. 355.) vr. Veith acceptirt die Argumente, welche Lücken in sei¬ nem Buche: „Die Traditionen des Menschengeschlechtes" für die Behauptung vorbringt, daß das biblische Alter des Menschengeschlechtes das einzig richtige sep)." (S. 370 u. f.) Es sei hier noch auf die eigenthümliche Verlegenheit auf¬ merksam gemacht, in welche der Darwinianer mit den Ur¬ bewohnern Amerika's geräth. Daß sie Autochthonen waren, stellt er nicht gerne in Abrede, um nicht etwa gar die ein¬ heitliche Abstammung des Menschengeschlechtes von einem Zuchtwahl," so sei er vorsichtig und lasse sich durch Sophismen nicht täuschen und blenden. Insbesondere aus dem letzteren wird er selbst beurtheilen, daß der Darwinismus mit dem geoffenbarten Chri- stenthume nicht vereinbar sei. 1) Nachgelesen zu werden verdienen der „vierte und sünfte Vor¬ trag" in vr. I. Baltzer's: „Ueber die Anfänge der Organismen und die Urgeschichte des Menschen" — zur Widerlegung von vr. Karl Vogt. — Ferner: „Karl Vogt und sein Auditorium," von Vincenz Knauer, zumal zweiter und dritter Vortrag. 54 ersten Urpaare zugeben zu müssen. Also müssen sie wohl auch Anthropoiden zu Vorfahren und Ahnen gehabt haben. Das Fatale ist aber eben, daß, wie selbst vr. Fritz Ratzel im schon angezogenen Werke: „Sein und Werden" sagt, „in Amerika weder jetzt, noch in geologischen Zeiten Affen Vor¬ kommen, welche dem Menschen nahe genug stehen, um ihn von denselben abstammen zu lassen." Die Frage über die Urheimath des Menschengeschlechtes (das Paradies) beschäftiget nicht nur den bibelgläubigen Theologen, sondern auch den darwinistischen Naturforscher, vr. Ernst Häckel meint in seiner natürlichen Schöpfungs¬ geschichte, diese Urheimath des Menschen sei „ein jetzt unter dem Spiegel des indischen Oceans versunkener Continent gewesen (das s. g. Lemurien, ähnlich der versunkenen — vielleicht aber nie dagewesenen — Insel Atlantis), welcher sich im Süden des jetzigen Asien — und wahrscheinlich mit ihm in directem Zusammenhänge — einerseits östlich bis nach Hinterindien und den Sunda-Jnseln, andererseits west¬ lich bis nach Madagaskar und dem südöstlichen Afrika er¬ streckte." Andere halten wieder ein so versunkenes Land für leere Phantasie; denn welche exacten Beweise hat man denn dafür? — Oder wären keine solchen nothwendig? Dies führt uns zu einer Bemerkung über den Darwinis¬ mus überhaupt mit seiner Descendenzlehre, insbesondere an¬ gewandt auf den Menschen. Häckel gesteht, daß, um „die unerschütterliche Ueberzeugung von der Wahrheit der Des- cendenztheorie" zu gewinnen, bloße Empirie nicht hinreiche, daß also Erfahrung und Thatsachen allein den Darwinis¬ mus noch nicht beweisen. Dazu sei auch philosophische Bildung nothwendig." — Auf die Philosophie sind aber sonst die Herren „exacten" Naturforscher nicht besonders gut zu spre¬ chen. Sonderbar, zur Begründung des Darwinismus wäre sie gut genug! Mit demselben Rechte, mit welchem die 55 „Philosophie" zur Stütze der Descendenztheorie heran- gezogm werden will, damit daraus erhelle, der Mensch sei nichts weiter als ein höchst entwickeltes Thier — also nicht von Gott erschaffen — berufen wir uns für das Gegen- theil auch auf die „Philosophie;" nur geht die unsere von anderen Prämissen aus, als die materialistische, und ge¬ langt daher auch zu anderen Resultaten. Ueberdies aber berufen wir uns noch auf die im Wesentlichen so über¬ raschend übereinstimmenden constanten uralten Traditionen der verschiedenen Völker über die Erschaffung und den Urzustand des ersten Menschenpaares. Ueber das Verhältniß der Geologie zum Darwinismus äußerte sich jüngst auf der Versammlung deutscher Natur¬ forscher und Aerzte 1872 zu Leipzig vr. v. Dechen, Ober- Berghauptmann: „Die Theorie von der allmählichen Umänderung der Species ist gewiß im höchsten Grade geeig¬ net, zu neuen Forschungen anzuregen, die Beobachtungen zu schärfen und zu vertiefen; aber heute wenigstens läßt sich kaum bestimmen, ob die geologischen Erfah¬ rungen mehr für oder gegen dieselbe sprechen." — Weiter: „Wenn viele Geologen die völlige Uebereinstim- mung der paläontologischen Thatsachen mit Darwin's Theorie anerkennen, so sind andererseits gewichtige Bedenken dagegen erhoben worden." Also die Siegeszuversicht ist jedenfalls noch sehr ver¬ früht. Auf das Victoriaschießen mögen die Darwinianer verzichten! §. 8. Zur Verständigung üöer das biblische Keraömeron. Die Ansichten über das biblische Sechstagewerk (Genes. K. I.) lassen sich füglich in drei Hauptgruppen zusammen- 56 fassen. Einige — und das sind so ziemlich fast alle neuesten Naturforscher, zumal die sich zur Descendenztheorie Dar- win's bekennen, und die rationalistischen Historiker — sehen darin nichts Anderes als eine mythologische oder eine s. g. naturphilosophische Erklärung des Ursprunges der uns um¬ gebenden sichtbaren Natur. So auch B. v. Cotta in der „Geologie der Gegenwart" (S. 358), wenn er sagt: „Auch die Geologie trat zuerst im Gewände der Dichtkunst auf, in poetischer, oft mystischer Form (Bücher Moses)." Mit der Widerlegung dieser Anschauung befassen wir uns hier nicht — sie gehört ausschließlich zum Berufe der positiven Theologie und Offenbarungs-Apologetik. Anders legten und legen zum Theile noch den biblischen Schöpfungsbericht mehr oder minder streng wörtlich aus. Im Detail, so und nicht anders, sowohl den Ausdrücken als auch der Zeitfolge nach, sei die Erschaffung durch Gott erfolgt. Die dritte Gruppe begreift Jene in sich, welche einer freieren Auffassung huldigen, welche nicht am Buchstaben kleben wollen, sondern mehr den Geist des Berichtes im Auge zu haben versichern, der allein es ihnen möglich mache, die biblische Erzählung mit der Naturwissenschaft auf ihrem gegenwärtigen fortgeschrittenen Standpunkte in Einklang zu bringen. In den Einzelfragen gehen die Anhänger jeder der bei¬ den Richtungen oft ziemlich weit auseinander; z. B. die der ersteren: neuerlichst der protestantische Theolog und Profes¬ sor zu Leipzig, früher zu Dorpat, vr. Keil, in: „Die bib¬ lische Schöpfungsgeschichte und die geologischen Erdbildungs- Theorien;" vr. Kurtz (auch Protestant): „Bibel und Astro¬ nomie;" ?. Athanasius Bosizio in „Hoxueinoron"; vr. Em¬ manuel Veith im schon genannten Werke u. A. Noch mehr gilt dies von den einer freieren Auffassung Huldigenden. 57 Ihre Namen und Erklärungsversuche können nachgelesen wer¬ den in: „Die biblische Schöpfungsgeschichte" von vr. Joh. Bapt. Baltzer, der selbst eine eigenthümliche Theorie — wir möchten sie eine „ideell-thatsächliche" nennen — aufstellt. Der Hauptrepräsentant einer solchen freieren und zwar einer vorzugsweise ideellen Auffassung des mosaischen Schöpfungsberichtes im christlichen Alterthume ist der große Denker St. Augustin, Bischof von Hippo in Nordafrika. Niedergelegt ist sie in seinem zwölf Bücher enthaltenden Werke: „äe Zonesi uä litorain," welches er als Bischof gegen die Manichäer schrieb. So z. B. deutet St. Augustin Vers 3 des K. I von der Erleuchtung der geschaffenen Geister. Jene Geister, welche in der Abwendung von der Erleuchtung böse wurden, fielen in „Finsterniß." Für sie „ward es nicht Licht." So geistreich diese Auffassung immerhin sein mag — die Frage löst sie doch nicht: in welchem Verhältnis steht die mosaische Schöpfungsgeschichte zum heutigen Stande der Naturwissenschaft? Vom christlich offenbarungsgläubigen Gesichtspunkte aus betrachtet haben wir im biblischen Hexaömeron einen weder streng wörtlich, noch mystisch zu deutenden Bericht vor uns über die Schöpfung der unsichtbaren — mehr noch der sicht¬ baren Welt. Subjective Anschauung des biblischen Verfassers Moses, z. B. seine geocentrische Vorstellung, ist theilweise so innig mit der ihm unmittelbar gewordenen göttlichen Offenbarung und mit der bis zu ihm unverfälscht, weil nur durch wenige Mittelglieder fortgeleiteten Tradition verwoben, daß sich dies Alles im Einzelnen schwer ganz ge¬ nau von einander sondern und sichten läßt. Nur so viel läßt sich mit Bestimmtheit sagen: Wo der biblische Bericht¬ erstatter von Gott, von Göttlichem redet, wo er Dinge be¬ handelt, Wahrheiten erörtert, die mit der Religion im, und 58 zwar nicht blos streng unmittelbaren und nächsten, sondern auch im indirecten Zusammenhänge stehen, — dazu gehört ja eben zweifellos die Erschaffung der Welt, insbesondere des Menschen, durch Gott, und zwar in einem einzigen Urpaare; der Sündenfall u. s. w., da ist es eben Gottes Wort, welches wir vor uns haben, und darüber eine authentische, unfehlbare Erklärung zu geben, ist in höchster und letzter Instanz die Kirche Jesu Christi berufen. Ihrem Ausspruche mit aller Beruhigung sich zu unterwerfen, er¬ kennt jeder Katholik als Pflicht an*). Anders dort, wo der heilige Autor sich auf nicht eigentlich religiösem, sondern nur auf dem Gebiete der Natur bewegt. Da hat auch die Wissenschaft ihr Recht, und sie kann es ausüben und hat es bisher ausgeübt, ohne daß es ihr die Kirche verwehrt oder verargt hätte. Hoffentlich wird dies auch in Hinkunft so der Fall sein, nur möge die Wissenschaft ihrer Schranken und der Grenzen ihrer Befugnisse eingedenk bleiben! Einige gut gemeinte Winke hierüber — zumal den prak¬ tischen Rcligionslehrern zu geben, können wir uns nicht ver¬ sagen. 1. Auch in der Auslegung der mosaischen Schöpfungs¬ geschichte hat der Grundsatz zu gelten: Unter mehreren Aus¬ legungsweisen und Erklärungen verdient jene den Vorzug, welche sich genauer an den Wortsinn anschließt; voraus¬ gesetzt, daß dieser nicht mit naturwissenschaftlichen Wahr¬ heiten und Thatsachen im mehr oder minder offenen Wider¬ spruche sich befindet. 2. Diesbezüglich aber ist zwischen unbestreitbaren natur- 1) Vergleiche darüber die Artikel: „Die Inspiration der Bibel und ihre Bedeutung für die freie Forschung" und: „Die Inspiration der Bibel in Dingen der natürlichen Erkenntniß" im dritten und achten Hefte des 18. Bandes von „Natur und Offenbarung." 59 wissenschaftlichen Wahrheiten und Thatsachen und zwischen bloßen noch so plausiblen und noch so der eben herrschenden Zeitströmung zusagenden Hypothesen strenge zu unter¬ scheiden. Eine solche ist z. B. eben der Darwinismus mit seiner Descendenz- und Transmutations-Theorie. Also nicht schon deßhalb, weil es nach Darwin keine feststehenden Arten im naturwissenschaftlichen Sinne geben, sondern eine Art in die andere allmählich übergehen und alle orga¬ nischen Wesen sich aus einer ursprünglichen Zelle entwickelt haben soll len, können Vers II und 12 des ersten Kapitel der Genesis nicht wörtlich genommen werden, wo es heißt: „Und er (Gott) sprach: Es lasse die Erde Gras sprossen, das grünt und Samen macht, und Fruchtbäume, die da Früchte tragen nach ihrer Art, in denen selbst ihr Sams sei auf Erden. Und also geschah »es. Und die Erde ließ sprossen Gras, das grünet und Samen macht nach seiner Art, und Fruchtbäume, die alle ihren Samen haben nach ihrer Art." 3. Wo es sich um eine rein naturwissenschaft¬ liche Erklärung einer Stelle handelt, über welche sich etwa ein oder der andere, oder mehrere Kirchenväter aus¬ gelassen haben, da können dieselben nicht als Zeugen der mündlich fortgepflanzten geoffen barten Wahrheit ange¬ sehen werden; — einfach aus dem Grunde, weil eine solche Erklärung kein Gegenstand der göttlichen Offenbarung war. Diesbezüglich hat freilich die Ansicht eines Kirchenvaters kein größeres entscheidendes Gewicht, als die Gründe, auf die sie sich stützt. Kein Kirchenvater konnte in einer pro¬ fanen Wissenschaft seiner Zeit etwa um Jahrhunderte schon voraneilen. Und Niemand, der einigermaßen billig und be¬ scheiden denkt, wird ihm dies verargen; im Gegentheil sich nur wundern, daß es in einer Epoche, in welcher die Natur¬ wissenschaft noch über keines der großartigen Hilfsmittel der 60 Gegenwart verfügte, schon Männer in der Kirche gab, welche, obwohl mit Sinn und Herz zumeist dem Ueberirdischen zugewandt, doch auch für die sichtbare Natur und ihre Schön¬ heiten ein so offenes Auge hatten. 4. Sollte die Kirche, d. i. ihre Lehrauctorität, irgend eine naturwissenschaftliche Auslegung für dogmatisch be¬ denklich u. dgl. erklären, so wird der Katholik selbstver¬ ständlich das Opfer nicht zu schwer finden, seine Privat¬ ansicht dem Urtheile der Kirche unterzuordnen. Der Fall aber wird, wie bereits angedeutet, gewiß nicht eintreten, daß die unfehlbare kirchliche Lehraucto¬ rität eine zweifellos richtige unumstößliche naturwissen¬ schaftliche Wahrheit oder Thatsache als mit dem Worte Gottes unvereinbarlich verurtheilen und verwerfen würde. Daß dies z. B. auch im Processe Gallileo Gallilei's nicht geschehen, d. h. daß damals nicht die unfehlbare kirch¬ liche Lehrauctorität das eben erst aufgestellte coperni- kanische System mit dem Satze, daß sich die Erde um die Sonne >— nicht umgekehrt — bewege, proscribirte, sollte je¬ dem unparteiischen Geschichtsforscher doch wohl schon klar ge¬ worden sein^). Die Erklärungen des biblischen Hexaömeron mit einer neuen zu vermehren, ist nicht die Absicht des Schreibers die¬ ser Zeilen. Der wißbegierige Leser, der ernstlich Interesse nimmt an der Harmonie der heutigen Naturwissenschaft mit 1) Mag das Inquisition sgericht wirklich das copernika- nischeSystem als formell häretisch, ausdrücklich der heil. Schrift entgegengesetzt, verurtheilt haben, nicht aber blos das ungeeignete Benehmen Gallilei's bei dessen Verkündigung und Verthei- digung, so bleibt das oben Bemerkte doch wahr. Die Inquisition in Rom ist nicht die lehrende Kirche. (Dies zu I. Frohschammer's: „Das Christenthum und die moderne Naturwissenschaft" (S. Sl— 54). 61 der ältesten biblischen Offenbarungsurkunde, kann dieselben außer den schon erwähnten Schriften in den im Literatur- Verzeichnisse zu vr. F. H. Reusch's: „Bibel und Natur" aufgeführten Werken nachlesen. Er wähle und halte sich an diejenige Erklärung, die ihm nach eigener eingehender Prüfung als die annehmbarste erscheint. Non jururo in verba nmZistri gilt auch hier; vielmehr noch das Wort des Apostels (I Th. 5, 21): Omniu xrobuto, öo-MM sst tönet«. Eine solche Prüfung aber ist nicht thunlich ohne wenigstens einiges Studium und sich Vertrautmachen mit den gegenwärtigen Resultaten der Naturwissenschaft im Gan¬ zen und Großen. Detail st udien können freilich nicht von jedem Religionslehrer verlangt werden, — dieselben sind ihm aber auch nicht so nothwendig, als ob er ohne sie sei¬ ner Aufgabe nicht ganz gut zu genügen im Stande wäre. Erklärung in der Geologie gebräuchlicher, zum Theil auch in diesem Merkchen Tabelle der zeitlichen Aufeinanderfolge (aus Bernhard v. Cotta's „Geologie der Gegenwart," S. 80). Anmerkung I. Diese Zeiteintheilung ist jetzt die üblichste. 1) Nämlich der allmählichen Abkühlung der feuerflüssigen Erd¬ masse. 2) Die SsäiinentLr-Gesteine, auch neptunische Gesteine genannt, sind geschichtet oder in Lager oder Schichten getheilt. 3) Periode des allerfrühestens Lebens organischer Wesen (Hu,-, Morgenröthe, und ?«>>. Leben; organisches Wesen). 4) Bon Hu;, Morgenröthe, und neu. Diese Periode heißt so, weil unter den fossilen Arten der Muschelthiere noch verhältniß- mäßig sehr wenige lebende Arten vertreten sind. „Es soll damit 63 die Morgenröthe der gegenwärtigen testaceischenFauna angedeutet werden, da man in den älteren oder secundären Gesteinen keine lebenden Arten aufgefunden hat." (CH. Lyell's Geologie. II. Band. S. IS3.) 5) und 6) Die Periode „Oligooüu wenig, gering, und x°-->,->;) wurde in neuerer Zeit zwischen Loeäu und Niveau eingeschoben, und Locäu und OliZoeäu zu DalssoZsu" (ir-llL-s;, alt, und Ur¬ sprung, auch Geschlecht, Gattung) vereiniget. 7) Die Benennung Niveau (von weniger, und x«»->;, neu) drückt ein immerhin noch geringeres Zahlenverhältniß der lebenden Testaceenarten zu den erloschenen aus — also eine der Gegenwart weniger nahe liegende Periode; während 8) I'liocen (von mehr, und x---»»;) eine verhältnißmäßig größere Zahl der lebenden Testaceenarten andeutet— also eine neuere Zeit, denn eine größere Zahl lebender Arten läßt auf den jüngeren Ursprung der Schichten schließen. 9) Beide Perioden — die miocäne und pliocäne — werden manch¬ mal unter der Bezeichnung IVeoAsir neu) im Gegensätze von kalasogvu zusammengefaßt. 10) Wenn die Ablagerungen zwischen der obersten Humusdecke und dem darunter liegenden Gesteine von losem Kies, Sand oder Schlamm bestehen, so nennt man sie „Alluvium" (von alluo, bespü¬ len, alluvio, ein Stück angespültes Land). Wenn ihnen aber, wie in den höheren Breiten von Europa und Nordamerika häufiger der Fall ist, die Schichtung fehlt, und sie dagegen große eckige und abge¬ rundete Gesteinstrümmer führen, so werden sie „Diluvium" (auch „Drift" oder „Geröllformation") genannt — von Diluvium, Ueber- schwemmung, Wasserfluth. Das Alluvium ist jünger als dieses. (Lyell's Geologie.) In die Diluvialperiode versetzen die Geologen z. B. die erratischen Blöcke, die erratische Formation. Selbst einigen „Geologen" ist aber das Diluvium nichts An¬ deres, als die Sündfluth; so z. B. dem Engländer Buckland. 11) Die rseeuts Periode ist die neueste, historische, menschliche Epoche. Die rseeuts Gruppe umfaßt demnach die Ablagerungen der letzten 4000—6000 Jahre. Anmerkung II. CH. Lyell's Eintheilung ist wesentlich die gleiche, nur die tsrmiui sind theilweise andere. Die Tertiärperiode theilt er 64 in vier Perioden oder Gruppen ein: LocLn-; Moeün-; alteklio- cLn-; neue klioeün-Periode. Nach diesen setzt er die kost-kliooLusn-Formationen, die zuweilen „post-tertiär" oder „neu, rseent" genannt werden, deren Muscheln alle zu noch jetzt lebenden Arten gehören. Der srüheren Zeit dieser Formationen gehören die Knochenreste erloschener Arten von Viersüßlern an, z. B. von Mammuth, Mastodon, Megatherium u. a. Anmerkung III. Statt der Einteilung in kriraär, Leeuüäär, DertiLr und tzuartLr kommt auch jene vor in: kalasosoisek, Lls- so^oisck und Laiuo^oiseli. — Die mesozoische Periode heißt deßhalb so, weil sie in der Mitte zwischen der alten und neuen liegt ox, mitten). Schluß. Wohin wir das erste Erscheinen des Menschen auf der Erde einzureihen haben, und was der Mensch sei? ist uns nach dem Gesagten nicht im Geringsten zweifelhaft. Um uns der geologischen Sprache zu bedienen, so gehört er erst der „recenten" Periode an; also wenn wir das geologische Diluvium vor die biblische Sündfluth setzen, d. i. es nicht mit dieser identificiren, so nach dem¬ selben. Alle Versuche, dem Menschen ein höheres Alter zu vindiciren — ihn in eine frühere geologische Periode zu versetzen, halten die unparteiische Prüfung nicht aus. Nicht früher, als die heil. Urkunde dies als geschehen erzählt, schuf „Gott den Menschen nach seinem Bilde." (Gen. I, 27.) Und so steht er denn da, der Mensch, aus der Hand Gottes, nicht aber aus der Natur, hervorgegangen, — kein Gebilde der Natur; wohl aber bestimmt, über diese zu herrschen durch seinen gottebenbildlichen unsterb¬ lichen Geist. Nicht unter den Thieren der Vorwelt hak er seine ge¬ träumten Ahnen zu suchen. Sein Stammbaum ist ein an¬ derer; nämlich unser Aller Ahn, Adam, ist „Gottes." (Luc. III, 38.) In gleichem Verlage sind ferner erschienen: Schwarz - Wildpret - Jagd oder die neueste Mulm-Hetze. Ein cdpiegAil'ä ^M'8 imiiioMc Valit, von einem katholischen Geistlichen der Erzdiaeesc Zrciömg. Zweite, niwernnderte Fnflngc. 8". geh. 4 Sgr. — 15 kr. Nie Senkeln Mil l!m Slö^en des Altkathoticisums. 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