Beilage zur Kaibacher Zeitung. H"R4^ Mster Jahrgang. 6. April R86R. Per Dampf. (Aus der demnächst erscheinenden Dichtung: „Ein Schwancnlicd der Romantik.") ^ evtrasf halten wir am Zügel mit kühnen: Mannesgriff Das Flügelroß des Dampfes: ein zahmer Hippogryph, Wälzt es Riesenräder trabend, oder saus't Prnstcnd durch die Lüfte, gelenkt von kühner Mcnschcufaust. Seine Mähnen wehen in den blancn Tag, Anf schwimmenden Kolossen rauscht sein Flügclschlag; In dic hohe See zieht schnaubend cö hinans, Helle Funken strcncnd in's öde Mccrcsschanmgebraus. Und selbst des Hochgebirges einsame Wnndcrwclt Durchras'j cS flammcnspcicnd; erschrocken innehält Am Fclshang die Lawine; seitab mit Ungestüm Entstürzi der Verczstrom, schaudernd vor jenem FlammmungcthUm. ^ Stille Hochwaldwipfcl, um dic nnr Acthcrhanch l Geweht nnd Adlerschwingcn, umwallt sein Gang mit Nauch. ! Vom Zornhauch seiucr Nüstern dunkelt des Acthcrs Dom, Vor seines Hnfschlags Donner bebt in der Erde Bauch der Gnom. Wae Gespenst von Wallsee. Gebiet des Seltsamen, Wunderbaren war es uon jeher, auf welchem sich der Mensch am liebsten bewegt, und ! je schwieriger das Räthsel zu löse» ist, desto emsiger folgt man seinen Spuren. Der Schleier des Gcbeimnifses übt einen mächtigen Zauber aus, ihn wenigstens zum Theile zu lüften, ist das Ziel der emsig forschenden Vernunft, gibt es gleich ^ eine enge Grenze, über welche hinans selbst das geistige Auge erblindet, und von da an beginnt das Ncich — des Glaubens. So nahe übrigens bei manchem Gchcimnißuollen ! die Lösung bisweilen liegt, ebenso ferne sucht sie meistens ! der forschende Geist, 'und selbst dann, wenn die Lösung des ! durch Iahrzehente geschürzten Knotens auf vollkommen irdische ! Weise geschieht, ucrmag >die Thatsache selbst den Schimmer ^ des Uebcrnatürlichen durchaus nicht ganz zu zerstören, nnd ^ was sich die Ahnen staunend erzählten, bleibt ein Gemein» ^ gut von Geschlecht zu Geschlechtern. In dieser Beziehung ! ist die Geschichte des Schloßgcistcs zu Wallsec sowohl betreffs ! des Ilrsprungcs, wie der Eutwicklung nnd Lösung nach, gleich ! leltsam und eine der merkwürdigsten ihrer Art. Einige hundert Schritte abseits uon der Landstraße, auf Sehweite von dem Orte Sternberg entfernt, steht ein altes, ziemlich verfallenes Schloß, dessen lange, von zwei Seiten-stügeln begrenzte Fronte gerade gegen den kleinen, größten« theils von Bauersleuten bewohnten Ort gekehrt ist. In altem, edlen Vaustyl aufgeführt, war es einst das Eigenthum eines deutschen Grafen, der ein seltenes Alter erreichte, umlacht uon Reichthum nnd Pracht, wenngleich seit Jahren ziemlich einsam stehend in der weiten Welt; denn von all seinen Verwandten war ihm nur ein Neffe am Leben geblieben. Dieß war ein hoffnungsreicher, blühender junger Mann, in dessen Adern aber ein heißes Vlnt rollte, und dessen Vörse stets zu rasch stch leerte: sie glich dem Faß der Danaiden — Vergnügen hieß der Abgott seines Lebens. Der alte Graf dagegen war ein Geizhals erster Klasse nnd die Verschwendung seines Neffen machte ihm schweren Kummer, ja, sie veranlaßte die heftigsten Szenen, welche ein entsetzliches (5>,de finden sollten. Wie die Stunde der Entscheidung herbeigeführt worden sei, hat kein menschliches Auge ergründet, denn der Geizhals hielt nur einen Diener, und von den übrigen Leuten blieb das Schloß sammt Umgebung meistens gemieden. Niemanden mochte es behagen in der Nahe dieses habgierigen, herzlosen Alten. Eines Abends nun, der Schnee siel in großen, dichten Flocken zur Erde und der Wind heulte in den weiten Gangen des Gebäudes, fam der Neffe an das Gitter des Schlosses geritten, schwang sich von dem erhitzten Pferde und schlang den Zügel um eine Säule. Es war am Sylvester-Abend des Jahres 178', und weit und breit keine menschliche Seele zu sehen. Al>? das schwache Mondlicht durch dunkle Wolken, für Augenblicke durchschimmernd, das Antlitz des Ncitcrs beschien, zeigte es seine bleichen Züge, fein glühen« des Auge — schwer athmend hob sich seine beengte Vrust. Ein heftiger Schmerz oder eine gewaltige Leidenschaft mochte in seinem Innern toben. Der Neffe war wohl mit den Gebräuchen des Hauses vertraut, wußte den geheimen Mecha» niömus, um sich selbst das Gitter zu öffnen, und trat in die innern Gnige, den schweren Mantel zurückschlagend, um den Schnee von seinen Kleidern zu schütteln. Eben schlug dic alte Thurmuhr die zehnte Abendstnnde, als er in das Zimmer des Dieners trat, der um diese Zeit sich in der Schenke zu Stcrnberg gütlich zu thun pflegte —> und auch dießmal mußte es also sein, denn die Stube stand leer, worüber ein eigen« thüiülichcö Lächeln flüchtig die Züge des jungen Mannes 54 umspielte. — Rasch durcheilte er mehrere leere, öde Gemacher, ! bis ein schwacher Lichtschimmer sein Auge traf und ihm die ! Stelle zeigte, wo sein alter Verwandter sich in stiller Einsamkeit aufhalten mochte. — Der Greis saß lesend auf einem alten verschossenen Lehnstuhl, in einen gleichartigen Sammetrock gehüllt, und stützte sein von wenigen silberweißen Haaren bedecktes Haupt in die zitternde Hand. Veim Geräusch des Eintretenden erhob er, unwillig, gestört zu werden, den Kopf , empor, schlug den Schirm der Lampe zurück, und grüßte flüchtig den Neffen, der sich zu demüthiger Freundlichkeit zwang. Lange mochte das Gesprach nicht recht in Fluß kom- ! men, bis der Neffe, dessen Geduld nicht die längste war, ! gerade auf das Ziel losging und von seinem Onkel eine sehr ! bedeutende Summe in Gold begehrte. Sie wurde kurz, entschieden verweigert. Der alte Herr sah, dasi keine Besserung zu hoffen war, und er blieb entschlossen, Herz und Kassa seinem verschwenderischen Verwandten zu verschließen. — Der Neffe bat, beschwor, betheuerte, er schilderte seine rath-lose Lage, ehrlos und infam war er Zeit Lebens, wenn er nicht die verlangte Summe erhielt. — Der alte Onkel blieb unbeugsam — Zorn und Wuth rö'theten die fahlen Züge des Neffen, wiederholt griff seine Hand an die Brust, indem ein stechender Blick auf den Geizhals siel, und atbcmloS rannte er in böchster Aufregung auf und nieder. Stets lauter und heftiger wurden die Reden, Spott, Hohn, Lästerungen steigerten die Leidenschaften, und----------eine Stunde darnach schwang nch der Neffe im Dunkel der stürmischen Nacht wieder in den Sattel, preßte seinem edlen Pferde die Sporen in die Seiten und flog wie rasend die öde Straße dahin. Der Diener kehrte bald darnach heim, — zu seinem Befremden fand er das Gitter offen — das Licht des alten Grafen war verloschen — und von banger Ahnung ergriffen, stürzte er die Stiege hinauf. Als er mlt dein Lichte die Schlafstube des Grafen betrat, taumelte er erschrocken zurück und floh ohne anzuhalten in's Dorf znrück, wo er für Hundert zu lärmen begann. Der Schloßherr lag ermordet am Boden seineö Zimmers, ein Dolch stack in seiner Wunde. Den Neffen hat seither kein Auge gesehen, man sagte, er sei nach Amerika entflohen. — Den alten Grafen trug mau allein, unbeweint zur letzten Ruhe. — Das Schloß selbst blieb aber viele, lange Jahre unbewohnt und verödet, denn allgemein ging die Sage, daß sich die Sylvester-Woche hin» durch allnächtlich der Geist des alten Grafen in den Gängen zeige, da er keine Ruhe in der Gruft seiner Ahnen zu finden vermöge, solange die Schätze, die er in den unterirdischen, weitläufigen Gängen vergraben haben soll, nicht wieder an'c Licht des Tages gekommen wären. Wohl hieß es, daß Habgier schon Manchen dazu uerleitet habe, sich in den verhäng nißvollen Nächten in dem Schlosse aufzuhalten, nm, von den Gcspenste geführt, den Schatz zu heben, aber stets habe mai des andern Morgens den Verwegenen todt auf den Stufe, der unterirdischen Treppe gefunden. Sei dem, wie immer der Volksglaube stand fest, das Schloß blieb gemieden, wi der Mörder des Grafen verschollen war. — — Erst im Jahre 180* hieß es, das Schloß sei von eincr reichen Französin gekauft, welcher die Aerzte eine Luftveränderung ihrer sehr zarten, wankenden Gesundheit wegen angerathen hatten. Nicht lange darnach, es war mit Beginn des Frühjahres, begann es lebhaft im Schlosse zu werden. Man brachte herrliche Meubeln, rottete das Unkraut in den Höfen und im Garten aus, vergoldete und polirte ohne Ende, worüber die Nachbarsorte verwundert die Köpfe schüttelten, denn Viele wollten in der letzten Sylvester-Woche neuerdings den Geist des alten Grafen gesehen haben, Andere uannten es geradezu einen Frevel, sich in die „Geisterburg" zu wagen, und so wurde der Einzug der neuen Besitzerin ein Ereigniß für Sternberg, von welchem der Wirth am meisten profitirte, denn bei ihm wurden alle Tagesereignisse abgehandelt, und von seinen Stubenfenstern sah man gerade auf die Hauptfronte des gebeimnißvollen Gebäudes. Von demselben sprachen nun die Ortsbewohner beim Wein- oder Viersslase nur mit scheuen Blicken, geheimen Schauern und allerlei Vermuthungen, welche nicht zu den trostvollsten gehörten. In der Sylvesternacht, behaupteten Einige unbeugsam immer wieder, hätten sie eine tief gebeugte Gestalt, klagend und stöhnend, durch die offenen Säulengäogz des ^ öden Schlosses, mit einer schwach schimmernden Lampe in ! der Hand, dahin schreiten gesehen; was damit geschehen, wie lange sie herumgewandelt und wann ste wieder verschwunden sei, — das wußte Keiner, denn sie waren quer« ! feldein auf und davon gelaufen, sobald sie nur den ersten ^ Blick auf jene verhängnißvolle Stelle geworfen hatte». Unbekümmert um dieses Gerede bezog die neue Besi:« zerin bald darnach das Schloß, welches in der lachendsten Gegend lag. Sie war eine höchst anziehende Dame mit deutlichen Spuren einstiger, seltener Schönheit, obwohl sie bereits einen erwachsenen Sohn und eine Tochter hatte, welKe vor Kurzem in ihrem 16. Jahre ihre Hand einem juugcn Manue gereicht hatte, dessen Verhältnisse glänzender geschienen, als sie sich bald darnach herausstellen sollten. Scbr frühzeitig ! vermalt, machte die Mutter ein Feldzug in Afrika zur Witwe und Herrin eines großen Vermögens. Indeß ihre Trauer um den Gatten war tief empfunden und wahr, und nagte an ihrem Leben, so daß die Aerzte ihr die größte Ruhe empfahlen, die sie, von ihren Kindern umgeben, zu genießen dachte. Doch beinahe schien wirklich auf diesen Mauern ein Fluch zu lasten, es wollte der Friede nicht einziehen in diesem Familienkreise. Während der Sohn seine Mutter mit wahrer Kindesliebe pflegte, entwickelte sich der Charakter der Tochter bald an der Seite ihres abenteuerlichen, leidenschaftlichen ! Gatten auf die nachtheiligste Weise, und oft und öfter traten Thränen in die Augen der Mutter. Herrschsucht, Geldgier und Stolz ließen sie stets schroffer ihrer liebevollen Mutter l entgegentreten — bis es beinahe zum Bruche zwischen beiden > kam. Ueber diesen Undank der gefühllosen Tochter erfaßte die , kränkelnde Dame ein so heftiges, nervöses Zittern, daß sich die Gegenstände vor ihren Blicken im Kreise drehten, und wie leblos zur Erde sinkend wurde sie von ihrem erschrocken 55 herbeieilenden Sohne unterstützt, wahrend die erzürnte Tochter diese heftige Szene für eine Komödie erklärte und sich sorg» los entfernte. Eine tiefe Melancholie, ein zunehmendes Leiden waren die Folgen dieser heftigen Gemüthsbewegung. Die Dame hütete meist das Vett, und ernste Entschlüsse schienen in ihrer Seele zu reifen. Eines Abends, als ihr Sohn für einen Tag abwesend war, ließ sie einen Advokaten aus der Hauptstadt zu nch bitten und — gab ihren letzten Willen zu Papier. Hatte sie gleich absichtlich eine Stunde hierzu gewählt, in welcher sie allein z» bleiben hoffte, so fügte es doch der Zufall, daß ihr Schwiegersohn unangemeldet in das anstoßende Zimmer trat, und als er die Stimme des Advokaten erkannte, sich nicht scheute, die Worte dieses Gespräches zu behorchen. Seine Stirne faltete sich bald, Wuth erfaßte seine Brust, denn — seine Frau, wie er selbst, waren enterbt, und der Sohn allein sollte Herr dieses großen Vermögens werden. Indeß wußte der freche Lauscher sich soweit zu beherrschen, daß er sich nicht verrieth; als der Advokat das Zimmer verließ, verbarg er sich hinter dem Fenstervorhang i:nd schlich sodann leise zur halbgeöffneten Pforte, um zu sehen, was im Zimmer der Kranken geschehen mochte. Als dieselbe sich allein glaubte, öffnete sie eine Tapetenthür, welche in ein kleines anstoßendes Zimmer führte, schloß eine darin am Voden festgeschraubte eiserne Truhe anf, und nachdem sie das verhängnißuolle Blatt in ein flaches, aus Bronze, in Forin eines Buches gegossenes Kästchen zu einigen andern Schriften gelegt hatte, schloß sie dieses sicher verwahrte Behältniß ab, den Schlüssel in ihren Schreibtisch verbergend. Der kühne Lauscher verlor keine ihrer Bewegungen, und mit Thränen im Auge saß die unglückliche Frau am Fenster, ohne die Nabe eines fremden Wesens zu ahnen. Erst nach einiger Zeit öffnete der Schwiegersohn absichtlich mit Geräusch die äußere Pforte, als wäre er eben erst eingetreten, und mit der unbefangensten Miene näherte er sich der Dame, die er der innigsten Reue ihrer Tochter über ihr unbesonnenes und undankbares Benehmen gegen sie versicherte. — War gleich von nun an das Benehmen der Tochter schlau berechnet, so schien es doch keine besondere Wirkung zu haben, und ehe der Herbst zu Ende ging, reiste die Mutter mit ihrem Sohne nach Neapel, indeß die Tochter mit ihrem schlauen Gemal nach Paris zurückkehren sollte. So war denn das Schloß wieder verödet, die Gittel wurden geschlossen, das Gras wucherte zwischen den Steinplatten empor, — wo erst so reges Leben geherrscht hatte, war es mit Eins recht winterlich öde. ' sssorts. folat.) Kochen und Draten des Fleisches. Obgleich man seit Jahrtausenden die Kunst kennt, das Fleisch mit Hilfe des Feuers genießbar zu machen, d. h. in einen Zustand zu bringe», welcher cs sowohl schmackhafter, als dem Körper leichter assimililbar werden laßt, so kann man doch sagen, daß nirgends so viele Fehler gegen die ersten Regeln der Kochkunst begangen werden, wie gerade bei dieser Zubereitung, und es nnd vorzugsweise die kleinern Haushaltungen, welche sich in völligem Mißverstand nnd hart» nackigem Anheften an das Althergebrachte derselben nicht einschlagen zu dürfen glauben. Dadurch aber geht eine große Menge von kräftigem Nahrunsssstoff nutzlos verloren, und rs leidet darunter der Einzelne wie die Gesammtheit. Es kann deßhalb nicht oft und eindringlich genng auf die vortheilhafte Herrichtung der Fleischspeisen aufmerksam gemacht werden. — Wählt man zwischen dem Kochen «nd dem Braten des Fleisches, so ist das letztere hinsichtlich der Nahrungskraft — den individuellen Wohlgeschmack bei Seite gelassen — stets vorzuziehen; denn bei ihm bleibt der Saft mit seinen löslichen Bestandtheilen mehr im Fleisch, während er beim Kochen zum Theil in die Brühe übergeht. Je größer daher das Koch« stück ist, um so besser fällt es aus, weil es weniger aus» gelaugt werden kann; ebenso kocht sich fettes Fleisch kräftiger wie mageres, weil das Wasser das Fett nicht zu durchdringen vermag. Die Hauptaufgabe beim Kochen des Fleisches, mög» lichste Erhaltung seiner nährenden Bestandtheile, erreicht man einfach und am besten dadurch, daß man es in siedendem Wasser beisetzt; in diesem gerinnt augenblicklich das thierische Eiweiß (Albumin) der gesammten Oberfläche und verhindert auf diese Weise sowohl das Eindringen des Wassers, wie das Aliefließen des Safteß. Wird dagegen das Fleisch i» kaltem Wasser aufgesetzt und gekocht, so geht ein großer Theil seiner Säfte in das letztere über und bildet darin eine gute Fleischbrühe, aber es bleibt ein geschmackloses und schwer« verdauliches Fleisch, dessen beste Nahrnngskraft nur durch den Mitgenuß der Suppe nicht verloren geht. Setzt man ei« größeres Stück Fleisch in kochendem Wasser bei, so ist ins» besondere daranf zu sehen, das Feuer tüchtig zu unterhalten, so daß das Wallen des Wasscrö wenig unterbrochen werde, damit eben die Einhüllung des Stückes in seine geronnene Schicht Albumin recht schnell und vollständig vor sich gehen kann. Je dünner oder schmäler ein Kochstück, um so leichter wird es ausgelaugt, um so schlechter das Fleisch; mit der Größe und dem Fettgehalt nimmt hingegen auch der Wohlgeschmack des Fleisches zu. Theils, um zu probiren, ob es weich genug sei, theils zur Verbesserung ihrer vielgeliebten Fleischbrühe, haben Köchinnen die üble Angewohnheit, während des Kochens mehrere Male das Stück mit einer großen Fleischgabel zu durchbohren; dieß ist falsch; denn mit jedem Stich öffnen sie einen Kanal, aus welchem der Fleischsaft so lange ansflicßt, bis ihn eine geronnene Masse verschließt, ähnlich wie bei jeder Wunde am lebenden Körper. Die Erfahrung lernt auch ohne Versuch den Zeitraum genau kennen, der zum hinreichenden Kochen eines Stückes Fleisch nothwendig ist. Es ist viel uortheilhafter, das Fleisch etwas zu wenig, wie zu lange sicden zu lassen; denn das selbst inwendig noch nicht völlig gahre Stück Fleisch ist wcit nah-ruugskläftiger und am Ende sogai leichter zu kauen, wie die langen, völlig saftlosen Fasern eines vollständig ausgekochten. Zuthaten zum Kochfleisch, außer dem Salz, richte« 56 sich je nach dem individuellen Geschmack. Einige Küchen- ! kräutcr eignen sich dazu 'vorzugsweise; z. V. Sellerie. Krant und Knollen, Petersilien, Pastinaken, Mohren, Lauch, Porree, ! Bachbungen u. s. w. Während bei dem Kochen des Fleisches die sogenannte Gahre desselben dnrch das Mittel des siedenden Wassers bewerkstelligt wird, wirkt beim Braten entweder die Hitze i der Flamme direkt, oder durch das Mittel des Gefäßes, also ! der Bratpfanne. Man unterscheidet demnach Braten über freiem Feuer oder im Topf: das erslere geschieht entweder l am Spieß oder auf dem Rost-, das letztere in irdenen oder ! eisernen Gefäßen von möglichst flacher Form. Das Braten ! des Fleisches hat natürlich ganz denselben Zweck wie das Kochen, demnach muß es auch ähnlich ausgeführt werden. Seine nächste Aufgabe isi das Bilden einer Kruste rund um das ganze Stück, so daß kein Saft weiter verloren gehen kann. Deßhalb muß in dem Augenblicke, wo der Braten übcr's Feuer kommt, dieses auch die größte Hitze entwickeln, ^ wahrend nachher, sobald die verhüllende Schichte einmal vor- ! danden ist, die Glut vermindert werden kann, indem das Fleisch zur vollständigen Erweiterung nicht einmal der Sicd- ! Hitze bedarf. Da aber ohne Wasser jeder organische, über ^ ein Feuer gebrachte Gegenstand, sobald sein eigener Wassergehalt verdunstet ist, anbrennt, so muß beim Braten Sorge gegen diesen Uebelstand getragen werden. Hauptsächlich geschieht dieß dnrch fortwährendes Vegicßen mit Fett, theils des abträufelndcu, theils in besonderem Zusatz; dasselbe hilft zugleich mit dazu, das Fleischstück zu verschließen nnd dessen Säfte am Ausfluß zu hindern. Ebenso ist es nothwendig, den Braten häusig zu wenden. Am Besten und Zweckmäßigsten geschieht dieß natürlich mit dem Spieß und stud die Spicß-braten unter sonst gleichen Verhältnissen an Wohlgeschmack allen übrigen vorzuziehen, sowie auf keine andere Weise eine solche Gleichmäßigkeit des Durchbratens erreicht ivcrden kann. Nächsidem sind die Rostbraten am besten und erst in letzter Neide stehen die Topfbraten. Die Unregelmäßigkeit der Darstellung der letzter» gibt sich immer schon in ihrem Aeußere» kund; es ist sogar Mode, sie nur auf der einen Seite braun werden zn lassen, was bei der Anwendung des Spießes sowohl wie des RosteS gar nicht einmal möglich ist. In vielen deutschen Gegenden herrscht die Sitte, das Flcischstück vorher flüchtig abzukochen und daun erst zn braten; es ist dieß gerade so, wie wenn man Jemand mit Zuckelwasser bedienen wollte, aber den Zucker vorher rasch aus dem Glase nehme. Solche Braten haben nicht Saft uud Kraft, dürfen aber auch von rechts-wegen nicht Braten heißen. Ebenso ist es verwerflich, dem Braten Wasser zuzusetzen, wie dieß noch so häufig geschieht, großentheils in der Absicht, dadurch recht vlel Sauce oder Bratenbri'lhc zu bekommen; allein die letztere wird dabei um so wässeriger und schlechter, und man gewinnt dadurch nichts. Auch beim Braten muß der richtige Zeitpunkt möglichst sorgsam inne gehalten werden, das Fleisch darf weder allzu weich, „och allzu hart sein, am besten bat es jene schöne, hcllröth. liche Farbe im Innern, welche beweist, daß nicht alles Blut aus dem Stück entfernt ist, ohne daß jedoch das letztere im Uebermaß hervortrete, was zarter organisirtcn Personen häusig unangenehm ist. Auch das Anstechen des Bratens muß gänzlich vermieden werden; ein guter Koch kennt genau die Zeit, wenn der Braten gahr ist,, oder er gewahrt dieß dnrch den Geruch. Das Braten ist der Anfang einer chemisch sogenannten trockenen Destillation, deren Produkte sich dabei entwickeln; nachweisbar findet sich darunter in ziemlicher Menge Essigsäure, dnrch deren Einwirkung die Fleischfaser leichter verdaulich, ihie Bestandtheile löslicher werden. Den letzteren Zweck erreicht man auch durch Einlegen von Vratenstücken, besonders magern, fettlosen, ;. B. Wildpret. in Essig oder sauren Rahm; was aber die Säure gut macht, das verdirbt wieder daS Wasser, dem sie stets zugemischt ist, durch Auslaugen vieler löölichcr Bestandtheile. Mancherlei Bratensorten läßt man gern etwas alt oder mürbe werde», d. h. man richtet sie zu gerade an der Grenze, wo die Zersetzung oder eintretende Fäulnis; des Fleisches begonnen haben würde; in diesem Stadium braten sie nch besonders weich und kurz, und ist, falls dcc richtige Zeitpunkt nicht überschritten wurde, solchen Innit, <»üut-Vraten ein besonderer Wohlgeschmack, sowie eine leichtere Vcrdau-^ lichkeit nicht abzusprechen, so daß bei ihnen ein echter Gour-! mand das Füinet gern mit in den Kauf nimmt. (Illustr. Familienbuch.) ^iir Photographen. Professor Vnnsen findet, daß das glänzendste künst« liche Licht, das man bisher erprobte, Magiieilum linge betragt; bei Photographen aber, welche des Drahtes stets ! nur für wenige Sekunden auf ein Mal bedürfen, würde dieß ! schwerlich Bedenken erregen. Wie viele Puchstal'en gibt es in der Pibel? Das auffallendste Beispiel einer wahrhaft unsinnigen , Geduld war die nutzlose Beschäftigung eines Holländers, der z alle Kapitel, Verse und Worte, die in der Vibel sich be< z finden, auörcchncte, und nach cincr dreißigjährigen, mühseligen ^ Arbeit mit der ttiumphirenden Miene eines Archimedes seine wichtige Entdeckung ausposaunte, das es seinem Bemühen gelungen sei, die in der Bibel enthaltene Buchstaben-Zahl ! 3,866.480 herauszubringen. Wer rechnet ihm nach? ^)nict und '^eriag 'v^ii ^gii. v. äiienlmayr ö» »'. anmurrst m ^aumcl). — VcrcmNvorNichcr McVacttur H. Ajamlierg.